Cover

DER STUMME ZEUGE Stephan Rykena

 

 

 

Lisa hielt den Brief zitternd in ihren Händen. Ungläubig überflog sie noch einmal die Zeilen.

 

Sie können mich jederzeit besuchen. Meine Adresse haben Sie ja. Ich freue mich immer, wenn ein Leser meiner Bücher mir schreibt oder mich besucht. Ich kann ihnen dann die Orte zeigen, die in meinem Buch vorkommen. Es wäre schön, wenn Sie mich vor Ihrem Besuch kurz anrufen, damit Sie mich auch antreffen."

 

David Rouse

 

Verrückt, dachte sie, einfach irre! Sie drehte sich auf dem Absatz einmal ganz in die Runde, warf die Arme in die Luft und lachte dabei laut los.

Sie brauchte jetzt eigentlich jemanden, dem sie diese Geschichte erzählen konnte, aber es war niemand im Haus. Die anderen drei jungen Frauen aus der Wohngemeinschaft waren bei der Arbeit oder in der Stadt einkaufen.

Lisa holte einen Atlas aus dem Regal und blätterte die Seiten durch, bis sie eine Karte von England gefunden hatte. Sie überflog die Insel hastig und stieß bald mit dem Finger auf das was sie suchte. - Cornwall - . Fasziniert suchte sie weiter.

Musste ein ziemlich kleiner Ort sein, dieses Redruth, denn er war gar nicht auf der Karte eingetragen. Sie suchte nach einer besseren Karte, aber der alte Atlas aus ihrer Schulzeit gab nicht mehr her. Ihre Augen glitten weiter über das bunte Papier und dann legte sie ihren Finger auf einen Ort, der eine Menge guter Erinnerungen in ihr weckte. Bath.

Als Schülerin war sie einmal für eine Woche dort gewesen und, obwohl der Zeitraum nur kurz gewesen war, hatte sie dort Dinge gesehen, die ihr weiteres Leben entscheidend verändert hatten.

Ihr Blick fiel auf das Bücherregal mit dem alten, abgegriffenen grünen Buch. "English Countryside" stand auf dem Einband. Sie hatte es schon lange nicht mehr herausgenommen. Als sie es schließlich in der Hand hielt und den Staub von der Oberkante gepustet hatte, meinte sie etwas zu spüren, obwohl das natürlich eigentlich unmöglich war. Sie kniff die Augen für einen Moment zusammen und lächelte.

Ihr Daumen glitt langsam an dem geschlossenen Buch entlang und stieß an eine hervorragende Seite, eine die dicker war, als die restlichen. - Sie war also noch da -! Vorsichtig öffnete sie das Buch an der markierten Stelle. Eine Luftbildpostkarte kam zum Vorschein und ließ Lisas Augen leuchten. Sie nahm sie heraus und legte das Buch beiseite.

Sie lehnte sich in den Sessel zurück und zog die Beine an.

Sie legte das Bild auf ihre Oberschenkel und rahmte es mit den Fingern ein.

Ein wunderschöne Landschaft im gleißenden Sonnenlicht und mittendrin ...

Plötzlich war es wieder da, dieses Gefühl, das sie genau an diesem Ort zum ersten Mal gespürt hatte. Ihre Augen tasteten jeden Millimeter der von Grün- und Brauntönen beherrschten Abbildung ab und blieben schließlich an einer Baumgruppe hängen.

Hier, genau hier war es damals gewesen......

 

*

 

Und genau wie damals verschwand sie auch diesmal aus der Gegenwart in eine Zeit der Hexen und Dämonen, der Mystik und der Zauberei. Nur mit dem Unterschied, dass sie diesmal nicht von einem ungeduldigen Lehrer aus ihren Träumen gerissen wurde.

Die Abbildung löste sich aus ihrem Fingerrahmen und wurde Realität.

Warme Sonnenstrahlen trafen Lisas Haut und sie hörte die fröhlichen Stimmen ihrer Mitschüler.

Sie marschierten geradewegs auf ein altes Dorf mit grauen Sandsteinhäusern zu, die alle wie kleine Burgen aussahen, mit einer massigen Kirche in der Mitte und vielen Hecken, die die Felder einrahmten.

Über einen schmalen, ebenfalls von hohen Hecken begrenzten Weg gelangten sie auf die holprige Dorfstraße, die sie ein Stück entlanggingen, bis sie zu einer, in sanfte Nebelschwaden gehüllte, Wiese gelangten. Hier ließ sie eine laute Stimme anhalten.

"Rechts - , auf das Feld, da wo die großen Steine sind!"

Irgendwelche Menschen hatten vor langer Zeit riesige Sandsteine merkwürdig behauen und senkrecht in einem großen Kreis halb in die Erde eingraben und mit einem mächtigen Wall umgeben.

