Ich bin ein guter, frommer Mann,
mich macht nichts Schlechtes, Seichtes an.
Mich kann kein Böser kriegen.
Wer mir das Wasser reichen will,
den macht mein heilger Wandel still.
Ich kann nur eins nicht: Fliegen.
Ich trinke keinen Alkohol,
mich macht der Heilge Geist nur voll,
nehm keine andern Drogen.
Der Herr ist selber mein Gefährt,
mich hat drum nie ein Weib beschwert,
niemals hinabgezogen.
Ich lebe meinem Herrn allein.
Wer könnte jemals besser sein?
Was sollte mich bezwingen?
Es gibt nichts, was mich irdisch hält.
Ich achte nicht den Tand der Welt,
steh über allen Dingen.
Ich bin und bleibe wunderbar.
Ob je ein Mensch so trefflich war,
an meiner Seit könnt wandern?
Wenn ichs mir richtig überlege
bin ich allein auf diesem Stege:
Zum Teufel mit den andern.
Was ich Gott tu, ist wohlgetan.
Man sieht mir‘s Frommsein aussen an,
vertraut mir an das Schwerste.
Ich geh zur Messe jeden Tag,
versäume keinen Glockenschlag
und komme als der Erste.
Des Herren Wege sind mir klar.
Ich lege sie den andern dar,
die nicht gleich alles sehen.
Wer seinen Willen gar nicht kennt
dem sag ich, was ihn von Gott trennt,
helf ihm, sein Leben drehen.
Nicht immer folgt der Ewge mir.
Das wundert mich. Ich sage dir:
Was mag er sich nur denken?
Der Mächtige sollt besser gleich
ausrichten doch sein ganzes Reich
auf mich und es mir schenken.
„O, Herr der Himmel,“ sagt ich schon,
„umgeh der Menschen Spott und Hohn,
auf meine Stimme höre!
Vermeide jeden Missverstand
und reiche mir stets deine Hand.
Das nützt dir, Herr. Ich schwöre!“
"Hör, Narr, was dir dein Schöpfer sagt,
den du und dein Geschwätz geplagt
wie Fliegenschwarm den Bauern:
Du bist ein eitler, irrer Geck,
das, was du weißt, kaum mehr als Dreck.
Ich kann dich nur bedauern.
Hör auf, dich wichtig, groß zu fühlen.
Du kannst nicht mehr als Schlamm zu wühlen
wie eine rechte Sau.
Du bläst dich auf, ein dicker Wanst,
wobei du nicht mal fett sein kannst,
nur Luft füllt dich, die lau.
Fromm willst du sein? - Ein schlechter Scherz.
Du bist humorlos, ohne Herz.
Was sollt mich an dir freuen?
Ich schuf den Menschen voll Vergnügen.
Warum müsst ich mich dann begnügen
mit solchen, die das Lachen scheuen?
Wenn du den Armen etwas gibst,
dann nicht, weil du die Menschen liebst.
Du siehst doch nur auf dich.
Was schenkst du her? -
Nur hohle Worte
und frisst allein die Sahnetorte,
verspottest sie und mich.
Standhaftigkeit, ein fremdes Wort,
du läufst vor jedem Hasen fort,
kämpfst nie für andrer Sachen.
Wenn dich ein Wind von vorn beweht,
dann seh ich schon wie er dich dreht.
Dein Mut, der ist zum Lachen.
Dein Haus ist eine Burg, so fest.
Doch niemals öffnest du dein Nest.
Lässt keinen bei dir wohnen.
Du machst es doch vor denen dicht,
die Heimat suchen, böser Wicht!
Beschimpfst sie noch als Drohnen.
Merkst du nicht, dass - schon seit du jung
- du rennst zum Abgrund voller Schwung?
Gleich geht es steil hinunter.
Mach weiter so, dann ist‘s bald aus,
dann liegst du unten. Welch ein Graus.
Brems ab, noch bist du munter!
Mensch, mach dein Herz, die Hände auf.
Sieh hin auf diesen Weltenlauf.
Erkenne, was verkehrt.
Kehr um von deinem falschen Streben
und lass mit dir die andern leben,
weil Gott dich selbst belehrt.
