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Schlechte Nachrichten


Mein Name ist Jennifer Schmidt,ich bin 15 Jahre alt und gerade richtig sauer! Ihr fragt euch sicherlich warum, aber der Grund ist ganz einfach: Meine Eltern haben beschlossen umzuziehen, ohne mich vorher nach meiner Meinung zu fragen! Das macht mich wirklich sauer, besonders weil wir derzeit in einer wunderschönen Großstadt in Deutschland leben und sie jetzt in so ein kleines Dorf ziehen wollen. Ich meine das ist doch verrückt oder? Man zieht doch nicht einfach von einem zum anderen Tag um, dass ist doch alles nicht normal!
Wütend stampfe ich die Treppen hoch, knalle meine Zimmertür hinter mir mit Wucht zu und lasse mich beleidigt aufs Bett fallen. Tränen steigen mir in die Augen, weil ich daran denk, wie es wohl ist von seinen besten Freundinnen wegzuziehen. Voller Tatendrang springe ich vom Bett auf und greife mir das Telefon, um gleich darauf meine beste Freundin Annika anzurufen.
,,Annika hilf mir! Kann ich bei dir wohnen?",frage ich sie sofort. Annika scheint überrascht zu sein, denn sie erwiedert: ,,Ähm..du.. Jennifer, warum? Gibt es ein Problem bei dir?". ,,Ein Problem?!",schreie ich mit Tränen in den Augen in den Hörer, ,,Annika meine Eltern wollen in ein Dorf ziehen, was über 100km weit weg ist von hier!". Annika atmet einmal erschrocken auf, bevor sie antwortet: ,,Sag mir bitte, dass das ein Scherz von dir ist! Du kannst doch nicht einfach wegziehen von hier!". ,,Ich weiß!",weine ich in den Hörer, ,,aber meine Eltern meinen es wirklich sehr Ernst!". ,,In 5 Minuten am Kiosk?",fragt Annika. ,,Klar!", antworte ich.

5 Minuten später komme ich beim Kiosk an, wo Annika bereits mit ernster Miene im Gesicht wartet. Ihr müsst wissen der Kiosk liegt direkt zwischen unseren beiden Wohnungen und hier ist unser Treffpunkt, wenn es Probleme wie diese gibt. Wir setzen uns auf die Mauer, die gegenüber von dem Kiosk ist und mir schießen wieder die Tränen in die Augen bei dem Gedanken, dass das hier das letzte Mal sein könnte, dass wir so entspannt zusammen sitzen.
,,Jennifer, hast du schon mit deinen Eltern gesprochen und ihnen gesagt, was du möchtest?", beginnt Annika zu fragen. ,,Nee, die würden mich doch eh ignorieren!", antworte ich geknickt. ,,Aber sie haben dir zuzuhören!", stößt Annika es wütend hervor, ,,immerhin bist du kein Tier, was man einfach mitnimmt! Du hast eine eigene Meinung!". ,,Aber..", will ich gerade antworten, doch Annika unterbricht mich mit einem Seufzer. ,,Jennifer,Jennifer,Jennifer! Es gibt kein aber! Wir gehen jetzt zu deinen Eltern und sagen ihnen klipp und klar die Meinung!".
Annika springt von der Mauer und nickt mir zu. Ich soll ihr folgen. Gemeinsam gehen wir zu mir, doch nach langen Erklärungen und betteln gehen Annika und Ich geknickt wieder nach draußen.
,,Ich hab dir doch gesagt meine Eltern meinen es Ernst!", flüstere ich traurig. Annika murmelt ebenfalls traurig: ,,Ich hätte nicht gedacht, dass es so Ernst ist!".

Der große Umzug


Schon 2 Wochen später ist es soweit: Der große Umzug ins kleine Dorf.
,,Bitte Mama, bitte Papa! Überlegt es euch gut, wollen wir wirklich in dieses Kuhdorf ziehen?", bettel ich verzweifelt. ,,Ja Schätzchen, Papa hat dort einen neuen Job gefunden!", antwortet meine Mutter sanft, ,,Und ich bin mir sicher du wirst schnell neue Freunde finden!". Wütend starre ich sie an, drehe mich um und setze mich beleidigt in unser Auto. Nach 15 Minuten steigen auch meine Eltern ein, sie fahren los.

