Chloé atmete noch ein letztes Mal ein. Hier und jetzt würde sie ihr Leben beenden. Sie näherte sich dem Abgrund. Wenn sie hier vom Hausdach sprang, würde sie nicht überleben.
Ein Grund dafür, warum sie sich entschieden hatte sich mit einem Sprung zu töten,war, dass, wenn sie erst einmal gesprungen war, nicht wieder umkehren konnte. Und in dieser abgelegenen Gegend würde sie keiner aufhalten, noch schnell ihren toten Körper finden. Sie würde einfach ohne Spur verschwinden.
Chloé schloss die Augen, breitete die Arme aus und lehnte sich nach vorne.
Da gab es plötzlich einen Knall. Eine starke Druckwelle ließ sie nach hinten taumeln. Dann war es still. Vorsichtig lugte das Mädchen über den Dachrand und schnappte nach Luft. Schnell rieb sie sich ihre Augen, doch es änderte nichts an dem, was sie sah.
Vor dem alten, heruntergekommenen Bürogebäude stand ein Mann in einem langen,schwarzen Ledermantel,der etwas in der Hand hielt,was in der Sonne aufblitzte. Aber was Chloé wirklich zum Zweifeln an ihrem eigenen Verstand brachte war etwas anderes. Es war die riesige perlmuttschimmernde Echse, die dem in Schwarz Gekleideten gegenüberstand. Ein Drache.
Die Zeit hatte angehalten. Chloé konnte zahlreiche blutige Wunden auf beiden Seiten entdecken. Doch... Wo waren die beiden verwunderlichen Wesen hergekommen? Ihre Gedanken wurden unterbrochen, als der Mann schreiend auf den Drachen zulief und das schimmernde Etwas in die Brust der Kreatur versenkte. Das gequälte Brüllen dröhnte ihr in den Ohren. Fassungslos sah sie zu, wie die Echse zusammensackte. Plötzlich sah der Drache auf und ihr direkt in die Augen. Sie konnte ihren Blick nicht abwenden. Da verschwand alles um sie herum, wurde in eine tiefe,endlose Schwärze getaucht, die Sekunden später zu einem intensiven Licht wurde, das sich in sie hinein brannte. Chloé wollte schreien, doch etwas in ihr verbat es. Dann war es vorbei. Sie stand wieder auf dem Dach und sah gerade noch, wie der Echsenkörper zu tausenden von Perlmuttkörnchen zerfiel und diese vom Wind davongetragen wurden. Zitternd trat sie einen Schritt zurück. Als der Mann plötzlich nach oben sah, duckte sie sich. Sie wusste nicht warum, aber etwas sagte ihr,dass es besser war nicht gesehen zu werden. Nach gefühlt einer Stunde richtete Chloé sich wieder auf. Von dem Mann im schwarzen Ledermantel war nichts mehr zu sehen. Überhaupt schien es, als wäre nie etwas außergewöhnliches passiert. Kopfschüttelnd ging sie die Treppe herunter. Wurde sie jetzt ganz und gar verrückt?
Unten angekommen lehnte sie sich gegen die Hauswand und seufzte. Da wollte man nur in Ruhe sterben und dann das. Doch sich jetzt in den Tod zu stürzen kam ihr falsch vor. Erst wollte sie herausfinden,warum sie solch eine verrückte Halluzination hatte. Vielleicht hatte Conan ihr eine Droge in das Wasser gemischt. Zuzutrauen wäre es ihm. Mit den Händen in den Hosentaschen schlurfte nach Hause.
Nach Hause... Wohl eher das Dach über ihrem Kopf,dass sie hatte. Die Armenviertel waren keine heimischen Gegenden. Entweder man legte sich ein dickes Fell zu oder man starb. Sie öffnete die Tür ihrer kleinen Bruchbude. „Ich bin wieder da...“ Chloé erwartete eigentlich niemanden,doch sie hatte es sich angewöhnt,als Jane noch bei ihr lebte. Und wie man so schön sagte, schlechte Angewohnheiten wurde man schwer wieder los. Sie warf ihre Jacke auf den abgenutzten Sessel und und machte sich an dem kleinen Gasbrenner in der Mitte des Raumes zu schaffen. Als das Gas endlich brannte stellte sie einen Topf auf einem improvisierten Gestell ab und begann Wasser und das wenige Gemüse,das sie noch hatte hineinzuwerfen. Stumm stellte sie sich ans Fenster und ließ die Suppe köcheln. Da knallte die Tür und sie drehte sich um. „Conan.“ Es war eher eine Feststellung, als eine Begrüßung. Der 30-Jährige Mann grinste. Conan hatte kurzes,schwarzes Haar. „Schwarz, wie meine Seele.“ ,sagte er immer. Er trug wie immer eine Jeans und ein schmutziges Hemd,das er irgendwann mal in einem Haus gefunden hatte und sich „ausgeliehen“ hatte. „Chloé! Wie geht es dir? Hm... was riecht denn hier so gut? Oh,Suppe! Da komme ich ja zur rechten Zeit,nicht wahr?“ Ungefragt nahm er auf dem einzigen Sessel Platz. „Ich hoffe du weißt noch,wie man sich selbst bedient,denn ich werde dir nichts geben,Conan.“ „Aber,aber meine Liebe... einen Gast so zu behandeln... Immerhin bin ich doch fast soetwas wie dein Vater.“ Ohne darauf zu antworten holte sie eine Schüssel und füllte ihm ein wenig von dem wässrigen Etwas ein und hielt es ihm hin. „Da.“ Grinsend nahm er die Schüssel entgegen. „Vielen Dank,werte Dame.“ Geräuschvoll begann er die Suppe zu schlürfen. Entnervt sah Chloé ihn an. „Was willst du hier Conan?“ „Darf ich nicht meinen Schützling besuchen und mit ihm essen?“ „Du willst immer etwas. Außerdem bin ich nicht mehr dein Schützling.“ Er lachte und stellte die Schüssel auf dem Boden ab. „Du hast recht. Du bist kein Kind mehr. Dabei warst du als Kind so süß.“ Als er sah,dass sie nicht lachen würde, seufzte er. „Gut,du hast Recht. Ich brauche etwas von dir.“ Chloé fuhr sich mit der rechten Hand durch das lange blonde Haar. „Verdammt, ich habe dir schon einmal gesagt,dass ich nichts mit deinen Geschäften zu tun haben will. Das macht nichts als Ärger.“ „Ach Chloé, komm schon. Du bist mir noch was schuldig.“ „Das kannst du mir nicht ewig vorhalten.“ „Ich habe dein Leben gerettet. Ich denke schon. Also um zum Geschäftlichen zu kommen: Ich brauche ein wenig von den Schlaftulpen...“ „Du machst wohl Witze! Du weißt ganz genau,wie schwer es ist an diese Pflanzen heranzukommen!“ „Du schaffst das schon.“ Damit erhob Conan sich. „Vielen Dank für das Essen. Aber es könnte ruhig noch ein wenig Salz vertragen.“ Sie schnaubte. Bevor Conan jedoch verschwunden war,fragte sie ihn noch: „Conan? Hast du mir eigentlich letztes Mal etwas in mein Essen oder Getränk gemischt?“ Der Mann drehte sich um und lächelte. „Chloé. Ich brauche keine Drogen um dich von mir abhängig zu machen.“ Dann war er weg. Wütend trat sie gegen den Sessel,der es mit einem gefährlich Knacken beantwortete. „Schlaftulpen... Ich fasse es nicht!“ Das stimmt. Es sind wirklich viel zu besondere Blumen,um sie ihm zu geben
. Chloé erstarrte und sah sich hektisch suchend um. Sie hatte keine andere Person bemerkt. So wirst du mich nicht finden.
