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Geisterstunde

Wenn Tante Änne,
ihre Schellackplatten abstaubte,
würde es gemütlich.
Es wurde zum Feiertag,
ein gewöhnlicher Wochentag,
augenblicklich.
Denn die Melodien der Comedian Harmonists
drehten sich auf ihrem alten Grammophon.
Es gab Aniswaffeln und selbstgemachte
Karamellbonbons.
Sirup von schwarzen Johannisbeeren,
allesamt eine klebrige Sache.
Sie erzählte 20ziger Jahreszoten,
saß oft mit neugierig ,
lächelndem Blick,
wartend auf meine kleinen Geschicht`,
auf dem alten Chaiselongue,
über die ich heute noch schmunzeln muß.
Sie eierte in ihrem Brandenburger Dialekt,
dem ich so gerne lauschte.
Und dazu im Hintergrund,
Gekratze und hohles Gerausche.
Aus den Dreissigern und Vierzigern,
erzählte sie mir auch so manche Attitüden.
Ich begann Sie von Anfang an,
herzlich zu lieben.
*Wer schmeisst denn da mit Lehm*,
war mein Lied,
mein absoluter Favorit.
Ich sang es plärrend nach.
Und will mich heute dafür
noch nicht schäm`n.
*Und Mutter der Mann mit dem Koks ist da*,
möchte ich auch noch erwäh`n.

Doch dieses leise Lied,
gesungen von ARI LESCHNIKOFF,
das prägte sich auf immer ein,
in meinen mit auch vielen anderen Spökenkiekereien
gefüllten Kopf..
Als es Jahre später öfter *ungemütlich* wurde,
legte ich die Scheibe auf.
Tante Änne gab sie mir.
Damals ,bevor sie auf die ewige Reise ging.
Den Rock n Roll,den mag ich ja auch,
den Beat und diese ganze Chose,
so sagte sie mit einem Augenzwinkern,
dem letztem wehmütigen Lächeln zu mir.
Doch glaube mir,manchmal brauchst du auch ein Lied.
Eine Melodie,die mit dir durch manche Kälte deines Lebens geht,
weil im Leben,geht so manches in die Hose.
Ich sehe sie genau vor mir, ein huschender Moment wie ein flackerndes, kleines Kerzenlicht.
So kommt sie öfter mal zu Besuch und summt mir leis,
mein Lied ins Ohr.
Erst kam es mir ein bischen unheimlich vor.
Doch ich gewöhnte mich an ihre * Besuche*.
Sie kündigt sich an mit feinen Düften.
Der Moderduft von schwarzen Johannisbeersträuchern,
liegt wie ein feiner Spitzenschleier dann in meinem Zimmer.
Fast wie der Efeu,in ihrer alten Familiengruft.
Dazu ganz lieblich und süß,
Karamell und Anis.
Es erstrahlt
in diesem sonntäglichen Licht,
mein erst so stilles Zimmer.
Und so träumte ich stets davon
und fand es irgendwann heraus.
*Irgendwo auf der Welt
gibts ein kleines bischen Glück*

Da wo ich glücklich bin,
da steht ein altes Grammophon ,
da wo immer Sonntag ist ,
ohne ewige banale Alltagszwänge.
Ohne Schnickschnack
und überkandidelten Brimborium,
besonders zu den jährlichen Festivitäten.

So fahre ich freudig *heim* und höre meinen alten Song.
Alles was mich bedrängt,
fegt ein frischer Wind,
mit diesem Lied und anderen hinterlassenen Gaben,
meiner nie vergessenen Tante Anne heraus.

Bald werde ich wieder
dort sein,
in meinem kleinen,
spukigen Hexenhaus.

Impressum

Texte: Cover ubd Textby Elfi Benning
Tag der Veröffentlichung: 17.02.2010

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