Cover

Crash

Es war schon spät und in der Innenstadt war wenig los; Daniels schwarzes Coupé war das einzige Auto auf der mehrspurigen Ringstraße. Er rollte gerade entspannt auf die Ampel zu, als plötzlich ein silbernes Cabrio an ihm vorbeisauste und erst so kurz vor der Ampel bremste, dass es fast über die Haltelinie hinweg geschossen wäre.

Durch die Beleuchtung an der Kreuzung konnte Daniel trotz der Dunkelheit erkennen, dass das Cabrio breite Reifen, Chromfelgen und einen dicken Sportauspuff hatte. Daniel gab nochmal Gas, um schnell zu dem Cabrio aufschließen zu können und mit quietschenden Reifen neben ihm anzuhalten.

Stolz wendete Daniel seinen Blick nach links, um den Fahrer des Cabrios anzusehen. Der andere Fahrer hatte Daniel auch bemerkt und schaute zu ihm herüber:

“Schicke Felgen!”, rief er und grinste, “Sind die aus der Cornflakespackung?”

Cornflakespackung? Was sollte das denn bedeuten? Die Felgen hatten Daniel fast 3000 Euro gekostet! Noch dazu hatte er fast einen Monat auf die Lieferung warten müssen, weil Felgen in so einer Farbe schwer zu bekommen waren.

Leicht gekränkt drehte sich Daniel wieder von dem Anderen weg und starrte nur noch auf die Ampel, die bestimmt gleich grün werden würde. Er hörte, wie der andere Fahrer begann, mit dem Gas zu spielen. Wollte er ihn etwa zu einem Rennen herausfordern? Dem würde Daniel es zeigen! Sein Auto war zwar relativ klein, hatte aber trotzdem über 200 PS. Mit so einem Poser-Cabrio konnte er es locker aufnehmen. Daniel begann, auch mit dem Gas zu spielen und starrte aufgeregt weiter auf die Ampel.

 

*

 

Die Ampel sprang auf Grün. Daniel trat auf das Gaspedal und schnellte mit quietschenden Reifen los. Auch das Auto neben ihm beschleunigte so schnell es konnte. Am Anfang lagen die beiden Autos fast gleich auf, aber schon nach wenigen Sekunden schien Daniel zurückzufallen. Zuerst waren es nur wenige Zentimeter, aber aus diesen Zentimetern wurde schnell ein ganzer Meter. Es würde nicht mehr lange dauern, dann würde Daniel die Rücklichter seines Konkurrenten sehen. Er schaute herunter auf seinen Tacho:

55 km/h – Es war spät und die Straße war leer. Es gab keinen Grund, sich exakt an die Geschwindigkeitsbegrenzung zu halten. Daniel trat das Gaspedal weiter durch.

75 km/h – Die Investition in das Motortuning zahlte sich aus: Daniel war schnell wieder mit dem anderen Fahrer auf Augenhöhe und grinste ihm Siegessicher zu.

95 km/h – Daniel hatte den Vorsprung zu seinem Kontrahenten ausgebaut. Er schaute in den Außenspiegel und sah die blauen Scheinwerfer des Cabrios, wie sie sich immer weiter von ihm entfernten. Plötzlich knallte es laut.

0 km/h – Das silberne Cabrio zischte an Daniel vorbei und verschwand in der Ferne. Daniels Hände waren um sein Lenkrad gekrallt und sein Fuß stand noch immer feste auf der Bremse. Zitternd schaute er auf die rechte Hälfte seiner Frontscheibe; sie war gesprungen und stark eingedrückt, so als wäre etwas schweres gegen sie geflogen und dann abgerollt.

 

Erschrocken stieg Daniel aus seinem Auto aus und hörte sofort Schreie. Jemand lief auf die Straße und kreischte irgendetwas, das Daniel nicht verstehen konnte. Wie in Trance ging er zur Front seines Autos und schaute nach unten; direkt unter seiner Frontschürze klemmte ein total verbogenes und zerkratztes Fahrrad. Wo kam das denn her?

Daniel schaute an seinem Auto hoch; der Kühlergrill war gebrochen und eingedrückt, auf der Motorhaube befanden sich Kratzer und die Frontscheibe war eingerissen und blutig.

