Eine Flutwelle nachtschwarzer Haare,
Augen, wie du sie noch nie gesehen hast,
Zähne schärfer als das Schwert eines Kriegers,
das wird das Letzte sein was du siehst, wenn du ihr jemals begegnen solltest.
Sie ist eine Legende, eine von jenen, über die es so viele grausame Geschichten gibt, der Albtraum selbst der tapfersten Männer.
Jene sind bösartig, stärker noch als zwanzig Männer und sie haben dämonische Kräfte jenseits deiner Vorstellungskraft, mit einem Blick können sie ganze Dörfer niederfegen.
Sie durchschauen dich, erahnen jeden deiner Gedanken, bevor du ihn selbst kennst.
In der Nacht erreichen sie den Höhepunkt ihrer Macht, ihre Kraft schöpfen sie aus dem Blut anderer, aber sie selbst sterben nie.
Sie sind verdammt für die Ewigkeit.
Auch wenn ein Licht aus alten Tagen sie zu vernichten schien, so sind sie doch nicht fort. Die Dunkelheit hat wieder an Macht gewonnen, sie streckt ihre langen todbringenden Fänge nach dir aus. Fürchte dich, wie du nie zuvor gefürchtet hast und bei allem was du tust, betritt niemals den Dunklen Wald…
Überlieferung einer Erzählung
Im Sonnenlicht
Sie hörte die Schreie derer, die ihr Leben bedeuteten, überall war Blut und das Klirren aufeinanderprallender Waffen hallte durch den Wald. Das Atmen wurde schwerer, unfähig sich zu bewegen fühlte sie den dumpfen Schmerz, der von der Stelle durch ihren Körper kroch, an der das Schwert sie verwundet hatte. Die Kampfgeräusche wurden immer schwächer, sie nahm nur noch ihren eigenen rasselnden Atem und den unregelmäßigen Schlag ihres sterbenden Herzen wahr. Wenn das hier das Ende war, wo sollte sie hin? Was geschah mit denen, die für die Ewigkeit in dieser Welt bestimmt waren und doch nie ewig leben würden? Gab es einen Ort an dem sie diese Ewigkeit verbringen konnte, einen Ort wo sie alle wiedersehen würde, die sie in dieser Welt verloren hatte?
Ein stechender Schmerz riss sie aus ihren Gedanken, sie keuchte, ein weiteres Schwert ragte aus ihrer Brust. Über ihr standen sie, die Mörder ihres Volkes. Diese hellen Haare und kalten grauen Augen, spitze Ohren und schmale Gesichter. Der größte von ihnen zog das Schwert wieder aus ihrem Körper und setzte zum nächsten Stoß an.
„Du hast wohl immer noch nicht genug?! Bei den anderen ging das schneller.“ Seine Stimme war kalt und ohne jegliches Gefühl. Die anderen, ihr Volk, all jene, die wichtig gewesen waren in ihrem Leben, sie alle sollten nicht mehr da sein. Ein Schauer durchlief ihren Körper und sie spürte das warme Blut an ihr herunter rinnen. Mit einem bösen Grinsen ließ der Mann das Schwert abermals auf sie niedersausen, doch reflexartig drehte sie sich im richtigen Moment zur Seite, die Klinge verfehlte sie knapp und blieb in dem blutgetränkten Laub stecken. Der Mann stieß ein wütendes Knurren aus und stach wieder und wieder zu, aber sie wich auch den folgenden Malen der todbringenden Schneide aus. Durch ihre von Tränen verschleierten Augen sah sie noch einmal das ganze Ausmaß der blutigen Schlacht, überall lagen die toten Körper, jener, die sie gekannt hatte und derer, die ihr diese genommen hatten. Hände griffen nach ihr und rissen sie auf die Beine. Zwei der Männer hielten sie fest und sie sah den großen Mann vor sich stehen, seine Augen sprühten förmlich Funken vor Zorn und er atmete schwer. „Du kleines Miststück, du wirst genauso enden wie all die anderen, egal ob du mich erst zum Narren hältst oder nicht!“ Sie sah die Klinge vorschießen, hatte aber weder die Kraft auszuweichen, noch sich aus dem felsenfesten Griff der beiden Männer neben ihr zu befreien. Sie konnte nur auf ihren Todesstoß warten. „Hoffentlich sehe ich sie alle wieder.“, schoss es ihr durch den Kopf. Kurz bevor die Spitze der Klinge sie jedoch erreichte, schlängelte sich um diese ein leuchtend blauer Faden und entriss sie den Händen des verdutzten Mannes. Sie blickte in die Richtung aus der dieser Zauber kam und ihr schwaches Herz schlug wieder schneller. „Faniho.“, flüsterte sie. Dann merkte sie auch schon wie sie den starken Händen der Männer entrissen wurde und zu ihrem Retter hinüberflog. Er fing sie auf und dann verschwanden sie. Weg von diesem Ort an dem die größte und blutigste Schlacht in der Geschichte der Nachtelfen geschlagen wurde, dem Ort an dem sie wütende und perplexe Sonnenelfen inmitten der Opfer dieser Schlacht zurückließen. Dies war der Tag an dem das Licht durch die Dunkelheit brach und zeigte, was diese Welt wirklich war. Grausam und kalt.
Der Geschichtenerzähler
Mit erwartungsvollen Gesichtern und weit aufgerissenen Augen lauschten die Kinder dem Greis, der in die Stadt gekommen war. Er wollte die Geschichte der „Großen Schlacht“ erzählen und alle waren gespannt, da dies eigentlich ein verbotenes und verschwiegenes Thema war, da man nie wusste wer einem gerade zuhörte.
Der Mann schien schon sehr alt zu sein, er hatte langes weißes Haar und einen Bart, den er sich zu einem Zopf geflochten hatte. Sein Gesicht war von Falten durchfurcht, die darauf schließen ließen, dass er schon viel erlebt hatte. Er saß dort, die Augen geschlossen und die Beine überkreuzt wie in Trance und während er sprach flackerten seine Augenlider, als würde er das was er erzählte vor seinem inneren Auge ablaufen sehen.
„Vor vielen Jahrhunderten wurde eine schreckliche Schlacht geschlagen. Ihr habt bestimmt alle schon einmal von ihr gehört.“, er öffnete ein Auge und warf einen prüfenden Blick in die Runde. Dann fuhr er fort: „Es war die Schlacht in der ein altes und dunkles Volk vernichtet wurde, das Volk der Nachtelfen.“ Bei der Erwähnung des Namens ging ein ängstliches Raunen durch die Gruppe. Jetzt waren auch ein paar Erwachsene stehen geblieben und lauschten misstrauisch.
„Es war das Ende eines langen und erbitterten Kampfs zwischen Sonnen- und Nachtelfen. Wie die Namen der beiden Völker schon sagen, waren sie von Grund auf verschieden. Die Sonnenelfen waren tagsüber am stärksten, wohingegen die Nachtelfen Geschöpfe der Dunkelheit waren. Die Nachtelfen waren allerdings mächtiger als die Sonnenelfen, da sie die schreckliche Gabe hatten Blut in Energie umzuwandeln. Dafür töteten sie andere Lebewesen.“ Ein kleiner Junge stieß einen spitzen Schrei aus. „Sie haben das Blut anderer getrunken?!“ Der alte Mann nickte. „Bitte unterbrecht mich nicht, ihr wolltet die ganze Geschichte hören.“ „Entschuldigung.“, murmelte der kleine Junge. Es hatte sich nun eine ganze Gruppe anderer Marktbesucher hinter den Kindern versammelt, darunter auch ein paar Stadtwächter und ein vermummter Landstreicher.
Der Greis machte eine lange Pause in der die Spannung zu explodieren drohte, als würde er darauf warten, dass ihm die Wächter Einhalt gebieten würden, doch als nichts dergleichen geschah erzählte er weiter. „Ja, sie tranken Blut, meistens von großen Tieren, wie Bären oder Wölfen, manchmal aber auch das der damaligen Menschen.“ Weitere entsetzte Gesichter. „Aus genau diesem Grund eskalierte die Situation zwischen den beiden Elfenvölkern, die schon vor dem Töten der Menschen nicht miteinander ausgekommen waren. Die Sonnenelfen hatten die Menschen, die in ihr Land gekommen waren nämlich als eine Art von Geschenk ihrer Götter angesehen und es sich zur Aufgabe gemacht diese schwachen Geschöpfe zu schützen.
