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Im Tal der Wupper


Die Welt beschäftigt sich mit Großem,
mit vielem, was das Herz bewegt,
mit Addyi, Víagra für Frauen,
damit zuhause sich was regt.


Es stehn auch Afrika und Asien,
Ukraine, Hellas, Kurdistan
im Fokus uns'rer Interessen.
Wir sind an Syrien nahe dran.


Da lob' ich mir mein Wuppertälchen,
das berg'sche Schwebebahn-Idyll.
Das hat was, dem kann keiner kommen.
Hier gibt es Abwechslung in Füll'.


Wir wählten neulich uns'ren Meister,
den Oberbürger dieser Stadt.
Das ist da wieder einer g'worden,
der etwas mehr als andre hat.


Nimm doch den Alten, sprach die eine,
die Angel-Horst-Schwesterpartei.
Mich reizt der Andi, meint die Zweite.
die IHK macht drum Geschrei.


Auf einmal klappt' es mit dem WLAN.
Jetzt lässt man Freifunk endlich zu.
Es hatt' schon viel zu lang' gedauert.
Im Wahlkampf geht es dann im Nu.


'Ne Seilbahn wollen die Stadtwerke.
Die brächt' vom Tal die Leut' hinauf
zum Cronen-Berg, wie auch zum Campus,
umweltbewußt, mit leisem Lauf.


Nun schmälert dieses Wundermittel
den Wert vom Grundstück, das es streift.
Das können alle die nicht wollen,
die drunter wohnen, d'rum man keift.


Am Döppersberg wird für drei Jahre
die Erde tiefstens umgepflügt.
Millionen kann man da vergraben.
Dem Bahnhof fehlt 's, sei angefügt.


Wir hatten hier in unserm Tälchen
echt 'ne Scharia-Polizei.
Doch auch die andern Fraktionäre,
die Herren Glatzen, sind so frei.


Sie suchten ohne Hausrecht gerne
die Flüchtlingsunterkünfte auf
und nahmen - absichtvoll, so denk' ich -
das Drohszenario in Kauf.


Ein trauriges Kapitel scheint mir
'ne Krankenhausgeschicht' zu sein:
Versehrte aus der Kurdenhochburg
im Irak können hier nicht rein.


Man ist in Druck durch Urlaubszeiten.
Man fürchtet Demos und Krawall.
Geht 's um Verletzte, Mann, dann sag ich:
Wer links und rechts blickt hat 'nen Knall.


Schwimmoper nennt sich unsre Wanne
zum Baden in der Halle d'rin.
Die Stadthall' ist sogar historisch,
ein Bauwerk voller Bürgersinn.


Zum Radeln, Joggen, Hunde führen
macht man die Nordbahntrasse flott,
die jahrelang nur rumgegammelt.
Endlich am Ziel nach »Hüh!« und »Hott!«


Hier steht man ewig, anzumelden
beim Ein- und Wohnermeldeamt.
Trotz Elektronik-Datenarbeit
hängt Viel's am Menschen, der verschrammt.


Doch insgesamt, ich sag 's mit Freude,
ist unser Tal voll gutem Sound.
Vom Zoo bis »börse« find't Kultur statt,
Tanz-Kompanie bis »underground«.

 

Bräsig


Ich bück mich oft nach Dreck von ander'n,
warum auch nicht, ich hab ja Zeit.
Ich senk' den Kopf, lass Blicke wandern,
zuhaus', auf Reisen bis nach Flandern,
heb' auf, was da liegt weit und breit.

 

Nur manchmal wird ’s mir zu beschwerlich,
wenn Typen, die noch rüstig sind,
den Müll nicht halten können, ehrlich,
da werd ich wütend, wie ein Rind.
Inkontinenz, verpackungsmäßig,
mit anzuseh'n, das macht mich bräsig.


Herr Junior quengelt an den Kassen,
er möchte lieber Mellows Marsh
statt Brokkoli und Möhren fassen.
Mama wird wütend, kann 's nicht lassen,
ihr ganzes Image ist im Arsch.

 

Da steh' ich in der Warteschlange
und kann nicht aus der Zeugenschar.
Mir wird in diesem Aufstand bange.
Ganz weit von hier mir 's wohler war.
Wenn alle Kunst - erziehungsmäßig -
vergeblich, macht mich dieses bräsig.


Beim Ampelstopp brüllt mich ein Karren
gleich neben mir mit Tönen voll.
Der Typ hat aufgedreht die Schnarren,
als müsst' nur er auf Grün hier harren.
Für ihn ist lauter Schmalzklang toll.

