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Traumfänger

Der Traumfänger vor meinem Fenster wispert vor dem Wind,
seine Federn stammen von der Lachtaube meiner Großmutter.
Zwanzig Jahre Käfig über dem Ofen in der großen Küche.
Sie starb mit einem Lachen noch im Schnabel, doch ohne Ölzweig.
Die Taube.

Der Traumfänger vor meinem Fenster kennt die dunklen Stunden,
sein Gebinde ist ein alter Osterstrauß, gemacht aus einer Korkenzieherweide,
fast achtlos einst entsorgt, wo er schon Wurzeln trieb und Grün, 
nachdem er all die bunten Ostereier tragen musste. 
Für uns.

Der Traumfänger vor meinem Fenster kann mich nicht schützen, 
sind seine Fäden dreist gemacht aus ihrem Haar und halten treu die Knoten. 
Ihr Haar das fiel, bevor am Ende auch sie selbst gefallen ist;
nur, um mich Nächtens durch die Flure des Hauses der Träume zu begleiten, 
im Traum.

Der Traumfänger vor meinem Fenster ist ein blinder, zahnloser Prophet,
des‘ Perlen sind gemacht aus dem Erinnern an die offenen Augen, die ich sah
und die die Zeit schamanenhaft mir stahl, weil ich nicht auf der Hut  und satt 
der Augen zwar doch nicht der Tränen wurd‘ gewahr. 
Ich Narr.

Zur Nacht

Nimm mich in Dich auf.

Bewahre mich in Deinem Schoß.

Saug mich in Deine Seele.

Da will ich wurzeln.

so sind es diese Tage

 

So sind es diese Tage, die ich meine

unter einem farblos grauen Himmel aus Knüllpapier

wo uns nichts bleibt als dass wir sehr vernünftig sind.

Wo diese nickelfarb’ne Sonne glaubt, sie scheine,

weil ihre Helligkeit verspricht, das wir auch künftig sind.

 

Uns’re Herzen tanken Biogas,

unsre Leidenschaft kocht auf blassem Feuer.

Ein Alptraum flüstert dir: riskier’ doch was!

Doch dieses Flüstern ist dir nicht geheuer.

 

So sind die Nächte, die ich meine

Zu wenig Schlaf, zu wenig, was das Wachsein lohnt.

Der Mond im Fenster hat nur Krater und Gebeine

Und kein Gedanke, dass ein Sehnen noch da oben wohnt.

 

Wir rinnen uns durch unsere eignen Hände.

Wir sind wie Flugsand, der im Auge brennt.

Wir sind der Rauch der selbst gelegten Brände.

Ich bin der Eine, der nicht blicklos durch die Menge rennt.

 

Und darum sind Tage, die ich denke,

wo Sehnen mir den Atem nimmt.

Wo ich mich an denjenigen verschenke,

Des Lächeln nicht gedankenlos verschwimmt.

Fern so nah

 

Ich hör das Zittern in deiner Stimme,

seh’ wunderschöne, samt’ne Nacht in deinen Augen.

Dir geht der Atem noch ganz tief und schnell und deine Lippen beben noch.

Die Schultern spiegeln heftig deinen Aufruhr

Freude und Sehnen verschönern gleichsam dein Gesicht.

 

Die Hand, die dein Gesicht berühren will, erstarrt.

Du bist so weit, weit fort von mir.

Gerad’ eben noch, da hast du so sehr mich gewollt!

Jetzt aber brauchst du mich. Doch ich bin hier.

 

Wie gut wär’s jetzt, ein zweites Herz zu hören,

und eine Schulter, die deinen Kopf mit trägt.

Der böse Zwilling Freude und Sehnen spiegelt traurig

Im kalten Licht der Monitore sich.

 

Dein Lächeln wird sie wiederum verjagen

Dein Lachen macht das Dunkel um dich licht.

Du siehst auf deiner Seite meine Augen fragen

Doch auf meiner Seite sag ich’s nicht.

Was so gewiss ist, soll man nicht befragen

Und seh’ ich deine Blicke, wag ich’s nicht.

Heimgekehrt

Heimgekehrt aus Gedankenlosigkeit
hingestreckt wie in die Erden.
Unter der Hände Suche
werden Hügel weit und weich.
Heimgekehrt aus dumpfem Dämmer,
beug' mich nieder,
trink mich satt.
Heimgekehrt, ich zu werden
in der Sterne Pracht
Aquamarine gekränzt,
ins Kerzenlicht gestürzt bei Nacht.
Heimgekehrt zu Dir...

(Berlin, 15/16.11.1980)

Am Meer

 

Das ist die Wucht des Augenblicks, die uns da trifft.

Die Welle bricht und Sturm, er hüllt uns ein.