Ein hohes Lachen unterbrach ihn. „Die Sonnenelfen waren unglaublich eingebildet und machtgierig, sie haben die Menschen wie Sklaven gehalten, weil diese ihrer Kraft nicht gewachsen waren.“ Der alte Mann blickte auf, konnte aber nicht zuordnen wer ihm widersprochen hatte. Also schüttelte er nur enttäuscht den Kopf. „Es mag so gewesen sein, dass die Sonnenelfen sehr viel Stolz hatten, sie waren ein altes und mächtiges Volk. Außerdem waren sie unnatürlich schön. Sie alle hatten helle seidige Haare und blaue oder graue Augen. Ihre Ohren waren spitz, sie waren alle sehr groß und…“ „Wie sahen denn die bösen Nachtelfen aus? Waren sie hässlich? Sie waren ja das Gegen…“, das Mädchen verstummte als der Greis sie zornig anfunkelte. „Ja, sie waren das Gegenteil der Sonnenelfen. Ihr Haar war nachtschwarz und schlängelte sich um ihre bleichen Gesichter. Die Ohren der Nachtelfen waren auch nicht so spitz wie die der Sonnenelfen, aber das merkwürdigste an ihnen waren ihre Augen, die bei einem Stimmungsumschwung die Farbe wechselten. Aber nein, ich glaube nicht, dass die Nachtelfen hässlich waren, jedenfalls nicht bis sie den Geruch von Blut wahrnahmen. Dann nämlich wurden ihre Augen leuchtend rot und ihre Pupillen zogen sich zu Schlitzen zusammen. Durch diese konnten sie in der tiefsten Schwärze der Nacht sehen. Ihre Zähne wurden länger, so lang wie dein Finger, mein Kind. Damit durchdrangen sie die Haut ihrer Opfer und tranken das herausschießende Blut.“ Das kleine Mädchen erschauerte. Dann rief ein etwas größerer Junge, der ein Holzschwert auf seinem Schoß liegen hatte: „Alter Mann, erzähl uns endlich von der Schlacht!“ Der Greis grummelte etwas Unverständliches und fuhr fort. „Wie ich schon erwähnt habe waren die Sonnenelfen nicht so stark wie die Elfen, dennoch genauso unsterblich. Sie mussten also einen wohldurchdachten Schlachtplan entwickeln. Es gab eine Zeit im Jahr, an der die Nachtelfen eine Woche lang in eine Art Trance verfielen, in der sie zu sich selbst zurückfinden sollten, indem sie kein Blut tranken. Denn mit dem Blut ihrer Opfer nahmen sie auch deren Gefühle und Gedanken auf. Bei Menschenblut war dies am extremsten und so war es schon passiert, dass sich Nachtelfen in den Gefühlen und Gedanken ihrer Beute verloren hatten. Durch einen Spion hatten die Sonnenelfen von dieser einen Schwäche der Nachtelfen erfahren und planten diese auszunutzen. Am letzten Tag der Woche als die Sonne am höchsten stand und die Kraft der Sonnenelfen am größten war griffen sie an. Auch wenn die Nachtelfen geschwächt waren, da sie lange kein Blut getrunken hatte, waren sie dennoch nicht völlig machtlos. Sie versuchten mit allen Mitteln die Sonnenelfen abzuwehren. Es gab viele Verluste auf beiden Seiten.
Manche der verzweifelten Nachtelfen versuchten zu neuen Kräften zu kommen, indem sie das Blut der Gefallenen, ja sogar ihrer eigenen Artgenossen tranken, aber selbst diese scheußliche Tat konnte ihr Ende nicht abwenden. Viele der Nachtelfen verfügten über eine starke dämonische Magie, aber mit der Kraft, die ihnen geblieben war, waren sie den im Gefecht überlegenden Sonnenelfen nicht gewachsen.
Noch vor Sonnenuntergang waren die Nachtelfen geschlagen und auch wenn unzählige Sonnenelfen gefallen waren, feierten sie den Sieg des Lichts über die Kreaturen der Dunkelheit.“
Der Greis öffnete nun die Augen und blickte erwartungsvoll in die Runde. Als niemand reagierte sagte er: „Ja, das war die Geschichte der großen Schlacht.“ Die Kinder erwachten aus ihrer Erstarrung und riefen: „Das war eine tolle Geschichte! Nieder mit den Dämonen und Ungeheuern, hoch leben die schönen Sonnenelfen!“ Eine jähe Kälte und ein starker Luftstrom ließ sie verstummen. Der Landstreicher war aus der Menge hervorgetreten und sprach zu dem Erzähler: „Wie, alter Mann, könnt ihr sicher sein, dass alles was ihr gesagt habt wirklich so passiert ist?“ Eine erdrückende Stille legte sich über die Ansammlung der Menschen. Der Greis blickte empört auf. „Mein Urgroßvater war ein Anführer der Sonnenelfen und hat die stärksten Nachtelfen des mörderischen Volks niedergestreckt. Wer bist du, dass du es wagst an meinen Worten zu zweifeln?“ Der Landstreicher zog wortlos seine Kapuze herunter und allen Anwesenden stockte der Atem. Lange schwarze Haare fielen ihr über die Schultern, ihre Augen waren blutrot und blickten stechende in die Runde. Die Kinder fingen an zu schreien und versteckten sich hinter ihren Eltern. Doch alle anderen waren wie gelähmt.
Die Nachtelfe drehte sich wieder zu dem Geschichtenerzähler um. Er war aufgestanden und klammerte sich keuchend an den Mauervorsprung hinter ihm. „Sag mir, mir alter Mann, wie konnten deinem Urgroßvater zwei noch nicht einmal ausgewachsene Nachtelfen entkommen, wenn er doch so unglaublich stark war?“ Ihre Augen leuchteten auf und der Mann griff sich mit schmerzverzerrtem Gesicht an die Brust. Die Nachtelfe drehte sich wieder zu den immer noch vor Angst erstarrten Menschen um. Sie hob die Arme und begann. „Ich war in der besagten Schlacht, zusammen mit all jenen, die zu meinem Volk gehörten. Die Sonnenelfen hatten uns hinterhältig angegriffen und wie der alte Mann schon gesagt hat, hatten wir keine Kraft um uns gegen die Übermacht der Sonnenelfen zu wehren. Es standen über tausend Sonnenelfen gegen ungefähr hundert von uns. Zuerst fielen die Kinder und jungen Nachtelfen, die noch nicht Herr ihrer Kräfte waren und auch viele andere, die diese schützen wollten. Denn während unsere anderen Männer und Frauen an der Front kämpften, hatte sich ein Teil der Sonnenelfen daran gemacht jedes Leben unserer schutzlosen Kinder auszulöschen. Ich selbst war noch fast ein Kind, doch ich wurde in dem Kampfgetümmel von den anderen getrennt und fand mich mitten auf dem Schlachtfeld wieder. Ich hatte keine Möglichkeit mich zu verteidigen und schon bald wurde ich von einem Schwert der Sonnenelfen schwer verwundet. Ich brach zusammen und sah mit an wie nach und nach auch die letzten Widerstände meines Volkes niedergerissen wurden. Als alle am Boden lagen gingen die Krieger der Sonnenelfen über das Schlachtfeld und erstachen jeden, der noch einen Hauch von Leben in sich trug. So kamen sie auch zu mir. Ich schaffte es nur knapp dem Todesstoß des so viel stärkeren Sonnenelfs zu entkommen, aber schließlich hielten mich zwei von ihnen fest. Ich hätte keine Chance gehabt, aber wie durch ein Wunder war ein Freund dem Kampf weniger verletzt entkommen. Zusammen mit ihm floh ich vor den Mördern meines Volkes. Sie haben niemanden am Leben gelassen und anscheinend auch nicht zugegeben, dass zwei derer, die sie bis zum letzten Kind ausgerottet hatten, entkamen.“ Niemand hatte es gewagt ihre Rede zu unterbrechen. Sie blickte auf die Kinder herunter, die verschreckt hinter den Erwachsenen kauerten. „Niemals wieder solltet ihr die Sonnenelfen hochloben, denn auch gegenüber euch werden sie keine Gnade zeigen.“ „Aber ihr ward Monster, ihr habt Menschenblut getrunken…“ Die Stimme des alten Mannes erstarb und er gab ein erstickendes Husten von sich. Die Nachtelfe sah ihn verächtlich an. „Ja, wir haben Blut getrunken, auch das der Menschen, aber diese Menschen waren allesamt Geschenke der Sonnenelfen.“ Der alte Mann keuchte erschrocken. „Das kann nicht sein.“ Ihre Augen blitzten ein weiteres Mal auf und der Greis sank zurück auf die Erde. „Die Sonnenelfen haben uns immer gefürchtet, sie haben die Dunkelheit gefürchtet. Sie brachten uns die Menschen, weil es angeblich der Wille ihrer Götter sei. Im Gegenzug durften wir unseren Wald nicht mehr verlassen. Die Nachtelfen stimmten zu, da einige der Einflussreicheren, die schon länger nach dem Blut der Menschen dürsteten, die übrigen dazu überredeten. Ich bestreite nicht, dass wir als Wesen der Nacht auf euch unheimlich und grausam wirken, aber nur ein Teil von uns war wirklich so brutal wie ihr es den Geschichten kennt. Wir haben nie den Wald verlassen, um auf die Jagd nach Menschen zu gehen, die Sonnenelfen waren es, die euch versklavt und an uns verkauft haben, um ihre Macht zu sichern. So konnten sie uns daran hindern aus unserem dunklen Wald zu treten. Nur so ist es ihnen in aller Stille gelungen eine Streitmacht aufzustellen, uns an unserem Schwächsten Punkt zu treffen und zu vernichten.“ Sie machte eine kurze Pause. „Aber deswegen bin ich nicht hier, nicht um euch all das zu erzählen, damit ihr es sowieso nicht versteht. Dreihundert Jahre ist es her, dass ich diese Schlacht überlebte. In dieser Zeit habe ich all meine Kräfte gesammelt, denn ich werde sie nun brauchen. Es wird etwas kommen, etwas, das uns alle bedroht, egal ob Mensch, Sonnen- oder Nachtelf. Aus den Tiefen einer vergessenen Zeit noch vor den Anfängen der Elfen werden sich Kreaturen erheben, die all das was ihr kennt vernichten werden. Dies ist die Hauptstadt eines so großen Landes, in einem Jahr werde ich zurückkehren und dann müsst ihr bereit sein. Ruft eure Truppen zusammen und rüstet euch für das Schlimmste, das dieser Welt je widerfahren ist. Nehmt meine Worte ernst. In einem Jahr, in dieser Stadt wird unser Schicksalszug beginnen.“ Mit diesen Worten verschwand sie und hinterließ eine völlig verwirrte und vor Angst zitternde Menschenmenge. Was konnte schlimmer sein als immer noch existierende Nachtelfen?
