Schatten. Überall Schatten. In meinem Kopf dreht sich alles, ich kann kaum etwas sehen. Ich weiß nicht wo ich bin oder wie ich überhaupt an diesen seltsamen Ort gelangt bin. Stimmen flüstern mir etwas zu, ich höre ein Raunen nahe meinem Ohr.
Ich zucke zusammen und auf meinem Körper breitet sich eine Gänsehaut aus. Ich kann ihn spüren, seine Präsenz. Seine Anwesenheit ist beinahe unerträglich und doch hat es etwas Tröstendes. Endlich fühle ich mich zuhause … willkommen. Plötzlich verschwimmt alles. Die Schatten verschwinden und die Stimmen werden leiser. Ich rufe nach ihm, sehne mich nach seiner Berührung, doch alles was ich noch höre ist ein leises Flüstern - ein Flüstern, das meinen Namen spricht.
„Jane?! Um Himmels Willen, Jane!“ Ruckartig erwache ich aus meinem Schlaf und setze mich auf. Mein Atem geht flach und schnell und mit weit geöffneten Augen starre ich die weiße Wand vor mir an. Mein Shirt klebt an mir wie eine zweite Haut und auch meine Haare sind schweißdurchnässt. „Du hast mir eine Heidenangst eingejagt.“, höre ich abermals die Stimme, die mich geweckt hat. Wie in Trance drehe ich den Kopf in ihre Richtung, doch schon im nächsten Moment bereue ich es. Die Jalousien vor meinen Fenstern werden hochgelassen und Sonnenlicht durchflutet den Raum.
Sofort blinzle ich und hebe die Hand schützend vor meine Augen. Mein Herz hämmert immer noch wie wild geworden gegen meine Brust, doch langsam finde ich wieder in die Wirklichkeit zurück. Meine grünen Augen gewöhnen sich an die Helligkeit und allmählich erkenne ich auch die Person, die mich geweckt hat. Etwas verwirrt sehe ich ihr genau in die Augen, als sie sich wieder neben mir auf dem Bett niederlässt.
„Das ist schon das vierte Mal diese Woche. Vielleicht solltest du mal mit jemandem darüber reden?!“, sagt sie sanft und lächelt schwach. Kleine Fältchen legen sich um die Mundwinkel ihrer vollen Lippen. Ihre stahlgrauen Augen sehen mich voller Besorgnis an, während ihre linke Hand sachte über mein Knie unter der Bettdecke streicht. „Ist alles in Ordnung, Jane?“Ich nicke meiner Stiefmutter Molly nur zu, da ich mich zu mehr momentan nicht im Stande fühle. Der Traum hat mich aufgewühlt. Er war intensiver als die vielen anderen zuvor. Ich senke den Blick und begutachte die silbergraue Satinbettwäsche unter mir. Mit einer Hand streiche ich sie gedankenverloren glatt.
„Das vierte Mal, sagst du?“ Meine Stimme klingt so weit entfernt, so als sei sie immer noch in diesem anderen Universum gefangen. Molly nickt, wobei ihr eine Strähne ihres aschblonden Haares ins Gesicht fällt. Sorgsam bringt sie sie mit einer geübten Handbewegung wieder zurück an ihren Platz und streicht mir dann sanft über die Wange.
„Geht es dir wirklich gut, Liebes?“ Ihr Blick ist weich und gutmütig und ich weiß, dass sie es nur gut meint, doch kann ich ihr einfach nicht die Wahrheit sagen. Ich ringe mich zu einem müden Lächeln ab und nicke abermals. Noch einmal streicht sie mir liebevoll über die Wange und steht dann auf. „Ich mache dir jetzt dein Lieblingsfrühstück. Wenn du soweit bist, dann komm einfach nach unten, ja?“ Sie erwidert mein Lächeln freundlich, wendet sich dann um und verlässt mit schnellen Schritten das Zimmer.
Seufzend lasse ich mich zurück in die Kissen fallen. Mein Blick ist starr auf die stuckverzierte Decke über mir gerichtet. Mein Atem hat sich mittlerweile wieder beruhigt, dennoch schließe ich für einen kurzen Moment die Augen und atme tief durch. Du hast nur schlecht geträumt, stell dich nicht so an, herrscht mich eine Stimme in meinem Kopf an.
„Lass mich in Ruhe, Develyn.“, hauche ich zurück und streiche mir demonstrativ über meine rechte Schulter. Ein leises Ploppen ist zu hören und Develyn zieht sich brummend zurück. Gleichzeitig höre ich ein leises Kichern, was mich abermals seufzen lässt. „Und du, halt dich zurück, Angelina.“ Abermals ein Ploppen und schon ist es auf meiner linken Seite auch still. Ich öffne die Augen wieder und erhebe mich langsam. Nach dieser anstrengenden Nacht kann ich wirklich keine Moralpredigten gebrauchen. Schon gar nicht von so einem kleinen Teufelchen wie Develyn. Aus dem Augenwinkel sehe ich etwas vorbeihuschen und wende den Kopf nach rechts. Develyn sitzt mit überkreuzten Beinen und verschränkten Armen auf meinem Nachttisch und stiert mich säuerlich an.
