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Kapitel 1



Sanfte Sonnenstrahlen streiften das Gesicht eines jungen Mädchens, das sich daraufhin murmelt unter der Bettdecke verkriechen wollte. Als sie jedoch das Schnarchen ihrer Zimmergenossin hörte, war sie ganz wach. Leise fluchend setzte sie sich auf und öffnete blinzeln die Augen. Heute war der erste Tag der Sommerferien. Fast alle Schüler und Lehrer würde heute das Internat verlassen, nur sie blieb hier. Für sie gab es keinen Grund mehr nach Hause zu fahren, denn dort erwartete sie niemand mehr. Traurig dachte sie an den Tag vor zwei Monaten zurück, als die Polizei hier auftauchte und ihr die schlimme Nachricht brachte. Ihr Eltern und ihr kleiner 4 jähriger Bruder, wurden bei einem Autounfall getötet. Ein betrunkener LKW-Fahrer war schuld. Sie waren auf den Rückweg, von einer Geburtstagsfeier eines Freundes, als es geschah. Jetzt war sie ganz alleine.
Da ihre Eltern Lebensversicherungen hatten, kann sie zwar das Internat weiter besuchen, doch was brachte ihr das. Ihre Familie war fort. Langsam stand sie auf und schlich sich in den Waschraum. Als sie in den Spiegel sah, lachte sie leise auf. Die ganze Zeit, hat sie sich gehen lassen und nur geheult. Sie sah einfach schrecklich aus. „Weißt du was dir mal wieder gut tun würde Kyana? Ne heiße Dusche, dann eine Trainingseinheit Iaido und dann noch zwei Stunden laufen. Zum Schluss zum See und etwas schwimmen.“ Mit einem schiefen Lächeln sah sie ihrem Spiegelbild entgegen. „Oh wie schön, das ich noch nicht durch drehe und mit mir selber rede.“ Kopfschüttelt zog sie sich aus und stieg unter die Dusche. Das heiße Wasser tat ihr gut. Die Wärme genießend lehnte sie ihren Kopf gegen die Wand und ließ das Wasser über ihren Körper fließen.

„Wenn du versuchst einen Hummer zu schlagen, dann hast du es geschafft.“ Erschrocken drehte Kyana sich um. Im Durchgang zu den Duschen stand ihre Zimmergenossin und auch zugleich beste Freundin. „Lea, du bist auch schon wach?“ „Ja ich musste meinen Wecker stellen, da mein Flieger nach Deutschland schon in 3 Stunden geht. Aber das hab ich dir eigentlich gestern erzählt.“ „Tut mir leid.“ „Ach i wo. Hauptsache es geht dir wieder besser. Ich dachte schon, ich lebe seit zwei Monaten mit einem Zombie zusammen. Sag mal, was machst du denn Heute? Die ganze Schule gehört dir.“ Kyana stellte das Wasser ab und fing das ihr zu geworfene Handtuch auf. „Keine Ahnung.“ Sie wickelte sich das Handtuch um den Körper und ging zu ihrer Freundin. „Ich denke erst mal etwas Sport und dann sehe ich weiter.“ „Sport? Fällt dir nichts Besseres ein?“ „Ich muss wieder etwas machen. Zwei Monate nichts tun hat sich gerächt.“ „Finde ich gar nicht. Du siehst richtig toll aus. Deine weiblichen Rundungen sind jetzt genau richtig.“ Kyana sah sie mit hochgezogener Braue an. „Du brauchst mich gar nicht so anzusehen. Durch den ganzen Sport warst du nur Muskeln, Knochen und Haut. Jetzt siehst du richtig gut aus. Glaub mir.“ „Ok, ok. Aber ich darf doch joggen gehen oder?“ „Ja von mir aus.“ Dabei machte sie so ein ernstes Gesicht, das Kyana sich ein Lachen verkneifen musste. Aber trotzdem schlich sich ein Lächeln in ihr erschöpftes Gesicht. „Schön dass du wieder lachst, auch wenn es lange gedauert hat.“ „Ich weiß, aber so was verdaut man nicht so leicht.“ „Ich weiß. Also hör mal Kyana. Wenn dir hier langweilig wird, dann kommst du einfach zu mir, ok?? Versprich mir das.“ „Ja einverstanden. Aber ich glaube, du solltest dich beeilen. Du hast nur noch ne halbe Stunde.“ Lea sah auf die Uhr und rannte fluchend zurück in ihr Zimmer. Kyana folgte ihr langsam und konnte sich, als sie das Zimmer betrat, nicht von dem Anblick lösen, den ihr Lea bot. Kichernd setzte sie sich auf ihr Bett und trocknete ihre Haare. Lea sauste unterdessen wie eine Irre durch das ganze Zimmer und suchte ihre Sachen zusammen, die dann in einem Bogen, im Koffer landeten. „Lach nicht hilf mir lieber.“ Kyana zog sich schnell Unterwäsche an und half dann mit, den Koffer zu füllen. Nach 15 min waren sie fertig und schlossen ihn schnaufend. „Hast du jetzt alles Lea, oder muss das Bett auch noch rein.“ Sie grinste ihre Freundin an, und die ließ sich lachen auf den Boden nieder. „Es ist schön wieder mit dir zu lachen.“ „Finde ich auch. Lea?“ „Ja?“ Fragend sah ihre Freundin sie an. Plötzlich umarmte Kyana sie stürmisch und drückte sie fest an sich. „Danke, dass du die ganze Zeit für mich da warst.“ Wieder kamen Kyana die Tränen und Lea drückte sie fest an sich und streichelte ihr über den Rücken. „Ist doch selbst verständlich. Wir sind Freundinnen, da hilft man sich, oder?“ Kyana löste sich etwas und lächelte ihr ins Gesicht. „Ich danke dir trotzdem.“

Bald darauf stand Kyana, mit einer Radler und einem engen Top bekleidet, an dem Auto des Internats und drückte noch einmal Lea an sich. „Ich werde mich melden Lea, das verspreche ich dir. Mach dir mal keine Sorgen. Ich komm schon zurecht.“ Lea nickte und stieg schnell in den Wagen, da sie spät dran war. Als der Wagen vom Hof fuhr, winkte ihr Kyana noch hinterher. Kurz darauf war der Wagen um die Kurve verschwunden.
Kyana atmete einmal tief durch und lief dann Richtung Wald. Es war noch nicht mal 8 Uhr und deswegen war das Laub noch feucht. Sie musste immer wieder aufpassen, dass sie nicht ausrutschte. Schon nach einer Stunde merkte sie, dass ihre Kondition miserabel war. Sie wurde unkonzentriert und da passierte es, sie rutschte aus und rollte die Böschung runter. Sie versuchte sich festzuhalten, doch sie rollte einfach weiter. Ein paar mal stieß sie schmerzhaft mit einigen Bäumen zusammen und als sie endlich liegen blieb, drehte sich alles und ihr Kopf dröhnte. Sie hielt etwas in der Hand, von dem eine angenehme Wärme ausging. Als sie dieses etwas anhob, sah sie nur noch, wie etwas in ihrer Hand blau aufleuchtete und sich ein schwarzes breites Lederarmband um ihr Handgelenk bildete. Dann wurde alles schwarz.

