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Das geheime Fenster

André lief hinunter zum Fluss, der nach dem Regen der letzten Tage und Wochen fast bis zum Rand gefüllt dahineilte. Es blieb nun schon deutlich länger hell, aber das Telefonat mit Johanna hatte ihn länger aufgehalten. Er erreichte den asphaltierten Weg und begann zu traben. Nein, Joggen konnte man das nicht wirklich nennen. Wie auch immer, sein Orthopäde hätte selbst zu dieser Fortbewegung bedenklich die Brauen hochgezogen und ihn an seinen linken Innenmeniskus erinnert. Aber André brauchte jetzt diese Bewegung. Er würde sie vermutlich schon in einer Stunde bitter bereuen. Aber jetzt musste er laufen.

Es war diese vermaledeite Geschichte, die in seinem Kopf ihr Unwesen trieb, ihn im Dämmer des kaum heraufgrauenden Morgens aus wirren Träumen weckte, mit schillernden Verheißungen, deren Katzengold schon mit dem purpurnen Schimmer der ersten Sonnenstrahlen verblasste. Sie war da, er wusste es genau. Aber die Aufregung blieb diffus, die Fäden, an denen er zog, bewirkten nicht mehr, als dass er zu all den anderen Projekten, an denen er gerade arbeitete, ebenso wenig zu gebrauchen war, wie zu dieser Historienallegorie. Das war wenig hilfreich, wie ihm soeben auch Johanna zu verstehen gegeben hatte.
Sie hätten immerhin Termine, hatte sie ihn mit ihrer von italienischem Rotwein veredelten Stimme freundlich erinnert. Das tat sie eher selten. André fand, er hatte ihr in all den Jahren ihrer Zusammenarbeit auch nicht allzu oft Anlass dazu gegeben. Selbst nach Sophies Tod nicht und all dem, was dann folgte.
Energisch vertrieb er die Erinnerung. Hier und jetzt gab es andere Bilder zu beschwören.

 

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Christoff richtete sich im Sattel auf, sah nach vorn. Er wischte sich über das stoplige, faltige Gesicht, versuchte Erschöpfung und Müdigkeit abzuschütteln. Sein Pferd war unruhig, aber auch am Ende seiner Kräfte. Sie hätten sich eigentlich ein paar Tage Ruhe gönnen müssen, nachdem sie in Italien an Land gegangen waren. An einer gemütlichen Herberge hätte es sicher nicht gemangelt. Aber Christoff trieb es nach Hause, von unguten Ahnungen erfüllt.
Der Feldzug ins Heilige Land hatte sich in jeder Hinsicht als Reinfall erwiesen. Sie waren nicht einmal in die Nähe von Jerusalem gekommen. Er hatte seine Gefährten verloren, einen nach dem anderen. Nicht in bedeutenden Schlachten, Himmel nein. Wobei er in der Rückschau dachte, dass die Reise allein schon die eigentliche Schlacht gewesen war. Er, Christoff Freiherr von Schalberg, hatte diese Schlacht überlebt. Bis jetzt.
Der Lärm vor ihm im Dunkel des Waldes war beunruhigend. Er war wahrlich nicht in der Stimmung für irgendeinen Händel mit einer Bande von Wegelagerern.

