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Die Nacht war eisig kalt, doch er konnte sie nicht spüren. Er sah seinen eigenen Körper auf dem harten Boden liegen, doch war es kein unangenehmes Gefühl. Er schwebte. Liess alles los. Die Welt. Den Körper. Seine Qualen. Ein letztes Mal blickte er zurück auf seinen leblosen Leib. Er erkannte sich kaum wieder. Überall Rot. Sein ganzes Gesicht war voll von dieser Flüssigkeit. Aus einem Loch in seiner Stirn sickerte noch immer dieses Rot heraus. Er wusste noch genau, war vor wenigen Sekunden geschehen war. Noch immer war er von der Erkenntnis überrascht, wie schnell sich die Probleme auflösten, wie schnell sich sein Leid verfloss. Nun war es vorbei. Zweiundzwanzig Jahre verbrachte Alex auf dieser Erde. Und jeden Tag verfluchte er sie mehr. Nun verliess er sie. Nicht ganz freiwillig, doch war er bereit zu gehen. Er hatte nichts mehr, wofür es sich zu leben lohnte. Ein letztes Mal sah er in seine leblosen Augen, dann drehte er sich weg. Von sich selbst. Für immer.

„Aufwachen Süsser.“ Diese Stimme war für Alex der reinste Wohlklang in seinen Ohren. Verschlafen öffnete er seine Augen. Die Gestalt, die neben ihm lag, sah er noch völlig verschwommen, doch er könnte sie sogar ohne Augen erkennen. Diese zarte Haut, weich wie Seide, das leicht gewellte Haar, das sanft zwischen seine Finger glitt. Nur eine Person, die Alex kannte, hatte diese beiden schönen Eigenschaften. Eine vertraute Hand streichelte zart über seinen flachen Bauch, während Lippen seinen Hals küssten.
„Hast du gut geschlafen?“, fragte diese wohlklingende, weibliche Stimme.
„Neben dir doch immer.“, antwortete er zurück. Seine Freundin hatte nun eine klare Gestalt angenommen. Ihre kristallklaren, blauen Augen waren auf die seinen gerichtet. Mit der rechten Hand stützte sie ihren Kopf auf dem Kissen, während ihre Linke immer noch über seine Bauchmuskeln streichelten. Ihr schwarzes Haar hing locker von ihrer Schulter.
„Heute ist wieder so ein Samstag.“, sagte sie. „Warum musst du bloss diese Nachschichten haben?“
„So ist nun mal das Leben eines Krankenpflegers. Aber es sind ja zum Glück nur 2 Samstage im Monat. Was wirst du denn heute Abend machen?“
Sie legte ihren Kopf auf seine Brust. Weiterhin massierte sie seinen Bauch. Er legte seine Hand auf ihren Kopf und spielte mit ihren Haaren, während er zur Decke blickte.
„Ich weiss noch nicht. Vielleicht gehe ich wieder mit Sarah aus.“
„Na, da will ich doch die Frauengesellschaft nicht stören.“, sagte Alex mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Er vertraute seiner Freundin Sabrina völlig. Sie war sein Ein und Alles. Aber er ahnte nicht, dass dies bald der Vergangenheit angehören sollte.

