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Kapitel 1



Es war einmal ein kleiner Junge namens Aidan. Er lebte in einem kleinen Dorf am Rande des Harzes mit seinen Eltern, seinen 2 Schwestern und seinen fünf großen Brüdern. Seinem Vater gehörte eine Gerberei, in der die Söhne arbeiten mussten und die Mutter nähten mit den Töchtern die Kleider des Königshofes.
Im Gegensatz zu seinen Brüder war Aidan nicht groß, schlank und kräftig, sondern eher klein für sein Alter, und trotz seiner stämmigen Figur konnte er nicht so schwer heben wie seine größeren Brüder.
Immer wenn die Dorfkinder ihn deswegen aufzogen, versteckte er sich im Nähzimmer seiner Mutter und schaute seinen Schwestern bei der Arbeit zu. Sie lehrten ihm das Nähen und das Weben. Bald verbrachte er lieber seine Zeit bei seiner Mutter und half ihr zu kochen und lernte all die Lieder und Gedichte von ihr, mit denen er an manchen Abenden die Familie amüsierte.
Auch wenn Aidan seine Mutter zum Markt begleitete, um das nötigste für die Familie zu kaufen, sang er fröhlich vor sich hin und tanzte an manchen Tage und amüsierte somit auch die anderen Leute:

,,Ich bin kein wilder Tunichtgut,
tanze einsam beim Wirte herum.
Mache mir im Leben Mut,
und stelle mich nicht dumm.
Lass sie ihre Geschichten erzählen,
ich will kein Narr sein.
Lasse mich nicht von ihrem Lachen quälen,
bleibe für für den Sanftmut fein.
Sollte Vater wieder schimpfen,
bin ich der gute Sohnemann.
Und will er noch immer die Nase rümpfen,
zeige ich ihm, dass ich doch anders kann.
Ich bin ein fleißiger Junge,
bereit für jeden Schabernack.
Strecke euch entgegen meine Zunge
und steckt ihr mich danach in einen Sack
Verlasst euch nicht auf euren Wagemut,
denn Mutter hat mir Weisheit mitgegeben.
Schon bald zieht ihr vor mir den Hut,
und ich werde als reicher Mann leben.
Ich werde nie der wilde Tunichtgut,
denn ich will mit Freude weitergehen.
Tanze nicht durch die heiße Glut.
Ich hoffe, jemand von euch will mich verstehen.´´

Jubelnd und lachend warfen die Marktleute ihm Obst und Gemüse als Belohnung zu. Jeden Tag wieder klatschten sie und warteten auf seinen Gesang und Tanz. Leider waren dies die einzigen Momente, die ihm Aufmerksamkeit im Dorf schenkten. Die Kinder mieden ihn und machten ihre Scherze, nannten ihn den ´Tunichtgut-Marktnarren´und mieden seine Anwesenheit. Aidan versuchte nicht sie zu verstehen oder ihnen zu gefallen, denn was auch immer er tat, sie wollten ihn nicht bei sich haben.
Sein Vater war nicht erfreut über die Entwicklung seines jüngsten Sohnes, versuchte jedoch nicht mehr ihn in die Leidenschaft der Lederkunst einzuführen.

Eines Nachts kam der Vater volltrunken nach Hause. Aidan erwachte und schlich sich in die Essensstättte, um nachzuschauen, was dort vor sich ging. Mit verklärtem Blick starrte ihn sein Vater an und verzog plötzlich das Gesicht.
,,Was bist du für ein Sohn?´´, schrie er verzweifelt und weckte die Mutter und Aidans Geschwister. Hilflos und erschrocken sahen sie zu wie der Vater den kleinen Sohn packte und ohrfeigte.
,,Konnte aus dir nichts anständiges werden? Du bist nicht mein Sohn! Sieh dich doch an! Mir siehst du nicht einmal ähnlich! Ich will das du aus meinem Haus verschwindest und deine armseligen Lieder an einem anderen Ort singst.´´
Weinend drückten sich die Mutter und seine Schwestern in eine Ecke, während sich seine großen Brüder beschämt und stumm abwandten.
Weinend riss Aidan sich los und rannte hastig von dem Bauernhof davon, lief in den düsteren Wald hinein. Er wusste nicht wohin, doch hoffte er, vor dem Geschrei seines Vater fliehen zu können.
Aidan lief und lief bis er mitten im düsteren Wald über eine Wurzel fiel. Mit schmerzverzerrtem Gesicht wand er sich auf dem nassen Laub und weinte. Angst und Wut übermannten ihn, ließen ihn erstarren. Erschöpft lag er auf dem Waldboden und schaute zwischen den Baumkronen in den Sternenhimmel. Seinen Augen wurden immer schwerer, er blinzelte, die Sterne schienen heller zu leuchten. Bevor ihm die Augen endgültig zu fielen, hörte er eine leise Stimme seinen Namen sagen. Aber die Erschöpfung war zu groß, er konnte sich nicht mehr umwenden und nachsehen. Aidan Müdigkeit nahm die Oberhand und Neugier und das Flüstern verschwanden.

