Wie konnte er sich bloss so irren? Nie hätte Rico gedacht, dass er sich jemals so stark in einer Person täuschen konnte. Immer konnte er sich auf diese Person verlassen, immer war sie für ihn da, wenn es im schlecht ginge. Auch in guten Zeiten war dieser besondere Mensch anwesend. Jahrelang gingen die Beiden durch Dick und Dünn, nichts konnte dieses Band der Freundschaft trennen. Doch am heutigen Morgen lernte er nun ein neues Gesicht seiner besseren Hälfte kennen. Noch nie zuvor hatte er diese Seite gesehen. Nie zuvor sah er solchen Hass in den Augen. Niemals hätte Rico erahnen können, dass sich Eifersucht zu einer solchen Überreaktion führen könnte. Doch das Messer in seiner Brust zeigte ihm das Gegenteil.
Gestern Abend
„Schatz, hör mal.“ Rico fand kaum die Worte die er sagen wollte. „Ich habe Angst um dich. Noch nie war ich in einer solchen Situation wie jetzt.“
„Meinst du wegen diesem Stalker? Vergiss doch den Spinner.“, sagte Lucas.
„Ich kann nicht. Es scheint, als wäre er mein Schatten. Er weiss Dinge, die niemand wissen kann.“
„Jetzt hörst du mir mal zu. Ich lasse mich von diesem Arschloch nicht einschüchtern. Wenn er mir oder dir etwas tun will, dann werden seine Zähne mit meiner Faust Bekanntschaft machen.“
Rico lachte gequält. „Du nimmst das Ganze so locker, ich aber nicht. Ich habe Angst, traue mich kaum noch aus dem Haus hinaus. Jedes Mal denke ich, der Typ könnte hinter der nächsten Ecke lauern.“
Lucas nahm seinen Freund in den Arm. „Schatz, natürlich nehme ich das nicht einfach so auf die leichte Schulter. Aber siehst du denn nicht, dass er genau das erreichen will? Ich bin dein Freund, wir stehen das gemeinsam durch.“
Rico löste sich aus der Umarmung. „Tut mir leid, aber ich kann dir das nicht zumuten. Du hast etwas Besseres, etwas Einfacheres verdient. Eine Beziehung mit mir bereitet nur Probleme. Das kann ich nicht Verantworten.“
„Soll das heissen, du machst Schluss mit mir?“
„Ja.“, antwortete Rico mit Tränen in den Augen. „Tut mir leid.“ Noch bevor Lucas etwas sagen konnte, schnappte sich Rico seine Jacke und verschwand aus dem Lokal. Zwar hörte er noch, wie sein Name von Lucas gerufen wurde, doch er drehte sich nicht mehr um.
Rico verschanzte sich in seiner Wohnung. Er verfluchte sich selbst über seine Tat. Sein Herz blutete, doch war es für Lucas in seinen Augen die Beste Entscheidung. Nie könnte er sich verzeihen, wenn dieser Verrückte Typ ihm etwas antun würde.
Wut stieg in ihm auf. Wut über sich selbst, Wut über den Irren. Etwas musste kaputt gehen. Rico schnappte sich den ersten Gegenstand, der ihm als Erstes in die Finger gelang und schmiss ihn an die Wand. Die DVD überlebte diese Attacke unbeschadet, aber die Hülle hatte ab diesem Moment eine Ecke weniger. Rico beruhigte sich wieder ein bisschen. Nun würde eine Zigarette ihn wieder auf den Teppich und ihm einen klaren Kopf bringen. Er öffnete die Balkontüre, schnappte sich die Schachtel Zigaretten, zog eine der Sargnägel raus und zündete sie sich an. Tief inhalierte er draussen den ersten Zug ein. Seufzend setzte er sich auf den Stuhl, der auf dem Balkon war.
„Ach, ein Joint wäre jetzt das Richtige.“, murmelte er vor sich hin. Während er auf dem Balkon sass und eine Zigarette nach der Anderen in sich hinein saugte, überlegte er die ganze Zeit, wer dieser Verrückte sein könnte. Aber eine Antwort darauf fand er nicht. Rico beschloss, sich via TabletPC auf dem Gayportal einzuloggen und nachzusehen, ob dieser Irre bereits eine Nachricht geschrieben hatte. Und tatsächlich, schon auf der Startseite zeigte es ihm eine neue Nachricht an.
„Sicher vom Arschloch.“, dachte sich Rico. Und er behielt Recht. Er öffnete die Nachricht.
Und, wie fühlt man sich als Single?
„What the fuck?“, dachte sich Rico. „Das ist noch nicht mal ne Stunde her, und schon weiss dieser Typ das. Wie macht er das bloss?“ Und erneut fing an sein Blut zu kochen. Er fing an, die Antwort zu tippen.
Hey Arschloch. Ich warne dich, wenn du auch nur noch einmal in meine Nähe kommst, oder in die Nähe meiner Freunde, dann garantiere ich dir, dass du diese Begegnung nie mehr vergessen wirst.
Rico wusste nicht so recht, ob er eine Antwort abwarten sollte oder nicht. Erneut musste eine Zigarette her. Da erklang schon der Ton für eine neue eingehende Nachricht.