„Wo bist du?! Zeige dich!“ Du solltest die Suppe aus der Flamme holen,sonst zerkochst du noch das ganze Gemüse. Wäre wirklich schade drum.
„Wer bist du? Warum höre ich deine Stimme... in meinem Kopf?!“ Ja,diese Stimme war in ihrem Kopf. Jetzt war es amtlich: Sie war durchgeknallt und komplett verrückt. Verrückt? Nein. Man könnte sagen du bist geistreicher geworden.
Die Stimme lachte erneut,als hätte sie einen guten Witz gemacht. Du hast gesehen, wie ich getötet wurde,Mädchen.
Der Drache kam ihr in den Sinn. „Schwachsinn! Das war eine Halluzination. Warum spreche ich auch mit mir selbst?“ Das war
„Klappe! Ich will nichts mehr hören. Dich gibt es nicht.“ Und damit holte sie sich eine neue Schüssel um ihre Suppe zu essen. Leider war das Gemüse wirklich schon ziemlich weich. „Genau deswegen wäre es nur ein Gnadenakt,wenn man mich endlich sterben ließe.“, murrte sie.
Der Himmel weinte. Chloé sah zu den dunkelgrauen Wolken die sich bis zum Horizont erstreckten. Ihre nassen Haare klebten in ihrem Gesicht und die vielen Regentropfen zwangen sie immer wieder die Augen zu schließen. „Das Wetter passt ja perfekt.“,murmelte sie und ging weiter die schmutzigen Straßen des Armenviertels entlang. Aus einigen baufälligen Häuserblöcken schimmerte das Licht von Kerzen und Öllampen. Sie hatte gehört, in der Hauptstadt solle es jemanden geben, der Licht zauberte. Er solle es Elektrizität nennen. Was für ein Schwachsinn, doch die Adelsleute sollen ganz begeistert davon sein. Selbst der Sohn Gottes laufe diesem Mann hinterher. Der Sohn Gottes... Chloé spuckte aus,als sie an ihn dachte.
Der Sohn Gottes war der Herrscher des Landes. Nach dem langjährigen Krieg mit den Abendland-Menschen war er plötzlich aufgetaucht und hatte die Armee zum Sieg geführt. Er selbst hatte sich den Namen Sohn Gottes gegeben und sich den Platz als Herrscher genommen. Und während die großen Städte vor Reichtum und Wohlstand platzen, verarmte und verkümmerte der Rest. Die wenigen Menschen in den Städten nahmen es hin. Schließlich mussten sie sich nicht mehr vor den Abendländern fürchten, und was kümmerten sie schon die Anderen?
Chloé bog in eine dunkle Nebengasse ein und prallte fast mit zwei Jungen zusammen. Sie wollte sich schnell an ihnen vorbei drücken,doch der eine hielt sie auf. „Na wen haben wir denn da? Wenn das nicht Chloé ist. Was macht die kleine Schlange vom alten Conan hier?“ Das Mädchen fluchte. Schlimmer ging es kaum noch. „Jamie! John! Wie geht es euch beiden? Hab' lange nichts mehr von euch gehört.“ Sie lachte nervös. „Nachdem du uns verraten hast war das Leben nicht ganz so leicht, Chloé.“ „Ach das... Jamie,das war Conan, nicht ich.“ Fahrig fuhr sie sich durch ihr Haar. „Du hast ihm sehr dabei geholfen,Chloé.“ John trat näher und sie wich einen Schritt zurück. Das war nicht gut. Gar nicht gut. „Wir haben dir gesagt,dass du dich nie wieder hier sehen lassen sollst.“ Brauchst du Hilfe? „Hey Jungs, ihr habt nicht zufällig ein paar Schlaftulpen dabei? Wenn ihr mir welche gibt, bin ich hier ganz schnell weg.“ Eisern ignorierte sie die Stimme in ihrem Kopf. „Wir haben dir gesagt,was passiert,wenn du noch einmal wiederkommst,nicht wahr? Und mit Schlangen machen wir keine Geschäfte!“ Chloé wusste,dass sie nicht besonders stark war, und dass sie,wenn es auf einen Kampf ankommen würde, verlieren würde. Beide Jungen kamen näher. „Jamie,John... Wir sind doch soetwas wie Geschwister...“ „Du bist als unsere Schwester gestorben.“ John schlug ihr ins Gesicht, ehe sie zurückweichen konnte. Viel mehr überrascht vom Schlag als vom Schmerz stolperte sie rückwärts und fiel zu Boden. Da waren sie schon bei ihr und begannen auf sie einzutreten. Dabei hörte sie Jamies Stimme. „Wir waren...“ Ein Tritt. „...die besten Freunde!“ Noch ein Tritt. „Wir waren wie Geschwister!“ Der nächste Tritt. „Doch du hast das alles weggeworfen! Für deinen ach so tollen Retter Conan!“ Ihr Körper brannte vor Schmerz. „Wir haben dir all unsere Verstecke gezeigt. Wir haben die vertraut! Doch du hast alles verraten! Deinetwegen hat man uns aufgespürt und in die Container gesperrt! Du hast uns verraten!“ Ein Tritt nach dem anderen. Chloé keuchte,konnte kaum noch atmen. Ich kann dir helfen.
Halt den Mund,fuhr sie die Stimme an. Sie werden nicht aufhören. Was hast du schon zu verlieren? Trau der körperlosen Stimme in deinem Kopf.
Und was willst du dafür?, fragte sie und krümmte sich zusammen. Dass du meine Existenz anerkennst.
Das ist alles? Nein,nicht ganz. Aber ein Anfang.
Sie schmeckte Blut und ein Fuß traf sie am Hinterkopf. Ihr Schädel dröhnte. Einverstanden, rief sie gedanklich und schloss die Augen. Haben wir damit einen Vertrag?
„Ja,verdammt! Jetzt hilf mir!“ Die Stimme zog sich zurück. Feigling! Komm zurück! Ich dachte, wir hätten einen Vertrag!, schrie sie in ihrem Kopf. Plötzlich überflutete sie eine noch nie gespürte Wärme. Diese Wärme spülte jegliche Schmerzen hinfort. Auch hatte man aufgehört sie zu treten und sie hörte von fern,wie Jamie sagte: „Sie hat aufgehört sich zu bewegen. Ist sie tot?“ Etwas Schillerndes breitete sich bis in den kleinsten Winkel ihres Körper aus.
Nein, sie fühlte sich alles andere als tot. Chloé erhob sich langsam,wie von selbst,als würde jemand anderes ihren Körper lenken. „Ich halte mich immer an die Bedingungen eines Vertrags.“, hörte sie sich sagen,begleitet von einem tiefen Knurren. Dann öffnete sie die Augen, beziehungsweise wurden ihr die Augen geöffnet. Das Mädchen sah plötzlich alles viel schärfer und heller. Erschrocken von dem,was sie sahen, wichen John und Jamie zurück. „Was... was hat Conan mit dir gemacht? Ist das eine seiner neuen Drogen?!“ „Blut wird mit Blut vergolten.“ Damit trat ihr Bein mit großer Kraft gegen Johns Bauch. John krümmte sich und schnappte nach Luft. Als Jamie ihm zu Hilfe kommen wollte, rammte sie ihm ihren Ellenbogen in seine Brust. „Rührt nie wieder diesen Körper an!“ Mit Schrecken und aufkommender Angst starrten sie Chloé an. Diese hob ihren Arm und zeigte aus der Gasse hinaus. „Verschwindet!“ Schnell taten sie das, was von ihnen verlangt wurde und ließen Chloé in der dunklen Nebengasse stehen, in der sich einige kleine rote Pfützen gebildet hatten. „W-was... wie?...“ Ich zeige es dir.
