„Bitte, tun Sie mir nichts! Ich geb Ihnen alles, was sie wollen, aber tun sie mir nichts!“
Ich schmunzle.
Das sagen sie alle, wenn ich die Messer zücke, die scharfen Schneiden im Licht aufblitzen lasse und Gehirne dazu bringe, über die Grenzen ihrer Vorstellungskraft hinaus zu denken. Was mir nur leider selten gedankt wird.
Spätestens an dieser Stelle bricht purer Egoismus durch, wenn es darum geht, den eigenen Hintern zu retten, anstatt mir für die kostenlose Bewusstseinserweiterung zu danken.
„Woher willst du denn wissen, was ich will?“, frage ich, worauf ich das polierte Skalpell hochhalte, dass sie sichtlich zusammenzucken lässt. Auf die nur knapp zwei Zentimeter lange Klinge reagieren die meisten erschrockener als auf das imposante Fleischermesser. Was vielleicht etwas mit Insektenphobie zu tun haben könnte, die Angst vor kleinen Tierchen. Vielleicht liegt es aber auch an dem Wissen darum, welch filigrane Arbeit eine kleine Schneide gegenüber einer klobigen Klinge zu verrichten vermag. Ich habe nie danach gefragt.
„Mein Geld! Bitte, nehmen Sie mein Geld! Da in der Hosentasche ist mein Börse, bestimmt zweihundert Euro drin!“
„Wirklich? So viel?“
„Nehmen Sie es, nehmen Sie es. Bitte! Ich kann auch noch mehr besorgen. Gar kein Problem!“ Sie deutet mit dem Kinn auf ihre Jeans, die ich ihr ausgezogen, und über den Stuhl gelegt habe. Sauber gefaltet, den Kniff in der Mitte.
Ich hebe fragend die Brauen. „Wie willst du das anstellen?“
„Was?“
„Mir mehr Geld besorgen?“ Ich zupfe an der glänzenden, dunkelgrünen Wäscheleine, die ich ihr um Arme, Beine und Bett gewickelt habe, auf dem sie splitternackt vor mir liegt. Manche Menschen überschätzen sich dabei, Dinge ausführen zu wollen, zu denen sie nicht in der Lage sind.
„Wenn Sie lieber mit mir schlafen wollen…?“
„Du bietest mir Sex?“
„Ist es das, was Sie wollen?“
Ist es das, was ich will? Ich denke ernsthaft darüber nach, komme jedoch zu dem Entschluss, falsch eingeschätzt zu werden. Nein, ich möchte keinen Sex, so liebevoll sie ihn mir auch anbietet. Bestimmt hat sie zu viele schlechte Filme gesehen, in denen schlechte Täter ihre Opfer vergewaltigen. Oder schlussfolgert in die falsche Richtung, nur weil ich sie entkleidet habe. Doch eine gedankliche Verknüpfung zu den ihr präsentierten Messern gezogen, sollte eigentlich klar machen, dass es schwierig ist, durch Kleidung zu schneiden. Stoff lässt die Klingen sehr schnell stumpf werden. Außerdem verdeckt er die Ansicht auf vollzogene Werke. Das glich einem Artisten, der hinter dem Bühnenvorhang jongliert.
„Nein! Ich will keinen Sex. Trotzdem bedanke ich mich für das Angebot!“
Worauf sie wütend schnauft, was ich nicht wirklich verstehe. Einerseits beklagen sich Frauen ihres Alters, wenn sie zu Dingen gezwungen werden, die sie nicht wollen. Andererseits reagieren sie ungehalten, wenn sie es, wie in unserem Fall, nicht bekommen. Die Welt ist verdreht. So verdreht, dass ich fast meine, normal zu sein.
„Was willst du denn dann?“, faucht sie mir entgegen, das förmliche Sie bereits in ein Du abgewandelt, was mir bedeutet, uns ein Stück näher gekommen zu sein.
„Ich mag es, mit meinen Messer zu arbeiten“, erkläre ich ihr, aber ihre geweiteten Augen überzeugen mich davon, dass sie nicht versteht, welche Neigungen mich treiben, und was aufgrund dessen mit ihr in naher Zukunft geschehen wird.