Hahaha, das will ich sehen. Dafür müsstest du ja erst mal wissen, wer ich bin, geschweige denn, wo ich bin.
Er las die Nachricht durch, antwortete jedoch nicht mehr darauf, sondern loggte sich wieder aus. Erneut begann es, in seinem Innern zu brodeln, gleichzeitig jedoch stiegen auch die Tränen hoch, die er nicht mehr lange zurück halten konnte.
„Was habe ich nur getan? Wer tut mir so etwas nur an? Warum?“, fragte er sich selbst schluchzend. Alleine sass er auf dem Balkon. Alleine war er mit seinen Fragen, auf die keiner eine Antwort geben konnte.
Da piepste sein Handy. Rico sah, dass Andy eine MMS geschickt hatte. Er öffnete diese Bildnachricht. Was er kurz darauf zu sehen bekam, stockte ihm den Atem. Auf dem gesendeten Bild war Andy zusammen mit Lucas zu sehen, wie sie sich küssten. Unten am Bildrand stand die Nachricht: „Ziel erreicht. Ha!“
Rico zählte sogleich Eins und Eins zusammen.
„Dieses Arschloch.“, fluchte er laut in die Nacht. „Dieses Arschloch war die ganze Zeit über der Stalker, nur um sich an Lucas ran zu machen.“ Rico erinnerte sich zurück und dachte laut: „Aber natürlich! Er war ja immer informiert, was dieser Stalker gerade machte, wo ich bin, was Lucas machte. Natürlich konnte nur jemand in meiner Nähe soviel über mich und meinen Freund wissen. Na warte Freundchen, du kannst was erleben.“
Rico zog sich die Schuhe an, schnappte sich sein Handy, Portemonnaie und Schlüssel und stürmte aus der Wohnung. In der Eile vergass er sogar, die Haustüre abzuschliessen.
„Ach, Scheiss drauf, da wird wohl niemand einbrechen.“, dachte er sich. In seiner blinden Wut rannte er auf die Strasse in Richtung Samurai. Auf dem Foto erkannte er nämlich, dass dieses Bild dort geschossen wurde. In einem normalen Schritttempo hätte Rico 15 Minuten gebraucht, um von seiner Wohnung in der Lorraine zu dem Samurai zu laufen, in seiner Raserei hingegen brauchte er locker nur ein Drittel der Zeit.
Völlig ausser Atem erreichte er den Eingang der Passage, die zu der Bar führte. Er wollte noch kurz etwas Luft holen, bevor er reingehen würde. Soweit kam es jedoch nicht, denn in diesem Moment kamen ihm Lucas und Andy torkelnd entgegen. Bevor auch nur einer der Beiden etwas sagen konnte, zerrte Rico Andy am Shirt, drückte ihn gegen die Wand und versetzte ihm einen rechten Kinnhaken.
„Fuck, was soll der Scheiss?“, fragte Andy, der durch den Schlag zu Boden fiel.
„Das fragst du noch, Arschloch?“, schrie Rico. „Du hast mir ja vorhin das Bild geschickt, wie ihr Beide rumgemacht habt. Gib es zu, du bist dieser verdammte Stalker, du hinterhältiger Lügner.“
„Was? Wovon redest du?“, fragte Lucas, der sichtlich betrunken war. Rico wollte gerade etwas sagen, da kam aus dem Klub der Türsteher und kurz hinter ihm seine beste Freundin Nina. Der Türsteher sah den verletzen Andy, der aus der Nase blutete, und den aufgebrachten Rico. Rico kannte den Türsteher persönlich, da er in diesem Lokal Stammgast war, jedoch wusste er auch, dass sein Blick in den Augen nichts Gutes verhiess. Und mit einem solchen Muskelpaket wollte sich Rico nicht streiten, weshalb er von sich aus zwei Schritte von den anderen Beiden zurückwich.
„Was war da los?“, fragte der Türsteher ernst. Nina stellte sich neben Rico.
Dieser sagte, während er auf Andy zeigte: „Er da ist dieser wahnsinnige Stalker, von dem ich dir mal erzählt habe. Er hat mich die ganze Zeit über terrorisiert, nur um sich meinen Freund zu schnappen.“
„Was faselst du da?“, lallte der benommene Andy, welcher sich mit einer Hand seine blutende Nase hielt.
„Tu doch nicht so unschuldig.“, schrie Rico und machte einen Schritt auf ihn zu. Sogleich hielt ihn der Türsteher zurück. „Du hast mir vorhin das Bild geschickt, auf dem du mit ihm rummachst.“
„Was?“, fragten Nina, Lucas und Andy gleichzeitig.
„Ist das wahr?“, fragte Nina Andy.
„Was, ich verstehe nichts mehr.“, lallte dieser, während er versuchte aufzustehen, was jedoch misslang. Lucas stütze ihn, damit er nicht gleich auf den Boden knallte.
„Ihr habt miteinander rumgemacht?“, hakte Nina nach.