Der Nebel ließ die feuchten Steine wie eine schützende Armee aussehen, die sich trotzig dem Feind entgegenstellte. Einzelne, besonders kecke Sonnenstrahlen kämpften sich durch die grauen Schleier und tanzten über das nasse Gras.

Es war plötzlich total still. Selbst die Laute, die die Gruppe erzeugt hatte schienen nun vom weichen Gras, wie von Watte geschluckt zu werden.

Die Sonnenstrahlen besiegten die kühlen, feuchten Schwaden und plötzlich stand Lisa direkt vor einem der riesigen Steine, so dicht, dass sie die im weichen Gestein gespeicherte Feuchtigkeit fühlen, den erdigen Geruch der ihn bedeckenden Moosschicht riechen konnte. Sie schloss die Augen und umarmte den Stein. Ihre Fingerspitzen ertasteten Vertiefungen und raue Bruchstellen, die der Wind, der Frost oder die Menschen

dem Stein zugefügt hatten. Ihre Stirn berührte ein weiches Moospolster, ihre Knie schlugen hart gegen eine scharfe Kante. Vorsichtig, ohne die Augen zu öffnen, lief sie, ohne loszulassen, um den Stein herum. Merkwürdige Ströme flossen von dem uralten, harten Gestein durch ihre weiche Haut in ihren Körper. Gerade als sie eine Stelle erreicht hatte, an der die warmen Sonnenstrahlen ihre volle Kraft auf sie wirken ließen und sich in der Mitte ihres Körpers mit den

Ausstrahlungen des kalten Gesteins zu treffen schienen, hörte sie wieder diese umbarmherzige Stimme.

"Lisa, komm jetzt, wir müssen weiter!"

Wie berauscht löste sie sich von dem Stein und blinzelte in nun gleißenden Sonnenstrahlen. Sie brauchte einen Moment um sich zu orientieren und stolperte dann verwirrt in Richtung der anderen Jugendlichen, die inzwischen oben auf dem Wall an einer Baumgruppe standen.

Sie war die letzte im Innern des riesigen Steinkreises gewesen und außer ihr schien niemand irgendetwas Ungewöhnliches bemerkt oder verspürt zu haben.

Der steile Anstieg auf den Wall brachte ihren Kreislauf in Schwung und als sie oben angekommen war, waren die wunderbaren Kräfte, die sie noch gerade verspürt hatte, aus ihrem Körper gewichen.

Die Höhe des Walles machte es möglich, dass man die gesamte Anlage in ihrer mystischen Schönheit überblicken konnte.

Außer ein paar Schafen war kein Lebewesen im Steinkreis. Die Sonne stand noch so niedrig, dass die vorderen Steine große Schatten warfen. Lisa kniff die Augen zusammen und bewegte den Kopf langsam wiegend hin und her, bis die Steine anfingen, sich ebenfalls zu bewegen. Ihre Schatten berührten sich und gingen langsam wieder auseinander.

Warme Wellen schienen aus dem Steinkreis heraus auf den Hügel zu wehen und Lisa spürte wieder diese merkwürdigen Kräfte, die schon der einzelne Stein auf sie ausgestrahlt hatte.

Sie spürte einen Stoß und fiel rückwärts auf den Boden.

Der Aufprall war völlig schmerzlos.

Als sie versuchte aufzustehen, berührten ihre Hände rechts und links etwas, was sich wie Arme anfühlte. Benommen tastete sie weiter und traf überall auf Arme, warme glatte Arme, die sich netzförmig an den Boden zu klammern schienen. Vorsichtig hob sie langsam den Kopf, blickte über ihre Schulter.

Hölzerne Schläuche wanden sich über die Erde und verschwanden schließlich in ihr. Sie bildeten ein wunderschönes Muster. Lisa konnte den Lebensstrom in ihnen an den Handflächen und im Rücken spüren.

Es war ein herrlich kraftvolles Gefühl und sie hatte Mühe, sich von ihm zu lösen, um aufzustehen.

Fasziniert sah sie, als sie endlich stand, dass das Muster eine riesige Baumwurzel war, die durch den Regen freigespült worden war und sich nun über die Erdoberfläche schlängelte. In ihren Handflächen prickelte es immer noch und an ihrem Rücken liefen wohlige Schauer herunter.

 

*

"Lisa, Lisa, - bist du da?"

Wie durch eine Watteschicht drangen die Worte an ihr Ohr.

"Lisa!" Eine Hand legte sich auf ihre Schulter. Warmer Atem drang an ihr Ohr.

"Eh, schöne Postkarte! Ist die aus Irland?"

Die Hand wanderte auf ihren Arm entlang und Lisa drehte sich der Stimme entgegen.

"Was ist los? Träumst du?" Ein freundliches Gesicht lächelte sie an. "Ein mystischer Ort? - Sieht schön aus. Warst du da schon mal?"