Dann erscholl der Schrei einer Frau. Ein Schrei, der alles veränderte. Christoff hörte das irre Lachen von Kerlen und gab seinem Pferd die Sporen, Erschöpfung hin oder her.
Es war nicht weit und das war gut so. Das Pferd strauchelte bei der zunehmenden Dunkelheit und wäre vermutlich bald gestürzt.
Die Szene wurde vom unsteten Licht mehrerer Fackeln erhellt. Auf dem Weg stand eine Kutsche. Die vier Pferde im Geschirr waren kurz vor dem Durchgehen. Auf dem Kutschbock saß ein großgewachsener Mann in die Lederkluft eines Wagenlenkers gekleidet. Ein Armbrustbolzen steckte in seiner Kehle und hatte ihn buchstäblich an die Wand der Kutschenkabine genagelt.
Christoff sprang aus dem Sattel. Er zog sein Schwert. Den Zweihänder aus dem Sattelgehänge zu ziehen blieb keine Zeit. Auch den Schild ließ er beim Pferd.
Wieder ein Schrei und wieder Gelächter.
Christoff eilte um das Heck der Kutsche und da sah er sie: Drei wilde Kerle, zerlumpt und schmutzig, aber bis an die Zähne bewaffnet. Einer kniete am Boden über einer Frauengestalt, die sich verzweifelt hin und her warf und mit den Füßen strampelte.
Als die zwei umstehenden Männer seiner gewahr wurden, war es bereits zu spät. Sie sanken gurgelnd zu Boden, beide Hände an die Hälse gepresst.
Der Dritte, vermutlich der Anführer, ließ von der Frau ab und fuhr herum. Christoff sah in dem bärtigen Gesicht kurz Erstaunen aufblitzen, als klar wurde, wen er so plötzlich vor sich hatte: einen Kreuzfahrer. Aber das währte nur einen Herzschlag. Dann blitzten Klingen in seinen Händen auf. Er war schnell und erfahren. Christoff parierte seine wütenden Angriffe, zog sich etwas zurück und lockte so den Schurken fort von der Frau.
„Lauft weg!“, schrie er in ihre Richtung, parierte den dritten Angriff. Aber nur fast. Eine Klinge fuhr ihm brennend in den linken Arm. Ein Fluch entfuhr ihm. Der Angreifer quittierte mit einem höhnischen Lachen. Der Schmerz war höllisch, aber er machte ihn auch wütend.
„Lauft, Weib!“, rief er noch einmal und machte einen Ausfall. Sein Schwert war ein paar Zoll länger als die Langmesser des Banditen. Mit einem Ausdruck von Verwunderung und Entsetzen im Gesicht brach der Mann zusammen.
Christoff wandte sich um zu der Stelle, wo die Frau am Boden gelegen hatte. Sie hatte sich aufgerichtet. Ihr dunkles Haar fiel, befreit von dem feinen und nun zerfetzten Haarnetz, auf ihre entblößten Schultern. Sie hatte die Reste ihres Mieders hochgerafft und hielt sie vor ihren Körper. Ihre von Schrecken geweiteten dunklen Augen starrten ihn entsetzt an. Blut lief ihr von ihrer linken Stirnseite über die Wange. Plötzlich richteten sich ihre Augen um eine Winzigkeit nach rechts. Christoff ließ sich fallen, drehte sich und sein Dolch blitzte im Schein der Fackeln auf. Der Schütze sank zusammen. Aber er hatte sein Ziel nicht ganz und gar verfehlt. Christoff versuchte sich zu erheben, brach aber auf ein Knie. Er spürte, wie ihm die Sinne schwanden. Er ließ das Schwert fallen und versuchte, den Bolzen an seinem Schulterblatt zu erreichen. Aber es gelang ihm nicht. Dann sank er vorn über in das feuchte, moderige Laub.

 

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André stand am Geländer einer Fußgängerbrücke über den eilig unter ihm dahinrauschenden Fluss. Sein Atem ging schnell und stoßweise. Er hatte die Rechte in die Seite gepresst. Seitenstiche pulsten von den Rippenbögen bis hinauf in seine Schläfe.
„Ich werde hier wegen einer banalen Rittergeschichte einen Schlaganfall bekommen!“, dachte er mit einem Anflug von Galgenhumor. Er hatte einen kupfernen Geschmack im Mund und die Hand, die am Verschluss der Trinkflasche nestelte, zitterte. Sein Handy intonierte Joe Cocker „You are so beautiful“ und die Hand, die das Gerät aus der Tasche seiner Jacke fingerte, zitterte noch etwas mehr.
„Wo bist du gerade?“, wollte sie wissen.
„Am Fluss unten. Ich muss diese Geschichte aus dem Kopf bekommen. Kann nicht arbeiten.“
„Geschichte? Über uns?“ Sie war entwaffnend direkt.
„Nein. Eine Mittelalterstory.“
„Wie heißt sie?“
„Kiesel im Bachbett“, sagte er zu Beider Überraschung.
„Pass auf dich auf, ja“, sagte sie. Er versprach es und legte auf. Erstaunt stellte er fest, dass es ihm wieder gut ging.
„Dann mal weiter!“, sagte er zu sich und überquerte die Brücke.

 

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Als Christoff zu sich kam, wusste er, dass es sehr knapp gewesen war. Er hätte auch tot gewesen sein können. Er spürte die angsteinflößende Schwäche; er wurde immer wieder von dem Schmerz in seiner Schulter umarmt wie von einem trunkenen Freund. Um ihn herum huschten Gestalten, scheu und zumeist außerhalb des Lichtkreises, den die Kerze neben seinem Lager verbreitete. Seine Wangen waren mit einem struppigen Bart bedeckt. Seine Lippen waren aufgesprungen und spröde. Seine Augen schienen sich in Höhlen aus fein gesplittertem Glas zu bewegen. Er musste hohes Fieber gehabt haben. Sehr hohes Fieber. Er krächzte hilflos und für einen Moment hatte er Angst, er hätte die Fähigkeit zu sprechen eingebüßt.
Ein Gesicht schob sich in sein Gesichtsfeld. Er spürte ein feuchtes Tuch auf seiner Stirn und seinen Lippen. Plötzlich wurde er sich bewusst, welchen Durst er verspürte. Hastig folgte sein Gesicht dem nässespendenden Lappen.
„Gleich, mein Herr, einen Moment“, sagte eine Stimme neben seinem Ohr, eher ein Flüstern.
Dann wurde sein Kopf sacht angehoben und eine Schale an seine Lippen gesetzt. Er trank gierig, wollte sich aufbäumen und spürte, dass er drohte, wieder in die Schatten zu sinken.
„Wo bin ich?“, brachte er hervor.
„In Sicherheit, mein Herr. In Sicherheit.“
Das Wort hallte in ihm nach, als er erneut bewusstlos wurde.