„Nein, haben wir nicht.“, versuchte Andy zu erklären. „Nina, du warst doch die ganze Zeit dabei.“
„Komm Rico, du hast genug gehört. Mehr müssen wir uns nicht mehr anhören.“, sagte Nina zu ihrem besten Freund. „Du kommst zu mir und dann erzählst du mir, was da passiert ist, ok?“
„In Ordnung. Und ihr beide!“, sagte Rico und zeigte auf Lucas und Andy, „Ihr beide seid für mich gestorben!“ Mit diesen Worten wandte er Ihnen den Rücken zu und lief zusammen mit Nina in Richtung Bahnhof.
„Rico, warte!“, rief Lucas hinterher. Rico kehrte sich nicht um, sondern zeigte nur mit dem Stinkefinger in dessen Richtung und rief ein „Fick dich!“ nach.
Bei Nina zuhause warf sich Rico seufzend auf das Sofa.
„Alk?“, fragte Nina.
„O ja, und zwar reichlich.“, antwortete er.
„Bier oder Vodka?“
„Am Besten beides.“
Nina verschwand in der Küche und kam mit einer Flasche Vodka und einem Aschenbescher in die Stube zurück.
„Ich glaube, wir brauchen keine Gläser, oder?“, sagte sie lächelnd.
„Definitiv nicht, dafür ist die Flasche zu schnell leer.“, sagte Rico, öffnete die Flasche und nahm ein paar kräftige Schlücke, danach gab er sie seiner besten Freundin weiter. Nachdem sie auch einen Schluck davon trank, fragte sie: „So, erzähl mal, was ist passiert?“
Rico zündete sich eine Zigarette an und erzählte von der Nachricht im Chat, sowie von dem Bild, welches er von Andys Handy gesendet bekam.
„Und du denkst, dass Andy hinter all dem steckt?“, fragte sie danach.
„Natürlich. Er war die offenbar die ganze Zeit über in Lucas verknallt und ich stand ihm im Weg. Die ganze Geschichte hat ja erst angefangen, nachdem das mit mir und Lucas was Ernsteres wurde.“
„Dieser Mistkerl. Jetzt wo du es sagst, reimen sich da einige Dinge zusammen. Er wusste ja nur zu gut, wo du warst und was du oder Lucas machtet. Was für ein Arschloch.“
„Was hast du eigentlich dort gemacht?“, fragte Rico.
„Ich? Das war so. Lucas hat mich angerufen und gesagt, dass du vorhin mit ihm Schluss gemacht hättest. Er brächte nun jemanden zum Reden und Saufen und wollte mich im Samurai sehen. Als ich dann ins Samurai kam, war Andy auch schon da. Lucas hat mir dann erzählt, dass du aus Angst um ihn Schluss gemacht hättest. Warum hast du mir nichts gesagt?“
„Entschuldige, aber ich musste einen Moment alleine sein.“ , sagte Rico und nahm erneut einen Schluck aus der Flasche.
„Das verstehe ich, aber du weisst ja, ich bin immer für dich da, egal was ist.“
„Danke, das weiss ich doch.“, lächelte Rico und küsste sie auf die Wange. „Was war mit dem Kuss? Hast du davon nichts mitgekriegt?“
„Nein, da war ich wohl gerade auf der Toilette. Wann hast du denn das Bild geschickt bekommen?“
„Etwa 7 Minuten bevor ich im Samurai war.“, antwortete Rico.
„Genau, da war ich kurz weg von den Beiden. Als ich dann wieder zurück kam, wollten sie dann gehen. Nun wird mir klar warum. Die wollten wohl zuhause weiter machen, was sie im Samurai angefangen hatten.“
Ricos Gedanken drehten sich im Kreis. Um diesen Effekt etwas zu unterbinden, trank er den Rest der Flasche alleine in wenigen Zügen leer. Beinahe wäre ihm das Getränk wieder hoch gekommen, doch hielt er es noch rechtzeitig im Magen drin. Der Alkohol zeigte kurze Zeit später seine berauschende Wirkung.
„Mistkerle. Beide. Vorallem Andy. Und Lucas. Fuck, ich hasse mich selbst. Und ich habe denen vertraut.“, fluchte Rico.
Nina nahm ihn tröstend in den Arm. „Männer sind leider Schweine. Das kenne ich nur zu gut.“
„Ach Schatz, warum können die Typen nicht so wie du sein? Du wärst der perfekte Mann für mich, wenn du ein Mann wärst.“
Lachend knuffte sie ihn in die Schulter. „Spinner. Warum musst du auch schwul sein. Du wärst der perfekte Mann für mich.“
„Ja, wir beide wären schon ein perfektes Paar.“, begann er zu lallen. „Ach, am Besten werde ich Hetero, dann hätte ich niiiiiiiiieeeeeeee mehr Männerprobleme.“
„Du bist betrunken.“, stellte Nina fest.