„Wann wirst du es ihm denn endlich sagen“, fragte Sarah.
„Du weisst, dass das nicht so einfach ist, schliesslich sind Alex und ich jetzt schon seit 3 Jahren zusammen. Für ihn würde eine Welt zusammenbrachen.“
Die beiden Frauen sassen auf der Sesselbank, die gleich an der Tanzfläche war. Sabrina und Sarah waren oft hier in dieser Schwulen- und Lesbenbar in Bern. Dort hatten sie sich auch kennen gelernt.
„Aber ewig können wir dieses Versteckspiel nicht mehr durchziehen. Und möchte ich dies auch nicht. Es ist besser, wenn er es von dir erfährt, als von jemandem anderen.“
„Ich weiss.“, sagte Sabrina mit gesenktem Blick. „Aber es ist auch für mich nicht einfach, meine Gefühle zu dir zu akzeptieren. Schliesslich bist du meine erste Frau, die ich lieben gelernt habe.“
„Das verstehe ich ja, und deshalb bin ich immer noch bei dir.“, sagte Sarah. Mit ihren dunklen, braunen Augen fixierte sie diejenigen von Sabrina. „Ich liebe dich.“
„Ich liebe dich auch.“, flüsterte ihre Freundin. Sie näherten sich, schlossen die Augen. Ihre Lippen fanden automatisch zueinander. Eng umschlungen vergassen sie die laute Musik, die grellen Farben der Lichtmaschine, die anderen Gäste. Dieser Moment war nur für sie. Ein Kribbeln durchströmte Sabrinas Körper, als würden tausende Schmetterlinge in ihrem Bauch herumtanzen. Dieses Gefühl hatte Sabrina lange vermisst. Vor vier Monaten kehrte es wieder zurück, als sie Sarah das erste Mal geküsst hatte. Ein Feuerwerk der Gefühle wurden in ihr ausgelöst, als sie zwei Wochen danach zum ersten Mal mit ihr geschlafen hatte. Ihr erstes Mal mit einer Frau. Unglaublich. Unbeschreiblich. Unvergesslich.

Bssss, bssss, bssss. Ein unschöner Ton riss Sabrina aus dem schlaf. Ihr Handy vibrierte irgendwo. Hörbar, aber nicht sichtbar. Schnell stand sie auf und durchwühlte ihr Handtäschchen. Bsss, bsss, bsss. „Jaah, ich komme schon.“, sagte sie etwas genervt von sich selbst. Schliesslich fand sie es doch noch. Sie schaute aufs Display. „Schatz ruft an“, stand drauf. Sie drückte das Knöpfchen.
„Hi, Schatz.“, sagte sie.
„Hi. Sag mal, wo bist du? Ich dachte, du wolltest bei mir übernachten?“
„Stimmt, entschuldige. Aber Sarah und ich hatten wohl letzte Nacht etwas übertrieben. Ich habe bei ihr übernachtet. Tut mir leid, ich hätte dir schreiben sollen.“
„Ach, macht doch nichts.“, sagte Alex. „Sehen wir uns heute noch?*
„Sicher. Ich komme gleich vorbei. Bis nachher.“
„Bis nachher. Ciao.“
„Ciao.“ Sie hängte auf. Am liebsten würde sie nicht zu Alex gehen, sondern wieder ins warme Bett zu ihrer Freundin. Doch Sabrina war zwiegespalten. Sie konnte ihrem Freund nicht die Wahrheit sagen. Noch nicht. Aber sie wusste auch, dass sie es mit der Warterei nur noch schlimmer machen würde. Völlig in Gedanken versunken, bemerkte sie nicht, dass Sarah mittlerweile auch aufgewacht war.
„Guten Morgen Schatz“, sagte sie. „Bist du schon lange wach?“
„N… Nein, nein, noch nicht so lange. Aber tut mir leid, ich muss jetzt los.“, sagte Sabrina und begann sich anzuziehen. Sarah stützte sich im Bett auf.
„Aber warum denn jetzt schon?“, fragte sie. „Es ist doch erst zehn Uhr.“
„Alex hat angerufen, wir treffen uns jetzt gleich.“
Als ob Sarah diese Antwort nicht schon zu genüge gehört hätte. Genervt liess sie sich rücklings aufs Bett zurückfallen.
„Alex, natürlich.“, sagte sie in einem verachtenden Ton.
„Schatz, es tut mir leid. Aber ich bin einfach noch nicht soweit, ihm die Wahrheit über uns zu sagen.“
„Du weisst, ich lasse dir genügend Zeit, aber nicht ewig. Bitte entscheide dich bald, wen von und du willst.“, sagte Sarah und sah sie dabei mit ernstem Blick an. Sabrina hatte sich soeben fertig angezogen, ging zu dem Bett und kniete sich hin, damit sie auf Augenhöhe mir ihrer Freundin war.
„Ich liebe nur dich.“, sagte sie und küsste Sarah. „Aber er braucht mich noch. Er ist über den Tod seines Bruders immer noch nicht ganz hinweg.“ Sarah sagte nichts. Sie streichelte mit ihrer Hand durch Sabrinas schönes Haar.
„Ich liebe dich auch.“, sagte sie kaum hörbar. Ein letzter Kuss, dann verschwand Sabrina.


