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1. Kapitel

Nebel stieg auf und alles wurde weiß. Schon nach kurzer Zeit sah man die Hand vor den Augen nicht mehr. Dele  richtete sich von ihrem Versteck auf. Es wurde Zeit zu gehen. Leise schlich sie die Gasse entlang. So sicher ging  sie durch den Nebel, dass man meinen könnte er wäre gar nicht da. Sie stoß nirgends an und doch ging sie völlig gelassen zwischen herumliegenden Fässern durch, ohne ein einziges Geräusch zu machen. Kariffa, die Hauptstadt des Landes, wurde auch oft nur die Nebelstadt genannt, da nur ganz selten kein dichter Nebel aufzog und die Stadt einhüllte. Die Bewohner Kariffas hatten alle bereits sehr gute Augen bekommen, doch keiner konnte besser sehen  als dieses Mädchen, das dort durch die Gassen Kariffas streifte. Denn dieses Mädchen hatte eine Gabe.

 In Büchern, die meist im hintersten und verstaubsten Regal, von der an der wenigsten benutzten Bücherei, standen, war öfters davon die Rede, dass einige Elfen besondere Fähigkeiten hatten. Z.B. konnten einige ewig unter Wasser bleiben, einige hatten ganz besonders starke magische Kräfte, und so weiter. so gab es eben auch einer Gabe mit der man durch den Nebel sehen konnte. Aber es gab keine Elfen mehr. Erst vor ein paar Jahren waren urplötzlich alle Elfen verschwunden, und keiner hatte mehr eine von ihnen gesehen. Aber es ging eine Legende umher im Lande der Menschen, wo früher auch mal Elfen gelebt hatten. Und zwar hieß es, dass ein einziger Elf oder eine einzige Elfe noch am Leben war. Man glaubte, dass diese Elfe wüsste wo sich die restlichen Elfen waren, und dass sie sie eines Tages zurückholen würde. Dele glaubte, nein, sie wusste, dass die erste Legende wahr war, doch bei der zweiten hatte sie ihre Zweifel. Denn sie war diese eine Elfe! Sie war sie letzte Elfe die hier in diesem Land frei herumlief, Und es würde auch nie anders werden, denn im Gegensatz zu der Legende der Menschen wusste sie nicht wo sich die anderen ihres Volks waren. Sie wusste nicht ob alle gestorben waren oder ob sie gefangen geworden waren. Sie wusste Überhauptnichts, außer dass sie selbst eine Elfe war. Alles an ihr sprach dafür. Sie hatte lange, spitze Ohren, sie konnte so leise gehen dass niemand es hörte, sie hatte schärfere Sinne als  je ein Mensch haben könnte. Doch das wichtigste Erkennungszeichen war ihr Elfenamulett. Sie hatte es bei sich seit sie denken konnte. Jeder einzelne Elf und jede einzelne Elfe hatte eins. Es ist die Quelle ihrer Kraft. Erfahrene Elfen konnten sogar mit deren Hilfe große Zauber vollbringen, aber ein bisschen Zauberkraft hatte jeder von ihrem Volk. Dele war wie jede andere Elfe von der sie je gehört hatte.

 Plötzlich hörte Dele ein Geräusch. Langsam zog sie die Kapuze ihres langen Mantels, über ihren Kopf, da niemand erkennen durfte, dass sie eine Elfe war. Danach ging sie um die Ecke und sah am anderen Ende der Gasse eine Versammlung von ein paar Jungen, die nicht älter als 16 waren. Obwohl sie so weit entfernt waren konnte sie Dele immer noch problemlos verstehen und sehen.

„ Wann kommt sie denn endlich, sie sollte doch schon längst hier sein.“, sagte einer der Jungen.

„Sei ruhig Feldon. Bestimmt ist sie schon am Ende der Gasse und hört uns zu.“

Dele lächelte. Daren kannte sie schon besser als die anderen.

„Da hast du gar nicht mal so Unrecht. Doch wer hätte gedacht, dass ich schon direkt hinter euch bin. Ihr bekommt auch gar nichts mit!“, sagte Dele, die währenddessen immer weiter nach vorne gegangen war und direkt hinter einen von Ihnen stand. Alle Jungen erschraken völlig und sie brauchten einige Sekunden um sich wieder zu fassen.

„Verdammt, Dele. Kannst du nicht einmal auf uns Rücksicht nehmen nicht alle haben Elfenfähigkeiten wie du. Eher gesagt bist du die einzige. Kannst du uns nicht einmal warnen bevor du wieder so unerwartet auftauchst. Irgendwann bringst du uns vor Schreck noch um! „

„Scall, irgendwann werdet ihr euch daran gewöhnen, und jetzt reg dich nicht so auf, sonst wird noch einer auf uns aufmerksam.“, sagte Dele darauf, „Ach ja, dabei bin ich heute extra laut gegangen.   Zu euerm Glück werde ich eh die einzige Elfe sein die ihr je in euerm Leben sehen werdet.“, fügte sie noch hinzu.  

„Sehr laut bist du gegangen.“, brummte ein Junge namens Mandrel sarkastisch, doch Dele ging nicht darauf ein.

„So wollen wir heut noch ein paar Sachen besorgen oder stehen wir jetzt noch länger herum?"

„Meinst du, ein paar Sachen stehlen? Wenn ja, bin ich dabei.“, antwortete Feldon grinsend.

„Ja genau. Gehen wir.“ Dele ging los und die vier Jungen folgten ihr still in die Richtung des Marktplatzes.

 

Der Nebel stand so dicht das man gerade noch durch sah. Trotzdem gingen viele Menschen auf den Markt einkaufen. Die meisten taten so als wäre gar kein Nebel da. Sie hatten sich bereits daran gewöhnt. Dennoch konnte man öfters nicht verhindern dass man mit jemanden anderes Zusammenstoß. Dele zog ihre Kapuze noch mehr ins Gesicht. Sie hatte gerade einen Stand am anderen Ende des Marktes gesehen, der unbewacht war und eine Menge gute Sachen oben drauf standen. Ein perfektes Beispiel von einem Stand, wo man unbeschwert stehlen konnte. Gerade als sie Losgehen wollte, spürte sie etwas Warmes an ihrem Körper. Ihr Elfenamulett! Erschrocken griff sie an die Stelle, wo es unter ihrem Gewand hing. Er war warm und als sie ihn her raus nahm, war er so heiß, dass sie ihn auslassen musste. Das war ihr noch nie passiert. Einer ihrer Elfensinne sagte ihr, dass ihr Amulett sie warnen wollte vor Menschlichen Magie. Doch wer benutzte welche? Verwirrt schaute sie sich um. Sie war in großer Gefahr. Falls nur ein einziger dieser Zauber, sie nur berührte, würde der Magier, der diese wirkte sie sofort bemerken und es wäre aufgeflogen, dass sie eine Elfe war. Sie wusste schon lange, dass ihr Amulett aus Magie bestand, denn es war die Quelle ihrer Kraft. Sie wusste auch, dass in ihr selbst auch Magie war doch sie wusste nur nicht wie sie sich ihr Bedienen konnte. Elfenmagie, aus dem Bestand ihr Amulett, entschied sich zu sehr von der Magie der Menschenmagier. Die Magie der Elfen verband sich mit der Natur, doch die Menschen machten sich die Magie und somit die Natur zu Untertan und hatten sie so stark verändert, dass ihre Magie nicht mehr rein war und auch oft >Schwarze Magie< genannt wurde. Dele beobachtete den ganzen Platz und hielt nach einem Magier Ausschau. Von außen wirkte sie ganz ruhig und gelassen, doch innerlich war das reinste Gefühlschaos  und alle ihre Elfensinne waren bis aufs Zerreißen gespannt.

„Dele“, flüsterte plötzlich eine Stimme hinter ihr. Sie fuhr erschrocken herum und fuhr denn Jungen ebenso leise an: „Verdammt, kannst du nicht aufpassen! Du hast mich total erschreckt!“  Es war Daren, und er fand diese Bemerkung auch noch lustig, denn er fing leise zu kichern an.

