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Prolog

Vollmond. Der große Runde Mond strahlte auf das Land Verdana. Es ist das Land der Wölfe.  Doch diese Wölfe, die hier ihr zuhause hatten, waren nicht alle normal. Viele von ihnen waren halb Wolf und halb Mensch. Nur nie beides zur gleichen Zeit. Es waren Gestaltenwandler. Aber nur das Herrschergeschlecht und einige Besondere wölfe hatten diese Gabe, sich zu verwandeln wann immer sie wollten.

Es war eine besondere Nacht. Eine dicke Schicht Schnee war über dem ganzen Land verteilt. Heute würde das Kind der Königin geboren werden. Alle waren gespannt. Mitten in der Nacht war es so weit. Sunneril, die Königin gebar Zwillinge. Ein Mädchen und einen Jungen. Alle waren gesund und munter. Beruhig über die gute Nachricht gingen alle schlafen. Doch als sie in der Früh aufwachten war etwas schreckliches Geschehen. Sie waren verschwunden. Jemand hatte sie entführt. Jemand der nicht wollte dass sie herausbekommen, wer und was sie waren. Kaum hatte Hereon, Sunnerils Gatte, es herausbekommen, schickte er seine besten Wölfe los um die Zwillinge im ganzen Land zu suchen. Doch vergebens. Nach drei Tagen, kehrten sie von der anstrengenden Suche zurück.

Ein Monat verging und beim nächsten Vollmond, hatten Sunneril und Hereon einen Traum. Es schien sahen sie wie ihre Kinder entführt worden waren. Doch sie sahen nicht wer sie entführt hatte. Die beiden Kinder wurden zu einem Art Portal gebracht. Einem Portal was die beiden Eltern nur zu gut kannten. Das Portal in die andere Welt. Schon am nächsten Tag schickten die beiden Herrscher der Wölfe, zehn Gestaltenwandler durch. Nun konnten sie nur mehr hoffen,  dass mindestens nur einer von ihnen Glück hatte und sie finden würde.

1. Kapitel

Es war ein ganz normaler Schultag. Lujana ging in die Klasse und setzte sich auf den einzigen Tisch wo keiner saß. Sie saß immer allein. Aber nicht weil die anderen sie nicht mochten. Die Schüler aus ihrer Klasse mochten sie schon sehr gerne. Aber das Problem, warum sie alleine saß, war Lujana selbst. Sie hatte keine richtige Abneigung gegen ihre Klassenkameraden, aber sie war einfach ein Einzelgänger. Wieso wusste niemand. Es war nie etwas Schlimmes in ihrer Vergangenheit passiert. Sie war einfach anders und doch völlig normal. Bis auf das, dass viele Tiere Angst vor ihr hatten, doch das ist nicht sonderlich erwähnungswert. Sie hatte schulterlange tiefschwarze Haare und hatte immer schöne aber lockere Sachen an. Meistens in Schwarz oder grün. Sie war jetzt fünfzehn Jahre alt. Alt genug von der Schule aufzuhören und eine Lehre zu machen. Und genau das hatte sie nach der Schule vor. 

Es war die letzte Woche vor den Ferien, und Lujana freute sich schon keine Schule mehr zu haben. Auch wenn sie nie in Urlaub fuhren. Sie liebte es keinen Stress zu haben. Meistens war sie im Wald, der sich gleich neben dem Haus ihrer Eltern erstreckte. Dort war alles ruhig und nur die Vögel zwitscherten ab und zu. Doch noch war es nicht soweit. Zuerst musste sie noch mit auf Klassenfahrt. Es war wie immer an den Schulenden, dass sie mit ihrer Klasse irgendwohin fuhren und sich schöne Tage machten. Zum Glück meinten die meisten Schulkameraden mit irgendwohin, irgendwo in der freien Natur und nicht Großstädte, wie es manche Mädchen aus der Klasse vorschlugen. Dieses Jahr wollten sie zelten. Sie hatten einen wunderschönen Lagerplatz gefunden mit viel Wald rundherum, und einen Bach.

Am nächsten Tag ging es los. Lujana hatte das nötigste eingepackt und machte sich auf den Weg zum Schulgebäude, wo bereits der Bus davor wartete. Schnell stieg sie ein, denn es war bereits jeder drinnen und jeder wartete noch auf die letzten Nachzügler.  Lujana schaute sich noch schnell im Bus um, doch zu ihrem Bedauern gab es keine freie Sitzreihe mehr. Sie hatte wohl keine andere Wahl als…

„Luja!“, rief plötzlich eine Stimme hinter ihr. Sie drehte sich um und sah genau Kevin in sein Gesicht. Ein paar der Mädchen die zwischen ihnen saßen, kicherten verlegen. Oh nein.  Kevin war der Schwarm der ganzen Schule und genau er hatte sich in sie verknallt. In die  Einzelgängerin. Aber das machte ihr nichts aus. Nein. Das einzige was sie störte war, dass es alle wussten. Dabei war sie doch gar nicht in ihn verliebt. Er war süß, aber Lujana wollte keinen festen Freund. Das einzige was sie möglicher weise von ihm wollte, war das er ihr Kumpel wurde. Aber mehr? Nie im Leben.

„Ja was ist denn?“,  fragte sie zuckersüß, doch sie vermutete dass man ein bisschen heraushören konnte wie genervt sie schon war. Denn er versuchte die ganze Zeit ihre Aufmerksamkeit zu bekommen und versuchte immer in ihrer Nähe zu sein. Und schon sieht man das Lebensweisheiten wahr sind. In diesem Fall: Liebe macht blind!

„Na ja. Wie es aussieht ist kein Platz mehr frei und da hab ich mich gefragt ob du dich zu setzten willst?“, fragte er vorsichtig zurück. In dem Moment kam er ihr vor wie ein kleiner Junge, der gerne einen Lutscher von der bösen Tante haben will.

Sie lächelte. „Ja gern.“ Einmal kann es ja nicht schaden, dachte sie sich und setzte sich neben ihn. Es kamen noch drei weitere Schüler, und dann ging es los.

Nach drei Stunden fahren waren sie endlich da. Doch wegen dem Wald mussten sie noch ein Stückchen zu Fuß gehen, dass dank einigen Mädchen mit ihren Ballerinas  und ihren riesigen Koffern eine ganze Stunde dauerte. Nicht das Lujana sich beschweren wollte, nein, nur das ganze rumgezicke ging ihr schon auf die Nerven, das sie so froh war als sie beim Lagerplatz ankamen und gleich begangen die Zelte aufzubauen. Jeder war zu dritt in einem Zelt. Doch da in der Klasse zehn Mädchen und dreizehn Jungen waren, erschwerte die Sache. So hatte Lujana die Wahl. Entweder sie geht in ein Zelt mit drei anderen Mädels, oder allein. Die Entscheidung war einfacher als gedacht. Ohne zu murren baute sie sich ein Zelt für sich allein auf. Als alle fertig waren, war es gerade Mittag, und ihr Klassenlehrer Mr. Remer machte einen riesigen Topf voll Dosenspagetti.

Nach dem Essen durften sie fürs erste machen was sie wollten.  Während dieser Pause fand sie heraus dass am Freitag, einen Tag bevor sie abreisen würden, der 13. war. Doch nicht nur das. Es war ebenfalls Vollmond. Na wenn das kein Zeichen war. Lujana hatte sich den Freitag den 13 nicht zum Pech Tag, sondern zu ihrem Glückstag gemacht und Vollmonde liebte sie über alles. Sie beschloss es niemanden zu sagen und das sie ihrer ganzen Klasse einen Streich spielen wollte.

 

Die Tage vergingen und alle hatten sehr viel Spaß. Freitag rückte immer näher. Leider hatte ein anderer Schüler das Datum des Tages herausgefunden und es allen erzählt. Enttäuscht gab Lujana dann auch zu das sie einen Streich geplant hatte, den sie jetzt aber wieder strich. Es hätte nicht den gleichen Effekt, sagte sie.

Nun war es Freitagabend und alle waren schon in ihren Zelten, als man draußen ein lautes Geräusch hörte. Sofort sprang jeder auf und liefen aus den Zelten. Wieso waren sie nicht drinnen geblieben? In der Ferne hörte man ein Heulen und der Vollmond schien direkt in die Lichtung hinein. Auf einmal spürte Lujana ein Verlangen. Nach etwas was sie nicht wusste. Nicht verstand. Es war eine Sehnsucht nach etwas, was sie vergessen hatte. Plötzlich leuchteten zwei Augen im Waldrand auf. Viele der Jugendliche erschraken und zuckten zusammen. Was war da? Langsam kam eine Pfote in das Licht. Und Schritt für Schritt kam er näher, bis er vollkommen im Mondlicht stand. Das graue Fell glänzte im Mondlicht.

