Cover

Kapitel 1



“Kassiopeia, komm endlich!” rief jemand nach oben. Ich erkannte die Stimme. Es war mein Bruder, ich sollte mich beeilen hatte er gesagt, weil wir weg mussten. Weg aus dieser Wohnung, weg aus dieser Stadt, weg von diesen Leuten. Wir waren schon Fünf Monate hier. Fünf unerträglich lange Monate wie ich fand, aber mein Bruder hatte gemeint, es sei besser so. Eigentlich wollten wir uns hier etwas aufbauen, etwas neues. Aber irgendetwas - oder besser gesagt irgendjemand - hatte ihn dazu gebracht mich wieder zurück in unser altes Haus zu schleppen. Zurück zu unserem Alkoholabhängigem Vater, zurück zu unserer alten Schule, zurück zu seinen Freunden, einfach nur zurück in unsere Stadt. Und so stand ich nun vor dem Spiegel und spielte mit einer meiner schwarzen Locken. Mein Blick glitt über den Spiegel, der vor mir stand und dann über das Foto, welches daneben hing. Es war auf den Tag genau Sieben Monate alt und man konnte die Veränderung gut erkennen. Mein damals noch nussbraunes Haar war nun schwarz und ich hatte ganz andere Kleidung an. Anstatt den hellen und fröhlichen Farben trug ich nun eher dunklere Sachen. Eine blutrote Jogginghose, deren eines Bein bis kurz unter mein Knie hochgezogen war und dann noch ein schwarzes Top, welches eng an meinem Körper lag und meinen Oberkörper sehr gut betonte. Eine Träne rann über meine Wange. Niemals hätte ich gedacht, dass ich wieder so aussehen würde. Das letzte Mal, als ich so was trug, war vor und während der Zeit gewesen, in der ich mit Sinister zusammen gewesen war, aber kurz nach der Trennung, nun ja. Danach sah ich aus wie so ein Blumenmädchen. Irgendwie wollt ich nicht gehen. Aber ein Teil von mir wollte zurück. Es war zu viel passiert, um das so leicht zu entscheiden. Die Vergewaltigung, die Polizei welche nichts unternommen hatte und meine Freunde die sich von mir abgewandt hatten. Ich war ein nichts. Ich hatte niemanden mehr, außer meinen Bruder und selbst der hatte damals nichts unternommen, er hatte nur gesagt, dass es ihm Leid täte. Das ganze war nun fast ein Jahr her. Und doch fühlte es sich so an, als wäre es gestern gewesen. Ich begann zu zittern und schlang die Arme um meinen Körper, automatisch schloss ich die Augen und biss mir auf die Zunge, damit ich nicht anfing zu heulen.
Als zwei Muskulöse Arme meinen zierlichen Körper umschlangen stieß einen leisen Schrei aus. Dann öffnete ich die Augen und sah meinen Bruder. “Du bist es nur.” sagte ich erleichtert. Er nickte, gab mir einen Kuss auf die Stirn und zog mich die mit sich zum Auto. “Alles wird gute meine Süße.” flüsterte er mir ins Ohr, bevor er mir die Tür öffnete und mich sanft ins Auto drückte.
Ich schloss die Augen und atmete tief ein und dann aus. Als ich meine Augen wieder öffnete, bemerkte ich, dass ich auf der Rückbank saß. Aber.. Das war nie und nimmer das Auto meines Bruders. Ich riss die Augen weit auf und als ich schreien wollte, legte sich deine Hand auf meinen Mund. “Psst. Nicht schreien Kassi” hörte ich die Stimme von Alex. Ich nickte schnell und wartete, bis er die Hand von meinem Mund nahm, dann wand ich den Kopf zu ihm. “Was machst du hier?” Ich sah mich um, blickte aus dem Fenster und sah noch mehr von den schwarzen Autos. “Ich verbessere mich. Was macht ihr alle hier?” Und es waren wirklich fast alle da. Alex, welcher mit mir im Auto saß. Tony, der an unserer Hauswand lehnte. Michael, der mit Robin und Ria an den Motorädern stand. James, Anastasia, Mira und Alessandro, die an den verschiedensten Autos lehnten und rauchten. Dann noch André und René welche auf meinen Bruder einredeten, was aber meines Wissens nach nichts nützte. Und dann noch Sophie und Dash, welche langsam herumgingen und den anderen immer wieder irgendetwas zuflüsterten. Alex nahm meine Hand und ich zuckte zusammen. Er lachte leise. “Du bist ja schreckhaft geworden.” Ich nickte leicht. “Warum wir alle hier sind fragst du?” Ich nickte wieder. “Wir wollten nicht, dass du und Enrico allein durch das halbe Land fahrt. Auch wenn Enrico lange keine Geschäfte gemacht hat, wird er noch überall gesucht und hat noch viele Feinde.” Wieder nickte ich. Vor fast Zehn Monaten hatte ich herausgefunden, dass mein großer Bruder - Enrico - der Kopf ‘der Familie’ ist oder besser gesagt war, denn als ich ihm sagte, dass ich es wusste hatte er sein ‘Amt‘ abgegeben. Das Amt als Oberhaupt dieser Familie. Das Oberhaupt der Drogendealer und Junkies. Naja, ich will ja nicht so fies sein, gewissermaßen verticken sie das Zeug nur und nur ganz selten nehmen sie es selbst und ich bin ja auch kein Unschuldslamm. Leise seufzte ich. “Schon verstanden.” murmelte ich. Nun nickte Alex und ich musste grinsen. Schnell gab ich ihm einen Kuss auf die Wange. “Muss ich mit in dem Auto fahren oder kann ich mit Robin auf dem Motorrad fahren?” fragte ich Alex dann total beiläufig. Leider hatte er diese gespielte Beiläufigkeit sofort enttarnt. Er kannte mich eben zu gut, weswegen er wusste, dass ich noch kurz bevor wir vor fünf Monaten abgereist waren, mit Robin geschlafen hatte und es noch gewisse Dinge gab, die ich mit ihm besprechen wollte. Er stöhnte genervt, als ich ihn flehend ansah. “Also ich weiß ja nicht so recht.” murmelte er leise. “Ich glaube nicht, dass Enrico das gut heißen würde.” murmelte er weiter. Ich sah ihn noch immer flehend an, bis er die Arme nach mir ausstreckte. Ich kuschelte mich sozusagen zu ihm und sah ihn weiter an. “Enrico wird mich und Robin umbringen, wenn dir was passiert. Er war schon ziemlich angepisst, als er das mit dir und ihm herausgefunden hatte.” - “WAS?” unterbrach ich ihn mit einem schrillen kreischen. Alex nickte nur schnell und lächelte ein schiefes Lächeln. “Robin hat nicht wirklich dicht halten können. Sozusagen weiß es jeder aus der Familie.”