Kapitel 2



In seinem Traum lief Aidan auf eine Klippe zu. Er wusste, dass dahinter die Dunkelheit und der Tod warteten, doch er musste vor seinem Vater flüchten. Vor dem höhnischen Gelächter seiner Geschwister und den lachenden Marktleuten, die mit dem Finger auf ihn zeigten.
Stets war er der kleine, schwache Aidan aus einer recht wohlhabenden und vorbildlichen Familie. Sie nannten ihn ´das schwarze Schaf´.
Aidan rannte weiter. Selbst wenn hinter diesem Abgrund sein Verderben lag, er ertrug den Spott nicht mehr.

Auf einmal erschien ein Licht über dem Abgrund. Es war winzig und erweckte den Anschein, dass die Dunkelheit es jeden Moment verschlingen würde. Aidans Schritte wurden langsamer, doch er konzentrierte sich weiter auf das Licht.
War es nur für ihn gedacht?
Langsam tastete er sich vor, vergaß den Abgrund und die Häme aus seiner Vergangenheit.
je näher er dem Lichtlein kam, hörte er immer mehr eine leise Stimme seinen Namen flüstern.
Fasziniert starrte der Junge auf das Licht, bemerkte jedoch nicht den unebenen Boden unter sich und blieb mit seinem Fuß an einem Stein hängen und fiel.