 

In den folgenden Tagen erwachte er häufiger und nahm immer mehr von seiner Umgebung wahr. Immer wieder tauchte das Frauenantlitz vor ihm auf. Es wirkte konzentriert und besorgt, aber manchmal huschte ein Lächeln darüber hin und schien etwas Glanz in dem ansonsten finsteren Raum zu hinterlassen, in dem sich sein Lager befand. Aber sie sprach nicht. Er selbst fühlte sich noch immer zu schwach dazu.
Dann eines Tages erwachte er und spürte, dass das Leben endgültig in ihn zurückgekehrt war. Als er sich mühsam aufgesetzt hatte, spürte er noch immer den Schmerz in seiner Schulter und in seinem Arm, aber es waren eher Erinnerungen.
Eine junge Frau in einer Tracht, die sie fast ganz und gar einhüllte, betrat das Gemach, wurde seiner ansichtig und eilte mit einem freudigen Gesichtsausdruck wieder hinaus. Gleich darauf erschien sie in Begleitung der Frau, die Christoff in den letzten Tagen so oft an seinem Bett gesehen hatte.
„Es freut mich, mein Herr, dass es Euch wieder besser geht. Nun kann ich mich endlich bei Euch bedanken, dass Ihr Euch für mich eingesetzt habt. Ich stehe tief in Eurer Schuld“, sagte sie mit einem sanften, singenden Akzent.
„Nun ...“, Christoff räusperte sich und die junge Nonne reichte ihm einen Becher mit Wasser.
„Nun, ich denke, ohne Eure Hilfe und Pflege wäre ich längst nicht mehr unter den Lebenden. Ich kann den Dank nur zurückgeben“, erklärte er, versuchte zu lächeln, aber es wurde nur eine matte Grimasse, die größtenteils von seinem wild wuchernden Bart verdeckt wurde.
„Mein Name ist Madelaine von Wackerfels. Mein Gatte ist der Landgraf von Wackerfels, der Herr dieser Burg. Es war das Mindeste, was wir für Euch tun konnten, nachdem Ihr für meine Sicherheit fast Euer Leben gegeben hättet“, erwiderte sie artig. Ihre Stimme hatte ein leises Kratzen, das Christoff seltsam berührte. Er ließ sie nicht aus den Augen, als er sich wieder in die Kissen sinken ließ.
„Ihr seid noch sehr schwach, Herr ...“, sie zögerte, ihre Augen stellten stumm die Frage.
„Christoff von Schalberg, Hoheit“, beeilte er sich, sich seinerseits vorzustellen. Dabei spürte er bereits, dass seine Kräfte am Versiegen waren. Er hielt die Augen nur mühsam offen.
„Wie ich höre, ist unser Held ...“, erklang eine hohe, etwas näselnde Greisenstimme. Gleich darauf trat eine kleine, hagere Männergestalt in den Lichtkreis der Kerze. Den Rest des Satzes verschluckte gnädig der Schlaf.
„... endlich erwacht. Wie geht es ihm? Wir wünschen, ihm unseren Dank ...“
Der Landgraf verstummte, sah auf den Patienten hinab und schürzte die Lippen.
„Seht zu, meine Liebe, dass er wieder auf die Beine kommt“, sagte er an seine Frau gewandt. Kälte schwang in dem Satz mit. Er machte eine ungeduldige Geste mit seiner dürren Hand und verließ das schmale Zimmer, durch dessen Fensterscharte kaum Tageslicht hereindrang.

 

„Sagt, Schwester, habt ihr einen Barbier in der Burg oder könnt ihr nach einem schicken? Ich befürchte, ich werde zuwuchern, wenn ich nicht bald die Dienste eines solchen Mannes in Anspruch nehme.“
Das junge Ding war errötet, hatte sich ein Lächeln verkniffen, geknickst und war von dannen geeilt. Nur wenig später hatte sich ein rundlicher kleiner Mann, dessen sommersprossiger Schädel fast kahl war, bei Christoff vorgestellt und sich erboten, dessen Bart in eine gebührliche Form zu bringen.
„Wartet“, bat der Freiherr und rief nach der Schwester. Erkundigte sich nach seinen Satteltaschen und seinem Pferd.
„Ich muss den guten Mann entlohnen für seine Dienste“, erklärte er der erstaunt Blickenden.
„Darüber macht Euch keine Gedanken, Herr. Die Gräfin hat das schon erledigt“, erklärte der Bader und klopfte gegen seinen Geldbeutel.
Als die Gräfin später zu ihm hereinschaute, stand er an der schmalen Fensternische und blickte auf den Burghof hinab. Er trug seine ledernen Beinkleider, Stiefel und ein weites Hemd. Sie trat zu ihm, folgte seinem Blick.
„Ich sorge mich um meine Burg und mein Land, Hoheit“, sagte er nach einer Weile. Sie schwieg. Er drehte sich zu ihr um und sah sie an. Etwas war in ihren Augen.
„Entschuldigt mich, Freiherr“, sagte sie und verließ ihn rasch. Sein Gesicht war nachdenklich, als er ihr nachsah. Sehr nachdenklich.

 

„Es freut uns, Euch wieder genesen zu sehen, Freiherr. Fühlt Ihr Euch schon wieder stark genug, Eure Reise fortzusetzen?“ Der Landgraf hatte nach Christoff geschickt und empfing ihn in der Ritterhalle der Burg. Er hockte auf seinem Thron, zu dem es fünf Stufen hinauf brauchte. Er erinnerte Christoff an eine bestimmte Art von Aasvogel, wie er sie im Heiligen Land hatte auf den Kadavern verendeter Pferde und verreckter Landsknechte sitzen sehen, mit rotbraunen Hälsen und Augen ohne Gnade.
Der Alte versuchte, Prunk und Adel zur Schau zu stellen, aber der Ritter durchschaute den Schwindel und seine Absichten. Er selbst hatte sich in das Gewand mit den Insignien der Kreuzritter gekleidet, trug den weißen Umhang mit dem Kreuz. Er war gegürtet und an seiner Seite trug er das Schwert, mit dem er die Gattin seines Gastgebers beschützt hatte.
Obwohl es ihm einige Mühe bereitete, hielt er sich aufrecht, gab sich höflich, aber selbstbewusst. Er wusste, was kommen würde. Er kannte Adlige wie diesen hier.
„Sagt mir, Freiherr, wie lange ist Euer Geschlecht schon Herr auf Schalberg? Ich kann mich nicht mehr genau an die Chronik Eurer Ahnen erinnern.“
„Gebt mir die Ehre, Euch zu helfen, Hoheit. Mein Großvater Konstantin war ein Held des ersten Kreuzzuges ins Gelobte Land. Der Kaiser verdankte ihm sein Leben und schlug ihn zum Ritter. Seit dieser Zeit lebt meine Familie auf Burg Schalberg, die uns der Kaiser als Stammsitz derer von Schalberg übergab.“
„Eine Heldenchronik, ich erinnere mich. Euer Vater starb in der Schlacht um den Tempelberg“, sagte der Alte mit seiner näselnden Greisenstimme. Sie troff von Heuchelei wie das Messer eines Schlachters von Blut.
„Ihr müsst fast noch ein Kind gewesen sein, als die Bürde der Herrschaft auf Euch fiel. Keiner Eurer Brüder ist aus Jerusalem heimgekehrt.“ Der Graf beugte sich vor und seine gelb verfärbten Augen mit ihrem verwaschenen Blau hefteten sich an Christoff.

„Ein Schmied, das war Euer Großvater. Wahrscheinlich hat er Pferde und Maultiere beschlagen, bevor ihn der ... Kaiser so reich beschenkte. Trifft das zu, Freiherr?“
Christoff zog mit einer schnellen Bewegung das Schwert aus der Scheide. Vier Wachen traten aus dem Schatten der Säulen, die Spieße gesenkt. Der Landgraf hob seine Hand.
Christoff drehte die Waffe herum, dass das Heft in Richtung Thron zeigte, beugte trotz der Schmerzen ein Knie.
„Dieses Schwert hat er geschmiedet und es getragen bis in die Heilige Stadt. Mit ihm hat er das Leben des Kaisers beschützt, wie ich das Leben Eurer Gattin beschützt habe, Hoheit. Allein diese Waffe adelte ihn und adelt meine Abstammung. Ihr solltet nicht gering denken von Männern, die unseren Glauben verteidigen und dafür alles opfern, wenn es sein muss.“
Mit diesen Worten erhob er sich und das Schwert glitt zurück in seine Scheide.
„Nun, nun, mein Sohn, so habe ich es nicht gemeint“, sagte der Graf einerseits beschwichtigend und andererseits mit kaum verhohlener Herablassung.
„Allerdings habe ich beunruhigende Nachrichten aus Eurer Heimat erfahren. Es heißt, die Burg sei gefallen und die Dörfer rings in Flammen aufgegangen. Ich fürchte, Freiherr, Ihr seid ohne Lehen und ohne Besitz.“ Der Alte lehnte sich auf seinem Thron zurück und im unsteten Licht der blakenden Lampen an den Säulen glaubte Christoff zu sehen, wie ein flüchtiges Lächeln über sein Gesicht lief.
„Wie zuverlässig sind diese ... Nachrichten?“, fragte Christoff und rang um Fassung. Der Graf machte eine wage Handbewegung.
„Mit Eurer Erlaubnis breche ich im Morgengrauen auf. Ich wäre in Eurer Schuld, wenn Ihr mir eine Eskorte von wenigen Männern überlassen könntet. Ich werde sie sofort zurückschicken, sobald ich Schalberg erreicht habe. Es ist nicht mehr als eine Tagesreise.“
Der Landgraf gab sich huldvoll und entließ Christoff gleich darauf.
Die Gräfin hatte die Szene aus den tiefen Schatten der Halle verfolgt. Ihre Miene war wie erstarrt, als sie dem Freiherrn unbemerkt folgte.

