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Das Monster im Schrank

Jeder kannte die Geschichten, von den Monstern, die sich im Dunkel in Schränken, oder unter Betten, verstecken sollten. Manche kleinen Kinder, glaubten sogar daran. Doch Tim wusste, dass es solche sogenannten Monster gar nicht gab. Mit seinen 20 Jahren, war er eindeutig zu alt dazu. So ging er vergnügt los, um auf seinen kleinen Cousin aufzupassen, der noch an Monster glaubte. Seine Tante und ihr Mann, wollten an diesem Abend ins Theater und da sein Cousin sich alleine ängstigte, baten sie Tim, auf den Kleinen aufzupassen. Tim tat es gerne. Seine Tante bezahlte ihn gut und ein paar Geldscheine mehr in der Tasche, konnte man in seinem Alter immer gebrauchen. Für Tim, war es sogar sehr leicht verdientes Geld, da sein Cousin schon im Bett lag, wenn er eintreffen würde.

 

Vor dem Haus seiner Tante, stellte Tim sein Fahrrad ab. Dann lief er durch den Garten und klingelte. Seine Tante öffnete ihm und nach einer kurzen Begrüßung, gingen sie gemeinsam ins Wohnzimmer, wo Tim auch auf den Mann seiner Tante traf. Nach einem kurzen Wortwechsel, Telefonnummer in der Küche auf dem Tisch, Kühlschrank voll und all diese Dinge, war Tim alleine. Mit einem Sprung, machte er es sich auf der Couch bequem und griff nach der Fernbedienung. Doch auf keinem der vielen Sender, lief etwas interessantes. So beschloss Tim, eine DVD zu sehen. Der Mann seiner Tante, besaß eine große Sammlung und hatte auch immer die neusten Filme. Diese DVD-Sammlung, befand sich allerdings in einem kleinen Raum, neben der Küche. Eigentlich wäre es ein Abstellraum gewesen, doch mit den ganzen Regalen voll mit DVDs, glich er eher einer kleinen Videothek.

 

Nach einigem Stöbern, fand Tim auch einen guten Film. Bevor er sich wieder ins Wohnzimmer begab, wollte er noch einen kurzen Zwischenstop in der Küche einlegen. Dort wartete ein voller Kühlschrank. Nachdem Tim das Licht eingeschaltet hatte, stellte er als erstes fest, dass eine Tür vom Küchenschrank offen stand. Tim schloss diese und dachte sich nichts dabei. Seine Tante musste wohl vergessen haben, die Tür zu schließen. Zurück im Wohnzimmer, sah er sich den Film an. Er war wirklich gut. Einige Zeit später, musste Tim aufs Klo. Wieder kam er an der Küche vorbei und sah, dass die Schranktür offen war. Das wunderte Tim zwar, er schloss sie aber erneut. Doch auf dem Weg zurück vom Klo, stand die Küchentür schon wieder auf. Nun dachte Tim an einen Streich, den ihm sein Cousin spielen wollte. So rief ihn Tim laut und sagte, dass es schon spät war. Kleine Kinder, sollten schon lange in ihrem Bett liegen und schlafen. Er erhielt keine Antwort.

 

Leise schlich Tim durch die Räume, auf der Suche nach dem Versteck seines Cousins. Weit konnte der kleine Racker nicht sein. Doch wo Tim auch guckte, nirgends sah er das Kind. Verwundert setzte er sich wieder auf die Couch, um sich den Film weiter anzusehen. Auf einmal, hörte Tim ein Klirren aus der Küche. Schnell sprang er auf, eilte in die Küche und fand diese leer. Dafür stand die Schranktür auf und davor lag ein zerbrochener Teller auf dem Fußboden. Jetzt war Tim wütend. Laut rief er nach seinem Cousin und setzte dazu, dass es nun genug wäre. Keine Antwort. Keine Reaktion. Tim schloss die Tür und machte sich auf den Weg, um die Kehrschaufel zu holen. Wie er zurück in die Küche kam, fand er die Schranktür erneut offen vor.

 

Jetzt reichte es Tim entgültig. Er legte die Kehrschaufel zur Seite und lief zum Zimmer seines Cousin. Dort öffnete Tim schnell die Tür und stand in einem dunklen Raum. Mit der einen Hand, tastete er nach dem Lichtschalter, fand ihn und schaltete das Licht an. Auf der einen Seite, stand das Bett, darin lag sein Cousin. Erst dachte Tim, das Kind würde sich nur schlafend stellen. Aber als er weiter in den Raum ging, stellte er fest, dass sein Cousin wirklich schlief. Wer hatte dann den Küchenschrank geöffnet? Sein erster Gedanke war ein Einbrecher. Aber welcher Einbrecher, würde in ein Haus einsteigen, um eine Schranktür zu öffnen? Tim beschloss, dem ganzen auf den Grund zu gehen.

 

In der Küche, wartete erneut eine Überraschung auf Tim. Die Schranktür war zu und die Scherben auf dem Boden, waren weg. Das konnte doch kein Einbrecher sein. Der würde kaum erst einen Teller zerschlagen und danach die Scherben weg fegen. Komisch war auch, dass selbst die Kehrschaufel weg war. Einen Moment überlegte Tim, ob er diese vielleicht mit ins Zimmer seines Cousins genommen und da vergessen hatte. Doch dann entschloss Tim sich, ins Wohnzimmer zurück zu gehen und den Film weiter zu schauen. Bevor er aber auch nur einen Schritt gehen konnte, flog hinter ihm die Schranktür auf. Erschrocken drehte sich Tim um und sah noch, wie die Tür mit einem lauten Schlag, zu flog. Das wunderte Tim nun doch. Keine Tür ging von alleine auf und zu. Er würde der Sache jetzt richtig auf den Grund gehen.

 

Tim ging entschlossen auf den Schrank zu und griff nach der Tür. Bevor er den Griff aber auch nur berühren konnte, sprang die Tür erneut von alleine auf. Gleichzeitig ging in der Küche das Licht an. Im Inneren des Schrankes, konnte Tim eisblaue Augen erkennen. Einen Schritt nach dem anderen, ging er zurück. Alles in ihm schrie, dass er so schnell wie möglich von diesem Schrank weg kommen sollte. Da stieß er an den Küchentisch, der mitten im Weg stand. Dahinter lag die Küchentür, wo Tim hin wollte. Doch er schaffte es nicht mehr, um den Tisch rum zu gehen, denn auf einmal hörte Tim ein lautes Grollen. Es hörte sich ähnlich wie ein Donnern an. Was dann passierte, ging alles ganz schnell. Die ganzen Teller stürzten auf den Boden und zerbrachen. Eine knochige Hand streckte sich nach Tim aus, packte ihn an seinem Oberteil und zerrte ihn in den Schrank. Tim wusste nicht, ob er geschrien hatte, oder ob er sich das eingebildet hatte. Er hörte noch, wie die Schranktür zu schlug, dann war es dunkel.

 

3 Stunden später. Die Haustür ging auf und Tims Tante kam mit ihrem Mann nach Hause. Sie lachten und zogen sich die Jacken aus. Tim rufend, ging die Tante ins Wohnzimmer, wo im Fernsehen ein Film lief. Doch der Raum war leer. Da hörte sie ihren Mann aus der Küche rufen. Als sie dort hin eilte, stand sie in einem großen Chaos. Alle Teller lagen zerbrochen auf dem Boden und im ganzen Raum verteilt. Aber auch hier war Tim nicht. Ängstlich rannten beide ins Kinderzimmer und fanden ihren Sohn schlafend im Bett vor. Überall suchten sie nach Tim, doch sie konnten ihn nirgends finden. Vor dem Haus, stand noch sein Fahrrad, er konnte also nicht gegangen sein. Die Tante entschied sich dazu, die Polizei zu rufen, die bald darauf eintraf. Es konnten keine Einbruchspuren entdeckt werden. Man sagte, Tim müsste die Teller aus dem Schrank gerissen haben und dann zu Fuß abgehauen sein. Das konnte die Tante nicht glauben, sie kannte ihren Neffen.

 

Nach mehreren Tagen, war Tim noch immer verschwunden. Eine Suchmeldung wurde aufgegeben. Doch niemand hatte Tim gesehen. Er tauchte auch nicht auf. Alle fragten sich, was in der fraglichen Nacht geschah, das Tim geflüchtet war.

Der Geist aus dem Traum

 Tina hatte noch eine Stunde Fahrt vor sich. Sie war auf dem Weg zu ihrer Freundin Mara, die sie schon über 2 Jahre nicht mehr gesehen hatte. Der Zug ratterte unentwegt dahin. Langsam wurden ihre Augen schwer und Tina beschloss sich, noch ein wenig zu schlafen.

 

Sie stand vor einem kleinen Haus. Links davon, führte eine Treppe ins Innere. Rechts befand sich ein Garten mit Blumen und einer alten Schaukel. Tina lief den Weg entlang, um die Schaukel rum und sah eine Treppe, die nach unten ins Haus führte. Vorsichtig öffnete sie die Tür, doch alles war dunkel dort unten. Sie wollte zurück gehen, da sah sie sie. Sie stand ein Stück neben ihr und sah Tina stumm an. Obwohl ein leichter Wind ging, bewegten sich weder ihre langen Haare, noch das Sommerkleid, das sie trug. Da lief sie ohne ein Wort, auf die Kellertreppe zu und ging hinunter. Bevor sie im Dunkeln verschwand, drehte sich das Mädchen zu Tina um und sah sie bittend an. Zögernd folgte Tina ihr. Zu ihrem Erstaunen, konnte sie im Dunkeln sehen. Auf den Stufen, lag Staub, auf dem allerdings nur ihre eigenen Fußabdrücke zu sehen waren. Am Ende der Treppe, wartete das Mädchen. Tina fragte, wie ihr Name währe, doch es kam keine Antwort. Statt dessen, lief sie weiter in den langen Raum hinein und machte Tina ein Zeichen, ihr zu folgen.

 

Erschrocken setzte Tina sich auf. Jemand hatte sie am Arm geschüttelt. Als sie auf sah, stand ein Schaffner vor ihr und erklärte, dass sie an der nächsten Station aussteigen müsste. Tina rieb sich verschlafen über die Augen. Das war ein seltsamer Traum. Sowas kannte sie gar nicht von sich. Eilig packte sie ihre Sachen zusammen, nahm ihren Koffer und stellte sich an die Zugtür. Es dauerte auch nicht mehr lange und der Zug hielt an. Draußen war es heller Mittag und Tina beschloss, diesen Traum zu vergessen. Da sah sie auch schon Mara auf sich zu eilen, die ihr auch gleich freudig um den Hals fiel. Die beiden jungen Frauen, begrüßten sich stürmisch. Dann nahm Mara die Koffer und führte ihre Freundin zum Auto. Auf der Fahrt, redeten beide ununterbrochen. Es gab zu vieles, was sich die beiden zu berichten hatten.

 

Schon waren sie angekommen. Tina stieg aus dem Auto aus und sah sich um. Was sie sah, verschlug ihr die Sprache. Vor ihr lag ein kleines Haus. Links davon, führte eine Treppe ins Innere. Rechts befand sich ein Garten, in dem Blumen blühten. Auch eine alte Schaukel stand dort. Tina hätte alles gewettet, dass hinter dem Haus eine Treppe war, die in den Keller führte, denn sie stand genau vor dem Haus, aus ihrem Traum. Maras Stimmt, rieß Tina aus ihren Gedanken raus. Sie wollte wissen, ob irgendetwas nicht stimmen würde. Für einen kurzen Moment, überlegte Tina, ob sie ihrer Freundin von dem Traum erzählen sollte. Doch dann beschloss sie, zu schweigen. Mara hätte ihr doch nicht geglaubt und sie vielleicht sogar ausgelacht. Statt dessen, erklärte sie, alles wäre in bester Ordnung und folgte der Freundin ins Haus.

 

Es war innen wirklich schön. Man trat direkt in ein großes Wohn- und Esszimmer, von wo eine Wendeltreppe in das obere Stockwerk führte. Unten gab es sonst nur noch ein Badezimmer und die Küche. Von dieser aus, führte eine Tür auf die Rückseite des Hauses. Durch ein Fenster, konnte Tina die Treppe sehen, die in den Keller führte. Mara sah ihren Blick und erzählte, dass die Kellertür schon seit Jahren nicht mehr auf ginge. Der Vorbesitzer hätte das Haus in einem schlimmen Zustand überlassen. Auch Mara wollte nicht mehr lange hier wohnen bleiben. Die Stadt hatte das Grundstück gekauft und wollte das Haus abreißen, um ein Einkaufszentrum auf dem Grundstück zu bauen. Plötzlich meinte Tina, etwas kaltes gespürt zu haben. Es war, als hätte sie jemand am Arm gestreift. Doch es war außer Mara niemand da und diese stand zu weit weg. Tina strich sich über die Augen. Nun träumte sie schon mit offenen Augen.

 

Ihre Freundin sah diese Bewegung und dachte, Tina sei müsse von der Fahrt müde sein. So führte sie sie nach oben um den Rest des Hauses zu zeigen. Oben war ein kleiner Flur. Von diesem aus, gelangte man in Maras Schlafzimmer. Diesem gegenüber, befand sich das große Gästezimmer, in dem Tina die folgenden Wochen wohnen würde. Die letzte Tür, war auch verschlossen. Über diese, sollte man wohl auf den Dachboden gelangen, wie Mara meinte. Aber sie hatte noch nie einen Schlüssel zu der Tür gehabt. Sie ließ Tina alleine, damit diese ihre Taschen auspacken und sich etwas ausruhen konnte. Gegen Abend, rief Mara laut, dass das Essen fertig wäre. Danach redeten die beiden noch lange miteinander und lachten viel. Erst spät, gingen sie zu Bett.