„Was ist los?“, fragte Alex seine Freundin. Es war mittlerweile wieder eine Woche vergangen und Sabrina hatte ihm noch immer nicht die Wahrheit über ihre Gefühle sagen können.
„Es ist nichts.“, sagte sie, doch drehte sie sich dabei von ihm weg.
„Ich sehe doch, dass etwas mit dir nicht stimmt, und das nicht erst seit gestern. Ich habe das Gefühl schon seit ein paar Wochen, dass du dich verändert hast. Komm, bitte sag mir, was mit dir los ist.“
Sabrina drehte sich wieder im Bett um, so dass sie in seine Augen blicken konnte. Voller Fragen sah sie in darin. Fragen, die eine Antwort von ihr erwarteten.
„Es tut mir leid, aber ich kann es dir nicht sagen.“, flüsterte sie, drehte sich wieder weg und stand auf.
„Liebst du mich nicht mehr?*, fragte er, während er sich aufstützte.
„Doch.“, entgegnete sie, hatte ihm aber immer noch den Rücken zugewandt. „Aber…“
„Aber was…?“
„Aber… nicht mehr so wie früher. Es hat sich verändert zwischen uns.“ Sie sah ihn an.
„Wie meinst du ‚verändert’?“
„Ich mag dich immer noch, aber nicht mehr wie vorher. Ich habe mich in jemanden anderen verliebt.“
Alex fiel aus allen Wolken. Das war das letzte, womit er gerechnet hatte. Er liess sich auf das Bett fallen und starrte die Decke an.
„Bitte geh, lass mich allein.“, sagte er. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, zog sich Sabrina an und ging. Kaum war die Türe wieder geschlossen, begann Alex zu weinen.

„Ich habe es ihm gesagt.“ Sabrina ging auf direktem Weg zu Sarah. Sie konnte kaum die Türe richtig öffnen, schon platzte Sabrina mit der Nachricht heraus.
„Und wie hat er reagiert?“, fragte Sarah. Sabrina trat hinein und setzte sich auf das Sofa.
„Ich weiss es nicht. Er hat mich aus der Wohnung geworfen.“
Sarah umarmte ihre Freundin. „Nun hast du es endlich hinter dich gebracht und ihm die Wahrheit gesagt.“
„Nein, nicht ganz.“, sagte Sabrina. „Er weiss nur, dass ich mich in jemand anderen verliebt habe, aber nicht wer.“
„Ist vielleicht auch besser so.“, sagte Sarah und küsste sie auf die Wange.
„Aber was ist, wenn er sich nun etwas antut? Ich habe Angst um ihn.“
„Schatz, was er nun daraus für Schüsse zieht, darum musst du dir keine Gedanken machen. Er ist selbst für sein Handeln verantwortlich.“
„Ich weiss. Trotzdem…“ Sabrina sah Sarah in die Augen. „Noch vor wenigen Monaten war meine Welt in Ordnung. Dann habe ich dich kennen gelernt und hast sie durcheinander gebracht.“
„Bereust du es?“, fragte Sarah ernst. „Das mit uns?“
„Nein.“ Sabrina küsste sie. „Keine Sekunde.“ Ein leidenschaftlicher Kuss folgte. „Ich liebe dich.“