Die Familie - ich erkläre schnell: Eine große Ansammlung von Dealern und deren wichtigsten Personen, die sich alle zu einer Familie zusammengeschlossen haben. Anders als bei anderen, ist die Familie wie eine echte Familie. Wenn jemand Hilfe brauch wird geholfen. Wer in Schwierigkeiten ist, wird rausgeboxt. Wie bei einer echten Familie eben! Bloß es kommt nicht jeder in diese Familie rein, der rein will. Und vom rauskommen will ich nicht mal anfangen.

Fünfzehn von mindestens fünfundzwanzig Leuten waren hier. Eingeschlossen sind natürlich mein Bruder und ich. Aber da Enrico und ich nun schon fünf Monate weg vom Fenster waren, denke ich die Familie hat ein paar neue bekommen, die zwar noch keine vollwertigen Mitglieder sind, aber was solls. “Also, nein. Du fährst mit mir, Enrico und Tony im Auto mit.” bekam ich als Antwort. Als wäre diese Aussage das Zeichen gewesen, stiegen Robin, Michael und Ria auf ihre Maschinen und starteten gleichzeitig die Motoren. James, Anastasia, Mira und Alessandro, warfen ihre Zigaretten weg und stiegen in die schwarzen Autos ein, auch hier wurden die Motoren gleichzeitig gestartet, doch noch niemand fuhr los. André ging zu dem einen Auto, in das James eingestiegen war und setzte sich auf den Beifahrersitz. Tony ging zu unserem Auto, öffnete aber die Hintertür und sah mich an. “Ausstiegen Kassi” sagte er knapp zu mir. Irgendwie mochte er mich noch immer nicht. Dann zeigte er auf das Auto, in welches Alessandro eingestiegen war. Ich nickte und sah Alex gequält an, er verstand mich. Jetzt, da ich schon nicht mit Robin fahren durfte, hatte ich mich auf ein langes Gespräch mit ihm gefreut, aber nein! Tony musste es natürlich platzen lassen, so wie alles. Also stieg ich aus und ging zu dem Auto von Alessandro. Aber auf einmal stand Enrico neben mir. Er packte mich fast schon an meinem Arm und zog mich zu sich. “Oh my Princess.” sagte er leise zu mir. “Hier trennen sich nun unsere Wege. Wir werden uns wieder sehen. In ein paar Tagen. Ich muss noch einiges klären, aber ich verspreche dir, du musst nicht zu Dad.” flüsterte er weiter. Ich blickte auf und er sah den Schreck in meinen Augen. Ein kurzes lächeln glitt über seine Züge. “Psch.. Alles wird gut my Princess. Alessandro wird dich zu Stephen und Nathan bringen. Die passen auf dich auf. Und dann, wenn ich wieder da bin kauf ich uns eine schöne Wohnung und du darfst sie dann einrichten, ja?” Ich nickte artig und er lachte leise. Dann gab er mir einen gehauchten Kuss auf die Lippen, was mich zu lächeln brachte. Dass hatte er schon seit zwei Monaten nicht mehr gemacht. Irgendwie freute mich dieser gehauchte Kuss. “Bis dann?” fragte ich ihn grinsend. Ein nickten, dann ein leiser pfiff und schon fuhren Michael und Ria los. Ein paar Sekunden später waren sie weg. Ich spürte Robins Blick, der auf mir lag und ging auf das Auto von Alessandro zu. Sophie stand wie aus heiterem Himmel bei mir. “Na Süße?” hörte ich ihre Stimme. Dann bekam ich einen Kuss auf die Wange gehaucht. Dann noch einen auf die andere. “Hey Phi.” sagte ich monoton. Dann stieg ich hinten ein und schnaufte. Sophie stieg in das Auto neben mir zu Anastasia ein und ich sah, wie sie ihr einen Kuss gab. Dash stieg zu Mira ein und René öffnete die Beifahrertür. Er lies sich auf den Sitz plumpsen und warf mir eine Cola, einen Cheeseburger und eine kleine Tüte zu. Ich verzog leicht das Gesicht, als ich erkannte was das in der Tüte war und biss mir auf die Lippe. Es ging darum, dass unsere Autos schon registriert waren und teilweise aus dem Verkehr herausgezogen wurden, nur um uns auf Drogen zu kontrollieren. “Ich habe euch gesagt, dass ich mit all dem nichts zu tun haben will. René, ich bin grade mal 16 und habe ehrlich gesagt, keine Lust dass am ende ich der Sündenbock bin.” René wand sich zu mir um. “Es ist ganz einfach Süße, du nimmst die Tütchen und stopfst sie dir ganz vorsichtig in deinen BH, der bestimmt genauso toll aussieht, wie der den du beim poppen mit Robin an hattest.” Ich presste die Lippen aufeinander. War ja klar, dass René wirklich alles wusste - immerhin war Robin sein Bruder und die beiden erzählten sich echt alles. Ein leises seufzten entwich mir und ich legte Cola und Cheeseburger neben mich und öffnete meine Adidas Jacke. Mit zittrigen Händen versteckte ich das Tütchen in meinem BH. Und schon bekam ich noch eine Tüte gereicht, die ich ebenfalls in den BH steckte. Aber als wäre dass nicht schon genug gewesen reichte René mir noch eine dritte und eine vierte.. “Eh. René” - “Mhh?” kam es von vorne. “Ich habe keinen BH in Übergröße und ich denke es fällt auf, wenn ich da zu viel von dem Zeug reinhaue. Ich hab nicht mehr diese Blumenmädchen Klamotten, die total weit sind.” Ein genervtes stöhnen kam von vorne. René erinnerte sich. Okay, er hatte es ja nicht wissen können. Immerhin war es kurz vor Mitternacht und die Straße war nicht sehr hell Beleuchtet gewesen. Und die Lichter hier im Wagen waren niemals an. “Dann steck sie irgendwo anders hin. An die Seite deines Tangas, deiner Hotpants oder was immer du da unten trägst.” Als nächstes hörte ich ein leises surren, welches mir bekannt vorkam. Diese komische verspiegelte Wand aus Panzerglas wurde hochgefahren. Das machten die aber nur, wenn jemand hinten saß, der mit jemand anderem ein vertrautes Gespräch führen wollte, oder sich umziehen musste. Der Vorteil, nur wer hinten saß konnte durchsehen und hören, was die vorne sprachen konnte man auch. Andersherum war das gleich mal eine Sache der Unmöglichkeit. Also schnallte ich mich einfach ab und kniete mich auf den sitz, sodass ich durch das Rückfenster blicken konnte. Dort sah ich Sophie und Anastasia auf den Vordersitzen. Die beiden grinsten mich schelmisch an, als wissen sie etwas, was ich noch nicht wusste. “Hmpf.” grummelte ich leise. Dann nahm ich eine der beiden kleinen Tüten und klemmte sie zwischen meine Haut und den Stoff der Hotpants, mit der anderen Tüte tat ich das gleiche, nur eben auf der anderen Seite.