„Nein. Bitte. Tu mir nicht weh!“ Oder begreift sie es doch?
„Auf deinen Wunsch einzugehen, würde mir aber den Spaß verderben!“
„Du hast Spaß dabei, anderen weh zu tun?“
„Wäre ich sonst hier?“
„Aber… Aber, warum gerade ich?“
„Du gefällst mir!“
Sie schließt die geweiteten Augen für einen in sich kehrenden Moment der Stille. Was ich ihr nicht verdenke. An ihrer Stelle bräuchte ich ebensoviel Zeit, mich mit dem auseinanderzusetzen, was auf mich zukäme, sofern ich an ihrer Stelle auf dem Bett läge. Es aber nicht tue, und mir dafür selber dankbar bin.
„Du bist krank!“, wirft sie mir vor.
Ich bestätige ihre Annahme mit einem freundlichen Nicken. Ich fühle mich geehrt, und gleichzeitig durchschaut. Was nichts an unseren unterschiedlichen Positionen ändert.
„Wirst du mir sehr doll wehtun?“ Sie richtet den Blick auf das Skalpell in meiner Hand.
„Hast du Angst?“
„Scheißkerl! Natürlich hab ich Angst! Oder wie würdest du dich fühlen, wenn du dich bitte mal in meine Lage versetzt?“
Ich bleibe ruhig, ohne mich provozieren zu lassen. In dieser Phase meiner Unternehmung ist es normal, wenn das anfängliche Bitten, über Verständnisverlangende Dialoge in Aggression wechselt. Das stehe ich meinen Opfern zu, ohne einen Vorwurf zu erheben. Dabei dominiert wiederum das Gefühl meiner Menschlichkeit. Niemandem sollten seine Emotionen unterbunden werden.
„Ja, ich kann dich gut verstehen!“
„Ach wirklich?“
„mhh-mhh!“
„Dann verpiss dich doch endlich, wenn du begreifst, dass ich mir vor Angst fast in die Hosen scheiße! Geh weg!“
„Sei nicht albern.“
„Was?“
Ich nehme ihren Slip, den ich ihr bis zu den Füßen gezogen habe, halte ihn mir vors Gesicht und genehmige mir einen tiefen Zug. Er riecht nach frischem Duschgel, von einem etwas herberen Geruch begleitet. Ganz nach meiner Erwartung. Nach einem weiteren Atemzug lasse ich den Slip, ein Hauch Stoff, vor ihrer Nase baumeln. „Du kannst dir unmöglich in die Hosen scheißen, weil du gar keine an hast!“
„ARSCHLOCH!“
„Bitte benimm dich! Ich werde ja dir gegenüber schließlich auch nicht ausfallend.“
Sie will etwas entgegnen, vielleicht noch eine widerwärtige Beschimpfung über mich ergießen, doch ich halte ihr den Mund zu. Dann senke ich das Skalpell in die vor Angst vibrierende Bauchdecke, lasse es millimetertief hindurchfahren. Ich spüre den Schrei, der hinter meiner Handfläche gedeiht, den Weg aber nicht hinaus findet. Das Ganze endet in versprühten Rotzfäden, die sich um meinen Handballen ihren Weg ins Freie bahnen.
„Du bist ekelhaft!“, sage ich, die Hand von ihrem Mund nehmend, Spuckereste an der Hose abstreifend. Sie atmet in kurzen, stoßartigen Intervallen schwerfällig durch die Nase, die Lippen zu einem schmalen Strich zusammengepresst. Tränen glitzern in ihren flackernden Augen, laufen aus den Winkeln über die Wangen, wo sie über den Hals ins frisch bezogene Laken versinken.
„Hör bitte auf…“ Ihre Stimme ist jetzt ein leises, leidendes Flüstern, das ich ebenfalls gut kenne. In dieser Phase meines Handelns wird versucht, Mitleid in mir zu erwecken, was ich natürlich auf gar keinen Fall billige. Wo wäre ich, dies jemandem je zugesprochen zu haben? Meine Serienkillerkarriere wäre gleich zu Anfang gescheitert.
Und das hätte ich mir nie verziehen.
