Well i could sleep forever
but it's of her i dream
if i could sleep forever
i could forget about everything
— Dandy Warhols: Sleep —
Es war Sommer. Der Wind pfiff leise durch die Baumkronen, trieb seichte Wellen über das trübe Wasser, und verlor sich verspielt in unseren Haaren. Der Boden unter uns war warm, die Sonne schien wie ein gigantischer Feuerball vom Himmel, und hatte doch noch nicht die Macht, den Rasen unter unseren Fingerspitzen zu versengen. Es war Sommer. Und es roch nach Gras. Nach Gras und Freiheit.
Die braune Decke lag schwer auf der Erde. Ich saß auf dem alten Holzsteg, hatte meine Jeans bis zu den Knien hochgekrempelt und ließ die Füße im Wasser plätschern. Auf der anderen Uferseite spielten ein paar halbstarke Jungen mit Stöcken, während ich mir eine Zigarette anzündete. Der Wind wehte leicht eine hübsche Melodie zu mir rüber, die Catharina gedankenverloren pfiff.
Ich drehte mich zur Seite, sah sie lang ausgestreckt auf der Decke liegen, die Fingerspitzen im hohen Gras vergraben und die „perfekte Welle” pfeifend. Hätte ich ihren Gesichtsausdruck beschreiben sollen, ich hätte Glückseligkeit gewählt. Genau so musste sie aussehen. Einfache, unbeschwerte Glückseligkeit. Catharina schien sie in genau diesem Moment gefunden zu haben. Im Einklang mit sich und der Welt.
»Das ist die perfekte Welle, das ist der perfekte Tag, es gibt mehr als du weißt, es gibt mehr als du sagst.« Lachend stieß ich bläulichen Rauch aus meinen Lungen. Catharina hatte das Pfeifen aufgegeben, sang stattdessen lieber leise. Sie hatte keine schöne Singstimme, die Töne waren schief und versemmelt, und trotzdem hatte ich selten etwas Besseres gehört. Für den Moment war es einfach nur perfekt.
Vielleicht war es wirklich so etwas wie Glückseligkeit. Vielleicht war für einen Augenblick – für diesen Tag – einfach alles gut und frei. Und für ein paar Sekunden konnte ich wirklich glauben, dass es nicht das THC in ihrem Blut war, welches sie so lächeln und singen ließ. Und das es nicht das MDMA war, welches mich so verrückte Gedanken über Glückseligkeit haben ließ. Für ein paar Sekunden war es meine Realität.
Meine Realität, in der ich die Königin der Welt sein musste, weil ich bei einer lachenden, glücklichen Catharina sein durfte, und so mächtig konnte nur eine Königin sein. Meine Realität, in der wir einfach zusammengehörten, weil es so war, und nicht, weil die Drogen es induzierten. Meine Realität, in der die Zeit stillstehen, und ein Augenblick Tage andauern konnte. Meine arme irre Phantasie.
Aber für den Moment war es einfach so, und ich wollte nicht darüber nachdenken, ob es vielleicht nur ein Trugbild sein konnte. Nein, ich war glücklich – das konnte nur die Wahrheit sein, und würde auch anhalten, wenn die Sonne am Abend hinter dem Horizont verschwinden würde. Es war nicht alles Gold was glänzte, aber Catharinas Lächeln war es ganz sicher und ich war das reichste Mädchen der Welt.
An diesem Tag, am Ufer der Wakenitz, mit der „perfekten Welle” im Ohr, konnte man mir nichts nehmen. Das Wasser war nicht schön und klar, die Jungen schrieen laut durchs Geäst, selbst die Sonne brannte für meinen Geschmack noch nicht heiß genug, aber es war egal. Für mich war es trotzdem ein Hauch von Perfektion. Die Jungen waren Papparazzi, der Steg unser „Walk of Fame” und ein paar alte Blechbüchsen bildeten unsere Skyline. Unser Tag!
Den Zigarettenfilter wegschnippend, angelte ich mir etwas Wasser in die hohle Hand und stand vorsichtig auf. Die Holzplanken waren heiß unter meinen nackten Füßen, der Wind schien die Sonnenstrahlen auf der Haut kaum abkühlen zu können. Ein paar Wassertropfen fielen durch meine Finger, als ich auf die Decke trat und mich über Catharina stellte – einen Fuß links, einen rechts zur ihren Seiten.
