Aufdringlich laut rasselte der Wecker an diesem frühen Morgen und startete sein obligatorisches Weckprogramm.
Tastend suchte die schmalgliedrige Hand einer jungen Frau nach dem unsensiblen Störenfried, der ihre Nachtruhe so abrupt beendete. Ein leichter Klaps auf den Schalter und eine wohltuende Ruhe kehrte wieder in das im Zwielicht liegende Schlafzimmer ein. Sybilles Gesichtszüge entspannten sich wieder.
Noch schlaftrunken murmelte sie vor sich hin,
»Bitte nur noch fünf Minuten«, und schloss noch einmal die Augen. Sie wusste genau, dass sie sich diesen Zeitverzug im Grunde aber gar nicht leisten konnte, dazu war der morgendliche Ablauf viel zu streng getimt. Aufstehen, waschen, anziehen, frühstücken, zur Bushaltestelle gehen, eine dreiviertel Stunde Busfahrt zur Arbeit. Kein Spielraum für Zeitvergeudung. Zudem der Bus an den Bodensee ohnehin nur alle halbe Stunde fuhr.
Die sympathische Zweiundzwanzigjährige steckte gerade in den letzten Wochen ihrer Berufsausbildung zur Altenpflegerin und da konnte sie sich ein unbegründetes Zuspätkommen nicht erlauben, denn die meist pflegebedürftigen Heimbewohner waren explizit auf die Hilfe und ihr persönliches Engagement angewiesen.
Aber Sybille liebte ihre Arbeit. Ja, sie tat eigentlich noch mehr, als von ihr verlangt wurde, denn Herzensgüte zu vermitteln, ist nämlich mitnichten Bestandteil irgendeines Ausbildungsvertrages. So fand sie für jeden der überwiegend älteren Heimbewohner in ihrem Bereich immer ein freundliches und aufmunterndes Wort. Besonders liebevoll umsorgte sie dabei die Kranken und Gebrechlichen, weshalb die Heimbewohner sie auch besonders gut leiden mochten.
Dieses ungewöhnlich positive Engagement fiel natürlich auch der Heimleitung auf und man bot ihr vorzeitig als einzige Auszubildende, nach Abschluss der Berufsausbildung eine Festanstellung in dem Haus an. So waren die beruflichen Aussichten für die junge Frau recht vielversprechend.
Darauf freute sie sich jetzt schon, denn nun konnte sie endlich in dem Beruf arbeiten, der eigentlich für die meisten Menschen mehr eine Berufung ist.
Unglücklicherweise ist dafür aber auch ihre Beziehung zu ihrem Freund in die Brüche gegangen, weil der nur relativ wenig Verständnis dafür aufbringen konnte, dass Sybille auch so manches Mal unverhofft an den Wochenenden arbeiten musste.
Im Spätsommer letzten Jahres gab es dann aus genau diesem Grund an einem sonnigen Wochenende den ganz großen Knall. Der so lange vorher geplante Wochenendtrip mit Sven und seiner Honda an den Gardasee zu fahren, fiel mit Pauken und Trompeten ins Wasser. Sybille musste den Wochenenddienst im Heim übernehmen und für eine erkrankte Kollegin einspringen. Daraufhin packte Sven an diesem Samstag seine Siebensachen und zog von jetzt auf gleich aus der gemeinsamen Wohnung aus. Als Sybille dann abends todmüde und von der Arbeit geschafft heim kam, war Sven und mit ihm sein gesamtes persönliches Equipment verschwunden. Auf eine SMS und diverse Telefonanrufe reagierte er nicht mehr. So ließ er sich selbst bei seinen Kumpels verleugnen. Der Verlust ihrer Beziehung hatte die junge Frau ziemlich heftig getroffen. Anfangs habe sie es auch gar nicht recht wahrhaben wollen, dass Sven sie so einfach verlassen konnte. Nun allerdings war sie wieder eine Single-Frau und zumindest vorerst nicht eben vordergründig an einer neuen Beziehung interessiert…
Exakt sieben Minuten später rasselte der Wecker neben ihrem Bett erneut los. Nun richtig aus dem Halbschlaf gerissen, sprang die junge Frau auf und stellte endlich diesen nervtötenden Krawallmacher ab. Mist, dachte sie, doch schon so spät, nun wird es aber höchste Zeit, sonst fährt mir womöglich noch der Bus vor der Nase weg. Schnell lief sie in die Küche, stellte die Kaffeemaschine und den Toaster an. Dann sprang sie unter die erfrischende Dusche. Zwanzig Minuten später saß Sybille an ihrem morgendlichen Kaffeetisch und nippte vorsichtig an dem heißen schwarzen Gebräu. Der ist gut, dachte sie, der weckt Tote wieder auf und während sie noch an ihrem leckeren Toastbrot mit Erdbeerkonfitüre kaute, schaute sie gedankenverloren aus dem Küchenfenster. Draußen herrschte Finsternis an diesem letzten Novembermorgen und alle Straßenlaternen brannten noch. Der kalte Nieselregen ließ das Licht von der nassen Asphaltstraße reflektieren. Ein Müllfahrzeug bog um die Ecke und hielt direkt vor ihrem Hauseingang. Sie hörte, wie die Müllmänner von den Stadtwerken lachten. Routiniert zerrten sie die vollen Container zu ihrem LKW und kippten den Hausmüll in den gefräßigen Bauch des großen Fahrzeuges.
