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Einführung




Warm brannten die zahlreichen Kerzen in dem Zimmer, in dessen Mitte ein kleines Mädchen mit langen, schwarzen Haaren spielte. Eine kleine Blume steckte in ihrem Haar, sie trug ein weißes Kleidchen. Eine Amme saß in einem Schaukelstuhl nicht weit von ihr, besah sie lächelnd. Draußen war es dunkel, ein Kamin spendete Wärme und ließ ihre Schatten an der Wand tanzen. Die Türe des Zimmers ging auf, gab den Blick auf eine große Gestalt frei. Sie war abgemagert, trug ein sehr langes Schwert welches am Boden schleifte, und starrte das kleine Mädchen an. Ein irrer Blick lag in dem eingefallenen Gesicht. Dann schritt die Gestalt langsam auf das Mädchen zu, es nicht aus den Augen lassend. Das Mädchen unterbrach sein spielen, sah ihn mit großen Augen an. Die Amme sprang auf, rannte zu der Gestalt und fiel vor ihr auf die Knie, schrie und weinte.
Der Mann sah sie nicht an, hob sein Schwert und schlug ihr den Kopf ab, welcher in die Ecke wirbelte. Der Rumpf flog vor ihn auf den Teppich, färbte ihn rot. Mit schweren Schritten lief die Gestalt weiter, das Blut tropfte von der Klinge auf den Teppich, hinterließ eine Spur. Andere Gestalten erschienen an der Tür, schrien ihn an. Die große Gestalt schritt weiter auf das Kind zu, welches erstarrt am Boden saß und ihn anschaute. Die anderen Gestalten stürmten auf den großen Mann zu, schrien ihn weiter an. Dieser drehte sich endlich um, schrie zurück. Einer der Männer rannte zu dem Mädchen, nahm es in die Arme und beschütze es. Der große Mann griff die nahe stehenden an, sie weichten aus.
Dann trat einer von ihnen vor, Tränen lagen in seinen Augen. Mit einem schnellen Schritt war er vorne, rammte seine Klinge durch das Herz des großen Mannes. Der ließ seine blutige Klinge fallen, riss die Arme zur Seite und brüllte, warf den Kopf in den Nacken.
Der Mann mit dem Kind bekam große Augen, sie weiteten sich vor Entsetzen. Dann legte er das Kind auf seine Oberschenkel, faltete die Hände und betete. Kurz darauf fingen die Körper an zu zittern, zu verkrampfen. Die Kerzen erloschen mit einem Schlag, das Feuer im Kamin ging aus und nur noch die rote Glut erhellte den Raum. Nach einer Weile konnte man eine unförmige, große Gestalt sehen welche sich erhobt, etwas in den Händen hielt. Sie zitterte, blieb stehen und sah geradeaus. Dann rannte sie los, durch den Raum, in den Gang. Hinter ihr im Raum richteten sich immer mehr Gestalten auf, ihre Silhouetten hoben sich gegen die Glut ab. Ein Schatten huschte die Gänge entlang, verzogen und unscharf, schoß er durch das Tor in die Nacht heraus. Das Grauen und den Schmerz hinter sich lassend, welcher sich immer weiter ausbreiten sollte und fortan ihr Schicksal als Gejagte besiegelte.

Kapitel 1.1




Isabell schreckte hoch, Schweiß stand auf ihrer Stirn. Sie wischte ihn mit einer langsamen Handbewegung weg, sah vorsichtig Leanan an. Dieser schlief noch, sein leichtes schnarchen vermischte sich mit den Geräuschen des Waldes, in dem sie ihr Zelt aufgeschlagen hatten. Leise ließ sie sich in ihr Lage zurückgleiten, war froh ihn nicht geweckt zu haben. Dieser Traum schon wieder, immer wieder suchte er sie heim. Sie konnte einfach nicht vergessen was damals passiert war, und was Schuld an ihrem Leiden war.
Sie lag noch eine Weile mit offenen Augen da, die Sonne schien durch die Zeltplane, Schatten von Zweigen schwankten leicht hin und her, Vögel sangen. Isabell lauschte den Geräuschen, sie lenkten sie von ihren trüben Gedanken ab. Nach einer Weile stand sie leise auf und verließ das Zelt, schloß es hinter sich. Dann reckte sie sich erstmal durch, sah sich um. Langsam lief sie zu dem kleinen Bach, der ein Stück weg durch den Wald floß. Sonnenstrahlen fielen durch das Blätterdach, stießen wie helle Finger durch die Luft auf den Boden. Insekten summten durch die Luft, eine leichte Brise ließ die Bäume rascheln.