Der Schmerz des Verlustes
Sie öffnete die Augen und abermals durchzuckte sie ein unglaublicher Schmerz. Sie lag in einer Höhle und neben ihr flackerte ein blaues Feuer. Ihr Körper war mit Tüchern umwickelt und es roch nach Kräutern. Vorsichtig und mit zusammengebissenen Zähnen richtete sie sich auf. Sie schien allein zu sein. Mit einer Decke um die Schultern wankte sie zum Eingang der Höhle. Die Nacht war sternenklar und kühl. Ein plötzliches Schwindelgefühl erfasste sie und sie musste sich an einem nahen Felsvorsprung stützen. Die Pupillen ihrer Augen zogen sich zusammen und mit dem geschärften Nachtblick durchstreifte sie die Umgebung. Irgendwo weit unter ihr war der Wald. Die Höhle lag ziemlich weit oben, versteckt hinter mehreren hervorstehenden Felsbrocken. Sie musste am Rand der großen Berge sein. Die Bilder der vergangen Schlacht wurden wieder lebendig und eine blitzende Träne rollte über ihre Wange. Wie lange war sie bewusstlos gewesen? Wie lange war es her, dass Faniho sie gerettet hatte?
Eine kurze Bewegung links von ihr ließ sie aufhorchen. Dort stand er. Seine Haltung war gebückt und sein Blick trüb. Die dunklen Haare fielen ihm wirr in das noch viel bleichere Gesicht. „Faniho.“, seufzte sie und torkelte auf ihn zu. Sie umarmte ihn und brach wieder in Tränen aus. Er bewegte sich nicht und zeigte auch sonst keine Reaktion. Mit hängendem Kopf ließ er die Umarmung über sich ergehen. Sie fasste unter sein Kinn und hob seinem Kopf, sodass sie ihm in die Augen sehen konnte. „Faniho, was ist los? Warst – warst du noch einmal dort?“ Er gab keine Antwort, doch seine sich verdunkelnden Augen sagten alles. Schluchzend drückte sie sich an ihn. Endlich schien er aus seiner Starre erwacht zu sein und trug sie zurück in die Höhle. „Schlaf jetzt erst noch, Zerania. Deine Wunden sind noch nicht geheilt und ich hatte keine Kraft dazu.“, seine Stimme war rau und emotionslos. „Nein, ich möchte nicht schlafen. Sag mir, wo sind die anderen, es haben doch mehr überlebt, oder?“ Hoffnungsvoll sah sie zu ihm auf. Er schüttelte traurig den Kopf. „Nein, wir sind die einzigen, Zerania.“ Seine Worte schmerzten mehr als all ihre Wunden. „Das kann nicht sein, die anderen waren doch so stark. Was ist mit Cathos? Er war unser größter Krieger, er kann doch nicht…“ Die Tränen tropften von ihrem Kinn. Faniho legte einen Arm um sie und wenn man genau hinsah, konnte man das salzige Wasser auch in seinen Augen glitzern sehen.
Der Geschmack von Blut
Es war eine dieser Nächte, in der sie die Qualen, die ihr ihre Träume bereiteten, nicht mehr aushielt. Sie stand auf und warf sich einen Mantel über. Dann verließ sie leise das Haus und huschte durch das Licht der Baumlaternen in die Schatten der übrigen Bäume. Ihre Pupillen verengten sich und sie nahm nun alles auch in der tiefsten Dunkelheit wahr. Immer noch die Stimmen derer, die sie in ihren Träumen bedrängten in den Ohren, rannte Zerania durch den Wald. Sie verstand diese Worte nicht, aber sie machten ihr Angst.
Sie bemerkte andere, sie alle waren auf der Jagd. Diejenigen, die auf der Jagd nach Tierblut waren, verschwanden in die üppig bewaldeten Berge, einige aber wandten sich in die entgegengesetzte Richtung, zum Rande des Waldes, wo die kahlen Steppen begannen. Ohne groß darüber nachzudenken folgte sie diesen in einiger Entfernung. Schon bald wurde der Wald lichter und nur noch vereinzelt sah man einen der riesigen Königsbäume unter denen die Nachtelfen ihre Häuser bauten. Die Gruppe der Nachtelfen blieb am Rand der letzten Baumreihen stehen und wartete. Zerania schlich sich näher an sie heran, doch sie übersah einen kleinen Zweig, der laut knackte als sie darauf trat. Einer der Nachtelfen drehte sich zu dem Geräusch um und Zerania hatte keine Chance sich vor seinem scharfen Blick zu verstecken. Mit ein paar schnellen Schritten war er bei ihr. „Was machst du hier? Du hast doch noch keine fünf Winter erlebt!“ Er packte Zerania unsanft am Arm und schleifte sie zu den anderen. Sie kannte ihn, er war einer der Krieger, die von Kalambri Cathos, einem unglaublich starkem Nachtelf, der im Schwertkampf ungeschlagen war, unterrichtet wurden. Zerania sträubte sich und versuchte sich aus seinem Griff zu befreien. „Du tust mir weh, lass mich los, ich verschwinde von hier.“ Er lachte. „Ich habe nach fünf Wintern auch das erste Mal Menschenblut gekostet es wird dir gefallen.“ „Menschenblut? Nein, das will ich nicht. Außerdem habe ich schon mehr als fünf Winter erlebt, nämlich genau zehn!“ Sie fuhr ihre spitzen Zähne aus und versuchte ihn zu beißen, doch er lachte sie nur wieder aus. „Zehn Winter, hm? Dann wird es aber Zeit. Und hör auf nach mir zu schnappen, das kannst du dir für gleich aufsparen, wenn…“ Sein Blick richtete sich nach vorne und Zerania sah den Hunger und das Verlangen in seinen Augen aufblitzen. Auch sie versuchte einen Blick auf das zu erhaschen, was da vorne geschah. Dies war das erste Mal, dass sie sie sah, sowohl die Menschen als auch die Sonnenelfen. Es waren ungefähr ein Dutzend Sonnenelfen und doppelt so viele Menschen. Der Anblick der Sonnenelfen raubte ihr den Atem. Sie alle trugen goldene und silberne Rüstungen, die auch im schwachen Mondschein wie Edelsteine funkelten. Ihre Haare waren lang und sahen seidig und weich aus. Ihre Ohren waren viel spitzer als ihre eigenen. In ihren Augen aber konnte sie die kalte Verachtung sehen, die sie sowohl den Menschen, die sie vor sich her trieben, als auch den am Waldrand wartenden Nachtelfen entgegenbrachten. Sie wurde abrupt aus ihren Gedanken gerissen, als der Elf, der sie entdeckt hatte, sie mit sich nach vorne zog. „Na, Kleine, wen sollen wir uns aussuchen? Ich bin heute Nacht mal großzügig und überlasse dir die Wahl.“ Er schob sie vor sich, sodass sie die Menschen genauer in Augenschein nehmen konnte. Sie erschrak. Diese Wesen, diese Menschen, sie alle sahen so zerbrechlich aus. Sie alle standen dort gebückt und zitterten, einige weinten leise vor Angst. Ihre Kleidung bestand nur noch aus Lumpen. Diese Menschen waren seltsame Wesen, ihre Haare waren stumpf und verfilzt, ihre Ohren so unscheinbar und rund. Ihre Augen waren matt und hatten nichts von dem Glanz, der sich in den Augen der Elfen spiegelte. Ein starkes Mitgefühl für die Menschen keimte in Zerania auf. Dies waren Wesen, die genauso denken und fühlen konnten wie Elfen auch. Und diese panische Angst, die man schon von weitem riechen konnte. Sie konnten nicht fliehen, sie waren festgekettet und selbst wenn sie es gekonnt hätten, das wusste Zerania, hätten sie niemals entkommen können. Die Sonnenelfen hatten sich wortlos umgedreht und entfernten sich. Nun gingen die Nachtelfen zum Angriff über, mit weit aufgerissenen Mündern und gebleckten Zähnen stürzten sie sich auf die hilflosen, todesängstlich schreienden Menschen. „Nun? Beeil dich, sonst bleibt für uns nichts mehr übrig.“, drängte sie der Mann hinter ihr. Sie wandte den Blick von dem grausamen Spektakel ab. „Nein, ich kann nicht.“ Der Nachtelf schubste sie vorwärts. „Jetzt stell dich nicht so an, das war doch das was du wolltest und weswegen du uns gefolgt bist!“ „Nein…“ Tränen stiegen ihr in die Augen. Sie roch das frische Blut und es benebelte ihre Gedanken. Ihr Blick fiel auf eine junge Frau, die zusammengesunken Ende der Menschenkette saß. Der Elf folgte ihrem Blick. „Hm, ausgezeichnete Wahl.“ Dann riss er sie mit sich. Die Frau sah die beiden Nachtelfen auf sich zukommen und das nackte Entsetzen packte sie. Sie riss an der Kette und versuchte sich zu befreien. Zerania erging es ähnlich, sie konnte dem Griff des starken Nachtelfen nicht entkommen. Mit einem letzten Anflug von Verzweiflung schickte sie einen Zauber los und die Ketten, die die Menschenfrau festhielten zerfielen zu feinem Staub. Die Frau kippte nach hinten, rappelte sich im selben Moment schon wieder auf und rannte in den Wald. „Was hast du denn jetzt schon wieder gemacht? Na egal, es gibt kein Entkommen für das Menschlein.“ Er lachte, doch ein weiterer von Zerania geschleuderter Zauber ließ das Lachen aus seinem Gesicht verschwinden und er sackte zu Boden. Endlich wieder frei, floh auch Zerania zurück in den Wald. Ihre Sinne waren geschärft und das viele Menschenblut hatte in ihr bisher unbekannte Instinkte geweckt. Sie konnte die Frau riechen, riechen wo sie langgelaufen war. Der Geruch machte sie wahnsinnig und nachdem sie sich verwirrt die Haare gerauft hatte, rannte sie ihm hinterher, diesem unglaublich verlockendem Geruch von Menschenblut.