 

Ich möchte schleunigst von der Stelle.
Was soll ich in dem Schundgedrön?
Krawall beschleunigt Puls auf 's Schnelle.
Schlagader schwillt, das ist nicht schön.
Wenn hart im Streß, lautstärkemäßig,
werd' ich vor lauter Stärke bräsig.


Ein Kerl schlägt eine Frau vor allen,
auf off'ner Straße, in der Stadt.
Die Frau lässt sich 's auch noch gefallen,
heult zwar, doch weiter Hiebe knallen
auf sie, die längst genug schon hat.

 

Mir kocht das Blut. Ich geh dazwischen.
Der Kerl fährt 'rum. Er faucht mich an.
S' wär seine Frau, die könnt er wischen.
Niemals vor mir, sag ich ihm dann.
Übt wer an Schwächern machomäßig,
kann ich nicht anders und werd bräsig.


Die Zeitung schreit in großen Lettern
'raus in die Welt: Das Griechenpack
lebt von uns Deutschen! Wild woll'n wettern
die Schreiberleut, die fernen Vettern,
wir zahlten schon zu lang' den Lack.

 

Für mich ist das grundtief gelogen.
Zwar ha'm auch Griechen Mist gemacht,
doch nicht allein, ehrlich gewogen,
hat 's unsre Banken reich gemacht.
Wahrheit ist selten, meinungsmäßig.
Was soll 's? Ich bin schon länger bräsig.


Das Telefon verlangt mich dringend.
Ich gehe 'ran, werde beschwor'n:
Der größte Hit! Sie brauchen zwingend
unser Produkt, sonst händeringend
sind sie für alle Zeit verlor'n.

 

Ich drück den Penner weg mit Wonne.
Der hat mir grade noch gefehlt.
Werbeanrufer in die Tonne,
sonst Tau mein Stimmungspflänzchen mehlt.
Kommt unerwünscht 'was, anrufmäßig,
bin ich im besten Fall nur bräsig.


Die Bahn fährt mich in vollen Zügen.
Ich steh nicht gern. Wie hältst es du?
Da sind schon Plätze, doch es trügen,
Taschen und Beutel dort, die lügen -
behaupten, hier wär' alles zu.

 

Gern' wende ich mich dann dorthin,
wo jemand sich ein Nest wollt' bauen.
Da frag ich dann mit treuem Sinn,
ob wer mich braucht zum höher Stauen.
Wo Leute fremdeln, rücksichtsmäßig,
spiel' ich mit voller Absicht bräsig. 

 

Mein Rad


Mein Rad und ich verstehen uns.
Ich mag es sehr und es dient mir.
Es macht, was ich erwarten kann,
solang ich 's pfleg', aufpump' und schmier'.


Man hört ja viel von Teufelsbraten.
Die Radler seien schlimme Finger.
Ich bin es nicht, das sag' ich gleich.
Für mich dreh'n nur die ander'n Dinger.


Ein einz'ges Mal hab' ich bis jetzt
'nen richtig schlimmen Bock geschossen.
Das hat dann auch, ich geb' es zu,
mein Ärzteteam und mich verdrossen.


Als Sportler warf mich weit zurück,
was da passiert. Monatelang
kam ich nicht aus dem Krankenhaus,
weil mir was in den den Schädel drang.


Ich sag 's nicht gern. Mein Image stört 's.
Es wirft auf mich ein schlechtes Licht.
Behalt 's für euch, schweigt still davon.
Erzählen tu' ich 's sonstwo nicht.


Auf meiner Leib- und Magentour
am Hügel, nah bei Hof und Haus,
da führt ein kurzes Stück hinab.
Man schießt recht schnell zum Wald hinaus.


Bevor der Weg durch Wiesen führt
steht eine Schranke, rot und weiß.
Zumindest früher war sie das,
schon vor dem Krieg, soviel ich weiss.


Das olle Ding stand offen nur.
Fuhr tausendmal daran vorbei,
Jetzt war sie zu, als ich da ankam.
Uuups, dacht ich noch, o wei, o wei!


Ich tauche ab, so weit wie 's geht,
duck' mich hinunter, ganz zum Lenker,
zieh' ein den Kopf zu seinem Schutz.
's wär' schad um einen großen Denker.


Mein Rad passt doch tatsächlich d'runter.
Aufrecht fährt 's durch mit einem Rutsch.
Erst später fällt es sanft zur Seite.
Am Rad war überhaupt nix futsch.


Die Schranke wurde nicht betroffen.
Es hat ihr gar nichts ausgemacht,
schwer und stabil die harte Stange.
Mein Helm blieb heil in voller Pracht. ...


Ich hatt' ihn gar nicht auf, den Guten.
Zu Hause hing er an seim Ort.
Nur mich hielt 's fest an dieser Schranke
und mein Bewusstsein nahm 's mit fort.


