Cover

Das Bordfest ging noch bis halb Eins und es wäre bestimmt noch länger gefeiert worden, sagte der Matrose Jens zu mir als er im Aufenthaltsraum an meinen Tisch kam, aber wir bekamen grünes Licht zur Weiterfahrt.
Du warst schon bald verschwunden und sag mal, wo ist eigentlich Ingo Morgenstern? Auch er war nicht lang bei der Party und sogar der Kapitän hat mich schon gefragt, wo er immer ist.
Ungefähr um ein Uhr haben wir bei Saint-Jean-Port-Joli unseren Anker gelichtet und wir passierten Cruez-Island.
Eigentlich wollte ich dich wecken, als wir zwischen der Insel d’Orleans und den Notre Dame-Montains durch fuhren, aber es stürmte und regnete in Strömen. Inzwischen haben wir schon Quebec hinter uns gelassen und auf der Backbord-Seite kommen wir bald an St.-Nicolas vorbei. Jetzt erst durfte ich die Brücke verlassen. Verpasst hast du nichts, aber falls du doch noch an Deck möchtest, habe ich dir diesen Regenmantel mitgebracht. Sicher hast du so was nicht dabei!
Vielen Dank, da hast du recht, ich hab nur meinen Trenchcoat.
Wir sehen uns, Jens klopfte mir auf die Schulter, ich muß! Vergiss nicht zu packen, heute Abend sind wir in Montreal.
Schon war er verschwunden. Bestimmt wird mein Freund schon am Hafen warten. Mechanisch griff meine Hand zur Kaffeetasse.
Nie hatte ich mir Gedanken gemacht wie weit es von Toronto bis Montreal ist, für ihn doch sicher kein Problem.
Inzwischen hatte Moses abserviert, ich hatte es nicht gemerkt und griff ins Leere. Mit einem Ruck stand ich auf, zog den Regenmantel über und ging an Deck.
Sofort machte ich wieder kehrt, mir schlug der Regen ins Gesicht und ich versuchte erst gar nicht auf Deck zu bleiben, sondern ging in Richtung Lothars Kabine.
Als ich klopfte, antwortete Inge: “Herein!“ Damit hatte ich gar nicht gerechnet und das sagte ich auch.
„Guten Morgen, ach du bist auch hier!“.
Mit der rechten Augenbraue nach oben gezogen, so wie sie es immer machte, wenn sie sich ärgerte, sagte sie: “Ich wohne hier wenn du erlaubst. Lass mich mal durch!“
Sie hatte eine Reisetasche in den Händen und drängte sich an mir vorbei. Innerlich grinste ich, da fehlt wohl Bärli zum Packen, sagte aber: "Lothar, wie geht es DIR!"
„Heute Abend, wenn ich wieder festen Boden unter den Füßen habe, bestimmt besser“ und er warf einen wutbeladenen Blick in Richtung Inge. Oh - hier ist wohl dicke Luft dachte ich, sagte aber „ich sehe - ich störe“ und wandte mich zur Türe.
"Halt Benedikt!" Ich reagiert nicht, denn diesen Namen brachte ich nie mit mir selbst in Verbindung, obwohl ich so hieß. "Dick" wurde ich immer schon gerufen, und mein Opa sagte zu mir "Dicky" als ich noch klein war.
„Bäerli“, sagte nun Inge mit ihrer zweiten,
<wenn sie was wollte> Stimme. Ich blieb stehen.
"Hast du schon gehört, wir kommen wahrscheinlich noch heute Abend in Montreal an. Je nachdem wie spät es wird, können wir noch den Nachtzug nach Toronto erreichen."
„Vielleicht ist mein Freund da!“ warf ich ein.
"Egal, unabhängig davon, erst müssen wir vom Schiff und durch den Zoll, denn Ankommende können sich erst mit Wartenden nach der Zollabfertigung begrüßen."
Aha, Bärli muss die Koffer schleppen, dachte ich jetzt.
Inge sagte: "Hier in Quebec spricht man Französisch, aber auch in Montreal das schon zu Ontario gehört, kommt man ohne Französisch nicht weiter, obwohl die Menschen Englisch verstehen, tun sie so als hätte man sie beleidigt, wenn man sie englisch anspricht.
Das hat mir der Kapitän erzählt. Da sei es noch besser man spräche Deutsch, obwohl sie das auch nicht verstehen, sind sie dann freundlich und hilfsbereit.
Wenn also der Beamte den Passport verlangt, gibst du ihm deinen Reisepass und halte bitte deine Englischkenntnisse zurück. 'Baggasch', Bagage geschrieben, heißt Gepäck und wenn er das sagt, dann will er dich nicht beleidigen, dann nickst du und sagst 'wui'!"
Meine Eltern sprachen immer von der Baggasch, wenn es um die neuen Nachbarn ging, erinnere ich mich jetzt. Eine große Familie, die erstmal in Zelten auf dem Nachbargrundstück lagerten und sich nach und nach ein kleines Steinhaus bauten, mit Ziegelsteinen die sie von überall, wo ein zerbombtes Haus war, abtrugen und mit brachten. Ich war mir sicher, meine Eltern wollten diese Leute nicht Gepäck nennen.
"Am besten ist es", meinte nun Lothar, "wir lassen Inge vor uns als Erste gehen, sie spricht gut Französisch.
Bei den VON-Leuten war das ja früher Pflicht!" Und schon wollte er wieder die ganze Geschichte erzählen, dass Ingeborg eine „von“ war bevor er sie heiratete.
Das tat er oft - um sie zu reizen, oder zu ärgern und bei jeder Gelegenheit um mit ihr anzugeben. Mehrmals winkte Inge ab und unterbrach ihn 'erfolglos'.

