Ein kleiner Kerl
Sanft wogen die Wipfel der Tannen im Wind hin und her. Am Horizont verschwand langsam die Sonne hinter einem Hügel, der sonderbar im Licht zu leuchten begann. Der Wald war still und durch das Unterholz wanderte gemütlich ein kleiner Kerl. Er war etwas dicklich, weshalb man ihn häufig auf den Arm nahm.
Er nannte sich Konda Garul, und stammte aus einem kleinen Ländchen, jenseits der 7 Berge des Hasses, namens Kasotanda. Dort, so erzählte man sich, wäre alles möglich. Gut, Geschichten sind Geduldig und brachten ihre eigene Form von Wahrheit mit sich, doch in allem, was sich die Leute erzählten steckte immer etwas Wahrheit drin, was das Ganze erst richtig geheimnisvoll machte. Konda wusste es natürlich besser und beachtete die Sagen um seine Heimat kaum. Manchmal belächelte er die Geschichten und war sogar etwas erstaunt darüber, denn er lernte erst jetzt, wie mächtig die Fantasie sein konnte. Manchmal träumte er sogar von den Geschichten, die sich andere abends am Lagerfeuer erzählten und es gelang ihm nicht, diese Träume abzuschütteln. Träume in denen Menschen fliegen
konnten, mächtige Zauberkräfte besaßen, die sie sowohl zum Guten als auch zum Schlechten einsetzten. Flüsse die zunächst bergab dann wieder bergauf und wieder bergab flossen. Riesige, nach Schwefel stinkende Drachen, die die Bevölkerung zu schützen suchten oder auch Schulen die Kinder im Umgang mit telekinetischen oder telepatischen Kräften schulten. Meistens lockte sein eigenes Wissen, während er den anderen zuhörten, ein verschmitztes Lächeln auf sein Gesicht.
Für ihn waren diese Dinge völlig normal. Dinge die hier für unmöglich gehalten wurden und doch wahr waren. Geschöpfe die sich in ihren Gedanken unterhielten. So normal wie das alles für ihn war, wusste Konda aber auch was an den Geschichten nicht der Wahrheit entsprach. Unter anderem das man die Naturgesetze nicht umgehen konnte. So außergewöhnlich für andere, seine Heimat auch schien. Naturgesetze hatten überall bestand und das wusste der kleine Kasotander, sehr genau.
Irgendwann kam er an diesem Hügel an, der durch die untergehende Sonne zu leuchten begonnen hatte. Er betrachtete fasziniert dies wunderbare Schauspiel. Auf
diese Art sah er den Sonnenuntergang zu und wurde langsam müde. Er hatte schon einen verdammt langen Weg hinter sich, aber er wanderte noch ein Stückchen, damit er einen geeigneten Lagerplatz finden würde. Die Erschöpfung zwang ihn nun häufiger eine rast einzulegen und er ärgerte sich darüber, das er nicht schon eher daran gedacht hatte einen Lagerplatz zu suchen. Das nächste mal, würde er eher daran denken. Irgendwann schlief er bei einer seiner kleinen Pausen einfach, auf irgendeiner großen Wiese ein. Kein Feuer zum Schutz vor wilden Tieren, kein Dach zum Schutz vor Regen, den es in dieser relativ klaren Nacht wahrscheinlich eh nicht geben würde und keine Schlafstatt aus Laub und Stroh, die ihn vor Kälte schützen würde und ihm den harten Boden ersparte. Wenn es ihm im Schlaf bewusst geworden wäre, würde er sicher wissen, das er am anderen tag mit schmerzenden Rücken und steifen Gliedern aufwachen würde. Aber er schlief zu tief und Fest. Und er träumte. Er Träumte seine Träume, in der Nähe eines weiteren Waldes auf dem Wege nach Tasandor, der nächsten, größeren Stadt.