In dieser Welt gestaltet es sich als äußerst schwierig, einen anspruchsvollen, und vor allem befriedigenden Job zu finden. In meinem Fall ein echter Glücksgriff, als ich die erste Dame schnitt, und sie nach einer mehrstündigen Prozedur endlich von ihren Leiden erlöste – dem Leben. Natürlich sind nicht alle meiner Opfer davon begeistert, wenn sie begreifen, was ich mit ihnen vorhabe. Selbst im Tod sträuben sie sich, mir für meine außerordentliche Menschlichkeit zu bedanken. Dabei hätten sie durchaus Schlimmeres erleiden können, wenn ich an Krebs, Aids oder viele andere grausame Erkrankungen denke, welche letztendlich ebenfalls zum Exodus führen. Ich sehe mich mehr als den Streetworker unter den Serienmördern, einem menschlichen Geschöpf, das sich intensiv um die Belange seiner Opfer kümmert. Dazu gehört das Schneiden an bewusst ausgewählten Körperstellen genauso, wie die Amputation verschiedener Körperteile, die ich selbstverständlich individuell festlege. Ich verfahre nicht nach einem bestimmten Schema, wie es herkömmliche Serientäter bevorzugen, einen Modus Operandi, und somit die nötigen Spuren hinterlassen, die relativ schnell zu deren Ergreifung führen. Meine Verfahren sind persönlicher gestaltet. Menschlicher, um diesen Aspekt noch einmal in den Vordergrund zu heben.
„Hat es sehr wehgetan?“ Ich lasse mich sogar auf einen Dialog ein, nachzufragen.
„Du Ar –„
„Bitte lass dich nicht wieder dazu herab, ausfallend zu werden!“ Was ich im Übrigen überhaupt nicht mag. Natürlich füge ich Schmerzen zu, die ich selber nicht erleiden möchte. Was aber noch immer kein Grund ist, mich deswegen zu beleidigen.
„Du wirst mich töten, richtig?“ Sie starrt mich an, während sich ein dünnes Blutrinnsal aus der Wund in ihren Bauchnabel ergießt, aus dem es über die Lenden herab läuft. „Ist es das, was du willst? Mich töten?“
Ich überlege, ob „töten“ die Dinge passend beschreibt, die ich noch mit ihr vorhabe. Sicherlich werden sie am Ende zu einem Zustand führen, der nicht mit dem eines Lebenden vergleichbar ist. Aber „töten“ klingt so gesetzlich verurteilbar, sodass ich mich sträube, diesen Begriff zu akzeptieren.
„Sag!!“, fordert sie mich auf, die Hosen herunterzulassen, ohne eine Antwort meinerseits abzuwarten. Entweder will sie tatsächlich die Wahrheit erfahren, oder sie versucht einen weiteren Appell an mein sensibles Gewissen, weil sie mein Hadern, den Begriff „töten“ annehmen zu wollen, verspürt hat.
Ich bin erbost, mich durchschauen zu wollen, worauf ich sie ein weiteres Mal schneide. Sie schreit, weil ich vergessen habe, ihre Lärmbringenden Unmutsäußerungen durch Zuhalten des Mundes zu unterbinden. Als sie endet, zittern mir die Hände. Sie hat mich aufgeregt!
„Was schreist du hier so laut rum? Willst du die Nachbarn aufwecken?“
Sie antwortet stöhnend, was sich schlecht kommentieren lässt. Vielleicht versucht sie auch nur zu übertreiben. Es soll Menschen geben, die schreien bereits im Wartezimmer eines Zahnarztes, obwohl die Behandlung noch gar nicht begonnen hat.
„Du wirst mich töten, richtig?“
Wieder die gleiche Frage, das gleich hässliche Wort, was ich nicht verinnerlichen kann, und deshalb zu keiner Rechtfertigung bereit bin.