„Jaaaaaaaaaaa, ich bin betrunken. Und das ist auch guuuuuut soooooo.“
„Komm, du Trunkenbold, ab ins Bett.“, sagte Nina, stand auf und wollte Rico beim aufstehen helfen. Dieser jedoch stellte sich mit Absicht ungeschickt an. Nina zerrte, doch er zerrte sie zurück. Sie fiel auf ihn und sie rollten zusammen auf dem Sofa herum. Schliesslich lag er unten, sie auf ihm. Nina blickte ihm in die Augen. Er blickte zurück und lächelte. Da presste sie ihre Lippen auf die Seine. Rico war leicht überrascht von dem Kuss seiner besten Freundin, aber angesichts seines betrunkenen Zustandes wehrte er sich nicht dagegen. Auch war ein Kuss auf den Mund zwischen ihnen nichts Ungewöhnliches, da sie sich zur Begrüssung immer auf den Mund küssten. Doch dieser Kuss war kein Begrüssungskuss, er war ein „Ich-will-dich-Kuss“. Jedoch begann Rico, diesen Kuss zu erwidern, was Nina dazu bewegte, Rico sanft über seinen Bauch und seine Brust zu streicheln. Immer fordernder küsste sie ihn, sie wollte ihn, sie begehrte ihn.
„Aaaaaaautsch, what the fuck?“, stöhnte Rico, als er am nächsten Tag aufwachte. Sein Schädel dröhnte, seine Schläfen hämmerten wie verrückt. Benommen und verkatert sah er langsam aber sicher klar und sah sich um.
„Ach ja, ich hab ja bei Nina übernachtet.“, kam es ihm in den Sinn. „Aber was zum Henker ist passiert?“ Er fühlte die Decke auf seiner Haut, was ihn veranlasste, darunter zu sehen.
„Warum zum Teufel bin ich nackt?“, dachte er sich und schaute rüber zu Nina. „Und warum zum Teufel ist SIE nackt?“ Nina schlief noch. Dass sie in einem Bett schliefen war für ihre Freundschaft nicht aussergewöhnlich, aber normalerweise hatten beide immer ihre Unterwäsche an. Diesesmal jedoch fehlte sämtlicher Stoff auf der Haut.
Rico hatte einen totalen Filmriss. Er konnte sich an nichts mehr erinnern, was gestern Nacht in Ninas Wohnung passiert war. An das Bild von Andy, dessen gebrochene, oder zumindest blutende Nase, den Streit, all das war noch präsent. Aber der Rest war in einen dunklen Nebel gehüllt, der sich nicht so schnell lichten wollte. Rico stand auf, zog sich seine Boxershorts an und ging in die Küche, um sich erstmals einen Kaffee zu machen. Während die Maschine das Heissgetränk brühte, zündete er sich die erste Morgenzigarette an. Zusammen mit dem Kaffee ging er ins Wohnzimmer und setzte sich auf das Sofa. Auf dem Wohnzimmerboden erblickte er sein Shirt und seine Jeans. Auch Ninas Shirt und Jeans waren hier.
„Mein Gott, ich hab mir wohl ziemlich die Kante gegeben gestern.“, dachte er für sich selbst. Rico versuchte sich zu erinnern, was in der Nacht zuvor hätte passiert sein können. Der Gedanke, dass er und Nina Sex gehabt hätten, kam ihm zu absurd vor, weshalb er dies gleich wieder verwarf. Er begnügte sich schlussendlich selbst mit der Erklärung, dass er und Nina wohl so breit gewesen sein mussten, dass sie wegen der Sommerwärme ohne Unterwäsche schliefen. Dies schien ihm am Wahrscheinlichsten.
Er guckte auf sein Handy. Keine Nachricht, weder von Lucas noch von Andy. Froh darum legte er es wieder auf den Tisch. Um sich nicht mehr so nackt zu fühlen, zog er sich sein Shirt und Jeans an, duschen konnte er ja auch dann zuhause. Kaum angezogen, war auch Nina wach. Sie hatte sich auch ihre Unterwäsche angezogen.
„Guten Morgen. Auch schon aufgestanden.“, sagte Nina gähnend.
„Morgen. Ja, aber ich hab ein Meeeeeegakater.“, sagte Rico, die Hand an die Stirn gepresst, während er sich wieder auf das Sofa fallen liess.
Nina lachte, während sie auf ihn zu ging. „Na, du hast ja auch beinahe die ganze Flasche leergesoffen.“, sagte sie und zeigte auf die leere Vodkaflasche auf dem Wohnzimmertisch.
„Na das erklärt auch den Filmriss den ich habe. Was ist gestern Nacht passiert? Warum waren wir beide nackt im Bett?“
Nina lachte erneut, nur war es dieses Mal kein lustiges, sondern eher ein hämisches Lachen.
„Du erinnerst dich nicht mehr? Du hast mich gefickt. Und zwar so richtig, wie du es noch keinem Mann besorgt hast. Und es hat dir gefallen.“
„Was redest du da? Das kann doch nicht sein.“ Rico stand auf und lief im Wohnzimmer umher.