Der faule Rubusan
Wie es der Brauch verlangte, schlief Bobo der Schäfer bei seinen Schafen. Seid 20 Jahren tat er dies und er hatte sich an das Blöken der Schafe und die Wärme ihrer Nähe schon so sehr gewöhnt, das er ohne Sie schon gar nicht mehr einschlafen konnte. Seine kleine Herde bestand nur aus elf Tieren – Schafe waren was Kostbares geworden seit den letzten Threnkriegen in dem alle haustiere einfach abgeschlachtet wurden um dem Feinde die Nahrungsmittelversorgung abzuschneiden. So erzählte man es sich jedenfalls. Die Threnkriege waren das grausamste was auf Halor je geschehen war. Niemand kannte in dieser Welt und zu diesen Zeiten auch nur ein Gefühl von Gnade oder hielt sich etwas zurück um die Sache nicht noch schlimmer als sie schon war, zumachen. Also, konda dachte jedenfalls so. Auch er hielt sich in diesen Kriegszeiten, in denen es Jeder gegen jeden zuging, nicht zurück. Und da er eh ein sehr aufbrausendes Wesen besaß tobte er sich richtig aus. Aber er war nicht stolz darauf. Diese Zeiten des Chaos waren vorbei aber hatten einen öden schwarzen Friedhof in seinen Gedanken
und seiner fühlenden Seele eingenommen. Ja und auch in seinen Träumen, wenn er bei den Schafen schlief. Eine Frau hatte Bobo nicht. Ja, Früher einmal hatte er eine aber sie starb in diesen Zeiten des Chaos und des Krieges und das machte ihn, in manchen Momenten, sehr traurig.
Doch wie gesagt. Seine kleine Herde bestand nur aus elf Tieren. Das er den kleinen Haufen Herde nannte, hatte aber nicht den Grund, das Schafe Teuer und selten geworden waren,
sondern das diese zu seiner Familie geworden war und er sie für etwas Großes hielt. Mal waren es ein oder zwei mehr oder auch mal weniger, aber meistens waren es elf und er kannte jedes seiner Schafe beim Namen. Und er wusste genau was diese für ihn taten. Er bekam Wolle von ihnen, Fleisch, Kleidung und mehr. Aber über dies hinaus spürte er auch die Liebe zu diesen Tieren und diese wurde, auch wenn er ab und an eines der Tiere schlachten musste, erwidert und das machte ihn wiederum glücklich und lies ihn die Vergangenheit zwar nicht vergessen, aber ertragen.
In den letzten Jahren war er ruhiger geworden. Er hatte
gelernt, sich auf sich selbst zu besinnen und er trachtete niemandem mehr nach dem leben. Auch nicht die Personen, die damals seine Frau umgebracht hatten. Lange hatte er sie gesucht, jedoch nie gefunden. Heute hatte er keinen Drang mehr, seine Rache zu erzwingen, obwohl er, nach den Gesetzen dieser Welt, ein Recht dazu gehabt hätte. Inzwischen war er bereit den Mördern das leben zu schenken, denn er wusste, auch er hatte sicherlich dem einen oder anderen denselben Schaden zugefügt.
Nun. Nicht zu vergessen. Da war ja noch jemand. Sein getreuer Hund und Gefährte. Rubusan. Meistens lag er faul herum und döste oder schlief sogar fest, aber er tat seine Arbeit und erledigte die Pflichten eines Schäferhundes ausgezeichnet. Auch wenn er am liebsten alle Viere von sich streckte, hütete er so gewissenhaft die Schafe zusammen mit Bobo das der Schäfer meist auch nichts dagegen hatte, wenn er den großen, kräftigen Hund mal wieder bei seiner Lieblingsbeschäftigung erwischte. Gut manchmal verpennte er auch aber dann sah Bobo das nicht ganz so eng, denn das konnte er selbst auch ganz gut. Als die Nacht herum war, und die Sonne ihm unter den
Füssen kitzelte, wurde der Mann knurrig, müde wach, doch als er die wärmenden Sonnenstrahlen spürte verschwand dies Gefühl schnell wieder. Er stand auf, streckte sich wohlig in die wärmende Sonne und die tat so gut. So gut, das er einige Minuten mit geschlossenen Augen die Sonnenstrahlen auf seinem Gesicht fühlen wollte und sich dann wie ein Grillspieß drehte um sich die Sonne ebenso in den steifen Nacken scheinen zu lassen, der sich wie ein Wunder schnell zu lockern begann. Bobo kannte die heilende Wirkung von Wärme gut. Er drehte sich ganz langsam, vier, oder fünfmal und genoss diese Wärme.