 

Tina stand auf dem Flur. Alles war dunkel. Da hörte sie ein leises weinen. Es musste von der verschlossenen Tür kommen. Bevor Tina näher ran laufen konnte, öffnete sich diese und das Mädchen kam raus gelaufen. Verwundert fragte Tina sie, wie sie die Tür öffnen konnte, bekam aber keine Antwort. Das Mädchen lief an ihr vorbei und blieb an der Treppe stehen. Dort drehte sie sich nach Tina um, als würde sie auf sie warten. Langsam folgte Tina ihr. Gemeinsam stiegen sie die Treppen runter. Die Stille, wurde Tina zu unheimlich, also fragte sie das Mädchen nach ihrem Namen und wie sie ins Haus gekommen war. Wieder bekam sie keine Antwort. Unten angekommen, erlebte Tina die nächste Überraschung. Die Möbel, waren alle weg. Einzig ein altes Sofa und ein genauso alter Tisch, standen mitten im Raum. Das Mädchen, war unterdessen zur Küche weiter gelaufen und dort stehen geblieben. So beeilte sich Tina, ihr zu folgen.

 

Auch die Küche sah anders aus. Wo zuvor eine moderne Einbauküche gestanden hatte, war nun ein alter Küchenschrank, ein Esstisch mit 2 Stühlen, eine verrostete Spüle und ein alter Herd zu finden. Das Mädchen öffnete die Küchentür und lief ins Freie. Auf einmal hörte Tina eine laute Stimme, die rief, dass sie sofort stehen bleiben sollte. Es war eindeutig ein Mann, der da rief. Sofort lief das Mädchen schneller und machte Tina ein Zeichen, ihr zu folgen. Wieder folgte sie dem Mädchen den Keller runter und wieder waren nur ihre Fußabdrücke zu sehen. Unten angekommen, stand das Mädchen genau wie beim letzten mal, in der Mitte des Kellers. Doch diesmal, zeigte es auf etwas, nur konnte Tina nicht erkennen, was es sein sollte. Tina fragte mehrmals, was das Mädchen ihr denn zeigen wollte. Da war es auf einmal verschwunden und Tina stand alleine in dem dunklen Raum. Laut rief sie nach dem Mädchen und hörte auch, wie man ihren eigenen Namen rief. Da wachte sie auf.

 

Neben ihrem Bett, stand Mara. Sie hatte nach Tina gerufen, weil diese im Schlaf geredet hatte. Draußen war es schon hell. Verwundert blieb Tina noch einen Moment liegen. Der Traum war sehr realistisch gewesen. Doch dann stand sie auf und folgte ihrer Freundin nach unten, wo sie von einem Kaffeeduft begrüßt wurde. An diesem Morgen, war Tina mit ihren Gedanken nicht bei der Sache. Immer wieder musste sie an ihren Traum denken. Jedesmal hatte dieses Mädchen, wer auch immer es sein mochte, sie in den Keller geführt. Was wohl dort unten war? Sie fragte Mara, ob sie etwas darüber wissen würde. Doch diese konnte ihr nur sagen, dass sie selbst vor wenigen Jahren in das Haus gezogen war und da stand es vollkommen leer. Sie war auch nie im Keller gewesen, da sich die Tür schon bei ihrem Einzug, nicht mehr öffnen ließ. Auch wusste Mara nicht, wer vor ihr in dem Haus gelebt hatte. Doch die alte Frau Müller, auf der anderen Straßenseite, könnte das noch wissen. Sie lebte schon ihr ganzes Leben hier und wusste immer so einiges zu berichten. Zu ihr wollten die beiden am Nachmittag gehen.

 

Den restlichen morgen, verbrachte Tina im Garten. Immer wieder, wurde ihr Blick von der alten Schaukel angezogen. Daher lief sie langsam auf das Holzgestell zu. Das Holz war morsch, auf die Schaukel, würde niemand mehr sitzen wollen. Tina besah sich einen der Holzpflöcke genauer. Jemand hatte etwas in das Holz geritzt. Ein Name stand da. Er war durch die Jahre recht unleserlich geworden. Aber Tina konnte nach einer Weile den Namen Clarissa entziffern. Ob das Kind wohl so hieß, vor deren Schaukel sie grade stand? Vielleicht konnte ihr die alte Frau Müller am Nachmittag mehr darüber berichten.

 

Der Nachmittag war gekommen und die beiden Frauen, liefen über die Straße auf ein noch kleineres Häuschen zu, als es Mara bewohnte. In der offenen Tür, stand eine alte, gebeugte Frau. Ihre Augen allerdings, sahen noch sehr jung aus. Freundlich lächelte sie den jungen Frauen entgegen. Mara stellte ihr Tina vor und folgten der Frau ins Innere, wo auf einem kleinen Tischchen, schon der Tee und Gebäck bereit stand. Nachdem sie sich gesetzt hatten, erklärte Mara der alten Frau, dass sich Tina sehr für die Vorbesitzer ihrers Hauses interesierte. Frau Müller sah Tina lange an, dann nickte sie mit dem Kopf. An Tina gewandt meinte sie, dass Tina wohl schon auf Clarissa getroffen war. Verwundert sah Tina die alte Frau an. Diese lehnte sich zurück und begann zu erzählen.

 

Es war vor über 70 Jahren gewesen, Frau Müller war damals ein kleines Kind, da zog in das Haus eine Familie. Die Mutter war sehr kränklich, trotzdem bepflanzte sie den ganzen Garten mit Blumen. Es waren die gleichen Blumen, die auch heute noch in dem Garten wuchsen. Immer wenn Frau Müller an dem Garten vorbei kam, steckte ihr die Frau ein Bonbon zu und redete ein paar Worte mit ihr. Den Vater, sah man selten. Er arbeitete auf den Feldern und kam immer erst spät am Abend heim. Einmal fragte Frau Müller, wo denn ihr Kind wäre, denn sie hatte hinter einem der Fenster ein Gesicht gesehen. Da erklärte ihr die junge Frau, dass ihre Clarissa sehr krank wäre. Sie würde nicht mehr reden und keiner wüsste den Grund. Im Jahr darauf, lernte Frau Müller auch den Vater besser kennen. Im eigenen Haus, war ein Holzbalken gebrochen und der junge Mann half dabei, einen neuen Balken einzusetzen. Es war ein freundlicher Mann. Auch ihn fragte Frau Müller nach Clarissa. Wieder bekam sie zur Antwort, das Mädchen wäre krank.

 

Nach 2 weiteren Jahren, verstarb die Frau und der Mann verlor seine Arbeit. Man munkelte, er hätte zu trinken angefangen. Nur sehr selten sah man ihn noch außer Haus. Irgendwann ging ein junger Bursche im Haus ein und aus. Woher er gekommen war, wusste niemand. Es hieß, er würde einige Arbeiten im Haus verrichten. Und tatsächlich, an manchen Tagen, konnte man es sägen und hämmern hören. Nach einigen Tagen, konnte Frau Müller hören, wie ihr Vater mit dem jungen Burschen sprach. Er fragte ihn, was denn in dem Haus gebaut werden würde. Doch darüber durfte der Bursche nichts sagen. Der Vater fragte auch, ob er denn das Mädchen Clarissa kennen lernen konnte und wie es ihr ginge. Clarissa würde es entsprechend gut gehen, war die Antwort. Mehr war aus dem Burschen jedoch nicht raus zu bekommen.

 

Wieder vergingen mehrere Wochen. Immer wieder waren Holzbretter in das Haus gebracht worden. Der junge Bursche schien auch inzwischen in dem Haus zu wohnen. Er war auch der einzige, der regelmäßig außer Haus ging und irgendwann zurück kam. Der Winter kam. Eines Abends, hörte man aus dem Haus eine Frauenstimme immer wieder laut schreien. Es konnte nur Clarissa gewesen sein. Denn außer ihr, befanden sich nur der Bursche und ihr Vater im Haus. Frau Müller fragte ihre Mutter, was dort drüben vor siche ginge und die Frau eilte wenig später selbst rüber, um zu fragen, was los wäre. Doch die Mutter konnte nur berichten, dass Clarissa krank wäre und deswegen so geschrien hatte. Am nächsten morgen, waren laute Männerstimmen zu hören. Kurz darauf öffnete sich die Tür und der junge Bursche rannte davon. Er wurde nie mehr gesehen.

 

Auch Clarissa sah Frau Müller nicht mehr an den Fenstern. Erst im Frühjahr, tat sich wieder etwas. Ihr Vater, inzwischen war er sehr alt geworden, stand im Garten und baute eine Schaukel. Den ganzen Tag baute er daran und als es schon dunkel wurde, konnte Frau Müller sehen, wie ein junges Mädchen mit langen, dunklen Haaren und einem langen Sommerkleid, auf der Schaukel saß. Wenig später, war sie wieder verschwunden. Es war vorerst das letzte mal, dass man Clarissa gesehen hatte. Ihr Vater erzählte später, sie wäre dem jungen Burschen gefolgt. Er selbst wohnte in dem Haus, bis er verstarb.

 

Neue Bewohner zogen ein. Frau Müller war inzwischen selbst verheiratet und hatte ihr erstes Kind bekommen. Mit diesem, saß sie gerne im Schaukelstuhl am Fenster. Als die neuen Bewohner nun einzogen, meinte sie, hinter einem der Fenster unterm Dach, Clarissa gesehen zu haben. Doch das Gesicht war schnell wieder verschwunden. Aber immer wieder konnte Frau Müller das Gesicht erkennen. Jedesmal sah sie es hinter dem gleichen Fenster. Nach wenigen Wochen, zogen die Leute wieder aus. Es würde spuken, meinten sie. Nachts würde man ein Mädchen weinen hören. Wieder zog jemand ein, und bald darauf wieder aus. So ging es weiter. Jeder berichtete davon, ein Mädchen zu hören, das weint. Bis dann Mara einzog und blieb. Hier endete Frau Müllers Geschichte.

 

Mara lachte. Sie sagte, sie hätte noch nie jemanden weinen gehört. Das wären alles nur alte Spukgeschichten. Doch Tina saß still da. Sie selbst hatte in der Nacht ein Weinen gehört. Und ein Mädchen gesehen. Sie fragte Frau Müller, ob sie wissen würde, warum die Tür zum Dachboden, verschlossen war. Frau Müller wusste es zwar nicht, doch sie konnte erzählen, dass noch jeder, der in das Haus gezogen war, sich beklagt hatte, weil der Schlüssel zu der Tür nirgends zu finden war.

 

Sie unterhielten sich noch eine Weile über andere Dinge, dann brachen Tina und Mara auf. An der Tür, bedankten sich die beiden bei der alten Frau und gingen über die Straße. Tina war es, als hätte sie jemand hinter einem Fenster gesehen, doch als sie nach oben sah, war nichts zu sehen. So folgte sie Mara ins Haus. Auch an diesem Abend, wurde es sehr spät, bis sie ins Bett kamen.

 

Wieder stand Tina auf dem kleinen Flur, als sie das Weinen hörte. Als sie sich umdrehte, stand das Mädchen plötzlich vor ihr. Schnell lief sie auf die Treppe zu und wartete auf Tina. Gemeinsam liefen sie die Treppe runter, durch den fast leeren Wohnraum und die Küche. Draußen eilte das Mädchen auf die Kellertreppe zu. Immer wieder wartete sie auf Tina. Im Keller angekommen, zeigte das Mädchen erneut auf irgendetwas. Da fragte Tina sie, ob sie Clarissa wäre. Das Mädchen nickte und zeigte erneut auf etwas. Tina fragte, was sie ihr denn zeigen wollte, da war Clarissa verschwunden. Nun stand Tina alleine in dem dunklen Raum. Vorsichtig ging sie einen Schritt nach vorne. Nun konnte sie ein Regal sehen. Darauf standen einige Dinge. Was konnte Clarissa ihr wohl gezeigt haben? Laut rief Tina nach ihr, bekam aber keine Antwort. Dafür wurde sie wach.

 

Neben ihr stand, wie am morgen zuvor, ihre Freundin. Sie hätte im Schlaf geredet und immer nach Clarissa gerufen. Mara meinte, die Geschichte der alten Frau Müller, wäre Tina nicht gut bekommen. Beim Frühstück erklärte Tina, dass sie in den Keller gehen wolle. Auf Maras Frage, wie sie denn die alte Tür öffnen wollte, wusste Tina keine Antwort. Doch noch am selben Tag, ging sie raus und besah sich die Tür genauer. Mit einem Stemmeisen, müsste es gehen, dachte sich Tina. So fragte sie Mara, ob sie mit ihr los fahren würde, um ein Stemmeisen zu besorgen. Zwar lachte die Freundin über diese Idee, doch sie willigte ein. Wieder zurück, machte sich Tina gleich an die Arbeit. Es dauerte lange, bis sie endlich ein Stück Holz aus der Tür raus bekommen hatte. Danach ging es leichter. Ein modriger Geruch kam ihr aus dem Keller entgegen. Endlich hatte sie das Loch so groß, dass sie ohne Probleme durch steigen konnte. Nur eine Taschenlampe würde sie noch brauchen.

 

Mara lieh ihr die Taschenlampe. Aber in den Keller, wollte sie nicht mit runter steigen. Also ging Tina alleine. Vor ihr lag die Treppe, die sie in ihren Träumen auch schon runter gegangen war. Auch der dunkle, große Raum, lag vor ihr. Tina ging einige Schritte vor und stand vor dem Regal. Wie im Traum auch, standen viele Dinge darauf. Vorsichtig leuchtete sie mit ihrer Taschenlampe alles ab, als plötzlich eine Schatulle auf den Boden flog. Sie bückte sich danach und fand darin einen Schlüssel. Ob dies der Schlüssel zum Dachboden war? Sie wollte es gleich einmal testen. Zurück im Haus, begann Mara erst einmal zu lachen, als sie Tina sah. Überall hing der Staub und die Spinnweben. Doch Tina war das egal. Sie zeigte ihrer Freundin den Schlüssel, den sie im Keller gefunden hatte. Nun war auch Mara neugierig. Zusammen liefen sie nach oben und standen vor der Tür. Mit zitternder Hand, steckte Tina den Schlüssel ins Schloss. Es klemmte erst etwas, doch dann ließ die Tür sich öffnen.

