SCHREIBARENA
GOMA UND SIE
Drei Stunden fuhr sie nun schon,
wie immer auf dem gleichen Weg,der sie wieder in die angenehme Stille ihres kleinen Häuschens führen sollte.
Diesmal ganz alleine ,ohne Goma ihre Gefährtin,die in den voran gegangenen Jahren immer neben ihr saß.
Goma wurde sehr schläfrig von den gleichmäßigen Fahrgeräuschen auf der Autobahn und lag dann auch oft lang ausgestreckt auf den Hintersitzen des Autos und schnarchte laut, wie ein Bergmann nach getaner Arbeit.
"Sollen wir wieder ein bisschen durch die Gegend gurken?"
diese Frage ließ sie fuchsteufelswild herumspringen,denn das war ihre liebste Beschäftigung,und wenn Goma im Jeep,der in der Garage am Häuschen wartete neben ihr saß, reckte sie dann stolz ihren schlanken Hals in die Höhe und schaute wachsam umher. Wiesen und Waldpfade hatten es ihr besonders angetan,die Balgerei mit des Försters Teckel war immer wieder das größte Abenteuer für sie. Diese beiden Wusel waren zwei die sich einfach prima vertrugen. Das Animalische,die Kraft,die Energie und Lebensfreude übertrug sich so herrlich,dass man einfach fasziniert zuschauen musste und Spaß hatte.
Gedankenverloren aber doch auch wachsam den Verkehr beobachtend scherte sie aus,um die nächstgelegene Raststätte anzufahren,stellte sich neben einen großen schwarzen Ranger Rover und stutzte,denn dieses Kennzeichen war ihr irgendwie geläufig..
Vor zwei Jahren fuhr sie diese Raststätte schon mal an und stand neben diesem großen Wagen,fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Ein Kaffee und eine Semmel in der Hand setzte sie sich an einen kleinen Tisch der in einer Nische stand."Was für ein Zufall", dachte sie noch bei sich, biss herzhaft in die Semmel,schlürfte den leckeren heißen Kaffee hinterher.
Komisch die Tatsache dass Goma den Fahrer des Wagens damals böse anknurrte und ihn richtig fies verbellte. stand ihr auch wieder vor Augen.
Sie schaute auf und bemerkte nun erst die große schwarzgekleidete Gestalt,die am Tresen des kleinen Bistros lehnte,drehte sich um und sie erkannte sofort den Mann wieder, dem der Wagen gehörte. Er griente sie frech an und sie hatte das Gefühl als würde sie der Gottseibeiuns persönlich anblicken. Eiskalt durchfuhr es sie, als er auf ihren Tisch zu steuerte, sich ohne groß zu fragen neben sie setzte, ihr ein Gespräch aufzwingen wollte,wissen wollte wohin sie denn unterwegs sei.
Irgendwie sagte ihr Bauchgefühl, sei höflich, aber mach, dass du hier ganz schnell fort kommst. "Schön stolz die Kleine", rief er ihr hinterher. Sie drehte sich noch einmal um,schaute diesem frechen Kerl einige Sekunden in sein Gesicht, prägte sich die brutale Physiognomie bestens ein, lief flink zu ihrem Auto und gab mit Karacho Gas. "Bloß weg hier", dachte sie.
Irgendwann schaute sie in den Rückspiegel und sah dass der Wagen hinter ihr war.
"Shit" dachte sie", meine Gaspistole, das Messer und das KO Spray hatte sie diesmal nicht dabei, alles lag sonst immer neben ihr unter dem Beifahrersitz…
Oh Mann, alles wegen Goma vergessen!
"Ach meine liebe kleine Goma ich vermisse dich gerade sehr",dachte sie.Ob du im Hundehimmel gut angekommen bist? Auf mich vielleicht gerade herunterblickst und mich beschützt?"Ich habe gerade echt Bammel",sinnierte sie."
Etwas unkonzentriert fuhr sie in der nächsten Stunde,es fing leicht an zu regnen und dunkler wurde es auch schon,aber irgendwann gelangte sie in der Dunkelheit wohlbehalten zur Ausfahrt und war auch schon auf dem Weg zu ihrem kleinen verwunschen Ort, im Wald.
Gott sei Dank, der Kerl war nicht mehr hinter ihr. Sie hatte es nun besonders eilig endlich an ihr Häuschen zu gelangen. Hase,Fuchs und Rehe kreuzten mehrmals ihren Weg, lang vermisste Gerüche von Erde, verbranntem Holz atmete sie tief ein, als sie die kleine Fensterscheibe herunterließ. Ah, endlich daheim, sie stieg aus, schloss das große schmiedeeiserne Tor auf, stieg nochmal ein, fuhr auf den Hinterhof und saß erst mal ganz still.
Dieser freche Kerl ging ihr nicht aus dem Kopf.
