Ritter Franz
Schaurig hallt es durch die Gänge,
mein Schritt verharret leis.
Ritter Franz in ganzer Länge
spielt wieder Klappergeist.
Ganz leise auf der Zehenspitze
schleich eng ich an der Wand voran,
doch ob ich schleiche oder flitze,
ich steh ganz in des Ritters Bann.
Da sieht er mich, stürmt auf mich zu,
der Geist aus dem Gemäuer,
huscht durch mich durch, lässt mir nicht Ruh',
er war noch nie geheuer.
"Bleib stehen, Weib!",
schallt schaurig es, des Geistes grollend Stimme.
Mich bebet es am ganzen Leib,
die Furcht verwirrt die Sinne.
"Was willst du bloß, du alter Geist",
lass flüsternd ich vernehmen.
Doch Ritter Franz, so dick und feist,
sieht an mich bloß, mit Sehnen.
Sein Blick ist drängend, flehend, kalt,
er fährt mir durch die Glieder.
Ich fürchte fast, er macht nicht halt,
geht mir auch unters Mieder.
Da hör ich wieder grollend Ton,
entspringt des Geistes Kehle:
"Ach Herrin, von des Burges Thron,
und auch der ganzen Säle.
Was mach ich hier nur so allein?
Wollt Ihr nicht bei mir bleiben?
'Ne Partie Schach, die wäre fein,
dann müsst ich auch nicht leiden."
Ein Stein, so groß, wie Ritter Franz,
fällt mir da doch vom Herze.
Ich dachte schon, er will mich ganz,
so nehm ich mir 'ne Kerze.
Der Weg zum Schachbrett ist ganz nah,
die Treppe nur herunter,
doch kaum steh ich am Absatz, da
stößt mich der Geist hinunter.
Als ich erwache, schaue ich
auf meine tauben Glieder,
und auch im Spiegel erkenne ich
mich wirklich nicht mehr wieder.
Wie flüchtig ist mein Leib noch da,
doch irgendwie auch nicht.
Ich schüttle meinen Kopf sogar,
hoff noch auf bess're Sicht.
Nun geister ich, so wie ich muss,
durch meines Schlosses Gänge.
Seh Ritter Franz an, mit Verdruss,
und hör seine Gesänge.
Zur Rache spiele ich mit ihm
nicht eine Partie Schach,
nein, ich lasse ihn die Ketten zieh'n
und steige ihm aufs Dach!
Und wenn ihr hört den Ritter Franz,
mit lautem Geistgejammer,
dann wisst ihr sicher, wirklich, ganz,
in Ruh' lass ich ihn nimmer!
...
Zum Abschluss will ich euch noch sagen,
der Ritter Franz, der hat gut Klagen.
Es nützt ja nichts dem ollen Geist,
sei schlank er oder ziemlich feist,
wenn ihm seine Geisterbraut
nur noch auf die Rübe haut.
Da hat er sich ganz schön verrechnet,
denn nun wird mit ihm abgerechnet,
sein Tode ihm zur Höll gemacht.
Das hätt er sich so nicht gedacht!
Texte: Alle Rechte bei der Autorin
Tag der Veröffentlichung: 16.01.2012
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