Geweihte Nacht
Bittere Kälte, Frost und Schnee, vereiste Straßen
in Unterführungen, Tunneln, unter Brücken, Parks, Einkaufspassagen
Menschen, Kreaturen der Nacht, dem Tod näher als dem Leben
bewegungsunfähig, zusammengekauert, dem Rausch ergeben,
vergessen
in Krankenhäusern, Hospizen, Pflegeheimen, Nervenkliniken
Schwersterkrankte an Aids, Krebs, Komapatienten, Lebensunfähig
den seidenen Faden halten, solange es geht oder aufgeben,
Augen schließen - für immer
hinter Mauern, Gittern, irgendwo
Täter ohne Gewissen, abgestumpft, gefühllos,
Bestien in Menschengestalt
Sind sie geweiht, wer wartet auf sie
Gevatter Tod, das jüngste Gericht, Christus oder ein anderer Gott
Opfer von Gewaltdelikten, schlimmster Verbrechen an Leib und Seele
Mütter, Väter, Angehörige hilflos ausgeliefert ihrer Wut, Zorn und Hass
wer erlöst sie von diesen unsäglichen Qualen, dieser Seelenpein
wer hilft den misshandelten Frauen, verstümmelt aus religiösem Wahn
den Kindern in engen Tunneln, Schächten, Fabrikhallen, Bordellen
hungernd, frierend auf der Straße, auf Müllkippen, Minenfeldern
den Kriegern und Opfern, verwundet an Körper und Seele,
gezeichnet für immer, verstümmelt
Weihnacht – Geweihte Nacht, auch für sie?
@Fotograf Roger Sponheimer, korrigierte Fassung © Doris Sponheimer
Texte: Doris Sponheimer
Bildmaterialien: Doris Sponheimer, eigene Fotos
Tag der Veröffentlichung: 19.12.2012
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
für alle Hoffnungslosen