„Cool. Hätte nie gedacht, dass dich jemand erschrecken könnte. Sonst hörst du jeden immer zehn Sekunden bevor man überhaupt auftaucht.“

„Halt den Mund und ruf die anderen zusammen. Wir müssen hier weg und ich besonders. Ein Magier ist hier. Wenn der mich entdeckt ist es aus mit der Elfe Dele.“

Daren verstand sofort und ging ohne ein weiteres Wort zurück in die Menge der Menschen. Dele ging an einem Stand und tat so als schaute sie sich interessiert um. Einen kurzen Augenblick lang spürte sie einem Blick in ihrem Rücken und nach kurzer Zeit noch einmal, doch diesmal blieb er an ihr hängen, aber wie Dele auch nach der Quelle dieses Blicks suchte, sie fand ihn nicht. Langsam ging sie in die Richtung einer Seitenstraße. Sie musste hier weg. Jede Sekunde die sie länger hier blieb erhöhte das Risiko geschnappt zu werden. Schnell bog sie in die Gasse ein. Was war das, sie hörte ein Geräusch. Es kam vom Gassenende und hörte sich an als gingen gerade Soldaten mit ihrem schweren Stiefeln genau auf sie zu. Wo sollte sie hin. Zurück auf den Markt, wo sie höchstwahrscheinlich von dem Magier aufgespürt wurde, oder sollte sie weitergehen und vielleicht direkt in die Arme von Soldaten laufen. Noch einmal hörte sie das Geräusch von scheren Tritten, doch diesmal waren sie schon näher. Ohne noch einmal nachzudenken ging sie wieder auf den Markt. Doch Dele kam gar nicht so weit, denn am Eingang der Gasse stand plötzlich ein Soldat, der sie verhöhnend anlächelte. Als sie sich umdrehte um in die andere Richtung zu laufen stoppte sie ebenfalls ab. Denn dort kamen jetzt gerade die Soldaten die sie soeben gehört hatte. Sie war eingeschlossen. Es waren zehn Soldaten und allen sah man an, dass sie gut ausgebildet und sehr gut ausgerüstet waren. Wären es nur die Hälfte, wäre Dele leicht mit ihnen fertiggeworden. Aber zehn waren zu viele. Da kam ihr eine Idee und sie handelte sofort. Beim Eingang der Gasse stand nur ein Soldat. Auf der anderen Seite waren die restlichen neun. Dele zückte einen kleinen Dolch und griff den Soldaten so schnell an, dass die andern gar nicht mitbekamen was sie vorhatte. Kaum lag er am Boden, rannte sie aus der Gasse hinaus auf den Markt. Doch sie war nur einige Schritte geflüchtet, und schon wurde sie von einer unsichtbaren Macht aufgehalten und wurde zurück auf den Boden geschleudert. Vor Schreck schloss sie die Augen. Sie versuchte sich zu bewegen, doch sie konnte es nicht.

„Was für ein dummes Gör. Glaubst wohl du kannst uns entwischen wenn wir einen Magier als Schutz haben. Trotzdem hast du gute Reflexe, aber du hast Glück, dass du unseren Kameraden nur verletzt hast, sonst hätte ich dir gleich ein Ende bereitet.“, hörte sie eine tiefe Stimme zu ihr sagen. „Hauptmann Beral, lass sie in Frieden. Ab jetzt übernehme ich. Der König will sie lebend!“

Dele öffnete die Augen, als man sie hochhob, und sah einem Mann ins Gesicht, der ebenfalls einen Mantel wie sie trug, aber war sein Mantel nicht schwarz in der Nacht, sondern in dem Blau der Magier. Gerade in dem Moment wollte ihr jemand die Kapuze vom Kopf ziehen, die glücklicher Weise noch immer ihr Gesicht verdeckte, aber der Magier bemerkte es und verbot es demjenigen. Vielleicht wussten es die Soldaten nicht, dass sie eine Elfe war. Doch Dele konnte nicht mehr länger darüber nachdenken, sie hörte nur mehr ein Wort, dass der Magier sprach und schon wurde sie immer müder und fiel schließlich in einen Traumlosen Schlaf.

2. Kapitel

Was war das. Ein Wort. Es drängte sie aufzuwachen. Doch sie wollte nicht. Es wurde lauter. Ein Wort. Sie verstand es nicht und doch war es ihr bekannt. Es wurde noch lauter. Es hallte durch ihren Kopf. Sie konnte sich an nichts mehr erinnern. Das Wort hallte noch einmal durch ihren Kopf. Sie verstand es nun und doch hatte sie es noch nie gehört. >Manín < Was bedeutete es? Der Drang aufzuwachen und die Augen zu öffnen wurde größer. Vielleicht ein Zauber, oder doch nicht? Sollte sie nachgeben?  Wer war sie überhaupt? Eine Elfe? Langsam kehrte die Erinnerung zurück. Der Markt! Der Magier! Die Gefangennahme! Sie konnte sich dem Zauber nicht mehr widersetzten. Sie selbst hatte das Wort noch nie gehört. Doch ihr Elfengedächtnis wusste, dass es zur magischen Sprache gehörte. Sie musste aufwachen. Der Magier war zu stark. Sie gab die Gegenwehr auf und öffnete langsam die Augen.

„Du hast lange gebraucht um sie aufzuwecken.“

„Sie ist sehr stark. Hätte ich wirklich nicht gedacht. Aber niemand ist stärker als ich, mein König.“

„Ja, ja wir wissen es alle.  Jetzt seit ruhig, Magier. Sie erwacht gerade.“

Sie war in einem großen Saal. Er war hell und von Licht durchflutet und trotzdem war seine Aura düster. Sie lag auf einem Teppich. Langsam richtete sie sich auf. Sie hatte noch alle ihre Sachen. Ihren Mantel, nur dass die Kapuze herunter gestreift war, ihren zweiten Dolch, den sie unter ihrem Mantel versteckt hatte und am wichtigsten: Ihr Amulett. Da war er wieder. Der eiskalte Blick vom Markt. Dele bekam eine Gänsehaut, drehte sich in die Richtung des Blickes, und erschrak. Gar nicht weit von ihr entfernt, stand ein Magier und beobachtete jede ihrer Bewegungen.

„Wie ist dein Name?“, hallte es durch den Raum. Es war eine tiefe, fast freundliche Stimme, die nicht dem Magier gehörte. Es war noch eine Person im Saal. Diese saß auf einem erhöhten Podest, auf einem Thron. Es war der König. Dele konnte es kaum fassen. Sie saß vor dem König von Themar. Beunruhig sah sich Dele im Raum um. Gab es irgendwo eine Gelegenheit zu flüchten? Nein, Es gab nur eine große Tür und eine kleinere aber die war direkt hinter dem König. Es waren ebenfalls keine Soldaten im Raum. Das wunderte sie. Normalerweise hatte der König immer Soldaten auf seiner Seite. Er schien es ebenfalls zu ihrer Überraschung zu merken.

„Du fragst dich bestimmt wieso hier keine Soldaten sind, oder? Wieso sollte ich Soldaten  brauchen, wenn der beste Magier an meiner Seite ist. Und zweitens würden diese Männer allen erzählen, dass eine Elfe bei mir war und dass würde die Leute nur unnötig aufregen und weitererzählen. Aber genug. ich schweife ab. Du hast meine Frage noch nicht beantwortet. Wie heißt du.“, sagte er noch einmal und wieder schwieg sie. Der König seufzte. „Nur um mal klarzustellen. Der Hofmagier hat euch Elfen…“

„Uns? Wie Ihr seht bin ich allein. Es gibt nur mehr mich.“

„Wie ich schon sagte. Der Hofmagier, der dort neben Euch steht, hat alle Elfenbücher und Aufzeichnungen studiert und weiß jetzt einiges über Euch, oder über dich. Wollt Ihr das wirklich auf euch nehmen?“

„Gegenfrage: Was wollt Ihr von mir?“

„Ich wollt nur einmal Bekanntschaft mit einer echten Elfe machen. Ist etwas so falsch dran?“

„Nein. Überhaupt nicht. Nur man muss einen nicht gleich entführen. Eine Höfliche Einladung hätte auch gereicht.“ Dele blickte misstrauisch zum König hinauf, ihre ganze Aufmerksamkeit hatte jedoch der Hofmagier, den von ihm drohte mehr Gefahr. Sie war von sich selbst überrascht. Sie war in großer Gefahr und doch tat sie so als ob nichts passieren würde.

„So, so. Humor hat sie auch noch. Naja. Ist Zeit dass wir was gegen sie in der Hand haben, damit sie nicht auf blöde Gedanken kommt. Hofmagier. Ihr wisst was zu tun ist.“

Der angesprochene nickte und sagte darauf ein leises Wort. Schon wurde sie steifer und sie konnte sich nicht rühren.

„Dann wollen wir mal sehen was wir dort finden.“, sagte der Magier und trat langsam auf sie zu. Zuerst nahm er ihr den Mantel ab und sofort sprang ihm der Dolch ins Auge. Aus den Augenwinkeln sah Dele wie er lächelte, als er ihn mit der Hand packte und ihn zur Seite legte. Dele wollte nur hier weg, doch so sehr sie sich bemühte. Mit Kraft konnte sie sich nicht befreien. Plötzlich kam ihr eine Idee. In ihren Gedanken suchte sie in ihrem Körper nach einer bestimmten Kraft, von der sie nicht wusste ob sie überhaupt da war. Doch nach ein paar Sekunden fand sie sie. Ihre Magie. Sie konzentrierte sich darauf, und dann schaffte sie es die Wand zu brechen und reine Kraft durchflutete denn Körper. Währenddessen hatte sie nicht mitbekommen was im Saal passiert war. Doch als sie die Augen wieder öffnete, sah sie in erstaunte und erschrockene Gesichter. Ihr Amulett glühte. Es leuchtete durch ihr Gewand. Selbst Dele war überrascht. Sie fing sich früher als der König und der Magier und suchte nach Worten um sich von dem Zauber zu befreien, aber ihr fielen keine ein. Sie bekam eine Wut. Auf den König und den Magier, da sie sie gefangen hielten. Auf diesen Saal, da er so hell und fröhlich wirkte. Aber vor allem auf sie selbst, da ihr nicht die richtigen Wörter einfielen.  Doch was hatte sie erwartet. Sie hatte diese Wörter noch nie in ihrem Leben gehört. Nur die Erinnerungen ihrer Eltern, die sich bei ihrer Geburt übertragen hatte, blieben ihr. Auf einmal bemerkte sie, dass sie ihre Hände wieder bewegen konnte. Wie war das geschehen. Sie hatte rohe Magie eingesetzt, kam der Zauber dadurch zu bröckeln? Doch ihr blieb keine Zeit darüber nachzudenken, denn auch der Magier hatte es bemerkt und keine Sekunde später kamen zwei weitere Magier herein, wie sie an den blauen Mänteln erkannte, und unterstützten ihn. Jetzt war es aus. Während die zwei neuen Magier sie in Schach hielten, ging der Hofmagier zu ihr und streifte Dele ihr Amulett vom Kopf. Sofort brach die eben gewonnene Magie zusammen und auch Dele selber sackte etwas ein. Der König, der alles mit angesehen hatte, erhob sich.

