Der Morgen brach an als ich die Tür öffnete und in das kleine unscheinbare Haus eintrat. Müde schüttelte ich die kühle der Nacht ab. Ich freute mich schon auf mein Bett. Doch zuerst musste ich noch meinen Bericht abgeben.
„Caileen. Da ist ein neuer Auftrag für dich.“ Überrascht schreckte ich hoch. Ich hatte nicht auf Anhieb bemerkt dass noch jemand im Raum war. Schnell verbannte ich die Müdigkeit in die hinteren Winkel meines Bewusstseins.
„Ja? Um was geht es? Und von wem?“, interessiert sah ich Ronan an. sie war so etwas wie die Organisatorin unserer berühmten Diebesgilde.
„Das bereden wir lieber in meinem Raum. Komm mit.“
Überrascht folgte ich der kleinen Frau. Wenn man sie so sah, würde man nie auf die Idee kommen, dass sie so gefährlich war. Ich wusste zwar nichts Genaueres über sie aber das war nicht ungewöhnlich. Ich wusste nichts Persönliches über niemanden von der Bande. Auch wenn wir hin und wieder gemeinsam etwas erledigten. Es war halt unser Job. Wir bekamen bezahlt, fielen nicht auf und tauchten unter als wäre nie etwas geschehen. Trotz allem waren mir die meisten sympathisch und ich vertraute ihnen zum größten Teil.
„Um was geht es. Es muss was großes sein. So wie du dich verhältst.“
„Ja. Ich weiß nicht ob du überhaupt die richtige dafür bist, aber der Klient wollte dass du das erledigst. Anscheinend kennt er dich. Aber du musst es nicht annehmen.“
„Um was geht es?“, langsam wurde ich nervös. Ronan machte es nicht besser, sondern blätterte durch einige Akten und schien etwas Bestimmtes zu suchen.
„Die Drachenperle zu stehlen“
„WAS!“ Das war eines der bestbewachten Artefakte, im ganzen Reich. Man wusste nicht viel darüber. Nur dass sie für die vier Drachen von Bedeutung war.
„Schau“ Ronan hielt mir die gefundenen Blätter hin. „Das sind Pläne und Aufzeichnungen rund um die Drachenperle. Der Auftraggeber kennt sich bestens aus und hat sogar einen möglichen Plan entwickelt. Wenn du den Auftrag annimmst, musst du nur noch den Plan überprüfen und ausführen. Die Bezahlung ist auch besonders hoch und er bezahlt einen Teil im Voraus.“
Skeptisch nahm ich die Blätter in die Hand. Das war schon ein sehr großes Ding. Aber es war wirklich alles geplant… und so viel Geld. Das könnte ich wirklich gut brauchen.
„Ich hab es dir jetzt gesagt. Aber ich finde es keine gute Idee. Ich hab da ein ganz schlechtes Gefühl.“
Umso länger ich die Zeichnungen und Schriften ansah bekam ich Lust diese auszuprobieren.
„Ich… Ich werde es annehmen.“ Kurz sah ich bei Ronan Sorge aufblitzten, doch dann war sie wieder so beherrscht wie Stein und nickte.
„Gut. Ich werde es an den Auftraggeber weiterleiten. Morgen kannst du dann das Anfangsgehalt abholen und wenn du die Perle hast sollst du sie in die Marharittenstraße 12 bringen.“
Ich nickte und ging hinaus. Die Müdigkeit war wie weggeblasen.
Gleich am nächsten Tag machte ich mich auf den Weg. Die Perle war in einem Nebengebäude des Palastes untergebracht. In den Raum führte nur eine Tür und es gab keine Fenster. Drei Wachen bewachten das Arial. Sie gingen unterschiedliche Runden, so dass immer irgendwer den Raum und die Tür im Blick hatte. hin und wieder sogar zwei von ihnen. Aber da es sich verschob sollte es eine Zeit geben wo niemand etwas sah. Also ging ich in der Nähe in Deckung. Die Wachen wirkten ziemlich gelangweilt. Anscheinend passierte hier nie was. Bis jetzt. Das war mir nur recht.
Trotzdem musste ich lange warten, bis die Tür endlich unbewacht war. Sofort war ich dort und versuchte die Tür zu öffnen. Natürlich war sie zu. Schnell holte ich den Dietrich hervor und versuchte die Tür aufzusperren. Doch es klappte nicht. Dieser Dietrich sperrte normalerweise jede Tür! Schnell probierte ich die anderen. Doch keiner…
Ich hörte die Schritte, dass jemand näher kam.
„Jetzt geh schon auf!“, flüsterte ich genervt. Und drückte fest an. Sofort schwang die Tür lautlos nach innen. Sobald ich drinnen war, schloss ich sie schnell. Wie ist das gegangen. Hatte sie vielleicht nur geklemmt? Ich blieb ruhig und hörte wie eine Wache vorbeiging. Sie hatte nichts bemerkt. Ich steckte den Dolch weg, den ich im Falle einer Entdeckung bereithielt. Doch ich war sicher. Vorerst…
Ich drehte mich um und erstarrte. Da war sie. Direkt in der Mitte auf einem gepolsterten Podest war eine schimmernde Kugel. Die Drachenperle. Langsam ohne einen Laut kam ich näher. Sie war wunderschön und schimmerte im Licht. Licht? Hier gab es doch keine… Fenster. Ich hatte meinen Kopf gehoben und sah erst jetzt das Dachfenster. Von außen sah man es gar nicht, aber es schien eigentlich leicht zu öffnen von innen. Wenn ich auf das Podest stieg, würde ich es erreichen können.
Doch jetzt musste ich mich um meine Beute kümmern. Mit meinen Handschuhen wollte ich die Perle aufheben, doch ich rutschte ab. Dabei konnte ich mit diesen Handschuhen sonst super klettern. Lag es an der Perle? Sie war größer als ich gedacht hatte und wunderschön. Ich zog die Handschuhe aus und griff nach ihr. Irgendwie war ich ganz ehrfürchtig. Es war doch nur eine Kugel. Irgendein Ding das halt wertvoll war. sonst war ich doch auch nicht so zaghaft. Schließlich berührte ich sie und hob sie auf. Mit bloßen Fingern konnte ich sie gut greifen und hob sie auf. Es war kühl und fühlte sich fast nass an. Sie schien sich in meine Haut zu fressen. Fasziniert merkte ich erst jetzt dass sie leicht summte. Oder stellte ich mir das nur vor. Mein Herz klopfte sehr schnell und ich war aufgeregt. Ich könnte diese Perle pausenlos anschauen.
>Caileen. Du musst weg<, sagte ich mir selber im Gedanken, ohne zu reagieren.
Doch schließlich riss ich mich los, legte die Perle vorsichtig in die Tasche. Plötzlich wollte ich sie nicht wegbringen. Hier war sie sicher. Doch ich musste den Auftrag beenden. Als ob der Bann gebrochen worden wäre, konnte ich wieder klar denken. Stieg auf das Podest und öffnete das Fenster. Es war nicht so leise wie ich es gehofft hatte, aber so konnte ich sehen ob gerade jemand in der Nähe war. Gerade ging jemand um die Ecke und verschwand. Von der anderen Richtung kam niemand. Ich war wohl genau richtig. Schnell kletterte ich heraus und suchte auf dem Dach das Gleichgewicht. Ich ging an den Rand und schwang mich hinunter. Jetzt nur schnell weg.
„Hey. Sofort stehen bleiben!“, rief ein Soldat der auf mich zugelaufen kam.