Endlich schwieg er und sie sagte: „Unabhängig davon ob dein Freund da ist, wir wollen sowieso mit dem Zug fahren; denn erstens, ich glaube nicht, dass wir alle plus Gepäck in ein Auto mit Fahrer passen, und zweitens werden wir in Toronto im Hauptbahnhof erwartet. Wir lösen uns in Montreal ein Liegewagen-Billet, dann kommen wir in Toronto ausgeruht an."

Schon hörten wir den Gong der zum Mittagessen rief. Wir gingen zusammen, saßen aber an getrennten Tischen, alles stand schon wieder auf seinem gewohnten Platz. Nichts erinnerte an die Party letzter Nacht. Darüber war ich besonders froh, denn es herrschte eine sehr gespannte Stimmung zwischen Inge und mir. Ich war abgelegt, das wusste ich intuitiv ganz sicher. Aber ich hasste dieses süßliche Getue -als sei nichts gewesen, nur weil sie mich noch brauchten.
Gott sei Dank, bald sind wir da!
Ich ging in meine Kabine um meinen Koffer zu packen.
Wo war Ingo? Weder beim Essen hatte ich ihn gesehen noch war er jetzt hier in der Kabine, sein Koffer und eine Reisetasche standen schon abholbereit.
Den Regenmantel von Jens legte ich wieder zu einem Paket zusammen und dabei dachte ich darüber nach, ob ich ihm und auch Moses ein Trinkgeld geben müsste; denn jeder der Beiden hatte so viele kleine Extras, die bestimmt nicht zu ihren Pflichten gehörten, für mich getan. Kurz entschlossen legte ich 20 Mark auf den Regenmantel. Anschießend zählte ich mein restliches Geld. Es waren noch 410 Mark, noch nicht einmal 100 Dollar.
Ich erschrak. Hatte ich denn schon 190 Mark, seit wir München verließen, ausgegeben, überlegte ich und zählte zusammen. Fahrtbeteiligung, Lothar war ja wirklich anständig, er nahm mir nur 30 Mark ab, aber ich musste auf der langen Fahrt hinten zwischen, unter, dem ganzen Gepäck sitzen, die Heizung hatte versagt und mich fror, besonders an den Füßen, die ich keinen Millimeter bewegen konnte, weil sie mit Gepäck eingemauert waren.
Für eine Nacht in Hamburg brauchte ich ein Zimmer und ich musste auch was essen. Die 15 Mark für die zwei Drinks im "Käs-ball-verkehrt", so hieß das Lokal, hätte ich mir eigentlich sparen können, werfe ich mir selbst vor.
Nur einmal wollte ich über die Reeperbahn gehen, vielleicht würde ich ja nie mehr nach Hamburg kommen. Eine Rothaarige hatte mich auf der Straße angesprochen und mich in das Lokal gezerrt. Sie bestellte zwei Getränke und ich sollte diese sofort bezahlen, das wäre hier so üblich, sagte sie. Wir tanzten, sie fragte mich tausend Sachen und ich erzählte ihr, dass am nächsten Tag mein Schiff nach Kanada ablegen würde.
Komm, wir gehen in ein anderes Lokal, wo es ruhiger ist meinte sie. Bestimmt dachte sie, dies ist „ihre Chance“, um an mein Geld zu kommen. Ich dagegen, dachte, das ist „meine Chance“ sie loszuwerden und ich log, ja gerne ich müsse nur erst noch in mein Hotel, um Geld zu holen und sie sollte hier so lange warten. Es dauerte eine Weile bis ich ihr klar machen konnte, dass sie mich nicht begleiten könne, weil ich nicht alleine sei und endlich ließ sie mich gehen. Heilfroh ging, ja lief ich zurück zum Hotel.

