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Kapitel 1



Single zu sein ist manchmal sehr angenehm, manchmal aber auch nicht.
Vor 2 Jahren zog ich mit meinem besten Freund Sebastian zusammen. Ich war Single, er war Single. Wir entschlossen uns dazu, eine Wohngemeinschaft zu machen. Wir mieteten uns eine hübsche 3 Zimmerwohnung, die wir zu zweit gut bezahlen konnten. Als Verkäuferin in einem kleinen Lebensmittelladen in einem kleinen Dorf verdient man heutzutage nicht mehr so viel Geld, dass man sich alleine eine Wohnung leisten kann. Sebastian verdient etwas mehr als Dipl.-Ing. Elektrontechnik. Ich also mit kleinem Budget und Sebastian, der alles andere als Einzelgänger ist, eröffneten eine WG.
Mir kam das damals ganz gelegen. Ich war gerade mit meiner Ausbildung zur Verkäuferin fertig. Ich weiß, der Traumberuf ich es nicht gerade. Aber was will man schon mit einem mehr schlechten als rechten Realschulabschluss anfangen? Besser als anderen Leuten die Haare zu schneiden oder fremde Toiletten zu putzen ist der Beruf auf jeden Fall. Ich war 20, Sebastian war 26 und auch gerade mit seinem Studium fertig. Er bekam in einer großen, bekannten Firma eine super bezahlte Stelle. Wir wohnten beide noch bei unseren Eltern und wollten nun raus in die große, weite Welt.
Ich wurde Mitte September von dem Lebensmittelladen, in dem ich auch meine Ausbildung ausübte, übernommen. Am 17. Oktober hatte Sebastian seine letzte Prüfung.
Einen Tag vorher war er aufgeregt bei mir im Laden und jammerte mir die Ohren voll, während ich die Regale einräumte. "Nina, ich muss das unbedingt schaffen. Wenn ich die Prüfung morgen nicht schaffe, dann muss ich sie nächstes Semester wiederholen und das kommt im Lebenslauf gar nicht gut." "Wieso solltest Du die Prüfung nicht schaffen?" "Weil ich vielleicht was vergesse vor lauter Aufregung, weil ich nicht genug gelernt habe, weil da eventuell Sachen abgefragt werden können, die ich gar nicht weiß, weil ..." "Sebastian! Du hast bisher fast nur 1er geschrieben. Wieso solltest Du gerade morgen durchfallen? Also ich mach mir da keine Gedanken." Etwas beleidigt ging Sebastian wieder. Wahrscheinlich lernte er noch den ganzen restlichen Tag und die ganze Nacht durch. Er bestand die Prüfung, bekam sein Diplom und bekam kurz darauf seine Stelle

Mitte Dezember fand in der Uni, in der Sebastian studiert hatte, eine kleine Party für alle Absolventen statt. Sebastian wollte mich unbedingt dabei haben. Ich wollte nicht. Ich kannte da keinen, war viel jünger als die Absolventen und hatte nie im Entferntesten mit einer Uni was zu tun. "Du kommt aber unbedingt mit." "Aber was soll ich denn da?" "Mit mir feiern. Bitte Nina. Ich brauche Dich." Dieser Satz und dazu den liebsten Blick meines besten Freundes und ich kann nicht mehr absagen. Ich machte mich etwas frisch und stieg zu Sebastian ins Auto. Er fuhr zur Uni.
Ich kenne Sebastian schon seit ich denken kann. Er kommt aus dem gleichen Dorf wie ich. Dieses Dorf hat gerade mal 7000 Einwohner. Da kennt praktische jeder jeden. Sebastian ist zwar 6 Jahre älter als ich, aber wohnte in meiner Nachbarschaft. Im Kindesalter lernt man ja alle in der Nachbarschaft kennen und so wurden Sebastian und ich mit den Jahren zu besten Freunden. Wir haben keine Geheimnisse voreinander, wir gehen miteinander um wie Geschwister, ja; wir empfinden wahrscheinlich wie Geschwister füreinander.

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Tag der Veröffentlichung: 23.01.2010

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