Sie hatten mich entdeckt. Ich nahm die Tasche in die Hand und lief. Schon waren zwei der Wachen hinter mir her. Durch das Schlupfloch das ich vorher geschaffen hatte, kam ich vom Palastgarten hinaus und lief in die Gassen der Stadt. Diese konnte ich im Schlaf abgehen. Wie erwartet konnte ich sie schnell abhängen. Dennoch war ich nicht zufrieden. Jetzt musste ich noch zu meinem Auftraggeber und dann war ich die Kugel los. Ich hängte mir die Tasche um und ging Richtung Marharittenstraße 12. Umso länger ich unter den Menschen ging umso nervöser wurde ich. Die Perle… Ich schien sie zu spüren, wie sie da in meiner Tasche lag. Meine Hände wurden kalt und ich wollte die Handschuhe anziehen, doch ich hatte sie wohl liegen lassen. Das ist mir bis jetzt auch noch nie passiert. Jetzt konnte ich eh nichts mehr dagegen machen. Das Haus kam schon in Sicht. Ich kannte es. Im letzten Jahr, hatte ich hier eine ziemlich teure Kette gestohlen und so einen Reichen Schnösel drei Häuser weiter links gebracht. Auch dieser Typ hatte mich letztens geschnappt. Ob er deswegen mich gewollt hatte? Es war dunkel gewesen. Ich denke nicht dass er mich erkannt hatte, oder jetzt erkennen würde. Das Tor war zwar nicht offen, aber da ich mich noch an die blinde Stelle im Sicherheitssystem erinnerte kam ich in den Garten und klopfte an die Tür. Noch einmal klopfte ich und die Tür wurde aufgerissen. Der Diener starrte mich an.
„Wie seid Ihr hier hereingekommen?“
Ich ging nicht darauf an, sondern hob nur die Tasche.
„Ich soll das hier deinem Herrn bringen.“
„Geben Sie es mir.“
„Nein. Das übergebe ich persönlich. Ich bekomm noch meine Belohnung“
„Warten Sie kurz“
Er schloss dir Tür vor mir und entfernte sich. Kurz darauf hörte ich einen überraschten Schrei und schnelle Schritte. Die Tür wurde aufgerissen. Es war der Herr des Hauses. Mein Auftraggeber. Er wollte ich mich an der Hand fassen, aber ich wich aus.
„REIN MIT DIR“, zischte er.
Sofort schloss er die Tür nachdem ich drinnen war und drehte sich zu mir.
„Zeig sie mir!“ Ungläubig sah er mich an. Trotzdem öffnete ich die Tasche und holte die Perle heraus. Diesmal schien sie warm und summte immer noch. War das vielleicht gar keine Einbildung? Ich hielt sie in meinen Händen. Kurz wollte der Typ nach der Perle greifen, doch dann zuckte er zurück und schien mich zu beobachten. Er schien verwirrt. Doch dann wurde er wüdent. „Das ist die Falsche Perle. Eine Fälschung!“
„Nein. Ich hab sie aus dem Gebäude neben dem Palast. Sie wurde bewacht. Es kann unmöglich die falsche sein.“
„Sie ist eine Fälschung. Wäre sie die richtige, wärst du jetzt tot!“
Tot? „Was?“
„Dann halt so. Nimm ihr diese Kugel weg und bring es so zu Ende“
Sofort kam der Koloss von Diener auf mich zu und nahm mir die Kugel weg.
Ich konnte nicht schnell genug reagieren, ich war noch so geschockt, dass er mich töten wollte.
Nachdem er die Perle hatte, sprang ich ein paar Meter zurück und kramte meinen Dolch hervor und stellte mich dem Kampf. Doch dieser war erstarrt. Er hielt die Perle in seinen bloßen Händen. Plötzlich fing er an zu zittern, schrie und schmiss die Perle in die Luft in meine Richtung. Sofort lies ich den Dolch fallen und fing die Perle auf. Gut dass ihr nichts passiert war. Doch was war mit dem Diener. Er lag am Boden und rührte sich nicht mehr. Auch der Hausherr sah ihn schockiert an.
„Die Drachenperle. Aber…“, sein Blick wanderte zu mir und zu der Perle die ich an mich drückte „WAS BIST DU? VERSCHWINDE! NIMM DIESES DING UND VERSCHWINDE! TU MIR NICHTS. Bitte“
Er sah mich nicht mehr an, sondern lief weg weiter ins Haus hinein.
Ohne darauf einzugehen, packte ich meinen Dolch und die Tasche, wo ich die Perle hineingab. Ich konnte sie nicht hierlassen. Den Diener ließ ich liegen und lief los. Ich hatte ja nichts gemacht. Es war nicht meine Schuld.
Ich konnte nicht schlafen. In meiner Wohnung war es mir noch nie so fremd wie an diesem Tag. Ich war gleich hierhergekommen. Die Tasche mit der Perle hatte ich in die Ecke gestellt und nicht mehr herausgeholt. Was sollte ich tun. Konnte ich sie einfach behalten. Sollte ich sie zurückbringen. Was war mit dieser Perle. Sie machte mir irgendwie Angst. Ich empfand Ehrfurcht vor ihr. Trotzdem schien ich von ihr angezogen zu werden. Ich stand vom Bett auf und ging hin. Schon durch die Tasche spürte ich sie summen. Ich war mir jetzt sicher, dass ich es mir nicht einbildete. Im Schneidersitz setzte ich mich auf den kalten Boden und strich mein blondes Haar zur Seite. Nervös öffnete ich die Tasche und holte die perle heraus. Die Drachenperle schimmerte silbern und schien sich zu freuen, dass ich sie hielt. Unsinn. Wie konnte sie sich freuen. Trotzdem fing ich an zu lächeln und strich immer wieder darüber, wodurch sie noch heller glänzte. Ich war so fasziniert und ich wurde ganz ruhig. Bevor ich ganz einschlief legte ich sie zurück in die Tasche, die schön ausgepolstert wurde, dass nichts passieren konnte, und ging zurück ins Bett wo ich gleich darauf einschlief.
Sota hatte als erster bemerkt dass irgendwas nicht stimmte. Schon sah er Soldaten herumrennen und auch er machte sich auf den Weg zu Reiji. Dieser war zuerst erstaunt, dass er in sein Arbeitszimmer kam, doch dann verstand er.
„Reiji!“
„Ich begleite dich.“ Sagte er zu Sota und fuhr im Vorbeigehen durch sein blau-schwarzes Haar. Sich das Haar richtend folgte er ihm.
„Kannst du mal damit aufhören!“
„Nein Kleiner“, lachte er, und wurde gleich wieder ernst „Wir müssen uns beeilen, komm“
Sota murrte, verstand aber.
Reiji rief die Soldaten zusammen und befahl fünf von ihnen, ihnen zu folgen. Gleichzeitig informierte er Yillin und Toban, was Sota und er vorhatten. Vor dem leeren Aufbewahrungsort der Perle holte Sota tief Luft und schloss die Augen um sich zu konzentrieren. Trotz seines jungen Alters konnte er viel besser mit Spirituellen Sachen umgehen als die anderen drei. Wahrscheinlich wegen des blauen Drachen, der des Wassers und Heilung. Kaum hatte er den Weg vor sich, ging er los. Reiji und die fünf Soldaten folgen ihnen auf Schritt und Tritt. Wenn man den Garten so abgesucht hätte, würde das gut versteckte Loch im Zaun erst nach mehreren Stunden entdeckt worden sein, doch Sota fand es auf Anhieb und kletterte hindurch. Dann ging es in die Stadt. Zielsicher kamen sie in die reicheren Gebiete. Überrascht sahen sie sich um. Ein normaler Mensch wäre nie soweit mit der Perle gekommen. Reiji war schon gespannt was sie hier fanden, als Sota auf ein Haus zuging und überlegte. Der um mehrere Köpfe größere Reiji beobachte Sotas Reaktion.
„Sie war da drinnen, aber jetzt nicht mehr“
„Dann sehen wir uns das mal an. Komm Kleiner“
Mit nur einer Hand drückte er das Tor auf und trat ein. Die Tür war aufgesperrt, deswegen trat Reiji ein und wollte Hallo rufen als er den Diener entdeckte.
„Sota!“ Wenn irgendwer ihn retten konnte, dann er.
Reiji hätte nicht rufen müssen. Er war bereits direkt hinter ihm und eilte auf die Person zu. Es dauerte nicht lange und er schüttelte den Kopf. Er war tot.
„Es war die Perle. Und wie es scheint ist es noch nicht so lange her. Ihre Präsenz ist noch ganz frisch.“
Das hatte Reiji schon vermutet.
„Hallo? Ist noch irgendwer zu Hause?“, rief er und ging weiter. Um den Diener konnten sie sich später kümmern.
„Was macht Ihr in meinem Haus“, hörte er eine klägliche Stimme und ging ihr nach.