Inge und Lothar hatte ich, seit wir im Hotel angekommen waren, nicht mehr gesehen. Erst am nächsten Morgen beim Frühstück hatten sie mir erklärt, wir fahren gleich zum Schiff und laden alles aus, dann bringt Lothar „Satan“ (der gute alte Merzedes hatte 'seins' getan) weg, um in zu verkaufen.

Ich hatte noch nie darüber nachgedacht, wieso eigentlich alles so genau passte. War das Schicksal?
Wir hatten unabhängig von einander das Visa beantragt, es zur selben Zeit bekommen, wollten zur selben Zeit los und Lothar sagte eines Tages zu mir : „Ah Dick wir haben da ein gutes Angebot von einer Reederei, die auf einem Frachtschiff zwei Doppelkabinen frei haben, bist du interessiert? Allerdings müsstest du mit einem anderen Passagier die Kabine teilen."
Es machte mir nichts aus, vor allem weil die Überfahrt mit den Frachter um 200 Mark weniger kostete als auf einem Passagierschiff. Ich hatte gehört man könnte noch günstiger mitfahren, wenn man auf einen Frachter arbeiten würde, aber keine Reederei gefunden, die das nach Kanada anbot, also stimmte ich zu. Immer hatte ich das Gefühl, mich bedanken zu müssen, nie kam mir die Idee, es könnte anders herum sein.

Schon wieder tönte der Gong und zeitgleich klopfte es an meiner Tür. Als ich öffnete, stand Moses, noch mit erhobener Faust, vor mir. „Warum willst du mich schlagen fragte ich lachend.“
"Erstens ist das Abendbrot fertig und zweitens erwartet dich der Kapitän. Er möchte sich schon jetzt verabschieden; denn wenn wir ankommen, hat er tausend Dinge zu tun, und dann hat er vielleicht keine Zeit." Ich reichte ihm den Regenmantel und die 20 Mark: "Bitte teile diese mit Jens und auch noch vielen Dank". Auch er bedankte sich und ging.

Gerade war ich im Aufenthaltsraum angekommen, kam auch schon Jens, legte den Regenmantel auf den freien Stuhl und sagte: "Den darfst du gern behalten, ich habe noch einen, denn laut Wetterbericht ist in Montreal und in ganz Ontario Regen, Regen und hier dein Geld, nimm es zurück, du wirst jetzt jeden Pfennig brauchen. Und nun leb wohl", er griff nach meiner Hand, "bestimmt sehn wir uns, irgendwann, irgendwo, wieder. Viel Glück!" Er war schon weg bevor ich endlich "dir auch!" herauswürgte.

Inge hatte vom Funker erfahren, es gäbe einen Nachtzug nach Toronto um 23Uhr35. Wenn alles glatt geht, könnten wir den erreichen. "Ja ihr", dachte ich, "mich holt Lou ab!"

Nicht von Allen konnte ich mich verabschieden, von einigen Offizieren nur kurz. Von Herrn Hanessen jedoch war der Abschied wie ein „zweites Mal“ von meinem Opa. Es zuckte gewaltig in seinem zerfurchten Gesicht und er sagte die gleichen Worte nur in seinem Dialekt. Wir drei glauben an den selben Gott, das war sicher.
"Moagt et gaut mang Jung!" rief er hinter mir her und ich zwang mich, nicht noch einmal umzuschauen.