War ein Radfahrer auf seiner Spur gewesen? Wie konnte das sein? Er hatte doch aufgepasst und war gar nicht so viel zu schnell gefahren.

Das Fahrrad hatte bestimmt kein Licht! Das musste es sein! Es war bestimmt nicht Daniels Schuld – der Radfahrer war in der Dunkelheit einfach unsichtbar gewesen. Bestimmt hatte er noch nicht einmal einen Helm getragen und war betrunken.

Und so einer hatte jetzt Daniels schönes Auto kaputt gemacht!

 

*

 

Daniel stand neben einem Streifenwagen und wurde von zwei Polizisten befragt. Anscheinend glaubten die Polizisten, dass Daniel absichtlich eine Radfahrerin angefahren hatte.

“Wie schnell waren sie, als sie den Aufprall bemerkt haben?”, fragte einer der Polizisten.

“Was willst du, man?”, entgegnete Daniel, “Ich bin 50 gefahren, die Olle hatte kein Licht. Ich hoffe, die ist gut versichert! Mein Auto ist voll im Arsch!”

“Hören sie”, antwortete der Polizist energisch, “diese Olle liegt gerade im sterben, weil sie ein Rennen gefahren sind!”

“Was für ein Rennen? Ich bin unschuldig, man.” Daniel schüttelte den Kopf und grinste den Polizisten frech an. Von so jemandem würde er sich bestimmt nicht einschüchtern lassen.

“Die Zeugen sagen, sie hätten sie und ein weiteres Fahrzeug mit hoher Geschwindigkeit nebeneinander fahren sehen.” Jetzt schaute der Polizist Daniel prüfend an. “Wer war in dem anderen Auto?”

“Was redest du, man? Darf man nicht einmal mehr nebeneinander fahren, oder was? Was weiß ich, wer in dem anderen Auto war.”

Daniel bemerkte, dass eine Polizistin sich an seinem Auto nach unten beugte. Sie hatte eine gelbe Spraydose in der Hand und markierte gerade den Boden.

“Hey du!”, rief Daniel und drehte sich in ihre Richtung, “Pass mit deinem Spray auf, die Felgen waren teuer!”

Der Polizist, der Daniel gerade befragte, stieß ihn an die Schulter:

“Was denken sie eigentlich, was hier los ist?”

“Immer schön ruhig bleiben, man”, entgegnete Daniel, “sonst krieg ich dich wegen Polizeigewalt dran!”

“Das reicht – sie kommen jetzt sofort mit uns zum Revier!”

“Aufs Revier? Du spinnst doch, man! Ich habe nichts getan. Was wollt ihr eigentlich von mir? Die blöde Schlampe war doch besoffen, man!”

Blöde Schlampe?” Mit einer schnellen Bewegung drehte der Polizist den rechten Arm von Daniel um und drückte ihn gegen den Einsatzwagen.

Jetzt mischte sich auch der zweite Polizist ein:

“Lass es gut sein, Steve, der ist es nicht Wert.”

“Hör auf deinen Kollegen, man!”, rief Daniel frech, “Mein Anwalt macht dich fertig!”

Steve knurrte laut, ließ dann aber doch los und schmiss Daniel auf den Rücksitz des Einsatzwagens.

“Hey!”, rief Daniel nach seiner unsanften Landung, “Jetzt bekommste richtig Ärger, man!”

 

*

 

Die Zelle, in die die Polizisten Daniel verfrachtet hatten, war klein und kalt. Hatten die Polizisten überhaupt das Recht dazu, ihn einfach so festzuhalten? Denen würde er es noch zeigen! So konnten sie doch nicht mit ihm umgehen!

Er schaute sich selbstsicher in der Ausnüchterungszelle um. Sein Alkoholtest musste negativ ausgefallen sein, denn er hatte an diesem Tag noch überhaupt nichts getrunken. Wenn er das seinem Anwalt erzählen würde, würden die Polizisten sofort ihre Marken verlieren.

Daniel ging im Kopf schonmal seine Aussage durch und lehnte sich entspannt zurück. Mit der Sicherheit, dass er im Recht war, schlief er schließlich ein.

 

Als Daniel aufwachte, schaute er sich verwirrt um. Langsam begriff er, dass er immer noch in dieser stinkenden Ausnüchterungszelle mit dem flackernden Licht war. Daniel drehte seinen Kopf zu der Tür und bemerkte, dass sie einen Spalt breit offen stand. Heute musste sein Glückstag sein! Er stand von der harten Liege auf, öffnete die Zellentür und ging hinaus.