Es liegt mir nicht, den Stier zu töten,
kein Blut soll die Arena röten.
Ich habe keine Lust dazu.
Du, Sünder, hast mich angegriffen,
ich dich dafür zurück gepfiffen.
Von mir aus lass ich dich in Ruh.
Doch wenn du dich ermannst und wendest,
wenn du Zeit, Kraft und Geld nun spendest
den Brüdern, Schwestern, Vätern, Müttern,
dann geht die Sonne auf wie neu.
So trifft auf dich mein Licht der Treu.
Dann wirst die Hölle du erschüttern.
Ruf nur, ich lass mich gerne stören.
Ich will dich wirklich gleich erhören,
sobald du meinen Namen nennst.
Ich hab mein Ohr an deinen Lippen.
Du musst nur sanft die Klingel tippen,
wenn du im Schwachen mich erkennst.
Genieß dein Dasein, deine Gaben,
sollst dich an allem Schönen laben.
Lass krachen, Mensch, das freut mich doch.
Ich fei‘re mit dir deine Feste.
Wir zwei zusammen ist das Beste:
Tu was du willst und lebe hoch!"
Gott spricht, bei Amos klingt das so:
Ihr feiert Tage, die mich grämen.
Zwar sammelt ihr euch voller Trubel,
doch mir stinkt das. Ich muss mich schämen.
Mich ruft ihr an. Ich hör den Jubel,
der macht mich aber gar nicht froh.
Mein Volk verkokelt Opfertiere,
bringt Mehl, Öl, Salz, Brot, Wein mir dar,
will mich verehren, mir gefallen.
Mich schmerzt das aber. Ich seh zwar,
gewohnten Ritus, hohl, von allen
vollführt auf Kosten armer Stiere.
Ich, euer Herr, hab längst genug:
Posaunenchöre, Chorgesänge,
das Harfenspiel, Gitarrenklang,
das ganze schrille Kunstgepränge,
solobombastischer Gesang
schafft von mir weg! Es ist Betrug.
Was ich möcht hören, seh'n, entdecken?
Ich will's euch sagen, hört nur her:
Anstand, Barmherzigkeit und Liebe,
Gerechtigkeit, das fällt euch schwer,
das sollte eurem Alltagstriebe
entströmen, neues Wachstum wecken.
Würd lieblos reden ich, nur schwallen
mit Menschen- und mit Engelszungen,
dann bliebe nichts von meinem Lallen.
Es käme in kein Herz gedrungen.
Und sollt es vielen auch gefallen,
es bliebe Schall, wär hohl und leer.
Könnt ich den Geist der Zeit beschwören,
mit Worten zaubern, Sinne rauben,
ganz ohne Liebe Leut betören,
mit Wissens Macht, sogar mit Glauben
Materie, Psyche, Physis stören,
so wäre ich nur federschwer.
Selbst wenn ich Schätze ohne Ende
als Opfer gäbe für die Armen,
in denen ich den Herren fände,
den ich nachahmte im Erbarmen,
ganz ohne Liebe wär'n es Brände,
blieb Asche nur und sonst nichts mehr.
Ich könnt mich martern, quälen lassen
und auf dem Glührost ruhmvoll sterben,
wär's ohne Liebe, blieb's ein Prassen.
Wollt ich damit den Himmel erben,
bekäme ich kein Teil zu fassen.
Der Pförtner fragte: »Wer ist der?«
Die Liebe, die im Herrn selbst lebt,
mit langem Atem, Freundlichkeit,
die eifert niemals oder klebt,
treibt Mutwillen zu keiner Zeit,
sich niemals über andre hebt.
Bescheiden ist sie aber sehr.
Was Liebe ist, seh ich am Herrn:
Ihr steht doch alles zu, die Welt,
doch trumpft sie niemals auf und gern
die Liebe sich zum Schwächsten stellt.
Sie kann verzichten, wartet fern
bis abgebaut die Gegenwehr.
Sie trägt nichts nach, so ist die Liebe.
Der einzig Gute nimmt die Last,
die dir als Mensch zu tragen bliebe,
weil du sie selbst verschuldet hast.
Den Rücken Gottes peitschen Hiebe.
Mein Mühlstein sinkt mit ihm ins Meer.
