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Kapitel 1



Ich starrte an meine kahle, weiße Zimmerdecke. Wie jeden Morgen beim Aufwachen. Plötzlich kam mir der Gedanke, ob das alles nur ein Traum gewesen sein könnte.

Eigentlich ist mein Leben (fast) normal. Gut, was ist schon normal? Aber ich empfinde es als (fast) normal, bis auf diese kleine Weltrettungsgeschichte. Also, wie gesagt. Bis auf diese
Weltrettungsgeschichte bin ich eine 29jährige junge Frau, die sich wie 22 fühlt, sehe nicht besonders gut, aber auch nicht besonders schlecht aus, habe einen Beruf, der mir ab und zu Spaß macht und ich habe Hobbys. Oder sollte ich besser sagen, ich hatte Hobbys? Seit dieser bestimmten Geschichte bin ich nämlich andauernd mit der Rettung unserer Welt beschäftigt. Ich sage absichtlich Welt (und nicht Erde), da sich die Rettung im Prinzip auf das ganze Universum bezieht.
Bis zu meinem 25. Geburtstag war also mein Leben ganz normal. Ich absolvierte den Realschulabschluss und holte daraufhin das Abitur nach. Danach bekam ich eine Ausbildungsstelle als Bürokauffrau in einer großen Firma. Nach dieser 3jährigen Ausbildung übernahm mich die Firma und ich zog in eine kleine Wohnung nur für mich allein. Damals war ich 22. Ich begann sozusagen mein eigenständiges Leben. Es lief auch alles ganz gut. Die Bezahlung, die ich bekam, war nicht sehr schlecht. Ich konnte gut Leben und mir noch zusätzlich ein bisschen was zusammensparen. Ich hatte einen tollen Freundeskreis, hatte ein paar Beziehungen, die aber immer wieder auseinandergingen.
Erst an meinem 25. Geburtstag – der 5. Dezember – veränderte sich mein Leben total. Es war ein Freitag. Eigentlich ist der Freitag der schönste Tag in der Woche, denn da beginnt das Wochenende. Man versucht früher Feierabend zu machen und den Wochenendeinkauf zu erledigen. Und dann heißt es: „Hallo Wochenende. Ich komme!“

An diesem besagten Freitag plante ich meinen Tag genauso. Ich hatte meine Arbeit gut im Griff und konnte um 14Uhr bereits Feierabend machen. Dies schaffte ich auch pünktlich und ich ging noch schnell für das Wochenende einkaufen. Ich wollte mit meiner Clique an diesem Abend etwas feiern. Um 18Uhr sollten meine Gäste kommen. Wir wollten zusammen kochen und verschiedene DVDs schauen. Es kam jedoch ganz anders.

