Ist in arbeit aber hier schonmal ein paar Kapitel :)achja.... die anführungszeichen sind ab und zu ein bisschen anderst .. das liegt daran, das ich zeitweilig woanders schreiben musste aus persönlichen gründen und da warns halt andre >_Kapitel1
Langsam fielen dicke Schneeflocken vom Abendhimmel herunter. Es war ein ziemlich kalter und weißer Winter. Lina war bei ein paar Verwandten, da ihre Eltern bei einem Autounfall umgekommen waren. Sie war bei Onkel Chest und Tante Celly untergekommen, doch die Verwandten freuten sich nicht besonders über den dauerhaften Besuch von Lina, denn Lina's Mutter hatte keinen guten Ruf in der Familie und Lina selbst somit auch nicht. Sie saß in ihrem Zimmer am Fenster und sah sich die Schneeflocken an, die auf dem Fensterbrett landeten und Ballett in den Lüften tanzten.
Lina selbst war ein 17-jähriges Mädchen mit langen, schwarzen Haaren. Wenn Licht darauf fiel, schimmerten die rötlich. Dazu hatte sie grüne Augen und war fast immer fröhlich, aufgeweckt und optimistisch. Ihre Hautfarbe war selbst im Winter Sommerbraun, jedoch nicht, weil sie wöchentlich ins Solarium ging. Ja, es war ihre normale Hautfarbe die sie einfach immer behielt. Ihre Größe beträgt ganz genau auf den Millimeter 1,68m. Ihre Eltern sind erst vor kurzem gestorben und so hatte sie noch keine Zeit, sich richtig einzuleben in der neuen Gegend. Aber nicht so schlimm, denn sie sollten auch schon bald umziehen in eine Stadt, die in etwa drei Stunden von hier lag. In der kommenden Stadt sollte Lina auch zur Schule gehen. Es war der letzte Abend in dem Haus und Lina hat schon alle ihre Sachen gepackt. Man fragt sich dennoch auch, warum die Verwandten mit ihr umzogen wenn sie sie doch sowieso nicht haben wollten. Nunja.. darum geht es hier schließlich nicht. „Lina? Du solltest jetzt schlafen gehen,“ sagte Celly, so nett es ging. „Wir wollen morgen früh raus..“ Mit den Worten verschwand Celly auch wieder aus dem Zimmer. Seufzend stand Lina auf und legte sich in ihr Bett. Ihr Nachthemd hatte sie bereits an. Nichts Besonderes.. nur weiß. Lina wusste, dass die Verwandten sie nicht sonderlich mochten, fand sich aber damit ab. Wenigstens versuchten sie, es sich nicht anmerken zu lassen. Mit ein paar letzten Gedanken an ihre Eltern fiel Lina in einen traumlosen Schlaf.
Durch das grässliche Gepiepse des Weckers wachte Lina auf. Wieviel Uhr es war interessierte sie nicht; sie machte lediglich den Alarm aus und wackelte ins Badezimmer. Nach einer halben Stunde konnte sie das Bad wieder verlassen und kam frisch die Treppen runter. Chest und Celly saßen bereits am Frühstückstisch. „Guten Morgen,“ lächelte Lina den Beiden entgegen. Doch der Gruß kam nicht zurück. Zielbewusst setzte sich Lina an den Tisch und aß ein Brötchen mit Salat und Käse. „Wann gehen wir denn los?“ fragte sie, nachdem sie mit dem Essen fertig war. Zuerst blieb es still, doch Chest unterbrach das Schweigen mit dem kurzen Satz: „In einer halben Stunde.“ Lina nickte und brachte ihren Teller zur Spüle. Die letzten Sachen packte sie in die Kartons und wartete an der Haustür auf ihre Verwandten. Schließlich kamen auch diese und die Drei machten sich auf in das neue Wohngebiet.
Da noch zwei Wochen Ferien waren, hatten sie genügend Zeit, um sich die Wohnung so weit wie möglich einzurichten nach ihrem Belieben.
Dann war es soweit: Sonntagabend und morgen sollte die Schule wieder für Lina beginnen.
Kapitel2
„LINA! Wach gefälligst auf! Du willst du doch nicht etwa zu deinem ersten Schultag zu spät kommen?!“ rief eine laute Stimme im Schlafzimmer Lina's. Es war Onkel Chest. Unwillig quälte sich Lina aus dem Bett und machte sich fertig. Sie hätte noch gute zehn Minuten schlafen können.. aber egal.
