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David und das Pfauenauge




Liebe ist wie ein wundervolles Essen, ein gehaltvoller, wohlschmeckender Wein,
ein spannendes, unterhaltsames Buch, ein wahnsinniger Film
oder ein Lied, dass Dir die Tränen in die Augen bringt.

Und diese Glücksmomente begegnen Dir jeden Tag aufs neue.
Fällt Dir dazu mehr ein?




David und das Pfauenauge

 



David rannte durch den strahlenden Sonnenschein über die Wiese in Richtung Bach. Mit seinen sechs Jahren wusste er schon ganz genau, was er wollte. Unten zu den Weiden, wo die Brennnesseln standen. Hier gab es immer was zu bestaunen, besonders die bunten Schmetterlinge hatten es ihm angetan. Ihre flatternden Bewegungen im Licht erinnerten ihn an die Zauberwesen aus den Abendgeschichten, die ihm seine Mutter vorlas, wenn er sie darum bat. Feen, die im Garten bei den Blumen wohnten und die Menschen verzauberten.
Mit einen Blitzen in den Augen lief er auf die Büsche am Bachufer zu, die bunten Farben der Falter schon in seinem Blick. Leicht aus der Puste blieb er stehen und betrachtete verzückt die Farbenvielfalt. Vorsichtig streckte er die Hand aus um sie nicht zu verschrecken. Er durfte sie nicht berühren, dass wusste er. Sonst würden die Farben wie Puder auf seinen Fingern bleiben und die verzauberten Wesen nicht mehr fliegen können. Mit Hingabe betrachtete er das Öffnen und Schließen der Flügel. Welch ein Bild. Er nahm die Zeichnung der Flügel eines Tagpfauenauges tief in sich auf.
>>David, kommst Du? Das Essen steht schon auf dem Tisch!<< hörte er seine Mutter von der Terrasse rufen. Er betrachtete noch einmal fasziniert die Muster und Farben und trottete dann brav zurück >>Mama, Mama, ich brauche einen Block und meine Buntstifte<<, kam es wie von selbst aus seinem Mund.
>>Jetzt wird erst einmal gegessen. Gehst du dir noch schnell die Hände waschen?<<
>>Was gibt’s den?<< fragte er auf dem Weg zum Waschbecken, das Bild der Flügel immer noch vor Augen. Beide Hände drehend und zur Mutter gestreckt kam er zurück auf die Terrasse. >>Gut so?<< fragte er.
>>Sieht sauber aus<<, meinte sie lächelnd. >>Es gibt Fischstäbchen und Kartoffelbrei, dein Lieblingsessen.<< Sie füllte ihre Teller und setzte sich ihm gegenüber. >>Guten Appetit<< sagte sie und begann zu essen.
Auch David ließ es sich schmecken... >>Mama, ich habe alles aufgegessen, bekomme ich jetzt meine Zeichensachen<<? Um das richtig zu zeigen nahm er den Teller und leckte ihn ab. >>Siehst du, braucht nicht mehr abgewaschen zu werden<<.
>>Wenn du mir noch beim Abräumen hilfst, hole ich dir alles raus<<, meinte sie mit einem Lachen in der Stimme.

Dann saß er endlich vor dem Bogen Papier, die Stifte auf dem Tisch verteilt. Mit einem konzentrierten Gesichtsausdruck, die Zungenspitze im Mundwinkel, zeichnete er seinen Schmetterling.

>>Hallo Herr Thorn, was haben sie beim Entwurf dieses Werkes empfunden<<?
Langsam kam er in die Wirklichkeit zurück. Prüfend ließ er den Blick über seine ausgestellten Bilder schweifen.
>>Den Flügelschlag einens Schmetterlings!<< meinte er immer noch in Gedanken, seine Zungenspitze war wieder zwischen seinen Lippen zu sehen. Wehmütig dachte er an die Zeit seiner Kindheit zurück.


Begegnung




Du, Du bist für mich heute ein Traum aus vergangener Zeit
Den man gerne wieder träumt.
Eine Seite des Buches das irgendwer irgendwo schreibt.
Ohne Dich hätte ich was versäumt.

Doch die Stunden die gingen, sie holt man nicht wieder zurück
Durch ein Lächeln, einen Blick.
Was ich damals gefühlt hab das spüre ich nicht mehr in mir,
Ich ging weiter vorwärts, Stück für Stück.