Die Liebe freut an Wahrheit sich.
Das ist unmenschlich, denn wir lügen.
Wenn ich bedrängt bin, wind ich mich,
will lieber Unrecht tun und trügen.
Die Liebe kennt zwar mich und dich,
glaubt, duldet, hofft uns alle her.
Die geistlich großen Himmelsgaben
verzückt zu reden, Gott erkennen,
die Manche schon empfangen haben,
sein Woll'n vor Menschen zu bekennen,
vergeh'n wie Wachs aus Bienenwaben,
sie schmelzen ohne Wiederkehr.
Wird Gottes Reich vollkommen sein,
erlöschen alle diese Schätze,
sie gehen dann ins Ganze ein.
Verklungen dann die guten Sätze,
die nur vorübergehend Schein
der großen Sonne warn, nicht mehr.
Das trifft die Hoffnung und den Glauben,
die starken Kräfte dieser Zeit.
Sie soll'n wir niemand lassen rauben,
sind Wegmarken zur Ewigkeit.
Doch größer als die süßen Trauben
bleibt Liebe, Gottes starkes Heer.
Erkenn ich Gottes Treuehandeln,
sein Lieben, Trauen, mich Erwecken,
kann ich sein Anseh'n nicht verschandeln.
Ich muss ihn ehren, will bezwecken,
dass er gerühmt wird, mit ihm wandeln.
Wir können das: Zur Welt kam er.
In manchen Dörfern auf den Wegen
von Galiäa bis hinauf
nach Juda, das recht hoch gelegen,
wo's steinig, staubig, wenig Regen,
macht Jesus man die Türen auf.
Das eine, andere Haus steht offen,
für diesen Wandrer, wenn ers braucht.
Wenn ihn Unwetter hat getroffen,
wenn schwer die Beine, darf er hoffen,
dass auch für ihn der Herd hier raucht.
So auch bei Marta, dieser Treuen,
die weiß, was sie an Jesus hat.
Hier braucht sich auch kein Schüler scheuen,
sie nimmt sie auf: Wie sie sich freuen!
Bei Marta werden alle satt.
Schwester Maria kommt herüber,
sie hat ganz anderes im Sinn.
Geht an der Küche glatt vorüber,
den Blick auf Jesus nur hinüber,
setzt sie sich zu den Männern hin.
Das wurmt die Marta, sie muss rennen,
sie schlachtet, kocht, backt und sie deckt.
Ihr wär geholfen, möcht sie flennen,
wenn's Schwesterherz sich könnte trennen
sich zu ihr hielte, aufgeweckt.
So geht sie sich beim Herrn beschweren:
»Dir macht's, mir scheint so, gar nichts aus,
dass ich mich muss allein verzehren
im Dienst für dich. Ich will mich wehren.
Sag's ihr und schick sie zu mir raus.«
Doch Jesus tut gar nichts dergleichen.
Er lobt zwar Martas Müh und Plag.
Doch lässt sein Herz er nicht erweichen
ihr flugs die Schwester her zu reichen.
Er sagt, dass er die Frau so mag.
»Maria hat sich selbst entschieden,
dass sie zuerst mich hören will.
Mit dieser Wahl bin ich zufrieden.
Das ›Brot des Lebens‹ ist beschieden auch ihr,
die hört und hält mir still.«
Der Narr hofft noch auf tolle Tage,
doch neigen sich, ganz ohne Frage,
die selben ihrem Ende zu.
Bald hat die arme Seele Ruh.
Auch wer das Feiern ständig steigert,
kriegt demnächst jeden Jux verweigert.
Fasten verdrängt in vielen Breiten
den Schnaps, den Sex, die Süßigkeiten.
Fast eine Woche sich aufreiben
tun sich die Fans vom Faschingstreiben.
Sie lassen sich den Spaß was kosten.
Kostüm, Getränk sind hohe Posten.
Die Arbeit spielt 'ne Nebenrolle.
Man ist ja nur einmal so tolle.
Drum denkt man mehr in diesen Zeiten
an Schnaps, an Sex, an Süßigkeiten.
Wer Fasnachts-Dienstag frech kalauert,
wird Aschermittwoch höchst bedauert.