“Immer wieder einen Anblick wert. Nur schade, dass es so dunkel ist findest du nicht auch Darling?” hörte ich eine leise Stimme neben mir. Ein Schrei des Schrecks entfuhr mir und ich riss die Augen auf. Ich lies mich in meinen Sitz zurück plumpsen und sah meinen Nebensitzer an. Vor knapp 1 Minute hatte ich noch so richtig Lust auf Cheeseburger und Cola gehabt. Aber nun, da ich diese Stimme hörte war mir ganz flau im Magen. Ein Teil von mir freute sich. Aber nur ein kleiner Teil. Ein sehr, sehr kleiner Teil. Der zweite schäumte vor Wut und der dritte lies mich vor Scham rot anlaufen. Wieso ich rot anlief, keine Ahnung. Vielleicht, weil er mich gesehen hatte, vielleicht weil er mich wirklich die ganze Zeit gesehen hatte und ich ihn nicht. “Sinister.” sagte ich mit kalter Stimme. Ich sah seine Umriss nicken und biss mir auf die Lippe. “Sorry, dass ich dich erschreckt habe.” waren seine nächsten Worte. Moment mal - wieso war er in diesem Auto. Als ich eingestiegen war, war doch nur Alessandro drin gewesen, oder etwa doch nicht? Ach mist! Bin ich seit neustem Blind oder so was?! ‘Ignorier ihn’ sagte eine leise Stimme in meinem Kopf und so nahm ich die Cola und öffnete diese. Ich begann an ihr zu nippen und machte dann das Papier um den Cheeseburger weg. Ich biss einmal davon ab und verzog dann kurz das Gesicht. Der Cheeseburger war kalt. Also öffnete ich das Fenster und warf den Burger weg. Dann trank ich wieder was aus der Coladose. Nach 10 Minuten war diese dann auch leer und landete wie der angebissene Cheeseburger auf der Autobahn. Sinister versuchte immer wieder ein Gespräch mit mir zu beginnen, als gäbe es noch was wichtiges zu sagen. Etwas was ich wissen sollte. Dann berührte er ein oder zwei Mal meine Hand, was mir einen Schauer über den Rücken jagte. Doch ich schwieg jedes Mal. Ich wollte einfach nicht mit ihm reden, warum verstand er das nicht? Ich wollte nicht darüber reden, dass er mir noch immer so viel bedeutet, dass er mir das Herz gebrochen hatte, kurz bevor ich vergewaltigt wurde und ich wollte nicht darüber reden, dass ich jede Minute an ihn gedacht hatte, in der ich nichts zu tun hatte. Und das war in letzter Zeit sehr oft gewesen. “Lass mich einfach in ruhe, ja?” sagte ich nach einer weile mit einem ziemlich bissigem Unterton. Ich schloss meine Augen und schon kamen die Bilder in mir hoch. Ich konnte sogar fast schon spüren, wie er mich berührte, mich küsste oder mir eine meiner Haarsträhnen aus dem Gesicht strich. Schnell zwang ich mich umzudenken und dann, nach ein paar Minuten schlief ich ein.

Zwei ½ Stunden später

Ich wurde durch ein sanftes ruckeln an meiner Schulter geweckt. “Kass.” sagte eine sanfte Stimme. “Kass!” Die Stimme wurde lauter. “KASS!” - “Jaa-Haa?” sagte ich genervt. “Frag nicht wieso, aber küss mich. Kein Schulmädchenkuss. Küss mich so wie damals. Da, als wir noch zusammen waren! Weist du noch?! ” Ich stöhnte genervt. Wollte er mich verarschen? Es war halb drei Nachts und der weckte mich, nur damit ich ihn abknutschen sollte? “Nein, ich küsse dich ganz bestimmt nicht. Falls du dich erinnern kannst, du hast Schluss gemacht, also ich habe keinen Grund dich jemals wieder zu küssen. Und nun halt deine schei* Fresse und lass mich schlafen!” - “Kassiopeia, du verstehst das ganz falsch. Es dient teilweise zu deinem eigenem Schutz. Du hast gesagt, du willst nicht als Sündenbock da stehen, wenn die uns anhalten und durchsuchen. Weder Alessandro noch René haben da vorne was von dem Zeug. Nur du und ich. Also küss mich verdammt noch mal so wie früher, sonst sind wir alle dran!” sagte Sinister zu mir. Solch eine Ernsthaftigkeit hatte ich noch nie in seiner Stimme gehört. Ich hielt den Atem an. Tatsächlich! Da vorne war jemand, der mit Alessandro und René sprach. “Was habt ihr da hinter dem Glas versteckt? Drogen?” fragte die raue Stimme. “Eeeh. Da hinten sind nur zwei unserer Freunde, die ein bisschen allein sein wollen. Verstehen sie?” - “Nein, ich verstehe nicht. Und wenn das echt so ist, dann lassen sie das Glas runter und ich überzeuge mich selbst.” grunzte die Stimme. Erst wiedersprach René. Dann seufzte er ergeben und drückte auf den Knopf, sodass ein leises Surren ertönte. Glücklicherweise ging das Glas nur sehr, sehr langsam runter und ehe ich mich versah wurde ich leise abgeschnallt und lag auf dem Rücken. Sinister riss mit einer Schnelligkeit sein Hemd auf und presste seine Lippen auf meine, dass ich keuchte. Zu meinem bedauern oder auch zu meinem Glück, verstand er es falsch und schon war seine Zunge bei der meinen. Ich krallte mich fast schon automatisch an seinem Hemd fest und schmiegte mich an seinen Körper. Es war wirklich fast so wie früher, nur dass sein Kuss nicht so sanft war wie damals. Er war forsch, drängend und fast schon ohne eine Gefühlserregung. Er zog meinen Kopf an meinen Haaren zurück und ich stöhnte leise. Mit seiner Zunge zog er eine dünne Linie bis zu meinem Brustansatz. Dann schob er mein Top nach oben, aber nur so weit, dass er fast meinen ganzen Oberkörper bis auf meinen BH entblößt hatte. Er bedeckte meinen Körper mit küssen, die für jeden Außenstehenden wie eine Liebkosung ausgesehen hätten, aber ich spürte noch immer, das da nichts mehr von Zuneigung war. Als er bei meiner Jogginghose angekommen war räusperte sich einer der Cops lautstark und ich zuckte zusammen. Schnell stieß ich Sinister von mir. “Hm?” machte er genervt als er den Cop mit seinen Bernsteinfarbenen Augen fest ansah. Unauffällig lies ich meinen Blick über seinen Körper schweifen. Er hatte ein Sixpack, welches nicht übermäßig Trainiert war und ihm perfekt stand. Seine Arme waren ein bisschen muskulöser, als zu dem Zeitpunkt, an dem wir zusammen waren und er hatte härtere Gesichtszüge. Ich konnte auch die Bartstoppel erkennen, da er sich ein oder zwei Tage nicht mehr rasiert hatte. Wenn ich fragen würde, warum, dann würde er bestimmt sagen: ‘Ich hatte wichtigeres zu tun mein Engel.’ Zumindest hatte er das damals gesagt...