Sind gleichsam schutzlos, angehoben, schäumend weiß.

Was hilft noch klammern, zaudern, halten?

Welle komm und heb uns an den Strand!

Oder lass uns hier und jetzt ertrinken,

versinken,

atemlos.

 

Zischend laufen die Wasser zurück ins Meer,

wollen uns reißen, saugen, beißen,

wollen uns heben, lassen schweben, höher noch als bis hier her!

Was hilft noch denken, zögern, zweifeln?

Wellen kommt und hebt uns zu den Sternen!

Oder lasst uns sacht und selig sinken,

friedvoll,

grandios.

zu viel Gefühl?

 

Gefühl, das dir die Brust aufreißt,

und das dir in die Augen beißt;

das dich leis’ werden lässt und still,

wenn es dein Herz umfassen will.

 

Es lässt dich taumeln, lässt dich wanken,

es raubt dir zwischenzeitlich den Verstand.

Es schenkt dir tausend blitzende Gedanken

und eine federleichte Hand.

 

Die Lippen rot, sehr blanke Augen,

drin deine Seele wie ein Fischlein schwimmt.

Zu alldem kann dies Fühlen taugen,

auch wenn es dir den Atem nimmt.

 

Kannst du’s denn immer schon benennen,

wenn es dir namenlos den Hals zuschnürt?

Hast du den Mut schon, es zu bekennen?

Hast du denn jemals vorher so gespürt?

 

Zu viel Gefühl -

vielleicht kannst du’s nur noch nicht fassen!

Erscheint zu mächtig dir und jenseits vom Kalkül!

Vielleicht sollst du dich einfach überlassen,

der Lust, die ich bei deinem Anblick fühl!

Ich will dich seh'n

 

Ich will dich seh’n in jedem Augenblick, der uns vergönnt ist,

ich will dich seh’n, wenn es nicht nur um Sommersonne geht.

Ich will dich seh’n wenn diese steile Falte deine Stirne furcht

und wenn das Licht in deinen Augen leuchtet sowieso.

Ich will dich seh’n mit meinen ehrfurchtsvollen Augen

und mit dem Staunen, das noch von Kindheitsträumen kommt,

wo uns das Urvertrauen an die Hand nimmt und geleitet,

wo eine warme Stimme sagt: Es wird gut!

 

Ich will dich seh’n, wenn Tränen mir den Blick verschleiern,

will dich auch seh’n, wenn dir der Schalk im Nacken sitzt.

Ich will dich seh’n, wenn Sturm den Atem dir vom Mund reißt,

wenn du dich schutzlos mutig ihm entgegen stemmst.

Ich will dich seh’n mit diesen ewig hungrigen Augen

und bebender Stimme dir mein wildes Herz gesteh’n.

Das hallt doch wider in den Händen und den Nächten

wenn wir einander gut sind und auch schön.

 

Ich will dich seh’n und wissen: Irrtum ausgeschlossen.

Ich will dich seh’n wie ich dich längst und niemals sah.

ich will dich seh’n, wenn du so fern mir nah bist

genauso wenn die Nähe macht, dass mir das Bild verschwimmt.

Ich will dich seh’n und will verstehen, was uns antreibt,

was uns verharren läßt, auch wider die Vernunft.

Ich will dich sehen und wär’s das letzte, das ich könnte,

wär’s mir ein Trost, weil ich dich noch einmal sah.

Einsicht

 

Wir haben einander unsere Schönheit geschenkt,
im gnädigen Licht all der schimmernden Kerzen.
Wir haben nicht den Blick vor einander gesenkt.
Mit heißen Händen und bebenden Herzen.

Ich sehe den Schimmer, den Glanz deiner Augen.
Du hörst mein Flüstern, spürst mein Begehren.
Soll uns das noch immer zur Liebe taugen,
oder woll’n uns die Jahre eines andern belehren?

 

Haut an Haut und Leib in Leib,
mach, dass ich im Leben bleib!
Zünd‘ mir meine Seele an,
dass ich dich wieder fühlen kann!

 

Wir haben einander unsere Schönheit gegeben,
in all unseren Jahren voll grellem und weichem Licht.
Wir sind uns mal neu, mal vertraut, immer Leben.
Dich, meine Schöne, vergesse ich nicht.

Ich bin zurück

 

Ich bin zurück aus der Wüste meiner ungeweinten Tränen.

Ich bin bei dir, mein Labsal, trink mich satt.

Und unserer beiden Schöße ein Erinnern und ein Sehnen

dass unsere Lust viel tausend Farben hat.

Du hörst mein Flüstern und meine Worte

fallen weich auf deinen Rosenblättermund.