Draußen war es immer noch stockdunkel. Das einzige, was Daniel erkennen konnte, war ein Fahrrad, das an der Wand der Polizeiwache lehnte. Er ging darauf zu und bemerkte, dass es nicht abgeschlossen war. Perfekt! Jetzt könnte er erst einmal nach Hause radeln und seinem Bruder erzählen, was ihm komisches passiert war. Danach würde er direkt seinen Anwalt anrufen und sich darum kümmern, dass die Polizisten bekommen würden, was sie verdienten. Und diese dumme Bitch, die sein Auto kaputt gemacht hatte, würde er bestimmt auch noch dran kriegen.

Daniel schwang sich auf das Fahrrad und trat in die Pedale. Seine Freude wurde immer größer. Was für Idioten diese Polizisten nur gewesen waren! Wie konnten sie einfach so die Zellentür offen stehen lassen? Nicht mehr lange, dann würde Daniel zu Hause sein und ein Paar von den Keksen essen, die seine Mutter am Nachmittag gebacken hatte. Sie machte sich bestimmt schon Sorgen, wo Daniel so lange blieb. Nicht mehr lange, dann bin ich zu Hause, Mama!

Plötzlich hörte Daniel hinter sich einen Motor aufheulen. Erschrocken drehte er sich um und sah die Scheinwerfer eines schwarzen Coupés direkt hinter sich.

Im nächsten Moment knallte es.

Daniel wurde vom Fahrrad geschleudert und prallte mit dem Kopf gegen in die Frontscheibe des Coupés. Der Stoß war so hart, dass es sich anfühlte, als würde Daniels Schädel gespalten werden. So einen schlimmen Schmerz hatte Daniel noch nie gefühlt.

Während er durch die Luft flog, sah er noch, wie das Coupé eine Vollbremsung machte. Dann kam er auf dem Asphalt auf und hörte, wie die Knochen in seinem Arm auseinanderbrachen. Sein Kopf landete direkt neben dem spitzen Knochensplitter, der aus seinem Unterarm herausragte. Der Schmerz war unerträglich – ihm wurde schwarz vor Augen.

 

Daniel wachte auf und schaute sich um. Er war noch immer in der Ausnüchterungszelle, in die ihn die Polizisten verfrachtet hatten. Es musste alles nur ein Traum gewesen sein!

Daniel beobachtete kurz die flackernde Lampe und ließ seinen Blick dann zu der Zellentür schwenken – sie stand wieder einen Spalt breit offen. So ein Zufall! Da träumte er von einer offenen Zellentür und sofort war die Zellentür auch in Wirklichkeit geöffnet. Schnell ging er hinaus.

Vor der Polizeiwache wunderte Daniel sich kurz, dass auch das Fahrrad genau so dastand, wie er es vorhin geträumt hatte. Wahrscheinlich hatte er es beim Hereingehen in die Wache gesehen. Ja! Das musste es sein! Er hatte es unterbewusst gesehen und erst im Traum wahrgenommen.

Daniel setzte sich auf das Fahrrad und machte sich auf den Weg nach Hause. Wenn er erst mit seinem Bruder reden und ein paar Kekse essen würde, dann würde er sich bestimmt besser fühlen. Danach könnte er sich mit seinem Vater hinsetzen und zusammen mit ihm Fußball schauen. Manchmal wettete er sogar mit ihm – einfach nur, um es noch spannender zu machen. Hol schonmal die großen Scheine raus, Papa!

Plötzlich kam hinter Daniel ein Auto näher. Genau wie in seinem Traum drehte er noch seinen Kopf nach hinten und sah die Scheinwerfer eines schwarzen Coupés. Im nächsten Moment flog er mit dem Kopf gegen die Frontscheibe und spürte wieder diese unendlichen Schmerzen in seinem Schädel.

Daniel segelte durch die Luft. Noch bevor das Coupé zum Stehen gekommen war, prallte er mit voller Wucht auf den Asphalt und brach sich dabei mehrmals den Arm. Sein Kopf landete nur wenige Zentimeter neben den Resten seines zertrümmerten Unterarms. Ein Mal atmete Daniel noch, dann verlor er das Bewusstsein.

