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Jaja, die Raucher

Sehr früh begann ich mit dem Rauchen. Spannend war es am Anfang in der Hofpause heimlich das Schulgelände zu verlassen und in der kleinen Ecke, (hinter der Raucherecke wo die Zehntklässler beisammen standen) heimlich die ersten Rauchversuche zu starten.

Noch immer sehe ich die warnenden Zeigefinger von den älteren Rauchern „Fangt ja nicht erst damit an“! Ignoriert hatten wir es und gedacht „Jaja Wasser predigen und Wein trinken“ Es machte Spaß und man dachte dass man alles im Griff hat. Ja sicher!

Mit den Jahren erkennt man was damit gemeint war.....so schnell wird man diese kleinen Scheißer ja gar nicht los!? Wie kann das sein, dass so ein kleines Ding mein Leben beherrscht? Wo ich auch war, die Zigaretten waren meine ständigen Begleiter. Raus aus dem Bus, Zigarette an....bevor ich ein Gebäude betrat, Zigarette an (wer weiß wann ich wieder raus komme). Am Abend klatschten meine Lungenflügel Applaus.

 

Jeder kennt die Phasen wo man verzweifelt versucht mit dem Rauchen aufzuhören und kläglich scheitert?! Ja, ich auch. Es ging höchstens 3 Tage gut, dann wurde es brenzlig.

Die Lollis mit denen ich eigentlich die Zigaretten ersetzen wollte, halfen auch nicht gerade.

Es kam vor, dass ich mal ganze 2 Jahre problemlos durchhielt! Ausgelöst durch unerklärliches nächtliches Fieber schmeckten mir die Zigaretten am Folgetag nicht mehr, also ließ ich es ganz.

Ich weiss nicht mehr ganz genau wann und warum, aber ich fing dann wieder an zu rauchen.

 

...Jahre später im Zeitalter von Facebook...

 

Zum Feierabend saß ich vor meinem Laptop, und tipselte auf der Tastatur herum. Neben mir auf dem Tisch eine qualmende Zigarette im Aschenbecher. Gelegentlich zog ich dran, innerlich fluchend dass mir der Qualm schon wieder ins Auge stieg!

Chattend mit meinem zukünftigem Ehemann der ganz weit weg in Brasilien vor seinem Laptop saß und nicht ahnte welche Laster ich noch mit mir herumschleppte. Wie sollte es auch anders sein, stellte sich doch tatsächlich heraus dass er NICHTRAUCHER war. Für mich eine große Herausforderung, denn eigentlich war es ja genau das was ich wollte: Einen Mann der nicht raucht! Warum? Damit es mir leichter fiel aufzuhören, mir beim a-u-f-h-ö-r-e-n mehr Motivation erhoffte? Toll,denn jetzt wurde es tatsächlich ernst und an der Zeit mir Gedanken zu machen. Wir sprachen ja schließlich vom Heiraten also werden wir nicht mehr ewig am PC sitzen und uns Herzchen über Facebook schicken während ich meine Zigarette rauchte und mein Schatz sich über eine Frau freute, die wenigstens keinen Alkohol anrührte denn dieses Zeugs machte auch seine vorherige Beziehung kaputt. Ja klasse, nun hatte er eine Frau die rauchte!?

Wir planten also hin und her, wer wen zuerst besucht und für wie lange ….meistens telefonisch.

Das Bauchkribbeln was ich empfand wenn wir telefonierten war für mich nur mit (was auch sonst) Zigarette auszuhalten, immer darauf achtend dass er mich ja nicht rauchen „hörte“. Wie jetzt?! Nun ja, man hört schon durchs Telefon wenn sich jemand eine Zigarette ansteckt, daran zieht oder den Rauch ausbläst. Auf gar keinen Fall wollte ich unangenehme Fragen beantworten, mir seine Moralpredigt anhören oder schlimmer, dass er mir sagen könnte „Sorry aber ich will keine Raucherin“.

Ich brauchte also einen Plan!

 

Schnell musste ich jedoch feststellen: Es gibt gar keinen Masterplan! Mit all den sogenannten „Hilfestellungen“ wie Pflaster, Kaugummi und was weiß ich noch alles wollte ich gar nicht erst anfangen. Vielleicht noch mit Hypnose oder was? Wie auch immer, noch hatte ich ja Zeit mir zu überlegen wie ich es am besten schaffe. Da wusste ich aber noch nicht dass mir gar nicht mehr so viel Zeit blieb.

Schon ca 2 Wochen später schlug er vor, selbst nach Deutschland zu kommen wenn es mir Recht wäre. Stichtag war der 24 Januar 2012! Bis dahin musste ich gelernt haben OHNE Zigaretten zu leben.

Mir wurde fast schlecht bei dem Gedanken dass ich es vielleicht doch nicht schaffen könnte.

Nicht auszudenken was dann auf mich zukommen könnte, Vorwürfe ich hätte es ihm früher erzählen müssen; missbilligende Blicke usw....nee danke. Ich hatte also gar keine Wahl!

Niemand wusste von meinem Vorhaben bis zu dem Tage an dem mein Onkel dieses Thema ansprach.

