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"Morgen ist Nikolaus", sang Marie fröhlich.
Draußen schneite es schon dicke weiße Weihnachtsschneeflöckchen. Marie träumte vor sich hin. Lars kicherte, als er sie beobachtete. "Wolltest du nicht schreiben?"
Sie sah ihn strahlend an und meinte: "Ja, doch ich denke nach. Es muss sich doch auch gut anhören."
"Aaaah ja", antwortete Lars daraufhin und machte anstalten das Zimmer zu verlassen. "Möchtest du auch Milch und Kekse? Ich geh Mama fragen."
"Auuu jaaaa.", sie lachte glücklich und klatschte, während sie ihr "Jaaaa" kindlich hervorstieß, in ihre zarten Händchen. Lars musste über seine kleine Schwester kichern. Er lachte sie nicht aus. Nein. Er fand es einfach nur süß, wenn sie sich so benahm. Selbst ihr Lachen passte dazu. Ein kieksiges, lustiges Kichern und ihr Gesicht strahlte, wenn sie sich so freute. Ihre Augen waren zwei halbmondförmige, kleine Schlitze und manchmal dachte Lars an die kleinen niedlichen, japanischen Mangafiguren. Ja sie war sein Mangamädchen. Er hatte schon begonnen Weihnachtsbilder zu malen und immer wieder sahen diese Bilder aus, wie aus einem japanischen Zeichentrickfilm, wo große runde Augen und strahlende Kindergesichter, den Lesern entgegen sahen. So gefiel es ihm am besten. Seine Schwester lachte ihm direkt ins Herz.
Er liebte Marie sehr und es machte ihm nichts aus, für sie etwas zu tun. Genau so war es anders herum. Ihre Mutter glaubte oft, dass die Beiden schon viel zu harmonisch miteinander umgingen. Doch dann besann sie sich wieder und freute sich darüber, so liebe Kinder zu haben. Wahre kleine Engel.
Als die beiden dann ihre Briefe fertig hatten und Mutter sie las, war etwas seltsam. Die Kinder baten den Weihnachtsmann um die genau dasselbe und mit den gleichen Worten endeten die Briefe auch. Und doch wusste sie genau, das sie die Briefe allein geschrieben hatten. Keines der Kinder hätte den Brief in die Hände des Anderen gegeben. Sie würden nie voneinander abschreiben.
Sie wünschten sich gemeinsam einen Schlitten. Nur einen, den sie zusammen benutzen könnten. War das nicht süß? So Liebevoll gingen sie miteinander um und die Mutter war glücklich darüber.
Es wurde Abend und sie brachte die Kleinen zu Bett, küsste Sie, löschte das Licht und verließ leise das Zimmer.
"Du Lars", flüsterte Marie. "Wenn der Nikolaus kommt und den Schlitten bringt, vielleicht zeigt er uns ja auch, wie man damit fährt."
"Au ja. Und unsere Fäustlinge, die Mama uns gestrickt hat, werden pitschnass vom bauen einer Schneeburg."
"Und einen Schneemann", antwortete Marie. Die beiden waren viel zu Aufgeregt, um jetzt schon zu schlafen.
"Und ich werde immer den Hang hinter dem Haus mit dem Schlitten hinunter sausen. Und du kannst auf dem Schlitten sitzen, wenn ich ihn wieder hinaufziehe."
"Ich denke, dass wirst du nicht", empörte sich Lars laut bei Marie.
"Warum nicht?"
"Na, weil es genau so mein Schlitten sein wird wie deiner!"
"Ja, natürlich. Aber ich werde ihn zuerst benutzen."
"Du bist voll egoistisch!"
Marie war so aufgebracht darüber, dass sie richtig laut wurde. Und auch Lars wurde wütend.
"Das bist du selber! Keine Sorge. Ich werde Mama fragen, ob ich nicht die Erste sein kann. Du wirst schon sehen!" Lars beugte sich über den Begrenzungsrahmen seines Bettes hinaus und brüllte sie an. "Ich bin der Ältere und der Grössere!"
Er sprang aus dem Bett und riss die Zimmertür auf. Beide liefen zu ihrer Mutter. Marie war Lars dicht auf den Fersen, ebenso wütend wie er. Beide riefen ihrer Mutter schon entgegen worum es ging und sie sprachen wild, mit den Händen mehr redend als mit dem Mund, durcheinander. Verstehen konnte man sie nicht, auch wenn man wusste um was es ging.
Bei ihr angekommen waren Beide still. Ihre Mutter sah ihre Kinder an. Sie war sehr traurig, das konnte man sehen. Noch nie sind ihre kleinen "Engel" so unfreundlich zueinander gewesen. Sie schimpfte nicht mit ihnen. Auch ihre Kinder sahen auf einmal sehr traurig drein. Ihre Blicke wanderten zu Boden, als wenn sie ihre Mutter auf die Füße sehen würden. Sie schämten sich.
Mutter ging auf sie zu, nahm ihre heißen kleinen Gesichter in ihre Hände und küsste sie, während sie Beiden ihr weiches, seidiges Haar streichelte und erklärte ihnen wie weh ihr die frechen Worte ihrer Kinder taten. Sie erklärte wie unzufrieden Gott darüber war, das sich zwei kleine Geschwister stritten.
An diesem Abend gingen die Beiden in einem Bett schlafen, während sie sich voller Liebe und Vergebung in den Armen lagen.
Endlich war er da. Der Nikolausmorgen. Der sechste Dezember und wie die Kinder, Lars und Marie sagten, das Weihnachten vor dem Weihnachten. Sie hatten so ihre eigene Philosophie darüber, wie sie mit Nikolaus und Weihnachten umgingen, weil sie noch nicht alle geschichten um St. Nikolaus und dem Weihnachtsmann verstanden. Wie auch viele Erwachsene. Die Kleinen krochen neugierig und verschlafen aus ihrem Bett. Ohne sich ihre Hausschuhe über zu ziehen, schlichen sie zur Tür, nur um nach ihren Strümpfen zu fühlen, die sie vor die tür gehängt hatten.
Papa hörte sie und lächelte, weil er sich daran erinnerte, wie es damals für ihn gewesen war, als er einst ein kleiner Junge war. Zu einer Zeit, als die Laternen noch mit Gas beleuchtet wurden.
Jeder ihrer roten Strümpfe war voll von leckeren Dingen. Von unten an den Zehen bis ganz oben, rund und prall. Geschenke in Weihnachtskartons und Tüten waren um die Strümpfe herum aufgetürmt. Welch eine Freude. Doch schien es, als wenn ihre Briefe vom St. Nikolaus unbeantwortet geblieben wären. Das war bestimmt wegen ihrem Streit, dachten die Kinder.
Doch dann rief Marie plötzlich: "Oh Lars. Sieh mal. Hier ist ein Brief!"
Sie steckten ihre kleinen Köpfe zusammen und mit Papas Hilfe lasen sie dies:



Guten Morgen liebe Kinder.

Kein Schlitten heute zum Nikolaustag. Ihr habt so sehr gestritten, dass ich Angst hatte ihn zu bringen. Ich ließ ihn zurück und die Last einer ganzen Woche fiel von mir ab, denn ich musste nun viel weniger tragen. ;) Denkt immer daran. Behandelt euch freundlich und fair. Das Jahr ist noch nicht vorrüber.
Frohe Weihnachten

St. Nikolaus

Impressum

Texte: (c)Frank Schneider
Tag der Veröffentlichung: 09.10.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Zum Dank an Miri, die sich entschloss mir bei meinen Büchern zu helfen, indem sie diese lektoriert.

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