„Was ist?“, blaffe ich sie an und runzle die Stirn. Ihre kleinen Augen verengen sich zu Schlitzen und sie streckt mir die Zunge raus. Dann steht sie auf, hüpft über das dunkle Mahagoniholz hinüber zu meinem Handspiegel und begutachtet sich darin.
An deiner Stelle wäre ich nicht so fies zu mir, sagt sie und zwirbelt eine Strähne ihres schwarzen Haares durch ihre langen Finger. Du weißt, dass ich dich verlassen könnte. Ein Schnauben entfährt mir und mit einem Ruck schlage ich die Bettdecke zur Seite. Ich schwinge meine Beine von der weichen Matratze und stehe auf. Etwas wackelig auf den Beinen stampfe ich hinüber zu meinem Schrank und ziehe eine dunkle Jeans daraus hervor. Ihr folgen ein schlichtes schwarzes T-Shirt und ein schwarz-weiß gestreifter Kapuzenpullover.
„Damit kannst du mir so oft drohen, wie du willst. Ich weiß, dass du nicht einfach abhauen kannst.“, erwidere ich schließlich und drehe mich wieder zu ihr um, doch sie ist verschwunden. „Nerviges Ding …“Ich schnappe mir meine Klamotten und verlasse mein Zimmer. Sofort weht mir die kühle Luft entgegen und lässt mich erzittern. Ich bin immer noch schweißnass und wünsche mir nur noch eine heiße Dusche und frische Kleidung. Mit gezielten Schritten laufe ich hinüber zum Bad und schließe die Tür hinter mir. Und da sind sie schon wieder, alle beide. Nebeneinander sitzen sie auf dem Badewannenrand und sehen mich an.
„Könnt ihr mich nicht wenigstens einmal in Ruhe lassen?“, raune ich genervt und stelle das Wasser in der Dusche an.
Ich hab dir ja gesagt, dass sie heute schlecht gelaunt ist, murmelt Develyn und zuckt mit den Achseln.
Hatte sie denn wieder einen Alptraum?, will Angelina wissen und ich verdrehe die Augen.
„Ihr wisst schon, dass ich euch hören kann, oder?“, blaffe ich die beiden an und entledige mich meines T-Shirts. Angelina sieht mich schuldbewusst an und wirft sich ihre engelsgleichen blonden Locken über die Schulter. Dann steht sie auf, läuft mit ihren tapsigen kleinen Füßen über den marmornen Badewannenrand und bleibt schließlich genau vor mir stehen. Mit ihren kleinen blauen Augen sieht sie zu mir auf und lächelt friedlich.
Entschuldige, Janey. Develyn hat es nicht so gemeint. Sie ist nur sauer, weil du sie von deiner Schulter gefegt hast, sagt sie und wirft der kleinen Teufelin einen Blick zu.
Tse, lässt Develyn verlauten und blickt demonstrativ in eine andere Richtung. Ich verdrehe erneut die Augen und schlüpfe dann aus meiner Pyjamahose.
„Es wäre nett von euch, wenn ihr mich jetzt in Ruhe duschen lasst. Ich hab gerade andere Sorgen, als mich um euch zu kümmern!“, antworte ich, wobei ich nicht versuche leise zu sprechen. Und genau in diesem Moment klopft es an der Badezimmertür. Ich zucke hektisch zusammen und kralle mir ein Badehandtuch, das ich an meinen halbnackten Körper presse.
„Jane?“ Es ist Molly. „Ist alles okay? Ich wollte nach dir sehen und habe dich reden hören. Ist jemand bei dir?“Verdammt! Sie hat es mitbekommen? So ein Mist. Ich hätte leiser sprechen sollen, aber diese verfluchten kleinen Zwerge bringen mich immer wieder auf die Palme.
„Ähm … nein, es ist alles in Ordnung, Mom. Ich … ich hatte das Radio an und hab nur leise mitgesungen?!“ Etwas Besseres fällt mir in diesem Moment nicht ein und ich hoffe inständig, dass sie meine Ausrede schluckt. Ich hab wirklich keine Lust darauf, mich ihrer Inquisition zu stellen und mich von tausend Fragen löchern zu lassen.
