Als ich es erfahre, ist mir für einen Moment, als würde der Boden unter mir wegrutschen. Ich greife instinktiv nach der Tischkante, kralle mich fest, dass die Fingerknöchel weiß werden. Das Schwanken dauert nur wenige Sekunden einer verdammten blassrosa Ewigkeit. Mein erster Gedanke ist: Wir sind im selben Alter!
Mein zweiter: Was macht sie jetzt?
Ich widerstehe dem hastigen Impuls, das Handy hervor zu holen – das andere, schmale mit der schwarzsilbernen Schale – um sie zu fragen, wie es ihr geht.
„Wie soll es ihr schon gehen, Idiot?“, äffe ich mich selbst halblaut nach, „ihr Mann hat einen verdammten Schlaganfall!“ Ich sehe mein Spiegelbild im abgeschalteten digitalen Bilderrahmen auf dem Schreibtisch. Ich hasse mich für diesen aschfahlen Gesichtsausdruck und diese verlogen betroffenen Augen.
„Immerhin ist er mein bester Freund!“, halte ich mir selbst etwas lauter und nachdrücklicher zu gute.
„Ach ja?“, echot es hämisch hinter diesem Satz her.
„Ja, verdammt!“ Ich lege das spiegelnde schlechte Gewissen aufs Gesicht, lehne mich einen Moment mit geschlossenen Augen zurück und atme tief ein und aus. Ich mache ein paar PMR-Übungen und spüre, wie ich langsam wieder herunter komme.
Ich angle mir das Telefon und wähle die Festnetznummer. Nach einer gefühlten Ewigkeit wird auf der anderen Seite abgenommen.
„Ja?“, frag eine tränenfeuchte Stimme nach kurzem Zögern.
„Anette, bist du das?“, frage ich mit dieser routinierten Besorgnis in der Stimme, die meine Unsicherheit verbirgt.
„Ja, wer ist denn da?“
Ich nenne meinen Namen und sage ihr, dass ich das eben erst gehört hätte mit ihrem Vater und dass alles bestimmt nicht so schlimm wäre. Es würde bestimmt alles wieder gut. Ich verdrehe am Hörer die Augen. Sie, eine Vierzehnjährige mit der nuschelnden Stimme einer Zahnspangenträgerin, weint wieder etwas lauter.
„Ist deine Mutter denn zu Hause?“, frage ich sehr beiläufig und weiß, dass die ganz sicher unter den besorgten und verzweifelten Menschen zu finden sein wird, die in diesem Moment die Flure der Klinik bevölkern. Das Bild ihres von Tränen verquollenen Gesichtes mit den vor Kummer und Zorn verwilderten dunklen Augen tritt vor mein geistiges Auge. Ein seltsames Gefühl kriecht in mir hoch.
Anette hat inzwischen aufgelegt.
Ich frage mich kurz, wer denn in diesem Moment bei dem Mädchen sei und eine selbstgerechte Entrüstung streift mein Denken: Man kann doch das Kind nicht allein lassen in so einer Situation!
Was du nicht sagst! Weil wir gerade dabei sind, was man alles nicht kann...
Das Telefon reißt mich aus meinem Zwiegespräch. Das Display zeigt mir seinen Namen, Festnetz. Es ist die ruhige und gefasst klingende Stimme ihrer Mutter. Sie entschuldigt sich dafür, dass Anette einfach aufgelegt hätte. Es sei einfach zu viel für sie im Augenblick.
„Sie wissen doch, welch besonderes Verhältnis die beiden hatten“, sagt die alte Dame. Ich sehe sie vor mir: klein, schmal und für ihr Alter erstaunlich fit. Schmale, aristokratisch gepflegte Hände, der schmale Goldreif am rechten Ringfinger ein understatment. Beunruhigend schöne klare, graugrüne Augen in einem kühnen Gesicht. Sie sieht ihrer Mutter so wunderbar ähnlich.
„Können Sie denn..., ich meine können die Ärzte denn..., kann ich irgend etwas tun?“, stammle ich in den Hörer. Eine Gänsehaut pflügt meine Wirbelsäule hinab.