Plötzlich waren wir da.
Eine lange Treppe führte abwärts vom Frachter und im strömenden Regen betraten wir kanadischen Boden.
Auf geht’s Dick!
Genau wie die anderen Male nahm ich das Gepäck auf, das man uns schon vom Frachter nach unten gebracht hatte. Erst den Rucksack, dann die zwei kleineren Koffer mit dem Lederriemen um den Hals, zwei Taschen unter jeden Arm, eine weitere und die zwei größten Koffer links und rechts in die Hand. Eine riesige mit Kies planierte Ebene mit vielen Pfützen mussten wir überqueren.
Lampen auf hohen Masten beleuchteten nur schwach den Trampelpfad. Wir folgten Ingo, er schien zu wissen wohin wir mussten. Ich war ein wenig zurückgefallen. Die Last, die ich mir aufgeladen hatte, war für diesen langen Weg zu schwer. Ein Zollbeamter trat aus einem Häuschen und hatte Ingo schon passieren lassen. Ich hörte Inges Stimme, aber nicht was sie sagte, und schon winkte mir der Beamte zu, "wit wit". Inge rief "schnell, schnell!"
Atemlos gab ich ihm meinen Pass. Er gab ihn durch ein kleines Fenster weiter, ich hörte "wum bum", aha das war der Stempel und ich sagte "danke" als er ihn mir wieder gab. Da legte er die Hand an die Mütze und ich wusste nicht, was ich tun oder sagen sollte.
Inge rief "komm, komm!" Dem Zöllner war es sicher zu nass; denn schon verschwand er in dem Häuschen.
Wir schlüpften durch ein mit Draht bespanntes Tor, das nur einen Spalt offen stand.
Nun ging es durch eine Reihe Baracken. Mit leuchtend roten Pfeilen, mal links mal rechts, war der Weg markiert. Ingo war schon verschwunden. Lachend und tuschelnd waren auch Inge und Lothar immer schon mindestens eine Ecke weiter, ich fiel mehr und mehr zurück.
Hier war es noch dunkler und man versank in dem nassen Sand des provisorisch angelegten Wegs.
Lautes Stimmengewirr, Geschreie, Flüche Gesang und verschiedene Musik hörte ich aus den Baracken und aus jeder kamen andere Düfte und Gerüche.
Inge und Lothar waren schon ein oder zwei Ecken weiter. Gut dass ich nicht wusste, was ich alles für sie durch den Zoll gebracht hatte.
Wieder fielen mir die Worte aus Inges Reim ein: “Er hat wohl Angst der arme Kleine, so ohne Mutti, so alleine.. “
Ich quälte mich um die nächste Ecke und wollte gerade rufen „Wenn ihr jetzt nicht auf mich wartet, lasse ich eure Koffer hier stehen!", da sah ich unter einem überdachten Platz Ingo, umringt von fröhlichen Menschen. Er wurde hochgehoben, umarmt, gedrückt, geküsst und beinahe - fortgetragen. Zeit sich zu verabschieden war da keine mehr. Schnell war die Gruppe in der Dunkelheit verschwunden. Wie durch Watte hörte ich seine Rufe "Viel Glück!". "Alles Gute!“. "Auf Wiedersehn...!"

Endlich war auch ich unterm Dach angekommen, nirgendwo aber hatte ich Lou gesehen. "Bitte lasst mich ein wenig verschnaufen!" sagte ich laut, stellte das Gepäck ab und ging tief enttäuscht zu einer Bank, die am anderen Ende des überdachten Platzes war. Niemand sollte meine Tränen sehen ,die vermischt mit Schweiß und Regen, über mein Gesicht liefen, das ich nun mit einem Tuch trocknete.
Ich hob die Hand, winkte und rief fröhlich: „Hurra wir sind in Kanada!“
Mit einem scharfen Piff rief Inge ein Taxi herbei. Wie sie das genau machte, konnte ich nicht sehen, jedenfalls hatte sie einige Finger von jeder Hand in den Mund gesteckt. Kopfschüttelnd sagte Lothar: „Das ist Ingeborg von Straßenköter...!" Und sie legte ihre Arme um ihn: "Ja es dauert noch, bis du mich erzogen hast!"
Beide schienen, im Gegensatz zu mir, sehr froh, ja glücklich zu sein. Inge trat an das Fenster des Taxis, sprach und gestikulierte, deutete zu uns ... und das Taxi fuhr davon. Sie hatte gerade ausgesprochen, er schickt uns ein Größeres, da fuhr auch schon eine riesige Limousine vor. Alles passte rein und wir saßen bequem zu Dritt auf dem Rücksitz.
Inge sagte: "Bärli du kannst den Lederriemen jetzt abnehmen, am Bahnhof nehmen wir einen Träger und geben das Gepäck auf nach Toronto!".
"Ich möchte aber, dass Bärli die zwei kleineren hellbraunen Koffer bei sich behält", sagte Lothar, "sie sollen nicht rumgeworfen werden und in dem Gepäckwagen landen, du weißt schon wegen der Nymphenburg Vase und der Porzellanskulptur!"
"Wenn das extra kostet, das Gepäck aufzugeben, möchte ich aber meinen Koffer behalten", meldete ich mich zu Wort. "Also gut", sagte Lothar, "dann übernehme ich das mit deinem Koffer!"