Als ich mit vollbepackten Taschen zu Hause ankam, hatte ich schon dieses Gefühl, als ob mich jemand beobachten würde. Ich nahm das natürlich nicht ernst. Wer sollte mich auch schon beobachten, wie ich schwere Einkaufstaschen in meine Wohnung schleppe? Meinen Besucher sah ich allerdings erst, nachdem ich die Taschen in der Küche abgestellt hatte und gerade meine Jacke ausziehen wollte. Er stand direkt in meinem Wohnzimmer und schaute mich mit einem magischen Blick an. Einerseits erschrak ich so sehr, dass mein Herz stehen blieb. Andererseits spürte ich eine magische Aura von dieser Person ausgehen, so dass ich mich nicht bewegen konnte und auch keine Wut wegen des Eindringens in meine Wohnung empfinden konnte. Der Eindringling war ein Mann – sogar ziemlich gutaussehend – mittleren Alters. Zumindest sah er für mich so aus.
Wir blickten uns einige Sekunden, die mir wie Stunden vorkamen, an. Bis er schließlich sagte: "Hallo Doro. Tut mir leid, wenn ich Dich erschreckt habe. Aber ich muss mit Dir reden. Es ist sehr wichtig und verdammt dringend!" Ich stand immer noch völlig reglos da und starrte diesen Mann an. Er machte eine kleine Redenspause und als er merkte, dass ich mich absolut nicht bewegte kam er langsam auf mich zu. Er war ein völlig fremder Mensch, stand in meiner Wohnung ohne meine Erlaubnis, doch ich hatte überhaupt keine Angst, als er immer näher kam. Er streckte seinen Arm nach mir aus, berührte mich aber nicht und meinte: "Komm Doro. Wir setzen uns erst mal." So setzten wir uns gemeinsam auf mein Sofa im Wohnzimmer.
Als nächstes erzählte der fremde Mann mir etwas, das mein Leben völlig auf den Kopf stellte. Er begann seine Erzählung offen und direkt: "Doro, hör mir jetzt genau zu! Unsere Welt wird von der bösen Macht bedroht. Wenn diese böse Macht nicht aufgehalten wird, dann wird unsere Welt, so wie wir sie kennen, aufhören zu existieren." Ich konnte zwar immer noch nichts sagen, aber ich verstand zumindest die Worte, die dieser Mann von sich gab. Doch erstens habe ich noch nie etwas über eine "böse Macht" gehört noch verstand ich, warum er mir das erzählte. Also starrte ich ihn erst mal weiter an. Bisher war diese Taktik auch nicht die schlechteste. Er erzählte auch sofort weiter: "Ok, pass auf. Als das Universum entstand, entstand damit auch eine gute Macht und eine böse Macht. Diese beiden Mächte halten normalerweise das Gleichgewicht, so dass keine der beiden Mächte stärker ist als die andere. Es kommt aber hin und wieder vor, dass die böse Macht doch die Oberhand gewinnt und die gute vernichten will. Dann muss die gute Macht dagegen ankämpfen. Und zwar so lange, bis wieder Gleichgewicht herrscht. Die böse Macht darf auf keinen Fall vernichtet werden. Sie ist für die Existenz des Universums notwendig. Das Universum braucht dieses Gleichgewicht, um "leben" zu können." Mittlerweile fragte ich mich, ob dieser Typ aus einem Irrenhaus geflohen sei. Nun konnte ich erst recht nichts mehr sagen und starrte ihn weiterhin an. In Gedanken überlegte ich allerdings schon, wo bloß mein Handy