Ihr Körper bewegte sich zu einer Pfütze , und was das Spiegelbild ihr bot, verschlug ihr den Atem. Ein Mädchen mit hell schimmernder Haut sah ihr entgegen. Nein, das Schimmernde waren Schuppen! Und ihre Augen... Ihre Pupillen waren zu länglichen Schlitzen gezogen und und bargen etwas mystisches in sich,dass den Blick gefangen hielt. „Was zum...!“ Hübsch nicht wahr? Du kommst zwar nie an einen wirklichen Drachen heran, aber dennoch hübsch.
Sie wollte die Hand heben um ihr Gesicht zu berühren,doch konnte sie sie nicht bewegen. „Was soll das? Was ist ist mir? Was hast du getan?“ Beruhige dich.
„Beruhigen?! Ich soll mich beruhigen?!“,schrie das Mädchen. Die Stimme seufzte. Ich habe mich deinem Körper bemächtigt.
„Na super. Das fehlte noch in meiner Sammlung. Komplett einer Stimme ausgeliefert zu sein. Wirklich klasse.“ Wir haben einen Vertrag. Ich werde dir nichts tun.
„Und was sind deine Bedingungen von diesem Vertrag?“ Runter.
„Was?“ Runter!
Ihr Körper ließ sich auf den nassen Boden fallen. Kurz darauf flog etwas über sie hinweg und schlitterte über den brüchigen Asphalt. Es war ein langer Dolch aus einem weißen Metall,das ihren Unterleib durchbohrt hätte,wenn sie dem nicht ausgewichen wäre. „Was zum...?“ Chloé drehte den Kopf und erschrak. Am Eingang der Gasse stand eine Gestalt. Es war ein Mann mit bronzefarbener Haut und kurzen,schwarzen Haaren,der einen langen,schwarzen Ledermantel trug. In dem Moment wusste sie, es war der Mann, der den Drachen getötet hatte, und dass sie sich nichts von dem eingebildet hatte. Und vor allem wusste sie, dass er töten wollte. Auch die Stimme in ihrem Kopf wusste es. Wir müssen jetzt laufen. So schnell wir können. Wir müssen zu meinem Todesort zurück.
„Bei drei. Eins... Zwei... Drei!“ Ohne zu fragen, warum sie überhaupt zu den verlassenen Blöcken mussten, sprang ihr Körper schon auf und begann zu rennen. Der Mann hielt sie nicht auf. „Was soll das? Warum hat er mich durchgelassen? Und könntest du mit bitte wieder meinen Körper zurückgeben?“ Er ist ein Jäger. Aber er spielt gerne vorher mit seiner Beute.
Chloé spürte,wie sich die Wärme ein wenig zurückzog,doch sie war immer noch da. Erleichtert atmete sie auf und bog Rechts ab. Schon bald schrien ihre Beine und ihre Lunge nach einer Pause. „Können...können wir eine Pause machen?“ Nein. Er wird schon bald aufholen. Halte durch.
Also lief sie und war froh,als endlich die angesteuerten Wohnblöcke in Sicht kamen. Er ist hinter uns!
Sie sah hinter sich und stolperte fast. Ihr Jäger folgte ihr anscheinend ohne Schwierigkeiten und trug ein irres Lächeln auf den Lippen. Ein kurzer Schrei entfloh ihr. Lauf! Du musst zur Glasfront!
Chloé schaffte es. Sie stand vor der Glasfront,ihre Kleidung und ihre Haare nass vom Regen und der Jäger nur noch ein paar Meter entfernt. „Was jetzt?“,schrie sie,allmählich panisch. Du musst durch das Glas gehen!
„Was?! Ist das dein genialer Plan? Verdammt,das ist altes Glas aus der Silberzeit!“ Vertrau mir.
In dem Moment, in dem der Mann die Hand nach ihr ausstreckte , ließ sie sich gegen das Glas fallen. Statt dem erwarteten Widerstand, glitt sie ohne Probleme hindurch. Alles wurde schwarz um sie herum. Vertrau mir.
Chloé spürte, wie sie auf weiches Gras fiel. Dann kam wieder Farbe in die Welt. Der Geruch des Grases und der Erde stiegen ihr in die Nase. Wir sind da.
Langsam und noch ein wenig zittrig richtete sie sich auf. „Wow...“, brachte Chloé nur heraus. Denn die Aussicht raubte ihr den Atem. Vor dem Mädchen breitete sich eine Hügellandschaft aus, an deren Horizont man ein leichtes Glitzern und Schimmern erkennen konnte. Das Meer.
, sagte die Stimme. „Es ist wunderschön hier.“ Chloé breitete die Arme aus und ließ den Wind an ihr zerren. „Wo sind wir hier? Und wie sind wir hierhergekommen?“ Das ist meine Heimat, die Silberlanden.
„Silberlanden?“ Ja, benannt nach dem silbrigen Horizont
. „Und... und wir sind... durch das Glas...?“ Ja, das Glas birgt einen Zugang zu dieser Welt. Du hast es Glas aus der Silberzeit genannt.
„Silber... Warte mal. Silberglas... und Silberlanden... Ist das Glas aus dieser Welt?“ Die Stimme lachte. Du bist schnell von Begriff.
Da kam Chloé der Jäger in den Sinn. „Aber dann kann dieser Mann doch auch hier durch!“ Schnell sah sie sich um. Keine Sorge. Jeder der durch das Tor schreitet, landet woanders. Auch wenn er uns gefolgt ist,ist er sehr wahrscheinlich viele Meilen von uns entfernt.
Mit einer seltsamen inneren Ruhe setzte sie sich ins Gras. „Ich hätte nie gedacht,dass es so einen friedlichen Ort gibt.“ Die Stimme schwieg. „Sag mal... Wie heißt du eigentlich?“ Timur der Schimmernde.
Chloé lachte. „Der Schimmernde... aha. Na ja Schimmerling, ich hoffe du hast nichts dagegen,wenn ich dich nur Timur nenne.“ Nein. Es ist in Ordnung.
Nach einer Weile seufzte sie und fragte dann leise: „Es ist echt merkwürdig mit mir selbst zu sprechen und keinen Gegenüber zu haben. Aber trotzdem... Was ist los? Ich merk doch,dass hier was faul ist.“ Es ist Zeit für dich meine Bedingungen zu erfüllen.
„Ah... Daher weht der Wind. Gut, ich habe dich anerkannt. Was noch?“ Du musst meine Heimat retten.
„Guter Witz. Jetzt mal im Ernst: Was soll ich tun?“ Als sie keine Antwort kriegte, stand sie auf. „Das ist kein Witz,oder?“ Nein,ist es nicht. Du musst mir helfen.