„Okay, Schatz. Das Frühstück ist fertig. Ich fahre jetzt zur Arbeit.“
„Okay, Mom.“, rufe ich durch die geschlossene Badezimmertür und lausche. Es vergehen einige Sekunden bis ich endlich höre, wie sie die Treppe hinunter geht, an der Tür herumhantiert und diese schließlich wieder ins Schloss fällt. Ein zweites Mal an diesem Morgen atme ich tief durch und drehe mich wieder um. Die beiden Quälgeister sind verschwunden und ich schüttele energisch den Kopf. Langsam lasse ich das Handtuch fallen, entledige mich meiner Unterwäsche und schlüpfe unter das angenehm heiße Wasser. Sofort fühle ich mich einigermaßen erfrischt, doch trotzdem geht mir dieser Traum nicht aus dem Kopf. Seit Wochen werde ich von ihm heimgesucht und in letzter Zeit wird es immer schlimmer. Als ich an die gesichtslose Stimme denke, die meinen Namen gerufen hat, bekomme ich eine Gänsehaut. Gleichzeitig schleicht sich aber auch ein kleines Lächeln auf meine Lippen, denn immer, wenn ich an diese Stimme denke, wird mir warm ums Herz. Auch wenn die Träume noch so furchterregend sind, komme ich nicht umhin, mich über dieses Flüstern zu freuen. Nur eine Frage bleibt am Schluss immer: Wer ruft meinen Namen und was will er von mir?
„Wow sehen wir heute wieder gut aus.“
„Halt den Mund, Evan.“
Evan Hopps, mein bester Freund, gekleidet in legerer Jeans und einem hellblauen T-Shirt, steht mit verschränkten Armen am Eingang der Stadtbibliothek in der ich arbeite und erwartet mich bereits. Mit einem verschmitzten Lächeln sieht er mich an und lacht leise auf, als ich die Treppen zu ihm hinaufsteige.
„Was ist los mit dir? Schlecht geschlafen?“, will er wissen und hält mir die Tür auf, als ich ihn erreiche.
„Frag nicht.“, lautet meine knappe Antwort und zusammen betreten wir das große von der Zeit gezeichnete Gebäude. Er streicht eine Strähne seines längeren roten Haares aus seinem Gesicht und sieht mich von der Seite her an.
„Hab wohl einen wunden Punkt getroffen.“, sagt er und verschränkt die Arme hinter dem Kopf. „Komm schon, Dawson. Sonst bist du doch immer in Redelaune.“ Wir durchqueren den Eingangsbereich der Bibliothek und betreten schließlich den großzügig gestalteten Raum, an dessen Wänden hunderte von Regalen ihren Platz gefunden haben, gefüllt mir den wohl besten Zeitvertreibungsmitteln des Planeten.
Bücher. Abertausende von Büchern sind hier zu Hause und ich bin stolz darauf, zu wissen, wo jedes einzelne von ihnen seinen bestimmten Platz hat. Es ist mein absoluter Traumjob und ich war regelrecht überwältigt, als ich ihn vor drei Jahren ergattern konnte. Evan war mir damals mehr als unsympathisch gewesen und ich konnte ihn nicht ausstehen. Durch einen Zufall jedoch entdeckte ich, dass wir beide dasselbe Hobby hatten und so war es nur noch eine Frage der Zeit gewesen, bis wir uns schließlich anfreundeten. Trotz seiner ständig gelassenen Art, war er manchmal mehr als schwierig und nervtötend. Genauso wie in diesem Moment.
„Seit wann ist die gute Jane denn so verschlossen und still? Normalerweise redest du wie ein Wasserfall.“, sagt er und lacht. Ich seufze und verdrehe die Augen. Langsam laufe ich auf das Podest in der Mitte der Bibliothek zu und nehme meinen gewohnten Platz dahinter ein.
„Ich bin heute morgen nun mal nicht in Stimmung.“, erwidere ich und lasse mich auf den Schreibtischstuhl sinken. Sofort fällt mir eine Notiz ins Auge. „Mr. Ryan hat also das Buch endlich zurück gebracht?“ Ich hoffe, das Evan auf den Themenwechsel eingeht, denn habe ich absolut keine Lust darauf, mich weiterhin seiner Befragung zu unterziehen. Zu meinem Glück klappt es, nur wirkt er auf einmal ernst.
„Ja, war ganz schön seltsam.“ Er schnappt sich die Notiz und zerknüllt sie. „Er kam gestern als du schon weg warst. Er warf das Buch auf den Tresen, murmelte etwas und war sofort wieder weg. Er sah schwer gehetzt aus.“
Unwillkürlich hebe ich eine Augenbraue und sehe Evan an. Normalerweise war Mr. Ryan ein sehr ausgeglichener, freundlicher, alter Mann, der immer einen Scherz auf Lager hatte, wenn er uns einen Besuch abstattete. Vor drei Monaten hatte er sich ein Buch ausgeliehen und war seither nicht mehr aufgetaucht. Die Rückgabefrist war längst überschritten, doch machten wir bei ihm eine Ausnahme, weil er sonst sehr zuverlässig gewesen war. Sein Verhalten von gestern Abend kommt mir da doch ziemlich merkwürdig vor.
