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Mirjam

Mirjam, Maria,
ganz junge Frau,
dich hat der Herr ausgewählt.
Der Himmel kommt nieder
wie Regen und Tau,
lässt dich erahnen
in seltener Schau
was dich bald würdigt
- und quält.

 

Unschuld vom Lande,
nichts in der Hand,
ohne Leibwache,
ohne Vertrag.
Sie kriegt keinerlei Siegel,
keinen Brief und kein Pfand.
Ihr bleibt einzig alleine
das himmlische Band,
das sie hält,
wie es Gott nur vermag.

 

Gebeugt neben Mirjam,
Josef, ihr Mann.
Was er sehen muss,
scheint klar zu sein.
Doch er richtet sie nicht,
hört Gott reden und dann
holt er Mirjam zu sich,
nimmt das Kind von ihr an:
„Gottes Auftrag für dich
sei auch mein.“

 

Die Verwandtschaft gespalten,
mal hoffend mal bang,
allzu gut kennt man Leben
und Lauf.
Viele warten auf Gottes Erbarmen
schon lang,
spüren trotzdem den zweifelnden
menschlichen Drang,
geben Glauben und Hoffnung
fast auf.

 

Allerweltskind Maria,
einmalig gemacht.
Nichts Vergleichbares steht
neben ihr.
Sie, erhoben zum Licht,
leuchtet aus dunkler Nacht,
hat den Retter der Menschheit
zur Welt uns gebracht,
dem Stamm Juda,
Haus David, zur Zier.

 

Wer erkennt schon den König,
den Gott uns gesandt,
was Marias Entbindung
uns brachte?
Arme Hirten und Heiden
aus östlichem Land
haben sich
an die kleine Familie gewandt,
um zu seh‘n,
wie der Himmel da lachte.

 

Auch die Mirjam verstand nicht,
was das alles soll,
wie sich‘s fügt,
was der Höchste geplant.
Doch sie speichert die Worte,
die Bilder so voll,
und die Klänge der Engel
in Dur und in Moll,
für die Zeit,
von der sie noch nichts ahnt.

 

Als die Eltern mit Kind
auf den Tempelplatz kommen
treten ihnen
zwei Alte entgegen.
Diesem Simeon und auch der Hanna,
zwei Frommen,
sind die Felle der Hoffnung
nie ganz weg geschwommen.
Sie versprechen dem Kind
Gottes Segen.

 

Doch die Freude der Segnung
ist nicht ungestört,
denn der Mijam wird
deutlich gesagt,
dass durch‘s Kind, in dem Gott
Vieler Flehen erhört
und durch das er der Welt
seine Liebe beschwört,
sie als Mutter wird
grausam geplagt.

 

Maria und Josef haben
lange gesucht,
nach dem Kind,
das sich scheinbar verdrückt.
Hier am Gotteshaus wird später
Jesus versucht
ob er nicht doch dem Bösen dient
und Gott verflucht.
Die Bewährung ist
wieder geglückt.

 

Auf der Suche nach ihm
findet Mirjam den Sohn.
Er ist Prüfling
im Kreise der Alten.
Und das Urteil der Männer
drückt Achtung aus schon.
Als die Mutter schilt,
wehrt er, anständig im Ton:
"Werd mich stets - wo der Vater -
aufhalten."

 

Gottes Kind bleibt gehorsam
den Eltern im Hier,
unterwirft sich dem Weg
durch die Zeit.
Für Maria ist‘s wieder ein Beispiel,
dass ihr
dringt ein Schwert durch die Seele.
Nicht gerade zur Zier
wieder Tränen benetzen
ihr Kleid.

 

Eine Hochzeit in Kana,
sie alle sind dort.
Seine Mutter stellt fest:
"Es fehlt Wein."
Doch er ist nicht bereit,
scheint schon innerlich fort,
weist sie anscheinend ab
mit dem garstigen Wort:
"Frau, was willst du von mir?
Lass das sein!"

 

Doch sie, gar nicht gekränkt,
zieht sich vornehm zurück,
weist die Helfer
im Voraus schon an:
"Was er sagt, sollt ihr tun."
Und sie richtet den Blick
auf die Hilfe, die auch
gilt dem irdischen Glück,
dem zu gut danach
Wunder getan.

 

Als der Menschensohn lehrte
und heilte im Land,
war‘n Familie
und Mutter entsetzt.
Er versäumt‘ seine Pflicht,
als zu Haus er entschwand.
Hier fehlt alltags
des Ältesten ordnende Hand.
Er hat Anstand
und Sitte verletzt.

 

Darum ruft ihn die Mutter
zurück in sein Haus.
Er sollt demutsvoll
sich unterstellen.
Doch der Rabbi legt dieses Gebot
anders aus,
weist auf die mit ihm gehn,
macht Familie daraus.
Sind Geschwister,
die sich ihm gesellen.