„Also gut..dann mal los..“ dachte sich Lina und stieg aus Chest's Auto aus. Tief atmete sie ein und ging dann auf den Eingang der Schule zu. Es klingelte bereits. „Äh.. wo war...?“ verwirrt holte Lina einen Zettel aus ihrer Hosentasche wo alles drauf stand.. Klassenzimmer und so weiter. Rechtzeitig fand sie das Klassenzimmer und schlich an einen leeren Platz. Gleich neben Violet, der selbst ernannten Klassenkönigin. Der Lehrer platzte ins Klassenzimmer, die Hälfte der Blätter auf dem Weg verloren. „Tut mir leid, dass ich zu spät bin.“ sagte er beiläufig und sammelte ein paar Blätter und ein Brillenetui ein. „Na das kann ja was werden,“ dachte sich Lina und schmunzelte. „Ahhh... Lina.. komm doch bitte kurz vor.“ flüsterte der Lehrer, dessen Name übrigens Geifert war. Gehorsam stand Lina auf und kam auf den Lehrer zu. Jetzt bemerkte sie, dass sie von allen angestarrt wurde. Ihre Beine begannen zu zittern und ihr lief ein Schauder über den Rücken. „So seit bitte mal leise! Violet! Halt deinen Mund.. Ich rede.“ Jetzt war es still und auch der letzte Blick galt dem neuen Wesen. Der Schnee wehte am Fenster vorbei und beruhigte Lina ein wenig. „Wie ihr seht haben wir eine neue Mitschülerin in der Klasse. Seit bitte nett zu ihr- nicht so wie zu mir.. Ähm ja.. Da ich noch viel vorhabe mit dem heutigen Unterricht verzichten wir mal auf die Vorstellungsrunde“. Lina fiel ein Stein vom Herzen. „Ihr werdet euch im Laufe der Zeit sowieso kennen lernen. Im Namen der Klasse wünsche ich dir eine schöne Zeit hier. Du darfst dich wieder setzen...“ Während Lina wieder auf ihren Platz fand, dachte sie sich, weswegen sie überhaupt vorkommen sollte. Noch immer gafften die Blicke der Schüler ihr hinterher und Geifert begann mit dem Unterricht: Mathematik. Die Minuten schienen garnicht zu vergehen und die zwei Mathe-Stunden dauerten ewig. Doch dann endlich: große Pause. Die eine Hälfte ging auf den Hof; die andere stürmte in die Cafeteria. „Heyyy Linn..!“ sagte eine weibliche Stimme hinter Lina. Verwundert schaute sie hinter sich und entdeckte Violet. „Lina.“ korrigierte sie sie. „Ja klar. Hey komm doch mit mir in die Cafeteria, dann kann ich dich ein bisschen mit allem hier vertraut machen.“ sagte Violet und zerrte die verwirrte Lina mit sich. „Komm, wir setzen uns hier hin.“ Ein paar Treppen nach oben und an einen Tisch, von dem aus man die ganze Cafeteria im Überblick hatte. „Also.. Ich bin Violet. Diese Jungs dahinten,“ immer wieder deutete sie mit ihrer Hand in eine Richtung, „..sind.....“ Und so ging es ein paar Minuten. Erst als Violet in Richtung eines Jungen zeigte, der ihr schon die ganze Zeit ins Auge gestochen hatte, bekam Violet wieder Lina's Aufmerksamkeit. Ein Junge mit fast schulterlangen, schwarzen Haaren und sehr hellen, ja fast schon grauen Augen. Sein Stil war eher dunkel. Heute war er im Schwarz-weiß-look: Weißes Shirt, schwarze Hose, weiße Schuhe. Dazu eine Stahlkette zusammen mit einem Nietengürtel; einer silbernen Panzerkette um den Hals. Lina schätzte ihn auf ca 1,80m .Er war relativ schlank. Naja.. ok. Ein bisschen mollig war er; aber was macht das schon? „...Newton.“ Immernoch erzählte Violet über ihre Klasse. „Was weißt du alles über Newton?“ fragte Lina. Dieser Junge hatte ihr Interesse geweckt. Verwundert stockte Violet. „Wenn ichs mir so überlege..... So gut wie nichts. Er ist 17 Jahre, ist ziemlich still und wird von fast allen fertig gemacht in der Klasse. Und er wohnt-“ Lina hörte schon garnichtmehr zu. Sie war total geblendet von dem Wesen und Lina schreite förmlich danach, ihn kennen zulernen. „Ach gottchen.. Du bist doch wohl nicht verknallt?“ fragte Violet lächerlich. „Vergiss es. Erstens hab ich ihn bereits in den Augen und abgesehen davon lässt er niemanden an sich ran. Nichtmal mich.. Also dich sowieso nicht“ sie lachte. „Ich geh mal runter..“ sagte Lina und stand auf. „Ja. Tu das und sieh dich um.“ Vorsichtig, konzentriert darauf, nicht runter zu fallen, lief Lina die Treppen runter und sah immer zu Newton. Irgendwas war.. Irgendetwas an ihm. Etwas, was niemand außer ihm hatte.. „He du!“ eine männliche Stimme von rechts. „Äh.. Lina!“ ..Was denn los? In allen Klassen ist es so, dass mit dem Neuen nicht geredet wird. Verdammt. Ich will doch nur meine Ruhe und zu Newton. Oh Hey warte.. Violet hat mir den Typ doch gezeigt.. Ach wie hieß er noch gleich..? Irgendwas mit tin am Schluss.... Justin wars. -Hoffe ich..
„Ja?“ Lina schaute nach links und korrigierte sich dann nach rechts. Ein großer Junge mit blonden Haaren und so dunkelbraunen Augen, dass es schon schwarz wirkte. „Du bist doch die Neue, stimmts?“ Eigentlich war sie nicht so aber heute wollte sie einfach ihre RUHE. „Ja.. oder siehst du hier noch ein neues Gesicht in deiner Klasse?“ Justin schüttelte den Kopf und grinste. „Oh man grins nicht so...“ murmelte Lina und versuchte, sich an ihm vorbei zu drücken. „He wo willst du denn hin? Wie alt bist du?“ Sie ignorierte Justin und schaffte es, an ihm vorbei zu kommen. „Oh man“ jetzt stand das ganze Getümmel vor ihr und sie konnte sich kaum noch bewegen. „Willst du vielleicht nach draußen..?“ flüsterte Justin Lina ins Ohr. Er begann schon fast zu lachen. „Eigentlich wollte ich ja zu-“ Doch Justin drückte schon die Schülerschaft beiseite und zog Lina, an Newton vorbei, auf den Hof. Newton hatte bemerkt, dass Lina nicht wollte; er stand auf und folgte den Beiden nach draußen. Er wusste, wie nervend das ist.. Bei ihm war es früher nicht anders.
Suchend streiften seine Blicke den Hof ab. Da waren sie! Justin zog Lina noch immer mit sich. Genervt ließ sich Lina mitschleifen. „Hey Justin“ sagte Newton und kam auf die Zwei zu. Justin konnte Newton nicht sonderlich leiden. „Dich will keiner hier, also hau gefälligst ab.“ Newton nickte und nahm Lina an der Hand. „Lina will auch nicht bei dir sein, du Vollidiot.“ Mit den Worten zog er Lina ruckartig zu sich und stellte sich schützend vor sie. Newton war ein ganzes Stück größer als Justin. „Woher willst du das denn bitte wissen?“ Lächelnd schüttelte Newton den Kopf, doch sein Gesichtsausdruck änderte sich auf der Stelle und er sah Justin tief in die Augen; sagte kein Wort. Justin stöhnte genervt und ging dann weg. Schulternzuckend drehte sich Newton zu Lina um. „Danke..“ sagte sie seufzend. „Du darfst dich doch nicht überall hin mitziehen lassen..“ belehrte er Lina und machte sich auf den Weg in die Cafeteria. Einen Moment blieb Lina zurück und ergriff dann die Sekunde und lief Newton hinterher. „Was dagegen wenn ich dich begleite?“ Still schüttelte Newton den Kopf. Lina lächelte. Vielleicht konnte sie sich ja mit Newton anfreunden...