„Vielleicht hatte er einfach nur Stress?!“, sage ich und wende mich schließlich dem Computer vor mir zu. Ich fahre ihn hoch und warte, bis der Bildschirm vollständig geladen ist. Evan lässt sich hinter mir auf seinem Platz nieder und tut dasselbe. Noch ist hier nicht viel los, doch das ist nur die Ruhe vor dem Sturm. Vormittags wird hier die Hölle los sein, was man von einer Bibliothek wahrscheinlich nie erwarten würde. Doch täglich stürmen mehrere Schulklassen das Gebäude des Allwissens und verlassen es erst gegen Nachmittag wieder. Zwischendurch entdeckt man hie und da einige ältere Personen, die in ihren Lieblingsbüchern schmökern oder auch Mütter mit ihren Kindern. Selten jedoch sieht man Jugendliche, die alleine auf einem der gemütlichen Sofas sitzen und sich in eines der vielen Bücher vertiefen.
„Hast du eigentlich auch eine Einladung von Riley bekommen?“, fragt Evan und dreht sich auf dem Stuhl zu mir um. „Er lädt herzlich zu seinem achtundzwanzigstem Geburtstag ein.“ Die Stimme des Rothaarigen klingt spöttisch und er kann sich nur ein schwaches Lächeln abringen.
„Achtundzwanzig, wow.“, lasse ich unberührt verlauten. Riley ist Chefsekretär und lässt keine Gelegenheit aus um uns zu schikanieren. Das Schlimmste an dieser Sache ist, das er kaum älter ist als wir. Evan geht auf die Fünfundzwanzig zu und ich bin noch zarte Dreiundzwanzig. Trotzdem behandelt er uns ständig so, als seien wir trotzige Kinder, die jegliche Möglichkeit nutzten, um Fehler zu begehen.
Als ich mein E-Mail Postfach öffne um nachzusehen, ob ich auch eine Einladung bekommen habe, stutze ich. Drei Mails von einem Unbekannten und tatsächlich, die Einladung von Riley.
„Jap, hab auch eine.“, lasse ich Evan wissen, wende mich aber nicht zu ihm um. Ich verschiebe sie in den Spam Ordner und widme mich den Mails des Unbekannten. Unwillkürlich beginnt meine Haut zu prickeln. Bestimmt ist es nur irgendeine Werbung, dennoch bin ich plötzlich angespannt.
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Von: Unbekannt
Betreff: Buch „Mystische Orte“
Datum: 11.04.2013, 04:34 Uhr
An: Jane Dawson
Sehr geehrte Miss Dawson,ich wollte Ihnen nur Bescheid geben, dass mir das Buch, das Sie mir empfohlen hatten, sehr gefallen hat. Ich muss zugeben, dass mir einige Orte noch nicht bekannt waren. Ich werde es sobald wie möglich wieder zurückbringen und vielleicht haben Sie dann bereits einen neuen, wunderbaren Vorschlag für mich.
Hochachtungsvoll,T.W.
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Merkwürdig. Ich kann mich nicht daran erinnern, jemandem ein Buch mit diesem Titel empfohlen zu haben. Außerdem schockiert mich die Tatsache ein wenig, dass er (oder sie?) meine private E-Mail Adresse hat. Dennoch kann ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen, schließlich mache ich meine Arbeit gut und wieder einmal habe ich nun die Bestätigung dafür.
Da stimmt was nicht, zischt mir Angelina ins Ohr. Ich erschrecke heftig und werfe beinahe einen Stapel Bücher um, der neben mir liegt. Evan ist Gott sei Dank zu sehr mit den neuen Bestellungen beschäftigt, als dass er es hätte merken können.
„Verschwinde.“, herrsche ich das kleine Wesen an und fixiere mich wieder auf den Monitor. Ich öffne die zweite Mail.
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Von: Unbekannt
Betreff: Verzeihung
Datum: 11.04.2013, 08:52 Uhr
An: Jane Dawson
Aber ich muss Sie ein weiteres Mal stören.Ich hatte in der vorangegangenen Mail vergessen das zweite Buch zu erwähnen, was Sie mir empfohlen hatten. „Beschwörungsformeln - Anrufung der Diener der Hölle“
Ich muss sagen, ich war begeistert. Einige davon sind mir jedoch bis heute ein Rätsel. Mir scheint, als hättest du Erfahrung auf diesem Gebiet?! Wenn ich die Bücher zurückbringe, werde ich dich vielleicht mit einigen Fragen dazu quälen müssen …
Geplagt von Wissensdurst,T.W.
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Ich schlucke. Okay, das war nun etwas heftig. Diese Mails werden immer seltsamer. Ich kann mich weder daran erinnern, ihm diese Bücher empfohlen zu haben, noch das wir sie hier irgendwo hätten. Zugegeben, mich interessiert dieses Thema brennend und ist es auch genau das, was Evan und mich verbindet. Das Mystische, das Übernatürliche zieht uns magisch an und hat uns letztendlich auch zu Freunden werden lassen, doch ich würde nicht behaupten, dass ich Erfahrung auf diesem Gebiet hätte. Theoretisch, ja. Praktisch, nicht im Geringsten. Ich weiß viel über die Anrufung von Geistern oder auch wie man richtig mit einem Ouija-Brett umgehen sollte, aber das alles nur aus Büchern und Dokumentationen. Selbst ausprobiert habe ich so etwas noch nie und ehrlich gesagt habe ich auch höllische Angst und vor allem Respekt davor.