„Ein Wolf“, flüsterte Lujana erwartungsvoll. Wieso hatte sie keine Angst. Alle anderen zuckten zurück, doch sie machte das Gegenteil. Sie ging einen Schritt auf ihn zu. Der Wolf schien sie aus weisen Augen zu beobachten.

„Luja! Du gehst in die falsche Richtung. Willst du sterben? Komm sofort zurück!“, hörte sie eine leise und angstvolle Stimme von hinten. Doch von wem die Stimme war, erkannte sie nicht.

„Nein. Ich will nicht sterben. Wieso sollte ich?“

Sie ging noch einen Schritt auf den Wolf zu und als der sie gewähren ließ, ging sie noch einen und noch einen. Nun stand Lujana direkt vor ihm und wollte die Hand gerade heben um ihn zu streicheln, als sie noch eine Stimme hörte. Aber sie hörte sich nicht wirklich real an. Es war wie eine Stimme in ihrem Kopf.

>>Mach es. <<

„Was!“, rief sie erschrocken auf.

>>Mach es! <<

„Wie, wo wer spricht denn da?“

„Luja. Was hast du. Von uns sagt keiner was. Und jetzt mach sofort dass du da wegkommst.“, sagte die vertraute Stimme von Kevin.

>>Du bist es. Du kannst mich hören. Bitte geh jetzt nicht weg. Wir haben so lang nach dir gesucht. <<, sagte wieder die ruhige Stimme in ihrem Kopf, >>Ach ja ich habe nichts dagegen wenn du mich streichelst. <<

Sollte sie es wagen. Ja. Sie hob erneut die Hand und lies sie auf den Köpf des großen Tieres sinken. Es war so ein wunderbares Gefühl.

„Schaut her Leute. Er ist ganz zahm. Ihr könnt ruhig herkommen.“, sagte sie zu ihren Klassenkameraden, die immer noch ängstlich auf der anderen Seite des Platzes standen.

Erst nach einer Zeit trat Kevin vor und versuchte so langsam wie möglich zu Lujana zugehen. Doch kaum war er in der Nähe von ihr und dem Wolf, sprang ein anderer herbei und stellte sich schützend vor sie und fletschte die Zähne. Diesmal war es ein Schneeweißer. Auch der graue Wolf machte einen Satz und stellte sich zwischen Kevin und Lujana.

Erschrocken machten beide einen Schritt zurück. Doch plötzlich kam Lujana eine Idee.

„Aufhören! Was macht ihr da. Das ist ein Freund!“

Die beiden Wölfe hörten sofort auf und sahen Lujana schief an. Dann gingen sie zu ihr zurück und legten sich zu ihren Füßen hin. Was hatte das zu bedeuten? Wieso hatten sie ihr gehorcht?  Sie sah noch schnell hilfesuchend und verwirrt zu Kevin, der immer noch am gleichen Platz stand, doch auch er war wie erstarrt. Plötzlich drehte sich Lujana um und rannte in den Wald. Sie musste allein sein. Doch das würde sie auch so nicht, denn die beiden Wölfe, sprangen ebenfalls auf und rannten ihr hinterher.

2. Kapitel

Alles war ruhig. Nur das hecheln der Wölfe war zu hören. Lujana war nervlich am Boden. Was ist hier los? Sie weinte und zitterte am ganzen Körper vor Aufregung. Neben ihr saßen am Boden die beiden Wölfe und sahen sie zufrieden an, als ob alles ok wäre. Diese Blicke die ihr, der weiße und der graue Wolf zuwarfen, verwirrten sie vollkommen. Nichts war ok! Und sie war nicht zufrieden! Sie verstand überhaupt nichts mehr!

„Was wollt ihr von mir!“, rief sie den beiden Wölfen zu, „was hab ich euch getan?“

Sie sprang von dem Baumstamm auf, auf dem sie gesessen hatte und ging ein paar Schritte zurück.

Der weiße Wolf hob den Kopf und sah Lujana ins Gesicht. >>Wir haben nach dir gesucht. <<

„Das hab ihr schon gesagt. Aber warum? Warum ich!“

Kurze Zeit war es still. Dann antwortete der graue Wolf. >>Es ist so. Du bist etwas Besonderes. Etwas sehr besonderes um genau zu sein. <<

„Ja was bin ich den? Sagt es. Ich spreche schon mit Wölfen. Verrückter kann es ja nicht mehr werden.“, langsam reichte es ihr. Sie wollte wissen was mit ihr los war. Seit wann war sie denn so ungeduldig?

Die beiden Wölfe schauten sich gegenseitig an.

>>Du willst es unbedingt wissen? Nun gut. Wir verraten es dir. Aber zuerst musst du uns versprechen nicht wegzurennen oder uns nicht zu glauben. Wir sind der lebende Beweis für unsere Worte. Versprichst du es? <<

Lujana war überrascht. Was kam den jetzt. Mit so etwas hatte sie nicht gerechnet.

„Ja“, sagte sie mit fester und überzeugter Stimme. „Ich verspreche es.“

>>Du, Lujana, bist die Prinzessin der Wolfe von Verdana. <<

„Ich bin was! Eine Prinzessin? Das glaub ich jetzt nicht.“

>>Du glaubst es nicht! Du hast uns versprochen, dass du uns glaubst. <<, sagte der weiße Wolf wütend.

„Nein, nein. Das war nur so ein Sprichwort. Natürlich glaub ich euch, man trifft ja nicht so oft sprechente Wölfe. Es ist nur alles so unglaublich. So unwahrscheinlich.“

>>Beruhig dich. Es ist alles ok. Wir würden dir nie im Leben etwas antun. <<

„Ok. Ihr nennt so was ok? Hallo ich rede mit Wölfen!“

>>Ja das wissen wir auch schon. Aber wir sind auch keine normalen Wölfe und außerdem können alle Wölfe reden nur die normalen Menschen können sie nicht verstehen. Ach ja. Du musst nicht immer in echt antworten, denk sie dir. Wir verstehen dich auch so. <<

Sie war vollkommen verwirrt. Was sollte sie jetzt machen. Lujana lehnte sich an einen Baum. Sie hatte irgendwie keine Kraft mehr um frei zu stehen. So viel Aufklärung in so kurzer Zeit, war zu viel für sie. Man müsste alles noch mal durchgehen um zu verstehen, dachte sie.

„Wo liegt eigentlich Verdana?“, fragte sie nach einer Minute. Die Gedankensprache zu benutzen weigerte sie sich fürs erste. Das war ihr noch zu unheimlich.

>>Es ist eine Parallelwelt, die mit dieser Welt durch ein Portal verbunden ist. <<

„Ihr habt gesagt dass ihr keine normalen Wölfe seid. Was seid ihr dann?“

>>Wir sind Gestaltenwandler. Wenn du daheim bist wirst du aber alles noch genauer erklärt bekommen. <<

„Ja.“, sagte sie nachdenklich. Es hörte sich noch immer komisch an. Bei ihr daheim in Verdana. Sie hatte doch schon ein Zuhause. Plötzlich erschrak sie.

„Was passiert mit meinen Eltern. Die warten doch zuhause auf mich!“

>>Deinen Eltern? Ach ja. Deine Adoptiveltern! Wir werden es ihnen erklären. Aber vielleicht wissen sie sogar von uns. Sie haben dir nämlich sogar deinen richtigen Namen gegeben, den dir Sunneril und Hereon gegeben haben. <<

„Wer ist denn das?“

>>Das sind deine richtigen Eltern. Sunneril und Hereon. Königin und König der Wölfe. <<

„Ach so.“ Lujana wehrte sich nicht mehr gegen all die Neuen Sachen. Es hatte eh keinen Sinn.

„Wieso habt ihr eigentlich Kevin angegriffen? Er hatte ja nichts Böses vor.“

>>Wir haben nur getan was uns befohlen wurde. Wenn wir dich oder deinen Bruder gefunden haben sollten, dürfen wir nie mehr von eurer Seite weichen und wir müssen euch vor jeden verteidigen. <<

„Mich und meinen Bruder. Ihr müsst mich doch verwechseln. Ich habe keinen Bruder.“

>>du hast keinen Bruder? Bist du dir sicher. <<, fragte der graue Wolf erstaunt.