Er fühlte sich wunderbar und entdeckte, das auch das leben unter den Schafen schon wider seinen vollen gang nahm. Sie tummelten sich eigentlich zu ein wenig zu früh und warteten darauf auf die große saftige Weide geführt zu werden. Bobo fragte sich warum die Tiere schon so unruhig waren, schob es zunächst auf die Vorfreude auf das saftige Grün, bemerkte dann aber das hinter den Tieren etwas eigenartig schimmerte. Jetzt war ihm die Unruhe seiner Schafe klar. Hatte Rubusan nichts bemerkt? Er sah sich um. Wo war er? Der Hund lag friedlich unter dem Baum, unter
dem auch er die Nacht geschlafen hatte und ließ sich durch nichts stören.
„Rubusan! Wach auf und tu gefälligst deine Arbeit, du fauler Nichtsnutz!“, rief er, mit diesen Worten nahm Bobo einen kleinen Ast vom Erdreich auf und warf diesen in Rubusans Richtung. Der Ast Krachte zwei Meter über dem Hund gegen den Baum. Als hätte der Hund es geahnt und überhaupt nicht geschlafen, sprang er auf und rannte bellend in Richtung der Schafe. Als die paar Tiere auseinander stoben bemerkte auch der Hund, dass da etwas oder jemand im Grase lag. Wild bellend und zähnefletschend lief er darauf zu.
Aufgewacht
Konda Garul wurde jäh, mit einem stechendem Schmerz, aus dem Schlaf gerissen. Als er die Augen öffnete, hatten sich Rubusans Zähne schon tief in das Fleisch seiner Wade gebohrt. Konda nahm den erstbesten Stein und Schlug auf den Hund ein.
„Du verdammtes Drecksstück!“, schrie er den Hund an. „ Mach dass du wegkommst! Lass mich los, verdammt noch mal… Lass mich los!“
Wieder holte der Wanderer aus und schlug mit dem Stein zu, dessen Vorderseite schon vom Blut des Hundes schimmerte. Dann brach der Hund des Schäfers schließlich wimmernd zusammen.
„So ein verfluchter Köter.“, meckerte Konda und betrachtete besorgt die blutende Wunde an seinem Bein.
Bobo stand in einiger Entfernung mit offenem Mud da und hatte alles beobachten können. Sein Hund hätte nicht sofort beißen sollen, doch das war doch noch kein Grund so zu handeln und er spürte etwas was er schon lange zeit nicht mehr gespürt hatte. Die Flamme des Zornes verbrannte die an sich, sonst ausgeglichenen
Gesichtszüge des Schäfers und seine Wut ließ ihn zu Konda Garul eilen und mit jedem Schritt den Bobo näher kam wuchs seine Wut weiter.
„Du, verfluchter Drecksack! Du hast meinen Hund geschlagen! Ich… Ich…“, er sprach den
Satz nicht zu Ende, holte aus und landete einen direkten Treffer mit der blanken Faust mitten in Kondas Gesicht. Seine Nase brach auf der Stelle.
Noch bevor Konda auch nur reagieren konnte, steckte er die schlimmsten Prügel seines Lebens ein. Er hatte keine Chance. Dies alles geschah so schnell und heftig das der Gebissene und Verprügelte schließlich zusammensackte und bewusstlos und blutend liegen blieb. Bis er erneut erwachte und unter starken Schmerzen seine Verletzungen behandeln konnte, dauerte es eine Weile.
Unterdessen versorgte in der Zwischenzeit Bobo seinen Hund der schon kurze zeit später wieder herumlief. Er dachte, Rubusan hätte tot sein können. Tatsächlich hatte er dies befürchtet und angenommen als der Hund zusammengebrochen neben dem Fremden gelegen hatte. Noch immer hatte seine Wut sich nicht ganz verflüchtigt.
Da schleicht sich jemand an seine Schafe an, wird von seinem Hund gestellt und der schlägt doch fast seinen Hund tot.
Bobo und sein Hund Rubusan brachen auf und trieben die Schafe zur höher liegenden Weide von Ashroth, in den Berg hinein und ließen den Fremden einfach liegen.
Die Glut der Wut
Unter Schmerzen und mit dem grausamsten Hass, den er je empfunden hatte, er liebte doch sonst alle Geschöpfe dieser Welt, erwachte Konda der Wanderer und er konnte dieses mal seine Wut einfach nicht mehr kontrollieren.