 

Unterm Kreuz stehen sie.
Nur ein paar sind noch treu,
die die Angst
und den Stolz überwunden.
Er, der Sohn, weist Maria zum Freund,
nimmt die Scheu,
gibt dem Freund Mirjams Hand,
stiftet Kindschaft ganz neu.
So sind Mutter und Sohn
jetzt gefunden.

 

In der Welt habt ihr Angst,
lebt in Hoffen und Bangen,
drum sucht Vorbilder,
die etwas taugen.
Lasst die weg, die enttäuschen,
mit den‘ ihr gehangen,
die euch blenden, verwirren
und nehmen gefangen.
Auf Mariens Art
richtet die Augen!

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Mädchen Maria

Mädchen Maria,
der Himmel sucht dich.
Du kannst kaum glauben:
Was will Gott für mich?
Neigst dich vor der Botschaft,
die dich erst verstört.
Du bist bereit und
hast den Rufer erhört.

 

Mutter Maria,
dein Kind lässt dich gehn.
Es sucht den Vater,
den wir so nicht sehn.
Dir fährt ein Dolch
durch das Herz und den Sinn,
doch dieser Schmerz
führt zum Erkennen hin.

 

Mirja, Maria,
der anderen Not
trifft dich und rührt dich,
fehlt Wein oder Brot.
Kannst du selbst auch nicht retten,
vertraust dich dem Herrn.
Der nimmt grad Kleines ernst
und er hilft liebend gern.

 

Mara, Maria,
du brauchst einen Platz
wo du geschützt bist
vor irdischer Hatz.
Komm zur Familie,
die Jesus gebaut!
In Gottes Schoß findet
heim, wer vertraut.

 

Mama Maria,
am Kreuz stirbt dein Sohn.
Er trägt der Menschen
Schuld, Marter und Hohn.
Jesus, der windet
ein ganz neues Band
um dich und reicht uns
darin Gottes Hand.

 

Mater Maria,
du stehst in der Pflicht.
In der Gemeinde
verschonst du dich nicht;
betest mit den Brüdern,
den Schwestern und tust,
was Jesus von uns will;
in Christus du ruhst.

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Mutter Eva

 Wie einst die Frau wurd' Menschenglück,
wird in der Schrift zweimal erzählt:
Zuerst heißt es, Gott hat am Stück,
nicht hintennach die Frau erwählt.
Sein Ebenbild sind sie zu Zwei'n.
Frau kommt mit Mann zur Welt als Ein'.

 

Auch in der zweiten Schöpfungsg'schicht,
die gut zu unterscheiden ist,
versteht der Produktionsbericht
sich nicht als Rang- und Standeslist':
Dem Mann entnimmt der Architekt
ein weiblich's Teil, das in ihm steckt.

 

Wir denken oft, ziemlich betrübt,
die Schöpfung sei nicht gleich gelungen.
Nein, Gott hat nicht beim Mann geübt,
den Fehler erst danach bezwungen.
Er musst' verzögern, weil verschreckt
kein Mann sonst glaubt, was in ihm steckt.

 

Solange sie noch nicht gelähmt,
durch Klugheit, die sie Gott geklaut,
war'n sie und er ganz unverschämt.
Sie trugen nichts als ihre Haut.
Erst als die Überheblichkeit
mit ihnen durchging, ging's zu weit.

 

Von Eva heisst's, sie hat vier Söhne,
Kain, Abel, Henoch und den Set.
Das war viel Arbeit für die Schöne,
war Leid und Freude, wie's so geht.
Doch hat die Mutter stets beschworen:
Aus Gottes Gnad sind sie geboren.

 

Was lehrt die Eva aus der Schrift
uns, die wir heut' wie aller Zeiten,
zu lernen haben, was zutrifft,
wohin das Wort uns will begleiten?
Wir seh'n an ihr, dass Gott auch liebt,
die nicht den ersten Ton angibt.

 

Vielleicht bist du nicht mal die Zweite,
stehst viel im Schatten statt im Licht.
Der hohe Herr geht dir zur Seite.
Er übersieht auch Dritte nicht.
Selbst die am End' der Welt sind seine.
Und dem ganz vorne macht er Beine.

 

Nimm ihm nicht übel, was verdreht.
Klag' nicht den Herrn an, scheint's auch dumm.
Dein Leben vor Gericht besteht,
selbst wenn du meinst alles sei krumm.
Es kommt nicht auf die Leute an.
Gott soll beurteil'n, was getan.

 

Und da, wo du mit falschem Denken
bist mal gestrandet und sitzt auf,
lass dich zurück zum Höchsten lenken.
Erheb den Blick zu Gott hinauf.
Der will dich gerne bei sich halten
und deine weit're Fahrt gestalten.

 

Falls dir viel Gutes, Menschen, Leben
in großer Fülle sind geschenkt;
Wenn du mit Zeichen bist umgeben,
die dich leichtfertig abgelenkt:
Vergiss nie den, der dir das gibt
und der dich reich wie arm gleich liebt.