Lisa lächelte.

"Kann schon sein", sagte sie. "Ich war gerade ganz weit weg. Tut mit leid."

Sie legte der anderen Frau die Arme um den Hals und drückte ihr einen zärtlichen Kuss auf den Hals. "Ein Wahnsinnsort! Genau da hat alles angefangen", sagte sie lachend und löste sich von der anderen.

"Und heute habe ich einen Brief aus Cornwall bekommen. Ich bin eingeladen worden, von diesem Schriftsteller an den ich mal geschrieben habe. Der, von dem ich dir mal erzählt habe, der dieses Jugendbuch über diesen Jungen da geschrieben hat, weißt du noch? Jeremy Visick. Der Junge, der über eine Grabinschrift in das neunzehnte Jahrhundert in so eine Mine in Cornwall versetzt wird."

 

"Aha, dann weiß ich ja schon, wo du deinen Sommerurlaub verbringen wirst. Ich hatte eigentlich gehofft, dass wir zusammen in die Türkei fahren würden. Aber das ist natürlich viel besser!"

"Viel besser?" fragte Lisa, hilflos nach Worten suchend, die ihr gerade verlorenes Gefühl beschreiben konnten. "Das ist Wahnsinn, -- DER Wahnsinn überhaupt! Ich könnte sofort losfahren. Ich muss dahin. Irgendetwas ist da, was mir sagt, dass ich da unbedingt hin muss."

Sie starrte wieder mit leuchtenden Augen auf die Postkarte in ihrer Hand und wiederholte leise das Wort " irgendetwas."

Ihre Freundin sah sie überrascht an.

"Eh, sag mal", sagte sie lachend und boxte Lisa freundschaftlich gegen den Arm. "Das hört sich ja gespenstisch an. Denk dran, dass wir in zwei Monaten Examen haben. Da können wir uns solche Träumereien nicht leisten. Wir müssen noch für Psychologie pauken. Hast du Tee eingekauft?"

Lisa zuckte zusammen, als hätte sie die Realität mit einem Paukenschlag eingeholt.

"Tee, - ja. Ist in der Küche", antwortete sie und reckte sich wohlig. "Das blöde Examen pack` ich sowieso nie." Sie steckte die Karte wieder in das Buch und stellte es zurück ins Regal.

"Wenn ich doch nur `ne Woche Zeit hätte..."

Die Freundin stand kopfschüttelnd auf und ging in die Küche.

 

*

Am nächsten Morgen lag ein Zettel auf dem gemeinsamen WG-Küchentisch.

"Examen hin, Examen her. Tut mir Leid, aber ich muss los. Hab die ganze Nacht gegrübelt. Irgendwas in mir sagt mir, dass ich jetzt sofort los muss. Ich muss nach England!

Macht euch keine Sorgen. Wahrscheinlich komme ich ja bald wieder."

 

Lisa

 

Ihre Mitbewohnerin stürmte sofort in Lisas Zimmer. Schon auf den ersten Blick wurde klar, dass Lisa tatsächlich weg war.

"Verrückt", dachte sie. " Die ist völlig verrückt geworden. So`n blöder Brief kann einen doch nicht so plötzlich total aus der Bahn werfen...."

Auf dem Schreibtisch lag das alte Buch aus dem Regal, - aufgeschlagen, - die Postkarte fehlte.

 

*

Natürlich konnte niemand verstehen, warum einen so ein Brief total aus dem Gleichgewicht bringen konnte. Es hatte ja auch niemand in dem Steinkreis das gefühlt, was Lisa gefühlt hatte, und es hatte auch niemand die Baumwurzeln berührt und die Kräfte gespürt, die durch sie hindurch gerast waren. Niemand , außer Lisa!

Die ganze lange Fahrt nach Cornwall in Südengland verlief wie ein Traum. Als Lisa schließlich in Redruth aus dem Zug stieg, konnte sie sich kaum noch erinnern, wie sie eigentlich dort hingekommen war. Sie fand den Briefumschlag mit der Adresse in einer Innentasche ihre Jacke, warf sich den Rucksack auf den Rücken und ging zur Bushaltestelle.

Sie hatte Glück. Der Busfahrer war sehr nett und kannte den Schriftsteller persönlich und, da sowieso nur zwei Leute in dem Bus waren, fuhr er sie mit einem kleinen Abstecher durch den Ort direkt vor das alte Fachwerkhaus am Ortsausgang.

Tja, - da stand sie nun und wusste nicht so recht, auf was sie sich da eingelassen hatte.

Ihre Anspannung machte sich in einem verrückten Lachen Luft. Sie hüpfte ein Stück am Gartenzaun entlang und lachte, einfach so, ohne Grund, wie es schien. Dabei schlug sie beide Hände vors Gesicht, als könne sie sich dahinter verstecken.

Zum Glück war niemand auf der Straße.