 

Vor ihnen, lag eine Treppe, die nach oben führte. Da es langsam dunkel wurde, holte Mara erst noch die Taschenlampe, dann gingen die beiden Frauen nach oben. An der Treppe entlang der Wand, hingen alte Fotos. Darauf war eine Familie mit 2 Mädchen zu sehen. Dann war nur noch ein Mädchen auf den Fotos. Tina erkannte in ihr Clarissa. Oben angekommen, standen sie in einem großen Raum, der die ganze Fläche des Hauses einnahm. Möbel standen hier. Ein großes Bett, ein Schrank, daneben eine Kommode. Ein Tisch und Stühle. Und ganz hinten, vor einem Fenster, erblickte Tina eine Babywiege. Alles war staubig und heruntergekommen. Einen Moment lang, besahen sich die beiden Frauen alles. Ob Clarissa hier oben wohl gelebt hatte? Grade wollte sich Tina umdrehen und wieder die Treppe runter steigen, als ihr ein alter Schreibtisch auffiel. Auf ihn ging die junge Frau nun zu. Es gab einige Schubfächer. Eine nach der anderen, zog sie auf. Aber alle waren leer. Nur in einem sehr kleinen Fach, entdeckte sie ein Buch. Vorsichtig nahm sie es raus. Die Seiten waren schon vergilbt, trotzdem konnte man eine Schrift erkennen. Leider war aber alles in altdeutsch geschrieben, was weder Tina, noch Mara lesen konnten.

 

Das Buch nahmen sie mit runter. Im Wohnzimmer, beratschlagten beide, was sie damit nun tun sollten. Da fiel es Tina ein. Die alte Frau Mülller, müsste diese Schrift noch lesen können. Gleich am nächsten Tag, wollten sie zu ihr rüber gehen und sie fragen. Tina konnte es kaum erwarten, bis der Abend vorbei war. Sie gingen zur Abwechslung zeitig schlafen.

 

Tina stand auf dem Dachboden. Vor ihr, stand Clarissa an der Babywiege und weinte. Dann sah sie mit traurigem Blick Tina an und machte ihr ein Zeichen, ihr zu folgen. Tina lief die Treppe runter und folgte, wie schon gewohnt, Clarissa bis in den Keller. Erneut blieb Clarissa vor dem Regal stehen und zeigte auf irgendwas. Ihr Blick war dabei richtig bittend. Tina fragte sie, was sie ihr denn zeigen wollte. Doch es kam keine Antwort. Da wachte sie auf. Diesmal stand keine Mara neben ihrem Bett. Es war aber schon hell draußen und so stand Tina auf, zog sich an und ging in die Küche runter, um zur Abwechslung mal das Frühstück zu richten. Ihre Freundin lachte, als sie wenig später dazu kam. Sie meinte, Tina könne es wohl kaum erwarten, um zur alten Frau Müller zu gehen.

 

Nach dem Frühstück, liefen die beiden Frauen rüber zu der alten Frau. Auf das Klingeln, öffnete diese und freute sich, die beiden jungen Frauen zu sehen. Tina hatte das Buch mitgenommen und hielt es Frau Müller nun hin. Sie fragte, ob sie die Schrift vielleicht lesen könne. Ein Blick von Frau Müller reichte aus. Ja, das konnte sie lesen. Sie hätte selbst noch einige Bücher mit der alten Schrift. Gemeinsam gingen sie ins Haus und setzten sich ins Wohnzimmer. Frau Müller bereitete noch schnell einen Tee, dann besah sie sich das Buch genauer. Schon auf der ersten Seite, wurde sie fündig. Es handelte sich um ein Tagebuch von Clarissa. Langsam begann Frau Müller vorzulesen. Sie laß:

 

Tagebuch von Clarissa

 

Mai 1935

 

Vallerie und ich, gehen heute raus zum Spielen. Es hat geschneit und der See ist zugefroren. Mutter sagt, wir sollen noch nicht auf den See gehen. Das Eis ist noch zu dünn. Vallerie passt das nicht. Zu gerne würde sie über das Eis schlittern, wie sie sagt. Aber du weißt ja, wie meine große Schwester ist. Immer ungeduldig.

 

Also war das andere Mädchen auf den Fotos, die Schwester von Clarissa gewesen. Doch wo war sie und warum hatte Frau Müller nur von Clarissa erzählt? Da laß die alte Frau weiter:

 

Mai 1935

 

Heute will Vallerie unbedingt aufs Eis. Es ist ihr egal, was Mutter sagt. Sie möchte noch immer nicht, dass wir auf den See gehen. Laut ihr, ist es noch zu gefährlich. Nächste Woche, feier ich meinen 10. Geburtstag. Ich wünsche mir Schlittschuhe, wie ich sie schon bei anderen Kindern sehen konnte. Vallerie lacht nur darüber. Sie meint, in unseren Schuhen, können wir genauso über das Eis laufen.

 

Mai 1935

 

Es war falsch von Vallerie, meine Schlittschuhe zu nehmen. Immer hat sie gesagt, sie bräuchte keine und könnte genauso gut ohne über das Eis laufen. Warum hat sie dann meine Schlittschuhe genommen? Das war mein Geburtstagsgeschenk gewesen. Wäre sie damit besser im Haus geblieben und nicht über den See gelaufen. Nun hat sie mit Vater ärger bekommen und muss die nächsten Tage zuhause bleiben. Dabei ist es grade jetzt so schön, über den See zu schlittern. Morgen werde ich meine Schlittschuhe ausprobieren. Ich kann bestimmt bald genauso gut damit laufen, wie die anderen Kinder.

 

April 1935

 

Ach hätte ich diese dummen Schlittschuhe doch nie bekommen. Ich bin an allem Schuld. Wegen mir ist Vallerie in den See gefallen. Aber ich konnte doch nicht wissen, dass da eine so dünne Eisschicht war, und Vallerie dort einbrechen würde. Hoffentlich wird sie wieder gesund und sie erholt sich von ihrem Husten.

 

August 1937

 

Ich wollte in den letzten Jahren nichts schreiben. Inzwischen bin ich 12 Jahre alt. Sprechen mag ich auch nicht mehr. Mutter lässt alle Ärzte kommen, die sie bezahlen kann. Alle sagen das gleiche. Der Schock. Doch ich mag einfach nicht mehr reden, jetzt wo Vallerie nicht mehr da ist. Warum nur musste sie sterben? Wäre sie doch nur nicht auf das Eis gegangen. Aber sie wollte so gerne meine Schlittschuhe ausprobieren.

 

Das war also der Grund dafür, dass Clarissa nie redete und sie damals als einzigstes Kind her gezogen war. Einen Moment lang, schwiegen alle betroffen.

 

November 1940

 

Mutter kam bis heute nicht darüber hinweg, dass Vallerie damals gestorben ist. Auch mein Schweigen, hat sie nicht akzeptiert. Ein neuer Arzt ist in der Stadt. Dieser riet den Eltern, umzuziehen. Eine andere Gegend würde mir gut tun. Vater ist damit einverstanden. Er würde dann auch nicht mehr so lange Zeit weg bleiben, wie es bisher der Fall war. Er hätte in den letzten Jahren genug Geld verdient, um gut über die Runden zu kommen, wie er sagt. Ein Haus in der ländlichen Gegend, würde ihm gefallen. Doch ich möchte nicht weg gehen. Hier erinnert mich alles an Vallerie. Dort würde ich sie vermissen.

 

Februar 1941

 

Wir wohnen nun schon einige Wochen in dem neuen Haus. Mir gefällt es nicht. Es gefällt Mutter auch nicht, dass ich einige Fotos von Vallerie mitnahm. Mein Zimmer, sollte unten neben den Eltern sein. Doch ich fand diesen Raum unter dem Dach. Hier ist es zum aushalten. Vom Fenster aus, kann ich die ganze Straße überblicken. Auch in den Garten sehe ich. Dort möchte Mutter im Frühling ihre Blumen pflanzen.

 

Juli 1942

 

Mutter geht es immer schlechter. Ein Arzt sagte zu ihr, sie müsse sich viel schonen. Was ihr aber fehlt, konnte er nicht sagen. Immerzu steht sie im Garten und kümmert sich um ihre Blumen. Vater bekommt das nicht mit. Er fand es langweilig, immer nur im Haus zu sitzen und nahm daher eine Arbeit auf dem Feld an. Dabei bräuchte er doch gar kein Geld verdienen. Er sagte, wir hätten genug. Trotzdem brauchte er die Arbeit, um nicht immer zuhause sitzen zu müssen. Ich bewohne noch immer das große Zimmer unter dem Dach. Mutter erlaubte mir endlich, einige Möbel rauf zu bringen. Jetzt habe ich es doch sehr wohnlich.

 

März 1943

 

Mutter ist nun schon einige Tage beerdigt. Vater geht nicht mehr auf die Felder, um dort zu helfen. Statt dessen, sitzt er unten im Wohnraum und trinkt immer zu. Ich mag gar nicht runter gehen. Er hat sich stark verändert. Mir macht Mutters tot auch zu schaffen und erinnert mich mehr denn je, an Vallerie. Sie fehlt mir noch immer.

 

Mai 1943

 

Vater brachte einen jungen Mann ins Haus. Er sollte helfen, die kaputte Treppe zu richten. Der Mann ist nett. Es scheint ihn nicht zu stören, dass ich nicht rede. Morgen soll er wieder kommen.

 

Juni 1943

 

Vater war heute den ganzen Tag über nicht da. Dafür kam Eugen, der nette junge Mann vorbei und reparierte die Treppe weiter. Dazwischen redete er mit mir und erzählte allerlei Dinge, die er schon erlebt hatte. Eugen kommt von weit her. Ich freue mich schon darauf, wenn er morgen wieder kommt.

 

August 1943

 

Vater hat uns dabei erwischt, wie wir uns küssten. Er hat getobt und gesagt, Eugen müsste mich nun heiraten. Was der dazu sagt, weiß ich nicht. Er ging nach dem Streit mit Vater aus dem Haus. Unten ist wieder alles still. Ich glaube, Vater schläft seinen Rausch aus.

 

September 1943

 

Vater hat von irgendwo her einen Pfarrer aufgetrieben. Der hat mich heute mit Eugen verheiratet. Warum ich ihn heiraten sollte, weiß ich nicht. Aber ich bin glücklich. Eugen sagt, er würde uns ein großes Bett zimmern.

 

Dezember 1943

 

Eugen sagt, wir werden ein Kind haben. Ich verstehe es noch nicht richtig, freue mich aber darüber. Nur Vater schimpft immerzu. Wir sehen ihn selten, er kommt nie zu uns hoch. Nur wenn wir das Badezimmer benutzen, oder in der Küche sind. Dann brüllt er mich immer an, ich sollte endlich reden. Doch ich will nicht.

 

Mai 1944

 

Wir haben nun eine Wiege, in der das Baby schlafen kann. Eugen hat sie gebaut. Auch eine Kommode, in der wir die Kleidung für das Baby rein machen können. Nächsten Monat, soll das Baby kommen hat der Arzt gesagt. Ich freue mich schon darauf.

 

Juni 1944

 

Wir haben ein kleines Mädchen bekommen. Ich konnte Eugen überreden, sie Vallerie zu nennen. Sie sieht meiner verstorbenen Schwester auch sehr ähnlich. Vater kam gestern zu uns hoch und hat sie sich angesehen. Zu Eugen sagte er noch, dass es an der Zeit für ihn wäre, sich eine Arbeit zu suchen. Immerhin hat Eugen nun eine kleine Familie, die er ernähren muss. Er sagte auch, dass wir später eines der unbenutzten Zimmer haben können, um für Vallerie ein Kinderzimmer herzurichten. Doch ich möchte sie so lange, wie möglich bei mir haben. Jede Nacht, steht die Wiege neben meinem Bett. So kann ich meine Vallerie immer sehen.

 

Frau Müller sah erstaunt auf. Von einem Säugling, hatte nie jemand etwas mitbekommen. Es wusste auch niemand, dass Clarissa diesen jungen Burschen geheiratet hatte. Wir rätselten, wohin der Säugling gekommen war, kamen aber zu keinem Ergebnis. Daher nahm Frau Müller wieder das Buch zur Hand und laß weiter.

 

November 1944

 

Ich sorge mich sehr um Vallerie. Es ist so kalt und sie hustet immerzu. Es soll sie nicht das selbe Schicksal treffen, wie einst meine Schwester. Manchmal geht Eugen arbeiten. Er zimmert Möbel für andere Leute. Von dem Geld, können wir uns kaum einen Arzt leisten. Und Vater weigert sich, auch nur einen Pfennig für uns auszugeben. Wir wohnen schon hier, ohne Miete zahlen zu müssen. Wenn der Husten doch nur aufhören würde.

 

Januar 1945

 

Die Tür zu mir nach oben, ist abgeschlossen. Den Schlüssel, trage ich immer bei mir, wenn ich runter gehe. Was aber selten vor kommt. Ich bin ganz alleine hier. Letztes Jahr ist meine kleine Vallerie gestorben. Der Husten wurde schlimmer und als ein Arzt endlich kam, konnte er ihr nicht mehr helfen. Am Tag, als sie starb, schrie ich laut. Ich wollte es nicht wahr haben. Der Arzt gab mir ein Beruhigungsmittel. Ich hörte noch, wie Vater laut mit Eugen gestritten hatte. Er warf ihm vor, dass er nicht genug Geld verdient hatte, um einen Arzt bezahlen zu können. Hätte Vater uns doch nur das Geld gegeben, dann hätte man Vallerie helfen können. Eugen stürzte aus dem Haus. Seither sah ich ihn nicht mehr wieder. Nachdem auch er mich verlassen hat, möchte ich niemanden mehr sehen.