Die Frau war schnell, denn sie rannte um ihr Leben. Aber nichts hätte sie schneller machen können als eine bluthungrige Nachtelfe, auch wenn diese erst neun Jahre alt war. Es fiel Zerania so leicht ihrer Spur zu folgen und schon bald hatte sie die Frau eingeholt. Mit einem weiten Sprung brachte Zerania die Menschenfrau zu Fall. Die Frau schrie und versuchte davonzukriechen, aber Zerania drückte sie erbarmungslos zu Boden. „Nein, lass mich gehen, bitte!“, flehte die Frau, doch Zerania konnte sie nicht verstehen, da sie die Sprache der Menschen nicht kannte. Wortlos packte sie die Frau und warf sich diese über ihre schmale Schulter. Wegen ihrer elfischen Stärke machte ihr das Gewicht der zudem kläglich abgemagerten Frau nichts aus. Der Frau verschlug es für einen Moment die Sprache, als das kleine gruselige Mädchen sie hochwarf und losrannte. Die Kleine war so unglaublich schnell. Die Schatten der Bäume rauschten an ihr vorüber, aber das Mädchen wurde noch schneller. Die Augen der Frau tränten und alles um sie herum bestand nur noch aus vorbeizischenden dunklen Farben, die sich ineinander vermischten. Dann war da nur noch die Schwärze von völliger Dunkelheit.
Zerania kam oft zu diesem Ort. Sie hatte ihn vor ein paar Jahren entdeckt und von da an diente es ihr als geheimer Unterschlupf. Es war eine Ansammlung von großen weißen Felsen am östlichen Waldrand. In diesen Felsen waren viele kleine Höhlen und auch eine größere. In eben diese brachte sie die Frau. Ihre Gedanken waren durcheinander und sie wusste nicht was sie als nächstes tun sollte. Die Vernunft sagte ihr, sie sollte einfach verschwinden und die Frau ihrem Schicksal überlassen, vielleicht schaffte diese es ja sogar zu entkommen. Das Kind in ihr verstand nicht was geschehen war und war erschreckt und verstört von dem was es am Rand des Waldes gesehen hatte. Die Instinkte einer Nachtelfe jedoch schrien förmlich nach Blut. Gequält sank sie auf die Knie. Die Frau hatte sich in der hintersten Nische der Höhle zusammengekauert und starrte mit weit aufgerissenen Augen in die Dunkelheit, wo sie Zerania vermutete. Zerania versuchte tief durchzuatmen und die Stimmen in ihrem Kopf, die wieder erklangen, zu verdrängen, doch sie wurden immer lauter. Sie entfachte ein paar kleine blaue Feuer an der Felswand. Die Menschenfrau schrie erschrocken auf und versuchte sich noch kleiner zu machen. Zerania kroch langsam auf sie zu, der Mensch atmete schwer und zitterte am ganzen Körper. Zerania kniete sich vor sie und streckte eine Hand nah ihr aus. Die Frau brach in Tränen aus als die kleinen Finger des Mädchens ihr Gesicht berührten. Die Kleine wäre ein hübsches Menschenkind gewesen, wenn da nicht diese stechend roten Augen und die unglaublich spitzen Reißzähne gewesen wären. Die Nachtelfe blickte sie aus diesen großen unheimlichen Augen an und die Frau zuckte zusammen als die Hand dieses Wesens ihr die Tränen aus dem Gesicht wischte. Was wollte sie? Das Mädchen flüsterte etwas in einer harten und gefühlslosen Sprache, dann griff sie ihr in die Haare und zog ihren Kopf zu sich. Sie strich ihr die Haare am Hals zurück, dann beugte sie sich nach vorne und die Frau spürte den warmen Atem an ihrem Hals. Das Mädchen zitterte genauso wie sie selbst.
Zeranias Kopf war auf einmal so leer, das alles passierte ohne, dass sie es wirklich so wollte. Ihre Zähne drangen durch die Haut der Menschenfrau und die Frau schrie auf. Zerania verstärkte den Griff am Hinterkopf der Frau, sodass diese sich nicht befreien konnte. Warmes Blut floss in ihren Mund und als es ihre Zunge berührte stürzten tausende Gedanken und Gefühle auf sie ein. Es war überwältigend. Das Blut schmeckte metallisch, hatte aber gleichzeitig einen süßen undefinierbaren Nachgeschmack, der Zerania den Verstand zu rauben schien. Sie grub ihre Zähne tiefer in das Menschenfleisch. Die Frau hatte es aufgegeben zu schreien, sie begann nun am ganzen Körper unkontrolliert zu zucken, aber auch wenn sie gewollt hätte aufzuhören, Zeranias Instinkte waren stärker und so hörte die Menschenfrau irgendwann ganz auf sich zu bewegen und hing nur leblos in Zeranias Armen. Zerania nahm nichts davon wahr, sie fühlte sich so stark, so unbesiegbar. Das Blut verteilte sich mit einem leichten Kribbeln in ihrem ganzen Körper und erfüllte Zerania mit einer ungeheuren Kraft. Die kleinen Flammen an der Felswand loderten zu riesigen Feuerwänden auf. Sie bemerkte erst was sie getan hatte als der Gedankenfluss der Frau abbrach und da war es schon zu spät.
Zerania versuchte sich das Blut aus dem Gesicht zu wischen, doch es klebte hartnäckig an ihr, als wollte es für immer dort bleiben, um sie an das zu erinnern, was sie getan hatte. Sie saß oben auf dem großen weißen Felsen und weinte. Was war bloß mit ihr geschehen? Sie hatte getötet, sie hatte das Blut einer unschuldigen jungen Menschenfrau getrunken. Sie war ein Monster. Alle Nachtelfen waren Monster. Zerania trug die Gedanken und Gefühle der Frau in sich. Sie wusste, welche schrecklichen Dinge diese erlebt hatte, sie fühlte die schmerzhafte Trauer über Verluste und die Angst mit der diese Frau durch ihr Leben gegangen war, als wäre es ihre eigene. Auch die Stimmen aus ihren Träumen waren wieder erwacht und quälten sie. Es schien ihr unmöglich diese Höllenqualen auszuhalten. Aber sie konnte nur wimmernd dasitzen und sich vor diesen unsichtbaren Qualen krümmend in dem alles überschattenden Schmerz der Verzweiflung verlieren.
So fand Faniho sie. Er war im Wald auf der Suche nach einer geeigneten Übungsstelle für die morgige Prüfung gewesen, die ihn zu einem fortgeschrittenen Magier machen würde, als ihm Nachtelfenkrieger entgegen kamen, die einen weiteren zwischen sich trugen. Faniho blieb stehen und schnappte ein paar Wortfetzen auf, die ihn aufhorchen ließen. „…die Kleine hat ihn hinterlistig mit dem Zauber erwischt und sich dann selbst um den Menschen gekümmert…“ „Ach, was du denkst, die Kleine hatte es drauf, aber ich glaube kaum, dass sie schon mal…“ „Hey!“, rief Faniho. Die beiden Nachtelfen blieben stehen. „Was willst du?“ Faniho ging ohne sich die Mühe zu machen zu antworten zu ihnen herüber. Er beäugte den Dritten. „Was ist mit ihm passiert?“ „Ach, Dando hat’s erwischt. So ´ne Kleine war heute mit am Waldrand und anscheinend gab es einen kleinen Streit zwischen ihnen, wer zuerst einmal zubeißen darf. Der Trottel hier hat sich einfach von ihr verhexen lassen. Tja, er hatte sie wohl unterschätzt. Aber warte mal bist du nicht auch ´nen Zauberlehrling? Du könntest doch mal grad ein Abrakadabra dazu verwenden…Ey! Wo willst du hin?!“ Faniho hatte es geahnt, als die beiden von der jungen Nachtelfe sprachen, die den viel älteren Nachtelfenkrieger angegriffen hatte, doch als er ihre Macht spürte, die den verzauberten Nachtelf umgab, war es ganz klar gewesen. Zerania steckte mal wieder in Schwierigkeiten und diesmal in ziemlich großen sogar.
Er rannte zum Waldrand wo ein paar Nachtelfen die Leichen der Menschen beseitigten. Angewidert wandte er sich ab und versuchte Zeranias Geruch auszumachen. Es war nicht schwer, denn Zerania roch nicht wie die meisten Nachtelfen, er konnte nur nicht genau sagen was anders war.