Kyana erwachte mit starken Kopfschmerzen. Was war geschehen? Blinzeln versuchte sie ihre Umgebung zu erkennen. Über ihr schien die Sonne durch das dichte Blätterdach der Bäume. Vorsichtig bewegte sie sich etwas, musste dann jedoch mit einem Schrei inne halten. Ihre Hand glitt zu ihren Rippen und selbst als Leihe konnte sie merken, wie eine oder mehrere Rippen nicht an ihrer Stelle saßen. Sie musste zurück zum Internat, um zu einem Arzt zu kommen, also setzte sie sich mit wilden Flüchen etwas auf. Vor ihren Augen tanzten schwarze Punkte, die von einem grellen Licht umrandet waren. Mühsam schaffte sie es sich an einem Baum in die Höhe zu stemmen. Erschöpft lehnte sie sich an diesen und blinzelte einige Male um ihren Blick klarer zu kriegen. Erst nach einer langen Zeit wagte sie es, ein paar schleppende Schritte zu gehen. Durch die Schmerzen waren ihre Gedanken und ihr Blick vernebelt, deshalb bemerkte sie auch nicht den weiteren kleinen Abhang. Als sie den Boden unter den Füßen verlor schrie sie grell auf, doch als sie den Hang hinab rollte, war sie schon wieder bewusstlos.
Das nächste Mal, als sie erwachte, lag sie auf etwas hartem und um sie herum war es schrecklich laut. Sie wollte tief Luft holen, doch ihre schmerzenden Rippen hinderten sie genauso daran, wie der schreckliche Gestank. Dann merkt sie, dass etwas ganz und gar nicht stimmte. Ihre Hände waren vorne zusammen gebunden. Sie versuchte sich zu beruhigen und bemühte sich, die Stimmen in ihrer Nähe zu verstehen.
„Das kannst du nicht mehr für sie verlangen. Sie ist verletzt.“ „Das ist egal sie ist eine wahre Seltenheit, auch wenn sie verletzt ist.“ „Wenn er den Preis nicht zahlen will, ich mach es mit Vergnügen. Sie wird meinen Stall vervollständigen.“ „Ich war zu erst hier. Ok ich bezahle den Preis.“ „Dann bezahle ich 100 mehr.“ „Ich werde sie jetzt noch nicht verkaufen, sie wird gleich versteigert.“ Was ist den hier los. Wie versteigern. Träumte sie, das kann doch nicht war sein. Auf einmal wurde sie von groben schwieligen Händen in die Höhe gerissen und in die wärmende Sonne gebracht. Vorsichtig öffnete sie die Augen ganz und blickte verwirrt umher. Sie stand auf einem Podest und vor ihr waren eine Menge Menschen, die sie anstarrten. Sie waren alle sehr groß, hatten schwarze Haare und braune Augen. Keiner stach besonders hervor. Keiner? Doch sie und zwar wie ein bunter Hund. Mit ihren dunkelblonden langen Haaren und ihren grünblauen Augen war sie wie ein seltener Vogel. Aber wo war sie hier gelandet. Sie blickte auf ihr Hände und da fiel ihr ein schwarzes Lederband auf. Genau in der Mitte prangte ein großer blauer Stein, indem sich ein Nebel bewegte. Abrupt wurde sie aus ihren Gedanken gerissen, als der stinkende Kerl neben ihr, anfing sie zu versteigern. Sie sah sich Hilfe suchend um, doch keiner reagierte darauf. Der Preis schien schnell zu steigen. Jetzt hatte sie aber wirklich genug. Mit einem gezielten Schlag mit ihrem Ellenbogen in die Magengrube, brachte sie den Stinker neben ihr zu Fall und schnappte sich den Dolch am Gürtel. So schnell es ihre Rippen erlaubten drehte sie sich um und rannte in die andere Richtung davon. Sie sprang von der Plattform und verschwand in einer engen dunklen Gasse. Hinter sich vernahm sie schnelle Schritte, also legte sie noch an Tempo zu. Geschickt schnitt sie die Fesseln durch und blickte sich nach einem Fluchtweg um. Lange konnte sie dieses Tempo nicht mehr durchhalten. Das Adrenalin in ihrem Körper, das ihre Schmerzen erträglich machte, schien auch nachzulassen. Ihre Rippen machten ihr das Atmen schwer und ihr war von den Schmerzen ganz schlecht. Die Verfolger waren nicht mehr weit weg. Als sie sich umblickte stolperte sie und schlug hart auf den Boden auf. Die wenige Luft die ihr geblieben war, entwich ihren Lungen. Stöhnend rappelte sie sich mühsam wieder auf und ohne zu Überlegen stürzte sie zur nächsten Tür hinein. Als sie wieder etwas besser atmen konnte, sah sie sich um und konnte ein gequältes Aufstöhnen nicht verhindern. Sie war mitten in eine Schenke reingeplatzt. Alle Augen ruhten auf ihr und sie umfasste den Dolch noch fester. Langsam kam einer der Männer auf sie zu und betrachtete sie gierig von oben bis unten. „Na mein Schätzchen hast du dich verlaufen. Du darfst uns gerne Gesellschaft leisten. Wir beschützen dich auch.“ Ein dreckiges mehrstimmiges Lachen halte ihr aus dem Raum entgegen, was nichts Gutes verhieß. „Nein danke ich komme allein zurecht.“ Trotz ihrer schmerzenden Rippen richtete sie sich ganz auf und spannte ihre Muskeln an. „Tja aber leider wirst du dich nicht gegen uns wehren können.“ Wieder kam er einen Schritt näher und war somit in ihrer Reichweite. Langsam ging sie in Kampfstellung und steckte dabei den Dolch hinter ihrem Rücken in die Hose. Sie wollte ihn nur im Notfall ernsthaft verletzen. „Denkst du, du kannst gegen mich gewinnen und das ohne Messer. Na dann probier dein Glück Schätzchen.“ Die Männer grölten laut. Keiner der Anwesenden achtete auf die zwei Gestalten mit ihren schwarzen Umhängen, die sich aus einer der hinteren Nischen erhoben und leise an der Wand entlang gingen.

Zum Glück war ihr Trainer genauso ein Schrank, sonst hätte sie sich bestimmt einschüchtern lassen. Der Mann ging wieder einen Schritt weiter und wurde von Kyana`s Fäusten empfangen. Sie ließ ein Trommelfeuer auf den Mann nieder, den sie mit einem Finalen Schlag beendete. Während der Mann zu Boden sank, griff Kyana hinter sich und zog den Dolch hervor. Mit schmerz verzerrtem Gesicht lehnte sie sich, schwer nach Luft ringend, gegen die Tür und hielt sich die Seite. Das war eine blöde Idee gewesen, dachte sie sich. Durch den Kampf taten ihre Rippen nur noch mehr weh. Davon mal abgesehen, das sie viel mehr Kraft gebraucht hatte, als noch vor zwei Monaten. Sie war einfach komplett aus der Übung. Einige der Männer waren aufgestanden und kamen nun bedrohlich näher. Kyana hob den Dolch noch etwas höher und stieß sich wieder von der Tür ab. Sie griff hinter sich und wollte gerade die Tür aufreißen, als ein Schatten neben sie huschte und die Tür zuhielt. Ein Anderer stellte sich vor sie und zog sein Schwert. Die Spitze der Klinge zeigte nach unten, doch sprach die ganze Körperhaltung, man solle sich nicht mit ihm anlegen. Plötzlich merkte sie, wie jemand nach ihrer Hand griff und ihr den Dolch abnahm. Sie war einfach zu erschöpft, um sich dagegen zu wehren. Kraftlos ließ sie sich gegen die Tür sinken und schloss schwer atmend die Augen. Sie bekam nur noch durch einen Schleier mit, wie vor ihr der Kampf begann und sie von zwei kräftigen Armen hochgehoben wurde. Dann schwanden ihre Sinne.

Tiberius stand draußen in der Gasse und blickte auf die junge Frau in seinen Armen hinunter. Kurz nachdem er ihr den Dolch abgenommen hatte, war sie ohnmächtig geworden. Ihr Gesicht war immer noch schmerzverzerrt und hin und wieder entfloh ihren bleichen Lippen ein Stöhnen. Aus dem Inneren der Schenke drangen Kampfgeräusche nach außen und grade als er sich den in einer Seitengasse fest gebundenen Pferden nähern wollte, wurde die Tür aufgerissen und drei Männer stürmten mit gezogenen Schwertern auf ihn zu. Gerade noch rechtzeitig sammelte er seine Macht und schleuderte die drei Männer an die nächste Hauswand.

Aron ließ sein Schwert wieder in die Scheide gleiten und sah auf die toten Männer hinab. Wortlos drehte er sich um und folgte seinen Freund nach draußen. Dieser stand im Schatten bei den Pferden und blickte ihn fragend an. „War es nötig sie gleich zu töten. Sie hatten noch nicht mal eine kleine Chance.“ „Ich mag solche Leute einfach nicht. Es sind nur Diebe und Mörder, die keine Ehre im Leib haben.“ „Und das ist ein Grund, sie gleich abzuschlachten? Manchmal verstehe ich dich nicht.“ „Wie geht’s dem Mädchen?“ „Weich meiner Frage nicht aus.“ Wortlos drehte der Krieger sich um und trat neben sein Pferd. „Du bist wieder mal unmöglich. Was machen wir jetzt mit ihr? Wir können sie ja schlecht einfach hier ablegen.“ „Schwing keine Reden sondern komm endlich. Und außerdem solltest du deine Macht hier nicht verwenden. Aber egal, wir sollten so schnell es geht hier weg. Die Männer in der Schenke hatten bestimmt noch Freunde.“
Aron nahm Tiberius die junge Frau aus dem Arm und dieser schwang sich in den Sattel eines Rappen. Als er oben war nahm er die Frau wieder entgegen. Wenige Sekunden später saß auch Aron auf seinem Pferd. Im selben Augenblick als die beiden Männer angaloppierten, strömten einige Männer um die Ecke und hetzten ihnen hinterher. Schnell hatten sie ihre Verfolger abgeschüttelt, doch erst in einer Seitengasse nahe am Marktplatz, sahen sich die beiden, die Frau genauer an. An ihrer rechten Schläfe befand sich eine keine Platzwunde, wodurch ihr helles Haar dort ein leuchtendes Rot zeigte. Tiberius fiel auf, das sie sich die ganze Zeit die Seite hielt und sobald er ihre Hand wegzog, bemerkte er das schwarze Lederarmband mit einem großen blauen Stein. Dieser wurde von vielen silbernen Zeichen umrandet, die er sofort erkannte. Zischend zog er Luft in seine Lunge, bevor er ungläubig in das blasse erschöpfte Gesicht blickte. Aron zog fragend eine Augenbraue nach oben und kam mit seinem Pferd näher. „Was hast du Tiberius?“ „Sie ist eine Linera.“ „Was sagst du da? Bist du dir sicher?“ „Sieh hier am Gelenk. Das sind Schriftzeichen aus dem Tempel. Ich bin mir ganz sicher.“ „Das ist unmöglich. Seit 1200 Jahren gab es keine mehr. Sie sind alle verschwunden.“ „Ich weiß. Sieh dir die Zeichen an. Was machen wir jetzt. Bringen wir sie direkt zum Tempel oder bringen wir sie ins Schloss?“ „Wie schwer ist sie verletzt.“ „So wie es aussieht hat sie eine gebrochene Rippe, eine Platzwunde am Kopf und mehrere Prellungen.“ „Dann bringen wir sie zum Schloss. Den Weg zum Tempel ist zu weit. Kannst du ihre Schmerzen etwas betäuben?“ „Ich kann es versuchen.“ Vorsichtig legte er seine Hand an ihre Seite und kurz darauf glühte sie in einem weichen Licht.

