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Kapitel 1



„Mama, ich habe Hunger.“
„Mama, ist es noch weit? Ich will schlafen.“
„Mama, wer ist der Mann da? Was hat er in der Hand?“
„Mama der will auf dich schießen. Mama, lauf! Lauf!“

* * * * *



Schweißgebadet wachte Monica auf. Alles um sie herum war still. Sam, ihr Mann, schlief ruhig neben ihr und auch der drei Monate alte Luke würde noch etwa eine halbe Stunde schlafen, bis er wieder gestillt werden musste.
„Warum quält mich dieser Albtraum wieder?“, fragte sie sich. Seit ihrer Hochzeit vor ungefähr einem Jahr konnte sie wieder ruhig schlafen. Doch nach Luke' s Geburt war er wieder da, der Albtraum. War er wirklich die Folge von Luke' s Geburt? Ist er nicht schon früher gekommen?
„Ja, es war schon einen Monat früher. Ich war mit Sandra in der Stadt...“


* * * * *



„Sollen wir uns in das Café dort drüben setzen, Moni? Du kannst bestimmt nicht mehr.“ Sandra nahm Monica bei der Hand und führte sie
in das Café Romanza. Dort war gerade nicht so viel los. Sie bestellten Apfelkuchen und Cappuccino.
„Du hast mir immer noch nicht gesagt, ob es ein Mädchen oder Junge wird. Wie soll ich dem Baby denn ein passendes Geschenk kaufen?“
Monica lachte auf. Ja, sie war wirklich schon sehr müde, aber sie musste mal wieder an die frische Luft kommen.
„Also, ist es jetzt ein Junge oder Mädchen?“
Neugierig schaute Sandra Monica an.
„Na ja, jetzt kann ich es dir ja schon sagen. Ist ja nur noch ein Monat. Es ist ein ...“
Entsetzt starrte Monica zur Tür. Dort stand ein etwa vierzigjähriger, großer breitschultriger Mann mit schwarzen Haaren und blickte sich suchend um.
„Hey, Moni. Jetzt sag schon, ist es ein ... Moni, was ist los?“...

* * * * *



Luke begann zu weinen. Monica nahm ihn aus seinem Bett und begann ihn zu stillen. Er war ein kleiner, pummeliger und süßer Junge.
„Er hat das blonde Haar von Sam, aber meine Augen. Hoffentlich sieht er auch einmal so gut aus wie mein Sam. Aber das ist egal. Ich werde ihn immer lieben.
Ach Sam, wenn du wüßtest, was noch alles auf uns zukommen könnte. Ich kann es dir einfach nicht erzählen. Ich habe es auch Sandra nicht erzählt, als sie fragte.“

* * * * *



... Nun drehte sich auch Sandra zur Tür und sah den Mann.
„Hm, der sieht gar nicht mal so schlecht aus. Wenn ich das Sam erzähle.“
„Hör auf. Ich bin jetzt nicht zum spaßen aufgelegt. Ich kenne den Mann. Ich kann dir aber nicht sagen woher. Ich kann nicht. Vor ein paar Jahren war etwas passiert, aber... ich kann einfach nicht. Laß uns gehen. Draußen beantworte ich dir dann deine Frage nach unserem Baby.“
Monica setzte ein gezwungenes Lächeln auf, ging zur Theke, bezahlte und die beiden 23-jährigen Frauen verließen das Café.
Sandra schaute Monica einige Zeit lang an und fragte dann: „Willst du es mir wirklich nicht sagen?“
Entschlossen antwortete Monica: „Nein. Es geht nicht. Laß uns nun von etwas anderem reden. Also, wir bekommen einen Jungen. Sam ist ganz außer sich vor Freude.“
„Wirklich? Oh wie schön! Und, wie soll er heißen?“
„Nur nicht so neugierig. Wenn er da ist, erfährst du es.“
Die beiden lachten und führten ihren Einkaufsbummel fort. Doch eine gewisse Spannung blieb zwischen ihnen bestehen.


Kapitel 2



„Moni hatte heute wieder eine schlechte Nacht“, dachte Sam, als er sein Büro in der Anwaltskanzlei Andrew aufschloss.
„Warum will sie mir nicht erzählen, was los ist? Vielleicht sollte ich sie darauf ansprechen. Aber jetzt sollte ich mich auf meine Arbeit konzentrieren.“
Kurz vor der Mittagspause klingelte plötzlich sein Telefon.
„Anwaltskanzlei Andrew, King am ...“
Hier wurde er unterbrochen.
„King, soso.“ Die Stimme an anderen Ende war heiser.
„Heißt deine Frau Monica King, geborene Tompson?“
„Hier ist die Anwaltskanzlei und nicht die Auskunft. Außerdem gehen Sie meine privaten Dinge nichts an.“ Sam wollte schon auflegen als der Mann sagte: „Wenn dein Baby überleben soll, dann hör mir gut zu und tu das, was ich dir sage. Deine Frau soll sagen, das Peter Black es war. Sonst lebt das Baby nicht mehr lange.“
„Moment mal, sie machen Witze. Ich weis gar nicht, wovon sie reden. Ich kenne keinen Peter Black. Und außerdem ...“
„So. Meine Geduld ist am Ende. Tun sie was ich gesagt habe, sonst ... sie wissen schon, was dann passiert.“
„Hallo? Das können Sie doch nicht machen. ... Aufgelegt. Mensch, was soll ich jetzt nur tun?“ Verzweifelt ging Sam in seinem Büro auf und ab.
„Ich glaube ich gehe jetzt erst einmal zum Chef.“ Gehen war gut gesagt. Sam rannte bis er vor dem Büro stand. An der Tür hing ein Schild. Darauf stand: Zutritt verboten. Das hieß, dass entweder eine wichtige Besprechung stattfand oder das Herr Andrew eine wichtige Arbeit hatte. Sam wusste, dass heute keine Besprechung stattfand. Aber er wusste trotzdem nicht, ob er hineingehen sollte oder nicht.
„Ach soll der eben einen Schreikrampf kriegen. Meine Frau ist mir wichtiger, als die Arbeit meines Chefs“, dachte sich Sam, klopfte an und trat ein. Unwillig schaute Herr Andrews auf und sagte ärgerlich: „Haben sie das Schild nicht gelesen?“ Nach näherem hinsehen sah er erst, wie blass und aufgeregt Sam war. Er sah auch die Angst, die aus Sam Augen sprach.
„Was ist los? Ist etwas passiert?“, fragte er nun eine Spur freundlicher. Sam erzählte Herrn Andrew nun, von dem Anruf.
„Was soll ich jetzt machen? Ich muss unbedingt zu meiner Familie.“
„Hat Ihre Frau denn nie den Namen Black erwähnt? Nein? Fahren Sie dann am besten zu ihrer Familie.“
„Kann ich die nächste Zeit frei kriegen? Ich würde mich sowieso nicht auf meine Arbeit konzentrieren können.“ Sam schaute seinen Chef hoffnungsvoll an.
„Natürlich. Warum bin ich nicht selber darauf gekommen?“
„Vielen Dank. Ich mache mich dann gleich auf den Weg.“
Zuhause angekommen fand Sam eine leere Wohnung vor. Er erschrak heftig.
„O nein! Hoffentlich ist den beiden nichts passiert.“ Doch dann fand er auf dem Tisch in der Küche einen Zettel, auf dem stand: Hallo, Schatz! Sandra hat mich heute zum Mittagessen eingeladen. Ich bin mit Luke bei ihr. Sam rannte wieder zu seinem Auto und fuhr los.
„Hoffentlich ist den beiden auf dem Weg nichts passiert.“

* * * * *



Während dessen saßen Monica und Sandra am Küchentisch und unterhielten sich.
„Du siehst müde aus, Moni. War Luke diese Nacht unruhig?“
„Nein, nein“, seufzte Monica als Antwort.
„Hast du Sorgen? Willst du mit mir darüber reden?“, fragte Sandra mitfühlend.
„Ach Sandy, wenn ich es dir doch erzählen könnte. Aber ... oh, es klingelt.“
„Moni, kannst du aufmachen?“
„Klar.“ Monica ging zur Tür und öffnete. Es war Sam.
„Hallo, Sam. Durftest du heute früher Schluss machen? Sam was ist los. Du bist so blass. Bist du krank?“
„Wo ist Luke? Wie geht es ihm?“ Sam schaute sich sorgenvoll um.
„Luke spielt im Wohnzimmer auf einer Decke. Komm erst mal mit zu Sandra in die Küche.“
„Hallo Sam. Du bist so aufgeregt. Was ist los? Hat es etwas mit Luke zu tun? Er ist doch gesund.“ Neugierig schauten die Frauen Sam an. Liebevoll massierte Monica Sam' s verspannten schultern und wartete darauf, dass Sam ihr erzählte, was los war. Und wieder erzählte Sam von dem Anruf und dem geheimnisvollen Mann. Während er sprach wurde Monica zunehmend immer blasser. Als Sam zu ende erzählt hatte, war Sandra die erste, die sprach: „Das war sicher der Mann, den wir vor etwa drei Monaten im Café sahen, nicht wahr?“
„Ja ich denke schon.“
„Woher kennst du den Mann? Was hat sein Anruf zu bedeuten? Wer ist dieser Peter Black, den er erwähnte?“, Sam war schockiert. Monica kannte den Mann wirklich. Plötzlich brach sie in Tränen aus. Mitfühlend nahm Sam sie in seine Arme und fragte
„Willst du mir denn nicht erzählen, was los ist?“
„Also gut. Hört zu: ...“


Kapitel 3


Monicas Erzählung

Bevor ich hierher, nach Oklahoma zog wohnte ich in Mississippi. Doch geboren und aufgewachsen bin ich in Connecticut.
Als ich mit der Schule fertig war fing ich mein Jura–Studium an der Uni in New York an. Um mir ein bisschen Geld dazu zu verdienen arbeitete ich in einem Café am Rande New Yorks. Dort sah ich öfters eine ziemlich dünne Frau, die sich mit einem großen, finsteren Mann traf. Einmal sah ich, dass er ihr Geld gab und ein andermal wollte er sie schlagen. Montags und Freitags kamen sie, aber nie zusammen.
Einmal traf ich die Frau in der Stadt und sprach sie an: „Hallo. Ich habe Sie schon öfter in dem Café am Rande der Stadt gesehen.“ Überrascht sah die Frau mich an.
„Oh, ja stimmt. Ich kann mich daran erinnern, dass Sie mich ein paarmal bedienten. Aber wollen wir nicht Du sagen? Ich heiße übrigens Diana.“
„Ich heiße Monica. Entschuldige meine Neugier, aber wer ist eigentlich der Mann, mit dem du dich zweimal in der Woche triffst?“ Der Mann war mir wirklich ein Rätsel und ich wollte wissen, was es mit ihm auf sich hatte.
Diana war blass geworden.
„Du brauchst es mir nicht zu sagen, wenn du nicht willst. Es ist einfach nur ...“
„Ist schon gut. Irgend einmal muss es ja rauskommen. Am besten wäre es natürlich, wenn ich die richtigen Leute hätte, die mir dabei helfen könnten.“ Verwirrt fragte ich sie: „Was meinst du mit die richtigen Leute?“
„Ich brauche jemanden, der mich nachher auch unterstützt. Verstehst du?“
„Nein, ich verstehe dich nicht ganz, aber ist ja auch egal. Vielleicht hilft es dir ja, dass ich Jurastudentin bin. Zwar noch am Anfang, aber das ist echt interessant.“ Begeistert schaute Diana mich an.
„Wo sollen wir hingehen? Vielleicht in den Park, der da hinten ist?“ Diese Frau wurde mir immer interessanter. Wir kannten uns gar nicht, aber sie vertraute mir. Ich mochte sie immer mehr.
„Gut. Ich habe aber noch eine Frage. Warum traust du mir? Wir kennen uns noch nicht einmal.“ Wollte ich dann wissen.
„Du bist mir einfach sympathisch. Früher habe ich andere Personen immer erst beobachtet, bevor ich ihnen etwas anvertraute. Das waren aber dann sehr wenige. Jeder Mensch hat Macken. Ich auch. Mittlerweile habe ich ein Gespür dafür entwickelt, wem ich trauen kann und wem nicht. Ich mag dich, auch wenn ich dich nicht kenne.“
„Dankeschön. Eigentlich habe ich dich auch nur angesprochen, weil du so anders bist als alle, die ich kenne.“
Wir setzten uns auf eine abgelegene Bank.
„Dann erzähl mir mal, was es mit dem Mann auf sich hat.“
„Ich kenne den Mann nicht richtig. Er nennt sich Ralf sowieso. Das ist aber nicht sein richtiger Name. Hat er selbst gesagt.
Ich beobachtete einmal einen Mann der etwas klauen wollte und meldete es. Darauf sprach ein Mann mich an, ob ich ihm nicht helfen wolle, da ich ja so aufmerksam sei. Ich sagte zu, da es dafür auch Geld geben sollte, welches ich sehr nötig hatte. Ich wollte nämlich auch studieren und brauchte dazu noch eine Wohnung. Naja, auf jeden Fall vermittelte er mich dann mit Ralf. Am Anfang sollte ich bestimmten Firmenchefs Nachrichten über irgendwelche ausländischen Vermittler und so bringen. Dann wurde ich zu einem Dealer geschickt. Das wusste ich am Anfang noch nicht. Er verriet sich selber, da er durch mich ausrichten ließ, dass es nächstes mal mehr Stoff geben sollte. Beim nächsten mal öffnete ich ein Paket und bekam heraus, dass es Drogen waren. Ich sagte es meinem Auftraggeber auf den Kopf zu, dummerweise. Dann ging alles ganz schnell. Sie sagten: entweder ich arbeite für sie weiter, oder mein Leben würde hier enden. Das hört sich unwirklich an, aber ich wollte dir die Einzelheiten ersparen. Es war eine schreckliche Zeit, denn ich wurde in der ersten Zeit beschattet. Ich fing auch an Drogen zu nehmen. Einmal lud mich ein Mann zu einer christlichen Veranstaltung ein. Die halfen mir dann dort von den Drogen frei zu kommen und wir hatten viele Gespräche. Aber ich konnte immer noch nicht von den Dealern abspringen. Ich mache immer noch bei den Geschäften mit, weil ich Angst habe. Ich habe zwei Kinder. Unfall. Mit einem von denen. Das war ein weiterer Grund, warum ich nicht abspringen durfte. Ich liebe die Kinder, er aber nicht. Das war aber bevor ich zur Veranstaltung eingeladen wurde, also bevor ich Christ wurde. Er wurde bei einer Rauferei umgebracht. Es ging um Drogen. Aber das ist eigentlich nicht das Thema. Kannst du mir vielleicht helfen von den Typen weg zu kommen?“
Ich war platt. Das hätte ich nicht gedacht. Ich überlegte fieberhaft, was man da tun könnte.
Wir trafen uns seit dem immer wieder und überlegten, was wir da machen könnten. Doch ich war nicht so schlau, wie ich immer dachte und gab.
Ich sah wieder einmal, wie der Mann, der sich Ralf nannte Diana schlagen wollte und es letztendlich auch tat. Ich war so außer mir, das ich einfach die Polizei rief. Die verhaftete Ralf, aber er wurde wieder entlassen, da sie nicht genug Beweise hatten. Das war aber ziemlich dumm von mir gewesen, da Diana sich nun verstecken musste. Einmal rief Ralf auf ihrem Handy an und sagte, sie solle die Anzeige zurücknehmen. Sie versuchte ihm zu erklären, das sie es nicht war, aber er glaubte es nicht.
Ich begleitete Diana einmal abends ein Stück nach Hause, da es auch auf meinem Weg lag. An einer Kreuzung mussten wir uns trennen. Ich schaute ihr ein Stück nach und hörte plötzlich ein Murmeln hinter mir. Ein Mann kam aus einem Hauseingang. Er murmelte: „Na warte du Miststück. Ich kriege dich noch. Dann geht es dir schlecht. Niemand wusste von mir. Nur du. Ich bringe dich und deine Kinder um.“
Erschrocken bog ich schnell in eine andere Straße ab, da ich ihn erkannte. Es war Ralf. Er hatte mich aber nicht gesehen. Ralf verfolgte nun Diana, und ich verfolgte Ralf. Dann kam eine ziemlich dunkle Gasse. Plötzlich rannte Ralf los, durch einige Höfe, wo Diana ihn nicht sehen konnte. Hundert Meter vor ihr kam er wieder auf die Straße, holte eine Pistole aus seiner Tasche und zielte auf Diana. Dianas Kinder, die schon den ganzen Abend müde waren nörgelten die ganze Zeit rum, aber ich verstand nicht, was sie sagten. Plötzlich hörte ich einen Schuss und Diana brach zusammen. Zwei weitere Schüsse fielen. Ihre Kinder brachen neben Diana zusammen. Sie waren so geschockt, dass sie nicht einmal schreien konnten. Ich holte mein Handy aus der Tasche, rief die Polizei, die fünf Minuten später mit dem Rettungswagen da war. In dieser Zeit rief ich Ralf, der mich erst dann bemerkte.
„Du Dreckssau. Was hast du mit meiner Freundin gemacht. Na warte. Die Polizei ist schon unterwegs.“ Erschrocken schaute Ralf mich an. Dann lachte er und sagte: „Ha, du hast keine Beweise! Außerdem bin ich längst über alle Berge, bis die Polizei auftaucht und die vier Leichen findet.“
„Wieso vier ... ach ich verstehe. Mich willst du auch umbringen.“ Ich tat, als wenn ich keine Angst hätte, aber meine Knie schlotterten und der Angstschweiß brach bei mir aus. Ich war von dem Mord so geschockt, dass ich einfach losrannte. Genau auf Ralf zu. Der war davon so überrascht, dass er seine Waffe fallen ließ. Direkt vor meine Füße. Ich schoss sie einfach weg. Ralf, der nicht wollte, dass sie gefunden wird und als Beweisstück dient, fing an zu suchen. Er hörte erst auf, als er merkte, dass die Polizei kam. Die fasste ihn, da er ein bisschen zu langsam war.
Diana und ihre Kinder wurden sofort ins Krankenhaus gebracht. Ich musste auch einige Tage dort bleiben, da ich ziemlich unter Schock stand.
Die Gerichtsverhandlung war einige Monate später. Die Polizei hatte genug Beweise und er wurde, wie ich hörte, zu 10 Jahren verurteilt. Aber ich glaube er war nur in U-Haft Ich selber wollte nicht zur Verhandlung. Aber ich stand vor dem Gebäude, als er gebracht wurde. Er rief mir noch zu: „Wenn ich draußen bin erlebst du was. Ich finde dich, egal, wo du dich aufhältst.“
Naja, ich brach dann mein Studium ab und zog nach Oklahoma. Aber ich hinterließ niemandem meine Anschrift. Und hier traf ich Sam. Wir heirateten, was ich auch nicht bereue. Kurz bevor Luke kam sahen wir den Mann, Ralf, im Café. Aber ich wollte und konnte niemandem erzählen, was passiert war, aus Angst vor Ralf. Aus Angst vor seiner Rache.
Was soll ich jetzt bloß tun?!


