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Kapitel 1

Das was ich erlebte, trug sich in einem kleinen Ort im Kaiserstuhl zu. Ich schreibe all das auf, um die Erlebnisse zu verarbeiten. Aber auch, damit andere Menschen erfahren, was für Zustände und Machenschaften in Deutschland herrschen. Behörden, die weg sehen, wenn Straftaten begangen werden. Polizisten, die nichts machen. Ein Strafanwalt, der keine Lust hat. Das Leben zwischen kranken Menschen, Straftätern.

 

Manchmal, wenn ich Leuten davon erzähle, werde ich groß angesehen. Ich höre, dass es sowas doch nicht geben kann. Ich treffe auf ungläubige Gesichter. Bis ich dann Bilder und Videos zeige, die ich in den ganzen Jahren gemacht hatte. Es ist alles wahr, was ich erzähle. Leider.

 

Ich stelle kurz einige Personen näher vor, mit denen ich es jeden Tag aufs neue aushalten musste:

 

Thorsten G. Über 45 Einträgen in der Strafakte. Mehrere Haft- und Bewährungsstrafen. Alkoholabhängig. Marihuana süchtig. Ohne Arbeit.

 

Walter B. Schizophrän, war auch schon deswegen in einer geschlossenen Anstalt. Trockener Alkoholiger und großer Anhänger verschiedener Verschwörungstheorien. Auch großer Anhänger irgendwelcher Wundermedizin. Ohne Arbeit.

 

Sabine und Klaus K. Ehepaar. Er krank, leidet an Verfolgungswahn, Alkoholiker. Sie ebenfalls Alkoholikerin. Beide ohne Arbeit.

 

Dazwischen tauchten noch einige andere Menschen auf, die kurze Zeit in der Obdachlosenunterkunft lebten. Im Vergleich zu den eben genannten Personen, waren die jedoch noch die harmlosere Sorte.

 

 

Zu meiner eigenen Person:

 

2011 bekam ich mein drittes Kind, trennte mich kurz danach aber von meinem damaligen Mann. Zudem war ich auch an Krebs erkrankt. Wir lebten in einer kleinen 3-Raum-Wohnung. Schon lange suchte ich nach etwas größerem, auch ein Umzug nach Bayern war mit meinem damaligen Mann geplant gewesen. Da ich nun aber mit meinen Kindern alleine und zudem krank war, legte ich die Wohnungssuche auf Eis. In dieser Zeit lernte ich meinen späteren Mann kennen, der mir viel half. Immer wenn er konnte, kam er einige Tage zu mir. Er wohnte einige Kilometer weit weg und wir planten, dass er zu mir und meinen Kindern ziehen sollte. Bevor dies aber geschah, beschloss das Jugendamt, dass man meine Kinder in eine Pflegefamilie geben sollte. Ich hatte eine Hilfe beantragt, da ich durch die Chemo oft nicht richtig für meine Kinder sorgen konnte. Diese Hilfe wurde mir nicht bewilligt. Dazu kam, dass man mir unterstellte, ich hätte meine Kinder sexuell missbraucht. Später wurden meine Kinder untersucht und befragt. Es stellte sich raus, dass es nie zu irgendwelchen Übergriffen gekommen war. Nun waren meine Kinder weg und mein Freund zog bei mir ein.

 

Wir waren beide dabei, die Wohnung her zu richten und dafür zu sorgen, dass meine Kinder wieder zu mir kamen, als mein Vermieter mich aus der Wohnung klagte. Er wollte die Wohnung für seine Tochter haben, die mit ihrem Verlobten bei ihm wohnte. Ich fiel aus allen Wolken, als ich eines Tages einen Brief erhielt, in dem stand, dass ich zu einem bestimmten Datum ausziehen müsse. Es war mir zwar bekannt, dass mein Vermieter die Wohnung für die Tochter haben wollte. Aber von einer Räumungsklage wusste ich nichts. Dazu hatte ich nie Post erhalten. Heute weiß ich, dass diese Post immer abgefangen worden war, oder aus meinem Briefkasten holte. Leider konnte man gut die Post aus meinem Kasten holen, ohne ihn zu öffnen. Es waren wohl mehrere Schreiben vom Gericht gekommen. Hätte ich mich dort melden können und da erzählt, dass ich meine 3 Kinder wieder zurück bekomme und mir eine größere Wohnung suche, wäre die Klage nicht so einfach durch gekommen. So war ich aber alleine und man konnte mich gut raus klagen. Grade in der Zeit, in der ich meine Kinder hätte zurück bekommen sollen.

 

Es war das Jahr 2012, als ich das Schreiben vom Gerichtsvollzieher in der Hand hielt. Man teilte mir mit, dass 14 Tage später ein LKW kommen würde, um meine Sachen aus der Wohnung zu räumen. Sollte ich bis da keine Wohnung haben, müsste ich mich an die Gemeinde wenden. Was ich auch tat. Beim Rathaus wurde ich beim zuständigen Herrn S. vorstellig. Dieser teilte mir mit, dass keine Unterkunft mehr frei war und man mich daher in die Wohnung zurück verweisen würde. Doch schon eine Woche später erreichte mich ein neues Schreiben. Darin teilte man mir mit, dass mein Freund und ich uns erneut beim Rathaus melden sollten, da ein Platz in der Obdachlosenunterkunft frei geworden war. Also gingen wir zum Rathaus. Allerdings war Herr S. nicht da, so brachte uns die Sekretärin rüber in die Unterkunft. Es war ein altes Haus. Schon an der Eingangstür kam uns ein übler Geruch entgegen. Es stank nach Urin und Fäkalien. Der Boden war mit mehreren Flecken übersäht. Direkt vor uns befand sich eine Bretterwand. Diese Wand sollte den unteren Bereich vom restlichen Haus abtrennen. Unten wohnte nämlich eine polnische Familie mit mehreren Kindern. Nur ein Zimmer war geblieben, welches Walter bewohnte.

 

Über eine knarzente Holztreppe gelangten wir in den oberen Teil vom Haus. Gleich links befand sich eine Waschküche. Dort stand eine Waschmaschine und jede Menge Müll, sowie ein Kühlschrank, eine Mikrowelle und eine Kochplatte. Diese Dinge gehörten bis auf die Waschmaschine alle Thorsten. Mein Blick ging zu den Fenstern, Bis auf eines waren alle kaputt und mit Karton überklebt. Neben der Waschküche, befand sich das Bad. Es war ein einziger Dreck. Waschbecken, Klo und Wanne waren schon lange nicht mehr gereinigt worden. Mir kamen die Tränen. Gegenüber der Waschküche war eine verschlossene Tür. Es war Thorsten sein Zimmer, der an dem Tag außer Haus war. Und genau nebenan, sollten wir einziehen. Leider konnten wir das Zimmer an dem Tag nicht sehen, da die Sekretärin keinen Schlüssel hatte. Gegenüber von unserem Zimmer war die Küche. Wir fanden ein Spülbecken mit eingebautem Kühlschrank und 2 Herdplatten vor. Alles dreckig, verklebt und miefend. Ich fragte, ob ich denn meine Küche mitbringen könnte. Platz genug wäre in dem Raum gewesen. Nein, konnte ich nicht. Es war nur erlaubt, einige Möbel mit ins Haus zu bringen, die in unser Zimmer kommen sollten. Mein Freund und ich gingen nach der Besichtigung wieder, ich war nur noch am Heulen. Wir verstanden nicht, wie man Menschen in so einem Haus unterbringen konnte.

 

Am gleichen Tag fingen wir an, einige Sachen zu packen und im Auto zu verstauen. Wir wussten nicht, was wir mitnehmen sollten und was nicht. Es war schwer, so viele Möbel zurück zu lassen. Doch wir konnten nicht alles mitnehmen, das war uns klar. Vor allem tat es mir sehr weh, dass ich zum Teil noch fast neue Möbel weg werfen sollte. Bis spät in die Nacht sortierten wir aus, räumten um und überlegten. Früh am anderen Morgen, stand der Gerichtsvollzieher mit einem Unternehmen vor der Tür. Zuerst wurden alle Sachen, die wir mitnehmen wollten, in einen LKW geladen. Immer wieder bekamen wir gesagt, dass nicht so viel Platz da wäre und wir uns von einem bestimmten Teil trennen sollten. Und immer wieder schlich ich zu unserem Auto, um heimlich etwas rein zu räumen, damit wir es doch noch mitnehmen konnten. Irgendwann war alles eingepackt und wir fuhren gemeinsam zur Obdachlosenunterkunft, wo wir dann auch die Schlüssel bekamen. Als ich unser Zimmer sah, brach ich wieder in Tränen aus. Alles war dreckig, der Boden uneben und das Fenster kaputt. Hier sollten wir nun wohnen.

 

Unser Hab und Gut, wurde indessen im Hof abgeladen. Alles stand und lag durcheinander auf einem großen Haufen. Nachdem alles abgeladen war, fuhr der LKW wieder. Die Wohnung musste leer gemacht werden. Das, was noch dort war, wurde auf den Müll geworfen. Mein Freund und ich sahen uns den großen Berg an und wussten nicht, wo wir anfangen sollten. Viel Zeit blieb uns nicht. Er musste noch am gleichen Tag arbeiten und ich wusste nicht, wie ich die ganzen Sachen hoch in unser Zimmer bringen sollte. Aber es half alles nichts, wir packten es an, um so viel wie möglich zu schaffen. Grade als wir wieder mit einigen Sachen die Treppe hoch gekommen waren, bemerkten wir, dass die Zimmertür neben uns auf war und wir beobachtet wurden. Es war Thorsten, unser neuer Nachbar. Er fragte erstaunt, was wir hier machten, da er von nichts wusste. Wir erklärten ihm, dass wir nun hier wohnen würden. Irgendwann fragte mein Freund Thorsten, ob er mir nicht helfen könnte die restlichen Sachen hoch zu tragen, da er nun arbeiten musste. Dafür wollte Thorsten ein Sixpack und Tabak haben. Beides bekam er, mein Freund ging mit gemischten Gefühlen arbeiten. Thorsten und ich trugen die restliche Sachen weiter rein.

 

Alles stapelte sich im Zimmer, vor dem Zimmer und in der Küche. Ich wusste langsam nicht mehr, wohin mit all dem Zeug. Da meinte Thorsten, ich könnte auf dem Dachboden noch einiges unterstellen. Neben der Küchentür war die Tür zum Dachboden. Dort oben war auf einer Seite noch Platz und so trug ich viele Kartons und andere Dinge dort rauf. Nach einer Weile meinte Thorsten dann, wir hätten eine Pause verdient. Dazu lud er mich in sein Zimmer ein, wo ich auch eine Zigarette bekam. Thorsten erzählte mir dort stolz von seinen ganzen Straftaten. Diebstahl. Drogenhandel. Körperverletzungen. Anbau von Marihuana. Ich erfuhr von seinen ganzen Haftstrafen und auch, dass er aktuell Bewährung hatte. Anfangs glaubte ich ihm nicht alles. Es klang zu abenteuerlich. Als ich sah, dass sich der Himmel verdunkelte, machten wir weiter. Auch Walter kam dazu, der erst nach Hause gekommen war. Der zog mich irgendwann zur Seite und meinte, ich sollte vor Thorsten aufpassen. Ich erfuhr von Walter, dass die Erzählungen zum großen Teil der Wahrheit entsprachen und Thorsten ein bekannter Straftäter ist. Geschockt fragte ich mich, wo ich hier gelandet war.

 

Grade als der Regen einsetzte, trugen wir das letzte Teil ins Haus. Erneut wurde ich von Thorsten eingeladen, eine Zigarette zu rauchen. Inzwischen war er nicht mehr ganz nüchtern. Von dem Sixpack war noch eine Flasche übrig. Bei der Zigarette erfuhr ich, dass er in Marokko gelebt hatte und auch dort verheiratet gewesen war. In Marokko lebte noch sein Schwager und würde sich um den Hanfanbau und die Ernte kümmern. Vor seiner eigenen Verurteilung hatte Thorsten selbst das Marihuana nach Holland und Deutschland verkauft. Die aktuelle Bewährungsstrafe hatte er, weil er wieder einmal erwischt worden war. In bestimmte Gegenden durfte er schon gar nicht mehr einreisen, da ihn eine Haftstrafe erwarten würde. Ich hörte zu und war immer mehr geschockt. Thorsten erzählte und erzählte. Alles voller Stolz. Ich bekam berichtet, dass er einen Mordversuch nur knapp überlebt hatte. Dazu sah ich Narben, die von 7 Messerstichen kamen, die alle nur knapp die Organe verfehlt hatten. An der rechten Hand fehlte der Mittelfinger, der ihm bei dem Mordversuch abgeschnitten worden war. Mir lief es kalt den Rücken runter. Wieder fragte ich mich, wo ich da nur gelandet war.

 

Irgendwann ging ich dann in mein Zimmer. Es war früher Abend und ich baute noch einige Möbel auf. Auch ein paar Sachen räumte ich aus den Kartons und Säcken. Schon bald war ich so weit fertig, dass ich schlafen gehen konnte. Früh am anderen Tag machte ich da weiter, wo ich abends aufgehört hatte. Gegen Mittag war alles fertig und ich beschloss, erst mal alles durch zu wischen. Es war nämlich inzwischen noch dreckiger, als vor unserem Einzug. Also holte ich alles, was ich dazu brauchte und machte mich ans Werk. An manchen Stellen saß der Dreck jedoch so fest, dass ich regelrecht schrubben musste. Als ich da so auf allen vieren über den Boden kroch, kam Walter dazu. Er erzählte mir, dass es im Haus keine Kehrwoche gab. Außer ihm machte niemand sauber, was ich ihm aufs Wort glaubte. Vor allem, nachdem ich den vierten Eimer mit schwarzem Wasser weg schüttete. Aber man sah wenigstens, dass etwas getan worden war. Mit Walter besprach ich, dass man sich wöchentlich abwechseln sollte und ich dazu auch einen Kehrplan schreiben würde. Walter war sofort einverstanden. Nur Thorsten nicht. Er meinte, dass er dann putzen würde, wenn er es dreckig fand. Ich fragte mich, wann das wohl der Fall sein würde. Denn der Boden klebte an manchen Stellen noch immer und auch sonst war noch einiges voller Dreck. Ich rechnete aus, dass ich eine gute Wochen brauchen würde, um alles einigermaßen sauber zu bekommen.

 

Ich schrubbte und wischte weiter. Thorsten kam dann eine Idee, mit der ich nicht einverstanden war. Er meinte, dass ja nun eine Frau im Haus wohnte. Putzen war laut ihm Frauensache. Er aber wäre ja ein Mann. Also sollte ich in Zukunft immer alles sauber machen. Doch ich sah ihn nur an und erklärte bestimmt und sachlich, dass ich ab sofort alle 3 Wochen sauber machen würde. Nicht mehr und nicht weniger. Da ahnte ich schon, dass da noh was auf mich zu kommen würde. Stunde um Stunde verging. Eimer um Eimer mit schwarzem Wasser schüttete ich weg. Thorsten war inzwischen aus dem Haus gegangen. Am Abend packte ich dann ein. Mir reichte es, ich war erledigt und ich setzte mich erschöpft auf meine Couch. An Erholung war aber nicht zu denken. Denn Thorsten kam heim. Er war total betrunken und torkelte nur so die Treppen raus und in sein Zimmer. Dann ertöhnte laute Musik. Es war eine Mischung zwischen orientalischen Klängen und türkischen Basar, was ich zu hören bekam. Die Musik war nämlich laut. Sie wurde auch immer lauter. Und lauter. Bis ich in meinem Zimmer mein eigenes Wort nicht mehr verstand.

 

Also ging ich rüber zu Thorsten und fragte ihn, ob er die Musik vielleicht etwas leiser machen könne. Wie sich raus stellte, war das ein Fehler, denn Thorsten schrie gleich laut los. Es wäre sein Haus und er könnte so laut Musik hören, wie er wollte. Ich antwortete ihm, dass das Haus der Gemeinde gehörte und ich mich durch dielaute Musik gestört fühlte, er auch nicht das Recht hätte, diese so laut zu machen, wie er wollte. Er ignorierte meinen Einwand und erzählte mir noch, dass mein Freund und ich froh sein müssten, dass ER uns überhaupt im Haus wohnen lassen würde. Ohne IHN würden wir auf der Straße sitzen. Für mich wurde es ab dem Punkt doch etwas lächerlich und ich ließ Thorsten stehen. Zurück in meinem Zimmer, stellte ich fest, dass Thorsten die Musik etwas leiser stellte. Dafür hörte ich ihn telefonieren. Um wegen der Musik gehört zu werden, brüllte er so, dass ich jedes Wort verstehen konnte. Er erzählte, was ich mir für eine Frechheit raus genommen hätte, weil ich mich wegen der lauten Musik beschwerte. Wo wir doch ihm zu verdanken hätten, dass wir hier wohnen dürften. Und er wäre sogar extra wegen uns noch hin gegangen und hätte die Spüle mit den Herdplatten und dem Kühlschrank angeschafft. Mich erstaunte das alles. Denn Thorsten wusste bis zum Tag unseres Einzuges gar nichts davon, diese Spül-Koch-Kühlschrank-Kombi war schon bei meiner Besichtigung da gewesen und wäre da nichts gestanden, hätte ich darauf bestanden, meine eigene Küche mitbringen zu dürfen.

 

Mein Freund und ich lebten uns so gut wie möglich ein. Wenn ich nicht grade in der Waschküche am Wäsche machen, oder in der Küche am Essen zubereiten war, hielten wir uns in unserem Zimmer auf und hatten die Tür geschlossen. Thorsten wurde mir nämlich immer unheimlicher. Sobald er wach war, hatte er seine Zimmertür offen stehen, damit er genau sehen konnte, was im Haus vor ging. Sah er mich, bekam ich blöde Komentare entgegen gebrüllt. Noch immer hatte er nicht vergessen, dass ich mich wegen der Musik beschwert hatte. Mit Walter dagegen kamen wir sehr gut aus. Man lief sich ja öfter im Haus über den Weg und jedesmal redeten wir ein paar Worte miteinander.

 

Eines Tages saßen mein Freund und ich in unserem Zimmer und hörten Musik, als Thorsten auf einmal mitten im Raum stand und wissen wollte, was wir da hörten. Ich erklärte es ihm lang und breit. Ihm gefiel die Musik, wie er sagte. Um wieder etwas Ruhe ins Haus zu bringen, bot ich Thorsten an, ihm eine CD mit dieser Musik zusammen zu stellen. Er ging wieder und kurz darauf stand ich bei ihm vor der Tür und überreichte ihm die versprochene CD und verschwand wieder. Am selben Abend musste mein Mann wieder arbeiten. Im Haus war es wie immer etwas lauter, wo ich mich inzwischen dran gewöhnt hatte. Gegen 23 Uhr ging ich müde ins Bett und legte mich schlafen. Allerdings nicht lange, denn kurz darauf saß ich senkrecht. Laute Musik donnerte mir entgegen. Auf dem Tisch vibrierte ein Glas. Thorsten hörte in voller Lautstärke die von mir gemachte CD.

 

Da ich gerne schlafen wollte und das bei dem Lärm aber nicht konnte, stand ich auf und lief zu Thorsten vor. Schon im Flur war ein extrem süßlicher Geruch entgegen. Bei Thorsten war die Tür nur angelehnt und ich klopfte gegen den Rahmen. Doch wegen der Musik hörte er mich nicht. Also öffnete ich die Tür und fand Thorsten auf einem Stuhl mitten in seinem Zimmer sitzend vor. In der einen Hand hielt er eine Zigarette, die den süßlichen Geruch von sich gab, in der anderen Hand war die obligatorische Flasche Bier. Wie ich sehen konnte, war es nicht die erste Flasche, denn überall lagen und standen leere Flaschen rum. Erstaunt und aus kleinen Augen sah mich Thorsten an. Er machte die Musik etwas leiser und ich rief laut, dass er doch bitte nicht so laut sein sollte, da ich schon im Bett gewesen war. Erstaunt sah mich Thorsten an und lallte, ich könnte ihm nicht verbieten, Musik zu hören. Statt dessen müsse ich verstehen, dass ihm die CD so gut gefiel, dass er sie sofort anhören wollte. Innerlich verdrehte ich die Augen und sagte Thorsten, dass ich gar nicht verboten hatte, dass er Musik hörte. Sondern nur darum bat, dies etwas leiser zu tun, damit ich schlafe konnte. Dann ging ich zurück in mein Zimmer und legte mich ins Bett.

 

Kaum lag ich richtig, wummerten mir die Bässe erneut um die Ohren. Genervt stand ich also wieder auf, ging zu Thorsten und bat erneut darum, etwas leiser zu sein. Wieder ging ich ins Bett, die Musik wurde leise und ich schlief ein. Etwa eine halbe Stunde später wurde ich wach. Die Musik war wieder auf voller Lautstärke. Zusätzlich wurde an meine Zimmertür gehämmert. Erschrocken stand ich auf, schloss die Tür auf und stand einem torkelnden Thorsten gegenüber. Er lallte, dass er sich nochmal für die CD bedanken wollte und ich müsse wirklich verstehen, dass er sich die nun anhörte. Langsam wurde ich wütend und ich sagte Thorsten, dass er die CD leise anhören sollte, da ich schlafen wollte und er mich geweckt hatte. Es war fast Mitternacht und ich war fertig. Thorsten schwankte in sein Zimmer und ich schloss die Tür. Die Musik wurde nicht leiser, dafür wurde meine Wut größer. Also stand ich auf und ging erneut zu Thorsten vor. Um gegen die Musik anzukommen, brüllte ich, er solle nun endlich die Musik leiser machen. Ich wollte schlafen. Bevor ich mich versah, stand Thorsten mit einem Schlagstock vor mir. Er würde nicht einsehen die Musik leiser zu machen, meinte er. Ich war eine Frau und Frauen hätten gar nichts zu melden. Dann müsse ich mich auf seine Regeln einlassen, weil es mir sonst übel ergehen würde.

 

Thorsten kam mit dem Schlagstock immer näher. Ich drehte mich um und rannte in mein Zimmer, warf die Tür hinter mir zu und schloss ab. Doch Thorsten kam mir nach. Mit dem Stock hämmerte er gegen die Tür. Er trat auch dagegen und versuchte, diese auf zu bekommen. Immer fester schlug und trat er dagegen, rüttelte an der Türklinke und schrie rum. Mir wurde es immer mulmiger und da ich nicht wusste, zu was diese bekiffte und besoffene Person noch alles tun würde, rief ich bei der Polizei an. Man versprach, eine Streife zu schicken. Am Zimmerfenster sah ich raus und hoffte, dass diese bald da sein würde. An der Tür wurde noch immer gerüttelt. Meine Angst wurde immer größer und in meiner Verzweiflung rief ich laut, dass er mich endlich in Ruhe lassen sollte. Auch rief ich, dass die Polizei auf dem Weg war. Auf einmal hörte das rütteln und treten auf, dafür hörte ich Schritte auf dem Flur. Danach ein lautes Poltern und gleich drauf ein Stöhnen. Schnell ging ich an die Tür, öffnete vorsichtig und trat auf den Flur. Thorsten war nicht zu sehen. Ich lief zur Treppe, wo ich ihn unten liegen sah. Wie es aussah, war er die Treppen runter geflogen. Da ich einen Erste-Hilfe-Kurs gemacht hatte, eilte ich runter, um nach ihm zu sehen.

 

Thorsten jammerte, dass ihm alles weh tun würde und er auch nicht aufstehen könne. So lief ich hoch in mein Zimmer, um nochmal bei der Polizei anzurufen, um von dem Unfall zu berichten. Man sagte mir, dass die Streife bald da sein müsse und die dann entscheiden wollten, ob ein Krankenwagen gefordert werden sollte. Ich ging zurück zu Thorsten. Keine 5 Minuten später wardie Streife da. Ein Beamter befragte mich, der andere blieb bei Thorsten und wollte von ihm wissen, was los war. Auch fragte der Polizist, ob er einen Krankenwagen rufen sollte. Doch Thorsten meinte, den würde er nicht brauchen. Er wolle nur noch in sein Bett und am anderen Tag würde es ihm bestimmt besser gehen. Das hörte ich und atmete erleichtert auf. Denn würde Thorsten nun schlafen gehen, hätte ich die von mir gewünschte Ruhe. Es war inzwischen gegen halb 2 und ich wollte nur noch schlafen.

 

Da Thorsten den Polizisten hoch und heilig versprach, dass er sofort ins Bett gehen und Ruhe geben würde, begann ich einen großen Fehler, wie ich später bemerkte. Ich schlug nämlich vor, ihn hoch zu bringen. Vielmehr schleifte und stütze ich ihn. Aber irgendwann war Thorsten dann in seinem Zimmer, wo er sich gleich auf sein Bett setzte. Ich schloss seine Tür hinter mir und ging in mein eigenes Zimmer, wo ich mich ebenfalls zu Bett begab. Die Ruhe war himmlisch und ich döste recht schnell weg. Auf einmal rüttelte und hämmerte es wieder an der Tür. Thorsten brüllte rum, was mir einfallen würde, ihm die Polizei in sein Haus zu holen. Seit er 17 Jahre alt war, hätte er es regelmäßig mit der Polizei zu tun gehabt und da müsste ich diese nicht auch noch in sein Haus holen. Ich war fertig mit den Nerven und um etwas runter zu kommen, rief ich meinen Freund auf der Arbeit an. Wir telefonierten eine ganze Weile und so bekam er einiges von dem Spektakel mit. Thorsten tobte, drohte und machte die Musik erneut laut an. Mein Freund versprach, nach der Arbeit schnellstmöglich heim zu kommen. Es war allerdings kurz nach 3 und der Feierabend war erst um 6 Uhr. Also rief ich nochmal bei der Polizei an. Dabei rüttelte Thorsten so an der Tür und warf sich dagegen, dass ich dachte, er würde jeden Moment im Zimmer stehen. Jedoch bekam ich von der Polizei nur zu hören, dass ich sie nicht für blöd verkaufen sollte. Als die Streife nämlich da war, wäre ich einträchtig mit Thorsten die Treppe rauf gegangen und von lauter Musik war auch nichts zu hören gewesen. Ich sollte aufhören, ständig anzurufen. Die Polizei hätte besseres zu tun. Es wurde aufgelegt und meine Zimmertür krachte erneut laut.

 

So saß ich über 3 Stunden ängstlich im Zimmer. Bei jedem neuen rumpeln zuckte ich zusammen und hoffte, dass Thorsten zu schwach war, um die Tür aufzubrechen. Endlich sah ich, dass mein Freund auf den Parkplatz fuhr. Mein Freund rannte regelrecht auf das Haus zu. Ich hörte, wie die Haustür aufgeschlossen wurde und er die Treppen rauf stürmte. Erleichtert machte ich ihm die Zimmertür auf und brach vor Erschöpfung zusammen. Mein Freund fragte Thorsten, der mitten im Flur stand, was dieses Theater in der Nacht sollte. Der war sich allerdings keiner Schuld bewusst, er hätte nichts getan. Die Schuldige war laut Thorsten einzig und alleine ich. Da wir das ganze nicht einfach so auf sich beruhen lassen wollten, gingen mein Freund und ich später zum Rathaus, welches gegenüber war. Beim zuständigen Herrn S. erzählte ich, was vorgefallen war. Herr S. meinte nur, Thorsten wäre beim Rathaus bekannt. Ebenso wüsste man, dass er immer Ärger und Schwierigkeiten machen würde. Jedoch könnte man nichts dagegen tun. Herr S. wollte aber Thorsten sagen, dass er nicht mehr so laute Musik hören dürfte. Ich hätte genauso gut gegen eine Wand spucken können, denn es ist nie etwas passiert.

Kapitel 2

 Thorsten nahm es mir sehr übel, dass ich die Polizei gerufen hatte. Von dem Tag an nannte er mich nur noch ein krankes, intrigantes Weib. Ich hatte Angst und schlich nur noch durch das Haus. Die Musik war von nun an regelmäßig laut. Immer dann, wenn mein Mann arbeiten ging, was immer nach 21 Uhr der Fall war, nahm er seine kaputte Gitarre und klimperte drauf zur Musik. Er konnte gar keine Gitarre spielen, bildete es sich aber ein. So bekam ich jeden Abend zur lauten Musik auch noch das Geklimpere zu hören. Es war uns bewusste, dass er uns nur provozieren wollte. Denn immer dann, wenn wir an seinem Zimmer vorbei liefen, rief er uns üble Beleidigungen entgegen.

 

Nach einigen Tagen reichte es Thorsten nicht mehr, uns einfach nur zu beleidigen, wenn wir bei ihm vorbei kamen. Er lief uns auf Schritt und Tritt im Haus nach. Manchmal stellte er sich auch vor unsere geschlossene Zimmertür und beleidigte uns dort lautstark. Sagten wir ihm, dass er weg gehen sollte, meinte Thorsten nur, in SEINEM Haus dürfte er hin stehen, wo er wollte. An einem Tag wollte ich nun aber in die Küche, um das Essen zu machen. Thorsten stand direkt hinter der Tür, als ich diese öffnete und bewegte sich kein Stück weg. Mehrmals sagte ich ihm, dass ich durch wolle und er weg gehen sollte. Nichts geschah, es bekümmerte ihn nicht und es kam mir so vor, als würde ihn das ganze noch gefallen. Erst als ich entnervt sagte, dass ich ihn zur Seite stoßen würde, machte er Platz. Dafür folgte er mir wie ein zweiter Schatten, als ich in die Küche ging. Dort bekam ich eine ganze Reihe an Beleidigungen und Drohungen zu hören. Ich roch an seiner üblen Fahne, dass er nicht nüchtern war. Das war er ja nie. Seinen Tagesablauf kannten wir zur Genüge. Schon nach dem Aufstehen wurde ein Bier getrunken, als Frühstück. Bis zum Mittag war der erste Six Pack leer. Bis zum Abend dann der zweite. Dazwischen gab es noch 2-3 Flaschen Wein. Zu Essen gab es selten mal was. Nüchtern kannten wir Thorsten also gar nicht.

 

So stand er also schwankend in der Küche und ich versuchte ihn zu ignorieren und konzentrierte mich mehr auf die Zubereitung von meinem Essen. Dies wurde allerdings immer schwerer, das Thorsten mir näher kam. Irgendwann stand er dann direkt hinter mir und ich konnte seinen Atem im Nacken spüren. Da ich mich dabei sehr unwohl fühlte, sagte ich ihm deutlich, dass er weg gehen sollte. Er bewegte sich keinen Millimeter. Dafür legte er mit seiner alten Leier los. Wir hätten es nur ihm zu verdanken, dass wir ins Haus einziehen durften. Er hätte uns alles eingerichtet. Er hat alles ran geschafft. Ich konnte nicht mehr und lachte laut los. Dann wollte ich von Thorsten wissen, ob er neuerdings der Bürgermeister im Dorf war, denn dieser hatte uns in das Haus eingewiesen. Thorsten nannte mich ein blödes, intrigantes Weib und ging aus der Küche raus. Erst dachte ich, dass ich nun meine Ruhe hätte. Falsch gedacht. Er kam wieder mit deinem Schlagstock, doch ich beachtete ihn gar nicht, sondern achtete auf meine Töpfe. Bis Thorsten erneut direkt hinter mir stand. Wieder sagte ich ihm, dass er weg gehen sollte. Schon brüllte Thorsten los. Ich hätte ihm nicht zu sagen, wo er in SEINEM Haus zu stehen hätte. Und da ich eine Frau war, hätte ich schon gar nichts das Recht, den Mund auf zu machen.

 

Noch immer stand er dabei direkt hinter mir. Ich ging einen Schritt zurück. Damit hatte Thorsten nicht gerechnet und da er sowieso sehr wacklig auf den Beinen war, fiel er polternd um. Erstaund sah ich ihn an und beobachtete, wie er trotz Alkohol sehr schnell aufstand, zur Küchentür ging und laut brüllte, ich hätte ihn tätlich angegriffen. Da ich aus der Küche gehen wollte, sagte ich ihm, dass er zur Seite gehen wollte. Er stand nämlich mitten im Weg, in der einen Hand den Schlagstock haltend, mit der anderen hielt er sich am Türrahmen fest. Thorsten erklärte mir wieder, er dürfte hin stehen, wo er wollte. Schon richtig genervt erklärte ich ihm, dass er sich mir nicht in den Weg stellen dürfte und schon gar nicht verhindern, dass ich aus einem Raum raus kam. Ihn interessierte es nicht. Also sagte ich nochmal klar und deutlich, dass er zur Seite gehen sollte, weil ich aus der Küche raus wollte. Würde er nicht umgehend zur Seite gehen, müsste ich eben nach helfen. Auf einmal packte mich Thorsten an meinem Handgelenk und schob mich so ruckartig vor sich her, dass ich umknickte. Mein Fußgelenk schmerzte, genauso mein Handgelenk.

 

Nun reichte es mir und laut schrie ich, dass Thorsten mich los lassen sollte. Der quetschte aber meineHand zusammen und schob mich weiter vor sich her. Ichw ar vor Jahren mal in einem Selbstverteidigungskurs und mir fiel ein Griff ein, mit dem man sich in solchen Situationen befreien kann. Diesen wand ich an und kam frei. Im gleichen Moment tauchte mein Freund hinter Thorsten auf, was dieser auch bemerkte. Er legte gleich los zu behaupten, dass ich ihn einfach angegriffen hätte. Ich wäre krank und gehöre in eine Psychiatrie. Und ich wäre ja nur in das Haus gezogen, um ihm das Leben zur Hölle zu machen. Laut motzend torkelte er in sein Zimmer. Während mein Freund und ich aßen, hörten wir, wie Thorsten telefonierte. Er berichtete, was ich böses Weib mir erlaubt hatte.

 

Später musste ich in die Waschküche, die ja gegenüber von Thorstens Raum war. Mir graute bei dem Gedanken, stellte aber fest, dass seine Tür zu war. So ging ich los, um meine Wäsche aufzuhängen, die kurz zuvor fertig geworden war. Plötzlich stand Thorsten dann aber doch da und teilte mir mit, dass die Waschküche sein Zimmer wäre und ich ohne seine Erlaubnis nicht mehr rein dürfte. In Zukunft sollte ich meine Wäsche waschen, wo ich wollte. Nur eben nicht mehr in der Waschküche. Ich lachte ihn nur aus. Am anderen morgen hatte ich wieder eine Maschine laufen lassen und wollte diese aufhängen. Allerdings stand ich vor verschlossener Tür. Ich wusste, dass nur Thorsten die Tür verschlossen haben konnte. Wie gerufen stand er auch gleich da. Wütend sagte ich ihm, dass er die Tür aufschließen sollte. Er lachte aber nur, ging die Treppe runter und verschwand. Die Tür war sehr alt und gemeinsam mit meinen Freund war sie auch schnell aus dem Rahmen getreten. So konnte ich die trockene Wäsche vom Vortag abhängen und die nasse Wäsche aufhängen.

 

Einige Stunden später kam Thorsten heim und sein Blick war herrlich, als er die offene Waschküchentür sah. Natürlich nannte er mich ein dreistes, intrigantes Weib, welches glaubte, sich alles erlauben zu dürfen. Das würde er mir aber heim zahlen. Nicht heute, nicht morgen und auch nicht übermorgen. Irgendwann mal, wenn ich nicht mehr dran dachte. Er erzählte von Leuten, die bei einem Autounfall umgekommen waren. Von Leuten, die beim Angeln ertranken. Von Messerstechereien mit tödlichem Ende. Und nie hätte man ihm etwas nachweisen können. Ich kannte diese Geschichten schon in- und auswendig, daher beachtete ich ihn gar nicht lange.

 

In der Nacht, mein Freund war arbeiten, wurde ich wach, weil ich aufs Klo musste. Also schlich ich zur Badtür, die abgeschlossen war. Bei Thorsten war die Tür zu, nur sein Fernseher war zu hören. Der lief allerdings 24 Stunden am Tag und hatte daher nichts zu bedeuten. Trotzdem klopfte ich laut an seine Tür. Ich klopfte immer lauter und hämmerte zuletzt regelrecht gegen die Tür, bis ich Thorsten motzen hörte. Er öffnete seine Zimmertür und fragte mich, warum ich die Frechheit hätte ihn zu wecken. Dann warf er die Tür wieder zu. Da ich mir schon fast in die Hose machte, drohte ich laut, ihm vor die Tür zu pinkeln, würde er nicht umgehend das Badezimmer auf machen. Schon kam Thorsten raus, schloss die Tür auf und steckte den Schlüssel wieder ein. Keine 10 Pferde hätten mich bei nicht abgeschlossener Tür aufs Klo gebracht und so forderte ich den Schlüssel. Thorsten jedoch erklärte mir, dass dies sein Haus wäre und er würde in Zukunft bestimmen, wer wann das Bad nutzen durfte. Wütend ging ich ein Schritt auf sein Zimmer zu und drohte, dass ich mich dort drin einschließen würde, um auf den Boden zu pinkeln, wenn ich nicht sofort den Schlüssel bekommen sollte.

 

Ich bekam den Schlüssel und verschwand rechtzeitig im Bad. Als ich raus kam, stand Thorsten noch immer am gleichen Fleck und versuchte mich böse anzuschauen. Dies gelang ihm nur nicht. Bevor ich in meinem Zimmer verschwand, sagte ich Thorsten, dass der Schlüssel im Bad zu bleiben hatte. Keine 4 Stunden später weckte mich meine Blase wieder und wie schon zuvor, stand ich vor einer verschlossenen Tür. Und wieder hämmerte ich bei Thorsten gegen die Tür. Er musste wohl die ganze Zeit dahinter gewartet haben, denn die Tür wurde sofort auf gerissen. Als ich nach dem Schlüssel verlangte, meinte Thorsten, den hätte er nicht. Der Schlüssel wäre bei der Badtür. Er warf seine Tür zu und ich stand alleine da. Erst suchte ich den Boden ab, dann griff ich auf den Türpfosten, wo der Schlüssel lag.

 

Als ich später aufstand, war die Tür schon wieder verschlossen. Da das Rathaus grade geöffnet hatte, eilte ich rüber und ging dort aufs Klo. Danach ging ich zu Herrn S. und berichtete ihm von der vergangenen Nacht. Ihm sagte ich, dass der Schlüssel entweder bei der Badtür blieb, oder ich die Tür einschlagen würde. Herr S. begleitete mich rüber ins Haus. Thorsten war schon auf und saß mit seiner üblichen Zigarette und der ersten Flasche Bier in seinem Zimmer. Als Herr S. ihn fragte, was in der Nacht los gewesen war, stellte Thorsten sich dumm. Statt dessen behauptete er, ich würde spinnen und gehöre weg gesperrt. Nun war Walter aber auch schon aufgestanden und wollte grade ins Bad, als ich aus dem Haus gegangen war und stand ebenfalls vor dem verschlossenen Bad. Von genau da kam er raus und bestätigte all das, was ich erzählt hatte. Denn Walter hatte alles mitbekommen, was in der Nacht vor sich ging und verlangte von Herrn S., dass der Schlüssel zum Bad in Zukunft an Ort und Stelle zu sein hatte. Herr S. sagte noch etwas zu Thorsten und ging wieder. Ich wusste zwar, dass Thorsten so etwas nicht nochmal machen würde. Ich wusste aber auch, dass ihm schon bald etwas neues einfallen würde. Damit hatte ich recht.

 

Schon bald näherte sich der Geburtstag von Thorsten, was er Wochen vorher jedem unter die Nase rieb. Er erzählte auch ständig, dass er seit Jahren den Geburtstg nicht mehr feiern würde, weil seine Mutter an diesem Tag verstorben war. Der Geburtstag fiel auf einen Sonntag und eine Woche vorher berichtete Thorsten, dass er übers Wochenende weg fahren würde. Mit seinem Vater hatte er schon viele Jahre keinen Kontakt mehr. Dieser hatte sich schon früh scheiden lassen, war eine neue Ehe eingegangen, woraus eine Tochter entstanden war und wollte mit seinem kriminellen Sohn nichts mehr zu tun haben. Thorsten meinte, sein Geburtstag wäre die Gelegenheit, sich auszusprechen. Also rief er seinem Vater an, um seinen Besuch anzukündigen. Da Thorsten generell laut sprach am Telefon und auch gerne den Lautsprecher an machte, konnte das halbe Haus mit hören. So erfuhren wir, dass sein Vater gar nicht erfreut war, von seinem Sohn zu hören. Er legte auch nach wenigen Minuten auf. Doch Thorsten rief nochmal an. Sein Vater teilte ihm mit, dass er in Ruhe gelassen werden wollte und beendete das Gespräch zum zweiten mal. Das hinderte Thorsten aber nicht, nochmals anzurufen. Diesmal konnte er sich anhören, dass der Vater nichts mehr von ihm wissen wollte, er wäre für ihn gestorben. Die restliche Nacht konnten wir Thorsten motzen hören.

 

Im Laufe der Woche war es Thorsten eingefallen, dass er doch feiern wollte. Diese Feier ging Freitag abend gegen 22 Uhr los. Laute Musik war zu hören, die bis halb 5 am anderen Morgen ging. Mein Freund kam kurz nach halb 7 heim und fand mich übermüdet vor. Da er am gleichen Tag wieder zur Nachtschicht musste, legte er sich bald schlafen. Doch kurz nach 9 Uhr setzte Thorsten seine Ein-Mann-Feier dort fort, wo er aufgehört hatte. Zuvor hortete er seine ganzen leeren Bier- und Weinflaschen vor seinem Zimmer. An schlafen war so nicht zu denken. Also stand mein Freund auf, ging zu Thorsten und fragte höflich, ob er die Musik leiser machen könnte. Nein, konnte er nicht, denn er musste Geburtstag feiern. Dafür meinte er, gegen meinen Freund gehen zu müssen und ihn gegen den Türpfosten drücken zu können. Er war aber so besoffen, dass mein Freund ihn schnell los wurde und zurück in unser Zimmer kam. Bald darauf war es überraschend still. Thorsten verließ das Haus. Wir genossen die Ruhe und schliefen erst einmal. Gegen 22 Uhr kam er wieder zurück. Immer noch total besoffen. Und wieder ging die laute Musik bis in die frühen Morgenstunden. Zum Glück ging Thorsten jeden Sonntag zum Frühschoppen. So hatten wir unsere Ruhe. Es erstaunte uns, dass er erst spät am Abend zurück kam. Draußen war es schon dunkel.

 

Wie jeden Abend auch, hatte Walter die Haustür abgeschlossen. Jetzt war Thorsten aber so blau, dass er den Schlüssel nicht ins Schloss bekam. Ich hörte ihn rumoren und lallen. Dann rief er laut nach Walter, der sein Zimmer ja neben der Haustür hatte. Immer wieder brüllte Thorsten nach ihm, bis dieser sich dazu erbarmte und Thorsten die Tür öffnete. Kaum war Thorsten im Haus, bekam er von Walter einen gewaltigen Anschiss. Er beschwerte sich darüber, dass wir ständig die laute Musik und das Rumgebrülle ertragen mussten. Doch Thorsten interessierte das alles nicht. Er wollte Geburtstag feiern. Walter wurde es zu dumm und er ging in sein Zimmer zurück. Ich hörte, wie sich Thorsten dran machte, die Treppe rauf zu kommen. Die Geräusche waren so merkwürdig, dass ich leise raus ging und ihn beobachtete. Es dauerte eine viertel Stunde, bis er endlich die 13 Stufen geschafft hatte. Dann geschah, was geschehen musste. Thorsten fiel rückwärts um und die ganze Treppe runter. Dort lag er dann auf dem Rücken und wedelte mit den Armen. Mir lag er dort gut und so ging ich in mein Zimmer zurück, wo ich über diesen Anblick erst mal herzhaft lachte.

 

Kurz darauf kam Walter aus seinem Zimmer, da er ins Bad wollte und stolperte erst mal über den am Boden liegende Thorsten. Dieser jammerte auch gleich los, dass er nicht mehr alleine hoch kam. Walter motzte, half Thorsten aber auf. Er brachte ihn die Treppe rauf und schloss ihm auch seine Tür auf. Kaum im Zimmer, rief er laut, dass er nun ins Bett gehen wollte. Mich freute das, denn ich war müde. Auch mein Freund war erfreut, er hatte am anderen Tag nämlich Frühschicht und das bedeutete, um 4 Uhr aufstehen. Er ging auch bald ins Bett, war aber schnell wieder wach. Die Musik war so laut, dass wir unser eigenes Wort kaum verstanden. Mein Freund sprang aus dem Bett, lief zu Thorsten vor und brüllte so laut, dass ich ihn trotz der Musik gut hören konnte. Er fragte Thorsten, ob wir auch nur einen einzigen Tag ohne laute Musik erleben würden. Thorsten sollte endlich leise sein, da am anderen Morgen um 4 Uhr die Nacht vorbei war. Thorsten passte das gar nicht und brüllte zurück, dass er Geburtstag feiern wollte, was sein gutes Recht wäre. Ich ging vor, um zu vermitteln und evtl. schlimmeres zu verhindern. Dann erklärte ich Thorsten langsam und sachlich, dass er zwar feiern durfte. Aber eben nicht 3 Tage am Stück und auch nicht mit lauter Musik. Auch er müsse auf die anderen Bewohner Rücksicht nehmen. Zu meiner Verwunderung gab Thorsten mir recht und stellte die Musik leise.

 

Zufrieden gingen mein Freund und ich ins Bett und schliefen bald ein. Doch keine Stunde war vergangen, als ich wach wurde. Thorsten hatte sein Radio aus gemacht und sah sich ein Konzert im Fernseh an. Der Fernseh war so laut gestellt, dass ich erst dachte, mein eigener Fernseher wäre an. Thorsten komentierte das ganze Konzert und das ganze hörte sich so an, als säße er bei uns im Zimmer, anstatt einen Raum weiter. Da ich schon mal wach war, ging ich nochmal ins Bad. Auf dem Rückweg fragte ich Thorsten, ob er nicht leiser sein könnte. Er aber beleidigte mich nur übelst. Von dummer Schnepfe bis billige Hure war alles dabei. Mir war das zu dumm und so ging ich zurück in mein Zimmer, wo mein Freund auch schon wach im Bett saß. Es war nach Mitternacht und an Schlaf war nicht zu denken. Zudem war es Thorsten eingefallen, sich direkt vor unser Zimmer zu stellen, um uns lautstark zu beleidigen und zu bedrohen. Meinem Freund reichte es. Er stand auf und rief der Polizei an. Die Streife kam auch recht schnell vorbei und erklärte Thorsten, dass er Ruhestörung begehen würde. Sollte er nicht leiser sein, müsste die Streife ihn mit nehmen und die nächsten Stunden in eine Zelle stecken, da er auch stark alkoholisiert war. Thorsten nahm die Beamten gar nicht ernst. Er freute sich sogar noch und meinte, er würde ja dann am Morgen ein kostenloses Frühstück bekommen. Irgendwann schafften es die beiden Polizisten doch noch. den laut brüllenden Thorsten zu beruhigen. Es wurde still im Haus und dieStreife fuhr davon.

 

Kaum war das Polizeiauto nicht mehr zu sehen, drehte Thorsten richtig auf. Er stand auf dem Flur und brüllte rum. Was uns einfallen würde, an seinem Geburtstag die Polizei in SEIN Haus zu holen. Er wollte ja nur seinen Geburtstag feiern. Nun reichte es mir. Ich ging raus und schrie zurück, dass es nach Mitternacht war und sein Geburtstag somit auch vorbei wäre. Ich sagte, er hatte 3 Tage gefeiert und nun wäre es endlich genug. Thorsten ging in sein Zimmer und tauchte mit seinem Schlagstock wieder auf. Damit schlug er immer wieder gegen das Treppengeländer. Mein Freund musste aufs Klo und traute sich raus. Da stand Thorsten nun und hielt den Schlagstock vor seinem Körper, machte ein komisches Gesicht und wollte bedrohlich aussehen. Mein Freund machte sich vor lachen fast in die Hose. Angst hatte er auf jeden Fall keine. Dann forderte er Thorsten auf, ihm aus dem Weg zu gehen, damit er ins Bad gehen konnte. Thorsten hörte nicht. Statt dessen kam er, wild mit dem Schlagstock fuchtelnd, auf meinen Freund zu. Kurz bevor er vor ihm stand, schlug mein Freund gegen den Schlagstock. Der flog im hohen Bogen in meine Richtung. Thorsten bekam noch einen Schups, flog gegen das Treppengeländer und mein Freund ging ins Bad.

 

Sofort brüllte Thorsten wieder los. Es wäre eine Frechheit, was wir uns alles erlauben würden. Da nur noch ich bei ihm im Flur stand, ging er auf mich los. Doch ich hatte seinen Schlagstock in der Hand und fuchtelte zur Abwechslung ihm vor dem Geischt damit rum. Ich sagte Thorsten, dass ich in sein Zimmer kommen würde, um mit dem Schlagstock erst seinen Fernsehr und danch seine Musikanlage kurz und klein schlagen würde, wäre nicht sofort Ruhe im Haus. Sollte ich von ihm auch nur einen einzigen Piep hören, würde ich bei ihm weiter machen und ihn zu Brei schlagen. Mir reichte es. Ich war müde, fertig und genervt. Thorsten verzog sich in sein Zimmer. Es lohnte sich zwar nicht mehr wirklich zu schlafen. Dafür war es schön ruhig. Nur ab und an hörte man Thorsten motzen. Was ich mir denn einbildete, ihm zu drohen. Das wäre eine Frechheit. Ich würde ihn noch gar nicht richtig kennen und wüsste nicht, mit wem ich mich da angelegt hatte. Uns war das in dem Moment egal.

Kapitel 3

Die folgenden Wochen waren recht wechselhaft. Mal war es überall ruhig, dann wurde es wieder so laut, dass wir fast verzweifelten. Auch die polnische Familie im unteren Teil des Hauses machte sich wieder mal bemerkbar. Der Vater trank regelmäßig und ging dann auf seine Frau los. Irgendjemand rief dann die Polizei, man nahm ihn mit und am anderen Morgen stand er wieder da. Es war ein ewiger Kreislauf.

 

Der Stromkasten vom Haus befand sich im unteren Teil, wo die polnische Familie wohnte. Öfter fiel eine Sicherung raus, da die Stromleitungen so alt waren, wie das Haus selbst. Wenn Thorsten wieder mal besonders laut war, wurde uns der Strom auch von der polnischen Familie ab gestellt. Vor allem nachts kam das vor und mein Freund und ich saßen mehrmal bei Kerzenschein in userem Zimmer, wo wir darauf warteten, dass der Strom wieder ging. Es kam auch oft vor, dass ich am Essen kochen war und der Strom ausgeschalten wurde. Dann musste mein Freund runter, um das ganze Haus laufen und bei der polnischen Familie ans Fenster klopfen. Dort verhandelte er dann jedesmal ewig rum, bis die Sicherung wieder rein gedreht wurde und ich fertig kochen konnte. Es war nervig.

 

Der Vater von meinem Freund wollte zu Besuch kommen und hatte sich dazu ein Gästezimmer genommen. Am Tag seiner Anreise, holten wir ihn am Bahnhof ab und fuhren mit ihm nach hause. Kaum kamen wir zur dritt die Treppe rauf, eilte Thorsten in den Flur und sah nach, wer da bei uns war. Bevor wir den Flur nach hinten laufen konnten, stellte sich Thorsten vor unseren Besuch und laberte einen Mist auf ihn ein, dass mein Freund und ich uns fremd schämten. Ich sagte Thorsten unmissverständlich, dass er uns und vor allem unseren Besucher in Ruhe lassen sollte. Etwas später gingen wir in die Küche, wo wir Kaffee machen wollten. Schon stand Thorsten ebenfalls da und schwafelte unseren Besuch erneut voll. Er berichtete, was er in SEINEM Haus alles gemacht hätte. Erst wenige Tage zuvor hatte Thorsten von irgendwoher einen kaputten Herd angeschleppt, der nun in der Küche stand. Thorsten regte sich bei unserem Besuch auf, weil er nicht wie gedacht, seine Pizza backen konnte. Er geriet immer mehr in Rage und trat plötzlich ohne Vorwarnung auf die Ofentür ein, bis das Glas kaputt ging und in alle Richtungen flog. Eine Glasscherbe flog nur knapp an meinem Kopf vorbei. Darüber war ich so erschrocken, dass ich laut auf schrie. Dann sagte ich wütend zu Thorsten, dass es reichen würde. Er sollte aus der Küche raus gehen und uns in Ruhe lassen, da sein Verhalten einfach nur peinlich war. Ich schämte mich in Grund und Boden vor unserem Besuch.

 

Ich stand direkt bei der Küchentür und war gegen den Türpfosten gelehnt. Thorsten stürmte an mir vorbei und stieß mir seinen Ellbogen fest gegen meine Seite. Der Stoß war fest gewesen und ich schrie diesmal vor Schmerz auf. Im Flur blieb Thorsten stehen und schaute dümmlich. Mein Freund und sein Vater fragten ihn, was das jetzt sollte. Da erzählte Thorsten, dass er doch gar nichts getan hätte. Er wäre nicht mal in meiner Nähe gewesen. Im Gegenteil. Als er die Küche verließ, hätte ich in unserem Zimmer gestanden. Es interessierte ihn nicht, dass mein Freund und sein Vater etwas ganz anderes gesehen hatten. Laut Thorsten war das aber gelogen. Unser Besuch fühlte sich sehr unwohl und ging bald wieder. Meine Schmerzen wurden noch so stark, dass mein Freund mich ins Krankenhaus in die Notaufnahme brachte. Man diagnostizierte eine Beckenknochenprellung und der Arzt riet mir, eine Anzeige wegen Körperverletzung zu machen. Dazu bekam ich ein Schreiben mit, welches ich gleich anschließend zur Polizei brachte. Auch der Vater von meinem Freund wurde als Zeuge befragt. Wenige Wochen später kam Post von der Staatsanwaltschaft. Meine Anzeige war eingestellt worden. Grund: die Straftat war zu geringfügig.

 

Wenige Tage später saß Walter bei Thorsten, um mit ihm Fernseh zu schauen. Jedoch interessierte sich Thorsten nicht dafür, was da lief. Er beschwerte sich lautstark über meinen Freund und mich. So meinte Thorsten, wir hätten uns nur ins gemachte Nest gesetzt und wir hätten ihm alles zu verdanken. Statt dessen hätten wir ihn angezeigt, dabei hätte Thorsten mir noch niemals etwas getan. Wir wären eben ein dreistes Volk und würden uns einiges einbilden. So ging das in Dauerschleife. Als mein Freund dann auch noch erst in der Waschküche und später im Bad war, drohte Thorsten ihm. Der Grund war ein Wassertropfen im Bad. Dieser Wassertropfen war wohl auf dem Boden gelandet, als mein Freund duschen war. Nun meinte Thorsten, der noch nie etwas sauber gemacht hatte, seit wir im Haus wohnten, dass er uns schon noch zeigen würde, was Sauberkeit war. Und er würde meinem Freund auch noch zeigen, wo der Hammer hängt. Dann folgte eine Reihe von Beleidigungen. Wir versuchten so gut wie möglich, Thorsten zu ignorieren. Bis meinem Freund der Kragen platzte und er Thorsten fragte, was er für ein Problem hätte. Denn egal wo wir uns aufhielten, er folgte und beleidigte uns in einer Tour. Es reichte uns schon lange und er sollte endlich damit aufhören.

 

Da sprang Thorsten auf, lief auf meinen Freund zu, der im Flur stand und packte ihn am Hals. Aus Reflex riss mein Freund seinen Arm hoch, traf Thorsten im Gesicht und schlug ihm so die Brille runter. Er versuchte sich zu befreien, was ihm erst nicht gelang. Erst als mein Freund ausholte und Thorsten mitten ins Gesicht schlug, ließ der los. In den nächsten Minuten konnte ich beobachten, wie sich der Hals rot färbte. Auch die Fingerabdrücke waren gut zu sehen. Dann wurde mein Freund immer stärker heißer. Also ging es zur Notaufnahme. Es wurde eine leichte Quetschung diagnostiziert, was mein Freund gleich danach bei der Polizei zur Anzeige brachte. Thorsten ging am anderen Tag ebenfalls zur Polizei, um meinen Freund anzuzeigen. Er erzählte, dass mein Freund einfach so bei Thorsten ins Zimmer gerannt wäre, ihn nieder geschlagen hätte und dann auch noch seine Brille kaputt machte. Kurz darauf kam das Schreiben vom Staatsanwalt. Die Anzeige von Thorsten wurde eingestellt. Von der Anzeige von meinem Freund, hörten wir erst einmal gar nichts mehr.

 

Die Zeit verging. Immer wieder lauerte Thorsten mir im Haus auf und griff mich an. Jede Körperverletzung brachte ich zur Anzeige und jede Anzeige wurde eingestellt. Irgendwann erkundigte ich mich dann nach dem Grund. Man erklärte mir, dass die Straftaten zu geringfügig waren. Die Straftaten, die Thorsten früher begangen hatte und wegen denen er auch schon mehrfach sitzen musste, waren größer und schwerwiegender gewesen. So konnte Thorsten ungestraft weiter machen, da er wusste, dass ihm nichts passieren würde. Ich war am verzweifeln.