„Es reicht Magier. Bringt sie in den Kerker. Ich glaube diese Sache hat sich damit erledigt.“

Mit diesen Worten drehte er sich um und ging. Doch er hatte Recht. Es war vorbei. Ihre letzte Hoffnung auf Freiheit hatte sich gerade in Luft aufgelöst. Nun war sie eine Gefangene des Königs. 

3. Kapitel

Es war trostlos. Und Dunkel noch dazu! Was sollte sie eigentlich hier? War dies die Bestimmung der letzten Elfe. Ihre Bestimmung! In einem Kerker zu verrotten, obwohl sie eine Elfe ist? Nein! Weil sie eine Elfe ist. Sie war anders. Na und? Was war denn so schlimm daran. Man kann sich halt seine Abstammung nicht aussuchen.

Dele öffnete die Augen. Es wurde gerade morgen. Ein früher Sonnenstrahl verirrte sich durch das kleine Fenster gleich unter der Decke. Würde man außerhalb des Gefängnisses stehen, würde man die Fensteröffnung gleich neben dem Boden sehen. Denn der Großteil der Zelle war unter der Erde. Dele lächelte. Kurze Zeit hatte sie das Gefühl zurück wieder draußen zu sein und sich zu sonnen. Wie lange war sie eigentlich schon hier. Bestimmt schon ein paar Tage. Denn ihre eh schon so blasse Haut war noch blasser geworden, so dass sie schon weiß wirkte. Der Sonnenstrahl verschwand wieder und dass Gefühl wieder frei zu sein mit ihm. Aber es war vergebens. Der König hatte sie gefangen genommen und nach dem was sie in den Gassen gehört hatte, war er nie sehr nett gewesen. Doch Dele glaube nicht das der König grausam war. Nein er selber war ein sehr offener Mensch, der gerne den Menschen helfen würde. Aber er konnte es nicht. Er war zu beeinflussbar, und das hatte sich der Hofmagier zunutze gemacht. Dele hatte es sofort gespürt. Der Hofmagier war es, der dem König böse Sachen einredete. Woher sie das alles wusste. Keine Ahnung, sie hatte einfach ein Gefühl für so etwas. Dele hatte auch bemerkt, das der Magier sie die ganze Zeit böse angeschaut hatte und oft vor Verachtung  die Nase gerümpft hatte. Er konnte keine Elfen ausstehen. Aber wieso wohl? War er selbst ein Opfer einer Lüge gewesen, die sich jemand ausgedacht hat. Oder hatte er selbst eine schlechte Erfahrung mit Elfen. Vielleicht hat er ja schon gelebt als die Elfen noch da waren. Aber darüber nachzudenken brachte sich auch nicht. Das würde sie nicht aus dem Gefängnis herausbringen.

Gerade hatte sie den Gedanken  zu Ende gedacht, als sie ein Geräusch hörte. Es kam jemand. Von den Zellen neben ihr hörte sie ein paar klagen, dass man alle endlich freilassen sollte. Es waren meist irgendwelche Verbrecher, die jedoch auch nichts Großes verbrochen hatten. Vielleicht hatten sie ein Brot geklaut oder so was in der Art. Auch die Bestrafung solcher Leute  schrieb Dele dem Magier zu. Die Schritte kamen näher. Und blieben direkt vor ihrer Zelle stehen. Sie sah nicht wer es war, da sie mit dem Rücken zum Eingang saß und weiterhin aus dem winzigen Fenster starrte.

„Elfe. Dreh dich um. Ich weiß dass du mich schon bemerkt hast.“

„Dich hat man auch nie Geduld gelernt.“, sagte sie und blieb weiter so sitzen.

„Und dich hat man nie gelernt, dass man Respekt gegenüber anderen hat.“

„Das müsste man dich auch lehren. Aber ich habe es mir selbst beigebracht. Man zeigt nur jemanden Respekt wenn dieser ihn auch verdient hat.“

„Willst du damit sagen ich habe keinen Respekt verdient! Ich bin der zweithöchste Magier im Schloss und du nur eine kleine schmutzige Elfe, die nichts anderes verdient hat hier zu sein! „

Dele wurde plötzlich wütend, sprang auf und schrie den Magier an.

„Du sagst ich habe es verdient im Gefängnis zu sein! Was hab ich denn gemacht? Kannst du mir das sagen? Ist mein Fehler, dass ich geboren wurde? Was denn sonst? Ich bin eh schon verdammt, die letzte Elfe zu sein und ihr macht mir mein Leben noch schwerer in dem ihr mich in diese kleine Zelle steckt. Wie glaubst du sieht mein Leben aus? Leicht und fröhlich. Nein das Gegenteil ist der Fall. Es ist schwierig und traurig. Ich muss jeden Tag um das Überleben kämpfen. Glaubst du ich bekomm eine Arbeit, wenn die merken dass ich eine Elfe bin. Nein.  Ich muss jeden Tag auf der Straße schlafen. Ich kann nicht einmal zaubern. Habt ihr geglaubt ich bin gefährlich, oder was? Bin ich schon genug gestraft gewesen? Nein, ihr müsst gleich wieder gefangen nehmen und mich einsperren. Leb du einmal mein Leben und dann kannst du mir von mir aus sagen ob ich es verdient hab im Gefängnis zu sitzen.“

Dele war den Tränen nah. Doch sie riss sich zusammen.

>Du hast schon genug Schwäche gezeigt indem du ausgerastet bist, geh jetzt bloß nicht noch weiter<, sagte sie im Gedanken zu sich selbst. Der Magier war total baff. Noch nie hatte so jemand mit ihm geredet. Er brauchte eine Zeit bis er sich wieder gefangen hatte.

„Nun ja lassen wir einmal das Gespräch ruhen und kommen wir zu dem Grund wieso ich wirklich hier bin. Der König möchte dich sehen. Ich werde jetzt einen Zauber sprechen, dass du nur noch deine Füße bewegen und sprechen kannst.“

„Ach so und wenn ich nicht zum König will?“

„Dann kommst du trotzdem zu ihm, egal ob du willst oder nicht. Ich an deiner Stelle würde schon hinwollen. Er hat nämlich ein Angebot für dich. Bei dem kannst du dann „ja“ oder „nein“ sagen. Doch um das zu können musst du erst mal hingehen.“

Dele beobachtete den Magier ganz genau. Er war noch ziemlich jung. Nicht älter als 25 Jahre. Sie selbst war erst um die 17 Jahre alt.

 „Ist denn der Hofmagier da?“

„nein. Wieso ist denn das so wichtig? Unser oberste Magier  ist heute woanders beschäftigt. Außerdem werde ich es sein, der sich um dich kümmert.“

 „Ok. Wenn es so ist werde ich einmal mitkommen.“, sagte sie. Aber sie hatte ja wahrscheinlich eh keine andere Wahl. Der junge Magier lächelte.

„Achtung. Macht dich bereit, dass du bald nur noch deine Beine spürst. Es ist nur eine Sicherheitsmaßnahme.“ Kurz darauf sprach er ein paar Wörter die Dele nicht richtig verstand und nur erkannte dass sie von der magischen Sprache kamen. Kaum hatte er fertig gesprochen, fühlte Dele um ihre Arme eine Art unsichtbares Seil und konnte sich nicht mehr bewegen. Nur mehr ihre Füße waren frei. Langsam ging sie zum Eingang der Zelle, wo der Magier bereits die Tür aufsperrte. Zusammen gingen sie bis zum Ende des Ganges und dann eine Treppe hinauf. Mitten auf dem Weg blieb er stehen und sah sie interessiert an. Doch er sagte nichts.

"Nun stehen wir jetzt noch länger so herum oder gehen wir zum König. Er wartet doch schon, hast du gesagt.“

„Ja gehen wir. Nun ich muss sagen. Bis jetzt bist du die Höflichste Gefangene die ich bis jetzt gesehen hab.“

Dele lächelte und sagte nichts darauf. Sie wusste wieso er es gesagt hatte. Auch der Magier wartete nicht auf eine Antwort, sondern ging weiter auf die Tür zu, die das Schloss mit dem Kerker verband. Sie warf noch einen Blick zurück. Einen Blick auf die in Stein eingelassenen und mit Eisengittern verschlossenen Verliesen. Hoffentlich musste sie nicht mehr dort hinunter. Kaum waren sie durch die Tür gegangen, schlossen sich ein paar Soldaten an und schon waren sie auf dem Weg zum Thronsaal des Königs.