Der restliche Schultag verging ziemlich schnell und Lina war froh, endlich von Chest abgeholt zu werden. Ungeduldig sah er zum Autofenster raus. Lina kam endlich durch die Tür und winkte ihrem Onkel. Genervt machte er eine Handbewegung, die bedeutete, Lina solle sich gefälligst beeilen.
Noch immer packten die Drei ein paar Umzugskartons aus, es waren die letzten. Wenigstens mach ich in dem Schuljahr meinen Abschluss und werde 18.. Dann kann ich auch umziehen wenn ich Geld habe! Aber vermutlich geben mir Chest und Celly etwas ab.. Zum Ersten Haben sie selbst genügend und zum Zweiten wollen sie mich doch sowieso los haben
, dachte sich Lina als sie wieder den Schnee betrachtete. Abgesehen von dem Unfall und ihrer Verwandtschaft hatte sie doch eine recht heile Welt.
Nur... für wielange noch?
Heute war ein Lehrer krank und die ersten zwei Stunden fielen aus. Lina war schon zur ersten Stunde aufgestanden, da sie noch etwas für die Tanzschule üben wollte. Streetdance.. Das Üben verging sehr schnell und es wurde auch schon Zeit für die Schule. Zufrieden marschierte Lina in das Schulgebäude und setzte sich an ihren Platz. Die Klasse war noch leer, denn sie war ein bisschen zu früh dran. Nach und nach trudelten ihre Mitschüler ein..
Schließlich auch Newton. Er lächelte flüchtig und kam dann auf Lina zu. Sie begrüßten sich und plauderten noch eine Weile, bis der Lehrer schließlich kam. Auch den Rest des Schultage redeten sie miteinander und verstanden sich von Sekunde zu Sekunde besser. „Was machst du heute?“ Schulschluss. „Hab was vor. Du kannst mitkommen Lina nahm Newton an der Hand und nahm ihn mit zu Chest und Celly. „Ist das denn ok für deine Eltern?“ „Sind nicht meine Eltern,“flüsterte Lina. -„Ich denke nicht, dass sie was dagegen haben.“ Der Weg war nicht sonderlich weit von der Schule zu dem neuen Zuhause Lina's. Newton wartete lieber vor dem Haus auf Lina, die ihre Schultasche gegen einen Rucksack austauschte. „Ok. gehn wir.“ Lina steuerte zielbewusst den Weg zur Tanzschule an. „Du gehst zur ..Tanzschule?“, fragte Newton verwundert. „Ja.“ Grinsend öffnete Lina die Tür und führte Newton ein paar Treppen hoch. „Ah... Hallöchen Lina, wie geht’s dir? Oh du hast ja einen Begleiter..“ Es war der Tanzlehrer. Er ist ein alter Freund von Lina's Eltern. „Danke..gut und dir? Das ist -“ Ihr blieb eine Sekunde die Luft weg. „Newton.“ Der Lehrer mit dem Namen Sam nickte. „Wie geht es Alex?“ fragte Lina, während sie ihre Tasche beiseite legte. Alex. Der Ehemann Sam's. „Ach gut gut der ist heute mal daheim geblieben... War eine lange Nacht gestern.“ Lina grinste. Newton war nicht sonderlich wohl und so klettete er sich ein bisschen an Lina. Eigentlich war der große Raum für den Unterricht ja eher ein Diskoraum, aber Sam hatte den riesigen Spiegel, die Bar, den Platz und die Musikanlage zu seinem Vorteil gemacht. Wenn man an der Tür stand war links die Bar, rechts das Musikzeug, geradeaus PLATZ. Lina trat in die Mitte des Raums. Auf der Seite ohne Fenster war die ganze Wand fast ein einziger Spiegel. „Trifft sich gut, dass du jemanden mitgebracht hast. Ich hab nämlich vergessen, es dir zu sagen: Heute ist Partnertanzen.“ Newton schluckte. Lina sah zu Newton und biss sich auf die Lippe. Fragend legte sie den Kopf schief. Einen Moment überlegte Newton... Lina zuliebe nickte er.
Nach und nach kamen die Restlichen vom Kurs. „Also gut fangen wir an mit den Dehnübungen.“ Sam machte alles vor, die anderen nach. „Haben alle ihre Partner dabei?“ Auf einmal kam Alex in dem Raum geschlichen. Er legte einen Finger an seine Lippen und kam von hinten auf Sam zu. „BUH!“ Erschrocken fuhr Sam hoch und sah sich hastig um. „Du kannst mich doch nicht einfach so erschrecken..!“ lachte er und umarmte Alex. „Wo wart ihr grade?“ „Dehnübungen. Ich wollte gerade anfangen, ihnen die Schritte zu zeigen... Du kannst mir dann ja jetzt helfen.“ Alex half öfter mal bei ein paar Choreografien. „Wir zeigen euch zuerst den ganzen Tanz, dann üben wir die Schritte gemeinsam.“ Flink huschte Sam zur Musikanlage und ließ ein bisschen Musik laufen. Er legte seinen Arm um Alex's Schulter und sie begannen zu tanzen. Lina sah den Beiden gerne zu, sie harmonierten immer gemeinsam; egal bei was. „So. Und jetzt die Schritte.“ Sam und Alex stellten sich wieder in die Ausgangsposition. „So fangt ihr an. Das hier,“ Er machte eine Bewegung zurück. „One.“ so verlief die restliche Stunde. „...One, two, three.....“ Sam stand am Computer. „Jetzt die original Musik mit original Tempo. ..One-two-three....!“
Stolz auf seine Schüler beendete Sam den heutigen Unterricht. „Ihr wart heute sehr gut! Ich bin äußerst zufrieden..“ Lächelnd verabschiedete er sich von allen Leuten hier und blieb mit Alex zurück. „Hast du schonmal getanzt?“ fragte Lina Newton auf dem Heimweg. Newton schüttelte den Kopf. „Dafür hast du das aber echt gut gemacht.“ Die Beiden standen vor Lina's Zuhause. Newton redete nichtsmehr. Still, wie immer, umarmte er Lina. „Wir sehn uns dann morgen,“ sagte sie und schloss die Haustür auf. Newton nickte und machte sich auf den Heimweg.
