yety.2008 - Wiesn Drabble
In München hielt sich auch 2011 wieder einmal das Gerücht, dass im Hauptausschuss des Stadtparlamentes eine Beschlussvorlage kursiere, die vorsieht, die Anzahl der Nachtkonzessionen für die Wies´n - Wirte drastisch zu reduzieren. Zur Begründung werde ausgeführt, dass die Anzahl unehelicher Geburten ausgerechnet im Juni das Dreifache betrage.
Es sei auch ein Verbot für Festzeltschilder enthalten, die wie folgt um Gäste werben: „Angler, Jäger und andere Aufschneider stets herzlich willkommen!“
Aber die besondere Aufregung gilt jedoch der Befürchtung, dass auf die Wies´n-Parkplätze nur noch Autos gelassen werden, die mit einem Alkoholtestgerät ausgerüstet sind und nicht starten, wenn sie Alkoholdunst wahrnehmen....
katerlisator - Maß halten
„Möchst oah Moass?“ Die freundliche Bedienung lächelte mich an.
„Eigentlich wollte ich nur eine warme Milch. Aber ich denke, vorerst reicht auch dieses Moass.“
Mein Tischnachbar sprach mich an: „Buist erstmals hiar in Minchen? Oder woast scho moa in Bayern?“
„Ja, ich war noch nie hier. Wo bin ich denn hier genau?“ „Joaa, mei. Auf de Wiesn bist.“
„Ach? Nach einer Wiese sieht das hier aber gar nicht aus.“
Alles lachte. Mein Getränk kam. Ich hob es an – und augenblicklich sank mein Arm auf den Tisch.
Der Nachbar rief aus: „I wuasste es doch, de Preissen kinnen koa Moass halten.“
beetle - Seltsame Wiesngäste
Es ist bereits weit nach Mitternacht. Die Wiesn-Festzelte leeren sich. Einige der Besucher steigen in ihre Fahrzeuge und fahren los. Natürlich ein gefundenes Fressen für die Verkehrspolizei.
Und schon erscheint die erste Kelle. Ein großer, schwarzer BMW hält am Straßenrand. Der helle Lichtschein der Polizei-Taschenlampe beleuchtet den schwarzgehaltenen Innenraum des Wagens, streicht über den ebenfalls schwarzen, seitlich gerafften Umhang des Fahrers und ist zum Schluss auf sein Gesicht gerichtet, in dem zwei lange, spitze, blutige Eckzähne im Lampenlicht gespenstisch leuchten.
„Guten Morgen. Verkehrskontrolle. Haben Sie etwas getrunken?“
Der Mann hinter dem Steuer lächelt geheimnisvoll. „Nein, nichts weiter. Nur zwei Radler.“
bambina - Maßvoll
„Ich schaff noch ’ne Maß. Wollt ihr auch noch eine?“, fragte Gerald seine beiden Freunde.
„Nee, ich glaub, ich möchte kein Bier mehr“, antwortete Lars.
„Ich mag auch nichts mehr“, erwiderte Rüdiger und sah sich im Bierzelt um.
„Echt nicht?“, fragte Gerald etwas verwirrt. „Habt ihr wirklich schon genug?“
„Nee, es ist nur so voll hier.“ Rüdigers Blick schweifte abermals über die vielen Leute.
„Na sicher doch“, gab Gerald verwundert zurück. „Jeder hier hat seinen Spaß... und durst.“
„Ja eben“, rief Rüdiger verzweifelt aus. „Hier sitzen so um die achthundert Leute im Zelt und es gibt nur eine einzige Toilette!“
cassandra2010 - Harry hofiert Herzog Otto
Es war an einem heiteren Märzentag vor vielen vielen Jahren, als ein junger Adliger, nennen wir ihn Harry, eilig über eine Wiese dahinschritt, als plötzlich sein Blick auf das erste Veilchen des Jahres fiel.
„Mit diesem Blümchen werde ich mein Glück beim Herzog machen!“ rief Harry freudig aus und deckte seinen Fund mit seinem Hut zu. Der Herzog nahm die Nachricht gnädig auf und versprach, mit seinem Hofstaat auf jene Wiese zu kommen.
Als aber Ihro Gnaden den Hut aufhob, fand er zu Harrys größtem Entsetzen vor, was ein Bauer dort statt des Veilchens hinterlassen hatte: einen Sch***haufen...
lemmy1211 - Der Grieche
Heute gebe ich mich als Griechen aus und nenne mich Charl Chidiki.
Meine bezauberten Begleiterinnen Thessa und Cala, nehmen mir den Griechen jedenfalls ab.
Zumindest ab dem Zeitpunkt, als ich die Beiden mit Thessa Loniki und Cala Mari betitelte, ihre knackigen Aersche als Popodopulus bezeichnete und vorgab, ein eigenes Schafskaesezelt auf der Wiesn zu betreiben. Erfolg macht bekanntlich sexy.
Ich bugsierte die zwei Landpommeranzen auf eine Bierbank und versprach, drei Portionen meines patentierten Schafkaeses in Weisswurstform zu besorgen.
Mit aufgeplusteter Brust stellte ich drei leere Teller ab und verkuendete Stolz:
"Thessa und Cala. Hier ist sie, meine Kreation: Feta Morgana!"
shifra - Wiesn-Geschichtchen
Sie hatten lange davon geträumt, es einmal öffentlich zu tun, im hellen Tageslicht, am Rande der Legalität, vonwegen Sittenwidrigkeit oder wie auch immer es hieß.
Beim Akt heimlich beobachtet zu werden... verstohlene Blicke zu erheischen... Zeugen zu haben, die innerlich mitstöhnten... es erregte sie ungemein. Nur die richtige Gelegenheit hatte bisher gefehlt.
Da kam ihnen das Oktoberfest in den Sinn. Die Chance!
Gegen Mittag verabredeten sie sich auf den Wies’n. Langsam näherten sie sich an, wurden heiß und plötzlich erschlagen von des Schicksals Schlag –
genauer gesagt, von einem achtlos ausgeschüttetem Putzeimer, der das verliebte Maulwurfspärchen gnadenlos in Richtung Kanalisation spülte.
philhumor - Wiese mit Blumen unter Gewitterhimmel
Das Bild ist fertig - sehr viel Gelb, sogar die Wolken lodern, sind geladen mit demselben Gelb-Grün, was ich für die Blumenwiese gewählt habe.
Ich habe Freiheit bei den Farben, lasse mir nicht verbindlich von dem Realen sagen, wie es sich wiederzufinden gedenke auf meiner Leinwand.
Hier bin ich der Meister; und ob ich kleister, kleckse oder Kunst erschaffe, liegt allein in meinem Bestreben, in meinem Wirken. Es wird gleich gewittern, noch ist Zeit zum Malen. Dieses habe ich beendet.
Was werde ich beendet haben, wenn das Gewitter in mir zu mächtig wurde, was bleibt dann von Vincent van Gogh?
Texte: Cover-Foto von:http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/e/e9/Oktoberfest.JPG
Tag der Veröffentlichung: 17.10.2011
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