Ganz langsam verdrängte etwas die unerträglichen Schmerzen. Eine angenehme Wärme machte sich in ihrem Körper breit und langsam entspannte sie sich. Sie spürte einen starken Arm, der sie festhielt und das Kopfschütteln und Schnauben eines Pferdes. Zögernd öffnete sie ihre Augen und blickte sich mit erschöpftem Blick um. Sie saß mit einem Mann auf einem Pferd und neben ihr stand ein weiterer Reiter der sie neugierig musterte. Unter seinem Umhang konnte sie ein Schwert erkennen. Als ihr Blick weiter zog, blieb er an dem konzentrierten Gesicht über ihr hängen. Die Kapuze des Umhangs hing tief in seinem Gesicht und so lag es tief im Schatten.
Er merkte, dass die Frau sich in seinen Armen bewegte. Als er hinabblickte sah er in zwei von Fieber glänzende grünliche Augen. Was ihn beeindruckte war, das sie anscheinend keine Angst hatte. „Ich hoffe eure Schmerzen sind nun weniger geworden. Mein Name ist Tiberius und der meines Begleiters ist Aron. Leider können wir euch nicht direkt zum Tempel bringen, da ihr zu schwer verwundet seid. Verzeiht uns.“ Sie wollte etwas sagen, doch wurde sie von einem Husten unterbrochen, der sie schmerzhaft aufstöhnen ließ. „Ihr braucht uns nicht zu antworten, seid ihr doch höheren Ranges als wir.“ Wie höheren Ranges. Jetzt verstand sie gar nichts mehr. Wo war sie nur gelandet. Grade wollte man sie noch versteigern, dann waren auf einmal ihre Schmerzen weg und jetzt war sie von Hohen Rang! In ihrem Kopf schwirrten ihre Gedanken nur so durcheinander. Mit der einen Hand faste sie sich an den Kopf und lehnet sich wieder an den fremden Mann. Es war alles für den Moment zu viel.
Mit einem Kopfnicken bedeutete Tiberius seinem Begleiter, das sie ihren Weg fortsetzen.
Vorsichtig ritten sie weiter, den er wusste, dass die junge Frau nicht schlief.
Als die Stimmen vom Markt lauter wurden, verkrampfte sie sich und riss erschrocken die Augen auf. Er zügelte sein Pferd und sah sie an. „Verdammt Tiberius, komm endlich es wird schon bald dunkel.“ Als er keine Anstalten machte weiter zu reiten, ritt Aron neben ihn. „Tiberius, bist du eingeschlafen oder was.“ Jetzt sah er, dass die junge Frau seinem Freund einen Dolch an den Bauch hielt. „Ich bin wirklich von dir enttäuscht Tiberius. Lässt dich von einer Frau überrumpeln.“ „Ha, ha sehr lustig Aron.“ Und mit einer schnellen Handbewegung war der Dolch wieder in seinem Besitz. Kyana sah verdutzt auf ihre jetzt leere Hand und sofort wollte sie sich aus den starken Armen befreien. „Mach euch keine Mühe, ihr seit durch eure Verletzungen, zu schwach.“ Kyana zappelte jedoch einfach weiter. Aron hatte sich das Schauspiel angesehen und erkannte die Furcht in ihren Augen. Sie kannte diesen Ort.
Immer noch werte sie sich, bis ein zweites Gesicht in ihr Blickfeld auftauchte. Erschrocken zuckte sie zusammen. Aron sah ihr tief in die grünlichen Augen. „Ihr kennt diesen Ort schon, oder?“ Kyana nickte leicht. „Wollte man euch verkaufen?“ Wieder nickte sie. „Dann braucht ihr keine Angst haben. Bei uns seit ihr sicher.“ Freundlich lächelte er sie an und sie blickte verwirrt zu ihm auf. „Tiberius nimm am besten mal deine Kapuze ab.“ Kurz blickte dieser sich prüfend um, bevor er seine Kapuze runter schob. Als dies geschah, hielt Kyana die Luft an, da sie nicht glauben konnte, was sie da sah. Hinter ihr saß ein junger Mann, mit schneeweißem langem Haar. Jetzt konnte sie auch sehen, das seine Augen nicht dunkel waren, sondern blau. So dunkel blau wie das Meer was sie so liebte.
Doch plötzlich kamen Schritte näher und Tiberius verbarg sich schnell wieder. Lächelnd blickte er auf die immer noch verwirrte Kyana und sie machten sich wieder auf den Weg.

Auf dem Markt war es laut und die ganze Zeit starrten die Menschen Kyana an. Das gefiel ihr gar nicht und sie hielt sich verunsichert an Tiberius fest. Dieser drückte sie fester an sich, um sie zu beruhigen. Auf der Mitte des Platzes stellte sich ihnen ein fetter Glatzkopf in den Weg und zeigte auf Kyana. „Das ist meine Wahre, her damit.“ Aron funkelte ihn böse an. „Sie ist keine Wahre, sie ist ein Mensch und außerdem schwer verletzt.“ „Ich hab sie im Wald gefunden, also gehört sie mir.“ Er streckte seine fettigen Finger nach Kyana aus, die sofort ihr Gesicht an Tiberius Brust drückte. Bevor der Sklavenhändler sie auch nur berühren konnte, stand Aron neben ihm und hielt sein Schwert auf dessen ausgestreckte Arme. „Berührt sie und ihr seid euren Arm los.“ Mit einem Schwung schlug er seine Kapuze zurück und zum erstem mal, sah Kyana nicht nur sein Gesicht. Er hatte auffallend weiche Gesichtszüge, genauso wie Tiberius, doch seine schulterlangen Haare waren dunkel rot und etwas zusammen gebunden. Verwundert sah sie ihn an. Sein Gesicht zeigte kaum eine Regung, nur seine bernsteinfarbenen Augen sprühten vor Wut. Es wurde sehr still um sie herum. Jetzt erst konnte sie sich von seinem Anblick lösen und sah sich um. Die Menschen auf dem Markt, hatten alle mit ihrer Arbeit innegehalten und ihre Köpfe geneigt. Auch Tiberius ließ jetzt seine Kapuze fallen und man hörte verwundertes ungläubiges Murmeln. Der fette Sklavenhändler war auf die Knie gesunken und verneigte sich tiefer als alle anderen. Wortlos ritt Tiberius weiter und Aron folgte ihm. Schweigend durchquerten sie die Gassen auf das nahe Tor zu. Zögernd blickte Kyana in das über ihr stehende Gesicht. Da jetzt die Kapuze auf dem Rücken lag, konnte man sein langes schneeweißes Haar genau sehen. Die dunkelblauen Augen blickten ehrerbietend grade aus und jeder der sie sah, trat beiseite und senkte den Kopf. Wo war sie nur gelandet. Immer wieder rauschten diese Worte durch ihre von Fieber benebelten Gedanken. Wieder einmal seufzte sie auf und schloss erschöpft ihre Augen. Kurz darauf war sie eingeschlafen.
Tiberius blickte auf den blonden Haarschopf hinunter. Je weiter sie sich von dem Marktplatz entfernten, umso entspannter wurde sie. Aron ritt aufmerksam neben ihm und beobachte die Umgebung. Als dieser merkte, dass er angesehen wurde, kam er etwas näher heran. „Es war sehr gefährlich dich zu erkennen zu geben. Du weißt genau, dass man hinter dir her ist. Was soll ich deiner Mutter sagen, wenn du verletzt oder gar verschleppt wirst?“ „Mach dir nicht so viele Gedanken Aron. Ich bin nicht so hilflos, wie alle meinen. Wenn ich ein guter Herrscher werden will, muss ich auch das einfache Volk kenn und nicht nur die aufgedonnerten Damen, mit denen mich meine Mutter verheiraten will.“ „Das mag ja sein, doch musst du vorsichtiger sein. Wie geht es der Frau?“ „Ihr Fieber ist gestiegen und sie ist sehr erschöpft. Kaum haben wir uns vom Marktplatz entfernt, schlief sie schon ein.“ „Das ist gut. Sobald wir das Tor passiert haben ziehen wir das Tempo an. Sie muss so schnell es geht behandelt werden.“ Tiberius nickte nur. Hätte ein Anderer als Aron so mit ihm gesprochen, währe er nicht so ruhig geblieben. Aron und sein Bruder Surion waren seine engsten Freunde, denen er blind vertraute. Mit 10 Jahren bekam er die Beiden von einer Tante als Sklaven geschenkt. Im ersten Moment freute er sich riesig, doch nach wenigen Tagen bemerkte er, wie unglücklich die beiden älteren Jungen waren und er sprach sie darauf an. Erst weigerten sie sich strickt ihm zu antworten, doch irgendwann gaben sie nach. Sie erzählten ihm von ihren Eltern und wie sie ihnen geraubt wurden. Ihr Vater versuchte noch sie zu retten, doch bezahlte er mit seinem Leben. Auch ihre Mutter wurde geraubt und sie sahen sie nie wieder. Seit diesem schicksalshaften Tag waren drei Jahre vergangen und sie wurden wie Puppen immer wieder vorgestellt und verkauft. Aron und Surion besaßen wie ihre Mutter dunkel rotes Haar. Arons Augen besaßen die Farbe von Honig, wohin Surions dunkel braune Augen schon fast ins rötliche gingen. In einer Welt in dem die Bevölkerung zu 95% schwarze Haare und braune Augen haben, waren solche Menschen immer in Gefahr verschleppt zu werden. Er bildete mit seinen weißen Haar und blauen Augen auch keine Ausnahme, obwohl er der Sohn des Königs ist. Seit seiner Kindheit wurde er immer streng bewacht und nur ein paar ausgewählte Personen dürfen zu ihm. Damals war er sehr einsam und wollte die beiden Jungen gerne als seine Freunde gewinnen, darum fragte er sie was sie gerne tun würden, wenn sie einen Wunsch frei hätten. Die beiden Jungen überlegten lange. Erst am nächsten Tag, nachdem sie die ganze Nacht wach waren, hatten sie sich entschieden. Sie wollten nicht wieder verkauft werden. Ihnen gefiel es bei ihm, da er immer nett zu ihnen war und ihr Schicksal mit dem Aussehen teilte. Die drei wurden sehr gute Freunde und als sie alt genug waren, trainierten sie zusammen den Schwertkampf. Aron und Surion stellten sich als Naturtalente her raus und so entschied seine Mutter, sie zu seinen Leibwächtern ausbilden zu lassen. Seit damals waren sie unzertrennlich geworden. Nun war er 19 und die Brüder waren 21 und 22. Aron und Surion waren freie Bürger und seine Leibwächter geworden. Kaum einer in der Garde konnte es mit ihnen Aufnehmen und auch Tiberius war ein passabler Kämpfer. Zu dritt waren sie einfach unschlagbar. Nachdem sie endlich das Tor aus der Stadt durchquert hatten, hielt Tiberius überraschend an. „Warte kurz Aron. Ich werde ihr noch einmal ihre Schmerzen nehmen und sie in einen tieferen Schlaf senken.“ „Gute Idee, wir werden seit dem Marktplatz beobachtet und verfolgt. Ums galoppieren kommen wir nicht drum herum.“ Tiberius stimmte ihm stumm zu. Wieder legte er seine glühende Hand an die Rippen und vertrieb den Schmerz. Zum Schluss legte er sie in einen tiefen Schlaf. „Das müsste erst einmal reichen. Wir können los.“ Beide Männer zogen ihre Kapuzen wieder über und preschten in einem strammen Tempo los.

