Hi, mein Name ist Rica. Ich bin 15 Jahre alt und wohne mit meiner Mom und meiner Schwester Thea in einem kleinen Kaff in der Nähe der dänischen Grenze. Mein Leben ist ein großes Abenteuer. Meine Mom wurde mit 18 Jahren das erste Mal schwanger, dass mit meiner großen Schwester Thea. Eigentlich heißt sie ja Theodora, aber den Namen kann sie nicht ausstehen. Drei Jahre später wurde ich geboren. Trotz des Altersunterschieds verstehen Thea und ich uns eigentlich ganz gut. Thea und ich haben verschiedene Väter und meine Eltern sind auch nicht mehr zusammen. Als ich sieben Jahre alt war ist meine Mom mit Thea und mir von meinem Vater weggezogen. Drei Jahre später hab ich erfahren dass es eher eine Flucht war, weil er Alkoholiker war. Aber das ist mir egal, denn Thea und ich haben keinen Kontakt zu unseren Vätern.
„In einer Woche sind endlich Ferien.“ sagte Louisa. Ferien….! Alle freuen sich auf 6 lange Wochen Ferien. Mit Ausnahme von mir. „Da muss ich zu Jens.“ Seufzte ich. Jens ist mein Patenonkel. Als ich noch kleiner war und meine Mom gearbeitet hat war ich nach der Schule und am Wochenende bei ihm. Vor drei Jahren ist er aber zu seiner neuen Frau nach Berlin gezogen. „Wohnt der nicht in Berlin?“ holte mich meine beste Freundin Louisa aus meinen Gedanken. „Ja, warum?“ fragte ich sie. „Berlin ist doch der Oberhammer, Rica!“ behauptete sie. „Wenn du das sagst. Ich war ja noch nie dort.“ meinte ich. Schon klingelte es zur letzten Stunde.
Die letzte Woche verging echt schnell. Am Wochenende hab ich meine Koffer gepackt und mich nochmal mit Louisa getroffen. Jetzt sitz ich hier im Zug nach Berlin. Gegenüber von mir saß eine ältere Dame mit einem roten Mantel. Warum sie den nicht auszog, war mir selbst ein Rätsel. Neben der Dame saß ein Junge mit braunen Haaren. Er hat den modernen Sikuola-Schnitt, ein Piercing an der Lippe und starrt mich an. ER STARRT MICH AN!? OMG!! Jetzt bewegen sich sogar seine Lippen. Spricht der etwa mit mir? „Äähm… Hallooo?!“ sagte der schöne Junge. „Redest du etwa mit mir?“ fragte ich erstaunt und schaute mich um. Nicht das doch jemand noch neben mir saß und ich doch nicht gemeint war.
„Jaha, wo fährst du hin?“
„Nach Berlin, und du?“ antwortete ich ihm.
„Ick och.“ sagte er und lächelte schief. Ich erfuhr dass er Alex hieß und 16 Jahre alt war. Er ist ein Jahr in Kiel auf einem Internat gewesen. Heute sollte er seine Patencousine kennenlernen und verbrachte deswegen seine Ferien daheim. Auf der Fahrt quatschten wir noch ein bisschen, bis eine Stimme aus den Lautsprechern kam, die bekannt gab, dass wir bald in Berlin ankommen würden. Als wir beide am Berliner Hauptbahnhof ausstiegen verabschiedeten wir uns und ich hielt Ausschau nach Jens. Etwa 5 Minuten später entdeckte ich ihn. Aber wer war der Junge der mit dem Rücken zu mir, neben ihn stand? „Ricaaa!!! Hier sind wir!“ rief Jens mir wie ein aufgeregtes Kind zu. Als der Junge sich umdrehte erkannte ich ihn. Es war Alex aus dem Zug. Als er mich sah strahlte er mich an.
„Rica, dass ist Alexander, der Sohn meiner neuen Frau.“ erklärte Jens.
„Ich hab ihn schon im Zug kennengelernt.“ sagte ich.
„Ja wir haben uns die ganze Fahrt über unterhalten.“ erzählte Alex ihn grinsend.
Ich sah mich die ganze Zeit mit den Augen ein bisschen um, damit ich keinen der beiden in die Augen schauen musste.
„Das ist ja schön dass ihr euch versteht“ sagte Jens. Ich wurde leicht rot und schaute auf meine Füße. Musste der Junge die ganze Zeit so dämlich grinsen?!
„Denn lasst uns mal nachhause fahren“ unterbrach Jens meine Gedanken und zwinkerte mir zu.
„Ööhmm… okay!!“ sagte ich, blickte aber nicht von meinen Füssen hoch.
Nach ca. 30 Minuten fahrt, mit dem Van meines Patenonkels, waren wir angekommen. Sie wohnten in Berlin Wannsee. Eines der besseren Viertel in Berlin. Das Haus oder eher die Villa, war unbeschreiblich groß. Sie haben mir ein Zimmer gezeigt in dem ich die nächsten 6 Wochen wohnen sollte. Das Zimmer war riesig. Mitten im Raum stand ein großes Himmelbett, davor stand eine Truhe. Eine kleine Wand war in Türkis gestrichen, dort stand eine weiße Couch und an der Wand zum Kopfende meines Bettes stand auf der Wand der Schriftzug: Don’t dream your life but live your dreams. Der Fußboden bestand aus dunklem Nussholz. Der kleine moderne Schreibtisch, mit einem Laptop drauf und den dazu passenden Stuhl, war weiß. Die Deko bestand aus vielen Kissen, Kerzen, einen großen türkisen Teppich und süßen, ja ich gebs zu ein bisschen kitschigen, Figürchen. Die eine Wand bestand fast komplett aus Glas. Als ich zu ihr ging sah ich, dass es eine große Schiebetür war, durch die man auf eine traumhafte Terrasse gelang. Ich ging aber nicht hinaus. Ich wollte nämlich erst meinen Koffer auspacken und denn schauen ob es irgendwas Essbares in diesem Haus gab. Ich hörte mein Magen schon innerlich schreien, dass er was zu essen haben wollte. Das Zimmer gefiel mir. Ich schaute mich in mein Zimmer um und danach schaute ich auf meine Koffer. Kleiderschrank?? Fehlanzeige. Komisch.
„ALEEEX, schrie ich aus vollem Halse. Alex kam daraufhin, völlig aus der Puste in mein Zimmer gestürmt.
„Was ist denn los Cousinchen??“ sagte er keuchend.
„Kleiderschrank??“ sagte ich und machte mit den Händen eine fragende Geste. Er kam auf mich zu, ging den aber doch har scharf an mir vorbei. Beim vorbei laufen strich er meine Schulter und prompt bekam ich eine Gänsehaut. Ich sah aus dem Augenwinkel wie er einen Türkisen Vorhang zur Seite schob und die dahinter versteckte Tür öffnete.
„Hier!!“ sagte er. Ich war wie versteinert. Die Gänsehaut wollte einfach nicht nachlassen.
„Rica?!“ Ich wirbelte schnurstracks rum und setzte ein breites aufgesetztes lächeln auf. Ich staunte. Hinter der Tür verbarg sich ein riesiger begehbarer Kleiderschrank. An der einen Wand waren Schuhe, und an der anderen hingen Kleider. Auf dem Regal über den Kleidern lagen, fein säuberlich zusammengelegt, Hosen, Pullover und T-Shirts. Die dritte Wand war übersäht mit Regalen in denen es nur so von Accessoires wimmelte. Mir blieb die Spucke weg.
„Und von wem sind die ganzen Klamotten? Da ist ja gar kein Platz für mein Kram.“
„Das sind ab heute deine Sachen.“ sagte er und grinste mich wie Honigkuchenpferd an.
„Wie meine??“ fragte ich verwirrt.
„Meine Mutter hatte mal wieder einen ihrer Shoppingräusche, sie hat bei deiner Mutter angerufen und nach deinen Größen gefragt. Es sollte ein kleines Willkommensgeschenk sein.“ er lachte leise. „Klein ist gut“ sagte ich und grinste. Ich ging in den Kleiderschrank. Wie sich das anhört: Ich geh denn mal in meinen Kleiderschrank jupdidi. Ich schaute mir meine neuen Sachen an.
„Deine Mutter hat nen echt guten Geschmack!“ sagte ich grinsend. Allein die vielen Schuhe die da standen. Sneakers von Allstar und high heels von Christian Louboutin. Boahr ey. Tops, Röcke, Kleider…. Ein echtes Paradies. Als ich wieder so einen Umhang sah, nur diesmal in meinem Kleiderschrank, schob ich ihn direkt zur Seite. Noch eine Tür. Ich schaute zu Alex. Er grinste mich an und nickte mir zu. Ich öffnete die Tür und drehte mich zu Alex um.
„Was ist wenn ihr einen Jungen zu Besuch habt?“ fragte ich grinsend.
„Hääh??“ er war hörbar verwirrt und sah mich mit gerunzelter Stirn an.
„Na weil das Waschbecken lila ist“ grinste ich.
„Das ist nicht das Gästezimmer.“ sagte er mit komischer Miene.
„Ähm.. Ja!!“ sagte ich und ging wieder ins Bad.
Es war zwar recht klein aber echt schön. Wenn man von der Tür aus geradeaus schaute war da die Toilette an der Wand. Oben drüber war ein Fenster. An der Wand links neben der Toilette war ein lila Waschbecken und in der Ecke, der anderen beiden Wände, war eine Badewanne mit intrigierter Regendusche. „Klein aber fein.“ Sagte ich. Alex lachte laut auf.
„Das ist nich das richtige Bad.“ er fing noch lauter an zu lachen.
„Wie, nich das richtige Bad?? ich glaub man sah mir die Verwirrung echt an.
„Warst du noch nich draußen auf der Terrasse??“ sagte er und grinste. Ich ging sofort zur Tür und öffnete sie.
„Nich euer Ernst“ sagte ich erstaunt. Standen da wirklich diese Traumhafte Badewanne und die tolle Zweipersonendusche?? Draußen…
„Wie du hier abgehst ey?? sagte er und schaute mich an.