Kapitel 4



Während Monica erzählte, war Sam aufgestanden und hatte seinen Arm um Sie gelegt. Liebevoll drückte er sie an sich und fragte dann: „Was war denn eigentlich mit dieser Diana? War sie denn tot, oder konnte man ihr helfen?“
„Ich weis es nicht. Ich wusste nur, dass sie und ihre Kinder fast tot waren. Ich glaube, sie hat nicht überlebt. Ich wollte auch gar nichts mehr davon wissen.
Oh Sam, ich habe solche Angst.“ Monica fing an zu weinen.
„Moni, Liebling, warum hast du mir denn nichts gesagt?“
„Einmal, weil ich so weiterleben wollte, wie davor und weil ich solche Angst hatte.“ Nach einigem schweigen sprach auch Sandra endlich.
„Warum bist du denn nicht zur Polizei gegangen? Die würde dich doch beschützen. Ich meine, als du ihn im Café gesehen hattest.“
„Ich war doch hochschwanger. Außerdem habe ich ihn danach ja nicht mehr gesehen. Ich wusste ja nicht, dass er mich erkannt hatte.“
„Komm Sandy. Wir müssen ihr keine Vorwürfe machen. Ich hätte, glaube ich, ähnlich gehandelt“, verteidigte Sam Monica jetzt.
Nach einigem schweigen griff Sam zum Telefon, dass auf dem Küchentisch lag.
„Ich darf doch, oder?“, fragte er Sandra.
„Du willst die Polizei anrufen, oder? Ich glaube, dass ist nicht so gut“, gab diese zu bedenken.
„Ich weis nicht, warum, aber ruf lieber nicht an.“ Sie überlegte eine Weile und sagte dann:
„Ich kenne da einen pensionierten Hauptkommissar. Hatte ja nicht immer eine reine Weste gehabt. Das habe ich dir ja erzählt, Monica. Jedenfalls hat er sich voll für mich eingesetzt, so, dass ich nicht in die JVA musste. Der könnte doch ...“.
„Warte mal. Irgendetwas an dem ganzen passt nicht.“
„Was? Du glaubst mir nicht, Sam? Das hätte ich nicht gedacht.“ Monica hatte Tränen in den Augen. Vorwurfsvoll und enttäuscht schaute sie ihn an.
„Nein, das meinte ich doch nicht. Wieso will dieser Ralf, dass du einen anderen anklagst? Das passt doch gar nicht zusammen, da sie ja Beweise hatten.“
„Ich habe dir auch nichts von diesem Typen erzählt. Wir lernten uns an der Uni kennen. Da er schon ein paar Semester weiter war und sich gut auskannte, zeigte er mir alles in der Uni und in der Stadt. Er hatte an allen Fingerkuppen Narben und als ich ihn darauf ansprach erzählte mir, dass er zu einer Gang gehört, die sich alle extra die Fingerkuppen aufschnitten, oder so. Einer seiner Freunde, der nicht zur Gang gehörte ist Arzt und der hat alle dann genäht. So wie er das erzählte, haben sie ihn gezwungen, es zu machen. Alle haben die gleichen Narben. Man kann die Fingerabdrücke gar nicht mehr auseinander halten. Peter Black machte mich auch mit einigen anderen der Bande bekannt, wo ich es sehen konnte. Ich weis aber nicht, ob es stimmt. Peter zeigte immer wieder, wenn wir uns trafen, Leute aus seiner Gang. Auch auf Ralf zeigte er. Sie hassen sich.“
„Moni, warum hast du mir denn nichts erzählt. Ich habe richtig Angst um dich und Luke, richtig schlimme Angst. Ich will euch nicht verlieren!“ Verzweifelt schaute Sam Monica an. Diese brach in Tränen aus.
„Ich wollte das alles einfach vergessen. Man ich hatte in der ersten Zeit Albträume. Fast jede Nacht. Außerdem wollte ich dich da nicht mit hineinziehen.“
„Das hast du aber, indem du mich geheiratet hast. Das bereue ich auch nicht. Moni, ich liebe dich und ich will euch nicht verlieren.“
Monica hatte Sam immer nur stark gesehen. Selbst als er ziemlich krank war. Doch jetzt sah sie ihn das erste mal schwach, in einer Situation, aus der er nicht herausfand. Seine Schultern bebten vor weinen und Monica sah seine große Liebe zu ihr und zu Luke.


Kapitel 5



„Hey, Bruce, was is denn los? Du grinst ja von einem Ohr bis zum anderen.“
„Ich hab das Miststück gefunden.“ Bruce, alias Ralf, setzte sich zu seinen Freunden Georgio und Hektor an den Tisch. Sie alle saßen in der Kneipe zum Löwen, in einer ziemlich armseligen Gegend New Yorks.
„Wen haste gefunden? Dieses Mädel, das dich angezeigt hatte und wegen der du in U-Haft warst? War schon toll, die Idee, dass wir alle kommen und unsere Fingerabdrücke gegeben haben.“
„Ja, ja, ich weis. Trotzdem stehe ich unter Beobachtung. Sogar, als ich Urlaub in Oklahoma gemacht hatte. Ich bin zufällig hingeflogen und an meinem letzten Tag treffe ich diese Sau in einem Café. Hochschwanger.“
„Wissen wir, wissen wir. Und was machste jetzt?“ Hektor war dafür bekannt, dass er immer Fragen stellte, auch dieses mal hörte man ihn wieder fragen: „Legste die kleine um? Wie diese, diese ... Wie hieß die Frau noch mal, die zwei Kinder von ‚du weist schon wer’ hatte?“
„Man bist du behämmert. Wie soll ich das denn machen, wenn ich unter Beobachtung, noch mal B e o b a c h t u n g, stehe?“ Nun mischte sich auch Georgio in das Gespräch ein: „Jetzt sag schon Bruce. Was machste jetzt? Du bist dafür bekannt, dass du dich an allen rächst, die dir ’nen Strich durch die Rechnung machen.“
„Ich habe ihren Mann erpresst. Sie soll Peter anzeigen und sagen, dass er es war.“
„Das ist ja voll billig. Als ob sie es macht. Sie wird dich eher anzeigen.“
„Das weis ich doch. Aber sie weis nicht wo ich mich befinde. In drei Monaten werde ich nicht mehr Beobachtet. Dann, ja dann kriegt sie meine Rache zu spüren. Mit der Erpressung wollte ich die nur einschüchtern.“ Hektor meldete sich wieder zu Wort: „Woher weist du eigentlich, wie sie heißt?“
„Schon mal was von Telefonbüchern gehört? Ich kannte ihren Namen und habe dann bei allen Monicas, die unter fünfzig Jahre alt waren angerufen. Das ist ja nicht schwer.“ Bruce gute Laune wurde immer schlechter.
„Man muss der immer so blöde Fragen stellen? Wenn er nicht so’ n guter Einbrecher wäre, würde ich ihn aus der Gang schmeißen.“
„Bruce, was haste denn jetzt vor? Sollen wir dir helfen?“
„Wenigstens einer, der nicht so blöde Fragen stellt. Weis noch nicht genau, was ich mache. Vielleicht Kidnapping. Irgendetwas, dass sie nie vergisst. ... Ich hab’s! Ich schlitze ihr Gesicht auf. Und zwar so, dass sie eine Narbe hat, die ihr Leben lang bleiben wird.“
„Aber wie ...“ Bruce, der die Nase von Hektors Fragen voll hatte, schrie: „Halte jetzt endlich die Klappe. Ich kann deine Fragen nicht mehr hören!
Also, ich denke wir fahren erst nach Okloahoma. Ich denke ich nehme noch Jaison, Eddy und Tiger-Dan mit. Wir ziehen in ein Hotel. Am besten wir entführen sie und schlitzen sie dann auf. Nur ihr Gesicht. Dann legen wir sie vor eine Haustür, klingeln und reisen wieder ab. Das war’s dann auch.“ Bruce’ gute Laune war wieder da. An den Gesichtern der anderen sah er, dass sein Vorschlag angekommen war. Jetzt setzte er auf eine gute Vorbereitung und Zusammenarbeit.


Kapitel 6



Sam hatte sich wieder beruhigt. Er hielt Luke auf dem Arm, da er nicht mehr liegen wollte.
„Ich glaube, wir müssen langsam nach Hause um uns richtig zu beruhigen. Und dann werden wir uns in Ruhe überlegen, was wir als nächstes tun“, sagte er nach einer Weile. Monica stimmte ihm zu und sie machten sich auf den Heimweg.
Zuhause angekommen brachte Monica Luke zu Bett und Sam machte das Abendbrot fertig. Sie aßen und räumten danach schweigend auf. Den ganzen Abend sprach keiner von ihnen mehr ein Wort. Als sie schließlich im Bett lagen hielt Monica es nicht mehr aus. Sie fing an zu weinen und sagte schluchzend: „Es tut mir so leid Sam, so leid. Ich hätte dir vertrauen sollen, aber ich wusste nicht ...“, Sanft unterbrach Sam sie.
„Jetzt beruhige dich. Ich habe es dir schon vergeben. Ich liebe dich, sehr sogar und ich werde nicht zulassen, dass dieser Kerl dir irgendetwas tut, oder Luke.“ Er nahm sie in den Arm und lag mit ihr so lange so da, bis sie eingeschlafen war.
Am nächsten morgen stand Sam wie gewöhnlich um sechs Uhr auf. Sanft weckte er Monica und sagte ihr, dass er zur Arbeit fahren müsse.
„Hast du dir nicht freigenommen?“
„Ja, schon aber ich muss trotzdem dorthin. Ich komme Mittags wieder nach Hause.“ Er gab ihr einen Kuss und fuhr los.
Als er da war ging er sofort zum Büro seines Chefs. Er klopfte an und trat ein.
„Ah, Mister King. Was brauchen sie? ... Moment mal, sie haben sich doch frei genommen, weil da so ein Mann angerufen hatte.“ So wurde Sam von seinem Chef begrüßt.
„Ja, ich hatte mir freigenommen. Ich wollte mit ihnen über diesen Fall sprechen. Wir könnten nämlich einen guten Anwalt gebrauchen. Ich dachte mir, dass sie uns in dieser Sache helfen könnten, oder sogar wollen. Ich nenne mal die Punkte, die wichtig sein könnten: Mord, oder schwere Körperverletzung, Erpressung.“
„Das hört sich interessant an und ich wäre interessiert. Erzählen sie mir bitte alles. Dann können wir überlegen, was jetzt am besten wäre.“ Nun erzählte Sam ihm die ganze Geschichte. Beide, Sam und sein Chef waren so in das Gespräch vertieft, dass sie nicht merkten, wie die Tür immer weiter aufging und eine Frau hinein spähte.
Sam’ s Bericht war zu ende. Sein Chef sagte nach einigem schweigen: „Das war ganz schön riskant, dass deine Frau einfach auf den Mann losgegangen ist. Auch das sie Ihnnen nichts gesagt hatte, war ziehmlich dumm. Entschuldigen Sie, es ist schließlich Ihre Frau.“
„Ja, es war dumm. Aber wie sollen wir jetzt vorgehen?“
„Das weis ich auch nicht so genau. Ich meine, dass es schon komisch ist, einfach zu verlangen, jemanden anderen zu beschuldigen. Das ergibt doch einfach keinen Sinn.“
Plötzlich ging die Tür ganz auf und ein Besen flog auf den Boden. Erschrocken sprangen Sam und Mister Andrew auf. Im Türrahmen stand eine Putzfrau, kreidebleich.
„Entschuldigen sie ich wollte nicht lauschen. I-ich, ich muss hier putzen und mein Besen flog hier rein. Die Tür stand ja einen Spalt offen und ich dachte hier wäre kein Dienstgespräch.“ Finster schaute Mister Andrew seine neue Putzfrau an.
„Hier fand auch kein Dienstgespräch statt.“
„A-aber sie sprachen doch von vorgehensweise. Oder habe ich das falsch verstanden?“
„Ach, dass geht Sie alles gar nichts an. Wer sind sie überhaupt?“, Sam konnte es einfach nicht fassen. Man hatte sie belauscht, oder wie es eher schien nur das Ende gehört. Warum hatte er die Tür nicht ganz geschlossen?
„Mister King, das ist meine neue Putzkraft, Miss Nancy Rich. Miss Rich, das nächste Mal klopfen Sie bitte erst an, bevor sie Putzen, sonst sind sie gefeuert“, wies Mister Andrew sie scharf zurecht. Diese entschuldigte sich nochmals und fing dann an zu putzen. Sam sah das Gepräch als beendet an und verabschiedete sich mit den Worten: „Ich komme nochmal vorbei oder rufe Sie an. Aufwiedersehn.“


Kapitel 7



„O man, fast hätte ich mich verraten. Ich muss aufpassen, mit dem was ich sage.“ Nancy putze gerade das Fenster in Mister Andrews Büro.
„Das darf doch nicht wahr sein. Ralf bedroht Monica. Ich fasse es nicht. Dieses Schwein. Man, ich muss Monica und ihrem Mann helfen. Ich bin es ihr schuldig, da sie sich so für mich eingesetzt hatte.“
Nach drei Stunden war Monica mit allen Zimmern fertig. Sie brachte die Putzsachen weg und fuhr dann in das Hotel ‚Sonnenpalast’. Ihre Kinder, der achtjährige David-Daniel und die sechsjährige Lynn, erwarteten sie schon.
„Hallo Mama. Du siehst froh aus. Müssen wir nicht mehr umziehen?“, fragte David.
„Wir bleiben hier. Ich habe sie gefunden. So, jetzt muss ich gleich eine Wohnung für uns suchen. Außerdem müsst ihr für die Schule angemeldet werden. Es ist noch nicht zu spät. Wir haben ja erst Februar.“
Nancy hatte genug Geld zurückgelegt, so dass sie ihre Miete in der ersten Zeit bezahlen könnte. Trotzdem müsste sie eine feste, gut bezahlte Arbeit finden. Sie hatte es echt nicht leicht als Alleinerziehende Mutter.
„Zum Glück habe ich solche lieben Kinder, die alles machen, damit ich es leichter habe.“

* * * * *



Durch eine andere Putzfrau hatte Nancy Kontakt zu einem Vermieter bekommen, der glücklicherweise noch eine kleine Wohnung vermieten konnte.
„Das war Gottes Führung. Wie gut er doch zu mir ist. Wenn ich Monica doch von ihm erzählen könnte.“
Zwei Tage später kam auch ein Freund von ihr mit ihren ganzen Sachen aus New York und sie konnten einziehen.