„Seid ihr der Herr des Hauses?“
„Ja… und Ihr seid?“
„Reiji, Sota und einige Soldaten des Palastes“
„Die Drachen!“, wimmerte der mollige Schnösel und versuchte zu fliehen.
Doch der rote Drache hatte ihn sofort wieder eingefangen und drückte ihn auf einen Stuhl.
„Du wirst mir jetzt erzählen was passiert ist. und sobald ich denke dass es nicht die Wahrheit ist, wirst du mein Schwert zu spüren bekommen. Denn leider haben wir nicht den gelben Drachen da, der uns bestätigen kann, dass du die Wahrheit sagst.“
„Ich erzähle Euch alles, oh edler Drache“
Reiji hob verächtliche eine Augenbraue und hätte ihm am liebsten etwas angetan. Doch Sota kam und legte ihm eine Hand auf den Arm. Wie der Kleine in solchen Situationen immer so ruhig bleiben konnte, obwohl er sonst so fröhlich und aufgedreht war.
„Da war dieses Mädchen. Sie ist eine Diebin. Ich wollte ihr eine Legion erteilen, da sie von mir etwas gestohlen hat und das meinem Nachbar verkauft hat. Deshalb wollte ich von ihr dass sie die Perle stiehlt und dabei stirbt oder eingesperrt wird. Jedoch hat sie die Perle hierherbringen können ohne sich auch nur schlecht zu fühlen und dass mit bloßen Händen. Ich dachte es ist eine Fälschung und mein treuer Diener nahm die Perle an und starb an dem Gift. Danach hab ich mich gleich versteckt und das Mädchen hat die Perle wohl wieder mitgenommen. Bitte tut mir nichts.“
„Nehmt ihn fest und bringt ihn zum Palast. Wir kümmern uns später um ihn. Diese Geschichte sowohl glaubwürdig als auch unmöglich. Aber das werden wir bald wissen. Sota? Weißt du wo die Perle jetzt ist?“
Dieser nickte und zeigte in die Richtung des Stadtteils wo die ärmeren Leute waren.
„Diese Richtung. Es ist etwas weiter weg, aber ich weiß wohin ich gehen muss.“
Schon ging er los und Reiji folgte ihm. Vor einem Wohnungsgebäude blieb er stehen und Reiji trat die Tür ein. Danach führte Sota ihn in den Vierten Stock zu der dritten Tür. Nun musste Reiji Sota gar nicht mehr fragen, denn nun spürte auch er die Perle überdeutlich. Sie nickten sich zu.
„Sota. Du musst jetzt nicht den Helden spielen ok. Du holst die Perle. Um das Mädchen kümmere ich mich. Sie ist eine Diebin also hat sie gewiss einige Tricks auf Lager.“
„Als ob du nicht mit ihr fertig werden würdest.“
„Nur als Vorsichtsmaßnahme. Halte dich bitte hinaus. Nicht so wie letztes Mal…“
Sota nickte verlegen und ging einen Schritt zurück. Gleich darauf trat Reiji die Tür ein.
Ich träumte komisches Zeug mit Drachen, Perlen und dem Fliegen. Doch plötzlich wachte ich auf. Lange hatte ich nicht geschlafen. Irgendwas spürte ich… aber was. Da krachte es laut und zwei Personen kamen in meine Wohnung gelaufen.
Sofort sprang ich auf und griff nach meinem Dolch der auf dem Tisch daneben lag. Der größere der beiden wandte sich mir zu, während der kleine geradewegs zur Tasche mit der Perle ging. Ich suchte einen Fluchtweg, doch das Fenster war zu hoch und die Tür versperrt.
„Ergib dich, dann passiert dir auch nichts“
Nur weil er ziemlich gut aussah, konnte er doch nicht einfach so tun als ob er der Beste war.
Er trug ein Schwert seiner Seite, es schien jedoch nicht so als ob er es benutzen wollte. Er kam immer näher zu mir um mich festzunehmen, doch so leicht wollte ich mich nicht ergeben und ging in Kampfstellung. Der Mann seufzte und zog sein Schwert. Mit dem langen Teil, hatte er in meinem Zimmer eindeutig Nachteile. Ich wartete nicht mehr lange sondern griff an. Er konnte alles abwehren doch auch er war meilenweit davon entfernt mich zu treffen, als er sich dann mehr bemühte, wurde es erheblich knapper. Doch das einzige was ich wollte war zu Tür… In diesem Moment stolperte ich wäre auf den Boden gefallen wenn dieser Mann mich nicht aufgefangen hätte und gleich darauf so festhielt, dass ich nicht mehr loskam. Mit einem Seil verband er noch meine Hände, steckte den Dolch ein und verband meine Augen mit einem Tuch.
„Du kommst jetzt erst mal mit uns, Kätzchen“
Wie nannte dieser Typ mich. Am liebsten hätte ich mich aufgeregt, doch ich zerrte nur an den Fesseln um nicht vielleicht doch noch freizukommen.
„Lass uns gehen Sota“, sagte er zu dem Jungen, doch er antwortete nicht. Zumindest konnte ich nichts hören und sehen konnte ich dessen Reaktionen auch nicht. Der Mann führte mich aus meinem Zimmer und obwohl ich nichts sah, wusste ich dass es zum Palast ging. Oder noch genauer in irgendeine Zelle. Auf dem Weg wehrte ich mich nicht sondern dachte nach.
Wie hatten sie mich überhaupt so schnell gefunden. Niemand wusste wo ich wohnte. Doch ich fand keine Antwort darauf, außer… Ob die Drachenperle schuld war? wenn ich mich konzentrierte konnte ich genau spüren, wie wahrscheinlich der Junge sie drei Meter hinter mir trug. Ob sie die auch spüren konnten. Konnten das vielleicht alle? Vielleicht war das auch nur kompletter Blödsinn. Ich wollte sie nachher fragen. Wer weiß, vielleicht würden sie mir sogar eine Antwort geben. Ok. Das waren mir eindeutig zu viele vielleichts…
Während ich da grübelte waren wir im Palast angekommen, den ich leider nicht sehen konnte und gingen einige Treppen hinauf und hinab. Es wurde kühler, jemand sperrte etwas auf und schob mich hinein. Ich wollte gerade fragen, ob die Augenbinde noch nötig war als sie mir abgenommen wurde. Ich sah provozierend in das Gesicht mit den braunen Haaren, wo man sogar leicht einen rötlichen Stich erkenne konnte. Er starrte zurück und grinste mich an.
„Du wirst hier jetzt ein wenig warten müssen. Aber keine Sorge. Spätestens wenn alle da sind, holen wir dich.“
„Wer ist alle?“
Belustigt sah er mich an. „Hast du mich und Sota noch nicht erkannt. Mit uns ist nicht gerade zu spaßen. Ich bin Reiji wenn ich es versäumt habe mich vorzustellen.“
Reiji, Sota, die anderen. Sie waren doch nicht…
Er schien meinen Blick zu deuten, dass ich verstanden hatte.
„Man sieht sich nachher Kätzchen“
Er drehte um und schloss von außen die Tür. Meine Hände waren noch gefesselt. Ich setzte mich jedoch auf die Bank so gut es ging. Naja. Wenn man die Drachenperle stahl und dann erwischt wurde, musste man natürlich damit rechnen, den Drachen zu begegnen.
Ich erwachte als der Schlüssel im Schloss umgedreht wurde, jedoch hielt ich meine Augen geschlossen. Wie lange hatte ich geschlafen. Die Tür wurde geöffnete und es trat jemand ein. Ich wartete bis die Person näher bei mir war, gerade als ich spürte das nach meinen Handgelenken gegriffen wurde, sprang ich auf, und zog ihm seine Beine mit den meinen weg woraufhin er das Gleichgewicht verlor und auf den Boden fiel. Es war jemand anderes. Nicht dieser Drache, der mich gefangen hatte. Sofort war ich auf und lief zur Tür. Es waren keine Wachen hier. Komisch. Ich hörte dass der Mann sich hinter mir schon aufrichtete und lief los. Um die Ecke war niemand, doch ich musste vorsichtig sein, vor allem weil meine Hände immer noch mit dem Seil verbunden waren. Gerade als ich das dachte, wurde ich von einer lebendigen Mauer gestoppt, die um die Ecke kam.
