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Nur ein Traum


Sie starrte zitternd die leere Straße entlang. Mehr Wörter brauchte man nicht, um ihre Gefühle zu beschreiben. Nur dieses eine: Angst. Die Straße war leer, als wären die Bewohner der Häuser, die hier aufgereiht waren alle ausgestorben, als wäre das Mädchen, dass auf der Straße stand der einzige lebende Mensch. Sie hörte, wie der Wind an ihr vorbei zog. Das Mädchen fuhr um. Der Wind, das rauschen hörte sich an wie ein schluchzen. „Hallo?“, flüstere sie ängstlich. „Ist hier jemand?“, rief sie mit zittriger Stimme, doch eine antwort bekam sie nicht. Die Dunkelheit war schrecklich, nicht, wie Dunkelheit sonst war, sondern Einsamer, stärker, fast wie ein Fluch. Das einzige Licht gaben die Laternen, ihr gelbes unechtes Licht, das die Straße noch leerer erschienen ließ. Neuer Mut überkam sie. „Hallo? Ist hier jemand?“, rief sie. Kälte überkam sie, als sie die Stille nach ihrem Ruf hörte. Diese Einsame Stille schien jeden Laut zu fressen. Das Mädchen geriet ins schwanken. Ihr Kopf drehte sich und sie stolperte nach vorne, dann fühlte sie nur noch, wie ihr Körper fiel und sie auf dem harten Asphalt aufprallte.



Ich wachte auf. Ich fühlte mich so, als wäre ich in mein Bett gedrückt worden. Wie früher, als ich geträumt hatte, ich wäre tief gefallen und kurz bevor ich aufgeprallt war, bin ich aufgewacht. Ich hatte schon seit Jahren nicht mehr so einen Traum. Kalt war mir auch, merkte ich, nachdem ich die Dunkelheit meines Zimmers realisiert hatte. Meine Decke lag neben dem Bett und meine Haut fühlte sich nass an. Ich zitterte vor kälte. Langsam richtete ich mich auf und schaute mich um. Ein Gedanke in dem hintersten Stübchen meines Kopfes war, das irgendjemand an meinem Bett stand. Vielleicht mit einem Messer in der Hand, einem Zauberstab oder scharfen Zähnen. Doch meiner Erfahrung nach zu urteilen, würde das Wahrscheinlich nie auftreten. Leider. Ich stand auf und ging zum Fenster. Es war offen, einer der Gründe, wieso mir kalt war. Nachdem ich es geschlossen hatte, hörte ich rein garnichts mehr, nur noch meinen Atem. Ich stolperte zurück zu meinem Bett (auf dem Boden lag ein Schuh, den ich nicht gesehen hatte) hob meine Decke hoch und bedeckte mich wieder damit. Langsam beruhigte sich mein unregelmäßiger Atem und mein ganzer Körper, der bei jedem Herzschlag aufzitterte auch. Ich erinnerte mich plötzlich wieder, warum ich aufgewacht war. Wegen diesem eigenartigen Traum. So einen Traum hatte ich noch nie... Ich wusste immer wann ich träumte und wann nicht. Nach einer gewissen Zeit, die ich träumte piepste ein Stimmechen: "Katie, Katie, keine Sorge, es ist nur ein alberner Traum". Doch anscheinend brauchte dieses Stimmchen auch schlaf, denn diesmal hatte es nichts gesagt. Ich erinnerte mich noch ganz genau an dieses Leere, einsame Gefühl. Es war keine schöne Erinnerung, denn es löste Bauchschmerzen in mir aus. Ich kniff die Augen zu, als wollte ich mir sagen, ich solle an was anderes denken. Ich dachte noch viel in dieser Nacht, an alles Mögliche. Ab und zu auch daran, dass mich in diesem Augenblick ein Kobold anschauen könnte, doch irgendwann schlief ich ein und sank in einen Traumlosen und tiefen Schlaf.

Ich wusste nicht, wie viel Uhr es am nächsten Morgen war, aber es war früh. Die Sonne wirkte noch Orange durch das Fenster und blendete mich. Ich rieb mir müde die Augen. Langsam drehte ich meinen Kopf zur Uhr, die über dem Tisch hing. Es war fünf Uhr ziebzehn. Nur noch eine Stunde. Wieder rieb ich mir die Augen, als würde es mich wacher machen. Natürlich musste ich, wie jeder fünfzehnjährige Mensch zur Schule. In meinem Falle musste ich sehr früh aufstehen. Ich vergrub mein Gesicht in meinem Kissen.