Der Cop musterte ihn von oben bis unten und leuchtet ihm mit seiner Taschenlampe ins Gesicht. Ich sah, dass Sinister seine Augen zusammen kniff und leckte mir kurz über die Lippen. Dann setzte ich mich schnell auf und zog mein Top wieder richtig hin, bevor ich mich neben ihn kniete und über seinen Hals strich, dann über sein Sixpack. “Schaaatz?” machte ich mit einer zuckersüßen Stimme. “Was möchte der nette Mann da von uns?” fragte ich ganz unschuldig. Sinister legte einen Arm um mich und zog mich mit einer Bewegung auf seinen Schoss. “Ich weiß es nicht meine Prinzessin.” sagte er zu mir. Seine Stimme war sanft, sanfter als seine Küsse. Jetzt, da ich so auf ihm saß spürte ich seine Erregung. Wollte er, dass ich es wusste? Oder hatte er mich nur auf seinen Schoss gezogen, weil das besser kam, als wenn ich neben ihm saß? “Aber ich hoffe, dass er es uns gleich sagen wird!” setzte er mit einem genervten Ton hinzu. Der Cop räusperte sich ein weiteres mal. “Entschuldigen sie Mister. Aber ich habe gedacht ihre Freunde da vorn wollen Drogen über die Grenze schmuggeln.” - “Sie haben gedacht? Haben sie eventuell auch mal daran gedacht, dass die beiden da vorne die Anweisung hatten das Glas hoch zu machen, damit ich und meine Prinzessin allein sein können?” seine Stimme bebte vor Wut. Ob sie gespielt war oder nicht konnte ich leider nicht beurteilen. “Pscht. Schatz.. Der Mann macht doch nur seine Arbeit.” Ich drehte meinen Kopf zu ihm und gab ihm einen sanften Kuss. Dann lächelte ich ihn an und drehte mich wieder zu dem Cop. “Machen sie sich keine Vorwürfe, er ist immer so aufbrausend. War’s das nun?” fragte ich mit einer süßen Stimme. Der Mann nickte und wand sich zum gehen. “Ich bitte nochmals um Verzeihung.” murmelte er leise. Ich nickte. “Schon okay.” sagte ich noch. Als der Cop dann weg war hörte ich wieder dieses surren. Dann war es still. Noch immer saß ich auf Sinister, der noch immer seine Arme um meinen Körper geschlungen hatte. “Ehm. Sinister.. Du kannst mich los lassen.” - Er ignorierte mich einfach und verstärkte seinen Griff um meinen Körper noch ein wenig. Presste mich an sich. Ich keuchte. “S-S-Sinister..” stotterte ich leise. “L-Lass mich los!” Er schwieg, lies mich aber noch immer nicht los. Stattdessen legte er seinen Kopf auf meine Schulter und atmete hörbar ein. “Spürst du das?” fragte er nach einer weile. “Spüre ich was?” Ich war verwirrt. Was sollte ich spüren? Irgendeine Gefühlserregung? Zuneigung? Liebe? Ich schüttelte kurz den Kopf. “Ich spüre nichts.” sagte ich dann. Sinister stöhnte, als ich mich bewegte. Ein kleiner Versuch mich von ihm los zu machen. Natürlich scheiterte er. Sinister war immerhin um einiges Stärker als ich. Wieder bewegte ich mich, wieder versuchte ich mich frei zu machen und wieder stöhnte er. Dieses Mal lauter. “Hör auf Prinzessin.” sagte er leise und doch ein wenig lustvoll. Ich hörte auf mich zu bewegen und spürte die Erektion. “Fuck.” flüsterte ich leise zu mir selbst. “SINISTER!” kreischte ich fast schon. “LASS MICH LOS!” Aber er lies mich nicht los. Nun ja, irgendwie lies er mich ja doch los, aber es passierte nicht das, was ich wollte. Denn ehe ich mich versah lag ich wieder auf dem Rücken. Sinister holte die erste Tüte aus meinem BH. Erst war ich ziemlich verwundert. Dann lies er sie in ein kleines Fach fallen. Die zweite Tüte folgte sofort - Ich holte aus und verpasste ihm eine Ohrfeige. “Sinister! WAS soll das?” Ich war wütend. Sehr, sehr, sehr wütend. Und ich wollte ihm noch eine verpassen. Ein weiteres mal holte ich aus, doch er war schneller als ich und packte mein Handgelenk. Ich atmete schwer ein und aus. Mein Brustkorb hob und senkte sich viel zu schnell und als er mir immer näher kam, hielt ich die Luft an. Auf seinen Zügen bildete sich ein schiefes Lächeln. “Wieso hast du mit ihm geschlafen?” fragte er mich dann ganz unverwandt. Ich blinzelte. “Das ist ja mal meine Sache, oder siehst du das anders!?” - “JA! Dass sehe ich ganz anders. Du kannst doch einfach nicht mit jemandem aus der Familie schlafen! Wie sieht das bitte schön aus? Heute Robin, morgen René und übermorgen hast du Lesbensex mit Anastasia und Sophie!” warf er mir wütend vor. “Wage es ja nicht über mich zu urteilen.” knurrte ich ihn an. In gewisser weiße war es mir schleierhaft, was er hatte. Immerhin hatte er Schluss gemacht. Er hatte zu mir gesagt, dass ich ihm zu jung sei und dass er mich nicht mehr liebte. Wieso also interessierte es ihn, was ich tat?