"Wahnsinn", flüsterte sie zu sich selbst in ihre hohlen Hände,

"Wahnsinn! Lisa, oh Lisa. Was hast du bloß gemacht?" Sie gluckste wieder los und schüttelte ihre blonde Mähne.

Dann hielt sie abrupt an und streckte die Arme mit geballten Fäusten weit zur Seite. Sie kniff die Augen zusammen und hielt das hübsche, freche Gesicht in die warmen Strahlen der Abendsonne. Sie atmete dreimal tief durch und ging entschlossen zur Haustür.

Sie suchte noch nach einem Klingelknopf, als sich auch schon die Tür öffnete und eine etwa sechzigjährige Frau sie von oben bis unten musterte.

"Yes, Miss", fragte eine gutmütige Stimme und lächelte sie freundlich an.

"Suchen Sie jemanden?"

Lisa erklärte ihr den Grund ihres Daseins in holperigen Sätzen und die nette Frau schien ihr sofort zu glauben, denn sie bat sie schon nach den ersten Sätzen herein in die gemütliche kleine Küche gleich neben dem Eingang.

Sie war, wie sich schon bald herausstellte, die Haushälterin des Schriftstellers, und sie schien ganz angetan von der netten jungen Deutschen mit den lockigen blonden Haaren und dem kurzen Rock mit den derben hohen schwarzen Stiefeln.

Sie erzählte Lisa, dass der Hausherr bei einem Schriftstellerkongress in Longleat bei Bath sei und erst in einer Woche zurückerwartet würde. Es täte ihr sehr Leid, aber er habe wohl nicht mit Lisas Besuch gerechnet.

Lisa erzählte ihr von ihrer Spontanentscheidung und dass sie sich wohl besser angemeldet hätte.

Als Lisa sich nach einer Jugendherberge oder einer Unterkunft im Ort erkundigte, bot ihr die nette Frau sofort ein Zimmer in ihrem Haus an und es wurde noch ein interessanter Abend .

Lisa zeigte ihr auch die Postkarte von dem Steinkreis und ihre nette Gastgeberin nahm sie lächelnd in die Hand.

"Avebury", sagte sie bewundernd und zog die Luft tief ein. "Ein wunderschöner Ort. Ist gar nicht weit von Longleat und Bath, da wo Mr Rouse gerade ist. Ein mystischer Ort."

Lisa erklärte ihr, dass sie dort unbedingt hin wolle und die nette Frau und schrieb ihr Rouse Adresse auf.

"Er hat ein ganzes Haus dort bei Bath", sagte sie. "Nicht groß, aber wunderschön gelegen. Vielleicht können sie dort wohnen. Der Ort heißt Lacock."

Sie war wirklich nett, diese Haushälterin und am nächsten Tag brachte sie Lisa auch noch zum Bahnhof.

 

*

 

Lacock war ein verrückter Ort, ein Dorf, in dem die Zeit stehen geblieben zu sein schien, und zwar nicht vor ein paar Jahrzehnten, nein, eher vor ein paar Jahrhunderten.

Weit vor dem Dorfeingang, an einem großen Parkplatz, musste Lisa aus dem Bus steigen, weil Autos in den Ort nicht einfahren durften.

Sie schulterte ihren schwarzen Rucksack und lief über einen mit Kopfsteinpflaster befestigten Weg, vorbei an einem riesigen, dunklen Schloss mit einem breiten Graben, in eine Welt, die sie nur aus Filmen über das Mittelalter kannte.

Sie konnte es nicht fassen. War das Realität oder Traum? War sie schon wieder in einen Tagtraum gefallen?

Alle Häuser waren aus grobem, grauen Stein. Überall wucherten Wildpflanzen aus den Fugen. Nirgendwo Reklameschilder, keine Neonröhren, keine Motorengeräusche.

Schmiedeeiserne Buchstaben über winzigen Schaufenstern zeigten, wo der Bäcker wohnte oder wo das Postamt zu finden war.

Moderne Errungenschaften, wie Telefonhäuschen waren geschickt verpackt, mit Holz verkleidet, hinter grauen Steinmauern versteckt. Die Straßenlampen waren reich verziert und dunkelgrün gestrichen, so dass sie Bäumen ähnlich sahen.

Nur die Kleidung der Leute und die modernen Fahrräder, auf denen sie sich durch den Ort bewegten, zeigten deutlich, dass Lisa nicht träumte.

Eine wunderschöne Realität also, dieses Lacock!

 

Nach wenigen Minuten stand sie vor dem Haus, das die nette Haushälterin ihr beschrieben hatte. Da es keine Klingel gab, klopfte Lisa mit dem Türklopfer und schon kurze Zeit später öffnete ihr ein freundlich lächelnder Herr.