>> Man vergisst nicht dass man Brüder oder Schwestern hat. Aber sie ist es. Da bin ich mir sicher. Vielleicht hat man nur sie gefunden und ihren Bruder hat jemand anders aufgenommen? Komm wir werden es herausfinden. Aber in einer anderen Gestalt. <<, sagte der andere.

Nachdem er es gesagt hatte, wuchsen plötzlich beide Wölfe und wurden aufrechter, hoben die Vorderpfoten in die Luft und es dauerte nicht lange bis Lujana vor zwei Jungen stand. Der eine hatte graue Haare und der andere weiße. Sprachlos starrte sie die beiden an.

„Ihr wart gerade noch Wölfe. Wie geht das?“

„Lujana. Wir haben doch schon gesagt dass wir uns verwandeln können.“, sagte der Junge mit den weißen Haaren, jetzt redete er aber auf normale Art.

„Ach ja. Ich vergaß. Tut mir leid. Es ist nur alles so neu für mich. Wie heißt ihr eigentlich. Ihr wisst meinen Namen, aber ich kenn eure nicht.“

„Was haben wir uns noch nicht mal vorgestellt. Das gibt es ja nicht. Also ich heiße Rhean, und der graue heißt Karem.“

„Und was haben wir jetzt vor?“

„Wir werden deine Adoptiveltern suchen, ihnen alles erklären und dann werden wir nach Verdana reisen und dich zu deinen richtigen Eltern bringen. Und wenn wir auf dem Weg deinen Bruder Taran finden nehmen wir ihn gleich mit.“

„Ok. Bist du bereit?“, fragte Karem sie.

„Nein. Aber los geht’s.  Wie kommen wir zurück. Mit meiner Klasse?“

„Natürlich nicht. Wir können doch nicht einfach einsteigen, nachdem was passiert ist. Wir werden zu Fuß gehen.“

Lujana nickte und zusammen gingen sie los.

3. Kapitel

Es dauerte ziemlich lange bis sie bei Lujana daheim ankamen. Ganze zwei Tage bauchten sie, während der Bus nur drei Stunden gebraucht hätte! Aber zu Fuß dauerte es halt eine Zeit zurück zugehen. Aber sie mussten ja ebenfalls aufpassen nicht gesehen zu werden. Denn wie würde es aussehen, wenn drei Jugendliche mit dreckigen Klamotten an der Straße entlanglaufen würden. Aber auch so schafften sie es. In der Stadt wo Lujana lebte, mussten sie noch vorsichtiger sein. Denn viele kannten Lujana und außerdem waren überall Zettel aufgehängt. Anscheinend vermissten ihre Eltern sie schrecklich. Bestimmt war auch schon längst die Polizei alarmiert worden. Karem und Rhean waren die ganze Zeit in ihrer Menschlichen Gestalt geblieben. In dieser Welt wäre es unauffälliger, sagten sie. Um zwei Uhr am Nachmittag kamen sie bei Lujana Zuhause an. Da gerade die Polizei bei ihren Adoptiveltern war, versteckten sich die drei im Garten hinter dem Haus. Sie mussten nicht lange warten und es war niemand mehr als Lujanas Eltern im Haus. Lujana schlich durch die Hintertür in das Haus. Karem und Rhean kamen ihr lautlos hinterher. Sie deutete den beiden zu warten und ging in die Küche wo sie ihre Eltern vermutete. Dort saßen sie auch. Noch hatten sie Lujana nicht bemerkt. Man konnte ihnen ansehen, dass sie verzweifelt waren. Sollte sie sich melden? Ja.

Zögerlich öffnete sie den Mund. „Hallo“ Mehr brachte sie nicht heraus.

Sofort drehten sich beide um und rannten mit Tränen in den Augen zu ihr.

„Lujana! Wo warst du nur! Wir haben uns solche Sorgen gemacht als du nicht mit den anderen Schülern zurückgekommen bist. Dabei sind sie noch einen Tag länger geblieben um dich zu suchen! Wo warst du?“, fragte ihre Mutter nachdem sie Lujana in die Arme genommen hat.

„Ich bin zu Fuß nach Hause gegangen. Wahrscheinlich sind wir schon aufgebrochen bevor sie nach uns suchten“, erzählte Lujana ohne eine große Reaktion.

„Ihr? Wer war denn noch dabei?“

Sollte sie sagen wer wirklich dabei war oder sollte sie Rhean und Karem erst mal so vorstellen. Sie entschied sich für das zweite.

„Jungs. Ihr könnt reinkommen.“, rief sie nach draußen und sofort kamen beide her und stellten sich mit ihren Namen vor.

Lujanas Vater betrachtete sie neugierig wenn auch ein bisschen misstrauisch.

„Tochter. Wer sind diese beiden Jungen. Wir haben sie noch nie gesehen. Aus deiner Klasse sind sie nicht oder.“

„nein. Sie sind nicht aus meiner Klasse. Und bitte hört mit der Tochter und Elternsache auf. Ich weiß es. Ich bin nicht eure richtige Tochter. Wieso habt ihr es mir nie gesagt!“, sagte sie empört. nein. Sie verstand es einfach nicht wieso sie es ihr verheimlichten wollten. Langsam stiegen auch ihr die Tränen in die Augen

„wieso nicht richtige Tochter. Du bist…“, ihr Vater wollte noch weiterreden, aber ihre Mutter legte ihm die Hand auf den Arm.

„Schatz. Ich finde es ist Zeit ihr es zu sagen.“, sagte sie mit einem freundlichen und doch ernsten Gesicht zu ihrem Mann.

Dieser nickte und hielt den Mund.

„Lujana. Komm her und setzt dich einmal.“

Sie ging auf Lujana zu nahm sie bei der Hand und ging mit ihr zum Küchentisch, wo sich beide hinsetzten. Rhean und Karem blieben erst einmal stehen, doch als sie es bemerkte, winkte sie die beide ebenfalls herbei.

„Du hast Recht. Du bist nicht unsere richtige Tochter. Aber wir haben dich auch nicht aus einem Waisenhaus geholt, sondern bei einem Spaziergang im Winter. Ich weiß, dass hört sich jetzt komisch an. Aber wir haben dich am Waldrand gefunden. Mitten im Schnee und es war sehr kalt. Du hast geschlafen als wir dich dort fanden. Da warst du noch ein winzig kleines Baby. Wir konnten dich doch nicht dort liegen lassen. Du wärst bestimmt erfroren. Lujana!

Du musst wissen, dass wir dich geliebt haben, wie unsere eigene Tochter! Wir wollten es eigentlich von dir geheim halten, aber da hab ich noch eine Frage. Wie bist du darauf gekommen?“

Während sie sprach hielt sie fest Lujanas Hand und sie fing an leicht zu weinen, was sie immer versuchte mit der anderen Hand wegzuwischen.

Lujana war enttäuscht. Obwohl sie es schon wusste. Es nun aus dem Munde ihrer Mutter, naja der Frau zu hören die sie großgezogen hat, war wie die Bestätigung das es wahr war, was Karem und Rhean gesagt hatten. Ihr kullerte eine kleine Träne die Wange hinab.

„Das erzähle ich dir später. Ich habe nur noch eine Frage.“, sie schaute kurz zu Rhean hinüber, es schien als wusste sie was sie fragen wollte, denn er nickte ihr aufmunternd zu. Eine kurze Stille entstand.

„Woher habt ihr meinen Namen?“

„Wieso fragst du das? Der Name hat uns einfach gut gefallen.“

„Bitte. Ich will die Wahrheit wissen. Ich werde euch ebenfalls alles erzählen was ich weiß, wenn ihr mir diese Frage beantwortet.“

Ihre Mutter seufzte. „Dein Name war uns ein weiteres Rätsel. Er stand neben dir geschrieben. Im Schnee. Wir hätten es fast übersehen, doch wir sahen es im letzten Augenblick. Im ersten Moment wussten wir gar nicht das es ein Name war, doch dann viel es uns ein, und er hat uns gefallen. Ein ganz besonderer Name für ein ganz besonderes Mädchen.“

Lujana war erstaunt. Wussten sie doch nichts von Verdana und dem Land der Wölfe.

Plötzlich meldete Karem sich zu Wort. „Waren noch irgendwelche anderen Abdrückte im Schnee?“

„Nein nicht das ich wüsste. Ich hab keine gesehen. Du vielleicht?“, sagte die Frau und wandte sich an ihren Mann.