 

Das flackernde Licht weckte Daniel auf. Er war schon wieder in der kleinen Ausnüchterungszelle. Sofort drehte er seinen Kopf zu der Zellentür, die wieder einen Spalt breit offen stand. Was zur Hölle war hier nur los?

Vorsichtig ging Daniel durch die Zellentür und fand vor der Polizeiwache wieder das Fahrrad, auf das er auch schon in seinem Traum gestiegen war. Skeptisch schaute Daniel auf das Fahrrad, beschloss dann aber, dieses Mal doch lieber zu Fuß zu gehen. Langsam entfernte er sich von der Polizeiwache; zu Fuß würde der Weg zwar länger dauern, aber dafür würde er mit Sicherheit zu Hause ankommen.

Schnellen Schrittes ging er immer weiter. Er freute sich schon darauf, seine Familie wiederzusehen. Ob seine kleine Schwester schon im Bett war? Er wusste nicht, wie spät es war, aber wenn sie schlafen würde, dann würde er sie wecken – einfach nur, um ihr eine gute Nacht zu wünschen und ihre liebliche Stimme zu hören. Wahrscheinlich würde sie zuerst knatschig sein, aber wenn Daniel ihr die spannende Geschichte erzählen würde, wie er den bösen Bullen entkommen war, würde sie bestimmt mit ihm zusammen darüber lachen. Er konnte es wirklich nicht mehr abwarten.

Wieder war es ein schwarzes Coupé, das Daniel in letzter Sekunde überraschte und ihn vom Fahrrad holte, und wieder spürte er den fürchterlichen Schmerz, als sein Schädel aufriss und er durch die Luft flog. Hatte er das Fahrrad nicht zurückgelassen? Er konnte sich nicht daran erinnern, aufgestiegen zu sein.

Der Asphalt kam näher. Mit einem ohrenbetäubenden Knacken brach Daniels Arm. Er sah noch, wie ein blutiger Knochensplitter aus seiner Haut herauskam, dann schloss er die Augen.

 

Daniels Augen schnellten auf und fokussierten sich auf die flackernde Lampe an der Decke – er hatte schon wieder geträumt.

Schnell zog Daniel die Zellentür, die wieder einen Spalt breit offen stand, auf und stellte sich draußen neben das Fahrrad. Alles, was er tun musste, war ruhig zu bleiben und nicht auf dieses Fahrrad zu steigen. So etwas verrücktes war ihm wirklich noch nie passiert!

Er schloss kurz die Augen und atmete ein und aus.

Als Daniel die Augen wieder öffnete, sah er die Scheinwerfer des schwarzen Coupés näher kommen. Bevor er wusste, was los war, holte das Auto ihn schon vom Fahrrad und schleuderte ihn durch die Luft. Sein Schädel brach beim Kontakt mit der Frontscheibe und sein Arm verdrehte und faltete sich beim Aufschlag auf den Asphalt. Abgesehen davon, dass die Schmerzen immer unerträglicher und das Brechen der Knochen immer lauter wurde, war alles genauso, wie in dem Traum zuvor. Daniel verlor das Bewusstsein.

 

Wieder war es das flackernde Licht, dass Daniel aus seinen Träumen holte. Daniels Herz schlug wie verrückt, als er seinen Blick zu der Tür drehte. Er sah, dass sie wieder einen Spalt breit offen stand. Wie konnte er aus dieser Hölle nur aufwachen?

Dieses Mal würde er einfach still auf der Liege sitzen bleiben. Solange er in der Zelle war, konnte er schließlich nicht von einem Auto angefahren werden.

Daniel versuchte, die Ruhe zu bewahren, aber seine Atmung wurde immer schneller. Wurden die Aussetzer der Lampe länger, oder war das nur seine Einbildung? Es fühlte sich an, als würden die Wände mit jedem Flackern ein Stück näher kommen. Nicht mehr lange, dann würde er in dem Raum zerquetscht werden.

Sein ganzer Körper begann zu kribbeln und er wurde immer unruhiger. Er musste raus aus diesem Raum! Was wäre das denn für ein Tod gewesen? Zerquetscht von den Wänden einer Ausnüchterungszelle; seine ganze Familie würde sich für ihn schämen.