Kapitel 2



Während Tiberius und Aron den Wald durchquerten, hörten sie immer wieder ihre Verfolger, die dicht hinter ihnen waren. Zum Waldrand waren es nur noch wenige Meter, als vor ihnen überraschend drei berittene Männer aus dem Wald stürmten. Innerhalb weniger Sekunden hatte Aron sein Schwert gezogen und stürzte sich auf ihre Angreifer. Schnell wurde klar, dass dies kein leichter Kampf werden würde. „Tiberius! Versuch vorbei zu kommen. Du und die Linera müsst so schnell es geht hier weg.“ Als Tiberius noch zögerte und seinem Freund helfen wollte, wendete sich Aron ihm zu und wurde im selben Moment von einer gegnerischen Klinge in die Seite getroffen. Fluchend schlug Aron auf die Gegner ein. „Na los, du Esel. Dein Pferd ist langsamer, da es zwei Menschen tragen muss.“ Wiederstrebend nickte Tiberius und raste an den Kämpfenden vorbei. In einiger Entfernung vernahm er deutlich noch mehr Hufe, die auf die Erde hämmerten. Ihn schien es eine Ewigkeit zu dauern, bis er endlich den Waldrand durchbrach und bald darauf durch das Dorf, welches am Rand des Schlosses lag, hindurch galoppierte. In selben Moment als er die Brücke zum Schloss überquerte, vernahm er das heran nahen eines Pferdes. Sein kurzer Blick über die Schulter, zeigte ihm Aron, der tief über den Hals seines Pferdes gebeugt heran preschen und beinahe gleichzeitig durchquerten sie das eindrucksvolle Schlosstor. Mitten auf dem großen Schlosshof hielten die Beiden in einer Staubwolke an. Die Hälse und Flanken der Pferde waren weiß vor Schaum und erschöpft ließen sie ihre Köpfe hängen. Während mehrere Soldaten herbei eilten, um den Beiden zu helfen, stützte sich Aron schwer Atmend auf den Hals seines Pferdes und Tiberius versuchte mühsam einen Hustenanfall zu unterrücken.
Von dem Lärm angezogen, eilte ein junger Mann mit kurzem dunkelrotem Haar herbei. „Was in Karels Namen ist mit euch beiden passiert. Ihr wolltet doch nur kurz in die Stadt und etwas besorgen. Was habt ihr Beiden schon wieder angestellt.“ Immer noch etwas Atemlos antwortete Tiberius ihm. „Wir…wurden…verfolgt…Aron…verletzt.“ Mit zwei Schritten war der Mann bei Aron, der ihn vom Pferd aus erschöpft angrinste. „Keine Sorge Bruder, es ist nur ein Kratzer.“ Mit sichtlicher Mühe stieg Aron vom Pferd. Als Surion ihm helfen wollte, rief ihn Tiberius zu sich. „Las ihn Surion. Die Heiler kümmern sich gleich um ihn. Er ist in guten Händen. Ich habe hier etwas, was schnell ins Schloss gebracht werden muss.“ Vorsichtig schlug er seinen Umhang beiseite und zum Vorschein kamen lange blonde Haare und eine zarte Frauengestallt. „Bring sie sofort zu den Gelehrten. Sie ist höchstwahrscheinlich eine Linera.“ Die Soldaten um ihn herum reckten neugierig ihre Köpfe, um die Frau genauer zu sehen. Zügig trat Surion neben Tiberius und nahm ihm die bewusstlose Frau ab. Mit einem knappen Nicken machte sich Surion sofort auf den Weg und stieg die Stufen zum Schloss hinauf. Nun ließ sich auch Tiberius erschöpft von seinem Hengst gleiten und streichelte ihm über die bebenden Nüstern. Mit der anderen Hand winkte er einen der Stallburschen heran. „Sorgt dafür, dass die Beiden gut versorgt werden.“ Nach einer kurzen Verbeugung nahm der Stallbursche die Zügel entgegen und führte die erschöpften Pferde Richtung Stall. Seufzend trat Tiberius zu den Heilern, die Aron davon überzeugen wollten, sich behandeln zu lassen. „Ihr solltet uns eure Verletzung behandeln lassen My Lord. Ihr verliert viel Blut.“ „Kümmert euch lieber um die Frau oder untersucht den Prinzen. Mir geht es …“ „Red keinen Blödsinn. Du bist schneeweiß. Lass dich endlich untersuchen Aron. Ich weiß du magst die Magie nicht so sehr, doch las sie wenigstens die Wunde nach alter Art behandeln.“ Mit einem unwilligen Schnauben ließ Aron sich Richtung Schloss schieben. Ein leichtes Lächeln stahl sich auf Tiberius Gesicht während er der Gruppe folgte. Er sollte wohl dafür sorgen, dass Aron sich nicht einfach wieder aus dem Staub machte, wenn er aus der Sichtweite war.

Kyana spürte durch den Schlaf hindurch, das sie jemand Fremden ganz nah war. Zwei starke Arme trugen sie sanft und ein ruhiger Herzrhythmus klang ihr in den Ohren. Ihr Kopf ruhte an einer bequemen Schulter und beim Atmen zog ihr ein wundervoller Duft in die Nase. Der Geruch des Mannes war ganz anders als bei Tiberius, der nach Meer zu riechen schien. Dieser Geruch erinnerte sie eher an einen Wald kurz nach einem leichten Regenguss. Vorsichtig öffnete sie ihre Augen und erblickte über sich einen Kopf mit kurzen dunkelroten Haaren. Die Gesichtszüge erinnerte sie an einen der Männer, die ihr geholfen hatten. Doch dieses Gesicht war ernster und strahlte eine stolze Würde aus. Sie würde liebend gern seine Augen sehen. Von unten betrachtet schienen sie deutlich dunkler zu sein. Jetzt erst wurde sie sich bewusst, dass sich ihre Schmerzen auf ein unangenehmes Ziehen reduziert hatten, also atmete sie vorsichtig etwas tiefer. Sofort blickten sie zwei dunkel braune Augen prüfend an.
Als Surion das vorsichtige Einatmen bemerkte, blieb er sofort stehen und blickte in zwei wunderschöne große Augen, die vor Erschöpfung und Fieber leicht glänzten. Noch nie hatte er solche ausdruckstarke Augen gesehen. Das Grün verschmolz sanft mit einem Blau, das die Farbe eines klaren Bachlaufs hatte. „Könnt ihr mir euren Namen verraten My Lady? Mein Name lautet Surion und ich bin einer der Leibwächter des Prinzen.“ Mit einem erschöpften Lächeln blickte sie ihn an, bevor eine Stimme, so sanft und schwach wie das Flügelschlagen eines kleinen Vogels ihre Lippen verließ. „Mein Name ist Kyana.“ Aufmunternd lächelte er die junge Frau in seinen Armen an. „Ihr seid hier auf dem Schloss Toulon im Land Farniea Lady Kyana. Solange ihr hinter diesen Mauern seid, steht ihr unter dem Schutz des Prinzen, der euch hierher brachte.“ Schwach nickte Kyana und lehnte sich seufzend wieder an seine Schulter. Zügig ging Surion weiter und betrat bald darauf, ohne zu Klopfen, den Bereich der Gelehrten. In den Raum standen drei Gelehrten und zwei Mägde, die erschrocken von ihren Arbeiten aufblickten. Ohne auf die Anwesenden zu achten, brachte er Kyana zu dem großen Bett und legte sie sanft nieder. Bevor er sich versah, strich er ihr eine verirrte Strähne aus dem Gesicht und sofort sah sie ihn wieder mit diesen unbeschreiblichen Augen an. Schon stand einer der Gelehrten neben ihm und sah ihn warnend an. „Ihr geht jetzt Herr. Eure Aufgabe war es sie hier her zu bringen. Von jetzt an ist es euch nicht mehr gestattet sie zu berühren oder mit ihr zu sprechen. Geht!“ Finster blickte Surion den Gelehrten an, wandte sich dann jedoch zögernd der Tür zu. Er konnte nicht einmal einen Schritt gehen, als er einen leichten Zug an seinem Waffenrock spürte. Ein kurzer Blick über seine Schulter bestätigte seine Vermutung. Kyana hatte sich etwas aus dem Bett gelehnt und hielt ihn fest. Die Gelehrten blickten überrascht zwischen den Beiden hin und her. Langsam löste Surion ihre verkrampften Finger und setzte sich neben sie auf den Rand des Bettes. „Was habt ihr Lady Kyana. Euch droht hier keine Gefahr. Ihr steht unter dem Schutz des Prinzen.“ Hinter sich hörte er die Gelehrten wütend miteinander reden, während sich vor ihm Kyana leise räusperte um etwas zu sagen. Doch das Einzige was sie hervor brachte, war ein Husten, der ihr Tränen in die Augen trieb. Eine sehr junge Magd reichte ihr sofort ein Glas mit Wasser, welches Kyana dankbar entgegen nahm. Hastig trat ein Gelehrter vor und wollte ihr das Glas wieder entreißen. „Wie könnt ihr es wagen nutzloses Weib. Wir wissen nicht welche Verletzungen sie hat und ihr gebt ihr Wasser.“ Die junge Frau wich mit angstvoll geweiteten Augen zurück und zitterte am ganzen Körper.