Kapitel 2


René öffnete mir die Hintertür, sodass ich aussteigen konnte. Es war schon hell. Ein kurzer Blick auf meine Handyuhr verriet mir, dass es schon halb 8 am Abend war. Leise seufzte ich. Dann stieg ich aus dem Auto und ging zum Kofferraum. Doch noch bevor ich ihn öffnen konnte, wurde ich von Nathan am Arm genommen und Richtung des Hauses gezogen. “Stephen und René werden deine Koffer und Taschen mit hoch bringen. Du musst nichts machen, wäre ja zu schön, Kassi.” Er schob mich sanft in die Richtung der Tür. Und als ich mich auf der Straße ein wenig umsah, erspähte ich eine der schwarzen Motorrädern und ein weiteres schwarzes Auto. Es waren also schon ein paar aus ‘der Familie’ anwesend. Nathan öffnete die Haustür und führte mich die Treppe hoch. Dann öffnete er eine weitere Tür. Ich sah mich um, als wir durch den Gang gingen. Leider waren alle Türen geschlossen, sodass ich nicht sehen konnte, wer jetzt genau da war. Wie aus heiterem Himmel rauschte Sinister an mir und Nathan vorbei, öffnete schnell eine Tür und verschwand in dem Raum dahinter. Das ganze ging so schnell, dass ich nicht mal einen Blick in den Raum hinter der Tür werfen konnte. Nathan lies sich von diesem ‘Auftritt’ nicht beirren und ging einfach weiter den Gang entlang. Irgendwann öffnete er eine Tür. “So Kassi, hier wirst du für die nächsten paar Tage bleiben können. Alles, was du brauchst, findest du hier. Wenn du die Tür neben dem Kleiderschrank öffnest,” - Nathan zeigte auf eine weiß gestrichene Tür - “Dann kommst du ins Badzimmer. Sonst sollte alles klar sein. Dein Bett wurde schon frisch bezogen und ja. Hast du noch Fragen?” Als ich gerade zu einer Antwort ansetzen wollte, kamen René und Stephen ins Zimmer und stellten meine Koffer ab. “Nath, die wollen, dass du ins Besprechungszimmer kommst.” sagte Stephen noch im selben Moment. Nathan nickte. “Ich komme..” murmelte er dann. “Kassi, merk dir einfach deine Frage. Und wenn du Hunger hast, die dritte Tür links neben dem Eingang.” Und schon war Nathan verschwunden und hatte Stephen mitgenommen. Ich lächelte René an und er grinste. “Fühl dich wie zuhause Kassiopeia.” sagte er. Dann war auch er verschwunden. “Jaja, lasst mich nur hier stehen.” murrte ich leise, während ich meine Zimmertür schloss. Nach einer weile, in der ich nur durch die Gegend gestarrt hatte, entschied ich mich dazu erst mal auszupacken, dann zu duschen und anschließend etwas zu essen. Also ging ich kurzerhand zu einem meiner Koffer, öffnete diesen und seufzte beim Anblick auf das Bild, welches ganz oben lag. Mein Bruder und ich, Arm in Arm am Strand stehend. Mein Haar, welches ganz zerzaust vom Wind war und er mit einem typischen Enricogrinsen. Ich stand auf und legte das Bild auf mein Bett. Dann machte ich mich ans auspacken.

Nach knapp einer dreiviertel Stunde war ich dann endlich fertig mit auspacken. Die ganze Zeit hatte mich niemand gestört und irgendwie war diese Stille, welche hier herrschte ein wenig unheimlich. Ich atmete tief durch den Mund ein und langsam durch die Nase aus. Dann zog ich mich aus und nahm ich ein dunkelbraunes Handtuch aus meinem Schrank. Ich schlang es mir um meinen Körper und ging dann in mein Badezimmer. Dort hängte ich das Handtuch über das Waschbecken und stieg unter die Duschen. Als ich stand machte ich das Wasser an und schloss die Augen. Ich spürte die wärme, welche Langsam in meinen Körper sickerte und öffnete dann nach einer Weile die Augen. Leise begann ich zu summen, während ich mir die Haare shampoonierte, nachdem ich das Shampoo aus meinen Haaren gewaschen hatte, stellte ich das Wasser ab und stieg aus der Dusche. Ich nahm mir mein Handtuch vom Waschbecken und wickelte es um meinen Körper. Ich sah in den Spiegel und sah mich kurz an. Ohne das ich es merkte, entwich mir ein wirklich sehr lauter Schrei. “SINISTER!” kreischte ich dann. “WAS ZUM TEUFEL MACHST DU HIER IN MEINEM BADZIMMER.” kreischte ich weiter. Ich schlang das Handtuch enger um meinen Körper und wirbelte herum. Mit nur wenigen Schritten war ich bei Sinister und starrte ihn wütend an. Auch wenn wir einmal zusammengewesen waren, gab dies ihm nicht das recht einfach hier in mein Badezimmer zu kommen und mir beim Duschen zuzusehen. Was fiel ihm ein! Sinister war zwar mindestens einen Kopf größer als ich aber das war mir in diesem Moment egal. Es war mir schon immer egal gewesen, ob er größer war als ich. Ich hatte mich ihm schon vor 1 ½ Jahren in den Weg gestellt und ihm meine Meinung gesagt. Und damals war ich grade mal 15 gewesen. Nun war ich 16 und in nur knapp 3 Monaten wurde ich dann 17. “Eh. Falls du es noch nicht wusstest Kassi das hier ist auch mein Bad. Es ist nämlich so, dass es nicht für jedes verdammte Zimmer ein eigenes Bad gibt. Immer zwei Zimmer haben das gleiche Bad. Das spart Platz Prinzessin.” sagte er Zähneknirschend. Ich schnaubte. “Und wieso zum Teufel gehst du genau jetzt ins Bad? Und sag mir jetzt nicht, dass du nicht gehört hast, wie das Wasser gelaufen ist. Und selbst wenn, hättest du wieder raus gehen können!” sagte ich wütend. Er grinste mich mit einem schiefen Lächeln an und ich muss zugeben, dass er schon irgendwie ziemlich sexy aussah. Ich wies mich selbst