„Mich so unsanft zu wecken…“, schimpfte er und spürte den Kopfschmerz und seine Nase pochen. „Ach was heißt hier unsanft. Brutal war das. Hetzt seinen Hund auf mich während ich schlafe. Der wollte mich umbringen. Ohne Grund einfach umbringen. Schlägt mich und lässt mich dann blutend hier im Grass allein zurück. Was hab ich denn getan? Verdammt, wer war das überhaupt? Sicher wird er es wieder versuchen wenn er merkt das ich noch lebe. Aber nicht mit mir.“, beendete Konda seinen Monolog, hob seine Tasche auf und ging einen Stück in den Wald hinein. Er kochte vor Wut und um seine Rachegelüste vor sich selbst zu Rechtfertigen sagte er sich immer wieder, bevor er mich tötet, werde ich ihm eine Lektion erteilen. Eine die er nicht so schnell wieder vergessen wird und dann wird er sich zweimal überlegen, ob er so etwas noch einmal wiederholen würde.
Im Wald suchte er nach dem richtigen Holz um sich einen guten Bogen zu bauen. Und mit jedem Schlag mit der Axt um das Holz zu bearbeiten und jedem Schnitt mit dem Messer um den Bogen fertig zu stellen wuchsen seine Wut und sein Zorn immer weiter. Nach einer Weile zog er los. Er hatte den Bogen mit einer Tiersehne gespannt und stellte fest, dass ihm diese Waffe, sehr gut gelungen war. Nun war er fast bereit und zog los.
Auf der Weide von Ashroth fand er ihn.
Konda Garul verbarg sich ein stück weiter oberhalb der Weide hinter einem Felsen und im Rücken des Schäfers. Die Glut der Wut hatte seinen Körper so sehr erhitzt das er schwitzte. Der Schweiß verklebte ihn sogar die Haare und brannte in seinen Augen. Er beobachtete Den Schäfer, seinen Hund und die Schafe und dachte immer noch voller Wut daran, warum der Fremde ihn wohl versucht hatte umzubringen und merkte bald das alles nur spekulationen waren. Aber dennoch meinte er jetzt das Recht zu haben, um dem Mann, vielleicht sogar über seine Schafe, eine Lektion zu erteilen. Ja. So würde er es machen. So begann Konda Pfeile zu bauen. Er schnitzte elf Pfeile. Sie waren
nicht nur zweckgemäß. Er verzierte Sie sogar in wenig und an ihrem Ende befestigte er Federn, damit der Pfeil auch im Fluge, stabil in der Luft lag. Der Wanderer wartete, bis der Schäfer sich müde ins Gras gelegt hatte, um ein Nickerchen zu machen und schließlich eingeschlafen war. Letztendlich hatte Konda Garul bis zum Abend restlos alle Schafe getötet. Weder der Schäfer noch sein Hund hatten etwas bemerkt. Garul war völlig lautlos vorgegangen und hatte immer gewartet bis sich eines der Schafe weit genug vom Hund, dem Schäfer und den anderen Schafen entfernte, bevor er dieses tötete. Die anderen Schafe wurden etwas unruhig, aber es wurde niemand geweckt. Als schließlich alle Schafe tot waren überlegte Konda auch den Hund noch zu erschießen. Aber das tat er nicht. Ob aus Furcht oder aus dem Wissen heraus, das der Schäfer ohne seinen Hund erledigt wäre, wissen nur die Götter. Doch eines war definitiv eine Tatsache. Konda fühlte sich nicht ein bisschen besser.
Und noch während Konda hinter seinem Felsen hockte und seinen Gefühlen lauschte, hörte er schließlich den entsetzlichen Schrei, der ihm selbst fast das Blut in seinen
Adern gefrieren lies.
„Neeeeeeiiiiiiiiiiiiiin!!! Wer hat denn das getan!“, Die Stimme hallte voller Verzweifelung über die Weiden und Wäre, wenn der Wald nicht gewesen wäre, vermutlich bis nach Tasandor zu hören gewesen. So schien es Garul jedenfalls.
„Wer war denn das?“, hörte Garul das Klagen des Schäfers dem Tränen über das Gesicht rannen und das Glitzern der Tränen war vom Weitem gut erkennbar. Genau so gut wie die entsetzliche Verzweifelung des Mannes, der jetzt in seiner Trauer, alle seine Tiere zusammengetragen hatte, über diese Entfernung spürbar war.