„Tja so viel Luxus bin ich halt nich gewohnt.“ ich zuckte leicht mit der einen Schulter
„Was meintest du eigentlich gerade eben mit, dass ist nicht das Gästezimmer?“ fragte ich und schaute ihm in seine Gift grünen Augen.
„Das sollte dir lieber Jens gleich beim Abendessen erzählen“ sagte er kalt und wollte sich schon umdrehen, blieb aber in der halben Umdrehung stehen und sagte, dass wir in Esszimmer gehen sollten.
Ich folgte ihm und setzte mich an den Esstisch, an dem Jens schon saß und auf dem schon Pizza Stand. Bestellte wohlgemerkt. Jens konnte früher schon nicht kochen und Alex Mutter war im Moment auf Geschäftsreise, wie mir Alex und Jens im Auto erklärt hatten. So groß wie das Haus war hätte es mich aber auch nicht gewundert wenn sie einen Koch und hunderte von angestellten gehabt hätten. Doch bis jetzt hatte ich noch niemanden gesehen.
„Ich hab dir Pizza Hawaii bestellt. Die mochtest du früher doch auch so gerne.“ sagte Jens und lächelte.
„Danke Jens“ sagte ich und lächelte ihn zuckersüß an
„Jens, können wir uns kurz alleine unterhalten?“ sagte Alex und schaute ihm mit einem Eisigen Blick an. Jens nickte.
„Lass uns in die Küche gehen, Alex“ sagte er und entschuldigte sich bei mir für die Störung. Alex ging ihm mit schnellen Schritten hinter her.
Okay, jetzt sitz ich hier alleine im Esszimmer. Ach fang ich halt schon mal an zu essen. Als ich gerade mit dem zweiten Stück fertig war kamen Alex und Jens wieder. Sie setzten sich beide an den Tisch und schauten mich komisch an.
„Was ist denn los?“ sagte ich und klimperte ein bisschen mit meinen Wimpern. Meine Mutter hatte mir regelrecht befohlen nett und zuckersüß zu sein. Ganz genauso wie Jens mich ihrer Meinung in Erinnerung hatte. Was sie dabei nicht wusste war, dass Jens und ich früher immer nur Blödsinn gemacht hatten und ich zuhause immer eine auf Unschuldige tat. Das musste ich Jens versprechen, er meinte er würde sonst großen Ärger mit meiner Mutter bekommen. Trotzdem befolgte ich ihre Anweisungen und war das zuckersüße Mädchen von nebenan.
„Die Sache mit dem Gästezimmer, du weißt schon nä?!“ sagte Alex und schaute auf seine Pizza, um mir nicht in die Augen schauen zu müssen.
„Jaaa!!“ sagte ich und versuchte in seine Augen zu schauen.
„Das ist jetzt dein Zimmer“ sagte er und schaute mir plötzlich direkt in die Augen. Ich zuckte zusammen.
„Wie mein Zimmer, ich bleib doch nur 6 Wochen.“
„Eben nicht“ sagte Jens.
„Du wirst hier einziehen, Rica“ sagte Alex und schaute mich mit einem komischen Blick an
Als ich meine Augen öffnete sah ich in die von Alex.
„Jens, sie ist aufgewacht!!“ schrie Alex.
„Alex?!“ sagte ich ganz leise, so dass er es gar nicht hätte hören können, doch das tat er.
„Ja, was ist denn Rica??“ sagte er mit besorgter Stimme.
„Wo bin ich und was ist passiert?“
Ich lag in einem großen Doppelbett aus dunklem Holz mit blauer Seiden Bettwäsche, hatte mega Kopfschmerzen und konnte mich an einen Scheißdreck erinnern. Ich weiß nur noch, dass ich im Esszimmer saß und meine Pizza aß, allein.
„In meinem Zimmer. Du bist als wir dir gesagt haben, dass du hier einziehen wirst zusammen gebrochen. Und weil ich keine Lust hatte dich zwei Treppen hoch zu tragen hab ich dich in mein Zimmer im ersten Stock gebracht.“ antwortete er ganz gelassen und musterte mich mit einem Blick der mir nur zu gut von meiner Mutter bekannt war. So sah sie mich immer an wenn sie besorgt um mich war. Jetzt fiel mir plötzlich alles wieder ein. Doch warum ich zusammen geklappt war, war mir ein Rätsel. Sonst war ich doch auch nicht so leicht aus der Bahn zu bringen.
„Wie spät ist es?“ fragte ich leicht nervös, suchend nach einer Uhr.
„18 Uhr, warum?“
Oh Gott wie lang hatte ich denn geschlafen. Als wir am Essenstisch saßen, war es 19 Uhr gewesen.
„Oh Gott, ich hab 23 Stunden geschlafen!?“ ich starrte ihn mit aufgerissenen Augen an.
„Nicht ganz.“ antwortet Alex auf meine Feststellung.
„Wie nicht ganz?“ ich runzelte die Stirn.
„Du hast eher so, ähm, lass mich rechnen. 47 Stunden geschlafen.“ Alex legte ein breites Grinsen auf, das aber überhaupt nicht in die Situation passte.
Mir fiel die Kinnlade runter.
„Wie bitte?“ ich glaubte ich hatte mich verhört.
„Wir haben dich einfach nicht wach bekommen. Aber ist ja jetzt auch egal. Du bist wieder wach und das ist die Hauptsache.“
Am liebsten hätte ich ihn angeschrien. Hallo?! Ich hatte echt 47 Stunden ohne Grund geschlafen. Und das finden die nicht irgendwie merkwürdig?
Gerade als ich mit Fragen um mich werfen wollte kam Jens ins Zimmer gestürmt.
„Rica, wie geht’s dir?“ fragt er mich
„Gut, gut!“ antwortete ich.
„Außer, dass mein Schädel brummt als hätte ich die ganze Nacht Wodka in mich hinein gekippt.“ sagte ich und hielt mir demonstrativ die Hand an den Kopf.
Jens und Alex tauschten einen Blick aus, den ich nicht wirklich zuordnen konnte. Sie wirkten leicht angespannt und nervös. Sie setzten sich mit aufs Bett und ich fing an zu sprechen.
„Warum?“ fragte ich.
„Weil, weil…“ Alex schaute Jens mit einem flehenden Blick an.
„Weil deine Mutter Krebs hat, Rica.“ übernahm jetzt Jens. Ich fing an zu weinen. Jens nahm mich in den Arm und Alex schaute mich mit einem Besorgten und mitfühlenden Blick an.
„Wie lange schon?“ ich befreite mich aus Jens Umarmung um ihn in die Augen schauen zu können. „Schon ein paar Jahre, es war aber nie so schlimm wie jetzt.“ antwortete Jens auf meine Frage.
„Wie schlimm ist es denn??“
„Die Ärzte meine, dass sie nicht mehr lang zu leben hat.“ Jens schluckte und ich fing wieder an zu weinen. Unter Tränen und mit vielen Schluchzern meinte ich, dass es doch Möglichkeiten und Medizin gab, mit der man den Krebs besiegen oder zu mindestens eine Zeit lang lindern könnte. Jens erklärte mir, dass die Ärzte schon alles versucht hatten und meine Mutter in den letzten Jahren vieles abgelehnt hatte, um ihre letzte Zeit noch, mit ihrer ganzen Kraft, mit ihrer Familie verbringen zu können. Ich hatte in den letzten Jahren nicht so viel geweint wie heute. Ich unterdrückte immer meine Trauer und Wut. Ich fraß sie in mich hinein, wie Thea es immer so schön sagte. Thea!!
„Was ist mit Thea?“ fragte ich Jens.
„ Sie wird nach Köln ziehen dort ihr Abitur nachholen und dann Studieren.“ ich nickte. Thea war schon immer sehr fleißig und ließ sich nie ablenken. Sie war recht gut in der Schule und hatte die richtigen Freunde. Nicht so wie ich. Ich war im letzten Jahr nicht wirklich die beste in der Schule und hatte nicht wirklich viele Freunde. Bei fremden Leuten war ich immer recht schüchtern, wenn ich jemanden aber recht gut kannte fing ich an aufzublühen und rum zu albern.
Ich atmete einmal tief ein und aus.
„Ich geh jetzt erst mal duschen.“ sagte ich und ging zur Treppe die ins 2. Stockwerk führte. Ich sah noch aus dem Augenwinkel wie Jens aufspringen und mich aufhalten wollte, doch Alex hielt ihn an der Schulter fest und Jens blieb sitzen. Ich war noch ein bisschen wackelig auf den Beinen. Ich fragte mich die ganze Zeit schon was mich so aus der Bahn geworfen hatte. Hatten die mir irgendwas in die Pizza getan? Ne, oder? Und selbst wenn, was hätten sie für einen Grund gehabt. Gerade als ich die erste Stufe hoch gehen wollte hielt mich jemand am Handgelenk fest.
„Rica!?“ sagte die Person. Ich drehte mich um und sah Alex hinter mir stehen
„Es tut mir echt Leid für dich.“
„hm.. lässt sich jetzt auch nicht mehr ändern.“ sagte ich in einem gespielten leichtgültigen Ton.
Ich unterdrückte die erneut aufsteigenden Tränen und drehte mich wieder um.