 

Januar 1945

 

Vater hielt mich auf, als ich grade aus dem Badezimmer kam. Er verlangte, dass ich ihm den Körper von Vallerie geben soll. Doch den bekommt er nicht. Sie liegt noch immer in ihrer Wiege. Dort soll sie auch bleiben. Sie ist das einzige, was mir noch geblieben ist.

 

März 1945

 

Ich werde Eugen suchen. Nur er kann mir noch helfen.Vater will mich in eine Anstalt bringen. Er sagt, ich wäre krank und dort könnte man mir helfen. Noch immer verlangt er, ich sollte ihm endlich Vallerie überlassen, damit er sie beerdigen kann. Aber ich möchte mein Baby nicht in der dunklen Erde vergraben.  Hoffentlich werde ich Eugen finden. Den Schlüssel, verstecke ich im Keller, damit niemand zu Vallerie rein kann, während ich weg bin. Ich werde gehen, wenn es dunkel ist und Vater mich nicht dabei sehen kann. So lange warte ich bei der Schaukel, die Eugen für unsere Vallerie gebaut hat.

 

Hier endeten die Einträge. Mara überlegte, ob Clarissa wirklich los gezogen war, um diesen Eugen zu finden und man daher nie wieder etwas von ihr gehört und gesehen hatte. Doch Tina konnte sich das nicht vorstellen. Sie tranken ihren Tee aus, verabschiedeten sich von Frau Müller und gingen nach Hause. Den restlichen Tag, war Tina sehr nachdenklich. Alle Versuche von Mara, ihre Freundin auf andere Gedanken zu bringen, brachten nichts. Schon bald gingen sie an diesem Tag schlafen.

 

Schon wieder stand Tina in dem Raum unter dem Dach. Clarissa weinte über der Wiege. Dann lief sie die Treppen runter, bis raus zur Kellertür. Tina folgte ihr, bis in den Keller, wo das Mädchen auf das Regal zeigte. Doch Tina konnte nicht erkennen, was Clarissa ihr zeigen wollte. Immer wieder rief sie, sie sollte ihr doch etwas sagen. Und wieder wachte Tina auf. Diesmal war es allerdings dunkel. Im Flur, hörte sie jemand weinen. Als sie aufstand und nachsah, wer da weinte, sah sie Clarissa draußen stehen. Langsam lief sie an Tina vorbei, die Treppe runter. Vorsichtig folgte ihr Tina. Doch anders, als im Traum, ging Clarissa die Vordertür raus, in den Garten. Schnell suchte Tina die Taschenlampe raus, um genug sehen zu können. Inzwischen war Clarissa an der Schaukel angekommen, wo sie sich hingesetzt hatte.

 

Auf einmal konnte Tina eine laute Männerstimme hören, die aus dem Haus kam. Schon sah sie einen älteren Mann die Treppen runter laufen und auf Clarissa zu eilen. Immer wieder rief er ihren Namen und dass er ihr nur helfen wollte. Clarissa sprang auf und rannte hinter das Haus. Tina hatte Mühe, ihr nach zu kommen. Vor dem Keller, öffnete Clarissa die Tür und rannte die dunklen Treppen runter. Plötzlich war ein lauter Aufprall zu hören. Da kam der Mann, in dem Tina nun den Vater von Clarissa erkannte, hinzu. Er holte eine Laterne, die neben dem Eingang zum Keller gestanden hatte und stieg ebenfalls die Treppen runter. Tina folgte ihm. Auf dem Boden, lag Clarissa. Blut war zu sehen und der Vater eilte schnell zu seinem Kind, um sie hoch zu heben. In dem Moment, schlug Clarissa die Augen auf, sah ihren Vater an und sprach. Sie bat ihn, ihr nicht das Baby zu nehmen. Unbedingt wollte sie mit ihrer Vallerie zusammen sein. Dann schloss sie die Augen, atmete noch einmal auf und verstarb in den Armen des Mannes. Dieser schrie laut auf.

 

Es verging eine Weile, bis der Mann Clarissa auf den Boden legte. Aus ihrer leblosen Hand, nahm er den Schlüssel zum Dachboden. Mit langsamen Schritten, ging er die Treppen rauf. Von dort lief er durch die Küche ins Innere, die Treppen hoch, bis zur abgeschlossenen Tür. Mit dem Schlüssel, öffnete er diese und nahm die letzten Stufen. Oben war alles so, wie Tina es kannte. Nur der Staub und die Spinnweben waren weg. Clarissas Vater ging auf die Wiege zu und entnahm diesem einen leblosen, kleinen Körper. Diesen wickelte er in eine Decke und trug ihn zurück in den Keller. Hinter dem Regal, auf das Clarissa immer gezeigt hatte, befand sich eine kleine Tür. Diese Tür öffnete der alte Mann. Danach hob er erst Clarissa hoch und legte sie in den kleinen Raum. Anschließend, holte er den Säugling und legte diesen in Clarissas Arme. Zuletzt verschloss er die Tür und schob ein kleineres Regal davor.

 

Auf einmal war Tina wieder alleine in dem Keller. Sie stand direkt vor dem kleinen Regal. Mit aller Kraft, schob sie es zur Seite. Der Schlüssel steckte noch. Als sie ihn umdrehte, sprang die Tür gleich auf. Vor ihr, lagen 2 Skelette. Ein größeres und ein kleines. Tina wusste, wen sie da vor sich liegen hatte. In dem Moment, hörte sie Mara nach ihr rufen. Es war inzwischen morgen geworden und die Freundin war auf der Suche nach ihr. Tina lief den Keller hoch und auf ihre Freundin zu, die sie ganz erschrocken ansah. Gemeinsam gingen sie ins Haus, wo Tina berichtete, was sie in der Nacht erlebt hatte.

 

Wenige Tage später, standen die beiden Frauen zusammen mit Frau Müller auf dem Friedhof. Ein Pfarrer stand neben 2 Särgen, ein großer und ein kleiner. Es war die Beerdigung von Clarissa und ihrem Baby. Tina hatte alles veranlasst. Von da an, träumte Tina nie wieder von ihr.

 

 

Der Schatten

Samstag

 

Patricia wohnte nun in ihrer ersten eigenen Wohnung. Noch hatte sie nicht viele Möbel, doch nach und nach, würde sie sich gemütlich einrichten. Heute wollte sie auf einen Flohmarkt gehen. Dort fand sie gelegentlich etwas hübsches, was sie sich von ihrem kleinen Lehrlingsgehalt leisten konnte. Erst letztens, hatte Patricia einen Tisch für ihre Küche dort gefunden. Nun war sie gespannt, ob sie auch am heutigen Tag etwas finden würde.

 

Wenig später, parkte Patricia ihr Auto. Wie es aussah, waren an dem Tag schon viele andere Leute da, denn sie stand in der hintersten Reihe. Vergnügt ging die junge Frau los und kam schon bald auf dem großen Platz an, auf dem der Flohmarkt statt fand. Langsam lief sie zwischen den verschiedenen Ständen umher und entdeckte bald einen kleinen Wagen, in dem einige Möbel standen. Hier war sie richtig. Interessiert sah sich Patricia die einzelnen Teile an, als ihr Blick an einem Wandspiegel hängen blieb. Er sah schon sehr alt aus, strahlte aber das gewisse Etwas aus. Diesen Spiegel musste sie haben. Er rief regelrecht danach, von Patricia gekauft zu werden.

 

Bei dem Wagen, stand ein junger Mann, den Patricia auf den Spiegel ansprach und wissen wollte, was er kosten sollte. Schneller als gedacht, wurden sich die beiden einig. Es kam ihr sogar so vor, als wäre der Mann froh gewesen, den Spiegel los zu werden. Auch war sie erstaunt, dass der Spiegel so günstig war. Doch Patricia machte sich keine weiteren Gedanken, sondern trug den Spiegel vergnügt zu ihrem Auto. Auf einmal hatte sie keine Lust mehr, nach weiteren Möbeln zu schauen. Sie spürte dafür das starke Bedürfnis, ihren neuen Spiegel in ihrer Wohnung aufzuhängen. Schon bald war sie zuhause, wo sie den Spiegel in ihre Wohnung trug und sofort einen geeigneten Platz suchte.

 

Im Wohnzimmer, genau über ihrem Sofa, würde der Spiegel sicher gut rüber kommen, überlegte sie sich. So holte sie ihren kleinen Werkzeugkoffer und machte sich an die Arbeit. Kurz darauf hing der Spiegel. Patricia hatte richtig gelegen mit ihrer Vermutung. Der Spiegel machte sich perfekt an seinem neuen Platz. Da sie so früh wieder zurück war, überlegte sich die junge Frau, was sie noch tun könnte. Doch da merkte sie auf einmal, wie müde sie geworden war. Sie würde sich etwas auf ihr Sofa legen und einen Mittagsschlaf machen. Schon nach wenigen Augenblicken, war sie eingeschlafen.

 

Als es an der Haustür klingelte, wachte Patricia auf. Es dauerte einen Moment, bis sie wusste, wo sie war. Sie hatte einen komischen Traum gehabt, konnte sich aber nicht mehr richtig daran erinnern. Da klingelte es erneut und sie ging schnell an die Tür, um zu sehen, wer da zu ihr wollte. Vor ihr stand ihre beste Freundin Marion. Verwundert fragte Patricia, was sie denn schon hier wollte, die beiden waren doch erst auf abends verabredet gewesen. Marion lachte und fragte, ob sie schon mal auf die Uhr gesehen hätte. Schnell blickte sich Patricia nach ihrer Uhr um und musste mit Schrecken feststellen, dass sie 7 Stunden geschlafen hatte. Doch sie fühlte sich, als hätte sie sich grade erst auf ihr Sofa gelegt.

 

Schnell zog sie ihre Freundin in die Wohnung, sie sollte es sich kurz im Wohnzimmer bequem machen. Patricia eilte ins Badezimmer, um sich schnell fertig zu machen. Als sie wenig später fertig gerichtet zu Marion ins Wohnzimmer trat, stand die Freundin vor dem Spiegel. Stolz fragte sie ihre Freundin, wie diese ihre neuste Errungenschaft finden würde. Die Antwort gefiel ihr aber gar nicht. Marion fand den Spiegel hässlich, sie konnte nicht verstehen, warum sich Patricia einen alten Spiegel zulegte, der zudem auch noch ein milchiges Glas hatte. Patricia sah sich den Spiegel an. Das Glas fand sie alles andere als milchig. Gut, ein paar Flecken waren zu sehen. Doch sonst fand sie ihn äußerst hübsch anzusehen. Aber Marion konnte man noch nie für alte Möbel begeistern. So zuckte Patricia mit den Schultern und zog ihre Freundin aus der Wohnung.

 

Sonntag.

 

Erst spät war Patricia nach Hause gekommen. Sie wollte schon früher zurück sein, da sie den ganzen Abend über so müde war. Doch ihre Freundin lachte nur und meinte, schlafen könnte sie später auch noch. Kaum war sie zuhause, da zog sie sich ihre Kleider aus, warf sie in eine Ecke und schaffte es grade noch so auf ihr Sofa. Ursprünglich wollte die junge Frau noch ins Badezimmer, doch da fielen ihr auch schon die Augen zu. Spät am Abend wachte sie auf. Einen Blick auf die Uhr zeigte ihr, dass sie 18 Stunden geschlafen hatte. Verwundert rieb sich Patricia über die Augen, denn sie fühlte sich noch immer so erschöpft. Bestimmt würde sie krank werden, so wie sie sich fühlte. Langsam stand sie auf und ging in ihre Küche. Hunger verspürte sie keinen, aber durstig war sie. So nahm sich Patricia eine Flasche und ein Glas und ging damit zurück in ihr Wohnzimmer.

 

Vor dem Spiegel, blieb Patricia stehen. Das war ja seltsam. Da war ein kleiner Schatten auf dem Glas zu sehen. Sie konnte sich nicht daran erinnern, dass der schon gestern da war. Dann bemerkte sie ihr eigenes Spiegelbild und zuckte zusammen. Sie sah furchtbar aus. Richtig blass. So nahm sich die junge Frau vor, zeitig ins Bett zu gehen und nochmal ausgibig zu schlafen. Am nächsten Tag, musste sie wieder fit sein für ihre Arbeit. Doch erst einmal, wollte sie etwas trinken, sie fühlte sich schon richtig ausgetrocknet. Mit großen Schlucken, leerte Patricia ihr Glas, dann setzte sie die Flasche direkt an ihre Lippen und trank die Flasche leer. Verwundert stellte sie fest, dass ihr Durst doch größer gewesen sein musste, als von ihr gedacht. Als nächstes ging sie ins Badezimmer und ließ sich dort die Wanne voll laufen. Ein Bad würde ihr bestimmt gut tun.

 

Erschrocken schlug Patricia die Augen auf. Ihr war kalt. Als sie sich umsah, merkte sie, dass sie noch immer in der Wanne lag. Das Wasser war inzwischen kalt geworden. Scheinbar war sie eingeschlafen. Schnell stieg sie aus dem kalten Wasser, zog sich etwas warmes an und ging ohne Umwege in ihr Schlafzimmer, wo sie sich sofort in ihr Bett legte und einschlief.

 

Montag.

