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Immer höher, immer weiter. Der Wind weht ihr ins Gesicht, ihre Locken wehen hinter ihr her, wenn sie aufsteigt und fliegen ihr ins Gesicht, wenn sie wieder herunter kommt. Ein glockenhelles Lachen erfüllt die Luft und gleichzeitig auch mein Herz mit einer unbändigen Freude.

Auf dieser Schaukel hatte selbst ich noch gesessen, wurde von meinem Papa angeschubst und dachte, ich könnte fliegen. Als ich älter wurde, schaukelte ich zwar weniger, aber habe die Äste des alten Baumes benutzt um mich weiter nach oben in die Krone zu schwingen, von dort auf das weite Feld hinaus zu blicken oder mit meinen Büchern in einer anderen Welt zu versinken.
Unser Gehöft am Rande der Stadt, mit den großen Äckern und dem riesigen Feld mit den großen alten Bäumen. Ich hatte es geliebt mit meinen Geschwistern dort herumzutollen, unsere Eltern hatten uns oft lächelnd dabei beobachtet.

Nun schaute ich meiner Kleinen zu, streichelte über meinen Bauch und schubste sie immer wieder an, wenn sie in noch höhere Ebenen wollte.
Ihr Geschwisterchen würde nicht mehr mit ihr hier spielen können.

Es hatte mir das Herz gebrochen, als mein Vater sagte, dass das Geld alle wäre und er die Äcker und Wiesen verkauft hatte. Sie waren sein ein und alles gewesen und ich war auf ihnen aufgewachsen, hatte so viele Erfahrungen, so viele Erinnerungen, die mich mit ihnen verbanden.

Es wurde langsam dunkler und ich hob meine kleine Prinzessin hoch, um mit ihr ins Haus zu gehen. ‚Genug gespielt für heute, sag dem Baum Gute Nacht.’
Langsam hob sie ihr kleines Händchen und eine Träne kullerte ihr die Wange hinunter, als würde sie spüren, dass dies das letzte Mal war, das sie hier schaukeln und lachen würde.


Der nächste Tag brach an und schon früh morgens um 7Uhr rückten sie an. Große graue und unheimlich laute Ungetüme, die die Natur verstümmelten und die Landschaft zerstörten.
Die riesigen Räder fraßen sich in das Gras, walzten alles nieder und die großen Sägen beschnitten die Natur um ihre wundervollen, hunderte von Jahren alten Bäume.

Stundenlang stand ich am Fenster, starrte hinaus, wie sie einen Baum nach dem nächsten töteten, die einzelnen verstümmelten Teile auf große Laster luden, die Leichen weg fuhren.
Doch das Schlimmste waren nicht mal die großen grauen Ungetüme, die riesigen Monster. Nein, das Schlimmste war das, was darin saß. Die die alles steuerten, die dafür sorgten, dass die Maschinen ihre Arbeit taten.

Es wunderte mich, dass mein kleines Mäuschen noch immer nicht wach war, trotz all des Lärms. Ich ging in ihr Zimmer und mir stockte der Atem.

Das kleine Gesicht war bleich, der ganze Körper steif und kalt. Ihre Lippen blau.
Ich nahm das winzige Geschöpf in meine Arme, weinte bitterlich und verstand darin die Rache von Mutter Natur…

Wann merkt ihr endlich, dass ihr unseren Kindern, unserer Zukunft die Luft zum Atmen nehmt?

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Tag der Veröffentlichung: 21.09.2010

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