Sie lächelte mit geschlossenen Augen der Sonne entgegen und hörte auch nicht auf, als meine Silhouette einen Schatten auf ihren Körper warf. »Jetzt kommt sie langsam auf dich zu.« Meine Stimme war leise. Ein Tropfen fiel auf ihr Shirt. Sie lächelte. »Das Wasser schlägt dir ins Gesicht.« Ein Tropfen traf ihre Wange. Sie lächelte immer noch. »Siehst dein Leben wie ein Film…« Ich flüsterte mehr, als das ich sang.
»…du kannst nicht glauben, dass sie bricht.« Das Wasser lief aus meiner Hand, über ihre Stirn, verlor sich in ihren schwarzen Haaren und ließ ihre Mundwinkel verschmilzt zucken. Ich sah fasziniert dabei zu, wie sie die Augen aufschlug und aus dem verträumten Lächeln ein bekifft-glückliches Grinsen wurde. Vielleicht war es kindliche Freude, vielleicht Größenwahn, der mich nach ihrer Hand greifen ließ.
Ein unwilliges Murren schlug mir entgegen, als ich versuchte, sie auf die Beine zu ziehen. Den ganzen Tag in der Sonne liegen; den Körper lang ausgestreckt, breit im Kopf, hohl lächelnd – das war ihre Philosophie, an Tagen wie diesen. Aufstehen, Krach machen, sich Gehör verschaffen und laut lachen – das war meine Philosophie, in Momenten wie diesen. Wir – so unterschiedlich, wie unsere geliebten Substanzen.
»Komm‘ schon! Auch wenn du den ganzen Tag hier auf der Decke hängst, wirst du nie singen können wie Bob Marley.« Ich versuchte noch immer, sie hochzuziehen. Sie versuchte noch immer, ihr Chillerfeeling beizubehalten. »Aber vielleicht kiff‘ ich mich irgendwann ins Koma« sagte sie in einem verträumten Singsang, rappelte sich schließlich schwerfällig auf und blinzelte in die Sonne.
Wahrscheinlich hätte sie sich am liebsten sofort wieder hingelegt. Ihre Beine hielten sie mehr schlecht als recht und ihre Arme hingen an ihren Seiten, als würden sie gar nicht zu ihrem Körper gehören. Mir war es egal. Solange sie nur ihr Lächeln auf den Lippen behielt, war alles gut. Und sie lächelte, so verdammt chillig, als würde sie nicht mit mir an diesem Baggerloch, sondern vor Jamaikas Sandstränden stehen.
Ich stellte mich hinter Catharina, legte meine kühlen Hände auf ihre Stirn. Ihre schwarzen, langen Haarsträhnen flossen wie Seide durch meine Finger, als ich sie vom Ansatz nach hinten durchkämmte. Mehr als schwerfällig bewegte sie sich über den Steg, wankte leicht hin und her, während ich mit ihren Haaren spielte und den süßlichen Mischgeruch von Hanf und Gras einatmete, der von ihr ausging.
»Ich rauch‘ mein Ganja den ganzen Tag, ganz egal wer auch immer was dagegen sagt. Rauche so lange bis ich selbst nicht mehr mag…« sang ich leise lachend in ihr Ohr, war geflasht von ihrem Duft, der Sonne, dem ganzen Tag und uns. »…Ganja muss legal sein, wenn man mich fragt… yeah…« stimmte sie mit ein, ließ ihre Stimme dunkel und rau durch die Luft schweben. Und ich war geflasht. Von ihr.
Als wir auf der Plattform – am Ende des Stegs – ankamen, hatte ich ihre Haare annähernd zu einem Zopf geflochten, und uns mehr als zweimal davor bewahrt, ins Wasser zu fallen. Ich fühlte mich ein bisschen wie in „Titanic” als wir über das Wasser schauten und Cat sich nach hinten in meine Arme fallen ließ. Auch wenn wir weder Leonardo DiCaprio noch Kate Winslet waren, und die Wakenitz nicht der Nordatlantik.