Nina packte ihn von hinten und drehte ihn um: „Rico, wie bescheuert bist du eigentlich? Du bist nicht schwul. Männer machen dich nur unglücklich. Mit mir hättest du niemals solchen Kummer.“
Rico löste sich aus Ninas Griff und ging einen Schritt zurück. „Jetzt mach mal halblang…“
Sie unterbrach ihn: „Hast du es immer noch nicht kapiert? Ich liebe dich. Ich liebe dich schon seit dem ersten Tag, an dem wir uns begegnet sind. Du und ich, wir sind das perfekte Paar, das hast du gestern Nacht selbst gesagt. Niemand konnte uns bisher trennen, niemand konnte einen Keil zwischen uns treiben. Wir sind unzertrennlich. Wir gehören zusammen. Für immer.“
„Was redest du da? Hallo? Ich bin schwul, ich will nicht mit einer Frau zusammen sein.“
Nina machte einen Schritt auf Rico zu, doch dieser wich erneut von ihr weg. „Ein Mann ist nichts für dich, ich bin alles, was du brauchst. Lucas, Martin, Matthias, all deine Lovers hätten dich früher oder später unglücklich gemacht. Ich musste das verhindern. Nur ich bin gut genug für dich.“
„Warte. Hast du etwa…?“, fragte Rico mit erstauntem Blick.
„Nur ich weiss, was gut ist für dich. Matthias und Martin aus dem Weg zu räumen was kinderleicht. Die beiden haben mir jedes Wort geglaubt, als ich ihnen sagte, dass du nichts mehr mit ihnen zu tun haben willst, ich bin ja deine beste Freundin. Lucas war schon ein schwierigeres Pflaster, da mussten härtere Massnahmen aufgezogen werden. Andy machte die ganze Sache dann doch noch einfacher als ich dachte. Sein Handy zu klauen und das Foto zu schiessen war perfekt, besser hätte ich es nicht planen können.“
Rico traute seinen Ohren nicht. Seine beste Freundin steckte also hinter all diesen Stalking Attacken, nicht Andy, wie er dachte. Benommen durch diese Erkenntnisse, gemischt mit seinem Alkoholkater, musste er sich an der Wand stützen. Diese Lage nutze Nina aus und presste sich an seinen Körper. Nahe an seinem Gesicht hauchte sie: „Du und ich. Wir gehören zusammen. Für immer.“
Rico stiess sie so fest von sich weg, so dass sie stürzte. „Du bist ja Verrückt.“, schrie er. „Du bist krank. Einfach widerlich. Wie konntest du mir das antun? Ich dachte, wir wären Freunde.“
„Wir sind keine Freunde, wir sind Eins. Du gehörst mir, du liebst mich!“, schrie sie zurück.
„Bist du denn vollkommen wahnsinnig geworden? Ich gehöre dir nicht! Niemals! Du gehörst besser in eine Psychatrie.“
Nina stand auf und warf sich mit voller Wucht gegen Rico. Überrascht von ihrer Kraft wurde er gegen die Wand gedrückt. „Du gehörst mir. Nur mir. Und niemand anderem.“, sagte sie mit knirschenden Zähnen. Ihre Augen waren vor lauter Erregung beinahe schwarz. Rico besann sich wieder und stiess sie erneut weg. Nun war es Zeit, aus dieser Wohnung zu verschwinden.
„Wehe, wenn du mir noch einmal unter die Augen kommst.“, sagte er mit scharfen Ton und flüchtete aus der Wohnung. So schnell er konnte rannte er das Treppenhaus hinunter zur Strasse hinaus. Er tastete kurz seine Hosentaschen ab um zu kontrollieren, ob er alles dabei hatte. Portemonnaie? Da. Schlüssel? Hier. Zigaretten? Na ja, halb so wichtig. Handy? Verdammt, das lag noch oben bei Nina. Schleunigst eilte Rico nach Hause, um seinen Provider anzurufen und seine Nummer sperren lassen. Er wollte nicht, dass Nina in seinem Namen irgendwelche Dummheiten machen könnte. Nach dem Telefongespräch mit seinem Aboanbieter dämmerte es ihm, was letzte Nacht zwischen Lucas und Andy abgelaufen haben könnte.
Gestern Abend
„Hey Andy, ich bin’s, Lucas. Sag mal, könntest du hier im Samurai vorbeikommen? Rico hat mich gerade abserviert.“ Pause. „Okey, bis gleich.“ Gleich nachdem Rico gegangen war, rief Lucas dessen besten Freund an. Er brauchte nun jemanden, dem er sein Herz ausschütten konnte. Auch die Unterstützung von Nina konnte er jetzt gut gebrauchen, also rief er sie ebenfalls an. In der Passage vor der Bar wartete er auf die beiden, während er seinen Glimmstängel rauchte. Andy tauchte bereits nach wenigen Minuten auf. Schon als er um die Ecke bog, konnte er sehen, dass Lucas die Trennung sehr nahe ging. Andy umarmte ihn zur Begrüssung. Lucas konnte nicht mehr anders, liess seinen Gefühlen freien Lauf und schluchzte in Andys Schulter. Die anderen Raucher vor der Bar schauten die Beiden mit komischen Blicken an oder verdrehten die Augen, doch das war ihnen zu diesem Zeitpunkt egal.
„Willst du wirklich hier bleiben?“, fragte Andy.
„Ja. Mir doch egal, was die von mir denken. Ausserdem brauche ich jetzt Alkohol.“, antwortete Lucas. Er fasste sich wieder etwas, doch seine roten Augen verrieten seinen Schmerz. Zusammen gingen beide nach oben und bestellten sich Whisky Cola. Nachdem sie sich auf den Sofas in der hinteren Ecke gesetzt hatten, erzählte Lucas Andy, weshalb Rico Schluss gemacht hatte. Andy war in die ganze Geschichte über den Stalker bereits eingeweiht, dennoch überraschte ihn nun Ricos Entscheidung, die Beziehung zu beenden.