lag. Wahrscheinlich lag es noch in der Handtasche, die ich mitsamt den Einkaufstüten in der Küche abgestellt hatte. Während ich so über meine Rettung nachdachte, hörte ich plötzlich: "Ich bin Gott!" Darauf erwiderte ich: "Oh Gott! Ach Du Scheiße!" Ich glaube, er merkte, dass ich ihm nicht glaubte und erzählte weiter: "Mir ist klar, dass das für Dich alles sehr merkwürdig klingt. Aber ich sage die Wahrheit. Ich kann es Dir auch beweisen. Ich weiß nämlich alles über Dich. Du bist mit 6 Jahren mit dem Fahrrad gegen eine Laterne gefahren und hast heute noch eine Narbe am Arm. Du hattest mit 11 Deinen ersten Kuss mit einem Jungen aus der Parallelklasse. Deine Lieblingsfarbe ist lila. Du liebst chinesisches Essen. Du findest Deinen Nachbarn total süß, hast aber noch nie mit ihm oder jemand anderes darüber gesprochen, da er eine Beziehung hat. Deinen ersten Freund hattest Du mit 16. Deinen dritten festen Partner hast Du vor etwa 2 Jahren verlassen, weil er Dich verprügelt hat. Du kannst sehr gut mit Zahlen umgehen, sogar so gut, dass Du eigentlich nie einen Taschenrechner brauchst. Du konntest Dich schon immer sehr gut in andere Menschen hinein versetzen, so, als könntest Du fühlen, was andere fühlen. Du hast einen wahnsinnig starken Willen, ..." Ich konnte das einfach nicht glauben. Das stimmte tatsächlich alles. "Ok, ok. Hör auf! Bitte, hör auf damit!" Das war alles, was ich sagen konnte. Ich kannte schließlich meine Lebensgeschichte. So langsam bekam ich also meine Sprache wieder. "Also, Du sagst, Du bist Gott. Und Du behauptest, die böse Macht gewinnt gerade die Oberhand und dagegen soll man etwas tun. Ok, das habe ich verstanden - wenn es denn wahr ist. Aber was habe ich damit zu tun?" "Du bist diejenige, die gegen die böse Macht kämpfen soll." Ja, da war es gesagt. Wäre an diesem Tag Freitag, der 13. gewesen, hätte ich das alles noch verkraftet. Dann hätte ich mir sagen können: "Doro, heute ist ein Scheiß Tag. Morgen ist alles wieder vorbei." Aber es war nicht Freitag, der 13. Es war auch kein Aprilscherz. "Glaubst Du mir?" Ich wusste es nicht. Diese Ausstrahlung, die mir vom ersten Moment auffiel, dieses Wissen und der Ausdruck, wie er das alles erzählte, verliehen ihm eine gewisse Ehrlichkeit. Andererseits war das alles so absurd, dass ich im Kopf völlig leer war. Ich konnte nichts mehr denken, wusste nicht, was stimmte und was nicht. "Also Doro. Ich denke, Du solltest erst mal Deine Freunde anrufen und die Party für heute Abend absagen. Dann kann ich Dir alles im Detail erklären. Bald wird der Kampf losgehen." Da war noch ein Beweis. Die Party. Auch davon wusste er. Irgendwie vertraute ich diesem Mann doch, also sagte ich die Party ab. Ich rief nicht die Polizei an. Ich rief alle meine eingeladenen Freunde an und erfand eine schreckliche Erkältung, mit der ich unbedingt ins Bett musste und niemanden anstecken wollte.
Nachdem ich dies erledigt hatte, meine Einkaufstaschen ausgepackt und mich wieder mit "Gott" auf mein Sofa setzte, bekam ich die Geschichte der guten und bösen Macht genau erzählt.