Catharina summte schon wieder die „perfekte Welle” und ich zog ein bisschen an ihrem Zopf. Der Wind wehte über uns hinweg, trug ihr gelächeltes Seufzen hinfort, als ich mit der Nase über ihre linke Ohrmuschel strich. Möge man mir einen Menschen gezeigt haben, den ich besser kannte, als sie. Egal wie kitschig es ausgesehen haben mag, ich war glücklich, in diesem Moment. Und ich weiß, sie war es auch.
»Stellst dich in den Sturm und schreist, ich bin hier, ich bin frei…« Ihre Stimme klang zu ruhig, zu relaxt, für den Inbegriff des Songs. Trotzdem ließ ich sie singen. Sie war high. Sie wollte mehr. »…alles was ich will ist Zeit, ich bin hier, ich bin frei.« Und ich konnte spüren, was sie meinte. Wie sie es meinte. Vogelfrei. Nur für einen kurzen Augenblick. Alles vergessen und in den Wind schreien.
»Stellst dich in den Sturm und schreist, ICH BIN HIER, ICH BIN FREI…« Ich sang nicht, ich schrie. Ich spürte ihn nicht, ich war der Wind. Selten besser gefühlt, als auf diesem verdammten Holzsteg, Catharina im Arm, Wind im Haar und pure Glückseligkeit in der Lunge. »WIR SIND HIER, WIR SIND FREI…« Wir brüllten gemeinsam über das Wasser, und kamen uns nie higher und zugleich so clean vor.
Die Jungen auf der anderen Seite schrieen irgendwas, zeigten mit Fingern zu uns rüber, doch wir brüllten einfach lachend über das Wasser, taumelten auf unserem „Walk of Fame“ und ließen uns treiben. Ich hatte meine kleine, große Welt in den Armen, pure Glücklichmacher im Blut und einen perfekten Duft in der Nase. Nichts hätte mich heute runterziehen können. Gar Nichts.
Kurz hatte ich Angst, Catharina würde doch noch ins Wasser fallen, als sie sich in den Schneidersitz zu setzen versuchte. Ich blieb hinter ihr stehen, beobachtete sie dabei, wie sie ungeschickt und viel zu langsam ihren Tabak aus der Hosentasche zog. Sie war so unendlich high. Und ich so unsagbar happy dabei. Die Sonne brannte noch immer vom Himmel, als ich mich hinter sie setzte.
Diesmal lächelte ich, als sie mir nach einigen Minuten ihren Tabak nach hinten hielt. »Kiffen wollen, aber schon Probleme mit der Feinmotorik haben…« lachte ich, öffnete den Tabakbeutel und kramte einen fertig gedrehten Joint hervor. Man konnte nie high genug sein – die Sonne tat ihr Übriges. Und Cat lächelte high immer so glückselig. Also tat ich ihr den Gefallen. Half ihr beim Komakiffen.
Ich lehnte mich zurück, spürte die Sonne auf meiner Haut und Cat zwischen meinen Beinen, hörte die Jungen lachen, roch das Weed und mein eigenes City Glam. Und fuck, die Welt war in Ordnung. Vielleicht nicht generell, aber für den Augenblick war alles perfekt. »Ich fühl‘ mich, als könnt‘ ich übers Wasser geh‘n.« Ich fühlte mich wirklich so. »Bestimmt kannst du das.« Ich sah zu Catharina runter.
»Du hast zu viel gekifft, Cat« sagte ich, nahm ihr den fast abgebrannten Joint aus der Hand und pustete etwas gegen die Glut. Ihre Augen waren leicht rot unterlaufen, glänzten abgespacet. Trotzdem rutschte ich zur Seite, ließ sie sich auf den Rücken legen. Sie öffnete den Mund, hielt den Joint mit den Zähnen, als hätte sie nie etwas Anderes getan. Wie viel müsste sie wohl kiffen, bis sie das nicht mehr könnte?
Ich beugte mich über sie, nahm den Tip zwischen die Lippen und holte mir den letzten Zug, während Cat mir den Kopfschuss zupustete. Wäre sie nicht schon so verdammt breit gewesen, hätte ich vielleicht damit gerechnet, dass sie den abgebrannten Tip wegschnippte und plötzlich an meinen Lippen klebte, um den restlichen „Coldshot” zu inhalieren. Für Sekundenbruchteile muss ich im Himmel gewesen sein.