Sie kam an den Bach, ging in die Hocke und schöpfte mit den Händen ein paar Schlücke des kühlen naß. Dann wusch sie sich das Gesicht, ihre langen schwarzen Haar fielen ihr seitlich vom Gesicht herab. Dann stützte sie sich mit beiden Armen am Ufer ab, sah mit tropfenden Gesicht in die unruhige Wasseroberfläche. Sie konnte ihr Gesicht sehen, wie es durch die Wellen verzehrt wurde. Sie sah sich an. Junge Frauen in ihrem Alter, was würden sie wohl gerade machen? Vielleicht ihre Kinder versorgen, dem Mann bei der Feldarbeit helfen, Kleider nähen, das Haus putzen, was zu essen zubereiten?
Wieder flog ein Schwall kaltes Wasser ins Gesicht, dann stand die auf. Der Tag war zu schön um trüben Gedanken nachzuhängen. Mit großen Schritte kam sie zurück zum Zelt, wo gerade Leanan rausgekrabbelt kam, herzhaft gähnte und sie ansah.
"Habe ich dich geweckt?", fragte Isabell als sie wieder am Zelt ankam.
"Hast du wieder diesen Traum gehabt?", fragte er zurück. Sie nickte.
"Gott, ich wünschte ich könnte etwas dagegen machen. Ich hoffe der alte Totenbeschwörer kann uns endlich weiterhelfen", seufzte Leanan.
"Ich wünschte ich könnte deine Zuversicht teilen...", meinte Isabell und begann ihr Haar zu einem großen Zopf zusammenzuflechten.
"Gib die Hoffnung nicht auf, irgendwann werden wir diesen Fluch brechen können..... irgendwann", meinte Leanan väterlich und klopfte ihr auf die Schulter. Er war immer wie ein Vater zu ihr, solange sie denken konnte. Über 12 Jahre waren sie jetzt schon zusammen, zogen durch das Land und verdienten ihren Unterhalt als Söldner und Schatzsucher. Vieles hatten sie zusammen durchgemacht seit dem Schicksalhaften Tag damals in Tristam. Seitdem waren sie auf der Flucht, doch eher vor sich selber als vor den Feinden. Isabell wünschte sich das dieses Leben endlich aufhörte, sie endlich ein normales Leben führen konnte. Sicher, das Nomadenleben hatte auch seine Reize, aber man war einsam. Sie sehnte sich nach Geborgenheit, Leanan konnte ihr diese nur zum Teil geben. Er war schon älter, hatte viel mitgemacht im Leben. Er gab es nicht zu, aber sie spürte wie ihn die derzeitige Lage an ihm nagte. Er wollte sie endlich von ihrem Fluch befreien, steckte seine ganze Energie in das Vorhaben. Viele Leute hatten sie schon aufgesucht, aber keiner konnte ihnen helfen.
"Denkst du wieder nach?", fragte Leanan, und Isabell sah ihn an.
"Ja. Ich denke es wird besser sein wenn wir endlich zu dem Dorf kommen bevor es dunkel wird", meinte sie, und er nickte nur. Sie bauten das kleine Zelt ab, packten ihr Zeug in die großen Rucksäcke und schnallten sie auf. Dann holten sie ihre Waffen und liefen los. Leanan hatte seine Rüstung an, das Breitschwert baumelte in der Schwertscheide neben der Hüfte, das Schild hatte er auf den Rucksack geschnallt. Isabell stützt sich auf ihrer Lanze, benutzte sie als großen Spazierstock. Die Lanze überragte sie um ein ganzes Stück, maß über zwei Meter mit einer langen Doppelschneide auf der Spitze. Sie trug eine leichte schwarze Lederrüstung, nur die linke Schulter trug eine Panzerung aus Metall, welche auch ganzen linken Arm schützte. Viele Schrammen waren in dem Metall, zeugten von vielen harten kämpfen.
Sie wanderten durch den Wald, überquerten Bäche und Wiesen. Auf den Wegen kamen ihnen neben Bauern und Händlern immer wieder Gruppen von Kämpfern aller Art vorbei, welche unterwegs nach Tristam waren. Diablo war schon längere Zeit besiegt, aber es gab immer noch genug Monster welche aus dem Kloster geflohen waren und die umliegenden Dörfer und Städte terrorisierten. Isabell und Leanan lebten davon Dörfer unter Bezahlung von diesen Plagegeistern zu befreien, manchmal trafen sie auch auf uralte Gemäuer welche unter Umständen noch Kostbarkeiten enthielten. Die Dörfer mußten auf diese Abenteurer und Söldner zurückgreifen nachdem die Armee ihnen keinen Schutz mehr bot. Nach dem Krieg gegen Westmach waren die Überresten der Armee nach dem Verschwinden von Leoric zersplittert, es gab keine Führung mehr welche die zusammenhalten konnte. So gab es in Khanduras seit 12 Jahren keinen König mehr, keinen Herrscher. Die Leute führten wieder das Leben wie vor Leoric, frei und ungebunden. Doch der Schatten von Diablo lag immer noch über ihnen, es würde wohl noch Jahre dauern bis alle Monster endlich vernichtet waren... und Leorics Schicksal endlich aufgeklärt wurde. Isabell hatte viele Gerüchte gehört über den Verbleib gehört, doch sie wußte genau was mit ihm passiert war. Und sie hoffte das sie ihm nie wieder begegnen würde....
Sie trafen auf die ersten Felder, auf denen die Bauern gerade die Ernte einholten. Das Dorf konnte nicht mehr weit entfernt sein. Später konnten sie es dann in einem Tal sehen, geschäftiges Treiben herrschte dort und es roch nach frischen Brot und Weizen. Das plätschern eines Wasserrads erfüllte die Luft, zusammen mit dem klopfen aus der Schmiede. Isabell und Leanan stiegen in das Tal herab, betraten das Dorf. Mißtrauisch folgten Leute ihnen mit dem Blicken, wer waren diese komischen Leute?
Isabell sah sich um, entdeckte die Schmiede und ging darauf zu. Der stämmige Schmied bearbeitete gerade eine Hacke, stoppte seine Arbeit und sah auf als er sie bemerkte.
"Entschuldigt bitte die Störung guter Mann, wo finden wir hier den ältesten der Stadt?", fragte Isabell höflich. Der Schmied zog eine Augenbraue hoch, dann zeigte er auf ein größeres Haus in der Mitte des Dorfes, neben der kleinen Kirche.
"Ich danke euch, gehabt euch wohl", nickte Isabell und lief mit Leanan auf das Haus zu. Der Schmied sah ihnen nach, schüttelte den Kopf und machte weiter.
Isabell und Leanan erreichten das Haus, ein alter Man saß mit zwei anderen davor und rauchten ihre Pfeifen. Als sie die zwei Fremden bemerkten unterbrachen sie ihr Gespräch und sahen sie an.
"Guten Tag die Herren, entschuldigen sie die Störung, aber wir suchen den Dorfältesten", begann Leanan. Die alten Männer sahen sie prüfend an, dann meinte der älteste "Ihr habt ihn gefunden. Was kann für euch tun?"
"Wir sind hier wegen eures Problems, was hier im Lande die Runde macht", antwortet Leanan. Die drei sahen sich an, dann fragte der alte wieder "Ihr?"
Verdutzt sah er den älteren Kämpfer und die junge Frau an. Das konnte sich doch nur im einen Scherz handeln.
"Wir haben hier schon viele Söldner gehabt, welche versuchten haben die Monstergruppe in dem Wald zu stellen, aber sie alle mußte aufgeben. Und ihr zwei wollt das alleine meistern? Ich bezweifele doch sehr das ihr dazu in der Lage seid", erwiderte er dann.
"Laß das mal unsere Sorge sein Dorfältester. Wir bieten euch unsere Dienste an, für 100 Goldstücke", sagte Leanan unbeirrt.
"100 Goldstücke!? Seid ihr des Wahnsinns?", fragte der Dorfälteste verblüfft.
"100 Goldstücke, und nicht eines weniger. Dafür habt ihr eurer Problem los", sagte Leanan grinsend.
"Wir zahlen doch nicht im voraus so viel, vergeßt es!", rief der Dorfälteste.
"Ihr zahlt nach Erledigung der Arbeit wenn ihr uns den Auftrag gebt. Aber denkt dran, wir lassen nicht mit uns feilschen, und wir haben bisher immer unser Gold gekriegt.....", schloß Leanan ernst.
"Wie sollen wir wissen das ihr wirklich alle erledigt habt?", fragte der Dorfälteste unsicher.
"Wir bringen euch den Kopf des Anführers, jeder Gruppe hat einen", erwiderte Isabell. Der alte Mann sah sie an, irgend etwas war anders an dieser Frau, ihre Augen sprühten nicht so vor Leben wie die der jungen Frauen in diesem Dorf. Dieser Blick war ernst und emotionslos, wie der alter Krieger. Diese zwei waren seltsam, und der Alte wurde etwas nervös. Aber sie schienen zu wissen was sie tun.
"In Ordnung, ich gebe euch hiermit den Auftrag uns endlich von dieser Plage zu befreien, welche uns immer wieder Zuchttiere und Vorräte kostet, und schon Dorfbewohner getötet hat. Ich zahle euch die 100 Goldstücke wenn ihr uns endlich davon befreien könnt Abenteurer", meint er dann kopfnickend.
"Wir werden euch nicht enttäuschen", sagte Leanan und verbeugte sich kurz mit Isabell zusammen.
"Kommt, setzt euch zu uns, ihr habt sicher ein paar Fragen", sagte der Dorfälteste, und die beiden kamen zu den drei alten Herren. Dort ließen sie sich die Vorfälle schildern, wo die Monster im Wald waren und welche Art von Monstern es waren.
"Ihr meint also es ist eine Anführerin, eine gefallene Jägerin?", fragte Leanan und sah Isabell an.
"Genau. Wir konnten sie in einer Nacht am Berg oben stehen sehen, während ihre Gefolgsleute 5 unsere Kühe schlachteten und die Tochter eines Bauern mißhandelten und töteten. Seit den Vorfällen vor 12 Jahren ist dieses Land nicht mehr dasselbe. Ich erinnere mich gut daran wie ich damals zusammen mit den anderen in den Wäldern gespielt habe, aber unsere Kinder müssen hier im Dorf bleiben, weil es draußen zu gefährlich ist. Hätte Leoric damals nicht diesen unsinnigen Krieg gegen Westmarch angefangen könnte sich die Armee darum kümmern. Aber das Chaos was er hinterlassen hat zerrt sehr an uns, ich glaube ich werde es nicht mehr erleben wie wir endlich Frieden finden in diesem Land. Aber ich schweife wieder ab, was wollt ihr noch wissen?", fragte der Alte nachdem er eine zeitlang Erinnerungen nachgehangen ist.
"Nichts mehr, danke. Wir wissen jetzt alles was wir wissen müssen. Wir werden unser Lager außerhalb des Dorfes aufschlagen, und wir wollen nicht gestört werden. Das ist unsere einzige Bedingung die wir an euch haben", sagte Leanan. Der Alte sah ihn verwirrt an. Waren das Magier, welche nicht bei ihren Vorbereitungen gestört werden dürfen? Ach, sei es drum, Hauptsache sie würden endlich die Horde da oben vernichten, ihm war jedes Mittel dazu recht. Auch schwarze Magie wenn es sein mußte.
"Ich werde darauf achten das ihr eure Ruhe bekommt Abenteurer. Möget ihr erfolgreich sein, und das Licht auch eurer Seite sein", schloß er und zog wieder an seiner Pfeife.
"Wir werden euch den Frieden wiederbringen, an den ihr schon nicht mehr glauben wollt", sagte Leanan und stand mit Isabell auf, verließ den Platz. Der Alte stutze, irgendwo her kannte er diese Formulierung. Er sah Leanan nach, dachte nach. Dann fiel es ihm ein, und er runzelte die Stirn. Konnte es sein....
Leanan und Isabell gingen noch zu ein paar Bauern, stockten ihre Vorräte auf und holten sich eine Gans für das Abendessen. Dann verließen sie das Dorf, bauten in einem kleinen Wald ihr Zelt auf. Isabell füllte die Wasserbeutel auf, Leanan entfachte ein Feuer. Anschließend bereitete er die Gans vor, und ließ sie über dem kleinen Feuer braten. Isabell kam zurück und setzte sich mit an das Feuer.
"Ich hasse es, immer schlägt einem dieser Mißtrauen entgegen", grummelte sie, sah ihn an.
"Was erwartest du, wir sind zwei Fremde, und wir tragen Waffen. Ich denke diese Leute haben einfach zu viele unserer Art gesehen als das sie noch Vertrauen in uns setzen würden", meinte Leanan ruhig und schaute gedankenversunken ins Feuer.
"Ich weiß..... ich werde mich wahrscheinlich nie daran gewöhnen", seufzte sie und legte ihren Kopf in ihre Arme, schaute ebenfalls ins Feuer.
"Es wird sicher mal wieder anders kommen, wenn der Horror endlich mal verschwunden ist. Dafür kämpfen wir", sagte Leanan.
"Wie romantisch", meinte sie sarkastisch.
"Wir werden das heute Abend erledigen, und morgen ziehen wir weiter zu dem alten Necromancer. So wie ich das mitbekommen habe sind keine schweren Gegner in der Horde, das sollte die Sache einfach machen", erwiderte er.
"Das denke ich auch. Aber die Anführerin interessiert mich, es ist selten das eine gefallene Jägerin das Kommando übernimmt", sagte Isabell und Leanan nickte.
"Ja, das stimmt. Wahrscheinlich war sie mal in ihrem früheren Leben eine Bedeutende Persönlichkeit", meinte er.
"Mag sein.... auf jedenfall wird das ihre letzte Nacht sein....", meinte sie gedankenversunken. Er schwieg.
Nach dem essen saßen sie um das Feuer, beobachten den Sonnenuntergang. Beide sagten nichts, harrten der Dinge die kamen. Sie wußten beide was sie gleich erwarten würde. Wie jede Nacht in den letzten 12 Jahren.

Ein Fallen stand Wache. Gähnend sah er in die Landschaft, rieb sich zufrieden brummend den Bauch. Hinter ihm konnte man im Licht eines großen Feuers weitere Fallen sehen, sie alle fraßen an den Kühen welche sie vor kurzen aus dem Dorf gestohlen hatten. Ein paar gefallene Jägerinnen saßen etwas abseits um eine auf einem großen Holzstuhl sitzende Jägerin. Sie sah belustigt dem treiben um den Feuer zu, legte ihren Kopf auf die Hand und stützte sich auf einem der Lehnen ab. Ein paar Skelette saßen nur still gegenüber, in ihren leuchtenden Augenhöhlen konnte sie das verlangen nach noch mehr Blut sehen, dem verlangen nach dem Leid der Menschen. Nur Geduld, bald würde die Gruppe groß genug sein um mordend und plündernd durch das Land zu ziehen, unter ihrem Kommando. Ein leichtes grinsen umfuhr ihre Lippen als sie daran dachte. Sie liebte es Macht auszuüben, Macht über andere zu haben.
Das Fallen gähnte nochmal, freute sich schon auf den Schlaf den er nachher bekomme würde. Auf einmal konnte er ein Schlagen hören, es klang wie ein großer Vogel. Der Fallen hörte auf sich am Bauch zu kratzen und sah mißtrauisch in die Nacht. Er hob seine kleine Keule, schaute sich um. Da blitzte es neben ihn auf, ein rotes Licht schoß auf ihn zu. Der Fallen machte den Mund auf um zu schreien, aber der Schreck hatte ihm die Sprache verschlagen. Der funkelnde, rote Lichtstern fegte ihn von der Kuppel, zerriß ihn in der Luft.