 

Irgendwo klingelte ein Wecker. Verschlafen fragte sich Patricia, warum niemand dieses schrille Klingeln abstellte, bis sie merkte, dass es ihr eigener Wecker war. Sofort schlug sie die Augen auf, was sie jedoch sofort bereute. Das Licht der Sonne blendete sie und tat in den Augen weh. Schnell schloss sie die Augen wieder, um sie dann langsamer erneut zu öffnen. Patricia fühlte sich entsetzlich. Doch es half nichts, sie musste zur Arbeit. Doch was war das? Sie lag im Wohnzimmer auf ihrem Sofa. Wann war sie denn da hin gekommen? Sie konnte sich ganz genau daran erinnern, in ihrem Bett eingeschlafen zu sein. Für Gedanken, waren jetzt aber keine Zeit. So stand sie auf, lief in ihr Schlafzimmer und stellte erst einmal den Wecker aus. Ohje, der klingelte ja schon seit einer halben Stunde. Wenn sie sich jetzt nicht beeilte, würde sie zu spät kommen.

 

Eilig zog sich die junge Frau um, schnapte sich ihre Tasche, die noch immer im Wohnzimmer stand und warf noch einen Blick in den Spiegel. Seltsam, der Schatten war größer geworden. Und sie selbst sah aus, wie ausgespuckt. Doch es half alles nichts, sie musste los. Grade rechtzeitig, kam sie auf der Arbeit an. Ihre Kollegin Franziska, sah sie erschrocken an und wollte wissen, was los wäre. Doch Patricia beruhigte sie und meinte, sie würde wohl eine kleine Erkältung bekommen. Das wäre aber für sie kein Grund, um nicht zu arbeiten. Leider lief ihr die Arbeit aber an diesem Tag gar nicht gut von den Händen. Immer wieder musste sie erschöpft eine kleine Pause machen. Gegen Mittag, schickte sie Franziska zum Arzt. Sie sollte sich untersuchen lassen und ein paar Tage zuhause bleiben, bis es ihr wieder besser ginge.

 

So fuhr Patricia zu ihrem Hausarzt, wo sie schon kurz darauf im Wartezimmer saß. Vor ihr waren nur wenige Patienten und sie rechnete sich aus, in spätestens 2 Stunden zuhause zu sein, wo sie sich gleich schlafen legen wollte. Ein Rütteln an ihrem Arm, schreckte Patricia auf. Neben ihr, stand die Arzthelferin und erklärte, dass sie nun zum Doktor könnte. Wie es aussah, war sie schon wieder eingeschlafen. Im Behandlungszimmer, begrüßte sie den Arzt. Nach einer ausgibigen Untersuchung, konnte der allerdings nicht viel feststellen. Eine Erkältung war es wohl nicht. Dafür eine große Erschöpfung. Der Doktor fragte Patricia, ob sie in der letzten Zeit zu viel Stress und zu wenig Schlaf gehabt hätte. Doch das konnte sie mit gutem Gewissen verneinen. Sie erzählte auch, dass sie seit Samstag immer so müse war und viel mehr schlief, als normal. So blieb dem Doktor nichts anderes übrig, als eine Erschöpfung zu diagnostizieren. Er schrieb Patricia für ein paar Tage krank und gab ihr ein stärkendes Mittel mit.

 

Zuhause angekommen, nahm Patricia gleich eine der Tabletten ein. Schon wieder war sie so durstig und trank fast eine Flasche auf einmal leer. Da sie fast nichts mehr zuhause hatte, würde sie später wohl noch einkaufen gehen müssen. Doch erst einmal, wollte sie sich etwas hinlegen. Mit einer Decke, legte sie sich auf ihr Sofa und schloss die Augen.

 

Dienstag.

 

Helles Licht weckte Patricia. Verschlafen rieb sie sich über die Augen, bevor sie nach ihrem Handy griff und auf das Display sah. Das konnte doch nicht stimmen. Laut der Anzeige, war es Dienstag nachmittags. Sie konnte doch nicht 25 Stunden am Stück geschlafen haben. Verwundert stand sie auf, setzte sich aber gleich wieder hin. Ihr war schwindelig und sie fühlte sich auch so ganz schwach auf den Beinen. Langsam stand sie erneut auf und schleppte sich ins Badezimmer. Kurz darauf, kam sie genauso langsam, wieder in ihrem Wohnzimmer an. Der Spiegel fiel ihr auf. Dieser Schatten war schon wieder größer geworden. Und täuschte sich Patricia, oder nahm er die Gestalt eines Menschen an? Das konnte nicht sein. Sie fing sicher an zu phantasieren. Sie selbst, sah schrecklich aus. Eingefallene Wangen und blass, dass es den Anschein nahm, man könnte durch sie hindurch sehen. So konnte sie nicht einkaufen gehen. Also nahm sie das Telefon, um Marion anzurufen. Diese versprach, am Abend vorbei zu kommen, um die gewünschten Dinge zu bringen.

 

Patricia machte es sich wieder auf ihrem Sofa bequem. Hier konnte sie genauso gut liegen, wie in ihrem Bett. Schlafen wollte sie eigentlich nicht mehr, obwohl sie sich müde fühlte. Statt dessen, würde sie sich mit einem Fernsehprogramm wach halten. Es konnt doch nicht sein, dass sie nur noch schlief. Die Türklingel, schreckte sie auf. Verwundert raffte sich Patricia auf, um zu öffnen. Vor ihr, stand Marion, in den Händen hielt sie 2 Einkaufstaschen. Erschrocken fragte sie Patricia, was mit ihr geschehen wäre. Anstatt aber zu antworten, wollte diese wissen, warum die Freundin jetzt schon da war. Sie sollte doch erst am Abend vorbei kommen. Lachend erklärte ihr Marion, dass es schon abend war. Tatsächlich, ein Blick auf die Uhr bestätigte es. Schon wieder war sie eingeschlafen.

 

Die beiden Frauen, gingen ins Wohnzimmer, wo sich Patricia erschöpft auf dem Sofa nieder ließ. Ihre Freundin Marion, sah sie besorgt an und fragte, ob sie irgendetwas tun könnte. Patricia hatte nur großen durst und wollte etwas zu trinken haben. Schnell räumte Marion den Einkauf aus und stellte eine Saftflasche auf den Tisch. Diese nahm Patricia, setzte die Flasche an und trank sie in großen Schlucken leer. Noch immer war sie durstig und bat um eine neue Flasche. Nachdem die auch geleert war, fühlte sich Patricia etwas besser. Etwas später verabschiedete sich Marion, versprach aber, am anderen Tag wieder vorbei zu schauen. Bevor sie ging, blickte sie zufällig in den Spiegel. Es kam ihr so vor, als würde ihr das Gesicht der Freundin darin entgegen blicken. Mit einem verängstigten Gesicht. Einen Moment blinzelte Marion, danach sah der Spiegel wieder aus, wie zuvor. Milchig und trüb. Sie wunderte sich kurz über ihre Einbildung und ging.

 

Mittwoch.

 

Wieder wachte Patricia durch die Türklingel auf. Seit Marion Tags zuvor gegangen war, hatte sie schlafend auf dem Sofa gelegen. Aber warum fühlte sie sich dann so erschöpft? Heute kam sie sich wie eine alte, schwächliche Frau vor. Es dauerte, bis sie endlich an der Tür an kam, wo sie sich einer erschrockenen Marion gegenüber fand. Vorsichtig half diese Patricia, ins Wohnzimmer zurück zu kommen. Dort legte sie ihre Freundin auf das Sofa und meinte, sie würde einen Arzt anrufen. Es musste eine Erklärung dafür geben, warum es Patricia von Tag zu Tag, zusehends schlechter ging. Patricia war zu schwach, um zu widersprechen. Also rief Marion nach dem Arzt. Es kostete Patricia einige Mühe, um wach zu bleiben. Sie lag auf dem Sofa und sah zu ihrem Spiegel. Komisch, der Schatten sah viel größer aus. Und er nahm immer mehr die Gestalt einer Person an. Das konnte doch nicht sein, sie musste sich das alles einbilden. Sicher wurde sie langsam verrückt.

 

Marion räumte etwas die Wohnung auf, bis der Arzt eintraf. Nur mit Mühe, schaffte es Patricia, sich aufzurichten. Sie ließ die Untersuchung über sich ergehen und fiel danach erschöpft auf ihr Sofa zurück. Der Arzt wusste nicht, was er sagen sollte. Bis auf eine Ermattung, konnte er nichts feststellen. Er nahm noch einige Blutproben, um diese im Labor testen zu lassen. Dann verschrieb er ein stärkeres Aufbaumittel und verabschiedete sich. Nachdem der Arzt weg war, wollte Marion wissen, wann Patricia zuletzt etwas gegessen hatte. Es war ihr aufgefallen, dass zwar gebrauchte Gläser, aber keine Teller, oder Besteck da waren. Einen Moment überlegte Patricia. Dann fiel es ihr wieder ein. Es war Samstag früh, bevor sie zum Flohmarkt gefahren war. Seufzend schüttelte Marion den Kopf. So konnte Patricia ja nicht zu kräften kommen. Sofort ging sie in die Küche, um ihrer Freundin etwas zu kochen.

 

Patricia wurde davon wach, wie sie am Arm gerüttelt und gerufen wurde. Über sie gebeugt, stand Marion. Auf dem Tisch, stand ein Teller mit Suppe. Doch Patricia verspürte keinen Hunger. Durstig war sie, ja. Der Anblick der Suppe, ekelte sie aber. Trotzdem ließ sie sich dazu überreden, einige Löffel zu essen. Marion half ihr auf und fütterte sie auch, wie ein kleines Kind. Danach legte sich Patricia wieder hin und unterhielt sich noch ein wenig mit ihrer Freundin. Es fiel ihr aber immer schwerer, die Augen offen zu halten. Irgendwann schlief sie ein.

 

Donnerstag.

 

Irgendetwas hatte grumpelt, wovon Patricia wach wurde. Musik lief und jemand war in ihrer Küche. Schwach rief sie, wer da wäre. Da kam Marion ins Wohnzimmer und begrüßte sie besorgt. Sie erklärte, dass sie am vergangenen Abend, nur schnell zu sich heim gegangen war, um einige Sachen zu holen. Danach war sie wieder zurück gekommen. Die Nacht hatte sie in Patricias Schlafzimmer geschlafen, auf Arbeit ließ sie sich entschuldigen. Um nichts auf der Welt, wollte sie die Freundin alleine lassen, wo es ihr so schlecht ging. Gleich fragte sie auch nach ihrem Befinden. Patricia flüsterte, dass sie müde wäre. Und sie hatte entsetzlichen Durst. Sofort holte Marion eine Flasche, half Patricia auf und gab ihr zu trinken. Als die Flasche leer war, legte sie Patricia zurück auf das Sofa.

 

Da lag sie nun wieder und sah zu ihrem Spiegel rauf. Seltsam. Dieser Schatten wurde scheinbar wirklich größer. Er war nun ganz nah und sah so aus, als würde er eine Hand nach ihr ausstrecken. Das konnte doch nicht sein. Ein komisches Gefühl überkam Patricia. Bevor sie aber ihrer Freundin etwas sagen konnte, war sie schon wieder eingeschlafen.

 

Freitag.

 

Patricia wachte von alleine auf. Es musste entweder früher morgen, oder später abend sein. Das konnte sie nicht erkennen. Sie war alleine im Wohnzimmer. An ihrer Hand, befand sich eine Infusion. Wo kam die denn plötzlich her? Durch den Schlauch, lief eine klare Flüssigkeit, direkt in ihre Hand. Bevor sie sich noch weiter wundern konnte, kam Marion in den Raum und wünschte ihr einen guten Morgen. Also war es noch früh am Tag. Sie fragte die Freundin nach der Infusion und erfuhr, dass am vergangenen Tag, der Arzt nochmal da war. Da Patricia so wenig aß und wohl auch kurz vor der Austrocknung war, hatte sich der Arzt zu der Infusion entschieden. Patricia merkte, dass sie wirklich nicht mehr so durstig war, wie die letzten Tage, verlangte aber trotzdem nach einer Flasche mit Saft. Diese wurde ihr auch sofort gebracht. Essen wollte sie nichts. Nur schlafen, da sie so müde war.

 

Gegen Abend, wurde sie wieder wach. Es wurde langsam dunkel. Sie fühlte sich noch schwächer, als je zuvor. Ihr Blick ging zu dem Spiegel hoch und sie erschrak furchtbar. Der Schatten, war nun ganz nah. Sie konnte schon fast ein Gesicht erkennen. Es war vielmehr eine Fratze. Und die Hand, die erst so aussah, als würde sie auf Patricia zeigen, hielt nun etwas in der Hand. Nein, es war keine Hand. Es ähnelte mehr einer Klaue. Was war das, was dieser Schatten da fest hielt? Es ähnelte einem zweiten, schwächerem Schatten, der die Umrisse einer Frau zu haben schien. Bevor sie einen weiteren, klaren Gedanken fassen konnte, fielen ihr die Augen zu.

 

Samstag.

 

Es war Mittag, als Marion Patricia weckte. Als sie endlich wach war, standen einige fremde Männer bei ihr im Wohnzimmer. Verwundert sah sie sich um. Marion erklärte ihr, dass diese Männer sie abholen würden, um sie in die Klinik zu bringen. Der Arzt war am morgen noch einmal da gewesen, um nach Patricia zu sehen. Da sich ihr Zustand rapide verschlechtert hatte, fand er es am besten, wenn man sie in eine Klinik bringen würde, wo man sich besser um sie kümmern konnte. Noch immer wusste niemand, was ihr fehlte. Patricia war zu schwach, um sich dagegen zu wehren. So ließ sie es zu, dass zwei der Männer sie auf eine Liege hoben. Noch bevor man sie aus ihrer Wohnung raus fuhr, war sie wieder eingeschlafen.