Sybille schaute auf die Uhr und erschrak, fünfzehn Minuten noch bis zur Abfahrt des Busses und noch gut zehn Minuten Fußweg bis zur Bushaltestelle. Schnell trank sie die halbe Tasse Kaffee noch aus, stopfte den E-Book-Reader und ihr Mobiltelefon fix in ihre braunlederne Umhängetasche, schlüpfte rasch in Schuhe und Mantel und verließ etwas übereilt ihre Wohnung.
Unterwegs hatte sie ihren Regenschirm aufgespannt, weil der Nieselregen nun allmählich immer stärker wurde. Gerade noch rechtzeitig erreichte sie die Bushaltestelle, denn der Bus nach Hegne an den Bodensee fuhr just in diesem Moment in den Haltestellenbereich ein.
Wie meistens um diese Zeit stieg sie als einziger Fahrgast zu und der Busfahrer, er mochte um die dreißig sein, freute sich jedes Mal, Sybille wiederzusehen. Er begrüßte die junge Frau wie stets mit einem freundlichen Gruß und nickte ihr dabei lächelnd zu. Seit er vor drei Wochen ständig diese Route befuhr, hatte er ein Auge auf die hübsche Brünette geworfen, die ihn nun wie jeden Morgen fünfundvierzig Minuten lang auf seiner Fahrt an den Bodensee begleiten würde. Sybille erwiderte ebenso freundlich seinen Gruß und nahm wieder wie üblich in der dritten Reihe hinter der Beifahrerseite am Fenster Platz. So früh am Morgen saßen in dem Bus in aller Regel nie mehr, als zwei bis drei Fahrgäste und darum nutzte der Busfahrer die Gelegenheit, besonders auf die hübsche junge Frau achtzugeben. Dazu verstellte er meistens immer den Winkel des Innenspiegels um die Winzigkeit einer Nuance und hatte so die junge Frau stets in seinem Blickfeld. Leider schien ihm aber die designierte Dame seines Herzens nicht halb so viel Interesse entgegenzubringen, wie er sich das selbst vielleicht gewünscht hätte. Das nennt man halt Pech, sagte er sich und möglicherweise würde er auch immer nur der Busfahrer bleiben, der sie zu ihrer täglichen Arbeitsstelle fuhr. Eines Tages, so hoffte er, würde sich das vielleicht ändern. Irgendwann, wenn es sich einmal ergeben sollte und die Gelegenheit günstig wäre, würde er sich gewiss ein Herz fassen und sie ansprechen, zumindest nahm er sich das vor. Bis dahin aber musste er sich allerdings mit einem sehnsuchtsvollen Blick in den Innenspiegel begnügen. Sybille stellte den zusammengeklappten und vor Nässe triefenden Regenschirm an die Seite, nahm aus ihrer Tasche den E-Book-Reader heraus und begann ihren Roman an jener Stelle weiterzulesen, wo sie gestern früh damit aufgehört hatte...
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»Gratuliere, Mensch Prengel, da haben Sie aber echt Glück gehabt«, bemerkte der kräftige Justizvollzugsbeamte und schlug dem Achtundvierzigjährigen jovial auf die Schulter. Der so Angesprochene drehte sich herum und grinste dem Beamten breit ins Gesicht.