„Weisst du denn, wer der Andere ist?“, fragte Manuela ihn. Alex’ beste Freundin war sofort vorbei gekommen, als Alex sie angerufen und über seine Lage aufgeklärt hatte. Sie hielt ihn tröstend in den Armen.
„Nein. Ich habe sie gleich rausgeworfen, als sie mir gesagt hatte, dass sie sich in jemanden anderen verliebt hat.“
„Ist vermutlich auch besser so.“, dachte Manuela für sich.
„Drei Jahre. Drei verfluchte lange Jahre waren wir nun zusammen. Soll das denn jetzt alles vorbei sein?“
Manuela wusste darauf keine Antwort. Weiterhin hielt sie ihn in den Armen.
„Komm, heute Abend gehen wir zusammen weg, damit du ein wenig auf ‚andere’ Gedanken kommst.“ Ein Grinsen machte sich auf ihrem Gesicht breit.
„Was meinst du mit ‚anderen’ Gedanken?“ Alex war die Betonung des Wortes aufgefallen.
„Na ja, ein Freund von mir hat mir diese Bar empfohlen in der er gestern war, da sie neu eröffnet worden ist. Sagt dir der Name A…13 etwas?“
„Nein, was ist denn das?“
„Nun, das ist eine Schwulen- und Lesbenbar.“ Alex machte grosse Augen. „Keine Angst, ich will dich nicht gleich umpolen.“,, beruhigte sie ihn. „ Aber vielleicht würde etwas Abwechslung ja nicht schaden. Und wir können ja immer noch gehen, wenn es dir dort nicht gefällt.“
„Hmm…“ Alex überlegte. „Nun, was soll’s. Was habe ich denn schon zu verlieren? Einverstanden, ich komme mit. Aber du beschützt mich, falls ich angemacht werde, versprochen?“
„In Ordnung, versprochen.