 

Mutter Maria

Ach hätte ich den Herrn gesehen,
den Druck gespürt von seinem Arm;
Ich könnt' bestimmt besser bestehen;
Mir wär's um's Glaubensherz sehr warm.
Doch - hat Maria ihm vertraut;
weil sie ihn sah, auf ihn gebaut?

 

Die Mutter musste mühsam lernen,
dass dieser Sohn, den sie gebor'n,
der ihr so nah kam aus den Fernen,
wie kein Mensch sonst: Sie ist verlor'n,
wenn sie ihn nicht zum Herren macht.
Die Existenz wär' nur verkracht.

 

Mirjam hört vieles von dem Kind.
Was man so sagt, erscheint ihr schwer.
Und so wie unsre Mütter sind,
nimmt sie es auf, wälzt's hin und her.
Ihr Sohn macht erst den Unterschied.
Vom Himmel dringt das neue Lied.

 

Das hat die Hirten angesprochen,
die unerwartet auch dabei.
Sie sind im Dunkeln aufgebrochen
und waren früh schon ganz schön frei.
Maria hört, was singt und klingt,
den Zweifel nicht zum Stummsein bringt.

 

Auf Gottes Wort hofft auch die Ferne.
Vom Weltend kommen Männer her.
In Davids Burg säh' man so gerne:
Frieden zu schaffen ist nicht schwer.
Die Fremden merken es recht bald:
Sie sah'n die Bäume, nicht den Wald.

 

Wer Christus sucht, der guckt verwundert.
Man findet ihn im Palas nicht.
Es liegt im Stroh, des Glanz vielhundert
von unsrer Sonne Leuchten bricht.
Weil sie den Sohn alltäglich sieht,
sich Mirjams Wahrnehmung verzieht.

 

Die Einen auf den König warten,
den Herrscher, der mit Stärke schafft.
Er wird das Himmelreich dann starten.
Dafür gibt Gott ihm seine Kraft.
Revolution fegt alles weg.
Was schwach, erfüllt niemals den Zweck.

 

Ganz anders sehen das die Kleinen
wie Simeon und Hanna an.
Weil recht geübt in Freud' und Weinen,
entdeckt der Geist im Kind den Mann,
den Menschensohn, den Gott erwählt
und den der sich im Feuer stählt.

 

Die Religion und Sitte lehren,
erkennen in dem jungen Mann,
der sich der Eltern wollt' erwehren,
Gelehrsamkeit, die doch sodann
den Knaben wieder fromm und brav
den Eltern unterwirft wie'n Schaf.

 

Maria musste das stark schmerzen.
Verstehen kann man es nicht gleich.
Der Abstand ging ihr sehr zu Herzen.
Das Kind macht sie an Tränen reich.
Ich neide ihr die Nähe nicht
zu Jesus, der die Ordnung bricht.

 

Von einer Hochzeit wird berichtet,
zu der die ganze Sippe kam,
der Wein ging aus, gern hätt' geschlichtet
die Pleite Mutter Mirijam.
Ihr Jesus könnt', so Mutters Hoffen,
die Rettung sein, doch das blieb offen.

 

Der Meister weist die Frau zurück,
als sie dezent die Not anspricht.
Doch sie, ganz ungekränkt zum Glück,
bereitet vor die weit're G'schicht.
Sie sagt dem Wirtsleut-Personal:
Macht, was er will, sei's auch 'ne Qual.

 

Der Rabbi wandert mit den Leuten,
die ihm als Jünger nahe steh'n.
Er lehrt, er heilt, das kann bedeuten,
dass Gott ihn sandte, loszugeh'n.
Doch diese Frau, die ihn geboren,
meint, er hätt' den Verstand verloren.

 

Und wieder distanziert er sich,
der Jesus, den wir Heiland nennen.
»Meine Familie«, fragt er mich,
»soll die mich von den Menschen trennen,
die meines Vater Wort recht hören?«
Lässt sich auf seinem Weg nicht stören.

 

Erst späterhin, so lesen wir,
hat Mirjam das gelernt, was gilt.
Sie stand ihm bei, hör'n wir von ihr,
als ihn am Kreuz ein Kerl noch schilt.
Dann hat er mit dem Freund vereint,
die um den Sohn und Herren weint.

 

Ich präg' mir ein, was ich erkannt:
Entscheidend ist nicht, dass ich sah,
ob ich zu seiner Zeit im Land.
Wer ihm vertraut, kommt immer nah.
Entgeh' Verfolgung und Verfluchen;
Mach' dich frisch auf, sein' Schutz zu suchen!

 

In Wirklichkeit ist Gott nicht fern.
Für niemand ist der Weg zu weit.
Der uns gemacht, der hat uns gern.
Bei ihm ist Raum und sein die Zeit.
Es gilt für Eva - Maria:
Der Herr ist für uns alle da.

 

Impressum

Texte: Titelbild: Maja
Tag der Veröffentlichung: 30.07.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Allen Protestanten und Zweiflern, als Angebot, "mit Maria glauben" zu lernen.

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