" Hello, Sie müssen Lisa sein", sagte er in ihr erstauntes Gesicht und machte eine einladende Handbewegung, " Sandra, meine Haushälterin, hat heute morgen angerufen und sie angekündigt. Schön, dass sie da sind!"

Lisa folgte seiner Handbewegung und trat durch die niedrige Holztür in das Innere des uralten Gebäudes. Drinnen umwehte sie der Geruch von Kräutern und altem Holz. Zwei schiefe Türen kauerten in einem kleinen Flur, an dessen Ende eine Holztreppe nach oben führte,

David Rouse, ihr Gastgeber schob sie in den Raum rechts vom Flur und nahm ihr den Rucksack ab.

"Setzen sie sich. Wenn sie Tee möchten, bedienen sie sich", sagte er und setzte sich in einen der, mit rotem Samt bezogenen, Sessel.

" Haben sie alles schnell gefunden?"

Er lächelte sie mit englischem Charme etwas steif an. "Schönes Dorf, nicht wahr?"

Lisa versank halb in dem weich gepolsterten Sessel und ihr kurzer Rock schob sich weit an den braungebrannten Beinen hoch.

"Wahnsinnig schön", sagte sie. "Aber irgendwie, wie eine Filmkulisse. Als wenn es nicht echt wäre." Ihre Augen musterten den kleinen Raum, der wie das Wohnzimmer einer Puppenstube aussah. "Wie im Mittelalter...", sagte sie dann plötzlich und stockte.

Rouse lachte.

"Gar nicht so schlecht", sagte er und erzählte ihr von der langen Geschichte des Ortes und dass er schon oft als Filmkulisse für historische Filme gedient habe.

"Wenn sie Lust haben, können wir noch einen kleinen Rundgang machen und ich zeige ihnen dann das ganze Dorf. Heute Mittag muss ich nach Longleat zu einer Tagung, aber wenn sie wollen, können sie gern hier bleiben. So lange sie wollen.

Oben ist ein Gästezimmer. Da können sie wohnen. Das Haus wird sowieso viel zu wenig genutzt."

 

Und ob Lisa wollte. *

 

Zwei Tage später musste Rouse zurück nach Redruth. Er hatte ihr die ganze Gegend gezeigt. Sie war voller mystischer Orte. Überall hatte Lisa das Gefühl gehabt, nur die Oberfläche gesehen zu haben, ob es sich nun um die Hexe aus der Höhle von Wookey Hole, um die Steinkreise von Stonehenge oder um den Hügel von Old Sarum gehandelt hatte.

Sie hatte die Schwingungen dieser Orte gespürt, aber es hatte keine Lösung gegeben.

Rouse hatte, sehr zu Lisas Verwunderung, genau verstanden, was sie meinte und sie hatten eine ganze Nacht über ihr Erlebnis an den Steinen von Avebury diskutiert. Nie zuvor hatte sie jemandem erzählt, welche Signale sie damals empfangen hatte, die ihr ganzes weiteres Leben beeinflusst hatten.

Nie zuvor hatte sie jemandem so vertraut, wie diesem Mann, dessen Buch über einen Jungen, der durch einen Kohleschacht in eine längst vergangene Zeit gestiegen war, sie so sehr gefesselt hatte, dass sie ihm das unbedingt schreiben gemusst hatte.

 

Am Morgen, an dem Rouse abfahren wollte, wollte auch Lisa abreisen, aber Rouse machte ihr beim gemeinsamen Frühstück einen ungewöhnlichen Vorschlag.

"Lisa, sie müssen noch bleiben", sagte er auf einmal. "Avebury ist nicht weit von hier und heute ist ein Tag, der dem, von dem sie mir erzählt haben, sehr ähnelt.

Es ist noch nebelig, aber später wird die Sonne durchkommen und der Nebel wird aufsteigen. Wie wäre es, wenn ich sie vor meiner Rückreise noch nach Avebury bringe. Es wird sicher niemand da sein. Sie könnten vielleicht allein und ohne Zeitdruck ihr persönliches Geheimnis mit den Steinen lösen.

Ich gebe ihnen den Schlüssel für das Haus und sie können hier so lange bleiben, wie sie wollen.

Wenn sie abreisen, geben sie den Schlüssel einfach im Postamt ab.

Ich fände es spannend, später von ihren Erlebnissen zu hören!"

 

Eine Stunde später stieg sie im Nebel aus Rouse` Morris Minor und stand völlig allein auf dem steinigen Parkplatz am Steinkreis von Avebury.

 

*

 

Alles sah noch genauso aus, wie sie es in Erinnerung hatte. Das graue Dorf, der schmale Pfad am Feldrand ,der Steinkreis.

Beinahe kein Staubkörnchen schien sich bewegt zu haben. Die Zeit war hier stehen geblieben. Nur eines war anders, als damals bei ihrem ersten Besuch. Es war fast völlig still. Nur ein paar Vögel zwitscherten und ein Hund bellte, irgendwo in der Ferne.