Kapitel 8



Zwei Monate war vergangen, ohne, dass etwas passiert war.
„Monica, ich glaube, der Typ wird sich nicht mehr melden. Es ist schon ein Monat vergangen und es ist nichts passiert. Jetzt können wir wieder unbesorgt leben.“
„Ja, Sam. Das glaube ich auch.“ Sam und Monica King waren sehr erfreut, dass es doch keine Schwierigkeiten mehr mit dem sogenannten Ralf gab. Doch wenn sie wüßten, was noch alles auf sie zukommen würde, wären sie nicht so gelassen.
„Monika ich habe eine Überraschung für dich. Wir ziehen um. Ich habe ein kleines Haus hier in der nähe gefunden. Mit einem großen Garten. Das ist mein Geburtstagsgeschenk an dich. Vorträglich.“ Monica blickte Sam überraschten.
„Wann, ... wann ziehen wir denn ein?“
„Sobald alles eingepackt ist.“
„Oh, Sam, dass ist wundervoll. Mit einem Garten. Genau richtig auch für Luke. Haben wir denn das Geld dafür? Ja, klar haben wir es. Du hattest extra Geld für besondere Anlässe zurückgelegt. Wir müssen gleich anfangen zu packen.“ Sam freute sich, dass es Monica so gut gefiel. Er nahm sie in den Arm und küsste sie zärtlich.
„Stell dir vor, ich kann zu Fuß zur Arbeit gehen. Und du kommst schneller zu Sandy.“
„Ich weis einfach nicht, was ich sagen soll. Es ist einfach wundervoll.“
Und so fingen sie an zu Packen und konnten eine Woche später schon umziehen, da Sam nach Feierabend immer hingefahren ist und alles renoviert hatte. Es war genauso, wie Monica es immer haben wollte. Daran merkte sie wieder einmal, wie sehr Sam sie liebte. Das sagte sie auch Sandy, als diese einmal kurz vorbeikam um zu gucken, wie das Haus aussah.
„Guck mal, Sandy, diese Gardinen wollte ich schon in der Wohnung aufhängen, aber sie passten nicht und was macht Sam? Er kauft sie einfach und hängt sie ins Wohnzimmer. Und dazu noch in meiner Lieblingsfarbe: Apriko. Die ganze Einrichtung spricht von seiner Liebe zu mir.“
„Ich bin schon richtig neidisch auf dich geworden. Dein Mann macht wirklich alles für dich. Ich freue mich so, dass ihr euch habt.“ Sandra umarmte Monica und verabschiedete sich von ihr, da sie noch einkaufen musste.

* * * * *



Ein weiterer Monat war vergangen und immer noch kam kein Angriff von Ralf. Monica, die Anfangs immer noch sehr vorsichtig war, entspannte sich wieder, soweit Luke es zuließ. Er entwickelte sich prächtig und fing jetzt schon an herum zu krabbeln und nahm alles, was herumlag in den Mund. So oft Sandra konnte kam sie um Monica mit ihm zu helfen. Auch an diesem regnerischen Tag war sie wieder da. Sie fütterte gerade Luke, während Monica das Essen kochte.
„Du, Monica, ich habe eine neue Freundin gefunden, die alleine mit zwei Kinder klarkommen muss und dazu als Putzfrau arbeitet. Dann muss sie noch die Miete selber zahlen und die ganzen Einkäufe kommen noch dazu. Und so weiter. Es erstaunt mich immer wieder, wie sie es schafft.“
„Als Putzfrau mit zwei Kindern und alleinerziehend? Ist echt stark. Hat sie denn keine Ausbildung?“
„Doch schon, sie hat früher im Büro als Sekretärin gearbeitet. Doch sie ist in letzter Zeit von einem Ort zum anderen gezogen. Sie will aber nicht darüber reden. Weist du zufällig ein Büro oder sonst etwas, wo sie Arbeit finden könnte? Sie hat vor jetzt hierzubleiben.“
„Hat sie schon gesucht und Absagen bekommen?“
„Ja, sie hat fast alle Büros abgeklappert.“
„Wie ist sie so im Umgang?“
„Mit ihr kommt man ganz gut klar. Sie ist überhaupt nicht überheblich und kann hervoragend mit Kinder umgehen.“
„Warum fragt sie dann nicht in einer Grundschule? Es gibt hier doch einige, die in Frage kommen könnten.“
„Hey, dass ist die Idee. Darf ich sie einmal anrufen, wenn ich Luke gefüttert habe? Ich habe ihr nämlich gesagt, dass ich dich fragen werde.“
„Ja klar. Kannst du machen. Bestell ihr liebe Grüße von mir, auch wenn sie mich nicht kennt. Woher kennst du sie eigentlich?“
„Ich arbeite doch als Konditorin in der Bäckerei am Bahnhof und sie kam einpaarmal vorbei, um Brot zu kaufen. Ich sprach sie einmal an und, naja, jetzt sind wir Freundinnen.“
Nachdem Luke satt war rief Sandra ihre Freundin an.
„Nancy? Hallo, ich bin es, Sandra. Ich bin grad bei meiner Freundin und die hat gesagt, dass du es mal in einer Grundschule probieren könntest.“
„Hallo Sandra. Das ist echt eine gute Idee. Daran habe ich gar nicht gedacht. Vielen Dank. Ich schreibe dann gleich eine Bewerbung. Schöne Grüße an deine Freundin. Hast du Morgen Zeit? Wir könnten dann zusammen Essen gehen. Du könntest dann auch meine Kinder kennen lernen.“
„Ja, das geht. Um sechs im ‚Löwen’, nicht wahr?“
„Ja. Aufwiederhören, Sandra. Bis morgen.“


Kapitel 9



„Frei, endlich frei von diesen Beobachtern. Ein halbes Jahr unter Beobachtung ist schon schrecklich.“ Bruce stapfte über eine Wiese zu einer Kneipe, in der seine Freunde saßen und auf ihn warteten. Alle waren sie da, alle die zu der Verschwörung gegen Monica King gehörten. Da waren Georgio, der zweite Boß neben Bruce, Hektor, der immer Fragen stellte, der stille, aber sehr schlaue Jaison, Eddy und Tiger Dan, ein wahrer Künstler, was das Einbrechen betraf. Bruce hatte Georgio nach Oklahoma geschickt, damit der nich ein bisschen in der Stadt umsah und mögliche Verstecke suchen konnte. Nun war er wieder zurück und sollte berichten.
„Mann, es war gar nicht so einfach, etwas passendes zu finden. Aber ich habs geschafft. Ist doch klar. Hab ne Hütte im Wald geunden. Ziemlich gut versteckt.“
„Wenn es so gut versteckt war, wie kommt es dann, dass du es gefunden hast?“, wollte der immer fragende Hektor wissen.
„Ganz einfach. Ich bin mit dem Gedanken, ich-werde-verfolgt durch den Wald gelaufen und da bin ich halt auf das Haus getoßen. Ich fragte einen Förster, was denn mit dem Haus sei und er sagte, dass es seit fünf Jahren zum Verkauf steht. Da habe ich es einfach gemietet.“
„Gemietet, ohne mich zu fragen?“ Bruce war wütend. Da hatte Georgio doch tatsächlich hinter seinem Rücken ein Haus gemietet.
„Sag mal bist du verrückt? Wenn man Blutspuren im Haus findet, werden die uns doch sofort finden.“
„Reg dich ab, Mann. Ich weis, was ich mache. Ich habe meinen Namen doch gar nicht angegeben. Außerdem habe ich keinen Mietvertrag unterschrieben. Der Förster hat es sozusagen schwarz vermietet. Wir zahlen fünfzig Dollar im Monat dafür. Ich habe gesagt, dass ich Alexandros heiße und aus Athen gekommen bin. Die können uns gar nicht finden.“
„Du bist ja doch nicht so dumm, wie ich immer gedacht hatte“, erwiederte Bruce zynisch.
„Was soll das heißen? Nur weil du so blöd warst und dich bei dem Mord hast erwischen lassen, heißt des noch lange nicht, dass ich genauso bin wie du.“ Georgio wollte schon auf Bruce losgehen, doch die anderen hielten ihn zurück.
„Hey, Mann, hört doch auf. Bruce, du weist, dass Georgio sehr reizbar ist. Warum ärgerst du ihn dann? Gibs doch zu, er hat sich sehr schlau angestellt. Auf diese Idee wärste nich gekommen. Kannst es wahrscheinlich nicht vertragen, weil du und nich er der Boß ist.“ Hektor wollte nicht, dass jetzt, kurz vor dem Racheakt, noch Streit ausbrach. Er war, was das zusammen-sein mit der Gang betraf sehr auf Frieden bedacht. Bruce sah ein, dass das, was er gesagt hatte ungerecht war, da er Georgio nach Oklahoma geschickt hatte, weil er einer der schlausten war. Er entschuldigte sich und nachdem sie bestellt hatten besprachen sie, wie vorgehen wollten.


Kapitel 10



Jetzt war es soweit. Gleich würde Sandra mit Nancy und ihren Kindern essen gehen. Sie guckte nochmal in den Spiegel, um zu sehen, ob alles in Ordnung war. Dann fuhr sie los.
Nancy hatte schon einen Tisch bestellt und ihre Kinder saßen ordentlich und ruhig auf ihren Plätzen.
„Hallo Sandra, da bist du ja. Pünktlich auf die Minute. Sieh mal, das sind meine Kinder David-Daniel und Lynn.“
„Hallo Nancy und ihr zwei Kleinen.“
„Ich bin nicht mehr klein“, warf Lynn dazwischen.
„Wirklich? Wie alt bist du denn schon?“, fragte Sandra lächelnd. Die beiden waren wirklich süße Kinder.
„Ich bin schon sechs Jahre alt“, erwiderte Lynn stolz. Nancy und Sandra lachten. Da kam auch schon der Kellner und sie bestellten ihr Essen.Während sie aßen sprachen sie über ihre Erlebnisse am Tag. Auch die Kinder hatten viel in der Schule erlebt und wollten ihre Erlebnisse loswerden. Doch nach und nach wurde es ruhiger.
Das Essen kam und Sandra fing sofort an zu essen. Sie merkte nicht, dass Nancy und die Kinder den Kopf senkten und leise beteten. Nach einigem schweigen fragte Nancy dann:
„Willst du mich am Sonntag begleiten? Ich gehe jeden Sonntag in eine Gemeinde. Dort ist es sehr schön.“
„Wie kommst du denn darauf? Ich meine, dass ich dich begleiten soll.“
„Nun, ich dachte, dass würde dich vielleicht interessieren.“ Sandra überlegte eine Weile und dann sagte sie: „Das ist lieb von dir, dass du mich eingeladen hast, doch Religion und Kirche ist nichts für mich. Mir geht es ohne Kirche auch sehr gut.“ David-Daniel schaute erstaunt von seinem Teller auf.
„Aber man brauch doch Gott, um gut zu leben. Dann kommt man in den Himmel. Das habe ich in der Sonntagsschule gelernt.“
„Na ja, ich brauche es eben nicht. Außerdem wollte ich am Sonntag wieder zu meiner Freundin gehen.“
„Sie kann doch auch mitkommen. Ich habe gar nichts dagegen“, warf Nancy ein.
„Nein, sie wird nicht wollen. In dieser Sache haben wir die gleiche Meinung.“ Da Sandra nicht weiter auf dieses Thema eingehen wollte fragte sie: „Hast du eigentlich schon in der Grundschule gefragt?“
„Ja, habe ich. Ich bin sofort in die Schule gegangen und die haben mir gesagt, dass ich nächsten Monat schon Anfangen kann. Die wussten nicht was sie machen sollten, da die andere Sekretärin kurzfristig gekündigt hatte. Das war auch für mich eine Gebetserhörung.“
„Oh man, jetzt fängt sie schon wieder mit diesem Thema an. Egal was man sagt, sie lenkt das Gespräch auf ihre Religion. Also eins weis ich: ich werde nie mit ihr mitgehen“, dachte Sandra leicht verärgert. Nach einigem schweigen sagte sie: „So, ich bin satt. Komm wir gehen. Außerdem bin ich müde und möchte früher schlafen gehen.“ Sie verließen das Restaurant und trennten sich. Sandra stieg in ihr Auto und fuhr nach hause. Unterwegs dachte sie lange über das Gespräch nach.
„Ach, was soll' s. Sie hat ihre Religion und lebt gut mit ihr und ich lebe ohne Religion gut. So etwas brauche ich nicht. Man hat nur Verbote. 'Dies darfst du nicht und jenes darfst du nicht.' Pah. Auf so etwas kann ich auch gut verzichten. Dann ist es aber auch kein Wunder, dass die Kinder so lieb sind. Die dürfen ja nur gehorsam sein. Die armen. Na ja, Nancy muss ja wissen, was sie macht. Es sind ja auch ihre Kinder.“

* * * * *



Nancy und ihre Kinder schauten Sandra noch eine Weile nach. Dann zog David-Daniel an Nancy' s Ärmel und flüsterte: „Sie glaubt nicht an Gott, nicht wahr Mama?“
„Nein sie glaubt nicht an Gott. Deshalb mussen wir für sie beten. Kommt, wir fahren auch nach Hause.“


Kapitel 11



„Schön Luke. Du hast alles aufgegessen. Das hast du toll gemacht. ... Oh es klingelt. Bleib schön sitzen Luky, Mama kommt gleich.“ Monica, die gerade Luke gefüttert hatte ging zur Tür und öffnete. Draußen, im strömenden regen stand Sandra.
„Oh, hallo. Was machst du denn hier? Wolltest du heute nicht wegfahren?“
„Hallo Monica. Ich bin nicht gefahren. Hatte überhaupt keine Lust mehr. Du weist doch, dass ich mit meiner Freundin essen gefahren bin. Nun ja, sie glaubt an irgendeine Religion und wollte sie mir auch aufbrummen. Nein, danke, so etwas habe ich nicht nötig.“
„Das musst du mir genauer erzählen. Aber komm doch erst mal rein.“
Monica führte Sandra in die Küche, wo Luke angefangen hatte mit dem Löffel zu spielen. Als er Sandra sah, zeigte er ihr den Löffel, warf ihn aber sofort weg und streckte die Hände nach ihr aus.
„Hallo Luke, willst du zu mir? Na komm.“ Sandra nahm ihn auf den Arm, nachdem sie ihre Jacke und die Schuhe ausgezogen hatte.
„Komm, Sandy, ich koche uns einen Tee und du erzählst mir alles der Reihe nach. Ach ja, ich habe unser Fotoalbum gefunden. Du weist schon, die Fotos am See.“ Bevor Monica heiratete waren die beiden zusammen in den Urlaub gefahren. Sie wollten schon lange die Fotos angucken, doch Monica wusste nicht mehr, wo sie waren. Jetzt hatte sie sie aber gefunden.
„Mensch, dass war was.“
Plötzlich klingelte es an der Tür.
„Sandra mach doch mal auf, ich kann gerade nicht,“ rief Monica dieser zu. Sie ging zur Tür und öffnete. Ein unsympathischer klein gewachsener Mann stand da und musterte Sandra und Luke, der immer noch auf ihren Armen war.
„Wohnt hier Monica King? Sind Sie das?“
„Äh, wieso?“
„Ach, ich glaube ich bin an der falschen Adresse. Es gibt ja einige Monicas. Entschuldigen Sie die Störung.“
„Wer ist es denn?“, wollte Monica wissen.
„Warte mal, ich komme gleich“, antwortete Sandra und ging mit Luke auf dem Arm aus dem Haus. Sie sah gerade noch, wie der Mann in einen schwarzen Kombi stieg und davon fuhr. Sie ging zurück ins Haus, wo Monica schon ungeduldig auf sie wartete.
„Jetzt sag schon, wer war das?“ Nachdenklich antwortete Sandra ihr: „Ein Mann war da. Ziemlich klein. Er hatte schwarze Haare. Sah nicht Vertrauens erweckend aus. Er fragte, ob Monica King hier wohnt. Da fragte ich ihn, wieso er das frage. Er antwortete darauf, dass er sich an der Adresse geirrt habe, da es ja viele Monica Kings geben soll. Komisch.“
„Was ist, wenn er sich doch nicht geirrt hat? Er wollte doch mit mir sprechen.“ Monica war blass geworden.
„Ach komm schon Monica, der wollte bestimmt zu einer alten bekannten, weis aber nicht mehr wo sie wohnt.“
„Das kann sein. Man, ich bin immer noch so empfindlich. Das muss endlich aufhören. So und jetzt wollen wir erst mal Tee trinken. Komm ich nehme dir Luke ab. Der ist ja eingeschlafen, der süße.“
Nachdem Monica Luke schlafen gelegt hatte und sie und Sandra Tee getrunken hatten schauten sie sich die Fotos an. Kurze Zeit später kam Sam nach Hause. Nun erzählten die beiden Frauen ihm, das ein Mann kam. Sam war besorgt.
„Der kann uns doch gar nicht gefunden haben. Woher sollte dieser Ralf auch unsere Adresse haben? Außerdem kennt Sandra ihn vom sehen.“ Die Sorgenfalten auf Sams Gesicht glätteten sich bald wieder. Da fragte Monica auch schon: „Wie war eigentlich eure Besprechung? Was wollte dein Chef von dir?“ Sams Augen fingen plötzlich an zu Leuchten.
„Ich wurde sozusagen befördert. Ich bin jetzt auch Chef. Bald steht auf dem Schild ‚Anwaltskanzlei Andrew & King’. Und nach seiner Pensionierung werde ich dann alleine Chef sein! Das ist doch toll, oder?“
„O, Schatz, das ist wunderbar. Bekommst du eine Einführung?“
„Ja. Ab nächste Woche. Bis dahin habe ich Urlaub.“

* * * * *



Sam und Monica lagen schon im Bett, da sagte Sam plötzlich: „Schatz, schaffst du es bis morgen, elf Uhr die Koffer zu packen?“
„Warum?“
„Ich habe ein Haus in den Bergen gemietet. Da ich ja Urlaub habe. Obwohl, gemietet der falsche Ausdruck dafür ist. Es gehört einem meiner Kollegen.“
„Machen wir wirklich Urlaub? O, Sam, das habe ich mir schon so lange gewünscht. Alle Wünsche hast du bis jetzt erfüllt. ... Ich liebe dich so!“
Glücklich schmiegte Monica sich an Sam. Sie hörte noch, wie er „Ich liebe dich auch“ flüsterte und da schlief sie auch schon ein.