 

Eins abends stand ich in der Waschküche und kümmerte mich um meine Wäsche. Natürlich dauerte es nicht lange und Thorsten kam dazu. Er tat so, als würde er etwas bei seinen Sachen suchen. Dabei beleidigte und bedrohte er mich die ganze Zeit. Mir reichte es und ich forderte Thorsten auf, mich endlich in Ruhe zu lassen. Kaum hatte ich das gesagt, warf er mit einem Gegenstand nach mir, dem ich grade so ausweichen konnte. Wütend wollte ich wissen, was das sollte. Doch Thorsten lachte nur hämisch. Er sagte, ich würde schon noch merken, was ich von meiner Aktion hätte. Dann packte er mich am Arm und versuchte, mich nach hinten zu werfen. Jedoch war ich stärker und drückte Thorsten von mir. Da er mich immer noch am Arm gepackt hielt, schrie ich, dass er mich los lassen sollte, worauf Thorsten nicht ein ging. So versuchte ich mich zu befreien. Thorsten lachte und schob mich ein Stück zurück. Dann trat er mir so fest gegen mein linkes Knie, dass ich laut auf schrie. In dem Moment kam mein Freund in die Waschküche. Mehrfach forderte er Thorsten auf, mich los zu lassen. Der behauptete jedesmal, er würde mich gar nicht berühren. Erst als mein Freund sagte, dass er ihn windelweich prügeln würde, lief Thorsten mich los. Ich wäre gerne aus der Waschküche geflüchtet, konnte aber mein linkes Bein nicht belasten. Ich knickte weg, sobald ich drauf stand. Auch wurde mein Knie zusehends dick.

 

Auf meinen Freund gestützt hinkte ich in unser Zimmer. Die Schmerzen wurden stärker und das linke Knie war fast doppelt so dick, wie das rechte. Wieder ging es in die Notaufnahme, wo man mich zum Röntgen brachte. Durch die Schwellung war erst nur eine Prellung und ein Bluterguss zu erkennen. Später, als mein Knie nicht mehr so dick war, musste ich nochmal zur Untersuchung kommen. Man stellte raus, dass von der Kniescheibe ein kleines Stück vom Knochen abgesplittert war und die Kniescheibe auch einen Riss hatte. Eine Verletzung, die mich heute noch manchmal Schmerzen und Probleme bereitet. 6 Wochen lief ich an Krücken, humpelte danach noch einige Zeit. Die Anzeige, die ich gemacht hatte, wurde eingestellt. Es war zu geringfügig.

 

Ich konnte grade wieder einigermaßen normal laufen, als wir Post von der Staatsanwaltschaft bekamen, wo wir als Zeugen geladen wurden. Gegen Thorsten sollte verhandelt werden. Dabei ging es um die Körperverletzung am Hals von meinem Freund und einige Körperverletzungen gegen mich. Als Thorsten seine Post öffnete, tobte er. Eine ganze Woche lang drohte und beleidigte er uns, dass es nicht mehr schön war. In der Woche vor der Verhandlung telefonierte Thorsten öfter als sonst. Dabei redete er extra laut, damit wir auch ja alles hörten. Er forderte einige Personen auf, uns fertig zu machen, damit wir mal sahen, mit wem wir uns angelegt hatten. Telefonierte er mal nicht, führte Thorsten Selbstgespräche. Dabei überlegte er laut, was er uns alles antun könnte. Er sprach von plötzlichen Unfällen und wie er uns lange leiden lassen wollte, bevor er uns den Gnadenstoß verpassen würde.

 

Endlich kam der Tag der Verhandlung. Als Angeklagter, war Thorsten vor uns bei Gericht bestellt. Als mein Freund und ich aber das Haus verließen, hatten wir Thorsten noch kein einziges mal gesehen. Seine Zimmertür war auch zu. Bei Gericht wartete man noch einige Minuten und da Thorsten nicht erschien, rief man meinen Freund als ersten Zeugen auf. Während ich vor der Tür wartete, kamen zwei Polizeibeamte dazu, die ebenfalls eine Aussage machen sollten. Auf einmal ging die Tür auf und Thorsten kam laut brüllend ins Gebäude geschwankt. Kaum sah er die beiden Polizisten, stolperte er auf sie zu und brüllte irgendetwas. Die beiden hatte einiges zu tun, um ihn zur Ruhe zu bringen. Doch er musste unbedingt schreiend erzählen, dass er am morgen verschlafen hatte. Als er dann endlich wach wurde, musste Thorsten natürlich erst ein Bier trinken. Bei der kurzen Zugfahrt, die keine 15 Minuten dauerte, trank er das zweite Bier. Vom Bahnhof zum Gericht kam das dritte Bier dazu. Für den Weg brauchte man zu Fuß keine 10 Minuten. So stand er also schwankend und lallend da. Dann drehte er sich um, flog fast um dabei und schwankte auf die Tür vom Gerichtssaal zu. Mit Schwung riss er die Tür auf und brüllte, er wäre nun da und man könne jetzt anfangen. Die Richterin war wenig begeistert und schickte Thorsten aus dem Raum. Er sollte warten, bis man ihn auf rief. Das gefiel Thorsten gar nicht, denn er wartete nicht gerne und wollte auch sonst immer der erste sein. Laut brüllte er den Polizisten zu, dass er der Richterin schon noch sagen würde, wer er war. Ich grinste vor mich hin und dachte mir, dass die Richterin das sicher schon lange wusste und bestimmt nicht beeindruckt war.

 

Mein Freund war mit seiner Auassage fertig und Thorsten wurde aufgerufen. Es wurde kurz laut und sowohl die Polizisten, als auch ich verdrehten die Augen. Dann rief man mich auf. Ich nahm auf dem mir zugewiesenen Stuhl platz. An einem Seitentisch saß Thorsten. Er wollte sich selbst vertreten, da sein Anwalt sich geweigert hatte, ihn in der Angelegenheit zu vertreten. Kaum saß ich richtig, fing Thorsten laut an mich zu beleidigen. Die Richterin und auch die Staatsanwältin hatten ihre Mühe, ihn zur Ruhe zu bringen. Endlich konnte ich berichten. Dabei unterbrach Thorsten mich mehrfach, um weitere Beleidigungen zu brüllen. Jedesmal wurde die Richterin wütender bei ihrer Ermahnung. Erst als sie eine Geldstrafe gegen Thorsten aussprach, schwieg er. Ich beendete meine Aussage und beantwortete noch einige Fragen der Richterin und der Staatsanwältin, als Thorsten so ruckartig auf sprang, dass sein Stuhl laut auf den Boden knallte. Er tobte und fing mitten in der Verhandlung an, mich zu beleidigen und zu bedrohen. Nun reichte es der Richterin und sie drohte, dass Thorsten gerne eine Haftstrafe bekommen könnte, wenn er nicht endlich seinen Mund halten und sich entsprechend benehmen würde. Von Thorsten kam nur noch, dass er ja gar nichts getan hätte und ich die Böse wäre. Das würde aber niemand sehen. Nach meiner Vernehmung kamen die beiden Polizisten dran. Danach laß die Richterin die Strafakte von Thorsten vor, was er recht witzig fand. Mein Freund und ich waren nur geschockt. Über 40 Einträge wurden vorgelesen. Thorsten war auch noch blöde genug und rief laut, dass das nur die Vergehen waren, bei denen man ihn erwischt hatte. Endlich war die Verhandlung vorbei und wir sollten vor dem Gerichtssaal warten, bis das Urteil verkündet wurde. Die Richterin teilte Thorsten seine Strafe mit. Wegen der Körperverletzung an meinem Freund, musste er eine Geldstrafe an das Gericht zahlen. Die Körperverletzungen an mir wurden alle fallen gelassen. Ich dachte, ich hörte nicht richtig. Es war ja in Ordnung, dass Thorsten zahlen musste. Es war aber nicht in Ordnung, dass ich ein geschädigtes Knie hatte und Thorsten straffrei davon kam.

 

Während der ganzen Heimfahrt regte ich mich auf. Zuhause beschlossen wir dann, dass wir zum Rathaus gehen wollten um zu fragen, ob man dort einen Rat für uns hatte. Herr S. meinte, sie könnten nichts machen. Wir müssten uns an die Polizei wenden. Die Polizei aber hatte uns gesagt, dass sie nichts machen könnten. Wir müssten uns ans Rathaus wenden. So fühlten wir uns ziemlich alleine gelassen, da sich niemand zuständig fühlte. Allerdings teilte Herr S. uns mit, dass beschlossen worden war, für Thorsten einen Wohncontainer im Dorf hinzustellen. Das machte uns etwas Hoffnung und wir gingen heim.

 

Erst am Nachmittag kam Thorsten an und er war noch besoffener, als am morgen. Er legte auch gleich laut brüllend los. Wir wären ein verlogenes Pack und hätten bei Gericht nicht die Wahrheit gesagt. Denn er hätte uns noch nie etwas getan. Thorsten behauptete, dass er ein friedliebender und ruhiger Mensch wäre, was wir ja in dem Moment wieder erleben konnten. Nach einer Weile behauptete Thorsten auf einmal, dass er von uns 700 Euro bekommen würde. Erstaunt sahen mein Freund und ich uns an. Bevor wir noch ein Wort sagen konnte, erklärte Thorsten auch, wofür dieses Geld sein sollte. Wir hätten ihm seine Brille kaputt gemacht und die 700 Euro wären der Schadensersatz. Mein Freund brüllte vor lachen und erklärte Thorsten, dass die Brille kaputt ging, als er sich gegen ihn verteidigen musste. Das nannte sich Notwehr und war keine Straftat. Daher konnte Thorsten auch keinen Schadensersatz von uns verlangen und schon gar keine 700 Euro. Vor allem kostete die Brille gar nicht so viel. Und war klar, wie er auch diesen Betrag kam. Es war der Betrag, den Thorsten an das Gericht zahlen musste. Es dauerte noch etwas, bis sich Thorsten in sein Zimmer verzog, wo er einige Anrufe tätigte. Jedem erzählte er, dass er an mich Schmerzensgeld zahlen müsse. So besoffen war er, dass er die Wahrheit nicht mehr erkannte.

 

Bald darauf fuhren wir in den Urlaub. Den hatte ich dringend nötig, da ich einen Nervenzusammenbruch hatte. So wischte ich einen Tag vor unserer Abreise das ganze Haus nochmal durch, packte gut gelaunt den Koffer und freute mich auf ein paar Tag ohne Thorsten. Früh am morgen ging die Fahrt los. Unsere Laune stieg immer mehr, da Thorsten unsfür den Abend eine böse Überraschung versprochen hatte und wir uns sein dummes Gesicht vorstellten. Den Urlaub genossen wir sehr, wir erlebten ein paar schöne und vor allem ruhige Tage. Leider war der Urlaub irgendwann vorbei und je näher wir dem Haus kamen, desto größer wurden unsere Kopfschmerzen. Als wir weg waren, hatte sich Walter unserer Post angenommen und wir schickten ihm zum Dank eine Postkarte aus dem Urlaub. Kaum waren wir im Haus angekommen, bedankte sich Walter für diese Karte und ging los, um unsere Post zu holen. All das bekam Thorsten mit, der wie immr auf der Lauer gelegen hatte und tobte auch gleich los. Er hatte nämlich keine Postkarte von uns bekommen und er wollte wissen, was uns eingefallen wäre. Immerhin dürften wir in SEINEM Haus wohnen. Walter kam, überreichte uns die Post und sagte zu Thorsten, er sollte aufhören so zu spinnen.

 

Thorsten fand auch gleich ein anderes Thema. Er meinte zu mir, da ich ja nun wieder da war, könnte ich gleich den Dreck im Bad weg machen, der von meinem Freund und mir stammen würde. Ich sah ins Bad und traute meinen Augen nicht. Es war ein einziger Dreck und es war nicht zu sehen, dass ich vor unserer Abreise alles sauber gemacht hatte. Nun behauptete Thorsten, das wäre mein Freund gewesen. Ich lachte ihn nur aus und wollte wissen, ob er mir wirklich erzählen wollte, dass mein Freund mehrmals von Bayern her gefahren war, um das Bad zu nutzen. Ihn interessierte es nicht. Auch die Tatsache, dass er in der Woche dran gewesen war mit der Kehrwoche. Ich bekam gesagt, dass putzen ja Frauensache war. Wieder lachte ich und ließ Thorsten stehen. Das konnte er nämlich überhaupt nicht leiden.

 

Wenige Tage später wurde ich von Herrn S. gebeten, eine Hausordnung und einen Kehrwochenplan für das Haus zu schreiben. Beides schrieb ich und druckte auch alles aus. Beide Blätter hing ich gut sichtbar in den Flur. So war es mir von Herrn S. aufgetragen worden. 3 Tage später. Ich hörte, wie Thorsten nachts im Flur rum lief, dachte mir aber nichts dabei. Kurz bevor ich dann ins Bett ging, wollte ich nochmal ins Bad und stellte im Flur fest, dass es verbrannt roch. Schnell machte ich das Licht im Flur an und sah, dass beide Blätter angezunden worden waren. Jedoch waren beide Blätter nicht ganz verbrannt und auf den Überresten stand in roter Farbe groß "Fuck you!" drauf. Am anderen Tag ging ich zu Herrn S. und erzählte ihm davon. Er kam auch gleich mit mir mit und verschwand bei Thorsten im Zimmer. Was dort geredet worden war, weiß ich nicht. Jedoch erzählte Thorsten noch einige Tage lang, dass er SEIN Haus anzünden können, wann er wollte.

 

Wir sollten Besuch bekommen. Es handelte sich dabei um die Familie, bei der wir unseren Urlaub verbracht hatten. Die Familie bestand aus 2 Erwachsenen, 2 Teenager und einem kleinen Kind. Zusammen verbrachten wir einen schönen Tag. Auch der Abend war sehr angenehm, da Thorsten nicht zuhause war. Er tauchte erst spät am Abend auf und stapfte die Treppen hoch. Es war zu hören, dass er wieder besoffen war. Unsere Zimmertür hatten wir offen gelassen und auf einmal stand Thorsten mitten im Zimmer. Unter den Armen trug er 2 Blumentöpfe und es dauerte einen Moment bis ich sah, dass darin blühende Hanfpflanzen eingepflanzt waren. Einen dieser Blumentöpfe stellte Thorsten vor mich auf den Tisch und sagte, den würde er mir schenken. Alle Augen gingen von der Pflanze auf dem Tisch zu mir und dann zu Thorsten. Es dauerte einen kurzen Moment, bis ich mich wieder gesammelt hatte und sagte Thorsten in scharfem Ton, dass er sofort diese Hanfpflanze nehmen und aus unserem Zimmer gehen sollte. Ich wollte mit diesem Mist nichts zu tun haben.

 

Er ging dann auch mit beiden Pflanzen. Nicht lange danach strömte ein süßlicher Geruch zu uns nach hinten, was bedeutete, dass Thorsten wieder am kiffen war. Das bedeutete, dass seine Hemmungen bald noch mehr fallen würden. Thorsten belästigte dann unseren Besuch mehrmals und benahm sich so daneben, bis sich einer davon vor ihm aufbaute und in einem sehr scharfen Ton sagte, dass es reichte. Sollte er nicht bald aufhören, würde er sein blaues Wunder erleben. Eine der Hanfpflanzen stellte Thorsten direkt an sein Fenster. Wenn der Bürgermeister nun aus seinem Fenster sah, konnte er direkt drauf schauen. Irgendwann war die Polizei im Rathaus und auch beim Bürgermeister. Natürlich entdeckten die Beamten die Hanfpflanze und kamen rüber. Da Thorsten nicht da war, wurde ich befragt. Ich erzählte, dass er eine Pflanze mir schenken wollte und nannte unseren Besuch als Zeugen. Und ich erzählte, wo sich die andere Pflanze befand. Die hatte Thorsten nämlich bei einem alten Mann im Dorf versteckt, bei dem er regelmäßig war. Die Beamten fuhren los und sammelten die Pflanze ein. Es dauerte etwas, bis Thorsten bemerkte, dass diese Pflanze weg war. Er ging direkt zur Polizei, um eine Anzeige wegen Diebstahl zu machen, was uns zum lachen brachte. Ein Resultat kam auch. Seine Bewährung wurde verlängert.

Kapitel 4

Die Wochen vergingen. Wir suchten die ganze Zeit verzweifelt nach einer Wohnung, fanden jedoch nichts. So waren wir weiter dem Terror von Thorsten ausgesetzt. War der mal ruhig, tobten die Polen unter uns. So auch eines nachts. Ich wachte auf und wusste erst nicht, was mich da geweckt hatte. Ich lauschte und da hörte ich es. Von unten kam lautes Kindergeschrei. Erst dachte ich, es würde wieder eine Party gefeiert werden, merkte dann aber, dass die Kinder panisch geschrien hatten. Nun war auch die Frau zu hören, die laut um Hilfe rief. Schnell stand ich auf und eilte ans Fenster. Denn auch von dort vernahm ich auf einmal laute Stimmen. 2 junge Männer waren von der Disco auf dem Heimweg gewesen und sahen, was unten vor sich ging. Beide riefen laut, dass der Mann die Frau los lassen sollte. Einer der jungen Männer griff nach seinem Handy und rief die Polizei an. Dann entdeckte er mich und bat mich darum, runter zu kommen. Also eilte ich nach unten und vor das Haus. Dort berichteten mir die beiden, dass sich auf das Haus zu gekommen waren und sehen konnten, wie der Mann seine Frau mit einem Gürtel strangulieren wollte. Wieder waren die Kinder zu hören, die sich immer panischer anhörten. Ich schaute, ob man irgendwie ungesehen in den unteren Teil vom Haus kommen konnte, da ich die Kinder raus holen wollte. Jedoch fand ich keine Möglichkeit. So stand ich bei den jungen Männern, wartete auf die Polizei und hoffte das beste.

 

Endlich kam die Polizei. Es waren gleich 2 Streifenwagen geschickt worden. Kaum standen beide Fahrzeuge, ging hinter dem Haus die Tür auf und der Mann stürmte raus. Er lief hinter das Haus, kam da aber nicht weit, da einmal das Nachbarhaus den Weg versperrte und auch eine sehr dornige Hecke im Weg stand. Daher rannte er wieder zurück und sprang in sein Auto, wo er sich ein schloss. Weg fahren konnte er nicht, da beide Polizeiautos entsprechend standen. 2 Polizisten gingen ins Haus, der Rest versuchte, den polnischen Mann aus seinem Auto zu bekommen. Einige Minuten vergingen, als das Kinderzimmerfenster auf ging und die Kinder zu sehen waren. Sie weinten und erzählten uns, dass ihr Vater versucht hatte, die Mutter umzubringen. Ich versuchte die beiden Mädchen zu beruhigen und bekam daher nicht mit, wie die Polizisten das Auto auf machten. Erst als man den Mann mit Handschellen zum Polizeiauto brachte, sah ich rüber. Ein Alkoholtest wurde gemacht. Über 2 Promille zeigte das Gerät an. Mir war klar, dass er in dieser Nacht nicht zuhause würde schlafen dürfen.

 

Die beiden anderen Beamten kamen aus dem Haus raus und forderten einen Arzt an. Ich wurde gefragt, ob ich so lange da bleiben könnte. Das sagte ich zu. In dem Moment ging die Tür erneut auf und die Frau kam mit den Mädchen raus. Als ich die Frau sah, hätte ich ihren Mann am liebsten aus dem Polizeiauto geholt. Ich sah in ein verheultes, zerschlagenes Gesicht. Am Hals waren mehrere Striemen zu sehen. Mich schüttelte es. Langsam kam sie auf uns zu und musste sich erst mehrmals räuspern, bevor sie sich mit heißerer Stimme bei uns bedankte. Die Streife machte sich auf den Weg, auch die beiden jungen Männer. Ich blieb, bis der Arzt kam, der mir dann später versicherte, dass er allen ein Beruhigungsmittel gegeben hatte. In der restlichen Nacht schlief ich schlecht. Immer sah ich diese Frau vor mir. Ich ging davon aus, dass sie ihren Mann anzeigen und zum Teufel jagen würde. Das tat sie aber nicht. Statt dessen kam er 2 Tage später wieder zurück. Mir taten die Kinder leid. Leider tat das Jugendamt nichts dagegen. Einige Wochen nach diesem Vorfall zog die Familie dann aus.

 

Es dauerte nicht lange und der unterer Teil vom Haus war wieder bewohnt. Es handelte sich um ein befreundetes Ehepaar von Thorsten. Sie, Sabine, war ebenfalls Alkohlikerin und lag oft irgendwo besoffen im Dorf rum, wenn sie wieder mal hingefallen war. Er, Klaus, nahm irgendwelche Medikamenten, da er an diversen Ängsten litt. Durch diese Ängste konnte er oft das Haus nicht verlassen. Ihn sah man daher weniger. Nachdem Sabine und Klaus ausgezogen waren, wurde es bei uns oben recht ruhig, da Thorsten oft bei ihnen unten saß. Bis ich eines Tages hörte, wie es laut wurde. Klaus brüllte rum. Er schrie, dass Thorsten sofort gehen sollte und sich unten nicht mehr blicken lassen sollte. Wieder war Thorsten alleine. Bis er einen jungen Mann anschleppte. Es war Stephan B., der täglich kam. Er kochte sich sein Essen, es duschte täglich und irgendwann brachte er auch seine Schmutzwäsche. Irgendwie wartete jeder darauf, dass Thorsten sein Feldbett aufbaute, um Stephan bei uns im Haus wohnen zu lassen. An einem Abend stand dieser Stephan dann bei mir an der Zimmertür und fragte mich nach einem Ladekabel für sein Handy, da er seines bei sich zuhause vergessen hatte. Wir kamen dann ins Gespräch und Stephan berichtete mir, dass er so hohe Schulden hatte und ihm  daher der Strom abgestellt worden war. Aus dem Grund war er täglich bei Thorsten.

 

Anfangs verstanden wir uns mit Stephan sehr gut und er kam immer öfter zu uns ins Zimmer, bis er kaum noch zu Thorsten ging. Der fand das gar nicht toll und nannte Stephan daher einen Verräter. Und interessierte das alles nicht. Als wir uns etwas besser kannten, erzählte uns Stephan, dass er wegen Thorsten eine Bewährungsstrafe hatte. Erstaunt wollten wir wissen, wie das gekommen war und Stephan erzählte uns die ganze Geschichte. Thorsten hatte Stephan Drogen gestohlen. Der ging zu Thorsten, um ihm Geld zu stehlen. Thorsten wollte das nicht einfach so auf sich beruhen lassen und brachte den Hund von Stephan um. Der war dann so wütend, dass er mit einer Machete auf Thorsten los ging. Daher kamen die 7 Messerstiche, die alle knapp die Organe verfehlt hatten. Auch der Mittelfinger der rechten Hand wurde abgeschnitten. Thorsten lief blutend durch das Dorf, brach zusammen und wurde grade rechtzeitig gefunden. Bei der Verhandlung legte er zwar ein gutes Wort für Stephan ein, der war aber immer noch sauer und wollte Rache haben. Daher fing Stephan irgendwann an, bei uns im Zimmer über Mordpläne zu reden.

 

An einem Tag griff Thorsten mich wieder mal an. Im gleichen Moment kam aber Stephan dazu und ging auf Thorsten los. Es gab eine üble Schlägerei im Flur, bei der Thorsten so eine auf die Nase bekam, dass er blutete. Der Boden war voll und da Thorsten noch in die Waschküche und ins Bad torkeln musste, verteilte er das Blut überall. Da er Hebatitis A und B hatte, weigerte ich mich, etwas weg zu machen und sagte Thorsten, er sollte dafür sorgen, dass es wieder sauber war. Den interessierte das alles aber nicht. Er schloss sich in seinem Zimmer ein. Weil ich nicht ständig durch das Blut laufen wollte, zog ich mir dann Gummihandschuhe an und wischte die Böden. Das machte Stephan so wütend, dass er Thorsten die Tür auf brach und ihn raus zerrte. Erneut begann eine Schlägerei. Meinem Freund und mir wurde der Tumult zu dumm und wir verzogen uns in unser Zimmer. Alle paar Minuten ging ich raus in den Flur und versuchte mit gutem Zureden, die Wogen zu glätten. Ohne Erfolg. Als ich grade wieder mal den Flur betrat, packte Stephan Thorsten von hinten, hob ihn hoch und warf ihn die Treppe runter. Erschrocken rannte ich hin. Ich sah runter und es sah für mich erst so aus, als wäre Thorsten tot. Keine Regung kam von ihm. Dann atmete er tief ein. Erleichtert ging ich in mein Zimmer, wo mein Handy lag. Ich wollte der Polizei rufen. In dem Moment aber rannte Stephan in die Küche, schnappte sich eines meiner Steakmesser und rannte damit die Treppe runter. Dabei schrie er, dass er das ganze nun endlich zu Ende bringen würde.

 

Mein Freund und ich rannten ihm nach und versuchten durch gutes Zureden, Stephan das Messer zu nehmen. Endlich gelang es und und ich ging wieder ins Zimmer, da die Polizei noch immer nicht informiert war. Mein Freund blieb bei Stephan. Beide sollten mir folgen. Jedoch zerrte sich Stephan los, rannte wieder die Treppe runter und fing an, Thorsten auf Gesicht und Hald einzutreten. Er packte den Kopf und schlug ihn auf den Boden. Die ganze Zeit schrie er, Thorsten solle endlich sterben. Und wieder eilten mein Freund und ich hinterher, um Stephan abzuhalten. Was uns nicht gelang. So schickte ich meinen Freund los, um die Polizei anzurufen. Ich blieb und redete auf Stephan ein. Er lief Thorsten aber erst los, als er hörte, dass die Polizei bald kommen würde. Schnell ging er in unser Zimmer. Ich blieb bei Thorsten und leistete Erste Hilfe. Die ganze Zeit blieb ich bei ihm, er kam nur einmal kurz zu sich. Als die Polizei dann da war, wurde ein Krankenwagen gerufen. Thorsten wurde ins Krankenhaus geschafft. Wir anderen wurden kurz verhört. Stephan hatte uns gebeten, entsprechend eine Aussage zu machen, da er ja auf Bewährung war und er einen Sohn hatte, den er unbedingt wieder sehen wollten. Zwar willigten mein Freund und ich anfangs ein. Jedoch zogen wir unsere Aussagen bald wieder zurück und berichteten wahrheitsgemäß der Polizei, was sich in der Nacht ereignet hatte. Eine Woche blieb Thorsten im Krankenhaus, bis er sich selbst entließ. In der Zeit versorgten mein Freund und ich ihn mit frischer Wäsche. Auch sein Zimmer machte ich etwas sauber. Als Thorsten dann zuhause war, erlebten wir ihn völlig anders. Ständig bedankte er sich bei mir, weil ich ihm geholfen hatte. Er trank auch keinen Alkohol mehr. Statt dessen scherzte und lachte er mit meinem Freund und mir täglich rum. Thorsten war für uns ein ganz anderer Mensch.

 

Dieser Zustand war nicht von Dauer. Thorsten fing erst wieder an zu saufen, dann kiffte er auch wieder. So endete das alte Jahr und das neue begann. Beim Rathaus war wieder mal davon die Rede, einen Wohncontainer für Thorsten stellen zu lassen. Ich bekam meinen zweiten Nervenzusammenbruch. Bei der Wohnungssuche hagelte es auch nur Absagen. An einem morgen sah ich, wie Thorsten auf sein Fahrrad stieg und torkelnd weg fuhr. Am Abend zuvor erzählte er jemandem am Telefon, dass er wegen irgendwas zur Polizei musste. Erst am Abend kam er zurück. Ohne Fahrrad, noch besoffener und mit übler Laune. In seinem Zimmer tobte er dann so, dass Walter zu ihm ging und wissen wollte, was los war. Was ich dann hörte, trieb mir die Lachtränen in die Augen. Thorsten war also besoffen zur Polizei gefahren. Weil er aber so besoffen war, wollten die keine Vernehmung mit ihm machen und schickten ihn weg. Draußen setzte er sich auf sein Rad und radelte direkt in ein parkendes Polizeiauto rein. Er flog mit Rad um und verletzte sich dabei. Wütend ging Thorsten zurück ins Gebäude, wo er eine Anzeige aufgeben wollte, da er verletzt war und sein Rad auch beschädigt wurde. Statt dessen bekam Thorsten erklärt, dass die Polizei ihn anzeigen würde. Wegen Sachbeschädigung und weil er besoffen mit dem Fahrrad gefahren war. Sein Fahrrad zogen sie auch gleich ein und ein Fahrverbot für mehrere Monate gab es auch noch oben drauf. Anstatt sich auf den Heimweg zu machen, setzte sich Thorsten in den Bus, um in die nächste Stadt zu fahren. Dort versoff er das ganze Geld, was er an dem Tag bei sich hatte, um wieder runter zu kommen. Zuletzt hatte er keinen Cent mehr in der Tasche und musste den ganzen Weg, was gute 20 Kilometer waren, heim laufen. An der ganzen Geschichte gab er meinem Freund und mir die Schuld, was er neuerdings immer öfter machte. Denn weil wir da waren, musste er ja trinken. Die Anzeige der Polizei landete übrigens beim Staatsanwalt, der seine Bewährung nochmal verlängerte. Als Thorsten darüber informiert wurde, tobte er natürlich wieder.

 

Zwei Wochen später. Thorsten erzählte schon morgens Walter, dass er weg gehen wollte, um sich mit jemandem zu treffen und abends wollte er Besuch mitbringen. Auch mein Freund und ich waren den ganzen Tag unterwegs. Gegen Abend kamen wir wieder und ich ließ noch die Waschmaschine laufen. Kurz darauf hörten wir Thorsten vor dem Haus laut reden. Er brüllte immer rum, damit ihn auch alle hörten, so wichtig nahm er sich selbst. Dann kam er die Treppe rauf, in der Hand eine Reisetasche tragend. Hinter ihm lief ein alter Mann, den wir noch nie zuvor sahen. Er schleppte einen großen Koffer. Beide verschwanden bei Thorsten im Zimmer und liefen dann durch das ganze Haus. Thorsten zeigte dem Mann alles und erklärte allerlei Sachen. Wir dachten uns nichts dabei. Die erste Maschine war fertig gewaschen und ich hing alles auf den Wäscheständer. Dann füllte ich noch eine Maschine, startete diese und verließ mit meinem Freund nochmal kurz das Haus. Als wir zurück kamen, war weder Thorsten, noch sein Besucher zu sehen. Auch die Zimmertür war zu. Irgendwann ging ich dann in die Waschküche, da die Waschmaschine fertig war. Kaum betrat ich den Raum, traf mich fast der Schlag. Alles was gegangen war, wurde auf eine Seite des Raumes geschoben. Mein Wäscheständer lag auf der Seite, der andere Wäscheständer war hinter einem Berg Gerümpel begraben. Dafür stand mitten im Raum das Feldbett von Thorsten. Daneben der Koffer und die Reisetasche von diesem Mann. Da ich mich aber in der Waschküche befand und in keinem Feldlager, schob ich alles weg, stellte den umgeworfenen Wäscheständer wieder auf und hing am anderen meine fertig gewaschene Wäsche auf. Mittlerweile konnte man hören, dass Thorsten unten bei Sabine und Klaus war. Er hatte kurz zuvor wieder Einlass bekommen. Noch während ich dabei war war die Wäsche aufzuhängen, kam Thorsten rauf. In seiner Begleitung der fremde Mann.

 

Kaum hatte Thorsten gesehen, was ich gemacht hatte, tobte er los. Er fragte mich, was mir einfallen würde und ich hätte aus der Waschküche raus zu bleiben. Dies wäre nämlich nun das Zimmer von diesem Mann. Der würde da ab sofort drin wohnen. Ich zeigte Thorsten erst mal den Vogel und fragte ihn, ob er noch ganz normal war. Der erzählte mir, dass dieser Mann ein Bekannter aus Berlin war. Da hätte der auf der Straße gelebt und aus dem Grund hätte Thorsten ihn her kommen lassen. Eben um in unserer Waschküche zu wohnen. Ich lachte und sagte, dass das Rathaus da noch ein Wort mitzureden hatte und die bestimmt nicht für irgendwelche Obdachlose zuständig waren. Und es wäre auch nicht das Recht von Thorsten, uns fremde Leute ins Haus zu holen, um diese in einen Gemeinschaftsraum, nichts anderes war die Waschküche ja, einzuquartieren. Am nächsten morgen wollte ich die trockene Wäsche holen und stand wieder vor verschlossener Tür. Thorsten brüllte gleich los, dass ich da nicht rein dürfte, da sein Besuch noch schlief. Ich ging wieder und wartete. Es wurde immer später. Mein Freund musste allerdings irgendwann arbeiten und brauchte frische Dienstkleidung, die trocken in der Waschküche hing. Mir wurde es zu blöd und ich marschierte in die Waschküche rein. Es interessierte mich wenig, dass da ein schlafender Mann lag. Noch während ich die Wäsche ab hing, wachte der Mann auf und ging rüber zu Thorsten, der sich natürlich gleich über mich aufregte. Kurz bevor mein Freund dann arbeiten ging, wollte er noch ins Bad, stand aber vor verschlossener Tür. Erst wartete er davor. Er dachte, Walter wäre drin und würde jeden Moment raus kommen. Da tauchte Thorsten auf und teilte meinem Freund mit, er könne nicht ins Bad. Sein Besuch würde in der Badewanne liegen.

 

Mein Freund wartete in unserem Zimmer weiter. Es wurde immer später und er musste bald los. Aus dem Bad kam keiner und letztendlich richtete sich mein Freund in der Küche am Spülbecken. 1 1/2 Stunden später musste ich mal auf Klo, doch noch immer war das Bad belegt. Da es schon recht dringend war, klopfte ich entschlossen an die Badtür und bekam von Thorsten einen Anschiss. Er meinte, ich hätte seinen Besuch in Ruhe zu lassen und müsste verstehen, dass der ein Bad brauchte um sich zu entspannen. Wütend teilte ich ihm mit, dass ich eben kein Verständnis aufbringen konnte. Das Bad war seit über 2 Stunden belegt und dieser Mann wohnte nicht mal da. Weiter sagte ich Thorsten, dass ich ihm 10 Minuten geben würde, um diesen Typen aus dem Bad zu bekommen, danach würde ich ihm ins Zimmer pinkeln. Zurück in meinem Zimmer kniff ich die Beine zusammen. Endlich ging die Badtür auf und ich rannte los. Dabei stieß ich den Mann fast noch um und kam in letzter Sekunde aufs Klo. Kaum kam ich erleichtert aus dem Bad, musste ich mir von Thorsten einiges anhören. Er nannte mich ein mieses, bößwilliges, unhöfliches und intrigantes Weib. Nicht mal seinen Besuch könnte ich in Ruhe lassen und würde den auch noch aus dem Bad raus jagen. Mir war das zu blöd und ich verzog mich in mein Zimmer. Die Nacht war dann die Krönung. Erst saßen beide lange wach und soffen. Dabei wurde es immer lauter. Nachdem der Mann in der Waschküche verschwunden war, dachte ich, dass es ruhiger werden würde. Doch der Mann hatte sich eine schlimme Erkältung zugezogen und bellte die ganze Nacht durch. Dann ging er auch noch alle halbe Stunde aufs Klo, wobei er so einen Krach machte, dass man denken konnte, das halbe Haus würde einstürzen.

 

Am nächsten Morgen hatte ich genug. Nachdem ich nach langer Wartezeit endlich im Bad war, lief ich rüber ins Rathaus zu Herrn S. Ihn fragte ich, ob er unseren neuen Bewohner schon begrüßt hatte und wurde fragend angeschaut. Ich erzählte Herrn S., dass Thorsten Freitag abend einen neuen Bewohner mitgebracht hatte, der nun in der Waschküche wohnte und was sich seither alles zugetragen hatte. Sofort kam Herr S. rüber, wo er sowohl Thorsten, als auch den Besuch wach klopfte. Es gab ein großes Donnerwetter. Herr S. schrie so laut, dass ich jedes Wort verstand. So wurde Thorsten mitgeteilt, dass wir in keinem Hotel wohnten, wo mal eben so ein Besucher einquartiert werden konnte, wie es einem passte. Der Besuch hätte zu gehen und die Waschküche wäre für alle frei zugänglich. Herr S. ging und bei Thorsten war guter Rat teuer. Verzweifelt rief er alle möglichen Gästezimmer an. Da zu der Zeit aber Fasching war, fand er nichts bezahlbares. Mein Freund und ich gingen weg und kamen am Abend zurück. Erstaunt sahen wir, dass der Mann noch da war und das Feldbett bei Thorsten im Zimmer stand. Verwundert fragten wir, was da los war und Thorsten behauptete, er wäre beim Rathaus gewesen. Von dort wäre die Erlaubnis gekommen, dass der Mann bleiben durfte, allerdings nur bei Thorsten im Zimmer. Ich glaubte das alles nicht, konnte aber nichts machen, da wegen dem Fasching das Rathaus bis Freitag geschlossen war. Nacht für Nacht hörten wir nun das immer lauter werdende Husten und die Klogänge. Dann war endlich Freitag und ich lief erneut zum Rathaus. Herr S. war nicht da, so ging ich direkt zum Bürgermeister, der aus allen Wolken fiel. Er hatte von dem Besuch gehört und dachte, die Geschichte hätte sich längst erledigt. Ich konnte kaum so schnell schauen, wie der Bürgermeister über die Straße rannte, die Treppe hoch stürmte und an die Zimmertür von Thorsten klopfte. Er und sein Besuch schliefen ja noch. Vom Bürgermeister gab es ein großes Donnerwetter. Danach wartete er, bis der Mann seine Sachen gepackt hatte und das Haus verließ. Ein Hausverbot wurde auch noch verhängt. Von diesem Tag an sahen wir diesen Mann nie wieder. Dafür nannte Thorsten mich nur noch ein Verräterschwein. Mir war das egal. Ich wollte nicht mit einem fremden Menschen das gleiche Bad nutzen, von dem nicht mal bekannt war, was er hatte.

Kapitel 5

 Wieder packten wir unsere Taschen für 1 1/2 Wochen Urlaub, aus dem wir erholt zurück kamen. Bald darauf wollte Steffen, bei dem wir unseren Urlaub verbracht hatten, für ein verlängertes Wochenende zu uns kommen. Dieses Wochenende wurde verlängert und wir quartiereten Steffen auf einem Campingplatz einige Orte weiter ein. An einem Tag kamen wir nun zu dritt beim Haus an, als der Bürgermeister über die Straße geeilt kam und gleich auf uns ein schrie. Er meinte, er wäre deutlich genug gewesen, dass niemand im Haus zu wohnen hätte, der nicht vom Rathaus dort untergebracht worden war. Unser Besucher hätte sofort zu verschwinden. Etwas erstaunt sahen wir uns an und ich fragte, was das zu bedeuten hatte. Da erfuhren wir, dass Thorsten beim Bürgermeister gewesen war. Er behauptete, Steffen würde bei uns im Zimmer wohnen und er hätte sich auch schon häuslich eingerichtet. Vom Bürgermeister wollte ich dann wissen, wie dieses "häuslich eingerichtet" aussehen würde. Die Antwort brachte mich zum bitteren lachen. Steffen war gesehen worden, wie er mir beim kochen geholfen hatte, wie er mit uns gegessen hatte, wie er bei mir in der Waschküche stand und sich mit mir unterhielt, als ich Wäsche auf und ab hing und er wurde gesehen, wie ermir beim Abwaschen half. Nun legte ich los. Ich teilte dem Bürgermeister mit, dass es keine Art war, wie er sich benahm. Bevor er einem Suffkopf Glauben schenkte, hätte er uns fragen können, was an dem Gerücht dran war. Es war unmöglich, uns mitten auf der Straße anzuschreien. Dann erklärte ich ihm, dass es keinem was anginge, für wen ich mitkochte. Das Essen zahlten wir schließlich. Es konnte auch jedem egal sein, bei welchen Tätigkeiten mir von unserem Besuch geholfen wurde. Unser Besuch benahm sich anständig und ruhig. Anders wie die Personen, die Thorsten immer mit brachte. Und da Steffen nachweisen konnte, dass er auf dem Campingplatz untergebracht war, bekam er kein Hausverbot. Er durfte uns weiterhin im Haus besuchen und sich darin aufhalten. Dafür durfte sich Thorsten von ihm in den nächsten Tagen regelmäßig Seitenhiebe anhören. Er traute sich nie den Mund auf zu machen, da er aus irgendeinem Grund angst vor Steffen hatte, was uns natürlich sehr gefiel.

 

Es war Thorsten anzusehen, wie wenig ihm unser Besuch passte. Denn er konnte nicht mehr mehrfach am Tag vor unserem Zimmer stehen und erzählen, wie er uns umbringen wollte. Er konnte mich nicht mehr einfach so angreifen. Da war jetzt jemand, der Zeuge geworden wäre. Wir fanden seine Laune so lustig, dass wir uns einen Plan ausdachten. An einem Tag sprach ich daher laut mit Steffen, damit Thorsten uns hörte. Wir redeten darüber, wie er am anderen Tag alleine einen Ausflug machen wollte und erst am übernächsten Tag wieder zu uns kommen würde. Thorsten bekam große Ohren, auf seinem Gesicht zeichnete sich ein zufriedener Ausdruck ab. Als Steffen ging, begleitete ich ihn noch vor das Haus, wo wir uns sehr laut voneinander verabschiedeten und ich wünschte ihm für den Ausflug noch viel Spaß. Grinsend ging ich in mein Zimmer und freute mich auf den nächsten Tag.

 

Der nächste morgen kam und wie immer verließ Thorsten das Haus, um sich neuen Alkohol zu kaufen. In dieser Zeit kam Steffen an. Wir saßen in meinem Zimmer und unterhielten uns vor Vorfreude recht vergnügt, als wir hörten, dass Thorsten zurück kam. Schnell versteckte sich Thorsten hinter der Tür zum Dachboden. Thorsten kam die Treppe raus, natürlich völlig besoffen. Zu meiner Verwunderung ging er in die Waschküche und dann ins Bad. Danach lief er in die Küche. Ich vermutete, er wollte sicher gehen, dass ich wirklich alleine war. Mein Freund arbeitete zu der Zeit nämlich Tagschicht. Schon stand Thorsten in meiner Zimmertür und beleidigte mich aufs übelste. Ich tat so, als würde ich ihn weder sehen, noch hören. Statt dessen ging ich grinsend in die Küche und richtete einen Kaffee. Aus der Küche kam ich aber nicht mehr. Dort hatte sich Thorsten mit seinem Schlagstock aufgebaut und drohte mir damit. Er lallte, dass ich nicht glauben müsste, dass ich ihn mit meinem Besuch einschüchtern könnte. Denn in dem Haus hätte immer noch er das sagen. Und würde mein Besuch nochmal das Haus betreten, wollte Thorsten ihn erst zusammen schlagen und dann aus dem Haus werfen. Direkt aus dem Fenster. Die Dachbodentür öffnete sich, Steffen kam raus und baute sich vor Thorsten auf, dem das Gesicht eingeschlafen war. Dann sagte Steffen, dass er doch gerne sehen würde, wie er zusammen geschlagen und aus dem Haus geworfen wird. Sollte Thorsten mich nicht in Ruhe lassen, wäre Thorsten der einzige, der aus dem Fenster fliegt. So schnell hatte ich Thorsten noch nie weg laufen sehen. Er eilte in sein Zimmer, stolperte dabei noch mehrmals und schloss sogar die Tür hinter sich zu. Wir standen im Flur und lachten Tränen. Danach genoss ich noch ein paar ruhige Tage, bis Steffen wieder abreisen musste.

 

Nach 2 Monaten kam Steffen erneut zu Besuch. Kaum sah ihn Thorsten, wurde er blass und verzog sich in sein Zimmer. Wir sahen und hörten ihn in den nächsten Tagen kaum. Dafür hielt uns Herr S. an einem Tag auf, als wir grade ins Auto steigen wollte und fragte, ob wirklich jemand bei uns im Zimmer wohnen würde. Da hatte es Thorsten doch wieder versucht. Steffen zeigte seine Anmeldung vom Campingplatz vor, wo er wieder sein Zelt aufgeschlagen hatte und Herr S. ging zurück in sein Büro.

 

Thorsten weigerte sich vehement in der Küche zu kochen. In der Waschküche hatte er einen Elektrokocher mit 2 Platten. Dort bereitete er sich gelegentlich etwas zu. Hatte ich grade Wäsche aufgehangen, roch danach alles komisch. Nun sollte ich an einem Sonntag noch schnell ein paar Dienstkleider von meinem Freund waschen. Wie ich in der Waschküche stand, kam Thorsten dazu und war vergammelte Kartoffeln ungeschält in einen Topf, schüttete etwas Wasser dazu und stellte alles auf eine der Paltten. Diese stellte er auf die höchste Stufe und verzog sich wieder in sein Zimmer. Ich fragte mich, wie man so eine dreckige und verschimmelte Kochplatte noch nutzen konnte, ging dann aber ebenfalls in mein Zimmer. Kurz darauf bekam Thorsten dann Besuch, mit dem er sich lautstark unterhielt. Ich machte mich daran, für meinen Freund und mich das Essen zu machen. Als ich einmal aus unserem Zimmer in die Küche gehen wollte, fiel mein Blick zur Waschküche. Dort bemerkte ich eine große Rauchwolke. Mein erster Gedanke war, dass auf dem Grundstück nebenan etwas verbrannt wurde. Doch dann fragte ich mich, wer da an einem Sonntag auf so eine Idee kommen sollte. Vor allem war sehr viel Rauch in der Waschküche und das konnte kaum alles durch das Fenster rein gezogen sein. Auf dem Weg in die Waschküche dachte ich noch, dass vielleicht meine Waschmaschine kaputt gegangen war und diesen Qualm verursachte. In der Waschküche stank es furchtbar. Der Rauch kam auch nicht von der Waschmaschine, sondern von dem Elektrokocher. Der Topf mit den Kartoffeln stand noch immer auf der Platte. Inzwischen war das Wasser verkocht, die Platte stand ja auf höchster Stufe. Dazu kamen aus dem Kabel, welches an der Holzwand entlang verlief, starke Funken. Ich rief meinen Freund und zeigte ihm das ganze. Er rief Thorsten dazu. Der ließ sich Zeit. Als er dann endlich kam, schaltete er nur die Platte aus, ließ aber alles stehen, wie es war. Dann behauptete er, dass er die Kartoffeln vergessen hatte. Wir glaubten ihm kein Wort. Die Waschküche lag genau gegenüber von seinem Zimmer. Beide Türen standen offen. Und da ich von hinten gesehen hatte, wie der Qualm durch die Waschküche zog, hatte Thorsten es auch gesehen. Vor allem, weil er so in seinem Zimmer saß, dass er immer direkt in den Flur sehen konnte.

 

Meine Wäsche, die ich am Vortag gewaschen hatte und eigentlich abhängen wollte, stank furchtbar. Das bedeutete, dass ich alles nochmal waschen musste. Die Waschküche stank aber auch und daher packte ich meine Wäscheständer, um sie in der Küche aufzubauen. Zu Thorsten sagte ich, dass er sich um seinen Elektrokocher nebst Topf und Gestank kümmern sollte. Er mchte die Tür zur Waschküche zu, damit hatte er sein Soll getan, wie er dachte. Als ich am Montag in die Waschküche ging, schlug mich der Mief zurück. Der üble Gestank hatte sich im ganzen Raum verteilt, da Thorsten auch noch die Fenster geschlossen hatte. Der Topf stand noch immer unberührt dort, wo er am Vortag war. Wütend ging ich rüber zum Rathaus. Herr S. war wieder einmal nicht da und so erzählte ich dem Bürgermeister, was sich bei uns abgespielt hatte. Das wollte er sich selbst ansehen. In der Waschküche besah er sich den Elektrokocher genauer und fragte mich, ob ich mir im klaren war, wie knapp wir einem Hausbrand entkommen waren. Denn das Kabel des Kochers war sichtbar kaputt, was die Funken erklärte, die ich gesehen hatte. In dem ganzen Raum gab es genug Gegenstände, die leicht hätten entflammen können.

 

Wieder einmal wurde Thorsten aus dem Schlaf geklopft. So laut wie an dem Tag hatte ich den Bürgermeister allerdings noch nie brüllen gehört. Dabei erklärte er Thorsten, dass er nicht in der Waschküche zu kochen hätte und dafür in die Küche gehen sollte. Der behauptete, das würde nicht gehen, denn ich hätte mir dort alles unter den Nagel gerissen. Der Bürgermeister sprach aus, was ich dachte. Er wollte wissen, ob ich denn täglich 24 Stunden alle 6 Kochplatten in Benutzung hätte. Inzwischen war nämlich ein Herd gebracht worden, der funktionierte. Den beschädigten Elektrokocher nahm der Bürgermeister mit, damit Thorsten nicht doch noch einen Brand damit verursachen konnte. Bevor er ging, bekam Thorsten den Auftrag, sich um den Mief und den verursachten Dreck zu kümmern. Letztendlich war ich es dann aber, die alle Fenster auf riss und mehrmals täglich mit einem Raumspray durch den Raum ging, um den schlimmen Geruch zu überdecken. In der Waschküche standen noch offene Lebensmittel von Thorsten rum. Bevor ich mit dem Raumspray anfing, sagte ich ihm, dass er alles weg machen sollte. Machte Thorsten aber nicht. Mir war das egal. Ich sprühte durch den ganzen Raum. Und das mehrfach. Die ganzen Lebensmittel bekamen auch was ab. Das hinderte Thorsten aber nicht daran, diese einige Wochen später zu essen.

 

 Nachdem der Bürgermeister mit der Elektroplatte weg war, nannte mich Thorsten noch eine blöde Intrigantin, die ihm das Leben zur Hölle machte. Er schnappte sich ein Bier und leerte es in 2 Zügen. Danach verschwand er für den Rest des Tages. Nach einer Woche Lüften und Raumspray sprühen, konnte man die Waschküche wieder betreten, ohne die Nase rümpfen zu müssen. Thorsten schleppte auch eine andere Elektroplatte an, die noch schlimmer aussah, als die, die der Bürgermeister ihm genommen hatte. Ich ließ sie heimlich verschwinden. Seit dem ernährte sich Thorsten nur noch von Wurstbrote. Er weigerte sich vehement, in der Küche zu kochen.

 

Schon als wir in das Haus einzogen, wurde uns erzählt, dass dieses Haus abgerissen werden sollte. Ein anderes Haus wurde hergerichtet. Dort liefen die Bauarbeiten zwar auf Hochtouren, der Umzugstermin wurde trotzdem immer wieder verzögert. Im Oktober 2014 war es dann soweit. Das Haus war fertig und eine Woche später sollten alle umziehen. Der Bauhof wurde bestellt, der allen helfen wollte. Da mein Freund so kurzfristig nicht frei bekam, sprachen wir mit Herrn S. und einigten uns, dass wir als erstes in das neue Haus ziehen würden. An einem Dienstag morgen trafen sich alle im Hof der neuen Bleibe zur Besichtigung. Herr S. führte uns rum. Allein das Treppenhaus machte mehr her, wie das im alten Haus und auch der Geruch war besser. Gleich unten befand sich eine Waschküche, in der viel Platz war. Im nächsten Stockwerk lag links eine große Küche, in die noch ein Tisch un Stühle gebracht werden sollte. Die Einbauküche war neu und ich fragte mich, wer als erster etwas kaputt machen würde und wie lange diese Küche so aussehen sollte. Ein Abstellraum war ebenfalls bei der Küche dabei, wo später Regale aufgebaut werden sollte. Neben der Küche befand sich ein Männerbad mit 2 Duschen, 2 Klos, 2 Waschbecken und einem Pinkelbecken. Gegenüber davon war das Frauenbad, ebenfalls mit 2 Duschen, 2 Klos und 2 Waschbecken. Dann kam der lange Gang. Auf einer Seite befanden sich 4 Türen, auf der anderen Seite waren 3 Türen. Ganz hinten befand sich ein Notausgang, den wir nur in Notfällen betreten sollten.

 

Gleich das erste Zimmer wurde meinem Freund und mir geöffnet und wir standen in einem Raum, der etwas mehr als 20 Quadratmeter groß war. Doppelt so groß, wie das alte Zimmer. Uns gegenüber wurde Sabine und Klaus auf gemacht. Neben ihnen sollte Walter einziehen. Thorsten sah interessiert in jeden Raum und hatte wie immer eine große Klappe. Erst ganz hinten im Gang wurde ihm eine Tür geöffnet. Er sah rein und verzog das Gesicht. Schon legte er los, dass er da nicht drin wohnen würde. Später sah ich in sein Zimmer rein. Es war nicht mal halb so groß, wie unseres. Da Thorsten aber schon so oft etwas zerstört hatte, wollte man ihm kein größeres Zimmer geben. Man war der Meinung, so könnte man den Schaden kleiner halten. Uns gefiel das. Vor allem, da zwischen Thorsten und unserem Zimmer noch 2 weitere Räume lagen und wir nicht mehr so dicht bei ihm wohnen mussten.

 

Gegen Mittag kam dann der Bauhof, um unseren Umzug in Angriff zu nehmen. Mein Freund und ich hatten schon am Vortag alles gepackt und die Mögel auseinander gebaut. Auch packten wir mit an und waren so schneller fertig, als geplant. Wir schafften es sogar noch einige Möbel wieder aufzubauen und einzuräumen. Abends ging mein Freund dann zur Nachtschicht, ich genoss das ganze Haus für mich alleine. Die anderen sollten erst am nächsten Tag einziehen. So werkelte ich bis spät in die Nacht in unserem neuen Zimmer und schaffte einen Karton nach dem anderen auszuräumen. Dazwischen lief ich immer wieder mal runter vordas Haus, um eine zu rauchen. Im ganzen Haus war nämlich Rauchverbot, da Thorsten öfter mit seiner Zigarette in der Hand eingeschlafen war. In jedem Zimmer, im Flur und im Treppenhaus befanden sich Feuermelder. Den Herd in der Küche musste man über einen Schalter an machen. Nach 20 Minuten ging der Herd von alleine aus und konnte nur durch erneutes Drücken des Schalters gestartet werden. Auch an dieser Einrichtung war Thorsten schuld, wie jeder wusste.

 

Am anderen Morgen war der Bauhof wieder da, die die Sachen von Sabine und Klaus brachten. Ich sprach kurz mit den Männern, wir hatten uns ja bei unserem Umzug gut verstanden und auch mal Scherze miteinander gemacht. Alle meinten zu mir, dass unser Umzug viel leichter gewesen war. Denn weder halfen Sabine und Klaus. Noch hatten sie irgendwelche Vorbereitungen getroffen. So musste der Bauhof alles einpacken und die Möbel ab bauen. Sabine und Klaus kamen erst, als der letzte Karton in ihrem Zimmer stand. Am Nachmittag wurden die Sachen von Walter gebracht. Auch er ließ sich erst sehen, als alles da war. Danach brachte der Bauhof die Sachen von Thorsten. Da ging alles sehr schnell. Er brachte nur sein Feldbett, 3 Campingstühle, einen Tisch, einen Fernseher, einen Fernsehtisch und ein kleines Sideboard mit. Damit war sein Zimmer auch schon voll. Nun wohnten wir also alle auf einer Etage, Tür an Tür.

 

Bei unserem Einzug bekam jeder von Herrn S. eine Hausordnung und einen Kehrwochenplan überreicht. Schon in der ersten Woche war ich dran. Laut Plan sollte ich den ganzen Flur, die Bäder, Küche und Abstellraum, Treppenhaus und Waschküche wischen. Den Gehweg ums Haus sollten wir ebenfalls fegen, wofür wir einen Besen und eine Kehrschaufel bekommen sollten. Nach 5 Stunden war ich fertig mit allem. Ich sprach mit Sabine und Klaus darüber und wir waren uns einig, dass wir den Plan ändern sollten. Wir sprachen Walter auf unsere Idee an, er war einverstanden. Thorsten meinte nur, er würde gar nichts machen, es waren ja nun 2 Frauen im Haus. Also änderte ich den Plan und teilte dies Herrn S. mit, der alles absegnete. Ab sofort war jeder abwechselnd mit dem Flur, Bäder, Küche und Abstellraum dran. In der Folgewoche dann mit dem Treppenhaus, der Waschküche und dem Gehweg. So brauchte man keine 5 Stunden am Stück, da die Arbeiten aufgeteilt waren.

 

Leider war Thorsten immer in der Woche vor mir dran und da er keinen Finger krumm machte, hatte ich den Dreck von 14 Tagen. Nach mir kam Sabine an die Reihe. Die konnte nichts tun, da sie ständig besoffen war und fragte mich, ob ich ihren Teil machen könnte. So stand ich dann regelmäßig 4 Wochen da und reinigte das Haus. Wegen den Fenstern besprachen wir uns auch und wurden uns einig, dass jeder einmal im Monat die Fenster wischen sollte. Wieder war ich die erste, die dran glauben musste. Und wieder war es Thorsten, der erklärte, er würde nichts machen. Es waren doch 2 Frauen im Haus. Putzen war Frauenarbeit. Und er hatte noch nie Fenster gereinigt, da brauchte er es im neuen Haus nicht anfangen.

 

Kurz nach unserem Einzug zeigten sich die ersten Mängel. Der Wasserhahn in der Küche war locker. Der Bauhof kam zufällig wegen etwas vorbei und schraubte ihn fest. Es hielt 2 Tage lang. Die Klingel war viel zu leise eingestellt, da Thorsten schon am ersten Tag an der Anlange rum drücken musste. Ich stellte also die Klingel so ein, dass jeder sie hören konnte. Nach dem verlassen der Duschkabine stand man jedesmal in einer Pfütze, da die Dichtungen nicht richtig gemacht waren. Ich kümmerte mich drum. Egal was war, wir meldeten es Herrn S., denn wir sollten am und im Haus nichts machen. Da aber nie jemand geschickt wurde und ich die einzige war, die von solchen Aufgaben eine Ahnung hatte, blieb alles an mir hängen. So war ich jede Woche mit irgendeiner Arbeit beschäftigt und nannte mich schon spaßhalber die Hausmeisterin ehrenhalber.