Sie nahm den Hausschlüssel aus der kleinen Tasche, die neben ihr parat lag, mit all den Dingen die sie zu allererst brauchte, um im Haus die ersten Handgriffe zu tätigen. Schlüssel für die Boden Tür, Taschenlampe ,den Strom anschalten, in den Keller gehen um das Wasser auf zudrehen.
Sie lächelte, weil sie daran dachte, dass Hermann ihr immer nahegelegt hatte, eine kleine Pfadfinderausrüstung bei sich zuführen.
Ganz wichtig wäre das, meinte er damals, als sie beide mit dem Wohnwagen oft durch die Gegend reisten.
Der“ graue Elefant“ stand nun ganz nahe bei dem Häuschen unter dem großen Holunder Busch,´ Verschlungen mit dem Knöterich und ruhte sich aus. Auch in ihm liegt eine Nottasche für alle Fälle.
"Ist schon etwas einsam so ohne Goma und so ganz alleine hier zu sein", dachte sie.
Aber morgen wollte sie ja ihre Besuche machen. Geschäftig lief sie hin und her, packte ihre Reisetasche aus , machte ihr Bett mit der gemütlichen Felldecke zurecht.
"Fernseher und Internet bleiben heute aus", dachte sie.
Sie rief nur noch die Kinder an, dass sie gut angekommen wäre,
holte ihr kleines Radio hervor, dass sie sich damals kaufte als sie das Haus bezog, dachte noch an diese tolle Zeit damals,diese schönen Sommer die sie hier verlebt hatte mit allen Kindern und kuschelte sich in die mollige Decke ein.
Etwas leise Musik, ein großer Pott schwarzer Tee mit Rum, ließ sie schläfrig werden, sie hörte zwar noch weit entfernt die neuesten Nachrichten zur Nacht, unter anderem, dass diese Frau die vor 2 Jahren in der Nähe der Autobahn Richtung Berlin verschwunden war, immer noch nicht gefunden wurde. Hörte noch einige Einzelheiten und hatte plötzlich das Bild dieser Frau vor Augen.
Dann erschien Goma auf einmal im Zimmer.In ihrem Maul trug sie ihre Leine und fiepte in den höchsten Tönen, stupste sie ständig an bis sie sich erhob und anzog. Als wenn sie nun, selbst wie an einer Leine war, schritt sie mit Goma zum Jeep und mit quietschenden Reifen, startete sie, fuhr wie aufgezogen eine Stunde lang die Strecke,vom Vortag auf der Autobahn zurück. Sie befand sich schliesslich in einem Wald, ein kleiner Pfad zwang sie auszusteigen und Goma sprang hurtig voraus, eilig rannte sie immer mit der Nase nach unten schnuppernd vor ihr her, verbellte eine Stelle die mit verrotteten Zweigen bedeckt war,wühlte wie verrückt alles was dort lad beiseite und eine Kuhle kam zum Vorschein
Dann sah sie diese skelettierte Hand mit dem Goldring, der aus ineinander verschlungen Knoten bestand. Durch Mark und Bein ging es ihr und Goma hörte nicht auf zu wühlen. Sie legte einen Körper frei, eine karierte modische Jacke, Jeans und Stiefeletten waren zu erkennen und ein dunkelbraunes Haarbüschel. Etwas weiter weg lag eine rote Mütze. Der ganze Körper lag verdreht da, aber mit dem Gesicht nach unten.
Sie sah dieses Gesicht trotzdem.Die Vision die sie sah,während der Nachrichtensendung erschien ihr.
Goma bellte und scharrte,entfernte sich auf einmal und Sie hörte sie plötzlich ganz weit entfernt.
Schweißgebadet öffnete Sie ihre Augen, griff zur Rumflasche,goß sich einen Doppelten ins Glas,kippte ihn mit Verachtung herunter und schüttelte sich.
Boaahh, was war denn das jetzt?
"Oh Mann die kleine Goma ist wohl doch noch ganz nahe bei mir", dachte sie ,weinte ein bisschen und schlief nun aber traumlos ein.
Es waren wieder gute Tage, wie immer körperlich anstrengend, aber auch Kraft gebend, wenn sie ihren Garten versorgte, das Haus Winterfest machte, kleine Reparaturen ausführte. Endlich auch mal wieder in Ruhe malte, mit Ton arbeitete und an ihrem Manuskript schrieb, dass auch mal fertig werden sollte.
Fern zu sehen war ausgefallen, weil der Fernseher eines Nachts ohne Vorankündigung von der Anrichte fiel…
"Sie schüttelte den Kopf, wie das nur passieren konnte, war ihr ein Rätsel," dachte sie.
Sie schlief aber bis auf den ersten Abend ,in den anderen Nächten Traumlos und herrlich eingelullt in Tante Annes vererbten Ballon Oberbetten .