Der Aufprall riss ihm aus seinem Traum. Aidan fand sich unter einem riesigen, alten Baum wieder und sah sich erschrocken um. Der Abgrund und das Licht waren verschwunden. Das feuchte Laub hatte seine schmutzige, zerrissene Kleidung aufgeweicht.
Sein Kopf schmerzte, doch er wusste nicht wovon.
War das nicht die Stelle, an der er erschöpft zusammengebrochen war?
Vorsichtig rappelte Aidan sich auf, bedacht, seine Kopfschmerzen nicht noch mehr auszureizen und schaute sich um. Die dichten Baumkronen ließen nur vereinzelte Sonnenstrahlen auf den Waldboden durchdringen. Mit schmerzverzerrtem Gesicht kroch Aidan an eine sonnengebadete Stelle und lehnte sich an einen jungen, starken Baum.
Die Kopfschmerzen wurden unerträglich, Tränen rannen über sein Gesicht und die Verzweiflung war ihm in sein Gesicht geschrieben.
,,Bitte wein nicht, Aidan. Es tut mit leid, ich wollte dich nicht so schwer treffen.´´
Erschrocken blickte Aidan auf und wieder sah er das kleine Licht vor seinem Gesicht. Mit großen Augen starrte er auf das schwebende Licht, brachte jedoch kein Wort aus seinem Mund.
,,Tut es sehr weh?´´ fragte das Licht besorgt und schwirrte ihm ein kleines Stück entgegen. Verunsichert zog Aidan seinen Kopf zurück und schaute sich misstrauisch um.
,,Ist das ein Narrenwitz? Es gibt keine sprechenden Glühwürmchen.´´ murmelte er. Er vermutete, dass sich die Kinder aus dem Dorf hinter irgendwelchen Bäumen versteckten oder ihm seine Brüder einen Streich spielten, aber er entdeckte niemanden.
,,Ich bin kein Glühwürmchen, Aidan. Ich habe dich hierher gerufen, weil ich deine Hilfe brauche! Doch du hast so fest geschlafen, da habe ich mit einem Stein nach dir geworfen, um dich zu wecken. Ich stehe in deiner Schuld, weil ich dich verletzt habe. Doch uns bleibt keine Zeit mehr, Aidan. Du musst mich und mein Land retten.´´ sprach das Lichtlein hastig und schwirrte aufgeregt vor ihm hin und her.
,,Du hast einen Stein nach mir geworfen? Was meinst du mit deinem Land? Wer bist du überhaupt und wie hast du mich gerufen?´´ Der kleine Junge verstand kein einziges Wort und schüttelte seinen Kopf, um einen klaren Gedanken fassen zu können.
Das Licht huschte direkt vor Aidans Augen und jetzt erkannte er, dass er nicht mit einem Glühwürmchen sprach, sondern einer kleinen Elfe. Sie hatte goldblonde, lange Haare, strahlend blaue Augen und ein lavendelfarbenes Seidenkleid an, dass sich farblich mit ihren kleinen Flügeln abstimmte. Für Aidan war sie wunderschön und ihre Sorgenfalten gefielen ihm nicht. Sie schien so ein liebliches Wesen zu sein, er wollte sie nicht so besorgt sehen.
,,Mein Name ist Libea, ich bin eine Elfe aus dem Libellenland. Früher waren wir ein friedliches Volk in einem wunderschönen Land, doch die Pfauenhexe hat die Libellenprinzessin überlistet und aus dem Land verbannt, um das Königreich an sich zu reißen. Ich bin geflohen, um Hilfe zu holen. Ich habe dich von Mut und Tapferkeit singen gehört. Du bist ein mutiger Junge und ich möchte dich bitten mir zu helfen.´´ erklarte die liebliche Elfe und sah dabei so zerbrechlich aus, dass Aidan sie am liebsten in den Arm genommen und getröstet hätte. Doch seine Zurückhaltung und die Angst sie zu zerbrechen waren zu groß.
,,Ich weiß nicht, ob ich dir helfen kann. Nur weil ich von all diesen Tugenden singe, bin ich noch lange nicht der starke Held, den du suchst. Ich bitte dich, nicht all dein Vertrauen in mich zu legen. ich will dich nicht enttäuschen, reizende Elfe.´´
Libea lächelte: ,,Ich habe dich bereits seit einer Weile beobachtet und weiß mehr über dich, als du glaubst. Ich glaube an dich, Aidan. Du bist ein starker Junge, du hast deine Kraft nur noch nicht entdeckt. Vertraue mir.´´
Aidan sah sie zweifelnd an.
,,Sag mir, was ich tun soll.´´ sagte er entschlossen.
,,Folge mir in mein Land und dort werden wir uns mit einigen Verbündeten treffen. Wir werden dir alles weitere erklären. Ich kann im Moment nur hoffen, dass du mir vertraust. Ich brauche wirklich dringend deine Hilfe, Aidan. Folgst du mir in mein Libellebnland?´´
Sie sahen sich an. Der Junge war sich nicht sicher, was sich zu dieser Zeit vortrug. Aber wenn er dieses winzige Wesen betrachtete, konnte er ihr nicht widerstehen. Mit einem kurzen Nicken rappelte er sich auf und sah ihr nach, als sie aufgeregt vor ihm her flog.
Seine Kopfschmerzen waren nur noch nebensächlich, schleunigst folgte er der Elfe.
Was hatte er zu verlieren?

Immer weiter gerieten sie in den dichten Wald, bald war Libea die einzige Lichtquelle. Aidan hielt seinen Blick stets auf das kleine, fliegende Licht.
An dem größten Baum des Waldes hielt sie an und drehte sich zu Aidan.
,,Warte hier kurz, ich muss mit der Bewohnerin des Pfortenbaumes sprechen, damit wir die Pforte durchqueren dürfen.´´ erklärte die Elfe und flog an den schweren Ästen mit den großen, gesunden, dunkelgrünen Blättern vorbei bis Aidan sie nicht mehr sehen konnte und völlige Dunkelheit ihn umhüllte.
,,Der Pfortenbaum? Wer ist die Bewohnerin? Libea, wo fliegst du hin?´´ rief Aidan ihr nach, jedoch bekam er keine Antwort.
Die Stille machte ihn nervös. Erst in diesem Augenblick fiel ihm auf wie düster der Wald ohne die wunderschöne Elfe war. Er war ihr gefolgt ohne nachzudenken. Sie hatte ihn in seinen Bann gezogen und er wusste nicht, wie sie das geschafft hat. Ihr bittender Blick und der verzweifelte Gesichtsausdruck hatten ihn gequält. Aidan konnte Libea nicht im Stich lassen, auch wenn sie sich vorher noch nie gesehen hatten. Er würde alles für sie tun.