Da ja geplant war dass Sergio (ja, so heißt mein Liebster aus Brasilien) bei meinem Onkel unterkommt, fragte er mich natürlich nach Gewohnheiten und wie es Sergio mit dem Rauchen sieht. Mein Onkel ist Raucher und zwar nicht nur auf dem Balkon. Schallendes Gelächter folgte als ich ihm eröffnete dass Sergio nicht raucht. 'Aber du rauchst doch, wie willst du das regeln?'

Genau das musste ich ja noch heraus finden! Natürlich hatte ich selber auch Fragen über Fragen....Nie wieder Zigarette zum Kaffee in der Pause? Immer wieder den Kopf schütteln wenn mir jemand eine anbot? Wollte ich wirklich für jemanden das Rauchen aufgeben nur weil ER Nichtraucher war? Ja wollte ich! Gesünder ist nicht-rauchen auch!

 

Es vergingen die Wochen. Silvester rauchte ich immer noch, und ich hatte mich davor gehütet mir Vorsätze für das neue Jahr zu machen ….die hält man doch eh nie durch! Mir blieben also noch genau 23 Tage und die Aufregung stieg ins Unermessliche. Meine Gedanken schlugen Purzelbäume, alles drehte sich.....ich schmiedete nur noch Pläne wie ich am besten das Rauchen loswerden sollte.

Es wurde immer grotesker, denn ich spielte mit den Gedanken mir diese E-Zigaretten zu kaufen! Die waren ja angeblich gesünder (Autsch), und ich hätte dies als Ausrede genommen.

Völlig überzeugt von meinem Plan ging ich also in einen Tabakladen und ließ mich beraten,dann nannte mir der Verkäufer (mit leicht vergilbten Bart) den Preis der mich aus den Socken haute.

'Auf dem Po rutschend' verließ ich den Laden und meinen Plan ließ ich gleich dort. Dahin war meine letzte Hoffnung! Ich beschloss also es zu nehmen wie es ist, entweder ich schaffe es oder eben nicht.

 

Auch mein Onkel der sonst eigentlich IMMER eine gute Idee hatte wusste nicht weiter, also riet er mir mich mit dem Gedanken anzufreunden wenn mir die Beziehung wichtig ist. Jaaaaa, er hatte ja Recht.

Es blieben noch 20 Tage. Solange rauchte ich natürlich weiter. War ja mal typisch - wenn man nicht aufhören will, wird man gezwungen und es fällt einem leicht. Will man aber aufhören klappt es nicht, und es fällt einem furchtbar schwer! Aber da musste ich nun mal durch.

 

Es war der Tag vor der geplanten Ankunft von Sergio. Alle Vorbereitungen waren getroffen und …...die Zigaretten waren auch noch da: „Jackie ist so aufgeregt, da müssen wir doch anwesend sein! Was soll sie nur ohne uns machen?“ schienen sie zu kichern, hüpften mir voller Elan in den Mund und warteten darauf angezündet zu werden. Am Abend plagten mich heftig pochende Zahnschmerzen die nur mit Tabletten auszuhalten waren.

Ich musste also doch noch am nächsten Morgen zu meiner Zahnärztin die mir natürlich nach der Bahndlung riet, keinen Kaffee trinken zu und keine Zigaretten zu rauchen. Gut, auf das Kaffeetrinken konnte ich aufgrund meiner tauben Unterlippe gut verzichten. Anders sah es bei den Zigaretten aus! Beim Anzünden stellte mich jedesmal an wie ein blutiger Anfänger, ist eben nicht so einfach sich mit tauber Lippe (+ Zunge und Nasenflügel.....) eine Zigarette anzuzünden! Jeder Raucher kann da sicher mit mir mitfühlen. 

 

Tag X:

Treffpunkt Hauptbahnhof mit meinem Onkel um 12:30 Uhr. 

Es ging los, der Zug nach Hamburg sollte um 13: noch was Uhr losfahren. Für die Fahrt hatte ich mir mein 'James Dean'-Zigarettenetui vollgestopft (da war nur Platz für 10 Zigaretten).

Vor lauter Aufregung hatte ich auch schon 2 geraucht noch BEVOR der Zug nach Hamburg hier ankam.

Vorsorglich kaufte ich mir meine heißgeliebten "Zungenputzer" (Zahnpflegebonbons mit geriffelter Oberfläche auf der einen Seite) mit Waldbeergeschmack, die hatten mich schon so oft vor peinlichen Situationen bewahrt und ich war mir sicher das sie es diesmal auch tun würden.

 

 

Impressum

Texte: geistiges Eigentum
Bildmaterialien: Christian Seidel / pixelio.de
Tag der Veröffentlichung: 12.02.2014

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für alle die versuchen bzw versucht haben aufzuhören: Dies soll ermutigen und zeigen dass es wirklich möglich ist! Man braucht Motivation und den eisernen Willen den Glimmstengeln zu widerstehen. And this Book is for you my Sweetheart! If it wasn´t for you, maybe i would still smoke like a Chimney?! Love you

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