4. Kapitel

„Ein ziemlich untypischer Name für eine Elfe. Habt ihr nicht immer längere Namen?“

„Kann sein, aber falls Ihr noch nicht mitbekommen habt, bin ich nicht wie eine normale Elfe aufgewachsen! Ich hab Glück das ich überhaupt meinen Spitznamen kenne!“

„Ja genau, die Geschichte hast du mir auch schon erzählt. Aber wir werden schon alles rausbekommen was du weißt.“

Dele war weich geworden. Sie hatte alles erzählt was sie einigermaßen über sich selbst wusste. Nur leider war der König auch nur ein Mensch, der ein bisschen misstrauisch sein musste. Na ja. Da war er selbst schuld wenn er es nicht glaubte.

Plötzlich ging der Magier zum König und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Dieser nickte und sah skeptisch zu Dele.

"Ich weiß nicht ob wir ihr vertrauen können. Sie ist immerhin eine Elfe.“, sagte dieser leise zum Magier, doch Dele verstand jedes Wort sehr gut.

„Ich kann Euch versichern, dass sie die Wahrheit gesagt hat. Ich habe es mit einem Zauber überprüft.“, sagte dieser ebenso leise zum König zurück.

„Schauen wir einmal, wie sie überhaupt auf diese Frage reagiert.“

Nun drehte sich der König wieder zu Dele, die mit dem Zauber immer noch gefesselt mitten in Raum stand. Ihr war zurzeit alles egal, auch wenn sie jedes Wort hörte. Ihr war es sogar egal ob man sie wieder in eine Zelle steckte, oder ob man sie frei lassen würde.

„Elfe, kommen wir zu dem Grund wieso du hier bist.“, sagte den König, „Du kennst nicht zufällig meinen Sohn.“

„Welchen. Wenn ich mich nicht täusche habt ihr zwei Söhne.“

„Den jüngeren, Charem.“

Dele musste anfangen zu lächeln. Der Prinz, Charem war ein lustiger Tollpatsch. Ihm passierte immer irgendetwas Peinliches. Jeder kannte ihn und fast jeder machte sich über ihn lustig, wenn gerade keine Soldaten des Königs in der Nähe waren. Dele hat öfters zugehört wenn zwei Händler sich über ihn lustig machten. Das war immer sehr unterhaltsam.

„Was gibt es da zu lächeln, kennst du ihn oder nicht?“

Auf einmal wurde ihr wieder klar wo sie sich befand

„Ja, ja ich kenne ihn vom Hören und einmal hab ich ihn auch gesehen.“

„Gut, denn du kannst nun entscheiden ob du lieber in der Zelle sein willst, oder ob du lieber ihn vor Gefahren schützt.“

„Ich soll Babysitten?“

„Ja so in der Art. Nur das es ein paar mehr Regeln für dich gibt. Du bist immer noch eine Gefangene, aber du darfst dich wieder frei bewegen, aber auch nur dorthin, wo Charem hingeht, ansonsten hast du ein kleines Zimmer im Schloss, du musst nicht mehr in die Zelle hinunter. Und…“

„Ja das ist alles schön und gut, aber was mich wirklich interessiert. Bekomme ich mein Amulett zurück? Ihr wisst schon, das was ihr mir abgenommen habt.“

„Nein, das hättest du wohl gerne. Dein Amulett ist unser Druckmittel für dich. Das du uns nicht wegläufst, während du draußen bist. Was sollte dich denn sonst bei uns halten?  Wir brauchen auch eine Garantie, dass du wieder zurückkommst. Nimmst du jetzt den Vorschlag an oder nicht.“

„Und was ist mit meinen Waffen. Bekomm ich die zurück?“

„Du meinst deine Dolche. Ja die wirst du brauchen. Du bekommst sie zurück. Was ist. Nimmst du jetzt an oder nicht. Ich hab nicht mehr so lange Zeit für dich. Und das hier ist die einzige Chance.“

Dele überlegte. Es war auf jeden Fall besser als in die ganze Zeit in einer Zelle zu sein und langsam aber sicher zu verrotten. Und was war denn so schwer auf jemanden aufzupassen.

„Ich nehme an.“

„Na also geht doch. In Ordnung, und da du nun angenommen hast, verratet dir der Magier Salem noch mehr. Ich hab etwas Wichtiges vor, das ich nicht verpassen darf. Bring sie in ihr versprochenes Zimmer und erklär ihr alles.“, sagte er zu dem Magier.

„Ja, Majestät.“

Salem brachte sie in den oberen Teil des Schlosses in ein kleines, aber sehr schönes Zimmer. Dele setzte sich auf das Bett und sah den Magier entspannt an.

„Und was sollst du mir jetzt noch verraten?“, fragte sie.

„Du hast eingewilligt. Das hab ich mir schon gedacht. Was ich dir noch verraten soll? Wart einmal. Ach ja. Es ist äußerst wichtig, dass Charem nicht weiß, dass du ihn beschützt, am besten sollte er dich gar nicht bemerken. Deshalb haben wir auch dich als erste Wahl genommen. Niemand ist schneller als eine Elfe. Natürlich bekommst du auch einen Mantel, dass dich niemand als eine Elfe erkennt.“

„Ach so. Ist das dann alles. Ab wann soll ich denn mit überwachen anfangen? Schon bald? Ich müsste mich erst einmal von den Strapazen im Kerker erholen.“

„Das hängt davon ab, ob Prinz Charem in nächster Zeit weitere Reisen vorhat, oder irgendwo in den Wald geht, denn du musst wissen dort sind oft die meisten Verbrecher, die nur darauf warten ein so hohes Mitglied der Königsfamilie in die Finger zu kriegen. Das ist nämlich schon öfters passiert. Die Goldkammer des Königs hat seit diesen Vorfällen sehr abgenommen.“

„Aber das, hat mich nicht zu interessieren. Oder muss ich jetzt für den König auch noch Goldmünzen verdienen?“

„Nein natürlich nicht.“, antwortete Salem ihr. „So. Du müsstest jetzt alles wissen, was du wissen musst. Wenn du Fragen hast dann melde dich einfach bei mir.“

„Werde ich machen.“, sagte Dele gelangweilt darauf. Es war schön in einem Bett zu liegen. Und kaum war der Magier gegangen, schlief sie schon ein.

 

 „Elfe. Komm raus aus dem Bett. Dein erster Auftrag wartet.“

„Wie was. Ach so.“, Dele hatte gerade geschlafen als Salem in ihr Zimmer hereingestürmt war.

Er ging sofort wieder hinaus und Dele zog sich um. Keine Minute später war sie in der Eingangshalle des Schlosses. Dort wartete Salem bereits auf sie. Er drückte ihr noch ihren langen schwarzen Mantel und ihre beiden Dolche in die Hand, die Dele gerne entgegennahm.

„Endlich wird auch Zeit das du kommst. Charem will durch den Wald, zu seiner baldigen Verlobten Rana nach Dalen. Dein Schützling ist schon draußen. Viel Spaß.“, nachdem er das gesagt hatte, ging er sofort wieder in die andere Richtung weiter und lies Dele allein stehen. Sie meinte noch im Gedanken eine Stimme zu hören: >>Und wehe ihm stoßt etwas zu, oder er bemerkt und erkennt dich. <<, aber schon in der nächste Sekunde hatte sie es vergessen. Schnell und auf leisen Sohlen bemühte sie sich aus dem Schloss zu kommen, doch zuerst zog sie den Mantel an. Draußen war Prinz Charem schon und wollte sich auf den Weg machen. Doch einer der Offiziere hielt ihn noch auf.

Aber es dauerte nicht lange und schon konnte er sich auf den Weg machen. Er ritt ein braunes Pferd und nur zwei Krieger begleiteten ihn. Na echt. Jetzt war Dele klar, wieso er so ein leichtes Ziel war. Wenn Dele keine Elfe wäre, dann hätte sie jetzt ein Problem, denn niemand hatte sie gefragt ob sie ein Pferd brauchte. Aber da sie ja eine war, brauchte sie zum Glück keines. Denn sie konnte sehr schnell rennen und hatte eine große Ausdauer.

Woher wussten, den alle so viel über sie. Ihr kam es vor als wüssten die Magier mehr über sie als sie selbst. Na ja. Was wahrscheinlich auch stimmte. So alt wie sie waren, haben sie bestimmt ein paar von ihrem Volk gekannt. Aber alles was jetzt zählte, war der Auftrag und darum ihr Amulett zurückzuholen. Ohne ihn fühlte sie sich leer und unvollständig. Sie hatte es noch nie Abgelegt, und mit der Zeit fügte ihr das Fehlen Schmerzen zu. Zwar keine Äußerlichen, aber seelische. Sie war so in sich vertieft das sie zuerst gar nicht mitbekam, dass Charem schon losgeritten war. Doch plötzlich wurde sie sich dessen bewusst und lief ihm in einem gewissen Abstand nach.

Bis sie durch die Stadt gekommen waren und in den Wald reinritten, war es eine längere Zeit, in der die umso mehr aufpassen musste nicht bemerkt und gesehen zu werden. Der Nebel stand heute gar nicht so dicht. das sogar einige Sonnenstrahlen den Boden erreichten. Sobald sie den Wald betraten, konnte sie sich etwas entspannen. Aber nur für kurze Zeit, denn in der Stadt waren sie nur im Schritt geritten, jetzt aber trabten  sie an und Dele musste ebenfalls rennen um halten zu können. Der Weg im Wald war ziemlich lang, und sie machten öfters Halt um die Pferde ausschnaufen zu lassen. Es war ein schöner Tag. Dele konnte sich nicht vorstellen, dass irgendwas passieren würde. Die Vögel zwitscherten und der Wind rauschte durch die Blätter der Bäume. Sie hatten schon die Hälfte der Strecke hinter ihnen, und es war noch nichts geschehen.