Ein kleiner Schritt für einen Menschen.
Ein bisschen 'was verkehrt gemacht ...
Ich find 's nicht gut, dass ihr jetzt lästert
und über mich und mein Pech lacht.


Das kann doch jedem 'mal passieren.
Im Steckenpferd steckt auch Gefahr.
Wer nichts riskiert, erlebt nie etwas.
Was hier zu demonstrieren war.


Mein Radweg ist oft gut zu fahren, -
gelegentlich jedoch auch nicht,
so dass, wenn ich nicht recht aufpasse,
mir meine Felge fast durchbricht.


So einen fuhr ich jüngst am Abend.
Hab' erstmal hin und her geschwenkt,
doch musst' ich schließlich doch da 'runter,
hab 's Rad zum Fußweg hin gelenkt.


Der war 'was schmal. - Ich krieg 's gebacken,
doch gingen da noch zwei, ein Paar,
wohl frisch verliebt die beiden Leutchen,
weil zwischendrin kaum Durchkomm'n war.


Mit gutem Schwung und etwas Rucken
hab ich den Engpass doch geschafft.
Mein Rad ist schlank und beim Ausatmen
der Beiden reichte meine Kraft.


Am Samstag klemmten, als ich 's putzte,
zwei gold'ne Ringe an mei'm Rad.
Wo die jetzt her sind, ist ein Rätsel.
Sie wegzuschmeißen wäre schad'.


Die sind halt personalisiert.
Ob hier ein Sven 'ne Ina herzt …?
Sonst geb' ich sie dem Goldaufkäufer.
Die Erstbesitzer ham 's verschmerzt.


Ich bring nicht gern Leut auseinander,
sag' auch nicht leicht den harten Satz:
Wer halt so schlampig als Bewahrer,
verliert mit Recht den größten Schatz.


Einmal ist 's schon durch mich geschehen,
dass sich ein Pärchen trennen musst'.
Das war mir selbstverständlich peinlich.
Entschuldigung, 's kam unbewusst!


Ich fuhr im Dunkeln durch die Auen,
mit Rad und Tempo, weil 's pressiert.
Seh' einen schwarzer Köter rennen,
neben 'ner Lady, die joggiert.


Ich denk doch nicht, dass zwischen beiden
'ne lichtlos' Leine ausgespannt.
Fahr' flott da durch, spür' kaum das Knacken.
Der Labrador kommt nachgerannt.


Was will der Köter jetzt, mich kneifen?
Sucht der nach Rache auf Kriegspfad?
Ich strample schneller, fahr' wie 'n Wilder.
Das Hecheln bleibt an meinem Rad.


Zuhause endlich angekommen
entdecke ich, der arme Hund
hat sich das Halsband eingehängt
an meinem Rad, wie ungesund.


Dem war es wichtig, mir zu folgen. ...
Die wilde Hatz macht' ihn fast grau.
D'rum hab ich ihn zu mir genommen.
Hab' ihn befreit von Rad - und Frau.


Nun zieht der Labbi mich und 's Radl.
Wir sind ein wahrhaft tolles G'spann.
Ich spar' mir 's Treten bei den Touren,
fahr' schneller als ein E-Bike, Mann.


Strom sparen ist mir immer wichtig,
auch auf dem Rad. Ich glaube dran:
Ohne Beleuchtung tritt sich 's leichter,
Defekte sind auch selt'ner dann.


Bei Tag spart jeder seine Lampe.
Erst wenn es dunkelt lohnt es sich.
Ich seh' noch alles das, was sein muss.
Drum fahr' ich Rad auch nächtiglich.


Ich trag am liebsten dunkle Sachen.
Die machen schlank und sind modern.
Beim Sport in Schwarz kannst kombinieren
ohne Beratung - hab ich gern.


Jedoch die Pkw-Ausbildung
in unserm Land ist mörderisch.
Die Fahrer sind nach meiner Meinung
so schlecht wie nie, beweise ich.


Auf meinen Wegen durch die Nächte
erlebe ich das Chaos pur.
Zusammenstöße, Grabenfahrten,
in-Zäune-Krachen aus der Spur.


Wenn ich mit elegantem Schlenkern
über die Kreuzung 'rüber zieh,
stößt hinter, neben, um mich 'rum her
ein Karr'n den andern, aber wie.


Das ist nicht anders zu erklären:
Die Leut' sind schlechter ausgebild't.
Dabei kostet die Fahrerlaubnis
heut' vielmal mehr, wie jeder schilt.


Doch unter Umständ' gibt es eine
Erklärung außer diesem Grund.
Man munkelt, dass ein Schattenmonster
sich hier herumtreibt manche Stund.