„Ich fasse es nicht! Was glaubst du, was ich schon tun kann? Ich bin nicht gut in Retten,das müsstest du doch mitbekommen haben! Verdammt! Was ist das denn für eine bescheuerte Bedingung?“ Die Silberlanden haben einen unrechten Herrscher. Er gab die Erlaubnis und den Befehl uns zu töten. Seit dem sind wir Freiwild. Jedenfalls die wenigen, die noch leben.
„Mit wir und uns meinst du die Drachen? Und ich soll da etwas tun können?“ Ja. Wir haben einen Vertrag,also musst du mir helfen.
„Na da habe ich mir mal wieder was eingebrockt.“, murrte sie und seufzte. „Ist ja gut. Ich versuch's ja, aber danach sind wir uns nicht mehr schuldig, verstanden?“ Ohne eine Antwort zu erwarten sah sie in den Himmel. „Ich muss nur die Drachen retten... Nur Drachen retten.“ Ich werde mich nun aus deinem Körper zurückziehen. Dein Schimmern wird sie noch ,wie Licht die Motten ,anziehen.
Das Etwas in ihr zog sich zurück und sie hätte nie gedacht,dass sie sich so freuen würde ihren Körper wieder für sich allein zu haben. Du musst nach Westen. Timur zeigte ihr die Richtung und so begann ihre Reise durch die Silberlanden.
Es wurde Abend. Du solltest dir einen Platz zum Übernachten suchen. Heute wirst du noch kein Dorf erreichen.
„Hier ist nichts weiter als Gras und Hügel und ich habe auch nichts anderes dabei,als ich trage. Wo also soll ich mich bitte hinlegen?“ Der Wind weht meist vom Meer her,deswegen solltest du auf der anderen Seite des Hügels ruhen. „Ruhen klingt schon fast so, als wäre ich tot.“ So war das nicht gemeint.
Chloé lachte. „Ich weiß. Dann also nur noch über diesen Hügel und dann darf ich schlafen, ja?“
Endlich hatte sie den Abhang erreicht und ließ sich einfach rückwärts fallen. Die Anstrengung des Tages schlich sich langsam ein,sowie die Müdigkeit. „Ich rühre mich ab jetzt für heute kein Stück mehr!“, stöhnte sie und schloss die Augen. „Gute Nacht.“ Auch das war noch eine Angewohnheit von früher. Chloé hatte Jane immer Gute Nacht gesagt und ihr dann einen Kuss auf die Stirn gegeben. Leise seufzte sie. Wer ist dieses Mädchen?
„Welches Mädchen?“ Jane. Das Mädchen,an das du gerade denkst. Ich kann doch ihr Gesicht in deinen Gedanken sehen.
„Was machst du in meinen Gedanken?“ Ich höre alles,was du hörst,ich sehe alles,was du siehst. Und ich bekomme auch alle deine Gedanken mit.
„Na super.“ Wer ist sie?
„Da du wahrscheinlich nicht eher Ruhe gibst, bis ich es dir geantwortet habe, sage ich es dir. Jane war ein junges Mädchen,dass kurzzeitig bei mir gewohnt hat.“ War?
„Sie ist tot.“ Oh. Das... das tut mir Leid.
„Ich brauche dein Mitleid nicht.“ Nein. Natürlich nicht. Entschuldige. Was ist passiert?
Chloé atmete tief durch. „Ich habe sie vor den Containern gerettet.“ Was sind diese Container?
„Dort bringt man elternlose Kinder, Jugendliche und manchmal sogar Erwachsene hin. Man bricht ihren Willen und bildet sie zu Dienern und anderen Bediensteten für die Reichen in den Städten aus, an die man sie schließlich auch verkauft.“ Und... die beiden Jungen waren dort deinetwegen und sind entkommen?
Schnaubend drehte Chloé sich auf die Seite. „Danke,dass du mich daran erinnerst. Ja,Jamie und John waren dort.“ Hm... und dann? Du hast sie gerettet, und dann?
„Ich habe sie bei mir aufgenommen. Sie war... wie eine kleine Schwester,die ich nie hatte.“ Sie lächelte,bei dem Gedanken. „Doch... als ich eines Tages nach Hause kam,fand ich es verwüstet vor und es gab keine Spur von Jane. Später stellte sich heraus,dass man um Conan eins auszuwischen mich entführen wollte. Stattdessen fanden sie Jane und nahmen sie mit. Ich habe sie gesucht,doch nie gefunden. Irgendwann fand man ihre Leiche im Fluss. Man hatte Conan erpressen wollen,doch er wollte nichts für ein Mädchen riskieren,dass er nicht kannte. Nicht mal für mich. Also hatten sie keinen Nutzen mehr von Jane. Meine kleine Schwester war tot. Du siehst also, ich bin kaum in der Lage jemanden zu beschützen und zu retten. Jane nicht,Jamie und John nicht, und auch deine Heimat nicht.“ Du fühlst dich schuldig und deswegen willst du sterben?
Chloé antwortete nicht darauf und schloss nur die Augen. Bevor sie einschlief dachte sie nur leise: Du hast doch keine Ahnung.
Es fühlte sich an,als wäre sie gerade erst eingeschlafen,als Timurs Stimme sie weckte. Wach auf. Du musst weiter.
Stöhnend stand sie auf und streckte sich erst einmal. Heute Abend werden wir ein Dorf erreichen. Da sollten wir uns um neue Kleidung bemühen.
„ Wieso neue Kleidung? Eher ums Essen. Ich habe Hunger.“ Dir ist es noch nicht aufgefallen, aber Frauen laufen in den Silberlanden nicht in blauen Hosen herum. Sie tragen Röcke,Kleider und Blusen. Frauen laufen nicht wie Männer herum!
Schnaubend lief sie über die Hügel. „Es ist mir vollkommen egal, was andere tragen. Ich trage keine Röcke oder Kleider. Das kannst du vergessen.“ Es ist jetzt nicht Zeit für Stolz sondern...
„Verdammt, das hat nichts mit Stolz zu tun! Na gut, vielleicht ein wenig,aber ich lass mir nichts vorschreiben! Von Niemanden!“ Und genau mit dieser Einstellung hast du auch Jane verloren!
Abrupt blieb das Mädchen stehen. Das... das war nicht so gemeint... Verzeih...
„Ganz toll. Wirklich. Mach nur weiter so.“ Ich wollte wirklich nicht...
„Ach halt den Mund! Ich will nichts mehr von dir hören!“ Wütend stapfte sie weiter. Chloé!
Mit unbeweglichem Gesicht ignorierte sie ihn. Am Abend kam ein kleines Dorf in Sicht. Erleichtert steigerte sie noch einmal das Tempo und passierte dann die Dorfgrenze. Die wenigen Menschen,die sie sah, starrten sie neugierig an. Chloé entschied ,dass es wohl am Besten wäre eine Kneipe zu suchen und dann jemanden um einen Schlafplatz und Essen zu bitten. Wirtshaus. Solche Häuser nennt man hier Wirtshäuser.
Ohne zu antworten ging sie auf das größte Haus zu. Sie hatte Glück. Es war das Wirtshaus. Als sie die Tür aufstieß drehten sich alle Köpfe zu ihr um, und das änderte sich auch nicht, als sie auf den großwüchsigen Wirt zuging,der seelenruhig einen Krug polierte. Nachdem sie eine Weile stumm vor dem Tresen stand,hob er den Kopf und musterte sie. „Was darf's sein junge Lady?“, fragte er mit einer Stimme, die an einen müden Bären erinnerte. Chloé zog die Augenbrauen hoch. „Junge Lady? Lass mich mal eine Sache klar stellen,Großer.“ Sag jetzt bloß nichts falsches! Ich warne dich!