»Hab‘ ja auch ne‘ ganze Menge getan dafür«, erwiderte er betont langsam. Der Beamte nickte, für ihn war es nichts Besonderes, denn es kam immer wieder vor, dass er einem Entlassenen seine persönlichen Sachen aushändigte und ihn nachhause oder auch auf den Weg in eine ungewisse Zukunft schickte.
Freiheit nannten es die verbleibenden Insassen der Justizvollzugsanstalt. Und nun hatte wieder einer von ihnen an diesem Tag erlangt, wovon die allermeisten hier drinnen schon seit langem träumen. Der ersehnten Freiheit...
Einundzwanzig lange Jahre hatte Günter Prengel mit kurzen Unterbrechungen jetzt insgesamt in seinem Leben hinter Gittern abgesessen. Immer wieder war er wegen Vergewaltigung eingesessen. Meistens in Verbindung mit schwerer Körperverletzung, was in seinen Augen besonders dämlich war, denn eigentlich wollte er ja diesen Frauen gar nicht wehtun. Genaugenommen wollte er sie nur ficken. Wenn diese verdammten Weiber einfach nur stillhalten würden und nicht gleich loskreischten, wenn sie mal ordentlich gepoppt werden. Er ging doch nicht mit dem Ziel los, ihnen wehzutun, das war ja alles völliger Quatsch, was die Richter ihm da in der letzten Hauptverhandlung vorgeworfen hatten. Er wollte doch lediglich nur ein bisschen Spaß mit ihnen haben, das war alles. Schließlich haben die Schnitten doch alle auch ihren Spaß dabei, zumindest wenn sie es mit ihren eigenen Kerlen treiben, warum also nicht auch mit ihm. Was zum Teufel war denn schon dabei, mal ein bisschen herumzupoppen, davon stirbt man doch nicht...
Aber nun sollte endgültig Schluss damit sein, alle psychologischen Gutachten sind positiv zu seinen Gunsten ausgefallen, wie ihm sein Anwalt bestätigt hatte. Da er nun seine letzte Haftstrafe von neun Jahren wegen Vergewaltigung einer damals Neunzehnjährigen verbüßt hatte, könnte er nun damit rechnen, in wenigen Tagen wieder ein freier Mann sein.
Der Anwalt hatte in einem Verfahren das Gericht davon überzeugen können, dass von seinem Mandanten keine Gefahr mehr ausgeht und er als rehabilitiert betrachtet werden kann. Ein psychiatrischer Gutachter hatte ihm mit seiner Unterschrift bescheinigt, dass er Günter Prengel, keine latente Gefahr mehr für die Allgemeinheit darstellen würde und der Freistaat die wie ein Damoklesschwert über ihn hängende Sicherungsverwahrung, zielführener in eine angemessene Bewährungsstrafe münden lassen sollte.
Für ihn sprach, dass seine Führung in der Haftanstalt geradezu mustergültig war. Er hatte sich während seiner Haftzeit nie auch nur das Geringste zu Schulden kommen lassen. Prengel hatte an allen Behandlungen teilgenommen, die überhaupt möglich waren und im Laufe der Zeit Unmengen von therapeutisch verordneten Pillen in sich hineingeschüttet. Selbst in den Gesprächen mit den Psychologen hatte er sich offen von seinen, in der Vergangenheit begangenen Straftaten distanziert. Ja, er hatte sogar eingesehen, an den vergewaltigten Frauen ein äußerst schwerwiegendes Unrecht begangen zu haben. Nun gelobte er überdies reumütig sich bessern zu wollen, wenn … nun ja, wenn man ihn nur einmal noch eine Chance dafür geben würde.
Schließlich habe seine alkoholische Entziehungskur im Strafvollzug ja auch ihre Früchte getragen. Im Übrigen sei er auch nur immer dann etwas anfällig für sexuelle Handlungen gewesen, wenn er sich die Birne zugeschüttet hätte. Und das könne nun nicht mehr passieren, denn er hatte in der vergangenen Zeit deutlich bewiesen, dass er auch ohne Alkohol auskommen konnte.
Nachdem sich das Gericht zur Beratung zurückgezogen hatte, zeigte sein Anwalt mit dem Daumen nach oben. Eine Geste, die Günter Prengel also berechtigterweise hoffen ließ.
Später wurde ihm mitgeteilt, dass das Gericht der Ansicht war, seine bereits anvisierte Sicherungsverwahrung könne noch einmal zu einer Bewährung ausgesetzt werden, weil sich alle Gutachter positiv zu seiner Prognose äußerten. Auch sein geradezu mustergültiges Verhalten während der gesamten Haftzeit sei eine entscheidende Voraussetzung für das überraschend ausgefallene Urteil. Prengel kam also frei, mit Auflagen zwar und dennoch, heute war sein großer Tag.