Ich spüre, wie Angelina mir am Shirtkragen zieht und mache eine wegwischende Handbewegung in ihre Richtung. Ich weiß ganz genau, was sie mir sagen will, aber ich habe momentan keine Lust mir eine Predigt anzuhören. Stattdessen öffne ich die dritte Mail und ich halte den Atem gespannt an.
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Von: Unbekannt
Betreff: …
Datum: 11.04.2013, 09:12 Uhr
An: Jane Dawson
Dreh dich um …
T.W.
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Sekundenlang starre ich auf die drei Worte bis sie schließlich mein Gehirn erreichen und ich realisiere, was dort eigentlich steht. Mein Herz beginnt wie wild zu pochen und die Härchen auf meinen Armen stellen sich auf. Mein Blick fällt auf die Uhrzeit und mir fällt auf, dass sie gerade eben erst geschrieben worden ist.
Plötzlich fühle ich mich beobachtet. Beobachtet von tausend Augen und ich habe Angst mich umzudrehen. Wen werde ich dort entdecken? Und was will er von mir?Langsam wende ich den Stuhl um. Zentimeter für Zentimeter, die Augen auf den Boden geheftet. Zögernd hebe ich den Blick und was ich dort sehe, lässt mich vor Schreck zusammenfahren. Ich schreie laut auf, als ich eine grässliche Fratze blicke, die unmittelbar vor mir ist. Ich mache einen Satz, springe vom Stuhl auf und lande hinter mir auf dem Schreibtisch. Ich fühle mich fast so, als müsste ich mich übergeben. Doch dann höre ich ein lautes Lachen und der Schreck lässt nach. Evan zieht sich die Maske vom Gesicht und kann sich kaum halten. Er versucht, mir in die Augen zu sehen, doch gelingt es ihm nicht, da ihm seine Lachtränen die Sicht nehmen.
„Du … du hättest dein Gesicht sehen müssen.“, presst er heraus und beginnt erneut zu Prusten. „Tut mir Leid, aber das … das war ein Bild … für die Götter!“Während Evan versucht sich langsam zu beruhigen, schlägt mir das Herz immer noch bis zum Hals. Am liebsten würde ich ihm eine scheuern und ihn mit wüsten Ausdrücken bedecken, doch habe ich immer noch das Gefühl beobachtet zu werden. Allmählich gleitet mein Blick von Evan weg und durch die Bibliothek. Ich kann auf den ersten Blick niemanden sehen, doch dann fällt mir etwas ins Auge. Zwei Bücher liegen hinter meinem besten Freund auf dem Tresen. Bücher, die vorher noch nicht da gewesen waren. Geschwind stemme ich mich vom Schreibtisch auf und suche den ganzen Raum mit meinen Augen ab. Schweißperlen stehen mir auf der Stirn und mein Atem wird schneller. Er war hier gewesen. Er war tatsächlich hier gewesen und hat uns beobachtet. Uns zugesehen - mir zugesehen. Noch bevor ich irgendetwas sagen kann, höre ich das vertraute Geräusch einer einkommenden Mail. Mir läuft es kalt den Rücken hinab. Das darf doch wohl nicht wahr sein. Beklommen wende ich mich dem Bildschirm zu und öffne die Mail.
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Von: Unbekannt
Betreff: Entschuldige
Datum: 11.04.2013, 09:15 Uhr
An: Jane Dawson
Verzeih mir,ich wollte dich nicht erschrecken und schon gar nicht in Panik versetzen. Ich wollte den Spaß deinesFreundes nicht verderben und habe euch deswegen nichtunterbrochen. Ich habe die ausgeliehenen Bücher da gelassen und das nächste Mal werden wir sicher Zeit haben unszu unterhalten …
Ich entschuldige mich nochmals,
T.W.
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Mein Atem beruhigt sich langsam wieder und erschöpft lasse ich mich auf den Stuhl zurück sinken. Ich lege den Kopf in den Nacken und schließe die Augen. Evan hat sich mittlerweile von seinem Lachkrampf erholt und sieht aufmerksam zu mir hinüber. Er weiß, dass ich sauer auf ihn bin und innerlich schon längst Rache geschworen habe, deshalb spricht er mich in diesem Moment nicht an. Es ist gut zu wissen, dass ich wenigstens jetzt ein bis zwei Stunden Ruhe vor ihm habe.