Kapitel3
Zufrieden saß Lina vor der Terrassentür, eine Tasse mit warmen Kakao in der Hand und schaute sich die Schneelandschaft an. Die Flocken, die vom Himmel fielen, glitzerten. Ohne jegliche Vorwarnung stand Newton plötzlich vor der Glastür. Lina erschreckte sich ein bisschen und stand dann überrascht auf. Sie stellte eben die Tasse ab und öffnete dann die Tür. „Kann ich reinkommen?“ Lina nickte. „Hab grade sowieso Sturmfrei..“
Ein paar Stunden redeten Lina und Newton miteinander, tauschten sich aus. Es wurde schon langsam dunkel. „Ich muss jetzt gehen.. Treffe mich noch mit ein paar Freunden.“ Newton erhob sich. „Kann ich nicht mitkommen...?“ Doch Newton schüttelte den Kopf. „Ich denke nicht, dass du dich dort sonderlich wohlfühlen würdest. Ist wie ein Zirkel.. die Leute da reden mit niemandem, außer mit Leuten, die in dem Zirkel sind.“ erklärte Newton. Spaßhalber schaute Lina zu Boden. „Ein andernmal vielleicht.“ Behutsam gab er Lina einen Kuss auf die Stirn, suchte sein Zeug zusammen und brach auf.
„Ich hab die Tasse vergessen..,“ dachte sich Lina und holte die Tasse aus dem Wohnzimmer und stellte sie in die Spülmaschine. Müde schlich sie die Treppen hoch, in ihr Zimmer. Das Nachthemd angezogen, setzte sie sich auf ihr Bett und dachte an Newton und über seine Worte nach. Vermutlich redete er von einem Satanistenzirkel oder sowas...
„Violet, hast du Newton gesehn?“ Die Schule hatte bereits begonnen, doch weit und breit war kein Newton zu sehen. Teilnahmslos schüttelte Violet den Kopf und widmete sich wieder ihrem Handspiegel. Seufzend holte Lina ihre Schulsachen auf den Tisch und legte den Kopf in ihre Hände. Wo war Newton bloß geblieben... Der Schultag verging langsam ohne ihn. Es war sooo langweilig.. Ein paar mal überlegte Lina, ob sie zu einem von Newton's Freunden gehen sollte, um sie zu fragen, ob sie etwas wissen. Doch jedes Mal rief sie sich ins Gedächtnis, dass sie ja nicht mit anderen reden. Außerdem hatte sie großen Respekt vor den seltsamen Gestalten. Endlich..: Schulende! Frierend lief Lina die Ausfahrt hoch und sah sich nochmal um. Deprimiert schloss sie die Tür auf und schaute nach ihren Verwandten. Wieder keiner da.. Entweder waren sie bei der Arbeit, oder bei Freunden. Hauptsache nicht in der Nähe von Lina. Gelangweilt saß Lina vor dem Fernseher und beschloss dann, Newton eine SMS zu schreiben; er hatte sie ihr als er unerwartet vor der Terrassentür stand gegeben. Wie erwartet: keine Antwort..
Nächster Schultag ohne Newton. „Ist dein Beschützer heut' mal nicht da, was?“ grinste Justin in der Mittagspause Lina entgegen. „Hau ab..“ Sie verdrehte die Augen. „Nö... und diesmal wird mich dein Bodyguard nicht vertreiben.“ Beide waren sie außerhalb des Schulhauses. Tappten im Schnee herum. „Ist dir kalt?“ fragte Justin und nahm Lina in den Arm. „Lass mich los!“ rief sie und versuchte, sich zu befreien. Da war er! In hellblauem T-shirt und schwarzer Jeans stand er hinter Justin. Newton. War im nicht kalt..? Ein kurzer hieb in die Seite von Newton reichte, um Justin zur Seite zu stoßen. In dem Schreck ließ er Lina los. „Woooow... hey reg dich ab! Wo kommst du überhaupt her?!“ Newton antwortete nicht und hob seine Hand. Justin verstand und zog ab. Lina umarmte Newton, ihm MUSSTE doch kalt sein.. Er nahm ihre Hände, denn sie hatte keine Handschuhe an. Zu Lina's Überraschen waren Newton's Hände sehr warm. Sie glühten schon fast. Prüfend streifte Lina mit ihrer linken Hand Newtons Arme. Ebenso warm. Ihr Gesichtausdruck fragend. Newton schüttelte lächelnd den Kopf. Es klingelte. Die Pause war zu ende. „Wir sehn uns später.“ sagte er und verschwand vom Schulgelände. Die verwirrte Lina blieb noch ein paar Sekunden an der Stelle stehen und sah Newton hinterher.
Sie bekam schon garnichts mehr vom Unterricht mit und tauchte in ihre Gedanken ein. Nach der Schule blieb Lina noch ein wenig auf dem Schulgelände in der Hoffnung, Newton anzutreffen. Nach einer halben Stunde bemerkte sie dann endlich, dass er wohl nicht kommen würde. Seufzend machte sie sich auf den Heimweg. Mit den Gedanken bei Newton, bemerkte sie nicht, dass sie in eine andere Richtung lief. Sie war in einem Wald. Unbeeindruckt ging sie weiter. Lina hatte sowieso keine Lust nach Hause zu gehen. Vorsichtig lehnte sie sich gegen einen Baum, weiter im Wald drin, und rieb sich die Hände. Sie betrachtete ihren Atmen, der vor ihr schwebte. Ein bisschen schaute sich sich noch im Wald um; beschloss dann aber, ihre Schulsachen nach Hause zu bringen und sich Handschuhe zu holen, da es ihr doch allmählich zu kalt wurde. Glücklicher Weise hatte sie den Weg gleich wieder Heim gefunden... immerhin waren ja Fußspuren im Schnee.
Wo war noch gleich der Wald..? Die Bäume hatten etwas, was Lina anzog. Sie genoss es sehr, in dem Wald umherzustreifen. „Lina.“ Sie drehte sich um. Niemand zu sehen. Eine Hand wurde von hinten auf ihre Schulter gelegt. Erschrocken sprang Lina ein Stück nach vorn und drehte sich nochmal um. „Newton! Warum warst du nicht in der Schule?“ Sie kam ihm einen Schritt näher. „Ich hatte zu tun..“ Was kann er nur gemacht haben..?