Das war noch nicht ausdiskutiert, da hielt der Wagen auch schon an und wir wurden von einem Mann in grüner Schürze, einer roten Schirmmütze und einer Karre an der Hand mit „Baggasch , Baggasch“ begrüßt. Obwohl mir überhaupt nicht danach zu Mute war, musste ich nun doch lachen. Schon lud der Mann auf und als er an die zwei helleren Koffer wollte, hielt ihm Lothar die flache Hand entgegen "no, no!" Inge sagte was und sofort ließ der Träger die Koffer stehen, nickte Inge zu, ging die Karre vor sich herschiebend voran in den Bahnhof und machte vor einem Schalter Halt.
Inge kaufte die Billets, gab mir meines und dem Kofferträger die Aufkleber für die Gepäckstücke, die nun alleine auf die Reise gingen. "Wir müssen hier rein und du musst weiter nach vorn!" Lothar war vorausgeeilt, um zu schauen, wo die ihnen zugewiesenen Plätze waren.
Strahlend kam er zurück. "Wir haben ein Coupe für uns alleine, da nehmen wir doch die kleinen Koffer mit. Wir sehen uns morgen früh", mit diesen Worten war ich entlassen. Unendlich müde fand ich meinen Platz ganz weit vorn, im ersten Waggon hinter einer riesigen Lok.

Mein Trenchcoat diente als Kissen, ich presste mich in die Ecke zwischen dem Sitz und dem Fenster, merkte nicht dass, oder seit wann wir fuhren. "Sir, Sir!", jemand berührte mich, holte mich aus dem Schlaf.
Nichts verstand ich.. nur Billet. Das hatte ich griffbereit. Gestikulierend sprach der Zugbegleiter weiter....
aber was? Bald merkte er, ah der versteht nix, er hob den Finger (aufgepasst!). Dann tippte er an den Platz neben mir und den gegenüber und sagte: "No! no! no!" Verständnislos schaute ich ihn an, und wieder der erhobene Zeigefinger! Dann schob er mich etwas zur Seite „moma“!
Er zog unten an meinem Sitz und auch an dem gegenüber, es entstand eine Liegefläche, er zeigte darauf und sagte “dorme“. "Danke", stieß ich hervor,
(mein Herz machte Freudensprünge in der Brust), "danke!" Er legte die Hand an die Mütze und verließ das Abteil.
Indem ich erwachte, rettete ich mich vor Verfolgern, Folter und Bestrafung. Langsam kam ich zu mir... Wir waren in Toronto. Eilig verließ ich mein Abteil und rannte den Bahnsteig entlang.

"Na endlich wo bleibst du?" begrüßte mich Inge. "Lothar besorgt das Gepäck, bitte nimm die zwei Koffer mit, komm!" Noch bevor wir die Sperre, die uns von der Bahnhofshalle trennte, erreicht hatten, holte uns der Gepäckträger ein, und übergab mir meinen Koffer. "Lothar fährt mit dem Träger gleich durch, während du sicher in der Halle begrüßt wirst."
"Benedikt, Ben, Dick hallo Dick!" hörte ich es schon bevor wir die Sperre passierten.

Kühl begrüßte mich Tino, Lous Stiefvater, eine herzliche Umarmung von Elli, Lous Mutter. Nur wenige Worte wurden von den beiden etwa gleichaltrigen Damen Inge und Elli gewechselt. Da meldete sich auch schon Tino. "Komm Elli, kommt jetzt, du weißt ich muss zum Dienst. Man sieht sich." Inge wandte sich zum Gehen.

"Halt! Die Koffer, meldete ich mich."
"Ach, bitte behalte die doch bei dir, wir holen sie in den nächsten Tagen!"
"Nix da!", sagte Tino ruppig, nahm mir die Koffer aus der Hand, stellte sie auf den Boden, „komm Elli, kommt, rasch“! schnellen Schrittes ging es zur Straßenbahn, wie bestellt war eine da. Kaum waren wir in der Bahn, fuhr sie auch schon los.
"Aa ber... wie... so? - was ? - Warum sind wir.. !", stotterte ich.
"Nicht jetzt!", sagte Tino, "Später!" .
Die Bahn hielt, "raus!"
"Ah ..sind wir schon da?"
"Nein, aber wir müssen in die andere Richtung."
"Aber wieso sind wir dann erst?"
"Nicht jetzt", sagte Tino!
"Später!..."

Aaber erst Im Teil IV
Kanada wunderbar


Impressum

Texte: Federzeichnung des Umschlags ist von Johannes W. Ley
Tag der Veröffentlichung: 08.05.2009

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /