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Mit dem Monat September habe ich bisweilen immer nur den Schulanfang verbunden; nach anderthalb langen heißen Monaten Sommerferien hieß es dann, die Klassenkameraden wiederzusehen und Aufregung, im Sinne positiver Erwartung "Ob sich jemand verändert hat?", machte sich breit.

Aber das ist nicht die einzige Assoziation - ich möchte ehrlich sein - der 1. September ist der Tag, an dem der Hogwarts-Express den King‘s Cross-Bahnhof verlässt und ein neues magisches Schuljahr beginnt! Allerdings hat mich der heiß ersehnte Brief nie erreicht ...

 

Das Kapitel Schulzeit gehört mittlerweile, seit einem guten Jahr, aber schon der Vergangenheit an. In der Zwischenzeit habe ich ein Freiwilliges Soziales Jahr eingelegt und im Kindergarten gearbeitet. Dabei konnte ich verschiedene Eindrücke sammeln - vom Beruf der Erzieherin, der Arbeitswelt im Generellen und ihrer Strukturen, aber habe auch so viele, so unterschiedliche Kinder in mein Herz geschlossen. 

Meinen Probearbeitstag hatte ich übrigens auch Ende September letzten Jahres. Aber darauf will ich jetzt gar nicht näher eingehen; nein, dieses Jahr, am 5. September 2018, habe ich tatsächlich meine praktische Führerscheinprüfung bestanden! Und das war ein ganz schönes Hin und Her, denn es war nicht das erste Mal, dass ich einen Prüfer von meinen Fertigkeiten überzeugen sollte ...

Und es hat auch drei Fahrlehrer bis zu diesem Ergebnis gebraucht, da ich die ersten beiden durch meine schnelle, hektische Fahrweise vergrault hatte - und ich ihre Kritik nicht umsetzen konnte. So wurde es mir im Nachhinein zumindest erklärt.

 

Von meinem Vater, einem sehr erfahrenen Autofahrer, hatte ich vielleicht doch nicht so viel abgeschaut — allerdings sieht es auf der anderen Seite des Stammbaums auch gänzlich anders aus: Meine Mutter hat keinen Führerschein und wird wohl auch keinen mehr machen. Sie hat bis zum Schlussan meinem Vorhaben gezweifelt; vielleicht war ich nach ihr bzw. ihrer Familie gekommen?  

Ich hatte es zuerst allerdings auf die leichte Schulter genommen: Immerhin hatten viele meiner Schulfreunde in der 11. oder 12. Klasse bereits den Führerschein erworben.

Den Theorietest habe ich schon an Fasching und beim ersten Anlauf fehlerfrei bestanden. Kein großes Hindernis, in Zeiten, wo man mit einer App 1200 Fragen durchgehen- und auch digital auf die Buchseiten zugreifen kann. Daten und Fakten kann ich mir auch viel einfacher einprägen als praxisorientierte Dinge.

 

Meine erste praktische Fahrstunde - nach abgeschlossenem Simulator-Training in den Räumen der Fahrschule - fand erst im März statt; vorher waren anscheinend alle Fahrlehrer an andere Schüler vergeben. Das heißt, die Theorie ging bei mir nicht simultan mit der Praxis einher, was sicherlich auch ein kleiner Nachteil ist. Man schaue sich das Angebot der Intensivfahrschulen an mit dem Slogan „In nur einer Woche zum Führerschein“. Und fürwahr, das Konzept scheint zu funktionieren - und sich immer größerer Beliebtheit zu erfreuen.

 

Es war ein langer Weg, bis ich das Kärtchen, das meinem Personalausweis gleicht, in die Hand gedrückt bekommen habe.

Während der Fahrausbildung habe ich mich auch an ein paar Sonntagen mit meinem Vater auf den Vekehrsübungsplatz, um zuerst das Fahren und dann das Parken zu üben. Dabei habe ich sein Auto leider etwas zu oft abgewürgt - wodurch das Getriebe vielleicht etwas zu Schaden gekommen ist - was er mir lange vorgehalten hat. Die letzten Male musste ich den Leihwagen zum Üben nehmen.

Mitte August war meine erste praktische Prüfung angesetzt, die ich prompt in den Sand setzte - welches aber auch meiner Nervosität geschuldet war, da ich an dem Tag von meiner Arbeit im Freiwilligendienst beurlaubt wurde. Es war zudem mein vorvorletzter Arbeitstag und ich hatte zu hohe Erwartungen an mich selbst. Allerdings hatte ich eine Anweisung des Prüfers auch nicht wirklich verstanden, und hätte wohl nachfragen sollen; sodass ich auf der linken Spur in der Kurve die rechte geschnitten habe - außerdem hatte ich zehn Minuten zuvor auch einmal den Motor abgewürgt - was nun mal einer Gefährdung gleichkommt für die Autofahrer hinter mir.

Jetzt - beim zweiten Mal - lief sicherlich auch nicht alles lupenrein; allerdings war der einzige Fehler, dass ich den Seitenabstand zu den parkenden Fahrzeugen zu klein gehalten hatte und einem zu schnellen Abbiegen, was sich im späteren Verlauf auch gebessert hat. Ich hatte das Glück, einen jungen, toleranten Menschen zum Prüfer zu haben. Am Ende beglückwünschte er mich zu einer "soliden Leistung“

Das heißt: Ich habe es geschafft! Nach etlichen Fahrstunden und einer beträchtlichen Summe an Geld habe ich ein Stück Selbstständigkeit zurückbekommen!

 

Ich bin nun also Inhaberin eines Führerscheins - Fahranfängerin und auch noch in der Probezeit. Morgen fahre ich vielleicht mit meinem Vater ein wenig rum - zu Übungszwecken und dass ich auch ja nicht verlerne, was ich das letzte halbe Jahr über mir angeeignet habe. Ein eigenes Auto werde ich mir vorerst nicht anschaffen; das kostet einfach zu viel, mit den ganzen Versicherungen - und mein Fahrrad reicht mir in der Stadt vollkommen aus. Aber dem Carsharing bin ich nicht abgeneigt und wer weiß, wie bald mir das Autofahren nützen wird. 

 

 

Ich, im Jahre 2000, mit meinem Papa am Steuer

Impressum

Cover: Bild von mir aus dem Jahre 2000
Tag der Veröffentlichung: 06.09.2018

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