 

Walter veränderte sich auf einmal zusehends. Bisher waren wir alle gut mit ihm ausgekommen. Nun stapfte er durch die Gegend, dass alles wackelte. An einem Abend saß ich im Zimmer und bastelte. Vor mir auf dem Tisch lag meine Bastelschere, als Walter mehrmals im Flur auf und ab stapfte. Die Bastelschere hüpfte über den Tisch und flog dann zu Boden. Abends fing er damit an in seinem Zimmer die Möbel zu verrücken, was alle im Haus hören konnten. Besonders Sabine und Klaus, die ja direkt neben Walter wohnten. Nach 2 Wochen sprach Sabine dann Walter an und bat ihn, damit aufzuhören, oder zu einer normalen Uhrzeit seine Möbel zu rücken. Walter hörte auf, stapfte dafür aber noch lauter im Flur rum. Eines Tages begann Walter dann damit, jeden im Haus anzuschreien. Ob er uns grade sah, oder nicht. Er brüllte durch das ganze Haus. Wir versuchten mit ihm zu reden und wollten wissen, was auf einmal los war. Niemand kam an ihn ran. Da Walter schon einmal in der Psychiatrie war vermuteten wir, dass seine Schizophrenie einen neuen Schub hatte. Jeder ging ihm so gut wie möglich aus dem Weg. Eines morgens verließen mein Freund und ich das Haus und sahen, dass Walter einen Zettel an die Klingel geklebt hatte. Darauf stand "Auschwitz II". Niemand im Haus fand das witzig, außer Walter. Wieder sprachen wir ihn an und sagten, was wir davon hielten. Es interessierte ihn nicht. Dafür machte er weiter mit seinem Terror.

Kapitel 6

Weihnachten näherte sich. Über die Feiertage wollte Steffen wieder zu Besuch kommen und mietete sich in einer Ferienwohnung ein. Den Tag wollte er bei uns verbringen und abends gehen. Es war laut Hausordnung noch immr untersagt, jemanden über Nacht da bleiben zu lassen. An einem Tag fegte ich unser Zimmer, bevor Steffen zu uns kam und sah, dass im Flur direkt vor unserer Tür Dreck lag. Da ich nicht wollte, dass wir diesen Dreck in unser Zimmer trugen, fegte ich auch das weg. Walter beobachtete mich dabei, ich dachte mir nichts dabei. Am Abend saß ich mit Steffen in meinem Zimmer, er wollte sich langsam auf den Weg in die Ferienwohnung machen, als ich Geräusche auf dem Flur hörte. Es war, als würde jemand etwas über den Boden schieben. Verwundert stand ich auf und sah nach, was da draußen vor sich ging. Langsam öffnete ich die Tür und sah, wie Walter mit den Füßen Dreck zu uns schob. Es war uns schon öfter aufgefallen, dass bei uns öfter Dreck vor der Tür lag, wir wussten aber nicht, wo der her kam. Da entdeckte mich Walter und erschrack sichtlich. Ich sagte ihm, dass er damit aufhören sollte und wollte wissen, was dieser Mist sollte. Anstatt einer Antwort hüpfte Walter wie ein Affe hin und her, machte auch Geräusche wie ein Affe dabei. So hüpfte er auf sein Zimmer zu und sah mich direkt an. Er hatte einen irren Blick drauf und schrie mir zu, dass er mich fertig machen würde. Wie eine Made wolle er mich zwischen seinen Fingern zerquetschen. Schon war er in seinem Zimmer verschwunden, von wo man nur noch sein irres Lachen hörte. Ich hatte solche Angst bekommen, dass mein Freund beschloss, dass Steffen über Nacht da bleiben sollte.

 

Regeln waren für Thorsten nur dazu da, um gebrochen zu werden. So war ihm auch das Rauchverbot im Haus egal. Jeder ging vor das Haus, er rauchte in seinem Zimmer. Ich stand grade wieder einmal vor dem Haus, als ich einen lauten Alarm hörte. Erst dachte ich, es wäre ein Auto. Dann wurde der Alarm immer lauter. Es waren die Feuermelder im Haus, die nacheinander an gegangen waren. Verwundert sah ich am Haus hoch und sah, wie es aus dem offenen Fenster von Thorstens Zimmer qualmte. Schnell rannte ich hoch, schnappte mein Handy und ging, wegen dem Krach, wieder raus, um Herrn S. zu informieren, der auch gleich kommen wollte. Als ich wieder hoch ging und nach dem Rechten sehen wollte, standen alle in der Küche. Thorsten kam den Flur vor getorkelt und brüllte rum. In der Küche setzte er sich auf den erstbesten Stuhl und latte, er würde sich fragen, in was für einer Welt er leben würde, weil er mit lauter Idioten in einem Haus wohnen müsste. Es interessierte ihn nicht, dass ich ihm sagte, dass es in seinem Zimmer wohl brennen würde. Ich hätte meinen dummen Mund zu halten, denn ich dummes Miststück hätte im Haus nichts zu sagen. Endlich kam Herr S. an und verlangte von Thorsten, dass er seine Zimmertür aufschloss. Er weigerte sich. Erst als Herr S. sagte, dass er den Generalschlüssel dabei hatte und damit auch in das Zimmer kommen würde, torkelte Thorsten los. Herr S. fand die Ursache auch gleich. Bevor Thorsten aus seinem Zimmer gegangen war, hatte er eine brennende Zigarette in seinen Papiereimer geworfen und dieses Papier brannte nun. Thorsten bekam ein großes Donnerwetter von Herrn S. zu hören, was ihn aber nicht bekümmerte.

 

Kurz vor Weihnachten befand sich Thorsten außer Haus. Er war wieder bei dem alten Mann im Dorf, zu dem er ständig ging. Dort flog er besoffen die Treppe runter und kam für 2 Wochen ins Krankenhaus. Kaum war er wieder zuhause, erzählte Thorsten meinem Freund und mir, dass er von uns Schmerzensgeld einklagen würde. Denn wir wären daran Schuld, dass er die Treppe runter geflogen war. Wir lachten ihn aus und wollten wissen, wie er auf den Mist gekommen war. Er erklärte es uns. Mein Freund und ich wären daran Schuld, dass er immer Alkohol trank und wegen dem Alkohol war er die Treppe runter geflogen. Ob Thorsten wirklich deswegen bei Gericht war, erfuhren wir nicht. Es kam nie etwas.

 

Das neue Jahr hatte begonnen und noch immer reinigte ich das Haus 4 Wochen am Stück. Da beschloss Walter, dass er auch nichts mehr machen müsste. Damit hatte ich den liegengebliebenen Dreck von 4 Wochen zu beseitigen, da Walter vor Thorsten dran war und Thorsten eh nie was machte. In der Folgewoche war ich mit dem Treppenhaus dran und überlegte mir, wie ich das am besten anstellen sollte, da ich nicht da war. Während meiner Überlegung kam Klaus dazu und wollte wissen, ob ich wieder für Sabine sauber machen könnte. Da ich aber eben nicht da war, erklärte ich Klaus, dass ich nicht wüsste, wann ich das Treppenhaus machen sollte und daher diesmal nicht für Sabine sauber machen konnte. Er zog beleidigt ab. Ein paar Tage später war mein Freund grade dabei sich für die Arbeit zu richten, als Klaus zu uns kam. Er wollte fragen, ob mein Freund ihn noch schnell einkaufen fahren könnte. Sonst war das kein Problem. Gingen wir einkaufen, fragte ich immer nach, ob wir den beiden etwas mitbringen sollten. Manchmal ging Klaus auch mit uns mit. An dem Tag ging es nicht, was mein Freund auch erklärte. Er musste zur Arbeit los und war eh schon spät dran. Erneut zog Klaus beleidigt ab. Ich wusste, warum Klaus plötzlich so spät noch einkaufen wollte. Er und Sabine hatten Silvester beschlossen, keinen Alkohol mehr zu trinken. 14 Tage hatten sie durchgehalten. Sabine war schon einige mal zur Entgiftung gewesen. Kaum war sie wieder zurück, redete Thorsten auf sie ein und erzählte, was sie für ein langweiliger Mensch geworden war. Dann redete er so lange auf sie ein, bis Sabine zum Alkohol griff. Am Tag zuvor war Sabine torkelnd von Thorsten gekommen und nun sollte eben Alkohol beschafft werden.

 

Von diesem Tag an waren beide recht komisch zu uns. Nach einigen Tagen kam Klaus zu mir und bat mich um einen Gefallen. Ich sollte ihm immer Bescheid geben, wenn Sabine bei Thorsten war und Alkohol trank. So wollte Klaus vermeiden, dass sie zu viel trank. In den folgenden Tagen riefen wir Klaus mehrmals. Jedesmal holte er Sabine und schrie auf Thorsten ein. Bis ich mal in der Waschküche war und so nicht mitbekommen konnte, dass Sabine sich zu Thorsten schlich. Dies bemerkte ich erst, als ich wieder rauf kam. Sofort klopfte ich Klaus wach, der Sabine holen ging. Anschließend war er der Meinung, mich anschreien zu müssen, warum ich das nicht schon  vorher verhindert hätte. Erstaunt sah ich Klaus an und erklärte ihm, dass ich weder den ganzen Tag im Flur sitzen würde, um aufzupassen, noch jedesmal merken würde, wenn Sabine los ging. War Klaus der Meinung, dass Sabine nicht so viel trinken durfte, müsste er sich professionelle Hilfe holen. Ich war dazu die falsche Person.

 

Klaus tobte aber weiter. Wir alle müssten auf Sabine aufpassen. Denn er teilte ihr den Alkohol genau ein. So würde es für jeden 2 Flaschen Wein am Tag geben. Das wäre nämlich nicht viel. Ich sah Klaus erstaunt an und fragte mich, welche Menge für einen Alkoholiker viel sein sollte, wenn nicht 2 Flaschen Wein. Das sagte ich aber nicht. Ich teilte Klaus nur mit, dass ich auch noch anderes zu tun hatte, als mit dem Ohr an der Tür zu hängen und zu lauschen, ob Sabine auf dem Flur war. Klaus zog beleidigt ab und von dem Tag an redeten beide kaum noch mit uns. Mir war das egal. Ich meldete es aber auch nicht mehr, wenn Sabine zu Thorsten ging, um sich zu besaufen. Dazu fühlte ich mich nicht verantwortlich.

 

Einige Wochen später zog Heiko in das Zimmer neben uns. Er war schon im alten Haus regelmäßiger Gast bei Thorsten gewesen. Ich kannte ihn noch von früher. Mein Freund und ich halfen ihm bei seinem Einzug. Da Heiko einige Tage später wegen einer Probearbeit für eine Woche weg musste, kümmerte ich mich um seine ganze Kleidung, die schon ewig nicht mehr gewaschen worden war. Nun war der Berg an Schmutzwäsche abllerdings so groß, dass ich nicht wusste, wo ich die hin hängen sollte. Ich hatte 3 Wäscheständer, die alle voll waren. Der eine Wäscheständer von Heiko war auch voll und 2 Maschinen waren erst fertig geworden. Also nahm ich die Wäscheleinen in der Waschküche dazu. Außer Thorsten hing da nie jemand etwas auf. Nun war es aber so, dass Thorsten seine Sachen immer hängen ließ, wenn sie trocken waren. Es konnte Wochendauern, bis ihm einfiel, dass er seine Kleidung holen könnte. Als ich nun die Sachen von Heiko aufhängen wollte, hatte Thorsten eine Leine in Beschlag genommen. Die Sachen hingen zu dem Zeitpunkt schon seit 5 Wochen dort. Ich sagte Thorsten zwar, dass ich die Wäscheleine brauchen würde, er kümmerte sich aber nicht drum. So ging ich hin und hängte alles ab. Die Sachen legte ich ordentlich auf die Waschmaschine, die sich Thorsten mit Walter zusammen gekauft hatte. Am nächsten Tag ging ich in die Waschküche. Ich wollte die trockene Wäsche abhängen und noch einiges waschen. Alles was ich am Vortag auf die Wäscheleinen gehangen hatte, lag auf dem Boden. Die Sachen von Thorsten waren von weg. Nach einer Woche war Heiko dann wieder da und gab sich immer mehr mit meinem Freund und mir ab. Irgendwann wollte er gar nichts mehr mit Thorsten zu tun haben. Das gefiel dem gar nicht. Er brüllte und tobte im Flur rum und nannte Heiko ein Verräterschwein.

 

Sabine war wieder täglich besoffen. Da sie nicht alleine laufen konnte, brachte Klaus sie mehrmals am Tag aufs Klo. Schlief Klaus aber, ging Sabine alleine los und fiel jedesmal um. Wir halfen Sabine dann auf. Es kam auch vor, dass es Sabine nicht mehr bis aufs Klo schaffte und ihre Hinterlassenschaften regelmäßig auf dem Boden vozufinden waren. Nicht immer handelte es sich um Urin. Und jedesmal war ich es, die alles weg wischen musste. Sabine ging in ihrem Zustand auch oft alleine einkaufen und flog irgendwo unterwegs hin. Mehr als einmal klingelten fremde Leute bei uns, die eine besoffene und manchmal auch verletzte Sabine heim brachten. Mir war das jedesmal peinlich.

 

Thorsten fing wieder an seine komischen Partys zu feiern. Dazu ließ er dieTür zu seinem Zimmer offen, damit es auch jeder mitbekam, wenn er laute Musik laufen ließ. Es roch überall nach seinem gerauchten Marihuana. Zudem war Thorsten der Meinung, dass er einen eigenen Hauseingang brauchen würde. Neben seinem Zimmer befand sich ja der Notausgang. Hinter dieser Tür war ein kleiner Flur, von dort gelangte man über eine weitere Tür zu einer Staltreppe. Wir alle bekamen gesagt, dass wir dort nichts zu suchen hatten, es stand auch in der Hausordnung. Aber Thorsten machte sich immer seine eigenen Regeln. Da beide Türen von alleine zu gingen und von außen nicht geöffnet werden konnten, schob Thorsten also etwas schweres vor jede Tür, damit die nicht mehr zu gehen konnten und verkündete, er hätte seinen eigenen Eingang. Beim Rathaus erfuhr man schnell davon. Ich wurde dazu beauftragt die Türen zu schließen, wenn sie wieder mal auf standen. So ging ich mehrere Wochen nachts mit einer Taschenlampe nach hinten, zog die Türen hinter mir zu und ging vorne den Eingang wieder rein. Das ärgerte Thorsten, da er seinen Besuch auch über diesen Eingang rein ließ und nun jedesmal wieder aufstehen und an den Türöffner laufen musste. Es kamen aber auch Fremde ins Haus. Einmal musste ich nachts aufs Klo und fand einen fremden Mann in der Küche, der es sich dort gemütlich gemacht hatte. Ich verjagte diesen Mann. Ein anderes mal hörte ich nachts Stimmen auf der Treppe zur Fluchttür und sah aus dem Fenster. 4 fremde junge Leute warengrade dabei in das Haus zu laufen. Erst als ich laut rief, dass ich die Polizei rufen würde, rannten sie davon. Irgendwann hatte Thorsten genug und die Türen blieben zu.

 

Heike zog ins Haus. Sie bekam das Zimmer neben Walter und schräg gegenüber von Thorsten. Sie war aus ihrer Wohnung geklagt worden, da sie die Miete nicht gezahlt hatte. Ihre beiden Söhne hatte sie bei jemand anderen untergebracht, weil Heike meinte, die Zustände wären nichts für die beiden. Von Sabine war sie geschockt, von Thorsten angeekelt. Mit ihm geriet sie regelmäßig aneinander. An einem Morgen ging Heike durch das Haus. Sie wollte ins Bad und sich für die Arbeit richten. Mitten im Flur trat sie erst einmal in eine Urinpfütze. Im Bad sah sie vor der Klotür von Sabine frisch Erbrochenes. Als erstes machte Heike alle Fenster auf, weil es übel roch. Am Nachmittag sprach sie Sabine dann darauf an. Ich verstand Heike und war voll bei ihr. Ich wusste aber, dass sie sich keine Freunde im Haus gemacht hatte, weil sie sich beschwert hatte.

 

Klaus wurde in der Zeit immer genervter von Sabine. Immer öfter hörte man ihn mit ihr rumbrüllen. Er würde seine Ruhe brauchen. Um zu dieser Ruhe zu kommen, ging Klaus immer öfter zu Thorsten, wo beide miteinander dem Alkohol zu sprachen. Je mehr Alkohol floss, desto lauter konnte man beide im Flur reden hören. Bis ich eines abends durch den Flur lief und mitbekam, wie Klaus sich beschwerte. Er bettelte Thorsten an, der solle ihm doch helfen seine Frau für ein paar Tage los zu werden. Denn er würde wirklich seine Ruhe brauchen. Ich dachte, ich würde nicht richtig hören und rief den Flur hinter, ob sich die beiden nicht schämen würden. Zur Antwort bekam ich nur, dass ich mein blödes Maul halten sollte, denn das ginge mich nichts an. Wenig später kam Thorsten mit 2 Weinflaschen vorgetorkelt und verschwand bei Sabine. Ich hörte, wie er Sabine anbrüllte und sie zwang, den Wein zu trinken. Mit tat Sabine leid und ich meldete mich bei der Betreuerin des Hauses. Diese teilte mir jedoch nur mit, dass sie am anderen Tag mal kurz vorbei kommen wollte. Ich sah Thorsten mit den beiden leeren Weinflaschen aus dem Zimmer kommen und zu sich nach hinten torkeln. Er feierte sich richtig, weil sein Plan so gut gelang. Dann rief er im Krankenhaus an und forderte einen Krankenwagen an. Dieser würde aber erst kommen, wenn ein Arzt den anforderte. Also rief Thorsten dem Hausarzt an. Es war aber mitten in der Nacht und der Hausarzt nicht erreichbar. Einige Zeit beratschlagten Thorsten und Klaus und irgendwann rief Thorsten den Bereitschaftsarzt an, der kommen wollte.

 

Kurz vor Mitternacht kam der Arzt dann und teilte Klaus mit, dass er seiner Frau erst mal keinen Alkohol mehr geben sollte. Klaus fragte aber, ob der Arzt Sabine nicht in eine Entzugsklinik einweisen könnte. Das wollte der Arzt nicht, was Klaus nicht passte. Nachdem der Arzt weg war, saß er wieder bei Thorsten, wo sie sich lautstark beratschlagen mussten, was sie noch tun könnten, um Sabine los zu werden. Es interessierte beide nicht, dass am anderen Morgen 2 Leute zur Arbeit gehen mussten und schlafen wollten. Beschwerte sich jemand im Haus, rief Thorsten nur, dass sie Probleme zu besprechen hätten und wir alle das verstehen müssten. Am anderen Morgen kam mein Freund von der Nachtschicht. Ich hatte ihm schon geschrieben, was wieder los war und seine Laune war entsprechend. Da die Lautstärke noch immer nicht nachgelassen hatte, verließ Heike an dem Tag früher als sonst das Haus. Ihr war es zu viel. Auch mein Freund konnte nicht einschlafen. Bei Sabine und Klaus stand die Tür offen. So konnte jeder sehen, wie Klaus und Thorsten abwechselnd Sabine packten und ihr Alkohol einflösten. Irgendwann war deutlich zu hören, wie sich Sabine übergab. Thorsten rief freudig, dass man ja nun nochmal einen Arzt anrufen konnte, was er auch gleich tat. Wenig später kam auch einer. Klaus erzählte dem Arzt etwas von verdorbenem Essen und Lebensmittelvergiftung. Der Arzt bestellte einen Krankenwagen und wartete vor dem Haus auf das Eintreffen. Mein Freund konnte noch immer nicht schlafen und sah mal raus. Er berichtete mir, was er zu sehen bekam. Sabine lag schlafend auf ihrer Couch, Klaus saß vor seinem PC und spielte. Dabei erklärte er Thorsten, wo welche Kleidungsstücke von Sabine zu finden waren. Ich wollte es nicht glauben und sah ebenfalls raus. In dem Moment war Thorsten dabei einige Schlüpfer in den am Boden liegenden Koffer zu packen. Dabei hatte er einen selbstzufriedenen Gesichtsausdruck. In mir kochte es und ich verzog mich in mein Zimmer. Der Krankenwagen traf ein und nahm Sabine mit.

 

Klaus und Thorsten feierten ihren Erfolg mit einer Flasche Bier. Dabei lobten sie sich gegenseitig. Thorsten beglückwünschte Klaus überschwänglich und meinte, nun hätte er gewiss ein paar ruhige Tage und diese sollte er gut nutzen. Mir wurde es immer schlechter. Ich schrieb der Betreuerin nochmal, um sie über die neusten Ereignisse zu informieren. Dann nahm ich 2 Beruhigungstabletten und legte mich etwas hin. 2 Stunden später rief mich die Betreuerin an. Als ich ihr erzählte, dass Sabine im Krankenhaus war, meinte sie nur, dass sich ihr Kommen damit ja erübrigt hätte und beendete das Gespräch. In den folgenden Tagen sahen und hörten wir kaum etwas von Klaus. Wenn er mal aus seinem Zimmer kam, war alles dunkel. Selbst Thorsten drehte seine Musik leiser, um Klaus nicht zu stören. Nach ein paar Tagen traf ich beide im Flur an und es platzte nur so aus mir raus. Ich sagte beiden ins Gesicht, was ich von ihnen und dem Verhalten hielt. Beide grinsten mich nur hämisch an. Nach 1 1/2 Wochen kam Sabine mit einem Taxi wieder heim. Klaus nahm sie vor dem Haus in Empfang und trug ihr die Tasche hoch. In der ganzen Zeit war er nicht ein einziges mal bei ihr gewesen. Jetzt spielte er den liebevollen Mann vor. Sabine erinnerte sich an gar nichts mehr. Thorsten frischte ihre Erinnerungen dann in der Küche auf. Er berichtete lachend, was er und Klaus alles gemacht hatten. Jeder normale Mensch wäre nun sauer gewesen. Nicht Sabine. Sie ging einträchtig mit Thorsten in sein Zimmer und soff sich voll.

Kapitel 7

 Thorsten machte regelmäßig die Nacht zum Tag. Seine Zimmertür stand immer offen, er hätte ja etwas verpassen können. Nur wenn er schlief, oder außer Haus ging, schloss er die Tür. Man musste gar nicht schauen, ob die Tür offen war. Man hörte es. Denn dann war die Musik im ganzen Haus zu hören. Um sich trotz der Musik Gehör verschaffen zu können, brüllte Thorsten laut rum. Lustig wurde es dann, als Thorsten beschloss, dass sein Zimmer gewischt werden musste. Dazu stellte er seine Stühle in den Flur. Nach dieser extremen Schwerstarbeit hatte er sich eine Pause verdient. Allerdings war kein Bier mehr da. So ging er los, um Nachschub zu holen. Den Six Pack trank Thorsten aber noch vor dem Laden und kam eine Stunde später besoffen zurück. Jetzt brauchte er eine Pause von der Heimfahrt und setzte sich dazu auf einen seiner Stühle im Flur. Dort schlief er ein und schnarchte bis zum Abend vor sich hin. Als er wach wurde, packte Thorsten seine Sachen zurück ins Zimmer und machte Party. Am nächsten Tag trug er seine Stühle erneut auf den Flur. Wieder brauchte er eine Pause, setzte sich diesmal aber in die Küche. Bald darauf hörte man ihn laut schnarchen. Ich bekam das mit und ging ebenfalls in die Küche. Dort schlug ich Türen zu, scharrte mit den Stühlen, schlug Topfdeckel gegeneinander und pfiff sogar in eine Trillerpfeife. Es hätte eine Bombe einschlagen können. Thorsten wurde nicht wach. Erst am Abend wurde er munter, schleppte seine Stühle in sein Zimmer und machte Party. Einen Monat später war sein Zimmer dann gewischt.

 

Auch Sabine schlief immer öfter außerhalb ihres Zimmers. Es kam vor, dass wir sie irgendwo im Flur, oder im Bad fanden, wo sie tief und fest schlief. Hatte sie ihren Rausch dann ausgeschlafen, stand sie auf, als wäre nichts gewesen und ging in ihr Zimmer. Wir überlegten uns schon, ob man nicht ein paar Feldbetten im Haus aufstellen sollte, da Sabine und Thorsten große Schwierigkeiten zu haben schienen, ihr Bett zu finden.

 

Irgendwann war Thorsten dann der Meinung, er müsste bestimmen, wann ich zu schlafen hatte. So teilte er mir eines Tages mit, dass ich um 21 Uhr ins Bett zu gehen hätte. Ich fand das lustig und da ich schon einige Jahre volljährig war, interessierte mich dieser komische Befehl auch nicht. Bekam Thorsten mit, dass ich nach 21 Uhr noch im Haus unterwegs war, brüllte er mir von seinem Zimmer aus die übelsten Beleidigungen entgegen. Dann erzählte er rum, dass ich täglich die ganze Nacht auf war und am Tag schlief. Begegnete ich Thorsten am Tag, machte ich so, als würde ich schlafwandeln, oder rief laut, dass das nicht ich, sondern nur mein Astralkörper war, den er sah. Thorsten verstand beides nicht und ich lachte ihn regelmäßig aus. Da ich nicht auf Thorsten hören wollte, versuchte er sein Glück bei Klaus. Der verbrachte seine Nächte bei Thorsten und konntedaher nur am Tag schlafen. Ging Thorsten nun tagsüber zu Sabine, fand er Klaus öfters schlafend vor. Dann brüllte Thorsten so lange rum, bis Klaus aufstand. Einmal war Klaus krank und lag auf der Couch, als Thorsten hinzu kam. Kaum erblickte er Klaus, brüllte er wieder los. Diesmal hatte Klaus darauf aber keine Lust und teilte Thorsten mit, dass er seine Ruhe wollte und Thorsten aus seinem Zimmer gehen sollte. Das passte Thorsten nicht und er schrie regelrecht los. So teilte er Klaus mit, dass er hingehen könnte, wo er wollte und niemand hätte ihm zu sagen, aus welchem Zimmer er raus gehen sollte.

 

Ein paar Wochen später. Ich war auf dem Weg in die Waschküche. Im Flur vernahm ich laute Stimmen, die eindeutig von Thorsten kamen. Seine Tür war aber geschlossen, was mich sehr wunderte. Als ich die Treppe runter lief, bemerkte ich ein parkendes Polizeiauto im Hof und dachte mir, dass die Polizei ja nur bei Thorsten sein konnte. Mir war das egal. Nachdem ich in der Waschküche fertig war, ging ich wieder rauf und begegnete im Flur 2 Polizeibeamten, die zu meinem Freund wollten. Verwundert ging ich ihn wecken, da er von der Nachtschicht gekommen und noch am schlafen war. Dann bat ich die Beamten rein und hörte verwundert zu, was diese berichteten. Man warf meinem Freund vor, dass er Klaus geschlagen hätte, dieser hatte eine Anzeige aufgegeben. Mein Freund sollte wegen einer Aussage zur Wache kommen. Ich fuhr mit, denn das ganze kam mir doch sehr komisch vor. Auf dem Heimweg saß ich dann Tränen lachend im Auto. Klaus hatte ausgesagt, dass mein Freund ihn im Haus einfach angegriffen und geschlagen hätte. Als Sabine dazu gekommen wäre, hätte mein Freund sie auch noch umgeworfen.

 

Nun war es aber so, dass an dem besagten Tag die Betreuerin bei meinem Freund und mir war und wir uns zu dritt in der Küche befanden. Wir sahen, dass Thorsten und Klaus gemeinsam das Haus verließen. Mein Freund machte sich kurz darauf auf den Weg zur Nachtschicht, was er auch beweisen konnte. Der Polizei kam das alles von Anfang an komisch vor. Der tätliche Angriff sollte am frühen Abend im Flur gewesen sein. Eine Streife wurde aber erst kurz vor Mitternacht gerufen. Und die wurde nicht zu uns ins Haus gerufen, sondern irgendwo mitten im Dorf. Da waren die Wunden im Gesicht von Klaus auch noch sehr frisch und Sabine war auch weit und breit nicht zu sehen. Die war ja zuhause. Die Betreuerin wurde zur Zeugenaussage bestellt und ein Freund brachte von der Arbeit den Beweis, dass er zur Tatzeit einige Kilometer weiter weg gewesen war. Uns war klar, dass Thorsten und Klaus nicht weit kommen würden.

 

Thorsten war aber anderer Meinung. Jedesmal wenn wir ihm begegneten, erzähle er uns, dass mein Freund ins Gefängnis kommen und seine Arbeit verlieren würde. Wir grinsten jedesmal darüber. Auch hörten wir, wie er regelmäßig bei Sabine und Klaus saß und beiden in Dauerschleife erzählte, was sie bei Gericht auzusagen hätten. Er meinte nämlich ernsthaft, dass es zu einer Verhandlung kommen würde. Wieder grinsten wir nur dazu. Der Polizei war inzwischen klar, dass Thorsten, Klaus und Sabine falsche Aussagen gemacht hatten, um meinem Freund etwas anhängen zu können. Es wurde sogar davon ausgegangen, dass Thorsten derjenige war, der Klaus nur aus diesem Grund schlug. Bald darauf mussten Sabine und Klaus erneut zur Polizei kommen. Sie kamen sehr kleinlaut zurück und auch Thorsten schwieg. Mein Freund bekam vom Staatsanwalt ein Schreiben, in dem ihm mitgeteilt wurde, dass man die Anzeige gegen ihn eingestellt hatte. Es lief nur noch seine Anzeige gegen Klaus wegen Falschaussage und Verleumdung. Er war also sauber aus der Geschichte raus. Thorsten, Sabine und Klaus mussten allerdings doch noch vor Gericht erscheinen. Zu dieser Verhandlung wurden wir aber nicht geladen. Wir erfuhren nur, dass es um Vortäuschung einer Straftat und Falschaussage ging. Wie das ganze aus ging, erfuhren wir nie.

 

Irgendwann schenkte jemand im Dorf Thorsten einen Kleiderschrank. Er sollte ihn abholen und musste ihn selbst zusammen bauen. Dazu holte er sich Klaus zur Hilfe. Auch der on/off Freund Viktor wurde her bestellt. So hörte man eines Tages Thorsten von weitem schreien. Er lief neben Klaus und Viktor her, die eine Schubkarre mit dem Schrank vor sich her schoben. Thorsten gab die Anweisungen, die weder Klaus, noch Viktor befolgten. Dann war es geschafft, die Schubkarre stand vor dem Haus. Es mussten nur noch die ganzen Einzelteile ins Haus getragen werden. Da es ein heißer Tag war, ging das aber ganz schwer. Jeder viertel Stunde musste eine Pause gemacht werden, um sich mit einer Flasche Bier Abkühlung zu verschaffen. Nach über 3 Stunden befand sich alles bei Thorsten im Zimmer. Nun sollte es ans Aufbauen gehen. Allerdings war es so, dass Thorsten von solchen Tätigkeiten so gar keine Ahnung hatte. Aus dem Grund gab er laute Anweisungen, die Klaus und Viktor zu befolgen hatten. Gab einer der beiden mal einen Einwand von sich, schrie Thorsten noch lauter. Es vergingen nochmal 2 Stunden und der Schrank stand. Allerdings war der Boden oben und das Dach auf dem Boden. Daneben lagen viele Teile, die angeblich zu viel waren. Keine 10 Minuten später fiel der ganze Schrank in sich zusammen. Das selbe wäre mir auch fast passiert, allerdings vor lachen. Laut Thorsten waren Klaus und Viktor schuld, denn beide waren ja so unfähig.

 

Bei Sabine und Klaus gab es auch wieder Tumult. Wenn Sabine auf Klo musste, oder etwas wollte, sollte sie Klaus fragen. Der war aber genervt und schrie Sabine regelmäßig an. Half alles schreien nicht mehr, schlug er auf Sabine ein, was man bis auf den Flur hören konnte. Entsetzt riefen wir der Betreuerin an, die sofort kam. Klaus wollte sich aber nicht ins Zimmer lassen. Also rief die Betreuerin der Polizei an. Aber auch die wollte Klaus nicht rein lassen. Nach langem Reden öffnete er dann doch und wir standen entsetzt da. Sabine hatte ein zerschlagenes Gesicht. Die Blutergüsse zogen sich bis zu den Armen runter. Auf dem Wohnzimmertisch befand sich ein großer Blutfleck. Als die Beamten wissen wollten, was los war, erzählte Sabine, sie wäre unglücklich gestürzt. Die Beamten sprachen aus, was alle dachten. So unglücklich konnte niemand stürzen. Da Sabine bei ihrer Aussage blieb, zog die Polizei wieder ab. Ich versprach Klaus aber, dass ich ihn windelweich prügeln würde, sollte ich nochmal mitbekommen, dass er auf Sabine los ging. Danach wurde es etwas besser.

 

Dann fuhr Thorsten mit einem Bekannten für eine Woche nach Kroatien. Es war für uns eine ruhige Woche, die wir genossen. Die Woche war vorbei und spät abends klingelte Thorsten an der Tür Sturm, da er seinen Schlüssel bei seinem Bekannten im Auto vergessen hatte. Der war weiter gefahren, nachdem er Thorsten abgesetzt hatte. Nun stand er da und überlegte sich, was er machen sollte. Alle rieten ihm, zu seinem Bekannten zu gehen und seinen Schlüssel zu holen. Zuvor brauchte er aber noch 2 Bier, die er sich bei Sabine holen ging. Erst als beide Flaschen leer waren, lief Thorsten los. Inzwischen war er aber so besoffen, dass er sich auf dem Heimweg verlaufen hatte. Er kam erst gegen morgen zurück.

 

Die Sauberkeit ließ auch immer mehr zu wünschen übrig. Keiner fühlte sich dazu verantwortlich, um den Herd zu reinigen. Jeder benutzte ihn. Eines Tages war der Herd dann so dreckig und schmierig, nachdem er von Walter, Sabine und danach von Thorsten benutzt worden war, dass ich mich weigerte, etwas zu machen. Ich kochte nicht mehr und so gab es bei uns 3 Tage hintereinander nur Salate und ein mal eine Pizza. In dieser Zeit wurde der Herd von den anderen eifrig weiter benutzt, jedoch nie gereinigt. Mir reichte es nach dem dritten Tag und ich stand hin, um die ganze Küche zu reinigen. Als ich mich laut darüber beschwerte, bekam ich gesagt, ich sollte mich nicht so anstellen. Denn ein Herd wäre ja schnell sauber gemacht. Ich fragte mich allerdings, warum ich dann da stand und schrubbte und es vorher niemand für nötig gehalten hatte, sauber zu machen, wenn es doch so einfach und schnell ging.

 

Mein Freund ekelte sich dafür vor dem Männerbad. Vor allem das Klo, welches er sich mit Klaus teilte, fand er widerlich. Ich schaute mir das Bad an, dort war ich schon lange nicht mehr drin gewesen. Auch mich ekelte es und ich sagte meinem Freund, dass er das Frauenklo nutzen sollte. Als ich Sabine traf, sprach ich sie auf das Männerbad an. Sie schaute rein, verzog das Gesicht und sagte, sie würde es sauber machen. Nach 2 Tagen sah es noch schlimmer aus. Der Boden war von undefinierbarer Farbe, die Duschen verdreckt, die Waschbecken wollte ich nicht anfassen und beim Anblick vom Klo hätte ich mich fast übergeben. So sagte ich meinem Freund, dass er da nicht mehr hin sollte. Ich hatte angst, er könnte sich etwas holen. Er sammelte seine Sachen zusammen und nutzte nur noch das Frauenbad.

 

Ich hatte irgendwann keine Lust mehr, täglich allen hinterher zu wischen. Denn mein Freund und ich machten den Dreck nicht alleine. An den Kehrwochenplan hielt ich mich als einzige. Also fasste ich den Entschluss, nur noch dann sauber zu machen, wenn ich dran war. Hatte ich etwas benutzt, machte ich es im Anschluss gleich sauber. Dies bemerkten die anderen Bewohner. Vor allem Thorsten, der mir unterstellte, ich wolle profozieren. Das fand ich dann doch lustig. Ich erklärte ihm, dass mein Freund nicht arbeiten gehen würde, damit ich mir jede Woche eine neue Flasche Putzmittel kaufen konnte. Denn genau diese Menge war immer drauf gegangen. Thorsten verstand wieder einmal gar nichts.

 

In unserem Zimmer brannte ich öfter mal ein Räucherstäbchen ab. Auch Duftöle hatte ich, die man in Wasser über einem Teelicht verdampfen lässt. Machte ich dies, war unsere Zimmertür zu und das Fenster ein Spalt offen. Nun wollte Sabine mir das verbieten, denn sie hatte angeblich starkes Asthma. Komisch war nur, dass sie anfing zu husten, wenn ich mit einem nicht brennenden Räucherstäbchen durch das Haus ging. Sie hatte auch keine Probleme damit, dass sie und Klaus in ihrem Zimmer rauchten und nie lüfteten. Öffneten sie ihre Zimmertür, kam jedesmal eine dicke Rauchwolke raus. Von daher ließ ich mir nichts verbieten. Die Krönung kam bald darauf. Thorsten meinte, er könnte sich bei Walter beschweren und erzählte ihm, dass ich nicht mehr ständig sauber machte und auch noch die Frechheit besaß, in meinem Zimmer irgendwelche Räucherstäbchen zu benutzen. Walter musste einen lichten Moment gehabt haben. Er schrie nämlich Thorsten an. Dabei erzählte er ihm, was ich in der ganzen Zeit alles sauber gemacht hatte, was ich alles reparierte und um was ich mich kümmerte, obwohl ich es nicht gemusst hätte. Weiter erklärte er Thorsten, dass er verstehen könnte, dass ich nichts mehr machen wollte und meinte zuletzt, dass im Haus noch genug andere wohnten, die ihren Dreck selbst weg machen könnten. Alt genug war jeder. Damit ließ Walter einen verdutzten Thorsten stehen, bei dem der Tag gelaufen war. Der Schuss ging nämlich nach hinten los.

 

Schon bald fand er einen neuen Grund um sich zu beschweren. Ich hatte angefangen unser Brot selbst zu backen. Dies machte ich immer spät am Abend. Denn ich dachte, dass dann alle in der Küche fertig waren und ich niemanden störte. Thorsten fühlte sich gestört und er rannte gleich zu Sabine, um ihr sein Leid zu klagen. So beschwerte er sich, dass er wegen mir gar keine Pizza mehr machen könnte. Ich fand das witzig, denn Thorsten hatte sich zuletzt ein ganzes Jahr zuvor das letzte mal Pizza gemacht. Er meinte, wegen mir könne er sich nichts zum Essen machen. Auch darüber lachte ich. Denn den Herd konnte man nutzen, selbst wenn ich 3 Brote im Ofen gehabt hätte. Wenn ich mein Brot im Ofen hatte, was alle 2-3 Tage der Fall war, kam nie jemand in die Küche, weil er sich noch etwas zubereiten wollte. Es war auch den ganzen Tag über genug Zeit. Aber Thorsten war der Meinung, dass er immer dann eine Pizza machen wollte, wenn ich am Brot backen war. Allerdings hatte er gar keine Pizza im Haus. Das merkte er nur nicht in seinem Wahn. Ich machte weiterhin mein Brot.

 

In einer Nacht konnte ich wieder mal nicht schlafen. Thorsten hatte die Musik laut. Dazu unterhielt er sich brüllend mit Sabine. Ich hatte am anderen Tag sehr früh einen Termin und hätte davor gerne noch etwas geschlafen. In einer Stunde rief ich 3 mal nach hinten, ob man nicht etwas leiser sein könnte. Thorsten brüllte aus seinem Zimmer, ich hätte meine Klappe zu halten. Sabine brüllte hinterher, sie würde mir gleich auf selbige Klappe eine schlagen. Am anderen Morgen verschlief ich fast und kam in letzter Sekunde pünklich bei meinem Termin an. Kaum war ich wieder zuhause, lief mir Thorsten über den Weg und baute sich vor mir auf. Sollte ich es noch ein einziges mal wagen, mich zu beschweren, würde er mich fertig machen. Meine Laune war an dem Tag eh nicht die beste und ich entgegnete ihm, dass ich ihn mit Freuden mit Salzsäure übergießen würde, sollte er noch ein einziges mal so einen Lärm machen. Später beschwerte er sich bei Sabine und erzählte ihr, ich hätte ihn bedroht, obwohl er mir gar nichts getan hatte.

 

Auch mit der Körperhygiene hatten es unsere Mitbewohner nicht so. Während Walter an manchen Tagen bis zu 5 mal duschen ging und sich zwischendurch auch noch so am Waschbecken wusch, gingen andere höchstens ein mal im viertel Jahr. Entsprechend rochen sie auch. Ob diese Körperausdünstungen von den Personen nicht bemerkt wurden, oder ob es jedem egal war, wusste ich nicht. Besonders bei Sabine war es schlimm. Da ihr Geschäft noch immer regelmäßig in die Hose ging, roch sie penetrant nach Urin und Kot. An manchen Tagen überdeckte dieser Mief selbst ihren Schweißgeruch. Sprach man jemanden auf seine Körperausdünstungen an, wurde man mit großen Augen angesehen und bekam zu hören, man wisse nicht, wie das gemeint war.

 

Erneut versuchte Sabine, mir meine Räucherstäbchen zu verbieten. Es ging auf Weihnachten zu und ich deckte mich mit Kerzen ein, die verschiedene Düfte hatten. Auch Räuchermännchen stellte ich auf. Über Tage hinweg hatte ich immer wieder etwas angezunden. Bei Sabine war nichts zu merken. Bis dann eines Tages Heike vor unserem Zimmer hielt und wir ins Gespräch kamen. Wir sprachen über besondere Vorlieben verschiedener Düfte und wo wir unsere Vorräte selbiger kauften. Dann öffnete ich kurz die Zimmertür, um Heike schnüffeln zu lassen, da ich grade eine besondere Sorte brennen hatte. Im gleichen Moment kam Sabine vorbei und täuschte einen Hustenanfall vor. Heike sah mich erstaunt an. Am nächsten Tag erzählte Klaus, dass Sabine einen schlimmen Asthmaanfall gehabt hätte und ich aufhören sollte, ständig irgendwas in meinem Zimmer brennen zu lassen. Ich rief dann Herrn S. an und wollte es von ihm genau wissen. Ihm war auch nicht bekannt, dass man von einer Kerze, oder einem Räucherstäbchen Asthmaanfälle bekommen konnte und teilte mir mit, dass es auch kein Verbot gab, welches mir das Abbrennen irgendwelcher Kerzen, oder sonstigem, untersagen würde.

 

Gegen die ständige Ruhestörung von Thorsten wurde nach wie vor nichts unternommen. Eines abends wollte ich mir etwas im Fernseh ansehen, verstand aber kein Wort. Dafür hörte ich die Musik von Thorsten umso besser. Ich musste die Lautstärke am Fernseh voll aufdrehen, bis ich wieder etwas verstand. Allerdings bekam ich von diesem Krach Kopfschmerzen. Im Abstellraum befand sich der Sicherungskasten. Jedes Zimmer hatte eine Nummer, die sich bei den entsprechenden Sicherungen wieder fand. So ging ich los und drehte Thorsten die Sicherung raus. Alles war still. Zurück in meinem Zimmer konnte ich endlich meine Sendung in normaler Lautstärke schauen. Es dauerte eine Weile, bis Thorsten merkte, dass keine Musik mehr lief. Danach untersuchte er sein Radio. Langsam dämmerte es ihm, dass bis auf das Licht, gar nichts mehr ging. Verwundert ging er zu Sabine und erzählte ihr alles. Diese meinte, dass bei ihr noch Strom da war und es sich daher um keinen Stromausfall handeln konnte. Nach einer weiteren Weile kam sie auf die Idee, dass Thorsten nach der Sicherung schauen sollte. Weil er nicht zu den schlausten Menschen gehörte, brauchte er etwas, bis er seine Sicherung aus machen konnte und den Strom einschaltete. In der Nacht ging ich noch einige mal in den Abstellraum, um den Strom bei Thorsten raus zu nehmen. Irgendwann reichte es ihm und er ging schlafen. Er kam nicht darauf, dass ich für alles verantwortlich war.

 

Wenige Tage später stand ich vor dem Haus und wartete auf das Postauto, welches in die Straße rauf fahren gesehen hatte. Den Postzusteller kannte ich schon seit Jahren. Er fragte mich an diesem Tag, ob ich ihm sagen würde, wohin mein Freund gezogen wäre. Verwundert sah ich ihn an. Mein Freund war niht umgezogen. Das wäre mir als erste aufgefallen. Der Postzusteller erzählte mir dann, dass einige Tage zuvor eine Frau aus dem Haus gesagt hatte, mein Freund sei umgezogen und seine Post sollte nicht mehr in den Briefkasten geworfen werden. Nun wohnten mit mir zusammen 3 Frauen im Haus und ich fragte nach, wie diese Frau ausgesehen hatte. Als der Postzusteller meinte, die Frau hätte immer eine Alkoholfahne, wusste ich, dass das Sabine war, die diesen Mist erzählt hatte.

 

Thorsten entdeckte seine Putzwut. So schnappte er sich plötzlich seinen Besen, der kaum noch Borsten hatte und fegte den Flur. Dazu hatte er seine Sonnenbrille auf. Es konnte aber nur der Dreck gewesen sein, der so blendete. Denn wir hatten Oktober gegen 22 Uhr. Allerdings fegte Thorsten nur den Dreck zu einem Haufen zusammen, den er in einer Ecke liegen ließ. Den Haufen sollte jemand anderer weg machen, er hätte genug getan. Dies teilte er auch gleich Sabine und Klaus durch deren geschlossene Tür mit. Im 5 Minuten Takt. Die hatten ihre Ohren auf Durchzug. 3 Tage lief jeder mehrmals an dem Dreckhaufen vorbei, bis Thorsten sich doch noch dazu bequemte, eine Kehrschaufel zu holen und alles weg zu machen.

Kapitel 8

 Thorsten brüllte wieder mal im Flur rum. Als ich meinen Namen hörte, wurde ich hellhörig. So erfuhr ich, dass er sich beim Rathaus über mich beschweren wollte. Denn laut Thorsten, hätte ich in dem Jahr nur 2 mal gewischt. Ich lachte laut los. Laut meinem Plan kam ich nämlich auf 37 mal in dem Jahr und davon war ich nach dem Kehrwochenplan nicht mal die Hälfte davon dran gewesen. Von mir aus konnte Thorsten sich also beschweren, denn ich hatte es mir angewöhnt, jedesmal ein Foto zu machen, wenn ich am sauber machen war. Inklusive Datum. Ich konnte also nachweisen, was ich getan hatte und was nicht. Auf einmal brüllte er rum, dass wegen mir Maden im Abstellraum waren. Auch das fand ich lustig. Zwar waren seit kurzer Zeit wirklich Maden im Abstellraum. Jedoch kamen die aus den Kartons von Sabine. Ich hatte in dem Raum nur Schüsseln und ein paar Töpfe und Pfannen, die ich nicht regelmäßig brauchte. Von den Sachen konnten keine Maden kommen. Dann wollte er sich auch noch wegen meinen hohen Schuhen beschweren. Er, der immer durch den Flur trampelte, fühlte sich davon gestört, wenn ich mit Absätzen das Haus verließ, oder wieder betrat. Ich hätte meine Schuhe gefälligst vor dem Haus an und auszuziehen. Da ich aber immer leise ging, um ja niemanden zu stören, sah ich das nicht ein. Thorsten war zwar beim Rathaus, ich hörte aber nie etwas von dort. Und ich zog meine Schuhe weiterhin im Zimmer an und aus. Dafür meinte Thorsten irgenwann, dass ich nun die Putzfrau im Haus wäre. Ich hätte auf der Stelle alles zu wischen. Und er würde mir einen Plan machen, auf dem stand, wann ich wo und was zu reinigen hätte. Darüber lachte ich laut, drehte mich um und ließ Thorsten stehen. Er hasste es, wenn man ihn einfach stehen ließ und ich hatte meine Freude daran.

 

Am gleichen Abend war ich dabei das Essen zu kochen, da mein Freund bald von der Arbeit kommen sollte. Ich brauchte nur noch den Tisch decken. Dazu muss man wissen, dass jeder in der Küche einen Anteil der Schränke bekommen hatte. Unser Anteil war ganz hinten, neben der Tür zum Abstellraum. War diese Tür offen, kam ich nicht an den Schrank. Da Thorsten im Abstellraum stand und die Decke anstarrte, war die Tür zufällig auf. Ich teilte ihm mit, dass ich an den Schrank musste und lehnte die Tür an. Als erstes holte ich die Teller raus. Die Tür vom Abstellraum öffnete sich langsam und da ich noch an die Schublade musste, lehnte ich sie wieder an. Auf einmal wurde die Tür wie wild gegen die Schublade geschlagen und das gleich mehrfach. Ich rief, dass ich gleich fertig wäre und nur das Besteck holen müsste. Danach schloss ich die Schublade und drehte mich um, mit dem Rücken zur Tür. In dem Moment, in dem ich rief, dass ich gleich weg wäre, wurde mir die Tür mit Wucht in den Rücken geschlagen. Erst schrie ich vor Schmerz auf. Dann fragte ich Thorsten wütend, was das wieder sollte. Doch er stand nur hämisch grinsend da und behauptete, er hätte ja gar nichts gemacht. Ich teilte ihm mit, dass er mir eben die Tür in den Rücken geschlagen hatte. Da packte mich Thorsten am Handgelenk und fuchtelte mit meiner Hand rum. In der Hand hatte ich das Besteck, darunter auch 2 Steakmesser. Es fehlte nicht viel und Thorsten hätte sich selbst damit verletzt. Er fuchtelte also mit meiner Hand rum und sagte, ich sollte nicht immer so dummes Zeug behaupten. Ich würde immer nur Lügen erzählen. Mir reichte es schon wieder und ich verlangte, dass er mich los ließ. Er aber meinte weiter grinsend, dass er mich überhaupt nicht berührend würde, fuchtelte aber immer noch mit meiner Hand rum. Inzwischen musste ich darauf achten, dass die Messer meinem Gesicht nicht zu nahe kamen. Mir wurde das ganze zu blöd und ich schlug so lange auf Thorstens Hand ein, bis der mich los ließ. Natürlich beschwerte er sich später bei Sabine. Allerdings erzählte er ihr, dass ich ihn einfach grundlos geschlagen und auch noch mit einem Messer bedroht hätte. Er würde schon in ständiger Angst vor mir leben. Kurz darauf begegnete ich Sabine im Flur, wo sie mir schwankend entgegen kam. Sie sah mich böse an und trat gegen mein Bein.

 

Nicht lange danach war Sabine notgedrungen nüchtern, denn sie waren pleite. In ihrem nüchternen Zustand kam sie auf die Idee, dass sie den Ofen reinigen könnte. So sprühte sie morgens den Ofen mit einem Reinigungsmittel ein und lief davon. Als ich am Abend Brot backen wollte, sah alles noch genauso aus, wie am Morgen. Seit kurzem wohnte auch der jüngste Sohn von Heike mit im Haus. Kevin wollte sich etwas zu essen machen. Auf dem Herd war aber ein einziger Dreck. Ein großer Topf mit einer komisch riechenden Suppe stand dort. Drum herum befanden sich eingebrannte Gemüsereste und anderer Dreck. Also standen Kevin und ich hin, um Herd und ofen zu säubern. Später lobte sich Sabine, da der Ofen so schön sauber war. Wenn Sabine gekocht hatte, nahm sie ihre Töpfe und verschwand im Zimmer. Von Herd sauber machen, hatte sie wohl nie was gehört. Auch an einem Tag war der Herd ein einziger Dreck. Da mein Freund und ich aber Pizza machen wollten, interessierte mich das nicht und ich ließ den Herd so, wie er war. Später saßen wir dann in der Küche und aßen unsere Pizza. Das sah Thorsten, der in dem Moment ins Bad ging. Die Küchentür hatte eine Scheibe, so konnte man alles sehen. Nach dem Essen machten wir unseren Abwasch. Thorsten kam in die Küche, schaute den dreckigen Herd an und brüllte mich an, ich sollte sofort den Herd sauber machen, denn er wollte jetzt kochen. Ich weigerte mich und sagte, wenn er einen sauberen Herd wollte, müsste er den eben sauber machen. Thorsten brüllte noch lauter, was ich mir einbilden würde. Ruhig antwortete ich ihm, dass ich den Herd nicht dreckig hinterlassen hatte und mich der Dreck auch nicht interessieren würde. Sofort war ich eine Lügnerin. Immerhin hätte Thorsten uns kurz zuvor beim essen gesehen. Ich fragte, was das mit dem Herd zu tun hatte, denn ich hatte den gar nicht benutzt. Nun war ich eine verwahrloste Intrigantin und würde ich nicht umgehend den Herd säubern, würde ich etwas erleben.

 

Noch immer ruhig entgegnete ich, dass ich Pizza gegessen hatte und Pizza schon immer nur im Ofen zubereitete. Von daher konnte ich den Herd gar nicht schmutzig gemacht haben. Es war auch deutlich zu sehen, dass der Herd nicht von einer Pizza verschmutzt war. Dann sagte ich noch, dass ich den Herd an dem Tag säubern würde, wenn ich gelernt hatte, eine Pizza in der Pfanne zu backen. Bis dahin müsse Thorsten sich den Herd eben selbst reinigen, oder die Person holen, die für den Dreck verantwortlich war. Mit diesen Worten ließ ich Thorsten stehen und ging aus der Küche. Der fragte sich noch, was ich mir alles für Frechheiten raus nehmen würde. Er fand es eine Unverschämtheit von mir.

 

Es kam manchmal vor, dass bei uns Post landete, die gar nicht für unser Haus gedacht war. Wir hatten zusammen einen Briefkasten, zu dem jeder einen Schlüssel besaß. Wer an den Briefkasten ging, nahm die ganze Post raus und legte alles auf den Küchentisch. So lag eines Tages ein Brief auf dem Tisch, der an eine alte Dame 3 Häuser weiter gedacht war. Diesen Brief wollte ich später zu ihr bringen, da ich sowieso noch aus dem Haus musste. Den Brief leiß ich allerdings auf dem Tisch liegen. Später war er weg. Thorsten hatte den Brief an sich genommen, geöffnet und gelesen. Darüber regte ich mich bei meinem Freund auf. Denn nicht mal das Briefgeheimnis war ihm heilig. Sabine bekam mit, wie ich mich aufregte und teilte das brühwarm Thorsten mit. Der brüllte auch gleich los. Ich wäre ein mieses und hinterhältiges Weib und welche Frechheit ich mir wieder raus nahm, ihm sagen zu wollen, was er für Post auf machte. Er machte Post auf, wie und wann er wollte, das würde mich gar nichts an gehen. Und weil ich mich in seine Angelegenheiten eingemischt hätte, müsste ich bestraft werden. Die Bestrafung hatte er auch gleich ausgedacht. Er wollte in Zukunft bestimmen, wann ich die Küche benutzen durfte und nannte mir auch gleich irgendwelche Zeiten. Mich interessierte das genausoviel wie ihn das Briefgeheimnis und ich nutzte die Küche wann ich es wollte.

 

Also überlegte sich Thorsten etwas anderes. Ihm war das Blech aus dem Ofen zu dreckig und ich sollte es augenblicklich sauber machen. Ich weigerte mich. Doch laut Thorsten wäre das Blech nur so verschmiert, weil ich immer Brot backte. Augenverdrehend erklärte ich ihm, dass ich als einzige im Haus eine Backunterlage verwendete, sogar eine aus Silikon. Machte Sabine ihr monatliches Brathähnchen, oder Thorsten seine Pizza, wurde keine Unterlage benutzt und das Blech auch nicht gereinigt. Thorsten behauptete, alle im Haus würden die Küche sauber hinterlassen. Ich stand da und lachte Tränen. Dann fragte ich ihn, warum ich dann jedesmal erst den Herd reinigen musste, wenn ich kochen wollte und warum ich immer erst die Zeitungen vom Tisch sammelte, die er dort verteilte, bevor ich essen konnte. Beleidigt ging Thorsten aus der Küche und meinte noch, mit mir könne man nicht vernünftig reden. Das erzählte er gerne, wenn ihm jemand die Wahrheit ins Gesicht sagte, die ihm nicht passte.

 

 Thorsten hatte einen Gewerbeschein. Wozu er den brauchte, wusste allerdings keiner. Er fand regelmäßig zig Ausreden, um nicht arbeiten gehen zu müssen. Dafür erzählte er aber regelmäßig, dass er mit diesem Gewerbeschein jede Arbeit annehmen könnte. Irgendwann fragte ich ihn, wozu viele Menschen eine Ausbildung machten, wenn man laut ihm nur einen Gewerbeschein brauchte, um Elektriker, Maler, Metzger, usw. zu werden. Zur Antwort bekam ich dann, dass ich nur einfersüchtig auf seinen Gewerbeschein wäre. Was ich lustig fand. Mit diesem Gewerbeschein dachte er nun, dass er etwas besseres wäre. Denn Thorsten wusste alles, Thorsten konnte alles. Alle anderen waren dumm und unfähig. Das erzählte er auch regelmäßig jedem. So brauchte er auch keine Hilfe, als er an seinem Fernseher 300 Programme empfangen wollte. Diese Programme konnte man im Haus wirklich empfangen. Jedes Zimmer war an die Schüssel auf dem Dach angeschlossen. So saß Thorsten motzend in seinem Zimmer und drückte auf seinem Fernseher rum. Keine Sender. Nicht ein einziger. Bis ihm Sabine etwas über ein bestimmtes Kabel erzählte. Thorsten besorgte das Kabel und versuchte es, an Fernseher und Buchse an der Wand zu verbinden. Ging auch nicht. Alle waren doof.