Daniel sprang von der Liege auf, verließ die Zelle und setzte sich auf das Fahrrad. So leicht würden ihn die Wände nicht bekommen!

Plötzlich bemerkte er das schwarze Auto hinter sich. Er stieß mit dem Kopf gegen die Scheibe, flog dann durch die Luft und landete auf dem Asphalt. Unbeschreibliche Schmerzen durchfuhren ihn, als er noch ein letztes Mal blinzelte.

 

Daniel wachte auf. Die Zelle sah genauso aus wie vorher: Das Licht flackerte und die Wände waren auch noch dort, wo sie hingehörten. Wenn das alles nur ein Traum war, warum wirkte es dann so real? Und warum führte die Zellentür immer wieder direkt zu diesem Fahrrad? Vielleicht sollte er einfach versuchen, woanders hinzufahren.

Daniel strampelte los. Dieses mal bog er aber in die Gegenrichtung ab; so konnte er das Auto bestimmt kommen sehen und ihm ausweichen, bevor irgendetwas passierte. Danach würde er in aller Ruhe nach Hause fahren und seiner ganzen Familie von seinen verrückten Träumen erzählen. Sie würden bestimmt alle große Augen machen! Es war ja fast wie in einem Horrorfilm! Dann würden sie alle gemeinsam darüber lachen und zu Abend essen. Seine Mutter war so eine gute Köchin, von ihrem Essen bekam er wirklich nie genug.

Daniel hörte den Motor des Coupés hinter sich, drehte erschrocken seinen Kopf und wurde einmal mehr mit voller Wucht vom Fahrrad gerissen. Der Schmerz in seinem Schädel wurde immer unerträglicher und auch das Knacken seiner Knochen schien jedes Mal lauter zu werden. Daniel starb.

 

Wieder war es dieses verdammte flackernde Licht, das Daniel aufweckte. Sein Herz schlug wahnsinnig schnell und sein Kopf brummte. Er musste es irgendwie schaffen, richtig aufzuwachen. Noch einmal würde er die Schmerzen des Unfalls nicht aushalten.

Die Tür der Zelle stand schon wieder einen Spalt breit offen, aber Daniel wusste, dass er sie nicht verlassen sollte. Er schaute sich um und suchte nach irgendeiner Möglichkeit, sich selbst aufzuwecken. Sein Blick blieb an dem Gürtel seiner Hose hängen – das könnte funktionieren!

Entschlossen öffnete er den Gürtel und zog ihn aus der Hose. Wenn man im Traum erstickte, würde das einen bestimmt endgültig aufwecken!

Ohne zu zögern legte Daniel den Gürtel um seinen Hals und zog ihn mit aller Kraft zu. Er spürte, wie der Gürtel seinen Hals zusammenquetschte und stieß den Stift durch das nächste Loch, um ihn zu fixieren. Jetzt konnte er nicht mehr atmen und musste nur noch darauf warten, aufzuwachen.

Daniel spürte schon, wie sein Kopf rot wurde und ihm der Sauerstoff ausging. Er legte seinen Kopf zur Seite und versuchte sich zu entspannen. Aber warum war die Zellentür plötzlich wieder verschlossen? Hieß das etwa, dass er wach war?

Daniel versuchte, den Gürtel zu lösen, aber fand die Schnalle nicht mehr wieder. Wild zappelnd versuchte er, irgendwie seine Finger zwischen Hals und Gürtel zu bekommen, aber es war einfach zu eng.

Plötzlich riss jemand die Zellentür auf: Die kleine Polizistin, die seine Felgen aus Versehen angesprüht hatte, stürmte herein und griff Daniel an den Hals. Sie wollte den Gürtel lösen, aber sie hatte zu wenig Kraft. Daniel konnte noch nicht einmal röcheln, so feste hatte er seinen Hals eingebunden.

Voller Angst schaute er zu der Polizistin und ergriff ihre Hand. Er wollte nicht sterben, er wollte doch bloß nach Hause!

Ein zweiter Polizist kam in die Zelle gerannt. Er war stark genug und schaffte es, den Gürtel zu lösen, aber Daniels Kehlkopf war zu stark eingedrückt; er konnte trotzdem nicht atmen.

 

Das Letzte, was Daniel sah, war die flackernde Lampe der Ausnüchterungszelle. Dann starb Daniel.

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Tag der Veröffentlichung: 30.04.2016

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