Sie bedankt sich artig und eine Spur zu formell für die Frage. Nein, man könne noch gar nichts und die Ärzte wüssten auch noch nichts Genaues.
„Würden Sie mich bitte auf dem Laufenden halten? Sie wissen, wir waren..., wir sind eng befreundet.“
„Ja, ich weiß, wie eng Sie beide befreundet sind. Ich verspreche Ihnen, dass meine Tochter sich bei Ihnen meldet, soweit es die Situation ermöglicht. Vielen Dank für Ihren Anruf.“
Tut Tut Tut: Aufgelegt.
ich stehe neben dem Schreibtisch und lasse das Handgerät in die Ladeschale gleiten.
Sie ahnt etwas. Was heißt ahnen, sie weiß es!
Nun mach’ dich doch nicht verrückt!
Der Klingelton reißt mich aus meinen Gedanken und ich schrecke leicht zusammen. Dieser Ton ist meinem Festnetzanschluss vorbehalten.
„Du, irgendwas ist passiert“, sagt meine Frau mit Besorgnis in der Stimme, „Simone hat vorhin hier angerufen. Sie klang ganz außer sich. Weißt du, was da los ist?“
Ich habe einen Kloß im Hals und Schweiß läuft mir den Rücken herunter.
„Conrad hatte einen Schlaganfall. Er liegt in der Klinik. Es sieht wohl ziemlich ernst aus!“
„Du lieber Gott!“, höre ich von meiner Frau und sehe in Gedanken, wie sie die Linke vor den Mund legt, diese überaus gezierte Geste.
„Er ist doch mit dir in eine Klasse gegangen!“
‚Was kann ich dafür!?’, bin ich geneigt auszurufen. Als gäbe es einen kausalen Zusammenhang zwischen unserer gemeinsamen Schulzeit und seinem jetzigen Zustand.
„Schatz, du weißt schon, dass man einen Schlaganfall auch schon in jüngeren Jahren bekommen kann. Es ist etwas anderes als ein Infarkt.“
Etwas weigert sich in mir, diese beiden vertrackten Zwillinge des Ungemachs unmittelbar zusammen beim Namen zu nennen. Er ist in meinem Alter!
„Die arme Frau, sie klang sehr mitgenommen“, sagt die Stimme am anderen Ende der Leitung und, „wo du doch mit ihm befreundet bist.“ Ich nicke in Gedanken. Wie Recht du hast, mein Schatz!
„Ich habe schon überlegt, nachher kurz in der Klinik vorbei zu fahren. Vielleicht erfahre ich ja was. Es ist eine verdammte Tragödie. Die beiden haben dieses Jahr Silberhochzeit. Ich hoffe so sehr, dass er durch kommt...“ Mir versagt plötzlich die Stimme und ich spüre Tränen aufsteigen. Ich hole geräuschvoll Luft.
„Schatz, alles in Ordnung mit dir?“, kommt die besorgte Frage.
„Ja, ja. Mach dir keine Sorgen. Es ist nur ein ziemlicher Schock. Du weißt schon.“
„Ich liebe dich“, sagt der Hörer mit der Stimme meiner Frau.
„Ich dich auch.“
Tut Tut Tut: Aufgelegt. Bei mir zu Hause.
Als ich in der Klinik eintreffe, geht gerade die Sonne unter. Beim Empfang ist man sich nicht ganz sicher, ob man mich auf die Station lassen will oder darf. Eine korpulente Schwester mit einer Stilwarze über der rechten Augenbraue schickt mich hinauf in den zweiten Stock. Ein Wartebereich, Tische mit Zeitschriften bedeckt, Apothekenrundschau, Spiegel, Stern und Focus. Fehlt nur „Men’s Health“, denkt mein Sarkasmus. Eine Terrassentür steht einen Spalt offen und bauscht einen Vorhang. Ich trete hinaus auf die Dachterrasse. In großen Kübeln hocken zerzauste Palmen und grotesk gewachsene Yucca-Gewächse. Über den alten Bäumen des Parkgeländes ragt die Spitze der Kirche auf als Schattenriss vor einem brennenden Himmel, gleich einem Menetekel vor dem Widerschein der Hölle. Ich starre auf diese düstere Farbenpracht und kann mich nicht los reißen.