 

Als sie das Zimmer betrat, war Christoff dabei, Sachen in Satteltaschen zu verstauen. Er drehte sich nur kurz zu ihr um, arbeitete dann verbissen weiter. Sie stand in der Tür und schwieg. Ihr Blick hing an seinem Rücken. Am Schulterblatt erblühte auf dem Hemd eine dunkelrote Rose.
„Ihr dürft noch nicht reisen. Eure Wunde ist noch längst nicht verheilt und ihr seid zu schwach“, redete sie unvermittelt auf ihn ein. Mit hastigen Schritten kam sie auf ihn zu.
Er ließ die Hände sinken, neigte den Kopf und schien zu lauschen. Dann wandte er sich zu ihr um.
„Hoheit, ihr solltet nicht hier sein. Eurem Gatten wird es gar nicht gefallen, dass sein Weib sich mit dem Enkel eines einfachen Schmieds in einem Raum befindet“, sagte er und klang sehr sarkastisch.
„Ohne Zofe zudem!“, setzte er hinzu. „Ich danke Euch für Eure Mühen, mich gepflegt zu haben. Aber ich bin hier nicht besonders gut gelitten und möchte die ... Gastfreundschaft des Herrn Landgrafen nicht über Gebühr in Anspruch nehmen.“
„Ihr dürft nicht fortgehen!“, sagte sie leise hinter ihm. Leise aber mit einer Inbrunst, dass er spürte, wie eine Gänsehaut ihm die Haare aufstellte. Langsam drehte er sich nun endlich vollends zu ihr hin. Er sah ein Flehen in ihren dunklen Augen, sah ihre Lippen, blass und leicht geöffnet, sah hektische rote Flecken auf ihren Wangenbögen. Ihr Atem ging hoch.
„Hoheit“, sagte er. Sie hob beschwörend eine Hand und er verstummte.
„Er ist ein Dämon, Christoff. Ich ersticke in seiner Nähe“, flüsterte die Frau tonlos. Sie kam auf ihn zu und er wich zurück, bis er gegen die Kante des Bettes stieß.
„Warum sagt Ihr das? Ich kann Euch nicht helfen“, sagte er und es klang resigniert.

 

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André blieb ziemlich abrupt stehen. Er war auf dem Rückweg. Langsam wurde es dunkel und vom Fluss zog kalte, feuchte Luft herauf. Er stützte die Hände in die Taille und holte tief Luft.
„Was, in aller Welt, soll das werden?“, fragte er in die Stille hinein. Er hatte es laut gefragt, drehte sich vorsichthalber einmal um sich selbst. Aber es hatte ihn niemand gehört.

„Wegen einer verdammten Mantel-und-Degen-Schmacht-Geschichte renne ich mir hier die Lunge aus dem Hals?“ Es sollte ironisch klingen und sich auch so anfühlen. Tat es aber nicht.

Ganz und gar nicht. Hinter diesem Gobelin mit der Jagdszene befand sich das geheime Fenster. Er würde hindurchsehen müssen.

 

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Am Morgen stand Nebel über dem Burggraben. Drei Berittene erwarteten Christoff von Schalberg am Ende der Zugbrücke. Einer von ihnen führte das Hausbanner des Landgrafen mit sich. Christoff hatte sein Pferd noch am Zaumzeug. Die junge Schwester hatte ihm eine sehr feste Bandage an der Schulter angelegt und sein Arm war ebenso behandelt worden. Er hatte in der Nacht wenig geschlafen und sah dem Ritt mit gemischten Gefühlen entgegen. Zumal an dessen Ende vermutlich eine böse Überraschung stehen würde. Christoff hatte noch Hoffnung, die Gerüchte könnten sich als falsch herausstellen. Er wollte es hoffen.