Kapitel 12



Bruce, Georgio, Hektor, Jaison, Eddy und Tiger Dan saßen im Speisesaals des Hotels und genossen das Essen. Dabei besprachen sie die letzten Ereignisse.
„Das war ja voll die Niete“, gab Tiger von sich. Und wieder musste Hektor eine Frage loswerden: „Wieso denn. Wir kennen jetzt alle Monicas, die es hier gibt.“
„Mann, dann müssten wir doch die richtige gefunden haben.“
„Leute, ich habe die ganze Nacht durchgemacht. Ich will schlafen,“ erwiderte Hektor brummig. Bruce, der die Sache ohne Streitereien durchziehen wollte, redete beruhigend auf seine Männer ein.
„Hey, kommt schon, wir haben ja genug Zeit um Rache zu üben. Hektor, du kannst schlafen gehen. In der Zeit fahren wir nochmal alle Adressen ab. Sind ja nicht so viele. Und noch etwas: mir ist eingefallen, dass Monica King, ihr wisst schon welche ich meine, schwanger war. Sie hat ein Kind von ungefähr einem Jahr. Ihr müsst die Leute nach kleinen Kindern fragen. Aber stellt euch dabei geschickt an.“

* * * * *



Beleidigt ging Hektor in sein Hotelzimmer.
„Schöner Mist. Die ziehen ohne mich los. Nachher darf ich wieder die schlechteste Arbeit verrichten. Ich hasse das.“ Er setzte sich auf sein Bett und überlegte, was er jetzt machen sollte.
„Ich fahre jetzt auch los. Mit dem Bus. Aber wohin?“Hektor beschloss, erstmal zur Haltestelle zu gehen, um zu gucken, wohin der Bus überhaupt fuhr – der Bus fuhr zur Haltestelle vor Monica Kings Haus.
Beim Haus war alles dunkel. Das Auto war weg, alles war still. Hektor klingelte, doch keiner öffnete. Er ging um das Haus und schaute durch die Fenster. Beim Schlafzimmerfenster blieb er stehen. An der Wand hing ein großes Hochzeitsfoto und auf einem der Nachtische stand ein gerahmtes Bild von Monica. Hektor erkannte sie sofort, er hatte sie ja in New York öfter gesehen.
„Wer war denn die Frau, die gestern mit dem Baby in der Tür stand? Eigentlich hatte sie ja gar nicht bestätigt, dass sie Monica King ist. Mann wir Esel. Na ja, wenigstens habe Ich sie gefunden.“ – Hektor war derjenige gewesen, der Sandra gefragt hatte, ob sie Monica sei.
In besster Laune fuhr Hektor zum Hotel zurück. Die anderen waren auch schon da. Sie hatten die Hälfte der Adressen schon abgeklappert und wollten die andere Hälfte später abfahren. Als Hektor ins Zimmer trat sprang Eddy wütend auf.
„Du bist so ein Schwein. Während wir alle Adressen abfahren vergnügst du dich mit Weibern.“ Hektor reagierte nicht darauf, sondern wandte sich an Bruce.
„Tja, ihr seid wohl vergeblich gefahren. Ich war auch unterwegs und ich habe deine Monica gefunden. Das hättet ihr nicht gedacht, ne?“ Er schaute die anderen triumphierend an. Da Bruce wissen wollte, wie es dazu kam erzählte Hektor alles von Anfang an. Als er fertig war sagte Jaison spottend zu ihm: „Bist ja doch nich so blöd, wie wir immer gedacht haben.“ Aber auch das war Hektor egal, denn er war froh, einmal etwas weiter zu sein als die anderen.
Bruces Augen funkelten Hass erfüllt. Endlich konnte er seine Rache in allen Einzelheiten planen und ausführen. Er fing an die Aufgaben zu verteilen.
„Tiger-Dan und Jaison ihr werdet das Haus beobachten. Und wenn Monica aus dem Haus geht, verfolgt ihr sie. Verstanden? Gut. Und du, Hektor wirst gucken, wo man sie am besten entführen könnte. Dafür musst du aber warten, bis Tiger und Jaison dir sagen, wo sie überall war. Wir anderen werden alles andere vorbereiten. Also los. Dann fangt mal an.“
„Äh, noch eine Frage. Was ist wenn die nicht zu Hause sind? Als ich da war, rührte sich nichts.“
„Mann, Hektor, kannst du mal aufhören immer Fragen zu stellen? Also, wenn sich nichts tut, geht ihr zu den Nachbarn und fragt nach, ob die vielleicht verreist sind. Verstanden? Aber das ist bestimmt nicht der Fall.“ Genervt wandte Bruce sich ab und ging aus dem Speisesaal. Die anderen folgten ihm schweigend.

* * * * *



Der Tag verlief nicht so wie geplant. Von den Nachbarn erfuhren Tiger-Dan und Jaison, dass die Kings verreist waren. Wie lange, dass wussten die Nachbarn aber nicht. Nur, dass es einige Tage waren.
„Was machen wir jetzt? Vielleicht bleiben die ja zwei Wochen weg. Wir können doch nicht die ganzen Tage vor einem leeren Haus stehen“, fragte Jaison missmutig. Bruce, der schon den ganzen Tag aggressiv war schrie: „O doch, das könnt ihr. Und jetzt verschwindet.“ Georgio folgte den beiden aus dem Zimmer und sagte: „Ihr braucht dort nicht Wachestehen. Wir werden in zwei Wochen wieder mit der Beschattung anfangen. Geht jetzt und haltet euch bloß von Bruce fern. Sagt es auch den anderen.“
„Was ist denn los mit dem?“
„Wieß nich. Vielleicht Zahnschmerzen.“ Mit diesen Worten drehte Georgio sich um und ging zurück zu Bruce.


Kapitel 13



Wieder einmal stand Monica staunend am Fenster des Ferien Hauses und sah sich den Sonnenuntergang an.
„Sam, Liebling, komm schnell. Das sieht so wunderbar aus“, rief sie ihm zu. Gemeinsam standen sie nun am Fenster und genossen ihre Zweisamkeit, während sie dem Sonnenuntergang zuschauten.
„Schade, dass wir morgen wieder zurück müssen, weil du wieder zur Arbeit musst.“
„Ach Moni, irgendwann, wenn mein Kollege mir das haus wieder vermietet, fahren wir wieder hierhin. ...
Lukas schläft schon. Komm wir gehen noch ein bisschen Spazieren.“
Sie holten ihre Jacken und schlenderten ein Stück den Berg hinunter. Sie unterhielten sich über ihre erste Begegnung, über Lukas Geburt und den Urlaub und als wieder im Haus und im Bett lagen schliefen beide glücklich ein.
Doch wenn sie wüssten, was zu Hause auf sie warte, würden sie nicht so ruhig schlafen.

* * * * *



„Schön, wieder zu Hause zu sein, nicht wahr, Sam?“
„Ich dachte du wolltest noch länger in den Bergen bleiben.“ Neckend kniff Sam Monica in die Seite. Dann holte er Luke aus dem Auto und brachte ihn ins Haus.
„O, ihr seid wieder zurück. Zwei Männer haben nach euch gefragt“, rief Martha, eine liebe Nachbarin, die immer wieder mal auf ein Schwätzchen vorbeikommt.
„Wenn die Männer ein wichtiges Anliegen haben, werden sie wieder kommen. Danke, dass du mir bescheid gesagt hast.“ Die Frauen umarmten sich. Nachdem sie sich ein bisschen über den Urlaub unterhalten hatten, verabschiedeten sie sich und jede ging in sein Haus.

* * * * *



Am nächsten Tag kam Sandra vorbei. Sie freute sich, dass Monica wieder zu Hause war.
„Es war so langweilig ohne dich. Ich wusste gar nicht, was ich machen sollte. Ich habe sogar Überstunden gemacht und meine Wohnung renoviert.“ Monica lachte auf.
„Ach, komm. So schlimm wird es doch nicht gewesen sein. Und so lange war ich auch nicht weg.“ Lachend gingen die beiden ins Wohnzimmer und Monica erzählte Sandra alles von ihrem Urlaub. Danach sagte Sandra: „Es ist so schön draußen. Komm wir gehen im Park spazieren.“
Monica zog Lukas an, der gerade von seinem Mittagsschlaf aufgewacht war und sie gingen los. Keine von beiden merkte, dass ihnen ein Mann folgte und etwas später noch ein anderer Mann zu ihm stieß.
Nach etwa fünfundvierzig Minuten setzten sie sich auf eine Bank.
„Monica, dass müssen wir öfter machen, solange es noch nicht zu kalt ist.“
„Ja, genau. Eigentlich könntest du in deiner Mittagspause zu mir kommen und dann begleiten wir dich zurück zum Bahnhof.“
„Das ist doch viel zu weit. Und wenn du dann noch alleine zurück gehen musst... ne, dass möchte ich nicht. Aber so wie heute ist es doch auch gut.“
„Ja, klar. Warum arbeitest du heute eigentlich nicht?“
„Ich habe mir frei genommen, um dich zu besuchen.“
Sie unterhielten sich noch einige Zeit, doch dann musste Monica wieder zurück.
„Ich muss noch Einkaufen. Willst du mich begleiten?“
„Geht leider nicht, weil ich heute noch ein Zimmer fertig machen wollte. Ich habe die ganz alten Möbel aus dem Gästezimmer weggeschmissen und neue gekauft. Jetzt muss ich den Schrank noch zusammen bauen.“
„Soll ich Sam zu dir schicken, dass er dir hilft?“
„Nein, nein, dass schaff ich schon alleine. Also, dann bis zum nächsten mal.“

* * * * *



„Hey Tiger ... Tiger-Dan. Wach auf, du Depp. Du sollst Beobachten und nicht schlafen. ... Die beiden Frauen gehen.“
„Wie? ... Was ist? ... Wer geht. Oh man, mein Kopf tut weh. Ach jetzt weis ich' s wieder. Los, komm. Die müssen wir verfolgen.“
„Aber die haben sich getrennt. Du verfolgst diese Monica und ich verfolge Sandra. Ich werde versuchen sie anzusprechen.“ Jaison gab Tiger-Dan einen Stups und folgte dann Sandra.


Kapitel 14



Gedankenverloren ging Sandra nach Hause. Sie ärgerte sich, dass sie Monicas Angebot abgelehnt hatte.
„Man, hätte ich doch zugestimmt. Der Schrank ist nicht gerade leicht. Außerdem habe ich mir die Hand verknackst. Ich kann das Ding gar nicht heben. Mist.“ Plötzlich tippte ihr jemand auf die Schulter.
„Hallo. Ich habe sie im Park mit einer Frau sprechen hören. Sie haben gesagt, dass Sie Möbel zusammenbauen müssen. Soll ich ihnen vielleicht helfen?“ Verdutzt schaute Sandra den Mann an. Sie dachte: „Der sieht ja voll gut aus. Wie kommt der darauf, mich einfach anzusprechen?“ Zu dem Mann sagte sie: „Wieso sprechen sie mich darauf an? Bestimmt haben sie auch gehört, dass ich sagte, dass ich keine Hilfe brauche.“
„Ja, dass habe ich auch gehört. Aber ich dachte mir, dass sie vielleicht doch Hilfe brauchen könnten. Und da ich auch die gleiche Richtung wie Sie Eingeschlagen habe, dachte ich mir, dass ich Sie einfach anspreche. Soll ich Ihnen helfen?“ Sandra dachte eine Weile nach.
„Warum eigentlich nicht. Erstens bin ich dann nicht alleine zu Hause, zweitens habe ich dann mal etwas Abwechslung und drittens brauche ich mich nicht Anstrengen, da dieser Typ alles für mich macht.“ Laut sagte sie: „Sie meinen es ja wirklich ernst. Also gut. Kommen Sie mit. ... Wie heißen Sie eigentlich?“
„Ich heiße Jaison. Und Sie?“
„Sandra.“
„Wollen wir nicht „Du“ sagen?“
„Ja, warum nicht?“ Schweigend gingen die beiden neben einander her, bis sie bei Sandra' s Wohnung waren. Drinnen zeigte Sandra Jaison, wo die Möbel waren und ging dann in die Küche um das Abendessen zu kochen. Jaison war schnell fertig und half Sandra dann das Essen fertig zu machen. Während dem Essen sagte er plötzlich.
„Hast du morgen Abend Zeit?“
„Wieso?“
„Willst du mit mir Essen gehen?“
„Ja, gerne.“
„Ich hole dich gegen Sieben Uhr ab. Ist dass in Ordnung?
„Ja klar.“
„Vielen Dank für dass Essen. Es war sehr lecker.“ Sandra merkte, wie sie rot wurde und sagte schnell: „Vielen Dank, dass du meinen Schrank aufgebaut hast.“
„Ach, kein Problem.Also, dann bis morgen.“

* * * * *



„Er ist weg. ... Was war nur mit mir los? Wieso habe ich mich so verhalten? ... Der sah einfach zu gut aus. Das muss ich Moni erzählen.“ Sandra griff zum Telefon. Sie wollte gerade wählen, da klingelte es schon.
„Ja, bitte?“
„Guten Abend Sandra. Hier ist Nancy. Wie geht es dir?“
„Hallo Nancy. Mir geht es sehr gut. Vor allem heute. Du, ich muss dir was erzählen. Ich bin heute mit meiner Freundin spazieren gegangen. Ich erzählte ihr, dass ich noch einen Schrank zusammen bauen müsse. Ein Mann hatte es gehört und als ich nachher nach Hause ging, da fragte er ob er mir helfen soll. Und morgen Abend gehen wir zusammen Essen.“
„Meinst du nicht, dass du zu leichtsinnig gehandelt hast? Du kennst ihn nicht einmal und lässt ihn zu dir nach Hause kommen. Dazu warst du noch alleine. Stell dir vor, er hätte jetzt etwas mit dir gemacht.“
„Och, dass hätte er nicht getan. Er sah ganz lieb aus und sah richtig gut aus. Außerdem wollte er mir nur helfen.“
„Wirklich? Wollte er nur das? Warum hat er dich dann gefragt, ob du mit ihm ausgehen willst?“
„Er hat mir nachher noch mit dem Kochen geholfen und wir haben uns gut unterhalten. Da hat er mich halt etwas kennengelernt.“
Sandras gute Laune war verflogen. Warum musste Nancy auch so skeptisch sein.
„Komm wir reden über etwas anderes. Sandra, hast du Lust morgen mit mir zur Gemeinde zu gehen? Wir haben Bibelarbeit.“
Sandra war jetzt richtig verärgert. „Nein. Ich habe schon einmal mit dir darüber geredet. Mich interessiert dieser ganze Müll nicht. Lass mich bitte damit in Ruhe.“
„Also ich bitte dich. Das ist doch kein Müll. Aber wenn du es nicht möchtest, werde ich nicht mehr darüber reden.“
„Ich bitte darum.“ Beide schwiegen. Nach einiger Zeit verabschiedete sich Sandra, weil sie noch mit Monica Telefonieren wollte.
Sie wählte. Nach dreimaligem Piepen hob Monica ab.
„Hallo Sandra. Ich habe deine Nummer erkannt. Was gibt’ s?“
„O, hallo Moni. Du, ich muss dir was erzählen.“ Und wieder berichtete sie über ihr zusammentreffen mit Jaison. Doch Monicas Reaktion war ganz anders, als die von Nancy.
„Hey, dass ist ja voll cool. Vielleicht wird ja noch was aus euch.“ Sandra berichtete ihr nun von dem Gespräch mit Nancy.
„Also, so würde ich nicht mit einer Freundin reden“, meinte Monica.
„Aber irgendwie hat sie schon recht. Du hättest dich nicht sofort auf ihn Einlassen sollen. Aber du hast ja jetzt die Möglichkeit, ihn kennen zu lernen.“
„Ja, hast recht. Aber er war echt anziehend. Ich wusste auch warum ich so gehandelt habe. Er hat mich halt verzaubert.“ Beide lachten. Dann verabschiedeten sie sich, da beide schlafen wollten.


Kapitel 15



Bruce war wütend. Jaison hätte schon vor drei Stunden zurück sein sollen. Denn sie hatten besprochen, sich wieder um neun Uhr zu treffen.
„Wenn dieser Trottel nicht in fünf Minuten da ist, bring ich ihn um!“, rief er wütend. Plötzlich flog die Tür auf und Jaison trat ein.
„Du Vollidiot. Wo warst du? Du solltest schon vor drei Stunden da sein.“ Bedrohlich ging Bruce auf Jaison zu. Doch dieser stand einfach nur da und grinste. Verwundert blieb Bruce stehen und fragte dann: „Was grinst du so blöd?“
„Wenn du wüsstest, was ich heute erreicht habe, würdest du staunen.“
„Das schieß los.“
„Nein. Ich brauche erst mal ein Bier.“
„Spiel dich nicht so auf. Immerhin bin ich hier der Boss.“
„Na gut. Ich habe heute Monicas Freundin verfolgt und werde morgen mit ihr Ausgehen.“
„Waaaaas?“ „Bleib locker. Also: wenn ich mit ihr Ausgehe und sie genug Vertrauen gefasst hat, kann ich sie über Monica ausfragen. Außerdem kann ich so in Monicas Haus kommen, wenn sie mich mal zu ihr mitbringen will. Und ich kann mich dort in Ruhe umgucken.“
Bruce hatte seine schlechte Laune vergessen.
„Das ist genial. Besser kann es gar nicht laufen. So ich gehe jetzt schlafen. Der Tag war sehr lang.“ Mit diesen Worten ging Bruce aus dem Zimmer. Die anderen wollten nun von Jaison alles wissen.
„Sag mal, wie kommt es eigentlich, dass ihr ins Gespräch kamt?“
„Also: ich folgte ihr und dann ...“ Jaison erzählte ihnen alles.
„Man ich glaub, die hat sich in mich verguckt. Richtig rot ist sie geworden, als ich sie fragte, ob sie mit mir Essen geht.“
„Pass auf, dass dir nicht das gleiche passiert“, meinte Eddy lachend. Nach und nach begaben sie sich dann in ihre Zimmer und gingen schlafen.