„Gestehst du mir einen letzten Wunsch zu?“
„Was?“
„Ich habe einen letzten Wunsch, bevor du mich umbringst!“ Sie stöhnt nicht, und zerrt auch nicht an den Fesseln. Womit sie die letzte Phase meiner ihr angedachten Behandlung überspringt, die ich eigentlich immer als die angenehmste empfand. Aber die Bezeichnung „Umbringen“ klingt in meinen Ohren bei weitem besser als „töten“. Schon alleine das Wort birgt etwas Weiches in sich, das sich viel besser mit meiner Menschlichkeit vereinbart. „Was wünschst du dir denn?“
„Mein Handy. In meiner Jeans. Ich will… Ich möchte jemanden anrufen. Mich von ihm verabschieden. Geht das?“
Ich frage mich, warum es nicht gehen sollte. Dafür sind Handys gemacht, sofern sie aufgeladen sind, und ausreichend Guthaben auf der Karte vorhanden ist. Letztendlich steht da die Frage, ob ich das „gehen“ genehmige. „Wen willst du denn anrufen?“
„Meinen Freund. Er ist… Ich möchte gerne noch einmal seine Stimme hören. „Bitte!“
Ihr Blut sickert ins Laken, und obwohl ich nicht weiß, wie diese Flecken herauszubekommen sind, rührt mich ihr Ansinnen. Wenn ich mit meinen Opfern fertig bin, höre ich ihre Stimmen niemals mehr in den Klangfarben, in denen sie zu Anfang zu mir sprachen. Sie klingen verzerrt, und viel zu hoch, die jämmerlichen Schreie außen vorgelassen. „Liebst du ihn?“
Ein Zucken durchläuft ihre Gesichtszüge. Als wären es ihre Gedanken, eine ehrliche Antwort zu finden. „Ich liebe ihn. Ja…“
Die Worte rühren mich, appellieren an meine Menschlichkeit, in ihrer Hose nach dem Telefon zu suchen. Warum sollte ich mich dagegen sträuben, ihrem Wunsch nachzukommen? Bislang hatte keines meiner Opfer einen solchen geäußert. „Ich hab es!“
„Keldermann. Er heißt Jens Keldermann.“ Sie sagt mir den Namen, weil ich mich für sie durch das Menü scrollen muss. Ihr dafür die Fesseln zu lösen, ginge ein wenig zu weit.
Es dauert eine Weile, bis ich mich in dem Wirrwarr diverser Listen und Anwendungen zurecht gefunden habe. Ich bin mit technischen Dingen wenig vertraut, ein weiterer Grund, Messer zu benutzen. Sie haben keine Ladehemmungen, bedürfen keine aufwendige Pflege, oder gehen kaputt, wie Motorsägen, Trennschleifer und Bohrmaschinen, welche die avantgardistische Fraktion Serienmörder benutzt. Sie werden allenfalls stumpf, wenn sie zu oft in Knochen schneiden. Aber da ich handwerklich begabt bin, stellt filigranes Schleifen kein weiteres Problem für mich dar.
„Da ist er ja. Keldermann?“
Sie nickt, und sieht mich flehend an, endlich die Verbindung herzustellen. Ich tue ihr den Gefallen, weil meine Menschlichkeit nichts anderes mehr zulassen würde. Obwohl ich darauf brenne, ihr endlich die gesamte Palette meiner Messerkunst angedeihen zu lassen, wovon sie bislang nur einen Bruchteil hatte erfahren dürfen. Der von mir erdachte Ablauf verspricht ein abendfüllendes Programm.
Ich warte, bis sich eine männliche Stimme mit dem vor ihr erwähnten Namen meldet. Dann halte ich ihr das Handy ans Ohr.
„Jens, komm sofort zu mir, hier ist ein Mörder, der –“
„SCHLAMPE!!!“ Ich ramme ihr das Telefon an den Kopf. Plastik splittert, worauf sie kreischt und ein Blutrinnsal in die Stirnfalten kriecht. „Verdammte Schlampe!“ Noch ein Hieb, und das Handy zeigt mir sein Innenleben, samt Akku und eingelegter Karte, was das Rinnsal seine Fließgeschwindigkeit erhöhen lässt. „Du hast mich reingelegt!“
„Bitte! Ich will nicht sterben!!!“
„Du hast mich ausgenutzt, und mich bitter, bitter reingelegt!“ Was mir noch nie passiert ist! Ich schäume vor Wut, meine Menschlichkeit in einer solchen Art und Weise ausgenutzt wissend zu sehen. Ich schmettere die Trümmer aus Plastik, Drähten und Platinen auf den Boden, stampfe mit den Füßen darauf herum. „Doch das wird dir nichts nutzen!“ Ich lasse das Skalpell fallen und greife nach dem großen Fleischermesser. Der Lichtblitz, den die Klinge erzeugt, wenn ich sie ins Licht halte, ist bei weitem beeindruckender. Was auch sie mit Schreckgeweiteten Augen bestätigt. Schließlich ist sie nicht dumm. Sie hat versucht, mich reinzulegen. Nein, sie hat es getan! Meine Menschlichkeit dazu genötigt, ihr den letzten Wunsch zu gestatten.