„Falls du was brauchst oder dich, ähm, irgendwas bedrückt, denn komm zu mir!“ rief Alex mir noch hinterher. Ich rannte auf meine Terrasse, zog mich aus und duschte mich. Unter der Dusche weinte ich. Ich weinte wie ich in meinem Leben noch nie geweint hatte. Warum denn ausgerechnet ich? Warum denn nicht irgendjemand anderes? Als ich fertig war zog ich mir ein graues Top, ein sweatjacke und eine schwarze Jogginghose an, band meine blonden mir fast bis zum Po langen Haare zu einem hohen Pferdeschwanz und ging runter ins Wohnzimmer. Dort saß Jens und schaute auf den Flatscreen. Er bemerkte mich gar nicht, war dafür viel zu vertieft in den Film den er schaute. Ich kannte den Film, es war Dracula. Den hatten wir mal in der Schule geschaut. Dass er solche Filme mochte, wusste ich gar nicht. Dieser Mann hatte es echt geschafft, 45 und Zahnarzt der Stars und Sternchen. Ich hatte mal gehört, dass die Promis aus allen Ecken der Welt kamen, nur um sich bei ihm die Zähne richten zu lassen. Ich konnte mir zwar nie wirklich vorstellen warum, aber es schien wohl so zu sein, bei dieser Villa. Ich hatte keine Lust mich zu Jens zu setzen und ging deshalb wie automatisch zu Alex Zimmertüre. Sollte ich klopfen? Oder sollte ich wieder gehen? Ich rang mit mir selbst, doch schlussendlich erwischte ich mich selbst dabei wie ich an der Tür klopfte.
„Ja?!“ hörte man eine Stimme aus dem Zimmer.
„Ich bins, Rica. Darf ich rein kommen?“ fragte ich heiser.
„Klar, komm rein.“
Ich räusperte mich und ging dann ins Zimmer. Er saß auf seinem Bett und hatte sein Ipad in der Hand. Er legte es zur Seit, als er mich reinkommen sah.
„Na wie geht’s dir?“ fragte er mich und senkte den Kopf leicht zur Seite.
„Besser.“
„Das ist schön. Setz dich ruhig zu mir.“ sagte er, lächelte und klopfte mit seiner flachen Hand auf sein Bett. Ich setze meine Füße in Bewegung und nahm neben Alex Platz.
„Ist echt alles gut bei dir?“
„Joa, ich hab.. ähm.. ja, nur ein bisschen Angst.“ sagte ich und lächelte ihn schief an.
„Wo vor? Wegen deiner Mutter?“ er neigte den Kopf wieder schief zur Seite und musterte, mit gerunzelter Stirn, mein Gesicht. Es sah aus, als würde er die Antwort in meinem Gesicht suchen. Gruselig.
„Nein, davor was kommt.“ ich schaute auf dem Boden. Alex Blick machte mich nämlich leicht nervös.
„Wie meinst du das?“ ich sah schnell auf und sah, dass er diesen Blick von der Frage davor entweder stand gehalten oder ihn schon wieder aufgelegt hatte.
„Na, ich stell mir halt auch Fragen wie: Wo werde ich zur Schule gehen, werde ich mich hier einleben, werde ich Freunde finden und wie oft werde ich Thea sehen. Halt so was. Weißt du?!“
Er nickte.
„Ich versteh schon. Aber bitte hab keine Angst. Ich zeig dir hier alles und stell dir ein paar Leute vor. Das mit der schule müssen wir nochmal sehen. Wir wollten, dass du selbst entscheidest, ob du mit mir aufs Internat kommst oder hier in Berlin auf eine Privatschule gehst.“
„Das hört sich an, als wüsstet ihr schon Jahre davon, dass ich hier mal hinziehen würde.“ ich gab ein lachendes Schnauben von mir und schaute ihn an. Er hatte einen komischen Blick drauf. Es sah aus als wäre er ein bisschen geschockt.
„Wie kommst du da drauf?“ sagte er mit kalter Stimme. Ich kannte Alex jetzt zwar erst einen Tag, aber das war eine Seite, die ich an ihn eindeutig nicht mochte.
„Ich weiß auch nicht. Das hat sich halt alles gerade so einstudiert angehört. Weißt du?“
seine Haltung lockerte sich und ein entspannter Gesichtsausdruck ersetzte den vorherigen.
„Achso. Wir wissen halt schon ein bisschen länger von der Krankheit deiner Mutter. Da haben wir uns natürlich auch so unsere Gedanken gemacht.“ sagte er mit einer liebevollen Miene. Wie schnell dieser Typ die Fassette ändern konnte, fand ich echt beeindruckend. Vor allem weil es nie wirklich gespielt, sondern immer echt rüber kam.
„Hmm. Stimmt auch wieder. Du, ich brauch mal ein bisschen Ablenkung. Also, hast du noch Lust aus zu gehen?“ fragte ich ihn und boxte ihn leicht mit der Faust gegen seinen Oberarm.
„Klar, ich kenn da einen guten Nachtclub, der dir, denke ich, gefallen wird. Du stehst doch so auf Rap, Charts und so ein Kram oder? „ sagte Alex.
„Klar“ sagte ich verunsichert. Woher wusste er das jetzt schon wieder?
„Aber wie soll ich da rein kommen ich bin doch erst 15?“ sagte ich und wurde schlagartig traurig. „Lass das mal meine Sorge sein! Okay?! Denn machen wir uns fertig und treffen uns denn vor der Haustüre, Ja?“ meinte er.
„Okii, bis gleich“ verabschiedete ich mich. Ich ging hoch ins Bad, machte mir eine lockere Hochsteckfrisur, schminkte mir Smokey eyes und ging in meinen Kleiderschrank. Geduscht hatte ich vorhin ja schon. Ich entschied mich für ein kurzes, enganliegendes schwarzes Kleid mit langen Ärmeln. Dazu zog ich erst einmal goldene Ballerinas an und steckte mir hohe schwarze Pumps in meine Handtasche. All die Sachen die ich trug, waren neu. Als ich mich fertig umgezogen hatte ging ich zur Haustüre. Dort stand auch schon Alex. Er hatte eine Schwarze Röhre an, ein dunkelrotes T-Shirt mit schwarzen Print drauf und eine Lederjacke. Er lächelte mich an als er mich sah.
„Gut siehst du aus Cousinchen.“ sagte er.
„Das Kompliment kann ich zurück geben“ sagte ich und zwinkerte ihm zu.
„Wollen wir los?“ fragte mich Alex.
„Klar.“ wir gingen nach draußen und Alex blieb an einem geilen Motorrad stehen.
„Ist das deine?“ fragte ich mit offen stehendem Mund.
„Ja, Mund zu sonst verschluckst du eine Fliege.“ sagte er, grinste und warf mir einen Helm zu. Er setzte sich auf die Maschine und schaute mich an. „Da hast du dir ja den besten Tag ausgesucht um ein kurzes Kleid zu tragen, Süße.“ sagte er und lachte laut auf. Hat er mich grad echt Süße genannt. Das sagt er bestimmt zu jeder. Ich zeigte ihm den Mittelfinger und stieg aufs Motorrad. Er lachte wieder laut auf. „Na, na, na, nich so frech hier Madame“ er grinste wieder. Dieses Dauer grinsen in seinem Gesicht macht mich noch irre. Ich schwang mich hinter ihn auf die Maschine, setzte mir den Helm auf und umschlang seine Taille mit meinen Armen. Alex, war recht gut gebaut. Das hatte ich schon ganz zu Anfang festgestellt, doch jetzt wo ich die Arme um seine Taille gelegt hatte wurde es mir nochmals bewusst. Er fuhr erst langsam durch das große Tor, welches das Grundstück von der Straße trennte und gab denn plötzlich Gas. Vor Schreck klammerte ich mich noch fester an ihn. Wäre das Motorrad nicht so laut gewesen, hätte ich mir sicher sein können, ein amüsiertes Lachen von ihm gehört zu haben. In den Kurven hat er sich richtig reingelegt. Ich musste ihn fest umschlingen, um nicht von der Maschine zu fallen. Ich glaub es macht ihn Spaß ein Klammeräffchen an sich hängen zu haben. Nach ca. 15 Minuten nerven aufreißender Fahrt parkte Alex die Maschine und wir stiegen ab. Wir standen vor einem großen Wohnblock.
„Warte kurz hier, ich komm gleich wieder.“ sagte Alex nachdem er sein Visier hoch geklappt hatte und ging in eines der Häuser rein. Nach Zehn Minuten kam er denn mit einem anderen Jungen und den Helm unter den Arm geklemmt wieder.
„Timmy, dass ist Rica. Rica, dass ist Timmy mein bester Freund.“ Timmy hatte schwarzes bis unter die Ohren langes Haar, 5mm Tunnel in den Ohren, Snakebites, blaue Augen und war etwa 185 cm groß. Nur ein kleines bisschen größer als Alex.
„Kommt wir müssen uns beeilen. Unsere Bahn fährt in 5 Minuten.“ meinte Timmy. Die beiden setzten sich in Bewegung und ich lief hinter her. Ich glaub ich sah echt verwirrt aus, denn Alex half mir auf die Sprünge.
„Weil wir zu dritt sind können wir nicht mit der Maschine fahren. Wir müssen ein paar Stationen mit der Bahn fahren.“
„Achsoooo!“ sagte ich. Timmy und Alex lachten.
„Was ist jetzt schon wieder so komisch?“ fragte ich wütend.
„Nix du bist du so süß wenn du ahnungslos bist“ sagte Alex und grinste breit.
Gott sei Dank hatte ich die Ballerinas an und die Pumps in der Tasche. Sonst wäre ich den Jungs sicher nicht hinterher gekommen. Die letzten 300 Meter haben sie noch einen Sprint eingelegt. Die Bahn haben wir deswegen auch gerade noch so bekommen.
„Ich hasse Bahn fahren!“ sagte ich genervt und noch immer aus der Puste.
„Wieso ist doch toll! Hier kann man sich die Leute, die mit fahren mal so richtig anschauen. Da ist immer was Interessantes dabei.“ meinte Timmy und fing schon an sich umzuschauen. Da setzte die Bahn sich aber schon in Bewegung und Timmy flog auf seine Vier Buchstaben. Anstatt ihn auf zu helfen fingen Alex und ich laut an zu lachen. Timmy schaute uns nur mit einem wütenden blick an und stand wieder auf. Ich musste mir den Bauch halten vor Lachen. Es sah einfach zu komisch aus, wie Timo auf den Boden fiel und ein schmerzverzehrtes Gesicht machte. In dem Moment kam es mir vor, als würde ich die beiden schon mein Leben lang kennen.