„Hör zu, ich rede morgen nochmals mit ihm, vielleicht kommt er ja noch zur Vernunft.“
„Das wäre schön.“, sagte Lucas. „Weisst du, ich verstehe ihn sogar etwas, er hat bloss Angst um mich. Aber es wäre auch schön, wenn er mir vertrauen würde, dass ich damit umgehen kann. Mit dieser Aktion hat der Stalker genau das erreicht, was er wollte.“
„Genau. Nun ist er noch verletzlicher als vorher. Ich hoffe, ich kann ihm das eintrichtern.“, sagte Andy.
In diesem Moment kam Nina hinzu, in ihren Händen hielt sie drei Drinks.
„Hey Jungs. Ich dachte mir, wir können alle etwas davon brauchen.“, sagte sie und hielt den beiden die Getränke hin. Dankend nahmen sie sie entgegen.
„Und, wie geht es dir?“, fragte Nina Lucas.
„Na, beschissen, aber das kannst du dir wohl denken.“, sagte dieser. Nina nickte.
„Ich habe vorhin versucht, Rico zu erreichen, doch er geht nicht ran. Tut mir wirklich leid für euch Beide, ihr wart wirklich ein sehr gutes Paar.“
„Danke Nina. Andy versucht morgen nochmals mit ihm zu reden, vielleicht ändert er seine Meinung ja noch. Es ist ja nicht so, als ob ich ihn nicht mehr lieben würde, oder er mich nicht. Vielleicht gibt es da ja noch Hoffnung.“
„Ja. Vielleicht. Wir werden sehen.“, sagte sie.
Das Lokal füllte sich immer mit mehr Gästen, welche auch Andy, Lucas und Nina kannten. Lucas’ Gesichtsausdruck und tränenunterlaufenen Augen verrieten schnell, dass es ihm nicht gut ging, doch Nina wimmelte die neugierige Meute schnell wieder ab, damit sie ungestört blieben. Dadurch, dass sie sich in der hinteren Ecke des Samurais verschanzt hatten, blieben die Drei jedoch weitgehend ungestört.
Nina zeigte sich sehr spendierfreudig und bezahlte einen Drink nach dem Anderen. Innert kurzer Zeit wiesen die beiden Männer einen hohen Alkoholgehalt im Blut auf, während Nina nach dem zweiten alkoholischen Getränk auf Cola umstieg.
„Hey Andy, kann ich auf deinem Handy mal was nachschauen? Ich hab leider kein Akku mehr.“, fragte Nina.
„Klar, kein Problem. Hier.“, sagte er und reichte ihr sein Smartphone. Während Nina etwas in das Handy eintippte, widmete sich Andy wieder Lucas zu. Er nahm den Verlassenen in den Arm. „Hör mir zu. Wir kriegen das wieder hin. Lassen wir Rico diesen Abend mal alleine darüber nachdenken und gehen dann morgen zu ihm. Okey?“
Lucas nickte. Andy löste die Umarmung auf und drückte seinem Gegenüber einen Kuss auf den Mund.
„Das läuft ja ganz nach Plan.“, dachte sich Nina. Während sie die Beiden mit Alkohol abfüllte, merkte sie, dass sich die beiden Männer immer öfter mal umarmen oder die Hand auf dem Bein des Anderen legen. Schwule Männer sind doch alle gleich. Jeder vögelt mit jedem. Jetzt musste sie nur noch abwarten, dass sie Andy und Lucas in einer verfänglichen Situation erwischen konnte.
„Hey Andy, kann ich auf deinem Handy mal was nachschauen? Ich hab leider kein Akku mehr.“, fragte Nina.
„Klar, kein Problem. Hier.“, sagte er und reichte ihr sein Smartphone. Nina nahm es entgegen, entsperrte die Tastatur und öffnete die Kamerafunktion. Während sie so tat, als würde sie etwas eintippen, wartete sie nur darauf, dass sich die beiden Männer küssten.
BINGO! Das ging ja schnell. Unbemerkt schoss sie ein Foto, das eigentlich nur ein harmloser Kuss auf den Mund zweier Freunde zeigte, doch mit dem richtigen Text konnte es anders interpretiert werden. Nina tippte eine SMS mit dem Text „Ziel erreicht. Ha!“
, fügte das Bild an und schickte es an Rico.
„Danke Andy.“, sagte sie und reichte ihm das Handy wieder. Er nahm es dankend entgegen.
„Was haltet ihr davon, wenn wir von hier verschwinden?“, fragte Nina weiter. „Hier sind etwas zu viele Leute, und ausserdem ist der Alkohol sehr teuer. Wir können ja noch zu jemanden von euch gehen, wenn ihr wollt.“
Andy und Lucas stimmten zu. Sie standen auf, doch sogleich fielen sie wieder auf das Sofa zurück. Sie hatten kaum gemerkt, dass sie besoffen waren, da sie stets sassen.