zurecht, indem ich mir sagte, dass ich so etwas nicht denken durfte, da wir ja nicht mehr zusammen waren und ich doch nichts mehr für ihn empfand. Ehe ich mich versah, hatte er mich an den Handgelenken gepackt und gegen die Wand gedrückt. Er stellte sich dicht vor mich, sodass nur noch mein Handtuch und der Stoff seiner Kleidung uns vor Hautkontakt schützte. Ich kann nicht wirklich beschreiben, was hier vor sich geht. Mein Puls spielte wie verrückt und ich zwang mich ruhig zu atmen und ihn weiterhin wütend anzusehen. “Geh von mir weg und lass mich los!” sagte ich mit zusammengebissenen Zähnen. Was mir aber im selben Moment klar wurde: Er würde mich nicht loslassen. So war er schon immer gewesen. Sobald ich ihn anschrie, er solle dies und das machen, hatte er genau das Gegenteil getan. “Sinister, ich bitte dich. Lass mich los..” sagte ich diesmal sanfter und leiser. Fast schon ein wenig flehend. Er beugte sich vor und flüsterte leise meinen Namen in mein Ohr. Ein Schauer lief mir über den Rücken. Genauso leise flüsterte er dann nur ein paar Sekunden später ein ‘Bitte’ in mein Ohr. Schnell schüttelte ich meinen Kopf. “Nein Sinister.” Meine Stimme war leise, als ich noch etwas erwidern wollte, hatte er sich wieder ein kleines bisschen zurückgebeugt und legte nun seine Stirn gegen meine eigene. “Du kannst doch nicht sagen, dass du nichts mehr für mich empfindest!” Ich funkelte ihn wütend an. Ich musste stark bleiben. Durfte nicht nachgeben. Wo würde das dann nur enden? “Nein Sinister. Vergiss es! Ich lass mich bestimmt nicht mehr manipulieren. Sehe ich etwa aus, wie eines dieser dummen Blondchen, die du vor und nach der Zeit mit mir immer angeschleppt hast? Ich behaupte mal nein, tue ich nicht!” Sein Gesichtsausdruck wechselte und nun sah er aus, wie ein getretener Hund. Sein schiefes grinsen, welches ich insgeheim echt sexy fand verschwand und wurde von einem dünnen Strich abgelöst. “So etwas habe ich niemals behauptet.” knurrte er. Dieses knurren war aber keinesfalls menschlich sondern hörte sich durch und durch animalisch an. Ich muss zugeben, es machte mir ein wenig Angst, sodass ich mich an die kühle Wand presste und ihn nun leicht verängstigt ansah. Und schon war wie auf Knopfdruck ein Selbstsicheres Grinsen auf seinen Zügen zu sehen. Ich sah ihn noch immer mit einer Mischung aus Angst und Verwunderung an, sodass ich nicht mal bemerkte, dass er sich zu mir herunterbeugte um mich zu küssen. Und als er mich dann küsste unternahm ich nichts. Also nichts bewusstes, eher erwiderte ich fast schon unbewusst seinen Kuss. Diese unbewusste Aktion wurde mir erst dann bewusst, als er mich hochnehmen wollte um mich in sein Zimmer zu tragen. Ich war wütend auf mich selbst weil ich es zu lies, dass er mich küsste und noch wütender auf ihn, weil er es schon wieder geschafft hatte, mich so zu manipulieren, dass ich nicht bemerkte, wie er mich küsste. Erst versuchte ich ihn von mir zu drücken - vergeblich versteht sich. Dann unternahm ich den Versuch einfach auszuweichen indem ich meinen Kopf wegdrehte, doch ehe ich etwas tun konnte und als hätte er es geahnt zog er mich zu sich und ging im selben Moment einen Schritt zurück. Er schlang einen Arm um meine Hüfte, mit der anderen hielt er meinen Kopf fest. Ich bemerkte, wie sein Kuss forscher und drängender wurde. Ich war wie gefangen. Ich konnte mich nicht wehren, weil ich offengesagt keine Chance gegen ihn hatte und wurde von ihn in einem so eisernen Griff festgehalten, dass es für mich zu einer Sache der Unmöglichkeit wurde, noch irgendwie zu entwischen. Als er mich dann während des Kusses hoch hob und mich in Richtung der anderen Tür trug, kam mir eine Idee, welche ich sofort ausführte. Wie ich mir schon gedacht hatte, lies er mich los, was aber nicht im Plan inbegriffen war, war die Tatsache, dass ich auf den Boden fiel. Aber ich lag nun einfach da. Auf dem Boden. Während er wütenden mit den Zähnen knirschte und sich an die Lippe fasste, aus welcher nun Blut sickerte, richtete ich mich schnell wieder auf. “Du Miststück hast mich gebissen!” knurrte er wieder so animalisch. “Du hast mich tatsächlich gebissen!” Ich wickelte das Handtuch wieder enger um meinen Körper. “Ehy!” Abwährend hob ich meine Hände. “Du hast es doch nicht anders gewollt! Ich habe nicht darum gebeten, dass du mich küsst!” sagte ich wütend. Als er mich ein weiteres Mal packen wollte, war ich schneller. Diesmal duckte ich mich unter ihm hindurch und rannte fast schon zu der Tür, welche in mein Zimmer führte. Ich öffnete diese, sprang hindurch und knallte sie Lautstark hinter mir zu. Schnell hatte ich abgeschlossen. Mit einem lauten seufzten lies ich mich auf den flauschigen Teppichboden sinken und legte mich dann auf den Rücken. Die Hände über dem Bauch gefaltet. Wenn ich jetzt noch die Augen schließen würde und die Luft anhalten, würde ich bestimmt aussehen, als sei ich Tod. Ich wartete, und wartete, und wartete. Die Uhr an der Wand tickte leise vor sich hin und mein Handy spielte leise Sommertag von Gisbert zu Knyphausen, einem deutschen Sänger. Erschrocken sprang ich auf und angelte mein Handy aus meiner Handtasche. “Ja?” - “Hey Prinzessin! Ich wollte mich nur mal schnell