„ja. Ich glaub schon. Es waren ganz leichte  menschliche Fußabdrücke die zu ihr hinführten, und Pfoten Abdrücke die von ihr wegführten. Das hat mich eh sehr verwundert.“

Karem und Rhean schauten sich gegenseitig erschrocken an.

„Dann war es wirklich einer von uns Wölfen. Wer könnte wollen, dass es keine Erben gibt.“

„Rhean. Darüber haben wir schon so oft Diskutiert. Lass es bleiben.“

Rhean fing an zu schmollen und Karem verdrehte die Augen.

Während diesem Gespräch hatte jeder die beiden verwundert angeschaut.

Lujana war als erste wieder bei der Sache.

„Nun ja. Ich schätze jetzt bin ich dran.“, sagte Lujana und dachte noch mal nach was sie erzählen wollte.

Sie wandte sich noch mal Rhean zu, der ihr wieder zunickt um weiterzuerzählen. Sie wandte sich wieder mit einem Seufzer zu ihren Adoptiveltern zu.

„Also wisst ihr überhaupt, was bei der Klassenfahrt passiert ist.

Beide schüttelten den Kopf.

„Man hat uns nur erzählt, dass du fortgelaufen bist. Ach ja. Und dass es mit zwei wilden Tieren zu tun hatte. Du hast sicher sehr Angst gehabt. Oder?“

„So in der Art. Nur waren die beiden Wölfe nicht wild und Angst hatte ich überhaupt nicht. Ich war nur geschockt. Außerdem wollten sie mich nur beschützen. Was sie jetzt auch noch tun.“

„Die Wölfe haben dich beschützt? Wieso den das. Und vor wem.“, fragte ihre Mutter erschrocken. Man merkte ihr an das sie verwirrt war.

„Das weiß ich selbst noch nicht genau, aber bitte lass mich fertig erzählen. Nun ja. Wie gesagt bin ich wegelaufen und die beiden sind mir gefolgt. Sie sagten dass ich etwas Besonderes bin. Etwas ganz besonders.“, plötzlich hörte sie auf zu reden, „ Ach ich kann es nicht so erzählen. Ich kann nicht erzählen was ihr gesagt habt. Erzählt ihr es.“, sagte sie in Richtung der beiden Gestaltenwandler.

„Nein Lujana. Du musst es erzählen. Komm halt gleich zum Thema.“, schlug Karem vor.

„OK“, sie holte noch mal tief Luft, „Kennt ihr das Land Verdana?“

Ihre Eltern schauten sich beide fragend an.

„Nein. Wir haben noch nie davon gehört. Wo liegt es denn?“

Lujana lächelte. Das glaubten sie ihr sicher nicht. Sie selbst konnte es noch nicht mal richtig glauben und Karem und Rhean haben ihr am ganzen Weg nach Hause alles über Verdana erzählt.

„In einer anderen Welt.“

„Aber Lujana. Es gibt so was doch gar nicht.“, sagte ihr Vater erschrocken.

„Doch. Und wir haben im diesen Moment den besten Beweis dafür in unsere Küche“

Beide Erwachsene schauten sie verwundert an, während Lujana den beiden Gestaltenwandlern ein Zeichen gab und sie verwandelten sich wieder in Wölfe.

Da sie im Moment einander zugewandt waren, bemerkten die Eltern zunächst nichts von der Verwandlung. Desto größer war ihr Schock, als die beiden vermeintlichen Jungen plötzlich als Wölfe in ihrer Küche standen.

Ihre Mutter sah aus als hätte sie einen Geist gesehen. Sie war bleich und ging langsam zur Tür, die hinter war und lief so schnell sie konnte in das Schlafzimmer, wo sie sich einschloss. Ihr Vater war schon etwas mutiger.

„Waren die beiden nicht noch gerade Menschen?“, sagte er und zeigte mit seinem zittrigen Finger auf den weißen und den grauen Wolf die ihn einfach anschauten. Es war ein Wunder das er überhaupt noch reden konnte. Er zitterte am ganzen Körper vor Angst aber auch wegen dem Schrecken.

Lujana nickte und Karem und Rhean verwandelten sich wieder zurück.

„Die beiden gehorchen dir!“, stellte er überrascht fest.

„Ja und das wegen einem bestimmten Grund.“, sagte Lujana, „darf ich mich neu vorstellen. Ich bin Lujana. Ich bin die Prinzessin von Verdana, und der Wölfe.“

Ihr Adoptivvater stand erstaunt auf. Er war schon immer ein Neugieriger Mensch. Anscheinend besiegte jetzt seine Neugier, seine Angst.

„Du bist was? Kannst du mir bitte auch noch den Rest erzählen? Ich würd gern wissen, was ich noch wissen darf.“

Nach einer halben Stunde hatte Lujana alles erzählt was sie über Verdana und seine Gestaltenwandler wusste und auch Karem und Rhean fügten einiges dazu.

Am Ende schwor ihr Vater noch, nie etwas darüber zu erzählen außer Lujanas Adoptivmutter, denn sie würde sie wahrscheinlich nie wieder sehen, da die vier beschlossen hatten da es am besten wäre gleich ganz in der Früh loszugehen um das Portal zurück nach Verdana zu suchen. Doch eine Nacht blieben sie noch. Karem und Rhean gingen ins Gästezimmer und Lujana in ihres. Sie kuschelte sich in die Decke und schlief sofort ein.

4. Kapitel

Ganz in der Früh standen sie auf. Noch bevor ihr Vater und ihre Mutter aufwachten. Zu dritt packten sie einigen Proviant in einen Rucksack in den Lujana auch etwas von ihrer Kleidung hineingab. Nachdem sie fertig gepackt hatte, schaute Lujana auf die Uhr. Es war schon halb Sieben. Ihre Eltern würden bald aufstehen. Sie hatten ziemlich lange gebraucht um alles herzurichten. Sie gab den beiden Jungen ein Zeichen und ging hinaus. Es war noch immer etwas Dunkel und etwas kalt, doch die drei spürten die Kälte gar nicht. Rhean und Karem führten Lujana Richtung Wald. Sie gingen einen Waldweg entlang und Lujana bemerkte erst etwas später dass sie im Wald die Stadt entlang gingen. Verwundert sah sie die Beiden Gestaltenwandler an: „ist das die richtige Richtung. Und woher wisst ihr überhaupt wo wir hinmüssen?“, fragte sie leise.

„vertrau uns einfach Lujana.“, sagte Karem grinsend. „Wir dürfen doch zu dir du sagen oder. Wo du nun weißt, wer du bist.“, hängte er noch schnell an.

„Natürlich. Nennt mich bitte einfach Lujana. Luja geht auch, aber so gern mag ich den Spitznamen nicht.“

„ok. Wie du willst. Euer Wunsch, ist unser Befehl.“, sagte Karem lächelnd.

„na dann werde ich mir das merken.“, sagte Lujana lachend.

„Luja.“, sagte Rhean nachdenklich. „so hat dich doch dieser Junge genannt?“

„Du meinst den, der so gefährlich war, dass ihr mich vereidigen musstet?“

Als Lujana das erwähnte, wirkten die beiden plötzlich etwas beleidigt, doch das hielt nicht lange an.

„ja dieser junge“, brummte Rhean nach einer Zeit.

Lujana grinste: „Kevin. Der hat den Spitznamen ja erst erfunden. Und zum Glück ist er der einzige der ihn benutzt.“, seufzte sie leise.

„Jetzt nicht mehr Luja. Jetzt nicht mehr. Jetzt hast du zwei nervige Wölfe noch dazu.“, sagte Karem grinsend, doch auf Rheans Blick, besserte er sich aus.

„Na gut. Einen. Unser weißer Wolf wird wohl zum lieben weißen Wauwau.“

Rhean überdrehte die Augen, doch sagte nichts dazu. Wenn er wegen jeder Kleinigkeit auszucken würde, könnte er nicht immer mit Karem zusammen sein. Denn dieser trieb fast immer solche kleinen Scherze, die nur er lustig fand.

Eine Zeit lang sagte niemand was und sie gingen einfach weiter. Plötzlich hörten sie ein Geräusch und Karem und Rhean blieben stehen und lauschten. Lujana nahmen sie leise in die Mitte. Man wusste ja nie was passieren könnte. Da hörten sie Schritte. Sie kamen von Richtung der Stadt. Ein Junge kam auf sie zu. Lujana erkannte ihn sofort. Waren sie schon so weit gegangen? Kevin wohnte am anderen Ende der Stadt als sie. Aber er war es. Eindeutig.