Kyana sah den Mann wütend an, so dass dieser kurz zögerte ihr das Glas abzunehmen. „Fast das Glas an und ich beiße euch.“ Kyana erkannte ihre Stimme fast nicht wieder, doch bekam sie den drohenden Ton genauso hin, wie sonst auch. Sie bemerkte die geschockten Blicke, doch ignorierte sie sie einfach. In ihrer Erinnerung tauchte plötzlich eine der langweiligeren Unterrichtsstunden ihres Iaido Trainings auf. Damals erklärte ihr Meister, wie sie sich bei verschiedenen Verletzungen zu Verhalten hatte. Bei inneren Verletzungen durfte man weder essen noch trinken. Als sie direkt neben der zitternden Magd einen weiteren Becher stehen sah, kam ihr eine Idee. Mit sanfter Stimme sprach sie die junge Frau an. „Wie ist euer Name?“ Erschrocken blickte die Magd auf und antwortete ihr leise. „Livia My Lady.“ „Gib mir bitte den Becher, der neben dir steht Livia.“ Unverzüglich griff die Magd danach und reichte ihn ihr mit einer eleganten Verbeugung. Mit einem müden Lächeln nahm Kyana ihn entgegen und trank einen kleinen Schluck aus dem Glas. Das kühle Nass in ihrem Mund tat ihr unglaublich gut, doch bevor sie es runterschluckte spuckte sie es in den leeren Becher. Nach drei weiteren Malen fühlte sich ihr Mund nicht mehr wie ein Pelz Farm an. „Vielen Dank Livia. Das Wasser tat sehr gut.“ Mit voller Absicht übersah sie die drei merkwürdig Gekleideten Menschen, die sich unglaublich aufregten. Irgendwie spürte sie, dass sie ihnen nicht vertrauen sollte. Beide Becher reichte sie der Magd zurück, die sie mit einem schüchternen Lächeln entgegen nahm. Sobald ihre Hände wieder frei waren, griff sie unbewusst nach der einzigen Person, die ihr wenigstens etwas vertraut war.

Surions erste Reaktion, als die Magd das Wasser brachte, war identisch mit der des Gelehrten, doch sobald er Kyana’s Blick sah blieb er stumm und beobachtete sie nur. Er merkte wie Kyana sich veränderte, als sie die Magd beschützen wollte. Ihr war es anscheinend egal was die Gelehrten über sie dachten und er musste sich ein Grinsen verkneifen. Aufgrund ihres Verhaltens erkannte er, das hinter diesem hübschen Gesicht auch ein wacher Geist steckte. Seine Gedanken fingen an zu kreisen, als er auf einmal überrascht Aufblickte. Kyana hatte seinen Arm gepackt und blickte sich nun verunsichert um. Mit seiner freien Hand umfasste er sanft ihre kalte verkrampften Finger, die sich an seinem Ärmel festkrallten. „Lady Kyana, was bedrückt euch? Ich sagte euch doch …“ „Ich weiß was ihr mir sagtet Surion. Können wir uns kurz unterhalten? Ich möchte mit jemanden reden.“ „Dann solltet ihr mit uns reden. Wir sind die Gelehrte, die in dem Tempeln der Lineas lernten.“ „Mit euch will ich aber nicht reden. Ich will mit Tiberius, Surion und Aron reden.“ Alle im Raum sahen sie überrascht an und als keiner reagierte, verdrehte sie genervt die Augen. Mit einem leichten Lächeln blickte sie die Magd, die immer noch neben ihr stand, an. „Livia könntet ihr mir einen Gefallen tun?“ „Alles was ihr wollt Lady Kyana.“ „Ihr braucht nicht alles für mich tun, doch könntet ihr bitte Tiberius und Aron fragen, ob sie jetzt mit mir reden könnten?“ Livia lächelte erleichtert und mit einer kurzen Verbeugung war sie auch schon aus dem Raum. Müde lehnte sich Kyana an Surion, der sie mit seinen Armen stützte. „Ihr solltet euch untersuchen lassen Lady Kyana. Ihr scheint einiges mitgemacht zu haben.“ Von unten sah Kyana mit einem erschöpften Lächeln in sein Gesicht. „Ihr habt ja keine Ahnung Surion, und bitte nennt mich einfach nur Kyana.“ Erschöpft lehnte sie sich noch mehr an ihn und schloss müde ihre Augen. Sie fühlte sich so unglaublich wohl in seinen Armen. Dieses Gefühl der Sicherheit, hatte sie seit dem Tod ihrer Familie nicht mehr gehabt. Ohne jeden Zweifel wusste sie, das Surion, Tiberius und auch Aron sie beschützen würden, aber woher sie dies wusste, konnte sie selbst nicht sagen. Gerade als Surion begann mit seiner warmen Hand über ihren Arm zu streichen, wurde die Tür aufgerissen und zwei Männer betraten schweigend den Raum. Schon auf den ersten Blick erkannte sie ihre Retter, doch schien Aron etwas steif in seinen Bewegungen zu sein. War er bei ihrer Rettungsaktion verletzt worden? Tiberius trat sofort ans Bett und sah ungehalten auf sie hinab. „Was ist hier eigentlich los. Wir waren gerade bei meinem Vater um Bericht zu erstatten, als überraschend eine Magd auftauchte und uns mitteilte, dass diejenige, die wir gerettet haben, sich nicht behandeln lassen will. Ist es euch entgangen, dass ihr schwer verletzt seid? Ihr habt wenigstens eine gebrochene Rippe, etliche Prellungen und euer Kopf …“ „Danke dass ihr euch Sorgen um mich macht und mir nochmal alle Verletzungen aufzählt, die ich auch so nicht vergessen hätte. Ich wollte nur kurz mit euch reden und die Magd heiß übrigens Livia!“ Verdutzt starrte Tiberius die bleiche Frau an. Als dann auch noch besagte Magd neben ihn trat und mit einem feuchten Lappen über die Stirn der Linea strich, ließ er seinen Blick durch den Raum gleiten. Die drei anwesenden Gelehrten standen verärgert am Fußende des Bettes, wohin gegen die beiden Mägde die junge Frau freundlich anlächelte. Zum Schluss betrachtete er Surion, wie er schützend die junge Frau im Arm hielt und ihr mit der Hand beruhigend über den Arm strich. Surion der niemanden an sich heran ließ, außer seinen Bruder oder wenn er es ihm befahl. Wie auf ein Stichwort sah Surion ihn mit einem warnenden Funkeln in den Augen an, so das Tiberius schmunzeln musste. Wieder einmal schien es so, als würde sein Freund seine Gedanken lesen.
Kyana versuchte sich etwas aufzurichten, was ihr einen schmerzhaften Protest ihres Körpers einbrachte. Zischend zog sie die Luft ein und Schweißperlen bildeten sich umgehend auf ihrer Stirn. Sofort war sämtliche Aufmerksamkeit wieder auf sie gerichtet. Tiberius stand direkt vor ihr und stieß seufzend die Luft aus. Mit glänzenden Augen sah sie etwas auf, um in sein Gesicht zu sehen. „Lady Kyana. Die Magd Livia sagte ihr wollt mit mir und meinen Leibwächtern sprechen.“ Überrascht nickte Kyana. Sie hätte mit noch mehr Theater gerechnet. „Ja, doch würde ich gerne mit euch alleine sprechen.“ Wütend trat einer der Gelehrten vor. „Es ist euch nicht gestattet ohne Aufsicht mit Jemand zusammen zu sein. Immer muss ein Gelehrter dabei sein. Ihr seid höchstwahrscheinlich eine Linera und solltet dies wissen.“ Nun wurde auch Kyana wütend. Die Schmerzen kamen zurück, sie wusste nicht wo sie war oder was passiert ist. Sie hatte die Schnauze gestrichen voll. Den Schmerz ignorierend befreite sie sich aus Surions Armen und setzte sich ganz auf.
„Jetzt hören sie mir mal gut zu sie aufgeblasener Pavian. Ich habe keine Ahnung wo ich mich befinde, meine Familie ist tot, ich habe Schmerzen an Stellen. die ich nicht beschreiben werde, ich sollte als Sklave verkauft werden und nun quatschen sie von irgendeiner merkwürdigen Sache, von der ich noch nie zuvor gehört habe. Dazu kommen Kopfschmerzen, weil sie mir dermaßen auf die Nerven gehen mit ihren aufgeblasen Getue, also gehen sie mir aus den Augen und nehmen sie ihre beiden Anhängsel gleich mit. Und wagen sie es nicht noch mal mir etwas vorschreiben zu wollen.“ Mittlerweile stand sie dicht vor ihm und funkelte ihn drohend an. Mit aufgerissenen Augen wich er Schritt für Schritt zurück und war kurz darauf mit den beiden andern Männern verschwunden. Kyana faste sich an den Kopf und kehrte zum Bett zurück, wo sie sich ohne Verzögerung langsam in die weichen Kissen gleiten ließ. Während der wenigen Meter zum Bett wurde sie von zwei starken Händen gestützt und kaum berührte ihr Rücken die Matratze, als auch schon ein kühlender Lappen auf ihre Stirn gelegt wurde. In ihrem Kopf drehte sich ein riesiges Karussell und nur zu deutlich merkte sie, dass sie ihre Grenze erreicht hatte. Wie soll sie den Dreien nur erklären, dass sie nicht in der Nähe dieser merkwürdigen Gelehrten sein will. Mit aller Kraft die ihr noch geblieben war, zwang sie ihre Augen auseinander und griff nach der nächstbesten Person.