Unser Lachen glättet die Falten unter deinen Augen

mein Mund macht, dass sie strahlen in der Nacht.

Du hörst die Zweifel, wenn meine Träume dunkeln

und wenn ein Schluchzen mir den Atem nimmt.

Ich hör dich lachen, lächeln, schweigen, steigen

wenn unsere Lust ihr schönstes Lied anstimmt.

 

Ich bin zurück vom Land Belanglos,

ich weiß, dass ich noch über Schatten springen kann.

Erinnerst du dich?

Ich habe meine Sinne nach dir ausgestreckt unter dem hungrigen Mond der letzten Tage.

Ich habe dein Herz im Äther schlagen hören 
und das Kichern deiner beiden Lieblingsschutzengel,
als du auf den Mondbahnen in unseren blauen Raum gestiegen bist,
mit dem silbernen Staub deiner Lust im Haar,
das fast durchsichtige Gewand dicht an deinen Körper geschmiegt, 
dass ich die Erregung deiner Brüste sehen konnte. 
Die beiden Engel steckten ihre Köpfe unter dem Gefieder zu einander und tuschelten.
Sie wusste, was ich ahnte.
Deine Lippen glänzten von Nektar und frühem Nebel 
und die Sterne kuschelten sich in dein Haar. 
Du hattest kalte Hände, aber dein Kuss war ein heißes Versprechen. 
Der Mond hieß den Himmelsschäfer, uns bedecken mit den zarten Wolken.
Als täten wir Schändliches, uns lustvoll an einander zu reiben, 
uns zu begehren und Begehren zu erwecken im Silberlicht, 
das auf dunkelrotes Laken rieselte, wie ein Geschenk des Talerkindes in seinem kurzen Hemd.

Liebe ist elementar.

Ein Splitter Wahrheit

Aber ich nehme dich einfach nur in den Arm. 
Halte still und warte, dass du einschläfst. 
Weil ich dich liebe. 
Weil ich dich unendlich liebe, 
mit all meiner Fantasie, 
mit meiner Gier und mit meiner Zärtlichkeit, 
mit meiner Vorsicht und meinem Leichtsinn. 
Weil ich dein Gegenüber bin, 
wenn manchmal die Grenzen verschwimmen. 

Gute Nacht.

22.07.2018 00:18

 

 

offenes Geheimnis

Du bist mein Weib!
Nicht aus meiner Rippe, aber fast.
Du bist die Frau, der ich meine Tränen anvertrauen kann wie ein Geschmeide,
glitzernd zwischen Kerzen.
Du bist mir Freundin, Partnerin, Gegenüber und Mitstreiterin.
Ich danke dir.


16.12.2017

 

Ich liebe dich


Ich schreibe das nicht unbedacht. 
Es ist wie ein Versprechen. 
Ich habe keinen Gott, den ich anrufen kann. 
Selbst die Vernunft kann nicht helfen. 
Es ist außerhalb jeder Vernunft, 
was ich fühle, 
was ich will,
was ich erbitte. 
Ich bin alt genug, alles zu dürfen, auch das: 
Ein Leben mit dir einzufordern von meinem schlagenden Herzen, 
bevor es verstummt, 
der Poesie entsagend, 
bestimmt als Muskel zu enden, irgendwann.


02.11.2017

Du bist verrückt. Eindeutig!

 

Nein.
Verliebt,
entrückt,
schutzlos und
mit blanken Augen vor dir stehend,
mit diesem andächtig verloren zurück gelassenen Lächeln im Gesicht.

Fassungslos und voller Demut und dankbar,
grenzenlos neugierig und
vorwitzig und
unverschämt.

Klar im Kopf,
der gerade in dem Wolkengebirge
meiner eigenen Leidenschaft steckt:
Sicht leicht behindert,
aber sonst okay!

Das alles beschreibt es nicht annähernd,
aber besser als "eindeutig verrückt".

Schon deshalb,
weil ich auf mehreren Ebenen verrückt bin:
auf jener, die unsere Körper zu einander treibt,
wie dies die Newton’schen Gesetze
nicht annähernd beschreiben können.

Auf der, die uns die Kraft gibt,
zu glauben und zu vertrauen,
auch wider besseren Wissens.

Letztlich auf dieser geheimen,
die diese Entfernungen überwindet und
uns die Lust des anderen spüren lässt.

Und da bin ich verrückt und zwar nach dir.
Das ist alles andere als eindeutig.
Das findet viele Deutungen.

Dein Lächeln jetzt ist eine, nicht die schlechteste.