„Wollt Ihr wirklich reiten?“ Die Frage kam aus dem tiefen Schatten des Durchbruchs durch die Burgmauer. Dort stand Landgräfin Madelaine von Wackerfels, in ein nachtfarbenes Cape gehüllt, aus dessen Kapuze nur ihr sehr blasses Gesicht leuchtete. Christoff blieb stehen.
„Hoheit, was tut Ihr hier?“, presste er zischend hervor.
„Ich versuche, Euch aufzuhalten, Christoff. Was glaubt ihr sonst, was ich hier um diese Zeit will?“
„Es tut mir leid, Gräfin, aber das wird Euch nicht gelingen. Ich muss reiten. Vermutlich um unser beider Seelenheil Willen. Gott beschütze Euch und Euren Gatten. Dank für Eure Sorge.“
„Sehen wir uns wieder?“, fragte die Stimme aus dem Schatten gepresst. Der Freiherr vermeinte Tränen herauszuhören. Er wappnete sich.
„Das weiß nur Gott allein“, sagte er und trat durch das Tor.

 

Die Gräfin huschte im Schutz der Dunkelheit zurück, erreichte die schmale Seitentür. Ihre Zofe, ein kleines, mageres Ding, das gern die Unschuld gab, aber es im Übrigen ziemlich faustdick hinter ihren kleinen Ohren hatte, erwartete sie mit einer Lampe.
Madelaine erklomm die Treppe hinauf zu ihren Gemächern.
„Ist der Bastard fort?“, erklang aus der Nische neben der Treppe die hohe und sehr kalte Stimme des Landgrafen und seine Frau blieb wie erstarrt stehen. Er löste sich aus dem Schatten und kam auf sie zu. Er trug ein weites Hemd, das ihm in gnädiger Weise bis über seine dürren Schenkel reichte.
„Kommt mit mir, meine Gattin. Ich möchte, dass Ihr mit mir das Lager teilt.“
„Herr, verzeiht, aber ich fühle ...“, begann sie und machte Anstalten, die Tür zu ihrem Schlafgemach zu öffnen.
„Kommt her, habe ich gesagt!“, schnarrte er und jetzt war Stahl in dieser Greisenstimme, rostiger, schartiger Stahl.
„Ihr werdet mir gehorchen“, sagte er und die Feststellung schien ihn auf eine kranke Weise zu erheitern.
„Ihr seid mein Weib. Vor Gott getraut.“
Sie drehte sich sichtbar widerwillig zu ihm hin, folgte ihm.
„Euch werde ich lehren, Euch nicht in aller Heimlichkeit hinauszuschleichen, wie eine läufige Hündin!“, versprach er. Dann schloss er hinter sich und der Frau die Tür.

 

Obwohl sie nicht besonders schnell ritten, erreichten sie Schalberg, als die Sonne noch zwei Finger breit über den Wipfeln der Tannen im Westen stand. Die Eskorte blieb auf ein Zeichen des Fähnrichs stehen. Christoff hielt sein Pferd an und sah sich um.
„Wir reiten zurück, Herr. So lautet unser Befehl. Gott beschütze Euch.“ Sie warteten seine Reaktion nicht ab, wendeten und trieben ihre Tiere zu einem leichten Trab. Dann verklangen die dumpfen Geräusche der Pferdehufe.
Christoff sah den sanft ansteigenden Weg hinauf. Von den Bäumen noch verborgen lag auf dem Hügel vor ihm seine Burg. Oder was davon noch stand. So oder so, er würde es herausfinden.
Wie sich zeigte, war die Burg nicht nur intakt, sie war auch so gut bewacht, wie er sie vor drei Jahren bei seinem Auszug mit seinem kleinen Häuflein zurückgelassen hatte.

Er wurde angerufen, gab sich zu erkennen und auf den Zinnen über dem Tor entstand Unruhe. Gleich darauf erschien das markante Gesicht mit dem schneeweißen Bart in der Schießscharte: Hermann Klauber, der Verwalter der Burg, seit Christoff denken konnte. Er war der Knappe seines Großvaters gewesen, war bei diesem in die Lehre gegangen und ein ebenso begnadeter Schmied, wie es der Alte gewesen war. Er musterte den Reiter vor dem Tor aufmerksam, dann hellten sich seine Züge auf.
„Öffnet das Tor. Der Herr ist heimgekehrt vom Heiligen Krieg!“
So hielt Christoff Freiherr von Schalberg Einzug in seine Burg.

 

Die erste Nachricht erreichte ihn zwei Wochen nach seiner Rückkehr. Er saß mit Hermann Klauber über dessen Aufzeichnungen der letzten drei Jahre.

„Hermann, ich wüsste nicht, was ich ohne dich anfangen würde. Ich sage dir meinen Dank!“, sagte der Freiherr gerade und klopfte seinem Verwalter auf die Schulter. Es pochte und ein Posten der Torwache öffnete die schwere Eichentür.

