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katerlisator - Der Umzug



Putchen Prammel war froh, den Umzug von Wuppertal nach Düsseldorf gut überstanden zu haben. Jetzt galt es, sich und ihre Familie ordnungsgemäß umzumelden. Stolz ging sie zum Schalter der Meldebehörde und gab das von ihr selbst ausgefüllte Formular ab.

„Nein, nein, Frau Prammel so geht das nun wirklich nicht. Das müssen Sie noch einmal berichtigen.“

Der Sachbearbeiter war sichtlich echauffiert. Putchen nahm den Anmeldebogen zurück und schüttelte den Kopf.

„Was habe ich bloß falsch gemacht?“, sprach sie zu sich. „Dabei habe ich doch in der Spalte Verwandtschaftsverhältnis alles ganz korrekt eingetragen: Erwin Prammel – gut, Sabine Prammel – ausgezeichnet, Melanie Prammel – schwierig.“


cassandra2010 - Mizzi zieht um



Mizzi räumte seit einer Stunde ihren Schreibtisch leer- Bankauszüge zerriss sie mit Wonne, verlogene Liebesbriefe zerstanzte sie zu Konfetti, und mit ihrem Montblanc-Füller würde sie auch nie wieder auch nur eine Zeile schreiben, denn noch heute Abend wollte sie etwas ganz Neues beginnen, ihre alte Routine abstreifen. Jahrelang hatte sie sich herumschubsen, auslachen, demütigen lassen, aber nun wollte sie dorthin umziehen, wo die Freiheit absolut und unteilbar war. Um sicher zu gehen, öffnete sie noch ein letztes Mal ihre Umzugskiste, in der sie nur das Allernötigste mitnehmen wollte. Mit dieser Kiste würde sie reisen, in einer Stunde, six feet under ...


marylynnq - Mein alltäglicher Umzug



Wenn man in einem fremden Bett aufwacht, fühlt es sich an, als hätte man irgendetwas unvollendet gelassen. Als wäre es falsch, dass man diesen Ort kaum kennt, und geht, ohne mehr über ihn zu erfahren. Es ist, wie eine Stadt an einem einzigen Tag zu besuchen und niemals den Zauber zu spüren, ihre schönsten Ecken und Geheimnisse zu kennen.
Ich schnappe mir die Tasche, werfe mir meine Jacke über und laufe die vielen Steinstufen hinab. Meine Klamotten stinken nach kaltem Zigarettenrauch. Wieder einmal ziehe ich um. Ich ziehe aus einem Haus, das ich nicht kenne – denn ich habe kein zuhause.


concortin - Umzug



"Ich will zum Direktor!"
"Da kannst du jetzt nicht rein"
Alle sagen 'du' zu einem. Ich bin ein großzügiger Mensch, aber auf Anstand und Sitte lege ich Wert.
Pötzlich kommt der Direktor heraus. Ich verlange, dass ich mit 'Sie' angesprochen werde.

Doch was wollte ich eigentlich vorbringen, es fällt mir nicht ein. Halt, jetzt weiß ich es wieder:
Ich möchte nach dem Umzug mit meinem Zellengenossen zusammenbleiben.
Der Direktor zeigt Verständnis, reicht mir eine Zigarette.
"Rauchen Sie ruhig zu Ende, bevor Sie in die Zelle zurückgebracht werden!"
So weit ist es mit mir gekommen, ich bin dankbar um eine Zigarette.


chitchatcherry - Schutzkarton



“Schluss mit Bohren, Lotta. Finger aus meiner Wand.”

“Ich brauch aber Luft. Is’ nur ein winziges Loch.”

“Deine Schuhe reißen mir die Pappe auf. Runter mit ihnen, oder halt wenigstens still.”

“Geht nicht. Is’ eng hier. Sei du still! Du verrätst mich.”

“Oben steht Geschirr, zerbrechlich. Also: Steig aus!”

“Ich kann nicht lesen.” “Lotta?” - “Ja?”

“Warum sitzt du im Karton?” - “Wegen Köln und wegen ohne Uwe.” “Aha.”

“Weil Köln doof und mein Freund Uwe nicht dort is’.”

“Lotta?” - “Ja?”

“Ich werde dort sein. Auf dem Speicher. Und jetzt: Hüpf raus!”

“Kann ich in Köln meine Schuhe anbehalten?”


philhumor - Umzug



Verdammt. Neue Nachbarn, Reibereien, Territorial-Imponiergehabe. Jaja, die Waffen nehmen wir mit. Aufbruch. Verheißung? Gelobtes Land? Hoffen, dass der große Administrator zu uns hält; ihn bestechen? Er ist reich; aber eventuell geltungssüchtig? Tüchtig beweihräuchern. Vernebeln, dass wir es verbockt haben. Einen prima Planeten unbrauchbar gemacht. Die Gnade: Es gibt Ersatz. Ein jungfräulicher Planet; werden wir diesmal sein wie Gentleman? Statt Umzugswagen Raumschiff. Statt Pappkartons Öko-Container. Von jeder Spezies zwei dabei. Heute Raumschiff-Taufe: Arche Noah II.