Auch Sonntags treibens viele wild,
die sonst ganz bürgerlich im Bild.
Am Rosenmontag rasen Rotten,
die jeglicher Beschreibung spotten,
durch Stätten, die das Volk verleiten
zu Schnaps, zu Sex, zu Süßigkeiten.
Viel Weiber tollen festbetroffen:
Seit Donnerstag wird voll gesoffen.
Wer Narr ist, der nimmt alles mit:
Auch Frei- und Samstags Höllenritt.
Doch Aschermittwoch schließt den Kreis,
von dem dann keiner mehr was weiss.
Zuvor die Tage: Peinlichkeiten,
viel Schnaps, viel Sex, viel Süßigkeiten.
Dann aber wird auf lange Zeit
der arme Körper hart kasteit.
Für Wochen gibt es nur noch Wasser,
nichts Gutes mehr, denkt mancher Prasser.
Verzicht steht an, die fetten Krapfen
sind nun ersetzt durch Herings-Hapfen.
Den Frust muss man allein bestreiten
ohn Schnaps, ohn Sex, ohn Süßigkeiten.
Verzicht auf manches Ritual
bereitet sieben Wochen Qual.
Kein Internet, kein Fernsehgucken,
kein Tabakrauchen, Lollischnucken.
Der ›edle Mensch‹ nimmt sich in Zucht,
bekämpft ganz heldisch kleine Sucht.
Tritt kürzer, lässt sich nicht begleiten
von Schnaps, von Sex, von Süßigkeiten.
Der nimmt sich noch mehr Zeit für Kinder,
der sonst ein rechter Stammtischfinder.
Komm früher heim, lass Arbeit liegen,
wenn du sonst nie genug kannst kriegen!
Verzicht auf Ansehn, Komplimente,
die sind schnell hohl, frag Prominente!
Es kann noch andres Spaß bereiten,
als Schnaps, als Sex, als Süßigkeiten.
Der eine lässt die Fleischpasteten,
die andre wird jetzt öfter treten,
in die Pedale. Sie will sparen,
und Fahrrad anstatt Auto fahren.
Die wird jetzt selber etwas kochen,
die sonst zu Muttern heim gekrochen.
Der isst Gemüse, will nicht streiten
um Schnaps, um Sex, um Süßigkeiten.
»Könnt man nicht auch mal andres kürzen«,
so fragt man sich, »das Leiden würzen
mit wen´ger Kirchgang, kaum noch beten,
das wär doch auch ein Kürzertreten?«
Das soll Genügsamkeit betonen,
doch wird's entlarvt als Selbstbelohnen.
So bleibt nur der Verzicht beizeiten
auf Schnaps, auf Sex, auf Süßigkeiten.
Ein jeder Glockenläuter trinkt direkt vom Euter,
aber unsereiner, der trinkt nix.
Ein jeder G'sangbuchreicher grüßt den Schmidtchen Schleicher,
aber unsereiner, der grüßt nix.
Ein Blum- und Kerzensteller fängt die Maus im Keller,
aber unsereiner, der fängt nix.
Ein jeder Chörchensinger will 'nen Ring am Finger,
aber unsereiner, der will nix.
Ein Bibelwortvorleser riecht den Schnellverweser,
aber unsereiner, der riecht nix.
Ein Orgelstückespieler nutzt den Fernrohrzieler,
aber unsereiner, der nutzt nix.
Die Sonntagsschulgestalter tragen Sockenhalter,
aber unsereiner, der trägt nix.
Ein jeder Blechlebläser kennt den Hasen Cäsar,
aber unsereiner, der kennt nix.
Die Putzfrau Saubersteiger schafft beim Kirchengeiger,
aber unsereiner, der schafft nix.
Nach Weihrauch und nach Kräuter' schmeckt der Stauberbeuter,
aber unsereiner schmeckt nach nix.
Ein jeder Herr Pastor den Faden schon verlor,
ja aber unsereiner vérliert nix.
Pastorin Müller-Maier spielt die alte Leier,
aber unsereiner, der spielt nix.
Die Jugend und die Teener essen Heiße Wiener,
aber unsereiner, der isst nix.
Ein jeder Anspielmacher scheut den falschen Lacher,
aber unsereiner, der scheut nix.