Sofort hielt er mich fest, dieses doofe Seil. Wenn er mich an diesem hielt konnte ich nicht entkommen.
„Na wenn das nicht das Kätzchen ist. Dachte ich mir doch, dass du raffiniert bist. Aber unseren liebenswürdigen Toban auszutricksen ist auch wieder nicht so schwer.“
„Reiji!“, hörte ich die neue Person sagen. Einerseits klang es entschuldigend, aber auch erleichtert. Toban.. das war doch auch einer der Drachen!
„Ich sagte dir doch, dass sie nicht so unschuldig ist, wie sie aussieht.“, lachte er und schien mich völlig außer Acht zu lassen. Gerade dass er mich anstieß um zu sagen dass ich losgehen sollte. Ich versuchte aus ihrem Gespräch irgendwas zu erfahren, aber sie redeten nicht mehr. Wenigstens bekam ich keine Augenbinde, so dass ich den Palast betrachten konnte. Nicht, dass ich ihn nicht kannte. Schon einige Aufträge hatten mich hierher geführt. Und dank meiner Gilde kannte ich hier und da einige Fluchtwege. Ich müsste nur irgendwie loskommen. Von den Fenstern kam helles Licht, deswegen musste es jetzt schon Tag sein. Meine erste Nacht, hatte ich wohl schon im Kerker verbracht. Doch schon wurde ich von Reiji und Toban in einen Saal geführt, der gemütlich eingerichtet war. Eine Sitzgruppe mit gemütlichen Sesseln und einem Tischlein. Dann auf der anderen Seite war ein größerer Tisch, der wohl zum Essen gedacht war. Außerdem gab es noch 4 Türen ohne die, durch die sie hineingekommen war. Über den Türen hingen Statuen. Es waren Drachen in den verschiedenen Farben. Rot, Blau, Gelb und Grün. Zwischen den Türen hangen immer wieder Vorhänge in verschiedenen Farben. Rot, Blau, Weiß, Gelb und Grün.
Erst nachdem ich mich umgesehen hatte, fiel mir auf, dass wir nicht alleine waren. Zwei Personen saßen in den Sessel und standen nun auf, als wir kamen. Den einen erkannte ich. Das war derjenige der gestern mit Reiji in meinem Zimmer auftauchte. Er hieß… Sota. Der andere war ein sehr hübscher junger Mann. Jünger als Reiji aber älter als der Junge Sota. Er hatte blonde etwas längere Haare, die er geschickt hergerichtet hatte, ohne dass es Mädchenhaft aussah. Ich denke er war in etwa gleich alt wie der andere Toban.
Reiji hatte mich inzwischen zu einem Sessel geführt und hineingedrückt.
„So Kätzchen. Darf ich dich jetzt noch einmal bekannt machen. Wir sind nun vollzählig. Es mag dir vielleicht komisch erscheinen, dass wir uns um dich kümmern und nicht andere Soldaten, aber das liegt daran dass, was du gestohlen hast uns gehörte und niemand besser kennt als wir. Wir werden jetzt ein kleines Frage und Antwortspiel spielen und du wirst uns immer schön die Wahrheit sagen. Ach ja. Yillin wird dir ja als einziger jetzt noch nicht richtig bekannt sein, aber weißt du dass er so eine bestimmte Kraft hat, dass er jede Lüge auf Anhieb erkennt, egal wie gut du spielst.“
Ich sagte nichts sondern sah diesen Typen provozierend an. Er kam sich so gut vor. nur weil er stark war und zu den Drachen gehörte.
Plötzlich spürte ich was. Einem Impuls nach musste ich hinschauen, und sah gleich wieder weg, da die vier meinen Blick folgten. Ich spürte sie. Die Perle. Sie war hier im Raum. Auf der anderen Seite in dem Korb in ein Tuch gewickelt.
„Ist irgendwas?“, fragte Toban nachdenklich.
Ich antwortete nicht.
„hast du das Gefühl das da drüben etwas ist?“, fragte Sota interessiert. Er war näher gekommen und sah mich an
„Nein. Wieso sollte ich.“
„Sie lügt.“ Verdammt. Yillin hatte ich total vergessen.
Die vier warfen sich gegenseitig verwunderte Blicke zu.
„Umso ehrlicher du bist, umso schneller ist es vorbei. In Endeffekt, werden wir nachher alles wissen, was wir wollen. Verstehst du das?“
Ich nickte. Sie hatten Recht. Ich würde hier nicht wegkommen, bis ich alles gesagt hatte.
„Was glaubst du denn, was da drüben ist. und woher glaubst du es?“, fragte Toban weiter.
„Ich spüre es. Wie ein Stechen dass mir sagen will, dass da die Drachenperle liegt.“
Ungläubig sahen sie mich an. „Das kann ja nur ein Glückstreffer sein, oder?“
„Nein. Leider sagt sie die Wahrheit.“
„wie konntest du die Perle überhaupt tragen?“
„Was wie. Ich hab sie in die Hand genommen und in die Tasche gesteckt.“
„Hast du dich gar nicht schlecht gefühlt?“
„Nein.“ Es war seltsam über so etwas zu reden. Wieso fragten sie auch so was nach.
„weißt du überhaupt, was bei der Perle so besonders ist, dass sie bis jetzt noch nie gestohlen wurde?“, fragte jetzt Sota.
Eigentlich wusste ich nichts darüber. Ich dachte immer sie ist so gut bewacht, doch nach meinem eigenen Einbruch war ich von Gegenteil überzeugt. Trotzdem hatten sie mich aufgespürt, was irgendwie frustrierend war.
„Nein. Weiß ich nicht. Was ist damit“
„Sie ist hoch giftig. Oft reicht nur eine Berührung das du stirbst“
Fassungslos sah ich die vier an. Es war mir anfangs doch so vorgekommen als ob ich etwas Kühles, Nasses verspürt hatte. War das das Gift gewesen?
„Aber ich hatte sie öfter als nur einmal in der bloßen Hand. Wie kommt es dass das bei mir nicht gewirkt hat.“
„Genau das versuchen wir hier gerade herauszufinden.“, erklärte Toban.
„Wir haben noch nie einen Menschen gesehen der dagegen immun ist. Bei uns wirkt es ebenfalls nicht, da wir die vier Drachen sind. Aber wieso du…“, überlegte Reiji weiter.
„Toban hast du vielleicht eine Ahnung. Du bist hier das Geschichtsgenie.“
„Nein… Ein normaler Mensch war niemals… Außerdem wie hat sie überhaupt geschafft die Tür zu…“ Plötzlich wurden seine Augen weit, als würde ihm etwas einfallen.
„Woher kommst du!“
„Was?“
„Woher kommst du“, fragte er nochmal intensiv. Er sah so aus als würde er gleich explodieren.
Er machte mir leicht Angst.
„Aus dieser Stadt. gehöre zur Diebesgilde.“
„Was ist mit deiner Familie?“
„Habe ich keine und als kleines Mädchen war ich in einem Waisenhaus. Mehr gibt es nicht…“
„Ich muss sofort was nachlesen“, sagte Toban und rannte aus dem Raum. Verwundert sahen ihm die drei und ich nach.
„Er hätte uns wenigstens seinen Verdacht sagen können“, sagte Sota nach einer Zeit.
„Du weißt doch wie er ist. Er sagt immer erst etwas wenn er sich sicher ist.“, erwiderte Reiji.
Alle waren gerade in ihren Gedanken und ich hätte eigentlich weglaufen können, aber irgendwie wollte ich nicht.
„Darf ich fragen, was jetzt mit mir geschieht?“
„Nun…“, wandte sich Reiji zu mir. „Du hast eines unserer wertvollsten Artefakte gestohlen, hast besondere Kräfte, die andere Menschen nicht haben. Wir hätten allen Grund dich einzusperren und nie wieder frei zu lassen.“ Ohne Reaktion sah ich ihn an und überlegte ob er es ernst meinte.
Doch bevor ich einen Entschluss fassen konnte, redete er weiter.