„Da haben die Anderen halt auch mal was zu schauen.“ meinte ich und grinste in mich hinein. Dadurch musste Alex nur noch mehr lachen, verlor das Gleichgewicht und fiel auch auf seinen Hintern. Es sah echt zu komisch aus wie ein 1,80 Typ auf dem Boden in einer Bahn hockte. Schon wieder musste ich laut auf lachen und meine Jacke rutschte mir ein bisschen von den Armen. Timmy machte gekonnt mit und kringelte sich vor Lachen. Alex Lachen aber war verstummt und er schaute mich nur mit seinem eisigen Blick an. Eine Gänsehaut überfuhr meinen Körper und ich hörte schlagartig auf zu lachen, zog meine Jacke wieder ordentlich an und schaute stur an ihm vorbei. Timmy schaute nur verdutzt zwischen Alex und mir hin und her. Ich verstand echt gar nichts mehr. Die Restlich Fahrt verlief ganz ruhig. Timmy und ich unterhielten uns über Graffiti und Musik. Er erzählte mir dass er gerne Rap hörte und für sein Leben gern sprayen ging. Alex schmollte in der Zeit auf irgendeinem Sitz 5 Meter von uns entfernt. Ich spürte auf der ganzen Fahrt seine Blicke auf mir ruhen. Doch immer wenn ich zu ihm schaute drehte er seinen Kopf weg und schaute aus dem Fenster, in die vorbei rauschende Stadt. Es machte mich ein bisschen traurig. Weil ich noch nicht mal wirklich wusste was ich falsch gemacht hatte. War er nur so weil ich gelacht hatte?! Ne, ich glaub so Humorbehindert ist Alex nicht. Doch was war es dann? Hmm.. werde ich schon schnell genug herausfinden. Auf einmal stand Timmy auf.
„Ich glaub ich sollte mal mit Alex reden, sonst ist die ganze Nacht gelaufen.“ er ging zu Alex und setzte sich neben ihn. Ich konnte leider nicht verstehen was sie sagten, aber nachdem Alex etwas gesagt hatte, starrte Timmy nur noch geradeaus und beide bewegten sich keinen Zentimeter mehr. So langsam machte ich mir echt Sorgen und ging auf die beiden zu. Ich tippte Timmy auf die Schulter und er starrte mir plötzlich direkt in die Augen. Und schon wieder meldete sich meine Gänsehaut zurück.
„Wann sind wir denn endlich da?“ fragte ich gespielt genervt. Timmy schüttelte kurz, ganz leicht seinen Kopf und blinzelte ein paar Mal.
„In 4 Stationen müssen wir aussteigen. Das sind noch so 15 Minuten.“ sagte er und schaute auf meine Arme. Wieso schaut er auf meine Arme? Hat er etwa? Nein! Das kann doch gar nicht sein! Oder doch?! Ich hatte doch bis jetzt immer eine Pulli oder eine Jacke getragen. Ich schaute starr aus dem Fenster und spürte eine komische Leere in mir.
„Alles in Ordnung bei dir, Rica?“ ich hörte Alex Stimme nur ganz leise, trotzdem nahm ich sie war und kam zurück aus meiner Starre.
„Ja ja!! War nur gerade in Gedanken. Bin halt ein kleiner Tagträumer.“ meinte ich und zwinkerte ihn zu. Ich ging zurück auf den Platz, auf dem Timmy und ich vorher saßen. Auf den Weg dorthin spürte ich die Blicke der beiden auf mir ruhen und schon wieder lief mir ein Schauer Eiskalt den Rücken runter. Ich lies mich in den Sitz plumpsen und starrte auf meine Füße. Doch als ich direkt vor meinen Füßen rote Chucks war nahm schaute ich wieder hoch und das direkt in Eis blaue Augen.
„Hey ist alles gut bei dir?“ fragte mich der Junge der vor mir stand.
„Joaa… Mir ist nur ein bisschen langweilig.“ sagte ich und lächelte ihn Zucker süß an.
„Darf ich dir Gesellschaft leisten, holde Dame?“ er lächelte zurück. Seine Zähne waren Perlweiß. „Klar doch“ jetzt grinsten wir beide. Der Junge hatte schwarzes Kinn langes Haar, Eis Blaue Augen, snakebites sowie Timmy und war recht gut gebaut. Er pflanzte sich auf den Sitz neben mir.
„Ich bin übrigens Jim.“ sagte er und nahm elegant meine Hand und gab mir eine Kuss auf den Handrücken.
„Ich bin Rica.“ sagte ich und kicherte.
Die Fahrt über unterhielten wir uns noch über Gott und die Welt. Ich erfuhr noch dass er 16 Jahre alt war, aus Berlin kam und eine Ausbildung als Maurer machte, weil er die Schule genauso schrecklich fand wie ich. 10 Minuten später stand Timmy vor uns und sagte dass wir jetzt los müssten und ich schon mal zu Alex gehen sollte. Ich umarmte Jim noch schnell und ging weg. Jim und ich hatten noch Nummern ausgetauscht und abgemacht dass er Morgen nach der Arbeit bei mir anrufen würde. Als ich fast bei Alex war drehte ich mich nochmal um, um zu schauen wo Timmy blieb. Ich sah, dass er sich mit Jim unterhielt. Ich konnte als er auf uns zukam, erkennen dass er wütend war. Warum wusste ich nicht. Plötzlich kam Timmy ganz nah an mein Ohr.
„Halt dich bloß von diesem Jim fern. Der ist kein guter Umgang für dich. Verstanden?!“ raunte er in mein Ohr.
„Lass das mal meine Sorge sein.“ sagte ich patzig und drehte mich weg. Die Bahn hielt und wir stiegen aus.
„Ich dachte wir wollte nur ein “Paar“ Stationen fahren.“ sagte ich als wir draußen in der Kälte waren.
„Waren ja auch nur acht.“ sagte Alex und grinste breit. Ich zuckte kurz mit den Schultern und ging hinter Alex und Timmy her, die sich schon in Bewegung gesetzt hatten.
„Und wo wollen wir jetzt hin?“
„Lass dich überraschen!“ ich stöhnte hörbar auf und pustete mir eine Strähne von der Stirn. Plötzlich blieb Timmy stehen. Natürlich lief ich voll in ihn rein. Er drehte sich um und schaute auf mich runter. Unsere Gesichter waren nur ein paar Zentimeter voneinander entfernt. Musste er mir so nah sein, und dabei auch noch so gut riechen. Ich hielt die Luft an. Du darfst jetzt keine Schwäche zeigen, Rica. Er war gerade eben echt scheiße zu dir, also musst ihn jetzt, egal was er sagt, so richtig schön anzicken. Aber, oh mein Gott, seine Augen, so Blau!
„Was ist denn jetzt schon wieder, dass du so rum stöhnst?! Hm?“ sagte Timmy auf einmal wütend zu mir. Oha, damit hatte ich jetzt nicht gerechnet. Wieso ist er denn so sauer? Er starrte mich mit einem wütenden Blick an. Mir verschlug es die Sprache. Er sah aus als wolle er sich gleich auf mich stürzen und mich umbringen, wie ein Tier.
„Alter lass sie in Ruhe!“ hörte ich Alex sagen und Timmy wurde da drauf hin von mir weg gezogen. Ich fing wieder an zu atmen. Timmy schubste Alex von sich weg und ging einfach weiter. Ich blieb einfach wie angewurzelt stehen und schaute ihn mit offenem Mund nach. Alex kam auf mich zu und zog mich in seine Arme.
„Hey, alles gut bei dir?“ ich brachte kein Wort raus. Mein Hals war wie zugeschnürt. Ich nickte einfach nur. Was war das gerade eben? Plötzlich fühlte ich wie eine Träne meine Wange hinunter kullerte. Och ne, nicht auch das noch!
„Pschh, alles wird gut. Beruhig Dich Rica!“ Alex drückte mich noch fester an sich. Er war so warm und kuschelig. Ich kuschelte mich mit meine Kopf an seine Brust und merkte wie sich der Klos in meinem Hals auflöste. Ein paar Minuten später ging Alex einen Schritt von mir weg. Er hielt seine Hände auf meinen Schultern und schaute mir in die Augen.
„Alles wieder gut wollen wir weiter gehen?“ ich nickte. Er nahm meine Hand und zog mich weiter.
Kurze Zeit später standen wir vor einem alten Fabrikgebäude. Ich hörte leise die Musik die aus dem Gebäude kam. Alex zog mich immer weiter, bis wir noch knapp 50 Meter von einem Eingang entfernt waren, dort blieb er plötzlich stehen.
„Gleich wenn wir da drinnen sind, Rica. Denn möchte ich, dass du dich an die Bar setzt und auf mich wartest! Ich muss noch was Geschäftliches klären und bin so schnell es geht wieder da.“
„ Aj aj, Sir.“ witzelte ich rum und kicherte leise.
„Ich meine es ernst, Rica. Du musst mir versprechen, dass du mit niemanden, den du nicht kennst sprichst. Egal was die Person zu dir sagt. Versprich es mir. Bitte Rica!“
„Ist ja oke. Geht klar.“ meinte ich.
„Verspreche es, Rica!“
„Ist ja gut, ich verspreche es!“ ich hob meine beiden Zeige- und meine beiden Mittelfinger zum Indianerschwur.
„Indianerehrenwort!“ doch gerade als ich Richtung Fabrikgebäude gehen wollte hielt Alex mich am Handgelenk fest.
„Und wegen der Sache gerade eben mit Timmy.“, er senkte den Blick, „Ich weiß auch nicht was da in ihn gefahren ist. Sonst tickt er nie so schnell ab. Eigentlich nur, wenn ihn was richtig aufregt!“
„Vielleicht hat ihn ja was so richtig aufgeregt!?“ sagte ich und schaute beschämend auf meine Füße.
„Rica!? Was weißt du?“ sagte Alex in einen mir persönlich zu strengen Ton.
„Also..also..“ ich schluckte. Die Erinnerung an den Ausrastern von Timmy machte mir schon wieder zu schaffen. Er wirkte in dem Moment wie ein Tier auf mich. Ich weiß auch nicht! Ich atmete einmal ganz tief ein und wieder aus. Ich erzählte Alex, dass ich Jim im Zug kennen gelernt hatte und was danach mit Timms und Jim geschah.