Dieser Mann war nicht in dem Sinne Gott, wie wir Menschen uns ihn in religiöser Hinsicht vorstellen. Er war vielmehr eine Verkörperung einer neutralen Macht, die auf das Gleichgewicht und die Existenz des Universums - also des Lebens - acht gibt. Er stellte sich bei mir nur als Gott vor, da Gott ein kurzes und aussagekräftiges Wort ist, das Menschen Ehrfurcht spüren lässt. Sein richtiger Name ist Max. Max kommt aus dem Lateinischen (von "Maximus") und bedeutet "der Größte, der Älteste". Max erklärte mir, dass Namen nicht zufällig ausgewählt sind. Jeder Name hat eine Bedeutung. Mein Name ist Dorothea. Dieser Name kommt aus dem Griechischen und steht für "Gabe / Gott". Bedeutete das nun, dass ich eine göttliche Gabe besaß? Ich fragte lieber nicht nach. Des weiteren erfuhr ich, dass ich nicht einfach so nun gegen diese böse Macht kämpfen muss, sondern ich bin dazu auserwählt worden. "Aber warum gerade ich? Was hab ich an mir?" Darauf bekam ich eine einfache Antwort: "Weil Deine Seele unglaublich stark ist." Aha, da haben wir es wieder. Die Seele! Die Seele, die nicht bewiesen ist. Die Seele, an die man nur glauben kann. Ich selbst glaubte nie richtig an eine Seele. Der menschliche Körper besteht aus Organen, aus Blut, aus Wasser, aus Muskeln usw. Wenn der Körper nicht mehr funktioniert, dann ist man tot. Und wo ist dann die Seele? Ich glaubte aber an ein Bewusstsein. Jeder Mensch hat seine eigene Persönlichkeit, seine eigenen Erfahrungen, die einen zum Individuum machen. Aber an eine Seele, die nach dem Tod weiterlebt, glaubte ich nie. Aber laut Max hatte ich eine "unglaublich starke Seele". "Du besitzt übermenschliche Gaben durch Deine starke Seele. Du musst nur lernen, sie einzusetzen." Langsam wurde es mir doch zu viel. Zuerst steht ein unbekannter in meiner Wohnung, dann erzählte mir dieser Unbekannte, er sei Gott ich habe eine starke Seele (an die ich nicht glaube) und zusätzlich noch übermenschliche Fähigkeiten! Ich brauchte eine Pause. Ich musste nachdenken. Vielleicht war es doch nur ein Irrer? Ich fragte ihn einfach: "Magst Du einen Kaffee?" Er schaute mich auf diese Frage doch etwas verblüfft an und daraufhin war ich verblüfft, dass er überhaupt verblüfft schauen konnte. Er meinte: "Ok, Doro. Ich kann verstehen, dass das alles etwas viel für Dich ist. Aber die böse Macht wird immer stärker und wir müssen etwas dagegen tun. Du bist die Einzige, die dagegen ankämpfen kann. Bitte Doro! Ich brauche Deine Hilfe!" Oh, oh. Nun wurde es ernst. Vielleicht sollte ich meine Vorstellungskraft doch etwas erweitern. "Streck Deine Arme aus. Ich will Dir was zeigen." Max streckte zuerst beide Hände aus und ich hielt meine Hände direkt über seine, sodass sie sich gerade nicht berührten. "Schließe die Augen." Ich tat es. "Und nun konzentrier Dich." Auf was denn bitte schön? Doch ich entschied mich, diese Frage lieber nicht laut auszusprechen. Ich ließ meine Augen zu und genoss die Ruhe.
Einige Sekunden später spürte ich eine warme Kraft in mir; eine magische Energie. Max sagte: "Mach die Augen wieder auf." Ich öffnete gespannt die Augen und sah die Magie sofort. Meine Fernbedienung für den Fernseher schwebte in der Luft. Mit geöffnetem Mund starrte ich auf die schwebende Fernbedienung und konnte es nicht glauben. "Max, wie machst Du das?" "Die Kraft kommt von Dir. Ich habe nur dafür gesorgt, dass Du sie entdeckst und ich habe sie auf die Fernbedienung gesteuert. Jetzt lass sie tanzen." "Tanzen?" "Ja, lass sie durch die Luft fliegen und herumwirbeln." Ich schaute die Fernbedienung an und konzentrierte mich mit aller seelischen Kraft auf sie. "Du musst nur Deinen Willen auf sie richten. Du musst es nur wollen." Also wollte ich unbedingt, dass die Fernbedienung in der Luft herumtänzelt. Erstaunlicherweise funktionierte es auch. Die Fernbedienung tanzte in der Luft. Rauf und runter, hin und her. Ich musste plötzlich lachen. Das war ein wahnsinnig gutes Gefühl. Ich lachte und lachte und vor lauter Lachen verlor ich die Konzentration und die Fernbedienung fiel zu Boden. Gerade noch tanzend in der Luft lag sie wie tot auf dem Boden. Gut, sie war ja auch tot; oder zumindest kein Lebewesen. "Ups. Da hab ich wohl die Konzentration verloren." Max lachte auch und meinte: "Ja. Aber Du weißt nun, wie es geht."