Er vernahm ein Rascheln, wandte seinen Kopf aufwärts und sah das sanfte Licht auf sich zufliegen. Beruhigt lächelte er der Elfe entgegen.
,,Ich habe mit der Herrin des Waldblickes gesprochen und sie gewährt uns den Übergang von deiner Welt in meine.´´ erzählte Libea erleichtert.
,,Die Herrin des Waldblickes? Wer ist das?´´ fragte Aidan neugierig.
,,Sie wohnt in diesem Baum, dem größten des ganzen Waldes und hat einen Überblick über alles, was hier geschieht und bewacht die Pforten zu jeder Welt.´´ antwortete Libea und schwirrte an ein großes Loch in dem Pfortenbaum.
,,Es gibt noch andere Welten?´´
,,Ohja, es gibt viele Welten, Aidan. Ihr Menschen seid leider blind für die Magie um euch herum. Ständig lauft ihr an kleinen und großen Pforten, an Elfen, Zwergen und Wächtern vorbei ohne die Wunder eurer Welt zu beachten. Doch ich stecke all meine Hoffnung in dich und glaube, dass du anders bist, Aidan.´´ lächelte Libea.
,,Nun folge mir hier hinein. Stell dich mit dem Gesicht zu der Pfortenöffnung, drehe dich dreimal im Kreis, schließe dabei aber die Augen, sonst könnte dir übel werden. So treten wir in das Libellenland über.´´ erklärte sie. Aidan zögerte nicht, kroch durch das Loch in dem großen Baum, wandte sein Gesicht nach draussen und sah Libea ein letztes Mal an. Mit einem sanftmütigem Lächeln nickte sie ihm zu, bevor er seine Augen schloss und sich dreimal vorsichtig drehte.
Als er seine Augen erneut öffnete, war Libea samt der Dunkelheit verschwunden. Aidan traute seinen Augen kaum und blinzelte, als er aus der Pfortenöffnung in eine andere Welt starrte.

Kapitel 3



Kichernd flogen viele kleine Elfen um Aidans Kopf herum, die Libea freudig begrüßten.
,,Schwester Libea, wir haben uns ja solche Sorgen um dich gemacht. Jeden Tag haben wir für dich gebetet und gehofft, dass du gesund wieder kommst.´´ rief eine von ihnen und umarmte die kleine Elfe innig.
Libea kicherte aufgeregt, setzte sich auf Aidans rechte Schulter, wodurch im wohlig warm im Magen wurde und stellte ihn den bezaubernden kleinen Wesen vor.
,,Ich habe sein Licht inmitten eines finsteren Waldes entdeckt. Ich bin fest davon überzeugt, dass er uns vor all dem Übel schützen kann.. Sein Name ist Aidan.´´
Eine kleine Elfe in einem saphirblauen Kleid mit blauen Flügeln und elfenbeinfarbenen Gesicht, steckte ihre rotbraune Strähne, die ihr ins Gesicht hing, zurück in ihre aufwändige Hochsteckfrisur, flog auf Aidan zu und verbeugte sich in der Luft vor seinem Gesicht.
,,Sei gegrüßt, Aidan aus dem finsteren Wald. Im Namen aller Wesen unseres geliebten Landes der erstrahlenden Flügel möchte ich mich für deine Tapferkeit bedanken. Bereits seit langem sind wir auf der Suche nach dem einen Helden, der die herannahende schwarze Wolke bekämpft.´´, flüsterte sie ehrfürchtig. ,,Mein Name ist Lenea, ich habe Libea vor geraumer Zeit zwischen den Schluchten der Tränen gefunden und zu uns aufgenommen.´´
Fragend schielte Aidan zu Libea, doch sie reagierte nicht darauf. Zu gern hätte er gewusst, was mit Libea passiert war. Jedoch gab es in diesem Moment wichtigere Fragen zu klären.
,,Keine Sorge, all deine Fragen werden beantwortet, junger Aidan.´´
Erschrocken drehte er sich um. Vor ihm stand ein Flamingo mit Monokel, dunkelblauer Weste und Manschetten an seinen dürren Fußknöcheln.
,,Du bist der Auserwählte, Aidan. Libea hat dich nicht für nichts gesucht und gefunden. Du bist bestimmt unser Schicksal zu besiegeln, ob zum Guten oder Schlechten.´´ flüsterte der Flamingo mit finsterer Miene. Ein kühler Wind zog auf, Aidan schluckte. Wo auch immer er hier gelandet war, es ging um sein Leben und das vieler anderer Wesen.
Oder war dies doch alles nur ein Traum?