Tiberius stand mit seinen Freunden neben dem Bett und gemeinsam grübelten sie über ihr weiteres Vorgehen nach. Tiberius sah auf die junge Frau hinab. Nur zu deutlich zeichneten sich auf ihrem Gesicht der Schmerz und die Erschöpfung ab. Anscheinend mochte die Linera die Gelehrten nicht, was er gut verstehen konnte, doch musste sie auf alle Fälle von einem Heilkundigen untersucht werden. „Was sollen wir nun tun? Wir müssen sie behandeln lassen, doch haben wir ja alle selbst miterlebt, was sie von den Gelehrten hält.“ Mit ernsten Gesichtern sahen sich die drei Männer an, als Aron sich plötzlich gegen die Stirn schlug. Verwirrt blickten Tiberius und Surion ihn an. Dieser blickte nur grinsend in die Runde. „Ich hab‘s.“ Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um und trat vor die Magd Livia. „Könnt ihr mir sagen, ob die alte Constance heute in der Küche arbeitet?“ Mit einem verstehendem Lächeln blickte Livia Aron in die Augen. Jetzt erst bemerkte er, was für eine außergewöhnliche Schönheit vor ihm stand. Ihr langes dunkles Haar war zu einem kunstvollen Zopf geflochten, aus dem sich einige störrische Strähnen befreit hatten und ihr zartes Gesicht umrahmten. Die Augen funkelten wie Bernsteine und er glaubte auch einen Hauch von grün in ihnen zu sehen. Die vollen rosa Lippen hatten sich zu einem wunderschönen Lächeln verzogen und zauberten das unglaubliche Bild für seine Augen. Aron sah die Magd wie ein Wunder an und als sie seinen Blick bemerkte, senkte sie schüchtern ihren Blick. Mit zarter Stimme antwortet sie ihm. „Ja Herr. Die Köchin Constance ist heute da. Wenn ihr es wünscht werde ich sie sofort hohlen und alles Nötige veranlassen.“ „Tut dies und beeilt euch.“ Mit einem Knicks eilte Livia aus dem Raum. Mit verträumtem Blick sah Aron ihr nach. Selbst wenn sie ging schien sie nicht von dieser Welt zu sein. So ihn seinen Gedanken vertieft, bemerkte Aron nicht wie ihn Tiberius ansprach. Erst als ihm jemand mit der Hand vor der Nase wedelte, tauchte er aus seinen Gedanken wieder auf. Verwirrt blickte er sich um. Neben ihm standen seine beiden Freunde und sahen ihn mit einem Grinsen an. Auch die ältere Magd, die immer noch im Hintergrund stand, konnte sich ein wissendes Lächeln nicht verkneifen. Er konnte es nicht verhindern, dass sich ein roter Hauch über seine Wangen legte und er verlegen zu Boden blickte.
Wer hätte das Gedacht. Sein kleiner Bruder kann also auch rot werden. Immer noch mit einem Grinsen im Gesicht erlöste er seinen Bruder aus der unangenehmen Situation. „Jetzt aber wieder zurück zu unserem eigentlichen Thema. Kannst du uns vielleicht erklären, wie uns eine Köchin helfen kann?“ Mit einem erleichterten Seufzen sah Aron auf, doch gerade als er Antworten wollte, zog etwas an Tiberius, was diesen veranlasste sich umzudrehen.

Kyana hatte mit ihrer Hand das Hemd des Prinzen erwischt, welcher sich nun vorsichtig losmachte und sich hinunter beugte. Mit schwacher Stimme versuchte Kyana was zu sagen, doch brach ihre Stimme immer wieder. Nach dem dritten Versuch sammelten sich Tränen in ihren Augen und verzweifelt griff sie wieder nach Tiberius. „Bitte beruhigt euch Lady Kyana. Was habt ihr denn? Geht es um die Gelehrten?“ Fragend blickten ihn zwei fiebrige grüne Augen an. „Das waren die Männer, die ihr gerade so nett aus dem Raum geworfen habt.“ Nun nickte Kyana leicht. Mühsam brachte sie leise zwei Worte hervor. „…nicht vertrauen…“ Nun war es an Tiberius sie fragend anzusehen. „Wollt ihr sagen, dass ihr ihnen nicht vertraut? Aber weshalb? Sie sind Männer des Glaubens und der Heilung.“ Wieder versuchte Kyana etwas zu sagen, doch ein weiteres Mal versagte ihre Stimme. Surion und Aron waren ebenfalls nah an das Bett getreten und hatten die Bemühungen der jungen Frau verfolgt. Mit einem Lächeln setzte Aron sich auf das Bett und umfasste die zitternde Hand von Kyana. Als Kyana ihn ansah begann er zu sprechen. „Habt keine Angst Lady Kyana. Ich kenne jemanden, der sich eure Verletzungen ansehen und behandeln kann. Sie ist zwar nicht ganz ausgebildet, da ihre Heilkräfte nicht sehr stark sind, doch ist sie sehr nett und kann euch helfen. Und ein weiterer Pluspunkt ist, das sie keine Gelehrte ist. Ihr Name ist Constance und ich kenne sie seit meiner Kindheit. Ihr kann man vertrauen.“ Bewusst verwendete er die letzten Worte und sie verfehlten ihre Wirkung nicht. Zögerlich nickte Kyana und schloss müde ihre Augen. Sie war zwar immer noch angespannt, doch hatte das Zittern nachgelassen. In dem Moment betraten überraschend vier weitere Mägde den Raum und begannen geschäftig die verschiedensten Sachen auf den Tisch zu stapeln. Während eine Magd im Kamin ein Feuer schürte, traten zwei Mägde ans Bett und begannen leise mit Kyana zu reden. Die zwei verbliebenden Frauen traten vor die Männer und verbeugten sich kurz. „Verzeiht, doch müsst ihr nun den Raum verlassen, da wir die Linera entkleiden wollen. Sobald wir fertig sind werden wir nach euch schicken Prinz Tiberius.“ „Wo ist die Köchin Constance?“ „Sie ist auf den Weg hierher, doch ist sie nicht mehr die Jüngste. Wir bereiten die Lady nur vor, damit Constance sie gleich behandeln kann.“ „In Ordnung, doch seid achtsam, da sie vielleicht innere Verletzungen hat.“ „Das ist uns bekannt Herr.“ Nach einem letzten Blick auf Kyana verließen die Männer den Raum. Auf dem Flur kamen ihnen Constance und Livia entgegen. Die ältere Frau stützte sich leicht auf einen Gehstock, doch funkelten ihre Augen voller Leben. Vor den Männern verneigte sie sich kurz und sah danach Tiberius in die Augen. „Ich werde für sie tun was ich kann, doch schickt jemanden nach Karim, den Stallburschen. Er soll meine Enkelin Mimi hohlen. Sie hat große Heilungskräfte und kann die von euch erwähnte gebrochene Rippe schneller heilen als ich. Die Schmerzen und die anderen Verletzungen kann ich leicht behandeln.“ Tiberius nickte ihr zustimmend zu. „Ich werde sofort jemanden schicken.“ Nach einer weiteren kurzen Verbeugung traten die Beiden ins Zimmer und verschlossen wieder die Tür.
„Surion, du gehst zu den Stallburschen und lässt dieses Mädchen hohlen. Sag ihm, er kann eines unserer Pferde nehmen. Aron, bleib hier vor der Tür und lass niemanden hinein außer die Mägde die schon drinnen sind und die Enkelin von Constance. Ich glaube die Gelehrten fühlen sich vor den Kopf gestoßen und meine Erfahrungen mit ihnen zeigt, dass sie nicht so schnell aufgeben. Ich werde in der Zeit meinem Vater dieses Chaos erklären.“ Mit einem Nicken machte sich Surion auf den Weg, während sich Aron vor der Tür postierte. Mit zügigen Schritten machte sich Tiberius auf dem Weg zu seinem Vater, der bestimmt nicht sehr erbaut von diesem Wirbel sein wird.

Kyana bemerkte durch ihre leichte Ohnmacht, wie mehrere sanfte Frauenstimmen mit ihr sprachen und ihre Kleidung zerschnitten wurde. In dem Raum wurde es deutlich wärmer, während man ihre Arme und Beine sanft abwusch. Keine der Berührungen verursachte ihr irgendwelche Schmerzen und doch verspürte sie ein merkwürdiges Gefühl. Im Bereich ihrer Brust und des Kopfes kribbelte es unangenehm, doch konnte sie ihren Arm nicht heben um die Stellen zu berühren. „Bleibt ganz ruhig liegen Lady Kyana. Ihr seid in guten Händen und eure Verletzungen werden behandelt. Entspannt euch einfach und versucht zu schlafen. Ihr werdet sehen, wenn ihr wieder auf wacht geht es euch viel besser.“ Diese Stimme kannte Kyana. War das nicht diese junge Magd Livia? Konnte sie ihr vertrauen? … Warum nicht! Die Magd war so nett zu ihr gewesen und schlafen war eine gute Idee.
Sie bekam nicht mehr mit, wie ihr jemand einen Becher an die Lippen hielt und ihr eine süßliche Flüssigkeit einflößte, die sie noch tiefer schlafen ließ.