Er kam genau auf sie zu. Schien sie jedoch noch nicht bemerkt zu haben.

>>Das ist doch dieser Kevin? Oder? <<, meldete sich eine Stimme in ihrem Kopf.

Lujana nickte nur. Noch immer war ihr die Form dieser Verständigungsart, nicht ganz geheuer.

>>Was sollen wir machen? <<, fragte die Stimme von Rhean wieder.

Lujana zuckte mit den Schultern.

>>Magst du nicht lieber in Gedanken antworten, dann muss ich nicht jede einzelne Frage stellen. <<

Lächelnd schüttelte sie den Kopf.

Obwohl sie starr auf Kevin sah, und Rhean hinter ihr stand, konnte sie es richtig fühlen wie er lautlos seufzte.

>>na gut. Sollen wir uns bemerkbar machen? Oder sollen wir versuchen unbemerkt zu bleiben? <<

Lujana gab keine Antwort, er war auch gemein. Um auf diese Frage zu antworten, hätte sie sich der Gedankensprache bedienen müssen. Aber sie hatte ihren Entschluss eh schon gefasst. Es würde sowieso so kommen. Nämlich wenn sie so stehen bleiben würden, würde Kevin sie entdecken, da er ja genau auf sie zuging, und wenn sie versuchen würden zu verschwinden, würde er sie hören und so entdecken. Also wieso dann nicht gleich auch sich aufmerksam machen.

Langsam bückte Lujana sich und hob einen Stein auf. hinter sich hörte sie einen leisen Seufzer und grinste. Dann schmiss sie ihn soweit und hoch sie konnte von sich weg. Lautlos glitt er durch die Luft, bis er in einem Gebüsch landende.

Kevin zuckte erschrocken zusammen und sah auf das Gebüsch, wo er gelandet war.

„Hallo? Ist da jemand?“, sagte er laut, immer noch dem Gebüsch zugewandt.

„Ja schon, aber du schaust in die falsche Richtung.“, lachte Lujana.

Nochmal sah man Kevin merklich zusammenzucken, doch diesmal wandte er sich langsam in die Richtige Richtung. Vor Überraschung weiteten sie seine Augen.

„Luja. Ich dachte, du wärst, … naja, du weißt schon. Verschwunden.“, stotterte er halb verlegen, halb überrascht und redete auf sie ein. Wobei man kein Wort verstand, was er wirklich sagen wollte.

Lujana hob abwehrend die Hände.

„Ganz ruhig, Kevin. Ich werde es dir erklären.“, sagte sie mit einem Blick zu Karem und Rhean. „vielleicht“, fügte sie schließlich noch hinzu. Sie konnte ja nicht jedem verraten wer sie und die beiden in Wirklichkeit waren. Erst jetzt merkte Kevin die beiden Jungs hinter ihr und nickte ihnen zu.

„Hi“, sagte Karem freundlich und hielt ihm die Hand hin, während Rhean Kevin sich genau ansah.

Immer noch etwas irritiert war. Lujana nickte er nur zu, dass er verstanden hatte. Er sah sie vollkommen fertig an.

„Wieso bist du hier?“, fragte er leise.

„das klingt so als ob es nicht gut ist, dass ich hier bin. Soll ich wieder gehen?“, fragte sie grinsend.

„Nein, nein. So hab ich das nicht gemeint. Es ist nur unglaublich dass du einfach wieder auftauchst. Das muss ich sofort den anderen sagen. Die werden sich auch freuen. Auch wenn einige bestimmt etwas sauer sind, weil sie nach dir suchen durften und du dann einfach wieder auftauchst, ohne dass sie irgendwas dazu getan hatten.“

Erschrocken sah Lujana zurück zu Karem und Rhean. Er durfte es keinen sagen. Zwar war es keine Katastrophe, aber trotzdem würden noch mehr Fragen gestellt werden, wenn man erfuhr, dass sie schon wieder verschwunden war. Karem und Rhean bemerkten es auch sofort.

>>Er darf es keinem erzählen Lujana. <<, sagte Karem schnell.

>>Es bleibt uns nicht anders als… <<, fing Rhean an zu sprechen.

>>nein das können und dürfen wir nicht. schau mal dass er nicht jetzt schon was unternimmt, Lujana. <<, unterbrach Karem wieder und die beiden schlossen sie aus der Unterhaltung aus.

Er holte gerade sein Handy aus der Hosentasche.

Lujana musste etwas unternehmen.

„Kevin. Kannst du mir einen Gefallen tun.“, fragte sie nett.

„Äh ja. Was denn?“, fragte er schnell nach.

„Könntest du mir kurz dein Handy geben? Ich hab meines daheim vergessen.“

„ok, wozu brauchst du es denn?“, fragte er neugierig als er ihr es gab.

„ich möchte sie selbst anrufen.“, sagte sie, wurde jedoch nicht ganz fertig, den sie stolperte und das Handy flog im Großen Bogen gegen einen Baum wo es in viele Stücke zerfiel.

Kevin kümmerte sich jedoch nicht darum, sondern nur um Lujana, die am Boden lag. Ihr tat Überhauptnichts weh. Denn sie hatte diesen Augenblick hervorragend geschauspielert. Genau das hatte sie gewollt. Kevins Handy war kaputt oder einfach nicht zu gebrauchen bis er daheim war.

„alles Ok?“ Es schien als machte er sich große Sorgen, nur wegen einem kleinen Sturz.

„nein. Es ist alles ok. Für dein Handy tut es mir leid. Ehrlich.“

„ach was“, Kevin winkte ab, „ist doch nur ein Handy, das kann man wieder nachkaufen.“

„Wenn du meinst“

Eine Zeit lang sagte keiner was.

„so und was machen wir jetzt?“ Kevin hielt es fast nicht aus, dass es so still war. Lujana zuckte mit den Schultern und warf einen Blick zu den beiden andern Jungen. Die verstanden sofort. Sie hatte die Frage an sie weitergeleitet.

Karem meldete sich als erster: >>Ja wir haben uns geeinigt. Wenn auch  recht wiederwillig<<

>>Du weißt das es die einzige Möglichkeit ist. <<

>>ja, aber ich finde mich mit der Idee ihn mitzunehmen einfach nicht ab. <<

>>IHN WAS? <<, Lujana war so überrascht, dass sie nicht bemerkte, welcher Art der Sprache sie benutzt hatte, >>wir können ihn doch nicht einfach mitnehmen. Und schon gar nicht ohne dass er weiß wohin und ob er will. <<

>>Lujana wir haben keine andere Wahl. Es freut mich zwar dass du endlich die Gedankensprache nutzt, aber trotzdem ändert das nichts. Er kommt mir zwar nicht so vor dass er dich bewusst verrät, wenn du ihn bittest still zu sein. Aber unbewusst, da bin ich mir ganz sicher<<, erklärte ihr Rhean.

>>Wenn du meinst machen wir, was wir machen müssen. Führst du uns zu dem Portal? <<

Er nickte nur und ging los.

„wo geht ihr hin“, fragte Kevin als Lujana und Karem ihr folgten.

„komm mit. Ich erkläre es dir später.“

Etwas zögernd ging er nach und kurz später waren sie an einem Baumkreis angelangt. Die beiden Wölfe blieben stehen und blickten in den Kreis. Zwischen jeden Baum war ein Meter Abstand und der Durchmesser war um die 5 Meter.

>>ist es hier? <<, fragte Lujana aufgeregt.

Rhean nickte und Lujana nahm Kevins Hand, was ihm nicht unbedingt störte. Zugleich gingen sie in die Baumgruppe hinein, und als sie in der Mitte standen, verschwamm außerhalb der Bäume alles. Kevin schrie erschrocken auf. Doch kurze Zeit später wurde alles wieder deutlicher, auch wenn die Bäume eine andere Stellung hatten. Vergnügt gingen Rhean und Karem aus dem Kreis aus Bäumen, der als einziger gleich geblieben war und lachten.

Karem machte eine Verbeugung, breitete die Arme aus und lachte: „Willkommen in Verdana“

5. Kapitel

„Das ist wirklich alles wahr?“, fragte Kevin ungläubig.

Lujana nickte.