Ich muss während der Fahrt eingeschlafen sein, denn als ich die Augen öffne ist unser Auto geparkt und meine Eltern und die Helfer sind dabei Möbel in das neue Haus zutragen. Ich muss zugeben, dass das Haus echt mega groß ist und mal so gar nicht nach Landleben aussieht! Nun packt mich die Neugier und ich steige aus dem Auto und knalle die Tür zu. Ich gehe hinüber zum Hauseingang und trete ein, wo ich sofort in einen gigantischen Flur mit unzähligen Türen komme.
,,Wie im Paradies nicht wahr?!", erschallt eine Stimme hinter mir. Erschrocken drehe ich mich um und blicke direkt in das breite Grinsen eines zierlichen, blonden Mädchens, deren Gesicht mit Sommersprossen verziert ist. ,,Ich bin Gina! Und du bist neu!", lacht mir das Mädchen entgegen. ,,Ich bin Jennifer!", antworte ich und freue mich über das gut gelaunte Mädchen, ,,Wohnst du hier Gina?". ,,Jap, so wahr mein Name Gina ist!", lacht sie zurück.
Wir reden eine Stunde lang und ich erfahre von ihr, dass sie 16 Jahre alt ist, nur eine Straße weiterwohnt, Reitstunden nimmt und es sogar eine geheime Hütte im Wald gibt, wo sie sich oft mit Freunden trifft. Ich erzähle ihr meinen halben Lebenslauf und wir beide lachen viel. Ich fühle mich sofort wohl und freunde mich mit ihr an.

Morgen bin ich mit ihr verabredet und dann will sie mir die geheime Waldhütte und den Reithof in der Nähe zeigen.

Eine seltsame Begegnung


Am nächsten Tag treffe ich mich schon im Morgengrauen mit Gina und sie bittet mich niemandem von der Hütte im Wald zu erzählen. Freudig nicke ich und folge ihr aus dem Haus heraus, die Straße runter bis zum Anfang des Waldes. ,,Hier entlang!", trällert Gina lachend, ,,Vorsicht hier wachsen Brennessel!". ,,Jaja ich pass schon... Aua!", antworte ich schmerzverzehrt, denn ich war unaufmerksam direkt in eine Pflanze reingekommen mit dem Bein. Gina lacht darüber nur und streift ein paar Äste zur Seite. Sie biegt in einen noch schmaleren, stark von Pflanzen geprägten Pfad ein.
Nach weitern 10 Minuten dreht Gina sich erwartungsvoll um und sagt: ,,Tadaaa! Das ist mein Rückzugsort bei Stress oder sonstigen Dingen!". Ich staune nicht schlecht, als wir vor einer riesigen Hütte stehen. ,,Wooow!", stammel ich überrascht, ,,Wenn die von innen so cool ist wie von außen, dann...!". Weiter komme ich nicht, denn Gina unterbricht mich: ,,Dann finde es raus! Komm wir gehen rein!".
Begeistert folge ich ihr und finde eine luxuriös eingerichtete Hütte vor und komme aus dem Staunen gar nicht mehr raus.

Nach einer Stunde verlassen wir die Hütte wieder und es ist draußen ziemlich nebelig geworden. ,,Man ist das ein Nebel!", rufe ich Gina zu, die weiter vorne geht. ,,Ja das ist normal hier gewöhne dich dran!", antwortet sie mit einem lauten Rufen.
Plötzlich höre ich ein Wiehern und könnte schwören, am Ende des Weges Pferde lang galoppieren zu sehen. ,,Hey Gina!", rufe ich und laufe zu ihr vor, ,,hast du auch die Pferde dahinten gesehen?!". ,,Was für Pferde?", fragt Gina und mustert mich, ,,Ich glaube du hast einen Hitzschlag!".