 

Wieder fragte Thorsten bei jemandem nach und er bekam erzählt, dass er einen Receiver brauchte. Nun wollte Thorsten zufällig sowieso  in den Elektrohandel, das er für den alten Mann ein DVD-Gerät besorgen sollte. Der alte Mann lag in der Reha und klagte über Langeweile. Das Fernsehprogramm war ihm zu fade und er wollte seine DVDs sehen. So fuhr Thorsten sehr früh los und kaufte beide Geräte. Danach fuhr er zu dem alten Mann und kam erst spät am Abend zurück. Laut verkündete er, dass die 300 Sender nur darauf warteten, um von ihm gesehen zu werden und er wollte sofort den Receiver anschließen. Kurz darauf hörte man lautes motzen und fluchen. Es ging nichts. Keine Sender kamen. Das Gerät ließ sich auch nicht anschließen. Das war wirklich ein dummes Gerät und Thorsten fragte sich, wer so einen Mist auf den Markt brachte. Auf einmal rumpelte es laut im Flur und ich sah vorsichtig raus. Da lag ein DVD-Player auf dem Boden. Laut lachend saß ich dann in meinem Zimmer. Thorsten brüllte noch einige Zeit rum. Denn an allem waren nur die blöden Verkäufer schuld. Die hatten ihm das falsche Gerät verkauft. Alle wollten ihn für blöd verkaufen, aber da müsste man schon früher aufstehen. Klaus teilte ihm dann mit, was für ein Gerät Thorsten anschließen wollte. Und wieder waren die Verkäufer schuld. Denn die hätten ihm sagen müssen, wo welches Gerät drin war. Einige Zeit später fand ich übrigens beide Kartons in der Papiertonne. Auf beiden stand drauf, um welches Gerät es sich handelte. Irgendwann holte Thorsten sich dann seinen Receiver und brachte den DVD-Player zu dem alten Mann. Ein Bekannter schloss ihm den Receiver nicht nur an, er stellte auch alles richtig ein.

 

Auf einmal hatte Thorsten einen lichten Moment. Er motzte immer öfter mit Sabine rum. Einmal hörte ich, wie er bei ihr war und meinte, sie sollte sich endlich mal zusammen reißen und sich ein Beispiel an mir nehmen. Denn ich würde sauber machen, das könnte Sabine auch mal endlich tun. Ich war erstaunt, Sabine nicht interessiert. Noch immer hinterließ sie den Herd ungesäubert. So musste ich jedesmal erst den Herd säubern, bevor ich ihn nutzen konnte. Die Platten schaltete sie auch nie aus. Sie wartete, bis die Zeitschaltuhr nach 22 Minuten abschaltete, nahm ihre Töpfe und verschwand in ihrem Zimmer. Wollte ich dann kochen, musste ich immer erst prüfen, welche Platten an waren und welche ich aus schalten konnte. An einem Morgen wollte ich schon recht früh Brot backen. Als ich in die Küche kam, traf mich fast der Schlag. Denn am Vortag hatte Sabine wieder einmal Gemüsesuppe gekocht. Überall hing nun Gemüse rum. Auf der Dampfabzugshaube, an der Wand, auf dem Herd, auf der Arbeitsfläche und auf dem Boden. Die Herdplatte war wieder mal nicht abgeschalten worden. Mir war das alles egal. Ich drückte auf den Schalter, machte den Ofen an und packte mein Brotteig rein. Über eine Stunde lang stand die Suppe kochend auf dem Topf.

 

Abends traf ich Sabine im Flur an und sagte ihr, dass sie doch mal die Küche sauber machen sollte. Sie behauptete, der Dreck wäre nicht von ihr, denn sie war den ganzen Tag nicht in der Küche gewesen. Also zitierte ich sie in die Küche und meinte, sie soll sich mal umsehen. Wieder behauptete sie, das wäre alles nicht von ihr. Sie konnte auch nicht erklären, warum ihr Topf auf dem Herd stand. Inklusive ihrem Kochlöffel drin. Sabine verschwand recht schnell. Später erzählte Thorsten, dass Sabine am Vortag die Suppe gekocht hatte. Er wusste das so genau, da er zum Essen eingeladen war. Das ganzebekam Sabine mit und ich sagte ihr deutlich, dass sie in Zukunft auf etwas mehr Sauberkeit achten sollte, denn ich konnte ja auch meinen Dreck weg machen. Da baute sich Sabine vor mir auf und drohte mir Prügel an. Ich lachte schallend. Zwar bin ich mit meinen 1,61 Metern auch nicht grade groß. Sabine war aber nochmal ein Stück kleiner und wäre locker als Magersüchtige durch gegangen. Nachdem ich mich beruhigt hatte, zeigte ich Sabine, wohin sie mich schlagen durfte. Den ersten Schlag hätte sie frei gehabt. Sie eilte aber in ihr Zimmer und schrie, bevor sie die Tür zu knallte, sie würde die Polizei rufen. Das hat sie scheinbar doch nicht getan.

 

Am anderen Morgen stand ich wieder sehr früh in der Küche. Zur Abwechslung war ich am Kuchen backen, als Sabine plötzlich hinter mir stand. Sie nuschelte, dass ich keinen Deut besser wäre als sie und nannte mich dann eine dreckige Säuferin. Darüber musste ich so lachen, dass ich mich auf den nächsten Stuhl setzte. Erheitert fragte ich Sabine, ob sie zufällig neidisch war. Denn ich machte regelmäßig sauber, ich duschte fast täglich und ich trank relativ  selten mal etwas Alkohol. Das alles konnte Sabine von sich nicht behaupten. Eine Antwort bekam ich nicht, sie verschwand schweigend in ihrem Zimmer. Später hörte ich sie bei Thorsten. Dort berichtete sie ihm, dass sie wieder mal duschen müsste, weil sie schon längere Zeit nicht mehr duschen war. Thorsten meinte darauf, das sollte er auch mal wieder tun. Angestrengt dachte er nach und verkündete dann, dass es schon ein halbes Jahr, wenn nicht noch mehr, her gewesen wäre. Beide wussten nicht, dass ich grade aus meinem Zimmer kam und alles hörte. Es ekelte mich. Aber mir wurde auch klar, warum beide solche ekligen Gerüche verströmten.

 

Thorsten wurde immer ruhiger. Mit mir kam er immer öfter ins Gespräch und er ließ sich auch mal etwas sagen, ohne zu brüllen und zu toben. An manchen Abenden saßen wir zusammen und rauchten uns gegenseitig den Tabak weg. Dabei merkte ich auch immer mehr, wie geschädigt Thorstens Gehirn durch das jahrelange Saufen und Kiffen war. Mit dem kochen hatte er es auch nicht so. Einmal wollte er wissen, wie man Weißwürste zubereitet. Ich erklärte ihm, dass er einen Topf mit Wasser füllen sollte. Dort die Weißwürste rein und das ganze auf dem Herd erwärmen. Da Thorsten aber noch nie etwas davon gehört haben wollte, dass man eine Wurst im Wasser warm macht, meinte er, ich wollte ihn veräppeln. Er holte eine Pfanne, gab ordentlich Fett rein und briet sich seine 12 Weißwürste verkohlt schwarz. Dazu gab es Nudeln, die dank einer viertel Packung Salz arg versalten waren. Thorsten teilte sich das ganze auf 3 Tage ein und hat auch alles gegessen. Aufgewärmt in der Mikrowelle.

 

An einem Tag fand Thorsten das Männerbad total verdreckt vor. Also noch dreckiger, als sonst. Beim Pinkelbecken war auf den Boden gepinkelt worden und Thorsten wollte wissen, wer das war. Mein Freund fiel schon mal weg. Er ging ja ins Frauenbad. Walter meinte, er wäre schon länger nicht im Bad gewesen, er kam erst heim. Ich hatte kurz zuvor noch gesehen, wie Klaus aus dem Bad gekommen war. Der aber wollte es auch nicht gewesen sein. Das alles war Thorsten egal. Er wollte, dass jemand sauber machte. Mir war das ebenfalls egal, ich verzog mich in mein Zimmer. Denn ich sah nicht ein, im Männerbad einen Finger krumm zu machen. Sabine sah, wie ich verschwand und behauptete allen ernstes, dass ich das ganze gewesen wäre. Ihrer Meinung nach war ich zu schnell verschwunden. Laut lachend kam ich auf den Flur zurück und sagte Sabine, dass es schon lange mein heimliches Hobby war, im Männerbad zu üben im stehen zu pinkeln. Nun wäre ich sehr traurig, da sie mein Geheimnis entdeckt hätte. Sabine sah mich erst groß an und holte dann ihren Putzeimer.

 

Und wieder überkam Thorsten eine irrsinnige Idee. Es fing damit an, dass nach über einem Jahr die Regale für den Abstellraum geliefert werden sollten. Bisher hatten wir alles in Kartons und Kisten dort gehortet. Also gab ich den Auftrag, dass jeder seine Sachen raus holen sollte, damit die Regale aufgebaut werden konnten, die am anderen Tag vom Bauhof gebracht wurden. Als alles aus dem Abstellraum geräumt worden war, fegte und wischte ich den Boden und machte anschließend gleich in der Küche weiter, die bei der ganzen Aktion auch recht schmutzig geworden war. Während ich so beschäftigt war, kam Thorsten dazu und sah mir erstaunt zu. Er fand, das wäre eine unnötige Arbeit, es würde doch eh wieder schmutzig werden. So erklärte ich ihm, dass es zwar wieder schmutzig wird. Wenn man aber nicht regelmäßig nicht sauber macht, ertrinkt man irgendwann im Dreck. Weiter erzählte ich, dass ich am anderen Tag die Stühle und den Esstisch säubern wollte. Da war ich die einzige im Haus, die sich drum kümmerte.

 

Später am Abend standen mein Freund und ich in der Küche, um unseren Abwasch zu machen. Thorsten kam und berichtete von seinem Einfall. Er hatte sich mit einem der afrikanischen Flüchtlinge, die im Dorf lebten, angefreunet. Dieser Freund hätte kaum Geld. Er lebte ebenfalls vom Hartz IV. Nun sollte eben dieser Freund unsere "Putzfrau" werden, um sich etwas dazu verdienen zu können. Thorsten hatte sich gedacht, dass man 10 Euro pro Stunde zahlten sollte und je 3 Stunden in der Woche würde dann die "Putzfrau" ins Haus kommen, um alles sauber zu machen. Da wir 5 Wohneinheiten waren, kam man so auf 6 Euro in der Woche und das könnte doch jeder zahlen. Ich sah Thorsten an und rechnete weiter. Im Monat kam ich pro Einheit auf 24 Euro. Es fehlten aber noch die Reinigungsmittel und war so schon bei 30 Euro im Monat pro Einheit. Grade Thorsten war ständig pleite und würde als erstes jammern, weil er das zahlen sollte. Jeder war für sein eigenes Zimmer verantwortlich. Das bedeutete, das man sich also nochmal ein extra Putzmittel besorgen musste. Im Bad war ich sehr penibel und fand es alles andere als toll, dass das nur ein mal in der Woche gereinigt werden sollte. Was bedeutete, dass ich für mich auch noch zusätzlich einen Badreiniger und ein Kloreiniger kaufen musste, wenn ich ein sauberes Bad haben wollte. Schon war ich bei 40 Euro im Monat für meinen Freund und mich. Das fand ich zu viel. Daher waren wir dagegen. Nur weil die Hälfte der Bewohner faul war, wollten wir nicht jeden Monat so viel Geld ausgeben. Kurz darauf erzählte Thorsten dann noch Heike von seiner Idee. Die stellte die gleiche Rechnung auf, wie ich und fügte hinzu, dass die Fenster im Haus auch gelegentlich gereinigt werden mussten. Dies war nicht in 3 Stunden zu schaffen. Was bedeutete, es würden noch mehr Kosten auf alle zu kommen. Auch sie war dagegen. Thorsten verstand uns alle nicht und war beleidigt.

Kapitel 9

 Der afrikanische Freund von Thorsten legte auch komische Manieren an den Tag. Er tauchte immer gegen 22 Uhr auf und klingelte dann Sturm. Einmal fragte ich mich, ob er dachte, dass wir die ganze Zeit neben dem Türöffner standen und nur darauf warteten, dass er klingelte. Bis Thorsten an den Türöffner geschwankt war, vergingen immer ein paar Minuten. Eines nachts klingelte es kurz nach Mitternacht wieder Sturm. Da ich mir denken konnte, wer da vor dem Haus stand, blieb ich sitzen. Sollte sich Thorsten um seinen Besuch kümmern. Es war auch schon genug vorgekommen, dass mich dieser Freund dumm anmachte, wenn ich ihm die Tür geöffnet hatte. Das wollte ich mir nicht an tun. So wurde eifrig weiter Sturm geklingelt. Nichts tat sich im Flur. Auf einmal war es ruhig im Haus und ich dachte, dass Thorsten sich doch noch endlich auf den Weg zum Türöffner begeben hatte. Im gleichen Moment flog ein Kieselstein durch mein offenes Fenster. Bevor ich es mich versah, folgten eine gaze Reihe an Kieselsteinen dem ersten. Einer verfehlte mich nur knapp. Auf meinem Tisch hatte ich eine Kanne mit Leitungswasser stehen. Diese nahm ich, ging ans Fenster und schüttete das ganze Wasser aus. Es flog kein weiterer Kieselstein mehr. Statt dessen hörte ich es unten nur fluchen und motzen. Scheinbar hatte ich getroffen.

 

Manchmal fragte ich mich, ob Thorsten dachte, dass ich die einzige Person war, die im Haus wohnte und etwas benutzte. War nämlich etwas kaputt, sollte ich es gewesen sein. Irgendwann war das Spülbecken in der Küche verstopft. Mich wunderte das nicht. Denn alle warfen ihren Küchenabfall dort rein. Ich hatte dazu extra einen Müllbeutel in der Küche. Laut Thorsten war aber ich dran schuld, denn er hatte mich einen Tag zuvor noch beim Abwasch gesehen. Da ich nach 3 Tagen genug hatte und ich meinen Abwasch nicht schon wieder am Waschbecken im Bad machen wollte, ging ich hin und sorgte dafür, dass das Wasser ablief. Kurz darauf, das Wasser lief wieder ohne Probleme ab, baute Thorsten die komplette Spüle auseinander. Denn er hatte ja einen Gewerbeschein und konnte das. Ich rollte mit den Augen. Das konnte ich und war schon Meister darin. Als alles auseinander gebaut war, baute er alles zusammen. Nach 2 Stunden war er fertig und als ich nachschaute, musste ich nochmal ran. Einige Teile befanden sich an der falschen Stelle und es ging nichts. Endlich war ich fertig, als Thorsten kam und nochmal alles auseinander baute. Es interessierte ihn nicht, dass das Spülbecken wieder funktionierte. Nochmals baute er alles zusammen und verkündete, dass er alles repariert hatte. Er, der alles konnte. Es war ein großes Glück, dass wir ihn hatten.

 

Am anderen Tag machte ich den Abwasch. Das Wasser brauchte eine geschlagene Stunde, bis es endlich abgelaufen war. Das bekam Thorsten mit und tobte. Er wollte wissen, warum ich so blöd war und den Abwasch im Spülbecken machte. Das würde kein normaler Mensch so machen. Ich sah Thorsten an und meinte sehr trocken, dass ich dann aber sehr viele unnormale Menschen kennen würde. Er konnte mir auch nicht sagen, wo man den Abwasch machte. In der Geschirrspülmaschine schon mal nicht. Die hatte Thorsten nämlich repariert, als ich sie mal reinigen wollte. Seither war die kaputt. Wieder einen Tag später. Ich war in der Küche und kochte das Essen, als Walter kam und seinen Abwasch machte. Natürlich lief das Wasser wieder kaum ab. Walter wurde das warten zu blöd und er ging in sein Zimmer. Irgendwann war das Wasser doch noch durchgelaufen und im Spülbacken befanden sich die üblichen Abwaschrückstände. Natürlich sah das Thorsten und brüllte gleich rum. Laut ihm hatte ich nicht nur die Spüle kaputt gemacht, sondern auch noch völlig verschmutzt. Ich sah ihn an, zeigte ihm den Vogel und ließ ihn stehen. Darauf hatte ich keine Lust.

 

Es gab eigentlich immer etwas, worüber sich Thorsten aufregen musste. So teilte er mir eines Tages brüllend mit, dass ich als Frau feste und bestimmte Tätigkeiten zu erfüllen hätte. Diese waren kochen, putzen, Wäsche waschen, Kinder bekommen, Kinder erziehen, dem Mann dienen und gehorchen. Er würde mir auch noch zeigen, wo mein Platz war. Würde ich mich so benehmen, wie bisher, brauchte ich mich nicht wundern, dass mein Mann von mir getrennt hatte. Zwar war ich 5 Jahre zuvor zum Anwalt gegangen und hatte die Scheidung eingereicht. Aber Thorsten verdrehte gerne die Tatsachen zu seinen Gunsten. Thorsten meinte, mein Freund würde sich auch bald von mir trennen, weil ich meinen Platz nicht akzeptierte. Ich ging sogar so weit und ließ mir von meinem Mann bei manchen Sachen helfen. So konnte es vorkommen, dass er für uns kochte, oder er mir mal im Haushalt half. Aus freien Stücken. Laut Thorsten aber, hatte ich ihn jedesmal gezwungen, eine für Männer unwürdige Aufgabe zu erledigen. Mein Freund lachte jedesmal, wenn er das hörte.

 

 Sabine und Klaus erreichten eine weitere Stufe des Ekelfaktors. Ihr Kühlschrank war kaputt gegangen und nutzen daher den in der Küche. Über diesem Kühlschrank war ein kleines Gefrierfach, in dem ich gelegentlich auch etwas drin hatte. Daher wusste ich, dass Sabine einen Eimer Salat gekauft hatte. Es handelte sich um einen Kartoffelsalat, die in den Kühltheken stehen und verzehrfertig sind. Der Salat wurde auch bald gegessen. Nun geht jeder normale Mensch hin, schüttet die Brühe darin weg und entsorgt den Eimer. Nicht Sabine und Klaus. Der Eimer kam in den Kühlschrank zurück und färbte sich in den folgenden Tagen dunkelbraun. Nach einer Woche bildete sich in dem Eimer langsam Schimmel. Und da der Deckel des Eimers nicht mehr richtig schloss, kam einen ein übler Geruch entgegen, sobald man den Kühlschrank öffnete. Nach 2 Wochen nahm ich den Eimer und stellte ihn raus. Kurz darauf war er wieder im Kühlschrank. Ich stellte ihn wieder raus. Es dauerte nicht lange und der Eimer stand schon wieder im Kühlschrank. Schon da ekelte es mich. Der Schimmel wurde mehr und kam schon aus dem Eimer raus. Er breitete sich munter im Kühlschrank aus und verteilte sich auf den anderen Lebensmittel. Das störte Sabine und Klaus nicht. Sie haben trotzdem alles gegessen. Mir wurde es schlecht. Immerhin war dann der Eimer entgültig verschwunden. Der Mief im Kühlschrank blieb uns etwas länger erhalten.

 

Als nächstes sorgte Thorsten für einen Lacher. Es war Mitte des Monats und wie immer war er da pleite. Also rief er einem Bekannten an und fragte den, ob er ihm Geld leihen könnte. Nein, konnte der Bekannte nicht. Das verstand Thorsten nicht und hielt am Handy einen Vortrag. Wie konnte der Bekannte kein Geld mehr haben, wo es doch erst Mitte des Monats war? Er müsste endlich mal lernen, mit seinem Geld besser umzugehen. Dabei hatte Thorsten entweder vergessen, oder verdrängt, dass er sich in dem Moment selbst Geld leihen wollte, da er jeden Monat pleite war.

 

Dann sprach mich Thorsten eines Tages an, weil er wissen wollte, wer in der Küche täglich das Fenster und die Tür auf machte. Das konnte ich ihm sagen, ich selbst war das nämlich. Natürlich wollte er wissen, warum ich das machte. Auch das sagte ich ihm. Wenn ich am kochen war, kippte ich das Fenster, damit die Gerüche etwas abziehen konnten. Im Sommer riss ich das Fenster auch mal ganz auf. Und da Thorsten täglich seine Zimmertür auf hatte, kamen von dort komische Gerüche, die sich bis in den Keller runter zogen. Es war eine Mischung von Alkohol, Marihuana, Schweiß und etwas undefinierbarem. Daher riss ich jeden Tag das Fenster in der Küche für 15 Minuten auf, damit es wenigstens etwas gelüftet war. Denn Thorsten kannte das Wort lüften nicht. Er erklärte mich dann auch gleich, in seinem Zimmer kann ergar nicht lüften, denn sonst schimmeln seine Wände. Und es wäre frech von mir zu sagen, dass es bei ihm stinkt. Jedoch war ich nicht die einzige im Haus, die das sagte. Das war Thorsten egal, er war wieder einmal beleidigt.

 

Morgens, gegen 5 Uhr. Der Feueralarm ging los und weckte das ganze Haus. Bei Sabine und Klaus war eine Zigarette im übervollen Aschenbecher die Ursache für diesen Alarm gewesen. Schlafen konnte danach trotzdem niemand, denn Thorsten und Walter trafen im Flur aufeinander und keiften sich wie die alten Waschweiber an. Kurz nach 6 Uhr kam der on/off Freund Viktor vorbei. Da Thorsten ja ein richtig cooler Gastgeber war, drehte er die Musik auf volle Lautstärke. Und da ein guter Gastgeber seine Gäste auch unterhält, brüllte Thorsten laut rum. Irgendwann gegen 8 Uhr kam der Krankenwagen und die Polizei. Nicht nur Sabine war besoffen bei Thorsten vom Stuhl gefallen, sondern auch Viktor. Der meinte im Suff, dass er gegen die Sanitäter handgreiflich werden könnte. Daher holte ihn die Polizei ab. Es gab eine Anzeige, Viktor sollte eine Geldstrafe zahlen, da er sich auch gegen die Polizisten mit Händen und Füßen gewehrt hatte. Doch Viktor meinte, dass Thorsten diese Strafe zahlen sollte. Ohne Thorsten wäre Viktor nämlich nicht vom Stuhl gefallen. Das fand Thorsten unglaublich und hammerhart, was sich sein Busenfreund da raus nahm. Aus dem Grund teilte er ein Hausverbot für Viktor aus. Wieder einmal.

 

Mit dem Feueralarm hatte auch Thorsten so seine Probleme. An einem Abend schaffte er es in einer Stunde gleich 8 mal, den Alarm auszulösen. Ich warf einen Blick in den Flur und sah dicke Rauchwolken aus seinem Zimmer kommen. Auch ein süßlicher Geruch konnte ich wahr nehmen. Als ich Thorsten sagte, dass er mal sein Fenster auf machen sollte, damit niht alles in den Flur zog, bekam ich die bekannte Antwort. Die Wände bekommen Schimmel und er friert. Es war Sommer.

 

Wieder zog jemand neues ein. Nachdem der jüngste Sohn von Heike bei ihr eingezogen war, brauchte auch ihr anderer Sohn David eine neue Bleibe. So bezogen David und Kevin das Zimmer neben Thorsten. Ich riet beiden, das Frauenbad zu nutzen, was sie auch machten. Und obwohl wir uns zu fünft eine Dusche, ein Klo und ein Waschbecken teilten, war es bei niemandem so sauber, wie bei uns.

 

Nach wie vor war ich bei Thorsten der Sündenbock für alles. Er fand immer mehr in seine alte Form zurück. So hämmerte er mir eines Tages an die Tür und verlangte, dass ich den Herd sauber machen sollte. Denn der war wieder einmal dreckig. Mir war das egal, denn an dem Tag war ich noch kein einziges mal in der Küche gewesen. Thorsten nannte mich eine miese Lügnerin. Der Topf würde ja noch auf dem Herd stehen. Also ging ich in die Küche und sah mir das ganze an. Der Topf gehörte eindeutig Sabine, was Thorsten auch wusste. Ich weigerte mich, ihren Dreck weg zu machen, nur weil Thorsten kochen wollte. Dafür bekam ich auf dem jede Menge an Beleidigungen zu gerufen, als ich in mein Zimmer ging. Dabei fragte ich mich, warum Thorsten sich nicht bei Sabine beschwerte, die ja die Übeltäterin war.

 

Er sorgte auch immer wieder dafür, dass ich mich nur noch wundern konnte. So kam er mir eines Nachts im Flur entgegen. Der Pulli hätte schon 10 Jahre zuvor in den Müll gehört. Darunter war eine lange Unterhose zu sehen. Kombiniert mit Stricksocken, die bis zu den Knie hoch gezogen waren. Auf dem Kopf ein Cappi. Und unter dem Cappi schaute ein Pferdeschwanz aus kinnlangen, fettigen Haaren vor. Thorsten schnitt sich seine Haare immer mit einer rostigen Gartenschere, die er mal gefunden hatte. Diese war verschwunden. Aus dem Grund mussten die Haare wachsen. Ich konnte mir ein Grinsen grade so verkneifen. Als er mich dann aber ansprach und fragte, ob ich "Graabfrud" mag, schaute ich einen Moment irritiert. Es dauerte etwas, bis ich raus fand, dass "Graabfrud" eigentlich Grapefruit heißen sollte. Aber Thorsten beherrschte laut eigener Aussage ja mehrere Sprachen perfekt. So begrüßte er seinen akrikanischen Freund auch regelmäßig mit den Worten "Wälkomm in se Haus frent". Zu Englisch "Welcome in the house, friend".

 

Wieder war ich für Thorsten der Übeltäter. Mein Freund und ich legten eine gesunde Woche ein, in der es nur Salate zum essen gab. Folglich brauchte ich den Herd auch nicht. Der sah nach 2 Tagen auch entsprechen aus. Ich machte ja nicht sauber, denn ich hatte es mir abgewöhnt, ständig jedem nach zu wischen. Bis ich dann Sonntag morgen in die Küche kam und Würgereiz bekam, als ich den Herd sah. Nun stand ich also doch hin und schrubbte fast eine Stunde lang. Ich hätte mir das sparen können. Schon am anderen Tag sah der Herd schlimmer aus, als zuvor. Natürlich verlangte Thorsten von mir, dass ich sauber machen sollte, was ich nicht ein sah. Dafür riet ich ihm, zu Sabine zu gehen, die für den Dreck verantwortlich war. Im Abstellraum hatten Sabine und ich unsere gelben Säcke. Ihren nutzte Thorsten mit und fand Küchenabfälle, die dort nun wirklich nicht rein gehörten. Erneut bekam ich einen Anschiss von ihm. Augenverdrehend zeigte ich auf meinen Müllbeutel in der Küche, den ich für Küchenabfälle dort hatte und wollte von Thorsten wissen, warum ich meinen Müll bei Sabine in den gelben Sack werfen sollte, wo ich genug Müllbeutel besaß. Er wusste darauf keine Antwort. Aber ich sollte endlich sauber machen. Mir reichte es und ich sagte wütend, dass sich Thorsten endlich mal jemand anderen suchen sollte, den er ständig beschuldigen konnte. Thorsten verstand nicht, warum ich mich aufregte und fand es eine Frechheit, dass ich so mit ihm redete.

 

Direkt unter dem Zimmer von Thorsten befand sch der Schützenverein. Dort wurden regelmäßig Partys gefeiert, die wir jedesmal voll mitbekamen. Auch in dieser Nacht war so eine Party. Allerdings hörte man zu meinem Erstaunen recht wenig. Daher wollte ich zeitig schlafen gehen, saß aber gleich darauf senkrecht im Bett. Laute Musik ertönte. Ich ging auf den Flur, wo ich mein eigenes Wort nicht mehr verstand und brüllte nach hinten, dass Thorsten seine Musik leiser machen sollte. Der meinte jedoch, das könne er nicht, da ihn die Musik von unten störte. Diese Logik wollte sich mir nicht offenbaren. Nochmal sagte ich ihm, dass er die Musik leise machen sollte. Nach einer Stunde, im Schützenverein war schon lange niemand mehr, ging ich in den Abstellraum und drehte Thorsten den Strom ab. Dann war Ruhe. Erst eine viertel Stunde später wurde es kurz laut. Thorsten torkelte in den Abstellraum, um sich den Strom wieder an zu machen. Musik war aber keine mehr zu hören.

 

Wieder einmal sollte ich laut Thorsten den Dreck im Männerbad gemacht haben. Er schrie mich an, dass ich gefälligst mal alles dort wischen und reinigen sollte. Genervt antwortete ich, dass ich gerne den genauen Tag wissen würde, an dem ich im Männerbad zum pinkeln war. Thorsten konnte mir natürlich keinen Tag nennen, drohte mir aber an, dass er mich fertig machen würde, wenn nicht bald das Männerbad sauber wäre. Irgendjemand fragte, ob Thorsten wieder einen Hitzkopf hatte. Das brachte mich wenig später auf eine Idee. Inzwischen war es Winter und recht kalt. Und Thorsten war wieder einmal zum Notausgang raus gegangen. Damit die Tür nicht zu ging, hatte er etwas dazwischen gesteckt. Nun stand er auf cool machend, draußen auf dem kleinen Vorplatz des Notausganges und rauchte. Leise machte ich die Tür zu und ging in die Küche. Von dort konnte ich einige Minuten später sehen, wie Thorsten hinten gegen die Tür klopfte, da er rein wollte. Aber ich machte so, als würde ich ihn nicht sehen. Daher ging Thorsten zurück und lief außen die Treppe runter. Dann klingelte es vorne. Ich machte nicht auf. Es dauerte lange, bis Sabine wach wurde und Thorsten rein ließ. Die frische Luft musste ihm gut getan haben. Den restlichen Abend hörte man ihn nicht mehr.

 

Einige Tage später klopfte Thorsten bei Sabine und Klaus an die Tür. Die reagierten jedoch nicht. Auch nicht, als er laut nach ihnen rief. Also klopfte er bei Walter. Der reagierte auch nicht. In dem Moment verließ ich mein Zimmer, da ich ins Bad wollte. Thorsten stand im Flur, schaute betröppelt und fragte laut, ob es denn niemanden interessieren würde, was er zu erzählen hatte. Ich konnte nicht anders und rief ebenso laut, dass es wirklich niemanden interssierte. Aber er sollte seine Geschichten doch der Wand erzählen. Allerdings sollte er sich nicht wundern, falls die dann einstürzte. Das war Thorsten zu viel. Er sah die Wand an und fragte laut, warum er sich mit Wänden unterhalten sollte. Und dann müsse er auch noch aufpassen, weil die ihm auf den Kopf fallen könnte. Das wäre ja eine Mordandrohung. Ich verschwand laut lachend im Bad.

 

Mein Freund war aus der Nachtschicht gekommen und wollte schlafen. Das war allerdings nicht möglich, da Thorsten wieder mal seine Musik laut hatte. Diese wurde immer lauter und hatte bald die volle Lautstärke erreicht. Ich überlegte mir, ob ich etwas sagen sollte. Thorsten stand aber schon wütend brüllend im Flur und ich wollte mir das nicht unbedingt antun. Gegen Mittag war es noch immer nicht leiser, als ich in die Küche ging. Auch dort hatte Thorsten ein Radio, welchen ebenfall auf voller Lautstärke lief. Mir dröhnten die Ohren. Mitten in der Küche stand Thorsten und hatte einen Zettel in der Hand, den er interessiert ansah. Es dauerte einen Moment, bis ich den Zettel erkannte. Am Vortag hatte ich David eine Andresse aufgeschrieben und er hatte den Zettel in der Küche vergessen. Ich sagte Thorsten, dass er mir den Zettel geben sollte, da ihn das nichts an ging. Er verstand nichts. Ich brüllte lauter, dass ich den Zettel haben wollte. Noch immer hörte Thorsten kein Wort. Mir reichte es und ich schrie so laut ich konnte, dass Thorsten die Musik leiser machen, oder sich ein Hörgerät zulegen sollte. Er gab zur Antwort, dass David und Kevin aber laute Mausik laufen hatten und ihn das störte. Bei ihm würde es richtig wummern. Darauf musste ich erst einmal lachen. Danach sagte ich Thorsten, dass es ihm auch egal war, dass er von 2 Radios das laute Gewummer hatte. Es war ihm auch egal, dass mein Freund Nachtschichten arbeitete und schlafen wollte. Jetzt verstand Thorsten die Welt wieder nicht mehr. Er war es doch, der sich durch David und Kevin gestört fühlte. Alles andere war doch egal. Ich aber wäre lächerlich und würde nur verrücktes Zeug erzählen. Da ich in der Küche fertig war, ging ich wieder. Im raus laufen erzählte ich Thorsten noch, dass er in meinen Augen ein Egoschwein war, welches nur auf seine eigenen Vorteile achtete und dem andere Menschen egal war. Thorsten sah mich einen Moment lang ungläubig an und nannte mich naiv. Lachend ging ich weiter.

 

Natürlich wurde mein Freund wach und beschwerte sich bei Thorsten wegen dem Lärm. Der hatte auch gleich eine entsprechende Entschuldigung parat. Laut Thorsten war ich nämlich an allem schuld. Durch meine aufdringliche Art würde ich alles durcheinander bringen. Wieder lachte ich laut. Mein Freund versuchte nochmal, etwas Schlaf zu finden. Doch Thorsten stand vor unserem Zimmer und brüllte rum. Wütend stand mein Freund auf, machte die Tür auf und wollte wissen, was das schon wieder sollte. Als Thorsten auf ihn los gehen wollte, war mein Freund schneller. So bekam Thorsten eine mit auf den Weg. Der zog beleidigt ab und meinte, er würde die Polizei holen, weil wir uns die ganze Zeit schon daneben benahmen. Kurz darauf wollten wir einkaufen gehen, da ja an schlafen nicht zu denken war. Als wir in den Flur kamen, stand Thorsten mit 2 Polizisten in der Küche. Kaum sah er uns, brüllte er auch gleich los, dass wir die beiden waren, die ihn beinahe umgebracht hätten. Ständig würden wir ihn schlagen. Erheitert über diesen komischen Ausbruch, gingen wir in die Küche, wo wir jedoch wieder mal kein Wort verstanden. So rief ich Thorsten zu, dass er endlich mal den Mund halten sollte, damit andere auch mal zu Wort kamen. Er brüllte und schrie aber wie verrückt weiter. Selbst als die Polizei ihm sagte, dass es reichen würde, hörte er nicht auf. Die Polizei meinte dann, dass das keinen Sinn hätte und Thorsten wohl besoffen war. Danach gingen sie wieder. Auch mein Freund und ich machten uns auf den Weg. Als wir später wieder zurück kamen, lag vor unserer Tür eine verfaulte Banane. Diese nahm ich und warf sie den Flur hinter. Direkt in Thorsten sein Zimmer. Wie immer stand die Zimmertür bei ihm offen.

Kapitel 10

 Thorsten und Walter gaben wieder eine Vorstellung. Mitten in der Nacht war auf dem Flur ein Gekeife und ein Gepolder zu hören. Ich sah nach und entdeckte die beiden Kontrahenten mitten in einer Schlägerei. Auch Heike war wach geworden und stand auf dem Flur. Da lautes rufen nichts brachte, ging ich dazwischen. Walter verzog sich gleich in seinem Zimmer und schloss sich darin ein. Nur Thorsten fand kein Ende. Noch 3 mal kam er in der Nacht raus, brüllte rum und schlug dabei mit seinem Schlagstock gegen die Wände. Von Walter kam kein Mucks mehr. Dabei schrie Thorsten immer wieder, dass Walter endlich raus kommen sollte, damit er es zu Ende bringen könnte.

 

In der Woche darauf war ich wieder mit der Kehrwoche dran. Mein Freund half mir. Wir fegten 3 volle Kehrschaufeln zusammen. Zum wischen brauchte ich gleich 2 Lappen, die beide danach schwarz waren. Auch den Herd machte ich sauber, bei dem ich eine schwarze Brühe vor mir hatte. Von Thorsten konnten wir uns dann noch anhören, dass der Dreck nicht von ihm sein konnte. Denn er hätte erst einen Monat zuvor sein Zimmer gewischt und wäre somit sauber. Ich sah Thorsten an und fragte ihn, ob er neuerdings durch das Treppenhaus und durch den Flur schweben würde, weil der Dreck nicht auch von ihm kam. Das verstand er wieder mal nicht. Er war doch immer so sauber.

 

2 Tage später. Ich stand in der Küche und machte den Abwasch, als Thorsten dazu kam. Er erklärte mir ungefragt, dass es immer darauf an kommen würde, wer die Wahrheit sagte. Denn es gab seine Wahrheit und meine falsche Wahrheit. Aber ich wäre ja eh nur eine Frau, da könnte man nichts anderes erwarten. Und Frauen waren nur dazu da, damit sie kochten, putzten und ab und zu mal die Beine für den Mann breit machten. In dem Moment wusch ich ein scharfes Messer ab. Ich krallte mich so daran fest, um es Thorsten nicht irgendwo hin zu stoßen, dass ich später Schnitte auf meiner Handfläche hatte.

 

Ich war wieder einmal in der Küche am Wischen, als Thorsten dazu kam. Es war nämlich sein neustes Hobby, immer dann aufzutauchen, wenn ich wischte, um mir im Weg rum zu stehen. Er meinte dann, mir den Sinn einer Kehrwoche erklären zu üssen und wollte mir dann ernsthaft noch erzählen, wie man richtig wischt. Das brachte mich dann zum lachen und ich sagte Thorsten, dass ich schon als Reinigungskraft in einem Hotel gearbeitet hatte. Mir brauchte ausgerechnet er nichts erklären wollen. Da ich in der Küche fertig war, schloss ich die Tür hinter mir. Thorsten sah ich durch die Scheibe, wie er gegen den Esstisch gelehnt da stand und immer weiter redete. Es dauerte wieder einmal länger, bis er kapierte, dass ich ihn gar nicht hören konnte.

 

Mein Freund und ich hatten einen Autounfall gehabt, wovon ich ein Schleudertrauma hatte. Durch die Schmerztabletten ging es mir nicht so gut. Entsprechend begeistert war ich dann auch, als ich in die Küche ging und mitten auf dem Herd das Backblech mit 2 Buguettes fand. Da ich kochen wollte, war das im Weg und weil niemand zu sehen war, schob ich das Blech zur Seite. Die Ofentür stand offen, daher nahm ich an, dass schon noch jemand auftauchen würde. Ich ging an meinen Schrank, holte Topf und Pfanne und lief zum Herd zurück. Kurz bevor ich den aber erreichte, rutschte mir der Pfannengriff aus der Hand. Geistesgegenwärtig gab ich der Ofentür mit dem Fuß einen Schwung, damit diese zu ging, da ich dachte, die Pfanne flieg direkt darauf. Allerdings konnte ich den Griff doch noch richtig greifen und schmetterte die Pfanne etwas lauter auf die Arbeitsfläche. Anschließend ging ich in den Abstellraum, um dort einige Sachen zu holen, die ich brauchte. In den Moment kam Thorsten in die Küche und brüllte gleich los. Warum ich ihn daran hindern würde, sich sein Essen zu machen, wollte er wissen. Ruhig entgegnete ich ihm, dass er sich sein Essen doch machen könnte, er kam ja an den Ofen und ich brauchte nur den Herd. Er aber brüllte weiter, dass ich ein Miststück sei und er mich schon noch fertig machen würde.

 

Ich blieb weiter ruhig und erklärte Thorsten, dass er mit mir auch normal reden könnte und ich nicht wüsste, wo sein Problem lag. Doch Thorsten kam erst richtig in Fahrt. Er brüllte, ich wäre nur ein Stück Dreck, überhaupt nichts wert und in dem Haus hätte ich gar nichts zu melden. Nun wurde es mir langsam zu doof und in einem etwas schärferen Ton sagte ich, dass es angebrachter wäre, wenn sich Thorsten sein Essen zubereiten würde und er mich statt dessen in Ruhe lassen soll. Der schnappte sich das Backblech und warf es nach mir. Dabei stand er nicht mal einen Meter von mir entfernt. Entsprechend traf mich das Blech und flog dann polternd auf den Boden, wo es bis unter einen Stuhl rutschte. Die beiden Baguettes flogen in hohen Bogen davon, der belag verteilte sich in alle Richtungen. Erschrocken sah ich mich um und merkte erst gar nicht, dass Thorsten die wenigen Schritte auf mich zu gekommen war. Erst als er mich an den Schultern packte, sah ich auf. Ich wurde gegen den Herd gedrückt und bekam zu hören, dass Thorsten mich nun fertig machen würde. Neben mir war die Pfanne, ich bekam den Griff zu greifen und sagte laut, dass ich ihm diese Pfanne über den Kopf ziehen würde, wenn er mich nicht sofort los ließe.

 

Thorsten ging wirklich aus der Küche raus, brüllte aber im Flur rum, wie mies ich ihn behandeln würde. Ich eilte in mein Zimmer und rief meinem Freund an, dass der sich beeilen sollte. Als ich in die Küche zurück ging, brüllte Thorsten, dass ich bestimmt meinem Freund angerufen hatte,  damit der kam, um ihn zu schlagen. Wütend sagte ich, dass ich niemanden brauchen würde, um mit einem Thorsten fertig zu werden. Thorsten grinste hämisch und rief der Polizei an. Er erzählte, dass ich eine Morddrohung gegen ihn ausgesprochen hätte und er sich nicht mehr aus seinem Zimmer trauen würde. Dabei stand er noch immer hämisch grinsend mitten im Flur. Mein Freund kam kurz darauf. Er hatte Heike abgeholt, die zu der Zeit kein Auto hatte. Sie erzählte Thorsten dann auch gleich ein paar Takte. Ich war nämlich in der Küche zusammen gebrochen. Alles was er dazu zu sagen hatte war, dass ich gefälligst die Sauerei in der Küche weg machen sollte. Denn durch meine Schuld sei sein Essen erst durch die Küche geflogen. Da weigerte ich mich aber, Thorsten musste selbst sauber machen.

 

Es war Ostersonntag und nach 4 Stunden schlaf, Thorsten hatte wieder mal Party gemacht, wurde ich wach. In der Küche wurde gebrüllt. Walter hatte nämlich in der Nacht einen Zettel an die Küchentür geklebt. Darauf stand, dass es im Haus gleich viel sauberer wäre, wenn jeder seinen Dreck gleich weg macht. An und für sich hatte Walter recht, das sagte ich schon ewig. Ich fand nur kein Gehör. Nun hatte sich David nachts noch etwas zu essen gemacht. Des öfteren benutzte er meine Sachen und so lag neben dem Spülbecken etwas rum. Darüber regte sich Thorsten so auf. Ich sollte schnellstens meinen Dreck weg machen. Ich sah ihn an und meinte, dass er sich auch nicht daran störte, dass seit 5 Wochen ein Topf von ihm rum stand. Dieser Topg wurde täglich ein Stück weiter geschoben. Es störte ihn auch nicht, dass von Sabine seit Tagen unabgewaschenes Besteck rum lag. Wie vermutet war das Thorsten wirklich egal und ich die Böse. Nach einigen Minuten ging Sabine das Gebrüll auf die Nerven und sie rief aus ihrem Zimmer, dass Thorsten endlich mal den Mund halten sollte. Seine Anwort war wieder mal lächerlich. Er schrie, ob irgendjemand wissen würde, was "Leck mich am Arsch" heißt. Das würde heißen, dass ihn alle im Haus mal kreuzweise könnten. Ich lachte und sagte dazu, dass ich mir nichts holen mag und mir Schokolade besser schmeckt, wenn ich sie im Laden kaufe. Ein verdutzter Thorsten ging in sein Zimmer.

 

Auf dem Flur zu schreien war das Hobby von Thorsten und Walter. Mal schrie der eine rum, dann der andere und zuletzt beide zusammen. Dann kamen 2-3 Tage Ruhe und das ganze ging von vorn los. Überhaupt machte Walters Zustand schlimme Fortschritte. Seit neustem hatte er einen grauen Jogginanzug, den er immer und überall an hatte. In diesem Jogginanzug kam er eines Tages aus dem Bad. Ihn zierten neongrüne Turnschuhe und ein schwarzes Cappi, mit Schirm nach hinten. Nun meinte Walter, er wäre ein erfolgreicher Rapper und schmetterte etwas von gekochtem Fleisch. Dazu machte er mit den Händen komische Bewegungen. Abends war aus der Küche dann ein lauter Krawall zu hören. Als ich nachsehen ging, prügelte Walter auf Thorsten ein, der sich mit seinem Schlagstock zu schützen versuchte. Erst als ich laut brüllte, dass es nun reicht, ließ Walter von Thorsten ab. Und als wäre nichts geschehen, kochte Walter sein Essen fertig. Thorsten schwankte blutend in sein Zimmer.

 

Einige Tage später erlaubte sich Walter dann eine Frechheit. Ich war grade fertig damit das Bad und den Flur zu wischen, als Walter meinte, er muss jetzt "putzen". Jedoch konnte man seine Aktionen nie putzen nennen. Ein Jahr zuvor hatte er sich einen Wischmop gekauft. Dieser war inzwischen schwarz. Anstatt den Mopf auszuwechseln, oder mal zu reinigen, benutzte Walter ihn eifrig weiter. Mit diesem Mop verteilte er dann immer das Wasser auf dem Boden, bis Pfützen entstanden, in denen der Dreck schwamm. Vorher mal durch fegen, gab er bei Walter nicht. Nun legte Walter also los und ich flüchtete erst einmal in mein Zimmer. Später wollte ich dann in die Waschküche, flog im Flur aber erst einmal fast hin, da der Boden nass und rutschig war. Auch im Treppenhaus musste ich mich am Treppengeländer fest krallen, um nicht die Treppe runter zu rutschen. Als ich wieder rauf kam, wunderte ich mich. Die Tür zum Frauenbad stand offen und Walter war zu hören. Ich fragte mich, was er dort drin machte und ging nachsehen. So ging ich ins Bad und fand Walter dort vor, der Wasser mit seinem Mop auf dem Boden verteilte. Dabei motzte er vor sich hin, dass nie jemand mal sauber machen würde. Alles müsste immer er machen. Ich warf Walter aus dem Frauenbad und war wütend. Man sah nichts mehr davon, dass der Boden eine halbe Stunde zuvor sauber war. Da musste ich nochmal dran. Dafür nahm ich einen neuen Wischlappen, den anderen hatte ich schon in der Waschmaschine. Nachdem ich fertig war, war der Wischlappen schwarz durch das Dreckwasser von Walter. Entsprechend sauer war ich. Spät in der Nacht musste ich nochmal aufs Klo. Kaum war ich aus dem Zimmer raus, rutschte ich aus und schlitterte mit dem Knie an der Wand entlang. Direkt vor unserem Zimmer war eine große Pfütze. Alles andere war trocken. Mir war klar, wer das war.

 

Thorsten brauchte Abwechslung und suchte sich daher ein neues Opfer. Er fand, dass Heike dazu gut geeignet wäre. Eines Tages saß ich in der Küche und war mit Hochzeitsvorbereitungen beschäftigt, als Heike dazu kam, die die Trauzeugin von meinem Verlobten sein sollte. Wir ratschten etwas, bis Thorsten in die Küche kam. Er baute sich neben Heike auf und legte gleich los. Ihr war nämlich aufgefallen, dass die Besucher von Thorsten das Haus durch den Notausgang das Haus verließen und sagte etwas dazu. Darüber regte sich Thorsten nun auf. Wir beachteten ihn nicht weiter und arbeiteten weiter. Bis mir dann das Gebrüll auf die Nerven ging und ich zu Thorsten sagte, dass mir sein Zirkus zu blöd war. Er sollte uns in Ruhe lassen. Thorsten lief aus der Küche, blieb vor der Tür stehen und fing von neuem an. Also stand ich auf und schloss die Tür. Dort stand Thorsten dann und scaute blöd durch die Scheibe. Erst als Heike und ich aut los lachten, ging er in sein Zimmer.

 

Bald darauf ging Heike schlafen, ich werkelte weiter. Da ich immer wieder in mein Zimmer ging und klebrige Finger hatte, ließ ich die Tür auf. Thorsten hatte inzwischen Besuch bekommen und seine Zimmertür wie immer offen stehen. So konnte ich ihn lästern hören. Er berichtete, dass Heike noch keine 3 Monate im Haus wohnte. In Wahrheit war es schon ein ganzes Jahr. Weiter berichtete er, dass sich Heike als erstes mit den Fledermäusen eingelassen hatte. Die Fledermäuse waren mein Verlobter und ich. Thorsten nannte uns so, weil er dachte, er könnte uns so beleidigen. Nun erzählte Thorsten, dass er es eine Frechheit von Heike fand, weil sie sich mit uns verstand und am liebsten würde er zu ihr hin gehen, um ihr links und rechts eine ins Gesicht zu schlagen. Ich fing an laut zu lachen, das ganze fand ich doch zu komisch. Heike hörte mich und kam nochmal raus, weil sie wissen wollte, was mich so erheitert hatte. Nachdem ich ihr erzählt hatte, was Thorsten gesagt hatte, lachte auch sie laut. Bei Thorsten wurde es auf einmal sehr leise. In der Küche lachten wir noch eine Weile, bis Heike wieder ging.

 

Nach einigen Minuten erzählte Thorsten weiter. So behauptete er, dass Heike und ich den ganzen Tag nichts anderes zu tun hatten, als im Flur zu stehen, um zu ratschen. Auch würden wir aufpassen, wer zu ihm kam und zu welcher Zeit. Mir war das alles dann doch neu und ich grinste über so viel Blödsinn. Es ging auch schon weiter. So würden Heike und ich uns viele Frechheiten erlauben. Aber wenn sich der Besuch, dieser afrikanische Freund und Thorsten sich zusammen tun würden, kämen sie auf jeden Fall gegen uns an. Ab diesem Moment lachte ich Tränen. Thorsten schwieg. Dann fiel Thorsten ein, dass das Licht m Ofen kaputt war. Dieses Licht hatte er selbst im Suff kaputt gemacht. Er wollte wissen, wo das Licht her kam und drehte die Birne raus, die er natürlich gleich mal auf den Boden fallen ließ. Einige Tage danach reinigte ich den Ofen, als Thorsten, diesmal bekifft, dazu kam und behauptete, ich hätte die Birne kaputt gemacht. Als ihm diese kaputte Birne wieder eingefallen war, wollte er mal schauen gehen, was das nun genau für eine Birne war. Ich packte schnell meine Sachen in der Küche zusammen und beschloss, dass ich für den Tag genug gemacht hatte. Denn das musste ich mir nicht auch noch geben.

 

Sonntag morgen. Seit einer geschlagenen Stunde war auf dem Flur ein Stapfen und ein Brüllen zu hören. Walter war wieder in Action. Er brüllte, dass er im Haus der einzige wäre, der für Sauberkeit sorgen würde. Denn nur er würde immer wieder wischen. Das hätte er in der Bundeswehr gelernt. Ich fragte mich, seit wann man bei der Bundeswehr das Wasser mit einem dreckigen Mop auf dem Boden verteilt, bis überall Pfützen entstehen und diese Pfützen dann eintrocknen lässten. Auf einmal war Thorsten zu hören. Er bekam von Walter entgegen gebrüllt, dass er in nur einer Stunde das ganze Haus gewischt hätte. Ich ahnte böses, denn für das ganze Haus brauchte ich 4 Stunden, wenn ich mit Zeit ließ. Als ich wenig später aus dem Zimmer kam, bestätigte sich meine Befürchtung. Überall waren die Pfützen zu sehen, in denen der Dreck munter umher schwamm.

 

Einige Zeit war es ruhig. Bis Walter erneut rum brülle. Dabei verkündete er, dass er nur so laut brüllte, weil es Sonntag war und da könnte man schließlich wach sein, um noch etwas vom Tag zu haben. Er wäre seit 7 Uhr wach. Zu dem Zeitpunkt war es kurz nach 9 Uhr. Zu allem Übel lief Thorsten dann auch noch im Flur auf und ab. Er hatte seinen Schlagstock dabei, den er abwechselnd aud den Boden und an die Wände schlug. Eine Stunde später war ich auf dem Weg ins Bad. Dabei sah ich immer das Treppenhaus runter. Durch die große Fensterfront konnte ich direkt auf unser Auto sehen. Diesmal blieb ich stehen und schaute 2 mal. Und dann nochmal. Mitten im Treppenhaus stand der Wäscheständer von Walter mit seiner gewaschenen Wäsche. Etwas verwundert ging ich weiter und dachte mir, dass das nicht gut gehen würde. Ich behielt recht. Als Thorsten aus dem Haus wollte, schob er den Wäscheständer zur Seite. Anders wäre er nicht vorbei gekommen und ich hätte es genauso gemacht. Keine 5 Minuten später sah Walter, dass sein Wäscheständer verschoben worden war und tobte los. Nirgendwo im Haus könne er seine Wäsche trocknen, behauptete er. Dabei hätten in der Waschküche 10 solcher Wäscheständer Platz gefunden. In selbigen trug Walter seinen Wäscheständer dann mit viel Gerumpel und Getrampel. Die Tür zur Waschküche wurde zu geschlagen, dass ich in meinem Zimmer vor Schreck auf der Couch hüpfte. Dann kam Walter wieder trampelnd rauf, stapfte durch den Flur und warf seine Zimmertür zu. Im Kühlschrank, der in unserem Zimmer stand, vibrierten die Flaschen. Ich konnte nur den Kopf schütteln.

 

Thorsten war nicht lange weg und brüllte auch gleich wieder mit Walter auf dem Flur rum. Irgendwann brüllte Walter, dass er ihn umbringen würde, sollte Thorsten ihm an dem Tag nochmal über den Weg laufen. Es kam auch raus, warum Walter so wütend war. Thorsten hatte ihm 5 Euro versprochen, wenn Walter im den Flur wischen würde. Zwar hatte Walter den Boden geflutet, aber kein Geld bekommen. Was klar war und Walter hätte wissen müssen. Die beiden fetzten sich an dem Tag noch mehrmals. Allerdings brachte Walter Thorsten trotz Ankündigung nicht um.

 

Mein Verlobter und ich waren in der Küche, um unser Essen zu kochen. Heike saß dabei und redete mit uns. Da David auch etwas zubereiten wollte, teilten wir und den Herd auf. Natürlich kam Thorsten in die Küche getorkelt und maulte rum, dass er sich sein Essen machen wollte. Sein neues Hobby bestand darin, immer dann kochen zu wollen, wenn grade jemand am Herd war. Da aber der ganze Herd grade belegt war, sagten wir Thorsten, er sollte später nochmal kommen. Er maulte, dass er wegen uns Hunger leiden müsste, stellte seine Packung, die er dabei hatte, auf die Arbeitsplatte und ging wieder. Heike rief ihm noch nach, dass er in den nächsten 20 Minuten sicher nicht verhungern würde, länger brauchten wir nämlich nicht am Herd. Dann sah ich, dass Thorsten eine Fertigpackung auf die Arbeitsplatte gestellt hatte, die man in der Mikrowelle zubereitete. Das wusste ich genauso gut wie Thorsten, da er sich diese Fertigpackung öfter holte. Er hatte also nur wieder einen Grund gesucht, um in die Küche zu kommen und blöd machen zu können.

 

Kurz darauf stand Thorsten wieder in der Küche und unterbrach uns mitten in unserer Unterhaltung. Da er aber nur über Walter lästern wollte, beachteten wir ihn gar nicht weiter. Immer wieder fiel er uns ins Wort, bis Heike im sagte, dass er uns endlich mal in Ruhe lassen sollte. Darauf kam von Thorsten, dass er in seiner Küche stehen konnte, wann er wollte. Ich antwortete ihm, dass er dann in seine Küche gehen sollte, damit wir endlich unsere Ruhe hätten. Das verstand er wieder mal nicht. Thorsten ging nicht, kam mir auf meinem Stuhl aber immer näher. Er roch übel nach Schweiß, kaltem Zigarettenrauch und Alkohol. Mir wurde es mit der Zeit schlecht und ich bat Thorsten, etwas von mir weg zu gehen. Für meinen Geschmack stand er eh viel zu nah bei mir. Er wollte den Grund wissen und ich erklärte es ihm höflich. Doch Thorsten konnte das gar nicht verstehen. Statt dessen kam er noch näher und hätte er noch einen weiteren Schritt gemacht, wäre er auf mir gelandet. So sagte ich ihm, dass ich ihm einen Stoß verpassen würde, wenn er mir nicht bald von der Pelle rückte. Darauf zog er beleidigt ab.

Kapitel 11

 Unsere Hochzeit stand an. Dazu holten wir meine Schwiegermutter bei ihr zuhause ab und quartierten sie in einem Gästezimmer in der Nähe ein. Am nächsten Tag kam sie zu uns und zusammen mit Heike saßen wir in der Küche, um noch einige Sachen zu besprechen. Thorsten kam heim und wir wussten, dass er wieder nerven würde. Schon im Treppenhaus brüllte er rum, dass die Küche kein Aufenthaltsort wäre. Er verschwand in seinem Zimmer und kam kurz darauf in die Küche. Angeblich um sich sein Essen zu machen. Dieses stellte er neben den Herd und setzte sich zu uns an den Tisch. Dann nahm er die Zeitung und versuchte das Kreuzworträtsel zu lösen. Damit gab er sich aber nicht zufrieden. Statt dessen quasselte er ständig in unsere Unterhaltung rein, duzte meine Schwiegermutter, die er an diesem Tag das erste mal sah und benahm sich nur daneben. Ich warf ihm mehr als einen bösen Blick zu, was ihn nicht bekümmerte. Dafür begann er, meiner Schwiegermutter Kusshände über den Tisch zu zuwerfen. Ich wäre am liebsten im Erdboden versunken und stellte mir mehrfach vor, wie ich Thorsten aus dem offenen Küchenfenster warf.