* * * * *



Jaison lag noch länger wach und dachte über den Abend und über Sandra nach.
„Eigentlich ist es gemein, sie so auszunutzen. Aber da kann man nichts ändern. Wir müssen unseren Job zu Ende bringen. ... Aber ich muss dabei auch aufpassen, dass ich mich nicht verliebe. Das wäre eine Katastrophe. Oder auch nicht. Ich würde dann als ihr Freund in Monicas Haus eindringen. Hauptsache ist nur, dass sie von allem nichts mitkriegt. Dann könnte ich sie ja fragen, ob sie mit nach New York kommt. Wir könnten abreisen, bevor die Racheaktion startet und dann sage ich ihr, dass ich geschäftlich kurz verreisen müsse. In Wirklichkeit aber um das Ding durchzuziehen. ... Aber so weit wird es sowieso nicht kommen.“ Und mit diesem Gedanken schlief er endlich ein.


Kapitel 16



„O, gleich kommt Jaison und ich bin noch gar nicht fertig. ... So, noch ein bisschen Lippenstift und mit der Bürste einmal über die Haare. ... Fertig. Für heute Abend reicht es.“ Sandra ging gerade aus dem Badezimmer, als es an der Tür klingelte. Sie öffnete.
„Hallo Jaison. Komm doch rein. Ich muss nur noch meine Jacke und Schuhe anziehen.“ „Hallo Sandra. Du siehst umwerfend aus. Lass dir ruhig Zeit. Wir haben es ja nicht eilig.“ „Bin schon fertig.“ Zusammen gingen sie zum Auto.
„In welches Restaurant fahren wir denn?“
„Kennst du das Mhaj Jong?“
„Ja klar. Das ist aber ein ziemlich teures Restaurant.“
„Für dich kann ich das ja einmal machen. Oder vielleicht auch öfter.“
„Was soll das heißen?“ Sandra spürte wie sie rot wurde. Was meinte er nur damit?
„Ach, ich dachte nur, dass du vielleicht noch öfter mit mir ausgehen willst. Willst du?“
„Ähm, ich weis nicht, was ich sagen soll.“
„Sag ja.“
„Ok, ja.“
Im Restaurant reservierten sie sich einen Tisch in einer Ecke. Es war sehr Romantisch. Immer, wenn Jaison Sandra anguckte, wurde sie rot.
„Was ist nur mit mir los? Ich kenne viele Männer, aber so habe ich mich noch nie gefühlt“, dachte sie verwirrt.
Nach dem Essen gingen die beiden noch spazieren. Es war kalt geworden und deshalb legte Jaison seinen Arm um Sandra. Es war ein tolles gefühl.
„Wie war der Abend für dich?“, fragte Jaison zärtlich.
„Schön.“ Sandra konnte nicht in Worte fassen, wie sie sich fühlte.
„Wollen wir wieder zurück gehen? Mir ist kalt und ich bin müde.“
„Aber natürlich. Komm ich fahre dich nach Hause.“ Gemeinsam gingen sie zu,m Auto und Jaison brachte sie nach Hause.
„Willst du Samstag mit mir ins Kino gehen?“
„In welchen Film denn?“
„Lass dich überraschen.“
„Ok. Wann?“
„Um sechs. In Ordnung?“ Sandra nickte und zum Abschied gab Jaison ihr noch einen Kuss auf die Wange.
Als er schon längst weg war stand Sandra immer noch wie benommen dort.
„Er hat mir einen Kuss gegeben. Hoffentlich meint er das ernst. Wenn er sich über mich lustig macht, dann wäre das eine riesen große Blamage.“ Dann drehte sie sich um und ging in ihre Wohnung. Sie war müde und wollte deshalb sofort ins Bett gehen, doch da klingelte das Telefon.
„Ja?“
„Oh, hast du schon geschlafen?“, meldete sich eine muntere Frauenstimme am anderen Ende.
„Moni. Es ist halb zwölf und ich wollte gerade schlafen gehen. Was gibt' s denn?“
„Ich wollte nur wissen, wie es war. Außerdem rufe ich dich jetzt das dritte mal an.“
„Ach so. Können wir morgen telefonieren? Ich bin echt total kaputt.“
„War es denn schön?“
„Ja. Sehr sogar. Aber mehr verrate ich nicht. Gute Nacht.“
„Ja, gute Nacht.“
Endlich konnte Sandra schlafen gehen.

* * * * *



Monica griff zum Telefon und wählte die Nummer von Sandra.
„Heb doch ab. Du musst doch schon bald los.“
„Ja?“, erklang eine gereizte, müde Stimme.
„Hey, warst du etwa noch im Bett? Du musst doch bald zur Arbeit.“
„Mist. Hab voll verschlafen. Wie spät haben wir es?“
„Sechs Uhr.“
„Was? Warum rufst du so früh an?“
„Ich möchte alles wissen. Wie war es gestern?“
„Sag mal, bist du völlig übergeschnappt? Du könntest noch mindestens drei Stunden schlafen.“
„Sam ist eben zur Arbeit gefahren. Er muss noch etwas vorbereiten, weil er ja bald zweiter Chef ist. Außerdem wollte ich dich aufwecken, falls du noch schlafen solltest.“
„Danke. Wenn du nicht angerufen hättest, hätte ich bis elf geschlafen. Das würde in der Bäckerei Ärger geben, weil wir heute nur zu zweit sind.“
„Dann erzähl jetzt mal, wie es war.“
„Hör zu: ...“ Sandra erzählte Monica alle Erlebnisse des gestrigen Abends.
„Ist ja süß. Ich hab ja gesagt, dass aus euch noch etwas wird. So, ich will dich jetzt aber nicht abhalten. Immerhin musst du gleich schon los.“
„Stimmt. Tschüs. Wir sprechen uns noch. Dann kann ich dir noch mehr von ihm erzählen.“
Sandra beeilte sich, fertig zu werden. Gerade hatte sie ihre Haustür geöffnet und wollte raus gehen, als sie einen Blumenstrauß vor ihrer Tür liegen sah.
„Von wem könnte der sein? Da ist eine Karte dabei. ... 'Guten Morgen kleines. Ich wollte dir eine Freude machen. Deshalb der Blumenstrauß. Freu mich schon auf Samstag.' ... Komisch. Wann hat er denn den Blumenstrauß gebracht? Dafür muss ich mich unbedingt noch bedanken.“ Sie beeilte sich, schnell zur Bäckerei zu kommen, da sie sich keinen Ärger mit ihrem Chef einhandeln wollte. Aber eines wusste sie ganz genau: sie hatte sich verliebt!


Kapitel 17



Es war Samstagabend. Sandra wartete ungeduldig auf Jaison. Endlich kam er.
„Hallo. Vielen Dank für die Blumen. Das war echt lieb.“
„Hey, das hab ich gern für dich getan.“ Sie gingen zum Auto und fuhren zum Kino. Während dem Film legte Jaison plötzlich den Arm um Sandra. Ab dem Moment konnte sie nicht mehr aufpassen. Nach dem Film gingen sie in einem Park spazieren. Sie kamen zu einer Brücke. Direkt vor der Brücke war ein Torbogen. Auf dem Bogen lag ein Mistelzweig. Den hatte jemand zum Spaß darauf gelegt. Leise flüsterte Jaison: „Weist du was das ist?“
„Ja, warum?“
„Weist du auch, was es bedeutet? ... Komm her.“ Er nahm sie in seine Arme und küsste sie zärtlich. Plötzlich trat Sandra zurück.
„Was ist? Willst du etwa nicht?“
„Doch, aber ... wir kennen uns doch gar nicht richtig.“
„Das macht doch nichts. Ich wusste von anfang an, dass du die richtige Frau für mich bist. Oder willst du nicht mit mir zusammen sein?“
„Ich weis nicht, was ich sagen soll. Das hätte ich nicht erwartet.“
„Sag ja. Ich glaube damit wäre dein Herzenswunsch erfüllt.“
„Woher weist du das? Oder willst du dich nur über mich lustig machen?“
„Nein. Ich habe das gefühlt, weil ich das gleiche empfinde.“
„Wirklich? Oh Jaison.“ Jetzt sank Sandra wieder in seine Arme und genoss seine Küsse. Sie hatte jegliches Zeitgefühl verloren.
Langsam wurde es dann doch immer kühler und da sie anfing zu frieren sagte sie: „Kannst du mich jetzt nach Hause bringen? Es ist kalt geworden. Und ich bin müde.“ „Aber klar doch Schatz.“
Jaison brachte Sandra nach Hause. An der Tür gab er ihr zum Abschied noch einen Kuss und fuhr dann weg.
Als Sandra im Haus war, merkte sie erst, dass es schon elf Uhr war. Da klingelte auch schon dass Telefon.
„Ich habe jetzt echt kein Bock auf telefonieren. Selbst wenn Monica anruft. Ich kann sowieso nicht darüber reden. Muss erst mal eine Nacht drüber schlafen.“ Sie ließ dass Telefon klingeln und ging schlafen.

* * * * *



„Hat Sandra heute angerufen, während ich einkaufen war?“, wollte Monica wissen.
„Nein. Warum?“
„Gestern war sie mit diesem Jaison im Kino. Sie wollte mir alles erzählen.“
„Dann ruf du sie doch an, Schatz. Komm, ich bringe Luke ins Bett, dann kannst du in Ruhe telefonieren.“
„Danke, Sam.“
Monica ging in die Küche, griff zum Telefon und wählte Sandras Nummer. Sie hob nicht ab. „Wo ist sie nur?“ Monica versuchte es nach fünf Minuten noch einmal, doch auch dann hob niemand nicht ab.
„Dann muss ich es morgen wieder probieren.“
Sie ging zu Sam, der gerade dabei war Luke die Flasche zu geben.
„Hebt sie nicht ab?“
„Woher weist du das?“
„Also wirklich. Erstens bin ich dein Mann, zweitens kenne ich dich gut und drittens telefonierst du normalerweise mindestens eine Stunde mit deinen Freundinnen.“
„Hast recht. Ja, sie hat nicht abgehoben.“
„Dann ruf Morgen bei ihr an. Da habt ihr mehr Zeit zu telefonieren.“
„Ok. Soll ich weiter machen?“
„Nein, nein. Mit Luke komme ich ganz gut klar. Geh ruhig schon schlafen. Ich komme gleich nach.“

* * * * *



Sandra wachte vom klingeln des Telefons auf.
„Wer ruft denn um diese Zeit schon an?“ Dann erst schaute sie auf die Uhr und merkte, dass es schon zwölf Uhr war. „Sie sprang auf und nahm den Hörer ab.“
„Hallo Sandy. Sag mal, hast du etwa noch geschlafen?“
„Hi, Moni. Ja habe ich. Wieder einmal hast du mich geweckt. Aber dass ist auch gut so.“
„Sag mal, wann kamst du gestern eigentlich nach Hause? Ich habe gestern drei mal angerufen.“
„Beim letzten mal war ich schon zu Hause. Aber ich hatte kein Bock abzuheben.“
„Aha. Wie war’ s denn gestern?“ Sandra ließ sich Zeit mit der Antwort. Schließlich sagte sie: „Besser als gestern geht’s gar nicht. Wir sind seit gestern zusammen.“
„Echt? Super! Hätte nicht gedacht, dass es so schnell gehen würde. Wie kam es denn dazu, dass er dich gefragt hat?“ Sandra erzählte Monica nun, wie es dazu kam.
„Ihr müsst unbedingt zu uns kommen. Frag ihn mal, wann er Zeit hat. Wir wollen ihn auch kennenlernen. Außerdem müssen wir gucken, ob er gut genug für dich ist.“
„Hey, du bist nicht meine Mutter. Ich kann doch wohl selber entscheiden, wen ich leibe oder mit wem ich zusammen bin.“ Beide mussten lachen. Sandra versprach, sobald wie möglich mit Jaison zu ihnen kommen würde. Und dann legte sie auf. Gerade in diesem Augenblick klingelte es an der Tür. Sandra lief zur Tür und schaute durch das Guckloch. Draußen stand Jaison. Sandra rief: „Einen Moment.“ Dann zog sie sich schnell an und öffnete ihm die Tür.
„Hallo, Schatz. Bist du jetzt erst aufgestanden?“
„Ja.“ Sie gaben sich einen Kuss.
„Komm doch rein. Weist du, ich habe eben mit meiner besten Freundin telefoniert. Sie hat uns beide Eingeladen.“
„Wann denn?“
„Dann, wann du kannst.“
„Ich habe Morgen Zeit.“
„Ich frage sie dann nachher. Wie kann ich dich eigentlich erreichen?“
„Ich schreibe dir meine Handy Nummer auf. Kannst immer anrufen.“
„Danke.“
„Oh, fast hätte ich vergessen, weshalb ich gekommen bin.“ Jaison ging zur Tür und kam kurze Zeit wieder zurück ins Wohnzimmer. In der Hand hatte er einen großen Blumenstrauß.
„Der ist für dich. Weil ich dich liebe.“ Er drückte Sandra einen Kuss auf die Wange und gab ihr den Blumenstrauß.
„Vielen Dank. Rote Rosen. Meine Lieblingsblumen. Danke.“ Jaison sagte, dass er gehen müsse, da er noch etwas Geschäftliches zu erledigen hatte. Sandra begleitete ihn noch zum Auto und sie gaben sich wieder einen Kuss. Dann fuhr Jaison weg.


Kapitel 18



„Wo ist Jaison? Er hat mir noch nicht gemeldet, was gestern gelaufen ist. Wenn nicht bald etwas geschieht, wird er zurück fahren.“ Bruce hatte keine Lust mehr, nur dazusitzen und zu warten, bis sich etwas tun würde. Doch da flog auch schon seine Zimmertür auf und Jaison trat herein.
„Wo warst du so lange?“ Aber Jaison ging nicht auf die Frage ein, sondern sagte sofort: „Bald kann’ s losgehen.“
„Wieso?“
„Weil Sandra jetzt meine Freundin ist und Monica uns eingeladen hat. Wenn mein Handy klingelt müsst ihr alle eure Klappe halten, da sie mich anrufen wird, um zu sagen, wann wir zu Monica fahren.“ Triumphierend schaute er in die Runde.
„Na endlich. Wird auch langsam Zeit. Ich habe keine Lust mehr zu warten. So, wir müssen die Hütte, die Georgio gemietet hat fertig einrichten. Da wirst du dann wohnen, Jaison. Du musst sie auch mal zu dir einladen.“ Georgio, der bis dahin still da gesessen hatte wandte ein: „Die Hütte ist fertig eingerichtet. Man muss dort nur alles putzen.“
„Dann bist du jetzt dafür verantwortlich. Ihr anderen werdet ihm helfen. Los, an die Arbeit.“ Mürrisch gingen alle aus dem Zimmer. Und machten sich an die Arbeit.
Georgio ging mit allen zu dem Häuschen, dass im Wald lag. Die Umgebung war sehr schön, doch trotzdem wollte niemand dort wohnen, weil es viel zu weit von der Stadt entfernt war.
„Was willst du deiner Freundin sagen, wenn sie dich fragt, warum du hier wohnst?“, kam die Frage von Hektor.
„Hektor, ich habe eine Frage: wie kommt es dass du immer eine Frage parat hast, wenn irgendetwas geschieht?“
„Wieso? Mich interessiert einfach alles, was um mich herum passiert. Außerdem kommt man so am schnellsten an Neuigkeiten ’ran.“
„Weil du nervst.“ Bevor ein Streit losbrechen konnte klingelte Jaisons Handy.
„Haltet mal alle die Klappe. Das könnte Sandra sein.“ Er hob ab.
„O, hallo Sandra, Schatz. ... Alles klar. Dann morgen um sechs bei dir. Tschüss Liebling.“
Als Jaison aufgelegt hatte lachten alle außer ihm los.
„Was habt ihr?“ Lachend antwortete Eddy: „Du sprichst so mit ihr, als würdest du sie tatsächlich lieben.“
„Ist aber nicht so. Ich kann eben gut Schauspielern.“
Die Streiterei von vorhin war vergessen. Sie putzten schnell das Häuschen und fuhren dann zum Hotel zurück. Jaison wollte seine Sachen ins Häuschen bringen und dort bleiben.
„Tja, Tiger, jetzt musste wohl alleine im Zimmer bleiben. Diese Nacht werde ich nämlich in ‚meinem’ Haus schlafen.“
„Ach das macht doch nichts. Dann muss ich mir wenigstens dein geschnarche nicht anhören.“
„Du hörst dich selber. Jede Nacht schmeiße ich ein Kissen auf dich, damit du endlich ruhig bist.“
„Ehrlich? Ich dachte immer du wärst das.“
„Ok, dann bis Morgen. Ich komme zum Frühstück wieder her. Sind ja nur zehn Minuten Weg.“
Jaison machte sich auf den Weg zum Häuschen und ging sofort ins Bett. Sehr schnell schlief er ein. Er träumte von Sandra. Im Traum wurde ihm bewusst, dass sie ziemlich gut aussah. Sein Traum veränderte sich. Sandra sprach mit ihm. Vorwurfsvoll sah sie ihn an. Sie bezeichnete ihn als Verräter. Sie sagte, dass sie ihn wirklich liebt. Er ist der erste Mann, für den sie so fühlt. Dann sagte sie, dass sie schwanger sei. Er wäre der Vater. Und dann...
Schweißgebadet wachte er auf.
„Ich hätte doch im Hotel bleiben sollen. Was habe ich bloß für Mist geträumt? Sandra und schwanger. Von mir? Ganz bestimmt. Ne, auf so etwas lasse ich mich nicht ein. ... Ich wusste gar nicht, dass sie so gut aussieht. ... Außerdem ist sie echt eine ganz Liebe. Sie vertraut mir, obwohl ich es gar nicht verdient habe. ... Man ich bin echt übermüdet. Ich brauche kein Mitleid mit ihr haben. Ich muss nur meine Arbeit hier tun. Sie brauchte sich auch nicht auf mich einlassen. Sie ist selber schuld. Ich mache einfach meinen Job und kassiere Geld dafür. Mehr nicht. Aber ich muss aufpassen, dass ich mich nicht in sie verliebe. Dann ist es vorbei. Ich werde Bruce sagen, dass die Sache schnell durchgezogen werden muss.“ Und mit diesen Gedanken schlief er wieder ruhig ein.