Abends, als ich bereits im Bett liege, denke ich zurück an die komische Begegnung im Wald. Es waren doch echt Pferde gewesen oder? Oder bilde ich mir das alles ein? Und warum hat Gina nur so entsetzt darauf reagiert? Mit diesen Gedanken schlafe ich schließlich ein...

Der Hengst aus dem Nebel


Als ich am nächsten Morgen schon in aller Frühe aufwache, beschließe ich einen morgendlichen Spaziergang zum Strand zu unternehmen. Ich schlüpfe ihn luftige Sachen, denn es ist zwar noch sehr früh, aber dennoch total warm draußen.
Endlich bin ich fertig angezogen und jogge zum Strand, wo ich meine Sachen ausziehe und mit den Badesachen, die ich darunter anhabe ins Wasser springe. Die Erfrischung tut gut und nachdem ich ziemlich weit geschwommen bin und zurück an Land komme ist bereits der morgendliche Nebel hierher gezogen.
Plötzlich ist es wieder da, dass Wiehern, das ich auch schon gestern gehört habe. Also doch! Aus dem Nebel bildet sich plötzlich die Form eines Pferdes. Erschrocken taumel ich zurück und falle rückwärts in den warmen Sand.
Ein zierlicher, grauer Hengst steht vor mir. Er schaut mich aus sanften Augen heraus an und ich kann der Versuchung nicht widerstehen, es ist als würde er mich magisch anziehen. Ich rappel mich auf, gehe zu ihm und schwinge mich auf seinen glatten Rücken. Sein graues Fell schimmert in der aufgehenden Sonne und er beginnt im Schritt loszulaufen. Voller Mut treibe ich ihn an und galoppiere mit ihm am Strand entlang, wobei ich mich echt in seine Mähne klammern muss, um nicht in den warmen Sand zu stürzen. Während sein Galopp immer schneller und heftiger wird tauchen um mich herum immer mehr graue Stuten auf. Langsam bekomme ich Panik und will das Pferd bremsen, doch der Hengst wird immer schneller und schneller. Als das Tempo so stark ist, dass ich das Gefühl habe im nächsten Moment runterzufallen, schließe ich die Augen und kralle mich stärker in die Mähne.
Endlich! Der Hengst bremst ab und senkt den Kopf, sodass ich ungewollt über seinen Hals runter in den Sand rutsche. Noch während ich wie benommen im warmen Sand sitze, galoppiert die Herde an mir vorbei und scheint mit dem Nebel zu verschwinden. Verwundert reibe ich mir die Augen. Hatte ich etwa nur geträumt?...

Das Geheimnis wird gelöst


Es ist der selbe Tag, bloß am Nachmittag, als ich Gina treffe. Ich laufe schnell zu ihr und halte sie am Arm. ,,Gina!", sage ich streng zu ihr, ,,Du wirst mir jetzt sofort sagen, was es mit den grauen Pferden auf sich hat!". ,,Ich glaube du drehst langsam durch Jennifer!", antwortet Gina, ,,hier gibt es keine grauen Pferde! Auf unserem Hof gibt es nur Friesen und sonst gibt es hier in der Gegend keine Pferde!".
Mit diesen Worten lockert Gina ihrem Arm aus meinem Griff und verschwindet im Haus. Mit offenem Mund starre ich ihr nach.