„Herr, ein Bote wünscht Euch zu sprechen. Er hat nicht gesagt, worum es geht. Er will nur mit Euch persönlich sprechen.“ Klauber und der Freiherr wechselten einen Blick.
„Ein einzelner Bote? Ein Wappen, eine Standarte?“

Der Posten verneinte.

„Bringt ihn zu mir“, befahl Christoff.

Wie sich herausstellte, war es kein er. Christoff erkannte die kleine Gestalt fast auf Anhieb, als sie die Kapuze ihres Umhangs zurückschlug. Er entließ seinen Verwalter.

„Elsa, was machst du hier?“, fragte er die Zofe der Landgräfin Wackerfels erstaunt.

„Meine Herrin schickt mich, Herr“, erklärte sie und zog eine Nachricht aus dem Lederwams.

Christoff brach das Siegel und las. Ließ den Brief sinken und sah das Mädchen fragend an.

„Der Landgraf weiß nichts davon, dass du hier bist?“ Elsa verneinte. Ihr Gesicht war ernst.

„Ich nehme an, deine Herrin erwartet deine Rückkehr so schnell wie möglich, oder?“ Die Frage schien eher geeignet, ihm etwas Zeit zu verschaffen. Sie nickte stumm.

„Also gut. Ich werde der Gräfin antworten. Derweil kannst du dich etwas ausruhen. Ich lasse dir eine Mahlzeit bereiten und eine Unterkunft. Morgen früh wirst du mit ein paar Männern aufbrechen, die dich sicher zurückgeleiten.“

 

Zwei Tage später brach Christoff selbst bei Tagesanbruch auf. Sein Ziel war nicht Wackerfels. Er hatte Klauber erklärt, dass er in drei Tagen zurück sein werde. Der Alte hatte ihn aufmerksam angesehen, aber geschwiegen.

Sie trafen sich in einem kleinen, etwas vernachlässigt wirkenden Schlösschen, eine Stunde entfernt von Wackerfels. Das Anwesen gehörte der flandrischen Familie der Gräfin, wurde jedoch selten benutzt. Es gab neben dem Verwalter nur einen Gärtner und eine Köchin.

Als Christoff eintraf, stand Madelaine am Geländer der Treppe zum Eingang und sah ihm entgegen. Sie lächelte, aber das wirkte unsicher und etwas gequält. Er schritt die geschwungene Treppe hinauf und ließ sie nicht aus den Augen. Der Moment wirkte auf ihn völlig unwirklich. Ein Gefühl, das ihn die nächsten Jahre immer wieder erfassen sollte, wenn er diesen Weg beschritt. Aber das konnte er da noch nicht wissen.

Er blieb vor ihr stehen, verbeugte sich. Sie machte die zwei Schritte auf ihn zu und umarmte ihn einfach. Er spürte sie beben, ihr Atem streifte heiß seinen Hals. Er zögerte, dann legte er sanft seine Arme um sie.
„Danke, dass du gekommen bist“, flüsterte sie an seinem Ohr. Er ließ sie los, trat einen kleinen Schritt zurück. Er hatte Fragen, viele Fragen. Sah das Flehen in ihren Augen und schwieg.

Später am Abend sah er noch etwas anderes und verstand. Ihr Rücken war übersäht mit sich kreuzenden Striemen, älteren, vernarbten und frischen, hellrot leuchtenden Zeichen entsetzlicher Brutalität.
„Du musst ihn verlassen. Du darfst nie wieder zurück nach Wackerfels!“, erklärte er ihr heftig. Aber sie schüttelte nur den Kopf. Ihr Gesicht nass von Tränen.
„Meine Töchter“, sagte sie nur und dann: „Liebe mich, Christoff!“

Das tat er.
Zwei Tage und zwei Nächte vergingen wie in einem nicht enden wollenden Rausch.
Dann musste sie zurück.
Er beschwor sie, nicht zu fahren. Sie litt unter seinen Worten und er sah, dass sie nichts lieber getan hätte, als zu bleiben. Aber sie riss sich los.