* * * * *



„Man, die Nacht war eigentlich gut. So ruhig, kein geschnarche im neben Bett. Aber jetzt muss ich mich beeilen zum Frühstück zu kommen.“ Mit diesen Gedanken ging Jaison hinüber zum Restaurant. Dort erwarteten ihn schon die anderen.
„Hey, wie war die Nacht? Haste gut geschlafen?“, wollten sie von ihm Wissen.
„Ja also es war besser, als hier. Neben mir war nämlich niemand, der geschnarcht hatte. Aber das ist nich der einzige Grund. Es war einfach entspannernd.“ Seinen Traum verschwieg er. Er wollte nicht ausgelacht werden.
Nach dem Essen meldete sich Bruce zu Wort.
„Leute ihr müsst heute Lebensmittel einkaufen. Es muss so aussehen, als wäre die Hütte wirklich bewohnt. Dann brauch Jaison noch Gardinen in seinem Haus.“
„Weist du was, ich fahre einfach mit Sandra Gardinen kaufen. Sie kennt sich da bestimmt gut aus. Ich wollte ihr sowieso sagen, dass die Hütte mein Ferienhaus ist und es noch nicht ganz eingerichtet ist. Das wird sie mir abkaufen.“
„Gut. Dann aber mal los. Zuerst müssen aber das Futter da sein. Beeilt euch gefälligst.“ Bruce scheuchte alle aus dem Raum. Zurück blieb er mit Jaison.
„Ich telefoniere mal mit Sandra. Hoffentlich hat sie Zeit.“
„Du kannst dir Zeit lassen. Fahr doch einfach heute Nachmittag.“
„Geht nich. Heute Abend sind wir zu Monica King eingeladen.“
„Dann bummelt doch einfach in der Stadt 'rum.“
„Ich überlege mir was. Bis heute Abend oder Morgen. Weis nich, wann ich von da weg komme.“
Jaison ging in die Halle und telefonierte von dort mit Sandra.
„Hi, Sandra, Liebling. Hast du jetzt Zeit?“
„Ich habe zur Zeit Urlaub. Wieso? Wir fahren doch heute Abend zu Moni.“
„Ich habe dir glaube ich nicht gesagt, dass ich eigentlich nicht in dieser Stadt wohne. Ich bin Geschäftlich hier und mache, da ich alles erledigt habe Urlaub hier. Ich habe ein Ferienhaus hier. Ich dachte sogar schon daran, wegen dir ganz hierher zu ziehen.“
„Warum hast du mir das nicht schon früher gesagt?“
„Ich wusste nicht, wie du reagieren würdest. Wegen dir will ich aber ganz hier hin ziehen.“
„Ehrlich? Bitte sag mir immer von Anfang an alles. Ja?“
„Okay, Schatz. Hast du denn jetzt Zeit? Ich brauche Gardinen für mein Ferienhaus. Und Tischdecken. Kannst du mir dabei helfen?“
„Ja klar. Wo sollen wir hin fahren? Willst du die Sachen in der Stadt kaufen?“
„Ja. Sollen wir uns am Hauptbahnhof treffen?“
„Ja, dass geht. Um wieviel Uhr bist du da?“
„In ungefähr Zwanzig Minuten. Bis dann.“
„Ja, bis dann.“
„Jetzt aber schnell. ... Ich könnte ihr ja einen Ring kaufen. Damit sie die Sache ganz vergisst.“ Jaison lief zum Auto und fuhr los. In der Stadt wartete Sandra schon auf ihn. Nach der Begrüßung und einem Kuss gingen die beiden los. Sie kauften Gardinen, Tischdecken, Deko-Kissen und so weiter. Dann aßen sie zusammen.
„Du, warte mal kurz. Ich komme gleich“, sagte Jaison nach dem Essen. Schnell ging er in einen Juwelier Laden und kaufte einen schönen, silbernen Ring. Als er zurück kam gab er ihn Sandra, die ganz erstaunt da saß.
„Danke. Das ist aber lieb von dir. Der ist ja richtig schön. Vielen Dank. ... Oh, es ist schon halb sechs. Wir müssen los. Monica erwartet uns bestimmt schon.“

* * * * *



„Hallo Sandy, hallo Jaison. Kommt doch rein. Mein Mann, Sam, ist noch nicht da. Er müsste aber gleich kommen.“
Der Tisch im Wohnzimmer war schon gedeckt. Luke lag auf einer Decke und spielte. Sandra ging sofort hin und nahm ihn auf den Arm.
„Ist er nicht niedlich? Willst du ihn auch mal halten?“
„Ja, gib mal her.“ Jaison sah das Kind an und dachte bei sich: „Armes Kind. Wenn alles klappt, wird deine Mama bald eine fette Narbe im Gesicht haben. Sie wird verunstaltet sein. Dabei sieht sie sehr gut aus. Und was wird Sandra dazu sagen? Man ich hätte nicht hierher kommen dürfen. Ich will dem Kind so etwas nicht antun. Und seiner Mama auch nicht. Er ist so süß.“ Sandra riss ihn aus seinen Gedanken.
„Ist er nicht süß.“
„Äh, was? Ach so. Ja er ist echt niedlich.“ Monica kam aus der Küche und sagte: „Setzt euch schon an den Tisch. Sam hat eben angerufen und gesagt, dass er in fünf Minuten da ist. Komm, Jaison, ich nehme dir Luke ab. Er muss ein bisschen schlafen. Sonst ist er nachher unerträglich.“ Sie nahm Luke und legte ihn in den Kinderwagen. Nach drei Minuten schlief er schon. Da hörte man auch schon einen Schlüssel in Schloss drehen und kurz darauf kam Sam rein.
„Hallo, Schatz. Wir können sofort essen. Es ist alles fertig.“
„Guten Abend, alle Miteinander. Du bist also Jaison. Hast dir 'nen guten Mann ausgesucht Sandy.“
„Hey, sei nicht so gemein.“ Sandra kannte die Späße Sam' s schon. Trotzdem ärgerte sie sich immer wieder darüber.
„Wo ist Luke? Schläft er wieder?“
„Ja, er schläft. In einer Stunde dürfte er wieder wach sein.“
Alle vier genossen das Essen und unterhielten sich sehr gut. Nach dem Essen setzten sich alle auf das Sofa und Sam erzählte wie es am Tag gelaufen war. Dann sagte er: „Moni, ich muss nächste Woche auf eine Konferenz. Die dauert vier Tage und die An- und Abreise dauert jeweils einen Tag. Ich bin also sechs Tage weg.“
„Du warst doch letzte Woche auf einer Konferenz.“
„Ich werde noch ein halbes Jahr auf viele Konferenzen müssen, da ich ja noch vieles lernen muss, um eine Kanzlei alleine zu leiten.“ Da schaltete sich Jaison ein: „Ich bin nächste Woche auch weg. Ich muss nach New York. Ich bin nämlich Geschäftlich hier. Danach werde ich beantragen, dass ich ganz hier bleibe. Wegen Sandy.“ Während er das sagte, legte er seinen Arm um Sie. Sandra wurde rot.
„Sandy, wir können dann ja für diese Zeit Urlaub machen. Wie findest du das?“ Moni war begeistert aufgesprungen. Sam sagte mit gespielter Enttäuschung: „Dann findest du es nicht schlimm, dass ich weg fahre?“
„Ach komm. Das meine ich doch nicht so. Ich finde es sehr schade. Aber dann können Sandy und ich wieder mal zusammen in den Urlaub fahren.“ Auch Sandy fand gefallen an der Sache.
„Hey, dass ist echt toll. Das müssen wir machen. Nur, wo sollen wir hin fahren?“ Sam schlug vor, dass sie in die Berge fahren könnten. Zu dem Häuschen, wo er und Monica vor einiger Zeit Urlaub gemacht hatten. Beide fanden den Vorschlag gut und Jaison bot ihnen an sie dorthin zu bringen, da er einen Tag nach Sam losfahren müsste. Damit war die Sache beschlossen.
Luke war nach etwa einer Stunde aufgewacht und die Erwachsenen spielten mit ihm und unterhielten sich über die verschiedensten Dinge. Doch schließlich sagte Sandra: „So, wir müssen aber schon los, weil wir in seinem Haus Gardinen aufhängen müssen. Wir haben heute einiges in der Stadt eingekauft.“ Sie verabschiedeten sich und fuhren weg.
„Und Moni, bist du zufrieden mit Sandys Freund?“
„Ja, Sam. Er sieht sympathisch aus und er ist echt lieb mit Luke und auch mit Sandy umgegangen.“

* * * * *



Sandra und Jaison dekorierten die kleine Hütte. Sie sah richtig gemütlich aus. Als sie fertig waren setzten sie sich aufs Sofa und genossen ihre Zweisamkeit. Sie sprachen über den Abend.
„Ich mag deine Freundin. Sie und ihr Mann sind echt liebe Leute. Und der Kleine ist auch echt niedlich.“ Und das meinte er wirklich so. Er mochte Monica, Sam und Luke King. Aber er verdrängte die Gedanken an die drei, denn Sandra sagte ihm gerade, dass sie nach Hause wolle.
„Klar, Schatz, ich bringe dich nach Hause.“
Als sie vor dem Haus standen, gab Jaison Sandra wie immer einen Kuss zum Abschied. Dieses mal war der Kuss aber leidenschaftlicher als sonst. Dann fuhr er auch schon wieder weg.


Kapitel 19



„Was habe ich getan? Wieso habe ich mich mit Sandra angefreundet? Wieso bin ich zu Monica gefahren? Das hätte ich nicht tun sollen. Man, was soll ich jetzt machen? Das kann ich Luke nicht antun. Er soll eine normale Mutter haben. Was soll ich tun? ... Das Ding muss schnell über die Bühne laufen. Sonst halte ich es nicht aus.“
Lange lag Jaison im Bett und dachte über den vergangenen Abend nach. Er konnte nicht Einschlafen. Er bereute es, dass er mit zu Monica gefahren ist, ja, dass er Luke auf den Arm genommen hatte.
„Man, es bringt doch nichts, wenn ich mir jetzt Gedanken darüber mache. Wenn ich nicht mehr mitmache, bringt Bruce mich um. Und Sandra und die anderen dazu.“
Lange lag er so da. Schließlich fiel er in einen unruhigen Schlaf.

* * * * *



Am Morgen war Jaison sehr müde und schlecht gelaunt. Er schrie jeden an, der ihn ansprach. Als Bruce ihn fragte, ob es endlich weitergehen könnte, sagte er schließlich: „Sandra und Monica fahren nächste Woche für ein paar Tage in die Berge. Ich werde sie dorthin bringen und anschießend muss ich nach New York. Geschäftliches. Verstehst du?“
„Ach so. Alles klar. Dann werden wir sie von dort entführen. Vorher müssen wir aber Sandra ausschalten. Du musst das machen. Du kannst ja zufällig schon früher wieder zurück sein. Du gehst mit ihr spazieren und dann werden wir sie gefangen nehmen, bis die Sache mit Monica geklärt ist. Das heißt, dass es am letzten oder vorletzten Tag geschehen muss.“
„Genau. Ich ... oh, mein Handy klingelt. Ja?“
„Hallo Jaison. Ich bin es, Sandra.“
„Hallo Schatz. Hast du gut geschlafen?“
„Ja. Du, willst du heute zu mir kommen?“
„Warum kommst du nicht zu mir? Du warst erst einmal bei mir.“
„Okay. Wann soll ich kommen? Soll ich einen Film oder so etwas mitbringen?“
„Kannste machen. Komm um ... Wann du willst.“
„Ich muss noch einige Besorgungen machen. Ich komme ungefähr um vier. Okay?“
„Ja, klar. Bis denn, Schatz. Ich liebe dich.“
„Ich dich auch.“
„Man, dass hört sich echt überzeugend an. Gut, dass du das machst. Die anderen hätten dass nich hingekriegt“, meinte Bruce anerkennend.
„Ja“, antwortete Jaison nur einsilbig, wandte sich um und ging zurück zu seiner Hütte.
„Hoffentlich geht diese Zeit schnell vorbei.“ Mit diesem Gedanken legte er sich auf das Sofa und schlief sofort ein.

* * * * *



Sandra stand vor Jaison, der immer noch schlief und sagte lachend: „Das gibt es doch nicht. Schläft der am hellichten Tag.“ Dann beugte sie sich über ihn und gab ihm einen Kuss. Sofort war Jaison wach. Er setzte sich hin und zog Sandra zu sich auf den Schoss. Sanft streichelte er ihr Gesicht und dann gab er ihr einen langen Kuss.
„Tut mir leid, dass ich geschlafen habe, als du kamst. Ich hatte echt keine gute Nacht.“
„Das macht doch nichts. Ich freue mich, dass ich bei dir sein kann.“
„Wie spät haben wir es eigentlich?“
„Schon halb fünf. Sollen wir zusammen etwas kochen?“ Sie gingen in die Küche und machten sich Pizza. Dabei unterhielten sie sich angeregt über ihre Lieblings Filme, Musik, Bücher und so weiter. Während dem Gespräch kamen sich sich sehr Nahe. Und als Sandra spät Abends nach Hause fuhr, wollte Jaison sie in Gedanken nicht mehr gehen lassen. Als er nachher im Bett lag, vermisste er sie sogar. Immer wieder kehrten seine Gedanken zu Sandra zurück. Und immer dann wurde ihm warm ums Herz.
„Nein. Ich darf nicht! Ich kann nicht! Ich will nicht! Was soll ich machen? Ich kann mich nicht dagegen wehren: Ich liebe Sandra!“


Kapitel 20



Die Schüler der Grundschule hatten heute frei. Auch Diana musste heute nicht zur Arbeit. Sie wollte deshalb einige Besorgungen in der Stadt machen. Plötzlich sah sie jemanden und ihr blieb fast das Herz stehen.
„Nein. Das kann doch nicht wahr sein. Wieso sind die hier? Sie dürfen mich nicht sehen. Was soll ich machen? Da vorne ist ein Friseursalon.“ Auf der anderen Straßenseite gingen Bruce und seine Freunde. Schnell nahm Diana beide Kinder an die Hand und ging in den Salon. Zu den Kindern sagte sie: „Wisst ihr was, ich werde mir jetzt die Haare schneiden und Färben. Wollt ihr eure Haare auch schneiden? Ihr dürft euch aussuchen, wie sie geschnitten sein sollen.“ Beide wollten.
Diana ließ sich einen Pony und ihre Haare bis zur Schulter abschneiden. Dann färbte sie sich ihre blonden Haare Braun. Ihre Kinder, die auch beide blond waren suchten sich aus, wie sie sie geschnitten haben wollten. Lynn durfte sich braune Strähnchen in ihr Haar machen. Danach gingen sie wieder auf die Straße und erledigten alle Einkäufe. Sie begegneten Bruce und den anderen zwar noch einmal, doch Diana hatte keine Angst mehr, denn sie hatten sie nicht erkannt.
„Wahrscheinlich wollen die sich jetzt doch an Monica rächen. Wenn ich nur wüsste, wie ich helfen könnte. Ich muss mit ihrem Mann reden. ... Wo gehen die denn hin? Zum McDonald.
Kinder habt ihr Hunger? Kommt wir essen etwas.“ Gemeinsam gingen sie zum McDonalds. Sie bestellten und setzten sich an den Tisch neben Bruce. Dieser redete gerade darüber, dass sie ihr Projekt „Monica“ nächste Woche starten könnten, da sie mit ihrer Freundin im Urlaub wäre. In den Bergen. Am Dienstag sollte es losgehen.
Diana war geschockt.
„Das dürfen die nicht tun. Das kann ich doch nicht zulassen. Ich muss mit ihrem Mann reden. So wie Bruce es sagte, fährt er am Mittwoch weg. Heute ist Montag. Morgen muss ich zu ihm gehen. Heute schaffe ich es nicht mehr.“
Sie aßen zu Ende und fuhren dann nach Hause.