Denn wer will schon den alten Weg noch einmal gehen,
Ohne den Weg in neuem Licht zu sehn.
Wer will die Zeit zurück, die Tränen in der Nacht
Und das Gefühl, man hat was falsch gemacht.



Begegnung

Es war schade, dass du mich beim vorübergehen nicht gesehen hast,
es wäre traurig, wenn du mich nicht hättest sehen wollen,
es wäre schrecklich, wenn du mich ignoriert hättest,
es war wunderschön, dein Lächeln zu sehen, als ich dich ansprach.

Gedanken, Ideen und Ängste, die mir durch den Kopf gehen,
nur weil eine Begegnung nicht so abläuft, wie ich es mir wünsche.
Die Angst, etwas falsch zu machen, wenn ich versuche,
meine Wünsche zu leben.

Ist dieses Gefühl nicht des öfteren in jedem von uns?
Wir stehen in einer Situation und versuchen sie zu interpretieren, Und nicht gerade selten macht uns dabei unsere Fantasie einen Strich durch die Wirklichkeit.

Das Leben ist zu kurz, um es durch die Verrücktheiten unserer Gedankengänge zusätzlich zu erschweren. So oder so, wie die Wirklichkeit auch aussieht, wir können sie nur selten ändern. Sie zu akzeptieren und offen ohne diese in Gedanken entstandenen Vorurteile einfach damit umzugehen, an das Gute zu glauben, bis das es durch Tatsachen anders dargestellt wird, bedeutet nicht, alles positiv zu sehen, es bedeutet nur, sich das Positive nicht selbst durch negative Gedanken kaputt zu machen.

David und die Guin

David kam vom Bach und hatte Hunger. Schnell lief er über die Wiese, kletterte über den Steinwall und wollte durch den Bauerngarten abkürzen zur Küchentür. Aus den Augenwinkeln heraus sah er auf einem Stein am Gartenteich etwas, was ihn wie magisch anzog. Ein Lichtschimmer faszinierte ihn. Neugierig wurde er langsamer, blieb stehen, bog die Äste eines Busches auseinander und schaute wie gebannt auf die wundersame Erscheinung. Auf dem großen Stein, eingerahmt durch das Grün einiger Sumpflilien, stand ein kleines Wesen So etwas hatte er vorher noch nie gesehen. Zuerst dachte er an eine Libelle, die Flügel, meinte er, sahen so aus, aber was war das für ein eigenartiges Leuchten um das Wesen herum? Vier Flügel, je zwei auf einer Seite, konnte er erkennen. Durchsichtig fast, aber mit etwas durchzogen, das wie feine Adern aussah. Nur der Rest hatte keine Ähnlichkeit mit diesem eleganten Teichflieger. Das sah eher aus, wie eine seiner Schulfreundinnen, nur um vieles kleiner. Er schaute genauer hin. Das Wesen war nur etwas größer als seine Hand. Es hatte lange rote Haare und war irgendwie süß anzusehen. Es schien, als hätte es ein weißes halblanges fast durchscheinendes Kleid an. Vorsichtig, jedes Geräusch vermeidend, schlich David sich an. Es war ein wundervolles Bild, ein Mädchenkörper mit Libellenflügeln saß auf dem Stein und strich sich durchs Haar. Es sah so aus, als ob das, was immer es auch war, keine Angst hatte, bemerkt zu werden. Der Blick der Erscheinung schweifte durch den Garten. Dann drehte sie sich zu ihm um. Immer noch zeigte sie keine Furcht, scheinbar wusste sie, dass sie nicht bemerkt werden konnte. Als ob sie ihn nicht wahrgenommen hatte strich ihr Blick weiter durch den Garten. Ihre Flügel bewegten sich leicht und es schien, als ob der seichte Wind damit sein Spiel treiben würde. Langsam traute er sich noch näher heran. Plötzlich sah es so aus, als ob dieses Wesen beunruhigt war. Unter seinen Sohlen hatte ein Zweig Geräusche von sich gegeben, und nun wurde er direkt angesehen. Ein riesiges Erstauen breitete sich im wunderschönen Gesicht des Traums aus. Es konnte ja nur ein Traum sein, dachte er bei sich.Die Flügel der Vision fingen an zu vibrieren und die Gestalt flog anmutig auf ihn zu. Zuerst wollte er weglaufen, doch die Neugierde überwog, und ließ ihn wie versteinert am Platz verharren. Er konnte sogar die Abwehrbewegung unterdrücken, als es um seinen Kopf summte und sich in die Nähe seines Ohrs bewegte.»Kannst Du mich sehen?« flüsterte ihm eine sanfte Stimme ins Ohr. »Ja, ich kann Dich sehen, wer oder... was bist Du? So etwas wie eine Fee?« fragte er und drehte sein Gesicht so, dass das Wesen direkt vor seinen Augen schwebte.»Ich bin ein Guin, und wenn Du mich sehen kannst, dann bin ich Dein Guin. Nur der Mensch kann einen oder eine von uns sehen, der für uns und für den wir bestimmt sind. Aber so etwas wie das, was ihr Feen nennt sind wir nicht!«»Warum kann nur ich dich sehen? Komm mit, ich will dich meiner Mutter zeigen, die glaubt sonst, ich erzähle ihr Geschichten.« Vorsichtig hob er seine Hand und versuchte, das Wesen zu greifen.Sie flog ein wenig weg und er hörte sie glockenhell lachen. »Auch wenn ich mit dir kommen würde, würde sie dir nicht glauben, sie kann mich nicht sehen. Wir können jeder nur einem Menschen zuhören und ihm Ratschläge geben. Wir sind nur Berater für unsere Menschen. – So etwas, was ihr den Feen zuschreibt, können wir nicht.« Ihre Stimme klang leicht belustigt. »Wünsche können wir nicht erfüllen, Zaubern können wir nicht, aber wenn du ein Problem hast und einen Rat brauchst, dann kann ich dir mit meiner Jahrhunderte langen Erfahrung vielleicht helfen.«»Dann bist du für mich so etwas, wie ein Traum, der wirklich ist? Nur ich kann mit dir sprechen und dich hören? Und wenn ich mit dir sprechen will muss ich dann immer hier an den Teich kommen?«