Ein jeder Hundmitbringer tut sich schwer als Zwinger,
schreit den Leut' entgegen: »Der tut nix«.
Die Tee und Kaffee kochen, spüren's in den Knochen,
aber unsereiner, der spürt nix.
Ein jeder Büchertischler hat 'nen Sauberwischler,
aber unsereiner, der-wischt nix.
Ein jeder Leutezähler braucht 'nen Wiederwähler,
aber unsereiner, der braucht nix.
Jeder Kollektenheber kriegt 'ne Laus zur Leber,
aber unsereiner, der kriegt nix.
1. Die Sänger rasen übern Berg,
der Größte fühlt sich noch als Zwerg.
Kehrreim:
Die ganze Chorgemeinschaft schrillt:
|: »Wer hat das Notenheft,
wer hat das Notenheft,
wer hat das Notenheft versaut? » :|
2. Die Dirigentin kriegt ne Wut.
Sie fand das Notenheft so gut.
Die ganze Chorgemeinschaft schrillt: …
3. Der Notenwart weint konsterniert:
»Ich hab das Heft erst schön verziert.«
Die ganze Chorgemeinschaft schrillt: …
4. Die Sopranistin hustet schwer.
Sie gibt das Heft selbst niemals her.
Die ganze Chorgemeinschaft schrillt: …
5.Total verschnupft stöhnt der Tenor:
»So etwas kommt doch sonst nicht vor.«
Die ganze Chorgemeinschaft schrillt: …
6. Die Altsolistin ruft von fern:
»Ich hätt das Notenheft so gern.«
Die ganze Chorgemeinschaft schrillt: …
7. Und erst der Bass im Keller drin -
nur nach den Noten steht sein Sinn.
Die ganze Chorgemeinschaft schrillt: …
8. Der Sängernachwuchs flucht: »Verdammt,
der Schuldige wird eingerammt!«
Die ganze Chorgemeinschaft schrillt: …
9. Die Kassenführung heult herum,
verplant der Haushalt, ach wie dumm.
Die ganze Chorgemeinschaft schrillt: ...
10. Programmausschuss, Festkommitee:
»Was, Neuanschaffung? Nee, nee, nee!«
Die ganze Chorgemeinschaft schrillt: …
11. Die Inspizientin knirscht im Schlaf:
»Wer so was tut, ist echt ein Schaf.«
Die ganze Chorgemeinschaft schrillt: …
12. Das Publikum schaut tief besorgt:
»Wer hat da wem was ausgeborgt?«
Die ganze Chorgemeinschaft schrillt: …
13. Die Chorsenioren im Verband
halten das Heft fest in der Hand.
Die ganze Chorgemeinschaft schrillt:
|: »Da ist das Notenheft.
Da ist das Notenheft.
Das Notenheft ist doch Eins A.« :|
Beim Münchner Fasching trafen sich
ganz unverhofft zwei Kerle, Narren.
Der eine trug ein Pali-Tuch,
der and're echt ausseh'nde Knarren.
Die beiden stutzten, sah'n sich um,
ein jeder nahm 's dem andern krumm.
Ganz schnell verduftete der Grüne
mit seinen Schießwerkzeugen dann.
Auf seinem Rücken las man noch
groß »POLIZEI«. Der Scheich blieb dran.
Die Drumherum hat nichts gestört.
Der Schrei vom Scheich blieb unerhört.
Damit er leichter rennen konnte,
warf der Araber Lasten ab.
Das war zuerst ein breiter Gürtel,
mit vielen Stangen dran, im Trab.
Dann fiel auch noch aus seiner Hand
ein Sack auf dem »Ammonium...« stand.
Die Jagd bemerkte in der Menge
nun eine Reihe and'rer Leute.
Es hingen sich ganz viele dran,
ne richtige Verfolger-Meute.
Dem Scheichen wurd' nicht völlig klar,
ob das für ihn ein Vorteil war.
Da folgte ihm in seinem Kaftan,
gefährlich wirkte jeder Schritt,
der Gardeoffzier mit Dreispitz,
ein Bär, Indianer kamen mit.
Auch drängte noch ein Schütze nach,
nem Ritter fast der Sporn zerbrach.