 

Am Abend, kam Marion in der Klinik vorbei, um nach Patricia zu sehen. Diese schlief, wie immer. Es dauerte eine Weile, bis Marion sie wach gerüttelt hatte. Dann erkundigte sie sich bei ihr, wie es ihr inzwischen ging. Doch Patricia konnte nur das sagen, was sie in den letzten Tagen immer antwortete. Sie war entsetzlich müde. Marion setzte sich an das Bett und wollte wissen, was die Freundin noch von zuhause brauchen würde. Sie wollte am nächsten Tag nochmal in die Wohnung gehen und alles holen, was Patricia brauchte. Danach unterhielt sie sich noch etwas mit Patricia, bis sie merkte, dass keine Antwort mehr kam. Schon wieder schlief die Freundin tief und fest.

 

Sonntag.

 

Gegen Mittag, kam Marion in der Wohnung ihrer Freundin an. Zuerst ging sie in das Schlafzimmer, wo sie einige Kleidungsstücke in eine Tasche packte. Im Bad, sammelte sie etwas Kosmetik zusammen und ging zuletzt ins Wohnzimmer, wo das Handy von Patricia lag. Als Marion es an sich nahm, sah sie zufällig zu dem Spiegel. Vor Schreck ließ sie das Handy fallen. Aus dem Spiegel, sah ihr Patricia entgegen. Ihr Gesicht war blass, die Wangen eingefallen. Die ganze Zeit zeigte sie auf etwas, doch Marion konnte nicht erkennen, was es sein sollte. Alles was sie sehen konnte, war ein dunkler Schatten hinter Patricia. Diese schien auch etwas zu rufen, was Marion aber nicht hören konnte. Für Marion sah es aus, wie das Wort "Hilfe". Bevor sie einen klaren Gedanken fassen konnte, war alles vorbei. Der Spiegel war wieder milchig und trüb, wie sonst auch.

 

Marion stich sich über die Augen. Langsam wurde sie verrückt. Aber bei den Sorgen, die sie sich um ihre Freundin machte, war das auch kein Wunder, wenn sie am hellen Tag da stand und phantasierte. Schnell hob sie das Handy vom Boden auf, steckte es ein und nahm die Reisetasche. Bevor sie aus dem Raum ging, sah sie nochmal zu dem Spiegel. Nichts war zu sehen. Sie schüttelte über sich selbst den Kopf und verließ die Wohnung.

 

Der nächste Halt, war die Klinik, um Patricia die Sachen zu bringen. Sie hoffte, dass es der Freundin besser ging und ihr die Ärzte endlich sagen konnten, was mit ihr los war. Auf der Station, kam ihr der Arzt entgegen. Die Visite war grade zu Ende. Ihn sprach Marion an und erkundigte sich nach dem Befinden ihrer Freundin. Doch der Arzt, konnte ihr nichts neues sagen. So ging Marion in das Krankenzimmer, wo Patricia tief und fest schlief. Leise räumte sie daher die Reisetasche aus und den Schrank ein. Danach setzte sie sich zu Patricia an das Bett. Da hörte sie, wie Patricia etwas murmelte.

 

Da Marion nicht verstehen konnte, was die Freundin sagte, beugte sie sich mit dem Ohr dich zu ihr runter. Patricia sprach von dem Spiegel. Der Schatten sollte sie in Ruhe lassen und wieder zurück gehen. Verwundert sah Marion ihre Freundin an. Welcher Schatten? Hatte die Freundin etwa auch etwas in dem Spiegel gesehen? War es doch keine Einbildung von ihr, Marion, gewesen, als sie meinte, etwas in dem Spiegel zu sehen? Das konnte kein Zufall sein. So nahm sich die junge Frau vor, am anderen Tag, nochmal in die Wohnung zu gehen und sich diesen Spiegel genauer anzusehen.

 

Montag.

 

Weil Marion wieder arbeiten musste, kam sie erst am Abend in der Wohnung an. Gleich ging sie in das Wohnzimmer und stellte sich vor den Spiegel. Sie sah sich verschwommen in dem milchig, trüben Glas. Mehr nicht. Sie setzte sich auf das Sofa und sah immer wieder nach oben zu dem Spiegel. Doch nichts geschah. Langsam kam sich Marion blöd vor und sie entschied sich dafür, zu gehen. Von ihrer Aktion, wollte sie keinem etwas erzählen, aus angst, sich lächerlich zu machen. In der Klinik, wo sie anschließend hin fuhr, war alles beim alten. So ging Marion nach Hause und verschwendete keinen weiteren Gedanken mehr an den Spiegel.

 

Dienstag.

 

Es war wieder abends, als Marion die Wohnung ihrer Freundin betrat. Heute war sie nur schnell her gekommen, um nach der Post zu schauen und diese in die Wohnung zu legen. Zudem wollte sie die Räume etwas durch lüften. Denn auch wenn Patricia in der Klinik lag, wollte Marion nicht, dass die Wohnung müffelte. Kaum betrat sie das Wohnzimmer, fiel ihr Blick automatisch auf den Spiegle und sie dachte, das Herz würde ihr stehen bleiben. In dem Spiegel sah sie Patricia, die gegen die Scheibe schlug und verzweifelt etwas rief. Hinter ihr, war ein großer Schatten zu sehen, der versuchte, ihre Freundin weg zu zerren. Marion trat auf den Spiegel zu, doch dann war alles weg.

 

Marion starrte auf den Spiegel. Sie glaubte inzwischen nicht mehr an eine Einbildung. Auch sie konnte sich nicht erklären, was hier vor sich ging. Also entschied sie sich, in die Klinik zu fahren. Vielleicht war Patricia wach zu bekommen. Doch in der Klinik, hatte man schlechte Neuigkeiten für Marion. Ihre Freundin, war seit dem Vortag, nicht mehr wach geworden. Man überlegte sich, ob es nicht besser wäre, Patricia auf die Intensivstation zu verlegen. Man erlaubte Marion, nur kurz zu der Freundin zu gehen. Ohne mit ihr gesprochen zu haben, da Patricia wirklich tief und fest schlief, musste Marion den Heimweg antreten.

 

Mittwoch.

 

Die vergangene Nacht, hatte Marion schlecht geschlafen. Das Erlebnis mit dem Spiegel, ließ ihr keine Ruhe. Nach der Arbeit, wollte sie noch einmal in die Wohnung von Patricia gehen, um sich diesen Spiegel genauer anzusehen. Es war ihr unbegreiflich, warum sie dort drin ihre Freundin gesehen hatte, die einige Kilometer weiter, in der Klinik lag. Bei der Arbeit, konnte sie sich kaum konzentrieren und war froh, als es endlich Feierabend war. Auf dem schnellsten Weg, begab sie sich zur Wohnung der Freundin. Dort stellte sie sich vor den Spiegel, aber nichts geschah. So viel Marion auch in den Spiegel sah. Außer dem milchigen Glas und ihr eigenes Spiegelbild, konnte sie nichts anderes entdecken.

 

Entmutigt fuhr sie weiter in die Klinik, wo man schon auf sie wartete. Man hatte Patricia wirklich auf die Intensivstation verlegt. Marion wurde gestattet, einige Minuten zu ihrer Freundin zu gehen. Jeden Tag, erschrak Marion mehr, wenn sie Patricia sah. Heute war sie an vielen Geräten angeschlossen. Ihr Gesicht war leichenblass und eingefallen. Es war deutlich zu sehen, wie abgemagert sie inzwischen war. Verzweifelt und mutlos, verließ Marion wenig später die Klinik.

 

Donnerstag.

 

Heute war Marions freier Tag. Schon früh am Morgen, fuhr sie in die Wohnung der Freundin. Dort setzte sie sich so hin, dass sie den Spiegel im Blick hatte und wartete. Marion hoffte, dass sich irgendetwas ergeben würde. Die Zeit verging sehr langsam. Wie lange Marion so da saß, konnte sie später nicht mehr sagen. Auf einmal hörte sie jedoch einen lauten Schrei. Es war die Stimme von Patricia, die aus dem Spiegel zu kommen schien. Erschrocken stand Marion auf und sah in das milchige Glas. Das wurde klar und Marion sah deutlich ihre Freundin. Sie schien mit irgendetwas zu kämpfen und als Marion sich noch näher an den Spiegel stellte, erkannte sie einen dunklen Schatten, der an der Freundin zu zerren schien. Je mehr dieser Schatten an Patricia zerrte, desto näher kamen sie an ein dunkles Loch im Hintergrund. Verzweifelt schlug Marion an das Glas, da war der Spuk vorbei. Alles, was sie nun noch sah, war ihr eigenes Spiegelbild. Sie konnte schauen, wie sie wollte, es geschah nichts mehr. Nach einiger Zeit, verließ Marion die Wohnung.

 

Freitag.

 

Wieder überlegte Marion den ganzen Tag, was sie von dem Erlebten halten sollte. Immer wieder suchte sie nach einer Lösung. Inzwischen war sich Marion sicher, dass Patricias Zustand, etwas mit diesem Spiegel zu tun hatte. Sie kam nur nicht darauf, was es war. Am Abend, fuhr sie wieder in die Klinik, wo sich Patricias Zustand, weiter verschlechtert hatte.

 

Samstag.

 

Heute wollten Marion und Patricia ursprünglich gemeinsam auf den Flohmarkt gehen. Da Marion die Decke auf den Kopf fiel und sie eine Ablenkung brauchte, beschloss sie, alleine hin zu gehen. Vielleicht kam sie etwas auf andere Gedanken. Dort angekommen, schlenderte sie, noch immer in Gedanken versunken, über den großen Platz. Auf einmal wurde sie von einem jungen Mann angesprochen. In ihm erkannte Marion den Möbelverkäufer. Sie wusste, dass Marion schon öfter etwas von dem jungen Mann gekauft hatte. Er erkundigte sich auch gleich nach Patricia und wunderte sich, Marion alleine anzutreffen, da ihre Freundin im Gegensatz zu ihr, jeden Samstag hier war. So berichtete Marion dem Mann, dass Patricia in der Klinik lag und keiner sagen konnte, was ihr fehlte.

 

Der Mann wurde blass und schluckte schwer. Es kam Marion vor, als wollte er etwas sagen. Doch dann drehte er sich um und ging wieder an seinen Verkaufsstand. Dieses Verhalten wunderte sie etwas, aber nach einem Schulterzucken, lief Marion weiter. Ihr ging diese kurze Begegnung allerdings nicht aus dem Kopf, so nahm sie sich vor, nochmal an dem Stand vorbei zu laufen, bevor sie ging. Ohne Patricia, machte es Marion sowieso keinen Spaß. Aus diesem Grund, kehrte sie auch schon bald um und kam erneut zu dem Verkaufsstand mit den Möbeln. Langsam näherte sie sich dem jungen Mann. Dabei tat sie so, als würde sich sich einen alten Stuhl näher ansehen. Wie es sich Marion erhofft hatte, trat der Mann neben sie und so konnte sie ihn fragen, ob Patricia diesen Spiegel von ihm gekauft hatte.

 

Wieder wurde der Mann blass. Marion hatte also ins schwarze getroffen. Neugierig geworden, wollte sie wissen, woher er den Spiegel hatte. Erst nach einigem Gedruckse, erzählte er, dass der Spiegel zuvor einem Freund gehört hatte. Marion fragte, warum dieser ihn verkauft hatte. Die Antwort schockte sie. Denn dieser Freund, war nach einem kurzen Klinikaufenthalt gestorben. Und niemand konnte erklären, was ihm gefehlt hatte. Jetzt wollte es Marion genau wissen. Der Mann sollte ihr erzählen, was er über diesen Spiegel wusste. Er aber bat Marion, nochmal zu ihm zu kommen, wenn er später seinen Stand abgebaut hatte. Sie vereinbarten eine Uhrzeit und Marion verabschiedete sich vorerst.

 

Die folgenden zwei Stunden, verbrachte Marion ungeduldig in einem Cafe. Als endlich die Zeit des Treffens gekommen war, rannte sie fast zu der Stelle, an der der Möbelstand war, wartete der junge Mann schon auf sie. Kaum kam sie außer Atmen bei ihm an, sprudelte es auch schon aus ihr raus. Er sollte ihr nun endlich sagen, was er wusste. So begann der Mann zu erzählen. Ein viertel Jahr zuvor, war sein bester Freund aus dem Urlaub gekommen. Von dort, hatte er einen Wandspiegel mitgebracht, den er einige Tage später, in seine Wohnung hing. Ein paar Tage später, sollte der junge Mann, bei seinem Freund vorbei kommen und den Preis des Spiegels schätzen. Doch als er in der Wohnung an kam, ging es dem Freund schlecht. Er war immerzu müde, wollte nichts essen und klagte darüber, ständig einen großen Durst zu haben. Erst dachten beide an eine Erkältung.

 

Der Zustand verschlimmerte sich und der Freund kam in die Klinik. Die Ärzte dachten an einen Virus, da der Freund erst im Ausland war. Allerdings konnte man trotz mehrfachen Untersuchungen, nichts feststellen. Einige Tage später, verschlimmerte sich der Zustand, der Freund schlief und war nicht mehr wach zu bekommen. Man verlegte ihn auf die Intensivstation. Nach 2 Tagen, fuhr der junge Mann zur Wohnung des Freundes, um dort nach dem rechten zu sehen. Als er in die Wohnung kam, meinte er, seinen Freund schreien zu hören und ging der Stimme nach. Da sah er ihn in dem Spiegel. Hinter dem Freund, erkannte er einen dunklen Schatten, der an seinem Freund zog. Danach war alles verschwunden und er sah in sein eigenes Spiegelbild. Wenige Tage später, verstarb sein Freund, die Ärzte sagten, sein Körper wäre zu schwach gewesen.

 

Da er alte Möbel verkaufte, nahm er den Spiegel an sich und stellte ihn bei seinen anderen Sachen dazu. Bis Patricia kam und den Spiegel kaufte. Jetzt befürchtete der Mann, dass es ihr genauso ergehen würde, wie seinem Freund. Marion war nun klar, dass es wirklich der Spiegel war, der ihre Freundin so krank machte. Doch was sollte sie tun, um sie zu retten? Ihr wollte nichts einfallen. Allerdings war ihr klar, dass ihr schnell etwas einfallen musste. Wenn sie den jungen Mann richtig verstanden hatte, verstarb sein Freund nur 3 Wochen, nachdem er den Spiegel aufgehangen hatte. Patricia hatte den Spiegel vor 14 Tagen gekauft. Das bedeutete, ihr blieb wirklich nicht mehr viel Zeit.