„Du denkst einfach zuviel darüber nach, was er jetzt machen könnte.“, sagte Sarah. „Komm, du brauchst Ablenkung. Es gibt da eine neue Bar in der Stadt, das A…13. Hat erst gestern eröffnet.“
„Vielleicht hast du ja recht…“, entgegnete Sabrina.
„Natürlich habe ich das.“, grinste Sarah. „Und es wird ja auch nicht besser, wenn du nun hier die ganze Zeit grübelst.“
„Okay, überredet. Aber allzu lange möchte ich nicht bleiben, ich bin doch etwas erschöpft von diesem Tag.“
Gegen Mitternacht kamen die beiden in der Bar an. Sie war klein, bot Platz für etwa 100 Personen, aber hatte so auch einen gemütlichen Styl. Die Stripteasestange, die auf der Tanzfläche montiert war, stach sofort ins Auge. Davor waren mehrere Tische und Sofas platziert, die von einer niedrigen Glasverkleidung von der Bar und den hinteren Sitzgelegenheiten abgetrennt wurde. Hinter der Bar erkannte Sarah jemanden. Es war Thony, der Besitzer des Klubs und ein Freund von ihr. Hand in Hand mit Sabrina drängelte sie sich durch die Leute hindurch zu ihm.
„Hey ihr beiden Hübschen, wie geht es euch?“, fragte Thony, während er sie mit jeweils drei Küsschen begrüsste.
„Hervorragend, danke. Ich wusste gar nicht, dass das deine Bar ist.“, sagte Sarah erstaunt.
„Ja, das ist es. Es wurde doch langsam Zeit, dass jemand dem Samurai Konkurrenz macht, oder?“, grinste er. „Und wie gefällt es euch?“
„Nun, wir sind gerade erst angekommen, doch der erste Eindruck ist schon mal nicht schlecht.“, sagte Sabrina. Da wurden sie durch ein lautes Gekreische hinter ihnen unterbrochen. Erstaunt drehten sich die beiden um und fangen ebenfalls an zu kreischen. Einige Leute sahen sie mit wunderlichen Blicken an. Es war Daniel, ein langjähriger Bekannter von Sarah, der sie mit seinem freudigen Gekreische erschreckt hatte.
„Hey Daniel. Ist ja eine Ewigkeit her, seit wir uns zuletzt gesehen haben.“, sagte Sarah und umarmte ihn.
„Das kannst du aber laut sagen. Sind sicher schon zwei Monate vergangen.“ Auch Sabrina wurde herzlich von ihm begrüsst. „Kommt, setzt euch zu uns.“, sagte er und zeigte dabei auf seinen Freund Thomas, der in der Nähe der Tanzfläche sass. Sie folgten ihm.
„Nun, erzähl mal, was habt ihr in letzter Zeit so getrieben?“, wollte Sarah von ihren Freunden wissen.
„Das übliche halt.“, antwortete Daniel. „Viel Arbeit, viel Arbeit und wenn’s schlimm war, kam noch viel Arbeit dazu. Deshalb war ich in den letzten Wochen nicht im Ausgang, doch einmal muss man eine Ausnahme machen, vor allem wenn man etwas zu feiern hat.“ Er grinste.
„Ja? Was denn?“, fragte Sabrina.
„Heute.“, grinste Daniel und blickte dabei zu seinem Freund, „Heute sind wir genau 6 Monate zusammen.“
„Das ist ja wunderbar.“, sagten Sabrina und Sarah gleichzeitig. Sie mussten lachen. „Nun, darauf müssen wir anstossen.“
„O ja, das müssen wir.“, sagte Thomas und stand auf. „Was wollt ihr? Auch ein Schlückchen Champagner?“
„Aber klar doch.“, sagte Sarah.
„Ihr Wunsch sei mir Befehl.“, entgegnete Thomas, machte einen Knicks und verschwand in Richtung der Bar.
Plötzlich wurden Sabrina die Augen verdeckt. „Rat mal, wer ich bin.“, sagte eine ihr bekannte Stimme. Sie tastete seine Hände ab.
„Nun, ich kenne nur einen Mann, der noch besser gepflegtere Hände hat als ich, und das kann nur Sandro sein.“
„Bingo.“, sagte er und liess sie wieder los.
„Hey Süsser.“, sagte Sabrina, während sie aufstand um ihn zu begrüssen. „Seit wann bist du denn aus Köln zurück?“
„Erst seit heute Mittag. Aber ich habe mir ein hübsches Souvenir mitgebracht.“, grinste er.
„Ach ja, wo denn?“
„Schau auf die Tanzfläche.“ Sie schaute hinauf. Da sah sie Raffael, sein bester Freund.
„Also, Raffael habe ich gesehen, aber wo ist dein Souvenir?“, fragte sie verdutzt.
„Schätzchen, er ist mein Souvenir. Wir sind seit 5 Tagen endlich ein Paar. Sabrina kreischte vor Freude los und umarmte ihn.
„Das ist ja wunderbar. Nach zwei Jahren hat es endlich mit euch geklappt. Ach, ich freu mich ja so sehr für euch.“
„Ich bin auch froh, dass er endlich über seinen Schatten springen konnte. Hör mal, ich habe dir noch eine Menge zu erzählen, aber es ist besser, wenn wir mal nach Hause gehen. Wir sind doch ziemlich kaputt von der Reise. Wir können uns doch morgen Nachmittag treffen, dann haben wir alle Zeit der Welt.“
„Klar, kein Problem. Treffen wir uns um Vier beim Treffpunkt? Dann können wir spontan entscheiden, wohin es gehen soll.“, schlug Sabrina vor.
„Alles klar, machen wir.“, sagte Sandro. Unterdessen kam Raffael von der Bühne.
„Hey. Sorry, dass wir jetzt schon wieder abhauen, aber ich kann mich kaum noch auf den Beinen halten.“, sagte Raffael.
„Ach, schon gut. Ihr hattet auch eine anstrengende Woche hinter euch.“, sagte Sabrina mit einem Augenzwinkern. Raffael lächelte und verabschiedete sich von ihr und seinen Freunden. Sabrina setzte sich wieder zu den anderen. Thomas war inzwischen mit dem Champagner zurückgekehrt.
„Auf wundervolle 6 Monate.“, sagte er und hielt sein Glas hoch. Sie stiessen miteinander an. Sarah und Sabrina sahen sich an.
„Auf uns.“, sagte Sarah und küsste ihre Freundin innig. Sabrina genoss die sanften Berührungen von Sarahs Lippen. Die Last der Lüge bedrückte sie nun nicht mehr. Da wurden sie abrupt unterbrochen, denn Daniel strand plötzlich auf und rief: „Kevin, warte.“ Auch Thomas stand auf und hielt seinen Freund fest.
„Was ist denn los?“, wollte er wissen.
„Das war Kevin, der gerade raus ging.“
„Kevin, dein Ex?“
„Ja, er. Und er sah gar nicht gut aus.“, sagte Daniel besorgt.
„Lass ihn. Er wollte nichts mehr mit dir zu tun haben. Nicht, nach alldem was passiert ist.“
„Er ist und bleibt ein wichtiger Mensch in meinem Leben.“
„Jetzt geht das schon wieder los.“, seufzte Thomas und setzte sich wieder hin. „Kannst du das Kapitel Kevin nicht endlich einmal abschliessen?“
„Nein, das kann und will ich nicht. Kannst du das denn nicht kapieren?“ Daniel wurde langsam wütend. Auch Thomas war sichtlich genervt.
„Na dann renne ihm hinterher.“, schrie Thomas. „Aber wenn du ihm jetzt wieder nach gehst, dann brauchst du nicht mehr zurück zu kommen.“
„Schön, wie du meinst. Dann FICK DICH!“ Mit diesen Worten rannte Daniel zum Ausgang und rempelte dabei Alex an, der die ganze Szene seit einigen Minuten unbemerkt beobachten konnte.
Verdutzt blieben Sarah, Sabrina und Thomas in der Bar zurück. Thomas schlug sich die Hände vor die Augen und begann zu heulen.
„Scheisse, was habe ich Idiot da nur getan?“, schluchzte er. Sarah setzte sich neben ihn und nahm in die Arme. Weder sie noch Sabrina verstanden die ganze Situation.