Ein Musketier schrie laut »Attacke«.
Dem folgte wiederum ein Frosch.
Dahinter rannte eine Nonne.
Ein Rotkäppchen fiel auf die Gosch.
»Trara« tönt Christel von der Post.
Asch'brödels Schuh hängt fest im Rost.
Der Kerl im Kampfanzug schlägt Haken,
den Scheich versucht er loszuwerden.
Der Haufen hinter dem wird größer,
Tumult, ja Panik wie in Herden.
Der fitte Scheich blieb dicht dabei.
Trotz Langgewand war er so frei.
Ein schwer bewaffneter Pirat
senkte den Säbel, brüllte »Feuer«.
Sein Nachbar mit der Panzerfaust
richt' sein Geschütz: Mann, das wird teuer!
Die selbst gemachte Bázooka
bricht durch die Masse Mensch, ja klar.
Den Scheich trifft 's Projektil am Rücken.
Er wankt, doch fällt ihn nicht 's Geschoss.
Ein Tanzmariechen stützt und hält ihn.
Er schaut nicht hin, was es verdross.
Auch in der größten Eil und Not,
ist Dank ein Höflichkeitsgebot.
Ein Steinzeitmensch kriegt den Araber,
haut mit der Keule auf den Kopf.
Den treiben diese Prügel weiter.
Die Schläg wer'n schwächer für den Tropf.
Falls du ein bisschen schneller rennst,
spürst wen'ger du, als wenn du pennst.
Die wilde Jagd fegt durch die Straßen,
die voll mit Feierwilden sind.
Zum Glück für alle schwachen Wesen,
trifft dieser Furor auf kein Kind.
Die großen Leut nimmt 's nicht so mit,
seh'n Grausamkeit auf Schritt und Tritt.
Inzwischen hau'n sich in den Gassen
schon Hunderte bald grün und blau.
Es geht hier zu wie auf der Wiesn.
Frau schlägt mit Maßkrug, Mann drischt Frau.
Ein Schreckensruf vereinzelt schallt:
»Wer hat mein Händi sich gekrallt?«
Nun, manche Frag bleibt ohne Antwort.
Das ist halt so im Leben hier.
Reinheit und Wahrheit tief verborgen,
beeinflusst oft von Wein und Bier.
Es gibt in unsrer Welt mehr Fragen
als Buchregale Antwort tragen.
Doch wo sind eigentlich die Beiden,
die dieses Chaos angerichtet?
Wo hat ihr Rennen hingeführt?
Ist schon der Zwist der Zwei geschlichtet?
Nein seht, da drüben treibt das Jagen.
Noch sucht der Scheich des andern Kragen.
Der Kaftan ist längst hochgerafft.
Was wir da sehen macht uns munter:
Der Scheinbar-Scheich trägt Kampfanzug
und Springerstiefel unten drunter.
Mir scheint fast so, ich glaub das ist
in Wirklichkeit ein Polizist.
Im Sprung erreicht der Ordnungshüter,
wie ich ihn hier mal nennen will,
den waffenstarrenden »Kollegen«.
Der wälzt sich rum, dann liegt er still.
Die Kämpfer finden sich genau
im Mittelpunkt 'ner großen Schau.
Um sie herum steh'n Streifenwagen
mit Blinklicht, zuckend, blau und rot.
Sirenen sind verstummt inzwischen.
Aufklärung ist jetzt das Gebot.
Der Kaftanträger weist sich aus
als Mann des Staates, ei der Daus.
Verkleidet ist auch der darunter,
den unser Scheich gefangen hat.
Er schafft für 's Wach- und Schließgewerbe,
fand es für 'n Straßenfasching glatt,
dass er 'nen Polizist markiert,
als er zur Arbeit heut marschiert.
»Ich hab dem Kerl schnell angesehn,
dass er nicht echt ist und ich dachte,
der hat was vor und wollt ihn kriegen,
bevor er seinen Plan vollbrachte.«
So reimt sich das, was hier passiert
und wo wir eilig mitmarschiert.
Texte: Alfred Mignon
Bildmaterialien: Titel: Margot Kessler / pixelio.de
Tag der Veröffentlichung: 19.10.2010
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Tante Lilli