>Das heißt aber nicht, dass jetzt nichts mehr passieren wird. <, dachte Dele.

Dies bewahrheitete sich auch nach einer weiteren Zeit. Plötzlich sah sie einen Schatten vorbeihuschen, der jedoch gleich wieder verschwand. Seit dem hielt sie besser Ausschau und war auf alles gefasst. So überraschte es sie nicht ganz so sehr, als sie auf einmal von zwei Banditen angegriffen wurde. Beide gingen gleichzeitig im Schatten der Bäume auf sie los. Auch wenn sie gut aufgepasst hatte, war sie sehr überrumpelt. Aber dank ihrer schnellen Reflexe konnte sie den Überraschungsangriff wieder ausgleichen. Sie dachte an nur mehr daran sich zu verteidigen und ihr Blickwinkel verengte sich auf die beiden Gegner. So leise hatte sie noch nie gekämpft, und das musste sie auch. Denn sie war nicht sehr weit vom Prinzen und seinen Begleitern entfernt. Der Prinz! Dachte sie erschrocken. Schnell warf sie mitten im Kampf einen Blick zu ihm. Er ritt ganz gemütlich mit den beiden Kriegern weiter. Er wurde nicht angegriffen. Plötzlich breitete sich ein Schmerz in ihrem Körper aus. Einer hatte sie erwischt. Schnell richtete sie sich wieder den beiden Banditen zu. Wieso griffen sie zuerst sie an. Sie machte ein paar ausgefallene Schritte und schaffte es schließlich mit einen ihrer Dolche einen von ihnen am Arm zu verletzten. Die Wunde war sehr groß und er sang vor Schmerz zu Boden. Der andere war geschickter und selbst für Dele war es schwer ihm überhaupt zu folgen was für eine Bewegung er machte. Sie zog ihren zweiten Dolch ebenfalls zur Sicherung. Sie wusste nicht ob sie es schaffen konnte ihn zu vertreiben. Sie war bis auf das letzte Angespannt. Verdammt. Sie musste es schaffen ihn zu besiegen. Doch wie? Kurze Zeit ließ er von ihr ab und sprang auf einen größeren Stein hinter ihm. Erst jetzt konnte sie ihn genauer beobachten. Er hatte längere schwarze Haare, die ihm strähnig in sein Gesicht hingen. Schnell prüfte sie nochmals ihre Kapuze. Sie war noch am richtigen Fleck. Plötzlich fiel ihr der zweite Mann ein, der sie angegriffen hatte. Sie ging ein paar Schritte zurück, doch sie sah ihn nicht mehr. Als sie wieder aufsah, war der schwarzhaarige Mann auch verschwunden. Sie war verwirrt und schrie leise erschrocken auf. Wo waren sie hin und wie sind sie verschwunden? Ihr Kopf arbeitete auf Hochtouren. Doch sie fand einfach keine Lösung. Dass musste sie auch nicht. Sie musste nur auf den Prinzen achtgeben. Charem! Sie hatte ihn bereits das zweite Mal heute vergessen.

>Bestimmt sind die schon viel weiter vorne. <, dachte sie und sprintete mit ihren letzten Kräften durch den Wald. Kurze Zeit später fand sie die drei. Wohlauf und unversehrt. Ihnen war nichts geschehen. Sie sind nicht einmal angegriffen worden. Aber wieso nicht. Sie war ja länger nicht da gewesen. Oder waren die Banditen nur zu zweit? Fragen über Fragen. Die Dele alle nicht beantworten konnte. Es dauerte nicht mehr lange und sie kamen aus dem Wald hinaus und hielten auf eine Stadt zu. Die Stadt Dalen. Inzwischen war es Abend geworden. Sie waren den ganzen Tag geritten und hatten die Pferde nur wenig ausschnaufen lassen. Wie am Anfang des Weges musste sie auf der Ebene zwischen Wald und Stadt, besser aufpassen und in einem weiteren Abstand laufen. Doch nun wurden sie langsamer und gingen im Schritt in die Stadt, bis zu einer Mauer mit eingelassen Tor. Neben dem Tor standen zwei Wächter und grüßten den Prinzen und ließen ihn mit seinen Kriegern ein. Sollte sie einfach weitergehen? Ja. Was sollte sie sonst machen. Langsam ging sie weiter und wollte gerade durch das Tor gehen, als sie aufgehalten wurde.

„Halt. Hier geht es nicht weiter. Hier dürfen nur Leute hinein, die zur Königsfamilie gehören oder die einen Termin haben.“, sagte einer der Wächter und stellte sich vor ihr hin.

„Ich muss aber hinein.“, sagte Dele als Antwort. Wussten die nicht dass ihr Auftrag war den Prinzen zu beschützen?

„Wieso musst du hinein. Du hast hier nichts zu suchen, Mädchen!“

Mädchen? Erst jetzt wurde ihr bewusst dass sie immer noch ihre Kapuze auf dem Kopf hatte.

„Ich bin kein normales Mädchen.“, sagte sie genervt, „ich habe den Auftrag den Prinzen zu beschützen!“

„Den Prinzen? Prinz Charem?“, fragte er ungläubig, „na das haben wir noch nie erlebt, dass sich kleine Mädchen so etwas überlegt haben, nur um in die Schloss zu kommen!“, sagte er zu seinem Kollegen hinüber.

Dieser lachte laut auf. „nein. Das hatten wir noch wirklich nicht. Und jetzt geh. Erzähl keine lügen mehr und kümmere dich in Zukunft um deine eigenen Sachen.“

Kleines Mädchen! Das ging zu weit. So schnell konnte der Wächter vor ihr gar nicht schauen und schon hatte er einen ihrer Dolche am Hals und der zweite war in die Richtung des zweiten Wächters gestreckt. Beide waren Starr vor Schreck.

„Ich lüge nicht. Ich bin sehr wohl in der Lage jemanden zu beschützen.

„Verdammt. Dieses Mädchen hat Waffen!“

Sie seufzte und steckte die Dolche wieder zurück.

„Ich werde euch nichts tun. Aber ich muss da hinein. Fragt doch den König. Er hat es mir aufgetragen. Glaubt mir. Ich würde viel lieber verschwinden.“

Schon kamen weitere Krieger und hielten sie an den Armen fest. Sie tat Überhauptnichts. Sie stand einfach da und tat nichts. Erst als ihr einer die Kapuze runterziehen wollte, entwand sie sich blitzschnell mit einer Hand dem Griff eines Kriegers und hielt sie oben an ihrem Kopf fest.

„Das würde ich nicht machen. Vor allem nicht hier herraußen.“, zischte sie ihn an.

„Nun gut, dann gehen wir in das Hauptquartier.“

Schon gingen alle los. Dele in der Mitte eingesperrt. Kaum waren sie drinnen, drückte ein Krieger sie auf einen Stuhl und zog die Kapuze herunter. Sofort machten alle einen Schritt von ihr weg. Sie hatten auf den ersten Blick in ihr Gesicht erraten, was sie war. Als wäre es nicht Schreck genug, kam mit einem Krach, ein Magier in das Hauptquartier gestürmt, das ganz in der Nähe des Tores war.

„Krieger ich bringe wichtige Nachricht. Der König hat eine Elfe aufgespürt und sie zum heimlichen Leibwächter seines Sohnes gemacht. Ihr müsst ihr Einlass gewähren wenn sie…“, weiter kam er nicht, denn er hatte Dele entdeckt, „oh. Sie ist bereits da. Es tut mir leid, aber ich habe soeben erst eine Nachricht von Magier Salem bekommen, dass es dich gibt.“, sagte er. Jedoch hörte es sich an als ob es ihm überhaupt nicht Leid tat. Das konnte man ja auch nicht von ihm erwarten.

„Schon gut.“, sagte sie und stand vom Sessel auf.

Der Magier zeigte auf den Wächter, den sie vorher das Messer an den Hals gehalten hatte.

„Es wird das Gästezimmer für sie hergerichtet, sorge dafür dass sie dorthin geht. Und du“, wendete er sich an Dele, „sorgst dafür dass dich niemand erkennt. Los!“

Sie zog die Kapuze wieder über den Kopf und folgte den Krieger in das Schloss bis vor das Gästezimmer. Sie würde morgen wieder geweckt werden, wenn sich Charem wieder auf den Weg nach Hause machen würde. Vor der Tür blieben beide stehen.

Der Krieger sah sie fragend an. „Wieso hast du uns angegriffen. Das verstehe ich nicht ganz und danach hast du die Dolche sofort wieder weggesteckt. Wieso? Das hat sich im Grunde nichts gebracht.“

„Doch. Ich wollte nicht auch noch den Rest meiner Würde verlieren.“, sagte sie ohne Emotionen, machte die Tür auf und trat ein. Noch bevor der Krieger etwas erwidern konnte knallte sie die Tür schon wieder zu.