Er hat dir ganz schön Angst eingejagt, nicht wahr?, will Develyn mit einem Ausdruck höchster Zufriedenheit in ihren Augen wissen. Vielleicht ist er ja ein Mörder und hat in dir sein neues Opfer gefunden.Angelina wirft von der anderen Schulter aus ihrer Freundin einen bösen Blick zu. Lass sie in Ruhe. Das macht es jetzt auch nicht besser!
„Wie wahr, wie wahr.“, nuschle ich und seufze leise. Als ich die Augen wieder öffne ist meine Angst verraucht, jedoch beginne ich wütend zu werden. Was fällt diesem Typen eigentlich ein? Mir erst solche schockierenden E-Mails zu schicken und mich dann noch so aus der Fassung zu bringen. Außerdem - wer hat ihm erlaubt, mich zu duzen?Ich weiß ja nicht einmal wer er ist oder was er von mir will. An irgendwelche Bücher, die ich ihm ausgeliehen haben soll, kann ich mich nicht erinnern und schon gar nicht an welche, mit solchen Titeln. Ich wäre die erste, die es wüsste, wenn wir solche Bücher führten. Zwar besitzen wir Bücher, die in diese Richtung gehen, doch sind das meistens nur Schauermärchen.
Ich hebe den Blick und starre auf den Bildschirm vor mir. Wenn ich wenigstens seine E-Mail Adresse sehen könnte, dann würde ich ihm mal richtig meine Meinung geigen. Oder wenn er zumindest den Mumm dazu besessen hätte, mir dann auch wirklich unter die Augen zu treten. Der hätte was erleben können!Ich hoffe nur, dass es jetzt nicht noch schlimmer wird. Einen Stalker oder so etwas kann ich wirklich nicht gebrauchen. Mir reichen schon die beiden Anhängsel auf meinen Schultern, die mir ständig sagen, was ich zu tun und zu lassen habe.
Nach weiteren endlos wirkenden Minuten habe ich mich vollends wieder beruhigt und schließe mein E-Mail Postfach. Vielleicht hat Develyn ja Recht und hinter all dem steckt wirklich ein Mörder, der es auf mich abgesehen hat. Oder einfach nur ein armer Irrer, der sich einen Spaß erlaubt. Ich finde das jedoch alles andere als lustig.
Seufzend drehe ich mich auf dem Stuhl um und stehe auf. Evan wirft mir einen kurzen Blick zu, bleibt jedoch stumm und widmet sich sogleich wieder den Bestellungen. Ich verlasse das Podest, laufe um es herum und nehme die Bücher in Augenschein, die der Fremde dagelassen hat.
Tatsächlich. Es sind die Bücher von denen er gesprochen hat. In Gedanken versunken inspiziere ich sie ein wenig, vielleicht hat er ja seinen Namen hineingeschrieben oder sonst irgendeine Nachricht hinterlassen, aber nichts. Nicht einmal Eselsohren oder sonst irgendwelche Gebrauchsspuren sind zu sehen.
Ich wette, es sind nicht einmal Fingerabdrücke darauf. Merkwürdig. Frustriert puste ich mir eine Strähne meines schwarzen Haares aus dem Gesicht und blicke auf.
„Ich werde diese Bücher kurz wegräumen. Wenn Mrs. Kingsley auftaucht, dann ruf mich, ja?“, sage ich zu Evan, der mich zwar hört, jedoch nicht aufblickt und lediglich nur nickt.
Ich drehe mich um und laufe einen langen teppichbelegten Flur entlang. Die Abteilung für Mythen, Legenden und allerlei Geisterkram befindet sich im hinteren Teil der Bibliothek. Etwas abgeschottet von den anderen Bereichen, wie mir gerade auffällt. Ich bin selten hier, da, wie ich schon erwähnte, mehr oder weniger alles Unfug ist oder nur an der Oberfläche dessen kratzt was wirklich dahinter steckt. Weit aus aufschlussreicher ist das, was man im Internet finden kann, obwohl man dort auch nicht alles glauben sollte. Ich wende mich nach rechts und biege in eine der Regalreihen mit den passenden Buchstaben ein. Immer noch kann ich mich nicht daran erinnern, diese Bücher hier hervorgeholt und sie jemandem geliehen zu haben. Doch plötzlich bemerke ich eine Lücke in einem der Regale. Eine Augenbraue meinerseits hebt sich.
Langsam laufe ich darauf zu und betrachte das kleine Schild unter der Lücke, auf dem steht welches Buch hier seinen Platz hat und tatsächlich - „Beschwörungsformeln - Anrufung der Diener der Hölle“ steht darauf geschrieben. Ich runzle die Stirn. Seltsam. Ich hätte schwören können, dass wir solche Bücher überhaupt nicht führen, aber was soll‘s. Ich kann mich schließlich auch mal irren.
