Vorwort
Ich widme dieses Buch meiner Tochter; Sabrina Lindner
Sabrina wurde am 14.09.2011, um 14:47 im 6-ten Schwangerschaftsmonat, in der 26 SSWoche, wegen eines festgestellten Herzstillstands, der 2 Tage zuvor eingetretten war, als Stillgeburt, geboren.
Als Stillgeburt werden jene Babys bezeichnet, die still sind... zu still für ein neugeborenes Leben.
Sabrina war bis zum Tag des plötzlichen Herzstillstands, ein lt. Ultraschall- ud Blutuntersuchungen, kerngesundes und gut gewachsenes Baby.
Dieses Erlebnis hat mich dazu veranlasst über mein Leben nachzudenken und ich hoffe auf diesem Weg mit meiner Trauer besser umgehen zu lernen.
Ich möchte auch auf diesem Weg dafür Sorgen, das mein Baby Sabrina, trotz der wenigen Zeit die wir hatten, nicht zu schnell Vergessen wird.
Auch wenn wir nur wenige gemeinsame Monate hatten, hatt Sabrina mein Leben und auch das meines Partners; Wolfgang, sehr stark beeinflusst - und wir sind trotz dem Schmerz über Ihren verlust, stolze Eltern von Sabrina.
Es gibt auch einige Erlebnisse, mit meiner Kleinen, an die ich mich gerne Erinnere und die ich auf diesem Weg teilen möchte.
Vor etwa 35 Jahren war meine Mutter, Silvia beim Arzt der Aufgrund ihrer Beschwerden die Fehldiagnose Gastritis feststellte.
Keine 9 Monate später wurde "ich", geboren! Am 01.08.1976 in einem Wiener Spital – der Tag an dem die Reichsbrücke einstürzte.
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Als ich zu Leben begann
Vor mehr als 6 Jahren erlebte ich einige Dinge, die meinem Leben eine neue, positive Wendung gaben!
Am Freitag den 16. September 2005, überredete meine Freundin mich mal wieder mit Ihr in eine Diskothek in Wien zu kommen. Der Abend verlief mal wieder, wie alle anderen zuvor. Für mich war es wieder so langweilig, dass ich meiner Freundin den ganzen Abend lang nachlief, um in den maßen nicht verloren zu gehen. So lange bis ich über Meter hinweg die schönsten und strahlensten blauen Augen sah, die mir je untergekommen sind.
Diese Augen gehörten zu einem Mann, den ich später noch, wenn auch kurz, kennenlernen sollte. Nämlich, als meine Freundin zu Ihrem Exfreund ging, und dieser Mann, mit den blauen Augen in der Nähe stand und mit meiner Freundin ein Gespräch anfing. Aus gesprächsfetzen heraus bekam ich sehr schnell mit, dass er bereits vergeben war und mein Mut sank. Den ich hatte einen festen Grundsatz an den ich mich immer gehalten hatte – mich niemals mit einem Mann einzulassen, der Vergeben ist!
Stunden später, wollte ich dann nach Hause, um meine Enttäuschung nicht länger verbergen zu müssen. Bei meiner Abschiedsrunde kam ich auch bei diesem blauäugigen Mann vorbei, der mich Fragte wann wir uns das nächste Mal wieder in der Disko treffen würden. Er stellte sich auch noch als Wolfgang vor. Ich erklärte ihm, dass ich spätestens nächste Woche wieder da sein werde. Seltsam beflügelt fuhr ich nach Hause.
Etwa eine Woche später fuhr ich, etwas aufgeregt wieder mit meiner Freundin in diese Diskothek, und hoffte Wolfgang wieder zu sehen. Ich wusste zwar, dass ich keine Chance hatte, denn er war ja bereits vergeben, was bedeutete, dass er eine Freundin hatte. Dennoch schaffte ich es nicht, mein Herz zur Vernunft zu bringen, das aufgeregt in meiner Brust schlug.
Ich sollte auch tatsächlich belohnt werden, den Wolfgang befand sich ebenfalls an diesem Abend in der Diskothek. Mein Herz raste als ich ihn sah. Wir begrüßten uns und fingen ein lockeres Gespräch an. Bis zu dem Moment als er meinte, das er Single wäre. Ich wurde plötzlich böse und erklärte ihm, dass ich in der letzten Woche nicht betrunken genug war, um zu vergessen, dass er eine Freundin hat und ich mit solchen Aussagen nicht rum zu bekommen sei.