„Nina, bitte hilf uns auf.“, jammerten die beiden scherzhaft.
„Tut mir leid, aber ich kann unmöglich so zwei starke Männer heben. Ausserdem muss ich aufs Klo.“, lachte sie. „Treffen wir uns unten?“
„Ja, sobald wir es geschafft haben, hier aufzustehen.“, lallte Andy.
Nina verschwand auf die Damentoilette, während sich Andy und Lucas bemühten aufzustehen. Schliesslich schafften sie es noch, torkelten durch die anderen Gäste im Lokal, verabschiedeten sich von einigen ihren Freunden und holten die Jacken von der Garderobe.
„Ist Nina schon vom Klo zurück?“, fragte Lucas.
„Keine Ahnung. Aber wenn, dann ist sie vielleicht schon unten. Gehen wir raus, ich brauch ne Zigarette.“, antwortete Andy.
Arm in Arm arbeiteten sich die Beiden Stufe um Stufe nach unten. Kaum waren sie aus der Türe getreten, wurde Andy von Rico gepackt und gegen die Wand gedrückt…
Nachdem Rico sich wieder gefasst hatte, eilte er schleunigst zuerst zu Andy, der am anderen Ende der Stadt wohnte. Mit dem ÖV dorthin schien ihm eine Ewigkeit vorzukommen. Immer wieder ging ihm durch den Kopf, wie ungerecht er seinen besten Freund und seinem Partner getan hatte. Immer wieder überlegte er, wie er sich am Besten entschuldigen und ob sie ihm verzeihen könnten.
Als das Tram endlich bei der Haltestelle in der Nähe von Andys Wohnung anhielt, stürmte er aus der zur Hälfte geöffneten Türe hinaus und rannte los. Er wollte dieses Missverständnis so schnell wie möglich aus der Welt schaffen.
Immer wieder drückte er die Klingel von Andys Wohnung, doch auch nach 10 Minuten öffnete niemand.
„Verdammt noch mal, wo bist du?“, fragte Rico sich selbst. Er versuchte es noch ein paar Male, doch weder die Türe wurde ihm geöffnet, noch kam Andy von Draussen her zu seiner Wohnung. Rico gab auf und machte sich wieder auf den Rückweg in die Stadt. Nun musste er es auch noch bei Lucas versuchen, der wiederum in der Innenstadt wohnte. Auch der Rückweg dauerte für ihn eine gefühlte Stunde.
Bei Lucas angekommen, dauerte es nur ein paar Sekunden nach dem Klingeln, als Lucas im Treppenhaus auftauchte. Durch die klarglasige Türe sah Lucas schon, wer Draussen wartete. Trotzdem öffnete er die Türe.
„Was willst du hier? Mir auch noch eine reinhauen?“, fragte Lucas wütend.
„Lucas. Es tut mir leid was passiert ist. Ich weiss nun, dass Nina hinter alldem steckt.“
„Was laberst du da? Ich hab vorhin mit Nina telefoniert. Sie hat mir gesagt, dass du mit mir oder Andy nichts mehr zu tun haben willst. Kurz darauf kam eine SMS von dir mit übelsten Beschimpfungen.“
„Bitte, du musst mir glauben.“, sagte Rico mit Tränen in den Augen. „Ich hab mein Handy bei Nina vergessen. Sie hat diese SMS geschrieben, noch bevor ich die Nummer sperren lassen konnte.“
Lucas sah, dass es ihm ernst war. „Ok. Komm rein und wir reden.“
„Danke.“, schluchzte Rico und trat ein. Als er in Lucas’ Wohnung reinkam, sah er dort auch Andy, der seine Nase mit einem Pflaster beklebt hatte. Nach den ersten ablehnenden Reaktionen seitens Andy wurden die Wogen wieder geglättet und Rico erzählte den Beiden, was gestern Abend und heute Morgen bei Nina vorgefallen war. Lucas und Andy konnten die Geschichte kaum glauben, doch sahen sie es an Ricos Reaktion an, dass dies der Wahrheit entsprechen muss.
„Diese Schlampe.“, schrie Lucas in die Stube hinaus. „Fuck. Das wird sie büssen!“
„Lucas. Sie hat uns alle getäuscht. Aber mach dir wegen ihr nicht die Finger dreckig, das ist sie nicht wert.“, sagte Rico.
„Sie war unsere Freundin, sie weiss alles von uns. Wir alle haben ihr vertraut. Nein, so schnell kommt sie mir nicht davon. Wenn ich sie noch einmal sehe, dann ist sie tot!“, schnaubte Lucas.
„Mir ist wichtiger, ob ihr mir verzeihen könnt. Es tut mir schrecklich leid, was ich getan habe gestern.“
„Natürlich, das steht doch ausser Frage. Sie hat uns alle betrogen.“, sagte Andy. „Meine Nase wird vielleicht noch ein paar Tage länger dafür brauchen.“
„Was ist mit dir?“, fragte Rico Lucas. „Kannst du mir auch verzeihen?“
Lucas stand immer noch mit einem wütenden Gesicht im Raum.