melden. Könnte sein, dass deine Mailbox nun voll gemüllt ist, aber ich versuche von seit einer halben Stunde dich zu erreichen und hab mir echt Sorgen gemacht. Hättest du jetzt nicht abgenommen, hatte ich Nathan angerufen und gefragt, warum du nicht an dein Handy gehst!” Es war Enrico, welcher gerade total aufgeregt und fast schon ohne Punkt und Komma sprach. So kannte ich ihn gar nicht. Sonst war er immer ganz ruhig gewesen. Aber vielleicht sprach er nur so, weil ich nicht sofort an mein Handy gegangen war. Ich kicherte. “Ganz Ruhig Enrico! Mir geht’s gut. Ich hab mir nur ‘ne ausgiebige Dusche gegönnt. Sonst nichts.” Sofort hörte ich, wie er entspannt ausatmete. “Achso.. Und meine kleine? Wie ist es so bei Nathan und Stephen?” - “Ganz gut. Aber du Enrico?” Ich vernahm ein leises Hmm. “Ich wollte gerade was essen..” Ich hörte ihn lachen. Wieso lachte er. “Ist gut kleines. Aber iss nicht zu viel, sonst wirst du dick!” neckte er mich noch. Dann war die Verbindung unterbrochen. Irgendwie musste ich grinsen. So kannte ich Enrico. Einfach auflegen ohne ‘Ciao’ zu sagen. Ohne weiter über Sinister und seine Aktion im Bad nachzudenken nahm ich mir eine Unterhose, eine Boxershorts, einen BH und eines meiner Tops heraus und zog alles an. Dann verlies ich mein Zimmer durch die Tür, durch welche ich als erstes hereingekommen war. Meine Füße führten mich fast schon automatisch in die Küche und als ich sie betrat sah ich mich erst mal um. In der einen Ecke saßen Anastasia und Sophie, welche sich gegenseitig mit Erdbeeren fütterten. Nicht weit von den beiden entfernt saß Sinister mit dem Rücken zu mir. Auf seinem Schoß saß irgendeine Blonde Tusse und ich musste grinsen. Sonst war niemand da. Bei dem Anblick der Tusse und Sinister musste ich grinsen. Ohne darüber nachzudenken, was ich tat ging ich zum Kühlschrank und nahm mir eine Packung rote Grütze heraus. Ich schlich mich an Sinister und das Flittchen heran und bedeutete Phi und Ana, dass sie still sein sollten. Als Antwort drehten sich die beiden wieder weg und fütterten sich weiter. Ich hörte das Blondchen kichern und verdrehte die Augen. Als ich dann hinter Sinister stand, öffnete ich leise die Grütze und kippe sie über das Blondchen drüber. Sofort begann diese zu kreischen und ich beugte mich zu Sinister herunter. “Kassiopeia, bitte. Du kannst doch nicht sagen, dass du nichts mehr für mich empfindest!” wiederholte ich seine Worte so laut, dass auch Phi und Ana es hören konnten. Dann drehte ich mich um und ging zum Mülleimer in den ich die leere Packung und den Deckel warf. Dann öffnete ich ein weiteres Mal den Kühlschrank und holte mir eine Schüssel von den Erdbeeren heraus. Ebenfalls nahm ich mir auch die Sprühsahne. Während das Blondchen aus der Küche stürmte - dicht gefolgt von Sinister versteht sich, musste ich wirklich ein kichern unterdrücken. Mir gelang dies sehr gut, was man von Phi und Ana nicht behaupten konnte. Als weder das Blondchen noch Sinister zu sehen waren, prustete auch ich los und setzte mich zu den beiden. “Kass, das war genial!” lobte mich Anastasia. “Der Gesichtsausdruck von Sinister, als du ‘Kassiopeia, bitte. Du kannst doch nicht sagen, dass du nichts mehr für mich empfindest!’ gesagt hattest war zum schreien. Er sah aus, als wäre jemand gestorben. Der is’ richtig bleich geworden!” führte Sophie weiter aus. Ein grinsen huschte über meine Lippen, als ich mich setzte. Phi und Ana lobten mich noch ein bisschen weiter, verstummten dann aber plötzlich. Sie starrten auf irgendetwas - oder irgendjemanden - hinter mir und so wand ich mich auch um. In der Tür stand Robin. “Also Phi, verzeih, aber für Robin würde ich hetero werden.” flüsterte Ana ganz leise. “Ich verstehe dich mein Schatz.” sagte Phi ebenfalls ganz leise, ich wusste, dass die beiden hofften, dass Robin sie nicht hören konnte. Ein grinsen huschte über seine Lippen, er hatte Phi und Ana natürlich gehört. “Er hört euch.” flüsterte ich ihnen dann zu. Als Quittung bekam ich einen Tritt gegen Schienbein von Phi und ein schnauben von beiden. Lachend schüttelte ich den Kopf. Dann nahm ich die Erdbeeren und die Schlagsahne, stand auf und ging an Robin vorbei, in Richtung meines Zimmers. Was mir erst jetzt auffiel: Er hatte nur ein Handtuch um seine Hüften gebunden und sonst nichts. Während ich in mein Zimmer lief, blieb ich noch kurz stehen und drehte mich um. Erst riss ich die Augen auf, dann wurde ich rot. Robin stand tatsächlich direkt hinter mir und grinste noch immer. Leise räusperte ich mich und sah zu Boden, während ich auf meiner Unterlippe herumkaute. Auf einmal spürte ich seine warmen, weichen Finger an meinem Kinn, welches dies vorsichtig anhoben. “Küss mich.” wisperte er. Vor meinem inneren Auge spielte sich die Aktion von Sinister ab. “Kass.” ... “Kass!” ... “KASS!” - “Jaa-Haa?” - “Frag nicht wieso, aber küss mich. Kein Schulmädchenkuss. Küss mich so wie damals. Da, als wir noch zusammen waren! Weist du noch?!” Ich schüttelte leicht meinen Kopf, danach sah ich Robin an und lächelte. So sehr ich auch wollte - ich konnte nicht wiederstehen. Also nickte ich. Dann küsste ich ihn kurz und sanft. Als ich weitergehen wollte, nahm er meine Hand und ich seufzte