 

Am gleichen Abend saßen mein Verlobter, meine Schwiegermutter, Heike und ich wieder in der Küche. Und wieder kam Thorsten dazu geschwankt. Er redete die ganze Zeit so einen Stuss, dass es nicht mehr viel brauchte und Heike wäre auf ihn los gegangen. Es brauchte viel Reden, damit er uns endlich alleine ließ. Sein Essen stand noch immer neben dem Herd. So groß konnte sein Hunger also nicht sein. Später beschlossen wir, dass wir uns etwas für uns zum Essen kommen lassen wollten. Kaum war das da, wir waren grade am Essen, als Thorsten den Flur vor getorkelt kam. Bei der Küchentür blieb er stehen und meinte abfällig, dass wir doch sehr lächerlich wären, weil wir da zusammen am Tisch saßen und am Essen waren. Ich sah ihn an und fragte, ob er etwa eifersüchtig wäre. Er drehte sich um und ging.

 

Aber auch Walter wollte sich blamieren. Am Tag meiner Hochzeit saß ich zusammen mit Heike in der Küche, um die letzten Vorbereitungen zu treffen. Wir waren so beschäftigt, dass wir gar nicht erst merkten, dass Walter rein kam. Richtig scheinheilig wollte er wissen, was denn gefeiert werden sollte und so antwortete ich ihm, dass ich später heiraten würde. Walter tat begeistert und sagte, er wollte noch mit einer Flasche Sekt vorbei kommen, was ich aber ablehnte. Die ganzen Wochen zuvor hatte er nur Stunk gemacht, wollte mit niemanden etwas zu tun haben und dann sollte ich Sekt mit ihm trinken. Das wollte ich nicht.

 

Nach dem Standesamt gingen wir mit der ganzen Hochzeitsgesellschaft nach Hause, wo wir ein Frühstück einnehmen wollten, bevor es zur eigentlichen Feier ging. Wir saßen alle in der Küche und waren am reden, als Walter plötzlich da stand. Er hatte 2 komische Behälter in der Hand, die er mitten auf den Tisch stellte. In diesen Behältern waren Gräser und Unkraut. Alle sahen zu Walter, zu den Behältern und zu meinem Mann und mir. Dann erklärte Walter, dass wir es nun geschmückt haben würden. Wäre ich der Meinung gewesen, dass die Küche für einen kurzen Aufenthalt geschmückt sein soll, hätte ich mich selbst gekümmert. Auch wollte ich nicht auf Unkraut starren. Leider ging kein Loch im Boden auf, in dem ich mich hätte verstecken können. Walter ging wieder.

 

 Als dann später die ganze Hochzeitsellschaft zur eigentlichen Feier aufbrechen wollte, hielt Walter meinen Mann und mich im Flur auf. In der Hand hielt er eine Flasche Sekt, die ich persönlich als eklige Plörre bezeichne. Auch Höflichkeit hielt ich aber den Mund. Auch als Walter meinem Mann und mir je ein Glas aufnötigte, sagten wir nichts. Wir machten, dass wir das Glas leer bekamen, bedankten uns und nahmen die restliche Flasche entgegen. Endlich konnten wir gehen. Auf dem Weg sagte ich zu meinem Mann, dass wir Walter am anderen Tag ein Stück Torte von der Feier mitbringen würden. Allerdings sahen wir Walter den ganzen Tag über nicht. Erst am Montag, als er schon laut brüllend die Treppe hoch kam. Wie meist saßen mein Mann, meine Schwiegermutter, Heike und ich in der Küche. Heike hatte an dem Tag etwas neben das Spülbecken gestellt, was sie später abgewaschen hatte. Das sah Walter und kam deswegen in die Küche. Er brüllte, dass er in Zukunft alles weg werfen würde, wenn wieder etwas beim Spülbecken liegen sollte. Egal wem es gehörte. Weiter brüllte er, dass alles dreckig wäre, was ihn nicht wundern würde. Es würde ja nie jemand etwas machen. Nun hatte ich kurz vor der Hochzeit das ganze Haus sauber gemacht, obwohl ich gar nicht dran gewesen wäre. Das sagte ich Walter auch so. Laut Plan wäre er dran gewesen. Da mir sein Gebrüll zu doof war, sagte ich ihm, dass er den Mund halten sollte. Statt dessen dürfte er gerne selbst mal wieder sauber machen und nicht nur große Reden schwingen wollen. Doch Walter brüllte weiter. So kam raus, dass er bei den Chefs von meinem Mann und von Heike angerufen hatte, um dort mitzuteilen, wo wir wohnten. Auch in Straßburg wollte er angerufen haben, um sich zu beschweren. Mir reichte es entgültig und ich sagte laut, dass Walter nun wirklich den Mund halten sollte, da er sich doch sehr lächerlich machte.

 

In der gleichen Nacht gegen 2 Uhr. Walter lief die ganze Zeit den Flur auf und ab. Bei dieser komischen Wanderung beleidigte er mich laut in einer Tour. Zwischendurch blieb er immer wieder stehen und schlug seinen Wanderstock 2 mal auf den Boden. Danach ging die Wanderung weiter. Was er mit dieser Aktion bezwecken wolle, wusste niemand.

 

Einige Wochen später erfuhr ich dann zufällig, dass Walter noch ein paar weitere Telefonate geführt hatte. Dabei behauptete er, ich würde zu unrecht Hartz IV beziehen. Nun war es aber so, dass ich gar kein Geld vom Arbeitsamt bezog. Mein Mann arbeitete ja. Was Walter auch wusste. So erzählte er nämlich auch, dass mein Mann im Monat über 3.000 Euro verdienen würde. Darüber hätte sich mein Mann gefreut, es entsprach leider nicht der Wahrheit. Walter wollte noch beim Arbeitsamt anrufen und mich anschwärzen. Wie er das machen wollte, war mir schleierhaft. Ich war nicht beim Arbeitsamt gemeldet, stellte mir aber das dumme Gesicht von Walter vor, wenn er das rausfinden würde.

 

Kurz nachdem wir dies alles erfahren hatte, lief Walter uns über den Weg und brüllte, dass er uns schlagen würde. In der Hand hielt er seinen Wanderstock. Ich stand still und zeigte auf meine Wange. Zu Walter sagte ich, dass er genau dort hin schlagen dürfte, wenn er mit der Gegenreaktion von mir leben könnte. Natürlich traute sich Walter nicht. Statt dessen nannte er mich eine Nutte, weil ich geheiratet hatte. Von mir kam lautes Gelächter, da ich das zu komisch fand. Scheinbar hatte er mit so einer Reaktion nicht gerechnet, denn er schnappte mehrdach nach Luft. Dann schrie Walter, ich sollte dort hin gehen, wo ich her gekommen war. Ich wäre auf jeden Fall nicht vom Kaiserstuhl. Wieder lachte ich laut. Gebürtig kam ich aus einem Dorf, welches dem Kaiserstuhl näher war, als das Kaff in dem wir lebten. Das erklärte ich Walter auch. Danach bekam ich gesagt, dass ich besser mal arbeiten gehen sollte, anstatt dem Staat auf der Tasche zu liegen. Inzwischen brüllte ich vor lachen. Ich musste mich erst etwas beruhigen, um Walter zu erklären, dass er seit Jahren Hartz IV bekam und nicht ich. Später am Tag waren mein Mann und ich noch beim Rathaus und fragten gleich mal nach, ob die einen Rat hätten, was man mit Walter noch machen konnte. Seine schizophrenen Züge wurden häufiger und schlimmer. Es hieß, die Gemeinde könnte nichts machen, wir sollten in Zukunft bei der Polizei anrufen, damit die ihn in die Psychiatrie bringen könnte. Bei der Polizei erklärte man mir, dass sie erst dann eingreifen dürften, wenn Walter damit drohte, sich selbst etwas anzutun, bzw. sich selbst etwas antat.

 

Walter wurde plötzlich von einer seltsamen Krankheit heimgesucht. Er verließ ganz normal das Haus und kam wenig später keuchend und japsend zurück. Dazu lief er, als hätte er die 90 Jahre schon lange überschritten. Dann holte er sich seinen Spazierstock, oder eine Krücke, um damit durch das Haus zu laufen. Ohne diese Gehhilfe konnte er keinen Schritt mehr gehen. Das ganze dauerte meist eine Stunde und mitten im Gehen war der Spuk genauso schnell vorbei, wie er begonnen hatte. Dieses Schauspiel wiederholte sich an manchen Tagen mehrmals. Eines Tages erwischte es Walter ganz schlimm. Er kam ganz normal die Treppe rauf gestürmt und motzte dabei laut. Seinen Weg führte ihn ins Bad. Er kam raus, ging ein paar Schritte und hielt sich auf einmal einen Fuß mit beiden Händen hoch. So hüpfte er in sein Zimmer. Gleich darauf kam er auf eine Krücke gestützt raus, humpfelte ins Bad und blieb die nächsten 5 Minuten dort drin. Als er wieder raus kam, trug er die Krücke in der Hand, pfiff vor sich hin und konnte normal laufen. Bevor er erneut in sein Zimmer ging, verkündete er der Wand, dass ihn die Dusche sehr erfrischt hätte. Komisch daran war, dass Walter gar nicht duschen war. Er hatte weder Wechselkleidung, noch ein Handtuch bei sich. Ich befand mich die ganze Zeit in der Küche und fragte mich, was ihm wohl als nächstes einfallen würde.

 

Es kam wieder die Zeit der Kehrwoche auf mich zu. Montags stand ich also in der Küche und wischte den Boden, den Esstisch und alles Stühle. Auch den Herd und den Ofen reinigte ich. Am Dienstag machte ich das Frauenbad sauber. Dabei ging die Flasche mit dem Reiniger leer und ich lief in die Küche, um die Flasche in den gelben Sack zu werfen. Als ich aber in die Küche kam, bot sich mir ein komisches Bild. Walter kroch auf allen vieren über den Boden. In der Hand hatte er einen Schwamm, der allerdings nicht mehr so neu aussah. Mit diesem Schwamm verteilte er Dreck auf dem Boden und motzte laut. Er meinte, alles müsste er alleine machen, weil sich niemand im Haus für die Sauberkeit interessierte. Ich hielt meinen Mund und schluckte den Ärger runter, da ich wusste, dass ich am Vortag umsonst gewischt hatte. Zu meiner Verwunderung kam Thorsten dazu. Er holte Sabine aus ihrem Zimmer und setzte sich mit ihr in die Küche. Thorsten meinte, damit ich Zeugen hätte, falls etwas wäre. Beide regten sich über den Küchenboden auf. Walter war inzwischen in sein Zimmer gegangen, kam aber kurz darauf wieder raus und ging die Treppen runter. Ich selbst war wieder im Bad, wo ich noch die Waschbecken reinigte. Da blieb Walter stehen und brüllte durchdas Treppenhaus, dass alle Dreckschweine wären. Dies wäre kein Wunder, denn es würde nie jemand sauber machen. Ich sah meinen Lappen an, den ich in der Hand hielt und eben noch das Waschbecken damit sauber rieb und lachte laut los. Thorsten kam aus der Küche und brüllte Walter etwas nach. Der lief schnell die Treppe weiter runter. Es dauerte allerdings noch einige Minuten, bis er das Haus verließ. Walter sah aus, wie Quasimodo persönlich.

 

Samstag, 7 Uhr morgens. Walter lief schon seit einer Stunde trampelnd durch den Flur. Mal mit, mal ohne Krücke. Dazwischen rannte David mit seiner Freundin durch den Flur, weil sie sich gegenseitig jagen mussten. Von Thorsten war laute Musik zu hören. Und damit auch jeder gut hörte, was er erzählte, brüllte er laut. Der Tag ging schon mal gut los, dachte ich und verschwand in der Waschküche, um meine trockene Wäsche abzuhängen. Selbst dort konnte ich Thorsten noch verstehen. Später ging ich in die Küche, um Brot zu backen. Walter rannte immer noch im Flur rum und brüllte. Alle wären Dreckschweine, alles wäre dreckig, niemand würde sauber machen. Erst einen Tag zuvor hatte ich den Flur gewischt, obwohl ich nicht dran gewesen wäre. Walter hatte mich dabei gesehen. Das war ihm scheinbar entfallen. Plötzlich ertönte Dudelsackmusik aus Walters Zimmer. Dazu tanzte Walter mit seiner Krücke, pfiff dabei und hatte so einen irren Blick drauf, dass ich froh war, wieder in mein Zimmer zu können.

 

Irgendwann war alles ruhig, als hätte jemand einen Schalter betätigt. Walter verließ das Haus. Bis zur Treppe konnte er normal laufen. Nur die Treppe runter nicht. Dazu brauchte er seine Krücke. Im Hof ächzte er und keuchte, dass man denken konnte, er kippt jeden Moment um. So schleppte sich Walter zur Treppe vom Schützenverein, wo er sich setzte. Da ich das Zimmerfenster auf hatte, konnte ich sein Selbstgespräch mitverfolgen. Er erzählte sich, dass er der gesündeste Mensch der Welt wäre, ihm würde nichts fehlen. Das ganze bestätigte er sich dann auch noch. Im Nachbargarten war ein älterer Herr am rumwerkeln. Dem erzählte Walter laut, dass er am Vortag einem SS-Mann begegnet wäre. Und diesem SS-Mann hätte er dann gedroht, worauf der SS-Mann ganz schnell davon gerannt wäre. Auch der Herr im Garten suchte das Weite. Ihm war das ganze wohl nicht ganz geheuer.

 

Wenig später wurde Walter von einem Auto abgeholt und alles war wieder still. Ich wollte in die Küche und blieb erstaunt im Flur stehen, da ein mir fremder Mann aus dem Männerbad entgegen kam und wissen wollte, ob Walter nicht zuhause war, da er schon geklopft hatte. Verwundert wollte ich wissen, ob der Mann im Bad klopfen war. Nein, dort hatte er nur nach Walter gesucht. Ich dachte erstaunt, dass es ja ganz normal war, jemanden im Bad suchen zu gehen, wenn man irgendwo fremd war. Höflich erklärte ich aber, dass Walter kurz zuvor gegangen war. Der Mann wollte von mir wissen, wann Walter wieder zurück kommen würde, was ich ihm nicht sagen konnte. Da meinte dieser Mann, sowas müsste man doch wissen, wenn man schon unter einem Dach wohnte. Darauf hatte ich eine Antwort. Ich erklärte diesem Mann, dass ich nicht das Kindermädchen des Hauses war und daher auch nicht wissen brauchte, wer wann das Haus verließ, oder wieder betrat. Dafür würde ich wissen, wer als nächstes das Haus verlassen würde. Dabei sah ich diesen Mann an, der dann auch schnell ging. Kaum war der zur Haustür raus, ging bei Sabine die Tür auf. Sie sah auf den Flur und wollte wissen, wer denn da eben bei Walter an die Tür geklopft hätte. Bei so einer langsamen Reaktionszeit war ich doch etwas verstört.

 

Einen Tag später stand ich in der Küche und wischte die Fenster, wie ich es 3 Tage zuvor angekündigt hatte. Walter war darauf hin gegangen und hatte mit seinem Schwamm Dreck drauf verteilt. So stand ich auf dem Stuhl und schrubbte, da der Dreck nur schwer wieder runter ging, als Walter in die Küche kam. Er lief ganz normal, stellte sich neben das Fenster und meinte, er hätte gedacht, dass Thorsten die Fenster säubert. Daher hätte er schon mal Vorarbeit geleistet. Diese Vorarbeit sah ich und ich hätte ihm am liebsten den Eimer mit Wasser über geschüttet. Walter zog weiter. Ich war grade am zweiten Fenster angelangt, als Walter wieder auftauchte, zu mir sah und ins Bad ging. Gleich darauf kam er wieder raus und brüllte mich an. Ich müsste mal mit ihm anständig zusammen rumpeln um zu wissen, wie man ein Männerbad sauber macht. Da mich das Männerbad nicht interessierte, beachtete ich auch Walter nicht.

 

Walter litt auch regelmäßig unter Verfolgungswahn. Eines Tages brüllte er im Flur rum, dass er genau wissen würde, warum er seine Zimmertür jedesmal doppelt abschließen würde. Denn beim Einzug hätte jeder im Haus einen Schlüssel für sein Zimmer bekommen. Wir würden alle auf den richtigen Moment warten, um ihn ausrauben zu können. Bei der ganzen Sache vergaß Walter aber, dass sein doppeltes Abschließen nichts brachte, wenn jeder einen Schlüssel besessen hätte. Mit dem Schlüssel wäre jeder in der Lge gewesen, die Tür aufzuschließen. Auch gab es nichts bei Walter, was wir hätten haben wollen. Er besaß nur alten, zum Teil kaputten Ramsch. Den wollte wirklich niemand haben.

 

Zum Backen benutzte ich Unterlagen aus Silikon, die ich jedesmal wusch und zum trocknen an die Heizung hing. Nun befand sich so eine Silikonunterlage grade wieder mal an der Heizung, als Walter in die Küche am und wieder mal voll aufdrehte. Er fragte sich, was die Leute denken würden, wenn jemand zu Besuch ins Haus kam. Ihm selbst wäre der Anblick meiner Silikonunterlage der Hunger vergangen. Man müsste sich echt schämen. Nun waren alle meine Silikonunterlagen noch recht neu und durch die regelmäßige Säuberung auch sauber. Scheinbar brauchte Walter nur etwas, worüber er sich künstlich aufregen konnte.

 

Immer wenn Walter richtig wütend war, stapfte er besonders laut durch den Flur. So auch an dem Tag. Gelegentlich bekam er eine Arbeit, verlor die aber immer recht schnell wieder. Meist schon nach der Probezeit. Erst kurz zuvor war es wieder mal der Fall gewesen, dass man ihm gekündigt hatte. An dem Tag befand sich ein Schreiben von der Arbeitsagentur im Briefkasten. Man forderte Walter auf, einige Unterlagen zu bringen, damit man berechnen konnte, was er vom Amt an Leistungen bekommen sollte. Der ganz normale Ablauf eben. Nicht für Walter. Er tobte. Die sollten ihm endlich mal eine richtige und vernünftige Arbeit geben, schrie er. Dann müsste er sich nicht regelmäßig durch Anrufe und Schreiben von dem Arbeitsagenturmenschen belästigen lassen. Man sollte ihm sein Geld zahlen, so schwer konnte das nicht sein. Er würde zu seinem nächsten Termin mal seinen Schlagstock mitnehmen und denen dort zeigen, wer er war. Plötzlich war Walter der Meinung, dass nicht die Arbeitsagentur an allem Schuld hatte, sondern die Sizilianer. Denn die Sizilianer würden ihm die Arbeit weg nehmen. Der nächste Sizilianer, der Walter über den Weg laufen würde, wollte er daher kurz und klein schlagen. Den Rest davon, wollte er vor das Arbeitsgericht zerren. Und wehe, er bekäme dort nicht Recht. Dann schlüge er alle Arbeitsgerichte kurz und klein. Selbst die Polizei könne ihn dann nicht mehr halten. Ich saß in meinem Zimmer, hörte diese irre Gebrülle an und schüttelte den Kopf.

 

Aber auch die Polizei machte ihre Arbeit laut Walter nicht richtig. Denen wollte er noch zeigen, wie sie ihre Aufgaben richtig erledigen sollten. Er war immerhin 3 Jahre bei der Bundeswehr im Küchendienst gewesen. Von daher hatte er Ahnung. Den ganzen Tag würde die Polizei faul rum sitzen. Da brauchte sich niemand wundern, warum täglich so viele Flüchtlinge nach Deutschland kamen. Weil die Polizei nichts dagegen unternahm, wären die Deutschen selbst dafür verantwortlich, die Flüchtlinge abzuknallen. Bei mir im Zimmer knallte es auch. Nämlich meine flache Hand gegen meine Stirn.

 

Kurz darauf musste Walter weg. Dabei erzählte er sich laut, dass er später sein Zimmer noch wischen müsste, falls der Bundestag unangemeldet zu Besuch kommen würde. Ob er noch einen Kuchen backen wollte, würde er sich danach überlegen. Er wusste auch nicht, ob der Bundestag eher Kaffee, oder Tee trinken wollte. Daher müsste Walter einen Kasten Wasser holen, denn Wasser trinkt jeder. Ich überlegte mir dagegen, ob es noch schlimmer kommen könnte. Walter kam mit einem Kasten Wasser zurück, den er im Getränkemarkt gekauft hatte. Er regte sich furchtbar auf, denn in dem Getränkemarkt erzählte Walter, dass er das Wasser für den Bundestag brauchte, der zu ihm auf Besuch käme. Natürlich erntete er Gelächter. Darüber war er nun so wütend, dass er den Kasten zurück bringen wollte, um ihn dem Besitzer des Getränkemarkts vor die Füße zu werfen. Schon ging Walter wieder, mit dem Kasten. Er kam ohne Kasten zurück, schwer auf seine Krücken gestützt. Zu gerne wäre ich im Getränkemarkt gewesen, um zu sehen, was dort passierte. Später erfuhr ich, dass Walter Hausverbot bekommen hatte.

 

Völlig irrsinnig wurde es einige Tage später. Walter begegnete mir im Flur. Er lief auf eine Krücke gestützt den Flur entlang. Auf dem Kopf trug er seinen Sturzhelm. Darunter war ein Verband zu sehen, der den kompletten Kopf ziehrte. Ich musste mir ein Grinsen verkneifen. Vor allem, als Walter los tobte. Ihm muss zu Ohren gekommen sein, dass mein Mann und ich eine Hochzeitsreise geplant hatten. Er fragte sich, mit welchem Recht wir in Urlaub fahren wollten. Ohne studiert zu haben. Dann nannte er mich eine faule Drecksau, weil Sabine nicht gewischt hatte. Schnell verschwand ich in meinem Zimmer. Denn das war mir dann doch alles zu hoch.

Kapitel 12

 An manchen Tagen motzten Thorsten und Walter auch gemeinsam. So meinte Thorsten, er müsse sich mal wieder aufregen. Er fand es eine Frechheit, dass mein Mann und ich geheiratet hatten und noch immer in der Obdachlosenunterkunft wohnten. Nach der Hochzeit hätten wir ausziehen müssen. Ich wäre ja gerne ausgezogen, aber wir hatten noch immer keine Wohnung gefunden. Ich wusste auch nicht, warum wir ausziehen sollten, nur weil wir verheiratet waren. Sabine und Klaus hätten demnach auch ausziehen müssen. Nachdem Thorsten mir dem Thema durch war, fiel ihm schon was neues ein. Er war der Meinung, mein Mann und ich wären die einzigen asozialen im Haus. Warum das so sein sollte, wusste ich nicht. Mein Mann ging einer geregelten Arbeit nach und verdiente Geld, mit dem wir alle Rechnungen zahlten. Die Mehrheit im Haus war zu faul, um arbeiten zu gehen und versoffen lieber ihr Geld. Wie sich Thorsten so aufregte, lief ihm Walter über den Weg und Thorsten dachte, er könnte sich bei ihm ausheulen. Doch Walter schrie gleich los, wenn Thorsten ihm noch ein mal über den Weg liefe, wollte er ihm alle Zähne einschlagen. Außerdem wäre Walter der einzige mit Berechtigung, um im Haus zu wohnen. Er wäre nämlich der einzige, der anders war. Mit dem anders sein, hatte Walter recht. Da konnte ich ihm zustimmen.

 

Mitten in der Nacht hatte ich ein Deja vu. Walter stand unten und fegte im Regen die Straße. 2 Jahre zuvor hatte das Thorsten auch schon mal gemacht und danach im Schein der Straßenlaterne seinen Teppich gereinigt. Walter begnügte sich aber damit, zu fegen und laut fluchend die Müll- und Papiertonnen hin und her zu schieben. Genauso schnell wie der Spuk begonnen hatte, war er auch schon wieder vorbei. Dafür ertönte von Thorsten laute Musik. Ich hatte meine Zimmertür zu und den Fernseher an. Trotzdem hörte ich die Musik sehr gut. Also machte ich den Fernseher lauter. Irgendwann wollte ich aber schlafen gehen. Die Musik war noch immer laut zu hören. Auf dem Weg ins Bad begegnete mir Thorsten im Flur. Er schwankte stark und hatte blutunterlaufene Augen. Ich bat ihn, seine Zimmertür zu schließen, oder die Musik leiser zu machen, da ich schlafen gehen wollte. Thorsten brüllte gleich los. Das wäre sein Haus und er könnte so laut Musik hören, wie er wollte. Diese Story kannte ich schon und ging nicht weiter darauf ein. Ich bat ihn nochmal darum, etwas leiser zu machen. Thorsten sah das nicht ein. Er würde ja niemanden mit seiner Musik stören.

 

In dieser Nacht ging ich 3 mal zu Thorsten und fragte nach, ob er nicht endlich mal seine Musik leiser machen konnte. Konnte er nicht. Beim dritten mal brüllte er wieder rum. Was er mir da aber sagen wollte, wusste ich nicht. Er brüllte, dass er nicht verstehen konnte, dass mein Mann und ich einfach geheiratet hatten. Er würde sich an unserer Stelle schämen. Gut, ich war das zweite mal verheiratet. Thorsten hatte aber schon 4 Ehen hinter sich. Weiter meinte Thorsten, von uns würde er sich keine Hemden aus dem Hintern ziehen lassen. Walter wäre nämlich auch ein Idiot. Aber lieber ein guter Idiot, als ein anderer Idiot. Ich verzog mich in mein Zimmer und hatte bestimmt ein großes Fragezeichen über meinem Kopf.

 

Eine kurze Zeit war es leise. Bis Thorsten erneut im Flur brüllte. Er meinte, nur er, Sabine und Klaus dürften in dem Haus wohnen. Mein Mann und ich müssten sofort auf der Stelle ausziehen. Wir wären nämlich nur hochnäsig. Das erkannte Thorsten daran, dass mein Mann ein Auto hatte. Ich war so asozial, dass es sich Thorsten gar nicht mehr vorstellen konnte, wie asozial ich eigentlich war. Das ganze hörte ich mir eine Weile an und ging dann ebenfalls auf den Flur. Dort fragte ich, inzwischen in einem schärferen Ton, ob in dieser Nacht nochmal Ruhe einkehren würde, damit ich endlich schlafen konnte. Erstaunt sah mich Thorsten an. Er fragte mich, ob ich nicht noch etwas zu ihm kommen würde, um eine Zigarette zu rauchen. Ihm wäre so langweilig. Mir war nicht langweilig, ich war nur müde. Und so antwortete ich, dass Thorsten mich eben erst hochnäsig und asozial genannt hatte. Und mit solchen Leuten würde er sicher nicht zusammen sitzen wollen. Damit drehte ich um, sah noch seinen verdutzten Gesichtsausdruck und ging in mein Zimmer.

 

Keine 5 Minuten später. Thorsten stand im Flur und rief der Polizei an. Man sollte bitte eine Streife vorbei schicken, da ich mich unbefugt im Haus aufhalten würde und nicht gehen wollte. Erst musste ich lachen. Dann stand ich auf, suchte meine Heiratsurkunde raus, da mein neuer Personalausweis noch nicht fertig war und danach die Einweisung der Gemeinde. Leider kam keine Streife vorbei. Das wäre nämlich bestimmt lustig geworden. Dafür regte sich Thorsten mit der Zeit langsam wieder ab. Auch die Musik wurde leiser gedreht. Bald darauf schlief ich ein. Allerdings nur für 2 Stunden. Dann stand Walter auf und begann den Tag auf seine übliche Weise. Laut motzend und trampelnd.

 

 Ich war die einzige Person, die im Frauenbad für Sauberkeit sorgte. Nach wie vor teilte ich mir mit meinem Mann, Heike und ihren Söhnen Kevin und David das Klo, die Dusche und das Waschbecken. Mehrmals in der Woche wischte ich alles durch, da ich in dem Punkt sehr pingelig war. So stand ich auch wieder mal an einem Freitag im Bad, um die Keramik zu säubern. An den Feiertagen und an den Wochenenden übernachtete die Freundin von David im Haus, was noch immer nicht erlaubt war, David aber nicht interessierte. Sie nutzte ebenfalls unser Bad. Diese Freundin war ein 16 jähriges Mädchen, welche schenbar in ihrem Elternhaus nie etwas über Sauberkeit beigebracht bekommen hatte. Denn ich fand regelmäßig im Bad überall verschmierte Schminke. Genauso regelmäßig lagen ihre benutzten Tampons im Klo, oft sogar auch die Verpackung davon. Jedesmal war ich es, die alles weg machen musste. Ich pulte ungern benutzte Tampons aus dem Klo und sprach daher David darauf an. Er versprach mir, dass er in Zukunft ebenfalls das Bad sauber machen würde. Ein Versprechen, welches nie eingehalten wurde. Auch das wunderte mich nicht. Zwar war Heike beruflich eine Reinigungskraft in einem Krankenhaus. Aber so war ebenfalls eine faule Drecksau, die nie sauber machte. So wie sie zuhause für Sauberkeit sorgte, was sie auch bei ihrer Arbeit, wie ich aus sicheren Quellen erfahren musste. Sie ging ihren Söhnen als schlechtes Beispiel vorraus und hatte ihnen nie beigebracht, auf Ordnung und Sauberkeit zu achten, geschweige mal einen Wischlappen zu benutzen. So konnte man da keine Wunder erwarten.

 

Nachdem ich im Bad fertig war, traf ich David und sagte ihm, dass er bitte darauf achten sollte, dass es auch so blieb. Gegen Nachmittag sollte nämlich seine Freundin wieder kommen. Am Samstag morgen betrat ich das Bad und dachte, mich trifft der Schlag. Alles war voller Schminke, der Boden klebrig und die Dusche ein Dreck. Es blieb mir ein Rätsel, wie 2 Personen in wenigen Stunden ein Bad so hin bekommen konnten. Da ich rein gar nichts benutzen konnte, ohne in Schminke zu fassen, stand ich nochmal hin und säuberte alles. Als ich abends vor dem Schlafen nochmal aufs Klo wollte, war die halbe Klobrille blutig. Auch das wischte ich weg. Sonntag morgen sah das Bad aus, wie am Samstag auch schon. Im Klo schwamm der obligatorische Tampon. Und was mit dem Waschbecken gemacht worden war, wollte ich gar nicht wissen. Und wieder machte ich alles sauber. In dem Moment, als ich aus dem Bad kam, lief mir dieses Mädchen entgegen. Ich sprach sie an und bat sie, ihre benutzten Tampons und auch die Verpackungen nicht mehr ins Klo zu werfen, da beides nicht runter gespült wurde. Auch bat ich sie, in Zukunft etwas mehr auf Sauberkeit zu achten, da ich ungern in Maskara und irgendwelche Gesichtspüderchen fasste. Gaz normal und ruhig sprach ich mit ihr. Sie lief mit hoch erhobenem Kopf an mir vorbei und warf die Badtür hinter sich zu. Mich wunderte es, dass die Tür nicht aus den Angeln flog.

 

Wenige Tage später fand ich nicht nur einen benutzten Tampon im Klo. Die ganze Klobrille hatte Bremsspuren. Das Waschbecken sah aus, als wäre es geschminkt worden. Langsam wurde ich wütend. Zufällig kam David in dem Moment mit seiner Freundin ums Eck. Ich schnappte beide und sagte, diesmal meine Wut weniger verbergend, dass es wirklich reichte und ich nicht deren Putzfrau war. Sollte dieser Zustand so weiter gehen, wollte ich dafür sorgen, dass David das Frauenbad nicht mehr nutzte und seine Freundin nicht mehr ins Haus kam. Es interessierte beide nicht. Dafür warf David von da an jede Tür laut hinter sich zu.

 

Es dauerte nicht lange, bis ich wieder einen benutzten Tampon aus dem Klo fischen musste. Den legte ich David direkt vor die Zimmertür. Ich verstand nicht, warum man benutzte Tampons ins Klo warf, wo ich extra einen entsprechenden Eimer neben das Klo gestellt hatte. Ich wusste auch nicht, warum dieses Mädchen das jedesmal absichtlich machte, da ich ihr nie etwas getan hatte. Als sie das erste mal das Haus betrat, stellte David sie mir vor und ich grüßte sie. David war mein Trauzeuge gewesen und ich hatte immer ein normales Verhältnis zu ihm. Jeder seiner Freunde grüßte mich, wenn sie ins Haus kamen. Ich grüßte zurück. Manchmal sprach man auch ein paar Sätze miteinander, wenn man sich im Haus über den Weg lief. Nicht seine Freundin. Sie grüßte nicht zurück, hob dafür ihr Näschen noch etwas weiter hoch. Die nächsten paar Tage grüßte ich sie noch, dann wurde es mir zu dumm. Wer sich zu fein war, um zurück zu grüßen, war mir die Mühe auch nicht wert. Dann kam der Tag, an dem sich David mir in den Weg stellte. Er war recht angesäuert und meinte, ich hätte gefälligst seine Freundin zu grüßen, wenn ich sie sah. Und zwar mit Namen. Das war mir dann doch zu lächerlich. Kam jemand, grüßte ich. Kam eine ganze Gruppe, grüßte ich die Gruppe zusammen. Nie sprach ich jeden einzeln mit Namen an. Ein "Hallo", oder "Guten Tag", reichte jedem. Genauso wurde mir auch geantwortet. Ich sah nicht ein, warum ich auf einmal das Prinzesschen mit Namen grüßen sollte, wo sie meinen Gruß bisher noch nie entgegnete. Das alles sagte ich David so. Er meinte aber, ich wäre die Ältere und hätte mit gutem Beispiel vorran zu gehen. Um des lieben Friedens willen grüßte ich seine Freundin die nächsten paar mal direkt. Da aber wieder keine Reaktion kam, außer die nach oben wandernde Nase, stellte ich das bald wieder ein. Zum Affen machen lassen, wollte ich mich von so einer jungen Göre gewiss nicht.

 

Kurz nachdem wir in das Haus eingezogen waren, stellten wir fest, dass es in der Küche keinerlei Möglichkeit gab, um die Geschirrtücher aufzuhängen. Es wurde abgestimmt, Thorsten enthielt sich der Stimme. Also erklärte ich mich dazu bereit, mich zu kümmern. Im Haus waren 7 Zimmer und ich besorgte 6 Haken, die ich auch in der Küche anbrachte. Niemand im Haus beteiligte sich an den Kosten, obwohl es so besprochen war. Nie sagte ich etwas. Jeder nutzte die Haken, nur nicht Thorsten. Der riss sie immer wieder ab. Mit doppelseitigem Klebeband klebte ich sie immer wieder an. Irgendwann waren 2 der Haken verschwunden. Die restlichen 4 nutzen Sabine, Heike, David und Kevin und ich. Nun hielten die Haken nicht mehr so gut, weil Thorsten sie ja immer wieder abgerissen hatte. Ich überlegte und lief zufällig an Klebehaken vorbei, die man an der Tür befestigen und auch immer wieder ab machen konnte. Wieder war ich es, die sich kümmerte. Die Haken an der Wand entfernte ich und klebte die neuen an die Tür zum Abstellraum. Ich teilte den anderen mit, dass die Haken für alle waren.

 

Bevor ich die neuen Haken besorgte, fand ich abends ein erstaunliches Bild vor. Mein Geschirrtuch lag auf dem Boden. Dafür hingen an gleich 3 Haken die Geschirrtücher von Thorsten. Ich sah nicht ein, dass mein Geschirrtuch weichen sollte, vor allem da ja ich diese Haken gekauft hatte. Also legte ich die 3 Geschirrtücher von Thorsten ordentlich auf den Tisch, nahm meines vom Boden und hing es auf. An dem Tag fand ich noch 2 mal das gleiche Bild vor. Nach dem dritten mal reichte es mir. Ich nahm die 3 Geschirrtücher und warf sie Thorsten vor die Zimmertür. Bisher hatte er seine Geschirrtücher auch immer in seinem Zimmer. Mein Geschirrtuch kam wieder an den Haken. Als Thorsten das sah, regte er sich furchtbar auf. Er fand es eine bodenlose Frechheit von mir, seine Geschirrtücher von den Haken zu nehmen und ihm auch noch vor die Tür zu werfen. Ich war anderer Meinung, behielt die aber für mich.

 

Nun hingen also die neuen Haken und es dauerte nicht lange, bis mich Thorsten anschrie. Ich sollte ihm sofort die alten Haken geben. Und zwar auf der Stelle. Diese hatte ich jedoch weg geworfen. Es war ja eh mein Eigentum gewesen, welchen ich mit den anderen geteilt hatte. So konnte ich auch hin gehen und die Haken weg werfen. Statt dessen empfahl ich Thorsten, sich selbst welche zu kaufen, wenn er Haken haben wollte. Dafür fing Thorsten an mich zu beleidigen. Er behauptete, ich würde den ganzen Tag nur überlegen, wie ich ihm das Leben zur Hölle machen konnte. Ich wäre eine Dreckshure, ein Miststück und noch vieles mehr. Mich interessierte es nicht, daher ließ ich Thorsten stehen und ging in mein Zimmer.

 

Wieder einmal war Walter mit der Kehrwoche dran. Aber anstatt mal damit zu beginnen, schimpfte er täglich nur rum. Alles war dreckig, alles waren Dreckschweine. Das ging so lange, bis Sabine aus ihrem Zimmer rief, Walter sollte endlich sein Maul halten. Nun legte sich Walter mit Sabine an und erzählte ihr dabei auch, dass alle im Haus irre wären. Er sei der einzig normale im Haus. Wenig später verließ Walter dann das Haus, verkündete aber noch, dass die DDR schuld daran ist, weil er keine Arbeit fand. Sonntags schüttete es auch Kübeln. Mitten auf der Straße stand Walter und fegte. Irgendwann hielt ein Auto neben ihm und der Fahrer wollte von Walter wissen, ob sich das überhaupt bei dem Wetter lohnen würde. Darauf antwortete Walter, er MÜSSE fegen. Alle anderen wären nämlich nur faul und würden nur am Staat saugen. Endlich war die Straße für Walter sauber genug. Nass wie er war, schwang er sich auf sein Fahrrad und fuhr davon. Kaum kam er zurück, schrie er schon im Treppenhaus rum, weil niemand etwas sauber gemacht hatte. Ihm war wohl entgangen, dass er in der Woche dran war und ihm niemand die Putzfrau spielen wollte.

 

Noch immer fing bei Walter der Tag zwischen halb 6 Und 6 Uhr an. Aber auch bei allen anderen im Haus. Dafür sorgte Walter schon mit seinem Gtrampel und dem Gekeife. Seit neustem erfuhren die Bewohner sogar Dinge über sich, die sie selbst noch nicht wussten. So keifte Walter eines Morgens, dass mein Mann bei einer ganz anderen Firma arbeitete. Wir wunderten uns, wie Walter auf so etwas kam. Denn an der Dienstkleidung hatte sich nicht geändert. Der Name der Firma stand deutlich drauf. Ich kam plötzlich aus der ehemaligen DDR. Bis heute weiß ich nicht, wann der Kaiserstuhl zur DDR gehörte.

 

Mein Mann und ich kamen vom Einkaufen und ich ging in die Küche, um einige der Sachen weg zu räumen, als Walter seine Zimmertür auf riss. Dudelsackmusik war zu hören. Als ich zu meinem Zimmer lief, stand Walter wie ein Sumoringer vor seiner Tür. Über seiner Schulter hatte er seinen Wanderstock. Ich hatte meine Zimmertür noch nicht ganz erreicht, als Walter anfing, mit diesem Wanderstock in meine Richtung zu wedeln und mir damit zu drohen. Dabei kam er mir immer näher. Das ganze sah aber so komisch aus, dass ich laut lachte. Das machte Walter wütend und er brüllte, dass er beim Einwohnermeldeamt anrufen würde, damit ich weg kam. Von mir bekam er die Erlaubnis dazu, ich wäre froh gewesen, dort endlich raus zu kommen. Walter wedelte mir mit seinem Stock vor der Nase rum und stand so im Weg, dass ich nicht in mein Zimmer kam. Die Tür war aber auf und mein Mann bekam alles mit. Der trat nun ebefalls auf den Flur. In der Hand hielt er ein Dekomesser, mit dem man sich nun gar nicht verletzten konnte. Das wusste Walter aber nicht. Er kehrte auf dem Absatz um, rannte in sein Zimmer, warf die Tür zu und schloss 2 mal ab. Erst dann schrie er hinter der verschlossenen Tür, dass wir ruhig kommen könnten. Vor uns hätte er keine Angst. Ich wischte mir die Lachtränen aus dem Gesicht. So viel Mut fand ich dann doch etwas komisch.

 

Wenig später am Tag stand ich in der Küche am Tisch. Ich war dabei etwas aufzuschneiden und hatte eine Schere in der Hand. Da rumpelte es im Flur. Als ich mich umdrehte, sah ich Walter den Flur vor humpeln, er verließ das Haus. Dann sah er mich und er sah die Schere, die ich noch immer in der Hand hielt. Plötzlich rannte Walter los, stürmte die Treppe runter und aus dem Haus. Mit einem Blick auf meine Schere musste ich wieder lachen. Walter hatte gar keine Angst vor uns. Bald war er wieder zurück und motzte vor seiner Tür, da er sie nicht schnell genug auf bekam. Dabei brülle er rum, dass er nur wegen mir 2 mal abschloss. Würde Walter nämlich nicht 2 mal abschließen, käme ich, um all seine Sachen zu nehmen. Verwundert fragte ich meinen Mann, was ich mit all dem Plunder wollte.

 

Den restlichen Tag hatten wir Ruhe. Erst abends hörte ich Walter im Hof. Er sagte in Dauerschleife immer wieder den gleichen Satz. Nach einigen Minuten sah ich zum Fenster raus und musste wieder lachen. Da stand Walter, sagte immer wieder, dass wir alle unser blaues Wunder noch erleben würden und sprang dann von einem Bein auf das andere. Dabei kratzte er sich wie ein Affe unter den Armen. Das ganze ging eine viertel Stunde lang. Walter war es egal, dass die Nachbarn an den Fenstern standen, Autos langsamer machten, Radfahrer sich die Köpfe verdrehten und Fußgänger die Straßenseite wechselten. Jeder konnte ihn da sehen. Es wurde getuschelt und gelacht.

 

Mein Mann hatte seinen freien Tag und wollte ausschlafen. Das ging nicht, da auf dem Flur auf einmal ein Tumult war. Es wurde lauter. Also stand mein Mann auf und sah nach, was schon wieder los war. Mitten auf dem Flur stand Walter mit seinem Spazierstock und war dabei, Thorsten damit zu verprügeln. Sofort gingen wir dazwischen. Walter flüchtete in sein Zimmer, auf einmal war sein Mut weg. Thorsten erstattete Anzeige und nannte uns als Zeugen. Die Anzeige wurde einige Wochen später wegen Geringfügigkeit eingestellt. Am gleichen Abend. Ich war auf dem Weg in den Abstellraum und fand Walter in der Küche vor. Dort führte er seine bekannten Selbstgespräche. Diesmal ging er wie meist darum, dass alle im Haus Dreckschweine wären und nur er sauber machte. Unheimlich daran war aber, dass Walter in unterschiedlichen Stimmen sprach. Es hörte sich fast so an, als würden ein paar Leute da sitzen und sich den gleichen Satz gegenseitig vor sagen. In der Woche zuvor war Walter mit der Kehrwoche dran gewesen und hatte nichts gemacht. Ich schwieg jedoch und ging wieder in mein Zimmer. Wenig später kam ich an der Küche vorbei. Dort hing für jeden Sichtbar der Kehrwochenplan. Walter hatte etwas drauf geschrieben und ich ging näher hin. Dort stand: Hotel Mama ist out. Bitte Kehrplan beachten!!! Als ich das nächste mal dran vorbei kam, hatte jemand anderes drunter geschrieben. Nun stand noch: Dann beachte ihn bitte endlich mal Walter!!! drunter.

 

Walter ging wieder auf Thorsten los. Diesmal so schlimm, dass wir die Polizei rufen mussten, weil wir es nicht schafften, die beiden zu trennen. Eine Streife kam und die Beamten gingen zu Walter in sein Zimmer. Dort blieben sie lange drin. Nachdem die Beamten raus kamen, wollte sowohl Thorsten, als auch mein Mann und ich mit der Polizei sprechen. Die aber verließen das Haus, ohne eine Aussage, oder etwas anderes hören zu wollen. Dafür bekamen wir von den Beamten gesagt, dass wir gefälligst alle miteinander auskommen müssten. Schon war die Streife weg. Die Anzeige wurde eingestellt.

 

So ging es fast täglich zwischen Walter und Thorsten rund. Wir mischten uns schon lange nicht mehr ein. Sollten sie sich doch die Köpfe einschlagen. Der Polizei war es auch egal. Irgendwann bemerkte Walter dann, dass ich ja auch noch da war. Ich befand mich auf dem Weg ins Bad, als er mich plötzlich anschrie. Die Polizei hätte in seinem Zimmer Haare von mir gefunden. Und das wäre der Beweis für ihn, dass ich in sein Zimmer eingebrochen war. Nun würde es mir an den Kragen gehen. Ich ließ Walter wortlos stehen. Seine komischen Anschuldigungen waren mir zu blöd. Im Bad hörte ich, wie Walter noch 2 mal seine Zimmertür auf riss und etwas in den Flur brüllte. Dann verließ er das Haus. Dabei brüllte er, dass es im Haus keine Demokratie geben und daher müssten alle Ossis raus.

Kapitel 13

 Walters Beleidigungen und Drohungen nahmen immer mehr zu. Jeder war der Meinung, dass es für ihn besser wäre, wenn er zurück in die Psychiatrie ginge. Das hatte ihm schon ein mal gut getan. Aber niemand fühlte sich verantwortlich, etwas zu tun. Nun war Walter mal wieder dabei sein Zimmer zu fluten. Dazu stellte er alle kleineren Möbel, eine große Zahl an Pflanzen und irgendwelche Deko auf den Flur. Dabei brüllte er, dass er mich erschlagen wollte, würde ich nochmal in sein Zimmer gehen. Ich war noch nie in seinem Zimmer gewesen und wunderte mich, was er schon wieder wollte. Dann behauptete er, von mir wäre ein rotes Haar in seinem Zimmer gefunden worden. Ich weiß nicht, was für Frauen zu sich einlud. Ich hatte auf jeden Fall keine roten Haare. Trotzdem meinte Walter, er würde mich umbringen, wenn er noch ein einziges rotes Haar finden würde. Danach würde er meine ganzen Haare einzeln abfackeln. Ich beachtete ihn nicht weiter. Wenig später ging ich in die Waschküche. Als ich wieder hoch kam, stand Sabine in der Badtür und traute sich nicht raus. Sie winkte mir und gab Zeichen. Auch ich gab ihr ein Zeichen, dass sie mir hinterher laufen sollte. Walter war zu hören. Er erzählte, dass er jeden umbringen wollte, der ihm über den Weg lief. Im Flur saß er auf dem Boden, hatte ein Strohhut auf und wischte seinen Zimmerboden mit dem bekannten Schwamm. Sabine flüchtete in ihr Zimmer. Ich lief etwas langsamer. Da sah mich Walter an und meinte, würde ich noch ein einziges mal ein blödes Maul gegen ihn haben, wollte er mich umbringen. Selbst die Polizei könne ihn nicht mehr aufhalten. Müde lächelnd ging ich in mein Zimmer.

 

Eine Woche später. Walter stand im Flur und machte Fotos von seiner Zimmertür. Das verwunderte mich doch etwas. Da Walter wieder seine Selbstgespräche führte, erfuhr ich auch den Grund. Am Türrahmen hatte Walter Schäden entdeckt. Die sollten beweisen, dass ich mit einer Bankkarte seine Tür aufgebrochen hatte. Als Walter dann weg war, sah ich mir das ganze selbst an. Alles was ich sah war, dass an einigen Stellen der Lack abgeblättert war. Das war aber an der Badtür und an der Küchentür ebenso. Genauso an jeder anderen Zimmertür. Bei so viel Einbruchsspuren, hatte Walter ja genug zu tun.

 

 Eines Nachts konnte ich eine Unterhaltung zwischen Walter und Thorsten mit hören. Beide standen unter meinem Fenster, welches offen stand. So erzählte Walter, dass es bald wieder Krieg geben würde. Und bei diesem Krieg würden alle asozialen, faulen Dreckschweine und Ausländer abgeknallt werden. Und Thorsten sollte einer Polizistin von ihm etwas ausrichten. Er würde ihr bald persönlich auf ihre Augen drauf schlagen, bis sie Sterne sehen könnte. Thorsten meinte dazu nur, dass Walter sowas doch nicht machen könnte. Er fand, Walter hätte einen Knall und bat ihn, doch wieder seine Medikamente zu nehmen, die ihm der Psychiater verschrieben hatte. Diese Tabletten hatte Walter ohne ärztliche Rücksprache von einem Tag auf den anderen abgesetzt. Nun meinte er wieder einmal, er wäre der gesündeste Mensch der Welt. Warum er sich dann aber regelmäßig irgendwelche ominösen Tabletten und Wundermittelchen kaufte und auch nahm, die in irgendwelchen Zeitschriften beworben wurden, verstand ich nicht. Walter erklärte Thorsten auch, dass er selbst gar nicht in die Psychiatrie müsse. Da wollte er aber 3 andere Personen hin bringen. Diese 3 Personen waren Thorsten, Sabine und ich.

 

Es folgte eine kurze Pause. Dann beklagte sich Walter, dass ihn niemand aus dem Dorf besuchen wollte. Daran seien die Bewohner aus dem Haus schuld. Aber Walter wollte sowieso keinen Besuch haben. Mit den Leuten aus dem Dorf wollte er nämlich nichts zu tun haben. Er war um längen besser, als alle zusammen. In Wahrheit wollte niemand mehr etwas mit Walter zu tun haben. Immer mehr Leute gingen auf Distanz, weil jeder der Meinung war, Walter tickt nicht mehr richtig. Selbst seine Verwandten mieden ihn. Da Walter also nie Besuch bekam, nutzte er seine Zeit besser. Er würde wieder trainieren. Und sollte mein Mann nochmal mit einem Messer kommen, gemeint war das Dekomesser, würde er ihn mit seinem Bambusstab fertig machen.

 

Es tat sich beim Thema Sauberkeit noch immer nichts. Heike war gelernte Reinigungskraft. Sie erzählte oft und gerne, welche Reinigungsmittel welche Inhaltsstoffe hatten und wozu man welches Mittel benutzte. Aber vom Wissen alleine, wurde nicht sauber. Sie verließ früh am Morgen das Haus, um arbeiten zu gehen. Gegen Mittag war sie wieder zurück. Dann saß sie den restlichen Tag auf ihrem Hintern, sah Fernseh, telefonierte, oder machte für ihre Söhne irgendwelche Dienstbotengänge. Sie hätte also genug Zeit gehabt, zuhause mal etwas sauber zu machen. Täglich holte ich ihre Haare aus dem Waschbecken, die sie morgens dort verteilte. Kam sie mit dreckigen Schuhen ins Haus, konnten die nicht ausgezogen werden. Damit lief Heike erst nochmal in die Küche und ins Bad. War sie mit der Kehrwoche dran, machte sie keinen Finger krumm. Das fand sie eklig. Auch ihre Söhne machten nichts. Heike erzählte ebenso oft, dass sie ihren Kindern beigebracht hatte, sauber zu machen und wie stolz sie auf beide wäre. David und Kevin saßen lieber in ihrem Zimmer, kifften, oder verkauften Drogen.

 

Machte Heike dann doch mal etwas im Haus, war sie nach nicht mal einer Stunde fertig und wollte dann angeblich das ganze Haus gewischt haben. Was man jedoch nie sah. Sie jammerte auch rum, dass sie sich vor dem Klo ekelte, weil es so viele Personen benutzten. Ihr wäre es recht gewesen, wenn sie ein Klo für sich alleine bekommen hätte. Den Gefallen machte ich ihr nicht. Dafür, dass sich Heike so vor dem Klo ekelte, kam sie nie auf den Gedanken, mal sauber zu machen. Die Aufgabe erledigte ich täglich. Sie jammerte rum, dass sie nicht auf Klo könne und daher regelmäßig an Verstopfung leiden würde. Dagegen nahm sie genauso regelmäßig Abführmittel zu sich. Hatte sie ihr Geschäft dann verrichtet, stolzierte sie davon, ohne eine Klobürste in die Hand zu nehmen. Und die Kloschüssel sah immer entsprechend aus, wenn Heike fertig war. Manchmal schaffte sie es nicht mal, richtig zu spülen. Mich ekelte das alles auch, interessierte nur niemand.

 

Nun hatte Heike eine Woche Urlaub. Sie nörgelte schon Sonntags bei meinem Mann und mir rum, dass sie nicht wisse, was sie in der ganzen Zeit tun sollte. Zufällig hatte Heike in genau dieser Woche Kehrdienst, was ihr mein Mann auch sagte. Heike meinte, sie würde dann eben mal das ganze Haus von oben bis unten auf Vordermann bringen. Die Woche fing an, die Woche endete. In der ganzen Woche hatte Heike mal kurz den Flur gefegt und war mit einem nassen Lappen durch das Treppenhaus gegangen. Die restliche Zeit beklagte sie sich über Langeweile. Samstags saß sie bei meinem Mann und mir im Zimmer und klagte uns ihr Leid. Im Treppenhaus waren Flecken auf dem Boden. Die hätte sie gar nicht mehr raus bekommen und alles wäre so eklig. Am gleichen Tag richtete ich ein Wasser, kippte eine Kappe Putzmittel dazu und machte mich dran, das Treppenhaus zu wischen. Anschließend zeigte ich Heike erst das schwarze Wasser und ich zeigte ihr die Stellen, an denen mal die ekligen Flecken gewesen waren. Jeden einzelnen hatte ich weg bekommen. Ohne Kraftaufwand, ohne schrubben. Nur durch einfaches Boden wischen. Heike war beleidigt.

 

An der Außenseite von unserer Zimmertür hing eine Fledermaus. Diese hatte ich dort hin gehangen, da Thorsten meinen Mann und mich noch immer die Fledermäuse nannte. Nun hing diese Fledermaus auf einmal mehrere Tage hintereinander immer wieder auf dem Boden. Bis Heike an einem Tag nicht da war. Also ging ich hin und schmierte die Fledermaus mit Pferdesalbe ein. Abends kam Heike zurück. Nichts geschah. Nachts war ich auf dem Weg in die Küche. Im ganzen Haus war es durch die Notbeleuchtung ständig hell genug, um kein zusätzliches Licht machen zu müssen. Die Fledermaus hing und ich ging in die Küche. Als ich dort war, hörte ich jemanden aus dem Frauenbad kommen und sah zur Küche raus. Heike lief den Flur nach hinten, blieb an unserer Tür stehen und zupfte an der Fledermaus rum. Laut fragte ich sie, ob sie vielleicht etwas suchen würde. Heike zuckte gehörig zusammen und lief schnell weiter. Bevor sie in ihr Zimmer ging, rieb sie sich noch über ihr Gesicht. Am anderen Tag hatte Heike ein rotes Auge.

 

Irgendwann reichte es Thorsten. Er versuchte seit kurzer Zeit wenigstens, etwas sauber zu machen. Zwar war es nie wirklich sauber, aber sein Wille zählte für mich und ich gab ihm immer wieder Ratschläge, die er auch annahm. Nun fragte mich Thorsten, ob er mal etwas zu Heike sagen sollte und ich meinte dazu, das könne er tun. Also wollte Thorsten von Heike wissen, warum sie sich nie an den Kehrwochenplan hielt und wann sie denn wieder mal sauber machen würde. Heike antwortete, man bräuchte sie nur höflich fragen, dann würde sie auch mal sauber machen. Ich grinste, denn sowohl Thorsten, mein Mann und ich hatten Heike schon mehrfach höflich darauf angesprochen. Heike erzählte weiter, sie würde schon durch ihren Beruf sehen, wenn etwas schmutzig war und dies direkt sauber machen. Nun lachte ich und ich fragte mich, warum ich dann immer im Bad alles wischen musste. Weiter meinte Heike, dass sie für den ganzen Flur nur 5 Minuten brauchte, um sauber zu machen. Inzwischen brach ich vor lachen in Tränen aus. Denn in 5 Minuten hatte ich den ganzen Flur zwar gefegt und das auch nur halbherzig. Gewischt war da aber noch lange nicht. Heike zog beleidigt ab.

 

Wenig später stand Heike dann im Flur und wischte. Allerdings ohne vorher gefegt zu haben. Aus irgendeinem Grund war es im Flur aber immer sehr staubig. Enstsprechend sah der Boden danach auch aus. Überall auf dem Boden waren nasse Staubflusen. Auch brauchte Heike mehr als ihre angegebenen 5 Minuten, bis sie fertig war. Sabine, die in der Woche laut Kehrplan eigentlich dran gewesen war, beschwerte sich später bei mir. Sie war der Meinung, dass wir den Kehrwochenplan gar nicht mehr bräuchten. Denn in der einen Woche machten gleich 2 Personen hintereinander etwas. Danach passierte wieder für 2-3 Wochen gar nichts.