Wolfgang sah mich irritiert an und verstand meinen plötzlichen Gefühlsausbruch nicht. Vorsichtig erklärte er mir, dass er in der vorigen Woche noch mit seiner Freundin zusammen war, sich aber Tage später von Ihr getrennt hat, da es schon seit einiger Zeit nicht funktionierte. Mir schlug plötzlich wieder das Herz bis zum Hals, den ich hatte kurz das Gefühl, an dieser Entscheidung maßgeblich beteiligt zu sein. Es wurde dann auch noch ein sehr schöner Abend mit Wolfgang, wir redeten viel, tanzen gemeinsam und nachdem er mich nach Hause gefahren hat, redeten wir bis in die Morgenstunden in seinem Auto, bis sich unsere Wege für einige Stunden trennten.
Von da an, traffen wir uns regelmäßig zum fortgehen, reden, tanzen. Wir entdeckten, dass wir viele Gemeinsamkeiten hatten und ich spürte, dass ich mich in seiner Gegenwart so wohl fühlte wie noch nie zuvor. Auch meine Katze, Paccolo, die vorher noch nie die Nähe eines anderen Menschen gesucht hat, konnte ihre Pfötchen nicht von ihm lassen und schlief sehr gerne in seiner Nähe oder auf seinem Schoss ein.
So vergingen Wochen und Monate, in denen wir uns immer näher kamen und ich mir kaum noch eine Zeit ohne Wolfgang vorstellen konnte. Das erste Mal in seinen Armen einschlafen, war fast zu schön und ich dachte vor dem Augenöffnen am nächsten Morgen noch, dass dieser Traum niemals enden sollte. Auch in meiner Arbeit, stellten einige Kollegen, u.a. auch meine Chefin fest, dass ich mich stark verändert hatte. Ich war den ganzen Tag gut gelaunt, lief mit einem Lächeln durch das Büro und sprühte geradezu vor Begeisterung. Mit jeder Minute die verging, wusste ich das ich einem weiteren treffen mit Wolfgang näher kam.
Am 12.12.2005 überraschte mich Wolfgang. Er erzählte mir von einer Freundin die ihn heute Abend besuchen wollte und fragte mich ob es mich stören würde. Er hätte dieser Freundin auch gesagt, dass ich, seine Freundin, dabei sein werde. Das war der Tag an dem wir zusammen kamen.
Wolfgang hatte Wochen vorher eine neue, eigene Wohnung gefunden und wir verbrachten viele gemeinsame Stunden bei Ihm, bis er mir eines Tages den Schlüssel anbot und mich fragte ob ich, mit meinen Katzen, bei Ihm einziehen möchte. Ich schwebte auf Wolke 7. Ich lernte auch sehr bald, an einem Wochenende, seine Familie kennen.
Wir fuhren zu seinen Eltern ins Haus, wo das kennenlernen stattfinden sollte. Selbstverständlich machte mich der Gedanke seine Eltern zu treffen sehr nervös. Ich wusste, dass sich damit unsere Beziehung noch mehr vertiefen würde und sie damit auch offiziell wurde. Ich wurde jedoch von seiner Familie so herzlich aufgenommen, dass die anfänglich scheu schnell verflog. Es war ein schöner Tag, mit seinen Eltern, Peter & Christl, seiner älteren Schwester Martina (kurz Mimi), Ihren Partner Michi, den gemeinsamen Kindern Celina und Vanessa und seiner jüngeren Schwester Monika (kurz Moni).
Gemeinsam - statt einsam
Von da an gab es keinen Tag mehr für mich, den ich ohne Wolfgang verbringen musste. Das Leben verlief wie in einem Traum, aus dem ich nicht mehr erwachen wollte. Oft wurde ich wach und hatte fast Angst mich in meiner trostlosen Vergangenheit wieder zu finden, in der jeder Tag wie der andere verlief. Ich wurde jedoch schnell überzeugt das alles bisher Erlebte wirklich passiert ist, als ich Wolfgang neben mir liegen sah. Es war einfach nur schön.
Natürlich verlief nicht alles wie im Traum. Wie jedes Paar hatten auch wir Probleme und Streit. Anfangs weil wir noch nicht aufeinander eingespielt waren, Dinge vom anderen falsch Interpretierten, oder Aufgrund meiner extremen Eifersucht (die ich leider in meiner vorherigen Beziehung kennen gelernt habe). Später kamen dann alltägliche Probleme zustande, weil einfach nicht immer alles so lief, wie man es sich vorgestellt hatte, oder die der Partner nicht wusste, weil man es sich lediglich dachte, ohne es auszusprechen.