Aus den Augenwinkeln sehe ich eine kleine, schmale Gestalt, die sich aus den tiefer werdenden bläulichen Schatten löst und zu mir an das Geländer tritt. Ein kleine, langfingrige und überaus kühle Hand schiebt sich in meine und dann lehnt sich die Gestalt ganz sacht an mich.
„Der Himmel brennt“, sagst sie mit einer Stimme, die mehr denn je der ihrer Mutter gleicht. Vielleicht eine Spur brüchiger jetzt.
„Was, wenn er einstürzt?“ Sie schaut mich von der Seite an. Ich spüre es. Ich habe nicht den Mut, ihren Augen zu begegnen.
„Es ist schön, dass du gekommen bist.“ Das „trotzdem“ verhallt ungesagt. Ich höre die Resignation. Ich habe gelernt, das Ungesagte zu verstehen.
„Wie geht es ihm?“, frage ich nach einer gefühlten durchschwiegenen Ewigkeit. Sie richtet sich auf, schüttelt das volle lockige Haar und die andere Hand wischt Gespenster von ihrem Gesicht.
„Koma. Die Ärzte meinen, in diesem Stadium wäre noch alles möglich und ungewiss.“
„Warst du dabei... ich meine, hast du...“
„Wir haben uns gestritten. Es war grauenvoll.“ Ich drücke ihre Hand, aber sie zieht sie fort, verschränkt die Arme vor der Brust.
„Er hat das von uns gewusst.“
'Ich fasse schnell nach der Hartholzstange des Geländers vor mir. Meine Lungen fühlen sich Sekunden lang leer und abgenutzt an. Ich mache zwei vergebliche Versuche etwas zu sagen. Nur etwas. Nichts Intelligentes, bewahre.
„Wie konnte er das erfahren? Wir waren...“
„Vorsichtig? Waren wir das, ja?!“ Ihre Wut trifft mich fast noch heftiger als die Nachricht von unserer Entdeckung. Ich zucke unwillkürlich zurück.
„Ich mache mir solche Vorwürfe! Vielleicht wäre alles nicht passiert, wenn..., wenn...“ Ihr fehlen die Worte oder der Mut, sie zu sagen. Vermutlich beides.
„Wenn wir die Finger von einander gelassen hätten. Meintest du das?“, helfe ich ihr auf die Sprünge. Mir ist heiß dabei und ich habe absurderweise eine Heidenangst, sie zu verlieren, hier auf dieser Terrasse vor dem grandiosen Sonnenuntergang.
„Ja..., nein, ach was weiß ich denn! Als ich ihn da auf dem Fußboden hab liegen sehen und später mit den ganzen Apparaten auf der Intensiv, da konnte ich nur eins denken: du hast mit deiner Geilheit deinen Mann umgebracht!“
„Bitte, das darfst du nicht denken“, begehre ich halbherzig auf. Der Gedanke, Schuld an seinem möglichen Tod zu sein, stieg wie eine schwarze Wand vor mir auf. Meine innere Höhenangst ließ meine Beine kribbeln.
„Ach, und warum nicht?“, fragt sie mit diesem humorlosen Lachen in der Stimme. Wir stehen uns gegenüber, sie schaut zu mir auf und das staubige Rot des Himmels spiegelt sich in ihren Augen. Sie ist atemberaubend schön in diesem Licht.
„Frau Meinhardt?“ Die Stimme einer Krankenschwester reißt uns aus der Situation. Beide zucken wir zusammen. Ich halte instinktiv ihre Hände. Sie sind noch immer eiskalt. Wir gehen zurück in den Warteraum.
„Der Professor möchte Sie sprechen. Würden Sie bitte mitkommen?“ Die Schwester weist auf die Tür zum Ausgang. Mich würdigt sie keines Blickes. Wir folgen ihr, sie dicht an meiner Seite und untergehakt. Ihr Schritt ist tatsächlich etwas unsicher. Wir erreichen die Tür zur Intensivstation.