Er sah Lina in die Augen. Das Mädchen errötete und sah weg. Newton näherte sich ihr und nahm sie in den Arm. Diesmal war seine Haut wieder kühl, wie es normalerweise auch sein sollte. Er hatte noch immer das T-shirt an. Newton zog ihr die Handschuhe aus und hielt ihre Hände fest. Sie bemerkte jetzt auch, dass die Hände nicht warm waren. Jetzt war es soweit: Lina war Hals über Kopf in Newton verliebt. „Ob er das gleiche fühlt?“ fragte sie sich und ließ sich von Newton umarmen. „Magst du mir nicht sagen was du gemacht hast?“ Newton überlegte.. „Hat was mit dem Zirkel zu tun.“ Jetzt fragte Lina nicht weiter. Ihr war das ganze mit diesem Satanismus nicht so geheuer.. „Keine Sorge. Ich komm morgen wieder..“ Newton ließ Lina los und drehte sich um. „Wo willst du hin?“ fragte Lina verwundert und hätte sich gewünscht, Newton würde noch bleiben. „Nach Hause. Wir sehn uns,“ ohne weitere Worte lief Newton auch schon los. Lina entfuhr ein langer Seufzer. Ein anderer Junge ging an Lina vorbei. Eine dunkle Gestalt..dachte sich Lina. Es war ein Freund von Newton. Er folgte Newton's Spuren.
Ehe Lina ausweichen konnte, wehte der Wind eine Menge Schnee von den Ästen des Baumes, der direkt auf Lina fiel. Sie schüttelte sich ärgernd den Schnee von ihrer Kleidung und trat ebenfalls den Heimweg an. „Wo warst du denn solang?“ klagte Celly. „Dein Essen steht auf dem Tisch, es ist kalt.. aber nicht mein Problem.“ Augenverdrehend setzte sich Lina an den Tisch. Es war eine Suppe.. Eine komische Suppe.. „Hast du da Säure rein..?“ murmelte Lina, doch Celly hatte es gehört. „Wenn es dir nicht passt, mach dir selbst was.“ „..Immer mit der Ruhe. War doch nur ein Spaß..“ Genervt lief Celly ins Nebenzimmer. Still und allein. Still und allein saß Lina am Tisch. Warum sollte sie noch länger hierbleiben? Wütend nahm sie den Teller und warf ihn gegen eine Wand. Auf einmal wurde ihr kalt, dann heiß. „Verdammt.....“ Sie holte sich hastig einen Lappen und wischte das ganz auf. „Was hast du schon wieder angestellt,“ brüllte eine Stimme von oben. Es war Chest. „Nichts, nichts. Mir ist nur was runtergefallen! Ich räum schon auf!“ rief Lina als Antwort. Seufzend legte sie den Lappen weg und warf die Scherben in den Mülleimer.
„Ist es ok, wenn ich ein bisschen nach Draußen gehe..?“ Lina lugte durch den Spalt einer Tür, die zu Celly führte. "Mach du nur," antwortete Celly unbeteiligt. Es war bereits dunkel, doch das hielt Lina nicht davon ab nach draußen zu gehen. Es hatte seit Mittag nichtmehr sonderlich viel geschniehen; daher sah Lina mit der Taschenlampe, die sie eingepackt hatte, die Fußspuren noch von Newton, seinem seltsamen Freund und von sich. Sie stand jetzt neben dem Baum, an dem sie gestern stand. Sie nahm ein paar merkwürdige Geräusche wahr. Sie kamen aus der Richtung, in die Newton gestern gelaufen ist. Moment mal. Er sagte er ginge nach Hause.. aber in die Richtung geht es nur tiefer in den Wald! Lina fiel das erst jetzt auf. Tief atmete sie ein, fasste ihre Mut zusammen und wagte sich tiefer in den Wald hinein. Was würde sich hinter den Bäumen verbergen..? Und woher kamen diese Geräusche? Frierend tapste sie weiter.
Kapitel4
"Newton..?" Verunsichert trat Lina auf ein paar Äste unter dem Schnee. Ihr fiel es nicht leicht, das Gleichgewicht zu behalten, denn der Boden war hier sehr uneben. "Irgendwer...?" Die Geräusche wurden lauter. Lina schlich in die richtige Richtung. Es wurde etwas geredet, was sie nicht verstand. Vermutlich war es eine andere Sprache. Langsam sah sie ein kleines Licht zwischen die Bäumen aufgehen. Ein.. ein kleines Feuer oder sowas. Ihr stieg ein wiederwertiger Geruch in die Nase. Es roch, als würde etwas verwesen. Schnell hielt sie sich die Hand vor den Mund und die Nase; atmete durch den Stoff des Handschuhs. Der Geruch wurde nicht besser. Im Gegenteil: Es schien, als würde sie sich auf eine Deponie begeben, wo nur Leichen lagen. Noch immer trat sie näher an das Licht. Sie konnte ein paar dunkle Gestalten erkennen, die fragwürde Dinge machten. Als sich eine Gestalt umdrehte, blieb sie stehen. Es war wohl doch ein Mensch. ..Oder nicht? Auf einmal leuchtete etwas rotes. An dem Mensch! An der Stelle, wo die Augen sein sollten. Er.. Es.. hatte Lina erfasst. Blitzschnell stürmte er auf sie zu, warf das Mädchen zu Boden. Ein stummer Schrei entglitt ihr. So schnell sie nur konnte, ergriff sie das weite. Oh warte! Sie hatte ihre Taschenlampe vergessen. Verdammt. Wo ging es weiter? Schreiend fiel sie zu Boden. Sie hatte sich im Laufen den Fuß umgeknickt. Als sie sich ertappte, wie sie schrie, hielt sich sich mit ihren Händen den Mund zu. Sie konnte die Lichter nichtmehr sehen, hörte nurnoch Schritte. "Lina," eine vertraute Stimme. "New-..newton?" Ein leises "Ja" ertönte. "Steh auf." Lina versuchte aufzustehen doch ein stechender Schmerz durchfuhr ihr linkes Bein. Sofort sackte sie wieder in den Schnee. "Was ist?" -"Mein Bein.. -schmerzt." Einen Moment überlegte Newton und nahm Lina dann auf die Arme. "Wir sind ziemlich tief im Wald; ich glaub nicht, dass ich, hier wenn's dunkel ist, rausfinde. Ich nehm dich mit zum Zirkel; morgen früh kannst du heim." Eigentlich war Lina sehr unwohl bei dem Gedanke, doch in der Gesellschaft von Newton würde wohl nichts passieren.