 

Heike fing an in der Küche zu wischen. Dabei motzte sie laut rum und behauptete, überall auf dem Boden würde sie von mir schwarze Haare finden. Das fand ich lustig, da ich noch nie schwarze Haare hatte. Zu dem Zeitpunkt waren meine Haare sogar lila gefärbt. So sagte ich zu Heike, dass diese angeblichen Haare sicher von der Person sein müssten, die auch jeden Morgen die Haare im Waschbecken hinterließ. Heike sagte nichts mehr.

 

Da David mit seiner Freundin noch immer täglich mehrmals durch den Flur sprang und rannte, nahm sich mein Mann vor, etwas zu ihm zu sagen. An manchen Tagen war es nämlich so schlimm, dass man hätte denken können, eine ganze Horde an Leuten befände sich im Flur. Also nahm mein Mann eines abends David zur Seite und sprach mit ihm. Er erklärte ihm, dass er jedesmal wach wurde und es auch sonst nicht so toll war, wenn alles rumpelte und schepperte. David entschuldigte sich und versprach, das ganze in Zukunft zu lassen. Am anderen Tag hatte mein Mann Frühschicht und erging daher bald schlafen, was David wusste. Kaum schlief mein Mann, war auf dem Flur lautes Gelächter und Getrampel zu hören. David jagte seine Freundin über den Flur und warf wieder sämtliche Türen. Natürlich dauerte es nicht lange, bis mein Mann im Schlaf unruhig wurde. Ich saß unter unserem offenen Zimmerfenster. Das Frauenbad lag direkt neben dran und auch dort war das Fenster offen. Die Tür zum Bad knallte zu, dass ich erschrocken zusammen zuckte und Davids Freundin gackerte laut los. Es wurde immer lauter und während ich mich fragte, was die beiden da im Bad machten, hob mein Mann den Kopf. Also ging ich rüber, riss die Badtür auf, dass beide zusammen zuckten und fragte, ob sie mit ihrem Kindergarten bald fertig wären. Beide sahen mich groß an. Ich erklärte, dass mein Mann eigentlich deutlich genug gewesen war und man die beiden recht laut hören konnte. Sollten sie nicht bald etwas leiser sein, würde ich nochmal kommen. Damit drehte ich mich um und warf zur Abwechslung auch mal die Tür hinter mir zu.

 

Wieder einmal hatte sich keiner dafür interessiert, im Haus mal sauber zu machen. So stand ich an einem Tag da und reinigte über 9 Stunden den Dreck der letzten 7 Wochen. Kaum war ich endlich fertig, kam David mit seiner Freundin an. Mir war klar, dass es bald wieder entsprechend aussehen würde. Wenig später wollte ich mein Duschgel, Shampoo und andere Sachen holen. Ich hatte alles in der Duschkabine stehen, brauchte die Sachen aber, da wir in Urlaub wollten und ich den Koffer packte. Allerdings kam ich nicht bis zur Dusche, dort war abgeschlossen. Der Grund war die Freundin von David, die am duschen war. Ich rief, sie sollte sich aus der Dusche begeben, da sie nicht im Haus wohnte. Mir reichte es so schon, dass sie ständig im Haus übernachtete und ihren Dreck überall zurück ließ. 20 Minuten später ging ich nochmal ins Bad. Die Dusche lief noch immer. Also rief ich, dass sie endlich raus kommen sollte, sonst würde ich die Tür von außen auf machen. Nach weiteren 10 Minuten verließ Madame mit hoch erhobenem Haupt dann das Bad und ich lief los, um meine Sachen zu holen, um endlich den Koffer fertig packen zu können. Kaum kam ich in die Duschkabine, traf mich fast der Schlag. 2 Stunden zuvor hatte ich alles dort drin sauber gemacht. Nun sah es aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen.

 

Ich war wütend und klopfte mehrmals bei David an die Tür, bevor er auf machte. Es kostete mich Mühe, um nicht zu schreien. So ruhig wie möglich sagte ich ihm, dass entweder er, oder seine Freundin die Dusche, inklusive Kabine sauber machen sollte. Denn ich befand mich nicht in einem Hotel, ich war auch nicht die Putzfrau. David war der Meinung, mich dumm anmachen zu müssen. Seine Freundin wäre ja bei ihm zu Besuch und ich hätte kein Recht, ihm sowas zu sagen. Also erklärte ich David, dass er sich erst einmal Manieren und Anstand zulegen sollte, bevor er sich Freunde ins Haus einlud. Damit ließ ich ihn stehen. Natürlich wurde nichts sauber gemacht. Das musste ich abends selbst machen, als ich duschen wollte.

 

Für David war es selbstverständlich, sich ständig ungefragt an meinen Sachen zu bedienen. War er in der Küche und hatte etwas in seinem Zimmer vergessen, nahm er es sich von mir. Brauchte ich diesen Gegenstand selbst, war er entweder nicht abgewaschen, oder verschwunden. Hatte David beim einkaufen etwas vergessen, nahm er es von meinen Sachen. Wollte ich kochen, fehlte mir oft etwas. Da David mir gegenüber immer blöder kam, mich schon beleidigte, wenn ihm danach war und er mich kurz zuvor auch bedroht hatte, sah ich dieses Verhalten langsam nicht mehr ein. So sagte ich David deutlich, dass das aufhören musste und er sich seine Sachen selbst anschaffen sollte. Er hielt sich nicht daran, wenige Tage später hielt ich meinen leeren Salzstreuer in der Hand. Das war kurz bevor wir in Urlaub fuhren. Ich streute also ein sehr scharfes Chilligewürz in meinen Salzstreuer. Leider bekam ich nicht mit, wie sich David sein Essen verdarb. Als ich vom Urlaub zurück kam, fehlte nämlich einiges davon. Und David hasste scharfes Essen.

 

Kurz nach dem Urlaub. Ich bekam mit, wie sich David etwas im Ofen zu Essen machen wollte. Zufällig ging ich in der Zeit in die Küche und sah, dass er dazu meine Backunterlage aus Silikon benutzte. David selbst war nicht zu sehen. Also öffnete ich den Ofen, nahm meine Backunterlage raus, reinigte sie und ging in mein Zimmer. Als David sich sein fertiges Essen holte, sah er erst, dass die Backunterlage fehlte. Er motzte laut und als er an meinem Zimmer vorbei ging, rief er mir irgendeine Beleidigung zu. Mir war das egal. Ich hatte mich deutlich genug ausgedrückt.

 

Einige Wochen später. Mein Mann und ich kamen nach Hause, als mein Blick zu den Fenstern hoch ging. Ich traute jedoch meinen Augen nicht. Da stand eine blühende Hanfpflanze mitten am Fenster. David war inzwischen ausgezogen, daher konnte es nur die Pflanze von Kevin sein. Es war uns schon aufgefallen, dass immer abends verschiedene Leute ins Haus kamen und zu Kevin wollten. Die blieben kurz und gingen wieder. Im Dorf ging das Gerücht rum, dass Kevin dealen würde. Auch am ortseigenen Baggersee würde er diesem Geschäft nach gehen. Nachdem ich diese Pflanze sah, war ich mir recht sicher, dass an diesem Gerücht etwas war. Kurze Zeit später kam die Polizei ins Haus und wollte zu Kevin. Danach war die Pflanze weg.

 

Ich testete abends ein neues Brotrezept aus. Laut Rezept sollte das Brot nach dem Backen noch ein paar Minuten im Ofen bleiben, bevor man es raus nehmen konnte. Das Brot war im Ofen, als Kevin mit seinem Besuch in die Küche lief. Jeder hatte eine Tiefkühlpizza in der Hand. Es rumpelte und schepperte in der Küche und ich ahnte schon böses. Ich ging in die Küche und fand mein noch nicht fertig gebackenes Brot auf dem Herd liegen. Dafür befand sich Pizza im Ofen. Über soviel Frechheit konnte ich nur den Kopf schütteln. Die Pizza holte ich raus und machte mein Brot dafür wieder rein. Sabine hatte mitbekommen, was vor sich gegangen war und rief mich. Sie saß bei Thorsten im Zimmer. Also ging ich nach hinten und erzählte Thorsten, was los war. Er fand das Verhalten von Kevin nicht richtig, ging zu ihm und sagte ihm das auch direkt ins Gesicht. Weiter meinte Thorsten, dass man mich hätte fragen können, wie lange ich den Ofen noch brauchte und das man nicht einfach anderen Leuten die Sachen aus dem Ofen nahm. Noch während ich bei Thorsten im Zimmer stand und mit Sabine redete, ging Kevin wieder in die Küche, holte mein Brot aus dem Ofen und machte die Pizza rein. Das bemerkte ich wenige Minuten später. Wütend holte ich die Pizza raus, knallte sie auf den Tisch und machte mein Brot in den Ofen zurück. Dann verkündete ich, dass ich die Pizza im hohen Bogen aus dem Fenster werfen würde, sollte sie nochmal im Ofen liegen, während mein Brot drin war. Das Brot konnte zwar in Ruhe weiter backen, war durch die Unterbrechungen aber nichts geworden.

 

Nach einigen Tagen erhielt ich eine Vorladung bei der Polizei. Heike hatte mich angezeigt, weil sich Kevin angeblich keine Pizza machen durfte. So erzählte ich bei der Polizei von dem Vorfall. Heike hatte auch behauptet, dass sie und Kevin ihre Sachen nicht im Bad deponieren dürften. Lachend saß ich bei der Polizei. Dann erzählte ich die Wahrheit. Heike hatte im Bad einen Schrank stehen, in dem sich all ihre Sachen, die man im Bad so brauchte, drin hatte. Mein Mann und ich dagegen hatten unsere Sachen im Zimmer, da kein Platz im Bad war.

 

 

Kapitel 14

 Wieder einmal tobte Walter schon früh am Morgen im Flur rum. Er brüllte, dass nur er alleine berechtig wäre, im Haus zu wohnen. Denn niemand wäre so wie er. Im letzten Punkt gab ich ihm recht. Niemand war regelmäßig so am spinnen, wie es Walter tat. Er hatte eine hässliche grüne Ledercouch angeschleppt, die direkt vor dem Frauenbad stand. Darauf lag ein Zettel von Walter, auf dem stand, dass er allen das Rauchen verbot. Statt dessen sollten wir uns auf diese Couch setzen und miteinader reden. Uns war allen klar, dass diese Couch verschwinden sollte. Später am Tag schrie Walter wieder rum. Alles war dreckig, alles war eklig und niemand machte sauber. Er müsse in diesem Dreck wohnen. Nun hatte Walter seit Wochen nichts mehr gemacht. Statt dessen stand ich wieder wöchentlich hin und wischte alles. Ab und zu half mir Thorsten dabei. Er stand auch von selbst mal hin, um Flur und Küche zu fegen und zu wischen. Seine Besserung verlief sogar so gut, dass er oft mit meinem Mann und mir zusammen saß und sich mit uns unterhielt. Einmal kündigte ich an, dass ich den Ofen reinigen wollte, meine Hand aber schmerzte. Wenig soäter stand Thorsten in der Küche und erledigte diese Aufgabe, damit ich meineHand schonen konnte.

 

Walter schrie auch wieder, dass er nur seine Zimmertür 2 mal abschließen musste, weil ihn alle bestehlen wollten. Ich lachte nur, denn ich hatte noch immer kein Interesse an dem alten Gerümpel. Auch seine Strohhüte, die er seit neustem immer und überall trug, wollte ich nicht haben. Thorsten lachte auch und meinte zu Walter, dass er seine neuste Angewohnheit aufgeben sollte. Denn neustens ließ Walter immer im Keller und in der Waschküche die Fenster offen. So meinte Thorsten, es könnten fremde Leute ins Haus einsteigen, ohne bemerkt zu werden. Die kämen nur, um Walter seine Sachen zu stehlen. Der überlegte, ob er nicht doch ein Sicherheitsschloss anschaffen sollte. Auch über meinen Mann und mich zerriss sich Walter mal wieder den Mund. Es regte ihn auf, weil wir regelmäßig Lebensmittel einfaufen gingen. Statt dessen sollten wir uns besser eine Wohnung suchen. Zwar suchte ich noch immer verzweifelt eine Wohnung, diese bekam ich aber bestimmt nicht schneller, wenn ich auf Essen und Trinken verzichtete.

 

Am nächsten Tag stand die Couch noch immer an der gleichen Stelle. Thorsten wollte wissen, warum die Couch ausgerechnet vor dem Frauenbad stand. Walter erklärte ihm, dass er es im Kreuz hätte. Würde er die Treppe hoch kommen, müsse er erst eine Pause machen, bevor er die letzten 4 Meter bis zu seinem Zimmer gehen konnte. Darüber musste ich dann doch lachen. Sabine wollte am gleichen Tag ins Bad. Da sich Walter auf der Couch breit gemacht hatte und am telefonieren war, stieg Sabine eben über seine Beine. Dabei wäre sie fast noch geflogen. Walter hatte nämlich keinen Platz gemacht. Er beschwerte sich nur, weil er nicht mal in Ruhe sein Telefonat führen konnte. Und allen war klar, dass diese Couch dort weg musste. Also trug ich die Couch in den Flur rüber und stellte sie vor Walters Zimmer ab. Nun kamen aber die anderen nicht mehr richtig durch undes wurde beratschlagt, die Couch hochkant zu stellen. Auch das machte ich. Das Möbel war nicht schwer, trotzdem bekam er damit seine Probleme. Walter kam nach Hause, sah seine Couch und tobte gleich rum. Er schrie ständig "Test nicht bestanden, Test nicht bestanden" und wuchtete die Couch mit viel Gekeuche in sein Zimmer. Von irgendwelchen Tests wussten wir nichts, war aber auch jedem egal.

 

Noch am gleichen Tag begegnete mir Walter im Flur. Er drohte mir, dass er mich ganz alleine fertig machen würde. Darüber lachte ich nur, denn er verschanzte sich ja immer in seinem Zimmer, wenn es darauf an kam. Dann erzählte Walter, dass er abends mit ein paar Straßburgern kommen wollte. Die würden dann Dinge mit mir machen, die ich mir nicht vorstellen konnte. Auch darüber lachte ich nur. Selbst Sabine und Thorsten lachten laut, sie hatten alles mitbekommen. Als Walter abends heim kam, war er alleine. Leise verzog er sich in sein Zimmer.

 

Selbst die Nachbarn aus den Häusern ringsum bekamen Walters Irrsinn mit. So erzählte er eine älteren Frau, dass er hoffte, einen Herzinfarkt zu bekommen und daran zu sterben. Das alles würde er anschließend wie Mord aussehen lassen und mich als Schuldige belasten. Einem anderen Nachbarn erzählte Walter, dass er ganz viele Freunde bei der Fremdenlegion hatte. Auch uns erzählte er das. Wo er diese Menschen aber plötzlich kennen gelernt haben wollte, konnte niemand sagen. Selbst Walter wusste es nicht. Er meinte nur über Wochen hinweg, dass die Fremdenlegion kommen wollte, um das ganze Haus in Schutt und Asche zu legen. Uns allen würde es durch die Fremdenlegion schlecht ergehen und nur Walter könnte danach alleine in dem Haus wohnen.

 

Ich war dabei den Flur zu wischen und war in der Höhe vom Männerbad. Dort war Walter drin und redete mit sich selbst. Dieses Gespräch ging folgendermaßen: "Weißt Walter, alle im Haus sind Zigeuner. Die haben sich schon immer überall breit gemacht. Ja, da hast du Recht. Das sind schlimme Menschen. Und bei Gericht arbeiten Juden. Alles nur Juden. Da kannst du hinschauen, wo du willst. Walter, ich sage es dir, nur Juden. Einer davon hat mich angezeigt. Der ist ein Nazi, weißt du? (an dieser Stelle fing Walter an, wie irre zu lachen) Oh Walter, die Polizei kann gar nichts gegen mich machen. Die zittern doch schon, wenn sie mich nur von weitem sehen. Ja, ich sage es dir. Es weiß jeder, welche Kräfte ich besitze. Alle haben Angst vor mir." Auf einmal kam Walter aus dem Bad. Ich grinste nur, wich aber keinen Schritt zur Seite. Dafür hatte es Walter sehr eilig, um in sein Zimmer zu kommen, wo er sich einschloss.

 

Bis zum Abend war Walter nicht zu sehen. Dann fing er in seinem Zimmer zu brüllen an. Er schrie, dass er noch in der Nacht zu Thorsten gehen würde, um ihn umzubringen. Danach würde er meinen Mann umbringen. Mich wollte er bis zum Schluss aufheben. Jeder hörte ihn brüllen. Niemand hatte angst vor ihm. Wir lachten. Walter kam aus dem Zimmer, ich war in der Küche. In der Küchentür blieb er stehen und meinte, er würde mich bei der Polizei anzeigen, denn alle wüssten, dass ich Extasy konsumiere. Darüber lachte ich fast Tränen. Dann antwortete ich Walter, dass ich mich über diese Anzeige freue. Auch auf den Drogentest, den ich freiwillig machen wollte. Und ich fragte, ob sich Walter auch freute, wenn ich ihn wegen übler Nachrede anzeige. Walter verzog sich. In der Nacht brachte er niemand um. Am anderen Morgen rannte er sogar vor Thorsten weg und flüchtete aus dem Haus. Dabei teilte er noch mit, dass er von nun an der Rechtsstaat sei und in Zukunft alles selbst in die Hand nehmen wollte.

 

Der Flur war recht voller Flusen, daher fegte ich. In der Zeit kam Sabine aus ihrem Zimmer und damit sie nicht durch mein zusammen gefegtes Häufchen gehen brauchte, fegte ich alles vor unsere Zimmertür. Ich wusste, dass mein Mann vorerst nicht raus kommen würde und daher, lag mir der Dreck dort erst mal gut. Als ich fertig war, kniete ich vor meiner Zimmertür, um alles auf die Kehrschaufel zu fegen. In dem Moment kam Walter heim. Er hätte locker an mir vorbei laufen können, der Platz war groß genug. Er aber lief direkt auf mich zu, trat mich zur Seite und sorgte noch dafür, dass mir der Besenstiel gegen die Beine schlug. Ich fiel um und verteilte den ganzen Dreck auf der Kehrschaufel auf dem Boden. Kaum hatte ich mich wieder gefangen, fragte ich Walter, was das sollte. Er antwortete, wenn er kam, hätte ich Platz zu machen. Dann verschwand er in seinem Zimmer. Ursprünglich wollte ich noch das Treppenhaus reinigen. Mein Mann hatte aber Angst, dass Walter mich noch die Treppen runter schupste. So wartete ich, bis Walter wieder das Haus verlassen hatte.

 

Später ging ich in die Küche, um etwas zu erledigen. Nun stand Walter aber auch in der Küche und legte gleich laut los. Von Thorsten stand Abwasch rum. Walter brüllte, daran würde man deutlich erkennen, was ich für eine Drecksau wäre. Ich beachtete Walter nicht, auch nicht, als weitere Beleidigungen kamen. Dann meinte Walter, er würde wissen, wo ich im Dorf schon überall gewohnt hätte und jeder Vermieter würde schlecht über mich reden. Gelangweilt sah ich Walter an und meinte, er sollte doch mal sagen, wo ich gewohnt hatte. Walter antwortete, das würde er nicht wissen, denn er redete ja nicht mit den Leuten aus dem Dorf. Die würden auch schlecht über mich reden. Lachend wollte ich wissen, ob das zufällig die selben Leute waren, die kein gutes Haar an Walter ließen. Der schwieg plötzlich.

 

Er schien zu überlegen und erzählte plötzlich, in welchen Vereinen er schon alles Mitglied gewesen war. Nur ich wäre noch nie in einem Verein gewesen, da ich ja zu faul sei. Ich grinste vor mich hin. Dann wollte Walter aus der Küche raus, was er auch ohne weiteres gekonnt hätte. Doch Walter kam direkt auf mich zu und meinte, ich hätte ihm aus dem Weg zu gehen. Das ging nicht. Hinter mir war die Wand, neben mir der Kühlschrank und Walter stand so, dass ich nicht zur anderen Seite weg gekonnt hätte. Er kam immer näher und merkte daher nicht, dass mein Mann hinter ihm stand. Der zog Walter von mir weg, dieser schlug gleich zu. Mein Mann wehrte sich und ich eilte in mein Zimmer. Dort packte ich den Gummihammer, der dort lag und rannte in die Küche zurück. Walter lag auf dem Boden, man sah deutlich, dass er einige Schläge ab bekommen hatte. Aber er hielt meinen Mann fest. Ich ging auf ihn zu und sagte, wenn er nicht sofort los ließe, würde ich ihm mit dem Hammer ein nettes Muster schlagen. Walter ließ los, sprang auf und eilte in sein Zimmer. Da hatte er immer so eine große Klappe, war aber nicht mal gegen meinen Mann angekommen.

 

 Seit neusten machte Walter am Tag in der Waschküche die Fenster ganz auf. Nun tobte er rum, denn von draußen sah man dann, wenn Wäsche hing. Walter meinte, was die Leute denn denken sollten, weil in der Waschküche die Wäsche hing. Er fand das unmöglich. Uns anderen war es egal, was die Leute dachten, oder auch nicht dachten. Jeder hing seine Wäsche weiter auf, ob es Walter passte, oder nicht. Wenn Walter abends heim kam, ging er seit einiger Zeit immer erst in die Waschküche. Was er dort immer zu tun hatte, wussten wir nicht. An dem Tag hing von Walter die tropfnasse Wäsche dort. Von Thorsten hing etwas, was er 2 Tage zuvor gewaschen hatte. Aus dem Grund brüllte Walter rum. Er schrie, dass später die Fremdenlegion kommen würde, um das ganze Haus einzureißen. Weniger später klingelte es an der Tür, ich machte auf. Da kam so ein unscheinbar aussehendes, kleines Männchen die Treppe hoch und fragte nach Walter. Ich musterte diesen schmächtigen Menschen, der gleich einige Schritte zurück ging und böse zusammen zuckte. Die Fremdenlegion hatte ich mir doch etwas anders vorgestellt. Es war das erste und auch letzte mal, dass diese Person bei Walter war. Er blieb auch nicht sehr lange. Und das Haus stand danach auch noch.

 

Immer wieder behauptete Walter, dass er sehr eng mit dem Polizeipostenchef wäre und Walter uns in seinem Auftrag beleidigen sollte. Nachdem Walter nun meinen Mann und mich einige Tage beleidigt und bedroht hatten und jedesmal sagte, dies sollte er von diesem Polizisten ausrichten, machte ich einen Termin bei der besagten Person. Wir erählten ihm, was Walter immer von sich gab. Der Polizist war nicht mal erstaunt. Er meinte, dass wir nicht die ersten wären, die ihm sowas berichteten. Aus dem Dorf waren schon andere vor uns da gewesen und ihm ähnliche Sachen erzählt. Daher wollte der Polizist mal zu Walter gehen. Zufällig bekamen wir dann auch mit, als der Polizist kam und vor Walter stand. Der zuckte ziemlich zusammen und hatte gar kein so großes Mundwerk mehr. Es dauerte lange, bis der Polizist ging. Von da an erzählte Walter nie wieder so einen Mist.

 

Walter basaß ein sehr altes Radio und einige sehr alte Stehlampen und Tischlampen. Eines dieser Geräte musste wohl kaputt sein, denn ständig flog bei Walter die Sicherung raus. Jedesmal motzte er laut. Er war mal wieder auf dem Weg in den Abstellraum, als ich in der Küche war. Als er mich sah, brüllte er los. Würde die Sicherung noch ein mal raus fliegen, wollte er das ganze Haus abfackeln. Ich sagte nichts. Dafür dachte ich mir, dass das die alten Geräte von Walter bestimmt eines Tages von selbst machen würden. Zufällig brannte eine Tischlampe wenige Tage später ab. Danach sprang keine Sicherung mehr raus.

 

Einige Tage hielt Walter den Mund und huschte auch leise durch das Treppenhaus. Der Besuch von der Polizei hatte wohl Eindruck hinterlassen. Dann fand er seine alte Form wieder und brüllte mich an, weil Dreck im Flur lag. Ich erklärte ihm, dass ich die Woche zuvor dran gewesen war mit der Kehrwoche und er sich bei Sabine beschweren sollte. Da meinte Walter, ich hätte nicht richtig sauber gemacht. Wenner nämlich sauber machte, würde es 14 Tage lang halten und man könnte dann immer noch vom Boden essen. Ich bog mich vor lachen. Beleidigt sagte Walter darauf, dass mein Mann ein Zigeuner wäre, der den ganzen Tag nur schlief. Darüber musste ich auch lachen. Mein Mann arbeitete überwiegend Nachtschicht. Wenn er morgens heim kam, stand Walter grade auf und mein Mann ging schlafen. Und wenn mein Mann abends zur Arbeit ging, stand Walter grade von seinem späten Mittagsschlaf auf. Walter bekam mehr Schlaf, als mein Mann und ich fragte Walter, ob er denn ein aufregendes Zigeunerleben führte.

 

Laut Walter konnte man in der Waschküche sehen, was ich für eine Drecksau war, denn es hing eine Ladung frisch gewaschener Wäsche von mir dort. Walter meinte, es könnte nicht sein, dass 2 Personen so viel Wäsche waschen muss, wie ich es tat. Denn in der Woche kam ich auf 2-3 Maschinen. So wollte er von mir wissen, was ich immer machte. Das erklärte ich ihm gerne. Wir hatten Sommer, da wechselten wir unsere Sachen regelmäßig. Walter lief die ganze Woche in seinem grauen Jogginanzug rum, der schon alleine stand, wenn er ihn auszog. Dann duschten mein Mann und ich täglich. Mein Mann hatte Arbeitskleidung, die ebenfalls regelmäßig gewaschen werden musste. So kam ich auf 2-3 Maschinen in der Woche. Wenn ich dann auch noch Bettwäsche zu waschen hatte, kam sogar noch eine Maschine dazu. Jetzt meinte Walter aber, das wäre zu viel. Über mehrere Tage dokumentierte er in der Waschküche, was ich alles gewaschen hatte. Diese Liste wollte er zum Finanzamt schicken, die mir dann sagen würden, wieviel Wäsche ich waschen durfte. Bis heute bekam ich keine Liste zu Gesicht, wo die Menge drauf verzeichnet ist.

 

Walter beschwerte sich bei mir. Er hatte überall erzählt, mein Mann würde bei einer bestimmten Firma arbeiten. Was nicht stimmte. Wir hatten Walter angesprochen und gesagt, dass er diesen Mist bleiben lassen sollte. Jeder sah deutlich auf seiner Arbeitskleidung, wo mein Mann angestellt war. Nun meinte Walter, da er überall etwas falsches erzählt hatte, musste er zu allen Leuten hin, um das richtig zu stellen. Und damit hätte er sich sehr blamiert. Mir war das egal. Und es wunderte mich doch sehr, dass Walter sich aufregte. Er blamierte sich regelmäßig, was ihm egal war.

 

Aus irgendeinem Grund beschmierte Walter die Scheibe der Eingangstür mit Zuckerwasser. Das zog natürlich die Fliegen entsprechend an, was bald sehr eklig aussah. Mich ekelte es so sehr, dass ich die Scheibe reinigte. Einen Tag später stand Walter hin und schmierte nicht nur die Eingangstür mit seinem tollen Schwamm voll, sondern auch die Scheibe im Treppenhaus. Ich sah das und weigerte mich, das alles weg zu machen. Nach einer Woche war ich für Walter die Drecksau vom Haus.

 

Mit Thorsten schrie Walter auch wieder rum. Angeblich hatte Walter mit dem Staatsanwalt telefoniert und der hätte ihm den Auftrag gegeben, Thorsten umzubringen. Ich schmunzelte, als ich das hörte. Da Walter die Polizei nicht mehr für solche Dinge nennen durfte, musste nun der Oberstaatsanwalt her halten. Walter erzählte auch, dass er der einzige im Haus war, der täglich arbeiten ging. Ich sah meinen Mann an und fragte ihn, wo er denn regelmäßig hin fahren würde und wo das Geld auf unserem Konto her kam, wenn er doch gar nicht arbeiten ginge.

 

Immer wieder wurden alle im Haus von Walter als Dreckschweine tituliert. Mir war aufgefallen, dass Walter immer in die Waschküche ging, bevor er das Haus verließ und auch als erstes dort hin ging, wenn er heim kam. Lange rätselten wir, was das sollte. Bis Thorsten eines Tages zufällig in die Waschküche ging, als Walter dort war. Walter stand vor dem Waschbecken in der Waschküche und pinkelte dort rein. Mir war schon öfter ein Uringeruch aufgefallen, konnte aber die Ursache nicht finden. Nun war mir alles klar. Wir fanden es alles eklig und Thorsten sagte zu Walter, dass er das lassen sollte. Dadurch entstand wieder mal ein lauter Streit. Thorsten stand regelmäßig bei Walter vor der Tür und brüllte. War der weg, riss Walter seine Tür auf und brüllte ebnfalls. Dann warf er die Tür laut zu und schloss doppelt ab. So erfuhr das ganze Haus, dass Walter wieder mal alle umbringen wollte und vor niemandem Angst hatte.

Kapitel 15

 Ich war in der Küche und bereitete das Essen zu, als ich mitbekam, dass Walter an meiner Zimmertür stand und irgendetwas meinem Mann erzählte. Er redete etwas von gestohlenen Sachen und er hätte dem Oberstaatsanwalt angerufen. Dieser hätte Walter beauftragt, uns umzubringen und hätte ihm sogar bis ins kleinste Detail erklärt, wie Walter vorgehen sollte. Später, mein Mann und ich saßen in der Küche beim essen, riss Walter ständig seine Tür auf, um uns etwas zu zubrüllen. Mir ging das dann so auf die Nerven, dass ich die Küchentür zu machte. Einige Minuten später tauchte Walter in der Küche auf. Ich sah ihn nur an. Es kam kein Wort. Da hatte er seinen Mut wohl im Zimmer vergessen. Wie sich raus stellte, handelte es sich bei dem Diebstahl um einen größeren Stein, den Walter immer vor die Eingangstür legte, wenn er sein Fahrrad rein und raus trug. Dieser Stein war von der Baustelle liegen geblieben und fehlte irgendwann.

 

Später am Abend. Ich war eben erst unter die Dusche gestanden, als auf dem Flur ein Tumult zu hören war. Erschrocken sprang ich in meine Kleider und ging nachsehen. Als ich in den Flur kam, warf Walter grade seine Zimmertür zu. Es wurde 2 mal abgeschlossen, erst dann brüllte Walter, dass Thorsten ruhig kommen könnte, er hätte nämlich keine Angst. Mitten im Flur stand Thorsten und grinste. Auch ich musste über den Mut von Walter lachen und fragte Thorsten dann, was los war. Thorsten berichtete, dass er auf dem Weg ins Bad war, als Walter plötzlich aus dem Zimmer sprang und auf ihn los gehen wollte. Jedoch war Thorsten schneller und Walter bekam direkt eine auf die Nase. Dann packte Thorsten Walter und sagte ihm, dass er noch eine ab bekommen würde, wenn nicht endlich Ruhe wäre. Walter war noch mutig genug, um hinter seiner Tür zu brüllen. Bis ich mit duschen fertig war, hatte Walter sich ausgetobt.

 

David war unbekannt verzogen, erschien aber ein mal pro Woche, um seine Post bei Heike zu holen. Jedesmal hatte er seine Freundin dabei. An einem Abend kamen beide recht spät an und mir war klar, dass sie im Haus übernachten würden, da kein Bus mehr fuhr. Spät am Abend musste ich aufs Klo, fand dieses aber abgeschlossen vor. Immer wieder ging ich nachsehen. Da nach 35 Minuten noch immer nicht frei war, erlaubte ich mir die Frage, ob es noch lange gehen würde. Zwar konnte ich es lange anhalten, aber inzwischen musste ich wirklich mal dringend. Das Mädchen antwortete, ich sollte meine dumme Klappe halten, denn ich hätte eh nichts zu melden. Ich wartete weitere 10 Minuten, nichts geschah. Also rief ich laut, dass ih die Kabinentür von außen öffnen und Madame an den Haaren raus zerren würde, wenn ich nicht endlich aufs Klo konnte. Es vergingen nochmal 5 Minuten, ich machte mir fast in die Hose. Endlich kam sie raus. Mit hoch erhobenem Kopf stolzierte sie an mir vorbei. Bevor ich jedoch aufs Klo konnte, musste ich die Hinterlassenschaft runter spülen und den größten Teil mit der Klobürste reinigen. Später wollte ich duschen gehen, musste aber erst die Dusche reinigen. Vor mir waren Heike und Kevin duschen gewesen. Beide hatten es nicht für nötig empfungen, ihren Dreck zu entfernen. Beide sprach ich am anderen Tag an. Kevin meinte dazu, dass sie eh bald ausziehen würden. Daher müssten sie auch nichts mehr sauber machen.

 

Natürlich blieb David mit seiner Freundin über Nacht. Sie benahmen sich allerdings so, als wären sie alleine im Haus. Ich hielt meinen Mund. An dem Tag sollte nämlich der neue Bürgermeister, Herr B. ins Haus kommen. Als Herr B. dann kam, blieb es an mir hängen, ihn durch das Haus zu führen. Er bemerkte dann auch im Frauenbad den Dreck, den David und seine Freundin hinterlassen hatten. Natürlich wurde ich gefragt, was da los war. So berichtete ich, was seit dem Vortag wieder los war. Herr B. ging den Flur entlang, hielt bei Kevin und klopfte an die Tür. Wie es der Zufall wollte, öffnete David. Er bekam dann auch recht laut einiges zu hören und verließ wenig später mit einem mürrischen Gesicht das Haus. Seine Freundin im Schlepptau.

 

Ich war am Treppenhaus wischen, als Thorsten dazu kam und mich auf eine Zigarette einlud. Da ich eine kurze Pause brauchen konnte, stand ich zu ihm und wir kamen ins ratschen. Thorsten erzählte mir, wie wütend er auf Heike und Kevin war. Die beide waren in den 14 Tagen zuvor mit der Kehrwoche dran gewesen, hatten aber nichts gemacht. In dem Moment kam Heike nach hause und Thorsten sprach sie gleich mal darauf an. Heike behauptete aber, weder sie, noch ihr Sohn wären mit der Kehrwoche dran gewesen. Also zitierte ich sie an den Plan und zeigte drauf. Da stand Heike nun und starrte den Zettel an. Sie starrte und starrte. Man konnte sehen, wie es in ihrem Kopf ratterte. Die Antwort, die Heike dann gab, war unbeschreiblich doof. Sie hätte sich im Monat vertan. Weder Thorsten, noch ich glaubten ihr das. Man konnte sich mal einen, oder auch zwei Tage vertun. Sowas passierte jedem mal. Aber nicht einen ganzen Monat. Vor allem zeigte das Handy von Heike das Datum mit Monat an und es war schwer zu glauben, dass Kevin sich auch um einen Monat vertan hatte. Thorsten und ich sahen uns an und hielten den Mund. Erst als Heike in ihrem Zimmer war, sprachen wir nochmal über dieses Thema. Es stellte sich raus, dass sowohl Thorsten, als auch ich, beide mehrfach in den vergangenen 14 Tagen darauf angesprochen hatten, dass sie mit der Kehrwoche dran waren. Heike lief immer wie taub an einem vorbei. Kevin erzählte immer, sie würden eh bald ausziehen.

 

Meinem Mann und mir wurden einige Sachen im Haus gestohlen, worüber wir uns aufregten. Zwar hatten wir einen Verdacht, konnten aber nichts beweisen. Das bekam Thorsten mir und meinte, aufregen bringt nichts. Jeder wäre für seine Sachen selbst verantwortlich und müsse daher eben aufpassen. Seit Tagen stand von Thorsten eine Dosensuppe in der Küche. Täglich erzählte Thorsten, dass er sich diese Suppe machen wollte, weil er Kohldampf hätte. Nichts geschah. Bis dann an einem Tag zu hören war, wie Thorsten in der Küche tobte. Seine Dosensuppe war weg. Aufgeregt fragte er, wer sowas denn tun würde. Er fand, es wäre eine bodenlose Frechheit. Mein Mann und ich sahen und an und grinsten. Wenn 2 Leuten das gleiche passiert, ist es eben nicht das selbe.

 

Thorsten regte sich weiter wegen seiner Suppe auf und rief der Polizei an. Da wollte aber niemand wegen einer Dosensuppe kommen und es hieß, Thorsten sollte am anderen Tag zum Polizeiposten kommen, wenn er eine Anzeige machen möchte. Doch Thorsten wollte lieber sofort eine Vermisstenanzeige aufgeben. Ich saß in meinem Zimmer und lachte schon Tränen. Die Polizei fand es wohl weniger witzig, was Thorsten erzählte und legte auf. Wenig später ging Sabine in die Küche. Sofort eilte Thorsten ihr nach und meinte, sie dürfte nichts anfassen. Denn gleich wollte eine Streife kommen, um Fingerabdrücke zu nehmen. So würde man den Dosensuppendieb finden. Mir tat vom lachen schon der Bauch weh.

 

Trotz Aufregung hatte Thorsten noch immer Kohldampf und sah in seinen Kühlschrank rein. Dort fand er überglücklich seine vermisste Dosensuppe. Wie die aber dort rein kam, wusste Thorsten nicht. Er trug die Dose wie eine Trophäe in die Küche, wo sie noch 2 weitere Tage lang stand. Nach dem Ärger musste Thorsten nämlich erst mal sein Gras rauchen. So bekam er auch nicht mit, wie Walter das Haus verließ. Der hatte eine neue Angewohnheit. 2 mal am Tag, alle 12 Stunden, ging sein Wecker runter und klingelte dann eine volle Stunde, bis er von alleine aus ging. Alle im Haus waren daher 2 mal am Tag eine Stunde lang genervt. Der Wecker klingelte auch nur dann, wenn Walter nicht im Haus war. Kurz nachdem Walter weg war, klingelte es auch schon los. Thorsten stand eine Stunde lang vor Walters Tür und schrie ihn an. Er verstand nicht, dass Walter gar nicht da war.

 

Wenige Tage danach lieferte Walter den nächsten Lacher. In meinem Besitz befand sich ein rosaroter Tanga. Den hatte ich gewaschen und zwischen einigen anderen Sachen in der Waschküche hängen. Walter war mal wieder bei seiner Inventur, da er ja dokumentieren musste, was ich gewaschen hatte. Ich kam nur dahinter, weil sich Walter über ebendieses Unterwäschestück laut aufregte. Er meinte, dieser Tanga würde zeigen, was ich für eine Drecksau war. Jede Frau, die sich so etwas anzog, sollte sich schämen. Mit ordentlicher Unterwäsche würde auch ich mal richtig putzen lernen. Als ich das hörte, musste ich laut lachen.

 

 Inzwischen waren alle im Haus von Walter genervt. Täglich brüllte er rum und beleidigte jeden. So waren wir abwechselnd Nazis, Dreckschweine, Juden, asoziales Pack und noch vieles mehr. Walter vergaß regelmäßig, dass er inzwischen seit einem Jahr nichts mehr im Haus gewischt hatte. Statt dessen machte er den Dreck umso mehr. War Walter im Bad, lief das Wasser über den Boden, oft bis auf den Flur. Machte er seinen Abwasch, trocknete er sein Geschirr nicht ab. Das wurde tropfend nass in sein Zimmer getragen. Da Walter meist in seinen Straßenschuhen im Haus unterwegs war, trat er dann in diese Wasserspuren auf dem Boden und verteilte so den Dreck noch mehr. Aus irgendeinem Grund wollte Walter seinen Abwasch dann nicht mehr in der Küche machen. So lief er eines Tages mit einem Tablett, auf dem sein Geschirr stand, durch den Flur und ins Männerbad. Von dort hörte man es kurz darauf laut scheppern und klirren. Dann fluchte Walter. Laut schimpfend stapfte er in sein Zimmer und kam mit einer Kehrschaufel und einem Handfeger zurück. Es war zu hören, wie etwas zusammen gefegt wurde und wie Walter erneut laut schimpfte. Alles was auf dem Tablett war, lag kaputt auf dem Boden. Laut Walter wäre das nur passiert, weil das Männerbad so dreckig war, dass er seine Sachen nirgendwo abstellen konnte. Ich dachte mir meinen Teil dazu.

 

Sabine hatte Kehrwoche und verkündete, dass sie am Wochenende sauber machen wollte. Mitte der Woche war der Flur dann so schmutzig, dass ich kurz durch fegte, da mein Mann und ich den Dreck in unser Zimmer trugen. Mehr machte ich nicht. Walter war das zu wenig und schimpfte gleich los. Ich wäre eine Drecksau, die den Dreck nicht mal dann sah, wenn er direkt vor mir liegen würde. Den ganzen Tag säße ich faul in meinem Zimmer rum und käme nicht mal auf die Idee, etwas sauber zu machen. Als ich an Walter vorbei lief, empfahl ich ihm, sich an seine Nase zu fassen. Er sollte erst mal anfangen, selbst sauber zu machen, bevor er mich blöd anmachte. Von Walter kam kein Wort mehr. Dafür klingelte sein Wecker wieder. Thorsten war davon schon entsprechend genervt und sagte zu Walter, er sollte endlich mal seinen Wecker abstellen. Doch Walter war der Meinung, wenn sich jemand wirklich von seinem Wecker gestöhrt fühlte, sollte derjenige eben für die Zeit, in der der Wecker klingelte, das Haus verlassen. Zwar machte Walter den Wecker dann doch aus, er schrie aber noch eine Stunde lang. Dazu riss er immer seine Zimmertür auf, brüllte Beleidigungen und Bedrohungen und warf die Tür wieder zu. Beim letzten mal bekamen wir mitgeteilt, dass die Bundeswehr kommen würde, um alles kurz und klein zu schlagen.

 

In der folgenden Woche war Walter mit der Kehrwoche dran. Anstatt aber etwas zu tun, stand er im Flur und brüllte, dass er armer und alter Mann hinstehen sollte, damit es für 4 Wochen wieder sauber war. Ich fragte mich, in welcher Welt er lebte. Walter schrie weiter, dass er nicht sauber machen würde. Denn ich wäre eine gezüchtete Zigeunerin und er müsste mich endlich mal umbringen. Er machte wirklich die ganze Woche nicht sauber, motzte aber regelmäßig, dass alles so dreckig war und meinte, alle anderen im Haus sollten sich deswegen schämen.

 

Mein Mann und ich kamen nach Hause und hörten Walter schon vor dem Haus motzen. Er hatte sich mal wieder Thorsten geschnappt und erzählte dem nun, dass Thorsten nirgendwo hin könnte, da er bei keinem geduldet wäre. Wir lachten schon im Treppenhaus, denn erst kurz zuvor hatte Walter wieder in einem weiteren Geschäft Hausverbot bekommen. Im Umkreis von 15 Kilometer gab es noch 2 Läden, in denen Walter einkaufen durfte. Kaum merkte Walter, dass mein Mann und ich da waren, stellte er sich vor unsere Zimmertür und brüllte, wir faules Pack wären eben erst aufgestanden. Nun waren wir aber vom Einkaufen zurück gekommen und ich fragte meinen Mann lachend, wo denn die ganzen Taschen mit Lebensmittel plötzlich her gekommen waren und ob wir vielleicht geschlafwandelt hätten. Da ich auf Walter nicht reagierte, machte er bei meinem Mann weiter. Er erzählte ihm, dass er sich schämen würde, wenn er den ganzen Tag schlafend im Bett läge. Mein Mann würde nämlich immer dann schlafen gehen, wenn normale Menschen aufstehen. Sowas würde sich Walter nie trauen. Ich lachte noch mehr und riet meinem Mann, sich bei der Arbeit ein Feldbett auszustellen. Er arbeitete noch immer Nachtschicht und so könnte er zwischendruch mal schlafen. Sofort kam von Walter, dass er selbst jeden Tag arbeiten ging, damit ich von seinem Geld leben konnte. Jetzt lachte mein Mann und wollte von mir wissen, seit wann Walter mir Geld zum Leben gab. Ich saß zu dem Zeitpunkt lachend in unserem Zimmer und hielt mir den Bauch.

 

Beleidigt ging Walter in sein Zimmer. Das altbekannte Spiel begann. Tür auf, brüllen, Tür zu, 2 mal abschließen. Das sahen wir uns eine Weile an. Dann erlaubte sich mein Mann einen Scherz. Er stellte sich bei Walter vor die Zimmrtür und wartete. Es dauerte nicht lange und die Tür wurde aufgerissen, ein geschockter Walter war zu sehen und die Tür flog wieder zu. Nun wollte ich auch mal. Aber ich stellte mich so, dass Walter mich nicht sehen konnte. Die Tür ging vorsichtig auf. Walter sah niemand und öffnete die Tür weiter. Ich sprang vor und stand mitten vor seiner Tür. Nun konnte Walter gar nicht so schnell reagieren und schlug sich die Tür erst mal gegen seinen Kopf, bevor er sie mit einem lauten Knall zu warf und hecktisch zu schloss. Dabei brüllte er laut, dass er vor mir keine Angst hätte. Lachend rief ich zurück, dass Walter dann doch raus kommen sollte, um mir seine Beleidigungen und Drohungen ins Gesicht zu sagen. Walter kam nicht. Ein paar Tage später erzählte Walter dann, er hätte eine 9mm inklusive Schalldämpfer. Damit würde er jeden der Reihe nach abschießen.

 

Walter kochte und ich hatte ein kleines Deja vue. In der Küche stand ein Topf auf dem Herd. Die Platte war komplett hoch gedreht. In dem Topf befanden sich Kartoffelschnitze, aber kein Wasser. Das ganze qualmte so stark, dass der Feurmelder im Flur an ging. Von Walter war nichts zu sehen. Der kam nach einigen Minuten aus seinem Zimmer und motzte rum. Alles wäre unsere Schuld. Wegen ihm würde man nämlich keine Feuermelder brauchen. Das sahen wir alle.

 

Mitten in der Nacht kam die Polizei ins Haus. Walter stand geschlagene 2 Stunden im Flur und bedrohte Thorsten, der ins Bad wollte. Dabei schrie Walter auch noch so laut, dass es mir irgendwann zu dumm wurde und daher zu Thorsten sagte, er sollte die Polizei rufen. Die Streife kam auch, ich musste sie ins Haus lassen. Kaum sah Walter die beiden Beamten, verzog er sich in sein Zimmer. Er weigerte sich die Tür zu öffnen. Auch als die Beamten ihn mehrfach gefragt hatten. So gingen die Beamten wieder. Die restliche Nacht war ruhig. Dafür ging es am anderen morgen schon sehr früh weiter. Walter brüllte Thorsten an und wollte gegen ihn gehn. Thorsten holte seinen Schlagstock und Walter verschwand in seinem Zimmer. Nun blieb Thorsten aber vor der Tür stehen und schlug immer wieder gegen die Tür. Walter kam nicht raus, brüllte aber rum. 3 Stunden später hatte sich noch nicht viel geändert. Thorsten brüllte inzwischen auch rum, dass Walter endlich raus kommen sollte, damit er ihn umbringen könnte. Walter brüllte in seinem Zimmer, er würde jeden im Haus umbringen. Dazu war ein Gerumpel zu hören, als würde er seine Möbel klein schlagen.

 

Mir ging das ganze inzwischen so auf die Nerven, dass ich auch mal brüllte. Mitten im Flur bleib ich stehen und brüllte laut, dass beide endlich aufhören sollte. Es reichte. Sabine klatschte. Thorsten verzog sich beleidigt in sein Zimmer. Er fühlte sich zu unrecht von mir angebrüllt und ich würde ihn ja gar nicht verstehen. Ich verstand ihn wirklich nicht und fragte mich, wie man über Stunden vor einer Tür stehen und rumschreien konnte. Das musste einem doch mal zu blöd werden. Die Ruhe hielt ganze 10 Minuten und ging dann von vorne los. Ich verzog mich erst einmal ins Bad. Als ich dort raus kam, stand Thorsten plötzlich vor mir. Er meinte, er müsse sich bei mir entschuldigen und ich sollte ihn doch verstehen. Ihn nervte dieser Zustand mit Walter so sehr, dass er das jetzt in die eigene Hand nehmen wollte. Meine Antwort schmeckte ihm nicht. Ehrlich sagte ich ihm, dass mein Mann, Sabine, Klaus, ich und auch die Polizei mehrfach gesagt hatten, er sollte solche Aktionen lassen. Denn es brachte nichts, außer vielleicht die Tatsachen, dass alle anderen im Haus von ihm ebenso genervt waren und Kopfschmerzen hatten. Bevor ich ging, sagte ich noch, dass es jedem im Haus reichte. Sollte nicht bald fertig sein mit dem Theater, würde ich die Polizei anrufen und verlangen, dass die person mitgenommen wird, die am lautesten brüllt. Thorsten war wieder beleidigt. Ich würde ihn nicht verstehen, er hätte gar nicht getan, ich behandle ihn ungerecht.

 

Thorsten ging wenig später aus dem Haus. Walter brüllte weiter in seinem Zimmer. Er musste scheinbar einen komischen Trip haben. Er erzählte nämlich, dass Jelzin bald kommen wollte, um alle zu vergasen. Die sterblichen Überreste wollte sich Lenin holen, um alle zu erschießen. Zuletzt wollte Hitler kommen, um uns auf dem Kreml zu foltern, bis wir dachten, es könnte nicht mehr schlimmer kommen. Ich saß in meinem Zimmer und schüttelte über so viel Irrsinn den Kopf. Für mich gehörte Walter weg in eine geschlossene Psychiatrie. Es verstand niemand, warum Walter weiter tobte. Denn Thorsten war außer Haus und Walter hätte so ungehindert ebenfalls gehen können. Mein Mann und ich gingen einkaufen, um wenigstens etwas Ruhe zu haben. Leider mussten wir irgenwann nach hause zurück. Dort war Walter wieder einmal schon vor dem Haus zu hören, obwohl er noch immer in seinem Zimmer war. Auch Thorsten kam wieder und machte gleich da weiter, wo er aufgehört hatte. Inzwischen war die siebte Stunde angebrochen, in der dieses Gebrüll ging. Sabine kam einige mal auf den Flur und schimpfte mit Thorsten. Ich sagte mehrmals etwas. Selbst Heike kam aus ihrem Zimmer und schimpfte. Doch Thorsten fühlte sich von allen unverstande. Er meinte, er würde doch nichts böses machen, er wäre doch das Opfer bei dem ganzen.

 

Nach 9 Stunden flüchteten Sabine und Klaus. Mich baten sie, um Ruhe zu sorgen. Das hatte ich 9 Stunden lang immer wieder versucht. So rief ich der Polizei, denn meine Nerven lagen blank. Als Thorsten das erfuhr, konnte ich mir etwas anhören. Angeblich war ich ihm in den Rücken gefallen. Die Streife kam recht schnell. Nur wollte Walter seine Tür wieder nicht öffnen. Angeblich hatte er eben erst den Boden gewischt. Wir sahen uns an. Walter hatte in den vergangenen 9 Stunden nicht ein mal das Zimmr verlassen. Sein ganzes Wischzeug war im Abstellraum. Ich fragte mich, ob Walter vielleicht auf den Boden gepinkelt hatte und dies mir einem Geschirrtuch verwischte. Also wurde mit Thorsten geredet. Danach verschwand die Polizei. Mein Mann und ich wollten ursprünglich essen und saßen in der Küche. Jedoch maulte uns Thorsten beleidigt die Ohren voll. So nahmen wir die Teller und flüchteten in unser Zimmer. Endlich war Ruhe.

 

Es hielt eine Stunde. Dann saß Thorsten mit seinem Schlagstock in der Küche und wartete darauf, dass Walter aus seinem Zimmer kam. Der kam nur nicht. Also ging Thorsten in sein Zimmer zurück. Kaum war er weg, ging bei Walter die Tür einen Spalt auf. Er sah vorsichtig nach allen Seiten und flitzte wie ein geölter Blitz aus dem Haus. Wir dachten, es wäre nun Ruhe. Da ging beim Schützenverein eine Party los. Bis 4 Uhr am anderen Morgen war die Musik zu hören. Es dauerte noch eine Stunde, bis die letzten Leute endlich gegangen waren. Erschöpft und mürde ging ich an diesem Sonntag morgen in die Küche und fand an der Tür einen Zettel vor. Er war von Walter und er schrieb, alle im Haus wären "fasistisch". Wir konnten uns denken, was er damit sagen wollte. Kaum hatte mich Thorsten entdeckt. kam er und wollte sein Leid klagen. Sabine und Klaus sprachen nicht mehr mit ihm, beide waren sauer. Auch Heike hatte ihn mit einem bösen Blick bedacht. Noch immer war Thorsten der Meinung, er hätte sich richtig verhalten und alle anderen wären ihm in den Rücken gefallen.

 

Kurz darauf hing ein neuer Zettel an der Küchentür. Walter hatte noch etwas zu verkünden. Nun konnten wir lesen, dass sich Walter seine Freunde noch immer selbst aussuchte und wir alle LEIDER nicht dazu gehörten. Diesen Zettel zerriss ich und schrieb nun auch mal etwas. Darauf teilte ich Walter mit, wie froh alle im Haus waren, nicht mit ihm befreundet sein zu müssen. Er sollte endlich mit seinen lächerlichen Zetteln aufhören, da die Küchentür keine Pinwand war. Diesen Zettel klebte ich an seine Zimmertür. Als Walter den Zettel sah, brüllte er. Er würde zwar das Haus verlassen, aber am anderen Tag wollte er wieder kommen. Aber mit Kampfhunden. Zwar kam Walter am anderen Tag zurück. Einen Hund konnte niemand sehen.

Kapitel 16

 Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass ein Umzug nicht grade einfach ist. Was ich aber in den folgenden Tagen erleben konnte, stellte alles vorher erlebte in den Schatten. Möbel wurden abgebaut, da Heike und Kevin auszogen. Kein Verlust, jeder war froh. An einem Samstag standen 9 Personen vor dem Haus und schienen auf besseres Wetter zu warten. Es regnete. Ebenfalls vor dem Haus warteten 5 Autos und ein Combi darauf, beladen zu werden. Ich dachte, dass bei so vielen Personen der Umzug bald gemacht war. Falsch gedacht. Als erstes packte man den Combi voll mit Kartons. Nun standen in beiden Zimmern aber noch die Möbel. Die hatten in den Autos kein Platz. Also wurde in die Autos einen Teil der kleineren Möbel gepackt. Danach standen alle 9 Personen eine Stunde lang im Hof, ließen sich nass regnen und beratschlagten, wie man den Combi umräumen sollte, damit wenigstens ein kleiner Teil der größeren Möbel noch rein passte. Ich beobachtete das alles grinsend vom Fenster.

 

Nach langem hin und her, trug man die Möbel nach unten. Diese standen jetzt ebenfalls im Regen. Es wurde überlegt und geschoben. Dann beschloss jemand, die Möbel wieder hoch zu tragen und in einem Zimmer abzustellen. Es wurden noch einige kleinere Teile eingepackt, alle stiegen in die Fahrzeuge und weg waren sie. Für eine recht lange Zeit tat sich nichts mehr. Bis ein Auto angefahren kam, in dem 3 Personen saßen. Die restlichen Möbel sollten geholt werden. Man sollte denken, dass nicht schon Stunden zuvor bemerkt worden war, dass die Möbel nicht ins Auto passten. Die Möbel wurden in den Flur und ins Treppenhaus gestellt, das Auto fuhr wieder ab. Kurz darauf traf der Combi mit 2 Personen ein. Den Combi lud man voll und alle stiegen ein. Alles war zwar noch immer nicht weg, aber Thorsten schnappte sich Heike, um zu fragen, wann sie sauber machte. Sie war in der Woche dran gewesen und durch die ganzen Leute, sah der Boden noch schlimmer aus, als sonst. Doch Heike meinte hochnäsig, sie würde nicht mehr da wohnen und daher ginge sie das alles nichts mehr an. Schon wurde die Combitür zu geworfen und weg war sie.

 

Gegen Abend kamen 2 Autos mit 6 Personen. Ein paar Regalbretter wurden eingepackt und weg waren alle. Die beiden Autos kamen an dem Abend nochmal, um ein kleines Regal zu holen. Da aber immer noch einiges im Flur und inzwischen auch in der Waschküche stand, warteten wir voller Spannung, wie es weiter gehen würde. Es dauerte 3 Tage, bis sich etwas tat. Heike kam, im Schlepptau David und seine Freundin. Anstatt aber ihre Sachen zu packen, machte sie Kaffee. Über eine Stunde waren sie in Heikes Zimmer. Als sie gingen, trug Heike lediglich eine große Tragetasche.

 

Der dreckige Fußboden störte mich dann doch so sehr, dass ich hin ging und alles wischte. Diese Gelegenheit nutzte Thorsten, um mir in den Ohren zu liegen. Er jammerte rum und wollte dann wissen, was wir mit den restlichen Sachen von Heike tun sollten. Mehrfach erklärte ich ihm, dass wir gar nichts damit machten, da uns die Möbel weder gehörten, noch etwas angingen. Doch Thorsten hatte sich schon etwas überlegt. Er wollte sich einige der Sachen in sein Zimmer stellen, den Rest würde er verschenken. Dazu hatte er sogar schon einige Leute eingeladen, die kommen wollten, um sich die Möbel anzuschauen. Erneut erklärte ich Thorsten, dass er die Finger von den Möbeln lassen sollte, da er sonst in Teufels Küche kam. Er hörte gar nicht zu und plante eifrig weiter. Da ich fertig mit wischen war, ging ich in mein Zimmer. Bevor ich die Tür hinter mir zu machte, sagte ich Thorsten, dass Heike gewiss nochmal kommen würde, um ihre restlichen Sachen zu holen. Er stand weiter im Flur vor einem Regal und machte Pläne. Auf einmal stand Heike da und bekam alles mit. Auch sie sagte ihm, dass er die Finger von ihren Sachen lassen sollte. Thorsten war beleidigt, weil er nun seinen Freunden absagen musste. Immerhin hatte er denen ja die Möbel schon fest versprochen.