„Aber… Da dich nur jemand hereinlegen und töten wollte indem du die Perle stiehlst… Mal sehen, ob Toban was herausfindet. Außerdem finde ich dich, bis auf deine Arbeit natürlich, sehr interessant, Kätzchen.“
„Ich sehe das gleich wie er, nur dass ich dich lieber beim Namen nennen würde. Wie heißt du eigentlich“, sagte Sota.
Yillin brummte. „Also mir ist es egal wer sie ist“.
Meinen Namen wollte ich eigentlich nicht verraten
„Na komm. Du kennst unsere schließlich auch.“
Ja. Die waren aber im ganzen Reich bekannt.
„Hmm. Na dann halt nicht. Glaubst du Toban kommt gleich wieder oder sollen wir sie hinunterbringen.“
„Das wird wahrscheinlich noch ein wenig dauern“, erwiderte Reiji „bringen wir sie hinunter. Mehr bekommen wir auch nicht aus ihr heraus.
„ich komme mit hinunter“, teilte Sota mit
Reiji nickte ihm zu und gemeinsam gingen sie los. Yillin jedoch machte sich auf den Weg in andere Gebiete des Schlosses
Einige Zeit nachdem die Zwei wieder gegangen waren, hörte ich Schritte. Es war Sota.
„Hi.“, begrüßte ich ihn. Er war süß und jung. „Sag mal wie alt bist du eigentlich?“
„Verrate ich dir, wenn du mir deinen Namen verratest.“
Ich sah zu Boden. , während er mich ansah.
„Komm her. Lass mich dir etwas zeigen“
Interessiert kam ich näher und ergriff seine Hand. Blitzartig wurde alles um mich Himmelblau und ein in allen Blautönen schimmernde Drache erschien in meiner Vorstellung. Er war wunderschön und traurig. Ich verlor mich in den sanften Wellen, die doch auch wild schlagen konnten. Alles in mir wurde heil und ausgeglichen.
Sofort ließ ich seine Hand aus und sah ihn an. Er lächelte. Ich mochte ihn. Sanft lächelte ich zurück.
„Ich heiße Caileen“
„Ich bin 13 Jahre alt.“, grinste er zurück. „Schön mit dir Bekanntschaft zu machen Caileen“
„Tja. Also eigentlich wollte ich mit euch nie bekannt werden. aber trotzdem finde ich es toll dich kennenzulernen.“
„Wieso wolltest du uns nie treffen“
„Äh. Das ist eine Ehrensache. Diebesgilde und die vier Drachen. Naja. Passt nicht so ganz zusammen.“
„Stimmt auch wieder“, Sota lachte. Plötzlich wurde er konzentriert.
„Oh. Ich muss wieder hinauf. Toban scheint etwas gefunden zu haben.“
Er lächelte mich noch einmal an und verschwand dann.
Ich wurde müde. Als Reiji und Sota mich in die Zelle gebracht hatten, habe ich gesehen dass es draußen noch Tag war, jedoch war ich schon wieder müde. Es dauerte auch nicht lange und ich schlief wieder ein.
Ich hatte einen Traum. Das war selten. Er schien so echt. Das erste was ich wahrnahm war reines Weiß. Doch ich spürte eine Präsenz, die mich rief. Sie war alt, rein und mächtig. Sie gehörte zu mir. War ein Teil von mir. Als ich das erkannte glätteten sich die Formen und eine weiße Gestalt kam zum Vorschein. Es war… ein Drache. Ein weißer Drache. Gehörte dies wirklich zu mir. Ich rief, doch ich verstand meine eigenen Worte nicht. Aus dem Augenwinkel sah ich vier Farben näher kommen. Schnell. Mit ihrem Auftauchen kam ein Frischer Wind auf. Erde, Gras, Bäume und Hügel wuchsen aus dem nichts. Kurz darauf füllte sich ein See direkt vor mir und es wurde warm. Vögel begannen zu zwitschern und ein Glück durchströmte meine Gedanken. Bevor ich fassen konnte schwebten vor mir vier weitere Drachen. Ein Blauer, ein Roter, ein Grüner und ein Gelber. Sie sahen mich skeptisch an. oder den Drachen der hinter mir war. Moment. Der Drache war fort, doch ich spürte seine Energie noch deutlich. Die vier Drachen verbeugten sich vor mir. Ich sah auf sie herab und blickte jedem in die Augen. Es war feierlich und eine Atmosphäre des Vertrauens.
Doch ich träumte doch nur. Plötzlich bekam ich Angst. Warum träumte ich davon. Unsicher sahen sich die vier an und blickten auch mich. Sie spürten meine Angst. Was war das für ein Blick in ihren Augen. Ohne irgendwas zu sagen kamen sie blitzschnell näher. Wollten sie mich angreifen. Ich kauerte mich zusammen und fiel tief hinab. Doch da war kein Boden.
Ruckartig wachte ich auf, während ich immer noch das Gefühl hatte zu fallen. Mir war schwindlig und meinem Gefühl nach hatte ich nicht lange geschlafen. Was war das für ein Traum gewesen. Verwirrt setzte ich mich auf und konnte meinen Augen nicht trauen.
Alle vier Drachen standen vor meine Zelle und sahen mich skeptisch an.
„Braucht ihr noch einen Beweis?“, fragte Toban.
„Ich hab dir von Anfang an geglaubt. Ich hab gefühlt dass sie besonders ist“, erklärte Sota stolz.
„stimmt Kleiner. Tut mir leid, dass ich nicht auf dich gehört habe. Nach dem können wir es eigentlich nicht mehr ignorieren. Aber warum jetzt.“, Reiji betrachtete mich nachdenklich als würde er alle antworten aus mir herausholen können.
Yillin sah mich skeptisch an, seufzte und drehte sich zu den anderen. „Auch wenn es so ist, was sollen wir mit ihr machen. Sollen wir es ihr sagen. Ihrem Ausdruck nach weiß sie noch nichts darüber.“
Ungläubig sah ich sie an. Über was redeten sie da. Ich war kurz davor aufzuspringen und an das Gitter zu stürzen.
Reiji sah mich überlegend an.
„Wir müssen es ihr sagen!“ Sota war ganz entsetzt.
„Das ist nicht so leicht kleiner. Das Kätzchen wird sicher nicht sehr erfreut sein.“
„Wie. Ihr wollt mir nicht sagen, warum ihr hier auftaucht und beginnt über mich zu reden.“, fuhr ich ihn an.
„Du hast uns gerufen“
„Yillin!“, warnte Reiji diesen.
„Was ich sag doch nur die Wahrheit“
„Ich hab geschlafen!“, richtete ich mich an ihn.
„Was hast du den schönes geträumt“, konterte er.
Der weiße Drache hatte ebenfalls die vier Drachen gerufen… „Wie… Das… Das geht doch nicht!“
„Wie du siehst.“
„Yillin! Das reicht. Hätte das nicht bis morgen warten können.“, rief Reiji
Bis morgen war es etwa schon Nacht?
„Aber Reiji. Nun da wir es wissen kann sie doch nicht hier in der Zelle bleiben.“
Dieser seufzte, während alle auf ihn sahen. Anscheinend war er der Anführer.
„Na gut. holt sie heraus.“
Toban nahm einen Schlüssel und sperrte auf.
„Warte. Mädchen. Willst du es wirklich wissen, was wir herausgefunden haben. Wenn du es erfährst kann es sein, dass du nie wieder von hier weg kannst.“
Er meinte es ernst. Allein das er mich >Mädchen< statt >Kätzchen< genannt hatte.
Nie wieder von hier weg… aber…
„Ich möchte es erfahren. Es geht um mich, also ist es meine Pflicht.“, wieso war ich mir so sicher…
Erstaunt selbstsicher trat ich heraus und sah alle an. Machte ich hier gerade einen großen Fehler. Auch die anderen sahen mich erstaunt an. Reiji lächelte und nahm mir die Fesseln ab. „na dann komm“
Ohne mich zu halten ging er voraus. Den gleichen Weg den wir letztens gegangen waren. Ich hätte leicht fliehen können. Doch ich tat es nicht. Die drei anderen gingen hinter mir.
Anders als beim letzten Mal war der Tisch nicht leer. Es waren viele Bücher und Schriftrollen aufgebreiten.