Wenn es das dunkle Fantom gäbe,
dann wär' das Fänomen erklärt.
Doch hat noch keiner das gesehen,
was ihn bedrängt und sein Gefährt.


Womöglich redet sich per Fantom,
mit dem verdächt'gen Schattenmann,
nur der heraus, der halt verunfallt,
weil er nicht richtig fahren kann.


Zum Glück ist mir noch nichts geschehen,
von diesem bösen Ungemach.
Seit vielen Jahren da erlebe
ich nur rund um mich solchen Krach.


Es wäre ja auch ziemlich blöde,
wenn mir, dem Unschuldslamm schlechthin,
ein Unglück widerfahren würde,
wo ich doch vérkehrstüchtig bin.


Auf allen Strecken, die ich kenne,
da wo ich vielfach 'rum gekommen
mit meinem Rad, da ist noch niemals
durch meine Schuld wer umgekommen.


Verlasst euch drauf, ich würd 's zugeben.
Ich bin ein Freund vom off'nen Wort.
Mein Rad und ich wir nehmen Rücksicht
sind achtsam stets, an jedem Ort.


Mit meinem Rad war ich auf Achse,
fuhr einen Offroad-Trail durchs Land.
Der schnelle Weg schwang sanfte Schleifen
um grüne Hügel wie ein Band.


Als Asphaltpiste ging 's hinunter
zu einem breiten, stillen Fluss.
Doch hatte der kein bisschen Tiefe,
so dass man nicht absteigen muss.


Zwei Rucksackwand'rer gingen d'rüber,
die waren schon fast mittendrin,
schön ordentlich, hintereinander.
Für mich hieß das: Leg zu und hin.


Das Wasser reicht' den beiden Gehern
nur knapp zur Sohle, war so flach.
Platz gab 's genug, nichts kam entgegen.
Ich fuhr mit Schwung hinab zum Bach.


Vor meinen Augen lag der Asphalt
der aus dem Wasser führt hinauf.
In den wollt' ich 'nen feuchten Streifen
einzeichnen mit dem Aufwärtslauf.


Damit der Strich gerade wird,
hab ich den Blick weit vor gerichtet.
Die Mitt' des Weg's war angepeilt.
Kein Hindernis wurde gesichtet.


Doch senkte sich, ganz unvermutet,
im Fluss der Weg, der unter mir.
Ja, was zum Bösen soll nun dieses?
Warum geht es nicht eben hier?


Die Rucksackträger sind doch g'rade
wie auf dem Wasser langmarschiert.
Und ich zieh' tief wie ein Torpedo,
sauf ab und bin jetzt angeschmiert.


Das Wasser reicht bis Oberkante
der Unterlippe, meiner Seel.
Die sanfte Strömung legt zur Seite
mein Rad und mich. Ich gucke scheel.


Die Wand'rer gingen unbeeindruckt,
ohne sich auch nur umzudreh'n,
voran, verschwanden ganz allmählich.
Nur nasse Fußspur'n sind zu sehn.


Wenn ich die Säck' zu greifen kriegte …
erdrosseln würde ich sie gern.
Sie haben, ganz bewusst natürlich,
mich ausgeguckt, als ich noch fern.


Die wollten einem armen Radler
mal richtig auf die Schnauze hau'n
und sind auf diesem Damm gelaufen,
den niemand Fremdes konnt' erschau'n.


Ich hab mein Lehrgeld müssen zahlen.
Wer konnt' auf so etwas auch kommen?
Doch hab ich mir 's fest eingeprägt
und bin nie mehr mit Rad geschwommen.


Vertraue keinem Rucksackwand'rer,
weil doch sein Wort nur Meineid schwört!
Die andern sind die Bösen immer.
So haben Sie 's von mir gehört.

 

Seehofer


Mir stinkt der Horst aus München schwer:
Der will die Schwester Angie stoppen.
Horst meint, er müsse sie fest kloppen,
holt sich den Viktor Orban her,
geht mit dem Ungarn rechts raus shoppen.

Den Putin schmust Horst unverfroren,
auf Merkel zielt er dies als Schuss.
Mit Flucht durch Bayern ist jetzt Schluss,
sonst wird die Bayernwahl verloren,
die Horst organisieren muss.


Dabei könnt Horsti selber wissen,
wie hart als Fremder es sich lebt.
Er hat in Bonn, Berlin gebebt,
erst nur geweint in seine Kissen,
dann sich neu familiär verklebt.


Nun hört man Horst, den Bayern, wimmern,
das Land wär hoffnungslos verloren.
Der spinnt doch rum ganz unverfroren,
spielt lustvoll Haudrauf, will sich zimmern
ein Sammelbecken, rechts verschworen.