 

Sonntag.

 

Marion war zur Wohnung ihrer Freundin gefahren. Sie stand im Wohnzimmer und sah in den Spiegel. Was sie tun sollte, wusste sie nicht. Irgendwie hoffte sie auf eine Eingebung. Die Zeit verging und ihr wollte nichts einfallen. Da tat sich etwas in dem Spiegel. Deutlich erkannte Marion ihre Freundin, die verzweifelt versuchte, sich irgendwo festzuhalten. Doch der Schatten, hatte sie fast schon völlig in dieses schwarze Loch gezogen. Ensetzt sah Marion auf das Bild, das sich vor ihr abspielte. Wütend griff sie nach dem Spiegel, zerrte daran, bis er sich endlich von der Wand löste und warf ihn auf den Boden. Sofort zersprang der Spiegel, Splitter flogen in alle Richtungen. Was Marion dann erlebte, konnte sie lange nicht glauben. Ein lauter, wütender Schrei war zu hören. Der Schatten sprang regelrecht von innen auf den restlichen Teil des Spiegels zu und schien sich aufzulösen. Der Schrei hörte sich inzwischen schmerzlich an. Von Patricia, war nichts mehr zu sehen. Auf einmal war es Marion, als würde ein kalter Luftzug an ihr vorbei wehen. Dann war der Schatten verschwunden und alles war wieder ruhig.

 

Eine Weile blieb Marion regungslos stehen und sah auf die Überreste des Spiegels. Sie verstand nicht, was passiert war. Doch dann holte sie einen Handfeger und kehrte die Scherben zusammen. Den kaputten Spiegel und die Scherben, warf sie vor dem Haus in die Mülltonne. Ängstlich fragte sie sich, was nun mit ihrer Freundin war. Schnell setzte sich Marion in ihr Auto und fuhr zur Klinik. Auf der Intensivstation, fragte sie eine der Schwestern, ob sie zu ihrer Freundin dürfte. Doch man erklärte ihr, dies würde nicht gehen, da der Arzt im Moment bei ihr war. Doch Marion könnte sich in den Besucherraum setzen. Sobald der Arzt wieder aus dem Krankenzimmer raus war, würde man ihn zu ihr schicken.

 

Voller Angst, lief Marion in dem kleinen Besucherzimmer hin und her. Die ganze Zeit fragte sie sich, was das zu bedeuten hatte. Da kam endlich der Arzt zur Tür rein. Nach einer kurzen Begrüßung, wollte Marion endlich wissen, was mit ihrer Freundin was. Doch der Arzt beruhigte sie und meinte, er könnte zwar nicht sagen, wie es passiert war, aber Patricia wäre auf einmal aufgewacht. Es ginge ihr den Umständen entsprechend gut. Auch hätte sie schon nach Marion gefragt und wollte sie sehen. Für einige Minuten, dürfte sie zu ihrer Freundin gehen.

 

Schnell eilte Marion den Gang entlang und stürzte fast in das Zimmer, in dem Patricia lag. Diese lag munter in ihrem Bett und sah ihr entgegen. Erleichtert trat Marion an ihre Seite und nahm sie in die Arme. Da sagte Patricia auf einmal, sie hätte Marion gesehen. Sie, Patricia, wäre in dem Spiegel gewesen, von dem aus hatte sie sehen können, wie Marion in ihrer Wohnung gewesen war. Wie sie in den Spiegel gekommen war, wusste sie allerdings nicht. Nur dass etwas an ihr gezogen und sie immer schwächer gemacht hatte, konnte sie sagen.

 

Marion war froh, dass es ihrer Freundin so gut ging und sie wieder wach war. Als Patricia fragte, wann sie denn etwas zu essen bekommen würde, da sie solchen Hunger hätte, musste sie laut lachen. Nach einigen Minuten, kam die Krankenschwester und bat Marion, zu gehen.

 

14 Tage später an einem Samstag.

 

Patricia kam ein paar Tage später auf die normale Station. Niemand konnte sich erklären, was ihr gefehlt hatte, noch wusste man, was zu der plötzlichen Heilung beigetragen hatte. Die beiden Freundinnen, erzählten niemanden von ihren Erlebnissen. Man hätte sie doch nur für verrückt erklärt. Nachdem es Patricia immer besser ging und sie auch wieder an Gewicht zugenommen hatte, durfte sie nachhause. Das war vor 3 Tagen. Heute gingen die beiden jungen Frauen zum Flohmarkt. Sie wollten nach ein paar Möbeln schauen.

Hexen gibt es nur im Märchen

Natalie lachte laut auf. Die kleine Sofi, bei der sie öfters babysittete, erklärte ihr voller ernst, dass es Hexen wirklich gab. Und die könnten jeden verhexen, wenn sie wollten. Also eine blühende Phantasie, hatte das Kind ja, fand Natalie. Eben hatte sie dem Kind eine Geschichte vorgelesen, bei der es um eine gute Hexe ging, die den Menschen half. Kaum war das Buch fertig gelesen, berichtete Sofi von den bösen Hexen, die jeden Menschen ärgerte und nur böse Dinge tat. Es half Natalie nicht zu sagen, dass das nur Märchen und Geschichten waren. Sofi war davon überzeugt und hielt an ihrem Glauben fest. Nachdem sie endlich eingeschlafen war, setzte sich Natalie in das Wohnzimmer und schmunzelte vor sich hin. Sie erinnerte sich daran, an was sie als Kind geglaubt hatte. Doch Hexen, das wusste sie schon als kleines Kind, gab es eben nicht.

 

Grade als sie den Fernseher anschalten wollte, klingelte ihr Handy. Ihre Freundin war dran und wollte wissen, wie es so lief. Natürlich erzählte Natalie auch von der Hexengeschichte und musste dabei erneut lachen. Zu ihrer Freundin meinte sie, man sollte sich nur mal vorstellen, eine Hexe würde plötzlich auftauchen. Diese verzauberte sie dann und ihr würde ein großer Buckel, sowie eine Warze im Gesicht wachsen. Schallendes Gelächter war zu hören. Ihre Freundin fand die Vorstellung auch komisch. Natalie hatte Sofi gern, auch wenn sie sich grade über sie lustig machte. Sollte das Kind doch ihren Glauben haben. Viel zu schnell würde die Zeit kommen, wo sie erwachsen werden würde.

 

Bald darauf, beendete Natalie das Telefonat und wartete vor dem Fernseh auf Sofis Eltern. Die kamen 2 Stunden später heim. Sofis Mutter bedankte sich bei Natalie und gab ihr das Geld. Danach verabschiedeten sich, Natalie sprang auf ihr Fahrrad und fuhr los. Sie wohnte nur ein paar Nebenstraßen weiter. Mit dem Rad, war sie in wenigen Minuten da. Leise schloss sie die Haustür auf, um ihre Mutter nicht zu wecken, da diese am anderen Morgen, wieder früh aufstehen musste. Ebenso leise, schlich sich Natalie in ihr Zimmer und warf sich auf ihr Bett. Dabei rechnete sie. Wenn sie noch 5 mal Babysitten ginge, hätte sie das Geld für den Kurzurlaub zusammen. Bis zu den Sommerferien, waren es fast 3 Monate. Das bedeutete, sie könnte es schaffen. Natalie wollte mit ihrer Freundin einen Wellness-Urlaub machen. Einmal wollten sie sich wie die Promis fühlen und sich verwöhnen lassen. Dafür sparte sie fast die ganzen Einnahmen, die sie beim Babysitten verdiente.

 

Irgendwann schlief Natalie dann ein. Es dauerte nicht lange und sie träumte. Sie stand vor einem seltsamen Haus. Zur linken Seite war eine Art Turm, mit einem großen Fenster. Es gab auch eine Treppe, die zum Haus rauf führte. Diese lief Natalie hoch und fand die Haustür offen vor. Im Inneren war es fast ganz dunkel. Schwere Vorhänge bedeckten die Fenster und hielten das Sonnenlicht davon ab, rein zu scheinen. Dafür standen auf seltsamen Tischen, dicke Kerzen. Jede Kerze war blutrot. In diesem schaurigen Licht, suchte sich Natalie einen Weg durch das Haus. Irgendwo musste es doch eine Treppe geben, die zu dem Turm führte.

 

Endlich fand sie die Treppe, die hinter einem weiteren Vorhang versteckt war. Langsam ging Natalie die Treppen hoch. Etwas in ihr rief, sie sollte schnell umkehren. Aber nun war sie schon fast oben angekommen und neugierig, was dort oben wohl war. Eine große Holztür, versperrte den Weg. Doch was war da auf der Tür? Eine Schnitzerei. Sie zeigte eine Schlange. Natalie schüttelte sich. Wenn sie etwas gar nicht mochte, dann waren es Schlangen. Mit klopfendem Herz, drückte sie die Türklinke runter, die Tür ging auf und Natalie betrat das turmartige Zimmer.

 

Einen Augenblick blinzelte sie, da hier oben die Sonne hell rein schien. Als sich ihre Augen wieder an das hellere Lich gewöhnt hatten, sah Natalie sich verwundert in dem Raum um. Überall hingen Kräuter von der Decke. Es standen einige kleine Tische da, auf jeden standen diverse Schüsseln und Schalen. Die runden Wände, waren mit Malereien verziert. Wo immer sie auch hin sah, blickten ihr Schlangen entgegen. Erneut schüttelte sie sich. An einem Teil der Wand, befand sich ein großer Vorhang, wie sie es schon im unteren Teil vom Haus gesehen hatte. Dieser Vorhang bewegte sich plötzlich und eine Frau in mittleren Alter, trat vor. Als erstes bemerkte Natalie die langen, roten Haare, die von einer Spange in Schlangenform zusammen gehalten waren. Die Haare reichten schon fast auf den Boden. Danach fiel ihr das Kleid der Frau auf. Auch darauf befanden sich Schlangen. Natalie unterdrückte den Ekel und dachte sich, jeder sollte das mögen, was er wollte.

 

Die Frau sah mit einem seltsamen Gesichtsausdruck zu Natalie und fing völlig unerwartet zu sprechen an. Sie hätte gehört, Natalie würde nicht an Hexen glauben und sich sogar darüber lustig machen. Mutig sah Natalie der Frau in die Augen. Diese waren von einem seltsamen grün. Dann erklärte sie, dass sie wirklich nicht an Hexen glauben würde. Diese gab es nur in Märchen. Ihr wäre noch nie eine alte, gebeugte Frau begegnet, die eine große Hakennase und eine fette, haarige Warze hatte. Womöglich sollte ihr auch noch eine schwarze Katze, oder eine Krähe auf der Schulter sitzen und die Hexe hatte einen Strohbesen dabei, auf dem sie flog.

 

Unbeeindruckt hörte ihr die fremde Frau zu. Als Natalie mit ihrer Ausführung fertig war, sagte sie mit einem gefährlichen Unterton, dass es sehr wohl Hexen gab. Zwar sahen die nicht so aus, wie in den Märchen beschrieben und flogen auch nicht durch die Lüfte, aber es gab sie. Laut lachend, sah Natalie die Frau an. Sie konnte nicht glauben, dass eine erwachsene Frau, wirklich noch an Hexen glaubte und sie nun davon überzeugen wollte. Der Blick der Frau, verfinsterte sich noch mehr und Natalie war es, als wären die Augen für einen kurzen Moment schwarz gewesen. Doch das konnte von dem Lichteinfall gekommen sein.

 

Mit schnellen Schritten, lief die Frau durch das Turmzimmer und sammelte verschiedene Kräuter ein. Dann nahm sie Natalie an der Schulter und führte sie die Treppen runter, bis in ein Zimmer, in dem einige Stühle standen. Dort sollte sie sich setzen, die Frau selbst wollte einen Tee zubereiten. Nach wenigen Minuten, kam die Frau zurück und trug auch eine Teekanne in den Händen. Damit lief sie auf Natalie zu und schenkte den Tee in die Tassen ein, die auf dem kleinen Tisch neben ihr standen. Erstaunt sah Natalie auf den Tisch. Sie erinnerte sich nicht daran, dass der schon vorher da gestanden hatte. Sie bekam eine Tasse und wie sollte es anders möglich sein, waren auch darauf Schlangen zu sehen. Selbst der Griff der Tasse, stellte eine Schlange dar. Vorsichtig nippte sie an dem heißen Tee und verzog das Gesicht. Es schmeckte eklig. Die Frau sah es und meinte drohend, sie sollte die ganze Tasse leer trinken. Aber erst als sie einen Schritt auf Natalie zu machte, ergriff sie die Tasse wieder, machte die Augen zu und trank alles mit großen Schlucken aus.

 

Zufrieden lächelte die Frau, als Natalie ihre Augen wieder öffnete. Dann setzte sie sich auf den Boden, auf dem seltsame Zeichnungen waren. Auch diese waren Natalie vorher nicht aufgefallen. Die Frau hatte verschiedene Dinge vor sich liegen. Eines davon, sah fast so aus, wie eine Schlangenhaut. Nun sprach sie leise vor sich hin, doch Natalie konnte keines der Worte verstehen. Auf einmal lachte die Frau laut und schallend. Dabei sah sie Natalie böse an. Sie wollte aufstehen und aus dem Haus laufen, da ihr das ganze doch langsam zu unheimlich wurde. Bevor sie aber auch nur einen Schritt tun konnte, wachte sie auf.

