Ich bin nicht sicher
Ob ich je alles von dir verstanden habe
So viele Facetten wie du hast.
Denn so warm deine Augen auch sind,
So verschlossen kann dein Mund sein.
Ich weiß, dass du mich liebst,
bedingungslos, wie es auch sein sollte,
und doch kommen Zweifel auf
In turbulenten Zeiten wie diesen
Wo deine Seele sich
Auf dunklem Meeresgrund versteckt
Und die Vergangenheit in Scherenfingern hält
Du hast keine Heimat,
denn du warst schon an so vielen Orten
und musstest jedes Terrain neu entdecken und erkämpfen;
du bist ein so schlauer Mensch, der sich für andere
aber zu sehr verausgabt hat.
Du möchtest,
dass ich frei und unabhängig bin,
dass mein Wort zählt, deine Maxime: dass sich Bildung bezahlt macht -
Karriere als Leiter zu einem guten, gesicherten Leben.
Doch auch ich bin manchmal skeptisch
Und mag nicht alles, was glänzt,
ziehe einen ruhigen Netflix-Abend
der emsigen Produktivität vor.
Wer den Pfennig nicht ehrt, ist des Talers nicht wert -
Erfolg ist aus so vielem gemacht,
und ich denke, dass menschliche Verbindungen
An diesem Muster-Werdegang
großen Anteil nehmen.
Was tut uns wahrhaftig gut -
das Gehalt ist dabei nicht unbedingt
die größte Kostbarkeit,
sondern der Sinn, den wir suchen
und hoffentlich stiften.
Weshalb entschlüpft unserem Mund
so selten, was uns wirklich rührt,
und der Blick bleibt letztlich in sich sebst gekehrt?
Ich bin nicht sicher,
ob ich je alles verstehen werde, ob das Heute
sich irgendwann dem großen Ganzen fügt;
aber bitte, bitte bleib an meiner Seite
Und bleib die Heimat, die du mir bist.
Bildmaterialien: https://pixabay.com/de/photos/auster-licht-meer-muschel-1327311/
Tag der Veröffentlichung: 15.02.2021
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Für meine Mama.