„Und die beiden sind wirklich…?“

„Ja es sind Gestaltenwandler.“

„Und du bist wirklich Prinzessin einer Welt die man nur durch Portale und so erreichen kann?“ „Naja nicht von dieser ganzen Welt nur ein kleines Reich. Aber ja. Das bin ich.“

Kevin stützte seinen Kopf in seine Hände. Die beiden saßen etwas abseits von Karem und Rhean, da Lujana es ihm alleine erzählen wollte, was los war. Zuerst wollten die beiden Jungen sich durchsetzten und ihm gar nichts erzählen. Doch Lujana fand das es sein gutes Recht war zu erfahren wo er war und wer um ihn herum war. Mit der Zeit würde er es sowieso herausfinden.

„und was machen wir jetzt? Was haben wir jetzt vor?“, fragte er immer noch verwirrt.

„Das weiß ich selbst noch nicht ganz. Aber ich schätze wir machen uns auf zum Schloss. Zu meinen Eltern.“, Lujana senkte nachdenklich den Kopf und seufzte leise. Plötzlich schrak sie hoch, also sie eine Hand auf ihrer Schulter spürte, und sah in Kevins Gesicht. Er sah sie so nett an. Er liebte sie. Das war ohne Zweifel. Lujana sah es in seinem Gesicht, seinem Blick. Schnell wich sie seinen Augen aus. Sie fühlte sich schuldig. Schuldig ihn nicht zu lieben. Dass er sie so gern mochte und sie… sie mochte ihn als Freund. Als normaler Freund. Nicht fester Freund. Lujana ging es nicht darum einfach einen Freund zu haben. Sie wollte es nur, wenn sie diesen jemand wirklich liebte. Das war wahrscheinlich auch der Grund wieso sie noch nie einen gehabt hatte. Schnell vertrieb sie die Gedanken aus ihrem Kopf. Worüber hatten die beiden noch schnell gesprochen? Ah genau. Ihre Eltern. Ihre echten, wahren, natürlichen, wölfischen Eltern.

„nun … ja.. ich würde sagen wir…. gehen zurück zu Karem und Rhean“

Schon stand sie auch auf, ohne eine Antwort abzuwarten und gingen zu einem umgefallenen Baumstamm wo die beiden saßen. Sie nickte den beiden zu und setzte sich gleich neben ihnen hin. Kevin setzte sich ebenfalls ganz neben Lujana, und nickte den beiden Wölfen zu. Man sah ihm an das er ihnen nicht wirklich zu nahe kommen wollte. „und fertig? Alles besprochen?“, frage Karem. Lujana nickte nur.

„Also können wir aufbrechen?“ Diesmal war es Rhean der Frage.

Ein wenig ungläubig sah Lujana die beiden an. „Was. Jetzt schon? Wir sind doch gerade erst hergekommen.“ „Wenn du meinst. Du musst nur bedenken dass wir es eilig haben.“, Karem machte eine Pause und kurz darauf wollte er wieder etwas sagen, jedoch fiel Rhean ihm ins Wort.

„Du befindest dich jetzt hier in deinem Land aber leider muss ich dich daran erinnern dass irgendeiner von uns Wölfen dass sicher nicht gerne sieht. Das heißt dass du in Gefahr bist. Und dass wir dich darum so schnell wie möglich ins Schloss bringen müssen, wo du in Sicherheit bist.“

Lujana dachte nach.

„Ja gut. Wahrscheinlich ist es das Beste.“ Lujana stand auf und stellte sich bereit neben Karem und Rhean. Kevin stand ebenfalls auf, stellte sich jedoch weiter entfernt hin. 

Die vier warteten nicht länger sondern gingen gleich schweigend los. Lujana fragte sich woher die beiden wussten wohin sie gehen mussten, aber sie sprach es nicht aus. Sie gingen einfach nur weiter. Jeder hing seinen Gedanken nach. Kevin war diese Parallelwelt noch nicht geheuer. Karem und Rhean waren damit beschäftigt in die Richtige Richtung zu gehen. Und Lujana selbst hatte Angst. Sie hatte mit jedem weiteren Schritt den sie ging immer mehr Angst. Angst vor dem was sie erwarten würde. Wie würde sie aufgenommen werden? Was würde passieren wenn sie ihren Eltern gegenüberstehen würde? Würde sie sich wohlfühlen? Mit jedem Schritt kam sie näher an das Schloss ab da sie nicht mehr die Lujana war die sie bis jetzt war. Ein ganz normales Mädchen. Nein sobald sie dort war, war sie das nicht mehr und würde es nie mehr sein. Ab dann war sie Lujana, Prinzessin der Wölfe und von ganz Verdana. Erst wenn sie über die Schwelle des Schlosses ging und vor ihren Eltern steht, wird sie es selbst richtig glauben wer sie sein soll. Lujana hatte sich selbst immer als selbstbewusstes Mädchen beschrieben und sie war stolz darauf dass es sie nicht interessierte was die andern von ihr denken. Doch nun hatte sie ihre Zweifel.  Was würden der König und die Königin wohl denken wenn sie sie sahen. Lujana konnte es nicht sagen. Sie kannte sie ja nicht.  Immer langsamer wurden ihre Schritte. Sie wollte nicht mehr weiter. Zu groß wurden die Ängste nicht akzeptiert zu werden, wie sie war. Die drei andern bemerkten es und blieben stehen.

„Ist irgendwas?“, fragte Rhean verwundert?

Lujana schüttelte den Kopf. „Nein“, aber nach einer kurzen Pause zum Überlegen „Doch.“ Aber auch damit schien sie nicht einverstanden. „Nein. Es ist so. Es hat mit Euch nichts zu tun. Ihr würdet das nicht verstehen. Ihr wart noch nie in dieser Situation“

„Es geht um deine Eltern oder?“ Karem ging wieder zurück zu ihr.

„Ja… nein... vielleicht. Es ist. ich weiß nicht ob ich sie schon so nennen kann. Ich kenne sie ja nicht.“

„Lujana. Das wird schon. Glaub mir. sie sind wirklich wunderbare Personen. Meine Familie und die von Rhean dienen ihnen schon seit so vielen Generationen. Noch nie hat sich irgendjemand über die Königsfamilie beschwert. Und schon seit so vielen Jahren trauern sie und warten auf dich und deinen Bruder, dass ihr zurückkehrt.“

„ Ja aber trotzdem habe ich Angst. Daran kann keiner was ändern. Aber wenn wir hier stehen wird es auch nicht besser. Gehen wir. wir wollen ja nicht zu spät kommen.“

Schnell ging sie los und ließ Rhean, Karem und Kevin hinter ihr verblüfft stehen.

Eine Zeit lang gingen sie schweigend. Doch plötzlich hörten sie  in einem Gebüsch etwas knurren.

Lujana stieß einen kurzen Schrei aus und sofort waren Karem und Rhean bei ihr und knurrten ebenfalls leicht. Doch aus dem Gebüsch kamen nach dieser Geste ein paar Männer heraus. Auch von der andern Seite. Plötzlich standen insgesamt 6 neue Gesichter um sie herum. Lujana hatte Kevin wieder bei der Hand gefasst. Jedoch waren Rhean und Karem völlig gelassen und grüßte die Bande mit einem Nicken. Lujana beobachtete wie Rhean sich kurz mit einem blonden Mann gedanklich unterhielt. Dieser musterte sie eine ganze Zeit lang. Bis alle Männer wie auf ein unausgesprochenes Kommando vor ihr auf einem Bein niederknieten und den Kopf leicht senkenden.

„Prinzessin Lujana wir freuen uns dass Ihr wieder bei uns seid. Diese frohe Kunde muss schnell verbreitet werden. Die verschwundene Prinzessin ist wieder heimgekehrt.“

Kurz stand Lujana vollkommen perplex da und sagte nichts, doch dann riss sie sich zusammen.

„Ich freue mich ebenfalls endlich zu wissen wer ich wirklich bin und wieder dort zu sein wo hin ich gehöre, auch wenn ich erst seit wenigen Tagen überhaupt von dem allem hier weiß“. Lujana sah hilferufend zu Karem und Rhean, doch diese sagten nichts. Na super war sie hier vollkommen auf sich allein gestellt?

Zum Glück standen jetzt alle wieder auf.

Der blonde erhob wieder die Stimme. „Mylady es wäre uns eine Ehre euch bis zum Schloss Eurer Eltern begleiten zu dürfen“ 

Nochmals warf sie einen kurzen Blick zu Karem und Rhean.