Schon weit vor den großen Felsen konnte er das Blut der Menschenfrau riechen. Er rannte noch schneller, er ahnte Schreckliches. Seine Befürchtungen wurden bestätigt als er die tote Frau in der Höhle fand. Er folgte der roten Blutspur, die auf dem weißen Stein leicht zu erkennen war und als er den höchsten Punkt der Felsen erreicht hatte sah er sie. Sie musste ihn bemerkt haben, denn sie zitterte noch heftiger als bisher. Ansonsten zeigte sie keinerlei Regung, auch nicht als Faniho sich neben sie setzte. „Zerania…“, begann er. „Ich-ich wollte das nicht…“, sie blickte ihn flehend an. Ihr kleines Gesicht war blutverschmiert und die Tränen hatten dünne Furchen in der Blutkruste hinterlassen. „Ich weiß, aber warum bist du ihnen gefolgt, du wusstest doch was sie tun würden.“ „Nein…Ja, irgendwie wusste ich es, aber ich habe es trotzdem getan. Faniho, ich kann nicht mehr, diese Träume sind schlimmer geworden, ich höre sie jetzt selbst wenn dich wach bin. Wegen ihnen war ich überhaupt unterwegs und das mit der Frau… Ich wollte es nicht, die Stimmen haben es mir befohlen, sie haben mir gedroht und mir wehgetan. Es war als würde mein Kopf explodieren. Faniho bitte hilf mir, ich kann so nicht mehr weitermachen…“ Diese Worte hatte sie sagen wollen, aber ein langgezogener Schrei war alles was Fanihos Ohren erreichte.
Erschrocken sprang Faniho auf. Zerania lag schreiend auf dem Rücken und schlug um sich. Ihre Augen waren trüb, weiß und rollten in ihren Augenhöhlen. „Zerania, was ist los mit dir?!“ Faniho versuchte sie festzuhalten, aber ein gewaltiger Schlag einer ihm unbekannten Macht traf ihn als er sie berühren wollte. Er versuchte es mit seiner Magie, aber auch so kam er nicht an sie heran. Das Einzige das er tun konnte war zuzusehen, wie magische Stöße durch Zeranias Körper fuhren und sie vor Schmerzen aufschreien ließen.
Sie durfte es niemandem erzählen und weil sie es dennoch versucht hatte wurde sie bestraft. Die Stimmen schwollen zu einem lauten Getöse an, ihre Ohren schmerzten und dumpfe, quälende Wellen des Schmerzes hatten ihren Körper erfasst. Sie schwor wieder und wieder es niemandem mehr zu erzählen, wenn man sie nur endlich wieder atmen ließ, doch ihre Gedanken waren zu leise als das sie gehört werden konnten. Sie wusste nicht wie lange sie noch flehte, aber ganz plötzlich war alles vorbei und sie sank zurück in das schwarze Loch, in dem sie ihr Leben verbringen sollte.
Ins Unbekannte
Sie waren fortgegangen. Raus aus dem riesigen dunklen Wald, in dem sie ihr ganzes bisheriges Leben verbracht hatten. Sie liefen so weit sie ihre schnellen Füße trugen, an einen Ort an dem seit so langer Zeit niemand mehr war. Um dorthin zu gelangen sprangen sie über reißende Flüsse, durchquerten tückische Sümpfe und brodelnde Vulkansteppen und wanderten in eisiger Kälte durch den tiefen Schnee auf den hohen Bergen. Viele Wochen waren sie unterwegs, Wochen, in denen Faniho ausgewachsen war. Irgendwann in der Vulkanebene brach er zusammen und das, was jedem Nachtelf und jeder Nachtelfe im Alter von siebzehn bis fünfzig Menschenjahren widerfuhr, begann. Innerhalb von ein paar Minuten durchlief er alle seine normalerweise noch kommenden Altersstadien bis er schließlich wieder sein vorheriges Aussehen angenommen hatte. Von jetzt an würde er nicht mehr altern; das Aussehen eines zweiundzwanzigjährigen Nachtelfs für die Ewigkeit.
Der Ort an den sie gelangten unterschied sich sehr von dem Wald aus dem sie kamen. Es war eine trostlose und kahle Gegend, geprägt von scharfkantigen Felsen und einer minimalen Vegetation. Aber sie war wie geschaffen für die beiden Nachtelfen. Sie lag im Tal der riesigen Bergformationen, deren Ende irgendwo über den Wolken zu finden sein musste und die Sonnenstrahlen schafften es nur selten und sehr kurz die Ebene mit ihrem goldenen Schein zu erhellen. Es war der Ort, an den Zeranias innere Stimmen sie geführt hatten.
Sie hatte Faniho nicht davon erzählen können, aber auch wenn dieser nicht genau wusste, welche Kraft in ihr verborgen war, die sie so handeln ließ, so erkannte er dennoch, dass Zerania von etwas ihm Unbekannten beherrscht wurde und, dass auch wenn er sich gegen sie stellen würde, nichts auf der Welt Zerania davon abbringen konnte dem unsichtbaren Pfad aus ihrem Inneren zu folgen. Faniho fühlte sich hilflos und beobachtete mit Schrecken wie sehr Zerania sich veränderte. Mit jedem Schritt dem sie sich dem unbekannten Ziel näherten wurde es dunkler um sie herum. Zeranias Gesicht war noch schmaler geworden und die Schatten um ihre Augen verdunkelten sich. Sie aß und schlief nicht, wie besessen rannte sie Tag und Nacht. Wenn Faniho sie um eine Pause bat, weil er jagen wollte, ignorierte sie ihn und da er sie nicht verlieren wollte, folgte er ihr weiter.
Sie waren nun schon zwei Wochen ununterbrochen unterwegs und auch wenn Nachtelfen unglaubliche Strecken zurücklegen konnten, mussten sie zwischendurch Nahrung zu sich nehmen. Faniho war am Ende seiner Kräfte, er hatte keine Energie mehr und auch die Kraft seiner Zauber, mit denen er es überhaupt bis zu diesem Punkt geschafft hatte, war erschöpft.
Der Abstand zwischen Zerania und ihm wurde immer größer, aber sie schien es gar nicht zu bemerken. Mit allerletzter Kraft rannte er noch einmal schneller. „Zerania! Warte!“, seine Füße bewegten sich unaufhörlich weiter, aber sie fühlten sich so schwer an, dieses Gefühl der körperlichen Erschöpfung war ihm nicht oft begegnet, aber er wusste, diesmal war wirklich nichts von seiner Energie übrig. Er hatte sie fast eingeholt. „Zerania!“ Sie rannte weiter. Mit einem verzweifelten letzten Sprung war er hinter ihr und riss sie zu Boden.
Vor seinen Augen blitzten kurz ein paar bunte Lichter auf und das nächste, das er sah war Zeranias wütendes Gesicht. Sie sprach mit einer so kalten Stimme, wie er sie noch nie bei ihr gehört hatte: „Wag es ja nicht mich noch einmal anzufassen. Ich habe dich nicht gebeten mir zu folgen, wenn du schon erschöpft bist ist das nicht mein Problem.“ „Zerania…Ich folge dir überall hin, aber ich habe keine Kraft mehr, ich muss…“, Fanihos Stimme versagte. Zerania schob in zur Seite. Er war entsetzt. Das war nicht Zerania, nicht die Zerania, die noch vor wenigen Wochen weinend und verletzt mit ihm am Feuer gesessen hatte, nicht die Zerania, der er das Leben gerettet hatte, nicht die Zerania, die von klein auf immer zu ihm als ihren großen Bruder aufgeschaut hatte, sie war es nicht. Nicht mehr.
„Bitte Zerania…Wir sind doch die Einzigen, die es noch gibt…“ Er streckte die Hand nach ihr aus und sah wie ihre roten Augen sich verdunkelten. „Faniho…“, flüsterte sie. Es schien als wäre sie für einen kurzen Augenblick aus ihrem Alptraum der letzten Wochen aufgewacht. Sie ergriff seine Hand und kniete sich vor ihn. Dann schnellte ihre andere Hand vor und zog seinen Kopf an ihren Hals. Es ging alles so schnell, dass Faniho, erschöpft wie er war, nicht reagieren konnte. Er konnte das Blut in ihren Adern riechen und der plötzliche Hunger, der in ihm aufschrie, ließ seine langen Reißzähne hervorschießen. „Nein.“, keuchte er und versuchte sich zurückzuziehen, aber Zerania hielt ihn fest. Er merkte wie sie anfing zu zittern. „Los, mach schon, bitte, sonst ist es zu spät!“, stieß sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Seine Fänge drangen durch ihre Haut und sobald er ihr Blut auf seiner Zunge schmeckte wurde er doch noch Zeuge des erbitterten Kampfs zwischen Zerania und dem was in ihr wohnte.