Später schaue ich gelangweilt aus dem Fenster, als ich Gina sehe. Sie verlässt ihr Haus und sieht sich immer wieder um, als wenn sie Angst hat jemand würde sie sehen. Dann überquert sie die kleine Landstraße und verschwindet in die Richtung vom Strand. Komplett entschlossen ihr zufolgen, springe ich von der Fensterbank und renne in die selbe Richtung wie sie: zum Strand. Nach der hälfte der Strecke zieht starker Nebel auf, während die Sonne langsam untergeht. Dann höre ich es wieder, dass inzwischen vertraute Wiehern.
Plötzlich tauchen sie wie aus dem nichts auf, die grauen Pferde. Sie kommen von allen Seiten her und Gina begrüßt sie und streichelt sie alle.
,,Ich dachte du kennst keine grauen Pferde?", frage ich sie laut. Überrascht dreht Gina sich um. ,,Du..du..du siehst sie also wirklich?", fragt Gina begeistert. ,,Ähm ja klar?! Warum denn nicht?". ,,Ich kann dir nun endlich das Geheimnis erzählen, weil ich mir jetzt sicher sein kann, dass du sie wirklich siehst!", sagt Gina und lächelt merkwürdig. ,,Wie..wie meinst du das Gina?", stottere ich verwirrt. ,,Welches bist du geritten?", fragt Gina mich entschlossen. Ich deute auf den grauen Hengst und ihr Kinn klappt runter. ,,Du hast mich also nicht belogen Moonlight, danke ihr könnt jetzt gehen!", spricht sie zu dem grauen Hengst hin und diesmal bin ich diejenige, die verwirrt guckt, als der Hengst plötzlich nickt und danach mit der Herde davongaloppiert.
,,Komm mit mir mit, ich werde dir alles erklären!", lächelt Gina mir zu.

So gehen wir spazieren und Gina erklärt mir: ,,Die grauen Pferde sind seit vielen, vielen Jahren nun schon hier. Sie kamen alle bei einem Schiffunglück in der Nähe der Klippen ums Leben, weil der Nebel zu stark war und das Licht des Leuchtturmes nicht ging an jenem Abend. Seitdem, es sind inzwischen 10 Jahre, sehen nur ganz besondere Menschen sie. Jedes Pferd von Ihnen hat eine besondere Bedeutung. Eins der Pferde, meist eine Stute, wählt einen Menschen aus und zieht in magisch auf den Rücken von sich, um zu testen, ob dieser Mensch der oder die Richtige ist. Sie suchen seit dem Unglück den Menschen, der ihnen hilft, endlich in den Himmel zu kommen. Und dieser Mensch bist du! Denn du bist diejenige, die den grauen Hengst geritten ist. Anfangs habe ich an dir gezweifelt, doch der Hengst hatte Recht! Du bist es! Du kannst den Pferden helfen, schon heute Nacht! Denn heute Nacht ist Vollmond und du musst den grauen Hengst reiten! Am Strand entlang!".
Ich starre sie begeistert an. ,,Und das ist wirklich wahr, ich meine, dass ich die Auserwählte bin?". ,,Ja! Und jetzt laufe zu der Stelle wo du den Hengst das erste mal gesehen hast und auch aufgestiegen bist!", befiehlt Gina mir.

Nach 20 Minuten wird es langsam dunkel und der Nebel zieht erneut auf. Der Hengst erscheint vor mir, er sieht glücklich aus. Ich steige auf seinen Rücken und kralle mich in die Mähne. ,,Auf ins Abenteuer!", feuere ich ihn an und er galoppiert los. Die Stuten tauchen ebenfalls neben uns auf und der Galopp wird wie beim ersten Ritt immer schneller. Ich weiß ja schon von Gina, dass wir zu der Unglücksstelle reiten müssen, um den Fluch von den Pferden zu nehmen. Plötzlich taucht die Klippe vor uns auf, wo das Schiff verunglückte. Aber statt zu Bremsen, springt der Hengst ab. Ich schreie laut los und weiß, das ich jetzt wohl sterben würde. ,,Danke!", wiehert es von allen Seiten.

Mit einem harten Knall lande ich auf dem Boden, neben meinem Bett. War das etwa nur ein Traum? Doch als ich einen Blick an die Wand werfe, weiß ich es war kein Traum. Denn dort hängt plötzlich ein Poster von vielen grauen Pferden, die an einem wunderschönen Ort grasen und ich glaube dies ist das Paradies.

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Bildmaterialien: http://www.boblangrish.com/
Tag der Veröffentlichung: 06.03.2013

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