Kapitel 4



,,Vor nicht allzu langer Zeit haben wir in dieser hohen Wiese gespielt, den Blumen wunderbare Düfte verliehen, jedes Gras haben wir einzeln poliert, damit es im Licht der Sonne strahlen kann. Doch seit die Pfauenhexe all die Macht über unser Land an sich gerissen hat, wäre jede unserer früheren Lieblingsbeschäftigungen verräterisch.´´ erzählte Lena mit finsterer Miene. Sie waren bereits seit einiger Zeit unterwegs, hatten die beeindruckende Wiese seit einiger Zeit hinter sich gelassen und gingen immer weiter in den dunklen Wald hinter der Wiese hinein. Aidan fiel auf, dass dieser Wald fiel belebter war, als die Wiese davor. Überall sangen Vögel, tuschelten Eichhörnchen, Dachse und Rehe. Viele von den Waldtieren zeigte sich zu Beginn sehr schüchtern, beobachteten den fremden Jungen mit großen Augen, schlossen sich jedoch bald der kleinen Gruppe an und rannten fröhlich durch den Wald. Um sie herum wuchsen große, dickstämmige Bäumen, die bereits mehrere Hundert Jahre alt sein mussten.
,,Dieser Wald ist der einzige Ort, den die PFauenhexe nicht angreifen kann, da ihn ein unsichtbares Schutzband umgibt. Diese Bäume sind sehr alt und mächtig. ihre eigens produzierte Magie haben sie sich seit jeher eingespeichert und dient ihnen nun als Schutz vor der bösen Macht dieses Landes. Ihrer Großzügigkeit haben wir es zu verdanken, dass wir hier Unterschlupf gefunden haben. Das ist uns bewusst und wir sind den Bäumen sehr dankbar.´´ murmelte der Flamingo, Mr. Advice, vorsichtig.
,,Mr. Advice, warum bin ich hier?´´ fragte Aidan leise. Der Flamingo stolzierte mit seinen langen, dünnen Beinen neben ihm her, warf dem Jungen einen ernsten Seitenblick zu und antwortete: ,,Weil du auserwählt wurdest die Pfauenhexe aus unserem Land zu verbannen.´´
,,Aber wieso ich?´´
,,... Nun ja, mein Junge. Es geschehen Dinge in unserem, die für uns unerklärlich bleiben und doch geschehen sie und verfolgen dabei ein gewisses Ziel. Du wurdest von einer höheren Macht auserwählt und bist bestimmt diesen Weg zu gehen, um ein großer Held zu werden.´´
,,Aber was ist, wenn ich diesen Weg nicht gehen will?´´ flüsterte Aidan so leise er konnte und rückte etwas näher an Mr. Advice heran. Die dunklen Augen des Flamingos waren tiefgründig, wussten jedoch keine Antwort. Oder wollten sie nicht preisgeben. Aidan sah sich verunsichert um und erblickte in eingier Entfernung die kleine Libea in ihrem glitzerndem lavendelfarbenen Kleid. Sie sah besorgt aus und das gefiel Aidan nicht. Dies war ihre Welt, das Land, indem sie aufgewachsen war. Auch wenn er nichts über sie wusste, war ihm doch bewusst, dass all diese Wesen ihr fiel bedeuten mussten.
Zwar war Aidan nicht klar, wo er war und was ihn hier her geführt hatte. Doch für Libea würde er diese Welt retten wollen. Diese Trauer aus ihren Augen würde er verschwinden lassen.