Mit fahrigen Händen hebe ich das Buch an und will es in die Lücke zurückschieben, als mich etwas inne halten lässt. Oder besser gesagt, jemand. Jemand steht im nächsten Gang und sieht mich durch den Schlitz im Bücherregal an. Mir stockt der Atem. Meine Hände beginnen noch mehr zu zittern und ich lasse das Buch fallen. Ich kann nicht viel erkennen, nur die Hälfte eines Gesichtes und ein Auge, das mich unverwandt anstarrt.
Zögernd weiche ich ein wenig zurück, bis mein Rücken das Regal hinter mir berührt. Es ist totenstill in der Bibliothek. Plötzlich fühle ich mich allein und verlassen. Ein riesiger Kloß sitzt mir im Hals, der mich am Sprechen hindert. Ist er das? Der Typ von heute morgen? Ist er etwa zurück gekommen und hat sich hier versteckt?Meine Gedanken spielen verrückt, ich habe noch nicht mal die Kraft dazu um Hilfe zu schreien. Doch muss ich das überhaupt? Wenn er mir etwas tun wollte, hätte er es längst getan … oder?
„W … wer sind Sie?“, hauche ich, wobei ich fast glaube, dass meine Stimme zu leise war um ihn erreichen zu können. Jedoch bemerke ich, wie sich sein Auge aufhellt und ich habe das Gefühl, er lächelt.
„Hab keine Angst.“, höre ich seine Stimme und eine Gänsehaut breitet sich auf meinen Armen aus. Seine Stimme ist so dunkel und rau, doch gleichzeitig auch anziehend und düster. Sie passt genau hierher … in dieses Abteil der Bücherei. „Ich habe lange nach dir gesucht, Jane. Die Sehnsucht, dir endlich gegenüber zu stehen, quält mich schon seit Tagen …“
„Nun“ Ich räuspere mich kurz und ringe um Fassung. Ich nehme all meinen Mut zusammen und presse die nächsten Worte zwischen meinen Lippen hindurch. „dann tun Sie sich doch selbst den Gefallen und erlösen sich von dieser Sehnsucht?!“Ich kann selbst kaum fassen, was ich gerade gesagt habe. Will ich ihn wirklich sehen? Will ich wirklich wissen, wer mich durch die Lücke im Bücherregal anstarrt?Ja. Mein Unterbewusstsein verpasst mir einen Tritt und ich spüre Develyn auf meiner Schulter, die zuversichtlich nickt. Ihr scheint das Ganze zu gefallen. Nur Angelina zerrt unaufhörlich an meiner Kapuze. Ein leises Lachen ist zu hören.
„Du bist mutig.“, sagt er und plötzlich ist sein Gesicht hinter dem Regal verschwunden. Krampfhaft verkralle ich die Finger in meinem Pullover. Hektisch sehe ich mich um. Wird er mir unter die Augen treten?
Rechts von mir höre ich ein Geräusch und voller Anspannung wende ich das Gesicht in diese Richtung. Das erste was ich sehe sind elegante Herrenschuhe, die die Regalreihe betreten. Sie glänzen im Licht. Meine Augen wandern nach oben, über die weiße zerschlissene Jeans bis hin zu seinem ebenso weißen Jackett. Ich schlucke heftig und ich hoffe, dass mein Herz vor lauter Aufregung nicht gleich stehen bleibt. Er lehnt sich gegen das Bücherregal, die Hände lässig in den Taschen seiner Jeans vergraben. Unter dem Jackett trägt er ein graues, verblichenes Shirt mit dem Namen irgendeiner Rockband darauf und als mein Blick weiter nach oben gleitet, über den schlanken Hals, der aus dem Shirtkragen lugt, zu seinem markanten männlichen Kinn, erblicke ich schlussendlich seine halb geöffneten, fasziniert wirkenden Augen. Für einige Sekunden halte ich den Atem an und ich spüre, wie ich rot anlaufe. Ein sanftes Lächeln ziert seine Lippen. Sein Gesicht ist engelsgleich, so rein und jung. Strähnen seines dunklen Haares hängen ihm in die Stirn und sind ansonsten lässig nach hinten gekämmt. Sie wirken etwas zerzaust. Doch am meisten an diesem Anblick verwirren mich seine Augen. Sie sind groß und mandelförmig und erst jetzt fällt mir ihre außergewöhnliche Farbe auf. Ich weiß nicht, wie ich diese Farbe beschreiben soll, denn ist es weder grau noch blau. Es ist fast so als bestünden sie aus flüssigem Silber, das über heißem Feuer leicht brodelt.
„Zufrieden?“ Seine sanfte Stimme reißt mich aus meinen Gedanken.
Wie meint er das? Ob ich nun damit zufrieden bin, dass er für mich nun kein Phantom mehr ist oder mit seiner allgemeinen Erscheinung? Ich muss zugeben, ich bin mit beidem zufrieden. Zumindest hat er sich nicht als alter notgeiler Mann entpuppt. Er lacht leise.
