Cover





Das Coverbild stammt aus dem Film Eraserhead

von David Lynch - mit freundlicher Genehmigung vom lieben Gott.
Die Dame singt das wunderbare Lied In heaven everything is fine.


Zusammengetragen und veroeffentlicht in Moskau, im April 2010. Morgen feiert Charles Fourier Geburtstag


Einleitung

Ich bin kein Rimbaud, und dennoch scheint das Derangement der Sinne meine liebste Beschaeftigung zu sein. Als Dichter hat man nicht viel zu tun im Leben, man faengt nur Momente ein, in denen man aus sich selbst heraustritt - wenn alles vor Bedeutung strahlt und es ist, als ob die Existenz persoenlich durch einen spricht. Ich bin gut darin, alle Sinne zu verlieren, aber nur ein mittelmaessiger Dichter und ich bin mir absolut im Klaren, dass das eine das andere nicht kompensieren kann. Und dennoch: wenn ich diesen sanften Hauch fuehle, die Brise des freien Windes, dessen Bruder ich gerne waere, dann sehe ich keine andere Moeglichkeit mehr meine Sinne zu verlieren als im Schreiben. Vielleicht koennt ihr das hier Geschriebene als Experiment betrachten, als Versuch eines armen Irren seine Haut zu verlassen, um mit den Voegeln zu fliegen. Wie Rilke einmal schrieb: Ich weiss, ich bin ein Hasenfuss, doch dafuer darf ich manchmal ganz der Hase sein.





1. Das Derangement der Sinne



Kinder Gaias - frei und wild,
Koerper sind mit Laub bedeckt,
sah des Dichters Spiegelbild,
unter dem Make-Up versteckt,
Masken weg aus den Gesichtern,
Marionetten gibts genug,
Dichter sein heisst niemals nuechtern

,
-keine Chance fuer Selbstbetrug.
aus der eignen Haut austeigen,
finde niemals einen Meister,
um sich selbst die Welt zu zeigen,
freier Flug fuer freie Geister,
brodelt tief in dir ein Beben,
laesst dir alle Sinne schwinden,
willst auch du die Welt erleben,
musst du sie taeglich neu erfinden...


2. Da-Sein



Anfangslos beginnend wart ich angesichts,
jener großen Tage voller Güte.
Der Regen pisst auf uns als wärn wir nichts,
vielleicht auch wie auf Blumen vor der Blüte.

Wer weiß schon wo man landet, auf diesem langen Weg,
wer weiß schon, welches Leben uns erwartet?
Ich greife diese Dinge, die ich drehe und beweg,
doch begreifen bleibt versagt, solang man wartet.

Das ferne Glück der Engel, der tanzenden Musen,
zaubert mir Gefühle in den Bauch.
Man will es ergreifen, so wie einen Busen,
doch bleibt da nichts außer diesem Hauch.

Ich höre die Welt atmen, die Brust geht auf und nieder,
ich drüke sie ganz fest an mich heran.
Lasst uns das Leben feiern, schreiben wir drauf Lieder,
können wir's auch nicht verstehn, wir bleiben dran.


3. Passionata-Poetische Leidenschaft



Wörter schäumen wie Champagner, über in ein Reizgeflecht,
singt sich selber in den Taumel aus Delir, ist zugezecht,
hier muss wohl die Existenz selbst allein am Werke sein,
in dem Spiegle eines Mondes ist er auch nur Sonnenschein,
nimmer möchte ich dich missen, hochgeliebter Verserausch,
werd dich weiter streicheln, küssen, während ich den Versen lausch.
Viele Lieben mögen kommen, lebt man lang und ungestüm,
doch keine lässt mich so erschaudern, lässt die Träume so aufblühn


4. Kata-Strophen



verbrechen - katastrophen - der wetterbericht
des menschen interessen sind vielseitig gestrickt,
die irrungen wirrungen dieses planeten
verwüstend wie ausglühende kometen
und irgendwer hat wieder seine brüste entblößt
das parkplatzproblem bleibt ungelöst
nur manchmal hört man noch vom sturm
der uns bretter vor die köpfe stößt


5. feng shui



weiter, noch und noch ein stück.
so wie ich die möbel rück
schaff ich gedankennischen.
verrücktheit macht die wohnung schön,
und die gedanken angenehm,
verrücktheit bringts zum fließen.


6. Toelpeltum



all die pflanzen, die ich pflanz.
all die tänze, die ich tanz,
werdet ihr wohl nie verstehen.
all die orte, wo ich war,
all die sterne, die ich sah,
werdet ihr whl niemals sehen.

doch als beispiel dient ihr mir,
als schlechtes zwar, doch merkt ihr,
dass ich entgegenreich die hand?
warum im glück allein verweilen,,
wenn man doch kann das glück verteilen,
da ich nunmal das glück erfand.

drum lachet laut, schaut nicht so fies,
ich wart in meinem paradies,
bis ihr erahnt, wo es denn sei.
das sein, das nichts, wo bleibt ihr fern,
verliert ihr euch auf einem stern,
seid ihr jemals wirklich frei.


7. Vergehen



die stunden, die tage vergehn wie im flug,
ich hielt die zeit in schach.
solang ich das leid der welt auf mir trug,
hab ich an nichts andres gedacht.

ich fragte die sterne, warum muss das sein,
warum lassen sich mich nicht in ruh?
sie sagten, nur du allein kannst dich befrein,
lächtelten mir komplizenhaft zu.

der boden unter mir, wie ein jaguar,
regt sich in meditation.
alles lebt, alles stirbt, es ist wunderbar,
wir erleben unsere kreation.

und die puppen schließen die augen,
die rollläden gehen knirschend zu,
ein winzer zerquetscht seine trauben,
singt lieder von abschied dazu...


8. Ein Spruch auf einem Fetzen Klopapier



Ein krauses Schamhaar liegt
vor mir auf der Klobrille
Vergänglichkeit-die siegt
in anmutender Stille
Irgendjemand hat's verloren
Wird's nie wieder finden
Dafür werden wir geboren:
Zu sehen wie Dinge schwinden


9. Urin



der gestank von urin ist das emblem der großstadt
attribut
memento
verschlissene erinnerung
an den unhygienischen
mief
von zivilisation

reality soap die weiternetwicklung von disneyland
soap
seife
nicht dreigroschenoper
oder so
seifenoper
du musst dich bücken
und dann ficken sie dich

bizarre voodoofantasien
dösender sofa zombies
oliver geißen - ein priester
bellt mantren
und entfesselt macht

und gehst du zurück ins leben
urin
und dann lethargie
endlosschleife
cut-up
zerstört
sterbend
beinahe zufrieden


www.wiekommeichhieraus.de
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10. Elfenstaub



Sah die Elfen, klein, mit Hueten,
wie sie wild im Dreieck sprangen.
Stets beschaeftigt, uebernaechtigt,
und die Welt ins Dasein sangen.
Zwischen Kiefern voller Stille,
kann man ihren Liedern lauschen,
gleich dem Zirpen einer Grille,
Worte gegen Wahrheit tauschen.

Ihr Elflein, was ist euer Handwerk
anders als die Welt zu machen?
Eure Lieder werden Berg,
werden Sommer - tausend Sachen.
Und wenn wir die Stimmen erheben,
schnattern wir den Elfen gleich,
schaffen aus den Worten Leben,
bilden uns ein Koenigreich.

Alle Elfen singen mit,
formen Existenz aus Klang,
Zum Tanze wird da jeder Schritt,
und jedes Wort wird zum Gesang.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 06.04.2010

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