Alle sammelten sich darum.
„Toban. Ich übergebe an dich.“
„Ähm ja. Wo soll ich anfangen. Was weißt du über die Sage von der Entstehung der Welt?“
„die Entstehung der Welt, was hatte das mit mir zu tun. Moment.. Davon habe ich geträumt“
Schnell erzählte ich dass die vier Drachen die Erde erschufen. Nur das mit dem Weißen Drachen ließ ich aus.
„War das alles. Nur vier Drachen?“ fragte er nach.
Kurz wollte ich bejahen doch ich sah Yillin bereits schmunzeln.
„Nein. Da war ein weiterer Drache. Sie war weiß.“
„Da haben wir es. Dieser weiße Drache war immer ein umstrittenes Symbol in unserer Geschichte. Er galt als Vereinigung der vier Drachen oder als etwas noch höheres. Doch hin und wieder sind Aufzeichnungen vorhanden, bei denen man denken konnte das der weiße Drache, so wie wir eine Person hatte, die ihn verkörperte.“
„Es ist ein weiblicher Drache“, musste ich ihn unterbrechen. Warum war mir das so wichtig.
„Na gut. jemanden der sie verkörperte. Ich habe es immer als Fehler oder Symbol hingenommen, da wir ja immerhin in den letzten 10 Generationen keine Person hatten, die mit dem weißen Drachen verbunden hätte sein können, doch jetzt glaube ich das nicht mehr.“
„Was ich verstehe nicht.“ Oder ich wollte nicht verstehen.
„Caileen. Denk darüber nach, was du geträumt hast“, kam Sota näher und legte seine Hand auf meinen Arm. „Wir haben alle das gleiche gesehen wie du“
„nein. Ich bin kein Drache. Das müsste ich doch wissen.“
„Wir sind auch keine Drachen, Kätzchen. Wir verkörpern sie nur und haben ihren Geist in uns“
„Das… Das glaub ich nicht.“ Ich schloss die Augen und kauerte mich auf den Boden. Doch es half nichts. Ich wusste ganz genau, wo wer war und was sie taten. Es schien als entstehe ein Band zwischen mir und den vieren, dass von nichts und niemand gebrochen werden konnte. Ich musste weg. Ich sprang auf und lief zur Tür. Sie war nur angelehnt und schon war ich am Gang. Durch das nächste Fenster sah ich in den Garten, doch ich war viel zu hoch. Zu meinem Glück stand neben dem nächsten Fenster ganz knapp ein Baum auf den ich gleich sprang. Schnell versteckte ich mich. Es war tiefste Nacht. Wenn ich ruhig wäre, könnten mich jetzt nicht einmal die Wachen entdecken. Was sollte ich tun wenn sie kamen. Sie konnten mich sicher spüren wie ich sie. Doch es rührte sich nichts. War ich ihnen entkommen? Als es langsam anfing zu dämmern kletterte ich herunter und rannte zu meinem Schlupfloch, das glücklicherweise noch da war, und machte mich auf den Weg nach Hause.
Nachdem Caileen hinausgelaufen war, sahen alle zu Sota, der ihnen Gedanklich gesagt hatte, dass sie ihr nicht folgen sollten.
„Lasst ihr die Zeit. Sie wird wiederkommen. Aber das muss ihr selbst klar werden.“
Da niemand Sotas Einschätzung in Frage stellte, blieben sie noch ein bisschen sitzen und redeten über diese Entdeckung. Welche Folgen das wohl mit sich bringen würden. Doch bald darauf gingen sie schlafen. Reiji trug ihren jüngsten zu seinem Bett, da dieser bereits während dem Gerede eingeschlafen war. Yillin und Toban gingen ebenfalls zu Bett, nur Reiji machte sich auf den Weg in sein Arbeitszimmer um noch einen Bericht über dieses höchst ungewöhnliche Ereignis zu schreiben. Es wurde bereits hell als er ihn abgab und sich in sein Zimmer begab.
Er hatte nicht sehr lange geschlafen als er geweckt wurde. Der Berater des Königs sah ihn entgeistert an, mit dem Bericht in der Hand.
„Was soll das heißen >Weißer Drache<. Wie kommt das so plötzlich! Und wo ist sie jetzt!“
Reiji strich sich müde über die Augen. „Steht alles im Bericht drinnen, Sheldon“
Kurz wusste dieser nicht was sagen sollte „Aber es steht nur, dass sie weg ist und nicht wo sie ist.“
Der rote Drache sah auf und blickte Sheldon genau an, was diesen wie immer verunsicherte und leicht zurückwich. Reiji seufzte und konzentrierte sich kurz. Wenn Toban und Sota recht hatten…
Er spürte in der näheren Umgebung die drei anderen und ganz schwach bemerkte er…
Mit einer Hand zeigte er Richtung Südwesten, hin zu der Stadt. „In dieser Richtung ist sie“
„Woher wollt Ihr das Wissen“
Jetzt reichte es Reiji. Diesen Sheldon hatte er noch nie gemocht. Drohend setzte er sich auf und starrte ihn in die Augen.
„Willst du wirklich wissen was ich alles weiß und kann?“
Sheldon schluckte kurz.
„wann holt ihr sie zurück. Ich denke das der König sie bald kennenlernen will.“
„Wenn sie kommt. Seine Majestät wird sich ein wenig gedulden müssen. Richtet ihm das bitte aus.“
„Natürlich. Dann wünsche ich noch einen Guten Morgen“
Schon verschwand er zur Tür.
Reiji knurrte. Guten Morgen… Na klar. Doch jetzt konnte er eh nicht mehr einschlafen.
Im Aufenthaltsraum traf er bereits Sota an, der frühstückte
„Hey Kleiner. Wo sind die anderen?“
„Yillin schläft noch. Toban ist in der Bibliothek. Und Caileen ist in ihrer Wohnung“, sagte er zwischen zwei Bissen.
Reiji lächelte. Wie schnell der kleine sie als eine von ihnen akzeptierte. Er selber und die anderen zwei würden da etwas länger brauchen.
„Weißt du was sie gerade fühlt?“
„Dazu ist sie zu weit weg.“
Er nickte verständlich. „Na gut. Ich muss mal zum König. Wenn du etwas Neues über sie weißt, dann gib mir Bescheid.“
„Ja Sir“, sagte er spaßhalber und grinste Reiji an, der mit einem Lächeln aus dem Zimmer ging.
Ich hatte nicht sehr gut geschlafen. Hatten die vier das wirklich ernst gemeint? Ich, ein Drache. Einer von ihnen? Nein… sonst hätten sie mich nie weggelassen. Aber… wenn das wirklich wahr wäre. Das würde so viel erklären. Meinen Traum, warum mir das Gift nichts ausmacht, warum ich die Perle immer spür, selbst jetzt wusste ich in welche Richtung sie lag. Aber nicht nur die Perle. Ganz schwach spürte ich vier Personen. Was sollte ich tun. Konnte ich so weiterleben wie bisher? Ich traute mich nicht aus meiner Wohnung. Ich suchte alles zusammen was übrig war, denn nachdem mich Reiji verhaftet hatte, wurde hier fast alles geplündert. Ich hatte gerade noch mein Bett. Ich bekam Hunger. So langsam musste ich etwas tun. Gegen Nachmittag hielt ich es nicht mehr aus und lief auf den Markt wo ich mir gekonnt einen Apfel klaute. Geld hatte ich keines mehr. Immer wieder blickte ich Richtung Palast. Es zog mich förmlich dahin. Doch ich war doch eben erst dort weggelaufen.
Ich hatte aber so viele Fragen. Ich konnte an nichts anderes denken. Genervt hielt ich es nicht mehr aus und ging los. Schon nach wenigen Minuten merkte ich dass ich Richtung Palast ging. Früher oder später würde ich ja sowieso hingehen. Also warum nicht jetzt gleich. Diesen ganzen Kram bekam ich nicht mehr aus dem Kopf.
In kürzester Zeit stand ich vor dem Haupteingang. Doch was sollte ich sagen. >Hallo ich bin Caileen und der fünfte weiße Drache< Niemals. Da benutzte ich lieber meine Geheimgänge. Ich wählte den aus, der in der Nähe des Zimmers endete wo ich und die Drachen gesprochen hatten.