Kapitel 3



Müde ließ sich Constance in dem Stuhl am Kamin sinken und blickte auf das geschäftige Treiben am Bett. Livia wusch gerade mit zwei weiteren Mägden das Blut aus den langen blonden Haaren der Linera, während zwei andere Frauen die unbenutzte Seite des großen Betts neu bezogen. Während der ganzen Zeit hatte die bewusstlose Frau im Schlaf nach verschiedenen Personen gerufen. Dies ist meistens ein Zeichen für eine schwierige und unruhige Zeit. Was sie jedoch etwas schmunzeln ließ, waren die Namen, die zum Schluss häufig gefallen waren. Es ist nicht verwunderlich, dass die Namen des Prinzen und dessen Leibwächter fielen, doch das der Name des älteren Leibwächter so häufig gefallen war, hatte etwas zu bedeuten. Da hatten Anscheinend wieder Seelen zu einander gefunden. Obwohl Surion sich sonst sehr distanziert verhält, schien er laut Livia bei der Linera ganz anders zu sein. Mit einem seufzen ließ sich Mimi neben ihrem Stuhl zu Boden sinken. Ihre 9-jährige Enkelin schloss erschöpft ihre Augen. „Das war ganz schön anstrengend Oma. Auch wenn ich nur die Rippe hatte, war es nicht leicht sie wieder zu verbinden. Meinst du, das es daran lag, das sie eine Linera ist?“ „Wäre gut möglich Mimi. Aber ich glaube eher, sie hat sich gegen die Heilung gewehrt. Aus Livias Erzählungen geht hervor, dass sie nicht von hier ist und Magie anscheinend nicht kennt. Sie hatte Angst, doch nachdem sie Livias Stimme gehört hatte entspannte sie sich etwas und ließ die Magie zu.“ „Wie alt ist sie wohl Oma?“ „Schwer zu sagen, doch denke ich sie ist so um die 15 Jahre alt. Wenn sie erwacht, werden wir versuchen ihr alles zu erklären. Bis dahin müssen wir erst mal abwarten.“ Inzwischen hatte man Kyana auf die frisch bezogene Seite gelegt und zog ihr nun ein weißes Nachthemd an. Als zu guter Letzt das restliche Bett neu bezogen war und die Linera gut zugedeckt schlief, packten die Mägde alles zusammen und verließen nach und nach den Raum. Mimi war mittlerweile eingeschlafen und wurde von einer Magd, die versprach sie nach Hause zu bringen, aus dem Raum getragen. Nun waren nur noch Constance und Livia im Raum und standen am Bett. „Ruht euch auch aus Constance. Ich werde bei ihr bleiben und falls sich ihr Zustand verändert, gebe ich euch sofort Bescheid. Den Prinzen und seine Leibwächter hält es sowieso nicht mehr lange von hier fern.“ Mit einem Nicken stimmte Constance ihr zu. Sie musste sich jetzt etwas schwerer auf ihren Stock stützen, da sie so erschöpft war, doch legte sie noch einmal ihre Hand an die Stirn der jungen Frau und überprüfte ihre Verfassung. Sie war zufrieden mit dem Ergebnis. Die Rippe war wieder verbunden und die kleineren Blessuren waren auch geheilt. Mit einem letzten Nicken Richtung Livia ging Constance aus dem Raum. Sie war nicht überrascht den Prinzen und seine Leibwächter neben der Tür zu sehen. Mit einem müden Lächeln trat sie zu ihnen und sprach sie ohne die sonstigen Förmlichkeiten an. „Ihr geht es soweit gut. Ihre Verletzungen sind alle geheilt, doch braucht sie noch Ruhe, um alles zu verkraften. Wenn sie wieder auf wacht wird sie viel Fragen haben.“ „Wir werden sie ihr beantworten.“ Wohlwollend nickte Constance Tiberius zu, bevor sie Aron ansah. „Aron sei bitte so nett und begleite mich zu den Bedienstetenbereich. Ich bin viel zu müde, um jetzt noch sicher nach Hause zu kommen. Ich bin doch nicht mehr die Jüngste.“ „Natürlich Granny. Möchtet ihr meinen Arm haben?“ „Danke mein Junge. Ach Prinz Tiberius, ihr Zwei dürft ruhig rein gehen, doch seid leise und last die Lady schlafen.“ Und schon ging sie von Aron gestützt den Gang hinunter. Die beiden zurück gebliebenen Männer sahen ihr und Aron etwas überrascht hinterher. Tiberius sah Surion an. „Granny?“ „Sieh mich nicht so an. Ich hatte keine Ahnung, das er sie so gut kennt.“ Doch plötzlich dämmerte es ihn. „Kann es vielleicht sein, das sie ihn immer zusammengeflickt hat, wenn wir früher einen drauf bekommen haben?“ Nachdenklich nickte Tiberius. „Ja das würde einiges erklären.“ Schulter zuckend öffnete Tiberius die Tür und trat mit Surion leise ein.

Ein ganzer Tag war vergangen und noch immer schlief Kyana. Tiberius, Aron und Surion wechselten sich regelmäßig am Bett ab und auch Livia sah hin und wieder nach der jungen Frau. Am Abend mussten jedoch Tiberius und seine beiden Leibwächter zu einer Besprechung mit dem König, und so postierte man zwei Wachen vor dem Zimmer. Darauf hatten die beiden Männer in ihrem Versteck nur gewartet.
Kyana erwachte mitten in der Nacht von einem ungewöhnlichen Geräusch. Die Schmerze, die sie vor kurzem noch quälten waren verschwunden und sie fühlte sie erholt und energiegeladen. Wieder vernahm sie ein Geräusch, was sie dieses mal jedoch als Flüstern identifizierte. Ohne ein Geräusch von sich zu geben stand sie auf und schlich zu der einzigen Tür des Raumes. Jetzt konnte sie die Stimmen zweier Männer deutlich hören. „Los beeile dich diese verdammte Tür zu öffnen. Die Wachen kommen bald wieder zu sich und wenn das geschieht, will ich mit der Frau schon einen großen Vorsprung haben. Sie wird uns reich machen. Jetzt da sie geheilt ist, ist sie bestimmt 100.000 Goldmünzen wert.“ „Ja, ich beeil mich ja. Gleich hab ich es.“ Kyana wartete nicht darauf, dass die Männer den Raum betraten, sondern huschte leise zu dem großen Fenster ganz am ende des Raums und öffnete es. Aus dem Fenster gelehnt sah sie sich nach einer Möglichkeit um, um den Raum zu verlassen. Wenn die beiden Männer bewaffnet waren, hatte sie selbst mit ihren Kampfkenntnissen alleine keine Chance. Als sie einen halben Meter unter dem Fenster einen etwa 20 cm breiter Sims erspähte, stieg sie leise aus dem Fenster und zog es von außen wieder zu. Konzentriert schob sie ihre Füße Stück für Stück weiter. Fast hatte sie das nächste Fenster erreicht, als von dem schmalen Sims ein großes Stück abbrach. Vor Schreck biss sie sich auf ihre Zunge und schmeckte sofort den metallenen Geschmack ihres Blutes. Mit einer Hand bekam sie den kleinen Sims gerade noch zu packen, doch der schmerzhafte Ruck in ihrer Schulter und das sofort darauf folgende Knacken bedeutete nichts gutes. Mit schmerzverzerrtem Gesicht und leise vor sich hin fluchend hangelte sie sich zum nächsten Fenster und zog sich mit zusammen gebissenen Zähnen etwas hoch um an die Fensterbank zu kommen. Als sie mit ihrer Hand danach griff, verließen sie auf einmal ihre Kräfte und sie rutschte ab. Jetzt war es aus. Bis nach unten waren es gut 15 Meter und der Boden bestand aus Stein. Das konnte sie nicht überleben. Mit geschlossenen Augen fügte sie sich in ihr Schicksal, als ein plötzlich starker Ruck an ihrem sowieso schon verletzten Arm zerrte. Mit einem Stöhnen riss sie ihre Augen auf und erblickte über sich das überraschte Gesicht von Aron, der halb aus dem Fenster hing und ihr Handgelenk mit festem Griff umfasste. Als Kyana das Gefühl hatte ihr Arm würde gleich abreißen, löste sie sich aus der Starre, die die Überraschung noch am Leben zu sein mit sich brachte. „Schaut nicht so blöd, sondern helft mir lieber hoch, bevor mein Arm abreißt.“ Das ließ auch Aron wider zu sich kommen und so zog er Kyana, untermalt von ihren leisen Flüchen, hoch in das Zimmer.
Kyana versuchte ihre angespannten Muskeln zu entspannen, doch bei der kleinsten Bewegung zog ein stechender Schmerz durch ihren Rücken und ihrem Arm. Mit schmerzverzerrtem Gesicht tastete sie ihre Schulter ab. Zwar war sie nicht ausgekugelt, doch hatte sie sich wahrscheinlich Bänder und Nerven verletzt. Die ganze Zeit blickte Aron sie mit vor der Brust verschränkten Armen an. „Könnt ihr mir verraten, was ihr mitten in der Nacht an der Fassade des Schlosses zu suchen habt. Ihr hättet sterben können. Ist euch euer Leben nichts wert? Wozu haben wir euch da gerettet, da ...“ „Vielleicht solltet ihr endlich eure Klappe halten und die Männer vor meiner Tür schnappen, die mich entführen wollten.“ Davon überrascht, das sie ihn einfach unterbrochen hatte, starrte er sie überrumpelt an. Dann drangen die Worte die sie gesagt hatte in seinen Geist und er wurde ernst. „Ihr bleibt hier und rührt euch nicht von der Stelle.“ Mit eiligen Schritten ging er auf die Tür zu, als diese plötzlich aufgerissen wurde. Sofort zog Aron sein Schwert und war bereit. Vor ihm standen zwei riesige maskierte Männer, die ihn erst überrascht ansahen, doch sobald sie auch Kyana gewahrt wurden, griffen sie an und schlugen wie von Sinnen auf Aron ein. Sofort bemerkte Kyana, das er Schwierigkeiten hatte seinen Schwertarm zu bewegen. Immer weiter wurde er zurückgedrängt und als sie sah, wie ihm plötzlich das Schwert aus der Hand geschlagen wurde, schnappte sie sich einen Stuhl und warf ihn mit voller Wucht gegen die Angreifer. Überrascht durch den Angriff, reagierten die Angreifer auch beim zweiten Stuhl nicht rechtzeitig. Sie griff gerade nach dem Schwert, das vor ihr lag, als eine eisige Stimme sie innehalten ließ. „Last das Schwert liegen Weib, sonst ist dieser Mann tot.“ Entsetzt musste sie sehen, das einer der Männer Aron einen Dolch an den Hals hielt. Panisch sah sie sich um und entdeckte neben der Tür einen langen Stock, nur wie soll sie an ihn herankommen. Sie musste die Männer wenigstens einmal treffen, damit ihr Zeit blieb Aron zu retten und den Stock zu fassen zu kriegen. Da kam ihr eine Idee. Schwankend trat sie zwei Schritte seitwärts zur Wand, während sie ihr schmerzende Schulter hielt und leicht zudrückte. Sie hoffte, das ihre Gesichtsfarbe genauso aussah wie sie sich fühlte. Sofort wurde ihr von dem Schmerz übel und sie brauchte ein Zittern nicht mal vorzutäuschen. Als sie sah, wie der Mann das Messer von Arons Kehle nahm, um ihn bewusstlos zu schlagen, griff sie nach dem nahen Wasserkrug und schmiss ihn gegen den Kopf des Mannes. Dem Anderen warf sie die Schüssel entgegen, doch der zerschlug sie nur grinsend in der Luft. Das hatte ihr jedoch genug Zeit verschafft den Stab zu schnappen und sich neben Aron zu stellen. Das hämische Grinsen erstarb auf dem Gesicht des Angreifers, als er das Lächeln auf Kyanas Gesicht sah. Mit einem Seitenblick auf Aron, der sich mit seinem Schwert wieder erhoben hatte, holte sie tief Luft und schrie so laut sie nur konnte. Als sie wieder Luft hohlen musste, starrte der fremde Mann sie hasserfüllt an. „Du Miststück.“ „Danke für die netten Worte.“ Überall im Schloss waren jetzt schwere Schritte und geschriene Befehle zu hören. „Ich wollte eigentlich mit euch Geld machen, doch jetzt werde ich euch einfach nur töten.“ Mit einem Schrei stürzte er sich auf Aron, der nur mit Mühe den Schlägen standhielt. Sofort schlug Kyana mit dem Stock zu und traf den Angreifer gegen die Beine. Wutendbrand wollte er sich auf sie stürzen, doch musste er Arons Schläge parieren. Wieder und wieder schlugen Aron und Kyana nach dem Mann, doch plötzlich rutschte Aron auf dem verschüttetem Wasser aus und stürzte zu Boden. Bevor der Mann richtig mit seinem Schwert ausholen konnte schlug Kyana mit aller Kraft gegen den ungeschützten Arm und brach ihm so die Führungshand. Sich die Niederlage nicht eingestehend, griff der Mann nach dem nahen Tisch und schleuderte ihn in Richtung Kyana. Genau in diesem Moment stürmten mehrere bewaffnete Männer in den Raum und sahen den Tisch auf Kyana zufliegen. Innerhalb von Sekunden schätzte Kyana ab, wie der Tisch sie Treffen würde. Ein Ausweichen war nicht möglich, also wendete sie ihre linke Seite der Gefahr zu und stemmte den Stock mit all ihrer Kraft auf den Boden ab. Als der Tisch den Stab berührte, ließ sie diesen etwas nach federn, bevor sie mit einem Kampfschrei den Winkel des Stabs veränderte und somit auch die Flugbahn des Tisches. Als sie spürte wie der Tisch ihren Rücken berührte, machte sie die gleiche Bewegung wie beim Abrollen, doch als der Tisch ihre verletzte Schulter berührte fluchte sie laut und ungehalten. Während der Tisch hinter ihr an die Wand knallte, sah sie ihren überraschten Angreifer vor sich stehen. Mit zwei Schritten war sie bei ihm und schlug mit dem Stock wütend auf ihn ein. Die gut platzierten Schläge ließen ihn schnell wanken und schließlich sank er bewusstlos zu Boden. Als sie hinter sich eine weitere Person spürte, drehte sie sich blitzschnell um und schlug zu.