Seine Stimme hatte sie zurückgeholt, hatte sie aus ihrem Gefängnis befreit, doch das Einzige das sie spürte waren wieder diese Schmerzen, nicht die, die Fanihos Zähne verursachten, sondern jene, die auf ihr Handeln folgten. Sie hatte es überlistet. Es tobte in ihr, es war so unglaublich wütend. Durch den Sturz war sein Wall, der Zerania in ihrem eigenen Körper von allem abschirmte instabil geworden und als Fanihos Stimme zu ihre durchdrang, schaffte Zerania es für eine kurze Zeit wieder die Kontrolle zu erlangen. Sie sah Faniho dem Tode durch Erschöpfung nah neben sich liegen und ohne groß über die Folgen nachzudenken handelte sie. Das hier war ihre Chance Faniho alles zu erzählen ohne Worte zu benutzen, Worte, die Zeit kosteten, die sie nicht hatte. In ihrem Inneren war alles durcheinander. Mit aller Kraft versuchte das Wesen wieder von ihr Besitz zu ergreifen, aber Zerania kämpfte verbissen dagegen an. Seit sie aufgebrochen waren war es aktiver geworden und hatte sich immer weiter in ihr ausgebreitet. Anfangs hatte sie sich noch dagegen gewehrt, aber irgendwann war dieser ungleiche Kampf für sie verloren gewesen. Es hatte sein wahres Gesicht gezeigt. Zerania wusste nun was es war, was sie dazu verleitet hatte schreckliche Dinge zu tun. Sie war besessen von einem Wesen, das sich tief in ihr verborgen gehalten hatte seit sie ein kleines Kind war und nun immer mehr an Größe gewann. Es war etwas aus einer längst vergangenen Zeit, die so weit zurück lag, dass bloß die ältesten Elfen etwas von ihnen gewusst haben konnten. Vergleichbar mit Dämonen, aber um ein vielfaches mächtiger waren diese namenlosen Wesen, die vor mehreren hunderttausend Jahren auf dieser damals noch jungen Welt wandelten. Erst eine unbekannte Macht hatte es geschafft sie zurückzuschlagen und in ein Exil zu bannen aus dem es kein Entkommen gab. Einige wenige jedoch entkamen nachdem sie es tausende Jahre versucht hatten. Geschwächt, weil sie die starken Schutzwälle, die ihr Exil umgaben nicht unbeschadet durchqueren konnten, hörten viele von den Entkommenden auf zu existieren, denn sterben konnten sie nicht. Eines dieser Wesen, das dennoch überlebte, fand den Weg zu dem Wald der Nachtelfen und versteckte sich in dessen dunkelsten Winkeln bis eines Tages ein kleines Kind in sein Versteck eindrang und das namenlose Wesen seine Chance witterte. Ein Körper aus dem es Kraft beziehen und in dem es in dieser Welt wieder unbemerkt wandeln konnte. Dort wollte es warten bis seine Zeit gekommen war und die Schatten der Vergangenheit sich wieder erheben würden.
Die Höhle des Schicksals
„Die Schatten der Nacht, die Schatten der Nacht, sie finden dich, sie sind schneller als du. Lauft, kleine Faithnumen, lauft! Morgen, Mittag, Abend, Nacht, aufgewacht! Ich komme und finde euch!“, rief ein junger Nachtelf und drehte sich dabei mit geschlossenen Augen im Kreis. Die anderen Nachtelfenkinder waren losgestürmt und suchten nach einem geeigneten Versteck, damit der „Schattenkönig“, wie der Sucher genannt wurde, sie nicht fand. Zerania sauste schnell wie eine Windböe durch den Wald. Sie wollte nicht wieder die Erste sein, die gefunden wurde, dieses Mal brauchte sie ein sicheres Versteck. Zerania rannte in den östlichen Teil des Waldes, der kaum besiedelt war. Sie sah ein paar weiße Felsbrocken und mit einem kleinen Sprung schaffte sie es sich an der oberen Kante festzuhalten und anschließend hochzuziehen. Die anderen Nachtelfenkinder hätten sie jetzt wahrscheinlich wieder ausgelacht, weil sie es nicht mit einem einzigen Sprung bis auf den Felsen geschafft hatte, der bloß so hoch war wie zwei ausgewachsene Nachtelfen. Aber was kümmerte sie das? Ihre Mutter hatte gesagt, dass sie etwas Besonderes war, weil sie nicht so stark war wie die anderen und diese komischen immer roten Augen hatte, wegen denen sich alle über sie lustig machten. Sie war noch nicht ganz fünf Winter alt und konnte es nicht verstehen, aber diese „Besonderheiten“ machten sie zu einer Außenseiterin und Einzelkämpferin, die sie ihr ganzes Leben bleiben sollte.
Immer weiter drang sie in das riesige Felsenmeer vor bis sie irgendwann vor dem Größten von ihnen stand, in den eine große Öffnung hinein führte. Ohne lange zu überlegen, huschte sie in die kühle Dunkelheit und fand sich in einer großen Höhle wieder. Hier würde sie niemand finden, sollten die anderen doch suchen. Mit weitgeöffneten Augen durchstreifte sie die für sie erhellte Dunkelheit. Plötzlich spürte sie einen leichten Windzug an ihrem Gesicht, die Luft brannte in ihrer Nase und sie nieste. Es zischte neben ihrem Ohr. „W-wer ist da?“ Ängstlich blickte sie sich um, doch nichts war zu sehen. Eine eisige Kälte legte sich über sie und das Atmen wurde schwer, ein schrecklicher Schmerz durchzuckte ihre Brust und dann versank sie in einer so tiefen Schwärze, dass selbst ihre scharfen Nachtelfenaugen nichts mehr sehen konnten.
Zerania erwachte etwas später und konnte sich an nichts mehr erinnern, die anderen Nachtelfen hatten das Suchen nach ihr lange schon aufgegeben und etwas in ihr sagte ihr, sie sollte zurückkehren. Sie fühlte sich viel stärker, ein Sprung über die großen Felsen war kein Problem mehr, da würden die anderen aber staunen.
Die geschwächte Kraft des namenlosen Wesens floss durch ihren Körper und tief in diesem kleinen Geschöpf fühlte es sich so wohl wie schon lange nicht mehr und Zerania war noch zu jung um die Zusammenhänge ihrer Veränderung zu verstehen, die ihr Schicksal bestimmen sollten.
Unter Feinden
Sie war sich bewusst, dass ihr Vorhaben ihren endgültigen Tod bedeuten konnte, aber es gab keinen anderen Weg, um die bevorstehende Schlacht zu gewinnen, reichten die schwachen Menschen, mochten es noch so viele sein, nicht aus.
Mit klopfendem Herzen näherte sie sich den goldenen Toren der Stadt. Bis hier jetzt es kein großes Problem gewesen durch das Land der Sonnenelfen zu streifen, aber hier in der einzigen großen Stadt würde eine dunkel gekleidete Gestalt zwischen den schillernden Rüstungen der Männer und farbenfrohen Gewändern der Frauen nicht unbemerkt bleiben. Zerania drängte sich in die Mitte einer dieser bunten Gruppen und versuchte sich so klein wie möglich zu machen. Es fehlten nur noch ein paar Schritte als eine Speerspitze sie zurückdrückte. „Halt! Was soll diese Verkleidung? Nimm deine Kapuze ab!“ Zerania erstarrte. „Na los, nimm die Kapuze ab!“ Die Spitze des Speers drückte sich noch fester an ihre Brust. Zerania war in diesem Moment froh darüber, dass sie von dem namenlosen Wesen die Gabe erhalten hatte, alle Sprachen verstehen und sprechen zu können. Sie verstärkte ihre gebückte Haltung auch wenn der Druck des Speers langsam schmerzhaft wurde. „Ich bedaure, aber das kann ich nicht tun.“ Der andere Sonnenelf lachte ungläubig, dann knurrte er: „Jetzt zeig uns endlich dein Gesicht!“ Zerania konnte nicht zu den beiden Wächtern aufschauen, weil diese sonst ihre roten Augen und dunklen Haare gesehen hätten, doch auch so bemerkte sie wie der zweite Sonnenelf blitzschnell von der Seite an sie herantrat und die Hand ausstreckte um ihre Kapuze herunter zu reißen. Doch er war zu langsam. Zeranias Arm schnellte hoch und sie packte sein Handgelenk, seine Finger waren nur Zentimeter von ihrem verdeckten Gesicht entfernt. Der Sonnenelfe wollte seine Hand zurück ziehen, aber Zerania umklammerte sie fester. Sie musste jetzt improvisieren, denn wenn sie ehrlich war, hatte sie gar nicht genau überlegt wie sie handeln würde, wenn man sie entdeckte. „Ich kann meine Kapuze nicht abnehmen, glaubt mir dieser Anblick… Habt Mitleid mit einem Krüppel, ich bin so missgestaltet auf die Welt gekommen und niemand kann meinen Anblick ertragen. Diese Vermummung ist nur zum Schutz für andere.“ Sie ließ einen unsichtbaren Zauber in ihren linken Arm fließen und lockerte den Griff um das Handgelenk des einen Sonnenelfs. Mit einem gespielten Seufzer schob sie den Ärmel hoch und bemerkte zufrieden, dass die Wächter erschrocken zurück wichen. Ihr Arm war übersät von schwarzen Hautflecken und knorpeligen Auswüchsen. „Und was willst du damit in der Stadt?“ „Ich brauche eine bestimmte Salbe, dieses Jucken bringt mich noch um.“ Demonstrativ begann sie sich an einem der geröteten Knorpelstümpfe zu kratzen. Der Wächter mit dem Speer gab ein angeekeltes Geräusch von sich und machte ihr den Weg frei. Zerania humpelte mit einem triumphierenden Grinsen in die Stadt, wobei sie sich nun auch am Rücken kratzte.
Sie bahnte sich einen Weg durch die vielen Sonnenelfen bis sie in eine weniger belebte Seitenstraße abtauchen konnte. Keuchend lehnte sie sich an eine kühle Hauswand. Es waren so viele. Angst wallte in ihr auf, aber auch Hass, die meisten von ihnen wirkten so unbeschwert und frei. Sie hatten ihr alles genommen, sie hatten auf grausame Art und Weise ihr ganzes Volk ausgelöscht und während Zerania mit den schrecklichen Erinnerungen an diese Schlacht gequält wurde, durften sie frei von jeglichen dieser Qualen ein Leben führen, das auch Zerania ohne die Sonnenelfen zugestanden hätte. Widerwillig schluckte sie den Zorn, der in ihrer Kehle brannte, hinunter. Dies war nicht der Zeitpunkt für ihre Rachegedanken, sie war hier um ihr letztes Bisschen Stolz zu begraben und die Mörder ihres Volkes um Hilfe zu bitten.