Das hat Franz Josef Strauß vor Zeiten
genauso taktisch unternommen:
Im Haifischbecken rechts geschwommen.
Keine Partei konnt er da leiden,
die ihm stimmlich wär quer gekommen.


Ein' Hund, den Stier, das Ungetüm,
nannt man das Urgestein aus Bayern.
Man konnt ihm viel am Zeug rummeiern,
Franz Josef, diesem Ungestüm.
Nie musst man Wendehals ihn feiern.


Dafür ist Horst schon längst bekannt
als Rumrotierer, Wetterhahn,
hängt's Mäntelchen in Windesbahn,
kennt keinen, der ihm wär verwandt,
wenn ihn gepackt der Stimmenwahn.


Dabei war er einst progressiver
Gesundheits-Macher, Demokrat.
Horst hatte gar nichts von Waldschrat
und drängte vorwärts viel massiver,
bis er das Königsamt antrat.


Sie dunkeln alle nach, so sagt man.
Auch Rote werden manchmal schwarz.
Das gibt’s im Sauerland und Harz.
Doch die Erkenntnis, Horst, ist auch dran:
Das Land, auf gute Führung harrt's.


Verdammt, was soll das schlaffe Greinen?
Macht dir doch nicht noch in das Hemd!
Du bist sonst auch nicht so verklemmt.
Ermutig die, die ängstlich scheinen
und sieh, wie's weiter geht wo's hemmt! 

 

Allein der Wind

Wieviel an Not darf zu uns hier herein? 
Wieviel Elend lassen wir zu?
Geht bald noch ein Flüchtling im Hassfeuer ein,
findet bei uns solche Ruh?
Fällt es uns schwer, einfach menschlich zu sein?
Strengt uns das an? - Was meinst Du?
Ich träume davon: Wir öffnen Herz und Hand.
Sei freundlich zum Fremden, deutsches Land!

 

Wer zündelt an unsrem Gemeinsinn herum?
Wer nimmt Flüchtlingsheime aufs Korn?
Wer zieht sich den Scheitel wie Adolf rechts rum?
Wer bläst in's Germania-Horn?
Wer brüllt braune Sprüche, noch dümmer als dumm?
Wer schiebt gern die Unschuld nach vorn?
Ich träume davon: Sie werden weiß wie Wand.
So sei wieder rein, mein deutsches Land!

 

Ist Deutschland tatsächlich Sozialamt der Welt?
Trägt nicht der, der arm ist, viel mehr?
Stehn Häuser nicht leer? Warum baut man nur Zelt'?
Kommt, wer geflohn, wegen Geld her?
Wird dem, der hinsieht, nicht der Blick aufgehellt?
Fällt Schwache zu stützen nur schwer?
Ich träume davon: Wir flechten neu das Band.
Wend' dich hin zum Kleinen, deutsches Land!

 

Wer Waffen verkauft, trägt der Mitschuld am Krieg?
Darf der sich der Opfer erwehrn?
Erringt Deutschlands Wirtschaft politischen Sieg,
will nur eignen Vorteil vermehr'n?
Singt mancher Dax-Vorstand leis: »Maikäfer flieg!«,
lullt ein, die sich könnten beschwern?
Ich träume davon: Wir legen einen Brand.
Wir halten uns wach im deutschen Land.

 

Wenn schon ein Til SCHWEIGER den Mund weit aufmacht,
solln wir da nicht auch rufen, schrein?
Wenn JOKO wie GRÖNE die Hasser auslacht,
näss' ich mich dann immer noch ein?
Wenn BAP, HOSEN, PUR mucken, dass es rechts kracht,
bleibt, wer das gern hört, trotzdem klein?
Ich träume davon: Getriebe stoppt der Sand.
Erhebe dich endlich, deutsches Land!

 

Wir haben die Kraft, solln wir weiter nur ruhn?
Die Flüchtenden brauchen uns, Leut'.
Es ist an der Zeit etwas Bessres zu tun.
Wird's einfach, wenn man länger scheut?
Wer zögernd, verzagt, nur ein schüchternes Huhn:
Wär's leichter erst morgen statt heut?
Ich träume davon: Wir lassen allen Tand.
Schütz', die zu dir flüchten, deutsches Land!

 

Landtags-März 2016


Der Wählerwille ist gefragt.
Nun zittern Kandidaten.
Rechtsaußendenken hoch aufragt.
Angst macht die Runde und verzagt
flieht man zu üblen Taten.


Der Vollhorst pilgert Moskau zu,
nicht Wien, nicht Prag, nicht Rom.
In Budapest, da fand er Ruh.
Horst sucht Asyl vor Angies Schuh,
der tritt in seinen Dom.