Es kam mir vor, als wären Sekunden vergangen als ich aus dem halbschlaf erwachte, weil der nervige Piep- Ton mich weckte. Ich gähnte und schaltete den Wecker aus. Wieder gähnte ich und hatte schon so eine vorahnung, dass dies nicht mein letzter gähner war. Ich richtete mich auf. Das Licht schien noch stärker in meine müden Augen, als eine Stunde zuvor. Doch ich kannte das. Schließlich war es jeden Tag gleich. Langsam (und immer mal wieder gähnend) fing ich an mich fertig zu machen, Cornflakes zu essen und mir ein Brot für die Schule zu machen. Wie jeden Morgen war ich ziemlich allein. Meine Mutter wollte, das ich Verantwortung übernehme und lies mich jeden Morgen allein mein Brot machen. Ich war sehr faul, deswegen gefiel mir das nicht so recht, doch was konnte man machen?
Als ich fertig war, schulterte ich meine Schultasche und verließ das Haus. Kurz bevor ich die Tür schloss, überlegte ich nochmal, ob ich etwas vergessen hätte und da das nicht der Fall war, ging ich los.


Der normale Alltag


Die kühle Herbst Brise ließ mich erzittern. Ich vergrub mein Gesicht bis zur Nase in meinem Schal. Die Straße war leer, die paar Häuser, die in dieser Straße standen hatten ihr Licht noch nicht an. Doch das war normal, die Menschen in dieser Straße, die sich alle ziemlich änlich sahen schalteten ihr Licht immer um acht Uhr an. Ich wusste das, weil ich an den Tagen, an den ich krank war immer auf der Fensterbank saß und auf die Straße starrte. Ich bog um. Jetzt war ich in einem kleinen Waldstück. Manchmal war ich sehr froh, in so einer Gegend zu leben. Es war ruhig und idyllisch und Wälder und Wiesen gab es überall. Doch im kühlen Herbst verließ ich nur ungern das Haus. Nicht, das die bunt umher flatternden Blätter nicht schön zu beobachten waren, ich mochte die kälte nunmal nicht, wie eigentlich fast jeder. Auch in diesem Herbst fielen die Blätter von den Bäumen, als würde es regnen. Ich hob den Kopf und starrte in den Himmel, der gräulich- weiß war. Wieder erzitterte ich und merkte plötzlich, dass ich stehen geblieben war. Ich ging weiter (diesmal doppelt so schnell. Diesmal blieben meine Augen am Boden. Wie jeden Morgen kam mir niemand in die Quere, bis auf eine ältere Dame, die mich anlächelte, als ich aufsah. Und nach ewigen Minuten kam ich endlich an der Schule an. Es war eine sehr gepflegte Schule, auf der es kaum schlechte oder seltsame Schüler gab. Die meisten waren ziemlich nett, jedoch auch ziemlich verschlossen und strebend. Wieder gähnte ich, während ich über den Weg zur Tür und remelte dabei ausversehen eine jüngere Schulerin an. "Tschuldigung", nuschelte ich, wobei ich ihr nicht in die Augen schaute. Ich schaute fremden Menschen generell nicht in die Augen, auch sprach ich sie ungern an. Ich hatte meine Freunde und neue suchte ich mir nicht. Deswegen würde ich auch nie beliebt sein, was mir jedoch nicht sehr nahe ging, da meine Meinung zu den 'beliebten' nicht die beste war. "Jeder Erfolg, den man erzielt, schafft uns einen Feind. Man muss mittelmäßig sein, wenn man beliebt sein will.", war mein Motto, wenn es um die beliebten ging, oder wenigstens, wenn es um eingebildete Mädchen ging, die mir sehr unsymphatisch vorkamen. Ich kam an mein Klassenzimmer und öffnete die Tür. Wie immer stellte ich mich in Sekunden auf die Schule ein. Ich schaute nicht mehr so oft aus dem Fenster, dachte nicht mehr so oft an Bücher oder an die Landschaften die in meiner nähe lagen. Ich dachte an den Tag, der mir entgegen kam.

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Tag der Veröffentlichung: 17.09.2010

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