Nachdem sie den Zauber an ihrem Arm aufgelöst hatte ging sie zurück auf die große Straße, die zum imposantesten Gebäude der Stadt führte, in dem sie die Regenten vermutete.
Das Gebäude war riesig und unten am Eingang stand diesmal eine ganze Gruppe von bewaffneten Wächtern. Zerania konnte nur verständnislos den Kopf schütteln. Wozu waren diese ganzen Sicherheitsvorkehrungen gut, die Sonnenelfen hatten doch nichts zu befürchten. Wie arrogant sie doch waren, das alles konnte bloß zur Darstellung der Macht der Regenten dienen. Zerania war stehen geblieben und überlegte wie sie es schaffen konnte an den Wachen vorbei in das Gebäude zu gelangen, als sie von hinten einen Sonnenelf rufen hörte: „Aus dem Weg, ich muss eine dringende Nachricht zum Herrscher bringen! Macht Platz!“ Es war also nur ein einzelner, der dieses Volk führte. Zerania drehte sich zu dem heran laufenden Sonnenelf um und stellte sich ihm in den Weg. „Weg da!“, rief dieser doch Zerania bewegte sich nicht. Er wollte an ihr vorbeilaufen doch sie hielt ihn zurück. „Das hat lange gedauert, der Herrscher wird außer sich sein, lass uns gehen!“, Zerania sprach besonders laut, damit die Wachen, die auf sie beide aufmerksam geworden waren, es hören konnten. Sie zog den jungen Elf hinter sich her und steuerte auf den Eingang und die Wächter zu. Wieder wurde ihr eine Waffe unter die Nase gehalten, doch sie schob sie weg. „Habt ihr nicht gehört, es ist dringend! Lasst uns durch!“, befahl sie den Wachen. „Hier kommt niemand ohne Bescheinigung durch und warum bist du überhaupt so vermummt?“, tönte ein Sonnenelf. „Ich habe eine Besch…“, begann der Bote neben Zerania, aber sie unterbrach ihn: „Wir haben keine Zeit für die unsinnige Bescheinigung, begreift ihr nicht, es ist wichtig! Der Herrscher erwartet uns. Wir sind nicht den weiten Weg gerannt um von irgendwelchen unwissenden Wachen aufgehalten zu werden! Und wegen der Vermummung, willst du dich über meine Kriegsverletzungen lustig machen?!“ Die Wächter warfen sich verdutzte Blicke zu. Die Worte waren einfach so aus ihr herausgesprudelt und wenn Zerania darüber nachdachte, ergaben sie überhaupt keinen Sinn, aber anscheinend hatten sie die Sonnenelfen zum Nachdenken gebracht, denn als sie zusammen mit dem Boten durch das Tor schritt, hielt sie niemand zurück.
Im Innern war es kühl und es roch nach altem kalten Stein, aus dem die Wände gebaut worden waren. Zerania fragte sich warum Sonnenelfen, die die Wärme und das Licht der Sonne liebten, in so großen düsteren Gebäuden hausten. Doch das war jetzt nicht wichtig.
„Los, lass uns endlich gehen.“, raunte sie dem Sonnenelf zu und marschierte los. „Ähm, mein Herr. Das ist die falsche Richtung, wir müssen hier entlang.“ „Oh, ach ja, natürlich. Hach, meine Kriegsverletzungen vernebeln mir manchmal die Sinne. Ich bin nicht einmal mehr als Bote zu gebrauchen.“ Zerania folgte dem jungen Sonnenelf und seufzte innerlich. Dieses Versteckspiel ging ihr allmählich auf die Nerven. Es blieb ihr aber nichts anderes übrig, es war unmöglich gegen diese ganzen bewaffneten Sonnenelfen zu gewinnen und außerdem wollte sie diese im Moment nicht bekämpfen, sondern mit ihnen gegen die namenlosen Wesen. Sie waren einige Treppen hinaufgestiegen und standen nun vor einer weiteren großen Tür. Zerania war aufgewühlt gewesen und hatte sich auf dem Weg ununterbrochen Gedanken gemacht wie sie sich verhalten sollte. Das alles war auf einmal einfach weg, in ihrem Kopf herrschte bloß eine große Leere. Die Türflügel öffneten sich und sie traten in einen geräumigen Saal, in dessen Mitte ein großer Tisch stand, an dem die Mächtigen dieses Landes saßen. Am Tischende saß der Regent auf einem großen goldenen Thron und entlang der anderen Tischseiten hatten noch andere Sonnenelfen Platz genommen, die Zerania für so eine Art Berater des Herrschers hielt. Sie waren in eine Diskussion vertieft und bemerkten Zerania und den Boten erst als dieser sich schüchtern räusperte. „Was willst du?“, die Stimme des Regenten war kalt und gefühlslos, fast so wie… Zerania hätte sich gerne vergewissert, aber nachdem sie beim Eintreten einen schnellen Blick durch den Raum geworfen hatte, wagte sie jetzt, da alle Aufmerksamkeit auf sie und den jungen Sonnenelf gerichtet war, nicht noch einmal den Kopf zu heben. Der Bote verbeugte sich. „Ich-ich habe eine wichtige Botschaft für euch, Hoheit.“ „Ja dann steh da nicht rum, sag einfach!“ „Ja, n-natürlich, Hoheit. Die Anhänger des Marnda werden noch heute die schmale Ebene überquert haben und es wird befürchtet, dass sie zuerst die Dörfer außerhalb der Mauern abbrennen und dann die Stadt selbst angreifen werden.“ Der junge Bote hatte alles atemlos herunter gerattert und schnappte nun nach Luft. „Was?! Bei der heiligen Göttin Agena!“ Der Regent schlug mit der Faust auf den Tisch und sprang auf. Dann ging er fluchend vor dem Tisch auf und ab. Alle Anwesenden schienen den Atem anzuhalten. Zerania nutzte diesen Moment und hob ihren Kopf, um endlich zu sehen wer der Regent war. Sie zog sich sofort wieder tief in ihren Mantel zurück. Ihre Augen waren schreckgeweitet. Sie war verloren. Schon als sie seine Stimme das erste Mal in ihrem Leben gehört hatte, war sie verloren gewesen. Jetzt stand sie wieder vor ihm, mehr als dreihundert Jahre waren vergangen seit sie blutgetränkt und hilflos vor ihm gelegen hatte, sie war entkommen, doch heute würde er die Gelegenheit haben seinen Fehler aus der großen Schlacht wiedergutzumachen.
In ihrem Kopf rasten panische Gedanken hin und her. Sie wollte wegrennen, aber ihr Körper war erstarrt und sie war unfähig sich zu bewegen. Zerania war viel stärker als damals und trotzdem kam sie sich wieder genauso schwach und hilflos vor. Die laute Stimme des Regenten ließ sie zusammenzucken. „Junge, du wirst sofort General Tamto Bescheid geben, alle verfügbaren Kampfeinheiten sollen sich bereit halten. Beweg dich!“ Der junge Sonnenelf spurtete los. Zerania atmete ein paar Mal tief durch. Es gab kein Zurück mehr, sie war hier, mitten unter ihren größten Feinden, aber sie war nicht mehr so schwach, sie hatte die vielen Jahre genutzt um stärker zu werden, im Kampf und auch der Magie. Sie hätte es sowohl mit Kalambri Cathos als auch mit ihrem Lehrmeister Kalambri Kujo aufnehmen können. Auch wenn es erst später Nachmittag war, sie war nicht schwach, sie war nicht schwach. Mit diesen Worten versuchte sie sich in Gedanken Mut zu machen und als sich der Regent ihr zuwandte war sie ganz ruhig. „Und wer bist du? Gibt es noch mehr solcher Nachrichten?“ „Mein Name ist Zerania und ja, es gibt noch weitaus wichtigere Nachrichten als eine Handvoll anderer kriegslustiger Sonnenelfen, die Dörfer niederbrennen wollen.“ Die Luft im Raum wurde noch kühler und Zerania hob den Kopf so weit, dass man ihre roten Augen aufblitzen sehen konnte. Der Regent runzelte die Stirn. „Wer bist du? Ein Spion, ein Attentäter? Wer hat dich geschickt?“ Zerania lachte leise. „Ich habe mir gedacht, dass du dich nicht erinnern wirst. Ich dagegen sehe alles vor mir als wäre es erst gestern gewesen.“ „Wovon redest du? Du verschwendest meine Zeit. Wachen!“ Zwei Wächter kamen hereingestürmt, doch kaum waren sie durch die Tür, flogen sie gegen den Türrahmen und sackten in sich zusammen. Zerania stand dort, den Arm in Richtung der Wachen gestreckt, die Kapuze von ihrem Gesicht gerutscht. Sie hörte das erschrockene Keuchen einiger Berater und drehte sich wieder zu ihnen um. Sie blickte in die verdutzten Gesichter und grinste. Dann wandte sie sich an den bewegungslos dastehenden Regenten. „Ich hoffe du erinnerst dich jetzt.“ Er zeigte keine Regung. „Aber wie kann das sein, eine von ihnen, Nagu, Hoheit, sie wurden doch alle vernichtet.“, japste ein kleinerer Sonnenelf, der rechts von dem Regenten saß. Zerania antwortete für den erstarrten Nagu und erzählte von dem Ende der großen Schlacht. „…und anscheinend hat eure Hoheit es noch nicht einmal fertig gebracht jemandem davon zu berichten. Die Eitelkeit der Sonnenelfen ist ja bekannt.“ Sie setzte schon zum nächsten Satz an als Regent Nagu brüllte: „Genug! Was willst du nach all den Jahren hier? Willst du dich rächen? Auch die Unbedachtheit der Nachtelfen war bekannt. Du stehst hier, um dich herum werden meine Truppen zusammengerufen, hier drinnen sitzen viele erfahrene und starke Krieger. Was kannst du dir nur dabei gedacht haben hierher zu kommen? Wenn dir dein Leben so wenig wert ist, warum hast du dich dann damals so gewehrt? Diesmal bist du auf dich gestellt und niemand kann dir helfen.“, Nagu grinste höhnisch. Zerania wusste worauf er anspielte und der Gedanke an Faniho versetzte ihr einen schmerzhaften Stich.