„Ja, und denn ist Timo halt, nur weil ich einmal aufgestöhnt habe, mir an die Gurgel gesprungen.“
„Nein das darf nicht wahr sein!“ sagte Alex in genervten Ton und massierte sich die Schläfen mit den Zeigefingern. Ich schaute Alex mit fragendem Blick an.
„Was ist denn?“
„Das ist eine lange Geschichte Rica.“
„Ach komm schon erzähl. Bitteee.“ flehte ich ihn an.
„ Du bist voll stur, Rica. Hat dir das schon Mal jemand gesagt?“
„Ja, oft genug.“ sagte ich in einem leicht genervten Ton. Das stimmte wirklich. Jeder den ich kannte, hatte das schon mal zu mir gesagt. Doch als ob das nicht genug war behaupteten sie auch, dass ich voll frech war. Frech war ich, aber eigentlich nur wenn mich jemand so arg auf die Palme brachte, dass ich meine Zunge nicht mehr zügeln konnte.
„Ist ok. Aber ich erzähl nur in der kurz Fassung.“
„Juppiiee“ Alex grinste mich breit an und ich wurde schlagartig rot.
„Also. Jim und Timmy wahren früher mal die besten Freunde und haben sich sehr stark gestritten. Jim ist danach einfach abgetaucht. Jetzt ist er halt wieder da. Dazu kam denn noch, dass er dich angebaggert hat. Das hat Timmy wohl zur Weißglut gebracht!“
„Er hat mich doch nicht angebaggert.“ ich lachte laut los und schmiss den Kopf in den Nacken. Ich wollte gar nicht wissen wie das aussah und was Alex von mir dachte.
„Wir haben uns doch nur unterhalten.“ ich fing wieder an leise zu kichern und mir in den nicht vorhandenen Bart zu nuscheln, dass Jimmy mich nicht angebaggert hatte.
„Doch Rica, er hat dich angebaggert. Er will irgendwas von dir. Nur was, weiß ich selbst nicht genau.“
Das verstand ich jetzt nicht. Woher wollte er es denn so genau wissen? Er war doch gar nicht dabei gewesen. Und selbst wenn, was hätte Jim denn für einen Grund gehabt? Ich brauchte mehr Infos um da noch was heraus zu bekommen. Ich kannte Alex jetzt zwar erst kurz, wusste aber, dass er nicht nachgeben und mir alles erzählen würde. So war einfach nicht drauf, leider.
„Wenn du meinst. Ich würd da jetzt gerne rein.“ sagte ich und deutete mit meinem Zeigefinger auf das alte Fabrikgebäude. Alex schob den Ärmel seiner Lederjacke nach oben und sah auf seine, verdammt teuer aussehende, Armbanduhr.
„Ja, komm. Ich muss da jetzt eh schnell rein. Sonst verpass ich noch meinen Termin.“ sagte er und zog mich an meinem Handgelenk weiter. Was er wohl für einen Termin hatte? Ging es da etwa um Drogen? Oh mein Gott! hatte Alex was mit dem Drogengeschäfft zu tun? Ob Jens wohl davon wusste?! Oh Gott, ist Alex ein Krimineller und wird mich jetzt in seine Machenschaften mit einbeziehen? Oh Gott, bitte holt mich jemand hier raus!! Gerade als ich Alex mit Fragen bombardieren wollte, die mir so im Kopf herum schwirrten. Tief einatmen, Rica. Zog er mich an einer langen Schlange von Leuten in jedem Alter vorbei, bis hin zum Türsteher, der am Eingang des Gebäudes stand. Man hörte von den wartenden Gästen ein leises murren, was uns einfiel einfach vorzudrängeln. Doch das störte Alex weiterhin nicht. Er schlug mit dem Türsteher auf eine komische Art ein und der machte uns denn einfach Platz. Ich war erstaunt darüber, dass wir einfach ohne anzustehen dort reingekommen waren. In dem alten Fabrikgebäude befand sich ein Club. Er war riesig. Es gab zwei Bars, eine riesige Tanzfläche mit verschieden hohen Podesten, auf denen jeder X-beliebige tanzen konnte und am Ende des Raumes war eine große Bühne, auf der im Moment ein DJ sein Handwerk ausübte.
Alex zog mich noch ein Stück weiter bis hin zu einer Treppe, die mit einem roten Absperrband, wie die, die es an einem Rotenteppich und VIP-Lounges gab, und einem Security Futzi von dem Rest des Clubs abgetrennt wurde. Er nahm mich an meine beiden Hände
„Also! Ich geh da jetzt hoch und sehe zu, dass ich fertig werde. Du machst alles wie besprochen. Geh an die erste Bar, die mit dem Lila leuchtenden Neonrohren. Der Kellner heißt Max. Er wartet da schon auf dich. Hast du alles verstanden?“ sagte er und schaute mir beim ganzen Gespräch tief in die Augen. Wie hypnotisiert, begann ich zu nicken, mich um zu drehen und zur Bar zu gehen. Erst als ich auf einen Barhocker saß, konnte ich wieder klar denken. Was war das denn gewesen? Aus irgendeinem Grund konnte ich meinen Mund nicht aufmachen und habe automatisch das gemacht, was Alex gesagt hat. Hmm.. Noch bevor ich weiter denken konnte, sah ich eine Hand vor mir. Ich schaute hoch und sah direkt in die Augen eines Typen, mit blonden strubbeligen Haaren und braunen Reh Augen. Ich nahm seine Hand an, ohne dass ich das eigentlich vorhatte. Komisch. Er hatte einen festen Händedruck und samtweiche Haut.
„Hi, ich bin Max. Du musst Rica sein.“ woher der Typ mit der Engelsgleichen Stimme das wohl wusste?! Bestimmt hatte Alex da seine Finger im Spiel. Und irgendwas sagte mir, dass ich da gar nicht mal so unrecht hatte.
„Hi, ja das stimmt.“ sagte ich lächelnd und wir hörten auf unsere Hände zu schütteln.
„Gut. Alex meinte, ich soll auf dich aufpassen, bis er wieder da ist.“ er grinste breit und schüttelte den Kopf. War ja klar, Alex.
„Wieso schüttelst du mit dem Kopf?“
„Ach, sonst hat Alex nie so junge Dinger. Die sind meistens so um die 19 oder so. Was er mit dir will ist mir echt ein Rätsel. Du bist bestimmt höchsten erst 16.“
Was hatte das denn zu bedeuten? Schleppte Alex hier etwa öfters welche an, auf die Max aufpassen sollte? Oder war er doch nicht im Drogengeschäfft, sondern in der Prostitution tätig? OH mein Gott, war Alex ein Zuhälter? Ich riss die Augen weit auf, was Max wohl mit bekam, denn er zog die Augenbrauen hoch und begann dann zu sprechen.
„Alles gut bei dir?“ fragte er mich mit leicht misstrauischem Blick.
„Ja, ja. Alles gut!“ sagte ich und lächelte ihn zuckersüß an, so wie ich es schon bei Jens geübt hatte.
Ich zog mir meine Ballerinas aus und schlüpfte in die Pumps.
„Aber, sach mal. Was meintest du mit ``sonst immer? ´´ “ fragte ich Alex, der mich bei meinem Schuhtausch schmunzelnd beobachtet hatte und bohrte ihn mit einem neugierigen Blick. Max stöhnte leicht genervt auf, so als hätte er diese Frage schon ziemlich oft beantworten müssen.
„Da du dich später ja eh an nichts erinnern kannst, kann ich´s dir ja sagen.“
Ich runzelte leicht mit der Stirn. Später an nichts erinnern? Was meinte er denn damit jetzt? Wollte Alex mir K.O Tropfen verabreichen oder was? Ich wurde echt misstrauisch, aber um an mehr Infos zu kommen hielt ich den Mund.
„Ich mein die anderen Uschis, die er hier immer anschleppt, um sie danach mit zu nehmen. Die sind halt meist älter. Alex sieht zwar aus wie 18 oder 19, ist aber in echt erst zarte 16.“
Ich runzelte die Stirn. Max hatte schon recht damit, dass Alex älter aussah als er in echt war. Aber, dass er das zu seinem Vorteil machte, um Mädels ab zu schleppen, hätte ich nicht gedacht. Max begann leicht zu nicken. Er deutet mein Stirnrunzeln wohl falsch und wollte mit dem Nicken wohl nochmal Nachdruck, auf das was er gesagt hatte geben. Aber warum nahm Alex mich jetzt mit hier hin und zog genau das gleiche Programm durch, wie mit den anderen? Ich hatte Alex ehrlich nicht so eingeschätzt. Ich mein, Hallooo?! Er ist erst sechzehn und legte, nach Max Worten, regelmäßig eine ältere flach?! Ich glaub ich sollte Max mal aufklären, dass ich Alex Cousine war. Doch gerade in dem Moment als ich ihn darauf ansprechen wollte, nahm ich zwei Arme um meine Taille wahr. Ich drehte mich leicht um und sah direkt in die Augen meines Cousins.
„Na, meine Süße.“ er lächelte mich an, wandte den Blick von mir ab und nickte Max zu. Der wiederum nickte auch und wandte sich denn von uns ab, um Gläser abzutrocknen. Sein Job war damit wohl erledigt.
„Hast du Lust zu tanzen, bevor in zwei Stunden die Rap Battles anfangen?“
Hatte er gerade echt Rap Battles gesagt? Ich liebte Rap Battles. Aber tanzen gefiel mir auch.