Er unterschrieb die Empfangsquittung für sein in der Haftanstalt verdientes Geld und bestätigte damit zugleich den Empfang seiner Utensilien, die am Tag seiner Inhaftierung für ihn in Verwahrung genommen wurden.
Frei, endlich in Freiheit. Ein durch nichts zu ersetzendes Gefühl.
Ein paar Euro Klimpergeld hatte er also in der Tasche und er grinste bei dem Gedanken, was sich an so einem Tag, wie heute wohl so alles mit der Kohle anstellen ließe…
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Sybille schaltete ihren E-Reader aus und schob das Gerät wieder in ihre Tasche. Endstation. In wenigen Minuten würde sie in Hegne sein und dann waren es nur noch knapp zehn Minuten zu laufen. Wenn sie die Abkürzung am Waldrand nahm, war es auch in gut fünf Minuten zu schaffen. Und wegen des schlechten Wetters entschied sie sich für die Abkürzung.
Der Bus fuhr in die Endhaltestelle ein und der Fahrer stellte den Motor ab.
»Hegne Endhaltestelle, bitte alle aussteigen«, verkündete er über den Lautsprecher, wünschte allen Fahrgästen noch einen schönen Tag und öffnete die Türen des Busses. Die Fahrgäste stiegen zügig aus und liefen schnell in alle Richtungen auseinander, um nicht unnötig lange dem nun stärker rauschenden Regen ausgesetzt zu sein. Als Sybille aussteigen wollte, zwinkerte ihr der Busfahrer noch einmal spitzbübisch zu.
Ein Lächeln huschte über ihr hübsches Gesicht.
Natürlich hatte sie längst die besondere Aufmerksamkeit jenes Mannes bemerkt, der stets ein nettes Wort für sie parat hielt und für sie immer ein freundliches Lächeln auf den Lippen hatte. Aber dennoch steckte ihr die Enttäuschung ihrer gescheiterten Beziehung viel zu tief in den Gliedern, als dass sie sich jetzt schon für jemand anderes ernsthaft interessieren mochte. Trotzdem schenkte sie dem netten Busfahrer noch einmal ein kurzes Lächeln bevor sie ausstieg, was der Mann in der korrekt sitzenden Dienstkleidung mit einem freundlichen Nicken quittierte. Der Busfahrer sah ihr noch etwas wehmütig hinterdrein, wie sie mit ihrem aufgespannten Regenschirm den Weg zum Waldrand einschlug. Sie nimmt die Abkürzung, dachte er so bei sich, denn von einer Busfahrer-Kollegin wusste er, wo Sybille arbeitete. Er seufzte, zündete sich eine Zigarette an und behielt die junge Frau so lange im Auge, bis sie hinter einer Biegung auf der ansteigenden nassen Wiese verschwunden war.
Sybille hatte fast den Waldrand erreicht, als sie hinter sich das laute Keuchen eines schnell heranlaufenden Mannes bemerkte. Er trug einen dunkelblauen Pullover und hatte eine schwarze Rollmütze auf dem Kopf. Der Mann im mittleren Alter lief direkt auf sie zu. Sybille stellte sich seitlich neben den Sandweg in das durchnässte Gras, um dem Läufer Platz zu machen und ihn an ihr vorbeizulassen.
Als der Mann aber auf Schrittlänge herangekommen war, schlug er ihr plötzlich und unerwartet mit seiner Linken den Regenschirm aus der Hand, während er seine Rechte zur Faust geballt hatte und ihr damit einen brutalen Faustschlag ins Gesicht versetzte. Sybille verspürte einen heftigen brennenden Schmerz im Gesicht und stürzte rücklings ins nasse Gras, während ihr Regenschirm im hohen Bogen davonflog. Blut quoll ihr sofort in Strömen aus der Nase und ihr wurde übel. Der Mann hatte sie mit einem einzigen gezielten Faustschlag außer Gefecht gesetzt ehe sie überhaupt wusste, was mit ihr geschah. Sie fühlte, wie sie unter den Armen gepackt und in Richtung Waldrand geschleift wurde. An der Waldkante ließ der Mann die junge Frau hart auf den Boden fallen und begann ihr eilig den Mantel aufzuknöpfen. Sybille registrierte wie durch einen roten Schleier vor ihren Augen, wie ihr der Mann erbarmungslos ihre Kleider vom Leibe riss. Sie war durch diesen völlig unerwarteten Faustschlag ins Gesicht wie paralysiert worden und zu keiner wirklichen Gegenwehr fähig. Es lief ab, wie in einem grottenschlechten Krimi, in dem sich der brutale Täter in aller Seelenruhe über sein wehrloses Opfer hermachte.