Vorsichtig, als traue sie der ganzen Sache nicht, bewegte sie sich Schritt für Schritt auf den riesigen Steinkreis zu. Die ersten Steine waren noch schemenhaft zu erkennen und ragten bedrohlich in den Himmel. Die anderen verschluckte der Nebel. Wieder, genau wie damals, spürte Lisa, wie ihre Füße den Kontakt zum Boden langsam verloren und alles in einen Schwebezustand überging.

Das Moos durchsetzte, polsterartige Gras trug sie, wie ein Schaumteppich und schluckte jedes Geräusch.

Und dann war da auch wieder dieser eigenartige Geruch von feuchter Erde. Lisa war wie betäubt. Sie ging planlos ein paar Schritte vor, bog dann, wie von einer unsichtbaren Hand geführt nach rechts in eine lange Vertiefung ab, fing an zu rennen, stolperte laut lachend über Grasbüschel in den dichten Nebel hinein, erklomm schnaufend einen steilen Hügel und warf sich, oben angekommen ,tief atmend auf den Rücken auf den Boden.

Mit geschlossenen Augen tastete sie mit beiden Armen kreisförmig rechts und links von ihrem Körper den Boden ab. Etwa auf halber Höhe, Schulter und Arme bildeten fast eine gerade Linie, packten sie mit beiden Händen kräftig zu.

Und dann spürte sie sie, diese Wahnsinnsströme, die mitten durch ihre Handflächen rasten.

Sie hatte ihn wiedergefunden, den Baum mit den oberirdischen Wurzeln, und dieses Mal würde sie seine geheimnisvollen Kräfte ungestört auf sich wirken lassen können. Sie lag völlig entspannt inmitten seiner netzartigen Wurzeln fühlte, dass ungewöhnliche Dinge auf sie warteten.

Warme Schauer zogen in Wellen durch ihren Körper.

Sie hörte Kinderstimmen und blökende Schafe ganz nah an ihren Ohren. Im Hintergrund klapperte irgendetwas, das sich wie Hufe auf einer Straße anhörte. Und plötzlich erschienen auch Bilder vor Lisas Augen.

Der ganze Ort sah ganz anders aus.

Keine große, hässliche Straße zerschnitt den riesigen, noch fast vollständigen Steinkreis. Auf dem ganzen hohen Wall standen uralte Bäume.

 

In der Mitte des Kreises stand eine mächtige, aus groben Sandsteinen gebaute Scheune, zu der eine holprige Kopfsteinpflasterstraße führte, auf der etliche klapprige Leiterwagen mit ebenso klapprigen Pferden standen und wohl darauf warteten, entladen zu werden.

"Los schneller", brüllte ein uniformierter Typ im Tor der Scheune und knallte mit einer Peitsche. "Alles hier rein. Und dass ihr mir ja nichts vergesst! Fleißige Untertanen liebt der König, Betrüger hängt her!"

Ein paar armselige Gestalten in zerrissenen Kleidern schleppten mühsam schwere Säcke von den Leiterwagen in das riesige Scheunentor.

Dann und wann trat der Uniformierte nach einem der Lastenträger und schrie ihn an.

Ein paar Kinder in edlen Kleidern sahen dem ganzen Treiben zu und freuten sich jedes Mal, wenn einer der Träger stolperte oder unter den Tritten des Uniformierten zusammenbrach.

Sie lachten laut und äfften die tief gebeugt Schleppenden nach.

Eine Wagenladung Säcke nach der anderen verschwand in der Scheune und die klapprigen Wagen drehten leer auf der engen Straße um.

Plötzlich brach ein wildes Geschrei aus.

Zwei Reiter rasten aus dem offenen Scheunentor hinter einem eilig davonfahrenden Fuhrwerk her.

Sie überholten es und die Reiter rissen die mageren Zugpferde am Zaumzeug herum.

Der Kutscher, ein ziemlich dünner, älterer Mann sprang vom Bock und versuchte über das freie Feld hinter einen der großen Steine zu fliehen, aber die Reiter waren schneller.

Die Kinder rannten johlend hinter den Dreien her.

Die Reiter packten den armen Mann von beiden Seiten unter den Armen und hoben ihn zwischen den Pferden in die Luft.

Dann jagten sie in wildem Galopp zurück zur Scheune, wobei sie den Mann fast in zwei Teile zerrissen.

Am Scheunentor war alles in heller Aufregung. Die mageren Säckeschlepper stoben beiseite und die Reiter schleiften den armen Alten durch das Tor in die Scheune.

Die traurigen Figuren vor dem Tor steckten die Köpfe zusammen und tuschelten.

Die Kinder reckten neugierig ihre Köpfe durch das immer noch offene Tor und kicherten.

