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Im flackernden Stakkato der Flammen erzaehlt man sich Geschichten am Lagerfeuer ueber das sonderbare Reich unserer Traeume, jene Mundus Imaginalis, aus der unsere Visionen aufsteigen wie ein gegrillter Phoenix.

In dieser Matrix purer Information ist viel Platz fuer freie Geister, die durch die Strassen wirbeln wie ekstatische Derwische – hier wachst das Zinnober unserer Imagination heran, in diesem hermetischen Spielplatz der Vielfalt spielen wir wie Merkur mit giftigem Quecksilber, nur um im naechsten Moment fiebrige Fermente daraus zu brauen.

Keine neue Idee, sondern vielmehr eine kartographie des Wirklichen – die Imagination ist immer da, und manchem freien Prinzen faellt es schwer nicht zu reagieren. All diese Ideen, die irgenwann zur Ideologie angeblicher Erfahrung werden, zur Mahlzeit des Gewohnheitstiers Mensch, jenem domestizierten Primaten der Unzulaenglichkeit – in meiner Hoehle ist jedoch kein Platz fuer schoengeistigen Unfug.

Anstatt pausenlos mit meinem Verstand zu korrespondieren, in welche Schublade diese oder jene Art von Ereignis passen mag, stelle ich mir selbst eine Lizenz aus, die Recht an all dem hier zu besitzen – nicht als Herrscher, sondern als Monarch des ewigen Fruehlings, dessen einzige Form von Wirken darin besteht, nichts zu unternehmen, das das Tao, die Natur des Chaos unterbindet.
Alles fliesst und ich sage lediglich: Lasst tausend Blumen bluehen!

Wie der Indianer-Haeuptling, fuer den ein wenig zuviel genau richtig ist, grabsche ich nach dem Busen von Mutter Gaia und bastel Traumgebilde in Sand, male Bilder in die Sterne, sichtbar fuer alle offenen Augen, die mit mir diesen Weg der Phantasie beschreiten wollen.

Ein geheimer Handschlag und du bist dabei – das reiche Erbe von Kultur, die Tradition der Vergangenheit ist nicht mehr als ein witziges Geschichtchen, - ich will nicht einmal wissen, dass es Menschen gab, die vor mir gelebt haben, wie Descartes gesagt haben soll.

Der Geist bleibt immer Kind, hat niemals aufgehoert aus diesem spaeten Daemmerschlaf der Verzueckung aufzuwachen. Alles entsteht in jedem Augenblick von Neuem und wird ein Teil von uns, wir atmen es ein, wir schlucken und beruehren es unabewegig und schliesslich werden wir es. Der Esel sieht in den Brunnen und der Brunnen in den Esel.

Die Kunst ist eine Prima Ballerina, die standhaft bleibt wie eine alte Kiefer, nur um im naechsten Moment hervorzuschnellen wie ein gezogener Krummsaebel – Blakes Poetischer Genius, der einen mythologischen Krieg mit deinem Verstand fuehrt – sie erzaehlt wunderbare Luegen, die wahr werden.

Fuer diese Vefuehrerin des Lebens wurden die Fesseln des Gesetzes bereits gesprengt und wir werden ihr folgen auf unserer Morgenlandfahrt in die verborgensten Winkel dieser bunten Kugel – in unserem Netz aus Juwelen finden sich allerlei seltsame Geschoepfe, Kreaturen des Geistes, ein Niemandsland der bluehenden Blumen, in dem jeder zum Akteur des grossen Weltendramas aufsteigt.

Die Zukunft gehoert jenen, die in der Lage sind, zu imaginieren; die nicht in ihrem Hirnkasten kramen muessen, um ihre eigene Version dieses kosmischen Gartens zu finden; fuer die sich das Leben in einen Zustand leidenschaftlicher Surrealitaet erhebt und ihre Visionen werden sich materialisieren wie in Entwicklerfluessigkeit.

Ich schlage deshalb vor, alle linearen Prozesse aus dem Weg zu raeumen, es raubt einfach unsere Zeit. Vielleicht ist die Mathematik zu komplex, um sie vollends zu begreifen, und es waere vielleicht weiser, sie vollends zu ignorieren und diesem euklidischen Gefaengnis zu entsagen wie ein Wahnsinniger – diese algebraische Funktion, in der wir alle eine bekannte Variable sind, bleibt nur solange stabil, bis Chaos hereinbricht, wie in thermodynamischen Kochtoepfen – ihr Vakuum ist unser Satori, der Bliz der Existenz, der sich auf das Leben stuerzt wie auf eine laeufige Huenden, Thors Hammer als wichtigstes Werkzeug der Philosophen, die wenig bekuemmert sind um die Liebe zur Weisheit – die jedoch die Weisheit der Liebe erkannten.

Langweilen wir uns nicht mit all dem zivilisatorischen Schund, starten wir unsere ganz pesoenliche Ko-Evolution auf allen Ebenen, die unserer Aesthetik entsprechen – ich werde mir aus dieser Welt kein notwenidges Uebell zurechtzimmern, sondern alle Dinge einzig und allein nach ihrer Schoenheit beurteilen – wie die tribale Kunst der Staemme, das wilde Huepfen auf einer Punkerparty, das zufaellige Zusammentreffen einer Naehmaschine und einem Kaese auf einem Operationstisch, oder was immer das war.

Wir sind frei in der Zeit und wir werden auch im Raum frei sein, jener Mundus Imaginalis, aus der die froehlichen Elfen, die die Welt ins Dasein singen aufsteigen, um mit uns zu tanzen.


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Tag der Veröffentlichung: 06.04.2010

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