Also nickte ich und er zog mich auf die Tanzfläche. Das Lied, welches gerade gespielt wurde, kannte ich nicht. Es war nicht gerade schnell, aber auch nicht so ein ganz langsames Lied. Alex und ich standen uns gegenüber und ich fang langsam an meine Hüften zu schwingen. Tanzen konnte ich recht gut, was mir auch schon so manche gesagt hatten. Das sollte jetzt auch nicht eingebildet rüber kommen, aber es war einfach so. Alex fing auch an sich im Takt zu bewegen. Dank der Pumps, war ich so groß wie Alex. Als ich mich gerade langsam und hüftschwingend drehte, packte Alex mich in der halben Umdrehung an den Hüften. Ich dachte mir nichts dabei und tanzte so weiter wie vorher auch. Als das nächste Lied anfing, welches ein bisschen langsamer war als das vorherige, presste Alex sich ganz nah an mich heran. Seinen Lenden drückten gegen meine Hüften. Als ich das bemerkte, weiteten sich meine Augen und mein Atem fing an zu stocken. Ganz ruhig Rica. Wenn das was Max gesagt hatte stimmte, machte et das öfters, aber nur mit älteren. Also sollte ich eigentlich aus der Gefahrenzone draußen sein. Da es zu auffällig sein würde, wenn ich einfach aufhören würde zu tanzen, schwang ich meine Hüften langsam im Takt weiter. Dabei rieben sie gegen Alex Lenden, was mir äußerst unangenehm war, da er ja schließlich immer noch mein Cousin war. Nach einer halben Stunde weiter tanzen und keine weiteren Zwischenfällen, deutet ich Alex mit einer Geste, dass ich durstig war und mir was zu trinken holen wollte. Als ich mich durch die Menge drängelte und Max gesagt hatte, was ich trinken wollte, spürte ich schon wieder zwei starke Arme um meine Hüften geschlungen. Ich ging natürlich davon aus, dass es wieder Alex war, doch als ich mich umdrehte, sah ich in Eis blaue Augen. Niemand den ich kannte, außer Jim, hatte solch eine Augenfarbe. Ich freute mich total ihn zu sehen und nahm ihn in den Arm. Dabei grapschte er mir allerdings an den Arsch und begann ihn zu kneten. Das war mir äußerst unangenehm, weshalb ich ihn auch von mir schubste und ihn fragte was das sollte.
„Ich dachte wir zwei könnten vielleicht ein bisschen Spaß haben, Süße!“ sagte er und ich konnte bis zu zwei Meter Entfernung seine Alkoholfahne riechen. Plötzlich nahm ich wieder zwei Arme um meine Taille war. Diesmal konnte ich am Geruch erkennen, dass es Alex war.
„Lass sie in Ruhe Jim. Sie will nichts von dir! Verstanden?“ knurrte Alex Jim an.
„Ist sie etwa dein Eigentum, oder seit wann bestimmst du für sie?“ lallte Jim.
„Nein, sie ist nicht mein Eigentum, aber meine Paten- Cousine und deshalb sag ich dir jetzt nochmals, lass sie in Ruhe, bevor ich handgreiflich werde.“
Plötzlich hörte man ein lautes Klirren hinter der Bar ertönen. Bevor ich mich umdrehen konnte, sah ich noch, dass Jim besänftigend die Hände hob und weg ging.
Hinter der Bar stand Max, mit aufgerissenen Augen und offen stehenden Mund.
„Sie.. sie.. ist deine Paten-Cou.. Cousine?“ stotterte er vor sich hin.
Alex drehte sich blitzschnell um und fluchte leise. Durfte Max nicht wissen, dass ich seine Paten-Cousine war?
„Max ich kann dir das erklären!“ versuchte Alex sich aus seiner, scheinbar missligen, Lage zu befreien.
„Aber.. ich… ich.. hab ihr...“ Max hörte auf rum zu stottern und blieb einfach mit offen stehendem Mund auf seinem Platz.
„Du hast was?“ hörte ich Alex über die Musik hinweg schreien.
„Was hast du ihr erzählt?“
„N..Nur, dass du ständig ältere bei mir zwischenparkst und ich ihr das ja erzählen könnte, weil sie ja eh alles vergessen würde.“ sagte Max, mit einem Klang in der Stimme, den ich nicht zuordnen konnte. Beim Reden starrte er Alex ganz tief in die Augen. Plötzlich schüttelte Max ganz schnell den Kopf hin und her. Danach kniff er die Augen zu, bis nur noch ein kleiner Schlitz zu sehen war.
„Du hast es schon wieder getan. Du hast mir versprochen das zu unterlassen!“
Ich hatte keine Ahnung, wo von Max da sprach. Schließlich hatte er selbst gerade gesagt, was er mir erzählt hatte. Etwas Anderes war in dem Moment auch nicht passiert.
„Du hast dein Teil des Versprechens auch nicht eingehalten. Du hast nämlich Rica, bei der du dachtest sie sei eine sângele donatorului, etwas erzählt, was du nicht durftest. Also muss ich meinen Teil auch nicht mehr länger einhalten.“
Für was hatte Max mich gehalten? Eine Sanschele… What? Doch bevor ich weiter denken konnte, ergriff Max das Wort.
„Das ist aber nicht so gravierend, wie das, was du gerade gemacht hast!“ konterte Max.
„Ach ja? Ich hab es jetzt einmal gemacht. Wie oft hast du es denn gemacht, hm? 10 Mal, 50 Mal? Sag es mir Max!“
„125 Mal“ sagte Max darauf gerade heraus.
„Du bist so ein Vollidiot Max. 125 Mal?! Bist du noch ganz bei Sinnen?“ Alex schrie ihn schon regelrecht an. Und da die Rap Battles jeden Moment anfangen sollten, war die Musik auch verstummt. Doch hier war es wohl normal, dass jemand so lauthals streitete. Denn niemand, wirklich niemand, schenkte seine Aufmerksamkeit den beiden Streithähnen.
„Du hast es schon wieder getan, du.. du.. aah!“ Max schlug mit der flachen Hand auf den Tresen. Ich wusste zwar nicht was Max Alex Vorwurf, aber ich war mir sicher, dass wenn der Tresen die beiden nicht getrennt hätte, die beiden aufeinander losgegangen wären. Die beiden schmissen sich noch ein paar Schimpfwörter an den Kopf und kramten alte Geschichten raus, die ich überhaupt nicht verstand. Irgendwann wurde es mir zu langweilig, und da sie mir eh keine Aufmerksamkeit mehr schenkten, ging ich einfach zum nächsten Tresen. Ich bestellte mir einen Absinth, kippte ihn in einem Zug runter und bestellte mir ein Bacardi-Cola.
Nach meinem zweiten Bacardi-Cola beschloss ich zu tanzen. Ich hatte wirklich keine Ahnung wie, aber ich schafft es ohne zu stolpern auf die Tanzfläche. Ich begann zu tanzen und regte schon nach kurzer Zeit die Aufmerksamkeit vieler Leute auf mich. Ich wurde so manches Mal angetanzt, doch lies die Jungs nach kurzer Zeit wieder abblitzen. Irgendwann stand ich denn vor einem der Podeste, die auf der ganzen Tanzfläche verteilt waren. Ein Mädchen, das bereits wie wild geworden auf dem Podest tanzte, sah mich und zog mich zu sich hoch. Als ich mein Gleichgewicht wieder einigermaßen halten konnte, lies sie mich los und sprang hinunter in die Arme eines Typens. Nun stand ich alleine dort und fing an die Hüften zum Takt zu schwingen. Ich ging so manches Mal langsam in die Hocke und kam hüftschwingend wieder hoch. Mir wurde auch so manches Mal ein Becher Bier gereicht, den ich fast immer mit einem Zug leerte. Plötzlich stand Alex direkt vor dem Podest. Er schüttelte bloß leicht mit dem Kopf und hielt mir seine Arme entgegen. Er wollte, dass ich runter zu ihm kam. Doch das wollte ich nicht.
„Rica, komm da runter. Wir wollen nachhause. Ich hab sogar schon die Maschine geholt.“ schrie er mir entgegen.“
Ich beachtete ihn gar nicht und tanzte einfach weiter.
„Rica, bitte!“
„Nää, isch will nisch nach ause!!“ sagte ich und streckte ihn wie ein kleines trotziges Kind die Zunge raus.
„Rica, du bist ja voll betrunken.“
Ach, ne. Das hatte er ja schnell gecheckt.
Plötzlich kam Alex auf mich zu und packte mich an den Hüften. Er hob mich einfach vom Podest, als wäre ich leicht wie eine Feder. Danach schmiss er mich über seine Schulter, als wäre ich ein Kartoffelsack.
„Heeey, isch bin doch ken Sack ey!“ protestierte ich lautstark.
„Aber du bist vollkommen betrunken und anders hätte ich dich da nicht wegbekommen. Warum hast du dich eigentlich so vollgesoffen?“ sagte er ganz gelassen, während er mich ins freie trug. Als Alex nach draußen ging, trug er mich am Türsteher vom Anfang des Abends vorbei. Dem ich natürlich gleich nett zu wank. Der grinste bloß und wank zurück. Sympathischer Kerl.
„Rica, ich hab dich was gefragt!“
„Na, weil duuu und Mahaax ja garnet mehr auf misch geahachtet habt. Und joaa. Ist das nischt voll egaaaal?“ lallte ich Alex an. Einen Hiekser danach, konnte ich mir einfach nicht verkneifen.
„Nein, das ist nicht egal Rica. Du bist erst fünfzehn und wenn Jens das rausbekommt, sind wir geliefert.“
Auf Alex Schulter fühlte es sich an, wie auf einem Schiff bei schwerem Seegang. Mir war kotz übel. Und dazu kam auch noch Alex Schulter, die mir voll in die Magengrube drückte. Doch als ich kurz vorm kotzen war, lies Alex mich runter.
„Du bist eindeutig zu betrunken, um mit mir auf der Maschine nachhause fahren zu können.“ sagte er und schaute mich von oben bis unten an.
„Ich ruf dir jetzt ein Taxi, das dich nachhause fährt. Warte kurz hier.“
Als ob ich wegrennen würde. Haha. Ich war froh, dass ich wenigsten einigermaßen ruhig stehen konnte und nicht umkippte.