Das THC im Blut, ihr Mund auf meinem. Sie schmeckte nach Rauch. Meine Lippen waren vom MDMA süß wie Zucker. Ich schmeckte mich selbst auf ihren Lippen. Der Kuss kann Sekunden gedauert haben – oder Stunden. Ein Augenblick, so lang wie die Ewigkeit. Ich weiß nicht, ob ich von den Drogen berauscht war, oder nur von ihr. Wahrscheinlich beides. Sie spielte mit meinem Zungenpiercing. Ich war JWD.
Meine Haut kribbelte, durch meine Adern zuckten kleine Elektroschocks. Ich wühlte meine Hände in ihre Haare, liebte das Gefühl von Seide zwischen den Fingern, liebte ihren Geruch, ihre Lippen, spielte mit ihrer Zunge. Die Drogen ließen uns fliegen, wir pushten uns selbst immer höher. Ich hatte sie schon so oft geküsst, und doch war es jedes Mal neu. Und jedes mal gleich. Immer schön – und immer wieder anders.
Irgendwann ließ ich mich neben sie fallen, blinzelte gegen die Sonne an, die mich scheinbar um jeden Preis in die Realität zurückholen wollte – so hell wie sie schien. Meine Hand glitt über das Holz, suchte etwas, fand Catharinas. Meine Finger waren eiskalt, ihre wohligwarm. Vielleicht auch umgekehrt. Wir lagen dort, bis die Sonne irgendwann blutrot in der Wakenitz versank – ohne mich mitzunehmen.
Meine Realität war echt, lag hier neben mir, hielt meine Hand. »Ich liebe dich, Darling…« Ich flüsterte. Ich hätte genauso gut schreien können. Ich bekam keine Antwort. Ich bekam nie sofort eine. Ich konnte es ihr immer nur sagen, wenn ich high war. Und wenn sie high war, brauchte sie immer länger, um darauf zu reagieren. Aber es war egal. Ihre Finger streichelten über meinen Arm. Träge. High.
Es war Sommer. Der Wind pfiff leise durch die Baumkronen, trieb seichte Wellen über das trübe Wasser, und verlor sich verspielt in unseren Haaren. Der Boden unter uns wurde kühler, die Sonne versank wie ein gigantischer Feuerball im Wasser, und hatte doch nicht die Macht, die Wärme unter unseren Fingerspitzen mitzureißen. Es war Sommer. Und es roch nach Gras. Nach Gras und Freiheit. Freiheit im goldenen Käfig.
Ich ziehe den Kragen meiner Jacke etwas fester zusammen. Der Wind peitscht hart über das Wasser, treibt mir seinen eisigen Atem unter die Haut. Meine Augen sind glasig. Meine Wangen feucht. Ich wollte doch nie weinen. Jetzt tue ich es trotzdem. Du bist nicht mehr bei mir. Es fühlt sich an, als wäre es erst gestern gewesen, als unsere Hände sich auf dem warmen Holz gesucht und gefunden haben.
Aber es ist Monate her. Auf deiner Suche nach der vollkommenen Glückseligkeit, hat das Kiffen irgendwann einfach nicht mehr gereicht. Das Bild deiner zerstochenen Arme ist vor meinem geistigen Auge noch genauso scharf, wie das Bild unserer ineinander verhakten Finger. Ich will es nicht mehr sehen! Mit klammen Fingern ziehe ich ein Taschentuch aus meiner Hosentasche.
Der Joint, den ich aus dem Taschentuch wickele, ist längst nicht so schön, wie die, die du immer gedreht hast, aber das muss er auch nicht sein. Jetzt ist egal, ob die Handmische wirklich gut abgestimmt ist, ob das Papier schön gleichmäßig abbrennt, oder ob er wie ein guter Klassiker mit Tip gedreht ist. Früher war uns das immer wichtig. Kiffen mit Stil. Jetzt ist es mir egal – ich will bloß breit werden.
Ohne Stil. Ohne dich. Alleine sitze ich jetzt hier, am Ufer der Wakenitz, und will nur noch vergessen. Ich weiß noch, ich hatte dir versprochen, dich niemals zu vergessen, und wahrscheinlich wird mir das auch nie gelingen, aber ich will es jetzt versuchen. Wenigstens für ein paar Augenblicke high sein, und nicht an dein Gesicht denken, wie resigniert, müde und eingefallen es wirkte, als ich dich zum letzten Mal sah.