5. Kapitel

Das Zimmer war hell erleuchtet. Es war schon spät. Schnell stand Dele auf und ging zum Fenster. Die Sonne stand schon hoch am Himmel. Schnell nahm sie den schwarzen Umhang, den sie am Abend abgelegt hatte und schwang ihn sich über. Auch wenn es komisch aussah am Tag einen so langen Umhang mit Kapuze zu tragen. Doch sie müsste ihn tragen, damit man sie nicht als Elfe erkannte. Aber, Dele wurde nachdenklich, erkannte man sie nicht dadurch auch als anders. Denn welcher normale Mensch zieht jeden Tag einen Umhang an, wenn man nicht ganz gestört ist? Doch darüber hatte sie jetzt keine Zeit nachzudenken. Als ersteres hieß es, erkundigen, wann der Prinz wieder abreisen wollte. Leise ging sie hinaus auf die leeren Gänge dem Schloss. Auf ihrem Weg nach draußen sah sie nur eine einzige Angestellte die schnell an ihr vorbeilief ohne sie zu bemerken. Da Dele nicht wusste wo sie hinsollte ging sie wieder zum Hauptquartier der Krieger.

Ohne anzuklopfen trat sie ein und traf wieder auf den Krieger, der sie am gestrigen Abend zum Zimmer gebracht hatte. Nicht schon wieder er, dachte sie genervt, aber sie konnte ja nichts dagegen machen.

„Sag mal. Weißt du wo der Prinz ist oder wann er wieder nach Hause zurückkehren will?“, sagte sie lässig und der Krieger, zuckte zusammen vor Schreck und drehte sich mit gezogenem Schwert zu ihr um. Jedoch erkannte er sie im nächsten Moment und stoppte ab. Er versuchte es sich nicht anmerken zu lassen, dass er überrascht war, dass sie hier war ohne dass er es gemerkt hatte. Doch Dele hatte es schon längst gemerkt, sagte jedoch nichts dazu und grinste nur leicht.

„Äh nein, tut mir leid. Da müsst ihr ihn schon selber fragen, aber soweit ich gehört habe nicht vor morgen.“

Dele seufzte laut und verdrehte sichtbar die Augen. „Leider steht es mir nicht zu ihn zu fragen, da unser lieber König mir aufgetragen hat unerkannt zu bleiben und jeden Kontakt zu unserem Prinzchen zu vermeiden."

Der Krieger sah sie kurze Zeit ärgerlich an, jedoch bekam er seine Gefühle schnell wieder unter Kontrolle. Man sah ihm an das er nicht wirklich wusste was er sagen sollte.

„So. Was ist nun. Gibt es irgendjemand den ich fragen kann, wann das soweit ist, oder stehen wir noch länger hier herum. Vielleicht machst du das gern, aber ich bin da anderer Meinung. Nun. Ich warte auf Vorschläge. Ich würd mich ja selbst auch den Weg machen, aber wie ihr ja wisst bin ich gestern das erste Mal hergekommen und ich kenne mich rein gar nichts aus.“, sagte Dele auf die Stille darauf. Der Krieger nervte sie. Dennoch sprach sie so nett sie konnte.

Der Krieger schien aus einer Art Trance zu erwachen.

„Äh klar. Ihr könntet den Hauptmann fragen. Der müsste es wissen. Ich bringe Euch zu ihm.“ Schon ging er hinaus in die Richtung des Haupthauses. Dele folgte ihm kurz darauf.

 

Das Arbeitszimmer des Hauptmanns war Protzig. Dele verdrehte verachtend die Augen. Sie hatte Glück das es der Hauptmann nicht bemerkte, den keine zwei Sekunden Später sah er auf und blickte sie an. Dele bemerkte seinen bewertenden Blick. Auch wenn sie verachtet wurde von so vielen Leuten, blickte sie stolz zurück. Sie würde sich ihm nie im Leben unterordnen. Einige Zeit lang starrten sie sich so an, bis er leicht unruhig wurde und aufstand.  Dele grinste leicht.

„Nun. Was wollt ihr? Was führt euch in meine Gemächer?“

„Ich brauche Informationen.“

„Und wegen was?“

Dele zwang sich ruhig zu bleiben. Waren alle Menschen so begriffsstutzig? Nein nicht alle. In diesem Moment dachte sie an ihre alte Bande. Was die wohl dachten was mit ihr passiert war. Bei ihnen war manchmal nur ein Blick nötig damit jeder wusste was man vorhatte.

„Gegenüber den Prinzen“, sagte sie ganz ruhig und nett. „Ich muss wissen wann er vorhat wieder abzureisen.   Und außerdem wo er sich befindet damit er nicht angegriffen wird oder dergleichen.“

„Ach so. Wieso sagt Ihr das nicht gleich. Der Prinz hat vor morgen wieder zurückzukehren. Es ist nur ein kurzer Besuch. Wenn es soweit ist wird Euch Bescheid gesagt aber solange Unsere Hoheit bei uns weilt stehen er und seine Verlobte unter meiner Bewachung. Außerdem ist es auch sehr unwahrscheinlich das hier irgendjemand ist der ihm den tot oder dergleichen wünscht. Also könnt ihr euch beruhigen.“

„Heißt das ich soll mich da raushalten?“

„Ja“, sagte der Hauptmann.

„Wissen sie was. Ich würd mich gern selbst um seine Bewachung kümmern.“

„Nein danke aber sie werden nicht gebraucht. Wir melden uns bei Ihnen wenn er abreist. Sie dürfen jetzt gehen“

Dele war wütend. Sie stand auf das sie direkt vor ihm stand und stützte ihre Hände auf den Tisch.  Kurz fragte sie sich wieso sich so um Prinz Charem kümmerte und es nicht einfach dem Hauptmann überlies. Dann erinnerte sie sich wieder daran. Ihre sogenannte Freiheit hing davon ab. Im letzten Moment ries sie sich jedoch zusammen und beruhigte sich.

„Na gut. Wenn es Eure Aufgabe ist dann halte ich mich heraus.“, sagte sie mit einem falschen lächeln. Nachdem drehte sie sich um und ging mit großen Schritten aus dem Zimmer.

Kaum war sie draußen wandte sich der Hauptmann dem Krieger zu, der immer noch neben der Tür stand. Sein Blick war auf den Boden gerichtet.

„Wie ist dein Name?“

„Faran Karél, Sir“

„Gut Faran. Ich habe eine Aufgabe für dich. Du wirst dich nur mehr darum kümmern. Ist das klar!“, sagte er bestimmend.

„Ja Sir“

„Du wirst der Persönliche Leibwächter von der Elfe Dele. Sollte sie irgendwas anstellen mach ich dich dafür verantwortlich. Verstanden? Aber wenn sie etwas anstellen sollte hole dir Verstärkung. Sei nicht so dumm zu glauben das du gegen sie ankommst.“

Faran nickte.

„Dann kannst du gehen.“

Faran verbeugte sich noch einmal und ging dann zur Tür hinaus die er leise schloss.

 

Gerade als er vor ihrer Tür ankam, ging Dele hinaus. „Wo wollt Ihr denn hin?“ „Hinaus. Bin ich etwa hier auch gefangen? Keine Sorge ich weiß wie man mich nicht erkennt. Wenn es das ist.“

Faran überlegte sich fieberhaft eine Antwort, jedoch fiel ihm keine ein.

„Ist es oft bei dir so, dass du nichts antwortest? Wenn ja sollte man das ändern. Kommt nicht gut rüber.“, sagte Dele und ging einfach ohne irgendwas weiter an ihm vorbei.

Schnell ging Faran hinter ihr her. Dele ging inzwischen durch die ganzen Gebäude und Innenhöfe und machte sich ein Bild von dem Schloss. Sie ging gerade über einen Hof mit einem schönen Brunnen als ihr der Hauptmann entgegen kam.

„Was macht ihr hier wenn ich fragen darf. Wie ich schon sagte. Ihr werdet nicht gebraucht. Und habt Ihr außerdem vergessen wer Ihr seid. Hier in diesem Schloss leben und bewegen sich nur die vornehmsten Leute, und damit seid Ihr nicht dabei. Es wäre besser wenn Ihr auf Eurem Zimmer bleibt.“

„Es tut mir leid. Ich wusste nicht dass ich hier auch gefangen bin. Ich werde mich sofort zurückziehen“, sagte sie Höflich und doch ein wenig arrogant zu ihm, drehte sich auf der Stelle um und ging in Richtung ihres Zimmers. Sie hatte fast alles gesehen. Nur das wollte sie.

Wieder in ihrem Zimmer, hörte sie genau wie sich zwei Krieger vor ihre Tür stellten. Dele konnte darüber nur lächeln. Ohne einen Laut zu machen, öffnete sie das Fenster und schwang sich auf das Dach. Von hier oben war eine herrliche Aussicht über die Stadt Dalen. Sie lauschte nochmals. Sie hörte niemanden. Sie machte leise ein paar Schritte und sah in den Innenhof hinab. Wie zuvor war alles Still und niemand war herraußen. Jedoch hatte sie keine Zeit um weiter darüber nachzudenken. Sie musste Charem finden. Immer weiter kletterte sie über die Dächer, und passte auf das keiner sie sah. Weder von unten noch von einem Fenster aus. Nachdem sie einige Zeit herum balanciert war sah sie endlich was sie suchte. Er stand zusammen mit einer hübschen Frau auf einem Riesigen Balkon. Neben ihnen war ein Tisch aufgestellt wo alles anscheinet für ein Essen hergerichtet wurde. Sie waren allein. Dele wusste sofort um wen es sich da unten handeln musste. Die Verlobte von Charem, Rana. Jedoch sah sie sofort dass dazwischen keine Liebe war. sondern nur rein Freundschaftlich. Man sah es an der Art wie sie sich bewegten und miteinander sprachen. Die Armen. Das sie einander heirateten mussten. Bestimmt war das alles eine arrangierte Hochzeit zwischen den Vätern. Nun ja . wenigstens konnten sie sich gut leiden. Es wäre noch schlimmer wenn sie sich nicht ausstehen könnten, dachte Dele.