Dabei liegt seine Landtagswahl
zu seinem Glück zurück.
Für ihn bedeutet's trotzdem Qual:
Die Lufthoheit im Stammtischtal
fehlt seinem Stolz und Glück.


Ganz anders geht es Kretschmanns Win:
Dem raubt die SPD
im Württemberger-Ländle drin
vielleicht den zweiten Wahlgewinn,
das tät dem Grünen weh.


Zwar koaliert Grün mit den Roten,
doch die sind schwach im Land.
Die Sozen zähl'n dort zu den Toten
nah Liberalen, diesen Boten
des Kapitals in Wen'ger Hand.


Bleibt noch die CDU-Partei,
die lang Stuttgart regiert.
Die wäre lieber merkel-frei,
was doch zur Zeit belastend sei
und AfD verziert.


In Rheinland-Pfalz streiten zwei Frau'n
um Wählergunst und Macht
im Mainzer Landtag anzuschaun
die flotte Dreyer, der vertrau'n
die Sozis nach Becks Pracht.


Genauso clever scheint zu sein
die Klöckner, CDU.
Auch distanziert zum Hauptverein,
lässt sie sich gern auf Streiten ein,
sagt noch zu Angie »Du«.


Auch hier grast ab die AfD,
die unzufried'nen Leut,
zählt mehr als Grün und FDP,
vergrößert Stammtisch-Ach-und-Weh,
streut Dumpf-Parolen heut.


Ganz anders siehts in Anhalt aus:
Da herrscht die CDU.
DIE LINKE kommt ganz groß heraus
im Sachsen-Anhaltin'schen Haus.
Die Grünen sind fast zu.


Dort boomen Alt'na'ive mit,
gleichauf zur SPD.
Ein einz'gen Vorteil hat der Schitt,
die NPD kommt aus dem Tritt.
Doch das tut der nicht weh.


Die übernimmt den Laden dann,
wenn der erst aufgemacht.
Die braune Brut kriegt irgendwann
die bürgerlichen Spießer dran
bevor die aufgewacht.


Wann lernen unsre Poli-tikker
ihre Lektion, die einfach ist:
Wer rechts-dumm schwätzt, macht die doch schicker,
die das grad wollen, diese Klicker
und fährt auf deren Haufen Mist.


Darum: Hört auf die Angst zu schüren,
die ihr Parteien-Geld verbraucht.
Wohin soll euer Kurs uns führen?
Ihr müsstet es doch längst schon spüren:
Die Glut droht rechts, von dort wo's raucht.

 

Robo-Shop


Mir liegt ein neus Geschäft im Sinn
mit lauter Schnapsideen.
Ich führe tausend Sachen drin,
die anderswo sind deutlich »in«.
Schaut hin, so könnt ihr's sehn.


Roboter gibt’s im Laden dann,
die haben alles drauf:
krakeelen, drohen, zünden an
was Flüchtenden hätt gut getan.
Mein Umsatz zieht steil nauf.


Ein' Robbi halt bereit ich dort,
der schießt, bevor er denkt.
Wenn Angstgeruch steigt auf vor Ort,
wenn dunkle Haut vor ihm läuft fort:
getroffen und versenkt.


Der Robot mit der Nummer Drei
ist anders programmiert:
Hispanos, Muslims macht zu Brei,
auch Handicaped und Fraun dabei,
verbal werdn sie beschmiert.


Ein weitres Glanzstück leiste ich
mit diesem Robo Vier:
Was - Grundgesetz? Wie lächerlich!
Nur's Deutsche Reich kennt der für sich,
killt Polizisten hier.


Da wäre noch der Clinton-Typ,
der zieht aus allem Geld.
Macht wächst ihr zu, wenn ich nur üb
als Halter. Nie wird’s Wasser trüb
von ihr. Sie ist ein Held!


Roboter stehn in jeder Eck
und hier und dort und da.
Ein jeder hat nen guten Zweck,
leistet Gesellschaft, wischt weg Dreck.
Ihr hört und seht es ja.


Sie spielen Schach, Golf, Poker auch.
Was du nur willst, geschieht.
Es war schon in der Steinzeit Brauch,
nur der verdient sich dick den Bauch,
den Sklavenarbeit zieht.


Drum lass doch anderen den Schweiß.
Kauf dir bei mir das Glück.
Für einen angemessnen Preis
bekommst du, was dein Herz macht heiß.
Klappts nicht, bringst du's zurück.


Ich garantier für die Funktion
von jedem Apparat.
Und singt der Kerl nen falschen Ton,
versäumt er seine Profession,
steht meine Crew parat.