 

Einige Wochen danach zog David wieder ein. Mir wäre das peinlich gewesen. Erst hatten alle damit angegeben, eine schöne und neue Wohnung gefunden zu haben. In dieser Wohnung war für David auf einmal kein Platz mehr. Er hätte auch zu seiner Oma ziehen können. Dort wohnte er vor seinem ersten Einzug schon mal und hatte dort mietfrei 2 Räume und ein eigenes Bad für sich. Aber David zog es vor, ins Obdachlosenhaus zu ziehen. Heike behielt ihre Wohnung übrigens auch nicht lange. Kein Jahr später musste sie ausziehen. Auch ihre Arbeit hat sie nicht mehr. David hatte eine Ausbildung angefangen gehabt. Anstatt aber etwas zu lernen, traf er sich täglich mit seiner Freundin. Seine Noten wurden zusehend schlechter. Ich hatte ihm mehrfach meine Hilfe angeboten, die er nicht nutzen wollte. So verlor er irgendwann seinen Ausbildungsplatz. Allein Kevin zog seineAusbildung durch und wurde anschließend vom Betrieb übernommen.

 

Schon oft erklärte ich Thorsten, dass er seine Finger von meinen Sachen lassen sollte. Regelmäßig ging er an unseren gelben Sack im Abstellraum und nahm den Behälter so auseinander, dass ich ihn danach zusammen bauen musste. Dadurch wurde der Behälter nun nicht grade besser. Zudem warf Thorsten ständig seinen Hausmüll und das Papier in den gelben Sack. Schon oft wurde der dann bei der Abholung nicht mitgenommen und ich hatte das Nachsehen. Als ich Thorsten dann wieder einmal an unserem gelben Sack vor fand, wurde ich mal etwas lauter. Sagte ich ihm etwas normal und sachlich, verstand Thorsten es ja nicht. Ich teilte ihm mit, dass erst kürzlich wieder einer der Säcke liegen geblieben war und ich keine Lust hatte, ständig in seinem Restmüll zu wühlen, wenn ich den Müll trennte. Kurz darauf begegnete mir Thorsten dann im Flur. Er meinte, es wäre von mir anmaßend gewesen ihm zu sagen, dass er meinen gelben Sack nichts angeht. Ich hatte ihm auch gesagt, dass ihn meine Sachen nichts angingen. Auch das fand er anmaßend. Denn ihn ginge sehr wohl alles an. Vor allem, wenn es um Sachen ging, die sich im Haus befanden. Ich ließ ihn laut lachend stehen.

 

Walter tobte auch immer öfter und vor allem immer schlimmer. An einem Tag stapfte er so durch das Haus, dass ich ihm nach rief, dass man ihm mal das Laufen beibringen sollte und ich das gerne übernehmen würde. Danach lief Walter 2 Tage am Stück normal. Dann ging es wieder los. Irgendetwas hatte ihn verärgert und wir bekamen es ab. Die Tür wurde wieder auf gerissen, raus gebrüllt und Tür zu geknallt. Das ging mir dann so auf die Nerven, dass ich zu Walter brüllte, er sollte doch endlich mal raus kommen und sich uns stellen, anstatt immer nur zu drohen. Er kam nicht, wie immer. Dafür konnte ich mir ein paar Beleidigungen anhören.

 

Als sich Walter ausgetobt hatte, ging er zur Märchenstunde über. So behauptete er, dass ich schon 4 mal verheiratet war. Ich wusste allerdings nur von 2 mal. Auch meinte Walter, ich sollte meinen Mann schnappen und zurück in den Osten gehen, wo ich her gekommen war. Nun war ich aber gar nicht aus dem Osten, was eigentlich bekannt war. Langsam merkte Walter, dass mich das alles nicht beeindruckte und versuchte etwas neues. Ich sollte mich scämen, wie ich rum lief. Das wäre eklig und peinlich. Ich in ehrlich. Zuhause laufe ich nicht grade im Abendkleid rum. Verlasse ich aber das Haus, bin ich anständig angezogen. Was verdeckt sein muss, ist auch verdeckt. Auf Schminke verzichte ich die meiste Zeit. Da muss ich schon Lust drauf haben. Dafür kämme ich meine Haare und sauber bin ich auch. Auch so kam Walter nicht weiter. Nun schrie er rum, dass die Leute sich über meine lustig machten. Gelangweilt sah ich Walter an und wollte wissen, was andere Leute meine Unterwäsche an ging und woher irgendjemand wissen wollte, was ich für Unterwäsche an hatte. Schließlich verließ ich das Haus nicht nur in Unterwäsche. Es kam keine Antwort. Dafür fügte ich noch etwas hinzu. Ich behauptete, dass Walter neidisch war, weil er nicht so tolle Unterwäsche anziehen konnte, wie ich. Er wäre einfach zu prüde dazu. Walter schwieg. Aber nur ein paar Minuten. Dann berichtete er, dass er in Frankreich einen Amerikaner kennen gelernt hatte. Dieser hätte versprochen, alle im Haus innerhalb von 2 Monaten umzubringen. Würde der Afrikaner das nicht machen, hätte Walter ja noch seine 9mm. Damit wollte er uns erschießen, da wir ihm das Leben zur Hölle machten.

 

Walter war wieder mit der Kehrwoche dran und machte, wie erwartet, nichts. Dafür stand Thorsten hin, um sauber zu machen. Abends, Walter kam grade nach hause, berichtete ihm Thorsten davon und meinte, Walter sollte in Zukunft doch selbst seine Aufgaben erledigen. Nun brüllte Walter los. Wir alle wären die Dreckschweine, nicht er. Und er müsste uns allen erst einmal beibringen, wie man sauber macht. Das ganze ging eine Weile hin und her. Ich befand mich grade im Bad und als ich von dort raus kam, entdeckte Walter mich. Schon brüllte er mich an. Am Abend zuvor war ich weg gewesen, was Walter mitbekommen hatte. Scheinbar hörte er auch, dass ich recht spät heim kam. Nun meinte er, ich müsste mich schämen, weg zu gehen und so spät wieder aufzutauchen. Das war eine Schande. Und dann war ich nicht mal mit meinem Mann weg, sondern mit einem männlichen Bekannten. Der hatte mich abgeholt und später bis zur Haustür gebracht. In den Augen von Walter war ich daher eine Hure. Eine Frau hatte keine männlichen Bekannten und traf sich auch nicht ohne Ehemann mit anderen Männern.

 

Gemütlich ging ich in mein Zimmer, gefolgt von dem Gekeife. Walter brüllte, dass er mich auseinader nehmen würde und ich gar nichts dagegen tun könnte. So nahm ich den Gummihammer zur Hand, ging zurück auf den Flur und stellte mich direkt vor Walter. Ruhig sagte ich ihm, dass er anfangen sollte. Den zweiten Schlag würde aber mir gehören. Dabei schwang ich den Gummihammer leicht hin und her. Walter drehte sich um und rannte regelrecht aus dem Haus. Im Hof blieb er stehen und brüllte. dass er vor mir keine Angst hätte. Lachend lief ich die Treppe runter, öffnete die Haustür und schaute raus. Noch immer lachend fragte ich, ob ich raus kommen sollte. Da schnappte Walter sein Fahrrad, schwang sich drauf und fuhr schnell davon. Weit kam er nicht. Nach ein paar Metern flog er um und landete auf dem Gesicht.

 

Nun war Walter zwar erst einmal weg, ruhig wurde es trotzdem nicht. In der Woche zuvor hatte Sabine das ganze Männerbad gewischt. Thorsten war der Meinung, dass Klaus sofort nochmal alles wischen sollte. Den Grund wusste niemand. Trotzdem brüllte Thorsten alle paar Minuten, dass Klaus das Bad sauber machen sollte. Irgendwann reichte es Klaus dann und er tauchte ebenfalls im Flur auf. Mit zusammengebissenen Zähnen teilte er Thorsten mit, dass er ihm alle Zähne ausschlagen würde, wenn der nich endlich den Mund hielt. Er hielt den Mund natürlich nicht. Dafür brüllte er noch rum, als Walter sich wieder ins Haus traute. Der machte gleich mit bei dem Gebrüll. So meinte Walter, dass er nur zur Miete wohnen würde und daher für den Dreck nicht verantwortlich war. Selbst Thorsten hielt den Mund einen Moment, weil er über diesen Irrsinn nachdenken musste.

 

Da Walter wieder da war, wurde doppelt gebrüllt. Er in seinem Zimmer, Thorsten auf dem Flur. Irgendwann reichte es mir. Es war nach Mitternacht und ich wollte schlafen gehen. Also ging ich raus. Im Flur stand Thorsten. In der einen Hand seinen Schlagstock, in der anderen Hand ein Messer. Augenrollend sah ich mir dieses Bild an und sagte Thorsten dann, dass ich umgehend die Polizei rufen würde, wenn nicht bald Ruhe wäre. Zudem müsste er wissen, dass das gar nichts brachte, was er da tat. Thorsten ging in sein Zimmer und es wurde wirklich ruhig. Zufrieden ging ich ins Bett und war kurz vorm einschlafen, als Thorsten wieder los legte. Wütend stand ich auf und ging auf den Flur. Dort teilte ich Thorsten mit, dass ich gewiss nicht mehr wegen ihm raus kommen würde, sondern weil ich der Polizei die Tür auf machen musste. Denn die würde ich gleich anrufen. Es war gegen 3 Uhr, als es endlich ruhig war.

 

Mein Mann nutzte nach wie vor das Frauenbad. Dort teilte er sich mit mir das Klo, die Dusche und das Waschbecken. An einem Abend war er wieder einmal auf dem Weg ins Bad, als er Thorsten begegnete, der ihm nach sah und dann hinterher lief. Im Frauenbad wurde er von meinem Mann erst einmal raus geworfen. Denn Thorsten hatte zum einen nichts im Frauenbad verloren und zum anderen brauchte mein Mann keine Begleitperson. Thorsten fing gleich an zu brüllen. Wenn er im Frauenbad Licht brennen sah, würde er wohl noch nachsehen dürfen, was dort vor sich ging. Da war ich anderer Meinung und das sagte ich ihm auch. Das Gebrüll ging weiter. So erfuhr mein Mann, dass er entweder keine Eier in der Hose hätte, oder schwul wäre, weil er das Frauenbad nutzte. Mir reichte es und lauter werden teilte ich ihm mit, dass es ihm egal sein musste, welches Bad mein Mann aufsuchte. Denn noch immer war ich diejenige, die dort regelmäßig sauber machte. Und ich brauchte keine Angst haben, dass mein Mann sich dort irgendwelche Krankheiten zuzog, wie im Männerbad. Schon war Thorsten still. Er selbst hatte sich nämlich auf dem Klo im Männerbad einen Pilz geholt.

 

Die Kehrwoche ging immervon Montag bis Sonntag. Ich teilte mir die Arbeiten immer über die Woche verteilt auf. Nun hatte ich aber an einem Montag andere Dinge zu tun und beschloss, Dienstag loszulegen. Das passte Walter nicht. Als ich Dienstags nämlich aus dem Zimmer kam, hing wieder ein Zettel an der Küchentür. Walter teilte mir darauf mit, dass ich charakterlos und hygienelos war. Ich sollte den Kehrwochenplan besser beachten. Nun stand auf dem Plan jedoch nur, von wann bis wann jeder dran war. Aber nicht, an welchem Tag was gemacht werden musste. So zerriss ich den Zettel und warf Walter die Schnippsel direkt vor die Füße.

 

Eine recht ruhige Woche kam auf uns zu. Thorsten musste wegen einer Untersuchung ins Krankenhaus und auch Walter hörte man nur, wenn er durchs Haus trampelte. Zu unserem Glück war er aber die meiste Zeit gar nicht da. Leider war die Woche schnell zu Ende und Thorsten kam heim. Als erstes lief er Walter über den Weg. Man gewann den Eindruck, dass beiden etwas gefehlt hatte. Sie keiften sich nämlich gleich wieder an wie alte Waschweiber.

 

Einen Tag kam Walter heim und brabbelte etwas vor sich hin. Was er sich zu erzählen wusste, verstand niemand und wir beachteten ihn auch nicht weiter. Nur Thorsten konnte sich nicht zurück halten. Er stürzte aus seinem Zimmer, hämmerte bei Walter gegen die Tür und schrie, dass er raus kommen sollte, um sich schlagen zu lassen. Doch Walter kam nicht. Dadurch wurde Thorsten noch wütender. Er holte seinen Schlagstock und schlug damit auf Walters Tür ein. Das hörte ich mir eine Weile an. Dann ging ich raus und fragte Thorsten, ob er noch ganz normal war. Er sollte das sofort bleiben lassen. Der war darauf beleidigt und meinte, er würde ja gar nichts machen. Er verzog sich dann aber doch in sein Zimmer und gab Ruhe.

 

Es war zu merken, dass Thorsten immer öfter Ärger suchte. Mein Mann und ich hatten eine neue Matratze gekauft. Damit diese geholtwurde, musste Sperrmüll beantragt werden. Bis zum Termin durften wir die alte Matratze im Keller lagern, was das Rathaus erlaubt hatte. Unter der Kellertreppe lagerten Autoreifen von uns, was ebenfalls genehmigt worden war. Nun war die Matratze im Keller etwas zur Seite gerutscht. Daran störte sich Thorsten. Er fragte sich, was die Leute nur denken sollten, wenn sie ins Haus kamen. Ich antwortete darauf, die würden sich fragen, was sie im Keller verloren hatten. Thorsten war der Meinung, wir sollten bis zum nächsten Tag die Matratze und die Reifen aus dem Haus schaffen, sonst würde er das machen. Danach wollte er zum Rathaus gehen und sich beschweren. Von mir kam nur ein müdes Lächeln. Thorsten war noh lange nicht fertig. Er meinte, dass er endlich mal Ordnung ins Haus bringen wollte. Ich sah von Thorsten zu seinem Zimmer. Dort davor stapelte sich seit langer Zeitder Müll und andere Sachen. Hätte es im Haus gebrannt, wäre niemand durch die Fluchttür gekommen, ohne über etwas zu stolpern. Dann sah ich Thorsten wieder an. Ihm sagte ich, dass er dann doch bitte vor seiner eigenen Tür damit anfangen sollte. Und wenn er dort fertig war, müsste er mir noch immer keine Befehle erteilen wollen. Auch brauchte ich ihn nicht, um mir Ordnung beibringen zu lassen. Das konnte ich schon. Beleidigt ging Thorsten zu Sabine und erzählte ihr, wie böse ich zu ihm gewesen war.

 

Ich war immer darauf bedacht, keinen unnötigen Lärm zu machen und lief auch leise durch das Haus. So bekam niemand mit, wenn ich mal gar nicht da war. Walter behauptete eines Tages, ich würde im Bett liegen und schlafen. Sein Gesicht war herrlich, als ich das Treppenhaus rauf gelaufen kam, gähnte und meinte, so gut hätte ich schon lange nicht mehr geschlafen. Auch weil ich meist erst abends das Essen für meinen Mann und mich kochte, kam Walter zu der Meinung, ich würde den ganzen Tag schlafend in meinem Zimmer verbringen. Er hatte es noch immer nicht kapiert, dass mein Mann Nachtschicht arbeitete und bis Nachmittag schlief. Dann war über den Tag auch immer die Küche von jemandem belegt, erst am Abend war niemand mehr drin. An einem Tag war ich in der Waschküche am Wäsche abhängen. Das Fenster war gekippt und ich konnte Walter vor dem Haus reden hören. Er erzählte, dass ich faule Drecksau nun sicher bald aufstehen und das Essen zubereiten würde. Zeit wäre ja dazu. Zufällig lief ich dann direkt vor ihm die Treppe hoch. Auch da sah er recht blöd aus der Wäsche.

 

Es ging auf die Weihnachtszeit zu und ich stand fast täglich in der Küche und war am backen. Das machte ich aber immer abends, wenn niemand mehr in die Küche musste. Nun stand ich eines Tages im Bad und machte dort sauber, als Thorsten kam und wissen wollte, wie lange ich in der Küche noch brauchte. Er wollte sich nämlich etwas zu essen machen. Ich hatte geplant, dass ich das Bad erst fertig machte und dann einen Teig richten wollte, der eine Stunde gekühlt werden musste. Das sagte ich Thorsten so und meinte, er könnte in der Zeit locker sein Essen machen. Er ging los und lief einige mal zwischen seinem Zimmer und der Küche hin und her. Einige Sachen wurden angeschleppt, die rund um den Herd verteilt wurden. Danach ging Thorsten zu Sabine und ratschte. Irgendwann war ich im Bad dann auch fertig, Thorsten saß noch immer bei Sabine. Also ging ich erst mal in mein Zimmer, wo ich eine dreiviertel Stunde lang wartete. In der Küche tat sich nichts und da es immer später wurde, beschloss ich, dass ich mit dem Teig anfangen würde. Kaum war ich in der Küche und hatte die Zutaten auf dem Tisch bereit gestellt, kam Thorsten angeeilt. Er brüllte los, was mir einfallen würde. Er wäre nur kurz weg gewesen und ich wäre gekommen, um mir alles unter den Nagel zu reißen. Unbeeindruckt fragte ich Thorsten, ob bei ihm eine ganze Stunde wirklich nur kurz wäre. Ich machte meinen Teig und beachtete ihn nicht weiter. Da der Teig ja nun immer noch eine Stunde gehen musste, hätte Thorsten locker sein Essen machen können. Machte er aber nicht. Denn ich machte mich angeblich breit und er könnte den Ofen nicht nutzen. Ich sagte ihm 2 mal, dass er endlich anfangen sollte. Wäre der Teig soweit, würde es mich nicht bekümmern, wenn er noch nichts gegessen hat.

 

Dafür verzog sich Thorsten in sein Zimmer und hörte zu meiner Verwunderung Volksmusik. Die war so laut, dass auch die Nachbarn alle mitschunkeln konnten. Gegen Mitternacht hatte er genug von der Musik. Statt dessen rannte er alle paar Minuten durch den Flur und klopfte bei Sabine und Klaus an die Tür. Dann rief er, dass er kein Bier mehr hatte und Sabine ihm eins gegen sollte. Er war sich nämlich sicher, dass Sabine noch Bier da hatte. Das einzige Problem bestand darin, dass Sabine ihm nicht auf machte.

Kapitel 17

 Im Schützenverein war wieder mal eine Party. Davon bekamen wir diesmal aber recht wenig mit. Trotzdem störte sich Thorsten so daran, dass er im Flur brüllen musste. Er fand es eine Frechheit, was sich der Schützenverein raus nahm und hoffte, dass der Verein bald damit aufhören würde. Er vergaß, dass der untere Teil vom Haus zum Teil dem Schützenverein gehörte und dort regelmäßig ihre Feste und Partys abhalten durfte. Thorsten meinte, durch die Musik, die wirklich mal sehr leise war, fühlte er sich in seiner wohlverdienten Ruhe gestört und der Schützenverein hätte noch nie etwas von Rücksichtsnahme gehört. Ich schüttelte nur den Kopf. Wieder kam mir ein Satz in den Sinn: wenn zwei das gleiche tun, ist es nicht das selbe. Denn in den Tagen zuvor hatte Thorsten zu jeder Tages- und Nachtzeit laute Musik laufen lassen. Da störte es ihn auch nicht, dass er die anderen im Haus damit belästigte. Zuletzt rief Thorsten dann noch der Polizei an und wollte sich wegen Ruhestörung beschweren. Da der Schützenverein aber diese Veranstaltung angemeldet hatte, kam keine Streife vorbei.

 

Mein Mann und ich kamen nach Hause und wurden schon im Flur von einem üblen Gestank empfangen. Thorsten war am Lüften. Doch dazu machte er noch immer keine Fenster auf, sondern nur die Tür zu seinem Zimmer. Schon Tage zuvor hatte ich ihm geschworen, dass ich in der Küche die Fenster auf machen würde, damit der Mief aus dem Haus kam. Dies setzte ich nun in die Tat um. Keine 5 Minuten später machte Thorsten das Fenster zu. Mein Mann war zufällig nach ihm nochmal in der Küche und öffnete es wieder. Thorsten machte er erneut zu. Als ich später in die Küche wollte, war der Mief noch schlimmer, als zuvor. Würgend ging ich zur Küche, auch dort drin stand es inzwischen furchtbar. Es war kaum auszuhalten und ich machte ein Fenster auf. Es dauerte nicht lange und Thorsten kam den Flur vor. Er motzte rum und fand es eine bodenlose Frechheit, dass ich das Fenster im Winter auf gemacht hatte. Darüber lachte ich nur, denn ich vertrete die Meinung, dass auch im Winter gelüftet werden muss. Und von 10 Minuten geöffnetem Fenster ist noch niemand erfroren.

 

Thorsten motzte weiter rum und wollte mir verbieten, in der Küche nochmal das Fenster zu öffnen. Also ging ich ins Treppenhaus, machte dort das Fenster auf, lief in mein Zimmer, machte da die Fenster auf und ließ auch noch die Zimmertür offen. In kurzer Zeit war ein angenehmer Geruch im Flur. Nun regte sich Thorsten aber wieder auf und wollte wissen, was das sollte. Also erklärten mein Mann und ich ihm zum wiederholten mal, dass es eine Zumutung war, wie es wegen ihm ständig im Haus stank und er doch endlich anfangen sollte, in seinem Zimmer ein Fenster auf machen sollte, um zu lüften. Alle im Haus fanden es alles andere als lustig, dass Thorsten immer in den Flur "lüftete", weil er meinte, dass seine Wände schimmeln würden, wenn er ein Fenster öffnete. Auch gefror sein Bier in der Flasche nicht, wie er behauptete. Dazu meinte Thorsten, dass es in seinem Zimmer gar nicht stinken würde. Immer wenn er sein Zimmer betrat, würde es sehr gut riechen. Ich brach vor lachen fast zusammen. Dann meinte er auch noch, dass er selbst nicht stinken würde. Er röche sogar besser, als ich. Ich konnte nicht mehr und wischte meine Lachtränen weg. Es war Anfang Januar und Thorsten hatte sich zuletzt im November geduscht. Er stank wie eine Brauerei und wie jemand, der den ganzen Tag auf dem Bau gearbeitet hatte in einem. Ich dagegen ging täglich duschen.

 

Alles was mein Mann und ich Thorsten lang und breit erklärten, ging zum einen Ohr rein und zum anderen Ohr wieder rein. Er meinte, dass es kalt im Haus werden würde und die ganze Kälte in sein Zimmer käme. Er kam nicht auf die Idee, seine Zimmertür zu schließen, statt dessen machte er die Fenster zu. Ich war inzwischen fertig mit der Essenszubereitung und daher setzten mein Mann und ich uns an den Tisch. Kaum saßen wir, kam Thorsten wieder dazu. Er öffnete das Fenster hinter meinem Mann, stellte sich davor und zündete sich eine Zigarette an. Da es nun meinem Mann direkt in den Nacken zog, schloss ich das Fenster wieder. Mein Mann erklärte ihm auch, dass es unhöflich war zu rauchen, wenn andere am Essen waren. Das verstand Thorsten wieder gar nicht. Er meinte, wir hätten auch schon in der Küche geraucht. Das stimmte. Jedoch war dann niemand am Essen und ein Fenster war mindestens gekippt. Wir störten also niemand. Thorsten war beleidigt und er meinte, wenn wir sagten, dass er nicht in der Küche rauchen darf, während wir essen, würde gleich heißen, er müsste aus der Küche raus. Wir sagten gar nichts mehr dazu, uns war es zu dumm.

 

Thorsten fand immer mehr in seine alte Form zurück. Ich glaube, lange konnte er gar nicht freundlich und einigermaßen normal sein. An einem Abend bekam er Besuch. Thorsten ging zu Sabine, schnappte sich ungefragt 2 Bierflaschen und wollte damit verschwinden. Klaus sagte darauf, dass die Bierflaschen sofort wieder dort hin gestellt werden sollten, wo sie Thorsten geholt hatte. Sofort brüllte Thorsten los. Er fand es eine Frechheit von Klaus. Der wusste doch, dass Thorsten pleite war und keinen Tropfen Alkohol da hatte. Weil er sich so aufregen musste, bekäme er direkt Bauchschmerzen. Hätte er jetzt ein Bier, könnte er das gegen die Bauchschmerzen trinken. Doch Klaus war j so sadistisch und würde sich noch freuen, weil er Bauchschmerzen hatte. Klaus warf ihn aus dem Zimmer. Laut schimpfend ging Thorsten zu seinem Besuch und beklagte sich darüber, wie gemein Klaus doch gewesen war. Er erzählte auch, dass Klaus sich in dem Monat 2 neue Hosen gekauft hatte,was Thorsten gar nicht verstand. Denn Klaus ging selten aus dem Haus, da brauchte er doch keine neue Hose. Von dem Geld hätte sich Klaus ganz viel Bier kaufen können. Thorsten war der Meinung, dass Klaus nicht richtig tickte.

 

Walter tobte auch wieder mal rum. Er meinte, Thorsten wäre die größte Drecksau auf Erden und daher wollte er in der Folgewoche mit 2 Kampfhunden kommen. Zuvor müsste Walter aber noch einen neuen Schalldämpfer bauen, um Thorsten erschießen zu können. Anschließend wollte er Sabine erschießen. Es regte ihn nämlich auf, dass immer am Donnerstag 2 Frauen zu Sabine kamen. Sie saßen dann zusammen in der Küche, lasen in der Bibel und beteten zusammen. Zwar bin ich nicht religiös. Von mir aus konnte Sabine aber so viel in der Küche beten, wie sie wollte. Mir machte damit niemand weh.

 

Da ich immer noch den Dreck von 4 Wochen weg machen musste, beschwerte ich mich im Rathaus bei Herrn S. Der meinte, ich sollte den Dreck den anderen vor die Tür fegen. So stand ich in der einen Woche hin und säuberte die Küche, das Bad und das Treppenhaus, inklusive Waschküche. Die Kehrschaufel war übervoll und ich verteilte alles gerecht bei Thorsten und Walter vor der Tür. Als Thorsten das sah, war er gar nicht begeistert und er machte gleich sauber. Allerdings wischte er nur vor seiner Tür. Kurz vor Walters Tür stellte er dann den Eimer und den Wischer ab. Am anderen Morgen entdeckte Walter die Sachen und auch den Dreck. Er meinte nun aber, dass das eine Aktion von Thorsten war und schob den Dreck zu ihm nach hinten. Thorsten freute sich später gar nicht, als er merkte, dass seine Putzaktion umsonst gewesen war.

 

Unsere Kaffeemaschine stand bei uns im Zimmer, da uns in der Küche schon 2 Maschinen kaputt gemacht worden waren. Diese Kaffeemaschine musste nun wieder mal entkalkt werden. Während die Maschine also entkalkte, ging ich ins Bad, um dort sauber zu machen. Zwischendurch sah ich nach der Kaffeemaschine und leerte die Kanne. Dann ließ ich klares Wasser durch laufen. Dazu musste ich in die Küche und ließ die Tür offen stehen. Als ich grade wieder aus der Küche kam und ins Bad zurück wollte, kam Thorsten angestürmt. Er tobte gleich los, ob ich denn nun auch völlig blöd wäre und mit spinnen anfinge, weil die Küchentür auf war. Ich dachte mir, dass da grade der richtige fragte, sagte aber nichts. Nachdem ich im Bad fertig war, wollte ich ins Zimmer zurück, um nach der Kaffeemaschine zu sehen, als sich Thorsten mir in den Weg stellte und wissen wollte, ob ich spinne. Ich sah ihn an und antwortete, dass ich gewiss nicht hin gehen wollte, um seine und Walters Lieblingsbeschäftigung nehme. Zudem fände ich spinnen eh altmodisch, daher kaufte ich meine Wolle generell im Laden. Mit einem dummen Gesichtsausdruck stand Thorsten im Flur und sah mir nach, wie ich in meinem Zimmer verschwand.

 

Er verließ dann das Haus und ich machte mich dran, den Tisch in unserem Zimmer zu reinigen und mit einem entsprechenden Pflegemittel zu behandeln. Wieder musste ich mehrmals in die Küche und ließ die Tür offen. Natürlich kam Thorsten in der Zeit zurück, sah die offene Tür und tobte von vorne los. Ich würde die Tür mit böswilliger Absicht auf lassen und ich wäre zu blöde, um eine Tür zu schließen. Mit einem lauten Knall warf er die Tür zu und verzog sich in sein Zimmer. Dort stand den restlichen Tag die Tür offen und ein süßlicher Geruch verbreitete sich im Haus. So viel zum Thema zu blöde, um eine Tür zu schließen.

 

Thorsten war zum Bürgermeister Herr B. gegangen und hatte sich ein Schild anfertigen lassen. Dieses Schild war fertig und Thorsten hing es an die Tür von Sabine und Klaus. Darauf stand das Wort "Kehrwoche". Ich lachte laut, als ich das Schild sah. Denn Thorsten hielt sich selbst nie an den Kehrwochenplan. Er zerriss auch sämtliche Pläne, die an die Küchentür gekommen waren. Ob die nun von Herrn S., oder von mir geschrieben waren. Ausgerechnet Thorsten hatte nun so ein Schild geholt. Auch Klaus sah das Schild, nahm es und das Schild war nie wieder gesehen. Darüber regte sich Thorsten auf. So eine Frechheit würde er sich nicht bieten lassen und sollte das Schild nicht bald wieder auftauchen, wolle Thorsten andere Saiten aufziehen. Nichts geschah und Thorsten verkündete, dass Sabine seine Waschmaschine nicht mehr nutzen durfte.

 

Die Waschmaschine von Sabine und Klaus war schon längere Zeit kaputt und Thorsten verkaufte ihnen eine, von der niemand wusste, wo die her gekommen war. Diese Maschine hielt nicht lange und Sabine wusch ihre Kleidung in der Maschine von Thorsten und Walter. Und diese Maschine sollte Sabine dann nicht mehr nutzen, weil das Schild weg war. Thorsten rief sogar bei der Polizei an und wollte den Diebstahl von "seinem Schild" melden. Dabei tobte er so rum, dass Walter aus seinem Zimmer kam und brüllte, dass er Thorsten schütteln würde, wenn der nicht endlich seinen Mund hält. Thorsten verstand die Welt nicht mehr. Die Polizei erzählte ihm am Telefon, dass er sich beruhigen sollte und wollte keine Streife schicken und dann drohte ihm Walter auch noch.

 

Thorsten tobte und schrie. Ausgerechnet ich begegnete ihm dann im Flur und wurde sein nächstes Opfer. Er schrie, dass ich die größte Drecksau wäre und auch nur am Dreck vorbei laufen würde. Es war so, dass Thorsten alle paar Wochen von seinem Zimmer ab den ganzen Flur fegte, den Dreck dann aber in einer Ecke liegen ließ. Er hätte dann immer genug getan und andere könnten auch mal was machen. So ein Häufchen lag grade wieder mal im Flur rum. Ich sah Thorsten an und fragte, wann er denn zuletzt wirklich etwas sauber gemacht hatte. Und er könnte seine Haufen auch selbst weg machen und nicht in einer Ecke liegen lassen. Wenn er mal das ganze Haus sauber machte, wie ich es regelmäßig tat, könnte er sich vielleicht mit mir über Sauberkeit unterhalten. Dann sagte ich ihm noch, dass er sich extrem lächerlich aufführte und ließ ihn stehen. Einen Moment stand Thorsten erstaunt da und wusste nichts zu sagen. Das erste was ihm einfiel war, dass ich eine Hure wäre, die immer nur alles kaputt machte.

 

Mitten in der Nacht kam Walter heim und brüllte erst mal im Flur, dass Thorsten seinen Mund halten sollte. Da Thorsten schon den ganzen Abend in Dauerschleife rumgebrüllt hatte, gab ich insgeheim Walter recht. Doch Thorsten tobte weiter. Die ganze Zeit erzählte er, wie böse und gemein alle zu ihm waren und was ihn an der jeweiligen Person alles störte. Es war weit nach Mitternacht, als er plötzlich laut im Flur knallte. Das ganze hörte sich wie eine Explosion an. Erschrocken eilte ich auf den Flur und sah erst einmal gar nichts, da alles voller Rauch war. Dieser Rauch verzog sich langsam und ich sah, was geknallt hatte. Thorsten besaß Silversterböller. Davon hatte er einen ziemlichgroßen angezunden und den Flur vor geworfen. Direkt vor Walters Zimmertür kam das Teil zum liegen und ging hoch. Alles war von dem Pulver rot. Der Boden, die Wand und die Zimmertür. Ich sah Thorsten an und fragte, ob er noch ganz normal tickt. Bevor ich in mein Zimmer ging, sagte ich noch, dass ich diese Sauerrei nicht weg machen würde.

 

Eine Woche später, weit nach Mitternacht. Ich lag schon im Bett, als laute Musik zu hören war. Bevor ich aufstehen konnte, wurde die Musik leiser und Thorsten tobte rum. Wieder überlegte ich, ob ich raus gehen sollte, als die Musik lauter wurde. Also ging ich doch raus. Da stand Thorsten und wischte den Flur. Inzwischen war es halb 3 und ich fragte Thorsten, ob er noch alle Sinne beisammen hatte. Der meinte, wenn ich Vormittags um 11 Uhr wischte und er noch im Bett lag, durfte er sich auch nicht beschweren. Genervt sagte ich ihm, dass 11 Uhr am Tag eine normale Uhrzeit war, um zu wischen. Aber nicht um halb 3 in der Nacht. Bevor ich wieder ging, teilte ich ihm mit, dass er leiser sein sollte, da nicht nur ich im Haus schlafen wollte. Thorsten ging wirklich in sein Zimmer und es wurde ruhig. Sogar die Tür machte er zu. Grade als ich fast am einschlafen war, ging die Musik wieder los. Ich verdrehte die Augen, stand auf und ging in den Abstellraum, um den Strom abzustellen. Nach einer halben Stunde torkelte Thorsten vor und stellte den Strom an. Auf seinem Rückweg brüllte er, man müsste es ihm nur sagen, wenn seine Musik zu laut war und störte. Nichts anderes hatte ich ihm ja gesagt. Es kam nur nie bei ihm an.

 

Die Musik wurde noch lauter gestellt, bei mir wummerte alles im Zimmer. Ich ging wieder in den Abstellraum, stellte den Strom ab und wartete hinter der Tür. Es dauerte einige Zeit, bis Thorsten angetorkelt kam und mich dabei lauthals beleidigte. Als er mir allerdings hinter der Tür entdeckte, erschrak er ziemlich. Nun fragte ich ihn, was er an meiner Ansage nicht verstanden hatte. Thorsten meinte nur, ich wäre im falschen Film. Es war Samstag und da dürfte er laute Musik hören. Dann wäre bald Fasching und da würde es noch mehr laute Musik geben. Von mir bekam er den Rat, das doch mal der Polizei zu erzählen undließ ihn stehen. Thorsten stellte seinen Strom an. Dafür machte er nicht nur bei Sabine und Klaus, sondern auch bei Walter den Strom aus. Der beschwerte sich gleich laut darüber. Thorsten brüllte dafür über den Flur, dass wir uns alle mal an die Hausordnung halten sollten. Er wäre der einzige, der das tun würde. Auch meinte Thorsten, wenn Walter jeden morgen um 5 Uhr durch den Flur brüllen konnte, dürfte er das auch tun. Um das Walter mitzuteilen, klopfte er laut brüllend an seine Tür. Das ging so lange, bis Sabine auf den Flur kam und sagte, dass Nachtruhe war und Thorsten endlich still sein konnte. Der lachte nur höhnisch. Wir hätten jede Nacht unsere Nachtruhe und Sabine wäre nur auf ihn neidisch.

 

Sabine verzog sich wieder. Thorsten wischte den Flur nochmal. Dabei brüllte er, dass er noch ein paar Silvesterböller hätte und mit denen das ganze Haus in die Luft jagen wollte. Mir reichte es. Die Uhr zeigte kurz nach halb 4 und ich rief bei der Polizei an. Man teilte mir mit, dass die Streife in einer halben Stunde da wäre. Nach einer Stunde war noch keine Polizei da gewesen. Dafür erzählte Thorsten auf dem Flur, dass wir keine Nachtruhe bräuchten, da wir den Tag genug Zeit zum schlafen hätten. Nachmals ging ich raus, wo ich auf Sabine und Klaus traf, die sich beschweren wollten. Doch Thorsten teilte uns nur mit, dass er alleine das Recht hätte, um in dem Haus zu wohnen. Alle anderen hätten sich nur eingenistet. Zwar rief ich erneut bei der Polizei an, eine Streife kam trotzdem nicht. Erst gegen 9 Uhr war es wieder ruhig.

 

Montag. Meine Mann und ich waren in der Küche am Essen kochen, als Thorsten den Flur vor geschwankt kam. Er hatte wieder einiges intus. Natürlich kam er in die Küche und meinte, wir müssten seinen Lärm von Samstag auf Sonntag entschuldigen, aber seine Tochter hätte Geburtstag gehabt. Ich merkte an, dass die angebliche Tochter jedes Jahr an einem anderen Tag Geburtstag hatte. Im Jahr zuvor war es im Juni, wie hatten aber Februar. Im Vorjahr war es sogar im November. Thorsten hörte nicht auf uns zu nerven und ich warf ihn kurzerhand aus der Küche raus. Wenig später war mein Mann in unser Zimmer gegangen, um etwas zu holen. Sofort stand Thorsten bei ihm an der Tür und legte von vorne los. Er meinte, er würde das alles nicht verstehen. Daher fragte ich ihn, was er daran nicht verstand, dass er uns seit Wochen mit seiner Musik und mit seinem Verhalten auf die Nerven ging. Das verstand Thorsten wieder nicht. Dafür meinte er, dass er ein mal im halben Jahr das Recht haben würde, laute Musik zu hören. Ich lachte erst mal und erklärte ihm, dass ein halbes Jahr ganze 6 Monate dauert und nicht 3 Wochen, wie bei Thorsten. Und er hätte eben nicht das Recht, täglich zu jeder Uhrzeit laute Musik zu hören. Das verstand Thorsten noch weniger.

 

Thorsten ging laut jammernd den Flur nach hinten. Mein Mann ging ihm nach und wollte ihm noch einmal sachlich erklären, was wir alle ihm ständig begreiflich machen wollten. Auch ich lief mit. Da drehte sich Thorsten um und packte mich am Arm. Ich sagte mehrmals deutlich, dass er mich los lassen sollte. Doch Thorsten meinte, er müsste sich doch vor mir verteidigen. Vor was er sich verteidigen wollte, wusste ich nicht. Er ließ auch nicht los. Also gab mein Mann ihm einen Stoß und Thorsten fiel um. Mein Mann war so wütend und ging in unser Zimmer vor, um nicht noch auf Thorsten los zu gehen. Ich blieb wo ich war und erklärte Thorsten wütend, dass er mich nicht immer anzugreifen hatte. Der stand auf, ging in sein Zimmer und meinte, ich sollte mich dazu setzen. Zwar ging ich in sein Zimmer, blieb aber an der Tür stehen. Dort erklärte ich Thorsten, dass er mit seinem Mist aufhören sollte, da er schon wieder das ganze Haus gegen sich aufgebracht hatte. Ich erzählte ihm, wie ruhig die Zeit war, als er sich normal benommen hatte. Auf einmal stand Thorsten auf und schnappte sich seinen Schlagstock. Damit holte er aus und wollte mich schlagen. Wie ich es schaffte, weiß ich nicht. Ich war schneller, schnappte den Stock und warf ihn von mir weg. Nun hatte Thorsten an dem Tag direkt mal sein Fenster offen. Was Glück für ihn war. Der Stock flog durch das Fenster und landete im Hof.

 

Der Stock war weg, daher packte Thorsten mich wieder am Arm. Mir reichte es. Ich holte aus und schlug zu. Da Thosten damit nicht rechnete und so schon wacklig auf den Beinen stand, flog er wieder um. Direkt in den Wäscheberg, der hinter ihm auf dem Boden lag. Als ich mich umdrehte, um zu gehen, meinte er, ich sollte ihm hoch helfen. Das sah ich nicht ein. Er hatte mich 2 mal in kurzer Zeit am Arm gepackt. Da ich nicht mehr zurück sah, bemerkte ich nicht, dass sich Thorsten auf dem Boden vor gebeugt hatte. Er packte mich mit beiden Händen am Oberschenkel. Dadurch kam ich nun ins schwanken und versuchte mit meinem anderen Bein das Gleichgewicht zu finden. Dabei traf ich Thorsten mit dem Fuß im Gesicht und am Arm. Gleichzeitig rief ich laut, dass er mich endlich los lassen sollte, sonst würde ich mich vergessen. Er ließ mich dann auch los undich stürmte aus seinem Zimmer. Thorsten rief mir nach, dass er der Polizei anrufen würde. Die wüssten schon, dass sie an dem Tag noch kommen sollten. Denn am Nachmittag hätte er schon angerufen und erzählt, dass mein Mann ihn noch schlagen würde. Ich schüttelte nur den Kopf. Mit meinem Mann ging ich in die Küche, um endlich zu essen. Thorsten setzte sich in den Flur, wo er eine Zigarette nach der anderen rauchte.

Kapitel 18

 Thorsten zeigte meinen Mann ein paar Tage später dann wegen Körperverletzung an. Er wusste da noch nicht, dass auch wir bei der Polizei gewesen waren. Auch wusste Thorsten nicht, dass Sabine alles mitbeommen hatte und sich bei der Polizei als Zeugin meldete. Als Thorsten dies dann erfuhr, tobte er laut. Dann wollte er Sabine verbieten, dass sie meine Waschmaschine nutzte. Da sie noch immer keine neue Maschine hatte und Thorsten ihr verboten hatte, die von ihm und Walter zu nutzen, erlaubte ihr ihr, dass sie ihre Wäsche in meiner Maschine waschen konnte. Sie machte die Maschine immer sauber, ließ auch mal ein Reinigungsmittel durch laufen. Von daher störte mich das nicht. Ich fand es aber lustig, dass Thorsten nun bestimmen wollte, wer meine Sachen nutze und wer nicht.

 

Ich bekam einen Brief von meinem ältesten Kind. Diesen fand Thorsten im Briefkasten und wusste nichts besseres, als ihn zu öffnen und zu lesen. Danach steckte er den Brief in den Umschlag zurück und warf ihn mir vor die Tür. Kaum entdeckte ich den Brief und hatte ihn an mich genommen, fing Thorsten laut in seinem Zimmr an über mein Kind herzuziehen. Daher gingen mein Mann und ich zu ihm und fragten, was das sollte. Er hatte kein Recht dazu, meine Post zu öffnen und zu lesen. Anstatt auch nur ein Wort dazu zu sagen, packte Thorsten mich wieder mal am Arm. Denn er musste sich ja vor mir verteidigen. Als ich sagte, dass er mich sofort los lassen sollte, drückte er meinen Arm noch fester. Aus dem Grund bekam er von mir mit dem freien Arm erst mal 2 ins Gesicht geschlagen. Ich wurde darauf los gelassen. Thorsten rief der Polizei an. Die bekam erzählt, dass mein Mann und ich zu ihm gekommen wären, auf ihn los gingen und grundlos auf ihn eingeschlagen hätten.

 

Später gingen mein Mann und ich aus dem Haus. Kaum waren wir zurück, kam Thorsten uns brüllend im Flur entgegen. Wir sollten ihm seine Brille zurück geben. Dieses Spiel kannten wir schon, es war nicht mehr neu. Immer wieder suchte Thorsten seine Brille und immer sollten wir die weg genommen haben. Ich sagte ihm, dass wir auf seine komischen Spielchen keinen Bock hatten. Darauf meinte er nur, wir sollten ihn endlich in Ruhe lassen. Wir lachten nur, denn Thorsten suchte ja regelmäßig überall den Streit. Erst wenige Tage zuvor hatte ich gesehen, dass ein paar T-Shirts von meinem Mann in der Waschküche durchlöchert worden waren. Da Thorsten laut schrie, dass wir auf unser Auto aufpassen müssten, weil an dem bald die Reifen zerschnitten sein würden, konnten wir uns denken, auf wessen Rechnung das alles ging.

 

Für 2 Tage war Ruhe im Haus. Thorsten war sowohl Alkohol, als auch Marihuana ausgegangen. Dann bekam er Nachschub und es ging von neuem los. In der Zeit bekamen wir Post vom Bürgermeister. Mein Mann und ich sollten innerhalb einem viertel Jahr ausziehen. Denn da mein Mann arbeitete, könnten wir uns eine Wohnung leisten. Es war nicht so, dass ich nicht täglich 3 mal auf verschiedenen Seiten nach einer Wohnung schaute und wir bei zig Besichtigungen gewesen waren. Im vergangenen Jahr waren wir auf über 60 Bewerbungen gekommen. Wir verstanden auch nicht, warum wir aus dem Haus sollten und andere, die ständig für Ärger sorgten, bleiben durften. So beschlossen wir, zu Herrn B. zu gehen und mit ihm zu reden.

 

Am späten Abend wollte Thorsten seine Mikrowelle reinigen. Alles was auf der Mikrowelle drauf stand, wurde auf Walters Platz gestelllt. Die Mikowelle selbst platzierte Thorsten auf den Esstisch. Anschließend ging er in sein Zimmer. Für einen Tag hatte er genug getan. Am anderen Morgen musste Walter schauen, wie er seinen Kaffee machte, da sein Platz ja von Thorsten seinen Sachen voll gestellt war. Entsprechend konnte er sich abends von Walter was anhören. Von dem bekam er nur dumme Antworten. Walter stand ihm genau gegenüber und sagte, wenn er nicht aufpasste, würde er eine verpasst bekommen. Thorsten eilte sofort in sein Zimmer und rief der Polizei an. Er erzählte, Walter hätte ihn schlimm bedroht und ich wäre Zeugin. Ich nahm mir von, dass ich nichts mitbekommen hatte, sollte mich mal jemand von der Polizei deswegen befragen.

 

Thorsten musste mal. Sein Bier wollte wieder raus. Anscheinend hatte aber jemand vor dem Pinkelbecken auf den Boden gemacht. Aus dem Grund schrie Thorsten nun rum, dass sich alle im Haus schämen sollten. Ich sah Sabine und, sie sah mich an und wie aus einem Mund fragten wir uns, warum wir uns schämen sollten. Es stellte sich dann raus, dass es Thorsten selbst gewesen war. Ganz neu war auch, dass Thorsten die Flurtür zu machte. So stand ich an einem Abend vor einer dicken Wand, als ich aus meinem Zimmer kam. Es war wieder ein süßlicher Geruch. Ich machte die Flurtür auf und machte, dass ich ins Bad kam. Die Flurtür ließ ich offen. Nach einer Stunde merkte Thorsten das und schrie rum, dass es ihm zu kalt wurde. Mit einem lauten Knall warf er die Flurtür zu. Auf die Idee, dass er seine Zimmertür schließen konnte und die Wärme dann auch drin blieb, kam Thorsten nicht.

 

Einige Tage war wieder Party bei Thorsten gewesen und entsprechend wenig Schlaf bekam ich. Dann war endlich mal wieder eine Nacht alles ruhig und ich schließ recht früh ein. Um 5 Uhr weckte mich der Feueralarm. Schnell rannte ich auf den Flur. Nach mir kamen Sabine und Klaus, dann David und zuletzt Thorsten. Wir sahen uns ratlos an. Walter fehlte. Von ihm schien der Alarm auch zu kommen. Der tauchte 10 Minuten später auf. Er kam gemütlich die Treppe hoch, schloss umständlich die Tür auf und schloss auch 2 mal ab. Dann war es ruhig. Irgendein Gerät hatte gebrannt.

 

Vom Rathaus erfuhr ich, dass eine mir bekannte Frau einziehen sollte. Ihr wurde das ehemalige Zimmer von Heike zugeteilt. An einem Tag tauchte der Bauhof auf, um die restlichen Sachen von Heike zu holen und ein paar Sachen dieser Frau zu bringen. Sie selbst war aber nicht zu sehen. Dafür regte sich Thorsten auf. Er fand es eine bodenlose Frechheit, dass jemand einziehen sollte, ohne ihn vorher zu fragen. Auch würde er gar nicht wissen, wer diese Frau war und das müsste man ihm doch sagen. Und er wollte sofort los, um sich zu erkundigen. Denn diese Infos gingen ihn ja schließlich was an. So ging das in Dauerschleife. Irgendwann nervte es mich nur noch, nachdem ich zum fünften mal von ihm angesprochen wurde und ich mir diese Laier angehört hatte. Ich sagte ihm, dass er seine Nase doch in seine eigenen Angelegenheiten stecken sollte und auch, dass er eben nicht über jeden Pups informiert werden brauchte. Er würde schon sehen, wer da ins Haus kam. Sofort plusterte sich Thorsten auf und wollte wissen, mit welcher Erlaubnis ich ihm sowas unfassbares sagen dürfte. Ich ließ ihn stehen und ging.

 

Walter brachte dann den nächsten Hammer. Die erwartete neue Mitbewohnerin zog doch nicht ein. Sie bekam überraschend bei Freunden eine Einliegerwohnung. So kam sie an einem Tag, um ihre Sachen zu holen. Abends berichtete Thorsten dann aufgeregt alles Walter. Der tobte gleich los. Er meinte, es wäre doch klar, dass niemand in das Haus einziehen wollte. Da wären doch alle nur irre. Ich musste lachen. Es kam Walter nicht in den Sinn, dass jemand lieber in eine Einliegerwohnung zog, anstatt ins Obdachlosenhaus. Kurz darauf musste ich wegen Thorsten lachen. Für diese Frau war nämlich Post geommen, die ich in die Küche legte. Diesen Brief hatte Walter an sich genommen, damit Thorsten nicht wieder Sachen lesen konnte, die ihn nichts angingen. Allerdings hatte Walter allen möglichen Mist auf den Briefumschlag geschrieben. So gab er den Brief an Thorsten weiter, der eh zum Rathaus wollte. Er sollte den Brief mitnehmen und dort abgeben. Thorsten sah den Umschlag an und tobte los. Man könnte doch nicht einfach so an die Briefe anderer Leute gehen. Sowas machte man nicht. Diese Doppelmoral fand ich zu komisch.

 

In der Küche wurden von Walter auf einmal täglich die Rollläden runter gemacht. Nun waren mein Mann und ich abends in der Küche am Essen kochen und machten den Rollladen bei einem Fenster hoch, um richtig lüften zu können, wie ich es beim kochen immer tat. In der Zeit kam Walter ebenfalls in die Küche, um seinen Abwasch zu machen. Dabei sah er aus dem Fenster und meinte, er könnte alle Leute aus den Nachbarhäusern sehen, wie sie hinter ihren Vorhängen standen und ihn beobachteten. Dies würde ihn aber nicht wundern, so oft wie die Polizei im Haus war. Er wäre auch schon in der DDR gewesen und würde sich daher auskennen. Ich sah meinen Mann an, er sah mich an. Wir verkniffen uns ein Grinsen. Da ich mal nach dem Essen schauen wollte, ging ich an den Herd. Nun meinte Walter, er könnte deswegen auf mich los gehen. Scheinbar fühlte er sich von mir verfolgt. Jedoch stellte ich ihm geschickt ein Bein, Walter stolperte drüber und stürzte auf den Boden.

 

So schnell Walter konnte, stand er auf und eilte aus der Küche. Dann schloss er die Tür, hielt sie von außen zu und sah durch die Scheibe rein. Nun musste ich doch lachen. Allerdings musste ich kurz darauf nochmal in mein Zimmer. So zog ich an der Tür, um sie auf zu bekommen. Walter hielt dagegen. Ich zog nochmal kräftiger und schon war die Tür auf. Nun rannte Walter zur Flurtür und das gleiche Spiel begann. Diesmal zog ich gleich kräftig an der Tür und stand schon im Flur. Da Walter aber meinte, mich wieder angreifen zu müssen, holte ich mit dem Kochlöffel, den ich in der Hosentasche stecken hatte, aus und schlug zu. Ich traf ihn direkt am Kopf. In der anderen Hand hatte ich den Salzstreuer, den ich ja ins Zimmer zurück bringen wollte. Mit dem streute ich etwas Salz in Walters Augen. Dann ging ich in mein Zimmer. Walter raffte sie auf und wollte in sein Zimmer stürmen. Dabei ließ er seinen Abwasch fallen. Es verteilte sich alles auf dem Flurboden. Schnell sammelte er alles zusammen und als er sah, dass ich wieder auf den Flur gekommen war, rannte er in sein Zimmer. Die Tür flog zu und man konnte hören, dass Walter vor mir keine Angst hätte.

 

Wir waren bei der Polizei vorgeladen. Es ging um die Sache, als Thorsten mich am Arm und Oberschenkel fest gehalten hatte und er in seinem Wäschehaufen saß. Ich fragte mich, warum die Polizei uns einen ganzen Monat danach erst zu sich bestellte. Komisch war auch, dass Thorsten meinen Mann angezeigt hatte. Mein Mann hätte ihm mit der Faust ins Gesicht geschlagen. Ich war nurals Zeugin geladen. Über 2 Stunden saßen wir dann bei der Polizei und machten unsere Aussagen. Dabei erklärte ich dem Polizisten, dass mein Mann überhaupt niemanden ins Gesicht geschlagen hatte. Der blaue Fleck hatte Thorsten, weil ich ihn mit meinem Fuß im Gesicht getroffen hatte, als ich mich befreien wollte. Die Anzeige wurde einen weiteren Monat später eingestellt.

 

Die Temperaturen stiegen und waren schon 14 Tage am Stück im Plusbereich. An einem Tag zeigte es sogar über 20 Grad an. Doch Thorsten fror und musste die Flurtür wieder schließen. Da es abends aber wieder im Flur neblig und süßlich riechend war, öffnete ich die Tür. Nun fand das Thorsten gar nicht lustig, denn im Schützenverein war Party. Die Flurtür musste zu bleiben, damit man den Krach nicht so hörte. Der Schützenverein befand sich aber unter Thorsten, die Flurtür am anderen Ende vom Flur. So schlimm konnte der Krach nicht sein, denn ich machte die Tür nochmal auf. Es dauerte 2 Stunden, bis Thorsten das merkte und die Tür motzend zu warf. Lustig wurde es dann, als er die Fluchttür auf machte und wirklich der ganze Lärm gut zu hören war. Aber das verstand Thorsten wieder mal nicht. Schuld war die Flurtür.

 

Thorsten machte sich Gurkensalat. Die Schalen der Gurke landeten auf dem Esstisch und blieben liegen. Ich sagte dazu zu meinem Mann, dass es ein großes Donnerwetter geben würde, hätte jemand anderes die Schalen da liegen gelassen. Mir war das egal, die Schalen lagen ja auf dem Platz von Walter. Am anderen Morgen entdeckte Walter dann die Bescherung und tobte los. Alle waren Drecksäue und machten nur Dreck. Niemand machte mal sauber. Er und David waren zu dem Zeitpunkt die einzigen, die nichts machten. Sofort musste sich Walter bei Thorsten beschweren. Doch Thorsten störte sich nicht daran. Er hatte einen eigenen Grund zum motzen. Draußen war es war, ich lief schon seit Tagen in kurzer Hose und T-Shirt rum. Die Fenster machte ich auch auf. Das passte Thorsten nicht. Bei ihm wurde es kalt im Zimmer und er würde noch eine Lungenentzündung bekommen. Ich versprach ihm, dass ich einen Besen inklusive Stiel essen würde, wenn er wirklich eine Lungenentzündung bekommen sollte. Er bekam natürlich keine.

 

Später am Tag verließ Thorsten das Haus. Ich sah ihn und musste 2 mal schauen. Er kam im Parka, Schal, Mütze, Handschuhe und gefütterte Winterschuhe den Flur vor gelaufen. Dann schaute ich aus dem Fenster um zu schauen, ob der Winter überraschend zurück gekommen war. Mir war es im T-Shirt noch zu warm und fragte mich, was da falsch lief. Am Abend kam er wieder zurück. Ich stand grade in der Küche und richtete einen Brotteig. Thorsten sah seine Gurkenschalen, nahm sie vom Tisch und war der Meinung, er könnte die in den Karton von meinem Rührgerät werfen. Da war ich dagegen. Deswegen war ich eine primitive Kuh. Seinen Abfall war er dann bei Sabine in den gelben Sack.

 

Thorsten hatte komische Halluzinationen. Mein Mann hatte Frühschicht. Er ging daher sehr früh aus dem Haus und kam gegen Abend zurück. Nun behauptete Thorsten aber gegen Mittag, dass er kurz zuvor gesehen hätte, wie mein Mann im Männerbad gewesen war und auf den Boden pinkelte. Nun brauchte mein Mann pro Strecke über eine halbe Stunde mit dem Auto und bei Arbeit gab es auch mehr als ein Klo. Diese Behauptung fand ich daher lächerlich. Thorsten meinte aber, das würde Krieg mit ihm geben. Mein Mann sollte die Sauerei weg machen. Es brachte nichts, erklären zu wollen, dass mein Mann nicht da war und auch gar nicht das Männerbad nutzte.