Sie wollte sie gerade wieder auf den Rückweg machen da ja gerade nichts Gefährliches in der Nähe war, als sie plötzlich eine Bewegung sah. Durch die Terrassentür kam ein Diener heraus und stellte ein Tablett mit Essen und Getränken auf den Tisch.

Dele versuchte sich zu beruhigen. Es war nur ein Diener. Kein Grund zur Beunruhigung. Jedoch hatte Dele das Gefühl das irgendetwas nicht mit ihm stimmte. Das er irgendetwas im Schilde führte. Ganz genau beobachtete sie wie er sich noch einmal verbeugte und zurück zur Tür ging. Charem und Rana die sich noch bedankt hatten, wandten sie wieder anderen Dingen zu.

Ein zweites Mal wollte sie sich erheben um davon zugehen, doch schon wieder kam der gleiche Diener wieder heraus, doch diesmal ohne Tablett. Nur mit einem Dolch. Charem und Rana hatten ihn nicht bemerkt. Leise schlich er sich näher an sie heran. Dele erkannte sofort was er vorhatte. Blitzartig schwang sie sich vom Dach, direkt auf den Diener. Schon bevor er wusste was geschah, hatte Dele ihm den Dolch entwunden. Ohne weitere Zeit zu verlieren, schmiss sie den Diener vom Balkon. Geschmeidig wie eine Katze landete sie neben ihn. Nebenbei bemerkte sie wie Charem und Rana sich erschraken und in der ersten Möglichkeit hinein in das Zimmer flüchteten. Von Dele nahmen sie keine Richtige Notiz. Was ihr nur recht gewesen war.

Unten am Boden lag der Diener. Er lebte noch. Jedoch hatte er sich beim Sturz das Bein gebrochen. Sie stellte sich neben ihn und nahm den Dolch in die Hand. Es war ein billiges Exemplar. Schlicht und schlecht verarbeitet. Man könnte es auch für einen Augenblick für ein Messer halten. Sie wandte sich wieder dem Diener zu, wenn er überhaupt einer war. Er war bewusstlos geworden. Hielten die Menschen den gar nichts aus? Das waren ja nur ein Sturz vom Balkon und ein gebrochenes Bein gewesen. Dele lächelte nett als der Hauptmann außer Atem nach einer Zeit zur ihr trat. Beim Vorbeigehen drückte sie ihm den Dolch von dem Mann in die Hand.

„Ich sehe schon. Ich werde nicht gebraucht. Ihr habt ja alles unter Kontrolle.“

Sie konnte sehen wie der Hauptmann sich ärgerte, jedoch blieb sie ganz ruhig und ging einfach vorbei wieder in ihr Zimmer. Dele war sich sicher das der Hauptmann ihn nun bestimmt besser bewachen würde. Bestimmt wollte er ihr nicht noch einmal so einen Triumph gönnen. Denn Rest des Tages blieb sie in ihrem Zimmer. Zwar wäre sie viel lieber draußen gewesen aber es reichte für den heutigen Tag. Auch sie musste sich ausruhen. Morgen würden sie wieder zurück in die Hauptstadt reisen.

6. Kapitel

Als sie am nächsten Morgen wieder aufstand freute Dele sich wenigsten für eine Zeit nicht mehr diesen Krieger sehen zu müssen, der sie anscheinend immer verfolgte was immer sie tat. Doch sie hatte sich zu früh gefreut. Als sie sich ebenfalls auf den Rückweg vorbereitete, sah sie dass er sich ebenfalls ein Pferd richtete. Es verwunderte sie nicht dass jetzt noch jemand mitgeschickt wurde, nach dem Angriff aber wieso war es ausgerechnet er! Nun war es beschlossen. Das Schicksal hasste sie. Mürrisch machte Dele weiter und folgte Charem, Faran und den andern zwei Kriegern in einem Abstand. Wieder ging es aus der Stadt in den Wald hinein nur nun in anderer Richtung.  Sie waren noch gar nicht lang geritten und gelaufen, da hörte Dele plötzlich ein rascheln in den Bäumen. Jedoch konnte sie nicht ausmachen von wo. Es schienen viele zu sein die sich im perfekten Kreis um sie positioniert hatten. Verdammt sie musste etwas unternehmen. Doch was hatte sie keine Ahnung. Aber lange darüber nachzudenken hatte sie auch keine Zeit, schon kurz darauf sah sie plötzlich jemanden von der andern Seite auf die Wächter zu rennen und schon waren alle bis auf den Prinz, der in der Mitte völlig perplex gefangen war, in einen Kampf verwickelt. Im nächsten Moment wurde auch Dele angegriffen. Jedoch war der Kampf nach ein paar Sekunden vorbei. Diese Banditen waren nicht sehr gut. Schnell verschaffte sie sich einen Überblick. Inzwischen hatte auch Charem sein Schwert gezogen. Einer der Wachen war vom Pferd gefallen und kämpfte gegen einen Banditen mit roten Haaren. Der andere und Faran saßen noch und kämpften aus erhöhter Position. Ein Bandit lag bereits tot am Boden. Also waren es sechs. In den Bäumen hörte sie nichts weiter. Das mussten alle sein. Dele hoffte sie habe nicht zu lange gewartet und alles begutachtet. Jedoch hatten es alle unter Kontrolle. Als der Bandit, der mit Charem kämpfte sah das einer der andern in großer Bedrängnis waren, kam er ihm zu Hilfe und plötzlich ging einer von Charems Wachen zu Boden. Er war tot. Jedoch kam der Bandit bei dem Mord ebenfalls um. Darauf flüchteten die letzten drei in die Wälder Diesmal machten sie jedoch den Fehler alle in Deles Waldhälfte zu flüchten. Jedoch war nicht lange ruhe. Wie aus dem Nichts schoss ein Pfeil auf die zweite Wache die Dele nicht kannte ab. Nur noch Faran und Charem waren übrig. Schnell und lautlos machte sich Dele daran die restlichen drei zu suchen. Schon fand sie sie im Dichten Gebüsch und kurz darauf lagen alle am Boden des Waldes und waren bewusstlos. Sie hatte keinen der Drei getötet, da es auch so ging. Dele war als Elfe dem Sinnlosen töten gänzlich abgeneigt. Nur wenn sie es zum Überleben brauchte oder wenn sie in Gefahr war tötete sie Menschen, was bis jetzt noch nicht vorgekommen war. Dele ging wieder zu Faran und Charem und wartete im Dunkeln des Waldes. Die beiden brauchten eine Verschnaufpause. Dele beobachtete alles ganz genau. Ab und zu sprachen der Prinz und der Krieger miteinander aber Dele achtete nicht darauf. Sie fixierte sich nur auf das Umfeld und ging im gleichen Tempo mit den Pferden mit auch wenn es auf die Dauer anstrengend war. Denn nach dieser kurzen Pause waren sich die beiden einig schnell zurückzukehren. Und zwar im Galopp. Zum Glück hatten sich die Pferde beruhigt und auch die beiden Pferde der andern Wachen waren ruhig. Die leblosen Körper hatten sie auf die Sattel geschnallt. Denn sie am Boden herumliegen lassen, das wollten sie nicht. In Kariffa wurden sie bereits erwartet. Sofort wurde Prinz Charem in seine Gemächer gebracht und um die Toten Krieger wurde sich gekümmert. Damit war Deles Dienst vorbei. Da niemand kam um ihr irgendwas zu sagen, ging sie zu dem Zimmer, wo der Magier Salem sie das erste Mal gebracht hatte. Schon kurz nachdem sie dort angekommen war, kam dieser ebenfalls in das Zimmer.

„Dele. Da seid ihr ja wieder. Ist irgendwas vorgefallen.“

„Nein natürlich nicht. Es sind nur zwei der Krieger tot umgefallen, während des langen Ritts.“, sagte sie sarkastisch.

„Das ist nicht lustig. Ihr hättet sie bewachen müssen.“

„nein tut mir leid dass ich dich korrigieren muss. Aber ich soll den Prinzen beschützen. Nicht seine Beschützer. Da sieht das menschliche Krieger nichts bringen. Die können nicht mal sich selbst beschützen. Wie wollen sie dann den Prinzen beschützen?“

„Das waren gute Krieger. Sie haben sich für den Prinzen geopfert. Aber ich weiß gar nicht wieso ich das mit dir berede. War sonst noch irgendwas. Wovon Prinz Charem nichts weiß? Außer dem Angriff in der Schloss“

Kurz überlegte Dele ob sie sagen sollte das sie am Hinweg auf angegriffen wurden. Doch sie entschied sich dagegen. Sie hatte so ein Gefühl das dies nichts mit dem Prinzen zu tun hatte.

„Nein. Sonst war nichts“, sagte sie ganz ruhig.