Mit einem kleinen Lächeln beugte sie sich vor. „Ich bin weder eine junge Lady,noch sonst irgendetwas, verstanden? Und es wäre wirklich zu freundlich, wenn du mir ein paar Fragen beantworten könntest.“ Nun beugte sich auch der Wirt vor und sah sie an. Ohne mit der Wimper zu zucken, hielt sie seinem Blick stand. Das war's.
Da lachte der Großwüchsige dröhnend,was sich eher wie ein hustender Bär anhörte. „Das nenn' ich mal ein Mädchen, Leute!“ Der Wirt richtete sich wieder auf und grinste. „Ich geb' dir ein aus , Kindchen. Was willst du?“ Schmunzelnd setzte sie sich auf einen der Hocker. „Das Kindchen überhöre ich dieses Mal. Ich brauche einen Platz zum Schlafen für diese Nacht, und etwas zu Essen wäre auch nicht schlecht. Kannst du mir da vielleicht weiterhelfen?“ Plötzlich setzte sich ein dunkelhaariger Junge neben sie, dessen Alter sie auf ein paar Jahre älter als sich selbst schätze. Er trug ein abgenutztes,schmutziges Hemd und eine Wollhose. „Da kann ich dir helfen.“ Er streckte seinen Hand aus. „Mein Name ist Nash.“ Das Mädchen ergriff sie. „Chloé.“ „Chloé? Das ist ein... seltener Name.“ „Aber Nash ist weitverbreitet?“ Der Wirt grinste. „Nehm' dich vor ihr in Acht, Nash. Das Mädchen schlägt zurück.“ Der Bär, wie sie ihn inzwischen getauft hatte, zwinkerte ihr zu. „ Einen kräftigen Händedruck hat sie auf jeden Fall.“ Nash grinste. Chloé stützte sich auf ihren Ellenbogen und sah Nash an. „Du hast also einen Platz für mich?“ „Ja, wenn dir ein einfaches Strohbett genügt. Komm mit.“ Er stand auf und Chloé folgte ihm. „Das Freigetränk steht immer noch... Chloé!“,rief der Bär ihr hinterher. Sie hob nur die Hand zum Abschied.
„Nun, das ist mein bescheidenes Heim.“ Neugierig sah Chloé sich um. Die kleine Hütte bot gerade so Platz für ein kleines Schlafzimmer,eine kleine Speisekammer,einen Herd, einen Ofen und einen Tisch. „Es gehört dir allein?“ „Ja, ich habe es mithilfe von einigen Freunden selbst gebaut.“ „Wow. Das ist...“ „Ja, ich weiß ein wenig klein.“ „Nein. Es ist perfekt.“ Er grinste stolz und führte sie in sein Zimmer. „Ich stelle es dir für die Zeit,die du hier bist, zur Verfügung.“ „Sehr freundlich. Und wo schläfst du?“ „Vor dem Ofen.“ „Na dann viel Spaß.“ Die Hand, die einen füttert beißt man nicht.
„Klappe.“, knurrte sie leise. Nash drehte sich um. „Was?“ „Ach,nichts,nichts. Du hast nicht zufällig noch ein paar Klamotten für mich übrig?“ „Ich lebe alleine hier. Frauensachen wirst du bei mir nicht finden.“ „Ich habe auch nicht nach Frauensachen gefragt. Hast du jetzt ein paar Hosen und Oberteile übrig, oder nicht?“ Mit hochgezogenen Augenbrauen sah er sie an, holte dann aber doch ein paar Sachen für sie. „Es ist soetwas wie ein Gesetz, dass Frauen keine Hosen tragen. Aber du scheinst dich ja nicht viel um Regeln zu scheren.“ „Regeln sind da um gebrochen zu werden.“ „Wenn du meinst.“ Er ging hinaus und ließ Chloé sich umziehen. „Zufrieden?“ Fast. Du müsstest doch nur einen Rock...
„Vergiss es. Mich kriegt keiner in einen Rock.“ Schließlich ging Chloé aus dem Zimmer. Nash musterte sie. „Es sieht gar nicht so schlecht aus.“ „Komplimente musst du noch üben.“ Nach einer langen Stille mussten sie beide grinsen. Dann wandte Nash sich dem Herd zu. „Du hast sicher Hunger. Ich kann zwar nicht so gut kochen,aber es ist genießbar.“ „Lass, ich mach das schon.“ Chloé drückte sich an ihm vorbei und begann einen Topf mit Wasser aufzusetzen. „Sag mal, woher kommst du eigentlich?“ Vorsicht.
„Von weit her.“ „Und du hast es bis hierher ohne jegliches Reisegepäck geschafft?“ Chloé hielt kurz inne, begann dann aber das Gemüse zu schneiden. Pass auf, was du sagst. Wenn er erfährt,wer wir sind, ist es vorbei.
Ach sei nicht so dramatisch, dachte sie. „Ich musste schnell aufbrechen.“ „Warum?“ „Das hat dich nicht zu interessieren.“ „Vor ein paar Tagen,war ein Drachenjäger hier und hat nach einem ungewöhnlichen Mädchen gefragt.“ Erschrocken ließ sie das Messer fallen. Lass mich das regeln. Wir überwältigen ihn und fliehen dann von hier!
Sie bückte sich schnell und hob kopfschüttelnd das Messer auf. „Kann es sein Chloé,dass in eurem Dorf ein Drache ist? Bist du davor weggelaufen?“ Erleichtert schob sie das geschnittene Gemüse in den Kochtopf. Nash hatte alles falsch interpretiert. „Nein, in meinem Dorf gab es keinen Drachen.“ Sie hörte, wie er aufstand. „Warum bist du dann weggelaufen?“ „Ich bin nicht weggelaufen. Ich muss jemanden finden.“ „Und wen? Vielleicht kann ich dir helfen.“ Sag es nicht!
Sie drehte sich zu ihm um. „Ich muss den Herrscher dieses Landes finden.“
Nash hatte es ziemlich unbeeindruckt aufgenommen. Nun saßen sie am Tisch und aßen. „Warum?“, fragte er schließlich. „Das kann ich nicht sagen.“ Sie schenkte ihm nach. „Wann willst du wieder aufbrechen?“ „So bald wie möglich.“ Als er gegessen hatte, meinte er zögerlich: „Soll... Soll ich dich begleiten?“ Überrascht sah Chloé ihn an. Sie begleiten? Nein! Kommt nicht in Frage! Chloé! Wenn er herausfindet, was du bist...
Wohl eher,was du bist,knurrte sie in Gedanken. Er ist ein Feind!
„Du würdest wirklich mit mir mitkommen?“ „Natürlich. Es sieht so aus,als würdest du dich hier nicht ganz so gut auskennen. Es wäre wirklich eine Schande,wenn ich dich jetzt deinem Schicksal überlassen würde.“ Chloé,nein!