Jedoch, dauerten diese Phasen nie lange, weil wir es immer schafften eine gemeinsame Lösung zu finden, bzw. Wolfgang ein derart ruhiger Typ ist, dass er sich von meiner oft aufbrausenden Art nicht aus dem Konzept hat bringen lassen. Wichtig jedoch war immer, über alles zu reden und zu versuchen für den weiteren, gemeinsamen Weg eine Lösung oder einen Kompromiss zu finden. Was ich sehr schätze an Wolfgang. Vor allem in der heutigen Zeit ist es so wichtig, denn die meisten Paare trennen sich schon nach kurzer Zeit wieder, weil keiner bereit ist, einen Kompromiss einzugehen, womit beide Leben könnten. Denn viele finden es einfach davon zu laufen und sich alleine durchs Leben zu schlagen, als einmal nachzugeben und gemeinsam eine schöne Zeit zu haben.
Träume
Auch Wolfgang und wir hatten einen gemeinsamen Traum, den wir über lange Zeit versuchten wahr werden zu lassen. Wir redeten eines Tages über die gemeinsame Zukunft und wie wir uns diese vorstellen könnten. Wir waren uns zwar nie wirklich sicher ob wir mal eigene Kinder haben möchten, aber wir waren uns einige das wir zumindest ein Eigenheim wollten, wo wir den gemeinsamen Lebensalltag in Ruhe und Harmonie erleben wollten. Was wir uns in einer Gemeindewohnung inmitten von Wien, beide nicht vorstellen konnten. Wir wussten nur nicht wie wir dieses Ziel erreichen konnten, den wir hatten beide nicht genug Geld zusammen getragen um uns einfach mal so etwas kaufen zu können. Das Fortgehen kostet ja doch auch einiges, vor allem wenn man es so über einen längeren Zeitraum betreibt wie wir beide vor unserem kennen lernen und sich vorerst gar nicht um die Zukunft schert.
Doch auch als wir uns entschlossen haben unserem Traum, erst mal mit Sparen näher zu kommen und nebenbei zu suchen, gestaltete sich das Ganze als sehr schwierig. Denn obwohl ich mittlerweile zwei Lehrberufe hatte, schaffte ich es einfach nicht, eine Arbeit zu finden, in der ich länger Fuß fassen konnte. Was mir derart zu schaffen machte, dass unsere Beziehung mehrmals auf der Kippe stand. Da auch ich es, als „moderne“ Frau nicht abhaben konnte, mich von meinem Partner aushalten zu lassen. Zumal wir ja auch jeder noch seine eigene Wohnung hatten, die erheblich Geld verschlang. Dennoch hatten wir beide ein wenig Angst die eigene Wohnung aufzugeben, da wir nicht wussten ob wir uns nicht doch eines Tages wieder trennen würden. Wonach es zu diesem Zeitpunkt öfter mal aussah.
Da ich doch sehr zwischendurch oft auf Arbeitssuche war und ich viel Zeit zu Hause vor dem Computer verbrachte, hatte ich auch Zeit nach einem Haus auf Miete oder etwas günstigem zum Kaufen zu suchen. Nach etwa 3 Jahren gelegenheitssuche, fand ich auch tatsächlich etwas, am Bisamberg zur Miete. Als Wolfgang und ich uns das Haus angesehen hatten, konnten wir es kaum fassen. Es war zwar erst mal sehr viel zu tun, vor allem zu restaurieren, vor dem Einzug. Aber wir kamen so unserem Ziel, sehr viel näher. Vor allem, zeigten uns die Vermieter alles von dem Haus und boten uns an, dass wir alles benutzen könnten, für eine Miete von ¤ 700.-. Was uns zwar kurzfristig als sehr teuer erschien, aber für das was uns dafür geboten wurde, als erstrebenswert vorkam.
Der Einzug
Im Februar 2010 unterschrieben wir in Vorfreude den Mietvertrag, erst mal für 3 Jahre. Wir machten uns daran, in dem Zweifamilienhaus, das untere Stockwerk zu sanieren um es möglichst bald beziehen zu können. Leider gestalteten sich die Arbeiten doch als sehr schwierig, denn das Haus war fast 40 Jahre alt und es wurde etwa genauso lange nichts getan, bzw. im Pfusch gebaut. Was für uns die Sache doch wesentlich erschwerte. Den wir mussten die Elektrik erneuern, die Wände verputzen und streichen und Kabeln mussten in Unterputz verlegt werden. Die ganze Prozedur dauerte dann etwa 6 Wochen und kostete einiges mehr an Geld als geplant, bevor wir mit dem Einzug in unser neues Leben beginnen konnten.
Die Vermieter waren Anfangs auch sehr nett, und luden uns auch öfter mal zu Tee/Kaffee ein oder am Abend zu einem Glas Wein. Wir unterhielten uns über die Fortschritte und wie es wohl werden würde wenn wir erst mal hier wohnen. Sie versprachen uns, die Möglichkeit zu bekommen, auch im Keller die Räumlichkeiten nutzen zu können u.a. auch die Sauna und die Infrarotkabine. Über das Pool im Garten mussten wir noch nachdenken, des es war Jahre nicht in Betrieb und es würde uns einiges an Geld kosten, dieses wieder in Betrieb zu nehmen. Alles in allem waren es schöne Aussichten.