Mittlerweile war es schon spät geworden. Nach diesem erlebnisreichen Nachmittag war ich sehr müde geworden. Max meinte: "Ich denke, das genügt für heute. Schlaf Dich gut aus. Morgen komme ich wieder."
Ich wollte Max hinaus begleiten, stand auf und ging zu meiner Wohnungstür. Als ich mich zu Max umdrehte, war er plötzlich verschwunden. "Max? Max, wo bist Du?" Ich bekam keine Antwort. Ich lief durch die ganze Wohnung. Doch Max war weg.
Ich dachte nicht weiter darüber nach. Immerhin war Max ja Gott; zumindest sowas in der Art. Erschöpft und müde ging ich also ins Bett. Obwohl ich viel erlebt hatte und auch viel zum Nachdenken hatte, schlief ich sofort ein.


Kapitel 2



Ich starrte an meine kahle, weiße Zimmerdecke. Wie jeden Morgen beim Aufwachen. Plötzlich kam mir der Gedanke, ob das alles nur ein Traum gewesen sein könnte.

Ich schaute auf meinen Wecker. 7:59Uhr. Ich wusste nicht, was heute für ein Tag war, noch wusste ich, was gestern überhaupt geschehen war. Ich stand auf und schleppte mich ins Badezimmer. Nachdem ich mir ein wenig kaltes Wasser ins Gesicht tat, ging ich etwas frischer ins Wohnzimmer. Dort suche ich nach meinem Handy und schaute in der Kalenderanzeige auf das heutige Datum. Es war Samstag, der 6. Dezember. Oh Gott. Mein Geburtstag ist vorbei! Hab ich etwa so heftig gefeiert, dass ich einen Blackout hatte? Während ich nachdachte, sah ich auf einmal meine Fernbedienung auf dem Boden liegen und all meine Erinnerungen kamen schlagartig zurück. Ich hob die Fernbedienung auf und nahm sie in die recht Hand. Daraufhin konzentrierte ich mich mit aller Macht auf die Fernbedienung und wollte, dass sie in der Luft schwebte. Und sie schwebte. Ich konnte tatsächlich Gegenstände nur mit meinem Gedanken bewegen. Ich war ernsthaft verwirrt. "Das machst Du sehr gut, Doro." Schock! Vor lauter Schreck verlor ich wieder meine Konzentration und die Fernbedienung fiel zu Boden. "Ich glaube, Du musst mir eine neue Fernbedienung kaufen." Ich sagte das, weil ich einen blöden Spruch bringen wollte. Aber als ich auf den Boden schaute und meine Fernbedienung aufheben wollte, war sie tatsächlich kaputt. "Hey, Max. Wie machst Du das?" "Was meinst Du?" "Wie funktioniert das, dass Du plötzlich weg und aus heiterem Himmel wieder da bist?" "Ich bin kein Mensch. Ich sehe nur aus wie ein Mensch, weil ich damit besser mit Dir kommunizieren kann." "Aber was bist Du dann?" "Ich bin so eine Art Geist. Ich denke, Engel trifft es auch. Mein Ich sind meine Gedanken, mein Wille. Ich habe keine körperliche Gestalt." "Ist ja interessant. Und warum bist Du dann gerade ein verdammt gutaussehender Kerl? Dachtest Du, damit könntest Du mich besser überzeugen?" "Es hat doch funktioniert, oder?" Er zwinkerte mir tatsächlich zu. Dieser Geist flirtete mit mir. Unglaublich! "Aber Du hast einen männlichen Namen!" Ich nehme an, dass ich ihm zu "persönlich" wurde (wenn man das bei einem Geist so sagen kann), denn er schaute mich nur ernst an und wechselte dann schnell das Thema: "In jeder Generation werden auf der ganzen Welt auserwählte Kämpfer für die gute Macht geboren. Sobald die böse Macht zuschlägt, wird einer dieser Kämpfer dazu berufen, zu kämpfen." "Und wie wählt man diesen Einen aus?" "Es wird derjenige ausgesucht, der die meiste Kraft besitzt." Bestimmt sprach er von der seelischen Kraft. "Falls dieser Kämpfer es nicht schafft, wird der Kämpfer mit der nächststärkeren Kraft ausgesucht usw." "Wie oft kam es schon vor, dass die böse Macht Krieg wollte?" "Zum Glück noch nicht sehr oft. Diese Kriege gibt es leider erst, seitdem es die Menschen gibt. Früher gab es ein immer anhaltendes natürlich Gleichgewicht zwischen gut und böse. Erst als die Menschen sich weiterentwickelten, entschieden sich einige für das Böse zu kämpfen. Zum Glück gab es einige, die dagegen ankämpften und so begannen die Kämpfe." "Das heißt, ich muss gegen einen anderen Menschen kämpfen?" "Genau. Auf der bösen Seite wird, je nach Laune der bösen Macht, irgendwann ein Kämpfer auserwählt und dieser wird über gut und böse aufgeklärt, so, wie ich es bei Dir mache. Nur wird dieser Kämpfer von einer hasserfüllten Kreatur erzogen. Ich denke, man kann ihn schon als Teufel bezeichnen. Dieser ausgebildete Kämpfer ist schließlich voller Wut und Hass und diese beiden Eigenschaften können einen Menschen unglaublich stark machen. Natürlich hat er auch magische Fähigkeiten, wie Du."