leise. Robin lies sicher aber nicht beirren und ging mit mir in Richtung von meinem Zimmer. Als wir bei meiner Zimmertür angekommen waren öffnete ich diese. “Kassiopeia?” sagte Robin. “Hmm?” machte ich, während ich mich zu ihm drehte. Und schon, ehe ich mich versah lagen seine Lippen auf meinen. Er schlang seine Arme um mich und zog mich an sich. Ich stellte die Schüssel mit den Erdbeeren auf einen Beistelltisch, welcher an der Wand neben der Zimmertür von mir stand. Eine seiner Hände verschwand in meinen Haaren und ich stöhnte leise, als er leicht daran zog. Gern erwiderte ich seinen Kuss, doch als er diesen abrupt beendete, war ich verwundert. Schnell schlug ich die Augen auf, doch was ich sah, war nicht wirklich das, was ich erwartet hätte. Ich sah, dass Sinister Robin auf den Boden geworfen hatte und nun mit seinen Fäusten auf ihn einprügelte. Moment mal! Sinister plus Robin plus Prügel bedeutete, dass ich was unternehmen sollte! “SINISTER DU IDIOT” kreischte ich wütend. Ich versuchte Sinister von Robin runterzuziehen, was aber nicht wirklich funktionierte. Ich war einfach zu schwach. Schnell nahm ich die Sprühsahne und schüttelte sie ein wenig, bevor ich sie auf Sinister’s schwarze Haare sprühte. Genauso, wie ich erwartet hatte, schrie dieser wütend auf und lies von Robin ab, welcher sofort aufsprang und Sinister wütend ansah. Sophie und Anastasia waren aus der Küche gekommen und beobachteten Sinister während sie Erdbeeren aßen. Ich schüttelte den Kopf und half dann Robin hoch, welcher dann in mein Zimmer ging. Ich folgte ihm und nahm beim reingehen die Erdbeeren mit. Er lag schon auf meinem Bett, als ich die Tür hinter mir schloss und den Schlüssel zweimal herumdrehte. Als ich mich zu ihm setzte, bekam ich gleich drei Schocks nacheinander. Erstens: das Handtuch war weg. Zweitens: Er hatte eine offene Wunde an der Schläfe und seine Lippe war aufgerissen. Und das dritte, was mir einen Schock verpasste war, dass er so aussah, als machte es ihm nichts aus verprügelt zu werden. So, als hätte er es fast schon darauf angelegt. “Er liebt dich noch immer Kass. Aber liebst du ihn auch noch immer?” fragte er mich dann ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen. Irgendwie faszinierte mich diese Eigenschaft von ihm. Er öffnete die Augen und fixierte mich mit seinen Augen. Ich stöhnte leise. “Sinister hat mich geküsst, einmal im Auto und dann noch im Badezimmer. Aber nein, ich liebe ihn nicht mehr. Ich bin über ihn hinweg. Robin, ich hätte nicht mit dir geschlafen, wenn ich noch etwas für ihn empfinden würde.” sagte ich mit fester und entschiedener Stimme. Nun schloss er wieder seine Augen. Sichtlich zufrieden. Das nächste, was ich tat, war die Erdbeeren auf meinen Nachttisch zu stellen und im Bad nach ein paar Tupfern zu suchen. “Der Junge macht mich echt fertig..” murmelte ich, als ich im Bad nach den Tupfern suchte. “Aaaah. Ich danke dir Darling!” hörte ich Sinister sagen. “Fick dich.” grummelte ich als Antwort. Als ich die Tupfer gefunden hatte, verschwand ich Schnur Stracks aus dem Bad, schloss die Tür und drehte auch hier den Schlüssel zweimal im Schloss. Dann nahm ich eines meiner braunen Handtücher von meiner Kommode und warf es über Robins Unterleib. Auf seinen Zügen zeichnete sich ein grinsen ab. “Was ist los Süße? Gefällt er dir nicht mehr?” fragte er mich gespielt Empört. Ich schüttelte lachend den Kopf. “Doch, doch!” Ich kletterte auf mein neues, mega weiches Bett und setzte mich auf ihn drauf. Vorsichtig begann ich die Wunde an seiner Schläfe abzutupfen und als ich dann endlich mit dem ganzen Firlefanz fertig war, klebte ich ihm noch ein Pflaster drauf. Das Blut auf seiner Lippe tupfte ich auch ab. Als ich mit allem fertig war setzte ich mich neben ihm und nahm mir die Schüssel mit den Erdbeeren. Erst aß ich 2 oder 3 Stück auf, dann hob ich Robin eine an die Lippen. Er grummelte etwas unverständliches, doch ich lies mich nicht beirren und piekste ihm in die Seite. “Wenn du keine Erdbeeren magst, dann verschwinde aus meinem Zimmer und prügle dich weiter mit Sinister auf dem Flur herum. Und schon hatte er die Erdbeere - und meine Finger - im Mund. “Roooobin!” kicherte ich, dann zog ich meine Hand zurück. “Du hast ‘nen Knall.” - “Ich liebe dich auch Süße.” erwiderte er. Dieser Satz - er brachte mich dazu die Luft anzuhalten und auf meine Handflächen zu starren. Erwartete er, dass ich dazu nun etwas sagte? Ich will ja nicht sagen, dass ich ihn nicht echt gern habe, aber lieben? Ich weiß nicht. Aber irgendwas war da doch - zwischen ihm und mir. Irgendetwas. Ich hatte es doch gespürt, und er auch. Sonst hätte er mir bestimmt nicht gesagt, dass er mich liebte. Oder doch? In gewisser weiße war ich beunruhigt. Ich bemerkte, wie er sich auf meinem Bett bewegte und sich aufsetzte. “Kassi?” fragte er leise, während er die Arme um mich schlang und mich dann wieder mit sich nach hinten zog, sodass ich halb auf ihm lag. Er gab mir einen Kuss auf mein Haar und ich lächelte. “Ja?” fragte ich ihn dann zurück.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 14.11.2011

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
an Niclas & an Jessica.

Nächste Seite
Seite 1 /