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Kapitel 1 - Im Kindergarten



Mein allererstes Erlebnis, an das ich mich erinnern kann, war ein Tag im Sommer 1985. Meine Mutter war schwanger mit meinem kleinen Bruder, der dann später am 16. September 1985 geboren wurde.
Leider weiß ich nicht mehr, warum, aber wir waren ein paar Tage, es können auch Wochen gewesen sein, in einem anderen Kindergarten als meinem „normalen“. Vielleicht wurde dieser in der Zeit umgebaut, könnte ja sein. Jedenfalls war mein „normaler“ Kindergarten nur etwa 30m Luftlinie von unserer Wohnung entfernt. Ich musste nur einmal über den „Boulevard“, wie die große Fußgänger-Einkaufsstraße damals hieß, gehen, dann ein paar Treppen hinauf durch eine Art Park, vorbei an einer großen Wiese (diese konnten wir im Winter super hinab rodeln, wenn Schnee lag!). Dann war ich schon da.
Der andere, vorübergehende Kindergarten war – für mich damals – sehr, sehr weit weg. Meine Mutter musste mich mit der Straßenbahn dorthin fahren, ich weiß leider wirklich absolut nicht mehr, wo der gewesen war. Aber er war viel größer und toller als mein „normaler“ Kindergarten. Es gab unzählig viele Klettergerüste, Rutschen, die ganze Anlage kam mir ganz riesig vor. Dann kam der Tag, an den ich mich bis heute erinnere: Ich weiß noch, dass ich ganz allein war, die anderen Kinder haben woanders, etwas weiter weg gespielt, es war auch keine Kindergärtnerin in Sicht. Ich stand vor einem Klettergerüst, wo man auf der einen Seite wie auf einer Leiter hinauf-, und auf der anderen wieder hinabsteigen konnte. Da kletterte ich also drauf, drehte mich dann um, während ich auf einer der höheren Sprossen stand, und schaute hinunter. Es war nicht allzu hoch. Und plötzlich hatte ich Gedanken wie: „Wenn ich da jetzt runterspringe, dann breche ich mir den Arm und alle kümmern sich wieder um mich!“ Ich ringte noch eine Weile mit mir, war mir aber dann doch sicher, dass ich es tun musste. Ich sprang und hielt dabei meine Arme mit den Ellbogen nach vorn, denn ich wollte ja, dass ich mir den Arm breche. Es klappte…. Es krachte, ich schrie, es tat sehr weh. Die Kindergärtnerinnen kamen angelaufen. Dann kann ich mich nur noch daran erinnern, wie mich mein Vater auf den Armen trug, meine Mutter war auch dabei, sie liefen panisch durch verschiedene Krankenhäuser mit mir. Später haben sie mir erzählt, dass sie in jedem einzelnen Krankenhaus in der Stadt mit mir waren – und erst das allerletzte hat mich dann aufgenommen, weil die anderen alle kein Bett frei hatten!
Ich wurde dann operiert. Es war wohl ein komplizierter Bruch, Elle und Speiche waren ganz knapp unter dem Ellbogen gebrochen, am linken Arm. Seitdem wusste ich immer ganz sicher, wo links und wo rechts war. Gebrochener Arm – links! Bin dann nach der OP in meinem Bett aufgewacht und mein Arm war an einem Gestänge festgemacht, eine Stange ging sogar genau durch meinen Arm durch, um den Bruch zu fixieren, denk ich mal. Ich bekam ganz viel Besuch, meine Eltern, meine Omas und mein Opa kamen, die Kinder aus dem Kindergarten, meine Kindergärtnerin. Ich bekam ganz viele Kuscheltiere und eine Puppe geschenkt, sie hatte ein royalblaues Kleid an.

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Tag der Veröffentlichung: 08.02.2012

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