„Warum nur? Warum?“, hörte Garul aus seinem versteck hinter dem Felsen diesen mann immer wieder vor sich hin sagen während er seiner Trauer freien Lauf lies. Es zerriss Konda das herz den Mann so zu sehen. Und er begann zu zweifeln, ob er richtig gehandelt hatte. Ob er wirklich das recht auf Rache hatte. Vor dem Gesetz vielleicht. Aber…
Bobo gab Rubusan, seinem treuen Gefährten keine Schuld. Wäre sein Hund wach gewesen hätte er vermutlich noch einen weiteren leib zu seinen elf Schafen legen müssen
und er war sich ziemlich sicher, das dies auch sein eigenes Ende bedeutet hätte. Er hatte sonst niemanden. Keine Familie, das waren seine Schafe und auch keinerlei Freunde, denn er war hier draußen ständig allein. Da hatte man keine Chance sich Freundschaften auf zu bauen.
Seine Familie die er in den letzten 20 Jahren hatte lag nun tot zu seinen Füssen. Bis auf Rubusan, der die Klageschreie und das Weinen seines Herren durch sein eigenes Jaulen unterstützte, denn die Schafe waren auch seine Familie gewesen. Bobo nahm Rubusan, seinen verbliebenen Freund in die Arme und sie schienen sich gegenseitig Trost zu spenden.
All dies beobachtete Konda Garul und sein Gewissen schrie ihn förmlich an, was er da nur angerichtet hatte. Es tat ihm Leid und er fühlte die Trauer des Schäfers so Intensiv mit, das ihm selbst die Tränen seine Sicht verdarben. Was sollte er nur tun? Er konnte den Mann mit seinem Hund nicht so zurücklassen. Er hätte es gern ungeschehen gemacht, doch das war unmöglich und da war es Egal woher er stammte. Das er aus einem Land stammte in dem praktisch nichts unmöglich war. Nein. Er
konnte es nicht ungeschehen machen, aber er musste etwas tun.
„Was hab ich nur getan?“, flüsterte Konda sich selbst zu. Mehr wie ein flüsternd ausgesprochener Gedanke. „Oh nein. Das wollte ich nicht. Und ich habe sie alle umgebracht.“, doch diese Erkenntnis kam zu spät.
Feindschaft und Freundschaft
Vom Wald her kam eine Gestalt auf ihn zu. Bobo bemerkte sie erst, als sein Hund Aufstand und in die Richtung blickte. Diesmal war Rubusan friedlich. Er hechelte. Seine Ohren nach forn ausgerichtet und aufgestellt und seine Rückenmähne war Glatt. Da kam kein Feind. Der Hund hätte es sofort gespürt. Jetzt erhob auch Bobo sich und ging auf die Gestalt zu. Beim näher kommen erkannte er das dies der Mann war, den er vor kurzem so arg geschlagen hatte. Und er hatte ihn in seinem eigenen Blut bewusstlos liegen gelassen. Er hätte sterben können. Sein gewissen plagte nun auch ihn. Es tat ihm leid. Ihm viel es Schwer den Mann anzusehen. Egal was er grad erlebt und durchgemacht hatte. Er hätte zuvor diesen Mann nicht bewusstlos schlagen dürfen. Er schämte sich dafür. Als er endlich vor ihm stand bemerkte Bobo den abgrundtiefen Schmerz in dessen Augen. Er sah ihm an das er Mitleid hatte und das machte es ihm nicht gerade leichter. Sein gewissen meldete sich wieder aber er sag zunächst den diesen Mann nur an. Rubusan machte schließlich den Anfang und ging vorsichtig auf den Mann zu den er zuvor
gebissen hatte. Der wich zunächst einen Schritt zurück, weil er befürchtete noch eine Wunde davon zu tragen, blieb aber dann stehen weil er erkannte das der Hund nichts böses wollte. Das Tier schob die Schnauze unter die, an seiner Seite, herunterhängende Hand und begann damit seine Handfläche zu lecken. Zuneigung? Eine Entschuldigung, oder ein, um Vergebung bittendes, Tier? Vermutlich beides. Er streichelte dem Hund den Kopf. Entschuldigung angenommen. Rubusan drehte sich herum und ging
zurück zu seinem Herrchen und blieb brav neben diesem stehen.