„Da war doch was. Und ich verlange dass Ihr es mir sagst.“

Dele gab sich geschlagen. „Am Hintritt sind wir auch angegriffen worden, oder besser gesagt ich. Der Kampf war sehr schwer und es waren nur zwei. Ich konnte gegen sie bestehen und auf einmal waren sie weg. So schnell und lautlos wie sie gekommen waren. Als ich nach Charem und seine Begleiter sah, hatten die nicht einmal etwas gehört und auch ansonsten war alles ruhig.“

„Und Ihr glaubt dass es kein Angriff auf den Prinzen war.“

„Ja davon bin ich überzeugt. Der Angriff hat mir gegolten. Am Anfang war ich mir nicht ganz sicher, aber spätestens jetzt schon.“

Als Salem sie fragend ansah, seufzte sie kurz. „Das Verhalten, der Angriffsplan, die Leute selbst außerdem das Können mit Waffen umzugehen. Alles war anders. Die Banditen die uns heute angegriffen haben, waren schlecht organisiert und sind auch nicht die besten Kämpfer gewesen. Für Eure Soldaten vielleicht gut genug, aber für mich etwas zu tief. Beim ersten Angriff gegen mich, war sogar schon einer von ihnen schwer zu bezwingen.“

„Gut, trotzdem hättet Ihr es mir gleich sagen müssen, schließlich sind wir ja für Euch verantwortlich. Wenn Ihr mich entschuldigt. Ich habe noch etwas anderes zu erledigen. Ich  melde mich sobald Ihr wieder gebraucht werdet. Dele. Ihr dürft euch frei in der Stadt bewegen, aber versucht nicht irgendwas anzustellen, denn ich merke jeden Schritt den ihr geht.“ Ohne auf eine Antwort zu warten ging er nach draußen und ließ Dele alleine sitzen.  Was jetzt. Sollte sie in die Stadt gehen? Ja. Wer wusste wann sie wieder einmal die Möglichkeit dazu haben würde. Da sie immer noch ihren Umhang trug, ging sie gleich hinaus. Die Wachen beobachteten genau was sie tat, doch sie hinderten Dele nicht daran.

Während sie durch die vertrauten Gassen ging, überlegte sie, was sie eigentlich tun wollte. Zu ihrem alten Versteck konnte sie nicht. Wenn dieser Magier sie wirklich überwachte würde sie ihn so doch direkt zu ihrer alten Bande führen. Doch sie wollte sie treffen. Die Jungs Feldon, Daren, Scall und Mandrel. Sie waren immer die einzigen gewesen die ganz genau wussten,  wer sie war. Zu der Zeit waren sie ja immer am Markt. Doch ob sie dort waren? Dele hatte nur eine Möglichkeit es rauszufinden. Sie musste dort hin. Durch ein paar Abkürzungen war sie kurze Zeit später dort. Ein Blick über den Markt sagte ihr, dass sie dort waren. Zumindest einer. Daren sah sich gerade an einem Stand um. Zum Glück war ihre Gabe nicht durch den Verlust ihres Amulettes geschwächt worden. Denn sonst hätte sie Probleme durch den Nebel zu sehen.  Still und leise stellte sie sich neben Daren an den Stand und tat so als ob sie sich das Essen ansah, welches dort lag. Kaum hatte er sie bemerkt und erkannt, wollte er etwas sagen. Doch mit einem Blick brachte Dele ihm zum Schweigen. Wortlos drehte sie sich um und ging zurück in eine der Gassen. Sie wusste das Daren ihr in einem kleinen Abstand folgen würde. Doch lange hatte er diesmal nicht gewartet, denn kaum hatte sie sich an die Mauer gelehnt um zu warten, kam er schon angerannt. Ungläubig starrte er sie an. Wie lange war es eigentlich her, dass sie sich das letzte Mal gesehen hatten? Er sah so müde und fertig aus.

„Dele! Was machst du hier? Ich hörte dass du von einem Magier gefangen worden bist. Hast du dich wieder befreit?“

Sie schüttelte bloß leise den Kopf. „Ich bin immer noch eine Gefangene, aber ich darf mich in der Stadt frei bewegen, solange ich nichts anstelle. Mal sehen, wie lange das gilt.“

„Wie du darfst dich frei bewegen. Warum läufst du nicht einfach weg“

„Das geht nicht. Sie haben etwas was mir gehört und ohne es kann ich nicht fort. Außerdem verfolgen sie mich auf Schritt und Tritt. Auch wenn man es nicht sieht. Magier haben wohl ihre Tricks dabei.“  Sie vermied es absichtlich sich Zuviel umzusehen, doch Daren konnte nicht anders und sah sich ganz genau um.

„Jetzt schau doch nicht so auffällig. Nicht einmal ich kann sie ausmachen.“, zischte sie ihn an.

Er zuckte leicht zusammen. „und was hast du jetzt vor?“

„Das was die Magier und der König für mich vorsehen. Ich kann mich nicht befreien, dazu bin ich noch zu schwach. Aber das wird nicht mehr lange so sein. Ich wollte gerade nur sehen, ob es dir und den anderen gut geht und euch Bescheid sagen. Ich muss jetzt wieder gehen. Sag den anderen liebe Grüße von mir“ Schon drehte sie sich um und wandte sich zum Gehen.

Daren nickte nur und drehte sich nach einer Zeit ebenfalls um zur Straße, während Dele schon wieder Richtung Palast ging. Was sollte sie noch hier in der Stadt, wenn sie nichts falsches tuen durfte.  Die Wachen waren kein Problem mehr, den sie liesen sie einfach so ein und Dele ging die Stufen hinauf in das Zimmer wo sie sich auf das Bett setzte und überlegte was sie tun konnte.

 

7 Kapitel

 

Diese Entscheidung wurde ihr abgenommen als plötzlich jemand an ihre Tür klopfte und dann eintrat. Es war Salem.

„Ah Dele gut das du da bist, ich wollte dir nur Bescheid sagen das es weitergeht. Der Prinz macht sich soeben für einen Ausritt fertig.“

„Also wirklich! Kann er denn nicht einen einzigen Tag ruhig sitzten? Na gut. Ich mach mich fertig. Wohin soll es den gehen?“

„Nirgends bestimmtes. Er reitet einfach aus und nimmt einen Krieger mit. Ich denke das du ihn bereits kennst“

„Na das wird doch keinen Unterschied machen, ob ich ihn kenne oder nicht.“ Während sie redete machte sie Dele sich schon zum Weggehen bereit. „sonst noch was? Oder kann ich gehen“

„Nein das war alles“

Ohne ein weiteres Wort gingen beide hinaus auf den Flur wo sie sich trennten.

Schnell war Dele unten am Hof angekommen. Charem war bereits fertig, doch der Krieger war noch nicht soweit. Beinahe hätte Dele aufgelacht. Salem hatte recht gehabt. Sie kannte diesen Krieger tatsächlich. Es war dieser Faran. Musste es den ausgerechnet er sein. Jeder andere gern. Doch Dele konnte das doch nicht entscheiden. Inzwischen war Faran aufgesessen und die zwei ritten los.

Wohin sie wohl wollten? Doch es blieb Dele nichts anderes übrig, als ihnen zu folgen. So fing sie an zu laufen sobald sie aus der Stadt herraußen waren. Warum mussten sie auch immer Pferde benützen. Dele war schon gespannt, ob wieder etwas passieren würde. Und sie hatte gar nicht so Unrecht. Tatsächlich tauchten wieder irgendwelche Leute auf. Denen wurde es ja nie zu doof. Doch das war nicht das einzige

Salem war ziemlich sauer als sie heimkehrten. Denn der Prinz und Faran hatten sie gesehen. Auch wenn es nur ganz kurz gewesen war.  Hätte sie denn den Mann dem Prinzen überlassen sollen, nur damit sie nicht gesehen wird. Das war eigentlich auch gar nicht das Schlimme. Wenn nur nicht der Prinz davon überzeugt wäre, das sie eine Frau ist. Dauernd behauptete er lange braune Haare gesehen zu haben, während Faran behauptete dass es wohl nur der Schatten der eigenen Pferde gewesen war. Der Krieger versuchte nämlich den Prinzen davon zu überzeugen, dass die Gestalt nur Einbildung war. Bis jetzt hatte er nur wenig Erfolg, denn Charem hatte gegen diese Annahme ein gutes Argument. Wie sollte denn ein Schatten, einen Gegner besiegen. Doch was sollte Dele jetzt machen. Verstecken würde ja nichts nützten. Also würde sie einfach so weitermachen wie bisher und den Prinzen beschützten. Nur würde sie halt mehr aufpassen müssen und sie durfte sich auf keinen Fall noch einmal erwischen lassen.

Doch anscheinend ließ sich Charem nicht so leicht von etwas abbringen. Er nutze jede Möglichkeit um etwas über die geheimnisvolle Frau zu erfahren. Aber zu seinem Bedauern, wusste niemand im Schloss etwas von ihr.

Dennoch ließ er nicht locker. Was zumindest das gute hatte, dass er eine Zeit lang keine Ausritte und sonstiges tätigte. Dele hatte eine gespaltete Meinung zu ihm. Einerseits fand sie ihn interessant, andererseits mochte sie ihn nicht. Er konnte tun und lassen was er wollte ohne zu arbeiten. Ein verwöhnter Prinz., der sich nur um sein eigenes Wohl kümmerte. Ob er überhaupt wusste wie es einigen Menschen im Land ging, während er nach Lust und Laune sein Leben lebte.

 

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 28.08.2014

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