„Für so jemanden hast du mich gehalten?“
„W … was?“, hauche ich. Hat er etwa gerade meine Gedanken gelesen? Nein, das ist unmöglich. Oder?Ich schüttele leicht den Kopf und richte mich nach einem tiefen Atemzug zu meiner vollen Größe auf. Langsam kehrt mein Mut zurück, nun da ich weiß, wer dahinter steckt.
„Wer sind Sie?“, will ich wissen und verschränke die Arme vor der Brust. Nicht unbedingt um entschlossener zu wirken, mehr um meine immer noch zitternden Hände zu verstecken. „Sie haben mir einen schönen Schrecken eingejagt!“Den zweiten für heute, schießt es mir durch den Kopf. Auch er stemmt sich vom Regal ab und tritt einen Schritt auf mich zu. Plötzlich sind seine Augen voller Sorge und sein Lächeln verschwindet.
„Das wollte ich nicht, entschuldige.“ Seine Entschuldigung klingt aufrichtig und ich beruhige mich noch ein wenig mehr. „Ich wollte dich nur endlich sehen.“
„Warum?“ Ich runzle die Stirn. Ich kenne den Typen überhaupt nicht und habe ihn noch nie zuvor in meinem Leben gesehen. Einer wie er wäre mir mit Sicherheit in Erinnerung geblieben. Gerade weiß ich nicht, ob ich dieses Gespräch wirklich fortsetzen will. Angelina flüstert mir schon die ganze Zeit Warnungen ins Ohr, während Develyn sichtlich fasziniert von diesem Kerl ist. Ich bin hin und hergerissen. Mein Kopf will herausfinden, was er von mir will. Mehr über ihn erfahren. Was es mit den Büchern und den Mails auf sich hat. Mein Gefühl jedoch zwingt mich dazu, einen Rückzieher zu machen. Unwillkürlich weiche ich einige Schritte zurück, als er erneut auf mich zukommt.
„Jane“, raunt er und allein die Weise wie er meinen Namen ausspricht bringt mich aus der Fassung. Er hört sich an, als sei er ein Überlebender in der Wüste und ich das Wasser, das er so dringend braucht. Nach dem er so lange gesucht hat. Für einen Moment stehen wir nur da und sehen uns an, doch schon in nächsten werde ich in die Wirklichkeit zurück gerufen.
„Jane?“ Evan ruft nach mir. „Was treibst du da so lange? Ich hab dich schon dreimal gerufen!“Erschrocken werfe ich einen Blick um das Regal und bedeute ihm, dass ich gleich bei ihm sein werde. Als ich mich wieder umwende, ist der Fremde verschwunden. Verwirrt sehe ich mich um, doch kann ich ihn nirgends entdecken. In diesem Augenblick spüre ich, wie meine Ohren den Durchzug wieder abstellen. Die ganze Geräuschkulisse der Bibliothek bricht auf mich herein und erst jetzt fällt mir auf, wie ungewöhnlich still es hier die ganze Zeit gewesen ist.
Ich seufzte, reibe mir einmal über die Stirn und hebe das Buch auf, doch … das Buch ist ebenfalls verschwunden und an der Stelle, an der es vorher im Regal gefehlt hatte, befindet sich nun ein anderer dicker Wälzer.
„Was zum … ?“Fassungslos bleibe ich einige Sekunden lang stehen und starre auf das Buch über Geister.
Er spielt mit dir, kichert Develyn und schmiegt sich an meinen Hals.
„Jane!“ Erneut fahre ich erschrocken aus meinen Gedanken, wende mich um und verlasse die Abteilung. Evan stiert mich wütend an, als ich auf ihn zutrete. „Kannst du mir mal verraten, was das soll? Erst sagst du mir, dass du Bücher wegräumst und rennst weg, ohne irgendein Buch in der Hand zu haben und wenn ich dich rufe, hörst du nicht. Was ist los mit dir?“Ich hatte gar kein Buch in der Hand? Ich hebe beide Augenbrauen und zucke entschuldigend mit den Achseln, als ich mich wieder hinter meinem Computer niederlasse.
„Was ist los?“ Mit unschuldiger Miene drehe ich mich auf dem Stuhl um und sehe ihn an. Er seufzt und das ist ein schlechtes Zeichen. Evan seufzt niemals, außer es ist irgendetwas passiert, was er mir nur ungerne erzählt.
„Der Chef hat angerufen. Er bittet uns am Samstag auf Rileys Geburtstag zu erscheinen. Er meint, es sei für das allgemeine Wohlbefinden wichtig … bla, bla, bla.“
Ich verziehe das Gesicht. Na das kann ja noch heiter werden. Ich habe absolut keine Lust wieder wie ein kleines Kind behandelt zu werden und dann noch dabei so zu tun, als würde ich mich darüber freuen. Das wir die Einladung annehmen müssen ist für mich der krönende Abschluss eines verdammt nochmal beschissenen Morgens.
Tag der Veröffentlichung: 09.08.2013
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