Was ich mit einem gezielten Herzstich pariere.
Sie bäumt sich auf, sieht mich fragend an, und ich frage mich, was sie wohl fragen will? Die Klinge glitt ungehindert durch sie hindurch, was in meinen Augen keinerlei Fragen mehr offen lässt. Und das bestätigt sie mir im selben Moment, indem ihr Körper zurückfällt, die Augen leblos ins Leere blickend. Der Ruck reißt mir das Messer aus der Hand, worauf ich vermute, die Spitze durchs Herz in eine Rippe gerammt zu haben. Der Gedanke lässt mich erschaudern. Die Spitze könnte beim Herausziehen abbrechen. Mein Werkzeug wäre ruiniert. Das Geld ist knapp, neues zu besorgen. Schließlich wird mein Job zwar hoch gelobt, wenn ich die vielen Zeitungsartikel richtig werte, die mich sogar mehrmals auf die Titelseite gebracht haben. Aber nicht bezahlt, was ich erniedrigend finde, wenn ich die Stunden zusammenrechne, die ich bereits in meine Arbeiten investiert habe.
Ich räume meine Werkzeuge zusammen und genieße mein Glück, weil sich das Fleischermesser problemlos entfernen lässt. Die Klingenspitze lächelt mich unversehrt an. Ich prüfe sie mit den Fingerspitzen, doch gegen meine Erwartungen, bricht sie nicht ab. Stattdessen höre ich Polizeisirenen, die sich dem Haus nähern, indem ich mich mit meinem toten Opfer befinde, das meine Menschlichkeit ausgenutzt, und ihren Freund über meine Anwesenheit informiert hat.
Ich lasse die Messer fallen, und stürme aus dem Schlafzimmer, da wird unten die Haustür eingetreten. Etliche Männer mit Helmen, kugelsicheren Westen und bedrohlich wirkenden Waffen schieben sich einer nach dem anderen durch den Türrahmen. Versperren mir den Weg zur Flucht. Ich bin geliefert, obwohl ich nichts Schlimmes getan habe. Zumindest nicht in dem Rahmen, was ich sonst habe tun müssen, um die nötige Anerkennung zu genießen.
„Ich bin hier oben“, sage ich, die Hände erhoben. Die Vorstellung, eine unüberlegte Kugel zu kassieren, erschreckt mich, und ich will auf gar keinen Fall Schmerzen verspüren. „Ich bin unbewaffnet! Ich ergebe mich!“
„Hinlegen!!!“
Ich blicke auf einen kleinen roten Punkt, der in Herzhöhe über meiner Brust zittert. Und ärgere mich über den Tonfall des Polizisten, der diesen Punkt auf meiner Brust produziert, ausgelöst von der Furchteinflößenden Waffe, die er auf mich gerichtet hält. Ich hätte zumindest ein „Bitte“ erwartet. Kriminalität hin oder her, sollte gewisse Umgangsformen nicht unter den Tisch kehren.
Ich beuge mich seinem ungehobelten Befehl. Und werde mich zu keiner Erklärung herablassen. Diese, gewaltsam eingedrungenen, Banausen sind es nicht wert, auch nur einen Hauch meiner Menschlichkeit zu erfahren. Ich werde schweigen, wie ein Grab.
Und nach fünfzehn Jahren vielleicht wieder rauskommen.
Mit neuen Ideen, neuer Kreativität, und einer neuen, in sich gefestigten Menschlichkeit.
Tag der Veröffentlichung: 11.11.2009
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