Sybille war nicht in der Lage klar zu denken, so massiv hatte der Täter zugeschlagen. Ihr Gesicht und der Kopf schmerzten bei jedem Muskelzucken und sie konnte sich nicht bewegen. Nur schemenhaft erkannte sie die schwarze Rollmütze und starrte stumm in das maskenhaft verzerrte Gesicht des Schlägers. Sybille ahnte instinktiv, was nun geschehen würde. Der Angreifer stand nun direkt über ihr und nestelte bereits an seinem offenen Hosenbund. Sie sah an den gierigen Augen des Mannes, dass er sie nun umgehend vergewaltigen würde. Das metallene Klappern der Gürtelschnalle seiner Hose bestätigte ihre furchtbare Vorahnung.
Eine irrsinnige Angst erfasste sie und presste ihr Herz zusammen. Im diesen Moment durchzuckte sie nur ein einziger Gedanke, ich muss mich wehren. Instinktiv hob sie blitzschnell den rechten Fuß an und trat dem Mann in dem dunkelblauen Stickpullover, so kräftig sie konnte, in dessen bereits völlig entblößtes Geschlechtsteil. Der schrie nun wie von einer Tarantel gestochen auf und versetzte Sybille wie im Trance mit seinen derben Lederschuhen eine Serie von nicht enden wollenden brutalen Fußtritte in den Bauch, den Oberkörper und die Nieren, wobei er unablässig brüllte,
»Dich verdammte Fotze werd‘ ich lehren, mich treten zu wollen, du Drecksau! Du bist doch verrückt, dir werd‘ ich helfen, das machst du nicht noch mal mit mir« und verpasste ihr erneut einen heftigen Fußtritt in die Nieren. Schnell beugte er sich dann zu ihr herunter und riss ihr brutal den BH auf. Dabei kam er mit seinem grimassenhaft verzerrten Gesicht ganz dicht zu ihr heran und betrachtete sie von Nahem. Sie spürte noch nicht mal irgendeinen speziellen Schmerz denn ihr ganzer Körper war jetzt nur noch eine einzige zuckende Wunde. Und Sybille selbst stand bereits ganz kurz vor dem Verlust ihres eigenen Bewusstseins.
Lieber Gott, lass es nur schnell vorbei sein, dachte sie nur, es tut so wahnsinnig weh...
Sie bewegte ihre aufgeplatzten Lippen und aus ihrem Munde kam zwischen einem Blutquell, röchelnd der Satz,
»Was hab ich dir getan…?«
Der Mann wandte ihr wieder sein Gesicht zu,
»Halt die Schnauze, du Fotze, hab' ich dir erlaubt das Maul aufzumachen?«, brüllte er sie an. Eine stinkende Wolke von widerlichem Alkoholdunst erreichte ihre zerschlagene Nase, die nach wie vor heftig blutete. Ihr wurde erneut speiübel. Entsetzlicher Ekel erfasste die junge Frau und begann sie augenblicklich zu würgen. Sybille spürte, wie der Mann mit brachialer Gewalt seinen erigierten Penis in ihr Geschlecht einführte. Ein schmerzhafter Einriss ließ sie nun auch an ihrem Geschlecht stark bluten. Dieser irrsinnige Schmerz ließ Sybille aufschreien. Ihr gepeinigter Körper bäumte sich auf, es war ihr wie ein Stich ins Herz.
Diesem Mann aber war das offensichtlich egal, denn er begann auf der Stelle mit heftigen Bewegungen dolchstoßartig zu kopulieren.
»Na, das gefällt dir du Fotze, stimmt‘s, so willst du es doch haben. Das macht dir doch Spaß, das ist es doch, was du willst. Alle wollen es doch so. Warte du kleine Sau ich geb‘ es dir gleich, genauso wie du es brauchst«, grunzte er keuchend. Ekliger Speichel rann in dünnen Fäden aus seinem Mundwinkel und der scheußliche Gestank von kräftig ausgeatmetem Alkoholdunst lag unheilschwanger in der Luft.