10 Minuten später saß ich in einem der gelben Wägen, währen Alex dem Fahrer die Straße sagte und ihm Geld gab. Als wir eine halbe Stunde später vor dem Tor der Villa ankamen, sah ich wie Alex auf die Auffahrt brauste. Er stellte seine Maschine ab, nahm den Helm ab und kam auf uns zu. Er machte die Hintertür des Taxis auf und zog mich heraus. Diesmal trug er mich wie ein Baby auf den Armen. Ich sah noch wie er mit der Hüfte die Autotür schloss und das Taxi davon fuhr. Danach viel ich ins Land der Träume. In dieser Nacht hatte ich einen Alptraum. Überall waren Menschen ohne Gesichter. Sie sprachen eine komische Sprache und sahen zum Fürchten aus. Ich war in einem großen Raum. Überall wo die Dunkelheit nicht siegte waren komische Schatten, die die Form von komischen Ungeheuern hatten. Plötzlich hörte ich einen Schrei. Er war eindeutig von einer Frau. Ich sah mich um und erkannte, dass es die Frau in der Ecke gewesen sein musste, an der ein Mann lehnte, der seinen Kopf in ihre Halsbeuge versteckt hatte. Was mir merkwürdig vor kam war, dass die Frau ein ganz normales Gesicht hatte. Nicht so wie die anderen Gesichtslosen Personen. Plötzlich entriss sich der Mann von der Frau und ging mit dem Rücken zu mir gewannt weg. Dir frau rutschte mit weit aufgerissenen Augen zu Boden und bewegte sich keinen Millimeter mehr. Sie war tot. Ich saß senkrecht, in schweißgebadet und mit weit aufgerissenen Augen im Bett. Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und Alex und Max standen in der Tür. Sie keuchten.
„Alles in Ordnung Rica?“ fragte Alex leicht nervös und begutachtete mich.
„Wir haben dich schreien gehört.“ übernahm jetzt Max das Wort.
„Ja, ich hab nur schlecht geträumt.“
„Du siehst richtig scheiße aus Rica!“
„Danke für das Kompliment Alex!“ sagte ich sarkastisch.
Max schlug Alex auf den Hinterkopf.
„So was sagt man nicht!“
Alex verdrehte genervt die Augen. Danach fing er an zu grinsen. Die beiden verstanden sich wohl wieder. Das fand ich gut.
„Ne, aber jetzt mal ganz im Ernst. Du siehst richtig beschissen aus Rica.“ wiederholte Alex sich.
„So fühl ich mich auch!“ sagte ich und hielt mir die Stirn. Mein ganzer Kopf pochte und meine Knochen taten mir weh. Plötzlich überkam mich die Übelkeit und ich sprang aus dem Bett, rannte durch meinen Kleiderschrank, ins Bad, direkt zur Toilette und erbrach. Ich spürte eine große Hand meinen Rücken rauf und runter streicheln, während die andere meine Haare zurück hielt.
Als ich fertig war mit kotzen, ging ich ohne zu spülen zum Waschbecken und spülte mir den Mund aus. Alex hingegen wollte gerade spülen, als ich ihn fluche hörte.
„Scheiße“
„Was isn los?“ fragte ich.
„Leg dich sofort ins Bett. Du hast Blut gekotzt. Das ist nicht gut. Nein, ganz und gar nicht.“
Mit offenem Mund stand ich vor der Kloschüssel und betrachtete mein Werk. Boahr war das ekelig.
Plötzlich wurde mir ganz schummerig zumute. Ich stütze mich an Alex Schulter ab, um nicht um zu kippen.
„Alles klar Rica?“ Alex stand da und beobachtete mich, wie ich versuchte, das Gleichgewicht zu halten.
„Mir ist ganz komisch schwindelig und…“ plötzlich wurde um mich herum alles schwarz.
.....warum brummt mir denn der Schädel so?
Ich lag in meinem Bett, dass konnte ich am Geruch erkennen, und hatte die Augen noch zu. Ich wollte sie noch nicht öffnen, da ich mir schon dachte, dass ein grelles Licht in meine Augen dringen würde und das, die Kopfschmerzen verschlimmerten. Meine Rechte Hand war eiskalt, doch die Linke wurde gewärmt. Ich glaub jemand hielt sie in seiner eigenen Hand. Ich wusste noch, dass ich mich übergeben hatte, was ja eigentlich gar nicht so schlimm gewesen wäre, wenn ich kein Blut gekotzt und danach einfach weggekippt wäre. Als ich meine Augen öffnen wollte, um zu sehen wer meine Hand hielt ging es nicht. Nichts. Als wären sie aus Beton hingen meine Augenlider runter und ließen sich nicht öffnen. Wie festgeklebt.
Denn mach ich halt anders auf mich aufmerksam!
Ich wollte meine Hand bewegen. Doch bei meinem Glück klappte das natürlich auch nicht.
Was ist hier bitteschön los?
Plötzlich hörte ich die Tür Knarzen. Danach ging jemand ins Zimmer hinein und räusperte sich.
„Immer noch nicht aufgewacht?“ hörte ich die Person, die ins Zimmer gegangen war, enttäuscht sagen. Mit wem spricht er da? Ich werde ihm ganz bestimmt nicht antworten. Schließlich kann ich noch nicht mal den kleinen Finger rühren.
Plötzlich spürte ich, wie sich die Matratze leicht bewegte. Als hätte jemand ein Buch von der Matratze gehoben oder so.
„Ne, leider nicht. Irgendwas stimmt da nicht Jens. Das ist doch nicht mehr normal. Wir sollten Doktor Adams anrufen, vielleicht haben wir ja was falsch gemacht!? “ sagte eine leicht verschlafene Stimme. Jetzt erkannte ich die Stimmen. Die Person die ins Zimmer gekommen ist, muss Onkel Jens sein. Die verschlafene Stimme musste zu Alex gehören. Hat er etwa hier bei mir geschlafen? hällt er etwa meine Hand? Und wer ist Doktor Adams? Das hier was nicht in Ordnung ist, ist mir schon klar! Aber warum muss denn gleich ein Arzt kommen? Ich hasse Ärzte. Keine Ahnung wieso! Ist einfach so. Was mich aber am meisten beunruhigt ist, dass sie irgendwas mit mir gemacht haben mussten. Denn wenn man nichts macht, kann man ja auch nichts falsch machen! Oder wovon sprach Alex da?
Ich war innerlich am Verzweifeln. Ich wusste nicht wovon sie sprachen, was mit mir los war oder was sie mit mir angestellt hatten.
Ich will mich doch einfach nur bewegen.
Nachdem ich mich innerlich wieder etwas beruhigt hatte – äußerlich war ich ja schon so ruhig es ging, haha - hörte ich, dass Jens mit jemanden sprach. Ich hörte nur noch, wie er bis gleich und beeilen sie sich sagte.
Was hatte das jetzt schon wieder zu bedeuten? Wer denn jetzt hier her und wieso soll sich die Person beeilen? Hatte Jens gerade Adams angerufen? Diesen Arzt von dem Alex gesprochen hatte?
Ich hatte Fragen über Fragen in meinem Kopf und konnte – leider - keine stellen.
Das ist voll fies. Schließlich geht es hier um mich!!
Das Klingeln der Tür brachte mich aus meinen Gedanken und ich zuckte innerlich zusammen. Warum nicht äußerlich fragst du dich? Weil ich mich VERDAMMT NOCHMALnicht bewegen kann.Ich hätte laut auf schreien können. Was natürlich auch nicht ging. Mist!
Plötzlich hörte ich Schritte und Stimmen, die immer schneller zu mir drangen.
„Sie ist jetzt schon seit drei Tagen nicht beim Bewusstsein. Alex sitzt schon die ganze Zeit bei ihr. Er meint sie hat sich seit des Schwäche Anfalls keinen Zentimeter bewegt. Haben wir irgendwas falsch gemacht, Doc?“ hörte ich Jens verzweifelt sagen.
Ich liege hier schon verdammte drei Tage und Alex war die ganze Zeit bei mir gewesen?
„Du hast mir alles har klein erzählt. Den ganzen Ablauf. Dass ihr was falsch gemacht habt, können wir ausschließen.Und das sie Alkohol zu sich genommen hat, macht auch nichts. Aber eventuell habt ihr was übersehen? Hat sie zu diesem Zeitpunkt wirklich in genau einem Monat Geburtstag gehabt und sie wird auch wirklich Sechzehn?“ hörte ich eine fremde Stimme sagen.
Das muss dieser Doktor Adams sein, von dem Alex gesprochen hatte. Aber was hatte meine Gesundheit bitteschön mit meine Geburtstag und Alter zu tun. Und von welchem Zeitpunkt sprach er?
Ich rechnete nach. Der Tag, an dem ich in Berlin angekommen war, war genau ein Monat vor meinem sechzehnten Geburtstag. Das war der Abend, an dem ich zusammengebrochen war. Was hat das alle zu bedeuten?
„Ja, wir haben genau nachgerechnet. Alles verlief nach Plan.“ hörte ich Alex sich nun einmischen.
„Habt ihr auch ihren Stammbaum eingesehen?“ fragte Adams.
„Nein warum sollten wir? Ihre Eltern waren beide Vlans. Sie ist meine Paten-Nichte. Ihre Mutter hat es mir Hundertprozentig versichert. Ich kann ihr glauben, mich lügt sie nicht an.“ sagte Jens in einem wütenden Ton. Was sind denn bitteschön Vlans? So langsam wir mir das hier echt zu viel!
„Wenn du meinst. Ich möchte trotzdem ihren Stammbaum sehen. Ihr habt doch ihre Papier hier, oder?“ hörte ich Adams zickig sagen.
Ob er wohl seine Tage hat? – hihi.
„Ja natürlich. Alex geh mal schnell den Stammbaum holen.“
„Aber… denn, “ wollte Alex protestieren, doch Jens kam ihn zuvor.