Kurze Zeit später kamen zwei Uniformierte mit klappernden Säbeln aus dem Tor und schrieen etwas Unverständliches.

Hinter ihnen schleiften zwei weitere Uniformträger den alten Mann, der nun an den Händen gefesselt war, nach draußen. Sie bogen gleich neben dem Tor nach links auf die riesige Wiese und schienen, vorbei an einigen der großen Steine, den Wall hoch direkt auf Lisa zuzukommen.

Schon hörte sie das tiefe Schnaufen der beiden Soldaten, die den armen Bauern den Wall hoch zerrten.

"Ich wollte doch nur etwas zu essen für meine Familie haben", hörte sie den alten Mann jammern. "Der König kann uns doch nicht alles nehmen. Meine Frau und meine Kinder.."

Weiter kam er nicht. Einer der beiden Greifer hatte ihm die behandschuhte Hand ins Gesicht geschlagen und "halt`s Maul" geschrieen.

Fast hätte er, so kam es Lisa vor, ihr auf die Hand getreten, aber dann hielt der traurige Tross an.

Einer der Soldaten warf einen groben Strick mit einer Schlinge über einen der Äste des Baumes, unter dem Lisa ausgestreckt lag und zog prüfend daran.

Dann legte er die Schlinge um den Hals der armseligen Gestalt.

"Bete, wenn du willst", sagte einer der Henker, "und vergiss nicht den König in dein Gebet mit einzuschließen!"

Die Henker gingen einen Schritt zurück und diskutierten lachend.

Lisa meinte den Stiefelabdruck des einen im Boden neben ihrer Hand zu spüren.

Kurze Zeit später zogen die Uniformierten vereint an dem Strick und die knochige Gestalt zappelte noch einen Moment, bevor sie ihr Leben aushauchte.

Die Soldaten befestigten das Ende des Stricks an einem anderen Ast und verließen fröhlich plaudernd den grausigen Ort.

Plötzlich mischten sich merkwürdige Laute unter das Geschehen.

Ein stechender Schmerz in der linken Hand riss Lisa aus der fernen Welt.

Eine warme Hand berührte ihren Arm.

Erschrocken öffnete Lisa die Augen und starrte direkt in die schmalen Augen eines Asiaten.

Neben ihr lag eine Videokamera und ein paar weitere besorgte, schlitzäugige Menschen mit Videokameras beugten sich zu ihr herunter.

"Sorry, very sorry,“ sagte eine freundliche Stimme in gebrochenem Englisch. „I’m so sorry. My camera, problem. I’m so sorry. You understand?"

Der Schmerz hatte schon nachgelassen und Lisa stand lächelnd auf.

"Nicht so schlimm", sagte sie auf Deutsch, noch völlig benommen von ihrem Ausflug in Vergangenheit. "War nicht so schlimm. Ist schon gut."

Die Asiaten verbeugten sich mehrfach freundlich und zogen dann laut redend und filmend weiter. Lisa sah ihnen, noch immer völlig irritiert, hinterher.

 

*

 

Zwei Stunden später war sie wieder in Lacock in der hübschen Wohnung des Schriftstellers.

Sie machte sich einen Tee und ließ sich erschöpft auf das kleinen Sofa fallen.

Wahnsinn! Absolut irre, was da mit ihr passiert war!

Sie war in der Vergangenheit gewesen und von einem tolpatschigen Japaner mit Videokamera abrupt wieder in die Gegenwart geholt worden.

Ihr Blick glitt an dem großen Bücherregal im Wohnzimmer entlang und blieb an einem dünnen, zerschlissenen Büchlein hängen. Sie stand auf und nahm es heraus.

 

"Avebury, früher und heute", stand auf dem Deckel in merkwürdig verschnörkelten Buchstaben über einer Zeichnung, die eine riesige Scheune mitten in dem großen Steinkreis zeigte.

Lisa setzte sich in den großen Ohrensessel am Fenster und schlug vorsichtig eine Seite auf.

"Früher stand inmitten der großen Steine die so genannte Tythebarne", las sie.

"Tythebarnes waren riesige Scheunen, die von Beamten des Königs verwaltet wurden und in denen die Bauern einen Teil ihrer Ernte als Steuern abliefern mussten.

Die Verwalter waren meist sehr rigorose Männer, die bei der kleinsten

Unregelmäßigkeit brutale Bestrafungsmethoden anwandten.

Die Barne von Avebury war besonders berüchtigt. Meistens wurden Bauern, die sich nicht an die Regeln hielten, sofort auf dem im östlichen Teil des die Steine umgebenden Walles, am so genannten Galgenbaum aufgehängt und als abschreckendes Beispiel zwei Tage dort hängengelassen."

Lisa ließ das Buch erschreckt sinken.

Genau, wie sie es erlebt hatte! Sie war in der Vergangenheit gewesen. Das war sicher.