„Gern,es wäre schön nicht ganz allein zu reisen.“ Timur fauchte in ihr. „Ähm... Nash... wegen dem Jäger. Was sind das für Leute? Ich meine, kein normaler Mensch würde freiwillig auf Drachenjagd gehen.“
Nash lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. „Sie sind auch keine normalen Menschen.“ Seine Stimme barg Verachtung. „Es sind Wesen, die ihre Seelen aufgegeben haben,sowie ihre Moral und Gefühle. Diese haben sie in ihre Waffe verbannt,deswegen sollen diese auch auf Grund ihrer Reinheit weiß schimmern. Zurück bleibt das Böse des Menschen,die Schwärze. Das sind die Jäger.“
„Nash, es ist wichtig,dass mich ein bestimmter Jäger nicht sieht. Ich kann dir nicht sagen,warum,aber es ist wichtig.“ Er nickte. „Gut. Wann willst du aufbrechen?“
Zwei Tage später machten sie sich mit jeweils einem Rucksack mit Verpflegung auf den Weg in die Hauptstadt, in der der König hausieren sollte. Am frühen Abend gab Timur
wieder ein Lebenszeichen von sich,der, nachdem sie entschieden hatte mit Nash zu gehen, in ein beleidigtes Schweigen verfallen war. Der Jäger ist nicht weit entfernt von uns.
Woher weißt du das? Ein spitzes Kommentar enthielt sie sich. Ich spüre es.
Aha. Und warum spüre ich es nicht? Du meintest doch, alles was ich wahrnehme, weißt auch du. Ja,das stimmt. Aber nur weil ich deine Empfindungen kenne, heißt das nicht,dass auch du meine kennst.
„Na super. Das nenne ich Fairness.“ „Was sagst du?“ „Äh... Nichts.“ Sie hatte aus Versehen laut gesprochen. Daran,dass sie nun nur noch in Gedanken mit Timur sprechen konnte, hatte Chloé sich noch nicht gewöhnt. „Nash, ich habe gehört ein Jäger soll hier in der Nähe herumlungern. Wir sollten vorsichtig sein.“
Er fragte nicht, woher sie es wusste,schlug aber vor ein Nachtlager zu errichten,da es bald dunkel wurde. Sie machte das Essen. Bald schon legten sie sich schlafen.
Sie wachte davon auf, dass Nash sich über ihr Gesicht beugte. Sie spürte seinen Atem auf ihrer Stirn. Da öffnete sie die Augen und sah die Neugier,aber auch Misstrauen,in seinem Blick. „Nash? Was ist los?“ Schnell stand er auf. „Ich wollte... dich nur wecken. Wir sollten weitergehen.“
Am Nachmittag sah sie einen kleinen, sich bewegenden Punkt am Horizont. Er ist es.
„Wie hat er uns so schnell gefunden?“ Nash sah sie fragend an und sie zeigte auf den immer näher kommenden Jäger. Überraschender Weise schwieg Timur. Es war schon fast ein wenig... schuldbewusst. „Was sollen wir tun?“ Nash nahm ihre Hand. „Wir rennen.“ Und dann rannten sie. Langsam wechselte die Landschaft. Immer mehr kantige Felsen erhoben sich aus der Graslandschaft. „Rechts von uns verläuft eine Schlucht. Wenn wir uns an sie halten, kommen wir zur Hauptstadt!“,keuchte Nash. Ich habe eine Idee.
Dann sag schon! Vertraust du mir?
Nein,aber dieses eine Mal werde ich es tun. Als er es ihr erklärt hatte, schnaubte sie. „Das ist dein toller Plan?!“ Nash drehte sich irritiert zu ihr. Es ist der einzige Ausweg. So kannst du auch den Jungen retten.
Chloé fluchte. „Na gut. Na gut! Nash, lauf du immer weiter, egal was passiert. Lauf,verstanden?“ „Was hast du vor,Chloé?“ „Mach einfach,was ich sage!“ Ohne darauf zu warten, ob er tun würde,was sie ihm befohlen hatte, bog sie Rechts ab. „Chloé!“ Das Mädchen rannte. „Ich hoffe du weißt,was du tust!“, rief sie,sprang dann in die Schlucht und gab somit Timur freie Hand für ihren Körper. Natürlich.
Die Wärme breitete sich in ihr aus,drängte sie an den Rand. Da spürte sie,wie etwas aus ihrem Rücken brach. Der Boden kam näher. „Verdammt! Tu endlich was!“ Bevor sie endgültig glaubte, er ließe sie im Stich, gab es einen Ruck durch ihren Körper. Und dann flog sie. Hätte sie noch Kontrolle über ihren Körper gehabt,sie hätte die Luft angehalten und gleichzeitig gejubelt. Ja, Chloé waren tatsächlich Flügel gewachsen. Noch ist es nicht vorbei!
Sie legten sich in die Kurve und stiegen auf. Mit atemberaubender Geschwindigkeit schossen sie aus der Schlucht,hoch in den Himmel. Trotzdem war alles,was unter ihnen war so scharf und klar. Auch der Jäger. Sie sah die Mordlust in dessen Augen. Sie brüllte und steuerte ihn im Sturzflug an. Sterben! Sterben soll er!
Sie öffnete den Mund und spie eine gewaltige Flamme. Dann prallte sie gegen den Mann und krallte sich an ihm fest. Noch im vollem Schwung überschlugen sie sich. Der schwarze Mann stieß sich von ihr weg und kam nach einigen Rollen wieder zum Stehen. „So sehen wir uns wieder,Drache.“ Auch Chloés Körper blieb schließlich in einer halb gebückten Position stehen. Angespannt beäugten sie einander. „ Sag, lebt das Mädchen wirklich noch,Drache? Ich habe noch nie von soetwas gehört, aber dein Körper ist ja Beweis genug.“ Timur fauchte bedrohlich,wobei der Jäger nur lachte. „Oh, kann sie uns etwa hören,Drache? Doch keine Sorge. Es macht mir nichts aus, sie auch noch zu töten,wenn du dafür auch stirbst.“ Damit lief er auf sie zu und hob seinen weißen Dolch. Es hatte erschreckende Ähnlichkeit mit dem ersten Kampf,den sie gesehen hatte. Erschrocken wich sie aus,doch nicht schnell genug. Der Dolch drang in ihre Seite ein und sie schrie auf. Doch es tötete sie nicht. Timur ließ ihren Körper vorwärts springen und stieß somit den Jäger um. Sie rollten zum Abgrund der Schlucht. Bevor er gänzlich fiel, hielt er sich mit eiserner Hand an ihr fest und lachte irre. „Wer hätte das gedacht,Drache. Ich wurde besiegt. Doch glaubst du nicht,dass es gnädiger dem Mädchen gegenüber wäre, mit zu sterben?“ Wütend vertrieb sie Timur aus ihrem Körper. Sie konnte spüren, wie die Schuppen und die Flügel sich wieder zurückzogen. Überrascht starrte der Mann sie an. Chloé griff nach seiner Hand. „Ich habe aber noch nicht vor zu sterben!“ Da löste sie seinen Griff und sah ihm nach,als er die tiefe Schlucht hinab stürzte, bis sie ihn nicht mehr sah. Stöhnend drehte sie sich dann auf den Rücken und presste eine Hand auf ihre Wunde. „War das auch geplant, Timur?“ Nein,ganz und gar nicht.
„Timur? Was hat er damit gemeint,als er sagte,dass er noch nie davon gehört hatte,dass es jemand überlebt?“ Ein Seufzen erfüllte ihren Kopf. Es ist schon öfters vorgekommen,dass wir Körper von Menschen übernehmen mussten. Jedes Mal waren die Seelen der Menschen fort. Du bist die Erste, bei der das Bewusstsein nach der Übernahme geblieben ist.