Die anderen am Feuer merkten nichts, ausgelassen feierten sie und tanzten zum Teil um das Feuer. Die Anführerin schaute gedankenversunken zu, bis auf einmal die Fallen stoppen. Sie sahen sich fragend an, schauten an sich selber runter. Dann zuckten die ersten, manche fingen an sich zu kratzen. Erste Schmerzensschreie kamen auf, bis sich alle auf dem Boden wälzten und schrien. Die Jägerinnen sprangen auf, sahen verwirrt auf die Fallen. Auch die Skelette erhoben sich und liefen auf den Platz. Dann konnten sie sehen wie die Haut der Fallen blasen warf, immer mehr. Blut spritze ihnen aus allen Körperöffnungen, und es dampfte. Dann zerriß es die Fallen, einer nach dem anderen. Heiße Dampfschwaden stiegen in den Himmel, ihre Überreste dampften in der kalten Abendluft. Die Jägerinn besah sich einen der zerfetzten Fallen, das Blut kochte. Plötzlich zuckten mehrere roten Lichtsterne durch die Nacht, über die Fläche und trafen die Skelette. Sie wurden durch die Wucht zerfetzt, ihre Knochen schossen in den Wald hinter ihnen rein, zerrissen Büsche und Blätter. Die Jägerinnen wurden nervös, wo war der Feind? Dann konnte sie zwei Schatten sehen, welchen immer näher ans Feuer kamen. Die Jägerinnen hielten die Luft an, gingen in Kampfstellung. Die zwei fremden traten ans Feuer, und ein raunen ging durch die Reihen. Es war ein Succubus, ihre bleiche Haut und das leichte glühen der Augen zogen die Blicke auf sich. Ihre Schwingen aus blauer Haut hatte sie eingezogen, waren aber noch gut erkennbar. Die langen, schwarzen Haare fielen an ihrem spärlich bedeckten Körper herab.
Neben ihr stand jemand großes mit einem schwarzen Kutte. Seine große Kapuze hatte er sich tief über das Gesicht verzogen. Die Kutte ging bis zum Boden, verdeckte seine Füße. Doch man konnte die Hände sehen, es waren nur noch weiße Knochen. Langsam nahm die Gestalt die Kapuze an, und es kam ein blanker weißer Schädel zum Vorschein, in dessen Augenhöhlen ein rotes glühen brannte.
"Wart ihr beiden das?", fragte die Anführerin. Die beiden nickten nur.
"Warum, wir sind doch auf der selben Seite!", rief die Anführerin erbost.
"Ich schätze nicht", meinte der Succubus kalt lächelnd. Die Anführerin schaute sie wutentbrannt an, niemand stellte ihre Autorität in Frage!
"Macht sie fertig!", schrie sie, und die Jägerinnen griffen an. Der Succubus spreizte die Schwingen, erhob sich in die Luft. Dann hob er die Arme, ließ ein paar Blutsterne auf die Jägerinnen zuschießen. Diese wichen aus, nur die hinterste erwischte es. Die Sterne durchschlugen den ungeschützten Körper, ließen nicht fiel von ihm übrig. Das große Skelett hob die knochige Hand, und die übrigen Jägerinnen schrien plötzlich auf. Die gingen zu Boden, wälzten sich. Schwarze Beulen sprossen überall auf ihren Körpern, die Pest erfasste sie. Die Anführerin ging ein paar Schritte zurück, sah ungläubig auf ihre Schwestern herab, welche einer nach der anderen an der Folgen der Pest verstarb. Ein Succubus und ein Todesbote, was hatten sie hier verloren? Sie sah zu den beiden auf, welche immer noch am Feuer standen und sie anschauten. Der Succubus ließ sich mit ein paar Flügelschlägen wieder zu Boden gleiten, faltete die Schwingen zusammen.
"Was wollt ihr, warum bringt ihr uns um? Wir kämpfen doch für die gleiche Sache!", schrie die Anführerin panisch, drehte sich um und wollte fliehen. Doch sie kam nicht weit. Auf einmal wurde ihr heiß, immer heißer. Die Schmerzen ließen sie zu Boden gehen, sie keuchte. Es war so als würde Lava durch die Venen gehen. Sie schrie, die unglaublichen Schmerzen peinigten ihren Körper. Brandblasen bildeten sich auf der bleichen Haut, heißes Blut schoß aus ihr heraus. Sie erlebte die letzten Sekunden ihres Lebens nicht mehr, die Schmerzen hatten sie Ohnmächtig werden lassen. Die zwei Gestalten kamen auf den Leichnam zu, schnitt den Kopf ab und verließen das Lager. Das Feuer beleuchtete das Blutverschmierte Feld, die am Boden liegenden Körper. Kurz darauf gingen die Leichen der Jägerinnen in Flammen auf, am nächsten Morgen zeugten nur noch ein paar Aschehaufen von ihrer Existenz.

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Tag der Veröffentlichung: 13.02.2013

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