<Kapitel 5</font>

,,In all der Dunkelheit sah ich ein Licht,
unwissend und traurig.
Ich verstand es nicht,
doch folgen wollte ich ihm.
Es wies mich zu einem anderen Ort,
fremd und doch vertraut.
Also ging ich ohne jede Zweifel fort
und fand einen neuen Blick.
Im Stillen sehe ich wieder dich,
ungewiss und doch so schön
Siehst nicht mich
schaust ängstlich dem Gewitter entgegen.
Alles will ich sein,
mutig und siegreich
In meinen Träumen seist du mein,
nur kein Blick folgt von dir.
Gefangen in einer anderen Welt,
verfolgt und verjagt
Sie beten um einen Held
Alles oder nichts.
Bereit für eine Ahnung,
ohne Erwartung
Weiterhin besteht in mir eine Mahnung
Angebracht scheint sie nicht.
Verfolgt von dir,
gestehe ich mir
Sie suchen einen glorreichen Helden
für dich werde ich mich für die Totenfahrt melden.´´

Ein sanfter Wind wehte durch die saftgrünen Baumwipfel, als Aidan zum Sternenhimmel aufsah. Er erkannte Sternenbilder, die ihm noch nie aufgefallen waren. Dabei hatte er bereits so oft in den Himmel geschaut und versucht seine innere Leere zu füllen. Stets hatte die Nacht ihm das Gefühl gegeben, dass es mehr für ihn gab. Irgendwo, vielleicht wirklich in einer unbekannten Welt, in der er sich in diesem Moment befand, war seine Bestimmung.
Und was hatte es mit der kleinen, geheimnisvollen Elfe Libea auf sich?
Aidan verstand seine Gefühle nicht. Nie wollte er von ihrer Seite weichen, ihr helfen und ihre Geschichte hören.
Warum hatte gerade sie ihn aufgesucht?

Seufzend legte er sich in das frische Gras und verschränkte seine Arme hinter seinem Kopf. Vorsichtig schlich sich Libea aus einem nahegelegenen Gebüsch an und setzte sich stumm auf Aidans rechte Schulter.
,,Ich weiß, dass es nicht leicht für dich ist.", begann sie umsichtig.
,,Es würde mir deutlich besser gehen, wenn ich mehr erfahren würde. Ihr erzählt von einer bösen Pfauenhexe, schleppt mich durch eine völlig fremde Welt, in die ich durch dich geraten bin und du scheinst mir rein gar nichts erklären zu wollen." unterbrach der Junge das schöne Wesen. Sie schluckte nervös und erhob sich einige Zentimeter in die Lüfte.
,,Aidan, es ist nicht einfach..."
,,Das glaube ich dir. Aber ist es wirklich zu viel verlangt, mir etwas von dir zu erzählen, Libea?"
Es folgte ein stummes Nicken, zaghaft und voller Reue.
,,Wie kannst du dann von mir verlangen ein mir völlig fremdes Land zu retten? Ich soll Dinge tun, von denen ich nicht einmal geträumt habe. Denkst du, dass es einfach für mich ist? Schenke mir ein wenig Vertrauen und zeige mir, dass ich diesen Weg weise gewählt habe."
,,...Ich kann von dir nichts verlangen, dessen bin ich mir bewusst. Du musst mir blind vertrauen, Aidan. Du bist auserwählt und ich flehe dich an, mich nicht weiter auszufragen. Mr. Advice kann dir all die Auskünfte geben, die du benötigst. Und ich kann nur beten, dass mir deine Güte zu Gute kommt."
Aidan schien es, als hätte die zarte Elfe Tränen in den Augen, während sie schleunigst davonflog.
Verwundert blickte er erneut zu den Sternen. Um ihn herum schliefen all die Tiere und anderen Wesen, die sich ihm angeschlossen hatten. Inmitten eines verzauberten Waldes schlummerte er zwischen Elfen und sprechenden Waldgefährten. Vielleicht war er einfach verrückt geworden.
Sie erhoffte sich alles von ihm und Aidan war nicht bewusst, ob er Libea helfen konnte. Doch er würde sie nicht im Stich lassen können. Sein Wille hatte sich für einen unberechenbaren Weg entschieden und schon morgen würde er sich mit einem Flamingo mit Monokel und Weste zusammensetzen. Sie mussten einen Weg finden, um die böse Hexe zu vertreiben und Frieden in das magische Land zu bringen.


Impressum

Tag der Veröffentlichung: 24.04.2011

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
,,Was du liebst, lass frei. Kommt es zurück, gehört es dir - für immer.´´ Konfuzius

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