Schon hatte ich den Eingang im Geräteschuppen gefunden und kletterte durch eine versteckte Leiter auf das Dach. Dieser Weg war von unten nicht zu sehen und durch die vielen Türmchen und Verzierungen. Aus reiner Neugierde versuchte ich mich zu orientieren. Da drüben musste der Speisesaal sein. Ja denn der Abstand passte genau zum Eingang. Die Gemächer der Königsfamilie waren auf der anderen seite, also konnte ich sie nicht ausmachen. Doch auf meiner seite. Ich schwenkte meinen Blick nach rechts und sah auf die Stelle wo unter dem Dach der Raum der Drachen sein musste. Eine Kuppel? Mit Dachfenster? Das war ja komisch. Über dem Raum sollte doch nichts sein. ich hatte nie eine Treppe entdeckt, die dort hinführen könnte. Naja. Vielleicht täuschte ich mich ja. Schnell ging ich weiter. Vor Schreck wäre ich fast umgekippt als ich etwas spürte. Etwas nach links unter dem Dach spürte ich den Roten, Reiji! Wie… Was waren das für abgefahrene Kräfte. Aber wenn ich ihn spüren konnte, konnte er mich auch spüren! Schnell kletterte ich weiter und sah bereits den Eingang. Doch bevor… ob ich auch die anderen drei spüren könnte? Als erstes spürte ich den grünen. Direkt vor mir viel weiter unten. Als nächstes Sota! Da wo ich vorhin auch den Drachensaal vermutet hätte. Und Yillin. Überrascht drehte ich mich um, doch der Boden war nicht zu sehen. Anscheinend ging er gerade im Garten spazieren.
Da jetzt meine Neugier gestillt war und ich mich ein wenig unheimlich fühlte, ließ ich mich, nachdem ich geschaut hatte ob die Luft rein war, in den Gang hinab und schloss den Ausgang. Wenn man nicht wusste wo er ist und wie man ihn öffnete würde man ihn nicht bemerken. Jetzt war ich nur mehr einige Gänge von meinem Ziel entfernt. Hoffentlich ging hier niemand. Ich hätte keine Ahnung was ich sagen sollte.
„Caileen!“, rief mir eine bekannte Stimme entgegen, schon sah ich wie Sota auf mich zu gerannt kam und mich umarmte. „Du bist wieder da“
Natürlich hatte er mich gespürt…
„Komm, die anderen werden auch gleich kommen“
Schon zog er mich in den Drachensaal und schenkte mir einen Tee ein. „Hast du Hunger?“
„Nein danke, Sota“
Es dauerte nicht lange da kam Reiji hereingestürmt und blieb ruckartig stehen.
„Wie bist du hereingekommen?“
„Ist doch unwichtig. Ich wollte mit euch noch einmal reden“
Anscheinend fand Reiji das nicht so unwichtig wie ich, aber er sagte nichts.
Nur wenig später kamen auch Toban und Yillin herbei.
„Nun. Wieso bist du zurückgekommen?“
„Nun ja… wenn diese weiße Drachen Geschichte wirklich wahr ist. Was passiert dann mit mir?“
Alle sahen Toban an.
„Auch ich bin mir da nicht so sicher. Es ist noch nicht so oft vorgekommen, aber ich forsche gerade nach jeder Aufzeichnung und Überlieferung. Aber passieren wird dir wie uns wahrscheinlich nicht viel. Es könnte sein das du irgendwelche Kräfte bekommst, so wie unser Sota ein fabelhafter Heiler ist, Reiji hervorragen mit dem Schwert ist, und Yillin kann man nicht anlügen.“
„und unser Toban ist richtig klug! Er weiß auf alles eine Antwort“, sagte Sota begeistert
„Auf alles würde ich nicht sagen. Wie wir hier gerade sehen.“
„Ok. Und was wollt ihr von mir? Was habt ihr mit mir vor, wenn ich mich entschließe bei euch mitzumachen?“
„Du wohnst hier im Palast. Hast einige Privilegien und drei Mahlzeiten am Tag. Sobald Toban etwas herausfindet, kann er es dir mitteilen und je nachdem werden wir entscheiden wie es weitergeht. Natürlich steht es dir jederzeit frei zu gehen.“
Einerseits klang das verlockend, aber so das genaue Gegenteil von dem wie ich bis jetzt gelebt hatte.
„Aber ich kenn das ganze Leben hier nicht.“
„Wir zeigen es dir. Wir sind auch alle Waisenkinder, die hierher gebracht wurden, da wir von den Drachen auserwählt worden sind.“
Überrascht sah ich Reiji an. Zumindest von Yillin hatte ich erwartet, dass er ein Adeliger ist. So wie er sich benahm.
„Und ich kann jederzeit aussteigen?“
Reiji nickte.
„Na gut. Ich versuche es.“
„Ausgezeichnet. Dann wollen wir dich gleich einmal mit der Etikette vertraut machen. Yillin, Toban. Darf ich das Euch überlassen. Ich hab noch etwas zu tun.“ Entschuldigte sich Reiji und ging hinaus.
Die nächsten Stunden waren nicht gerade ein Zuckerschlecken. Sota sah uns gespannt zu. Während Toban hoffnungsvoll und Yillin genervt versuchte mir alles beizubringen was ich hier brauchte. Verhalten, Essen, Tanz. Ich lernte recht schnell und gut. nur das Tanzen war eine Katastrophe. Da Toban auch kein guter Tänzer war, verpasste ich Yillin, viele blaue Flecken und geschwollene Füße. Das dachte ich zumindest so wie ich mich anstellte.
„Ich brauch eine Pause!“, rief ich und ließ mich auf den Sessel fallen.
„Faules Ding“, hörte ich von Yillin
„Ach. Es geht schon. Die anderen Dinge hast du rechts schnell gelernt. Nach dieser Pause noch wiederholen und dann können wir dich der königlichen Familie vorstellen.“, sagte Toban.
Was… Königliche Familie. Die hatte ich komplett vergessen.
Aber ich war ja hier im Palast. Wo sollten sie sonst sein.
„Wo darf ich überhaupt schlafen. Ihr vier schlaft ja hier. Aber es sind ja nur vier Zimmer.“
Du bekommst wahrscheinlich eines der Gästezimmer, bis wir etwas Passendes finden.
„Kann ich nicht hier auf dem Sofa schlafen?“
„Vielleicht keine schlechte Idee“, bemerkte Yillin schnippisch. „So können wir dich im Auge behalten, das du nichts aus dem Schloss stiehlst“
„Warum sollte ich etwas von hier stehlen wenn ich ab jetzt hier bleibe?“
„einmal Diebin. Immer Diebin“
„Also erstens mal. Meine Arbeit ist auch ehrliche Arbeit. Ich hab nicht für mich selbst gestohlen, sondern werde bezahlt für andere Leute zu stehlen. Das ist meine Arbeit.“
„ab jetzt nicht mehr. Du bist der weiße Drache. Um Geld musst du dir keine Sorgen mehr machen.“, erklärte Toban
„Achja. Wo du es erwähnst. Weißt du zufällig etwas über einen goldenen Handspiegel der mit Diamanten besetzt ist? Es dürfte etwa ein Jahr her sein.“, fragte Yillin.
Upps. Der sagte mir tatsächlich etwas. Aber es war wohl nicht so gescheit das jetzt zuzugeben. Aber lügen konnte ich bei Yillin auch nicht…
„Du hättest halt besser auf ihn Acht geben müssen. Es gibt viele Diebe hier in der Stadt. Nicht einmal ich kenne alle.“ Ich achtete genau auf seine Reaktion. Es war nicht gelogen, auch wenn es sich nicht auf den Spiegel bezog. Unzufrieden sah er mich an. Es hatte geklappt.
„Na gut. Lass uns jetzt noch einmal wiederholen was du gelernt hast“, sagte Toban und begann mich abzufragen. Vieles wusste ich noch, aber einiges ging nicht in meinen Kopf.
Toban und Yillin wechselten einen Blick während Sota mich ermutigte.