Die repariert in Windeseil,
was, wann, wo, wie defekt.
Sie kommt ganz schnell mit Zang und Feil,
ersetzt im Nu das schwache Teil.
Der Fehler wird entdeckt.


Schau ins Modell Putin mal rein,
das Ding ist oberschlau.
Es annektiert die Krim, wie fein,
hält Ukrain mit Söldnern klein.
Aleppo: Bomben-Schau.


Recht günstig ist M., Angela.
Die geht gebraucht vom Hof.
Schon viel gelaufen ist sie ja,
paar Kratzer dran, man sieht es da.
Manch Kunde findt sie doof.


Von Sigmar G. platzt auch der Lack,
war mehrmals eingeklemmt.
Bei Tengelmann, wie durch »das Pack«,
als Waffenhändler nicht auf Zack,
hat seinen Lauf gehemmt.


Horst S., der kratzt und beißt und spuckt;
vielleicht die Alterslast?
Wenn ihn als Bayern 's Fellchen juckt,
dann dröhnt er laut, leicht einbedruckt,
dass'd einen Schrecken hast.


Ganz aussortiert ist der Pirat,
der schlug über den Strang.
Wenn den nicht liebt'st als sein Soldat,
dann starbst du leicht an seiner Tat.
Das dauert gar nicht lang.


Grün ist die Hoffnung längst nicht mehr.
Anton und Katrin zappeln.
Der Schwund im Parlament wiegt schwer.
Ihr Einfluss macht gar nichts mehr her,
wie Wind an Zitterpappeln.


Die Links-Robotik läuft nicht gut.
Kein Mensch will die grad haben.
Die Sahra hat zwar Grips und Mut,
erzeugt doch bei Genossen Wut.
Sie müssen sich oft schaben.


Mein bestes Stück steht hintendran,
das nennt sich Frauke P.
Ein Robotek-Genie, kommt an,
sieht harmlos aus, schlägt Maus und Mann.
Tut guten Seelen weh.


Gauland ist auch ein klasse Teil,
ein RoboSS alten Schlags.
Der stellt sich dumm zu seinem Heil,
treibt spaltend manchen groben Keil.
Die dumpfe Masse mags.


Björn H. verspricht nen guten Deal,
für mich und dich und sie.
Er taucht gern tief hinein und viel
in jedes braune Kackeziel.
Kommt hoch und weit - und wie.


Den Spaß hat, wer die andern schmerzt.
Das machen Horror-Clowns:
Den Menschen schocken, der gern scherzt,
Ängste verbreiten wo man herzt,
ihr Prógramm. Kommens, schauns!


Beteilig euch am Kabinett
des Schreckens: Robo-Shop!
Werdt Anteilhaber, seid so nett,
dann wird mein Ranzen noch mehr fett.
Gewinne gibt’s on Top.

 

Ronsdorf


Um vierzehnvierundneunzig schon
war Ronsdorf auf der Welt.
So schreibt Johann von Ronsdorp,
der diesen Hof bestellt.
Sonst gab's nur wenig Fakten,
die, dok'mentiert bis heut,
geschichtlich wär'n vermeldet
für mich, für euch, ihr Leut.
Wir können etwas, das tun wir hier:
DER HERR MIT UNS ― WIR SIND GANZ WIR!


Dornröschenschlaf hielt Ronsdorp lang,
trotz mancherlei Bemühn.
Zwar schmolz die »Hütte« Eisenerz,
doch träumte niemand kühn
von einer Zukunft dieses Hofs
als Stadt mit Industrie.
Wer soetwas geäußert hätt ―
Spott und Gelächter: NIE!
Wir können schaffen, das tun wir hier:
DER HERR MIT UNS ― WIR SIND NUR WIR!


Eines Tages erwirbt, der hier vormals geborn,
Elias Eller den Hof.
Er braucht einen Platz, wo er siedeln kann.
Sein Bruder verkauft ihn für doof.
Doch die Ellerschen Leut kommen fast alle mit.
Elias ist gar nicht allein.
Sie gründen ihr neues Jerusalem,
wollen streng die Versiegelten sein.
Wir können bauen, das tun wir hier:
DER HERR MIT UNS ― FÜR UNS SIND WIR!


Von Elberfeld kommen viele aufs Land.
Sie weichen von Babel, der Stadt.
Die Siedlung am Zion, die bauen sie,
was stramm Pietistisches hat.
Elias verfügt über Bandwirkerei,
erste Heirat, die bringt er herauf.
So schaut bald das Tal, das sich fromm schätzt und gut,
andächtig nach Süden hinauf.
Wir können weben, das tun wir hier:
DER HERR MIT UNS ― WIR SIND JETZT WIR!