>sag ruhig ja und das es dir ebenfalls eine Ehre ist. wie kennen ihn und die andern. Sie sind ebenfalls Wölfe wie Karem und ich <, sagte Rhean dann endlich in ihren Gedanken.

„Mir wäre es ebenfalls eine Ehre“, sagte Lujana schnell noch.

Der Wolf sagte zum Glück nichts mehr darauf. Bestimmt hatte er bemerkt wie unsicher sich Lujana dabei gefühlt hatte.

Sie gingen weiter. Der blonde Wolf stellte sich als Singal vor und wich nie von ihrer Seite.

Er fragte nichts. Auch wenn Lujana bemerkte das er eine Menge Fragen hätte. Bestimmt wollte er wissen wieso Kevin dabei war. Oder wo Lujanas Bruder Taran war. Doch da er nichts sagte, sagte Lujana auch nichts.

Nach einem längerem Fußmarsch und ein paar Pausen sahen sie das Schloss. Das Gefühl von vorher kam zurück. Sie musste sich zwingen weiterzugehen. Aber nochmals stehen bleiben wollte sie nicht.

Was würden den die andern denken? Kevin konnte vor Staunen kaum den Mund zubekommen. Es war alles wunderschön. Lujana dagegen nahm alles um sich nicht einmal wahr. Immerzu dachte sie daran was wohl passieren würde. Karem, Rhean und die andern Wölfe gingen den bereits gewohnten Weg ohne dass sich ihre Miene änderte. Sie waren es bereits gewohnt.

Nun war es soweit. Es gab kein Zurück mehr. Sie waren nur mehr wenig Meter vom Tor des Schlosses entfernt. Nur noch zwei. Nur noch einen. Zwei Wachen die vorne standen, öffneten im perfekten Tempo und Abstand die Tür.

Lujanas hielt sich ein wenig verzweifelt an Kevin fest. Hand in Hand gingen sie hinter Rhean und Karem her. Ihre Schritte hallten in dem langen Gang entlang und in regelmäßigen Abständen, waren Wachen positioniert. Alle sahen sie an. Einige lächelten während andere Gesichter ausdruckslos wurden, aber jeder sah Kevin erstaunt an. Lujana merkte es gar nicht das Singal und seine Männer zurückblieben und die vier alleine weitergehen lies. Ohne stehen zu bleiben gingen sie durch ein paar Gänge bis sie schließlich durch ein großes vergoldetes Tor gingen. Als sie es öffneten war es sehr schnell, sehr hell und sie mussten sich alle erst an das Licht gewöhnen.

Die Prinzessin trat ein und sah sich staunend um. Der Raum war riesig. Alles war in Rot und Gold gehalten. Hoch über ihr war eine Glaskuppel, durch die dieses Strahlende Licht kam das den ganzen Raum ohne ein Feuer oder anderes Technikzeug (das es hier sicher nicht gab) erhellte. Lujana sah sich staunend um. Sie wunderte sich kurz woher dieses Licht kam aber sie fand keine Lösung. Denn draußen war die Sonne bereits wieder am Untergehen. Außerdem war an dieser Stelle über ihr ein großer Turm. Doch schnell vergaß sie es wieder, denn sie erblickte am andern Ende des Raumes zwei Stühle. Sie waren besetzt. Auf dem einen Saß ein Mann und auf dem andern eine Frau. Er sah stolz und mächtig aus. Und sie sah gütig und schlau aus. Außerdem war sie wunderschön. Die langen braunen Locken hatte sie halb hochgesteckt und halb offen gelassen. Beide trugen die schönsten Gewänder. Plötzlich ertönte ein leises Schluchzen. Die Königin rannte eine kleine Träne hinunter. Schon war sie aufgestanden und zu Lujana hingerannt. Ehe das Mädchen sich versah hatte Sunneril sie umarmt. Zuerst wusste sie nicht was sie tun sollte. Jedoch fühlte es sich richtig an. Leicht zögernd erwiderte sie die Umarmung. Das war ihre Mutter. Bis jetzt hatte sie es nicht ganz geglaubt. Doch es war so. Sunneril löste sich leicht und betrachtete sie überglücklich. Nun war auch ihr Vater dazugekommen und lächelte sie an. Alle drei hatten Tränen in den Augen. Auch Hereon schloss sich jetzt der Umarmung an. Einige Zeit bewegten sie sich nicht. Sie genossen diesen Augenblick.

„Unsere Tochter“, sagte der König unter Tränen.

„Vater, Mutter“, erwiderte Lujana.

Doch jede Umarmung hatte einmal ihr Ende. Hereon wandte sich jetzt auch den anderen zu.

Sunneril blieb noch bei Lujana und strich ihr immer wieder liebevoll über das Haar. Auch sie schien es noch nicht ganz zu glauben.

„Und wie sind eure Namen, meine Wölfe“

„Das ist Karem und ich heiße Rhean, Majestät“, antwortete er schnell.

„Gut ihr sollt belohnt werden. Und wer ist der Junge neben euch?“

„Das ist Kevin“, sagte Lujana schnell, bevor die beiden antworten konnten. „ Er ist ein guter Freund von mir.“

Der König drehte sich noch einmal zu ihr um und nickte ihr zu bevor er sich wieder Kevin zuwandte.

„Gut. Freunde von meiner Tochter sind uns immer willkommen. Nur wieso habt ihr ihn mitgenommen?“

„Das ist eine lange Geschichte, Majestät“, antwortete diesmal Karem.

Bevor der König wieder etwas sagte, kam Sunneril mit Lujana auf ihn zu und legte ihn die Hand auf die Schulter.

„Hereon. Lass sie doch erst mal ankommen. Das hat später ja noch Zeit“

„Ja gut. Du hast Recht. Wieso stehen wir denn noch hier herum. Lasst uns in den Saal gehen. Ihr alle bekommt erst einmal etwas zum stärken“

Mit einem Lächeln legte nahmen er und seine Frau Lujana in die Mitte und gingen auf eine zweite Tür zu, die zu dem Saal hinführte.

6. Kapitel

Alles war so riesig. Nie in ihrem Leben hätte Lujana gedacht dass sie je so ein großes Zimmer hätte.

Und nun war sie hier. Hier in diesem riesigen weißen  Raum mit seinen zwei wunderbar großen Betten und die beste Einrichtung die sie je gesehen hatte.

Aus einem großen Fenster kam Morgenlicht herein. Lujana seufzte. Schon einige Tage war sie schon hier und hatte sich immer noch nicht daran gewöhnt. Wie spät es wohl war? Irgendwie vermisste sie hier die Wecker, Handys und Uhren die sie früher bei ihren Adoptiveltern hatte. In Verdana gab es halt solche Sachen noch nicht. Und es war auch sehr unwahrscheinlich dass es so etwas bald einmal geben würde. Gerade als sie richtig wach war, öffnete sich plötzlich die Tür und ihre Mutter kam herein. Schon seit dem ersten Tag wo Lujana angekommen war,  hatte sie ein dauerstrahlenlächeln.

„Guten Morgen meine liebe. Komm aufstehen. Es ist ein so schöner Tag.“

Sie setzte sich an Lujanas Bett und strich ihr über das Haar. Zuerst versuchte sie sich unter der Bettdecke zu verstecken doch nach einigen Neckereien stand Lujana doch auf. Unter den Wachsamen Augen ihrer Mutter ging sie zum Schrank und suchte sich ein schönes Kleid heraus. Sie hatte diese Kleider alle geschenkt bekommen, auch wenn sie nicht genau wusste von wem. Denn alle waren nicht von ihren Eltern. Ihre Eltern. War das ein schöner Gedanke. Schon in den ersten Tagen hatte sich die Prinzessin wunderbar an diesen Ort gewöhnt. Hier gehörte sie hin. Und nirgends anderes.  Fröhlich ging sie mit ihrer Mutter zum Saal wo sie immer aßen. Zusammen setzten sie sich auf zwei der vielen Sessel und wurden währenddessen von zwei Leibwächtern in Wolfgestalt beobachtet. Sie wusste, dass draußen vor der Tür auch noch ein paar standen.  Die vielen Krieger die immer um Lujana herum waren störte sie noch ein wenig aber auch daran würde sie sich bald gewöhnen. Da war sie sich ganz sicher. Trotzdem würde es nie wie in ihrem alten zuhause werden. Dieses Leben war abgeschlossen. Dieses hier war ein neues, spannendes Leben und Lujana fühlte einfach das sie hierher gehörte.  In diesem Moment trat Kevin ein. Fröhlich lächelte sie ihn an und deutete ihn, sich neben sie zu setzten. Wie er sich wohl fühlen musste? Er kam auf sie zu und setzte sich ebenfalls mit einem Lächeln neben sie. Einen kurzen Moment sahen sich die beiden in die Augen, dann sah sich Lujana am Tisch um. Es waren nur sie drei da. Normalerweise war ihr Vater immer in der Früh hier.