"Schlaf doch weiter." Lina hatte sich aufgesetzt um zu sehen, wo sie ist. "Hm..?" Wer redete da? "Ah.. äh... Newton?" Eine Hand legte sich auf Lina's Schulter. "Ja." -"Wo... wo sind wir..?" Langsam gewöhnten sich Lina's Augen an die Dunkelheit doch sie wusste noch immer nicht, wo sie waren. "Wir sind in einem Bauwagen... Es stehen noch andere draußen rum. Das hier ist meiner. Die Bauwägen gehören dem Zirkel. Nachts halten wir uns hier auf um zu schlafen oder sonstiges." Lina nickte. Gähnend legte sie sich wieder hin. Erst jetzt bemerkte sie, dass sie sich an Newton kuschelte. Mit einem Mal erstarrte sie und wartete ab, was er nun tat. "Was ist? Willst du nicht weiterschlafen?" "Äh... Willst ..du.. nicht schlafen?" Newton schüttelte den Kopf. Umsonst.. es sah ja doch keiner. "Nein," ergänzte er sein Kopfschütteln. "Warum nicht?" -"Ich weiß nicht, ob die Leute von dem Zirkel dich als neues Mitglied oder rein als Besuch oder so auffassen. Die sind zu Neulingen nicht sonderlich nett und ich weiß nicht, ob sie was vorhaben; deshalb bleibe ich lieber wach. Ich bin sowieso nicht müde." Lina überlegte. Sie lächelte und schloss die Augen. Doch bevor sie auch nur ansatzweise einschlief... "Wieviel Uhr? Ich muss doch eigentlich Heim!" -"Die Fenster sind nicht verdeckt, also wenn es Hell werden sollte, würden wir es sehen. Wir haben noch Nacht-schlaf endlich weiter." Widerwillig schlief Lina dann doch wieder ein, Newton hielt Wache.
Die Sonne lies das vom Tau nasse Gras glitzern, die Vögel begannen freudig zu zwitschern und ein hauchdünner Nebelwall lag um die Bauwägen. Es wurde Morgen. Newton war schon aufgestanden, hatte den Bauwagen abgeschlossen. Man konnte ihn jedoch ebenfalls von innen aufschließen, nur falls Lina raus wollte. Wie auf Wolken lag Lina in der Matratze und schlief tief und fest weiter, als sich die ersten Menschen des Zirkels draußen begrüßten. "Was ist jetzt eigentlich mit ihr?" fragte einer der anderen Newton. "Auf jeden Fall wird sie nicht zu uns zustoßen, da bin ich mir sicher. Aber sie ist auch kein Feind." "..Woher willst du das wissen?" -"Weil ich sie kenne?" Newton und Markus diskutierten über Lina, denn eigentlich mochten die Zirkelmitglieder keine... nunja.. Nicht-mitglieder. Ein anderer Junge kam ins Gespräch dazu. "Er ist so gut wie jeden Tag mit ihr rumgehangen." -"Ja na und? Sie ist auch nur ein Mensch... Was ist daran so schlimm, wenn wir mal mit anderen Leuten reden?" Auf einmal war es still. Lina war aufgewacht, schaute vorsichtig durch eines der Fenster zu den Jungs. "Schau am besten mal nach ihr." sagte Markus. Augenverdrehend machte Newton kehrt und steuerte auf den Bauwagen zu. Hastig sprang Lina wieder ins Bett, deckte sich zu und schloss die Augen. Newton trat zu ihr. Er strich ihr sanft mit seinen Fingern über eine ihrer Wangen. "Ich weiß, dass du wach bist. Du kannst deine Augen ruhig öffnen." Auf Newton's Wort hin, machte Lina ihre Augen auf. Er lächelte. "Soll ich dich heimbringen?" Lina nickte müde. Still setzte sie sich auf und gähnte noch einmal herzhaft. "Du kannst dich ja noch fertig machen, was kleines Essen wie auch immer. Ich warte draußen." -"Ist in Ordnung." Lina saß noch immer auf dem Bett und sah sich jetzt um. Gegenüber vom Bett war eine kleine Küche eingerichtet. Schränke, Kühlschrank und so weiter. Nach rechts ging der Schmale gang zum Badezimmer. Nach links zum Ausgang. Direkt rechts vom Bett war ein ein Tisch mit zwei Bänken, links noch ein kleiner Schrank. Entschlossen ging Lins Bad und machte sich die Haare, zog sich ihren Mantel an und so weiter. Sie stand vor der Tür. Vor der Tür nach draußen. Draußen. Draußen wo alle Anderen standen. Die Anderen. Die Anderen vom Zirkel. Lina traute sich nicht, die Tür zu öffnen.
Die Jungs sammelten ein bisschen Müll zusammen, räumten einfach nur auf oder saßen irgendwo rum um zu reden.
Noch immer stand Lina vor der Tür. Aber sie musste so oder so nach draußen. Sie atmete tief ein und packte den Türgriff. Es waren auch nur Menschen.. Kein Grund für Angst oder dergleichen. Die Tür öffnete sich mit einem grausamen Quietschen durch Lina's Hand. Ein paar der Jungen sahen einen Moment zu ihr rüber, musterten sie. Lina spürte die Blicke auf sich, schloss die Tür hinter sich und hielt Ausschau nach Newton. Ein paar Sekunden später verloren die Mitglieder des Zirkel das Interesse, zu ihrem Erleichtern, an Lina. Newton kam auf sie zu. "Wir waren garnicht in der Schule," bemerkte Lina. Newton zuckte mit den Schultern. "Was solls. Willst du heim oder noch ein bisschen hierbleiben?"
"Was machst du denn?"
"Ich würde dich jetzt heimbringen und dann wieder hier her kommen."
"Warum gehst du nicht heim?"