Ich stellte jedoch nach einigen Wochen fest, dass ich mich mehr wie eine Bedienstete der Vermieter fühlte, den sie verlangten doch recht viel von uns, obwohl wir ja die Mieter waren. Als ich jedoch mit Wolfgang darüber reden wollte, meinte er nur das ich nicht so schwarzmalen sollte und das bisschen was wir für die beiden miterledigen wäre nicht so schlimm. Es sind schließlich ältere Leute, die kaum noch etwas selbst machen könnten, was man allein am verharmlosten Garten und dem Zustand des Hauses sehen konnte und da kann man schon mal etwas mithelfen. Vorerst hielt ich zu diesem Thema den Mund und fügte mich um des Friedens willen.
Es störte mich jedoch nach einiger Zeit mehr und mehr, was wir alles tun mussten, obwohl wir die Mieter und nicht die Vermieter sind. Wir mussten für das Wohnen zahlen und auch noch alles für die Vermieter tun. Mist wegführen, Einkäufe erledigen, Reparaturen an der Außenbeleuchtung, Instandsetzen der kaputten Heizung im Keller, usw. Und das alles obwohl wir nicht einmal die Dinge nutzen durften in dem Ausmaß wie es uns versprochen wurde, bevor wir eingezogen sind.
Die Wende
Da ich im Herbst 2010 mal wieder auf Arbeitsuche war und es mich einfach nur noch nervte, versuchte ich etwas Neues für mich zu finden. Ich überlegte ob ich Beruflich eine neue Richtung einschlagen wollte. Den mit meinen zwei Lehrberufen, kam ich einfach nicht an das gewünschte Ziel. Zwischendurch hatte ich auch schon mal die Chance für einige Monate in einem Kindergarten zu arbeiten, was mir überraschend viel Spaß bereitet hat. Mir war selbst nicht bewusst, dass ich doch recht gerne mit Kindern zu tun habe, weil Kinder einfach erfrischend ehrlich sind.
So sprach ich dann eines Tages mit Wolfgang darüber ob es nicht an der Zeit wäre, vielleicht doch einmal an eine eigene Familie zu denken. Ich wusste ja bereits, dass er Kinder auch gerne mochte und wie viel Spaß er mit unserem Taufkind Kevin beim Spielen hat. Vor allem aber wusste ich, dass Wolfgang ein guter Vater sein würde, denn ich hab ihn oft im Umgang mit Kindern gesehen und da er ein Liebevoller und Führsorglicher Mensch ist, war ich überzeugt davon. Das einzige Problem war ich selbst. Mit meiner aufbrausenden Art, hatte ich sorge, ob ich mich zu einer guten Mutter entwickeln würde.
Wir redeten lange darüber. Über unsere aufkommenden Ängste und Befürchtungen, über mögliche auftretende Probleme, wegen der Umstände noch kein Eigenheim zu haben. Wir rechneten die Kosten durch, was wir schon angespart hatten. Überlegten welche Schritte zu setzen wäre um an unser gewünschtes Ziel zu kommen. Bis zum Termin beim Arzt, der mich Untersuchen sollte, da ich ja mit 34 Jahren doch auch befürchtete Körperlich nicht ganz gesund zu sein.
Die Zeit verging, der Besuch beim Arzt war erledigt und wir warteten nur auf Weihnachten. In der Arbeit von Wolfgang war es auch etwas ruhiger geworden. Bis ich wenige Tage vor Weihnachten um etwa 08:00 morgens einen Anruf von meinem FA bekam, der mich völlig aus der Bahn warf. Er wollte, dass ich sofort zu einer Untersuchung in ein Spital in Wien fahre, da mein letzter Krebsabstrich den Wert von Pab III hatte und ich dringend operiert werden muss.
Erst mal wusste ich gar nicht was ich denken oder fühlen sollte. Also rief ich Wolfgang an und erzählte ihm von dem Anruf meines Arztes. Er beruhigte mich vorerst und meinte, dass es schon nichts schlimmes sein würde, es würde sich womöglich um eine Routine Operation handeln. Wirklich beruhigend fand ich das nicht, denn bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch keine Operation, abgesehen von kleinen Eingriffen beim Zahnarzt. Also beschäftigte ich mich mit möglichst vielen Dingen bis Wolfgang nach der Arbeit nach Hause kam und wir reden konnten.
...fortsetzung folgt!
Tag der Veröffentlichung: 25.05.2011
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