Den ganzen Samstag verbrachten Max und ich damit, dass er mir noch sehr viel über das ganze Thema erzählte. Ich frühstückte (ich nahm an, dass Max als Geist kein Essen benötigte). Danach gingen wir spazieren (die Leute dachten, ich führte Selbstgespräche, da nur ich Max sehen konnte). Anschließen kochten wir gemeinsam, aber nur ich aß das Essen und redeten den ganzen Nachmittag weiter.
Ich erfuhr, dass ich den bösen Kämpfer vernichten muss (umbringen klingt so heftig). Ich darf jedoch den Teufel nicht vernichten. Das heißt, dass einer von uns beiden sterben muss. Entweder ich oder der böse Kämpfer. Wenn ich sterbe, wird der nächste gute Kämpfer auserwählt. Falls alle guten Kämpfer sterben, wird das Universum in die Dunkelheit fallen und auf ewig böse sein oder gar implodieren. Warum wollen die Bösen dann überhaupt die Macht erlangen, wenn dann doch alles zu Grunde geht? Naja, ich musste ja nicht alles verstehen.
Abends lag ich auf dem Sofa, während Max erklärte und erklärte. Ich konnte einfach nichts mehr aufnehmen und hörte schon gar nicht mehr zu. Doch eine Frage interessierte mich so brennend: "Kannst Du mich mal berühren?" Er schaute wieder sehr verblüfft. "Ich meine, Du bist ja ein Geist. Du isst nichts, Du bewegst Dich durch Deine Gedanken, niemand sieht Dich - außer mir usw. Kann ich Dich denn anfassen? Ist Deine körperliche Gestalt real?" "Ja, aber natürlich! Wenn ich längere Zeit in dieser Gestalt bin, muss ich auch etwas essen. Ich hatte heute einfach nur keinen Hunger." "Dann berühr mich mal." Er war daraufhin doch leicht eingeschüchtert und kam langsam näher. Er legte seine Hand zärtlich auf meine Wange und streichelte mich leicht. Überraschenderweise fühlte es sich richtig gut an. Warm und geborgen und sogar leicht kribbelig. Ich sagte: "Bitte hör nicht auf." Und Max streichelte mich weiter. Er streichelte mich so lange, bis ich eingeschlafen war.


Kapitel 3



Ich starrte an meine kahle, weiße Zimmerdecke. Wie jeden Morgen beim Aufwachen. Plötzlich kam mir der Gedanke, ob das alles nur ein Traum gewesen sein könnte.

Ich schleppte mich also unwissend ins Bad. Danach schaute ich auf meine Kalenderanzeige im Handy, um zu erfahren, was für ein Datum wir hatten und welche Uhrzeit in dem Moment war. Es war Sonntag, der 7. Dezember 8:20Uhr. Ok, mal überlegen. Vorgestern war mein Geburtstag. Hab ich mich etwa so volllaufen lassen, dass ich einen Tag komplett durchgeschlafen hab? Ich lag ja nicht einmal in meinem Bett. Ich schlief mit Klamotten auf meinem Sofa. Aber in meiner Wohnung sah es nicht nach Party aus. Ich ging erst mal in die Küche. Dort sah ich nicht abgespülte Töpfe und daraufhin kamen die Erinnerungen an den gestrigen Tag wieder. Ich hatte den ganzen Tag mit Max verbracht und er streichelte mich in den Schlaf.
Da ich schon mal in der Küche war, kochte ich mir einen Kaffee. Während ich den Kaffee trank, blätterte ich wie ein normaler Mensch durch die Werbezeitschriften, die samstags immer im Briefkasten liegen. Ich nippte an meinem Kaffee, da hörte ich: "Guten Morgen schöne Doro. Krieg ich auch ein Frühstück?" Da war wieder der Schreckmoment. Wie hätte es anders sein können? Ich verschüttete natürlich den heißen Kaffee auf mich. Ich sprang auf, schaute Max wütend an und rannte ins Schlafzimmer, um mir frische und vor allem kalte Kleidung anzuziehen. Als ich mich wieder wohler in meinen Klamotten fühlte, fragte ich Max: "Musst Du Dich denn immer so anschleichen?" "Tut mir leid. Ich kann nicht laut gehen. Ich bin doch ..." "... kein menschliches Wesen. Ich weiß, ich weiß." Max spürte, dass ich leicht genervt war. Er strich über meine Wange und meinte: "Ich mach uns dann mal Frühstück." Ich war weder in der Lage noch motiviert genug, dagegen etwas zu sagen. Darum meinte ich nur: "Ok, ich geh dann mal duschen."