 

Dann kam der Tag, der das Fass zum überlaufen brachte und zeigte, zu was Thorsten alles fähig ist. Von der Polizei bekamen wir den Rat, Thorsten zu ignorieren. Abends saß ich mit meinem Mann in der Küche, wir waren am essen. Thorsten kam in die Küche, setzte sich an den Tisch und laberte drauf los. Wir machten, als wäre er gar nicht da. Nach dem Essen gingen mein Mann und ich in unser Zimmer zurück. Auf dem Flur war Thorsten am toben. Er meinte, wir hätten nichts besseres zu tun, als ich zu provozieren. Ständig würden wir schauen, wie wir ihm weh tun könnten. Es würde uns Spaß machen, auf schwache Leute zu gehen und die krank zu machen. Wir schwiegen, sahen uns aber augenrollend an.

 

 Kurz darauf wollte ich duschen gehen. Ich packte meine Sachen und ging in Richtung Bad. Direkt davor standen der Staubsauger und der Besen von Thorsten. Das Rohr vom Staubsauger stand so nach vorne, dass ich ausversehen drüber stolperte. Im Bad merkte ich dann, dass ich noch etwas vergessen hatte und machte mich auf den Rückweg. Dabei nahm ich den Staubsauger und den Besen, um beides aus dem Weg zu räumen. Beides stellte ich gegenüber von Walters Zimmer ab. Der Besen muss nicht richtig gegen die Wand gelehnt haben, er flog nämlich um. Trotzdem ging ich ins Zimmer, holte das was ich vergessen hatte und wollte zurück ins Bad. Thorsten kam vorbei geschwankt, in der Hand hatte er den Besen. Er lief direkt vor mir, so kam ich nicht an ihm vorbei. Mitten in der Flurtür blieb er stehen, drehte sich um und sagte deutlich, mich kleine Hure würde er auch noch flach legen. Bevor ich überhaupt realisieren konnte, was er da sagte, griff mir Thorsten an die Brust und drückte zu. Völlig verwirrt von dem, was da geschah, schlug ich nach seiner Hand und drückte Thorsten weg.

 

Sofort brüllte Thorsten los, ob das schon wieder log gehen würde, dass ich ihn schlage. Er packte mich an den Schultern und drückte mich so schnell nach hinten, dass ich unweigerlich ein paar Schritte rückwärts ging, um nicht zu fallen. So näherte ich mich aber auch meiner Zimmertür, wo mein Mann war. Ich dachte, wenn ich nahe genug an die Tür komme, kann ich meinen Mann auf mich aufmerksam machen. Jedoch nutzte Thorsten den Moment, in dem ich gegen meine Tür schlagen wollte und gab mir noch einen Stoß zur Seite. Also rief ich laut, dass er mich in Ruhe lassen sollte. Das tat er nicht. Statt dessen packte er mich am Arm und drehte mich zur Seite. Nun stand ich halb vor der Wand. Direkt hinter mich war Thorsten. Er griff immer wieder an meine Brust und drückte zu. Auch zwischen meine Beine griff er. Verzweifelt versuchte ich mich zu wehren. Ich schlug nach seiner Hand und versuchte meinen Arm zu befreien. Kaum hatte ich mich aber befreit, wurde ich schon an der nächsten Stelle gepackt und festgehalten. Mir wurde in den Hintern gekniffen, immer wieder zwischen die Beine gefasst und in die Brust gekniffen. Dabei grinste Thorsten die ganze Zeit hämisch. Da mir niemand zur Hilfe kam, schrie ich laut, dass Thorsten mich überall anfasste. Ich schrie, dass er mir an die Brust und zwischen die Beine fasste und ich nicht los kam.

 

Inzwischen standen wir direkt vor Walters Zimmer. Er war da, das wusste ich. Und er reagierte auch. Kurz wurde die Tür einen Spalt geöffnet, dann geschlossen und der Schlüssel war zu hören, als Walter abschloss. Dann war David zu hören. Er rief, Thorsten sollte mich endlich so richtig fertig machen und dafür sorgen, dass ich den Mund hielt. Ich sollte dafür bluten, dass ich Thorsten ignorierte. David kam allerdings nicht aus seinem Zimmer raus. Irgendwann dachte ich, dass ich mich endlich befreit hätte. Immer wieder wehrte ich Thorsten ab und drückte meine Beine zusammen. Langsam konnte ich mich umdrehen und stand ihm von Angesicht zu Angesicht. Da packte mich Thorsten am Hals und drückte zu. Er hatte einen irrsinnigen Blick, der meine Angst noch vergrößerte. In meiner Panik packte auch ich ihn am Hals und kratzte heftig mit meinen Fingernägel. Obwohl die sehr kurz waren, muss ich Thorsten weh getan haben, er ließ nämlich los und hielt sich mit der einen Hand den Hals. Mit der anderen Hand riss er sein Cappi vom Kopf, welches er immer an hatte, und schlug mir damit ins Gesicht. Erneut fasste er mich überall an.

 

Ich kann bis heute nicht sagen, wie ich mich letztendlich doch noch befreien konnte. Alles was ich weiß ist, dass ich irgendwann in meinem Zimmer stand und am ganzen Körper zitterte. Als ich meinen Mann fragte, warum er nicht zur Hilfe kam, antwortete er, dass er dachte, ich würde alleine mit Thorsten fertig werden. Daher rate ich jedem, immer einzugreifen. Egal wie viele Menschen da sind und vielleicht nur gaffen. Eingreifen und helfen!

 

Dann saß ich heulend in unserem Zimmer, wo ich einen Nervenzusammenbruch hatte. Mein Mann schaffte es nicht mich zu beruhigen und fragte irgendwann, ob er die Polizei rufen sollte. In dem Moment, wo er dies tun wollte, klingelte die Polizei an der Tür. Thorsten hatte dort angerufen und wollte ernsthaft eine Anzeige wegen Körperverletzung machen. Er behauptete, dass er das Opfer war und ich völlig durchgedreht wäre. Sein Alkoholtest ergab 2,3 Promille, worauf er sehr stolz war. Ein Polizist kam zu uns ins Zimmer, wo ich dann berichten sollte, was vorgefallen war. Danach reichte er meinem Mann eine Digicam, mitder er Fotos von meinen Verletzungen und den Abdrücken machen sollte. Ich hatte einige Hämatome, bei denen deutlich zu sehen waren, dass an der Hand, von der die Abdrücke waren, der Mittelfinger fehlte. Zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass die Polizei schlampig arbeitete, was mir noch zum Verhängnis werden sollte.

Kapitel 19

 Noch während die beiden Polizisten da waren, legte sich der erste Schock bei mir. Ich fühlte mich eklig. Gleichzeitig spürte ich auch die ersten Schmerzen und ich wurde heißer. So brachte mein Mann mich ins Krankenhaus, wo ein Arzt mich untersuchte. An meiner rechten Schulter wurde eine leichte Prellung diagnostiziert, sowie eine leichte Kehlkopfverletzung. Dazu verschiedene Hämatome und Schürfwunden. Inzwischen konnte ich kaum noch sprechen. Für die Polizei bekam ich ein Attest mit und ich konnte nach Hause gehen. Dort wollte ich nur noch duschen. Es war mir, als spürte ich noch immer die Hände von Thorsten auf meinem Körper. Auch heute schüttelt es mich, wenn ich nur daran denke und verspüre den Wunsch, mich zu duschen. Ich wollte allerdins nicht alleine ins Bad gehen. Mein Mann musste mich begleiten.

 

Ich hatte vom Krankenhaus Schmerzmittel und auch ein Beruhigungsmittel bekommen. Beides wirkte schnell und ich fiel in einen sehr unruhigen Schlaf. Der dauerte nur nicht lange, da ich am frühen Morgen wegen Thorsten wach wurde. Er brüllte auf dem Flur, dass ich ihm hoffentlich bald über den Weg laufen würde. Denn er wollte das zu Ende bringen, was er angefangen hatte. Mich schüttelte es am ganzen Körper und ich war wieder am heulen. Immer wieder betonte Thorsten, dass er das Opfer war, denn ich hatte ihn ja geschlagen und verletzt. Wann immer ich ins Bad musste, ging mein Mann mit. Auch in die Küche ging ich nicht mehr alleine. War mein Mann arbeiten, saß ich mit dem Fleischermesser eingeschlossen im Zimmer und zitterte. Nur wenn Thorsten nicht da war, rannte ich mit dem Messer ins Bad und wieder zurück. Ich hätte mir eher in die Hose gemacht, als alleine das Zimmer verlassen zu müssen, wenn er da war.

 

4 Tage nach dem Übergriff gingen mein Mann und ich zum Rathaus. Herr s. hatte Urlaub, so gingen wir zum Bürgermeister. Ich erzählte Herrn B. alles. Das hätte ich mir sparen können. Herr B. meinte nur, es wäre dem Rathaus bekannt, dass Thorsten immer wieder Schwierigkeiten machte. Aber da könnte man nichts dagegen machen. Wir waren anderer Meinung. Es war so oft im Gespräch gewesen, einen Wohncontainer für Thorsten zu besorgen. Jedesmal wurde der Vorschlag wieder verworfen. Laut Herrn B. war das nämlich nicht notwendig. Da hatte Thorsten schon so viel getan. Anzeigen wegen verschiedener Dinge. Ständig kam wegen ihm die Polizei ins Haus. Immer wieder machte er etwas kaputt, oft sogar mutwillig. Er hielt sich an keine Regeln. Und nun auch noch das mit mir. Ich verstand nicht, wie das Rathaus dulden konnte, dass jemand wie Thorsten mit anderen Menschen unter einem Dach lebte. Auch meinte Herr B., dass er nichts machen könnte, da Herr S. ja in Urlaub war. Mein Mann fragte dann nach, wozu Herr B. Bürgermeister geworden war, wenn er ohne seine Angestellten nichts unternehmen konnte. Denn der Bürgermeister sollte an oberster Stelle sein und das entscheidente Wort haben.

 

Ich hatte einen ruhigen Tag, da Thorsten nicht da war. Kaum kam er abends zurück, brüllte er im Flur rum. Sein neuer Freund und Verbündeter David war mit der Kehrwoche dran. Das interessierte Thorsten aber nicht. Statt dessen brüllte er, wo ich kleine Hure wäre und ich sollte endlich mal sauber machen.  Sonst würde er es mich lehren. Und wenn er mit mir fertig wäre, wünschte ich mir, ihm nie begegnet zu sein. Den ganzen Tag würde ich nichts anderes machen, als auf meinem fetten Hintern zu sitzen und anzuschaffen.

 

Auch Walter schrie am nächsten Tag rum, dass ich faule Drecksau mal sauber machen sollte. Da ich vier Wochen zuvor dran gewesen war und das ganze Haus gewischt hatte, sah ich es aber nicht ein. Denn seither war nichts mehr passiert. Mir reichte es, dass ich die einzige war, die alles sauber machte und dann ständig als Drecksau und anderem tituliert wurde. Also überlegte ich mir etwas. Sonntags setzte ich mich an den PC und schrieb eine Mail an Herrn S. Dazu hatte ich Fotos vom ganzen Haus gemacht, auf denen der Dreck zu sehen war. Dazu schrieb ich, dass das der Dreck der letzten 4 Wochen war und ich nicht mehr einsehen würde, in Zukunft etwas sauber zu machen. Denn ich war nicht die Putzfrau. Auch wenn Walter und Thorsten dies dachten. Erst wenn Herr S. dafür sorgte, dass alle anderen auch regelmäßig sauber machten, würde ich mich wieder an der Kehrwoche beteiligen. Ansonsten würden eben alle im Dreck unter gehen. Auf meine Mail erhielt ich keine Antwort. Es war dem Rathaus also egal, was aus dem Haus wurde, welches fast 2 Millionen Euro gekostet hatte.

 

Thorsten stritt sich wieder mal mit Sabine und Klaus. Der Streitgrund war Bier. Wie immer zur Mitte des Monats war Thorsten nämlich pleite. Er ging zu Sabine und wollte sich dort am Bier bedienen. Nun meinte Klaus aber, dass er eine Liste anfertigen würde, auf der er notieren wollte, was sich Thorsten alles lieh. Sabine und Klaus bekamen nämlich kein Geld mehr von der Arbeitsagentur, da sie ihre Frührente bewilligt bekommen hatten, da aber noch keine Zahlung erhielten. Daher waren sie auch knapp bei Kasse und sahen nicht ein, ständig Thorsten auch noch mit zu finanzieren. Klaus meinte, sobald Thorsten sein Arbeitslosengeld bekommen hatte, war Zahltag. Das passte dem gar nicht. Er schrie rum und behauptete, er hätte schon so oft Sabine und Klaus geholfen. Da lachte Klaus laut und zählte auf, was Thorsten sich in den letzten Monaten geborgt hatte. Von der wirklich langen Liste war bis zu dem Tag nichts zurück gezahlt worden. Thorsten schrie noch mehr. Besonders als Klaus ihn aus dem Zimmer warf.

 

Endlich hatte ich bei der Polizei einen Termin für meine Aussage bekommen. Es war inzwischen über eine Woche vergangen und ich hatte schon Bauchschmerzen, wenn ich daran dachte, alles noch einmal erzählen zu müssen. Ich schlief jede Nacht schlecht und wachte wegen Albträumen auf. Aber ich hatte Glück und kam zu einer freundlichen und einfühlsamen Polizistin. Über 2 Stunden saß ich bei ihr. Dabei erzählte mir die Polizistin, dass in den nächsten Tagen auch Thorsten geladen war. Mir wurde mulmig, denn ich konnte mir denken, wie es zuhause zugehen würde. Das erzählte ich auch der Polizistin. Auch von meiner Befürchtung, dass er alles abstreiten würde, berichtete ich. Doch sie beruhigte mich. Sie meinte, die beiden Polizisten, die in dieser einen Nacht da waren, hätten in ihrem Bericht stehen, wie sie mich vorgefunden hatten. Auch die Fotos waren da. Meine Hämatome sah man zum Teil an dem Tag auch noch. Bevor ich ging, machte die Polizistin mir Mut, dass alles gut ausgehen würde.

 

Am nächsten Tag rief mir der Polizist, der die ganze Anzeige bearbeitete, zuhause an. Er warnte mich. Thorsten war wenige Augenblicke zuvor aus dem Revier gegangen und war entsprechend drauf. Ich war von ihm auch wegen Körperverletzung angezeigt worden und sollte am anderen Tag vorbei kommen, um meine Aussage dazu zu machen. Mir wurde auch mitgeteilt, dass ich jeder Zeit anrufen sollte, falls Thorsten tobt. Dies hätte man ihm auch mitgeteilt. Man würde ihn dann mitnehmen. Das beruhigte mich wenig. So saß ich zitternd zuhause und wartete auf das, was da auf mich zu kam. Zwar war Thorsten erstaunlich still. Aber so ganz konnte er sich seine Sprüche doch nicht verkneifen.

 

Das Wochenende näherte sich. Mein Mann hatte frei, wir gingen trotzdem zeitig ins Bett. Schlafen konnten wir trotzdem nicht. Thorsten stand brüllend im Flur. Er dachte, wir wären nicht da und verkündete dies nun jedem im Haus. Irgendwann verschwand er dann doch in seinem Zimmer und es wurde leise. Da seine Tür zu war, ging ich alleine ins Bad, nahm aber das Messer mit. Auf dem Rückweg stand Thorsten dann plötzlich vor mir. Er grinste und meinte, nun würde er es endlich zu Ende bringen. Dann kam er schnell auf mich zu. Doch ich hielt das Messer in der Hand, auf Thorsten gerichtet. Es kostete mich alle Mühe und Mut. Trotzdem sagte ich ruhig, dass Thorsten gerne näher kommen dürfte. Allerdings müsste er wissen, ob er den Verlust eines weiteren Fingers akzeptieren konnte. Sofort ging Thorsten einige Schritte zurück. Er brüllte laut, dass ich ihn einfach so mit einem Messer bedrohen würde. Eine Tür ging auf und David kam aus seinem Zimmer. Wie ein kleines Kind wurde Thorsten an der Schulter genommen und sicher in sein Zimmer gebracht.

 

Kurz darauf traute er sich dann wieder auf den Flur, wo Thorsten brüllte, dass das Drecksvolk ja doch da wäre und ob er sich wirklich mit einem Messer bedrohen lassen müsste. Das ging in Endlosschleife. Bis mein Mann aufstand und raus ging. Er fragte Thorsten, ob er dann bald fertig wäre und kam wieder ins Zimmer. Es dauerte einen Moment. Dann brüllte Thorsten, wir könnten uns wenigstens mal bei ihm entschuldigen, auch wenn es 2 Uhr am Morgen wäre. Meine Uhren zeigten alle 4 Uhr an. Auch sonst wusste ich nichts, wofür ich mich hätte entschuldigen müssen.

 

Mehrere Leute rieten mir dazu, einen Anwalt zu nehmen. Schon bald fand ich eine Anwältin, bei der ich auch schnell einen Termin bekam. Sie war jedoch sehr verwundert und teilte mir mit, dass einiges total falsch gelaufen war. So hätte in der einen Nacht nicht die Polizei die Aussagen und den Auftrag an meinen Mann mit den Fotos machen dürfen. Als klar war, dass es sich um eine sexuelle Nötigung ging, hätte die Kripo kommen müssen. Wo mindestens eine weibliche Person anwesend sein musste, die die Fotos gemacht hätte. Meinem Mann war nämlich nicht bekannt gewesen, auf was er bei der Anfertigung der Fotos hätte achten müssen. Da keine Kripo gefordert worden war, schrieb meine Anwältin einen Brief an die Polizeizweigstelle. Ein weiterer Brief ging an den Oberstaatsanwalt. Ein dritter Brief ging ans Rathaus. Darin erkundigte sich meine Anwältin, warum jemand wie Thorsten noch im Haus wohnen durfte. Nachdem ich bei meiner Anwältin fertig war, ging ich in ein Waffengeschäft. Dort kaufte ich eine Schreckschusspistole mit Pfefferpatronen. Kurz zuvor bekam ich nämlich den kleinen Waffenschein. Ohne meine Pistole ging ich seit dem nicht mehr aus dem Zimmer, wenn ich alleine war.

 

Wir waren spät dran, da wir aufgehalten worden waren. So gingen wir in die Küche, um zu kochen. Zu meinem Erstaunen war Walter auch in der Küche und stellte seine Pfanne grade neben dem Herd ab. Er kochte sonst immer gegen Mittag. Da ich nur 2 Herdplatten brauchte und Walter auch nie als 2 Platten brauchte, kochte ich trotzdem. Mein Mann musste nämlich später zur Arbeit. Nachdem ich soweit alles gerichtet hatte, ging ich in die Waschküche runter und mein Mann achtete auf das Essen auf dem Herd. Auf meinem Weg runter kam mir Walter entgegen. Er trug einen Topf mit Wasser und Kartoffeln drin und brabbelte etwas vor sich hin. Ich ging in die Waschküche und hörte schon Walter brüllen. Also beeilte ich mich, um wieder rauf zu kommen. Kaum war ich in der Küche, brüllte ich gegen Walter an, was er für Probleme hätte. Würde er nicht endlich einen anderen Ton finden, wollte ich ihm gerne beibringen, wie man normal redet. Walter stürmte an mir vorbei in sein Zimmer. Mein Mann erzählte mir dann, dass Walter getobt hatte, weil wir auch kochen wollten. Es störte ihn, dass die beiden von mir benutzten Platten nicht frei waren. Das würde seinen Platten zu viel Strom nehmen und sein Essen bräuchte länger. Von meinem Mann bekam Walter zur Antwort, dass er nicht den ganzen Tag in der Gegend rum fahren konnte, wie Walter. Mein Mann musste arbeiten und hatte nicht alle Zeit der Welt.

 

 In der folgenden Woche hatte Walter Kehrwoche und ich sagte Sonntags schon zu meinem Mann, dass Walter sicher wieder die ganze Zeit motzen würde. Und ich hatte Recht. Montag morgen um halb 5 wurde ich dadurch wach, dass Walter auf dem Flur stapfte und brüllte. Alle wären ein asoziales Pack. Aber das würde nichts machen, denn bald würden sowieso alle bis auf ihn ausziehen müssen. Da ich nicht mehr schlafen konnte, ging ich ins Bad. Walter stand mitten im Flur und hielt seinen Besen in der Hand. Dem erzählte er, wie dumm doch alle Menschen waren. Und außer Walter hätte noch nie jemand in seinem Leben gearbeitet. Kopfschüttelnd machte ich, dass ich weg kam.

 

Als mein Mann und ich unsere Post aus dem Briefkasten holten, sahen wir dort auch einen Brief für Thorsten, der von der Staatsanwaltschaft kam. Wir machten uns daher auf alles gefasst. Kurz danach kam Thorsten heim. Im Treppenhaus schlug er mehrfach gegen das Treppengeländer und brüllte dann, dass dies das Glockengeläute für die Eröffnung gewesen wäre. Später, mein Mann und ich waren in der Küche, kam er dann angetorkelt und meinte, er könne uns dumm an machen. Jedoch beachteten wir Thorsten nicht. Mein Mann musste abends wieder arbeiten. Ich saß eingesperrt im Zimmer und hörte dabei zu, wie Thorsten die ganze Zeit durch den Flur lief. Zwischendurch stellte er immer wieder mal die Musik lauter.

 

Ganz neu war, dass Thorsten seine Freunde weit nach Mitternacht zu sich bestellte. So lag ich öfters weit nach 4 Uhr wach im Bett, weil es Sturm geklingelt hatte. Dann wurde durch den Flur gestapft und die Tür bei Thorsten zu geworfen. Trotzdem war der gut zu hören. Er brüllte nämlich so laut, dass jeder im Haus etwas von seiner Unterhaltung hatte. Das machte ich ein paar Tage am Stück mit und stellte dann die Klingel heimlich ab. So hatte ich eine Nacht Ruhe und konnte schlafen. In der folgenden Nacht ging es dann wieder weiter. Erst gegen 9 Uhr ging der Besuch von Thorsten. Danach stellte Thorsten wieder mal seine Stühle und den Tisch in den Flur. Er musste mal wieder sein Zimmer wischen. Die ganze Aktion dauerte 3 Stunden, dazwischen gab es einige Bierpausen. Nach den 3 Stunden klingelte es und Thorsten bekam Besuch. Ich nahm an, dass es der selbe war, wie in der Nacht. Thorsten brüllte nämlich, dass er extra sein Zimmer gewischt hätte, da es dem Besucher zu dreckig gewesen war. Scheinbar war es dem Besucher aber noch immer nicht sauber genug, Thorsten wischte nochmal. Dann meinte er, das müsste nun reichen und er wollte es auch nicht mit der Sauberkeit übertreiben.

 

Spät in der gleichen Nacht. Thorsten stand brüllend im Flur. Der Ofen war dreckig und ich sollte den augenblicklich sauber machen. Da ich aber in der letzten Zeit nur Brot gebacken hatte und noch immer meine Silikonunterlagen dazu benutzte, sah ich das nicht ein. Im ganzen Ofen hingen Salami, Käse und Paprika. Daher dachte ich mir, Thorsten sollte mal etwas zu seinem Busenfreund David sagen. Denn der machte sich fast jeden Tag seine Pizza direkt auf dem Gitter. Irgendwann beschloss Thorsten dann, dass er wischen könnte. Jedoch nicht den Ofen, sondern den Boden. Von seiner Zimmerwischaktion war noch der Putzeimer und auch das Wasser da. Auch den Wischlappen hatte er noch am Wischer dran. Den hatte Thorsten mal vor einem halben Jahr gekauft und dran gemacht. Seither war der Lappen nicht ein einziges mal gereinigt worden. Mit dem kalten Wasser wurde nun also der Flur gewischt. Danach die Küche und wo er schon mal dabei war, auch das Männerbad. Sauber was es allerdings nicht.

 

Meine Anwältin hatte Akteneinsicht beantragt und meldete sich bei mir, als die Akte bei ihr auf dem Tisch lag. Der bearbeitende Polizist hatte aus der sexuellen Nötigung eine schwere Körperverletzung mit Beleidigung gemacht. Entsprechend erstaunt war die Anwältin dann auch. So lag die Anzeige auch beim Staatsanwalt. Sowohl meiner Anwältin, als auch mir war klar, dass die Anzeige so eingestellt werden würde, was wir nicht wollten. Daher schrieb sie an den Staatsanwalt. Auch beim Rathaus meldete sie sich, da von dort noch keine Reaktion gekommen war. Ich hatte mich inzwischen auch an den weißen Ring gewandt und wusste von dort, was ich für Rechte hatte und wo ich mir weitere Hilfe holen konnte. Man teilte mir auch mit, dass ich das Recht hatte, mich zuhause sicher zu fühlen. Dies war nicht der Fall. Sah mich Thorsten und er glaubte, dass ich alleine war, musste ich mir mit anhören, was er alles mit mir anstellen würde. Dabei grinste er jedesmal hämisch. Auch nachts stand er oft im Flur vor meinem Zimmer und rief mir unzählige Beleidigungen und Drohungen zu. Rief ich deswegen bei der Polizei an, kam niemand. Man sagte mir nur, alle würden wissen, wie Thorsten war und ich sollte doch ausziehen. Das hätte ich ja gerne getan. Nur ging das nicht ohne Wohnung. Bei jeder Wohnungsgesellschaft war ich vermerkt. Jeder Makler hatte meine Nummer und E-Mail-Adresse. Täglich sah ich bald stündlich, ob eine neue Wohnung rein gekommen war. Wir bekamen einfach nichts.

 

2 Tage später sorgte Thorsten wieder für Krawall. Er behauptete, mein Mann hätte ihn mit einer geladenen Waffe bedroht. Ich hatte aus dem Waffengeschäft ein Prospekt mitgenommen, in dem Schusswaffen drin waren. Dieses Prospekt hatte mein Mann in die Papiertonne geworfen, was Thorsten sah. Nun meinte er, es wäre nicht erlaubt, eine Waffe im Haus zu haben, dies wäre sogar vom Gesetzt verboten. Da musste ich schon etwas lachen, weil grade Thorsten sich nie an Gesetze hielt. Von meinem Mann wollte er einen Waffenschein sehen. Wir ignorierten Thorsten. Aus dem Grund rief er der Polizei an und erzählte, mein Mann würde mit einer geladenen Schusswaffe im Haus rum laufen. Inzwischen lachte ich Tränen. Denn mein Mann rührte meine Waffe gar nicht an. Die lag in ihrem Koffer, der sich im abgeschlossenen Schrank befand. Die Munition befand sich komplett eingepackt bei meinem Waffenschein an einem anderen Platz. Natürlich kam keine Streife und Thorsten saß zitternd vor Angst in seinem Zimmer. Mir hat es sehr gefallen. Am nächsten Tag wollte er sich dann bei Walter beschweren. Den interessierte das aber nicht. Thorsten brüllte dann im Flur rum, dass mein Mann und ich Psychos und gefährlich wären.

 

Thorsten wäre mit der Kehrwoche dran gewesen, hatte aber nichts getan. Dafür stand er brüllend im Flur und beschwerte sich über den Dreck. Dann rief er Herrn S. beim Rathaus an, um ihm dasvon zu berichten, wie es im Haus aussah. Herr S. wollte vorbei kommen. Ich wartete gespannt. Von meiner Anwältin hatte ich den Brief bekommen, der an den Staatsanwalt gegangen war. Den sollte ich ans Rathaus weiter leiten, um zu verdeutlichen, wie ernst das ganze war. Über eine Woche wartete ich auf eine Reaktion vom Rathaus. Es kam nichts. Statt dessen wurde Thorsten am Baggersee als Aufsichtsperson eingesetzt.

 

Grade als ich ins Bad wollte, kam Herr S. und verschwand bei Thorsten im Zimmer. Lange blieb er dort nicht und Herr S. tauchte im Flur auf. Dort sah ich ihn und sagte, dass ich ebenfalls mit ihm reden müsste. Zur Antwort bekam ich, dass ich in der Küche warten sollte. Also ging ich in die Küche. Herr S. kam kurz nach mir in die Küche. Mit Thorsten. Das passte mir nicht und ich fragte Herrn S. ob ich unter vier Augen mit ihm reden könnte. Nein, meinte er, wir könnten so reden, oder gar nicht. Also fragte ich, warum ich bisher keine Reaktion auf das Schreiben meiner Anwältin bekommen hatte. Ich bekam zur Antwort, er würde schon gar nicht mehr lesen, was von mir kam. Es wäre ihm egal und ändern könnte er sowieso nichts.

 

Vorsichtig sprach ich dann an, warum Thorsten nach wie vor im Haus wohnen bleiben durfte, mein Mann und ich aber schnellstens ausziehen sollten. Denn auch vom weißen Ring kam diese Nachfrage, die das gar nicht verstehen konnten. Herr S. meinte nur, es würde keine Veranlassung geben, um Thorsten aus dem Haus zu weisen. Als ich sagte, dass er immerhin wegen sexueller Nötigung eine Anzeige hatte und mich auch weiterhin bedrohte, wurde es auf einmal laut. Thorsten brüllte los, dass das eine Lüge wäre und ich nicht mehr richtig tickte. Dabei kam er mit erhobener Faust auf mich zu und holte aus. Herr S. stand nur ein paar Schritte neben mir, hatte die Hände in der Hosentasche und sah gelangweilt zum Fenster raus. Bevor Thorsten mich schlagen konnte, griff ich in meine Hosentasche und zog meine Schreckschusspistole. Diese hielt ich Thorsten direkt ins Gesicht und schrie, dass ich abdrücken würde, wenn er mich auch nur ein einziges mal anfasst. Er ging sofort zurück und plärrte zur Herrn S., dass dieser ja nun mal sehen könnte, wie verrückt ich war und was er ständig ertragen musste. Ich zitterte am ganzen Körper und wollte wütend wissen, warum Thorsten noch immer im Haus wohnen durfte, warum niemand etwas dagegen unternehmen wollte. Herr S. stand noch immer an der gleichen Stelle, mit den Händen in der Tasche und sah mich gelangweilt an. Er fragte mich, wo man meiner Meinung nach Thorsten hin bringen sollte. Nachdem ich meinte, dass ja schon öfter über einen Wohncontainer gesprochen worden war, brüllte Herr S. mich an. Ihm würde es reichen und er erwarte, dass mein Mann und ich uns schleunigst eine Wohnung suchten. Entweder würden wir uns fügen, oder eben selbst in einen Container ziehen. Entsetzt darüber, dass selbst bei einem Rathausangestellten egal war, was Thorsten machte, ging ich in mein Zimmer. Dort saß ich dann fix und fertig. Selbst bei der Gemeinde konnte Thorsten also tun und lassen was er wollte.

Kapitel 20

 Ich brauchte lange, um mich zu beruhigen. Dann rief ich erst meiner Anwältin an, um ihr von dem Vorfall zu erzählen. Sie war geschockt. Danach rief ich beim weisen Ring an. Dort war man ebenfalls geschockt und man versuchte mich zu beruhigen und mir Mut zu machen. Anschließend telefonierte ich mit einer Wohnungsgesellschaft, in deren Liste wir uns schon ein Jahr zuvor hatten einschreiben lassen. Als ich dort von der Anzeige gegen Thorsten erzählt hatte, wurden wir als dringlich eingestuft. An dem Tag bekam ich einen Besichtigungstermin. Leider wurde dieser Termin einen Tag später abgesagt.

 

Sabine war in die Klinik eingeliefert worden, da sie wegen Thorsten einen schweren Nervenzusammenbruch hatte. Klaus ging es in der Zeit auch nicht so gut. Er erledigte in seinem Zimmer ein paar Sachen und legte sich etwas hin. Das störte Thorsten. Er hämmerte ständig bei Klaus an die Tür und brüllte rum. Was Klaus nur für ein Mensch wäre, fragte Thorsten. Klaus würde wissen, dass Sabine im Krankenhaus war und wäre nicht mal bei ihr. Von Klaus wusste ich, dass er kurz zuvor im Krankenhaus angerufen hatte. Man wollte einige Untersuchungen machen, Sabine ginge es den Umständen entsprechend und er sollte doch erst am nächsten Tag vorbei kommen. Das war Thorsten aber egal. Klaus sollte sofort bei Sabine anrufen. Es interessierte ihn nicht, dass Sabine gar nicht in der Lage war, um zu telefonieren. Dann fiel Thorsten ein, dass Klaus sofort das ganze Haus sauber machen sollte. Auf dem Kehrwochenplan stand David, das interessierte Thorsten aber noch weniger. Irgendwann reichte es Klaus und er rief, dass Thorsten endlich seinen Mund halten sollte. Der brüllte darauf, dass das eine Gemeinheit wäre und warum er sich jetzt von Klaus beleidigen lassen musste.

 

Irgendwann verließ Thorsten das Haus. Zuvor teilte er Klaus mit, dass er nun eine Stunde Zeit hätte, um das Haus sauber zu machen. Nach einer Stunde war Thorsten da, allerdings sah es im Haus noch genauso aus, wie eine Stunde zuvor. Sofort hämmerte er bei Klaus an die Tür und brüllte rum. Würde Klaus nicht sofort raus kommen, wollte Thorsten ihn in die Psychiatrie einweisen lassen. Von Klaus kam keine Reaktion. Dadurch wurde Thorsten noch wütender und er brüllte, dass er Klaus eigenhändig aus dem Zimmer zerren würde. Dann wollte er Klaus unter der nächsten Brücke absetzen, die Zimmertür zu schließen und den Schlüssel im Rhein versenken. Thorsten hämmerte und brüllte eine Ewigkeit rum.

 

Langsam wurde es Thorsten zu langweilig und er suchte sich ein neues Opfer. Dieses Opfer war mein Mann. Thorsten brüllte, der nächste, der ihm über den Weg laufen sollte, müsste sich von ihm etwas wegen der Sauberkeit im Haus anhören. Selbst wenn es mein perverser Mann sein sollte. Das fand ich dann doch etwas komisch. Thorsten war es, der eine Anzeige wegen sexueller Nötigung bekommen hatte, nicht mein Mann. Dann meinte Thorsten, alle im Haus wären asozial, nur er nicht. Denn er würde wenigstens etwas machen. Jeder konnte täglich erleben, was Thorsten machte. Saufen, kiffen, Lärm durch laute Musik, brüllen, beleidigen, drohen und Leute angreifen. Da war ich gerne asozial, denn das was Thorsten war, fand ich noch viel schlimmer. Das wollte ich nicht sein.

 

Gegen Mittag fuhr Thorsten zur Tafel, wo er unter anderem eine Kokosnuss erwarb. Mit der Kokosnuss spielte er dann im Flur Bowling, was einen entsprechenden Saustall verursachte. Als Walter das sah, tobte er natürlich wieder los. Er brüllte, wenn Thorsten nicht bald in den Knast kommen würde, brächte Walter ihn um. Thorsten brüllte zurück und das ganze ging eine Weile hin und her. Dann kam aus der Küche ein Gerumpel, dass ich dachte, die beiden wollten alles auseinander nehmen. Sie schlugen aufeinander ein und brüllten sich dazwischen an. Ich war nicht lebensmüde und blieb wo ich war. Nur Klaus hatte etwas mehr Mut. Er teilte mit, dass er die Polizei rufen würde, wenn Walter und Thorsten nicht endlich aufhören. Thorsten verzog sich dann auch direkt. Auf dem Weg in sein Zimmer musste er aber noch etwas los werden. So erfuhr Walter, dass er froh sein könnte. Denn wäre Thorsten aggresiv, hätte er ihn schon lange umgelegt.

 

Walter verließ das Haus. Keine 5 Minuten später stand Thorsten mitten im Flur und rief der Polizei an. Sie sollten eine Streife schicken, denn Walter würde ihn die ganze Zeit bedrohen. Es kam keine Streife. Nach etwa einer Stunde stand Thorsten wieder im Flur und rief nochmal der Polizei an. Diesmal erzählte er, dass ganz schnell eine Streife kommen sollte. Mein Mann würde schon den ganzen Tag mit einer Pistole im Haus rum laufen. Thorsten war sich nicht sicher, ob diese geladen war und hätte um sein Leben angst. Leider kam wieder keine Streife. Die hätten nämlich recht doof aus der Wäsche schauen müssen. Mein Mann war an dem Tag nachweislich seit 6 Uhr auf Arbeit. Weil die Polizei seine "Ängste" nicht ernst nehmen wollte, war Thorsten wütend und beschallte den restlichen Tag das Haus mit Musik. Um in Ruhe telefonieren zu können, ging er mehrmals in den Hof runter, wo man seine Musik nicht ganz so laut hörte.

 

Ein paar Tage später war eine Stunde lang Musik zu hören. Dann stand Thorsten im Flur, hämmerte bei Klaus gegen die Tür und brüllte, der sollte sofort Wäsche waschen. Würde Klaus dies nicht machen, wollte Thorsten ihn vor die Tür setzen. Genau wie meinen Mann und mich. Das war mir dann neu. Dem erstaunten David erzählte Thorsten, dass er uns zum nächsten ersten aus dem Haus werfen dürfte. Kurz darauf stand Thorsten dann auf dem Vorplatz des Fluchtweges, den er "seinen Balkong" nannte. Von dort erzählte er der ganzen Nachbarschaft, dass er nun jeden Monat jemanden aus dem Haus werfen würde. Nur er und David dürften noch im Haus wohnen. Für die genauere Planung rief Thorsten dann David zu sich auf "seinen Balkong". Diese Pläne sahen recht komisch aus. Jeder der beiden sollte je 2 Zimmer für sich bekommen. Ein Zimmer sollte ein Gemeinschaftsraum mit Fernseher und Anlage werden. Vielleicht noch ein Billardtisch, das würde man dann schon noch sehen. Ein weiteres Zimmer sollte das Gästezimmer werden, falls mal jemand über Nacht bleiben wollte. David hörte interessiert zu, sagte aber nichts zu diesen Plänen. Dann erzählte Thorsten ihm, dass mein Mann und ich kurz zuvor aus dem Haus gegangen waren. Er hätte von "seinem Balkong" gesehen, wie wir ins Auto gestiegen und weg gefahren waren. Nun hatte mein Mann aber noch immer Frühschicht und ich saß in meinem Zimmer. Ich dachte mir, dass Thorsten die irrsinnigsten Wahnvorstellungen hatte, die ich je erlebt hatte. In dem Moment brüllte Walter auf dem Flur, dass er dem Bundeskanzler Schmidt anrufen wollte. Der würde nämlich kommen, um im Haus aufzuräumen.

 

Wieder einmal hatte Thorsten etwas neues auf Lager. Er stellte den Esstisch und die Stühle ins Treppenhaus vor das Frauenbad. Denn wir dürften diese Möbel nicht mehr nutzen. Uns konnte er nicht dumm kommen. Mein Mann holte aus dem Keller unseren Campingtisch und die Campingstühle. Wir bauten alles in der Küche auf und saßen dann vergnügt beim essen. Thorsten kam den Flur vor gelaufen und schaute nicht schlecht. Ich musste mir schon das lachen verkneifen. Dann lief Thorsten in sein Zimmer, um zu telefonieren. Er erzählte, dass er unbedingt beim Rathaus anrufen müsste. Die sollten bald möglichst unsere Campingmöbel holen kommen, denn so ginge es ja schließlich nicht. Mir gefiel es, dass sein Plan so gar nicht auf ging. Und wollte er dumm kommen und der Schuss war nach hinten los gegangen. Auch sein Gesicht stellte ich mir vor, wenn man ihm beim Rathaus sagte, dass man unsere Sachen nicht einfach so holen kommen konnte.

 

Noch am selben Abend wischte Thorsten den Flur. Es war noch immer das gleiche, dreckige und kalte Wasse, welches er vor einigen Wochen schon benutzt hatte und auch der gleiche dreckige Wischlappen. Ich war grade am duschen, als Thorsten anfing. Als ich fertig war, wartete ich einige Zeit. Doch ewig wollte ich nicht im Bad rum sitzen und entschloss mich dazu, in mein Zimmer zu gehen. Das fand Thorsten dreist. Ich hätte mit meinen dreckigen Schuhen, die ich übrigens nur im Haus an hatte, seinen sauberen Flurboden mutwillig verdreckt. Das fand ich witzig. Denn mit schmutzigem Wasser konnte der Boden gar nicht sauber geworden sein. Thorsten wischte den ganzen Flur nochmals. Und weil seine Aktion nach hinten los gegangen war, trug er später noch den Esstisch und die Stühle in die Küche zurück. Dabei brüllte er rum, dass ich gar keine richtige Frau wäre, weil ich mich nicht von ihm anfassen lassen wollte. Statt dessen wäre ich dreckig, verlogen und falsch. Aber ich würde schon noch sehen, was ich davon hätte.

 

Einen Tag später. Ich wollte ins Bett, es war kurz vor 2 Uhr. Mein Mann schlief schon, ich hatte noch etwas im Fernseh angeschaut. Da war wieder laute Musik zu hören. Es wurde lauter und lauter, bis bei uns im Zimmer alles wummerte. Davon wurde mein Mann wach. Er hatte keine große Lust, um auf den Flur zu gehen und etwas zu sagen. So rief er bei der Polizei an und fragte nach Rat. Es wurde gesagt, dass eine Streife vorbei kommen würde. Wir sollten im Zimmer bleiben und uns ruhig verhalten. Kurz darauf wurde die Musik leiser. Dafür kam Thorsten auf den Flur und brüllte rum. Die Polizei hatte bei ihm angerufen und gesagt, dass er seine Musik leiser machen sollte. Das passte ihm aber gar nicht. Denn so etwas könnten wir in einer Mietwohnung erwarten und verlangen. Im Obdachlosenhaus aber würden andere Gesetze und Regeln gelten. Außerdem könnte man ihm sagen, wenn er zu laut war. Da müsse man nicht kindisch die Polizei anrufen. Er war ja ein umgänglicher Mensch.

 

Wir gingen ins Bett und warteten. Nach einer Weile hielt Thorsten den Mund und wir schliefen ein. Fast 3 Stunden später waren wir wieder wach. Thorsten brüllte auf dem Flur rum. Ab 6 Uhr könnte er laute Musik hören, meinte er. Es war jedoch kurz nach 5 Uhr, was ihn aber nicht interessierte. Er brüllte und rumpelte auf dem Flur rum, dass an weiter schlafen nicht mehr zu denken war. Grade als ich der Polizei nochmal anrufen wollte, gab es einen lauten Rumps. Danach war es ruhig. Einen Moment wartete ich. Da nichts mehr zu hören war, stand ich auf und machte vorsichtig die Tür auf. Ich sah raus. Thorsten lag vor seinem Zimmer auf dem Boden, mit dem Gesicht nach unten. Er regte sich nicht, also ging ich langsam hin. Etwa einen Meter vor ihm blieb ich stehen. Von irgendwo sprudelte Blut auf dem Boden und hatte schon eine beachtliche Pfütze gebildet. Es war nicht zu sehen, von wo das Blut genau kam. Thorsten regte sich kurz und ich eilte in mein Zimmer, wo ich sofort die Polizei anrief und einen Krankenwagen orderte.

 

Mein Mann war in der Zeit ebenfalls aufgestanden und zusammen warteten wir, bis Polizei und Krankenwagen eintraf. Plötzlich war Thorsten wieder zu hören. Ich sah nochmal vorsichtig nach und sah, wie Thorsten einige Sachen weg räumte, die er ständig im Flur rum stehen und liegen hatte. Genau die Sachen, von denen ich immer sagte, dass mal irgendwann drüber fliegen und blöde fallen würde. Dabei redete er sehr laut und ich merkte, dass er der Polizei anrief. Also teilte ich ihm mit, dass sowohl Polizei, als auch Krankenwagen auf dem Weg waren. Das nahm Thorsten als Anlass, erneut zu brüllen. Ich hätte nur bei der Polizei angerufen, weil ich ein schlechtes Gewissen hätte. Nun wusste ich aber nicht, warum mein Gewissen schlecht gewesen sein sollte. Der Krankenwagen traf bald ein, kurz darauf die Polizei. Thorsten wurde untersucht und man hielt es für besser, wenn er ins Krankenhaus mit fahren würde. Eine Trage wurde für den Transport geholt. Thorsten war sehr wacklig auf den Beinen. Ob wegen dem Blutverlust, oder wegen den 2,3 Promille, wusste niemand. Beim Transport durch das Treppenhaus musste die Polizei noch helfen. Thorsten hielt sich ständig am Treppengeländer fest und weigerte sich, mit dem Krankenwagen ins Krankenhaus zu fahren. Jedoch kehrte bald Ruhe ein. Mein Mann und ich legten uns noch etwas hin. Selbst Walter war an dem Morgen ruhig.

 

Erst gegen Mittag brüllte Walter mal kurz, dass er in den nächsten Tagen mit den Kampfhunden kommen würde. Er fand nur keine Beachtung. Ich entdeckte dann, dass bei Thorsten vor dem Zimmer noch immer das gaze Blut war. Es trocknete ein, was mir egal war. Auch die Fenster in seinem Zimmer standen offen. Die hatte die Polizei auf gemacht. Es schneite den ganzen Tag und es schneite auch ins Zimmer rein. Das Licht war an und der Fernseher lief. Mich interessierte das nicht. Denn für diese Person hatte ich genug getan.

 

Nach einigen Tagen kam Thorsten dann zurück. Er sah nett aus. Sein Nasenbein war gebrochen und das ganze Gesicht war farbig, wie ein Regenbogen. Dann erfuhren wir, dass Thorsten im Krankenhaus meinen Mann angezeigt hatte. Der hätte ihm seine Nase nämlich kaputt geschlagen. Nun musste er ein paar Tage später nochmal ins Krankenhaus, um sich die Nase operieren zu lassen. Thorsten hatte so einen Hass, dass er David noch zu sich rief. Auf den redete er dann ein. David sollte zur Polizei gehen und eine Falschaussage machen. Er sollte erzählen, dass er gesehen hätte wie mein Mann im Flur auf Thorsten los gegangen war und ihn schlug. Die Sache war David nicht ganz geheuer und er machte keine Falschaussage. Dafür konnte ich am selben Tag noch lachen. Thorsten erzählte, dass mein Mann und ich uns an keine Regeln halten könnten. Aus dem Grund würden wir nie weit kommen in unserem Leben.

 

Am nächsten Tag kam dann ein Schlag ins Gesicht für uns. Herr S. hatte sich per Mail bei mir gemeldet:

 

Sehr geehrte Frau F.

 

die Gemeinde hat vor einigen Jahren für viel Geld eine Unterkunft für Obdachlose geschaffen, damit diese menschenwürdig untergebracht werden. Sie und alle anderen Obdachlosen der Gemeinde W. wurden damals in diese neugeschaffene Wohnung eingewiesen, mit dem Gedanken, dass diese sich vertragen werden. Aber leider war dies von Anfang an nicht der Fall. Aber dafür kann nicht die Gemeinde verantwortlich gemacht werden.

 

Ein Wohncontainer für eine einzelne Person zu verschaffen ist unverhältnismäßig.

 

Sie haben sich schon während der Unterbringung in der Hauptstraße 12 über Herrn G. beklagt, dass er Sie belästigt. Ich verstehe daher nicht, dass Sie noch in der Obdachlosenwohnung mit Herrn G. zusammen leben, obwohl Ihr Ehemann in einem geregelten Arbeitsverhältnis steht und Sie sich zusammen zumindest eine 2-Zimmer-Wohnung leisten könnten.

 

Ein Übergriff von Herrn G. gegen Sie wird von uns genauso verurteilt wie von Ihnen. Die Gemeinde kann dagegen jedoch nichts unternehmen. Sie müssen diese Vorfälle gegenüber der Polizei anzeigen.

 

Wir versuchen zur Zeit, für Sie eine geeignete Wohnung zu finden. Dennoch möchten wir Sie darauf hinweisen, dass Sie sich selbst um eine Wohnung bemühen müssen. Wir werden in Zukunft auch Nachweise von Ihnen verlangen, wie und wann Sie sich um eine Wohnung bemüht haben.

 

S.

 

Also mussten die gehen, die von Thorsten belästigt wurden. Er durfte bleiben und weiter machen. Zufällig hatte ich noch von einem ganzen Monat den Mailverkehr von verschiedenen Wohnungen, für die ich mich beworben hatte. Diese schickte ich umgehend an Herrn S. Wenige Minuten später kam wieder eine Mail von Herrn S. Wir sollten schnellstens vorbei kommen, er hätte wohl eine Wohnung gefunden und er bräuchte einige Unterlagen. So gingen wir eben zum Rathaus. Herr S. fertigte alles wortkarg ab und meinte, er würde sich melden, sobald ein Besichtigungstermin bekannt gegeben wird. Ich ärgerte mich. Die Wohnung war nämlich nicht dort, wo mein Mann und ich hin wollten. Nämlich näher an seine Arbeit. Bei der Wohnung wäre sein Arbeitsweg noch weiter gewesen. Wir hielten den Mund und machten gute Miene zum bösen Spiel.

 

Eine Woche später konnten wir endlich die Wohnung besichtigen, für die ich mich seit einem viertel Jahr beworben hatte. Danach sollten wir zu der Wohnung fahren, die das Rathaus uns rausgesucht hatte. Dazu hatte ich keine Lust. Wir fuhren zur Wohnungsbesichtigung und fanden uns in einer Wohnung wieder, in der ich mich gleich sehr wohl fühlte. Der Weg zur Arbeit war nicht weit und für meinen Mann und mich war diese Wohnung ausreichend. Ich erzählte, wo wir lebten und warum wir dort unbedingt weg mussten und auch unbedingt wollten. Da nach der Besichtigung noch etwas Zeit war, hielten wir bei meinem Mann auf der Arbeit an und besuchten seine Kollegin. Während dem Gespräch ging mein Handy, eine SMS war eingegangen. Als ich die laß, brach ich in Tränen aus. Man würde uns den Mietvertrag zu senden, wir hatten die Wohnung. Wenig später meldete sich Herr S. Der Termin von seiner gefundenen Wohnung war abgesagt worden, da schon ein Mieter gefunden worden war. Uns war das egal. Mein Mann und ich feierten erst mal.

 

Thorsten war wegen seiner OP im Krankenhaus. Die Tage davor hatte er große Angst, die ich ihm gönnte. Doch auch diese ruhigen Tage waren zu Ende. Und gleich als Thorsten eintraf, brüllte er wieder rum. Er bekam Besuch, der ihm das Zimmer sauber machen sollte. Dazu musste Thorsten Anweisungen brüllen. Laut dem, was er so brüllte, war seine Putzkraft sehr doof und hatte von sauber machen keine Ahnung. Irgendwann war diese Arbeit dann doch geschafft und ein Fernseher sollte angeschlossen werden. Nun hatte der Besuch davon aber genauso viel Ahnung, wie Thorsten. Er brüllte, tobte und fluchte. Ich grinste.

 

An gleichen Tag kam der Mietvertrag an, den wir unterschrieben und in einen Umschlag steckten. Thorsten brüllte noch mehrmals rum, er war auch wieder am kiffen. Ich grinste. Die ganze Zeit sah ich unsere Wohnung vor mir. Die Tage in dem Obdachlosenhaus, unter den Umständen, mit diesen Menschen, waren endlich gezählt.

 

Walter und Thorsten gerieten wieder aneinander. Wir nannten sie inzwischen nur noch die Zwillinge. Es nahmen sich beide nichts. Dann war Walter der Meinung, er könnte über mich her ziehen und wieder seine erfundenen Geschichten zum Besten geben. So hatte ich zum Beispiel auf einmal eine chinesische Schwester, die neuerdings ständig bei mir war. Diese Schwester war weder chinesisch, wie haben nämlich die gleichen Eltern, noch waren 3-4 Besuche nicht grade ständig bei mir aufhalten. Daher lachte ich laut. Das hörte Walter. Er meinte, die Kampfhunde würden kommen und die Fremdenlegion. Ich würde mein blaues Wunder erleben. Dem Bischof hätte er auch schon geschrieben, damit Walter von dem Hilfe bekommt. Ich lachte noch mehr. Walter meinte, das lachen würde mir bald vergehen. Mir machte der Bauch weh vom lachen.

 

Wir hatten die Schlüsselübergabe und planten eifrig. Das merkte Thorsten irgendwann. Aber egal wie sehr er lauschte, es war nichts zu erfahren, was Thorsten störte. Daher wollte er von David wissen, ob er etwas wissen würde. David wusste auch nichts. Dafür erzählte ihm Thorsten, dass er bald nach Konstanz ziehen würde. Zuvor wollte er uns aber noch aus dem Haus raus klagen. Ich grinste. Das sah Thorsten und meinte, das grinsen würde er mir auch noch abgewöhnen. Ich grinste noch mehr. Nun gab Thorsten an David den Auftrag, dass er rausbekommen sollte, was da vor sich ging. Denn Thorsten wusste genau, dass wir etwas planten und wenn es so weit wäre, wollte Thorsten einen Zeugen haben. Fast hätte ich im Kreis gegrinst.

 

Mein Mann musste zur Nachtschicht und ich begleitete ihn bis zum Auto. Als wir dort standen, kam Walter mit dem Fahrrad an, sah mich und brüllte los. Anstatt in den Hof zu fahren, drehte er noch eine Runde um den Block. In der Zeit war ich schon auf dem Weg in die Waschküche, wo ich Wäsche abhängen musste. Von dort hörte ich Walter dann heim kommen. Er motzte und beleidigte mich, kaum dass er im Treppenhaus war. Walter erzählte, dass er mich fertig machen würde. Ich nahm meinen Messbecher, den ich in der Waschküche hatte, füllte ihn voll und ging ins Treppenhaus. In dem Moment, als Walter dran vorbei laufen wollte. Natürlich meinte er, mich direkt beleidigen zu können. Ich schüttete das ganze Wasser aus. Mitten in sein Gesicht. Ohne ein weiteres Wort stapfte Walter weiter.

 

Thorsten beklagte sich bei Sabine. Angeblich hätte ich mir in den letzten Tagen viele Freiheiten raus genommen. Sollte ich daher nicht im Haus sauber machen, wenn ich laut Kehrplan dran war, würde er mich fertig machen. Denn ich war nur eine billige Hure. Er hatte das Sagen. Und er würde mir meinen Platz schon noch zeigen. Ich grinste. Wenn ich laut Kehrplan dran war, wohnte ich schon lange in meiner Wohnung. Dort war mein Platz. An dem Abend maulte Thorsten noch lange rum. Ich hatte die Klingel nämlich abgestellt und so konnte Thorsten nicht hören, wie der Drogenlieferant klingelte. Nun saß er auf dem Trockenen. In seiner Langeweile füllte er Sabine ab, die es ein viertel Jahr ohne Alkohol geschafft hatte.

 

 Es war der Tag vor unserem Umzug. Thorsten hatte inzwischen mitbekommen, dass wir ausziehen würden und meinte, noch ein paar dumme Sprüche bringen zu müssen. Doch das änderte nichts an meiner guten Laune. Abends war ich auf dem Weg ins Bad, um mir die Hände zu waschen. Dabei telefonierte ich und sah daher nicht, dass David in der Küche stand. Ich erzählte meinem Gesprächspartner, dass ich noch einige Sachen richten musste und am anderen Morgen dann die Fahrt in den wohlverdienten Urlaub starten würde. Denn da, wo wir wohnen würden, war es ruhig. Wie im Urlaub. Als ich aus dem Bad kam, sah ich noch David zu Thorsten flitzen. Er erzählte ganz aufgeregt, dass wir doch nicht ausziehen würden, sondern in den Urlaub gingen. Ich fand das lustig. Vor allem, weil Thorsten sich laut aufregte. Ständig fragte er sich, was wir uns noch alles raus nehmen wollten und was er noch ertragen sollte.

 

Dann war es endlich soweit. Mein Mann und ich packten die ersten Sachen in unseren gemieteten Combi. Die ganze Zeit war niemand zu sehen, was uns ganz recht war. Erst am Nachmittag tauchte Thorsten kurz mit seinem On/Off Freund Viktor auf. Da mein Mann abends wieder arbeiten musste, machten wir früh Schluss und ich verbrachte die erste Nacht in der neuen Wohnung. Es war schön, endlich ohne Lärm und ohne Angst frei in der Wohnung rumlaufen zu können. Vor allem der Balkon hatte es mir angetan. In der Nacht schlief ich tief und fest. Am nächsten Morgen musste mein Mann mich regelrecht wach rütteln. Wieder packten wir unsere Sachen in den Combi und brachten es in unser Zuhause, wurden jedoch nicht ganz fertig. Ein paar Kleinigkeiten mussten am Sonntag noch geholt werden.

 

Als wir die letzten Sachen eingepackt hatten, kam ein Taxi angefahren und Thorsten stieg aus. Sein Arm war in Gips. Wie wir dann noch von Sabine erfahren durften, hatte Thorsten sich mit Viktor gestritten und bekam dabei den Arm gebrochen. Am Montag brachten wir dann die Schlüssel zu Herrn S. Das war das letzte mal, dass wir dieses Haus sehen mussten.

 

Inzwischen sind 2 Jahre vergangen. Hier ist es zwar auch nicht immer leise. Es ist aber ein enormer Unterschied, ob mal etwas lauter ist, oder regelmäßig so laut, dass man bald verrückt wird. Noch immer halte ich mich viel und gerne auf dem Balkon auf. Manchmal reden mein Mann und ich noch über die erlebte Zeit. So ganz haben wir beide noch nicht damit abgeschlossen. Aber wir schauen uns dann jedesmal in unserer Wohnung um und sehen, was wir uns hier aufgebaut haben. Und wir sind froh, nicht mehr mit solchen Menschen auf engstem Raum leben zu müssen.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 18.04.2019

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für meinen Mann, der mit mir zusammen diesen Albtraum durchmachte

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