Im Lager des Volkes von Israel
sind alle auf Eller gericht'
Die Stiftshütte steht da im Mittelpunkt,
wo der Herr wohnt und gar nicht so schlicht.
Elias versteht nicht nur Frauen, sieh an!
Die Höfe nimmt er für sich ein:
Der Preuße Fritz Zwo und Karl Theo von Berg,
die wolln zu Gefallen ihm sein.
Wir können Stadt sein, das tun wir hier:
DER HERR MIT UNS ― WIR SIND HALT WIR!


Kirchspiel und Stadt, das macht schon was her.
Eller und auch sein Rat sind so frei.
Eine Kornmühl versagt, weil das Rinnsal versiegt.
Leyerbach bringt kaum Wasser herbei.
Schon zuvor fehlt der Segen, den sie hoch beschwörn:
Ann Cath'rin meint, den Heiland geborn,
Ellers Frau Nummer zwei, die Profetin der Stadt.
Stück für Stück geht der Spaltgeist verlorn.
Wir können zweifeln: Was tun wir hier?
DER HERR MIT UNS ― ZURÜCK KEHREN WIR!


Als Napoleon herrscht, wurde Ronsdorf Kanton,
ist der Hauptort und prägt das Gebiet.
Nach dem Wiener Kongress sind die Preußen die Herrn
jetzt Kreis Lennep. Das geht, wie man sieht.
Hier vor Tausenden fanden die Worte Gehör,
die Lassalle Ferdinand sprach im Saal.
Seine Ronsdorfer Rede gilt ganz allgemein
als gewichtig, die letzt allemal.
Wir können Sozi, das tun wir hier:
DER HERR MIT UNS ― JA WIR SIND WIR!


Starkes Ronsdorf, du wurdest gezwungen verbaut;
neu geschaffen die Stadt Wuppertal.
Fällst ins Mahlwerk wie Vohwinkel, Cronenberg auch,
Barmen, Elberfeld war's gleiche Qual.
Argumente dafür gab es früher, gibt’s heut,
gute Gründe, die Stolz überwehn:
Lebensfähig sind wir, als ein einiger Ort,
können besser zusammen bestehn.
Wir können größer, das tun wir hier:
SEID JETZT MIT UNS ― WIR ALLE SIND WIR!


O, der unselig zweite der Weltkriege brachte
Luftalarm, Bomben, Feuer, die Nacht.
Viele der prägend verschieferten Häuser
hat solches Elend hier platt gemacht.
Trotz Trümmern in Massen, trotz Leiden, ja Tod,
der Volkssturm lässt Menschlichkeit missen:
Uns Alten, Versehrten, der Endsieg gelingt.
Wir richten, wer Weißfahn will hissen.
Wir können Krieg — ja, das tun wir hier:
STERBT JETZT MIT UNS ― WIR SIND NOCH WIR!


Aus dem Schutt dieser Jahre blüht Neues hervor.
Erst nur zögernd, doch wächst es, gedeiht.
Neue Siedler ziehn ein, werden einheimisch gern.
Aus der Nähe sind sie und von weit.
Jeder Mensch, der es wagt und geht aus sich heraus,
reicht die Nachbarshand über den Zaun,
bringt zuerst mal Gewinn für die Zukunft, für heut,
drum musst du nicht nur kritisch hinschaun.
Wir können Verein, das tun wir hier:
LEBE MIT UNS — WIR SIND GERN WIR!


Die Gewerbe, die Arbeit verwandeln sich sehr.
Weberei gibt es kaum noch am Ort.
Fleiß wie Grips, Kunst, das Können, die haben Bestand
und sie führen Begonnenes fort.
Fährt auch längst keine Bahn mehr die Straße entlang,
ist der O-Bus komplett abgebaut,
weist das Bandwirkerbad deutlich auf's Engagement,
das statt Dornen zu Rosen hinschaut.
Wir können weiter, das tun wir hier:
FREUT EUCH MIT UNS — WIR SIND HALT WIR!


Was zieht uns denn nach Ronsdorf her?
Die wir nicht hier geborn?
Ist's Kunst, ist's Sport, Heimatverein,
woran wir's Herz verlorn;
sind es die grünen Hügel nur,
das Handwerk, Kirchen, Beck?
Die Menschen liegen mir am Herz.
Ich zieh hier nicht mehr weg.
Wir können's sehr gut — das tun wir hier:
LEBT FROH MIT UNS — WIR SIND DOCH WIR!

 

Impressum

Texte: Autor
Bildmaterialien: Autor
Tag der Veröffentlichung: 06.11.2015

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
- Johanna König -

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