* * * * *



Nachdem Diana die Kinder am Dienstag zur Schule gebracht hatte fuhr sie noch einmal nach Hause, um noch ein wenig zu essen. Sie hatte Urlaub. Da klingelte das Telefon.
„Ja? Hier ist Nancy Rich.“ Es war ein guter bekannter aus ihrer Gemeinde.
„Hallo Nancy. Hier ist Marc. Wir wollen heute im Park eine Veranstaltung machen. Du weist schon: Lieder singen, Kärtchen verteilen und so weiter. Kommst du auch?“
„Ich muss noch etwas erledigen. Dann komme ich aber.“
„Okay. Dann bis später.“
Nancy beeilte sich zur Anwaltskanzlei Andrew & King zu kommen. Da sie dort schon als Putzfrau gearbeitet hatte, wusste sie, wo der alte Chef sein Büro hatte. Daneben befand sich das Büro von Sam King. Monica klopfte an.
„Herein.“ Sie trat ein.
„Guten Morgen. Ich glaube sie müssten mich noch kennen. Als Nancy Rich.“
„Ah, ja. Ich erinnere mich. Was kann ich für Sie tun?“
„Für mich nichts, aber für Ihre Frau.“
„Was fällt Ihnen ein. Wollen sie mich erpressen?“
„Nein. Ganz im Gegenteil. Haben sie schon mal den Namen Ralf gehört?“
„Ja. Und?“
„Dieser Ralf ist in der Stadt und plant ein Verbrechen an Ihrer Frau.“
„Woher wollen Sie das wissen?“
„Wenn sie wüssten, was für Ängste ich ausgestanden habe, als ich ihn verfolgte, nur um ihn zu belauschen. Er hat mit seinen Freunden darüber geredet.“
„Und woher weiß ich, ob Sie die Wahrheit sagen?“
„Monica hat Ihnen bestimmt von Diana erzählt. Nun ja, dass bin ich. Ich wurde von Ralf angeschossen, doch ich habe es überlebt.“
„Und das soll ich jetzt glauben?“
„Hier, mein Perso. Dort steht alles drauf. Ich bin wirklich Diana.“ Als Sam begriff, was ihre Worte bedeuteten, wurde er blass.
„Also rächt er sich jetzt doch.“
„Ja. Und deshalb bin ich hier. Weil ich Ihnen helfen will.“
„Wärst du schon früher gekommen, wäre dass alles jetzt nicht. Aber, ... Entschuldigung. Du hattest sicher deine Gründe, warum du nicht gekommen bist.“
„Ja, hatte ich. Wollen Sie meine Hilfe annehmen?“
„Sag doch du. Immerhin bist du die Freundin meiner Frau. Ich habe heute echt viel Stress und muss morgen zu einer Konferenz. Weist du denn, wann sie es machen wollen?“
„Ja, während du auf der Konferenz bist.“
„Ich kann doch nicht fahren, wenn meine Frau in Lebensgefahr schwebt. ... Ich werde zusehen, dass ich direkt nach der Konferenz fahre. Sie ist am Donnerstag. Dann nehme ich den Zug am Donnerstag Abend und bin Freitag wieder hier. Die restlichen Tage sind nur Infoveranstaltungen.“
„Was soll ich bis dahin machen?“
„Am besten gar nichts. Damit bringst du dich selber in Lebensgefahr. Außerdem darf Monica nichts von alldem erfahren. Und noch einmal: du lässt alles sein, bis ich wieder zurück bin. Verstanden?“ Missmutig schaute Diana zu Boden. Doch dann sagte sie: „Verstanden.“ Dann wandte sie sich um und ging nach draußen.

* * * * *



„Ich kann doch nicht einfach abwarten, bis er wieder hier ist“, dachte Monica, während sie in Richtung Park ging.
Gedankenverloren ging sie weiter. Ihr kam ein Mann entgegen, der ebenfalls über irgendetwas nachdachte. Da war es auch schon passiert. Sie waren ineinander gelaufen.
„Oh, Entschuldigung. Ich habe Sie nicht gesehen. Ich war so in Gedanken versunken“, entschuldigte sich der Mann.
„Ach, das macht doch nichts. Ich habe auch nicht aufgepasst. Haben Sie sich verletzt?“ Diana überlegte kurz.
„Hm, verletzt bin ich nicht. Aber ich könnte ihn zur Veranstaltung mitnehmen, zu der ich unterwegs bin.“ Zu dem Mann sagte sie: „Nein, nein. Ich bin nicht verletzt. Aber sie können mich ja zu einer Veranstaltung begleiten, zu der ich gerade unterwegs bin.“
„Ich bin Ihnen etwas schuldig. Okay. Ich komme mit.“ So gingen sie gemeinsam in den Park. Die Gruppe der Christen sang gerade das Lied: „Only by grace“. Verwundert blieb der Mann stehen.
„Was geht denn hier ab?“
„Das ist eine christliche Veranstaltung. Diese Christen sind alle in meiner Gemeinde.“
„Ach so. Und wer ist der Mann da, der jetzt was sagen will?“
„Das ist der Jugendleiter, Marc. Der redet echt gut.“
„Na, dann bin mal gespannt. Und nur mal so zur Info: dieser ganze Quatsch interessiert mich gar nicht. Ich brauche einfach mal ne kleine Abwechslung.“
„Das ist kein Quatsch. Wer einmal erfahren hat, wie das hier wirklich läuft, der will gar nicht mehr weg davon, aber jetzt hör zu. Marc spricht jetzt.“
Marc wartete ein wenig, bis die Menschenmenge etwas ruhiger geworden war. Dann sagte er: „Viele von euch sind bestimmt das erste mal hier, bei so einer Veranstaltung. Viele bestimmt auch, um sich abzulenken, von den Problemen oder der vielen Arbeit. Viele sind auch hier, weil sie das, was ich euch hier sagen will wirklich glauben. Wisst ihr, warum ich hier bin? Ich will euch das, was ich erlebt habe auch weitersagen. Ich will, dass ihr auch so frei werdet, wie ich. Ich war nicht immer so wie ich jetzt bin, ein Christ. Ich wurde auch nicht christlich erzogen. Mein Vater war ein Alkoholabhängiger, meine Mutter versuchte, das Geld, das mein Vater verschleuderte wieder ins Haus zu bringen und ich musste immer aufpassen, dass mein Vater mich nicht erwischte, denn dann würde ich nicht mehr sitzen können, weil er mich immer zusammenschlug. Dann bin ich mit sechzehn Jahren von zu Hause abgehauen. Ich wohnte unter den Brücken und kam dann eines tages in eine Schlägerbande. Wir plünderten Häuser aus und das Geld, dass wir klauten wurde in Alkohol investiert. Irgendwann fingen wir auch mit Drogen an. Einmal war ich so benebelt von Drogen und Alkohol, dass ich auf die Straße fiel und nicht mehr aufstehen konnte. Die Polizei kam und brachte mich in eine Entziehungsanstalt. Dort halfen die Leute mir, von den Drogen und Alkohol wegzukommen, doch als ich wieder draußen war ging ich direkt wieder zur gang. Ich hörte mit den Drogen auf, aber vom Alkohol konnte ich mich nicht trennen. Bei einem Raubüberfall war dann plötzlich die Polizei da und wir wurden verhaftet. Jeden Sonntag mussten wir an einem Gottesdienst teilnehmen. Einmal kam ein Missionar. Der machte uns bewusst, was wahre Freiheit und Freude war.. Und dann überkam mich so eine Sehnsucht nach Freiheit, dass ich es nicht mehr aushielt und zusammenbrach. Der Mann sprach dann mit mir und ich durfte erleben, was echte Freiheit ist. Ich bin frei. Und wisst ihr wer mich frei gemacht hat? Gott, durch seinen Sohn Jesus. Der Missionar hat so eine Freude ausgestrahlt, die jeden ergreift. Und ich, der ich es nicht wert bin, darf diese Freude auch besitzen. Und deshalb will ich davon auch weitersagen.“ Und dann sprach Marc von Jesu Tod am Kreuz. Er erzählte so anschaulich, dass sogar die Kinder, die dabei waren ruhig dastanden und zu hörten. Alle waren ergriffen. Auch der Mann, der neben Diana stand hörte wie gebannt zu. Zum Schluss sagte Marc noch: „Wenn jemand unter uns ist, der auch frei werden möchte, der kann gerne während die Gruppe hier singt nach vorne kommen. Wir werden für dich und mit dir beten.“ Dann sangen die Gruppe das Lied: „Amazing Grace“.

* * * * *



Jaison wusste nicht, was mit ihm los war. Die Frau, die ihn zu der Veranstaltung mitgenommen hatte, hatte so eine Ausstrahlung. Und der Marc hatte auch echt gut gesprochen. Was der nicht schon alles durchgemacht hatte.
„Wie kommt es, dass er so fröhlich ist? Dass er so eine Freude hat?“ Er wusste es ganz genau. Marc hatte es ja gesagt. Und dann dachte Jaison an seine Fehler und Probleme.
„Was soll ich nur machen? Ich liebe Sandra, aber ich kann sie und Monica doch nicht einfach den anderen ausliefern.“ Und dann stand Marc plötzlich neben ihm. Diana hatte ihm ein Zeichen gegeben und er war sofort gekommen.
„Hallo, ich bin Marc. Kann ich dir irgendwie helfen.“
„Wie? Was? Ach so. ... Nein mir kann niemand mehr helfen. Das muss ich jetzt alles selber ausbaden.“ Darauf fragte Diana ihn: „Willst du uns nicht sagen, was los ist? Wir wollen dann wenigstens für dich beten.“
„Schaden kann es bestimmt nicht. Aber wenn ihr erst alles wisst, wollt ihr auch nichts mehr mit mir zu tun haben.“
Gemeinsam gingen sie zu einer Parkbank, die etwas weiter vom Veranstaltungsort entfernt war.
Jaison erzählte alles, was in der letzten Zeit so gelaufen war. Auch dass Bruce Monica das Gesicht aufschlitzen wollte und dass er Sandra nur ausgenutzt hatte, sie aber jetzt wirklich liebt. Schweigend und verständnisvoll hörten Diana und Marc zu. Schließlich fragte Marc: „Und was willst du jetzt tun?“
„Ich weiß es nicht. Ich weis nur, dass ich nicht zulassen kann, dass Monica und vor allem Sandra etwas passiert.“
„Sollen wir noch mit dir beten?“
„Ich weiß nicht. Das hilft sowieso nicht.“
„Komm wir versuchen es einfach.“ Und dann betete Marc in einfachen Worten, dass Gott Jaison doch helfen möge, das Richtige zu tun und dass auch nichts schlimmes passiert.
Diana überlegte, ob sie Jaison sagen sollte, dass sie Sandras Freundin war. Schließlich konnte sie nicht mehr an sich halten und sagte: „Weist du, Sandra ist auch meine Freundin. Ich weiß auch von dem geplanten Attentat.“ Jaison wurde blass.
„Waaaas?“
„Ja. Ich weis alles. Ich habe auch mit Monicas Mann darüber geredet.“
„Und was macht ihr jetzt?“
„Sam kommt sofort nach der Konferenz nach Hause. Er schwänzt sozusagen die Infoveranstaltungen. Dann wollen wir der Sache ein Ende bereiten. Weist du zufällig, wo sie es machen wollen?“
„Ja. In der Hütte, in der ich wohne. Da ist auch ein Keller. Dort wollen sie Sandra einsperren.“
„Warum nicht in den Bergen, da wo sie Urlaub machen?“
„Ich habe mich erkundigt. Die Nachbarn können etwas mitkriegen. Die Häuser sind nämlich auch belegt. Ach, ich weiß nicht.“ Jaison war von alledem sehrerschöpft.
Schließlich meldete sich auch Marc wieder zu Wort: „Das kann man natürlich nicht so stehen lassen. Nancy, du sagtest ja, dass Sam sofort kommen wollte. Wann wäre er denn da?“
„Er sagte, am Freitag.“ „Jaison, dass einzige, was du tun könntest, wäre, deinem Boß zu sagen, dass er erst am Samstag seine Rache durchführen soll. Sam könnte dann ja mit der Polizei dazwischen gehen. Deine Aufgabe ist es noch, Sandra zu beschützen.“
„Ja. Aber wie soll ich es machen? Sie wollen uns ja sozusagen überfallen und sie dann wegsperren. Soll ich mich einfach vor sie stellen, oder wie?“
„Das musst du selber wissen. Tu dass, was dein Herz dir sagt.“ Dann stand Marc auf und ging weg. Auch Diana folgte ihm. Jaison blieb alleine zurück.

* * * * *



„Jaison, was ist los? Du bist doch sonst nicht schweigsam.“
„Hm? Ach ... ich bin einfach müde, weißt du? Es hat nichts mit dir zu tun.“
„Ach so. Ruh dich in New York gut aus.“
„Mache ich. Wann soll ich euch denn abholen?“
„Wissen wir noch nicht. Ich rufe dich an. Habe ja deine Handynummer.“
„Oayk. ... Ich glaube wir sind da.“ Jetzt sagte auch Monica endlich etwas, denn bis jetzt hatte sie nur den Gesprächen von Sandra und Jaison zugehört.
„Ja, das Haus dort ist es.“
Schnell wurden die Sachen aus dem Auto und ins Haus gebracht. Während Monica Luke schlafen legte verabschiedeten sich Sandra und Jaison.
„Komm aber schnell wieder, ja?“, bat Sandra Jaison.
„Ja, Schatz. Ich werde pünktlich wieder hier sein. Hoffentlich geht alles gut.“
Dann gab er ihr noch einen Kuss und fuhr wieder weg.


Kapitel 21



„Wann kommt Jaison? Er hat mir noch nicht gesagt, wann es am besten wäre.“ Fragend schaute Bruce in die Runde. Da meldete sich Hektor zu Wort: „Wenn was am besten wäre?“ „Oh Mann, Hektor. Hör auf mit der ewigen Fragerei. Wann wir mit der Aktion beginnen. Du weist doch, die Rache an Monica.“
„Schon gut, Eddy. Alles klar. Ach, da kommt er ja. Na Jaison? Alles klar? Wann geht’s denn los?“ Jaison grinste gezwungen, aber dass merkte keiner.
„Am Samstag. Dann war ich lange genug auf Geschäftsreise.“ Bruce lachte freudig auf. Er war so von seinen Rachegedanken gepackt, dass er an nichts anderes mehr denken konnte.
„Gut. Sehr gut. Ist der Keller fertig eingerichtet? Schließlich muss deine Freundin ja dort auf ihre Rettung warten. Und es soll ja auch nicht zu schlim für sie sein. Hahahahaha.“ Lauthals lachte er los und auch die anderen außer Jaison stimmten mit ein. Leise eschlich er sich aus dem Zimer und rannte zu seinem Auto. Er konnte nicht mehr dort bleiben.
Als er in seiner Hütte war, versuchte er ruhiger zu werden, doch es klappte nicht. Selbst als er im Bett lag, konnte er nicht ruhiger werden.
„Das halte ich nicht aus. Ich kann denen nicht die ganzen Tage etwas vorspielen. Was soll ich nur machen?
Soll ich vielleicht mit diesem Gott sprechen? ... Gott, wenn es dich wirklich gibt und du mich hörst, dann hilf mir. Ich kann nicht mehr.“ Schließlich fiel er in einen unruhigen Schlaf.

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„Nein! Ihr dürft Sandra nichts tun. Ich liebe sie. Ich liebe sie wirklich. Nein!“ Plötzlich war Jaison wach.
„Es war nur ein Traum. Ein Alptraum.“ Dann guckte er auf die Uhr. Es war vier Uhr morgens. Heute wollten Bruce und die anderen zuschlagen. Der Tag der Rache war gekommen.
Da Jaison so wie so nicht mehr schlafen konnte stand er auf und machte sich einen starken Kaffee. Und dann dachte er an alle Augenblicke, die er mit Sandra verbracht hatte. Es waren nicht viele, aber trotzdem reichten sie aus, um wenigsten zwei Stunden abgelenkt zu sein. Denn er versuchte sich an alles zu erinnern, was gesagt wurde.
Plötzlich wurde Jaison von so einer Sehnsucht nach Sandra gepackt, wie noch nie. Er konnte es fast nicht mehr aushalten. Und dann hatte er eine Idee.
„Ich mache ihr heute einen Heiratsantrag. Dazu muss ich noch einen Ring kaufen und ich kann mir so auch die Zeit vertreiben. Aber als erstes werde ich in Ruhe duschen und frühstücken.“
In der Stadt fand Jaison einen weiteren, schönen silbernen Ring, der genau zu Sandra passen würde, wie er dachte. Er verließ gerade das Geschäft, als sein Handy klingelte.
„Ja?“
„Hey, wo bleibst du? Wir wollen Heute dort ankommen.“ Es war Bruce.
„Ich bin in ’ner halben Stunde da.“ Antwortete Jaison nur und legte wieder auf. Dann fuhr er zu Marc, der ihm seine Adresse gegeben hatte. Er sagte ihm, dass es los ginge und dieser informierte Diana. Diana fuhr zu Sam, der gestern zurückgekommen war und zusammen gingen sie zur Polizei.
Jaison fuhr in dieser Zeit zu dem Ferienhaus. Bruce und die anderen folgten ihm mit Abstand. Sie wollten einige Zeit warten und dann in die Hütte stürmen.

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„Monica, dieser Urlaub ist noch besser, als der letzte, den wir gemeinsam verbracht hatten.“ „Ja, Sandra. Du hast recht. Oh es klingelt an der Tür. Wer dass wohl ist? Wir kennen hier doch niemanden. Ich öffne mal. ... Hallo Jaison. Was machst du denn hier? Komm doch rein.“ „Hallo, Moni. Ich wollte zu Sandra.“ Sandra, die nur Stimmen gehört hatte rief aus der Küche: „Wer ist es denn?“ Doch da trat Jaison auch schon in die Küche. Er umarmte Sandra erst und dann gab er ihr einen Kuss. Sandra war so erstaunt, dass sie nicht einmal fragte, wieso er schon früher als geplant gekommen war. Monica wusste, dass die beiden gerne alleine sein wollten und ging daher mit Luke in das Schlafzimmer, um ihn zu wickeln und mit ihm zu spielen.
„Sandy, ich wollte dich was fragen: willst du mich heiraten? Es muss nicht sofort sein, aber willst du mich heiraten?“
„Oh Jaison. Ich warte schon lange darauf. Ja. Ich will dich heiraten.“ Dann gab Jaison ihr den Ring. Gerade hatten sie sich wieder umarmt und geküsst, als die Tür aufflog und Bruce und die anderen das Haus stürmten. Bruce schrie: „Jetzt ist die Zeit der Rache gekommen. Und meine Rache wird schrecklich sein. Es wird eine schrecklich Rache für dich, Monica King.“ Sofort stürmten Eddy und Tiger-Dan in die Küche. Sie sollten Sandra gefangen nehmen. Doch Jaison stellte sich ihnen in den Weg.
„Ihr lasst die Finger von ihr. Und auch von Monica und Luke. Sie haben euch nichts getan.“ Da stand Bruce plötzlich vor ihm.
„So so. Du willst also nicht? Hast dich in das hübsche Ding da verliebt? Pech gehabt. Los Eddy, Tiger macht ihn fertig.“ Beide stürzten sich auf Jaison. Doch er war stärker als alle gedacht hatten. Dann stand er hinter Bruce und schlug wie wild auf ihn ein. Schließlich packte Eddy ihn am Hals und schlug ihn nieder. Danach packte er Sandra und schleppte sie zu Jaisons Auto. Dort betäubte er sie und auch Jaison, der von Tiger-Dan dorthin geschleppt wurde und als er den Autoschlüssel gefunden hatte fuhr er los, zur Hütte.

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Bruce schaute Monica mit funkelnden Augen an. Er bedrohte sie mit einer Pistole. In der anderen Hand hielt er ein Messer, das er aus der Küche genommen hatte. Hinter ihm stand Hektor. Auch seine Augen funkelten.
„Ha, du hättest nicht gedacht, dass ich dich noch finde, nicht wahr? Aber ich bin schlauer als du.“ Hektor unterbrach ihn: „Komm, laber nicht so viel. Bring es hinter dich und wir hauen ab. Auf nimmer wiedersehen. Und du wirst hier verbluten. Hahahahaha.“ Er lachte schadenfroh auf.
„Halts Maul. Ich bin der Boß, nicht du. Und du kleine Gans bleibst auch hier. Und nachdem wir dich hier fertig gemacht haben werfen wir deinen Sohn aus dem Fenster.“
„Nein! Lasst mich in Ruhe. Ich habe euch nichts getan.“ Wütend schrie Bruce: „Nichts getan? Wegen dir war ich im Gefängnis.“
„Aber das hattest du auch verdient. Immerhin hast du meine Freundin und ihre Kinder umgebracht.“ „Willst du auch noch frech werden? Nein, nein. Nicht mit mir. Jetzt wirst du noch länger leiden, als geplant.“

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„Das ist sehr interessant, was ihr uns da erzählt habt.“ Der Polizist schaute Diana und Sam nachdenklich an. Nach einer Weile sagte er schließlich: „Sie wissen ja, dass man bei falschen Angaben oder falschem Alarm mit Strafe rechnen muss.“
„Ich bitte Sie. Ich bin Rechtsanwalt und leite zusammen mit Mister Andrew eine Anwaltskanzlei. Ich kenne mich diesen Dingen aus.“
„Ja wenn das so ist ... Ich hole meine Kollegen und dann fahren wir zu diesem Ferienhaus.“ Und zu Diana gewandt sagte er: „Sie müssen verstehen, dass wir sie zu dieser Aktion nicht mitnehmen können. Wenn sie wollen können sie ja mit einem meiner Kollegen zu dieser Hütte fahren, wo Ihre Freundin eingesperrt werden sollte. Die Kerle tauchen bestimmt da auf.“ Dann wandte er sich um und ging aus dem Raum. Der andere Polizist, der noch im Raum war bedeutete Diana, dass sie ihm folgen sollte und auch sie verließen die Wache.
„Darf ein Bekannter von mir auch mitkommen?“
„Wenn er in fünf Minuten hier ist ...“ Schnell rief Diana Marc an. Und er war genau fünf Minuten später an der Polizeiwache.

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Verwundert setzte Sandra sich auf. Sie hatte Kopfschmerzen und ihr war kalt.
„Wo bin ich?“ Und da fiel ihr ein, was passiert war.
„Ich war doch mit Moni im Urlaub und dann kam Jaison. Er gab mir einen Ring und dann ... was war dann? Dann war da ein Mann. Nein, es waren mehrere und sie schlugen Jaison nieder. Wo ist Jaison?“ Jaison lag neben ihr auf dem Boden. Er hatte eine Wunde am Hinterkopf, die die ganze Zeit blutete. Er war immer noch bewusstlos. Sanft drehte Sandra ihn in eine angenehmere, seitliche Position. Dann versuchte sie die Blutung zu stillen.
„Hey, Jaison, wach auf. Komm schon, Schatz. Wach auf.“
Sie versuchte es immer wieder und endlich, nach etwa zehn Minuten kam er zu sich.
„Was ... was ist passiert? Au, mein Kopf. Oh.“ Und er schloss wieder die Augen. Sandra wollte nicht, dass er wieder die Besinnung verlor und rüttelte ihn etwas. Da schlug er wieder die Augen auf.
„Sandra, was machst du hier? Du warst doch mit Moni in den Bergen.“
„Aber wir wurden doch überfallen. Du kamst zu mir und du machtest mir einen Heiratsantrag. Guck, diesen Ring hast du mir gegeben.“
„Ah, jetzt erinnere ich mich. Bruce kam und wollte Monica das Gesicht aufschlitzen. Und ich habe ihm dabei geholfen. Aber das wollte ich doch nicht. Ich liebe dich und Monica war so nett und Luke ist so ein süßes Baby und ...“
„Jetzt beruhige dich doch. Fang mal ganz von vorne an.“
Da erzählte Jaison ihr alles von Anfang an. Sie war erschüttert, aber sie verstand Jaison.
„Und der Heiratsantrag war nicht geschwindelt?“
„Nein, der war echt. Aber du willst mich jetzt ja so wie so nicht mehr, nach allem, was bis jetzt gelaufen ist.“
„Doch. Ich liebe dich und ich gebe dich nicht auf. Es ist zwar schade, dass das alles gelaufen ist, aber du wolltest das alles ja nicht mehr. Außerdem liebst du mich doch auch.“
„Sandy, es tut mir so leid. Wenn ich dir nicht begegnet wäre, dann würdest du das jetzt nicht durchmachen müssen. Aber ... man, was habe ich nur getan!“ Jaison brach zusammen. Er lag in Sandras Armen und weinte, bis er keine Tränen mehr hatte und auch Sandra weinte vor Rührung. Als beide sich beruhigt hatten überlegten sie, wie sie aus dem Keller kommen sollten. Jaison fiel ein, dass sie in seiner Hütte waren.
„Aber ich glaube, sie haben mir den zweiten Schlüssel weggenommen. ... Ja, ich habe ihn nicht mehr. ... Man, ich kann echt nicht mehr. Ich habe starke Kopfschmerzen.“
„Du hast auch eine Wunde am Hinterkopf. Wenn wir hier rauskommen, fährst du sofort ins Krankenhaus. Darauf bestehe ich.“
Plötzlich hörten sie Geräusche, die von oben kamen. Ängstlich klammerte Sandra sich an Jaison und fragte: „Wollten die denn zurück kommen?“
„So weit ich informiert bin nicht. Hey, dass hab ich ja ganz vergessen, die Polizei weiß schon längst bescheid. Das hat deine Freundin übernommen. Du kennst sie als Nancy. Aber in Wirklichkeit heißt sie Diana. Die, die damals von Bruce angeschossen wurde.“
„Wirklich? Oh, da kommt jemand zur Kellertür. Hallo? Hallo? Wir wollen hier raus.“
„Hallo, hier spricht Kommissar Ray. Ist da wer?“
„Wir sind hier. Wir wollen hier raus.“
„Wir öffnen die Tür. Einen Moment. ... Man, sind das dumme Leute gewesen. Die haben den Schlüssel doch tatsächlich im Schloss stecken lassen.“ Kommissar Ray befreite die beiden und rief sofort den Krankenwagen, als er Jaison sah. Sandra und Diana, alias Nancy fielen sich um den Hals. Auf dem ganzen Weg zum Präsidium erzählte Diana Sandra alles, was sie von Jaison erfahren hatte und dass die Polizei gerade zum Ferienhaus gefahren war.

* * * * *



Doch wie erging es Monica in der Zwischenzeit?
Bruce hatte schon ein paar mal auf sie eingeschlagen und sie getreten und immer noch kannte seine Wut und sein Hass keine Grenzen.
„Du Sau, ich werde dich weiter Quälen, bis du fast tot bist und dann, dann schlitze ich dir dein hübsches Gesicht auf“, brüllte Bruce durch die Hütte. Doch plötzlich griff jemand nach seiner Hand, in der er das Messer hielt und nahm es ihm weg.
„Wer von euch wagt es ...“
„Die Polizei. Sie sind verhaftet.“ In seiner Wut warf Bruce seine Pistole mit aller Kraft gegen Monicas Kopf und traf sie an der rechten Seite der Stirn.
„Das gibt Lebenslänglich wegen schwerer Körperverletzung und versuchten Mordes.“
„Das stimmt doch alles gar nicht. Und außerdem wollte ich sie ja gar nicht umbringen.“
„Doch. Die Verletzungen, die Sie ihr zufügen wollten, hätte sie bestimmt nicht überlebt. Außerdem sind sie Vorbestraft. Wegen versuchtem Mord an dieser Diana.“
„Na und? Die hat nichts anderes verdient. Aber ... hat Diana das denn überlebt?“
„Ja, sie und ihre Kinder haben damals überlebt. Sie lebt hier in der Stadt und sie war auch diejenige, die uns Alamiert hat. Das war’ s wohl Bruce.“
Der Hauptkommissar gab den Polizisten, die Bruce von beiden Seiten festhielten einen Wink und diese legten ihm und seinen Freunden, die sich sofort ergaben, Handschellen an und führten sie zum Auto.
Zur gleichen Zeit kniete Sam, mit dem weinenden Luke auf dem Arm neben der bewusstlosen Monica. Da trat der Hauptkommissar heran und fragte: „Wie sieht es aus?“
„Haben sie den Krankenwagen gerufen? Sie muss schnell ins Krankenhaus. Ich weiß nicht, was der Typ mit ihr gemacht hat, aber sie muss unbedingt untersucht werden und die Platzwunde am Kopf muss genäht werden.“ Besorgt schaute Sam mal zu seiner Moni, mal zum Polizisten. Dieser antwortete beruhigend: „Ein Hubschrauber ist schon unterwegs, der sie dann ... ah, da ist er schon. Und die Sanitäter auch. Wollen sie mitfliegen?“ „Ja, natürlich.“
Und dann ging alles sehr schnell: der Hubschrauber nahm Sam, Monica und Luke mit und brachte sie in das Krankenhaus in Oklahoma und Bruce und seine Freunde wurden ins Gefängnis gebracht. Im Krankenhaus warteten schon Sandra und Diana, die von dem Hauptkommissar verständigt wurden. Sie berichteten ihren Teil der ganzen Ereignisse und dann gingen sie zusammen in das Zimmer, in dem Jaison lag. Sam bedankte sich bei ihm für seine Mithilfe, aber Jaison winkte ab.
„Beinahe wäre ich Mittäter an der ganzen Sache. Ich bin nur froh, dass ich damals mit zu euch gekommen bin und auch Luke kennengelernt habe. Sonst würde nicht ich, sondern Sandra hier liegen. Was wurde eigentlich mit Moni gemacht? Hat Bruce doch in der Hütte zugeschlagen, also ihr das Gesicht aufgeschlitzt? ... Wie geht es ihr denn?“ Ein Schatten legte sich über Sams Gesicht. Leise antwortete er: „Ich weiß es nicht. Sie wird gerade untersucht. Sie hat eine Platzwunde und wurde wahrscheinlich von Bruce geschlagen und getreten. Ich hoffe nur, dass sie keine weiteren Verletzungen hat. Du weißt schon, innere Verletzungen.“
Doch bevor irgendjemand noch etwas sagen konnte kam ein Artzt in das Zimmer und sagte: „Ich bin Dr.Grand, Oberarzt. Ist ein gewisser Sam King zu sprechen?“
„Ja, bitte?“
„Bitte kommen Sie mit vor die Tür.“ Sam übergab Luke an Sandra und ging mit dem Oberarzt vor die Tür.
„Wie geht es meiner Frau?“
„Wir haben sie untersucht. Sie hat keine inneren Verletzungen und zum Glück hat sie keine Tritte in den Bauch bekommen, denn sonst hätte das Baby nicht überlebt, oder wäre nachher behindert.“
„Das Baby? Welches Baby?“
„Wussten Sie nicht, dass Ihre Frau schwanger ist?“
„Nein, das wusste ich nicht. Und wie geht es ihr sonst?“
„Die Wunde wurde unter Narkose genäht und sie dürfte jetzt wach sein. Wollen Sie Ihr die gute Nachricht bringen?“ Sam nickte nur. Er war überglücklich, dass er bald wieder Vater werden sollte und das die Verletzungen nicht so schlimm sind. Schnell ging er in den Aufwachraum. Dort lag Monica in einem Bett. Sie sah noch sehr blass aus, doch es ging ihr schon besser.
„Moni, Schatz. Wie geht es dir? Weißt du, was der Arzt eben zu mir gesagt hat? Du bist wieder schwanger. Ist das nicht toll?“ Monica begriff noch nicht ganz, was Sam meinte, da sie noch nicht ganz wach war, aber sie freute sich, das Sam da war. Mehr brauchte sie erstmal nicht.
„Hallo Sam. Wie geht es Luke? Was sagtest du eben?“
„Luke geht es gut. Er steht nur etwas unter Schock, aber sonst ist alles in Ordnung. Ich sagte eben, dass wir noch ein Kind bekommen.“
„Ehrlich? Ist dem Baby auch nichts passiert?“
„Nein. Der Arzt sagte, dass du nochmal Glück gehabt hast, weil du keine Tritte in den Bauch bekommen hast.“ Nach einer viertel Stunde war Monica wieder voll bei Bewusstsein.
„Erzähl mir mal, was noch so passiert ist.“ Und dann erzählte Sam ihr alles. Angefangen davon, dass Diana noch lebte bis zu den Ereignissen in Jaisons Hütte. Gespannt hörte Monica zu und war froh, dass es noch so gut ausgegangen war.


Kapitel 22



„Hallo Moni, hallo Sam. Schön, dass ihr gekommen seid.“ Lachend antwortete Sam: „Na, als ob wir uns dass entgehen lassen würden.“ Und Monica meinte: „Ich verpasse doch nicht die Verlobungsfeier meiner besten Freundin.“ Ihr war schon deutlich anzusehen, dass sie schwanger war. Sandra geleitete sie in die Vorhalle des Hotels, wo die Verlobungsfeier stattfand. Dort stand auch schon Diana mit ihren Kindern. Diese nahmen sofort Luke, der mittlerweile laufen konnte, an die Hand und gingen mit ihm spielen. Da begann die Feier auch schon.
Als nachher die meisten Gäste schon wegwaren sagte Jaison zu dem Rest: „Also, wenn Diana mich damals nicht zu der christlichen Veranstaltung im Park mitgenommen hätte, dann würden Sandra und ich heute nicht hier sein. Langsam fange ich an mich für den christlichen Glauben zu interessieren und ich hoffe doch sehr, dass du, Sandra, nichts dagegen hast.“ Lächelnd antwortete diese: „Nein, mein Schatz. Bestimmt nicht. Ich würde auch gerne etwas mehr darüber erfahren wollen.“

* * * * *



„Jetzt sind alle weg, Sandy. Soll ich dich schon nach Hause bringen?“
„Komm wir bleiben noch etwas hier stehen.“
Zärtlich nahm Jaison Sandra in die Arme und gab ihr einen Kuss. Dann flüsterte er ihr ins Ohr: „Ich liebe dich und nichts und niemand wird uns je trennen können.“

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Tag der Veröffentlichung: 11.09.2008

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