Regen rann über ihr blutig geschlagenes Gesicht und mischte sich mit ihren Tränen.
Sybilles Finger suchten tastend auf dem nassem Waldboden nach irgendeinem Halt, mit dem verzweifelten Versuch, sich dieser brutalen Vergewaltigung zu entziehen, den sie aber nirgends fanden, während sich ihre Finger dabei tief in den Waldboden eingruben. Ein handlicher Kieselstein geriet ihr rein zufällig zwischen die Finger. Sie umklammerte diesen Stein, als wollte sie ihn zerquetschen und mit einem letzten Aufbäumen ihres langsam erlöschenden Widerstandes schlug sie den glatten Kiesel gegen den Kopf des Mannes.
Wieder brüllte der getroffene Mann vor Schmerz laut auf,
»Du alte Drecksau, dich werd‘ ich lehren, das machst du nicht mit mir…« Er beugte sich zu ihrem bereits total blutverschmierten Oberkörper hinunter und biss ihr wie ein wildes Tier mit aller Kraft durch ihre Brust. Blut quoll aus der riesigen Bisswunde. Erneut durchflutete eine weitere wahnsinnig heftige Schmerzattacke ihren geschundenen Körper, während sich ihr Bewusstsein schon mit ersten Aussetzern ankündigte.
In seiner rasenden Wut holte das Monster noch einmal kräftig aus und versetzte der jungen Frau mit seiner Faust einen wohl platzierten, harten Schlag auf ihre ohnehin schon mehrfach gebrochene Nase.
Dann wurde es dunkel um sie herum…
**
Rote Schäfchenwolken spazierten langsam am rötlich verschleierten Firmament entlang, obwohl es eigentlich weiße Wolken waren, die auf einen strahlend blauen Himmel wanderten.
Es war der Tag des Heiligen Abends, des Erwachens, der Wiedergeburt des Lebens.
Die Ärzte hatten Sybille in ein künstliches Koma versetzen müssen, so schwer waren ihre inneren und äußeren Verletzungen nach dieser lebensbedrohlich brutalen Vergewaltigung. Mehrere Notoperationen hatten nur knapp ihr Leben retten können, auch weil des Försters Hund die junge Frau gerade noch rechtzeitig am Waldrand gefunden hatte. Allerdings mehr tot als lebendig, wie die kurz darauf eintreffende Notärztin mit Entsetzen feststellen musste, während sie das Opfer notversorgte. Gerade noch rechtzeitig, bevor die junge Frau endgültig verblutet wäre...
Als Sybille die Augen öffnete und der Oberarzt der chirurgischen Abteilung des Krankenhauses ihr erklärte was passiert war und wie schwer die erlittenen Verletzungen waren, rannen zwei Tränen aus ihren Augen und tränkten den Verband ihres brutal verunstalteten Gesichts.
Man hatte ihr auch eröffnet, dass der Täter gefasst worden sei, sogar gleich kurz nach der Tat, weil seine DNA an ihrem Körper nachgewiesen und auch das gefundene Sperma eindeutig seiner Person zugeordnet werden konnte. Auf Fotos, die man ihr später gezeigt hatte, identifizierte sie zweifelsfrei den Täter...
Der Mann hatte diese scheußliche Tat schließlich auch gestanden und er bereut, wieder einmal…
Zwölf Jahre Haft für Günter Prengel, mit anschließender lebenslanger Sicherungsverwahrung, urteilte nun ein deutsches Gericht.
Noch einmal Freizukommen nahezu für immer ausgeschlossen.
Jetzt… endlich.
***
Die junge Frau befindet sich immer noch in therapeutischer Behandlung mit ungewissem Ausgang… (Stand: 2012)
Die Story ist authentisch, die Namen der handelnden Personen wurden von mir für diese Geschichte noch einmal geändert...
(Bericht: ZDF-Drehscheibe vom 25.07. 2012)
Impressum
Cover: selfARTwork
Covermotiv: Egon Schiele, Frauenbildnis mit gefalteten Händen
Text: Bleistift
© by Louis 2013/5 last Update: 2021/6
Texte: © by Louis 2013/5 last Update: 2021/6
Bildmaterialien: Covermotiv: Egon Schiele
Cover: selfARTwork
Tag der Veröffentlichung: 17.07.2021
Alle Rechte vorbehalten