Frisch geduscht und mit neuer Lebensenergie holte mich frisch gebrühter Kaffee und der Duft von frisch gebackenen Brötchen aus dem Bad. Als ich den gedeckten Tisch sah, war ich sehr überrascht. Wahrscheinlich schaute ich ausnahmsweise mal verblüfft. Brötchen, Marmelade, Kaffee, Orangensaft, es war einfach alles da. "Hast Du irgendetwas Bestimmtes mit mir vor oder warum verwöhnst Du mich mit so einem genialen Frühstück?" "Wir werden heute mal praktisches Training machen." "Praktisches Training? Heißt das, kämpfen?" "Genau." Also doch kein grundloses romantisches Frühstück. Bevor ich in die romantische Richtung weiter dachte, fragte ich lieber: "Kannst Du eigentlich Gedanken lesen?" Max antwortete: "Ich bin ein Geist, kein Zauberer!" Oh, sind wir heute etwas gereizt. Aber jedenfalls wusste ich, dass ich denken konnte, was ich wollte.
Schweigend frühstückten wir.

Ich war gerade dabei, den Tisch abzuräumen, da hörte ich einen extrem lauten Knall. Ich schrie und ließ das Geschirr, das ich gerade in den Händen hatte, fallen. Doch weder das klirrende Geschirr noch meinen Schrei hörte man. Diese Geräusche gingen in dem lauten Knall unter.
Die nächsten Minuten bekam ich wegen meines Schocks nicht so genau mit. Ich weiß nur noch, dass Max mich panikartig schnappte und mit mir davon rannte.
Meine Erinnerungen beginnen erst im nahegelegen Wald wieder. Dort erzählte Max mir etwas vom bösen Kämpfer. Allerdings redete er so dermaßen schnell, dass ich genauso gut in meinem Schockzustand hätte bleiben können. Als er mich dann fragend anschaute, konnte ich nur fragend zurückschauen. "Mensch Doro. Nimm das ganze doch bitte mal ernster. Hier geht es um Dein Leben, um das Leben Deiner Freunde, Deiner Familie. Es geht um das Leben der ganzen Welt!" Ok, das verstand ich wieder. "Und was muss ich jetzt machen?" "Du musst ganz dringend fliegen lernen!" Der Gedanke, dass Max eventuell doch ein Irrer sein könnte, machte sich plötzlich in meinem Gehirn wieder breiter. "Fliegen?" "Ja, fliegen. Du kannst genauso fliegen, wie Du Deine Fernbedienung steuern kannst. Der böse Kämpfer schlug früher zu, als ich dachte. Darum haben wir für unser praktisches Training keine Zeit. Du wirst direkt ins kalte Wasser geschmissen. Du musst jetzt losfliegen, gegen den Bösen kämpfen und heil wieder zurück kommen." "Aha." "Du besitzt ein paar Kräfte, von denen Du noch nichts weißt. Der laute Knall vorhin, dass war der böse Kämpfer. Er hat Dich ausfindig gemacht und will nun gegen Dich kämpfen. Ich bin mit Dir weggerannt. Er fliegt da oben rum und sucht Dich. Er kann jeden Moment wieder kommen." "Und warum macht das so einen Knall, wenn er kommt?" "Doro! Verdammt noch mal! Er hat natürlich auch magische Kräfte. Er feuerte einen magischen Strahl ab. Jetzt tu endlich was und versuch zu fliegen und Deine Kräfte zu benutzten. Du musst Dich nur konzentrieren. Und wenn es geht, bleib am Leben!" Ich wollte noch weiter fragen, doch Max schob mich von sich und deutete mir damit an, dass ich in den Kampf fliegen sollte. Ich wusste natürlich nicht, was ich nun machen sollte. Ich schaute in den Himmel, versuchte mich auf mich selbst zu konzentrieren und schloss die Augen. Ich streckte meine Arme weit von mir und versuchte all meine Macht zu spüren. Es dauerte einige Sekunden, doch ich fühlte schließlich eine sehr starke Macht in mir und eine Wärme um mich herum, die ich nie wieder hergeben wollte. Ich öffnete die Augen und fühlte mich verändert. Ich drehte mich zu Max, der mich anschaute und lächelte. "Na also. Es geht doch. Nun flieg los." Bevor ich diesen Befehl folgte, schaute ich mich zunächst selbst an. Denn ich spürte, dass ich irgendetwas an meinem