Nun war es also wieder Zeit Ade zu sagen .Sie stand nochmal auf dem Treppenaufbau, hielt ein letztes Schwätzchen mit der Nachbarin von gegenüber,nahm eine Lage Hühnereier frisch gelegt und einen Korb Kartoffeln in Empfang.Zwei Säcke mit Birnen und Äpfeln,die sie selbst gepflückt hatte,lagen schon auf der Rückbank ihres Autos.
Dann wurde es Zeit,es sollte ein trüber regnerischer Tag werden,das mochte sie echt nicht so gern,doch es ging früh genug los,in Richtung NRW.
"Sie würde heute eine Raststätte später anhalten um ihren Kaffee zu trinken", dachte sie, als sie zur Autobahnauffahrt Richtung Hamburg fuhr.
Hörte noch im Autoradio ihrem Lieblingssong,
Nothing else Matters,
von Metallica, zu.
Und wie schon wieder, von einer unsichtbaren Leine gezogen, fuhr sie die besagte Raststätte an, ging wie hypnotisiert hinein, setzte sich mit ihrer Bestellung Kaffee und Semmel, in die kleine Nische und harrte der Dinge die da nun kommen sollten.
Oh Mann, da stand er wieder neben ihr dieser Mann, er grinste sie wieder genauso frech an wie vor drei Wochen
"Dieser Typ hat wohl echt eine Meise", dachte sie.
Lauert der den Frauen hier immer schon auf und will Bekanntschaften machen?
Dann ging alles sehr schnell.
Der Traum fiel ihr ein und wie eine aufgezogene Puppe stand sie auf ,lief schnell in die Damentoilette hinein, nahm ihr Handy zur Hand und rief die Autobahnpolizei an. Sie sagte ihren Standort durch ,dass sie schon zweimal von diesem Typ belästigt würde,den Verdacht den sie hatte und dann gab sie sein Kennzeichen durch. Sie erzählte von ihrem Traum,dem Wald und diesen schmalen Pfad,die verrotteten Zweige,was für Kleidung dort lag.
So wussten sie ungefähr wo sie suchen mussten.
Äußerlich ganz ruhig, wie es schien,saß sie bei ihrem Kaffee.Der Typ hatte sie in ein Gespräch verwickelt,als sie von der Toilette zurück kam. Sie tat so als wenn es ihr angenehm wäre und er wollte schon ihre Hand ergreifen.
Da ging die Tür des Autobahn-Bistros auf, eine Polizeibeamtin stellte sich an den Tresen, zwei weitere Polizeibeamte kamen auf sie in der Nische zu,die Hände an den Pistolentaschen. Sie holte erleichtert tief Luft. Der Mann sprang entgeistert auf, als die Beamten ihn aufforderten mit ihnen zu gehen und nahmen ihn in ihre Mitte.
Die Polizeibeamtin setzte sich zu ihr an den Tisch. Sie erfuhr, dass man eine Frauenleiche gefunden hätte und ihre Angaben sehr hilfreich bei der Suche gewesen waren.
Ganz übel wurde ihr dabei ,als sie noch mehr Einzelheiten hörte.
Zusammen mit der Beamtin fuhren sie zur Dienststelle der Autobahnpolizei, sie musste alles zu Protokoll geben, danach hatte sie ein Gespräch mit einem Psychologen, der ihr viele Fragen stellte, über diesen Traum am ersten Ankunftstag und er meinte, dass ihre Bindung an ihre Hündin sehr groß gewesen sein müsste und immer noch ist. Er drückte ihr die Hand und meinte noch, dass es viele Dinge gibt die man manchmal nicht erklären kann,lächelte Sie an und bat um ein Foto Gomas.
Sie war sehr stolz auf ihre Goma und auch im Tod wirklich mit ihr verbunden.
Sie konnte es gar nicht recht fassen,was da geschehen war.Es beschäftigte sie sehr.
In ihrem zweiten Zuhause wieder eingerichtet,sah sie einige Tage später die Abendnachrichten mit der Meldung,dass zwei Morde aufgeklärt wurden.
"Oh Gott ,zwei Morde"? dachte sie.
Der Typ hatte gestanden,unter anderem auch das Mädchen,dass vor vier Jahren verschwand, umgebracht zu haben und auch den Ort beschrieben.
Sie wurde auch gefunden.
"Dieser brutale Mensch hatte es sich fein ausgedacht",dachte sie.Er könne wohl immer so weiter machen und auf seine Opfer lauern, wie eine giftige Schlange und dann zuschnappen
Sie hätte sein nächstes Opfer sein können,aber Dank der treuen Goma,kam für diesen Verbrecher alles ganz anders,als er es sich so „schön“ dachte..
Glenda Benning
GOMA von DRONSBERG
Und hier geht es zu dem Schreibarena Wettbewerbs-Beitrag von Phil Humor
Texte: Glenda Benning
Bildmaterialien: Glenda Benning
Tag der Veröffentlichung: 30.10.2012
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