Sie verdrängte die in ihr aufkeimende Wut und hielt sich davon ab sich im nächsten Moment auf Nagu zu stürzen. „Ich bin nicht hier um mich zu rächen. Wie ich schon gesagt habe, gibt es etwas, das ich mit euch besprechen muss.“ Ein Sonnenelf in einer reichlich verzierten goldenen Rüstung meldete sich zu Wort: „Es gibt nichts zu besprechen. Hoheit, Marndas Truppen kommen mit jeder Minute, die wir hier sitzen näher. Wenn ich den Vorschlag machen dürfte, die Angelegenheit mit der Nachtelfe lässt sich auch später noch regeln, wir müssen uns zum Kampf bereit machen.“ Nagu nickte: „Dem muss ich zustimmen, Ikaju, aber was soll in der Zwischenzeit mit ihr geschehen, mein neunmalkluger Sohn?“ Der Sohn des Regenten warf den belustigten Beratern einen wütenden Blick zu und erwiderte: „Sie wird mit uns kämpfen, so haben wir sie im Blick und der Sieg wird unser sein.“ Nagu grinste erst seinen Sohn und dann Zerania an. Zerania war fassungslos. Hatten die Sonnenelfen nicht verstanden wie wichtig ihr Anliegen war, wenn sie ohne jegliche Bewaffnung mitten unter ihre Feinde ging und mit ihnen in Frieden sprechen wollte. Jetzt sollte sie auch noch zusammen mit ihnen gegen andere Sonnenelfen kämpfen, aber um eine Chance gegen die namenlosen Wesen zu haben, mussten alle Sonnenelfen hinter ihr stehen. „Nein, das geht nicht, mein Anliegen betrifft alle, ich werde nicht kämpfen.“ Nagu erhob sich. „Du wirst. Ich glaube zwar nicht, dass uns das mehr Vorteile verschaffen wird, aber ich habe schon lange keine Nachtelfe kämpfen gesehen.“ Zerania wollte wieder widersprechen. „Sei still, sei froh, dies wird vielleicht dein letzter Kampf sein. Ikaju, da es ja dein Vorschlag war, gib ihr was sie zum Kämpfen braucht, wir wollen doch nicht, dass sie uns auf dem Schlachtfeld stirbt.“ Er lachte und vertiefte sich dann in eine Diskussion mit seinen Beratern. Zerania war wütend, weil die Sonnenelfen den Ernst der Lage nicht erkannten, aber was hatte sie auch erwartet, für die Sonnenelfen zählten schon immer nur ihre persönlichen Interessen.
Auf in die Schlacht
Stumm ging sie neben dem Sonnenelf Ikaju her, sie bemerkte, dass sein Blick die ganze Zeit über auf ihr ruhte, doch sie versuchte es einfach zu ignorieren. Sie hatte wahrscheinlich auch nicht anders geguckt, als sie die Sonnenelfen das erste Mal sah. Sie gingen tief in das große Gebäude hinein bis in einen schwach beleuchteten Raum gelangten in dem die verschiedensten Waffen und Rüstungen aufbewahrt wurden. „Das hier ist nur ein kleiner Teil unserer Ausrüstung, das meiste wird am Ende der Stadt gelagert. Such dir das raus was du brauchst.“ Ikaju schob sie weiter in den Raum hinein. Zerania funkelte ihn wütend über die Schulter an und er zog schnell seine Hände zurück. „Verzeihung.“, murmelte er. „Du brauchst mir keine falsche Freundlichkeit vorspielen, dann muss ich es auch nicht tun.“, sagte Zerania kühl und wandte sich den Rüstungen zu. So konnte sie auch nicht das verletzte Schimmern in den Augen des Sonnenelfs sehen, der nun durch die Tür verschwand, um draußen auf sie zu warten.
Die Rüstungen waren alle golden und silbern mit, wie Zerania fand, übertriebenen Verzierungen und, da sie für die großen Sonnenelfenkrieger gefertigt worden waren, auch viel zu groß für eine schmächtige Nachtelfe. Zerania streifte ihren Mantel ab und schnallte sich die kleinsten Arm- und Beinschienen um, die sie finden konnte. Sie fand noch ein Kettenhemd, das ungefähr ihre Größe hatte und eine breite Lederschärpe, die ihren Bauch schützen würde, wo noch die langen Narben der großen Schlacht zu sehen waren. Sie betrachtete die verschiedenen Waffen, sie alle waren ebenfalls mehr als unpraktisch für Zerania. Seufzend nahm sie sich ein dünnes nicht sehr langes Schwert und einen Dolch mit einer im Gegensatz zu den anderen Waffen roten Klinge. Sie war bereit für den Kampf.
Vor dem Haupttor des Regierungssitzes hatte sich eine riesengroße Sonnenelfenmenge angesammelt, die ihren Herrscher beim Auszug in den Kampf bejubelte. Nagu fuhr zusammen mit seinem Sohn in einem protzigen Streitwagen auf die mit Blumen bedeckte Straße. Begleitet von einigen Kriegern und Beratern ließ er sich von seinem Volk feiern. Das Getöse der Sonnenelfen erstarb augenblicklich als Zerania in das Licht der schwächer werdenden Sonne trat. Eine atemlose Stille legte sich über die Menge. Jeder hatte inzwischen davon gehört, dass eine Nachtelfe in der Stadt sein sollte, die die große Schlacht überlebt hatte, aber sie jetzt wirklich vor sich zu sehen verschlug den meisten Sonnenelfen die Sprache. Viele von ihnen waren selbst in der großen Schlacht gewesen und hatten diese Schattenwesen bekämpft. Die Nachtelfe war schmächtig und sah nicht besonders stark aus, aber ihre stechend roten Augen, die über die Reihen der Sonnenelfen glitten, ließen einem jeden von ihnen einen Schauer über den Rücken laufen. Irgendwer aus der Menge stieß eine wüste Beleidigung aus und immer mehr stimmten mit ein. Die Nachtelfe bleckte ihre spitzen Fänge und knurrte, aber die Menge war in Rage und wurde immer lauter mit ihren Beschimpfungen. Die Hände der Nachtelfe ballten sich zu Fäusten und sie umklammerte ihren Dolch. Nagu hatte sie ausgelacht als er die Waffe an ihrem Gürtel baumeln sah. Sie hatte es nicht gewusst, aber es war ein Dolch der Nachtelfen, den irgendwer aus der großen Schlacht mitgebracht hatte. Zerania starrte stur geradeaus, sollten die Sonnenelfen sie doch als Monster und dämonische Missgeburt bezeichnen, sie wussten nichts, sie wussten gar nichts. Es war ihr egal was die Sonnenelfen von ihr dachten, wenn sie nur mit ihr gegen die namenlosen Wesen antreten würden, dazu musste man sich nicht verstehen und auch nicht akzeptieren. Mit schnellem Schritt folgte sie Nagus Streitwagen und wehrte die heranfliegenden Dinge, die nach ihr geworfen wurden, mit Schutzzaubern ab. Sie zogen aus der Stadt zu einer Ebene, auf der sich die Truppen gesammelt hatten. Es mussten um die fünfhundert Krieger sein, die für die Göttin des Lichts und der Voraussicht, Agena, kämpften. Zerania fragte sich wie viele Sonnenelfen wohl auf der Seite von Marnda, dem Gott des Todes, standen. Auch hier reagierten die Sonnenelfenkrieger ähnlich wie die Sonnenelfen in der Stadt und warfen ihr verächtliche und feindliche Blicke zu während sie dem Regenten durch die Reihen folgte. Sie hatte die Anweisung bekommen nicht von Nagus Seite zu weichen, egal was auch kommen sollte. Widerwillig hatte sie zugestimmt den Regenten mit ihrem Leben zu beschützen, aber sie musste jetzt alles tun was die Sonnenelfen verlangten um die Möglichkeit zu bekommen vor ihnen zu sprechen. So lief sie die ganze Zeit über neben dem Wagen von dem aus sie wieder unaufhörlich den bohrenden Blick von Ikaju auf ihrem Rücken spürte. Seit sie ihn in der Waffenkammer eiskalt abblitzen lassen hatte, hatte er kein Wort mehr mit ihr geredet. Es wurden hellschallende Hörner zum Aufbruch geblasen und die Truppen der Agena marschierten los, dem Feind aus eigenen Reihen entgegen.
Die Schatten wurden länger doch auch so konnte man nach einiger Zeit die gegnerischen Truppen in der Ferne ausmachen. Es waren viele. Zerania fluchte. Das hätte sie sich ja denken können. Soweit sie das Ganze einschätzen konnte stand es ungefähr achthundert Krieger des Marnda gegen fünfhundert Krieger der Agena und mitten unter ihnen die letzte Nachtelfe.
Tag der Veröffentlichung: 22.09.2011
Alle Rechte vorbehalten