„Kein Aber. Du holst ihn jetzt.“
Plötzlich wurde meine Hand kalt. Alex hatte sie los gelassen. Aber sie wurde nicht nur kalt, weil Alex Köperwärme fehlte, sondern auch weil mir irgendetwas weggenommen wurde. Als ich Alex den Raum verlassen hörte, breitete sich diese Kälte aus. Sie zog meinen linken Arm hoch, direkt ins Herz und in die Magengegend. Warum das so war wusste ich nicht. Schließlich war es nur Alex der gegangen war und nicht irgendein Weltbewegender Mensch. Doch das, sah meine Seele glaube ich ganz anders. Er war die ganze Zeit bei mir gewesen und hatte mich festgehalten. Es war so, als würde seine Hand schon zu meiner gehören. Eigentlich stellte ich mich doch an oder? Hallo es war nur eine Hand. Nur ein kleiner Körperkontakt! Oder?
Noch bevor ich weiter denken konnte, kam jemand ins Zimmer.
„Hier.“ Hörte man Alex knurren. Danach wurde ein bisschen mit Papier geraschelt und ein paar Füße setzten sich in Bewegung zu meinem Bett. Plötzlich wurde meine Hand wieder erwärmt. Die Wärme ging durch meinen ganzen Körper. Von Kopf bis Fuß. Ein lautes Klatschen, so als würde jemand eine Mappe auf den Boden werfen, holte mich aus der angenehmen Fase.
Was war jetzt schon wieder los? Verdammt ich wollte was sehen.
Doch egal was ich tat, die Augen gingen nicht auf und der Rest meines Körpers blieb gelähmt.
„Was ist los Adams?“, fauchte Jens den Arzt an, “Bist du jetzt sogar schon zu ungeschickt, um die Mappe mit dem Stammbaum festzuhalten?“
„D..das ka..kann gar nicht ang…ge..gehen!“ stotterte der Arzt vor sich hin.
„Adams, schau mich an“, hörte ich Alex sagen, „du wirst uns jetzt sofort sagen was los ist!“
„Rica ist die Tochter von Queen Blain und Theodas. Ihr richtiger Name ist Ricarda Louisa Blain von Bistrien. Theodor war ein Homosapiens sapiens. Sie ist der Grund, warum die Königin gestorben ist.“ ertönte Adams Stimme.
Das ist ein Irrtum. Meine Mum heißt doch nicht Blain und ist auch keine Königin. Und vor allem lebt sie noch. Hoffe ich! Und was ist Homo-irgendwas? Sind das nicht eigentlich Menschen?
„Das kann gar nicht sein,“ brüllte Jens energisch, „das würde ja bedeuten, dass sie nur ein halber Vlan ist. Davon gibt es gar keine mehr, seitdem sie Gesetzlich verboten wurden und die Säuberung von statten gegangen ist!“
Können die jetzt mal aufhören in Rätseln zu sprechen? Ich will aus dieser fiesen Starre befreit werden, verdammt!!!
„Natürlich geht das.“, mischte sich nun Alex wieder ein, „ da du in der Regierung bist und sie zusätzlich noch auf einer normalen Schule war, ist sie nie so wirklich in Berührung mit einen Scanner gekommen. Wie hätten sie das denn herausfinden sollen?“
„Da hat Alex nicht ganz Unrecht. Das würde also bedeuten, dass sie im Moment in einer Starre ist. Das hat ihr menschlicher Teil zu verantworten. Da sie durch den eigentlichen Prozess zu viele Schmerzen gehabt hätte, hat der Körper sich einfach lahm gelegt. Ihr Geist aber, arbeitet noch. Also kann sie uns hören.“ meinte Doktor Adams, der sich anscheinend wieder gefasst hatte.
Endlich weiß Wenigstens mal jemand, dass ich zur Hälfte noch da bin. Hoffentlich holen sie mich jetzt mal hier raus!
„Okay, und wie können wir sie aus dieser Starre holen? Sie muss ja schon fast verrückt werden!“ Onkel Jens schien sich wohl wieder beruhigt zu haben. Gott sei Dank!
„Am besten müssen wir sie in Eiswasser baden. So haben wir das vor der Säuberung auch immer gemacht.“ Doktor Adams will mich in Eiswasser baden? Was soll das denn bitteschön bringen? Mal sehen.
" Danach muss ich ihr aber schnellst möglichst das Tyrin spritzen sonst muss sie nämlich höllische Schmerzen durchleiden. Und das wollen wir ja nicht."
„Okay ich stell mal das Wasser in der Wanne an. Holst du bitte die Eiswürfel aus dem Gefrierschrank, Adams? „ klang Jens hektische Stimme. Er wollte mich da wohl schnell möglichst rausholen. Guter Mann. Ich hörte schnelle Schritte davon traben und wie Alex sich plötzlich räusperte. „ Ehm… Ich weiß zwar nicht ob du mich jetzt wirklich hörst aber… Ach das ist doch Quatsch! Ähm.. Aber ich hab mir echt Sorgen um dich gemacht! Also nicht nur jetzt wo du geschlafen hast, sondern auch, als du so viel getrunken hast. Mach das nie wieder, ja?!“ Alex sprach ganz leise. Seine Stimme klang voller Sorgen.
Wie süß, er hat sich Sorgen um mich gemacht!
Plötzlich dröhnten Schritte durch den Raum und Jens rief, dass sie bereit wären. Alex streichelte mir einmal übern Kopf, hob mich hoch wie ein Baby und trug mich ins Bad. Dort legte er mich samt Klamotten in die Wanne. Ich hatte damit gerechnet eventuell sogar schock zu frieren, doch es fühlte sich nicht kalt an. Im Gegenteil, es war sogar wohltuend warm. Doch plötzlich kam ein höllischer Schmerz.....
„AAAAAAHHHHH!!!“ ich schrie wie ich in meinem ganzen Leben noch nicht geschrien hatte. Ich hatte höllische Schmerzen und wollte mir am liebsten meine Haare ausreißen:
„Weg da! Ich muss ihr das Tyrin spritzen.“ brüllte Adams gegen meinen Schrei an. Plötzlich war der Schmerz weg. Mein Rückgrat, das ich zuvor auf Grund der Schmerzen gebogen hatte sackte zusammen und meine Stimmbänder gaben nach. Adams zog daraufhin die Spritze raus und streichelte mir übern Kopf.
„Willkommen zurück, Kleine.“ sagte er zufrieden und grinste mich an.
„Oh heilige Queen Blain. Rica wie geht’s dir?“ Onkel Jens nahm mein Gesicht zwischen seine beiden großen Hände. Was? Wie es mir geht? Genau… wie geht’s mir eigentlich. Das ist gar nicht mal so eine schlechte Frage. „Ähm… Ich denke mal ganz gut?!“ sagte ich und räusperte mich daraufhin.
„Queen Blain sei Dank. Ich hab mir große Sorgen gemacht!“ Onkel Jens sah erleichtert aus.
„Ich weiß Jens. Das hab ich wohl mitbekommen.“ sagte ich, doch musterte dabei Alex. Er saß auf dem Badezimmerboden und starrte mich an. Was er wohl hatte?
„Ich hab euch doch gesagt, dass ihr Geist noch da ist und sie alles mitbekommt.“ meldete sich plötzlich Adams, der so freudig klang, als hätte er gerade eine Wette gewonnen. Plötzlich schaute Alex beschämt zu Boden. Jetzt wusste ich was er hatte. Ihm war das peinlich, was er zu mir gesagt hatte, bevor er mich in Bad getragen hatte. Er schielte zu mir rüber und ich musste beschämt lächeln. Welche Farbe mein Gesicht in dem Moment hatte, wollte ich gar nicht wissen. „So jetzt holen wir dich erst mal aus der Badewanne raus und stecken dich in trockene Klamotten.“ sagte Jens und reichte mir seine Hand. Mit Jens Hilfe stieg ich aus der Badewanne aus. Zu Anfang musste ich mich noch an Jens Schulter stützen, weil mir leicht schummrig wurde, doch das verflog so schnell wie es gekommen war. Alex reichte mir ein Handtuch, eine graue Jogginghose und ein schwarzes Top.
„So ich verabschiede mich hiermit denn auch mal. Du ruhst dich am besten noch einen kurzen Moment aus und denn solltest du wieder fit sein. Ich gebe dir jetzt ein paar Spritzen. Da ist Tyrin drin. Das spritzt du dir bitte immer beim Aufstehen. Du darfst soweit alles, außer andere Schmerzmittel einnehmen. Den weiteren Verlauf besprechen wir denn ein anderes Mal. Wenn noch irgendwas sein sollte ruft ihr mich bitte an. Ich finde denn selbst raus.“ sagte Adams nach einem kleine Räusperer.
„Danke, dass du mir geholfen hast. Ich steh in deiner Schuld.“ sagte ich und lächelte ihn freundlich an.
„Ach Quatsch. Das ist mein Job. Bis bald denn.“ verabschiedete sich Adams nochmals und ging. Ich bat die anderen kurz raus zu gehen. Als sie draußen waren trocknete ich mich ab, zog mich um und föhnte meine Haare. Als ich in den Spiegel sah um mir ein Zopf zu binden stockte mein Atem. Ich sah aus wie eine Leiche. Ich war am ganzen Körper blass und hatte dunkle Augenringe. Schnell schaute ich weg, band mir meinen Zopf fertig und ging in mein Zimmer. Dort standen Onkel Jens und Alex. Beide starrten mich an und bekamen große Augen.
„Du siehst ja schlimm aus, Rica!“ sagte Alex.
„Danke, das hab ich auch gerade eben feststellen müssen.“ sagte ich leicht genervt.
„Komm schlaf erst mal ein bisschen und denn schauen wir weiter.“ sagte Onkel Jens liebevoll. Als er das sagte, bemerkte ich das erste Mal wie müde ich überhaupt war. Ich kuschelte mich sofort in mein Bett und kaum waren Onkel Jens und Alex draußen viel ich in einen Traumlosen Schlaf.
Texte: Der Text ist MEINER!! :P Alles selbst geschrieben.. Die Persönlichkeiten sind auch MEINEEE!! :DD
Bildmaterialien: Das Coverbild wurde von fireflame erstellt. Sie ist nur zu empfehlen :)
Tag der Veröffentlichung: 16.09.2012
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