 

Er kehrte in seltsamer Stimmung nach Hause zurück. Die Frau in ihrer ausufernden Gier nach Leben und Liebe erlebt zu haben, hatte ihn erhoben, beglückt und – zugegeben – ihm auch geschmeichelt. Aber er war sich nur zu bewusst, dass er in den Augen der Kirche und vor Gott eine Todsünde begangen hatte. Er war ein Gotteskrieger, er war in Gottes Namen in den Krieg gezogen!
Der Priester, der ihm die Beichte abnahm, ermahnte ihn sehr ernst und ließ ihn eine Menge Ave-Marias und Vater-Unsers beten. Ließ ihn einen gehörigen Betrag in Gold spenden, auf dass ihm vergeben würde. In seiner gottesfürchtigen Einfalt kam er dem nach. Nahm sich selbst das Versprechen ab, nie wieder dem Ruf der Frau zu verfallen.
Christoff ging an das Grab seiner Frau, die bei der Geburt von Zwillingen gestorben war, als Christoff noch keine dreißig Winter gesehen hatte. Er hielt Zwiesprache mit der Toten, deren Verlust er damals glaubte, sein Leben lang nicht verwinden zu können. Seine beiden Söhne hatten ihre Mutter um keine Stunde überlebt. Sie lagen neben ihr in ihren winzigen Gräbern und Christoff zwang sich, nicht von ihnen als den Mördern seiner Liebe zu denken.

 

Zwei Monate später stand Elsa wieder in seinem Arbeitszimmer.
In der darauffolgenden Nacht erzählte ihm Madelaine von ihren beiden Zwillingstöchtern. Der Graf hatte sie, kaum dass sie von der Mutter entwöhnt waren, in ein Kloster in der Nähe von Speyer geschickt. Madelaine hatte nie erfahren, wo genau ihre Töchter waren.
„Wenn Ihr mir einen Knaben gebärt, bekommt Ihr die beiden wieder“, hatte er zu ihr gesagt.
Sie hatte sich gefügt und ihn ertragen. Allein, seine Manneskraft versiegte schneller, als er es für möglich gehalten hatte. Er gab ihr die Schuld und begann, sie zu bestrafen. Irgendwann wurde ihr klar, dass ihn diese Gewaltausbrüche erregten. Irgendwann, so wusste sie auch, würde sie von seiner Hand sterben.
„Verlasse ihn. Komm zu mir nach Schalberg. Es ist nicht so luxuriös wie Burg Wackerfels, aber ich könnte dich dort beschützen“, bedrängte er sie. Sie sah ihn an, lächelte ihr verlorenes Lächeln und entgegnete: „Mich vielleicht, aber die beiden Mädchen nicht. Er hat mich in der Hand.“

 

Ein Jahr ging auf diese Weise ins Land und ein zweites. Christoff hatte es längst aufgegeben, sie dazu zu bewegen, ihren Mann zu verlassen. Sie trafen sich in dem Schlösschen, liebten sich und gingen wieder auseinander. Selten nur noch sprachen sie über ihre Leben außerhalb dieser wenigen Stunden in dem Kokon der Unwirklichkeit, den das Schloss bildete.

Dann kam der Tag, da der Graf von einer schweren Krankheit niedergeworfen wurde. Keiner der Ärzte machte Madelaine große Hoffnung, dass er sich noch einmal würde erheben können. Sie berichtete Christoff davon und es schien, als keimte neue Hoffnung für sie auf.

„Das ist Sünde, so zu denken!“, rief sie empört.
„Wir versündigen uns seit zwei Jahren, Hoheit. Wir haben unser Seelenheil längst verspielt!“, hielt er ihr entgegen. Sie trennten sich schweigend.

 

„Im Morgengrauen breche ich auf“, sagte er zu ihr und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Inzwischen fanden sich bereits weiße Fäden darin. Sie lag neben ihm, nur nachlässig zugedeckt. Er strich ihr sanft über eine ihrer Brüste und lächelte, als sich dort eine Gänsehaut bildete. Aber in dem Lächeln lag schon Wehmut.
„Warum musst du das tun? Hast Du nicht genug geopfert?“, fragte sie, aber es klang seltsam matt.
„Der Kaiser und der Papst haben gerufen. Ich kann nicht anders“, sagte er. Er küsste ihre Schläfe.
„Der Alte wird sterben und ich werde allein sein“, sagte sie. Eine Feststellung.
„Deine Töchter?“, fragte er. Sie zuckte wage die Achseln.
„Was ist mit uns?“, fragte sie zurück.

„Wir sind wie Kiesel im Bachbett. Der Strom hat uns glattgeschliffen. Wir können einander nicht mehr halten.“ Sagte es und dann liebten sie sich. Es war nicht wie beim ersten Mal. Es war schöner.

 

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Das Handy spielte Joe Cocker und André nahm ab.
„Du hast gesagt, es wäre keine Geschichte über uns!“, sagte sie am anderen Ende ohne Begrüßung.
„Ich bin kein Kreuzritter und du keine Gräfin. Ich sagte doch, eine Mittelalterstory“, gab er zurück. Er lächelte dabei ein klein wenig.
„Das glaubst du doch selbst nicht. Ich bin auf dem Weg zu dir. Von wegen, wir können uns nicht mehr halten.“
André sagte, er freue sich und legte auf.

Er hatte durch das geheime Fenster gesehen. Sie auch.

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Tag der Veröffentlichung: 31.03.2021

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