Erzeugen wir uns das Wasser, das uns bis zum Hals steht, selber? Auf Zehenspitzen stellen genügt nicht. Umzug, Flucht. Vor uns und nach uns die Sintflut.


mayhari - Tolle Umzugshelfer



„Welcher von euch Vollidioten hat den Karton hier stehen lassen?“, schrie ich wütend durch die Wohnung und rappelte mich vom Boden wieder auf.
„Sorry. Das war ich.“, meldete sich Elli.
„Ich schwöre dir, dass nächste Mal bring ich dich um. Ich hätte mir beinahe das Knick gebrochen.“
Das hatte ich nun davon, wenn ich Hilfe von meiner Chaos-Clique beim Umzug bekam.
„Okay. Dann stell ich ihn das nächste Mal so hin, dass du dir gleich das Knick brichst, okay? Dann hab ich schließlich nicht mehr zu befürchten, dass du mir den Hals umdrehst.“, grinste sie. Seufzend gab ich mich geschlagen.


lemmy1211 - Das Versprechen



Frank hatte versprochen ihr beim Umzug zu helfen. Nun stand sie vor ihrer neuen Wohnung und fing damit an, diverse Kisten alleine in den vierten Stock zu bugsieren. Frank hatte bereits über eine Stunde Verspätung und sein Handy keinen Empfang.
Verschwitzt machte sie sich daran, auch die letzten Kisten nach oben zu tragen.
Jetzt erstmal raus aus den Klamotten, dachte sie und als sie nackt vor der Dusche stand, fühlte sie plötzlich zwei Hände zwischen ihren Achseln nach ihren Brüsten greifen.

„Ich hab doch gesagt, dass ich dir beim Umziehen unter die Arme greifen werde.“, raunte Frank in ihr Ohr.


hijackhijoe - Umzug und Nachmieter



Meine Nachbarin fragt mich, warum ich das Bild im Hausflur abgehängt habe.
Und meine Antwort ist, ich ziehe um.
"Mei", sagt sie darauf, "so einen braven Nachbarn werden wir aber nicht mehr kriegen."
"Kann schon sein", entgegne ich und wahrscheinlich werde ich mich doch für das Schlaflabor als Nachmieter entscheiden und nicht für den Mormonen, mit seinen 8 Frauen und 35 Kindern.

"Mei Frau Britzl", sage ich noch. "Sie tun mir jetzt schon Leid, denn so leicht werden Sie es dann aber nicht mehr haben, wenn Sie gegen die Wand klopfen müssen in der Nacht, weil ich "allein" zu laut geschnarcht habe!"


plueschfussel - Eigene Wohnung, eigener Job, eigene Probleme …



Völlig planlos wühlte ich mich durch den einzigen Karton mit Wäsche. Im Wollkleid sah ich aus wie im siebten Monat schwanger. Etwas höher gezogen, konnte es aber noch als weiter Pulli durchgehen. Zusammen mit der löchrigen Jeans und den ausgelatschten Turnschuhen, wirkte es zwar etwas merkwürdig, aber mehr war einfach nicht drin.

Mit klopfendem Herzen betrat ich das Büro meines Chefs.
„Wie sehen Sie denn aus?!“, entfuhr es ihm formlos.
Peinlich berührt, redete ich mich um Kopf und Kragen. Es war aber auch zu blöd von meiner Mutter, den Karton für die Altkleidersammlung mit meinen Initialen „Axel Schweiß“ zu versehen.


guerain - Der Umzug



Er sah sich um. Die Bücher musste er noch mitnehmen. Er hatte nicht gedacht, dass dieser Tag tatsächlich kommen würde. Der Tag seines Umzugs. Es würde sein letzter Umzug sein, da war er sich sicher. Jones trat herein. Wo kam er so plötzlich her?
„Soll ich Dir beim Tragen helfen oder kommst Du alleine klar.“ Er strich sich über seine blaue Uniformjacke.
Charlie nickte. „Es geht schon.“ Er klemmte sich seine Bücher unter den Arm, ergriff seine Decke, ging den Flur hinunter und betrat den Raum am Ende des Ganges. Damit war sein Umzug in die Todeszelle auch schon beendet.


berndjobsteberhard - Umzug 2012



Der Tag hatte so klar begonnen. Jetzt lagen dicke Rauchschwaden über der Autobahn. Es war kein Durchkommen mehr. Alles blockiert. Sirenen heulten, flackerndes Blaulicht allerorten, Kommandos, Schreie, Wutgeheul. War es eine Übung für den Tag X?
Alles, was sich bewegte, war vollgepackt mit Kisten, Kartons … Krempel. Was war wirklich nützlich? Luft, Wasser, Nahrung … Wie sollten wir heizen? Energie war wichtig. Wir würden frieren … Wie lösten wir das sanitäre Problem? Wir hatten scheinbar gut vorgesorgt.
Die Dämmerung ist angebrochen. Der Nachthimmel grell erleuchtet. Ziel erreicht.
Ein leichtes Beben, alles vibriert, Betonstaub rieselt von der Gewölbedecke, hier herrscht Finsternis. Es ist … Halloween 2012.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 16.10.2012

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