„Ich grüße Dich!“, er verbeugte sich knapp aber demütig. „Mein Name ist Bobo der Schäfer und...“, stotterte Bobo, „ …und. Nun. Es tut mir sehr Leid, das ich dich schlug.“
Der Schäfer sah Konda nicht in die Augen. Statt dessen senkte er den Blick und sah zu Boden wie ein junge der etwas ausgefressen hatte und vor seinen Eltern stand und sich schämte weil die Wahrheit herausgekommen war.
„Ich bitte dich um Vergebung. Ich war blind vor Wut, als du meinen Hund geschlagen hattest. Er hat dir schon verziehen. Und nun liegt es an mir deine Vergebung zu erbitten.“
„Ich verstehe.“, brachte Konda leise hervor. Durch diese Entschuldigung fiel es ihm umso schwerer seinerseits um Vergebung zu bitten. In anbetracht dessen, kam er sich wie ein Schwerverbrecher vor. Aber dennoch sprach er. Vorsichtig. Leise, aber klar verständlich. Und auch Konda garul senkte den Blick, woraufhin diesmal Bobo ihn direkt ansah um nichts zu verpassen, das ihm wichtig sein könnte.
„Auch ich war Blind vor Wut. Ich nahm an, das du mich umbringen wolltest und darum…“
Bobo unterbrach ihn und sprach im gleichen Tonfall und genau so leise wie Konda.
„Du hast meine Schafe getötet.“, sargte er und atmete gleichmäßig weiter. Es lag kein hass, keine Wut in dieser Stimme. Nur Traurigkeit und Verständnis. Und gerade das hat Konda jetzt gar nicht erwartet.
„Ja.“, antwortete der Wanderer und schluckte schwer. Seine Gefühle überwältigten ihn nun erneut und es liefen Tränen über sein Gesicht. „Das was ich getan habe, war zu schwerwiegend als das ich mich selbst von meiner Schuld freisprechen könnte. Dennoch
möchte ich dir sagen das es mir leid tut dir solchen Kummer bereitet zu haben.“
„Wir tragen beide unsere Schuld. Und mein Hund war bereit dir zu vergeben. Also bin ich es auch.“, sagte Bobo traurig. Sie sahen sich eine Weile schweigend an und setzten sich schließlich zusammen ins Gras.
Am Abend schlugen sie ihr Lager auf nachdem sie gemeinsam die Tiere verarbeitet hatten. Felle waren gespannt und gegerbt. Fleisch portioniert und soweit es ging weiter verarbeitet. Alles war recht gut verpackt. Dann machten Sie Feuer und assen Fleisch von einem der Tiere und sie lernten sich weiter kennen. Am nächsten morgen wollten Sie Pferde besorgen um die verarbeiteten Felle und das Fleisch in die Stadt zu bringen. Einen teil würden sie behalten. Am Feuer ihres Lagers schlug Konda etwas vor: „Lass uns morgen aufbrechen um in die berge der dunklen Wolke zu gehen. Du kennst sicherlich den großen Markt. Du sollst neue Schafe bekommen. Es wird eine recht lange Reise in mein Heimatland Kasotanda. Ich bitte dich, mich zu begleiten. Ich kann deine alten Tiere nicht wieder Lebendig machen, aber ich kann dafür sorgen, dass du wieder deine Kleine Herde hast. Ich bitte dich, mir diese Ehre zu gewähren. Es tut mit so leid. So verdammt Leid.“
Sie schwiegen eine Weile. Dann willigte Bobo ein. Er musste neu anfangen. Und nun hatte er, unter ungewöhnlichen Umständen, statt einen Feind sogar einen Freund gefunden.
Am nächsten morgen brachen sie auf.
Beide fragten sich aber für sich ob echte Freundschaften immer nur aus Katastrophen oder Tragödien entstehen würden. Letzten Endes wurden aber alle glücklich. Wäre bloß jeder am Ende immer so weise für das ein zu stehen was er ist oder getan hat.
Texte: (c) 2010 Frank Schneider/Iserlohn
Alle rechte vorbehalten
(Bild und Text)
Tag der Veröffentlichung: 10.03.2010
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Für jedes Wesen, das um Verzeihung bitten muss und diejenigen die Vergebung gewähren. Vertragt euch!