Rücken hatte. Ich schaute hinter und sah 2 riesige Flügel. Acherje! Ich bekam tatsächlich Flügel. Hatte ich mich etwa in einen Superhelden verwandelt? "Flieg endlich los!" Ich entschied mich, über diese Dinge später nachzudenken oder Max noch einmal über die Superheldsache auszufragen. Also benutzte ich meine Flügel und flog los. Ich hatte damit keinerlei Probleme. Es war so, als hätte ich das schon immer gemacht. Ich fühlte mich so frei und mächtig. Es war wundervoll, wäre das nicht dieser böse Kämpfer gewesen. Als ich einige Meter in der Luft war, kam er auch schon angeflogen. Er besaß ebenfalls riesige Flügel. Dieser böse Kämpfer war definitiv ein Mann. Er sah groß und stark aus. Und dazu noch recht wütend.
Der wollte mit mir kämpfen. Das wusste ich. Ich wusste ebenfalls, dass ich nicht sterben durfte. Ich wusste jedoch nicht, wie ich gegen den Bösen kämpfen sollte. Er kam jedenfalls immer näher, und das nicht gerade langsam. Er richtete seine Finger auf mich. Zeigte er etwa auf mich? Nein, mit Sicherheit nicht. Denn plötzlich kamen hässliche schwarze Strahlen aus seinen Fingern. Ich wich schnell aus, indem ich zur Seite flog. Meine Reaktion war wohlgemerkt fast schneller als ich denken konnte. Mittlerweile fragte ich mich nicht mehr, ob Max ein geflohener Irrer war. Mittlerweile fragte ich mich, ob ich nicht auch eine Irre war, die mitten in ihrer Traumwelt lebte. Wenn dies allerdings so war, konnte ich genauso gut auch so komische Strahlen aus meinen Fingern zaubern. Also streckte ich meine Finger aus und richtete sie zu dem Bösen. Ich konzentrierte mich und wollte unbedingt, dass da diese Strahlen herauskommen. Es kamen jedoch keine hässlichen schwarzen Strahlen, es kamen warme, weiße Strahlen heraus. Wow! Ein tolles Gefühl. Der Böse hielt mit seinen Handflächen dagegen an. Als ich aufhörte, feuerte er sofort wieder seine Strahlen gegen mich ab. Diese versuchte diesmal ich mit meinen Handflächen abzuwehren. Das funktionierte war, tat aber höllisch weh. Ungefähr so, als würde man sich verbrennen. Ich versuchte dann, seine Macht mit nur einer Handfläche abzuwehren und mit der anderen meine Magie auf ihn zu feuern. Scheinbar war der Böse auch noch ein Anfänger, denn damit hat er nicht gerechnet. Er war schockiert, bekam meine Strahlen direkt ins Gesicht und schrie. Daraufhin flog er schnell weg und ich sah ihn nicht mehr.
Ich flog zurück zu Max und strahlte. "Na, hab ich das nicht toll gemacht?" "Ja, für den Anfang nicht schlecht. Aber Du hast ihn nur vertrieben, nicht umgebracht. Er wird wieder kommen." Ok, nun wusste ich ja, was ich zu tun hatte. Kein Problem für Superheldin Doro. "Was ist, wenn uns mal jemand sieht?" "Wenn Du verwandelt bist, dann bist Du praktisch unsichtbar." "Warum?" "Wenn Dich ein Mensch sehen würde, würde er erstens Panik bekommen und zweitens würde er es nicht verstehen." Na schon klar. Wenn man mich sieht, kriegt man Panik. Wusste ich schon immer. "Ich meinte natürlich, wenn jemand Deine verwandelte Gestalt sehen würde, würde er Panik kriegen. Menschen verstehen solche Dinge nicht und neigen immer gleich zur Panik. Schließlich bist Du dazu da, die Menschen zu retten und nicht in Panik zu treiben." Konnte Max womöglich doch Gedanken lesen?

Ich wollte meine Flügel mal ein wenig testen und flog deshalb den restlichen Tag durch die Gegend - ohne Max.


Kapitel 4



Ich starrte an meine kahle, weiße Zimmerdecke. Wie jeden Morgen beim Aufwachen. Plötzlich kam mir der Gedanke, ob das alles nur ein Traum gewesen sein könnte.


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Tag der Veröffentlichung: 16.01.2010

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