Überrascht blickte Surion in das wütende Gesicht vor ihm. Dank seiner guten Reflexe konnte er gerade noch den Schlag mit dem Schwert parieren, der ihn mit Sicherheit schlafen geschickt hätte. Sie wollte gerade erneut ausholen, als er seine Stimme wieder fand. „Lady Kyana. Kommt wieder zu euch.“ Mitten im Schlag verharrte der Stock in der Luft und ein Erkennen tauchte in ihrem Blick auf. Mit einem schnellen Blick aus dem Augenwinkel untersuchte Kyana ihre Umgebung, bevor sie mit einem Seufzen den Stab sinken ließ und erschöpft ihre Augen schloss. Sie musste einige Male tief durch atmen, um wieder klar denken zu können. Sie hatte sich von ihrer Wut leiten lassen. Das war ihr schon lange nicht mehr passiert. Sobald sie wieder fit ist, wartete eine sehr anstrengende Trainingseinheit auf sie. Ihr Schwur an ihrem Sensei band sie daran. Immer wenn sie ihre Fassung verlor, war diese Trainingseinheit fällig. Aber was war hier eigentlich los. Wo war sie da nur hinein geraten? Soweit sie sich entsinnen konnte, war sie gerade mal ein paar Tage hier und schon hatte sie zwei Mal kämpfen müssen. Ihrem Gefühl nach, war das hier auch nicht ihr letzter Kampf gewesen. Weswegen war sie hier und warum war ausgerechnet SIE hier. Den Waldweg, den sie für ihr Lauftraining benutzte, wurde auch von anderen Schülern und Erwachsenen benutzt. Immer noch vor sich hin grübelnd, ließ sie sich auf den Boden sinken und legte sich den Stock auf ihren Schoß. Mit geschlossenen Augen tastete sie ihre schmerzende Schulter ab und versuchte den Schmerz, der jetzt langsam aber sicher wieder zunahm zu ignorieren. Nach einiger Zeit hockte sich jemand neben sie und sah sie an. Der angenehme Geruch von Wald sagte ihr sofort, wer neben ihr war. „Es tut mir leid, das ich euch gerade angegriffen habe, Surion.“ Sie konnte förmlich spüren, wie er sie anlächelte. Nach einem kurzem Augenblick griff er mit sanften Händen nach ihrer Schulter und tastete sie sehr vorsichtig ab. „Bei dem Kampf habt ihr euch anscheinend den Arm verdreht. Wenn Constance da ist, wird sie euch helfen.“ „Das mit ihrer Schulter ist nicht vom Kampf Surion. Die Verletzung hat sie sich bei ihrem waghalsigen Kletterversuch geholt.“ Aron saß mittlerweile auf dem Bett und sah sie mit einem blassen Gesicht an. Fragend sah Surion ihn an. „Bei welchem Kletterversuch.“ „Wie meist du ist sie in mein Zimmer gelangt. Ein kleiner Tipp, es war nicht durch die Tür.“ Geschockt sah Surion Kyana an, bevor er sie am Arm packte und leicht schüttelte. „Seid ihr Lebensmüde? Ihr seid an der Fassade in 15 Fuß Höhe von einem Fenster zum nächsten geklettert?! Was wäre wenn ihr abgestürzt wärt? Wir haben euch doch gerade erst gerettet und dennoch bringt ihr euch derart in Gefahr.“ „Oh ich bin gefallen, sogar zwei mal.“ Sprachlos sah Surion sie an. „Beim ersten Mal konnte ich mich selber fangen und beim zweiten Mal half Aron mir.“ Als sie die Sorgenfalten auf seiner Stirn bemerkte, konnte sie sich nicht zurückhalten und strich ihm sanft mit zwei Fingern über die Stirn. Als sie bemerkte was sie gerade tat, zog sie erschrocken ihre Hand zurück und blickte mit hochrotem Kopf zu Boden. „Verzeihung“ „Ihr müsst euch nicht entschuldigen Lady Kyana. Macht euch darüber keine Gedanken. Ihr solltet erst mal vom Boden aufstehen und euch aufs Bett setzen, sonst zieht und Constance wenn sie kommt die Ohren lang.“ Die Art wie Surion dies sagte, veranlasste Kyana dann doch aufzusehen und kaum blickte sie in sein Gesicht, als er ihr auch schon zuzwinkerte. Kurz zögerte sie noch, bevor sie seine Hand ergriff und sich auf die Füße ziehen ließ. „Ich hab euch schon so viele Umstände gemacht, da wollen wir das mal lieber vermeiden.“ Kaum stand Kyana aufrecht, als Surion sie zum Bett schob und ihr bedeutete sich zu setzen. Seufzend ließ sie sich neben Aron, der sich mit Tiberius unterhielt, nieder. „Ich frage mich, wie die Männer ins Schloss gekommen sind. Sie müssen Hilfe gehabt haben.“ Da stimme ich dir zu Aron. Doch wer würde so etwas wagen?“ Interessiert hörte Kyana zu und als keiner von den Männern weiter sprach, ergriff sie das Wort. „Es muss auf jeden Fall jemand sein, der nicht will, das ich in diesem Schloss bleibe. Außerdem habe ich das Gefühl, das die beiden Männer keine möchte gern Entführer sind. Ihre Reflexe und Kampfkenntnissen waren zu ausgefeilt. Und noch etwas zeigt mir, das es keine Hohlköpfe waren. Die Wachen hätten sie genauso töten können, wie vorhin Aron als er unbewaffnet war. Aber warum taten sie es nicht?“ Als nach einer gewissen Zeit immer noch niemand etwas sagte, blickte sie von ihren Händen auf, die sie während ihrer Überlegungen angesehen hatte. Sie blickte in drei überraschte Gesichter, die sie musterten. Tiberius schien sich als erstes wieder zu fangen und blickte sie entschuldigend an. „Verzeiht, das wir so überrascht sind, doch hören wir solche Überlegungen normalerweise nicht aus dem Mund einer Frau. Doch wenn ich es so recht Überlege, scheint ihr etwas vom Kämpfen zu verstehen. Ich gebe euch recht, das es merkwürdig ist, das sie nicht getötet haben, wäre es so doch viel einfacher gewesen.“ „Wenn ich so darüber nachdenke, war es vielleicht doch nicht so merkwürdig.“ erwiderte Kyana. „Was wäre geschehen, hätten sie die Wachen und Aron getötet? Ihr Surion hättet sie bis ans Ende der Welt gejagt. Auch ihr Prinz Tiberius hattet es euch nicht nehmen lasen mit ihm zu reiten. Die Entführer hätten keine Chance gehabt zu entkommen. Hätten sie nur mich entführt, eine Frau, die noch nicht als Linera bestätigt ist, hättet ihr nach mir gesucht. Doch hättet ihr mich nicht gefunden, so hättet ihr irgendwann die Suche abgebrochen. Seht mich nicht so an Surion. Wenn der König es euch befehlen würde, müsstet ihr seinem Befehl Folge leisten.“ Denn Blicken der drei Männer konnte sie entnehmen, das sie gar nicht so falsch lag. Kyana seufzte einmal laut und atmete tief durch.

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Texte: DragoneyeOS
Tag der Veröffentlichung: 18.09.2011

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