„Du musst mir eines versprechen.“, sagte er zu Rico. „Ich verzeihe dir unter einer Bedingung. Ich weiss, dass dies angesichts des Verrats deiner besten Freundin nicht einfach ist, aber du musst mir vertrauen können.“
„Das tue ich. Tut mir leid, wenn ich das vorher nicht getan habe.“, sagte Rico.
Lucas beugte sich über Rico und küsste ihn. „Nun gut, dann verzeihe ich dir.“ Er lächelte.
„Und was machen wir nun wegen Nina?“, unterbrach das wiedervereinte Paar. „Ich meine, sie kennt viele unsere Freunde. Ausserdem hat sie noch Ricos Handy. Auch wenn es gesperrt ist, kann sie trotzdem auf dein Telefonbuch zugreifen und bei deinen Leuten Gerüchte verbreiten.“
„Stimmt, du hast Recht.“, sagte Rico. „Ich muss sofort auf Facebook und meine Leute warnen. Und heute Abend gehen wir ins Samurai und stellen dort alles richtig. Der Türsteher lässt mich sonst wohl kaum so schnell wieder rein.“
„Und sollen wir zur Polizei gehen?“, fragte Lucas.
„Nein, lieber nicht. Ich würde liebend gerne, aber zuerst will ich versuchen, das wieder in Ordnung zu bringen.“, sagte Rico.
Lucas akzeptierte seine Entscheidung. Da Rico seine Passwörter auf seinem Handy gespeichert hatte, hatte Nina bereits Gelegenheit gefunden, auf seinem Facebook-Profil seine Statuseinträge zu ändern. Schleunigst änderte er das Passwort und fing an, die verleumderischen Einträge zu löschen und eine Gegendarstellung zu schreiben.
Am Abend wurde es dann Zeit, die realen Freunde zu informieren. Rico musste sich bis zum Montag hin gedulden, um ein neues Handy zu bekommen. Viele seiner Freunde, die er auf Facebook hatte, schrieben eine private Nachricht ihre Nummer, so hatte er wenigstens schon einige zusammen gekriegt. Insgeheim hoffte er aber, dass er sein Handy irgendwie von Nina zurückholen konnte, und dass noch seine Kontakte und Daten vorhanden waren. Bei dieser irren Person konnte man ja nie wissen.
Bewusst gingen die drei bereits um 21.00 Uhr ins Samurai. Sie wollten vermeiden, dass Nina vor ihnen dort war und mit ihren Lügen weiterfahren konnte. Bevor der Türsteher dann zwei Stunden später eintraf, konnten sie bereits dem grössten Teil ihrer Bekannten darüber informieren, was gestern vorgefallen war, denn offenbar war Nina nicht untätig geblieben. Immer wieder wurden sie gefragt, was nun los und vorgefallen sei. Auch der Türsteher wurde sofort informiert, als er eintraf. Da Rico ein guter Bekannter des Barchefs war, wurde die Geschichte akzeptiert und bei Nina ein sofortiges Hausverbot verhängt. Die war bis jetzt aber noch nicht aufgetaucht.
„Kommt, wir rauchen mal eine.“, sagte Rico zu den Anderen. Diese stimmten zu, und so gingen sie hinaus, um ihre Sucht zu stillen. Rico wollte sich etwas abschotten von den anderen Rauchern und ging etwas weiter nach vorne in die Nebenstrasse.
„Meinst du, sie taucht heute noch auf?“, fragte Lucas.
„Ich weiss es nicht, aber ich würde es ihr zutrauen.“, sagte Rico. „Vielleicht sollte ich morgen doch noch zur Polizei gehen. Ich habe wirklich Angst.“
Lucas nahm seinen Freund in den Arm. „Wie schon gesagt, ich bin bei dir. Ich komme morgen mit dir mit.“
„Danke.“, sagte Rico erleichtert und küsste ihn.
„Ach, wie süss. Romeo und Romeo wieder vereint.“, spottete eine weibliche Stimme neben den Beiden.
Lucas und Rico schreckten auf. Nina war aufgetaucht. Andy reagierte geistesgegenwärtig und ging zum Lokal zurück, um den Türsteher zu holen.
„Nina, wir haben einander Nichts mehr zu sagen. Am besten, du verschwindest von hier und lässt dich nie wieder blicken. Hast du verstanden?“, sagte Rico mit immer lauter werdender Stimme.
„Jetzt hörst du mir mal zu, du kleiner Wichser.“, sagte Nina in einem energischen Ton. „Ich lasse mich nicht von so einem Schwanzlutscher wie dir als Verrückte bezeichnen. Du gehörst mir, und nur mir. Und wenn ich dich nicht haben kann, dann erst recht nicht diese perverse Schwuchtel neben dir.“
Noch bevor Lucas oder Rico darauf reagieren konnten, packte Nina in einer blitzschnellen Bewegung ein Messer, welches sie in ihrer Handtasche zuoberst bereit gelegt hatte und stach Rico mitten in seine Brust. Lucas, der herbeigeeilte Andy der mit dem Türsteher aus der Türe kam, sowie die anderen Raucher vor dem Lokal mussten mit ansehen, wie Rico getroffen zu Boden sackte…
Texte: Sascha Alexander
Bildmaterialien: www.designladen.com
Tag der Veröffentlichung: 07.12.2012
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