»Nein, du hast mich gesehen und dadurch ist zwischen uns ein enges Band entstanden. Ab jetzt musst du nur ganz intensiv meinen Namen denken, und ich komme zu dir, wo immer du auch bist.«

David schaute mit großen Augen auf das Zauberwesen. »Du hast mir deinen Namen noch nicht verraten. Wie soll ich dich da herbeidenken?«

 

 

Telefonterror einmal anders


Ich hab gewartet auf Deinen Anruf
Ich hab im Sessel gesessen und geraucht.
Habe getrunken, habe gelesen
und eine ganze Packung Kaugummis verbraucht.

Um ach Uhr wolltest Du es versuchen
Nun ist es zehn und nichts hat sich getan
Das Telefon, es schweigt beharrlich
Ich habe das Gefühl es grinst mich hämisch an.

Wie in Hypnose sitz ich vor dem grünen Kasten
Verdammtes Ding, warum klingelst du denn nicht?
Mein linkes Bein ist mir schon eingeschlafen
Ich tret fest auf, oh, wie das kribbelt, wie das sticht.

Mein Sherry Glas das ist schon lange trocken
Ich schenk es mir zum sechsten Male voll
Wenn ich noch lange warten muss bin ich betrunken.
Ich überleg, ob ich nicht doch ins Bett gehn soll.

Ein Blick zur Uhr, es ist nun schon halb zwölf.
So langsam senkt sich meine Stimmung gegen Null.
Der Abend ist ja nun wohl auch gelaufen.
Und das am Samstag, Junge, bleibe cool.

Ein letztes Mal, so verspreche ich mir selber
Schenk ich mir nach und dann leg ich mich hin.
Ich rauche meine letzte Zigarette
Und frag mich leise, was ich für Dich bin.

Nun ist´s genug, nun wer ich endlich schlafen.
Zieh mir die Decke über beide Ohr´n
Nie wieder werde ich auf etwas warten
Was ich mir wünsche, das hab´ ich mir geschworen.

Impressum

Texte: Alle Rechte vorbehalten. Dieses Buch darf ohne vorherige schriftliche Genehmigung des Autors weder vollständig noch auszugsweise kopiert, vervielfältigt, übersetzt oder in eine elektronische oder maschinenlesbare Form übertragen werden. Dietmar Hesse
Tag der Veröffentlichung: 18.04.2012

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
für david

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