»Ich mag nich‘ mehr, Dine« hast du gesagt, an irgendeinem Tag im Sommer, als ich wieder mit dir schweben und glücklich sein wollte. Du mochtest nicht mehr. Du konntest auch nicht mehr. Dein Lächeln war nicht länger glücklich-bekifft, es wirkte eher gequält, wie ein billiger Abklatsch aus alten Tagen. Zum Schluss sahst du genauso aus wie ich, wenn ich versuchte das gefundene Glück vorzutäuschen. Ohne Maske.
Was hätte ich tun sollen? Natürlich habe ich „ja” gesagt, als du mich wieder um Geld gebeten hast. Und natürlich habe ich nicht nachgefragt, warum es diesmal mehr sein musste, als sonst. Ich kannte die Antwort ja. Hättest du es mir gesagt, wenn ich dich gefragt hätte? Oder hättest du nur versucht zu lächeln, meinen Arm gestreichelt, träge, high, während meine kalten Fingerspitzen langsam abgestorben wären?
Ohne dich bin ich nichts, Cat. Das wusste ich schon immer. Ich wusste es auch, als ich dir das Geld gab. Mehr als deutlich wusste ich es, als ich dich bei André liegen sah. Die Spritze neben der Couch. »Geh‘ nach Hause« hast du gesagt, als ich dich an der Schulter gerüttelt habe. Geh nach Hause. Das Letzte, was ich von dir sah, waren deine skurril verdrehten Pupillen. Du warst high. Ich war zum ersten mal richtig clean.
Das Letzte, was ich von dir hörte, hat mir das Herz zerrissen. Alles hättest du sagen können, alles. Das wir nur eine Lüge waren, oder das du mir dankbar bist. Das ich mich zum Teufel scheren soll, oder das du bei mir sein willst. Alles. Ich war schon im Flur, die Wohnungstür geöffnet. Mir war schlecht. »Dine?« So unendlich schlecht. »Ja?« Kaum auszuhalten. »Ich liebe dich.«
Das Klacken des einrastenden Türschlosses schien meine Gehörgänge zu zerreißen. Ich konnte nicht mehr. Alles hättest du sagen können, alles. Nur das nicht. Die ganze Nacht lief ich durch die Stadt, wusste nicht wohin mit mir und meinen Gedanken. Ich habe dich umgebracht. Ich wusste, wofür ich dir das Geld gab. Ich wusste, warum es diesmal mehr sein musste. Der letzte, ultimative Flash. Dein Abschied.
Ich habe deinen Tod auf Raten bezahlt. Es macht keinen Unterschied, ob du es mir gesagt hättest. Ich wusste, dass du noch einmal richtig abheben wolltest, bevor du den endgültigen Schlussstrich gezogen hast. Ich wollte doch mit dir ins Licht gehen, Cat. Richtig high sein. Warum nur musste dein Licht das eines entgegenkommenden Zuges sein…?
Der Wind pfeift noch immer scharf um die Ecken. Mein vierter Tip ertrinkt langsam im trüben Wasser. Ich bin high. Nicht high genug, um dich zu vergessen. Es tut weh, aber für den Moment ist es auszuhalten. Und wenn ich von jetzt an immer high sein muss, um es zu ertragen, dann führe ich deinen Plan fort, und kiffe mich ins Koma. Es riecht nach Gras. Es wird nie wieder nach dir riechen. Nie mehr.
»Ich liebe dich, Cat.« Meine Stimme verliert sich im Wind. Es ist zu kalt, um mich wirklich an den Sommer zu erinnern. Ich bin zu high, um mich wirklich an uns zu erinnern. Aber ich kann wohl niemals high genug sein, um mich nicht daran erinnern zu können, dass du immer nach Gras und Hanf gerochen hast. Nach Freiheit. Einer Freiheit, die es nie wirklich gegeben hat. Nicht für uns. Nicht einmal high.
Texte: Mein erster und einziger Self-Insert.
Man möge mir vergeben.
Ich kann das einfach nicht anders bewältigen.
Brennende Herzen.
Tag der Veröffentlichung: 11.05.2009
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Für Catharina.
Ich werde dich niemals vergessen, Catharina.
Ich liebe dich, Darling.