„Ich muss Sie bitten, hier zu warten“, sagt die Schwester bestimmt und schaut kurz zu mir auf. Ich fühle ihren Blick auf mir wie auf einem hässlichen Insekt. Vermutlich, weil ich mich so fühle. Die Tür gleitet hinter dir zu und ich stehe davor und spüre mein Herz rasen. Mir ist, als hätte ich einen schlimmen Verlust erlitten und versuchte, die Einzelheiten zu verdrängen.
„Setzen Sie sich doch“, sagt eine Stimme in meinem Rücken. Eine junge Schwester, dunkles, straff nach hinten gebundenes Haar, das ein ovales Gesicht mit schön geschwungenem Mund und etwas schräg stehenden ausdrucksvollen Augen freigibt. Sie lächelt, aber ihre Augen erzählen von Stress und Müdigkeit. Wie in Trance registriere ich diese Details. Ich folge ihrem Rat und sie verschwindet durch die leise zugleitende Tür mit dem Milchglas und der Aufschrift „Intensiv II Zutritt nur für autorisierte Personen“.
Ich bin nicht autorisiert, aber auch so etwas von nicht autorisiert!
Ich kehre zurück auf die Dachterrasse. Der Himmelsbrand ist verloschen. Die Hölle hat dem Abend eines ganz normalen, vergesslichen Tages Platz gemacht. Mein Handy summt in meiner Jackentasche. Das Display sagt: zu Hause.
‚Was wir so zu Hause nennen!’, klugscheißt mein Ego Unverwüstlich in mir.
„Ja Schatz. Ja, ich bin noch in der Klinik...“
„Ja, sie spricht gerade mit dem Arzt...“
„Nein, kann ich noch nicht sagen...“
„Ja, natürlich. Mache ich...“
„Ich dich auch.“ Tut Tut Tut: Aufgelegt.
„Deine Frau?“, fragt sie hinter mir. Die Stimme hat etwas vom Knarren abgestorbener Äste im Wald, mitten im Wald. Ihr Gesicht wirkt verwaschen, unscharf. Ich trete auf sie zu, bleibe zwei Schritte vor ihr stehen. Ich spüre meine Hände zittern. Ich fürchte mich vor der Nachricht, wie immer sie ausfallen mag. Am Ende wird immer stehen: Es ist aus und vorbei.
„Er kommt durch“, sagt sie müde mit hängenden Armen. Ich trete auf sie zu, aber sie hebt abwehrend die Arme. „Nicht! Nicht jetzt!“
„Aber das ist doch toll! Er wird nicht sterben!“, rufe ich aus.
„Beruhigt dich das, ja? Ist das genug für dein Gewissen, ja?“ Im Halblicht sehe ich den hasserfüllten, verzerrten Mund der Frau, wie sie mir das hinspuckt.
„Was ist, wenn er ein Pflegefall wird, gelähmt, unfähig zu sprechen, sich zu artikulieren?“, bricht es aus ihr heraus, „Ich kann das nicht! Ich kann mit der Vorstellung nicht leben, ihn für den Rest seines Daseins pflegen zu müssen, als Strafe dafür, dass ich mit dir ein bisschen Spaß haben durfte!“ Die Sätze sind keine Ohrfeigen, sie klatschen scharf in meine Seele wie Peitschenhiebe.
„Und du?“, fallen mir die Sätze aus dem Mund, “was ist mit deinem Gewissen? Warum greifst du mich an. Niemand hat dich mit vorgehaltener Waffe in mein Bett getrieben!“
„War nicht dein Bett. War mein Bett, als Conrad in New York war“, fällt sie mir dumpf ins Wort. In einem Fernsehfilm würden die beiden Protagonisten jetzt anfangen zu lachen und sich in die Arme nehmen. Ich habe gerade mein Lachen samt meinem gerechten Zorn verschluckt. Ich habe die Arme gehoben, stehe wie erstarrt und lasse sie wieder sinken.
„Tut mir leid. Du solltest jetzt zu deiner Frau fahren. Für dich ist hier nichts zu tun.“ Sie wendet sich ab und kehrt zurück in den milchig gelb beleuchteten Warteraum. Trauer und Hoffnung hängen unsichtbar und geruchsfrei in den Tapeten fest. Mich schaudert.