Wieder zuckte Newton nur mit den Schultern. "Also?" Lina überlegte. Eigentlich war es ihr hier nicht sonderlich wohl, doch sie wollte bei Newton bleiben. Es begann leicht zu Schneien. "Glaub' für dich ist es besser wenn du Daheim bist." bemerkte Newton und sah Lina mit einem flüchtigen Lächeln an. Sie nickte widerwillig. "Ich kann dich ja vielleicht mal wieder hier her mitnehmen." Er lachte.
"Was für ein Tag ist heute?" Lina hatte total das Zeitgefühl verloren durch die letzte Nacht. "Donnerstag." Sie und Newton standen vor dem Haus ihrer Verwandten. "Was machst du am Wochenende?" fragte Lina während sie die Tür öffnete. "Nichts besonderes ich würde nur wieder beim Zirkel rumgurken."
"Warum bist du nicht daheim?"
"Was will ich denn da? Meine Freunde sind bei den Bauwägen."
"Warum sind sie nicht daheim?"
"Warum fragst du soviel..?" Newton gab Lina einen Kuss auf die Wange. "Die Meisten wohnen da. Tag und Nacht seit sie 18 sind. Wir sehn uns." flüsterte er ihr noch ins Ohr und verschwand dann wieder im Wald. Nachdenklich schlurfte Lina ins Wohnzimmer. "Kannst du dir nicht die Schuhe ausziehen? Du machst alles dreckig," Onkel Chest. Seufzend machte Lina kehrt und zog sich die Schuhe aus. Konnten ihre Verwandten nicht weiterhin so tun, als würden sie sie mögen? .. Sockig trat Lina jetzt wieder ins Wohnzimmer, warf ihre Sachen auf einen Stuhl und sah zum Fenster raus. "Wo warst du die ganze Nacht?" fragte Chest genervt. "Bei Freunden."
"Wo? Kannst du uns nicht bescheid sagen verdammt? Das ist das mindeste was wir erwarten können. Wir sind immerhin für dich verantwortlich!" "..Halts Maul.." flüsterte Lina vor sich hin. Nicht leise genug. Chest stand auf. "Ein bisschen mehr Respekt! Du darfst bei uns wohnen, wir geben dir von unsrem Essen! Ein bisschen Dankbarkeit ist zu erwarten oder nicht?!"
"Ihr wollt mich doch nichtmal hier haben!" Lina drehte sich zu Chest. Jetzt war er ruhig.. Im Grunde hatte Lina recht; was sollte er jetzt antworten? "Geh auf dein Zimmer." Lina biss sich auf die Zunge. Wütend stapfte sie in ihr Zimmer und knallte die Tür zu. "Ich will hier weg!" dachte sie sich im Stillen. "Was will ich denn hier? Denen wärs doch sowieso lieber, wenn ich nicht hier wäre.." Eine laute Stimme von unten.: "Warum zur Hölle bist du eigentlich nicht in der Schule?! Du solltest da schon eine ganze Weile sein!" Ja... es war 12 Uhr Mittag. Lina blieb still und antwortete nicht. Sie verschloss die Tür, damit keiner ihrer Verwandten eintreten konnte. Sicherheitshalber stellte sie noch einen Stuhl vor die Tür und ließ die Rollladen der Fenster herunter. Es war stockdunkel. Sie machte eine Schreibtischlampe an und setzte sich an den besagten Tisch. Was jetzt? Sie holte sich ein paar Blätter, einen Bleistift und einen Radiergummi. Langsam wurde sie wieder ruhiger beim Zeichnen. Es baute sich ein Fluss auf dem Papier auf. Ein Fluss inmitten einer Baumlandschaft. Die Äste trugen Schnee auf sich. Der Fluss das Einzigste, was nicht vom Schnee besetzt ist. Lina hielt inne. Sie hatte einen großen Spiegel bei sich im Zimmer. Sie holte sich ein paar Farben: schwarz, weiß,verschiedene Töne rot, ein sehr dunkles braun. Eifrig begann sie an ihrem Spiegel zu zeichnen. Zeichnete den Fluss im Wald, die Äste, den Schnee. Am meisten faszinierte sie das Wasser. Sie malte es rot an. Blutrot. Sie konnte sich förmlich die Landschaft vorstellen. Es fiel der Schnee, der blutrote Fluss ging seinen Lauf. Wunderschön. Lina gähnte. Sie war plötzlich sehr, sehr müde.
Sie machte das Licht aus und tastete sich an ihr Bett. Sie nahm die weiche Bettdecke wahr und kuschelte sich in sie. Wenige Minuten später war sie auch schon in einen ruhigen Schlaf gefallen.
Kapitel5
"Geh weg..du nervst." In der Schulcafeteria.
Justin hatte sich mal wieder an Lina geklettet. Sie selbst hielt Ausschau nach Newton, den sie im Unterricht nirgends entdecken konnte.
"Was hast du denn gegen mich, Süße?" Lina antwortete nicht. "Hey, was ist das?" Justin hatte den Ring an der Kette entdeckt, die Lina trug. "Nach was sieht's aus? 'N Ring.." Lina drehte sich weg und sah zum Fenster raus. Es war ein ekliger Tag. Es war ein Schneeregen, alles matschig. Newton....
Justin kam dichter an Lina ran und hielt die Kette fest. "He!" Lina bewegte sich hastig von Justin weg und die Kette riss.
Justin hielt den Ring in der Hand, Lina schaute fassungslos auf seine Hand. "Gib her!" Justin grinste. Er hielt seine Hand in die Luft, sodass Lina nichtmehr dran kam. "Gib ihn verdammtnochmal her!" Lachend schüttelte Justin den Kopf und steckte sich den Ring an seinen kleinen Finger.
Er nahm seine Hand wieder runter und begann zu begreifen, dass der Ring festsaß. Damit es Lina nicht bemerkte, tat er weiter so, als ob er ihn ihr nichtmehr zurückgeben wollen würde.
Die Schüler um sie beide rum hatten wenig Interesse für das Geschehen.
"Jetzt gib mir den Ring wieder..." Justin schüttelte den Kopf und lief zu seinem Klassenzimmer. Die Tür war offen. Er spähte nach dem Waschbecken und begann, sich den Finger mit dem Ring mit Seife und Wasser einzuschieren. "Scheiße.." Der Ring wollte einfach nicht abgehen.
Lina sah auf die Ausgangstür der Cafeteria. Sie wusste nicht, ob sie jetzt laut schreien oder weinen sollte. (..)