„Du hast mich genommen in dem Wissen,dass du mich damit töten würdest?“ Ja.
Chloé lachte auf. „Oh man. Das ist echt... unglaublich.“ Ja, ich weiß. Es...
„Aber weißt du was? Ich bin jetzt mal nicht wütend auf dich. Ehrlich. Denn ganz ehrlich: Im Moment bin ich verdammt froh zu leben.“ Hör mir zu Chloé.
Nun sprach er schnell,als fürchtete er unterbrochen zu werden. Ich hatte nie ein Problem damit ein Leben zu nehmen,wenn ich dafür meines retten konnte. Aber … Als ich dann in dein Leben trat. Du hast einen starken Willen,Chloé. Und du hast meinen Respekt
. „Schon ok, Timur.“ Ächzend richtete sie sich auf und biss die Zähne zusammen. „Verdammt tut das weh.“ Halte durch. Presse deine Hände auf die Wunde.
Zusammen schleppten sie sich weiter. Immer weiter. „Timur. Ich bin müde.“ Du hast viel Blut verloren. Trotzdem musst du weitergehen. Wir können hier nicht einfach stehen bleiben.
„Ich... ich kann nicht mehr, Timur.“
Das Mädchen sackte zusammen.
„Chloé? Chloé,wach auf!“ Das erste,was sie fühlte, war der Schmerz. Dann spürte sie Hände auf ihren Schultern. Stöhnend öffnete sie die Augen. Sie musste ein paar Mal blinzeln bis sie Nashs Kopf erkennen konnte. „Endlich. Ich dachte schon, du wachst nie mehr auf.“ „Nash?“ „Ganz genau. Du bist so eine Idiotin,Chloé.“ Krächzend lachte sie. „Ich freue mich auch dich zu sehen. Was ist passiert?“ Nash drehte sich von ihr weg. „Nash? Was ist los?“ „Als ich weitergelaufen bin und du in die Schlucht gesprungen bist... Ist ein drachenähnliches Wesen aufgetaucht. Als es keine Spur mehr vom Jäger oder dem Vieh gab, konnte ich es nicht akzeptieren,dass du dich in den Tod gestürzt hast. Also bin ich zurückgegangen und habe dich bewusstlos gefunden. Ich habe dich mit in das nächste Dorf genommen. Ein Arzt hat deine Wunden behandelt und hat uns seine Unterkunft überlassen.“ Plötzlich drehte er sich wieder zu ihr um und sie sah Abscheu in seinen Augen. „Du warst das Drachenwesen,nicht wahr?“ „Nash..“ Chloé streckte besänftigend ihre Hand nach ihm aus,doch er wich zurück. „Bleib weg von mir!“ Verletzt senkte sie den Blick und richtete sich ächzend auf. „Du solltest liegen bleiben.“ „Ich will aber nicht.“ Schweigen. Dann sah Nash sie wieder an. „Hattest du geplant mich zu hintergehen? Hattest du Spaß daran?“ Wütend hob das Mädchen den Kopf. „Verdammt, ich habe mir das doch nicht ausgesucht!“ Ihre Stimme wurde lauter. „Ich habe mir nicht ausgesucht,den einen Tag zu überleben! Weder habe ich mir ausgesucht, von Timur besessen zu werden, noch durch dieses Glas zu fallen und in diese Welt zu kommen! Und ganz bestimmt nicht habe es ich es mir ausgesucht dich zu hintergehen!“ Es klopfte zögerlich an der Tür und ein junger Mann steckte seinen Kopf herein. „Entschuldigt, doch es ist Zeit die Verbände zu wechseln.“ Sofort stand Nash auf und eilte aus dem Zimmer. Chloé seufzte. „Ich hoffe, ich habe nicht gestört.“ Der Arzt kam herein und kniete sich neben ihr hin.“Nein. Machen sie sich keine Sorgen.“ „Ich muss dich bitten dein Hemd aus zu ziehen.“ Chloé drehte sich mit dem Rücken zu ihm,zog sich das Hemd über den Kopf und legte die Arme vor die Brust. Kalte Finger tasteten ihre Seite ab. „Tut es noch sehr weh?“ „Nein, es geht schon.“ Der Mann nahm ihr den Verband ab und legte einen neuen an. „Ich rate dir, dich in Zukunft von Jägerklingen fern zu halten.“ „Es lag nicht in meiner Absicht.“ „Ja, ich weiß. Aber weißt du, manchmal muss man etwas tun,was man eigentlich nicht wollte. Und manchmal muss man seine Absichten ändern. Denk darüber nach.“ Lächelnd ließ er sie allein. Schweigend zog sie ihr Hemd wieder an. Nach einer Weile stand sie auf. Wo willst du hin? Du solltest dich noch ausruhen. Wir haben gerade so einen Jägerangriff überstanden.
„Manchmal muss man etwas tun,was man eigentlich nicht wollte.“
„Nash. Wir müssen reden.“ Chloé war die Treppe heruntergegangen und stand nun in einem Wohnzimmer,in dem einige Menschen saßen und nun zu ihr sahen. „Rede Drache. Alle wissen hier über dich Bescheid. Sie können ruhig hören,was du zu sagen hast.“ Er hat uns verraten!
Und wenn schon, dachte sie. „Na gut. Zu erst einmal bin ich Chloé, nicht Drache.“ Ihr Blick fiel auf den Arzt,welcher ihr lächelnd zunickte. „Haben Drachen also Namen?“,rief jemand. „Ich bin ein Mensch, wie ihr und ja, ich habe einen Namen,genauso wie Drachen.“ „Man überlebt eine Übernahme nicht.“,meinte ein anderer. Sie werden uns nicht glauben.
„Ich habe überlebt. Ich, Chloé, teile meinen Körper mit einem Drachen. Sein Name ist Timur. Ich bin hier um ihm zu helfen.“ „Du hast dich also mit den Drachen verbündet?“ „Drachen sind nicht zwingend eure Feinde, versteht ihr das nicht? Timur,sag mir,was ich machen soll,damit sie mir glauben!“ Ich weiß nicht was.
„Du bist wirklich eine gute Hilfe.“ Sie schüttelte den Kopf. Dann hörte sie Nashs Stimme. „Aber warum hat der König sie jagen lassen?“ Ja, warum eigentlich? Das... also...
„Timur?“ Der König glaubt, wir haben seinen Sohn getötet.
„Was?!“ Ich schwöre dir,Chloé, dass wir ihn nicht getötet haben!
„Timur sagt,der König glaubt,dass sie seinen Sohn getötet haben,was jedoch nicht stimmt.“ „Und was ist dann mit ihm passiert?“ Er war mit einem von uns auf Reisen. Beide verschwanden spurlos.
Plötzlich fügte sich alles zusammen. „Der Sohn Gottes... er... er ist auf der anderen Seite!“ Das ist wahrscheinlich,ja.
„Was soll das heißen,Chloé? Weißt du,was passiert ist?“, fragte der Arzt freundlich. „Ja. Der Königssohn ist nicht tot, er ist... in einem anderen Königreich. Die Drachen haben ihm nichts angetan.“ „Und das sollen wir jetzt glauben? Wir sollen einer Echse glauben?“ Ein feister Mann stand mit rotem Kopf auf. „Ihr lasst euch doch nicht von diesen Lügen einspinnen,oder?“ Stille.