„Du machst es dir verdammt einfach, weißt du“, sage ich hinter ihr her. Sie dreht sich in der Tür um.
„Irrtum. Einfach war es, mit dir zu schlafen. Was jetzt kommt, ist alles, nur nicht einfach.“
Ich starre die Frau an wie eine Fremde. Was hat sie da gerade gesagt? Ich hebe ein wenig die Hand, der matte Versuch, sie zu verscheuchen. Aber da schwingt die Tür schon zurück.
Ich stehe am Fenster des Warteraums. Unter mir fließt der Abendverkehr umgerührt durch die Stadt. Mein Freund hatte vor ein paar Stunden einen Schlaganfall. Seine Frau hat sich von mir getrennt. Ich bin ein selbstsüchtiger Kerl ohne Rückgrat und Manieren. Eigentlich ist alles, wie immer, denke ich. Aber der Abend ist noch nicht vorbei. Im Gegenteil, er hat gerade erst begonnen. Ich fahre durch die Stadt zurück nach Hause. Ich möchte mir vorstellen, ich führe geradewegs zurück in mein gewohntes Leben. Aber dem ist nicht so. Solche Geschichten denkst du dir nicht aus, solche Geschichten passieren dir.
Wir sitzen beim Abendessen und schweigen. Ich weiß nicht, ob das Essen gut ist, ich bin wie betäubt. Für gewöhnlich ist es gut. Sie kann gut kochen, die Frau, die ich vor achtzehn Jahren geheiratet habe. Anderes kann sie weniger gut. Mich überraschen zum Beispiel. Dachte ich. Bis jetzt.
„Wie hat sie es aufgenommen? Ich meine, dass er nicht sterben wird?“, fragt sie über den Tisch und die Gläser hinweg. Ich sehe sie an, scharf an dem Strauß gelber Rosen vorbei, den ich ihr am Freitag mitgebracht habe. Wie jeden Freitag.
„Sie hat Angst davor, dass er ein Pflegefall wird. Kann man doch verstehen, oder?“
„Ja. Ist auch blöd mit der Zeit.“ Der Satz klatscht wie eine trübe Masse auf die Tischplatte.
„Wie meinst du denn das?“, frage ich mit erhobenen Augenbrauen.
„Dann hat sie doch viel weniger Zeit für euch, oder nicht?“ Die Temperatur im Raum sinkt schlagartig bis zum Taupunkt. Ich sehe meiner Frau in die Augen und bemerke im selben Moment, dass ich sie seit geraumer Zeit nicht mehr so bewusst wahr genommen habe. Ihre Augen haben den Glanz von getriebenem Silber. Ein böser Triumph lauert in dem fast nicht sichtbaren Lächeln, das kleine Fältchen in den Mundwinkeln sichtbar macht.
„Wie lange weißt du es schon?“ Es hat keinen Zweck zu leugnen.
Heute ist nicht mein Tag. Die Untertreibung des Jahrhunderts.
„Vermutlich schon länger als du selbst. Ich hab es in ihren Augen gesehen an dem Abend, als wir zum Essen eingeladen waren. Ihr habt den Amerika-Deal gefeiert.“
„Das ist drei Jahre her!“, versuche ich aufzubegehren.
Aber natürlich hat sie Recht. Conrads Reise nach New York war nur die Gelegenheit gewesen, die uns bis dahin gefehlt hatte.
„Es ist aus. Sie gibt mir an allem die Schuld“, sage ich nach einer Weile und sehe meine Frau an.
„Und jetzt willst du, dass ich dir vergebe?“, fragt sie mit einer Stimme, die nahe daran ist, amüsiert zu klingen.
Genießt sie diese Situation? Doch nicht meine Frau?
„Und, tust du es?“, frage ich. Plötzlich ist mir, als hinge mein Leben davon ab, was sie im nächsten Moment sagt.
„Tue ich was? Dir vergeben?“
Tag der Veröffentlichung: 25.11.2014
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
für Snowqueens