Sie wandte sich an ihre Mutter: „Wo ist eigentlich mein Vater?“

„Dein Vater ist im Thronsaal. Heute Nacht sind viele Wölfe zurückgekommen. Sie waren ebenfalls wie Karem und Rhean auf der Suche nach dir. Mit der Zeit werden alle auftauchen.“

„Und wieso das?“

„Weil sie alle nachhause kommen. Du bist hier und die Suche ist vorbei.“

„Und was ist mit meinem Bruder!“, empört stand Lujana auf.

Die Königin sagte nichts darauf, sondern senkte nur den Kopf.

„Ich glaub es nicht. Ihr gebt die Suche auf! Nachdem ihr mich gefunden habt. Nach so vielen Jahren!“ Sie ließ alles einfach liegen und stehen, und stürmte aus dem Raum.

Kevin sah währenddessen verlegen auf den Tisch. Sollte er jetzt auch gehen? Oder was sollte er sonst tun? Sitzen bleiben. Aus dem Augenwinkel beobachtete er Sunneril,  die Lujana traurig nachsah. Doch dann wandte sie sich an ihn. Sie sahen sich beide fest in die Augen. Trotz allem was gerade passiert war, hielt Kevin ihrem Blick stand.

„Du musst mir etwas versprechen.“

„Und was?“

„Das du immer an ihrer Seite bleibst, was auch passiert und das du sie beschützt, wann immer Gefahr droht.“

„Ich verspreche es. Ich werde alles tun, damit ihr nichts Schlimmes zustößt.“ 

Die Königin sah ihn dankbar an. Sie merkte dass es ihm ernst war.

„Ich danke dir.“, es war fast nicht zu hören, doch er verstand es ganz klar. Schließlich stand er auf, verbeugte sich leicht und ging dann aus dem Raum.

Nun saß Sunneril alleine da und sah ihm ebenfalls nach. Aber auch wenn er es ernst meinte. Wie konnte er sie beschützen? Da kam ihr eine Idee. Sie wandte sich an einen der Wachen.

„Schickt nach Rhean und Karem. Sie sollen zu mir kommen, so schnell es geht.“

 

Vorsichtig ging er näher. Sollte Kevin einfach klopfen? Ja. Wachen waren zum Glück keine in der Nähe. Leise und vorsichtig klopfte er an die Tür, doch als Lujana sich nicht meldete, klopfte er lauter, da die Tür nicht aufging. Nach einer kurzen Zeit erhob sie ihre Stimme.

„Verschwinde, ich will jetzt keinen sehen.“

„Lass mich rein. Ich bin es. Kevin. Bitte mach die Tür auf.“

Eine Zeit lang war es ruhig, bis plötzlich die Tür aufging und Kevin in das Zimmer hinein gezogen wurde. Sofort wurde die Tür wieder geschlossen und verriegelt. Danach ging das aufgebrachte Mädchen wieder zurück zu ihrem Bett ohne auch nur ein Wort zu sagen. Dort auf dem Bett lagen ein Rucksack und noch ein paar andere Sachen. Ein Teil davon war bereits eingepackt.

„Luja. Was wird das hier?“, sagte Kevin erschrocken nach einer paar Sekunden.

„Ich verschwinde. Sieht man das nicht?“, kurz blieb sie stehen und sah ihn an, dann ging sie wieder weiter und suchte nach Sachen die sie brauchen könnte.

„Aber wieso?“ Er trat ein wenig näher auf sie zu.

„Was wohl. Ich will meinen Bruder finden. Ich gebe nicht auf, so wie der Rest dieses Königreichs.“, Lujana schrie Kevin beinahe an. Doch bevor er etwas darauf erwidern konnte sank Lujana auf den Boden und begann zu weinen. Ohne viel zu überlegen, war Kevin sofort bei ihr und nahm sie in den Arm. Mehr tat er nicht. Lujana klammerte sich an ihn, so sehr das es ihm fast wehtat, doch er tat nichts. Eine Zeit lang saßen sie dort am Boden und Lujana heulte sich an Kevins Schulter aus.

„Ach Kevin! Ich weiß doch selbst nicht was ich mache. Schließlich kenne ich ihn doch gar nicht. Dennoch fühle ich, dass es meine Pflicht ist, ihn zu suchen, zu finden und hierherzubringen. Ich fühle mich mit ihm verbunden. Ich muss einfach losziehen. Ich darf nicht aufgeben. Und niemand wird mich daran hindern. Auch du nicht. Egal was du sagst.“

„Gut. Wann brechen wir auf?“

„Was?“, perplex sah Lujana Kevin an. Sie hätte mit allem gerechnet. Mit einem Wutausbruch, das er hinauslief und es jedem erzählte, oder das er verzweifelnd versuchte sie umzustimmen. Doch dass er ganz ruhig zustimmen würde und sogar mitkam? Nie im Leben hätte sie sich das gedacht.

„Was hättest du gedacht? Ich weiß dass ich dich nicht aufhalten kann, deswegen muss ich dich begleiten.“

Schnell fasste Lujana sich wieder und nickte Kevin anerkennend zu. Kurze Zeit später waren sie beide soweit und machten sich auf den Weg zu verschwinden. Aus dem Schloss hinauszukommen, war nicht schwer gewesen, doch keiner der beiden, hatte weitergedacht. Schließlich mussten sie ja noch irgendwie durch ein Portal kommen. Weder Lujana noch Kevin wussten wie das ging. Eine Zeit lang irrten sie durch die Gegend herum ohne genau zu wissen, was sie taten. Plötzlich gerieten sie an eine Stelle, die sie bereits kannten. Es war der Ort, an dem sie ganz am Anfang gewesen waren. Der Ring aus Bäumen. Hier war doch ein Portal! Schnell nahm Lujanas Kevins Hand und ging rasch in den Kreis. Vielleicht klappt es ja und sie kommen wieder zurück. Doch es passierte nichts. Wie hatten Rhean und Karem das nur gemacht. Lujana erinnerte sich nicht mehr daran. Sie war viel zu aufgeregt gewesen und außerdem hatte sie sich um Kevin kümmern müssen. Es war so schnell gegangen.  Doch sie würde es irgendwie schon herausfinden.

Plötzlich raschelte es hinter ihnen im Gebüsch. Lujana und Kevin drehten sich beide blitzschnell um. Doch dort war nichts. Es war schon ein Gebüsch dort, doch es bewegte sich nicht und machte auch keine Geräusche. Wie gebannt starrten die beiden darauf.

„Ihr wolltet doch nicht etwa ohne uns abhauen!“ Erneut fuhren Kevin und Lujana herum und standen plötzlich Rhean und Karem gegenüber.

„Wie?... Seid ihr uns etwa gefolgt“, fragte Lujana erschrocken.

„Kann man das gefolgt nennen?“ fragte Rhean Karem mit einem Seitenblick.

„Sagen wir. Wir kommen euch zu Hilfe.“

„wie meint ihr das?“

„ihr wisst nicht wie das Portal funktioniert. Wir haben gerade eben erfahren, warum der König alle Wölfe zurückruft und ehrlich gesagt finden wir das auch nicht ok.“, bemerkte Rhean

„Wenn es euch nichts ausmacht, würden wir euch gern begleiten.“, fuhr Karem an seiner statt fort. Lujana sah Kevin kurz überlegend an, doch eigentlich hatte sie ihre Entscheidung schon gefällt. Denn ohne die beiden würden sie nie weit kommen. Auch wenn sie noch ein wenig skeptisch war. Also nickte sie.

Sie wollte sich schon wieder abwenden.

„Aber wehe wenn ihr nur auf die Idee kommt mich nach Hause zu bringen…“, drehte sie sich warnend noch einmal an die beiden jungen, die sie ganz unschuldig ansahen.

„Wie ihr wünscht Prinzessin“, antwortete Karem und öffnete das Portal, indem er die Hand auf den Boden legte. Es dauerte nur einen kurzen Moment und schon waren sie wieder zurück.

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Tag der Veröffentlichung: 28.08.2014

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