 

*

 

Am nächsten Morgen stand Lisa früh auf und nahm den Bus nach Avebury.

Sie musste herausfinden, ob sie nur geträumt hatte, oder ob ihre Reise in die Vergangenheit wirklich stattgefunden hatte.

Die Sonne stand wie ein Feuerball am Himmel und tauchte alles in ein warmes, ruhiges Licht.

Busladungen von Touristen belagerten die Steine und filmten alles, was sich auf Videoband bannen ließ.

Obwohl ihr klar war, dass sich so das Geschehen vom Vortage nicht wiederholen ließ, legte sich Lisa flach zwischen die Wurzeln des Galgenbaumes und versuchte ihre Ströme aufzunehmen. Aber es passierte nichts.

"Könnten Sie bitte ein wenig zur Seite gehen", sprach sie ein älterer Herr auf Deutsch an. "Ich möchte gern die ganze Wurzel filmen. Könnten Sie…."

Lisa sprang genervt auf und irrte noch eine Weile ziellos zwischen den lauten Menschenmassen herum, bis sie sich entschloss nach Lacock zurückzufahren.

 

*

 

Zu ihrer Überraschung war David Rouse wieder da. Er begrüßte sie herzlich und schien sich über ihre Anwesenheit zu freuen.

"Na, hat Avebury sein Geheimnis preisgegeben?", fragte er lachend. "Haben Sie die Geschichte Ihres ersten Besuches klären können? Ich habe mir zwei Tage frei genommen und freue mich, Sie hier noch anzutreffen."

Lisa lächelte freundlich zurück und drückte seine warme Hand.

 

Sie tranken zusammen Tee und David Rouse hörte Lisa aufmerksam zu, als sie ihm von ihrem Erlebnis unter dem Baum erzählte. Er schien nicht im geringsten überrascht zu sein.

"Es klingt alles ziemlich verrückt“, meinte er schmunzelnd. "Passt aber hervorragend zu einer der Geschichten, die sich um genau diesen Baum ranken.

Dieser Baum war vor langer Zeit der Galgenbaum.

Er ist sicher schon ein paar hundert Jahre alt und hat als einziger überlebt. Die Legende sagt, dass die freigespülten Wurzeln, die sich wie ein Netz über den Boden ziehen, die Hände der Gehenkten seien, die sich aus dem Reich der Toten befreit haben.

Vielleicht haben Sie, als Sie berührten, das Rauschen ihres Blutes verspürt und so mit der Vergangenheit Kontakt aufgenommen."

Lisa sah ihn ungläubig an.

Ein keckes Grinsen entwickelte sich langsam auf seinem Gesicht.

"Vielleicht haben Sie aber auch nur...."

Er unterbrach den Satz und nahm ihre Hände in seine.

"Vielleicht habe ich was?", sagte sie und schüttelte seine Hände. "..nur eine blühende Phantasie?"

Sie sprang auf, lief zum Fenster und setzte sich rückwärts auf die Fensterbank. "Sie glauben mir nicht, oder?"

Er lächelte und machte eine abwehrende Handbewegung.

"Nein, nein, das stimmt nicht", sagte er. "Ich glaube Ihnen schon, aber es beruht eben alles auf glauben. Beweise gibt es nicht, oder? Dazu müsste der Baum schon sprechen können.

So ist er nur ein stummer Zeuge vieler Geschehnisse.

Sicher wurden Menschen an ihm aufgehängt, Kriege unter ihm ausgetragen, es wurde unter ihm getanzt und gelacht, Kinder sind an ihm hochgeklettert und Unwetter haben ihn umtobt.

Er hörte Sägen, die seine Nachbarn fällten und Gespräche, die nicht für fremde Ohren gedacht waren und - tja, vielleicht hat er sogar den einen oder anderen Ast lassen müssen, für die Scheiterhaufen, auf denen die Hexen verbrannt wurden, - Hexen wie Sie, zum Beispiel. Frauen, die mit der Vergangenheit Kontakt aufnehmen konnten und Leben in Steinen fühlen konnten."

Lisa starrte ihn fasziniert an. Er nahm verlegen die Teetasse und trank den letzten winzigen Schluck.

"Sie glauben mir also?", unterbrach sie die Stille. "Aber das ist doch verrückt!" Sie lachte, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und sah seitlich über ihre Schulter aus dem Fenster.

"Dann bin ich also eine Hexe", sagte sie ganz langsam und betont auf die Straße hinaus. "Eine richtige Hexe!"

 

Sie drehte sich, wieder lachend, um, rutschte vom Fensterbrett, ging zu einem der Sessel am Tisch und warf sich hinein.

"Schön, eine Hexe zu sein, wenn man nicht mehr befürchten muss, verbrannt zu werden", sagte sie. "Ob es wohl noch mehr von uns gibt?"

 

 

 

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 21.12.2022

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