„Sie ist noch nicht soweit, Toban“, kritisierte Yillin.
„Sie weiß genug. Wichtig ist jetzt einmal das sie vom König akzeptiert wird. Danach kann sie alles Weitere lernen.“
„Sota sag Reiji Bescheid“, trug Yillin ihm auf. Der kleine nickte und konzentrierte sich.
„und diesmal zieht ihr alle etwas passendes an. nicht so wie letztes mal. Ich selbst schau ob ich was für das Mädchen finde. So wie sie jetzt ist, wird sie niemals anerkannt.“
Schnell sah ich an mir herunter. Ich hatte immer noch die Hosen an, wie Frauen sie nur hin und wieder anzogen. Ansonsten war schicklich ein Kleid zu tragen. Ich hatte nur eines davon und das war sehr einfach. Ich zog es auch nicht gerne an. Es schränkte meine Bewegungen zu sehr ein.
Tatsächlich kam Yillin mit einem recht edlen grün- braunen Kleid zurück und hielt es mir hin.
„Zieh das an und mach es nicht schmutzig.“
Oh wie viel Vertrauen Yillin in mich haben musste. Am liebsten würde ich gleich nach draußen laufen und mich im Dreck wälzen. Ich mochte diese Dinger eh nicht… Wie gesagt. Viel zu unpraktisch.
Doch ich zog es brav an. Auch die anderen hatten sich etwas Schöneres angezogen.
Prüfend sah Yillin an mir herab und nickte. Die erste Prüfung hatte ich anscheinend schon bestanden.
„Überlass trotzdem lieber uns das reden“
Da Yillin nicht mehr warten wollte, gingen wir los und trafen erst am Weg auf Reiji.
„Hallo Kätzchen. Hübsch schaust du aus.“
„Nennst du mich immer noch so?“
„Kätzchen werden auch Kätzchen genannt.“, war seine Antwort. Dann klopfte er. Wir wurden angekündigt. Erst danach durften wir durch die Tür treten.
„Eure Majestät.“, grüßte Yillin und senkte leicht den Blick. Jedoch verbeugte er sich nicht, wie es jeder andere machen musste. Weder er noch die anderen drei. Unsicher sah ich im Augenwinkel zu den anderen.
„Kommt näher. Ich will sie mir genauer ansehen.“
Sota nahm mich bei der Hand als ob er merkte dass ich Unterstützung brauchte. Und auch Reiji griff auf meine Schulter.
Gemeinsam gingen wir näher, jedoch traute ich mich nicht aufzusehen.
„Nicht so schüchtern“, sagte der König, „Du bist jetzt eine der Drachen. Somit bist du höher gestellt als ich und meine Familie.“
Erstaunt sah ich auf. Dass ich so einen Jobwechsel gemacht hatte, war mir noch gar nicht bewusst geworden.
„Ich hoffe wir können genau so gute Freunde werden, so wie es mit den anderen Drachen ist. Wie ist dein Name noch schnell“
„Caileen… Herr“
„Das >Herr< kannst du nun weglassen. Willkommen hier. Solltest du etwas benötigen oder wenn dich etwas stört, sag Bescheid und wir werden es beschaffen oder ändern, wenn es in unserer Macht steht.“
Ich lächelte und dankte ihm. Jedoch hatte ich vor, dies so wenig wie möglich zu nutzen.
Nun wandte er sich Reiji und Yillin zu und ich konnte schauen wer sonst noch hier im Raum war. Neben den König saß seine Königin. Sie war sehr schön, aber mehr nicht. Man hörte nichts von ihr, sie sagte fast nie etwas. Ganz im Gegensatz zu seinem Sohn Tristan, der auf seiner rechten seite saß. Er ließ sich oft in der Stadt blicken, unterstützte seinen Vater, war ein hervorragender Krieger, alles was man sich von einem Prinzen wünschte. Auch die Mädchenschar die ihn anhimmelten, war recht ansehnlich. Doch er hatte noch keine Prinzessin gefunden. Da Sota leicht meine Hand drückte merkte ich dass wir am Aufbrechen waren. Ich unterdrückte den Impuls mich zu verbeugen und ging von den anderen umkreist hinaus.
Als wir in den Drachensaal zurückkehrten, war etwas zu essen aufgetischt. So etwas Leckeres hatte ich noch nie gegessen und erst jetzt merkte ich dass ich in letzter Zeit sehr wenig Nahrung zu mir genommen hatte. Deswegen langte ich ordentlich zu. Gleich nach dem Essen zog ich das Kleid aus und gab es Yillin zurück. Erstens mochte ich es nicht. Und zweitens mochte er es sicher auch nicht, dass ich es ruinieren könnte.
Wir saßen gerade im Drachensaal und unterhielten uns, als es klopfte. Nun da ich mein Schicksal angenommen hatte, fühlte ich mich wohl unter ihnen. Es war als ob ich sie schon ewig kennen würde.
„Lady Caileen, wir wollen Euch Euer Zimmer zeigen, wenn Ihr erlaubt.
Beinahe hätte ich zu lachen begonnen. >Lady Caileen< Kurz sah ich zu den anderen. Reiji nickte.
„Es ist schon spät. Wir sollten alle uns ausruhen.“
„Aber.“, protestierte Sota, der neben Caileen lag und schon fast die Augen zufiel.
„Kleiner wir werden noch genug Gelegenheiten haben und jetzt ab in das Bett. Oder soll ich dich wieder hineintragen.“
„Nein“, sprang er peinlich berührt auf und lief zu seinem Zimmer. Im Letzten Augenblick drehte er sich um.
„Gute Nacht Caileen“, dann verschwand er hinter der Tür.
„Aha. Und uns wünscht er keine Gute Nacht“, sagte Toban belustigt.
Ich stand auch auf
„Gute Nacht euch allen“
„Achja Caileen“
„Ja?“, fragend sah ich Reiji an.
„Heute nicht wieder abhauen“
Ich grinste und ging ohne Antwort hinaus.
Das Zimmer das die zwei Frauen mir zeigten, war wunderschön und groß. Da sollte ich schlafen!
„Seht euch um. Alles was hier bereitgestellt wird, gehört nun Euch“
Kaum hatte ich mich einmal umgedreht, waren die zwei auch wieder weg.
Nun ja. Ich sollte schon mal schlafen gehen. Auf dem Bett, lagen verschiedene Nachtgewänder. Waren die wirklich für mich? Ich suchte mir ein hübsches blaues aus, das nicht allzu edel aussah und probierte es an. Es war aus Seide und fühlte sich gleichzeitig kühl und warm an. Bewundernd sah ich mich im Spiegel an. Es passte mir gut. die anderen legte ich in den Schrank, der ebenfalls mit drei edleren Kleidern gefüllt war. Überrascht sah ich sie an. doch darüber sollte ich mir morgen Gedanken machen. Müde legte ich mich in das Bett.
Ich hörte gedämpfte Stimmen und draußen ging jemand an der Tür vorbei. Dieses Zimmer war so ungewohnt. Ich konnte mich nicht daran gewöhnen. Auch nach einer halben Stunde lag ich immer noch da und dachte nach. Wie sich alles in letzter Zeit entwickelt hatte. ich konnte es immer noch nicht glauben. Und jetzt lag ich hier und konnte nicht einschlafen. War mir der Ort zu fremd. Ich war bis jetzt auf dem Schloss und seinen Einwohnern nie gut zu sprechen gewesen und jetzt war ich hier.
Alleine. Auch die vier Drachen waren weit weg. Reiji, Sota, Toban und Yillin. Wie gern hätte ich wenigstens einer der vier in meiner Nähe.
Ich hielt es nicht mehr aus. wenn ich hier kein Auge zubekam musste ich wo anders hin. Nicht schlafen wäre nicht gerade das Beste für mich.
Entschlossen stand ich auf und schlich auf leisen Füßen ohne dass mich jemand erwischte zum Drachensaal. Kaum stand ich vor den bekannten Türen, wurde ich ruhiger. Und als ich eintrat fühlte ich mich wie zu Hause. Ich legte mich auf die Couch und war wenige Sekunden später eingeschlafen.
Tag der Veröffentlichung: 21.12.2015
Alle Rechte vorbehalten