Dann trat Nash vor und stellte sich schützend neben sie. „Ich glaube ihr.“ „Nash...“ Chloé war so froh. Sollten die anderen ihr nicht glauben,es war ihr egal, aber Nash tat es, und das war mehr,als sie sich erhofft hatte. „Ich denke auch,dass sie die Wahrheit sagt. Lasst sie ziehen und es dem König erklären.“ Die Worte des Arztes überzeugte auch alle anderen. „Wir reisen morgen ab. Vielen Dank für eure Hilfe.“ Nash neigte kurz den Kopf und zog das Mädchen wieder mit die Treppe herauf. „Es tut mir Leid,Chloé.“ „Schon gut.“ „Kann Timur mich hören?“ „Ja.“ „Gut,denn ich sage dir,Drache, ich verzeihe dir nie,dass du sie besetzt hast.“ Ich habe verstanden. Sag ihm, ich würde es gerne ändern.
Staunend sah Chloé sich um. Überall verschnörkelte Säulen und Wände. Motive waren fein in die Straßen gemeißelt worden. Der Wohlstand war unübersehbar. Männer mit goldbestickten Westen und Frauen in teuren Tüchern und glänzendem Schmuck. Dann kam das Empfangshaus des Königs in Sicht. Es war ein einziges Kunstwerk,anders konnte Chloé es nicht beschreiben. In den Säulen waren Bilder,nein ganze Geschichten eingraviert,das Dach war ein einziges Gemälde,das von der Göttlichkeit der königlichen Familie sprach. „Wird man uns überhaupt einlassen?“ Nash nahm ihre Hand. „Das werden sie. Wenn wir sagen,dass es um seinen Sohn geht,wird er uns anhören. Dann ist auch deine Seite des Vertrags mit Timur erfüllt,nicht wahr?“ Chloé nickte.
Man führte sie durch einen langen Flur auf eine breite, mit goldbeschlagene Tür zu,die wenige Meter vor ihnen schon geöffnet wurde. Sie blieben in einigem Abstand zum erhöhten Thron stehen. Nash ging auf die Knie und beugte sein Haupt,doch Chloé blieb aufrecht stehen. „Chloé!“,zischte Nash nervös. Der König war ein alter,dürrer, weiß bärtiger Mann mit einer Edelsteinen besetzten Krone. „Nun sieh sich das mal einer an. Ein Mädchen kommt den weiten Weg hierher,besitzt keinen Funken von Höflichkeit,trägt zu allem Überfluss noch Männerkleidung und will mir etwas über meinen toten Sohn erzählen. Da bin ich wirklich auf ihre Geschichte gespannt.“ „Ich möchte,dass ihr dafür sorgt,dass die Drachen nicht mehr gejagt werden.“ Die belustigte Miene wandelte sich in Wut und Verbitterung. „Sie haben es nicht anders verdient,diese Monster! Was habt ihr mit ihnen zu schaffen?“ Chloé trat einen Schritt vor. „Einer lebt in mir.“ Der König wurde kalkweiß. „Das kann nicht sein... Wie...? Tötet sie!“ Nash richtete sich auf und stellte sich vor Chloé. „Mein König,verzeiht. Bitte hört sie zu Ende an.“ „Sprich!“, presste der alte Mann hervor. „Euer Sohn. Er ist nicht tot. Die Drachen haben ihn nicht umgebracht!“ „Woher willst du das wissen,Mädchen?“ „Er ist in meinem Heimatland. Der Drache hat es mir bestätigt. Euer Sohn selbst nennt sich Sohn Gottes.““Und das soll ich dir glauben?“ „Es ist die Wahrheit.“ „Warum sollte ich dir,Drache, glauben?“ Sie drückte sich an Nash vorbei. „Timur... Zeig dich.“ Timur breitete sich in ihrem Körper aus und ließ die Schuppen aus ihrem Körper wachsen. Mit Staunen sahen sie sie an. „Ich bin immer noch ein Mensch!“,rief Chloé. Der König zuckte zusammen. „Sie wissen,dass ich im Moment mit Ihnen rede,nicht der Drache. Und deswegen wissen sie auch,dass ich die Wahrheit sage. Sie müssen den Befehl, die Drachen zu töten, widerrufen!“ Der König starrte sie an. Langsam schüttelte er den Kopf. „Wie konnten wir nur so etwas Schönes jagen“ Er streckte die Hand nach ihr aus. Da besann er sich auch schon wieder seines Körpers und räusperte sich. „Dein Mut und starker Wille erkenne ich an und ich werde deinen Wunsch erfüllen. Die Drachen sind, sofern sie sich vom Töten der Menschen enthalten, keine Feinde mehr. Ihr dürft nun gehen.“ Schnell verbeugte sich Nash erneut und zog Chloé hinter sich her. „Einen Moment noch! Wo finde ich meinen Sohn?“ „Er lebt in einem Land,das sehr weit entfernt von den Silberlanden liegt. Sucht nicht nach ihm.Aber eurem Sohn geht es gut.“ Timur entzog ihr wieder die Schuppen. Eigentlich schade. Du bist wirklich hübsch.
Chloé wurde rot. „Ach Klappe.“,murmelte sie.
„Warum hat er so schnell nachgegeben?“ „Was meinst du?“ „Fandest du es nicht komisch,als er plötzlich einlenkte?“ Nash schmunzelte. „Na ja...“ „Was?“ „Ich habe gehört, du sollst seiner toten Frau sehr ähnlich sehen.“ „Wirklich?Hm... egal. Timur? Ich habe deine Forderungen erfüllt,oder?“ Ehm... also...
„Wie jetzt? Ich habe doch alles gemacht,was du gesagt hast!“ Nash räusperte sich. „Chloé... Was machst du jetzt?“ „ Jetzt? … Ich werde... nach Hause gehen.“ „In die andere Welt?“ Sie blieb abrupt stehen. „Was? W-was sagst du da? Andere Welt?“ Nash lachte. „Ich bin mir inzwischen sicher,dass du auch durch das Glas gegangen bist.Duhast es selber gesagt,als du verletzt warst. Du kommst aus der anderen Welt,nicht wahr?“ „Ich... also... auch?“ „Chloé, ich bin vor 7 Jahren hierher gekommen und bin geblieben. Willst du nicht auch... bleiben? Bei mir?“ Chloé schwieg. Tu es. Du musst nicht dein Leben aufgeben. Nach alldem. Ich werde aus deinem Körper verschwinden. Du hast ein neues Leben verdient. Du hast uns gerettet und jetzt ist es Zeit dich zu retten.
„Ich kann doch nicht einfach vor meinem alten Leben weglaufen.“ Sanft nahm Nash ihre Hand. „Was ist falsch daran, wegzulaufen?“ Nichts
.
Hand in Hand standen sie am Meer. Es ist Zeit.
„Timur... Du musst das nicht tun.“ Doch. Danke Chloé.
Nash drückte ihre Hand. „Lass ihn gehen.“ Langsam löste sich Timur aus ihrem Geist. Dann war er fort. Eine Träne löste sich aus ihrem Augenwinkel. Lebe,Chloé.
Das Mädchen wandte sich Nash zu und umarmte ihn. „Weißt du was? Ich bin verdammt froh,dass ich mich an dem Tag vom Dach stürzen wollte.“ Lachend fuhr er ihr durchs Haar. „Genug vom Sterben. Jetzt fängt unser Leben an.“
Tag der Veröffentlichung: 10.04.2012
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