18 Uhr. Die Bauwägen suchend stapfte Lina im Wald umher. Vielleicht war Newton hier irgendwo. Ein knacken in den Ästen. Hastig drehte sie sich in alle Richtungen. Ein Ast fiel ihr vor die Füße, der unter dem Gewicht des Schnees gebrochen war. Zuerst war Lina ein Stück zugesprungen vor Schreck, atmete dann aber doch erleichtert aus.
Endlich: Einer Bauwägen schimmerte in einem dunklen Blau durch die Bäume. Vorsichtig trat Lina näher an sie ran. Wenige Jungen standen draußen rum. Alle Anderen waren entweder in ihrem Bauwagen oder sonst wo. ..Wo war Newton? Lina wurde auf einmal ganz heiß, als Newton aus seinem Bauwagen trat. Sie lächelte. Ohne es zu merken, tappte sie auf die Jungen zu. Newton sah sich um. Er entdecke Lina. Abrupt blieb sie stehen. Jetzt sah auch sie, das sie weitergelaufen war. Newton sagte etwas zu den Jungen und kam dann auf Lina zu. "Hey..." Er umarmte sie. "Was machst du denn hier?"
"Ich hab dich vermisst." Newton lächelte.-Lina war kalt.
"Sollen wir zu 'mir' rein?" -"Gerne."
Er nahm sie an der Hand und führte sie in seinen Bauwagen, wo sie ja neulich spontan übernachtete.
Die anderen Jungen sahen den Beiden misstrauisch hinterher.
"Stimmt was nicht? Du bist heute so still..also ich meine..noch stiller als sonst." Lina saß auf dem Bett und schaute zu einem Fenster raus. Der Schnee begann, wieder zu fallen. "Lina?"
"Hm?" -"Wasn los heute..?"
"..Justin hat meinen Ring geklaut," begann sie zu erzählen. "...Meine Mutter hat mir den Ring vor ihrem Tod gegeben..Er bedeutet mir sehr viel." Newton überlegte. "Was hat er mit dem Ring gemacht?"
"Ich weiß nicht. Er hat ihn sich an den Finger gesteckt und ist abgehauen.. Also..er wollte ihn mir nicht wieder geben."
Newton umarmte Lina. Du solltest langsam Heim. "Was? Wieso? Ich will bei dir bleiben!" Doch Newton lies sich nicht überreden und brachte Lina dann doch noch nach Hause.
"...und mach dir keine Gedanken wegen dem Ring," sagte Newton und gab Lina einen Kuss auf die Wange.
"Seit bitte mal alle still..," begann Herr Geifert. "Wie ihr schon bemerkt habt, fehlt Justin..," seine Stimme bebte ein bisschen. "Ein paar von euch haben vielleicht heute schon in die Zeitung geguckt...jedenfalls...ich muss euch mitteilen, dass er gestern....ums Leben kam."
Die ganze Klasse redete durcheinander.
"Ich weiß nicht ganz, was vorgefallen ist. Seine Eltern waren zu durcheinander. Allerdings auch der Polizei ist unklar, was passiert war."
-"Wieso? Was ist denn unklar?," ein Mitschüler.
"Wie er getötet wurde. Es war kein Selbstmord. Das wurde versichert. Einige seiner Finger waren abgetrennt. Er hatte eine große Wunde am Bauch und ist daran verblutet. Keinerlei Fingerabdrücke oder Spuren..."
Lina sah zu Newton, der nur aus dem Fenster starrte.
"Vor dem Klassenzimmer steht ein Tisch mit einem Bild von Justin und ein paar Kerzen. Wer mag, kann ihm dort seinen letzten Gedanken geben..oder was immer ihr wollt. Nach der Stunde beende ich den Unterricht für Heute." Der Lehrer setzte sich an sein Pult und schaute an die gegenüberliegende Wand. Ein paar Mitschüler gruppierten sich und redeten miteinander. Andere blieben sitzen und dachten nach. Ebenso Lina.
Es klingelte. Langsam machte sich die Klasse zu dem Tisch vor dem Klassenzimmer und legten ein paar Gegenstände hin oder falteten die Hände während sie ein Gebet oder dergleichen für ihn sprachen. Die Anderen gingen sofort nach Hause.
Als Lina vor der Haustür stand, entdeckte sie ein kleines Päckchen aus Papier mit Schnüren verbunden auf dem Briefkasten. Sie nahm es mit in ihn Zimmer und legte es auf ihr Bett. Was da wohl drin ist..?
Nachdem sie sich ihrer Jacke und ihren Schuhen entledigt hatte und ihre Schulsachen unter ihrem Schreibtisch verstaut hatte, nahm sie das Päckchen wieder in die Hände. Vorsichtig zog sie die unsauber gebundenen Schnüre von dem Papier weg und faltete es auseinander.
Was aus dem Papierknäuel fiel, lies Lina kalt vor Schreck und warm vor Erleichterung werden:
ihr Ring.
Kapitel6
"Wie unbeschreiblich schön...," dachte sich Lina bei dem Kuss. Bei dem Kuss mit Newton. Ohne zu wissen wo sie war, lief sie mit Newton an einem See entlang, während der Sonnenuntergang das Wasser glitzern ließ. Auf einmal geschah es: der Kuss. "Wunder..wunder..schö--"
Der Wecker klingelte.
Genervt haute Lina auf den Schlummerknopf des Radioweckers und vergrub sich wieder im Kissen.
Ein paar Minuten später konnte sie wieder die Musik des Radios vernehmen. Seufzend machte sie den Wecker aus und quälte sich aus ihrem Bett, schlurfte ins Bad und machte sich für die Schule fertig.
Bevor sie sich auf den Weg machte, machte sie den Ring wieder an einer Kette fest und hing sie sich um den Hals.
Draußen schneite es ziemlich stark.
Die Schulklingel. Ein paar Klassenkameraden Lina's schlurften müde in das Klassenzimmer. Einige von ihnen sahen sehr traurig aus. Vermutlich lag es an dem 'Verlust' Justin's.
Die Stimmung lag flach und alles schien grau. Der Lehrer sprach seine Worte lustlos und gab ihnen keine Bedeutung.
Tag der Veröffentlichung: 14.07.2010
Alle Rechte vorbehalten