[kein Gedicht, aber Poesie allemal]

uns lieben ist ...

kein Wettbewerb.
Die Tiefe entscheidet.
Das Herzklopfen, das Bauchgrummeln, die Schmetterlinge.
Die Gedanken, die uns jung machen,
verwegen und ein wenig verrückt,
verrucht und einmalig.
Tun wir zwei das zusammen,
dann sind wir unschlagbar. 

was wäre ...

 

... wenn ich nicht noch immer das Gefühl hätte, gleich aus diesem Traum aufzuwachen, von einer widerwärtigen Realität umspült wie kaltes Wasser, dass ich mir das alles nur ausgedacht habe?

Was wäre, wenn ich deine Schönheit mit dieser Art würdevoller Gelassenheit zur Kenntnis nähme, ganz so, als wäre sie auf die eine oder andere Weise angemessen?

Was wäre, wenn ich so vermessen wäre anzunehmen, dass du mich wolltest und nicht umgekehrt, weil das nun einmal auf der Hand läge und ich keine Furcht haben müsste?

Was wäre, wenn mein Staunen mir versagt bliebe?
Was wäre, wenn ich diese Fragen nicht stellen würde?

Dann wäre ich vermutlich nicht ich oder nicht bei Troste.

 

Aber es ist nicht so.

 

Wir haben unser Recht auf unseren Traum und auf unsere Realität, mit deren Farben wir ihn schmücken.

 

Ich sehe deine Schönheit, die auch aus der kleinen Geste spricht, mit der du bei dieser Zeile die Augen verdrehst und dein Lächeln nicht weiß, ob es sich trauen darf.

 

Ich weiß um das Glück, das wir uns beide schenken, weil wir einander wollen, begehren, beschützen, bedrängen, befreien, verzeihen und binden, furchtlos vertrauen, bestaunen.
Ich weiß, wie sehr es uns braucht.

 

Fragen und Antworten.

Augen zu machen und fühlen: Es ist gut!

Lied für Marie

 Die Luft ist dicht und flirrend und sie schmeckt nach Sehnsucht und Jasmin.
Im Gedankenzimmer angekommen setzt du dich einfach vor mich hin.
Du siehst dich um bei mir; streifst deine läst‘gen Zweifel ab wie eine alte Haut.
Dein Lächeln glimmt wie deine Augen, weil der Mond durch’s Fenster meiner Seele schaut.
Du bist der liebste mir von meinen Träumen, von meinen sehnsuchtsvollen Illusionen.
Du siehst die Spuren rings und ahnst, dass hier auch dunklere Gestalten wohnen.
Du nimmst mein Schweigen in dich auf, hörst auf dein Herz in dieser Stille voll Magie.
Spür meine Hände und schließ einfach deine Augen , sein doch du selbst und mein. Verrat' ich nie!

Zeilen

kullern unfertig durch meinen Kopf;
schleifen Blaupausen schöner Gefühle
durch die sanft erhellten Räume der Erinnerung.
Was mach ich nun mit denen?
Was fang ich an?
Bring ich's zu Ende?
Sind angestaubt vielleicht,
zu schwere Kost,
fehlt die Bequemlichkeit beim Lesen und Begreifen?
Sind manche gar zum Staub aufwirbeln?
Sind sie zu groß für alltäglich kleines Fühlen
und machen Angst, man sich mit ihnen im Kopf blamiert?
So manche denke ich mit zugeschnürter Kehle,
dann bin ich manchmal stimmlos.
Mit hellen Tränen im Gesicht.
Auch die verschweig ich nicht.
Vor dir nicht.

küss mich

Ich spüre den Schauer
unter den schüchternen Händen
auf deinen Schultern.
Du schließt die Augen
Mein Lippen sind heiß und andächtig,
wenn sie deinen begegnen.
Ich darf es, soll es, werde erwartet.
Wenn das kein Grund ist!

 

Das macht, dass ich mein Blut
in meinen Ohren singen höre.
Frühling!
Die Lippen sind rot und ein Versprechen,
eine Ahnung, was noch geschehen kann
oder im Verborgenen gerade blüht.
Was wüsste ich jetzt lieber?

 

Und verschwimmt dein Blick,
geht in die Ferne,
wendet sich in dich,
will halten, binden, verharren und spüren.
Meine Gedanken spielen in deinem Leib Verstecken.

 

Willenlos?
Ich ahne, was du wirklich willst!
Auch weiß ich, was du wirklich musst.
Tief in dir bleibt dieses leise Erinnern,
hab ich recht?
Mein Vorstellung sinkt auf mich zurück.
Ich sehe es zu deutlich,
Duft, der berauscht,
ich nehme dich wahr!
Hügel, Leben spendend,
unterm Sturm.
Puls, ein sachtes Beben.
Du lächelst.

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Bildmaterialien: © chokniti - Fotolia.com
Tag der Veröffentlichung: 30.11.2014

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