„Sie ist eine Lesbe.“, sagte Alex. Er und Manuela verliessen die Bar gleich wieder, nachdem er seine Ex in dieser eindeutigen Situation gesehen und, obwohl die Musik nicht leise war, auch gehört hatte.“
„Sie und Sarah. Wie konnte ich Idiot nur so blöd sein?“
„Alex.“, warf Manuela ein und versuchte ihn zu beruhigen. Sie liefen die Speichergasse entlang Richtung Bahnhofstrasse. „Es tut mir leid, es war eine blöde Idee von mir, dorthin zu gehen.“
„Ach, schon gut. Immerhin weiss ich nun, dass sie und Sarah nicht nur gute Freundinnen waren. Sie sind ein Paar, und das sicher schon, als wir noch zusammen waren. Diese verfluchte Schlampe hat mich nur verarscht.“ Alex war wütend und enttäuscht zugleich. Bei der Bahnhofstrasse verabschiedete er sich von seiner besten Freundin, da er alleine sein wollte. Manuela nahm den Weg zum Bahnhof, Alex lief die Neubrückstrasse entlang, die neben der Berner Reithalle entlang führte. Die Reithalle war früher ein beliebter Treffpunkt für Junkies und Drogendealer, doch vor zwei Jahren wurden die Polizeikontrollen verschärft, weshalb sich diese Leute von diesem Ort fernhielten. Dennoch war dieser Platz vielen Leuten nicht geheuer. Alex war ganz in seinen Gedanken versunken, als plötzlich aus einer dunklen Ecke ein grosser, breitschultriger Mann sich vor ihn stellte und ihm eine Pistole entgegenhielt. Alex erschrak.
„Gib dein Geld.“, sprach der Mann mit gebrochenem Deutsch. Er wirkte sichtlich nervös, wahrscheinlich stand er unter Drogen, dachte sich Alex. Während er mit seiner rechten Hand nach seiner Gesässtasche griff, in der er sein Portemonnaie hatte, nutzte er die kurze Abwesenheit von seinem Angreifer, um nach der Pistole zu schnappen. Doch Alex hatte ihn unterschätzt. Blitzschnell verpasste der Angreifer ihm einen gekonnten linken Haken, sodass Alex zu Boden stürzte.
„Grosser Fehler von dir.“, sagte der Mann eiskalt. Alex drehte sich langsam um und blickte in den Lauf der Pistole.

Sabrina, Sarah und der völlig aufgelöste Thomas bogen gerade in der Bahnhofstrasse ein, als sie einen lauten Knall hörten, gefolgt von einem weiteren, die beide in ihrer unmittelbaren Nähe waren.

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Tag der Veröffentlichung: 16.06.2009

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