 

Schweißgebadet lag Natalie in ihrem Bett. Das war ja mal ein seltsamer Traum. Erstaunt stellte sie fest, dass sie sogar noch den ekligen Geschmack von diesem Tee zu schmecken glaubte. Langsam stand sie auf. Bevor sie weiter schlafen konnte, wollte sie sich duschen und die Zähne putzen, um den Geschmack los zu werden. Dabei dachte sie, dass sie selten solch realistischen Träume gehabt hatte. Schon bald legte sich Natalie in ihr Bett zurück und schlief ruhig weiter.

 

Am anderen morgen, dachte sie nicht mehr an ihren Traum. Da es Sonntag und auch sehr warm war, entschied sie sich dazu, an den See zu fahren. Also lief Natalie schnell ins Badezimmer, um sich etwas frisch zu machen. Kaum sah sie dort in den Spiegel, erschrak sie allerdings. Ihre Augen waren richtig blutunterlaufen. So, als hätte sie die letzten Nächte durch gemacht. Mit einer dunklen Sonnenbrille, ging Natalie aus dem Haus.

 

An einem schattigen Platz, legte sich Natalie hin. Trotz der Sonnenbrille, blendete sie die Sonne und tat ihren Augen weh. Vielleicht hatte sie sich eine Entzündung zugezogen. Sollte es nicht besser werden, würde sie wohl zum Arzt gehen müssen. Doch nun sah sie erst einmal den anderen zu, die im Wasser rum tobten. Nach einer Weile ging sie auch ins Wasser und schwamm einige Runden. Aber irgendwie kribbelte ihre ganze Haut so komisch. Wurde sie etwa krank? Am besten wäre es, wenn sie wieder nach Hause ging und sich etwas hin legte. Dann würde es am anderen Tag, sicher wieder besser sein. Auf dem schnellsten Weg, fuhr Natalie heim, duschte sich noch ab und legte sich in ihr Bett.

 

Gegen Abend, rief ihre Mutter nach ihr. Diese war von der Arbeit zurück und hatte etwas zu Essen gekocht. Kaum stand Natalie ihrer Mutter gegenüber, lief die vor Schreck ein Glas fallen, welches sie eben noch in der Hand gehalten hatte. Sofort wollte sie wissen, was mit ihr los war. Natalie erklärte, ihr würde es nicht so gut gehen. Ihre Mutter sah sie an und entgegnete, das könnte man sehen, denn Natalie würde schrecklich aussehen. Gemeinsam setzten sie sich an den Tisch und fingen mit dem Essen an.

 

Natalie hatte grade die dritte Gabel in den Mund geführt, als es beim Kauen laut knirschte. Vor Schreck öffnete sie den Mund und sah zu, wie ihr ein Zahn auf den Teller fiel. Ihre Zähne waren immer gesund gewesen, daher konnte es sich Natalie nicht erklären, warum ihr plötzlich einer aus fiel. Auch ihre Mutter sah sie erschrocken an. Doch erklären, konnte auch sie es nicht. Nach einigen Augenblicken, stand Natalie auf, entschuldigte sich bei ihrer Mutter und ging zurück in ihr Zimmer. Der Hunger war ihr vergangen. Sofort legte sie sich in ihr Bett und versuchte zu schlafen.

 

Mitten in der Nacht, wachte Natalie auf. Ihre ganze Haut brannte so komisch. Nachdem sie ihr Nachttisch an gemacht hatte, sah sie auf ihren Körper und traute ihren Augen nicht. Ihre Haut sah aus, als hätte sie einen schlimmen Sonnenbrand. An einigen Stellen, löste sich sogar die Haut. Als sie am See war, befand sie sich die meiste Zeit im Schatten und war auch mit Sonnencreme eingerieben. Woher also hatte sie auf einmal diese Verbrennungen. Natalie beschloss, ihre Mutter wecken zu gehen, die in dieser Nacht zuhause war. Sie stand auf und ging in das Schlafzimmer, um ihre Mutter zu wecken. Die musste aber schon gehört haben, dass jemand in ihr Schlafzimmer gekommen war und schaltete das Licht an.

 

Im ersten Moment, schrie ihre Mutter erschrocken auf. Doch dann stand sie auf und hieß Natalie, mit ihr ins Badezimmer zu gehen. Ihre Mutter suchte eine Salbe raus, die sie gleichmäßig auf Natalies Haut verteilte. Dabei wollte sie wissen, woher ihre Tochter diese Verbrennungen her hatte. Aber Natalie konnte das nicht erklären, das gleiche fragte sie sich auch. Kaum war jede Stelle an Natalie mit der Salbe bedeckt, beschloss ihre Mutter, gleich in ein Krankenhaus zu fahren. Vielleicht war das alles keine Verbrennung, sonder etwas anderes. Sie meinte, das könnte mit dem verlorenen Zahn und den entzundenen Augen zusammen hängen.

 

Beide setzten sich in das Auto und fuhren los. In der Notaufnahme, staunte man nicht schlecht, als Natalie rein gelaufen kam. Ein Arzt wurde gerufen, da man bei ihrem Anblick auch von einer schlimmen Verbrennung aus ging. Doch nach der Untersuchung, sah der Arzt ratlos aus. Er konnte nicht feststellen, warum Natalies Haus sich löste, wie nach einem Sonnenbrand. Auch das mit dem Zahn konnte er nicht erklären. Einzig an den Augen, konnte er eine Reizung diagnostizieren. Man wollte sie für weitere Tests im Krankenhaus behalten und Natalies Mutter, willigte ein. Sie wollte unbedingt wissen, was ihrer Tochter fehlte.

 

Natalie wurde in ein Krankenhauszimmer gebracht, in dem sie die nächsten Tage bleiben sollte. Dort legte sie sich erst einma ins Bett. Sie war müde und hatte erst einmal genug erlebt. Am anderen Morgen, wachte sie schon früh auf. Sie stand auf, nahm ihr Waschzeug, dass ihre Mutter noch gebracht hatte und ging an das kleine Waschbecken, um sich die Zähne zu putzen. Doch kaum fing sie mit der Zahnbürste an, ihre Zähne zu bearbeiten, flogen wieder einige Zähne raus. Laut schreiend, stand sie vor dem Waschbecken. Das war eindeutig zu viel für sie. Sofort eilte eine Krankenschwester in ihr Zimmer, sah die Bescherung und holte einen Arzt.

 

Dieser kam schnell dazu geeilt und brachte Natalie in ein Untersuchungszimmer. Wieder musste sie einige Tests über sich ergehen lassen und wieder konnte der Arzt nicht sagen, was mit ihr los war. Zuletzt brachte man sie wieder auf ihr Zimmer, wo sie verzweifelt im Bett lag. Inzwischen fehlten ihr 7 Zähne, die völlig gesund gewesen waren. Ihre Haut löste sich immer weiter auf und sie wollte nicht wissen, was als nächstes kam. Eine Schwester kam zu ihr ins Zimmer und brachte ein Beruhigungsmittel. Natalie nahm es und versuchte noch etwas zu schlafen.

 

Gegen Mittag wachte sie wieder auf. Sie hatte das Frühstück verschlafen. Dafür stand vor ihr nun ein Tablett mit dem Mittagessen. Hungrig griff sie nach dem Besteck, ließ es aber gleich darauf wieder fallen. An ihrer linken Hand, fehlten 3 Fingernägel. Ein kurzer Blick auf das Bett zeigte ihr, dass die Nägel dort lagen. Schnell sah sie sich auf die rechte Hand. Da fehlten gleich 4 Fingernägel. Was war nur mit ihr los? Sie klingelte panisch nach der Schwester und schrie ihr schon fast entgegen, dass sofort ein Arzt kommen und sich ihre Hände ansehen sollte.

 

Der Arzt kam, wusste aber nicht, was er sagen sollte. So etwas, war selbst ihm noch nie untergekommen. Die Blutwerte waren in Ordnung und die restlichen Ergebnisse, ließen auf sich warten. So behandelte er Natalies Finger, verabreichte ihr ein weiteres Beruhigungsmedikament und verließ den Raum. Völlig mit den Nerven am Ende, saß Natalie auf dem Bett. Sie fühlte sich, als würde sie sich langsam, aber sicher, von alleine auflösen. Der Mittag verging, der Abend kam. Natalie juckte es überall. Als sie eine der Schwester darauf ansprach, wurde ihr erklärt, dass dies ganz normal war. Die neue Haut, müsste sich bilden und das Jucken bedeutete, dass es heilte. Irgendwann fragte sie, ob es eine Dusche geben würde, sie fühlte sich inzwischen nur noch schmutzig und wollte die sich lösende Haut abwaschen.

 

Eine der Schwestern, zeigte ihr, wo sie duschen gehen konnte. Erleichtert stellte sich Natalie unter die Dusche und ließ das Wasser laufen. Mit einem weichen Lappen, wusch sich Natalie und sah zu, wie sich große Hautfetzen lösten und den Abfluss runter floss. Als keine Haut mehr runter ging, wusch sich Natalie die Haare. Doch kaum hatte sie sich das Shampoo in ihre Haare massiert, konnte sie nur noch heulen. An ihren Händen, hingen große Büschel ihrer Haare. Schnell trat sie unter der Dusche vor, trocknete sich ab und blickte in den kleinen Spiegel. An manchen Stellen auf ihrem Kopf, war sie kahl. Eilig ging Natalie in ihr Zimmer zurück und klingelte nach der Schwester. Als diese kam, sah sie sofort, was los war. Auch der herbeigerufene Arzt sah es. Allerdings erfuhr Natalie nichts neues. Niemand konnte sagen, was ihr fehlte.

 

In dieser Nacht, weinte sie sich in den Schlaf. Sie träumte, dass sie wieder in dem Haus mit dieser komischen Frau war. Die Frau lachte und erzählte Natalie, dass sie schon bald schon ihr gehören würde. Sie hätte schon ein nettes Plätzchen vorbereitet. Auch müsste Natalie nicht alleine sein. Es warteten schon viele Brüder und Schwestern auf sie. Dann zog die Frau einen der Vorhänge zur Seite und Natalie sah sich einer großen Glaswand gegenüber. Hinter dieser Wand, wimmelte es nur so von Schlangen. Vor Ekel wollte sie einen Schritt nach hinten gehen, konnte aber ihre Beine nicht bewegen. Sie sah an sich runter. Dort, wo ihre Beine hätten sein sollen, war ein langer Schlangenschwanz zu sehen. Schreiend wachte sie auf.

 

Es war komisch, Natalie war wach, konnte aber trotzdem nichts sehen. Es war, als würde sie in etwas hartem liegen. Auch rufen konnte sie nicht. Sie wollte nach dem Klingelknopf fassen, um die Schwester zu rufen. Allerdings konnte sie sich nicht bewegen. Panik stieg in ihr auf. So lag sie da und wartete.

 

Der Morgen kam und eine der Schwestern, wollte nach Natalie sehen. Kaum stand sie in dem Zimmer, blieb sie wie erstarrt stehen und schrie laut. Im Bett, lag einer Übergroßer Kokon, wo die Nacht zuvor, Natalie gelegen hatte. Von Natalie war weit und breit nichts zu sehen. Schnell holte die Schwester einen Arzt, der sich den Kokon näher ansah. Er konnte sich das nicht erklären. Das Äußere des Kokon, war so hart, wie eine Eierschale. Nichts konnte ihn auf brechen. Wenn das raus käme, würden die Medien die Station stürmen und viele Fragen stellen. So hieß er jeden, Stillschweigen zu bewahren. Man brachte den Kokon, von dem man aus ging, dass sich Natalie darin befand, auf eine andere Station, um ihn genauer zu untersuchen.

 

Nach 3 Wochen, wussten die Ärzte und Professoren, die man hinzugezogen hatte, nicht mehr weiter. Alle Tests, ergaben nichts. Den Kokon, konnten sie auch nicht öffnen, egal was sie versucht hatten. Nun wollte man einen Zoologen hinzu ziehen, der sein Interesse bekundet hatte. Am gleichen Tag, wurde er erwartet. Bei dem Kokon, befand sich immer jemand, um darauf zu achten, ob sich etwas tat. Heute war es ein junger Arzt. Dieser gab grade die Meldung durch, dass sich an dem Kokon etwas veränderte.

 

Endlich konnte Natalie wieder etwas sehen. Es war Licht. Dieses harte Etwas, das sie umgeben hatte, löste sich und Natalie konnte sich befreien. Als erstes nahm sie einen jungen Mann wahr, der sie geschockt ansah. Sie ging auf ihn zu, doch der Mann wich erschrocken zurück und stieg auch auf einem Stuhl. Aber warum war der Mann so viel größer, als sie selbst? Was war mit ihr geschehen? Da erblickte Natalie ein Waschbecken, über dem ein Spiegel hing. Sie machte sich auf, um ihr Spiegelbild sehen zu können. Vielleicht würde sie dann wissen, warum der Mann sie so geschockt angesehen hatte.

 

Es kostete Natalie einige Mühe, an den Spiegel zu gelangen. Doch sie traute ihren Augen nicht. Denn alles, was sie darin sah, war eine große Schlange. Das konnte nicht sein. Bevor sie begriffen hatte, was sie da sah, verschwamm das Spiegelbild vor ihr und Natalie sah die Frau aus ihren Träumen. Sie griff nach ihr und zog sie durch den Spiegel hindurch. Natalie spürte eine streichelnde Hand. Als sie sich erneut umsah, befand sie sich mit der Frau in dem Haus. Die Frau lachte und fragte, ob Natalie nun glauben würde, dass es Hexen gab. Sie hätte ihr doch hoffentlich eindrucksvoll das Gegenteil bewiesen. Natalie sah, wie sie zu einem großen Vorhang getragen wurde. Es war der Vorhang, aus ihrem Traum. Dahinter kam der Glaskasten zum Vorschein. Da hinein, wurde Natalie gelegt. Zwischen all die Schlangen. Ihren Schrei, hörte niemand.

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Tag der Veröffentlichung: 21.08.2016

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